Die Indoeuropäer
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kulturen am Nord-Kaukasus vor Erscheinen des Maikop-Phänomens
- 2 Im Überblick: Kupferzeit in SO-Europa und Beginn der Arsen-Bronzezeit am Kaukasus
- 2.1 Die Carpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP) und deren abruptes Ende
- 2.2 Todorova: Ausmaß der Katastrophe und Verlauf der Übergangszeit um 4000 BC
- 2.3 Govedarica zu Szepterträgern, Kultur-Hiatus und Klima als Ursache
- 2.4 Der Experte Anthony zum abrupten Untergang von Alteuropa und Varna
- 2.5 Die neue Cirkumpontische Metallurgie Provinz (CMP) um 4.000 v. Chr.
- 3 "Plötzliches" Erscheinen der Maikop-Kultur (ab 4. Jt. v. Chr.): Herkunfts-Hypothesen
- 3.1 Die Technologien der Maikop-Kultur führte frühe Archäologen auf südliche Einflüsse
- 3.2 Lyonnet lehnt als Erste die südlichen Einflüsse ab
- 3.3 "Iran und Zentralasien" als überholte Herkunfts-Hypothesen
- 3.4 Iranisches Zentralplateau: scheidet aus
- 3.5 Transkaukasus oder Uruk-Expansion (aus Mesopotamien): kommen zu spät
- 3.6 Kura-Araxes (Transkaukasus): kommt viel zu spät
- 3.7 Aktuelle genetische Forschungen zur Maikop-Kultur
- 4 THESE: Balkan-Metallurgen gehen Ende 5. Jt. v.Chr. zum Kaukasus
- 5 Das Fürstengrab im Kurgan von Maikop (37. Jh. v.Chr.) (27.3.2023)
- 6 Aus dem Kurgan ersichtliche kulturelle Maikop-Errungenschaften (~37. Jh. v.Chr.)
- 6.1 Was nahm der Fürst mit in das "nächste Leben"?
- 6.2 Umfang seiner Herrschaft
- 6.3 Umfassendes Metallurgie-Know-how und Produkte
- 6.4 Längster Dolch der damaligen Welt aus Arsenbronze
- 6.5 Der Fürst verfügt über die Werkzeuge zur Holzbearbeitung
- 6.6 Errichtung des Maikop-Kurgans (OшаД – „Oshad“) selbst
- 6.7 Die ersten von Ochsen gezogenen Wagen der Steppe
- 6.7.1 Die Maikop-Kultur erbringt alle Voraussetzungen für diese Innovation
- 6.7.2 Folgerungen von "Wagen mit fixer Achse" für die "Wagen der Steppe"
- 6.7.3 Rekonstruktionsvorschlag zur „Erfindung der Wagen der Steppe“
- 6.7.4 Aktuelle Forschungen zur Erfindung vierrädriger Wagen am Kaukasus
- 6.7.5 Exkurs: Die Räder aus den Pfahlbausiedlungen passen nicht zu Wagen
- 7 Beschreibung der Maikop-Kultur durch den lokalen Ethnologen → Bgazhnokov
- 8 Darstellung von Gesellschaft und Leistungen von Maikop (TODO)
- 9 Maikop, "Maikop-Steppe" und Jamnaja-Steppen
- 10 Die Bildung des Jamnaja-Komplexes ab 3.300 v. Chr.
- 11 Jamnaja-Abspaltungen: Afanasievo (Altai), Schnurkeramiker, Hethiter, Indien/Iran
- 11.1 Mögliche Gründe für die Abspaltungen
- 11.2 ~ 3.000 v.Chr.: Afanasievo ziehen zum zentralasiatischen Altai-Gebirge
- 11.3 ~ 3.000 v.Chr.: Die Schnurkeramiker trennen sich von den Jamnaja
- 11.4 ~ 2.500 v.Chr.: Kura Araxes von PIE-Sprechern verdrängt: "Proto-Hethiter" (?)
- 11.5 ~ 2.000/1.700 v.Chr.: Iran/Indien
- 12 Die Schnurkeramiker (~3.000-2.400) und ihre Nachbarn
- 13 Mögliche Gründe für rasche Ausbreitung der Schnurkeramiker nach West-/Nord-Europa
- 13.1 Bevölkerungseinbruch im neolithischen Westeuropa im 3. Jahrtausend
- 13.2 Zur Entwicklung des Bakteriums Yersinia pestis (Pest) OFFEN
- 13.3 Auftreten der Pest in Eurasien und Westeuropa OFFEN
- 13.4 Keine Eroberungskriege gegen die Neolithiker
- 13.5 Die Sicht der Linguistik zur raschen Ausbreitung des Indoeuropäischen
- 13.6 Die Evidenz der raschen Gen-Vermischung
- 14 Zeitliche Verbreitung der Schnurkeramiker-Gene ab 2.900 v.Chr. nach Europa
- 15 Nachfolger der Schnurkeramiker in unserem Raum
- 16 Zeitliche Entwicklung der Kulturen (2 dynamische Karten 50.000 v.Chr. bis heute)
- 17 Noch zu verarbeitende Literatur
- 18 Literaturverzeichnis (durchwegs mit Internet-Links)
Kulturen am Nord-Kaukasus vor Erscheinen des Maikop-Phänomens
Chronologie der Kulturen am Kaukasus
OFFEN: eigene Darstellung
Zu Beginn wird eine generelle Übersicht über die chronologische Abfolge der besprochenen Kulturen am Kaukasus gegeben, um die relevanten Entwicklungen entsprechend einordnen zu können (vgl. die beigefügte Abbildung).
Die enorme Dynamik innerhalb eines Jahrzehnts bei der Erforschung der Besiedlung des späteren Maikop-Gebiets und hier vor allem des Gebiets des nordwestlichen Kaukasus kann anhand zweier jüngerer grafischer Darstellungen (2014, 2017; leider unter Copyright) verfolgt werden:
- Kohl 2014, Ph. u. Trifonov, V.:: → Relative Chronologie des späten prähistorischen Kaukasus. Fig. 3.11.3; p. 1578; und deren recht ähnliche Fortführung durch:
- Reinhold 2017, Sabine et al.: → Chronologie im Kaukasus und benachbarten Regionen.. Fig. 8.2: p. 79 mit ihrem Link zur Chronologie → ihre grafische Darstellung der "Chronologie des Kaukaus"
Reinhold 2017 und 2022, Sabine gibt überhaupt keine Gruppen mehr als Vorläufer der Maikop-Leute um 3.900 v. Chr. im NW-Kaukasus, Kuban-Gebiet und zentralen Nord-Kaukasus an, sondern fügt nur mehr Fragezeichen für die früheren Kulturen ein. Das eröffnet Raum (vgl, Lyonnet (2007) gleich weiter unten) für das überraschende und so plötzliche Erscheinen der Maikop-Kultur auf breiter Front am Kaukasus.
In Bearbeitung der (alten) Chronologie-Tabelle - vgl. die Abbildung - nach → Courcier (2007:206) werden folgende Kulturen in ihrem zeitlichen Auftreten angeführt:
- Vorläufer der Maikop-Kultur, die mit dem Beginn der Maikop-Kultur enden (?):
- Mešoko-Kultur (auf dem späteren Gebiet der Maikop-Kultur)
- Darkveti-Kultur (im Inneren des Kaukasus im Norden/Nordwesten und Georgien)
- Maikop-Kultur (Beginn um 3900 v. Chr. bis 2600 v.Chr.)
- Maikop-Phase (3900-3500 v. Chr.; Oshad-Kurgan in Maikop)
- Maikop-Novosvobodnaja-Phase (3600-2600 v.Chr.; Klady-Kurgan)
- die erst deutlich nach dem Beginn der Maikop-Kultur viel weiter südlich am/des Kaukasus entstehende Kulturen:
- Leila-Tepe-Kultur (Süd-Kaukasus; Vorläufer der Kura-Araxes)
- Kura-Araxes-Kultur (Süd-Kaukaus; an den Flüssen Kura und Araxes)
Maikop-Vorläufer-Kultur(en): Mešoko (und Darkveti)
Die frühesten Belege für die neolithische Lebensweise im Nordkaukasus, einschließlich Domestiken und Siedlungsarchitektur, stammen aus der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. und werden mit einer kulturellen Formation in Verbindung gebracht, die als Darkveti-Meshoko Eneolithic oder "perlenverzierte Keramik" bezeichnet wird. Die mit diesem Phänomen verbundenen Stätten befinden sich an beiden Flanken - Mešoko nördlich, Darkveti südlich - des westlichen Gebirges des Großen Kaukasus und spiegeln aller Wahrscheinlichkeit nach Gruppen wider, die über die Gebirgspässe von der Süd- zur Nordseite des Kaukasus vorstießen.
Dieses Kulturphänomen steht für eine eher verstreute und spärliche Besiedlung der Berggebiete. Einige Siedlungsplätze wurden unter Felsüberhängen oder in Höhlen gefunden, aber es gibt auch größere befestigte Siedlungen; sie lebten von Ackerbau, Viehzucht und insbesondere der Schweinehaltung.
Die Kulturen von Mešoko (nördlich des) und Darkveti (südlich des Großen Kaukasus) werden häufig gemeinsam als Vorläufer-Kulturen von Maikop genannt und waren ob ihrer historischen Herkunft aus dem Süden wohl auch genetisch miteinander verwandt.
Die Mešoko-Leute, die über die Berge nach Norden zogen, erscheinen als Bergbauern mit Viehzucht aus der Darkveti-Kultur hervorzugegangen zu sein oder zumindest einen gemeinsamen Ursprung gehabt zu haben.
Wie aber der obigen Grafik zu entnehmen ist, waren die beiden Kulturen großräumig durch den Großen Kaukasus voneinander getrennt. Die Gebiete der Darkveti haben mit der entstehenden Maikop-Kultur weder räumlich noch zeitlich etwas gemein.
Es fällt vor allem auf, dass sich das spätere Heimatgebiet der Maikop-Kultur genau mit dem Gebiet der vorangegangenen Mešoko-Kultur nördlich des Großen Kaukasus im Einzugsgebiet des Kuban-Flusses deckt. Hambleton (2016) zeigt auf, dass die Mešoko-Kultur vor und auch während der Maikop-Zeit im selben Gebiet nördlich des Kaukasus weiter lebte und auch keine Veränderungen in ihrer Lebensweise nach Eintreffen der Maikop-Leute auftraten; nur der Anteil der Schweine an der Ernährung nahm zu.
Die Kaukasus-Expertin der Pariser Universität Lyonnet (2007) schreibt auf S. 134: "Die "Maikop-Komponente" wurde auf den kulturellen Hintergrund der Mešoko aufgepfropft, aber mit fremden Einflüssen vermischt."
Wie der nebenstehenden chronologischen Darstellung (nach Lyonnet) zu entnehmen ist, erscheint am Nord-Kaukasus spätestens um 3.900 v.Chr. plötzlich die Maikop-Kultur im früheren Gebiet der Mešoko-Kultur.
Im südlichen Kaukasus gibt es die Leilatepe-Kultur und die Kura-Araxes-Kultur erscheint erst viel später – etwa gleichzeitig mit dem Übergang zur Maikop-Novosvobodnaja-Kultur.
In Anatolien gibt es erste Anfänge der Arslantepe-Kultur, die aber erst mit der Schicht Arslantepe VI-A um 3.300 v.Chr. bedeutsam wird.
Im nördlichen Mesopotamien bestehen die späten chalkolithischen Kulturen durchgehend das ganze 4. Jahrtausend v.Chr. weiter.
In Zentral und Südmesopotamien gibt es die frühe Uruk-Kultur – die das ganze 4. Jahrtausend andauert – für einen Einfluss auf Maikop aber zu weit entfernt ist; zudem liegt das nördliche Mesopotamien mit seiner Kultur dazwischen.
Zusammenfassend ergibt sich anhand dieser Chronologie als erstes Ergebnis, dass die Maikop-Kultur nicht von anderen Kulturen dieses Raumes abstammt oder überhaupt beeinflusst werden konnte.
Courcier (2014) datiert die Mešoko-Kultur in die Mitte des 5. Jt. bis in das beginnende 4. Jt. v.Chr. Lyonnet (2007) berichtet zu Mešoko, dass die Siedlungen aus leichten, rechteckigen Hütten aus mit Lehm verputztem Holz bestanden, die am inneren Rand von befestigten Anlagen (dicke Steinmauern oder Gruben mit Holzpalisaden) umschlossen waren. Die damaligen Begräbnisstätten lagen nicht unter Grabhügeln (Kurganen). Rinder und Schweine waren ebenso bedeutsam wie die Jagd. Es gab eine reiche Knochenindustrie (vor allem für die Lederverarbeitung), eine hochwertige Steinindustrie (Äxte und Meißel für die Holzverarbeitung, Armbänder aus verschiedenen Mineralien, Werkzeuge und Waffen aus Feuerstein, Anhänger aus Tierzähnen (Hirsche und andere) und seltene Metallgegenstände aus Kupfer, die als Importe vom Balkan angesehen werden, was in Jasenova Poljana durch einen steinernen Hammerkopf mit vier seitlichen Vorsprüngen und einen steinernen Szepterkopf in Form eines stilisierten Pferdekopfes belegt wird. Es gibt zahlreiche handgefertigte Keramik. Weibliche Figuren aus Terrakotta vervollständigen das Material. Es gibt Hinweise auf Kontakte zwischen diesen verschiedenen Fundorten und den Steppenkulturen weiter nördlich und nordwestlich. In Mešoko gibt es Pfeilspitzen, deren Form nur vom Norden des Schwarzen Meeres bekannt ist. In Svobodnoe wurden auch Scherben der Skelja-Kultur, die nördlich des Schwarzen Meeres siedelte, gefunden. Einige Objekte dieser Kulturen weisen auf Beziehungen zwischen dem Nordkaukasus, den Steppen und dem Karpathen-Balkan-Raum (Karanovo VI – Tripolje B1) hin (Lyonnet 2004). Die frühesten Metallstücke aus Reinkupfer werden in Mešoko gefunden: 11 Fragmente von Werkzeugen und Schmuck (Ahlen, Messerklinge, Armbänder, Anhänger).
Die Darkveti-Kultur (Courcier 2014) siedelte im nordwestlichen Kaukasus und entlang des Schwarzen Meeres in Georgien. Darkveti-Gegenstände werden hauptsächlich in Höhlen gefunden, aber es gab auch (ovale und kreisförmige) Hütten. Es wurden einige steinerne Armbänder, die für Mešoko charakteristisch sind, gefunden, die Beziehungen zwischen den Regionen beidseits des Kaukasus vermuten lassen. Die Darkveti schmiedeten Metalle kalt. Artefakte aus Reinkupfer sind Ahlen, Messerschneiden, Pfeilspitzen und Anhänger. Nur drei Objekte weisen Spuren von Arsen (unter 1 %) auf.
Die vorgelagerten "Steppen-Majkop" zeichnen sich durch Hügelgräber, eine Hirtenwirtschaft und das Vorhandensein von Keramik im Maikop-Stil als Grabbeigabe aus. Diese Gruppe breitete sich in der Kaukasus-Vorland-Steppe aus und verdrängte und absorbierte offenbar einen Teil der vorangegangenen eneolithischen Steppenbevölkerung.
Frühe Verbindungen zwischen Balkan, Steppe und Kaukasus
Reingruber 2016, Agathe; Rassamakin, Juri: → Zwischen Donau und Kuban: Das nordpontische Steppengebiet im 5. Jt. v. Chr. In: Der Schwarzmeerraum vom Neolithikum bis in die Früheisenzeit (6000-600 v. Chr.). Prähistorische Archäologie in Südosteuropa, Band 30; VML 2016:273–310.
Reingruber (2016) berichtet auch vom bekanntesten Fundort der Skelja-Kultur vom 5. Jt. v.Chr. am Dnieper. S. 295: Keramik vom Typ Suvorovo-Novodanilovka (= Skelja-Kultur) ist auch aus Siedlungen der Mešoko-Darkveti-Kultur im westlichen Kaukasus (vgl. die nebenstehende Abbildung) bekannt und besonders aus der Mešoko-Siedlung Svobodnoe am linken Ufer des Kuban.
Courcier (2014): Das in Mešoko und Darkveti gefundene reine Kupfer trug zu Chernykhs früher Hypothese einer West-Ost-Zirkulation von Balkan-Reinkupfer bei. Später wurde diese Hypothese durch die Entdeckung ähnlicher Prestigeobjekte über ein weites Gebiet der pontisch-kaspischen Steppen bestätigt (darunter Knochenperlen, Speerspitzen, sehr lange Feuersteinklingen, dreieckige steinerne Pfeile, Armbänder, Äxte und zoomorphe Szepter: Rassamakin 1999). Bei diesem Austausch hätte die Skelja-Kultur der Pontischen Steppe nördlich des Schwarzen Meeres eine Vermittlerrolle spielen können. Diese Kultur scheint eine Verbindung zwischen den Gruppen der Unteren Donau (Suvorovo- und Cernavoda-I-Kulturen), der Kuban-Region (einschließlich Mešoko und Swobodnoe) und den bewaldeten Steppen der Wolga gewesen zu sein. Dieses riesige Territorium deckt sich mit dem Gebiet der Karpaten-Balkan-Metallurgischen Provinz (CBMP), die von Chernykh entworfen wurde. Darüber hinaus gibt es eine gewisse zeitliche Überschneidung zwischen dem Zeitraum dieser Austausche (ca. 4550-4100/4000 v. Chr.) und dem Höhepunkt der CBMP, datiert auf ca. 4400-4100 v. Chr. (Chernykh; Pernicka; Ryndina).
Korenevskiy (2015) berichtet über ein kupfer–/frühbronzezeitliches Szepter und eine verzierte Hammeraxt. Beide Objekte wurden in der Vorgebirgsregion des nordwestlichen Kaukasus gefunden. Die Formen dieser Artefakte weisen auch auf kulturelle Kontakte zwischen den Bevölkerungen des westlichen Kaukasus und Südosteuropas hin.
Mešoko und deren Lebensweise vor und während der Maikop-Epoche
Wie den nachstehenden Arbeiten entnommen werden kann, scheint Mešoko zwar das geografische und menschliche Substrat für die Maikop-Epoche geliefert zu haben, war selbst aber sicher nicht in der Lage, hochstehende technologische, metallurgische Leistungen aus Eigenem zu entwickeln.
Ostashinskii (2021) (St. Petersburg) berichtet über deren aktuelle Forschungen zu einer Mešoko-Stätte während der Maikop-Kultur in den Bergen des nordwestlichen Kaukasus. Der Mešoko-Felsunterstand am Mešoko-Bach, der in den Belaya-Fluss mündet, stammt aus dem Zeitraum 3.600-3.000 v. Chr. und gilt zusammen mit einigen anderen Siedlungen in der Umgebung als Nachweis für die Gleichzeitigkeit der frühen Maikop- und der spät-eneolithischen Mešoko-Kultur. Moderne Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Funde der frühen Mešoko-Periode und während der Maikop-Periode in verschiedenen Schichten konzentriert sind. Die Mešoko hatten keine Behausungen; diese Mešoko-Gruppe lebte in der Waldzone und war gut an die Bedingungen der lokalen Umgebung angepasst.
Es wurden keine Metallgegenstände gefunden. Die Keramik erinnert aber an den spitz abstehenden oberen Rand der späteren Maikop-Gefäße (vgl. Oshad-Kurgan). Die Tierknochenfunde zeigen ein Übergewicht von Schweinen (45 %), gefolgt von Schafen/Ziegen (28 %), Rindern (23 %) und Wildtieren (7%). Die bedeutende Rolle des Schweins in deren Wirtschaft erklärt sich aus der Bequemlichkeit der Haltung dieser Tiere in den bewaldeten Bergen. Der hohe Prozentsatz an Schweineknochen ist ein charakteristisches Merkmal auch der früheren, eneolithischen Schichten dieses Felsüberhangs der ursprünglichen Mešoko-Kultur.
Ivanova (2013) berichtet in ihrem Buch auch über das → Tal des Unteren Kuban-Flusses. Die Bewohner des Nordkaukasus lebten während der Maikop-Periode in oberirdischen Häusern. Es fehlen monumentale, robuste, komplexe, große oder zweistöckige Strukturen. Alle untersuchten Gebäude hatten den gleichen einfachen Grundriss – sie waren freistehende kreisförmige Strukturen mit einem Durchmesser von 5-7 m und nur einem Raum. Runde Gebäude haben zwar geringere Baukosten und Haltbarkeit, aber höheren Instandhaltungsaufwand. Die Häuser hatten Herde und Vorratsgruben, wurden aber wegen des halb-sesshaften Lebensstils nur kurzzeitig bewohnt. Die reicheren Gräber hatten Böden aus Geröllsteinen (!) und einen Holzrahmen; die Verwendung roten (!) Farbstoffes war häufig (vgl. Bestattung im Oshad-Kurgan).
Im Überblick: Kupferzeit in SO-Europa und Beginn der Arsen-Bronzezeit am Kaukasus
Dieser Abschnitt folgt vor allem den Arbeiten von Bertille Lyonnet (La culture de Majkop, 2007; Paris), Evgenij Chernykh (The Steppe Belt of stockbreeding cultures, 2008; Moskau; CC BY-NC 4.0), Antoine Courcier (Ancient Metallurgy in the Caucasus from the 6th to the 3rd Millennium BCE, 2014; Paris) und Marija Ivanova (The Valley of the Lower Kuban, 2013; Wien)
Die Carpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP) und deren abruptes Ende
Der Beginn der Bildung der späteren Steppenkulturen ist ursprünglich mit der Entstehung der kupferzeitlichen Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP) und ihrer raschen, explosionsartigen Entwicklung verbunden. In der Zeit der maximalen Verbreitung und Metallproduktion betrug das Territorium der Provinz etwa 1,4 Mio. km² (Abb. 1). Innerhalb der Bergbau- und Metallurgiezentren, die die Struktur der Provinz ausmachen, lassen sich drei grundlegende Gruppen von Kulturen unterscheiden.
Der erste und wichtigste CBMP-Block besteht aus den Bergbau- und Metallurgie-Zentren auf dem nördlichen Balkan und im Karpatenbecken (Abb. 1-A). In diesen Zentren wurde eine große Anzahl von Kupfer-Werkzeugen, -Waffen (vgl. Abb. 2-A) und -Schmuckstücken hergestellt. Zu den Kulturen dieses Blocks gehören so einzigartige Stätten wie die Gold-Nekropole von Varna und die Kupfermine von Ai Bunar, die älteste Mine der Welt, die bisher im Detail untersucht wurde. Dieser Block umfasst etwa 0,7 Millionen km².
Der zweite Block besteht aus Kulturen der Tripol'ye–Cucuteni-Gruppe (0,2 Mio. km²) und wird in Bezug auf den nördlichen balkanisch-karpathischen CBMP-Block als peripher betrachtet (Abb. 1-B). Dies gilt vor allem für die Metallproduktion. Innerhalb des Tripol'ye-Kulturblocks sind zeitlich drei Untergruppen zu unterscheiden: Tripol'ye A, B und C1. In der Tripol'ye-Gemeinschaft war die eigene Metallproduktion im Vergleich zum balkanisch-karpathischen CBMP-Block klein. Die Arbeiter in Tripol'ye stellten Waffen und Schmuck aus Kupfer her, das aus dem Hauptblock der CBMP importiert wurde. Der Tripol'ye-Block wurde selbst zum Hauptumschlagplatz für Kupfer in Richtung Osten in das von der Steppenbevölkerung bewohnte Gebiet.
Der dritte, östliche und definitiv marginale Block des CBMP (Abb. 1-C) umfasste ein Gebiet von etwa 0,5 Mio. km². Er bestand ausschließlich aus archäologischen Gemeinschaften von Steppen-Viehzüchtern. Die schematische Karte zeigt die Verteilung dieser Gemeinschaften. Ihre punktuelle Präsenz in der Donauzone der sesshaften Ackerbaukulturen ist jedoch auch ganz offensichtlich.
Die Steppengemeinschaften Südosteuropas weisen einige wesentliche Besonderheiten auf. Archäologen unterscheiden sie nicht nur von den weit entfernten Siedlungen und Nekropolen an der Donau, sondern auch von den angrenzenden Tripol'ye-Siedlungen.
Innerhalb dieses östlichen Sektors der CBMP muss man sich hauptsächlich auf drei archäologische Gemeinschaften konzentrieren: Die Dnieper-Donets-, die Sredni Stog- und die Khvalynsk-Kultur (Abb. 1-C und 2-B). Deren Metallverarbeitung war vergleichsweise eher primitiv (Abb. 2-B) und entsprach nicht den morphologischen und technologischen Standards der CBMP (Abb. 2-A): Sie stellten nicht die prächtigen Metallwaffen her – oder waren dazu nicht in der Lage –, für die die Stätten der zentralen Zone so berühmt sind. Die einzige Grundlage für die Einbeziehung der Steppenzentren der Metallverarbeitung in die CBMP ist das reine Kupfer, das die Steppenvölker aus den westlichen Gebieten importierten.
Absolute Daten für die Kulturen und Gemeinschaften aller drei Blöcke beruhen auf der Grundlage von 470 kalibrierten 14C-Radiokarbondaten (Abb. 3). Fast die Hälfte der Daten (insgesamt 230) stammt aus dem zentralen Block des CBMP. Sie zeigen, dass dort der Höhepunkt der metallurgischen Aktivität ("Ap") ein Zeitintervall von fünf Jahrhunderten abdeckt – zwischen 4700 und 4200 v. Chr. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der Daten der anderen Blöcke geringer: 139 Daten für die drei Gruppen des Tripol'ye-Komplexes und 101 Daten für die Steppengemeinschaften.
Die Summen-Wahrscheinlichkeiten dieser kalibrierten Radiokarbondaten zeigen ein recht unterschiedliches Bild. Im zentralen Block sind die Summenwahrscheinlichkeiten recht kompakt (Abb. 3).
Im Gegensatz dazu sind diese für die drei Tripol'ye-Cucuteni-Komplexe viel weniger kompakt: ihre 68%-Wahrscheinlichkeitsbereiche decken den größten Teil ihrer Gesamtverteilung ab. Die Tripol'ye-A-Fundstellen liegen noch vor der Metallzeit und gehören noch dem Neolithikum an. Die Tripol'ye B-Periode fällt mit dem Höhepunkt der metallurgischen Aktivität der CBMP zusammen, wenn auch mit deren späteren Jahrhunderten. Die Kultur der Tripol'ye C1-Periode datiert vollständig nach diesem Höhepunkt und entspricht der Auflösung dieser ältesten eurasischen metallurgischen Provinz.
Beim Steppenkulturblock haben die Summenwahrscheinlichkeiten der kalibrierten Daten eine chaotische Verteilung, insbesondere bei der Sredni Stog-Kultur. Die Verteilung der Daten für die Khvalynsk-Kultur ist kompakter, aber hier gibt es nur 13 zuverlässige Daten, die alle zu den beiden östlichsten Gräberfeldern des Steppenblocks gehören (Abb. 3).
Die Suvorovo-Gruppe übernimmt Alteuropas Südosten (4200/4100 v.Chr.)
Ivanova (2006) und (2008) befasst sich eingehend mit befestigten Siedlungen auf dem Balkan im Zeitraum ca. 5000-3000 v. Chr. und geht ausführlich auf kriegerisches Geschehen, Waffen, Befestigungen usw. ein und berichtet auch von einigen feindlichen Massakern.
Anthony (2011) vergleicht als einer der ersten Streitkolben in geografischen Kontexten. Ein Streitkolben stammt aus dem Grab von Suvorovo, dem namengebenden Ort einer Gruppe von Steppengräbern, die im Grasland nördlich des Donaudeltas um 4300-4100 v. Chr. auftraten. Die Gräber vom Suvorovo-Typ stellen eine Einwanderung von Menschen in das untere Donautal dar, die wahrscheinlich aus den Steppen um den unteren Dnieper in der Ukraine kamen, wo es ähnliche Gräber mit ähnlichen Artefakten und importiertem Kupferschmuck aus dem Balkan gibt.
Kurz danach wurden um 4.100 v. Chr. die 600 Tell-Siedlungen der Karanovo-, Gumelnita- und Varna-Kulturen im unteren Donautal und auf dem Balkan aufgegeben. Es drängt sich die Frage auf, ob der Reichtum des Balkan/der Karpaten die Suvorovo-Leute in den Westen gelockt hat.
Die nebenstehende Abbildung (Anthony, S. 142) vergleicht erstmals polierte Keulenköpfe des "Ohren-" und zoomorphen Typs in den drei hier besprochenen Kontexten:
- „Alteuropa“- (Tripolye, Salcuta, spätes Gumelnita) Siedlungen; links;
- Suvorovo-Typ der eindringenden Steppengräber im unteren Donautal und in Siebenbürgen; in der Mitte; und von
- pontisch-kaspischen Steppengräbern; rechts.
Streitkolben in Form von Pferdeköpfen wurden von Menschen hergestellt, für die das Pferd ein mächtiges Symbol war. Pferdekopfkeulen signalisieren, dass Pferde im unteren Donautal um 4200-3800 v. Chr. einen ikonischen Status hatten; gerade als Pferde eingeführt wurden, tauchten die intrusiven Suvorovo-Gräber auf, und hunderte von alteingesessenen Tellsiedlungen wurden aufgegeben.
Govedarica (2011), der sich seit langem tiefschürfend mit den Szepterträgern auseinandergesetzt hat (Govedaritsa; 1996) beschreibt in seiner → Kulturgeschichte des nordwestlichen Schwarzmeergebietes im 5. und 4. Jt. v.Chr.; S. 46-48 das Auftauchen der Steppenelite (Szepterträger): Es handelt sich um reich ausgestattete Einzelgräber, in denen jeweils ein Toter auf dem Rücken mit angezogenen Beinen beigesetzt wurde. Die Verstorbenen und der Grabboden waren in der Regel mit rotem Ocker bestreut. Ein weiteres typisches Merkmal sind reiche Grabbeigaben aus Schmuckgegenständen, Waffen, Geräten sowie Kult- und Statussymbolen. Keramik erscheint sehr selten.
Diese Bestattungen werden als ein westlicher Abzweig des aus dem Wolga- und kaspisch-kaukasischen Raum stammenden Ockergrab-Kulturkomplexes und danach als Teil einer im Dniepergebiet ansässigen Kultur gesehen. In dieser ersten Phase um 4.500 v.Chr. werden nur Flachgräber, die in der Regel reich ausgestattet sind, gefunden, aber keine Siedlungen. Unter anderen sind für die Gräber dieser Phase Statussymbole wie Kommandostäbe sowie Waffen und Schmuck aus balkanischem Kupfer charakteristisch.
In der jüngeren, Suvorovo-Phase, (CucuteniA4; Varna3 – 4.300-4.200 v. Chr.) tauchen Steinszepter und die ersten Grabhügel als Macht- und Statussymbole auf. Diese „neuen Reichen“ bzw. ihre Bestattungssitten breiten sich rasch in den Weiten der Steppen aus, zunächst bis zum Dniepergebiet und während der Suvorovo-Phase bis zum Kaspischen Meer und Kaukasus. So entstand der große Komplex früher Ockergräber mit seinen zahlreichen Lokalvarianten. Das Tragen von Szeptern aus dem nordwestlichen Schwarzmeergebiet erwies sich dabei als eine ursprüngliche Erscheinung.
Die kulturhistorische Entwicklung im beginnenden 4. Jt. v. Chr. gilt als eine der am wenigsten bekannten Abschnitte in der Vorgeschichte Südosteuropas. In der Forschung wurde diese Periode oft als „Zeit des Hiatus“ oder als „Dark Ages“ bezeichnet, wobei vor allem das durch das Ende der Kupferzeit am stärksten betroffene Ostbalkan- und untere Donaugebiet betroffen ist. Im zuvor hoch entwickelten Ostbalkan waren die Folgen dieses Untergangs so verheerend, dass sich dieses Gebiet jahrtausendlang nicht richtig erholen konnte.
Betroffen ist die Zeitspanne 4200/4100–3800 v. Chr., der in Südosteuropa keine Funde mehr zugeordnet werden können. Dieses „Schweigen“ der archäologischen Quellen impliziert eine vollkommene Unterbrechung der Kulturentwicklung, was gut möglich und annehmbar wäre, wenn es in der nachfolgenden Zeit keine Elemente gäbe, die auf eine Verbindung mit der vorangegangenen Suvorovo-Phase der Szepterträger-Gruppe hinwiesen. Es handelt sich vorwiegend um die von den Szepterträgern eingeführten Hügelgräber, Ockerbestreuung und Rückenhockerlage der Verstorbenen, die im weiteren Verlauf des 4. Jt. noch vorhanden sind. Bereits die Weiterführung der Grabhügel bezeugt eine kontinuierliche soziale Differenzierung, obwohl es keine reichen Gräber mehr gibt und die gesamte Kulturentwicklung auffällig bescheiden geworden ist.
Gräber von Steppenbewohnern tauchen bereits 4300 BC im Gräberfeld Varna I auf
Krauß 2016, Raiko schreibt in: → Varna und die Folgen – Überlegungen zu den Ockergräbern zwischen Karpatenbecken und der nördlichen Ägäis. In: Horejs, B.; Krauß, R. (Hrsg.): Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer. Festschrift für Ernst Pernicka. VML 2016:273–315.
- "Gräber mit Ockerstreuung lassen sich in den Gräberfeldern Durankulak (13) und Varna I (47) bis an dessen Ende um 4300 nachweisen. Etwa in dieser Zeit oder nur kurz danach, spätestens jedoch um 4200, endet auch die Besiedlung auf allen Tellsiedlungen im KGK VI-Gebiet.. In der unmittelbar darauffolgenden Zeit treten die Gräber mit stark individualisiertem Bestattungsritual des Steppengebietes auch südlich der Donau auf. Sie weisen bereits alle Merkmale der späteren Gruben- oder Ockergräber auf. Im Süden erreichen die Gruppen mit dieser spezifischen Bestattungsweise auch das nordbulgarische Donautiefland."
- S. 274: „Ockerstreuung aus den reich ausgestatteten Gräberfeldern von Durankulak und Varna I weisen auf die seit dem Beginn des Neolithikums sich abzeichnenden Interaktionen zwischen nordpontischem Steppenraum und dem Balkangebiet hin. Die Ockerstreuung sowie die Totenhaltung (Rückenhocker) und die Übernahme von spezifischen Beigaben (Tierkopfzepter, Streitäxte, Lanzen und Keulen) zeigen einen Einfluss aus dem nordpontischen Steppenraum. Es gab aber auch einen entgegengesetzten Impuls, wonach sich die Ockerbestattungssitte überhaupt erst unter dem Einfluss der Kulturen der balkanischen Frühkupferzeit entwickeln konnte.“
Todorova: Ausmaß der Katastrophe und Verlauf der Übergangszeit um 4000 BC
Todorova schreibt 1995 in: → The Neolithic, Eneolithic and Transitional Period in Bulgarian Prehistory. In: Bailey et al. (eds.): Prehistoric Bulgaria. Monographs in World Archaeology 22; Madison 1995:79–98:
"Das End-Eneolithikum umfasst neben dem Ende des 5. Jt. auch noch die ersten Jahrhunderte des vierten Jahrtausends v. Chr. und entspricht der Zeit der Bodrogkeresztur-Kultur in Ungarn. Bereits in der Mitte des 5. Jt. v. Chr. setzte die aufkommende Umweltkatastrophe Kulturen in Thessalien, Südalbanien und entlang der Struma und im ägäischen Thrakien ein Ende. Als nächstes waren die Kulturen in Nordthrakien, Muntenien, an der Schwarzmeerküste und in Ostbulgarien (d. h. die an Wälder angrenzenden Regionen der Ebenen und Steppen) betroffen.
Die Varna-Kultur und der KGK VI-Komplex gingen in ihrer Phase III (d. h. bereits Ende des 5. Jt. v. Chr.) unter. Die Katastrophe war von kolossalem Ausmaß, wie die Veränderungen in der Siedlungsdichte zeigen, die im späten Eneolithikum über 600 Siedlungen umfasste. Zu Beginn der Übergangszeit ist kein einziger Ort mehr bekannt. Es war eine vollständige kulturelle Zäsur.
Nun spielte sich das Leben in Westbulgarien und der zentralen Balkanregion in höheren Lagen ab, wo die Siedlungen weniger zahlreich und auch besser vor Naturkatastrophen geschützt waren. Am Ende der dritten Phase von Krivodol-Salcuta-Bubanj und zu Beginn der vierten Phase erlebte der Komplex einen beträchtlichen Aufschwung, der u. a. durch den Aufschwung der Metallverarbeitung ausgelöst wurde. Die Bergbau- und Metallverarbeitungszentren in Ostserbien (Bor und Majdanpek) und Nordsiebenbürgen waren von der Konkurrenz der inzwischen stillgelegten Mine in Aibunar befreit und produzierten in großem Umfang die universellen Yasladani-Kreuzbeile, flache Kupferspeerspitzen und Schmuck. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Schneidewerkzeuge aus Metall (Messer vom Typ Bodrogkeresztur). Goldgegenstände werden nun in ganz Südmitteleuropa gefunden.
Die unerwartete Zäsur im östlichen Teil der Halbinsel findet sich nicht im Krivodol-Salcuta-Bubanj-Komplex; aber ein allmählicher Rückgang der Kultur und das Eindringen neuer und fremder Elemente aus dem Osten kennzeichnen den Nordwesten Bulgariens. Am Ende von Krivodol-Salcuta-Bubanj enthielt die Keramik zerkleinerte Muscheln, Quarz, Sand und organische Magerung und hatte sowohl ihre hohe Qualität als auch ihre vielfältige Verzierung verloren. Die Gefäße haben häufig zwei Henkel, ebenso wie die Becher. Die Dekoration ist eingeprägt und eingelegt (Typ Lasiniya I), mit Graphit und polychromen Motiven. Kanneluren, hervorstehende Rippen und Knöpfe sowie wässrige weiße Zeichnungen sind ebenfalls vorhanden.
Das Auftreten der frühesten arsenhaltigen Bronzeobjekte ist ein wichtiger Indikator für das Proto-Bronze-Stadium; diese Objekte drangen aus dem Gebiet der späten Tripolye-Kultur (z. B. Südukraine und Moldawien) auf die Balkanhalbinsel ein. Die Übergangszeit bedeutet auch einen bedeutenden Wandel in der Metallverarbeitung. Die letzten Phasen reiner Kupferverarbeitung in der Balkan-Karpaten-Provinz gehören in das Endeneolithikum. In der Proto-Bronze-Phase löste sich die Metallverarbeitung auf und es folgte eine Periode mit großem Metallhunger. Offensichtlich war es dieser Hunger, dier die Entdeckung der Kupfer-Arsen-Legierung anregte, eine neue Technologie, die die Grundlage für die Metallurgie in derzirkumpontischen Metallurgie-Region bildete, wo nun während der frühen Bronzephase hauptsächlich arsenhaltige Bronze verarbeitet wurde."
Hitzebedingte Erklärung der Katastrophe an unterer Donau um 4200 BC
Todorova 2011, Henrieta: → Die überregionalen komplexen Gemeinschaften, Kulturblöcke und ökologischen Krisen in der Urgeschichte im Raum der unteren Donau. (7.–1. Jt. v. Chr.). Sofia; Studia Praehistorica 14, 2011:143–153.
Siehe auch: Todorova † 2016, Henrieta: → Klimawandel und Kulturkollaps. In: Der Schwarzmeerraum vom Neolithikum 6000–600 v.Chr. Prähist. Arch. In SO-Europa Bd. 30, © 2016 VML, Rahden 2016:259–263.
S. 148: Im Nordosten der Balkanhalbinsel entstand infolge intensiver Integrationsprozesse der spätkupferzeitliche Kodjadermen-Gumelniţa-Karanovo VI-Komplex (KGK VI) und etwas später, im Zentralbalkan, der Krividol-Sălcuţa-Bubani-Komplex (KSB). Sie beide bilden zusammen mit der Varna-Kultur am Schwarzen Meer den hoch entwickelten spätkupferzeitlichen Kulturblock.
Der Weg zur Entstehung des KGK VI-Komplexes ist bekannt: Im Rahmen intensiver Integrationsprozesse wuchsen die frühkupferzeitlichen Kulturerscheinungen Boian-Slanţov, Poljanitsa IV und Karanovo V zusammen. Die Varna-Kultur dagegen ist das Ergebnis der Integration der mittelkupferzeitlichen Stufen Hamangia IV-Durankulak VII und Sava IV- Protovarna.
Leider liegen bislang kaum Angaben bezüglich der Entstehung des Krivodol-Sălcuţa-Bubabi-Komplexes vor, da in seinem Gebiet nach dem Zusammenbruch der Frühkupferzeit eine wesentliche Zäsur auftrat, die der Mittelkupferzeit entspricht. Es kann angenommen werden, dass die späte Vinča-Kultur an der Entstehung des Komplexes Krivodol-Sălcuţa-Bubani beteiligt war.
Der ganze KGK VI-Komplex kollabierte um 4200 v. Chr. infolge der kolossalen Ökokatastrophe, verursacht durch die Erreichung des paläoklimatischen Temperaturhöhepunktes (vgl. die Abbildung). Damals ging der ganze Nordosten der Balkanhalbinsel zugrunde. Erreicht wurde der Peak des postglazialen Klimaoptimums, als es so heiß wurde, dass auch hier lang andauernde Dürren und Waldbrände zur Entvölkerung führten. Von den bekannten über 1000 Tellsiedlungen des KGK VI-Komplexes überlebte keine einzige. Es verschwinden sowohl Bergbau als auch die Kupferindustrie mitsamt den ihr eigenen Reinkupfertechnologien. Um 3900-3800 v. Chr. war der ganze Nordosten der Halbinsel total entvölkert. Die Pollenanlysen belegen das Fehlen von Kulturplanzen bis 3200 calBC.
[Anm.: Warum Todorova 2016 den vollständigen Untergang der Kulturen an der unteren Donau mit der nebenstehenden Grafik von Grönland-Eisbohrkernen belegt, ist unklar, da kein Temperatur-Extremum zu erkennen ist.]
Demgegenüber ermöglichten die höheren Lagen und der Wasserreichtum des Zentralbalkans das Überleben des Krivodol-Sălcuţa-Bubani-Komplexes noch eine Weile, bis um 3800-3750 v. Chr. die endkupferzeitlichen Siedlungen auch hier zugrunde gingen. Die balkanischen Kulturkollapse fielen in die Kulmination des postglazialen Klimamaximums (4600-3750 v. Chr.) und sind eindeutig damit kausal verbunden.
Thrakien war zwischen 4200 und 3200 v. Chr. menschenleer. An der unteren Donau war die Zäsurzeit kürzer. Nach dem Zwischenspiel der Cernavoda I-Kultur entstand der große mitteleuropäische Baden-Boleráz-Cernavoda III-Kulturkomples als östlichste Peripherie.
Im darauffolgenden 3. Jt. wurden die Steppen der unteren Donau an die Grubengrabkultur bis 2400-2200 v. Chr. angegliedert, als auch diese infolge eines weiteren globalen Temperaturanstiegs unterging.
Im 3. Jt. ist auch der Cernavoda II-Folteşti-Ezerovo-Komplex anzusiedeln, der ausschließlich wasserreiche Ufergelände im Nordosten der Balkanhalbinsel und am Westpontus einnahm und um 2200 v. Chr. während der Kulmination des genannten Temperaturanstiegs ebenfalls zugrunde ging.
Kältebedingte Erklärung der Katastrophe an unterer Donau um 4200 BC
Leusch 2019, Verena: → Zur Rolle der kupferzeitlichen Goldmetallurgie im westlichen Schwarzmeerraum. Dissertation Tübingen, 2019:
S. 197: „Um etwa 4 200 v. Chr beginnt in Ost-Bulgarien ein etwa tausend Jahre andauernder Hiatus – die Tellsiedlungen werden verlassen, die Bevölkerung wird dezimiert und die archäologischen Spuren sind entsprechend spärlich. Die Gründe hierfür sind noch wenig erforscht. Neue Paläoklima-Untersuchungen weisen einen starken Kälteeinbruch zu dieser Zeit nach. Im Zuge eines so genannten „rapid climate change“ könnte sich die Wirtschaft und die Lebensgrundlage der Menschen so radikal verändert haben, dass es zu dem kulturellen Niedergang kam, wie wir ihn in den archäologischen Quellen vorfinden.“
Govedarica zu Szepterträgern, Kultur-Hiatus und Klima als Ursache
Govedarica 2011, Blagoje & Manzura, Igor: → Grundzüge einer Kulturgeschichte des nordwestlichen Schwarzmeergebietes im 5. und 4. Jt. v. Chr. In: Der Schwarzmeerraum 5000–500 v. Chr. VML 2011:41–61.
Das Auftauchen der Steppenelite (Szepterträger)
S. 46–51: Es erscheinen Flachgräber, die in der Regel reich ausgestattet sind. Unter anderen sind für die Gräber dieser Phase Statussymbole wie Kommandostäbe sowie Waffen und Schmuck aus balkanischem Kupfer charakteristisch. In der jüngeren Suvorovo-Phase (4300–4200 v. Chr.) tauchen Steinszepter und die ersten Grabhügel als Macht- und Statussymbole auf. Diese „neuen Reichen“ bzw. ihre Bestattungssitten breiteten sich rasch in den Weiten der Steppen aus, zunächst bis zum Dneprgebiet und während der Suvorovo-Phase bis zum Kaspischen Meer und Kaukasus. So entstand der große Komplex früher Ockergräber. Das Tragen von Szeptern aus dem nordwestlichen Schwarzmeergebiet erwies sich dabei als eine ursprüngliche und auch eine ableitbare Erscheinung.
Die Gräber der Szepterträger weisen Metall- und Keramikimporte aus den benachbarten kupferführenden Zentren auf (Gumelnita A, Varna, Cucuteni A) und sind damit kupferzeitlich. Doch sind die primären und ausschlaggebenden Eigenschaften dieser Grabgruppe nicht die Metall- und Keramikimporte sondern das Bestattungsritual und das Beigabeninventar, die stark archaische Züge aufweisen. Dazu zählen die Rückenhockerlage des Skelettes, Ockerbestreuung, Geräte und Waffen aus Feuerstein, Hirschgrandelperlen- und Anhänger, Feuerstein- und beinerne Kompositgeräte usw. Dieser altertümliche Teil des Fundrepertoires weist zahlreiche Parallelen in den mesolithischen Siedlungen und Bestattungen aus der Ukraine und dem Eisernen Tor auf. Die zoomorphen Szepter der Suvorovo kommen sowohl in den Szepterträger-Gräbern als auch in den Cucuteni A3-4/Tripolje B1 Siedlungen vor, wovon sie sich weiter nach Osten bis zur Volga und den Kaukasus ausgebreitet haben.
Kulturhiatus zur Jahrtausendwende 4200/4100–3800 v. Chr.
S. 51: Der Zeitspanne 4200/4100–3800 v. Chr. können absolutchronologisch keine Funde zugeordnet werden. Es zeigt sich aber trotz dieser vollkommenen Unterbrechung der Kulturentwicklung, dass es danach doch Elemente gibt, die auf eine Verbindung mit der vorangegangenen Suvorovo-Phase der Szepterträger-Gruppe hinweist. Es handelt sich vorwiegend um die von den Szepterträgern eingeführten Hügelgräber, Ockerbestreuung und Rückenhockerlage der Toten, die auch im weiteren Verlauf des 4. Jt. weiter vorhanden sind. Die Weiterführung der Grabhügel bezeugt auch eine weiterhin bestehende soziale Differenzierung.
Diese Entwicklung wird erst nach dem Untergang des kupferzeitlichen Kultursystems eingesetzt haben. Übliche Erklärungen für einen Kulturhiatus durch verheerende und vernichtende Eroberungszüge kommen hier deswegen nicht in Frage, weil sich keine Eindringlinge nachweisen lassen.
Es gibt Hinweise auf eine starke Klimaänderung gegen Ende des Atlantikums (Wende 5./4. Jt.), die eine Transgression des Meeresspiegels und lokale tektonische Bewegungen zur Folge hatte. Weite Gebiete werden überflutet und für längere Zeit unbesiedelbar. Anfällig dafür sind die Küstenzone des westlichen/nordwestlichen Schwarzen Meeres sowie die untere Donau samt Donaudelta und Donau-Seen, d.h. gerade die Kerngebiete der ostbalkanischen Kupfer- und der Szepterträgerzeit. Schon die Tatsache, dass lediglich die in dem weit von der Küste entfernten Waldsteppengebiet beheimatete Cucuteni-Tripolje-Kultur ihre Entwicklung durch das 5. und 4. Jt. hinweg ungehindert führen konnte, spricht zu Gunsten eines solchen Katastrophenszenarios.
Der Experte Anthony zum abrupten Untergang von Alteuropa und Varna
Anthony 2010, David W. & Jennifer Y. Chi (Hrsg.): → The Lost World of Old Europe. The Danube Valley, 5000–3500 BC Princeton Univ. Press, 2010.
Link zur Darstellung von Anthony → Der Untergang von Alteuropa und Varna
Um 4300–4100 v. Chr. wurden mehr als 600 Tellsiedlungen der Gumelniţa-, Karanovo VI- und Varna-Kultur im unteren Donautal und in Ostbulgarien verbrannt und verlassen. Das Balkanhochland ist danach leer: zwischen 3900 und 3300 v. Chr. lassen sich auf dem Balkan keine dauerhaften Siedlungen nachweisen. In Hotnitsa in Nord-Zentralbulgarien enthielten die verbrannten Häuser menschliche Skelette, die als massakrierte Bewohner interpretiert werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene in Yunatsite, westlich von Karanovo, enthielt sechsundvierzig menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden.
Die Kupferminen auf dem Balkan stellten ihre Produktion abrupt ein – die kupferverarbeitenden Kulturen in den Karpaten wechselten um 4000 v. Chr., zu Beginn der Bodrogkeresztur-Kultur in Ungarn, zu serbischen Erzen. Metallgegenstände wurden nun unter Verwendung neuer arsenhaltiger Bronzelegierungen hergestellt und wiesen neue Typen auf, darunter auch neue Waffen, vor allem Dolche.
"Wir haben es mit der vollständigen Ersetzung einer Kultur zu tun“, sagte Evgeni Chernykh, der führende Experte für kupferzeitliche Metallurgie. Es war „eine Katastrophe von kolossalem Ausmaß ... eine vollständige kulturelle Zäsur“, so die bulgarische Archäologin Henrietta Todorova.
Was genau mit Alteuropa geschah, ist Gegenstand einer langen und heftigen Debatte:
- Eine Möglichkeit besteht darin, dass Alteuropa in einer Periode verstärkter Raubzüge und Kriege zusammenbrach, die durch die Einwanderung mobiler, möglicherweise berittener Hirten aus den Steppengebieten der Ukraine in das untere Donautal verursacht wurde (Suvorovo-Kultur).
- Als weitere mögliche Ursache für den Zusammenbruch nennen Archäologen den Klimawandel und eine daraus resultierende Krise der Landwirtschaft.
- Eine andere mögliche Erklärung besteht darin, dass ein plötzlicher Anstieg des Pegels des Schwarzen Meeres die fruchtbaren Ebenen an der Küste überflutet und eine Agrarkrise ausgelöst haben könnte.
- Eine Erklärung für den Zusammenbruch ist schließlich, dass die großen Siedlungen von Alteuropa die Umwelt um sie herum degradierten, was zu ökologischem Ruin und einer Umstellung der Wirtschaft von sesshafter, dörflicher Landwirtschaft auf mobile Viehzucht führte. Viele seit langem bestehende Traditionen in den Bereichen Handwerk, häusliche Rituale, dekorative Bräuche, Körperverzierungen, Wohnformen, Lebensweisen, Bestattungsbräuche, Bergbau und Metallurgie wurden beendet. Das Zusammentreffen so vieler Abbrüche deutet auf ein katastrophales Ereignis hin, nicht auf eine allmähliche Entwicklung.
Die Siedlungen nach dem Zusammenbruch (Typ Cernavoda I) entstanden kurz nach der Aufgabe der Tells im unteren Donautal. Sie enthalten Keramik, die eine Mischung aus Steppentechnologie und einheimischen donauländischen Formen aufweist und werden einer gemischten Bevölkerung aus Steppeneinwanderern und Tellbewohnern zugeschrieben. Es sieht so aus, als ob die Tellstädte Alteuropas durch Kriege zerstört wurden und Einwanderer aus der Steppe irgendwie daran beteiligt waren. Die Hauptursachen für die Krise könnten jedoch der Klimawandel und die damit verbundenen landwirtschaftlichen Misserfolge, die Bodenerosion und die durch jahrhundertelange intensive Landwirtschaft entstandene Umweltzerstörung, interne Kriege um die schwindenden Holz- und Kupfervorkommen oder eine Kombination all dieser Faktoren gewesen sein.
Die neue Cirkumpontische Metallurgie Provinz (CMP) um 4.000 v. Chr.
Am Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. vollzog sich ein dramatischer Wandel in den kulturell-ökonomischen Systemen der Kupferzeit.
Das zentrale Ereignis dieser Epoche war der Zerfall der metallurgischen Provinz Karpaten-Balkan und die gleichzeitige Bildung einer neuen, riesigen Cirkumpontischen Metallurgischen Provinz (CMP), die den Beginn der Epoche der frühen Bronzezeit markiert.
In ihrer Endphase umfasste die CMP eine Fläche von rd. 5 Mio. km². (Das entspricht der 15fachen Fläche Deutschlands.) Das System der Bergbau-, Metallurgie- und Metallverarbeitungszentren der CMP erstreckte sich von der Adria bis zum südlichen Ural in West-Ost-Richtung und von der Levante, Mesopotamien und Susa bis zu den Waldgebieten der Oberen Wolga-Region in Süd-Nord-Richtung.
Chernykh (2008) bezieht sich bei der CMP auf die Ergebnisse der systematischen Bearbeitung von 833 kalibrierten 14C-Radiokarbondaten. Demnach kann die Entstehung und Funktionsweise des riesigen CMP-Systems in zwei große chronologische Phasen unterteilt werden.
Die erste Phase umfasst die Anfänge der Provinz-Bildung und wird als "Proto-CMP" bezeichnet. Die chronologische Spanne dieser frühen Phase umfasst das gesamte 4. Jahrtausend v. Chr. Die Vorsilbe "proto" weist darauf hin, dass das Gebiet der produktiven Zentren der CMP zunächst nicht alle späteren "zirkumpontischen" Gebiete umfasste (vgl. die folgende Abb.): Die nördliche Balkanhalbinsel, das Karpaten- und das Donaubecken sowie die Steppenzone an der nördlichen Schwarzmeerküste verblieben innerhalb der Grenzen der absterbenden Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz.
In der zweiten Phase entwickelt sich eine echte zirkumpontische Provinz, deren produktive Zentren das Becken des Schwarzen Meeres vollständig umschließen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Zerfall der CBMP abgeschlossen, und ihre ehemaligen Territorien werden von metallurgischen und metallverarbeitenden Zentren eingenommen, in denen die morphologischen und technologischen Standards der CMP vollständig vorherrschen. Diese zweite Phase umfasst das gesamte 3. Jahrtausend v. Chr.
In beiden Phasen ihres Bestehens zeichnet sich die riesige CMP durch eine Reihe von bemerkenswerten Merkmalen aus. Das erste und wahrscheinlich wesentlichste Merkmal sind die neuen technologischen und morphologischen Standards der Metallverarbeitung, die sich stark von den Hauptmerkmalen des sich auflösenden CBMP-Systems unterscheiden. Dies betrifft nicht nur die Arten und Formen der Werkzeuge und Waffen, sondern auch die erste breite Verwendung von arsenhaltigen Bronzen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal der CMP, das schon in den frühesten Stadien vorhanden ist, ist ihre Aufteilung in zwei gegensätzliche Blöcke archäologischer Kulturen: einen südlichen Block, der aus sesshaften Bauernkulturen und -gemeinschaften besteht, und einen nördlichen Block, der durch die so genannten Kurgan-Steppenkulturen repräsentiert wird.
Als drittes Merkmal ist schließlich zu erwähnen, dass die Steppenwelt innerhalb dieses enormen Spektrums unterschiedlicher Kulturen eine äußerst wichtige Rolle zu spielen beginnt, die sich von jener der früheren CBMP-Kupferzeit völlig unterscheidet. Der während der Kupferzeit ausgeprägte Randcharakter der Steppen-Viehzüchter-Kulturen gegenüber dem zentralen Block der CBMP-Kulturen aber auch den Tripol'ye-Gemeinschaften ist überwunden.
Die erste (Proto-)CMP-Phase: das Maikop-Phänomen (ganzes 4. Jt.)
Die berühmte Maikop-Kultur muss in den Vordergrund der CMP-Bildung gestellt werden. Das Maikop-Phänomen ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und paradox zugleich. Das Metall der Maikop-Leute (in den Kurgan-Bestattungen) hat deren Kultur fast ein Jahrtausend lang geprägt und ist zweifellos ihr wichtigstes Attribut.
Nirgendwo im südlichen Bereich der frühen CMP, in keiner der zahlreichen frühbronzezeitlichen Kulturen und Stätten des Nahen Ostens, finden wir etwas, das der Bronze-, Gold- und Silberproduktion der "königlichen" Komplexe von Maikop qualitativ oder quantitativ gleichkommt. Jede Interpretation der prächtigen Metallkomplexe von Maikop als lokale Reaktion auf entscheidende nahöstliche/vorderasiatische Einflüsse stößt auf das unüberwindliche Hindernis, nämlich dem Fehlen von etwas in der südlichen Provinz-Zone, das Maikop-Metalle überträfe oder ihnen überhaupt nahe käme.
Die Maikop-Kurgane wurden von den aufstrebenden Viehzüchter-Kulturen der nördlichen Zone der zirkumpontischen Provinz errichtet. Aufgrund ihrer Komplexität und ihres großen Umfangs ist die Maikop-Kultur zweifellos die beeindruckendste aller Steppen-Kurgan-Gemeinschaften Osteuropas.
Gleichzeitig besetzte die Maikop-Gemeinschaft von allen Kurgan-Kulturen ein recht eigenartiges Grenzgebiet, als ob sie an den Ausläufern des Großen Kaukasus "klebte". Andere CMP-Gemeinschaften, die sich um die Gebirgsgipfel des Kaukasus erstreckten, unterschieden sich stark von den Kurgan-Kulturen. Die Maikop-Kultur unterscheidet sich aber auch von den anderen, älteren und weiter nördlich gelegenen Kurgan-Gemeinschaften deutlich.
[Anm.: Mit "Steppen-Maikop" sind die Kurgan-Grabkomplexe gemeint, die in der Steppenzone nördlich des Kuban- und des Terek-Beckens zwischen dem Asowschen und dem Kaspischen Meer liegen, d. h. außerhalb des von der "einheimischen" Maikop-Kultur besetzten Gebiets (vgl. die Abb.). Das Inventar dieser Komplexe enthält aber Gegenstände (hauptsächlich Keramik), die aus Maikop stammen].
Weitere Analysen des Maikop-Phänomens führen uns zu paradoxen, widersprüchlichen Aspekten.
Es gibt einen scharfen Kontrast zwischen der Pracht der Kurgan-Grabstätten und dem bescheidenen (manchmal sogar ärmlichen) Charakter der mit ihnen verbundenen Siedlungen. Selbst die bemerkenswerteste Maikop-Siedlung – Mešoko, südlich des Kuban mit ihrer steinernen Verteidigungsmauer – kann kaum in dieselbe hierarchische Reihe wie die berühmten Kurgane gestellt werden. Andere Siedlungen dieser Kultur sind viel weniger aussagekräftig.
Ein weiteres Paradoxon: Die Grab- und Siedlungsfunde von Maikop-Stätten lieferten keine Hinweise darauf, dass sich die Träger dieser Kultur mit Bergbau, metallurgischer Produktion, Metallurgie oder gar Metallverarbeitung befassten. Dieser Kontrast ist besonders auffällig, wenn man die Menge, die Vielfalt und die Qualität der Metallfunde aus den Kurgan-Gräbern betrachtet.
An dieser Stelle weist Chernykh (2008) auf eine überraschende Besonderheit der Funde aus Maikop gegenüber früheren Ansichten hin: Der Konfidenzbereich von 68 % für die 37 14C-Daten aus Maikop-Kontexten weist auf eine chronologische Spanne von 4.050–3.050 v. Chr. hin (vgl. nebenstehende Abb). Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die 19 14C-Daten für "Steppen-Maikop"-Stätten – außerhalb der "einheimischen" Maikop-Kultur – praktisch in denselben Zeitbereich fallen, nämlich 4.000-3.000 v. Chr. (Abb.).
Darüber hinaus ist es für Chernykh (2008) recht überraschend, dass das absolute Alter der Maikop-Kultur älter ist als das vieler anderer frühbronzezeitlicher Gemeinschaften, Kulturen und Siedlungen (Kura-Araxes, Ezero, Arslantepe, Troia) im südlichen Block der CMP (vgl. die nebenstehende Abbildung mit kalibrierten Daten).
Nur die Fundstellen des so genannten späten "Nord-Uruk" (d.h. der bekannten Uruk-Nordexpansion) kommen in die Nähe des Maikop-Komplexes. Hier ist aber zu berücksichtigen, dass die Fundstellen des Uruk-Typs extrem arm an Metall sind.
Dass die Fundstellen der Kura-Araxes-Kultur jünger sind als Maikop (vgl. Abb.), passt auch nicht zu früheren Ansichten.
Das Paradoxe liegt für Chernykh (2008) nun darin, dass die Maikop-Kultur gegenüber Uruk und Kura-Araxes immer als zweitrangig angesehen wurde, zumindest bezüglich Metallurgie und Metallverarbeitung. Es ist aber in der südlichen Zone der CMP fast unmöglich, Metallobjekte zu finden, die mit denen der Maikop-Kultur vergleichbar sind.
Die Maikop-Kultur ist auch älter als der Block der Steppenkulturen und -gemeinschaften im östlichen Europa. Dies unterstreicht noch einmal den ungewöhnlichen Charakter der großen Kurgane von Maikop, wo die Gräber wirklich reich an verschiedenen Metallen – Gold, Silber und Bronze– waren.
Chernykh (2014) beschreibt auch eine besondere Situation, die eng mit dem Proto-CMP verbunden war. Ursprünglich lagen praktisch alle Schwerpunkte von Bergbau, Metallurgie und Metallverarbeitung südlich des Kaukasus, die von sesshaften Bauerngemeinschaften besetzt waren: das späte Uruk sowie seine synchronen Kulturen und Fundorte in Anatolien und Kura-Araxes. Er stellt jedoch fest, dass der Löwenanteil der verschiedenen Metallartefakte in den Gräbern der berühmten und reichen Elite der nördlichen Maikop-Kurgan-Gemeinschaft konzentriert war. Generell übertraf die Sammlung von Metallen in den Kurganen der nördlichen Proto-CMP-Zone den Süden um mehr als das 15fache. Dies spiegelt sich besonders in den Edelmetallen Gold und Silber wider. Er stellt noch einen recht bemerkenswerten Unterschied zum früheren Karpaten-Balkan-System fest: im CBMP übertraf die Masse der Metalle in den Fundstätten des zentralen produzierenden Blocks um das Zehnfache die Kupferartefakte in den peripheren Blöcken und vor allem in den Gräbern der viehzüchtenden Steppengemeinschaften. Eine solche ungleiche Verteilung war bei den späteren Maikop-Gruppen nicht der Fall.
Die zweite CMP-Phase: die Steppen-Kurgan-Kulturen der Jamnaja
Die Jamnaja- (= Grubengrab-) Gemeinschaft ist im Wesentlichen nur aus Materialien aus Kurgan-Gräbern in den Steppen bekannt; Siedlungen sind äußerst selten. In den Friedhöfen der Steppengemeinden wurden in erheblichem Umfang Kupfer- und Arsenbronzen gefunden (vgl. nebenstehende Abb.).
Die Entstehung der Jamnaja-Gemeinschaft fällt in das Ende des vierten Jahrtausends oder in die ersten Jahrhunderte des dritten Jahrtausends v. Chr.
Dabei ist es eher merkwürdig, dass die frühesten Daten (3.300 bis 3.000 v. Chr.) von Stätten in den beiden geografisch peripheren Regionen der Gemeinschaft stammen (vgl. die nächste Abb.), sowohl im Osten (Wolga-Ural-Gebiet) als auch im Westen (nordwestliche Schwarzmeerküste).
In den zentralen Regionen der Gemeinschaft (Becken des Dnieper, südlicher Bug, Don, Donez und in Kalmückien) liegt das frühe Ende des 68,2-%-Wahrscheinlichkeitsbereichs der summierten Radiokohlenstoffverteilungen bei 2650 v. Chr., etwa drei oder vier Jahrhunderte später als die der peripheren Komplexe.
Es ist hier darauf hinzuweisen, dass die Chronologie der Radiokohlenstoffanalysen den früheren Vorstellungen über das zeitliche Auftreten der wichtigsten osteuropäischen Steppenvölker widerspricht. Darüber hinaus korrigieren die Radiokarbondaten die Beziehung der Steppenkulturen zu denen der nordkaukasischen archäologischen Gemeinschaft, einschließlich der späteren Kurgan-Kulturen des Bedeni-Martkopi-Typs am Kaukasus, der auf die Maikop-Kultur folgt. Diagramme der Summen-Wahrscheinlichkeiten zeigen, dass diese Komplexe zeitgleich mit den Jamnaja-Gemeinschaften existierten.
Die Verbreitung der Jamnaja-Gemeinschaften
In einem ziemlich ausgedehnten Gebiet Südosteuropas, das nicht weniger als 0,7 Millionen km² umfasst (siehe die folgende Abb.), existierte die große Gemeinschaft der Jamnaja, der die Katakomben-Kultur folgte. Die Jamnaja-Gemeinschaft hatte aber im Gegensatz zu den Katakomben – die weiterhin von Maikop-Metallen abhängig blieben – ihre eigenen Kupfererzquellen.
Die folgende Karte macht deutlich, dass die geografische Ausdehnung der miteinander verwandten Jamnaja-Gemeinschaften riesig ist. Die Breitenausdehnung der Jamnaja-Kultur reicht von Pannonien bis zum südlichen Trans-Ural, also mehr als 3000 km.
Eine einheitliche Kultur über derart große Entfernungen setzt dauerhaft entsprechend enge Kontakte voraus, die wohl entsprechende Kommunikations- und Reisemittel benötigten; Pferde wären eine solche Möglichkeit, die aber von Archäologen in letzter Zeit nicht in Betracht gezogen wird.
In diesem Zusammenhang ist es auch bedeutsam darauf hinzuweisen, dass der räumliche Bereich der Jamnaja noch viel weiter nach Osten bis in den Altai (vgl. die Abb.) reichte.
In der frühen Bronzezeit entstand in der Altai-Region um 3.000 v. Chr. die Afanasievo-Kultur von mit den Jamnaja verwandten Gruppen, die 3.000 km aus den westlichen Steppen über die zentral-asiatische Steppe einwanderten und als Vorfahren der indoeuropäisch-sprachigen Tocharer im Nordwesten Chinas des 1. Jt. v. Chr. angesehen werden (Damgaard 2018).
Dort, im Sayan-Altai-Gebirge, entwickelte die Afanasievo-Kultur auch eine Metallverarbeitung, die die spätere Metallproduktion der spätbronzezeitlichen Kulturen des asiatischen Steppengürtels stark beeinflusste.
Dass sich von dem Jamnaja-Kern nicht nur die Afanasievo in das extrem weit entfernte Altai-Gebirge – ohne Zwischenstationen – abspaltete kann mit dem in etwa gleichzeitigen „Exodus“ von Jamnaja-Gruppen nach Westen (die später als "Schnurkeramiker" bezeichnet werden), aber auch mit der etwas späteren Abspaltung indoeuropäischer Sprecher nach Anatolien („Hethitisch“) möglicherweise ähnliche (macht)politische Gründe haben.
"Plötzliches" Erscheinen der Maikop-Kultur (ab 4. Jt. v. Chr.): Herkunfts-Hypothesen
Die Technologien der Maikop-Kultur führte frühe Archäologen auf südliche Einflüsse
Die russische Archäologie sah schon immer – mit viel Stolz – die Maikop-Kultur auf den Schultern südlicher Herkünfte und hier insbesondere der Uruk-Zivilisation.
Auch Marija Gimbutas in: → Die Kurgan-Kultur: In: Handbuch d. Urgeschichte. Narr, München Bd. 2, 1975: 459–482.
kann sich als ausgewiesene Expertin der Kurgan-Kultur 1975 die erstaunlichen Innovationen von Maikop nur durch südliche Einflüsse erklären und traut den Kurganern keine Eigenentwicklung der Maikop-Technologien zu (Zitat von S. 469/470):
„Maikop ist eine eigenartige Mischung von Elementen der Kurgan-Kultur und der Hochkulturen des Nahen Ostens: Die Bestattungssitten sind typisch für die Kurgan-Kultur, die Metallformen ganz mesopotamisch, anatolisch und transkaukasisch. Die Kurganleute können nicht all das Gold und Silber, die wertvollen Steine und das Kupfer, aus dem die Stücke von Maikop hergestellt waren, unversehens und schlagartig eingeführt haben; vielmehr müssen wir mit voraufgehenden engen Verbindungen zwischen dem nördlichen Kaukasus und den südlicheren Gebieten rechnen: Die Kurgan-Leute werden demnach bereits vor der Zeit der nordkaukasischen „Königsgräber“ über den Kaukasus in das Gebiet der transkaukasischen (ostanatolischen) Kultur vorgedrungen sein und dabei eine Anzahl von Kulturelementen übernommen haben.
Sobald die Kontakte mit den transkaukasischen und anatolischen Kulturen einsetzten, wandelte sich auch die Kurgan-Kultur. Mit dem Beginn von Maikop kann die nordkaukasische Kultur [der „frühkubanischen“ Periode] als „Maikop-Variante“ bezeichnet werden, denn von da an bewahrte sie ihre eigenen Züge als Einflußzone und Vorposten der materiellen Kultur des Nahen Ostens.“
Noch 2014 schreiben Trivonov und Kohl in: → The Maikop Singularityin: The Cambridge World Prehistory; 2014 (Seite 1579, rechts unten), "dass das Maikop-Phänomen zunächst mit dem Eindringen nordmesopotamischer Kolonisten in den südlichen Kaukasus in Verbindung gebracht werden muss, und anschließend mit der viel besser dokumentierten „Uruk-Expansion“, das auf eine Art südmesopotamischer Präsenz und/oder Interesse am anatolischen Hochland, insbesondere entlang des oberen Euphrat-Abflusses, hinweist."
Andererseits zeichnen sie aber den Weg der Metalle von Varna über Maikop in den Transkaukasus, wenn sie auf S. 1579 (links unten) schreiben: "Der Reichtum der in den „königlichen“ Kurganen von Maikop gefundenen Metalle ist außergewöhnlich. Im Laufe der Zeit lässt sich eine Verlagerung der Edelmetalle von Norden nach Süden verfolgen: die frühchalkolithische Blüte des Goldverbrauchs auf dem Balkan, insbesondere im Gräberfeld von Varna; die Fülle von Gold- und Silberobjekten in den Kurganen von Maikop im Nordwestkaukasus während der frühen Bronzezeit; und die spektakulären Funde von Gold- und Silberobjekten in den monumentalen frühen Kurganen von Transkaukasien und den berühmten Horten von Anatolien während der späten Frühen und Mittleren Bronzezeit. Dieser Trend ist unverkennbar und spiegelt wohl die zugrunde liegenden historischen Prozesse wider. Diese Verschiebung spiegelt nicht nur Veränderungen in der Produktion und Versorgung mit Edelmetallen wider, sondern höchstwahrscheinlich auch die Bewegungen von Völkern mit ihren Anführern oder Häuptlingen nach Süden - über oder um den Großen Kaukasus."
Lyonnet lehnt als Erste die südlichen Einflüsse ab
Die Pariser Archäologien Bertille Lyonnet (2000) äußert bereits 2000 als erste starke Vorbehalte gegen eine Herkunft der Maikop-Kultur "aus dem Süden" (Uruk-Kultur, Nord-Mesopotamien; aber auch dem Iran) und verweist auf die qualitativ hochwertigen Bronzegegenstände in den Kurganen. Ihr zu Ehren werden mit diesem Link ihre so frühen → Schlussfolgerugen aus dem Jahr 2000 in deutscher Übersetzung gebracht.
Lyonnet (2019) fasst ihre eingehenden archäologischen Studien zusammen und kommt zum Schluss, dass es offenbar keinen Zusammenhang zwischen der Entstehung des Maikop-Phänomens und den erst später entstandenen südlichen Kulturen gegeben hat. Vielmehr könnten "schleichende" Einflüsse von Maikop das Indoeuropäische zu den späteren Hethitern gebracht haben. Mit dem folgenden Link zum → "Kulturtransfer zwischen dem Kaukasus, dem antiken Nahen Osten und den eurasischen Steppen - Vom Neolithikum bis zur frühen Bronzezeit (6. bis 3. Jt. v. Chr." wird eine Übersetzung des 5-seitigen aufschlussreichen Open Access-Artikels von Lyonnet (2019) gebracht.
Ivanova 2008, Mariya: → The chronology ot the „Maikop culture“ in the North Caucasus: – Changing perspectives. Aramazd, Armenian Journal of Near Eastern Studies 2, 2008:7–39.
S. 21: „Die ‚Vor-Maikop‘-Kultur ist ein im Wesentlichen chalkolithisches Phänomen, das mit der westlichen und nördlichen Schwarzmeerregion durch ein Netzwerk von ‚Prestigetausch‘ verbunden ist (Rassamakin 1999:100 f.). Zahlreiche Artefakte, die für dieses Netzwerk diagnostisch sind, werden durch ihr Vorkommen in Tripolje B1-Kontexten sicher auf das späte 5. Jh. v. Chr. datiert. „Pre-Maikop“ kann als Fixpunkt in der nordkaukasischen Chronologie fungieren.“
„Die späte Maikop-Gruppe wird durch Vergleiche und Importe in den nordpontischen Raum und durch die 14C-Bestimmungen in die zweite Hälfte des 4. Jt. BC datiert. Obwohl das Ende der späten Maikop-Periode schwer zu bestimmen ist, legt die Kurgan-Stratigraphie die Wende zum 3. Jahrtausend als plausiblen Endpunkt nahe.“
"Iran und Zentralasien" als überholte Herkunfts-Hypothesen
Ivanova-Bieg (2008) schreibt: "Aus Gräbern und Siedlungen des 5. Jahrtausends v. Chr. im Nordkaukasus ist eine materielle Kultur bekannt, die mit gleichzeitigen archäologischen Komplexen im nördlichen und westlichen Schwarzmeergebiet verwandt war. Scheinbar unvermittelt wurde sie zu Beginn 4. Jahrtausend v. Chr. jedoch durch eine „Hochkultur“ ersetzt. In allen Bereichen zeigt diese nach dem großen Kurgan von Maikop genannte archäologische Kultur Innovationen ohne lokale Vorbilder, die auch nicht aus der Tradition der balkanisch-anatolischen Kupferzeit abgeleitet werden könne." Ivanova schreibt weiters, dass für die Entstehung der Maikop-Kultur von der russischen Forschung eine Migration aus dem Süden angenommen wurde, mit Ursprung im syro-anatolischen Raum, die oft mit der sog. „Uruk-Expansion“ in Verbindung gebracht werde. Allerdings seien ernsthafte Zweifel an einem Zusammenhang zwischen Maikop und dem syro-anatolischen Raum angebracht. So zeigen die Fremdobjekte im Nordkaukasus keine Verbindung zum Oberlauf des Euphrat und Tigris und den Schwemmebenen Mesopotamiens. Ivanova sieht 2008 eine Verbindung zum Iranischen Plateau und dem südlichen Zentralasien.
Ivanova → (2012, S. 2 f.) schreibt zur Entstehung des 'Maikop-Phänomens' im 4. Jt. v. Chr., dass es sich bei der Kultur des Nordkaukasus Ende des 5. Jt. v. Chr. um eine materielle Kultur handelt, die mit gleichzeitigen archäologischen Komplexen aus dem nördlichen und westlichen Schwarzmeer verwandt und in ein Netzwerk für „Prestige-Güter“ eingebunden ist. Es handelt sich um einen „entfernten Ableger der südosteuropäischen Kupferzeit handelt. Die einfachen archäologischen Komplexe des 5. Jt. werden im 4. Jt. durch eine vielfältige und hoch entwickelte Kultur ersetzt. In allen Bereichen zeigt diese nach dem großen Kurgan von Maikop benannte archäologische Kultur Innovationen ohne lokale Vorbilder, die auch nicht aus der balkanisch-anatolischen Tradition abgeleitet werden können. Ihre Entstehung bleibt ein archäologisches Rätsel.“
[Überraschenderweise sieht Ivanova trotz des Konnexes mit Südosteuropa (2008 und 2012) im gleichen Satz aber keine Verbindung zum Balkan (2008/12).
In ihrem zweiten Artikel aus 2012b weist sie dann gleich den Weg zum Iran und Zentralasien - und löst das "archäologische Rätsel"].
Ivanova → (2012b) geht dabei aber von veralteten absolutchronologischen Daten aus, in denen Maikop rund ein halbes Jahrtausend zu spät erscheint. Damit passen aber die Chronologien der einzelnen betrachteten Gesellschaften nicht zusammen.
Ivanova leitet dabei ihre Ansicht aus dem Vergleich von Metallformen aus dem Iran und Zentralasien mit kaukasischen Metallformen her, die aber bzgl. Nord-Iran/Zentralasien qualitativ nicht überzeugen kann (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung: Ivanova 2012, S. 405):
- A Metallformen in Iran und Zentralasien (4. Jt. v.Chr.): 1 West-Iran; 2 Nord-Iran; 3 Süd-Afghanistan; 4 Aserbaidschan.
- B. Metallformen im Nord-Kaukasus (4. Jt. v.Chr.): 5, 6 Krasnogvardejskoe; 7 Novosvobodnaja; 8 Nalchik; 9 Gussform Unterer Don.
S. 407: „. Mit dem Aufkommen der Fundkomplexe der Maikop-Kultur um die Mitte des 4. Jt. v.Chr. erscheinen auch die uns interessierenden Metallformen. Die Maikop-Kultur weist nicht nur in der Metallurgie, sondern in vielen anderen Bereichen Innovationen ohne lokale Vorbilder auf."
S. 408: „Das wahrscheinliche Ursprungsgebiet der uns interessierenden Metallformen liegt im iranisch-zentralasiatischen Raum. Der früheste ihr bekannte Beleg für die Schaftlochaxt aus einem gesicherten archäologischen Kontext ist eine Gussform aus dem im Kura-Tal (Aserbaidschan) aus dem zweiten Viertel des 4. Jt. v.Chr. (Abb., #4 rechts oben).“
„Die bislang ältesten Meißel mit Hohlschneide und pyramidenartig verjüngtem Nackenteil stammen in der Tat aus Gräbern im Nordkaukasus. Zu den frühesten Exemplaren gehört der Meißel des Maikop-Kurgan, der in das zweite Viertel oder die Mitte des 4. Jt. datieren dürfte (Ivanova 2012).“
S. 412: Zusammenfassend sei festzuhalten, "dass die untersuchten Metallgeräte ursprünglich aus dem Iran, Zentralasien und dem Südost-Kaukasus stammen; im 4. Jt. v. Chr. erreichen sie den Nordkaukasus und erlangen dort in den Grabkomplexen der Maikop-Kultur eine bemerkenswerte Verbreitung.“
[Anm.: Wieso Ivanova in ihrer Zusammenfassung zu gesicherten Erkenntnissen aufgrund ihrer vorher geäußerten Vermutungen kommt, bleibt von ihr nicht nachgewiesen und ist auch nicht einsichtig.]
Iranisches Zentralplateau: scheidet aus
Helwing (2021) schreibt: Wenn wir diese frühesten bezeugten Vorkommen von geschmolzenem Kupfer im Südosten Irans und der Hochebene vergleichen, wird eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Südosten und den zentralen und nordwestlichen Teilen Irans deutlich, da Objekte aus geschmolzenem Kupfer erst nach 4000 v.Chr. an Fundorten auf der Hochebene auftauchen.
Mit dem Beginn des 4. Jt. v.Chr. wird das Schmelzen von Kupfer zu einer regelmäßigen handwerklichen Tätigkeit des iranischen Hochlands. In den ersten Jahrhunderten des 4. Jt. v.Chr. werden die Siedlungen größer und eine interne Differenzierung zwischen den einzelnen Gebäuden wird deutlicher. In dieser Zeit stellt die Kupferverhüttung ein regelmäßiges "Heim-Gewerbe" dar. Barrenformen und offene Formen für den Guss von schweren Doppel-Schaftlochäxten sind typische Formen dieser Zeit.
Desset (2018) schreibt: Um 4.000-3.700 v. Chr. gibt es Kupfermetallurgie im iranischen Zentralplateau, aber vor allem nur im häuslichen Bereich. Erst um 3.700-3.400 wird die Verhüttung von arsenhaltigem Kupfer Standard, wobei die Kupfererze unterschiedlicher Bergbaugebiete verarbeitet werden. Der vorherrschende Produktionskontext ist der "häusliche". Silber ist erst ab der Mitte des 4. Jt. v.Chr. gefragt. Es gibt keine zentrale gesellschaftliche Organisation, sondern verteilte Dorfgemeinschaften sind vorherrschend.
Perlen, die bei den Bestattungen hochgestellter Personen vorkommen, werden importiert und nicht lokal hergestellt.
Transkaukasus oder Uruk-Expansion (aus Mesopotamien): kommen zu spät
Die Uruk-Expansion macht sich nach Lyonnet (2019) erst um 3.300 v. Chr. im südlichen Kaukasus mit der Kura-Araxes-Kultur bemerkbar und kommt damit für die Bildung von Maikop zu spät.
Frangipane 2019, Marcella beschreibt in → Arslantepe. The rise and Development of a Political Center: from Temple to Palace to fortified Citadel.2019:71–104. die beeindruckende Kultur von Arslantepe und bringt auf S. 73 eine kalibrierte Chronologie (vgl. die folgenden Daten).
Caneva 2019, bringt in Metalwork at Arslantepe in Late Chalcolithic and Early Bronze I: The evidence from metal analyses mit Tabelle S. 646 ff. Analysen von Metallwaren in Arslantepe. Dabei zeigt sich, dass in der älteren Schicht Arslantepe VII (3900–3400 cal BC) nur 5 Metall-Stücke gefunden wurden, die mit einer Ausnahme nur geringe Arsenanteile enthalten. Erst ab Arslantepe VI A gibt es vermehrte Funde mit höheren Arsengehalten.
- Arslan tepe VII (3900–3400 cal BC)
- 2 Meißel mit < 0,13% As, 1 Meißel mit 0,3–0,9% As; 1 Meißel mit 1,8–2,35% As; 1 Ahle mit 0% As
- Arslan tepe VI A (3400–3200 cal BC)
- 15 Speerspitzen mit 3–6% As; 15 Schwerter mit 4–7% As; 13 Stk. mit < As; 1 Silber-Inlay auf Schwert mit 93% Ag
- Arslan tepe VI B (3200–2800 cal BC)
- 16 Stk. mit 0,5–1,5–3% As (Meißel, Nadel, 1 Messer, 1 Locher, 1 Ahle); 1 Meißel mit 4 – 5,5% As
Auch Palumbi 2011, Giulio schreibt in: → The Arslantepe Royal Tomb and the „Manipulation“ of the Kurgan Ideology in Eastern Anatolia at the Beginning of the Third Millennium. (Ancestral Landscapes. TMO 61, Maison de l’Orient et de la Méditerranée, Lyon, 2011;47–59): in seinem Abstract zu Arslantepe:
„Das Auftreten der Kurgan-Bestattungstradition im Nordkaukasus (Maikop/Novosvobodnaya) datiert in die 1./2. Hälfte des 4. Jt. und belegt eine beeindruckende Zurschaustellung und Anhäufung von Reichtum in den Grabbeigaben (v.a. Metallgegenstände), die das Aufkommen grundlegender sozialer Veränderungen in den Gemeinschaften der Region unterstreichen. Kurgane signalisieren aber auch einen neuen Bezug zum Gebiet und eine andere Auffassung von der Landschaft.
Das Königsgrab von Arslantepe (im oberen Euphrat-Tal, Ostanatolien), das auf 3100–2900 v. Chr. datiert wird, zeigt, dass weitreichende Einflüsse aus dem Nordkaukasus bereits den Großen Kaukasus überquerten und von den anatolischen Machtgruppen assimiliert wurden. Die Merkmale, die das Königsgrab von Arslantepe mit den Bestattungen der nordkaukasischen Kurgane teilt (Ritual, Grabbeigaben und auch der Bestattungsort), waren das Ergebnis einer symbolischen und ideologischen Übernahme durch die lokale Gemeinschaft, die darauf abzielte, die aktuellen historischen und politischen Gegebenheiten und das Aufkommen neuer Darstellungen und Herrschaftsregeln zu legitimieren und zu rechtfertigen."
Stöllner (2021) schreibt, dass die eurasische Sichtweise bezüglich der Metallurgie im Transkaukasus oft die Bedeutung der Nord-Süd-Verbindungen betonte, beispielsweise im Hinblick auf das Maikop-Phänomen und seine späteren Phasen während der Novosvobodnaja-Phase ab der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends (vgl. Ivanova 2012: Kaukasus und Orient); allerdings hat sich die chronologische Perspektive in den letzten 20 Jahren erheblich verändert. Frühe Forscher sahen die Abhängigkeit von den mesopotamischen Kulturen, insbesondere von der Ubaid- und Uruk-Phase. Die Suche nach metallurgischen Produkten, Aspekte der Ikonographie, wie die der berühmten Maikop-Gräber selbst, aber auch Aspekte des Keramikstils wurden zu wichtigen Pfeilern der Argumentation. Es gab eine gewisse Tendenz zu "ex oriente lux", die dies antrieben. In einer älteren Sichtweise wurde sogar die ähnliche Maikop-Keramik als Zeuge solcher Migrationen herangezogen. Seither hat sich herausgestellt, dass das Keramikspektrum der Maikop- und Novosvobodnaja-Phase zwar in formalen Aspekten der nordmesopotamischen und transkaukasischen Keramik ähnelt, sich aber dennoch technisch unterscheidet und nicht häckselgetempert ist. Sogar die nordmesopotamische Herkunft wurde in Frage gestellt und stattdessen ein größerer Kulturverbund zwischen Nordiran, Transkaukasien und Ostanatolien behauptet. Was die metallurgischen Innovationen betrifft, so ist inzwischen klar, dass zahlreiche neue Aspekte zu beobachten sind, wie der Guss größerer Objekte wie Schaftlochgeräte und das erste Auftreten von Prestigemetallen wie Gold und Silber (Hansen 2011, 2016). Ähnlich wie bei den keramischen Techniken ist sicherlich zu diskutieren, ob diese Innovationen eher von den Hochlandvölkern als von den mesopotamischen Ubaid/Uruk-Welten angeregt wurden.
Eine gegenteilige Sichtweise wurde von Forschern vertreten, die die Siedlungsdynamik und den frühen Urbanismus in Südmesopotamien analysierten: Uruk und Südmesopotamien wurden als zentrale und hochentwickelte vor- oder frühstädtische Sphäre betrachtet, die sich zumindest auf fruchtbare Zonen in der Susa-Ebene, aber auch mit Hilfe von "Kolonien" und "Außenposten" nach Norden und Osten ausdehnte. Funde aus Arslantepe deuten eindeutig auf die Entwicklung eines zentralisierten Umverteilungssystems um die Mitte des 4. Jt. hin. Es ist naheliegend, die Entwicklung von Bergbauunternehmen im Kaukasus sowie die technische und unternehmerische Rolle der Rohstoffverarbeitung als einen Prozess zu verstehen, der die Innovationen der Hochlandbevölkerung im südkaukasischen Raum positiv beeinflusste. Es besteht kein Zweifel daran, dass erste größere Veränderungen des metallurgischen Wissens bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jt. stattgefunden haben, aber eine große Verbreitung der kaukasischen Metalle ist frühestens im späteren 4. Jahrtausend im Rahmen der Kura-Araxes-Gemeinschaften zu sehen.
Kura-Araxes (Transkaukasus): kommt viel zu spät
Lyonnet (2019) schreibt: „Ab 3300 v. Chr. kam es zu einem bedeutenden kulturellen Wandel und es wurden neue Siedlungen gegründet, insbesondere in den gemäßigten Höhenlagen. Diese neue Kultur trägt den Namen Kura-Araxes, da sie hauptsächlich zwischen diesen beiden Flüssen verbreitet ist. Ihre Ursprünge sind unklar, aber es ist sicher, dass sie aus dem Uruk-Phänomen hervorgegangen ist. Die Produktion scheint auf häuslicher Ebene geblieben zu sein, es gibt keine Hinweise auf einen Austausch mit der Außenwelt oder eine interne Hierarchie.
Courcier (2010) schreibt in seiner Dissertation: „Die Kura-Araxes-Kultur erschien in der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends v. Chr. (ca. 3.400/3.300 v. Chr.) und dauerte bis zum Ende des dritten Jahrtausends v. Chr.“
Rova (2014) berichtet zur Chronologie der Kura-Araxes auf S. 65 ff.: „Die Phase "Proto-Kura-Araxes (KA)" kann wahrscheinlich auf das erste oder zweite Viertel des 4. Jahrtausends v. Chr. datiert werden, wie die jüngsten Daten für die zeitgenössischen Horizonte Leilatepe in den Regionen Aserbaidschans und Ober-Mesopotamiens bestätigen, während ein Datum zwischen 3.600 und vielleicht 3.200 v. Chr. für die erste Phase der Kura-Araxes als angemessen angesehen werden.
Die Daten der früheren KA-II-Phase bieten ein etwas widersprüchliches Bild; die jüngsten Daten vom heutigen KA-Niveau bei Natsargora scheinen sich jedoch um das 30. Jh. v. Chr. zu häufen. Der Rest der KA-II-Phase kann somit in das erste Viertel des 3. Jahrtausends eingegliedert werden. Für die KA-III- und die KA/Early-Kurgan-Übergangsphasen sind nur sehr wenige Daten verfügbar und widersprüchlich. Es wird ein Datum zwischen 2.600 und 2.500 v. Chr. für das Verschwinden der KA-Kultur in Betracht gezogen.“
Es ist auffällig, dass im Transkaukasus Metalle nach einer Phase geringer Verwendung erst um 3.000 v.Chr. plötzlich wieder als Gebrauchsgegenstände in Verwendung kamen. Die Funde deuten darauf hin, dass erst durch die Kura-Araxes-Gemeinschaften die Metallproduktion in Bergbau- und Metallurgieprozesse intensiviert wurde. Das kann auf eine radikale Veränderung der externen Austauschbeziehungen in einer Zeit hindeuten, in der transkaukasische Gruppen in größerem Umfang nach Ost- und Südostanatolien und in den nördlichen Iran migrierten.
Aktuelle genetische Forschungen zur Maikop-Kultur
Hansen 2023, Svend; Reinhold Sabine: → Paläogenetik im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. In: DAI – Eurasien-Abteilung: Archäologie in Eurasien, Berlin 2023:56–57.
Die Untersuchungen im Rahmen des “ERC Grant: Technische und soziale Innovationen im Kaukasus im 4. und 3. Jt. v. Chr.“ an 50 Genomen aus dem Nordkaukasus zeigen, dass diese im 5. Jt. v. Chr. aus dem Süden kamen. Sie bildeten offenbar eine Basis für die frühbronzezeitliche Maikop-Kultur des 4. Jt. v. Chr. Es gibt keine Anhaltspunkte für umfangreiche Migrationsbewegungen aus dem Süden (Uruk-Kultur). Ein überraschendes Ergebnis ist, dass sich die Maikop-Bevölkerung im Kaukasusvorland genetisch klar von der Bevölkerung der Maikop- Steppe unterscheidet und es kaum zu Vermischungen gekommen ist – ein überraschender Befund für zwei Bevölkerungen und einer Kultur.
In einer weiteren Studie konnte völlig neues Licht auf die Populationsgenetik im Schwarzmeerraum geworfen werden. Während des 4. Jt. v. Chr. kam es in der nordwestlichen pontischen Region zu einem verstärkten Kontakt mit steppenneolithischen Gruppen, die ihrerseits wiederum Kontakt mit Gruppen im Nordkaukasus hatten, wie z. B. Maikop, was sich in den genomischen Daten widerspiegelt.
Da diese Forschungen im Rahmen des "ERC Grant: Technische und soziale Innovationen im Kaukasus im 4. und 3. Jt. v. Chr." noch bis 2025 laufen, sind endgültigere Antworten noch abzuwarten.
THESE: Balkan-Metallurgen gehen Ende 5. Jt. v.Chr. zum Kaukasus
Wie den obigen Studien zu entnehmen ist, kommen die metallurgischen Fähigkeiten des südlichen Kaukasus (Uruk, Kura-Araxes) oder der Iranischen Hochebene für die früh hoch entwickelten Fähigkeiten der Maikop-Kultur (vgl. die Darstellung zum Fürstengrab im Maikop-Kurgan weiter unten) deutlich zu spät .
Eine autochthone Entwicklung der herausragenden metallurgischen Fähigkeiten im nördlichen Kaukasus / Vorkaukasus ist durch bzw. von der ansässigen Mešoko-Kultur überhaupt nicht zu erwarten und ohne extern eingebrachtes Know how in keiner Weise vorstellbar.
Die metallurgischen und gesellschaftlich-organisatorischen Fähigkeiten müssen also einen anderen Ursprung haben.
Im Vergleich zu den zeitgleichen anderen Kulturen im gesamten Raum gibt es keine Gruppierung mit zu Maikop vergleichbaren technologischen Fähigkeiten – mit Ausnahme jener des Balkans.
Dementsprechend wird hier die These vertreten und in der Folge begründet, dass die Kupfer-Metallurgen vom Balkan – nach dem Niedergang aufgrund des Vordringens der Suvorovo-Gruppe Ende des 5. Jt. v. Chr. – in den Kaukasus gingen und klarerweise ihr technologisches Know-how sowie ihre Kenntnisse der gesamten "chaîne opératoire" dorthin mitbrachten.
Es zeigt sich, dass den Mešoko eine fremde Kultur "aufgepfropft" wurde (vgl. Lyonnet 2007 weiter unten), sich aber auch kulturelle Besonderheiten (z.B. Beerdigung unter Kurganen) vermischt haben.
Die Balkan-Metallurgen stießen am Kaukasus nicht mehr auf "reines" Kupfer; die Erze am Kaukasus enthielten auch in unterschiedlichen Anteilen Arsen, sodass sich von selbst der Übergang zur härteren Arsen-Bronze ergab. (Anm.: Zinn-Bronze erscheint erst ein Jahrtausend später, und ersetzte die Arsen-Bronze, wohl weil Arsen-Dämpfe giftig sind.)
Die Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP) funktioniert nicht mehr
Kohl (2007) schreibt auf Seite 376: "Ebenfalls in der Mitte des 4. Jahrtausends kam es zu einer großen Verschiebung in den interkulturellen Beziehungen. Dies ist das Aufkommen der Maikop-Kultur im nördlichen Kaukasus. Damit kommt es zu einem Wechsel von der Metallurgie reinen Kupfers zur arsenhaltigen Kupfer/Bronze-Metallurgie. Die zirkumpontische metallurgische Provinz ersetzt nun die nicht mehr funktionierende metallurgische Provinz Karpaten-Balkan."
Hansen (2013) berichtet, dass um 4250/4200 v. Chr. die Siedlungen in Bulgarien und an der unteren Donau aufgegeben wurden. Mehrere hundert Jahre lang wurden danach offenbar keine weiteren Siedlungen mehr errichtet. Neue Kupfererzvorkommen in den metallhaltigen Karpaten müssen ausgebeutet worden sein, wofür es aber kaum Belege gibt.
Auch im nördlichen Alpenraum ist ab 3.800 v. Chr. eine deutliche Zunahme der Metallfunde zu verzeichnen. Von Oberösterreich bis in die Zentralschweiz sind rund 80 Kupferobjekte dokumentiert, darunter Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus arsenhaltigem Kupfer. Nach Pernicka (2010) stammt aber dieses arsenhaltige sogenannte „Mondseekupfer“ nicht vom Mitterberg, nicht aus den Alpen und auch nicht aus Südost-Europa: kam es vom Kaukasus?
Das enorme Potenzial des Arsen-Kupfer-Gusses wurde von den Mächtigen schnell erkannt und eröffnete nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für stabile Bronzewerkzeuge. Im Gegensatz zu Dolchen aus Knochen waren diese ersten Metallklingen jedoch nicht nur als Stichwaffen gedacht. Mit ihrer geschliffenen Schneide konnten sie auch schwere Schnitte und Hiebe zufügen. Die bedeutende technische Neuerung war, dass zum Ende des 5. Jt. und zu Beginn des 4. Jt. v.Chr. arsenhaltiges Kupfer (bis zu 10 % Arsen) eingesetzt wurde. Dadurch konnten die Blasenbildung beim Gießen und damit Fehler in der Klinge vermindert werden. Kleinere Löcher sind in den Klingen von Dolchen ein großes Problem. Wenn nämlich eine Klinge nachgeschliffen wird, werden die Blasen aufgeschnitten, mit dem Ergebnis, dass die Klinge zwar immer noch eingekerbt, aber nicht geglättet und geschärft ist.
Dolche waren sehr begehrt und wurden über große Entfernungen ausgetauscht. Dass die Arsen-Dolch-Produktion im 4. Jt. v.Chr. im Maikop-Bereich im Nordkaukasus, nicht aber im Transkaukasus oder Iran vorkam, ist der illustrativen Copyright-Abbildung von → Hansen (2013) S. 152: Verteilung von Kupfer- und Bronzedolchen, die in Europa häufiger, sonst aber nur am Nord-Kaukasus vorkommen, zu entnehmen.
Hansen (2013) berichtet auch über die die Verteilung der seltenen Silberfunde bis Ende des 4. Jt. v.Chr. am Nordkaukasus und in Europa (vgl. die obige Abbildung). Hansen (2016) schreibt in "Die Anfänge der Silbermetallurgie in Eurasien" (S. 48): Im 4. Jt. stellt die Maikopkultur entlang von Terek und Kuban ein Zentrum der Silberfunde dar. Aus prächtig ausgestatteten Gräbern stammen etwa 1000 Silber- und 7000 Goldgegenstände. Hierzu zählen an erster Stelle die mit überaus qualitätsvollen Rinderfiguren aber auch künstlerisch anspruchsvolle Silbergegenstände bekannt, die zugleich gusstechnische Meisterleistungen waren. Auch Gefäße gehören zu den frühesten Silberfunden und sind zugleich die ältesten Belege für Metallgefäße insgesamt. Silber spielte schließlich auch in der Waffenproduktion eine Rolle: Der Dolch von Maikop besitzt Silberniete. Dieser bedeutende Fundbestand ist das Ergebnis überbordender Grabausstattungen, in denen weder am Silber noch am Gold gespart wurde. Aus dieser Arbeit wird auch deutlich, dass die zu Beginn des 4. Jahrtausend die Metallurgie der Maikop-Kultur im gesamten Raum führend war und nichts Vergleichbares vorkam.
Überlegenheit kaukasischen Arsenkupfers gegenüber Balkan-Reinkupfer
Der Metallurg Pernicka (1998) beschreibt den Umschwung von Kupfer zu Arsen-Bronze als wichtigstem Rohstoff für Geräte und Waffen: Arsen-Bronze ist leichter zu verarbeiten, vor allem zu gießen, als Kupfer. Die Legierung hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Kupfer (1085 °C) und sie neigt beim Guss weniger zur Blasenbildung. Denn Kupfer hat die für den Gießer unangenehme Eigenschaft, im geschmolzenen Zustand Sauerstoff aufzunehmen und beim Erkalten in Form von Blasen im Guss wieder abzugeben. Es ist deshalb nützlich, dem geschmolzenen Kupfer sogenannte Antioxidantien beizugeben, die den Sauerstoff binden. Arsen ist ein solches Material. Der Arsenanteil härtet aber auch das Metall, sowohl im gegossenen Zustand als auch nach der Bearbeitung. Durch Kaltdeformation kann sogar die Härte von normalem Stahl (nicht abgeschreckt) erreicht werden. Diese Eigenschaft hat zur Herstellung von wesentlich verbesserten Werkzeugen und Waffen geführt. Es gibt also gute Gründe, um Arsen-Kupfer zu verwenden.
Viele natürliche Kupferlagerstätten enthalten Arsen als Begleitelemente, die bei der Verhüttung zumindest teilweise ins Kupfer gelangen. Es ist deshalb auch unklar, ob es sich bei Arsenkupfer um absichtliche Legierungen handelt oder um reine Zufallsprodukte, die durch die Erzbasis vorgegeben waren. Reines Arsen oder Arsenverbindungen kommen zwar in der Natur vor, sind aber recht selten. Deshalb ist die absichtliche Herstellung von Arsenkupfer aus zwei verschiedenen Materialien unwahrscheinlich. Eher ist an eine mehr oder weniger gezielte Auswahl von arsenhaltigen Kupfererzen zu denken. Eine Erzauswahl dürfte in gewissem Umfang zwar möglich gewesen sein, aber es war nicht vorherzusehen, welche Zusammensetzung das Metall haben würde. Außerdem ist es aber wegen der Flüchtigkeit des Arsens schwierig, Kupfer mit mehr als etwa 5 % Arsen herzustellen, so dass die erreichbare Härte der Legierung unter der der späteren Zinn-Bronze mit 10 % Zinnanteil liegt.
(Anm. von Pernicka: Nur ein Prozent der analysierten prähistorischen Metallfunde in der Stuttgarter Datenbank enthalten mehr als 5 % Arsen und nur drei Prozent mehr als 3 % Arsen. Besonders arsenreiche Kupferobjekte treten vorwiegend in Vorderasien auf.)
Wenn also mit Arsenkupfer ein wesentlich härteres Metall als reines Kupfer zur Verfügung stand, ist der rasche Ersatz des Kupfers durch Arsen-Kupfer für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen leicht einsichtig.
Die Verwendung von Arsenkupfer-Bronzen beginnt – rund tausend Jahre vor Einführung der Zinn-Bronze – bereits am Beginn des 4. Jt. nahezu zeitgleich in einem sehr großen Gebiet, das vom Iran über den Kaukasus und rund um das Schwarze Meer reicht.
Unterstützende Argumente für die These
- Es gab seit etwa 4.600 v.Chr. dauerhafte Beziehungen der Karpaten-Balkan-Schmiede (CBMP) zu Abnehmern weit hinein in die südrussischen Steppen und auch zum Kaukasus (Mešoko-Kultur) und das Wissen um kaukasische, für Metallprodukte günstige Arsen-Kupfer-Erzvorkommen.
- Die Suvorovo-Invasion beendete spätestens um 4200/4100 v. Chr. das CBMP-Geschäftsmodell; der zentrale Block der CBMP ging zugrunde und damit wurde auch deren Kupfer-Wirtschaft für sich selbst, aber auch für die Cucuteni-Tripolje-Kultur und die Steppen-Gruppen beendet.
- Manche der Karpaten-Balkan-Metall-Schmiede gingen vielleicht nach Serbien, wofür es aber keine Belege (Hansen) gibt; sie sahen dort kein Zukunftspotential.
- Der Beginn des Maikop-Komplexes ab ca. 4.000 v. Chr. anhand von 14C-Radiokarbondaten passt mit dem Ende der Karpaten-Balkan-Metallprovinz zusammen.
- Jedenfalls erscheint der Maikop-Komplex ab 4.000 v. Chr. auf dem Gebiet der Mešoko-Kultur im Nord-Kaukasus; die Mešoko leben dort aber unverändert weitere Jahrhunderte - auch während der Maikop-Periode.
- Die Maikop-Leute vermischen sich nicht mit den Mešoko und auch nicht mit den Jäger/Sammler-Kulturen in der nördlichen Maikop-Steppe (Caucasian HG) und auch nicht mit den späteren Jamnaja-Leuten (Caucasian HG + Eastern HG) der pontisch-kaspischen Steppen.
- Die Maikop-Kultur setzt auch keine der Mešoko-Grabdenkmäler fort. Auch in der Maikop-Steppe sind Hügel mit ursprünglichen, eneolithischen und den Maikop-Steppe-Bestattungen getrennt. Die Maikop-Gemeinschaften wollten sich offenbar auch nicht in eine Kontinuitätslinie mit den früheren steppenverwandten Bewohnern der Vorgebirgs-Zone stellen (Reinhold 2019).
- Vergleicht man die Spitzenleistungen der Gold-Metallurgie am Balkan (z.B. Varna) mit jenen des Oshad-Kurgans, erkennt man in Maikop eine ähnlich hohe Qualität (siehe nebenstehende Abbildungen).
- Nur die Karpaten-Balkan-Schmiede hatten das Know-how, um eine entsprechende chaîne opératoire im Kuban-Gebiet für ein neues Metall-Zentrum aufzubauen.
- Die im Maikop-Kurgan bereits im 37. Jh. v. Chr. gegenüber der CBMP erkennbaren metallurgischen Fortschritte sind: Silberproduktion mit komplexem Kupellationsverfahren, Silber-Bleche für Becher, viele spezialisierte Holzbearbeitungs-Werkzeuge, Nasenringe für Ochsen, weltweit längste Dolche usw.
- Kleine Grabhügel sind bereits während des 5. Jt. v. Chr. in der pontischen und der Wolga-Region – 15-20 m Durchmesser, kaum höher als 0,5 m – sowie im Nordkaukasus bekannt (Hansen 2017). Unmittelbar nach Erscheinen der Maikop-Kultur gibt es nun aber monumentale Grabhügel (Reinhold 2020), die viele der rituellen Besonderheiten der Steppen-Grabhügel und Mešoko-Gräber übernehmen wie Böden aus Geröllsteinen, Bestreuen der Toten mit rotem Ocker usw. Der älteste ausgegrabene Maikop-Grabhügel ist Brut 3 und datiert kalibriert auf 3933–3766 v. Chr.
Courcier (2014) und Lyonnet (2007) von der Pariser Universität gehören zu den wenigen, die sich mit dem "plötzlichen" Entstehen des Maikop-Komplexes auseinandersetzen und kommen zum Schluss: "Das Ende der Mešoko-Kultur im späten fünften/frühen vierten Jahrtausend v. Chr. fällt mit den Anfängen der "Maikop-Komponente" zusammen, und es scheint eine chronologische Überschneidung zwischen diesen Kulturgruppen (Mešoko und Maikop) gegeben zu haben. Lyonnet (2007, S. 134) schreibt: Die "Maikop-Komponente" wurde auf den kulturellen Hintergrund der Mešoko aufgepfropft, aber mit fremden Einflüssen vermischt.
Courcier (Dissertation 2010, 2014): "Unsere eigenen Forschungen unterstützen die Idee einer lokalen Metallindustrie in der Maikop-Kultur. Die höchstwahrscheinlich aus dem Karpaten-Balkan-Raum stammenden metallurgischen Verfahren, die bereits in der vorangegangenen Mešoko-Kultur bekannt waren, wurden wahrscheinlich von der Maikop-Kultur weiterentwickelt. Es scheint, dass dieser westliche Einfluss bis zum Beginn der Maikop-Phase anhielt, wie die Einführung des Tüllenbeils und der Spitzhacke nahelegt."
Courcier (2014) "Wir können jedoch nicht ausschließen, dass die metallurgischen Technologien der Maikop-Kultur auch durch den Austausch mit dem südlichen Kaukasus beeinflusst wurden, da die Maikop-Kultur Beziehungen zu mehreren Gebieten (Transkaukasien, Nordwest-Iran und Ostanatolien) unterhielt, in denen die Metallurgie auch bereits begonnen hatte.
Seit Beginn des vierten Jahrtausends v. Chr. ist die Metallurgie mit dem Aufstieg der Maikop- Kultur verbunden, später gefolgt von den Novosvobodnaja- und Kura-Araxes-Kulturen. Diese kulturelle Abfolge ist gekennzeichnet durch eine Intensivierung der mineralgewinnenden Metallurgie, eine Diversifizierung der verwendeten Metalltypen (d. h. Edelmetalle und Arsen-Kupfer-Legierungen), die Entwicklung neuer Technologien (z. B. Schmelzen komplexer Erze, Legierung, Ummantelung, Gießen in geteilten Gussformen, Wachsausschmelzverfahren, Bronzewaren), die Erfindung neuer Arten von Metallgegenständen (z. B. Gabeln, Spieße, Flachäxte, Spitzhacken, Speerspitzen, Sicheln, Geschirr, Langdolche, Schwerter) und die Erhöhung der Quantität der produzierten Metallgegenstände."
Hansen (2013b): Im Kaukasus wurden über 10 m hohe Grabhügel für einzelne Verstorbene errichtet. Die Erhöhung dieser mächtigen Personen erfolgte im Inneren des Grabes: Perlen, Gefäße und Tierfiguren, alle aus Gold und Silber, wurden ausschließlich in wenigen Gräbern platziert. Diese Exklusivität ähnelt derjenigen von Varna in Bulgarien etwa 1000 Jahre zuvor. In Varna war Gold wie auch im nördlichen Kaukasus das Symbol der Macht. Neben den symbolträchtigen Grabbeigaben gab es die großen Grabhügel und Steinstelen. Es ist durchaus plausibel, dass diese Elemente als Zeichen des Wandels im damaligen Gesellschaftssystem verstanden wurden. Bei der Metallbearbeitung wurde das technische Know-how durch persönliche Kommunikation vermittelt. Ethnografische Belege implizieren, dass in schriftlosen Gesellschaften die Praktiken des Beobachtens/Zuschauens und des Nachahmens/Kopierens entscheidend für die Weitergabe von Traditionen und die Verbreitung von Wissen über handwerkliche Techniken sind. Wie J. Goody feststellte, "hat kein Bauer die Landwirtschaft aus einem Landwirtschafts-Lehrbuch gelernt"; das gilt auch für die Metallurgie.
Das Fürstengrab im Kurgan von Maikop (37. Jh. v.Chr.) (27.3.2023)
Originalbericht der Ausgrabung des Kurgans von Veselovskij (1897)
Mit diesem Link wird der Originalbericht von Nikolaj Ivanovich Veselovskij über die → Ausgrabung des Grabhügels von Maikop im Jahr 1897 samt seinen Lageskizzen und der umfassenden Fundliste in deutscher Übersetzung von → Daria A. Stigler zur Verfügung gestellt.
Ausgrabung und die Funde im Fürstengrab
[Anmerkung: Die nebenstehenden drei Abbildungen entstammen der Ankündigung einer gemeinsamen Ausstellung von russischen und deutschen Museen, in der Reihe von "Europa ohne Grenzen"-Projekten, zum Thema → "Бронзовый век. Европа без границ. Четвертое – первое тысячелетия до новой эры" („Die Bronzezeit. Europa ohne Grenzen. 4.–1. Jt. v. Chr.“) Ort: Generalstabsgebäude der Eremitage, St. Petersburg, 21.6.–8.9.2013.]
Zur Bequemlichkeit des Lesers wird hier die damalige → Ankündigung der Ausstellung in deutscher Übersetzung gebracht.]
Nikolaj Ivanovich Veselovskij grub 1897 den großen Grabhügel in der Stadt Maikop – im Einzugsgebiet des Flusses Kuban im Nordwesten des Kaukasus – aus, dessen Grab nach wie vor das reichste und spektakulärste Grab der nach ihm benannten „Maikop-Kultur“ ist (Tallgren 1926, Ivanova 2012).
Der Grabhügel („Kurgan“ - russ.: курган) hatte eine Höhe von 10,65 m, einen Durchmesser von rd. 100 m und bestand aus Lehm. Im Inneren des Kurgans befand sich ein Schachtgrab mit 5,5 m Länge, 3,75 m Breite und einer Höhe von 1,45 m. Der Boden war mit Geröllsteinen gepflastert. Das Grab bildete ursprünglich eine hölzerne Kammer, mit Wänden und einem Giebeldach aus Holz und war in drei Abteilungen eingeteilt. In den drei Kammern befand sich jeweils eine erwachsene Person (zwei Männer und eine Frau) in Rückenlage mit angezogenen Knien.
Das Skelett des Fürsten in der südlichen Hauptkammer war mit Ocker bestreut. Das bestattete Individuum trug Halsketten aus 5671 Goldperlen (1036 Gramm), 961 Silber-Perlen, 58 Türkis-Perlen und 1266 Karneol-Perlen in verschiedenen Formen und Größen, darunter auch fünf sehr große Goldperlen von 3–4 cm Länge. Die Kleidung des Verstorbenen war verziert mit 135 Goldapplikationen in Form von 68 Löwen, 19 Stieren, 38 Ringen und 10 Rosetten. Auf dem Kopf war eine Kopfbedeckung, die mit zwei Goldstreifen und mehreren kleineren Goldapplikationen versehen war. Unter dem Schädel lagen goldene Diademe und unter dem Körper goldene Rosetten.
Weiters gab es mehrere ca. 1 m lange goldene und silberne Röhren mit goldenen und silbernen Endstücken. Die zwei goldenen Endstücke waren auf goldene Stiere aufgesteckt, die zwei silbernen Endstücke auf silberne Stiere.
Weiters gab es: drei steinerne Beigaben (ein großes sichelförmiges Szepter, ein Wetzstein und eine Flachaxt) und zehn aus Arsenkupfer: eine Schaftlochaxt, ein Griffplattendolch und eine flache Klinge; und als Werkzeuge: eine Axt-Dechsel, zwei Flachäxte, eine Hacke, zwei Meißel und eine Ahle.
An der Seitenwand lagen vierzehn Silbergefäße und zwei Goldgefäße (Töpfe, Becher und Schalen). Zwei der Silbergefäße hatten eine Reliefverzierung: die eine mit Tieren, die andere offenbar eine Darstellung der Herrschaft des Fürsten.
Auf der gegenüberliegenden Wand befanden sich mehrere Tongefäße mit großen Töpfen und kleinen Bechern. In der Kammer befanden sich auch zwölf rautenförmige Feuerstein-Pfeilspitzen und siebzehn 1–2 cm lange Mikrolithen.
Die beiden anderen Toten in den Nordkammern waren ebenfalls mit Ocker bedeckt und besaßen Schmuck aus Gold- und Karneolperlen und hatten Kupfergefäße als Beigaben.
Abbildungen der bedeutsamsten Schätze und Internet-Links
Internet-Links
Hier gibt es → 49 Abbildungen der Schätze aus Maikop im Hermitage-Museum in St. Petersburg
Mit diesem → Facebook-Video (5 min) wird die Opulenz der Maikop-Kultur in der Pracht der Eremitage in St. Petersburg präsentiert. Zitat des Direktors der Eremitage Michail Piotrowski: "Mit der Schatzkammer von Maikop wurde die neue Ausstellung des berühmten Goldsaals des Museums sehr passend wiedereröffnet."
Weitere Abbildungen der prachtvollen Schätze des Fürstengrabs im Maikop-Kurgan werden mit
- diesem Link zu → Der Maikop-Hügel im nördlichen Kaukasus und
- diesem Link zu → den 43 farbigen Bildern der Ausstellung in der Hermitage (nach unten in Site-Mitte scrollen)
zur Verfügung gestellt.
Der Ethnologe Bgazhnokov (2019) zum Silberbecher aus dem Oshad-Kurgan: "Die Silbergefäße zeigen die Hauptmerkmale und Gegebenheiten der Natur- und Kulturlandschaft des Nordkaukasus und geben gleichzeitig Aufschluss über den Charakter und das Wesen der Glaubensvorstellungen und Kulte der Maikop-Gesellschaft. Der Kult der kaukasischen Berge und der beiden schneeweißen Gipfel des Elbrus und des Kazbek, die die Bergkette überragen, gehört zu den zentralen religiösen Überzeugungen der Maikop-Leute. Davon überzeugt die Abbildung auf dem Silbergefäß, das im Oshad-Hügel in Maikop gefunden wurde und auf dem sowohl die Gipfel als auch der Kaukasusrücken als Ganzes deutlich dargestellt werden. Alle anderen Bilder auf diesem Gefäß sind ikonische Objekte: ein Wald, die im Wald häufigen Bären, die beiden Flüsse Kuban und Terek, Stiere, Pferde, Schweine, Ziegen, Löwen und ein Vogel, der sich auf dem Rücken eines dieser Tiere niedergelassen hat. Es ist ein poetisches Bild des Lebensraums der Maikop-Stämme – die Berge, deren Vorland und Steppen, die Flora und Fauna, die Flüsse und Meere des Kaukasus und des Kaukasus-Vorlandes. Es ist in der komplexen kartographischen Darstellung eine Hymne auf die Natur und das heimatliche Land. Nach der Idee der Zeichnung ist die Grundlage, die Quelle der inneren Kraft, der überwältigenden Pracht und Vielfalt des natürlichen Lebens im Nordkaukasus, der am Boden des Gefäßes ornamental dargestellte See, der den Kuban und den Terek zu einem einzigen Ganzen verbindet. Möglicherweise ist er das Symbol für den Weltozean, aus dem nach der alten Mythologie die Erde und alles, was sie ausmacht, entstanden ist. Für Menschen, deren Leben eng mit dem Schwarzen Meer, dem Asowschen Meer, dem Kaspischen Meer und dem Mittelmeer verbunden war, waren solche Ideen selbstverständlich."
[Anm.: Govedarica 2012, Blagoje schreibt: Der linke Fluss mit der größeren Biegung ist der Kuban, während der rechte die Belaja ist.]
Aus dem Kurgan ersichtliche kulturelle Maikop-Errungenschaften (~37. Jh. v.Chr.)
Was nahm der Fürst mit in das "nächste Leben"?
- Persönliche Bedürfnisse (Nahrung in Krügen) und Geschirr für Feste mit Untertanen
- Frau und Diener
- Abbild seiner Herrschaft
- Insignien und Demonstration seiner Macht (Gold, Silber, Schmuck, Repräsentation ...)
- Symbole für seine Macht:
- politische und religiöse Führung
- Waffen (wohl für Jagd und Macht)
- wirtschaftliche Verfügung über Ressourcen wie Metalle, Werkzeuge zur Holzbearbeitung und Wagenherstellung usw.
- imposanter Grabhügel als sichtbaren Nachweis seiner Verfügung über die Arbeitskraft vieler Leute
Umfang seiner Herrschaft
Demonstration der Herrschaft des Fürsten auf dem silbernen Trinkbecher:
- Herrschafts-Grenzen: Großer Kaukasus, zwei Flüsse Kuban und Terek, Küsten von Asowschem, Schwarzem und Kaspischem Meer
- die zwei Flüsse Kuban und Terek, die in das Asowsche und Kaspische Meer münden, bilden eine dauerhafte genetische Grenze
- Kaukasus als Quelle für das begehrte Arsen-Kupfer
- Bäume für das Holz für die Metallurgie (Holzkohle) und den Wagenbau
- und die Tiere des Fürsten
- Löwe als mächtigstes Raubtier – steht für den Fürsten
- Pferde des Fürsten – in seinem engen, inneren Bereich
- Ochsen für Fuhrwerke – in seinem Außenbereich
- domestizierte Haustiere und Jagdwild
Umfassendes Metallurgie-Know-how und Produkte
Arsen-Kupfer und Kupfer
- Bergbau auf Arsenkupfer-Erz
- Aufbereitung des Erzes (Trennung, Zerkleinerung, Waschen, Sieben, Konzentrieren; kein Rösten, da dadurch Arsen entweichen würde): → vgl. dazu die beispielhafte nebenstehende Abbildung
- Transport zu Verarbeitungsstätten
- Schmelzöfen (Brennholzverfügbarkeit und Holzkohle-Produktion wegen höherer Verbrennungstemperaturen, Blasebälge zur Erreichung höherer Temperaturen)
- Herstellung der Gussformen
- Gießen
- Endbearbeitung (Entgraten, Schmieden, Glätten, Schärfen)
- Dengeln zur Erhöhung der Härte von Schneiden
- Schäftung für Geräte
Produkte aus Arsen-Kupfer
- Nasenringe für Ochsenfuhrwerke (siehe nebenstehende Abbildung)
- Holzbearbeitungs-Werkzeuge: Schaftloch-Axt (zum Bäumefällen, aber auch als Waffe), Dechsel, Hämmer, Stemmeisen, Meißel und Hohleisen; sowie die dafür benötigten Wetzsteine und Schärfsteine
- Waffen (Lanzenspitzen, Streitäxte, Messer, Dolche – bis 37 cm Länge!)
- Geräte für den Bergbau selbst
- Gebrauchsartikel: Eimer mit Henkel, Schalen, Kochgeräte usw.
Gold
- Erzbergbau auf Gold
- Verarbeitungstechniken: Wachsausschmelzverfahren, Blechherstellung, Krüge, Dekorierung
- Schmuckstücke: Löwen, Stiere, Ringe, Perlen, Rosetten, Flachbänder, Röhren, Krüge, Pokale
Silber
- Erzbergbau auf Silber
- komplexes Kupellationsverfahren (Oxidierung der unedlen Bestandteile des Erzes) zur Gewinnung von reinem Silber erforderlich
- Verarbeitungstechniken: Wachsausschmelzverfahren, Blechherstellung, Krüge, Dekorierung
- Silberprodukte: Stiere, Spiralringe, Röhren, Platten, Krüge mit Tierdarstellungen und Herrschaftsbereich
Verarbeitung von Edelmineralien und -steinen
- Türkis-Perlen (neben Goldperlen-Collier)
- Karneol-Perlen: Schleifen, Bohren des Lochs
Längster Dolch der damaligen Welt aus Arsenbronze
Hansen (2021) berichtet über das berühmte Maikop-Grab im Kaukasus, das eine ganze Reihe von arsenhaltigen Bronzen zeigt. Es kam auch zu einem Durchbruch zu längeren Klingen, wofür der 34,7 cm lange Dolch aus dem Kurgan von Maikop, dessen Griff mit zwei Silbernieten befestigt war, ein herausragendes Beispiel ist (vgl. die Abb.). Es handelt sich um die längste Dolchklinge dieser Zeitperiode und veranschaulicht das Potenzial dieser Arsenbronze, obwohl er wegen des Fehlens der metallischen Substanz nicht genau bestimmt werden konnte. Alle anderen Werkzeuge aus dem Maikop-Grab wurden aus arsenhaltiger Bronze hergestellt (2,03 bis 9,08 %). Die Entwicklung der Äxte im vierten Jahrtausend im Kaukasus zeigt einen plausiblen typologischen Weg von den Kupferäxten der Tradition des 5. Jt. zum "modernen" Schaftlochbeil des 37./36. Jahrhunderts. Dies ist ein zusätzliches typologisches Argument für die Datierung des Maikop-Grabes in diesen Zeitraum. Für die frühe Entwicklung arsenhaltiger Bronzen ist Maikop ein Schlüsselort, da in Mesopotamien dieser Zeit keine Metalle in Gräbern oder Heiligtümern deponiert wurden.
Grab 31/5 in Novosvobodnaya (Klady-Friedhof) der Maikop-Kultur, das einige Jahrhunderte jünger ist, enthielt eine Reihe von Dolchen und, besonders spektakulär, ein rd. 60 cm langes Schwert, eines der frühesten Schwerter der Welt. Der hohe Arsenanteil in den Dolchen steht in Gegensatz zu dem geringeren Arsenanteil in den Äxten. Dies deutet darauf hin, dass die Manipulation des arsenhaltigen Kupfers in den Händen der Metallhandwerker lag.
Der Fürst verfügt über die Werkzeuge zur Holzbearbeitung
Erst das harte Arsen-Kupfer ermöglicht die Herstellung von Werkzeugen für die Holzbearbeitung.
Neben den hier nebenan abgebildeten Hohleisen (die oben eine hölzerne Schäftung hatten) und Stemmeisen gab es auch Hämmer, Dechsel (mit Querschneide), Beil-Hacken (Wiedehopfhacke) und Meißel sowie die dafür benötigten Wetzsteine und Schärfsteine.
Der Holzreichtum des Kuban-Gebiets – im Gegensatz zur Steppe – ist die Voraussetzung für das Schmelzen und Gießen bronzener Geräte und Werkzeuge und damit auch zur Herstellung von Holz-Produkten und Wagen. Zum Bäumefällen wurden die Schaftlochäxte verwendet.
Der Erz-Transport erfolgte ursprünglich auf Schlitten/Schleifen mit Ochsen; später führte das zur Herstellung von Wägen, die dann auch zur Eroberung der Steppe verwendet wurden.
Errichtung des Maikop-Kurgans (OшаД – „Oshad“) selbst
Abschätzung des Errichtungsaufwands des Kurgans OшаД – „Oshad“
Der Maikop-Kurgan hat einen Durchmesser von 100 m und eine Höhe von 10,6 m. Das Volumen beträgt damit fast 30.000 m³.
Nimmt man an, dass 1 Mann 1 m³ Steine/Lehm (rund 2 Tonnen Gewicht) pro Tag zum und auf den Kurgan transportiert, wären 100 Männer ein ganzes Jahr damit beschäftigt. Da der Kurgan sicher rascher errichtet wurde, mussten wohl mehr Leute daran arbeiten. Diese Männer mussten herbeigeholt, mit Nahrung versorgt, untergebracht, deren Arbeit wohl in Partien organisiert und beaufsichtigt werden.
Ein Kurgan muss auch statische Anforderungen erfüllen, damit er stabil bleibt. Dazu wurde zumeist am äußeren Radius eine Steinschichtung aus großen Steinen rings um den Kurgan angelegt. Die in Maikop besonders große Grabkammer musste konstruiert und aus Holz hergestellt werden.
Insgesamt war damit die Errichtung des Kurgans eine intensive logistische und managementintensive Aufgabenstellung, die eine wohlorganisierte gesellschaftliche Struktur voraussetzte.
Gleichzeitig war die Errichtung wohl auch eine besondere mythologische Aufgabenstellung, die bestimmten Anforderungen genügen musste – vor allem die Beisetzung des Fürsten und die korrekte Ausstattung der Grabkammer, was auch an den symbolträchtigen Grabbeigaben zu erkennen ist.
Die meisten Kurgane sind oben flach und ähneln damit einem Kegelstumpf, wobei angenommen wird, dass diese Fläche bei der Zeremonie der Bestattung genutzt wurde.
Als Ergebnis stand der Kurgan an besonderer Stelle und erinnerte an den Fürsten und dessen Macht – und deren Übergang auf seinen Nachfolger.
Auflistung und Dimensionen der größten Kurgane
Name | Höhe (m) | Durchmesser (m) | Volumen (m³) |
---|---|---|---|
ältere Kurgane | |||
Urvan | 28 | 142 | 147.810 |
Ust.Dzheguta | 16 | 102 | 43.580 |
Maikop-Oshad | 11 | 100 | 28.796 |
Ust-Dzheguta K41 | 11 | 48 | 6.635 |
Zamakul 1 | 6 | 61 | 6.038 |
Brut | 8 | 53 | 5.663 |
Ust-Dzheguta K 32 | 7 | 52 | 4.955 |
jüngere Kurgane | |||
Kishpeg | 12 | 158 | 78.427 |
Klady K11 (Silberhügel) | 12 | 146 | 68.813 |
Kubina | 10 | 100 | 26.180 |
Zamakul 2 | 7 | 110 | 22.174 |
Marfa | 10 | 90 | 21.208 |
Inosemcevo | 13 | 56 | 10.673 |
Klady K31 | 5 | 78 | 7.964 |
Die hier gebrachten Volumina der Kurgane wurden unter Verwendung der Höhen- und Durchmesser-Daten von Reinhold (2019) ermittelt.
Häufig wird angegeben, dass die Kurgane oben flach und damit also Kegelstümpfe sind, was mit ehedem intendierten Feierplätzen usw. begründet wird. Diese Abflachungen kann man auch bei den hier beigefügten Abbildungen erkennen.
Es ist aber eher davon auszugehen, dass die geräumigen Grabkammern unter der Spitze im Laufe der Zeit einstürzten und damit gerade unter der Spitze das Material in den Grab-Raum absackte und damit die ursprüngliche Höhe größer gewesen ist. Das wäre aber in der Realität genauer zu überprüfen. Damit wären die hier ermittelten Volumina auf Basis der mathematischen Kegel-Formel (V = 1/3.r2.π.h) zu niedrig.
Verlockend: "Erfindung" der Ochsenfuhrwerke zur Kurgan-Errichtung?
Reinhold 2020) schreibt: "Rechnet man mit neueren Zahlen, so hätte der Brut-Hügel insgesamt 10.000 Arbeitstage in Anspruch genommen. Der Hügel Zamankul 1 hätte etwa 4200-6200 Arbeitstage benötigt, während der Hügel Zamankul 2 in 16.000 Arbeitstagen errichtet worden sein könnte, wobei der Transport der Steine für den Steinkreis die anspruchsvollste Arbeit gewesen wäre. Im Gegensatz dazu stehen die großen Grabhügel wie Maikop oder Urvan, für die bis zu 500 Personen etwa 3 Jahre gearbeitet haben müssten."
Beim Urvan-Kurgan – einem der älteren Kurgane – liegt dessen Gewicht bei knapp 1/3 Million Tonnen für den Antransport und den Transport auf eine durchschnittliche Höhe von 9 Metern.
Reinhold (2020) berichtet für den vergleichsweise kleinen Kurgan Zamankul 1 von einem Arbeitsaufwand von rund 10.000 Manntagen. Weiters schreibt sie: "Den Aufzeichnungen zufolge wurde die untere Schicht [des Grabes mit den Abmessungen 7x5x2 m und dessen Wände] mit Kieselsteinen aus dem 5 bis 5,5 km entfernten Fluss Terek errichtet, während die oberen Teile aus Steinen von einem 10 bis 12 km entfernten Gebirgsstock bestanden."
Vor allem der Antransport dieser größeren Steine für die Umrandung der äußeren Schale mit einem Gewicht von insgesamt rd. 500 Tonnen aus einer Entfernng von 10 bis 12 km spricht stark für den Einsatz von Transportmitteln und gegen den Transport durch Menschen.
Wann der Einsatz von Ochsen-Fuhrwerken am Kaukasus zum ersten Mal erfolgte, konnte noch nicht eruiert werden. Bei der Errichtung der späteren Kurgane – als bereits die Wagen in der Steppe fuhren – wurden jedenfalls Ochsen-Fuhrwerke zum Transport des schweren Baumaterials auf die Kurgane verwendet.
Die ersten von Ochsen gezogenen Wagen der Steppe
Stefan Burmeister schreibt in: → Der Wagen im Neolithikum und in der Bronzezeit: Erfindung, Ausbreitung und Funktion der ersten Fahrzeuge. In: Rad und Wagen. Verl. Philipp von Zabern, Mainz 2004:14–41: „dass die konstruktiven Vorläufer des Wagens Schlitten und die so genannten Schleifen gewesen sein könnten. Diese Transportmittel enthielten bereits das Prinzip der Zugkraft und der Ladefläche; was ihnen fehlte, war das durch die Räder gegebene vereinfachte Fortbewegungsprinzip.“ Das Prinzip des Rades könnte sich aus "Rollhölzern" unter Schleifen zum Transport schwerer Lasten entwickelt haben.
Nach Burmeister müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein, um Wagen überhaupt bauen und nutzen zu können:
- gesellschaftlicher Bedarf für den Transport umfangreicher, schwerer Lasten
- Beherrschung der Nutzung tierischer Zugkraft
- Rotationsprinzip des sich auf einer Achse drehenden Rades
- handwerkliche Voraussetzungen für den Wagenbau
- auf den Achsen befestigter Wagenkörper, der den Transport von Lasten ermöglicht
- ausreichend große Bäume, deren Holz als Baumaterial verwendet werden konnte
- wagentaugliches Terrain bzw. befahrbares Wegesystem
Die Maikop-Kultur erbringt alle Voraussetzungen für diese Innovation
ad 1: In der Maikop-Kultur war schon wegen der Errichtung der riesig dimensionierten fürstlichen Grabhügel der Bedarf an Transportmitteln für schwere Lasten gegeben.
ad 2: Die ersten Transportmittel waren wohl von Ochsen gezogene Schleifen, wobei es klare Nachweise auf mittels „Nasenringen“ gelenkte Ochsen gibt.
Man kann auch annehmen, dass erst solche Transportmittel die Errichtung solch riesiger Grabhügel ermöglichten.
ad 3: Das Prinzip des Rades auf einer Achse kann von „Rollhölzern“ unter den Schleifen abgeleitet sein – es gibt auch Hinweise auf langsam drehende Töpferscheiben in der Maikop-Kultur.
ad 4: Die Fähigkeiten zur Holzbearbeitung zeigen die vielen Funde von Holzwerkzeugen (Hohleisen, Wiedehopfhacke, Stemmeisen uvam.). Erst die Verfügbarkeit von hartem Arsenkupfers machte überhaupt die Herstellung von Wagen möglich.
ad 5: Die Herstellung eines Wagenkörpers war den Handwerkern angesichts der Errichtung riesiger Grabkammern in den Kurganen jedenfalls möglich.
ad 6: Maikop am Fuße des Kaukasus verfügte über entsprechendes Baumaterial in großer Fülle – jedoch nicht die vorgelagerte Maikop-Steppe und auch nicht die kaspisch-pontischen Steppen.
ad 7: Die Maikop vorgelagerten Steppen luden direkt für deren Eroberung mit Wagen ein – verblieben aber in dauerhafter Abhängigkeit von Maikoper Wagenproduktion.
Entwickicklung von Wagen mit rotierender Achse aus Transportschleife?
In der Abbildung wird der Rekonstruktionsvorschlag von Schlichtherle (2004) zu einem Dreieckswagens unter Verwendung der Schleife von Reute (3709/7 BC) gebracht.
Es ist von einem Fahrgestell mit zwei Schenkeln auszugehen, die halbkreisförmig ausgeschnitten wurden und die auf eine sich drehende Achse mit Rädern aufgelegt wurden. Vorstellungen vom Aussehen der Wagen und ihrer Zuggespanne stützen sich auf alpine Felsbilder. Sie zeigen vor allem Rinder, die paarweise als Zugtiere vorgespannt sind. Die vierrädrigen Wagenmodelle sind als Vorbild kaum geeignet, da sie Wagen mit feststehender Achse zeigen, also nach einem völlig anderen technischen Grundprinzip gebaut sind.
In der Pfahlbausiedlung Arbon-Bleiche 3 am Bodensee begegnet uns um 3380 v. Chr. das älteste Joch der schweizerischen Ufersiedlungen, das diese Bezeichnung wirklich verdient.
Gravierende Probleme der Dreiecks-Wagen der Pfahlbauten
Bei einer rotierenden Achse drehen sich die mit ihr fix verbundenen Räder synchron und entsprechen bei modernen Traktoren einer eingelegten „Differentialsperre“.
Falls die beiden Räder nicht exakt gleichen Durchmesser und damit Umfang haben, verschiebt sich das größere Rad immer mehr nach vorne, sodass sich über kurz oder lang der Wagen im Kreis zu drehen beginnt. Wenn man dem – um weiterhin geradeaus zu fahren – mit Zugkraft entgegenwirkt, kommt es entweder zu einem „Schlupf“ beim kleineren der beiden Räder, was dieses in kurzer Zeit immer stärker abnutzt, oder zu einer starken seitlichen Belastung beider Räder, denen sie wohl nicht lange standhalten können.
Folgerungen von "Wagen mit fixer Achse" für die "Wagen der Steppe"
Falls man einen Wagen in der Steppe lenken will, sind jedenfalls die folgenden Voraussetzungen unabdingbar:
- erstens, dass sich die Räder unabhängig voneinander auf der festen Achse drehen (tatsächlich zeigen alle Maikop-Wagenräder runde Achslöcher) und
- zweitens – um einen vierrädigen Wagen überhaupt lenken zu können –, dass sich zumindest eine der Achsen im Winkel zur Wagenlängsachse verdrehen lässt.
Rekonstruktionsvorschlag zur „Erfindung der Wagen der Steppe“
Zweifellos war für die Errichtung der gesellschaftlich erforderlichen Kurgane der Transport besonders großer Steine für die Stabilisierung der äußeren Umrandung (rund 500 Tonnen aus 10-12 km entferntem Gebirge) die Verwendung von Transport-Schleifen zielführend. Nimmt man für einen Stein ein Gewicht von z.B. 500 kg an, dann waren hierfür 1.000 Fuhren über eine Strecke von insgesamt 25.000 km (hin und zurück) erforderlich – genug Zeit für Innovationen. Das führte wohl rasch zu ähnlichen Konstruktionen wie den Dreieckswagen mit Rädern auf einer rotierenden Achse .
Aufgrund der aufgezeigten Probleme von Dreieckswagen kam es schon wegen der vielen Fuhren und der großen Entfernungen wohl rasch zur einsichtigen Innovation der festen Achse mit auf ihr rotierenden Rädern.
Da das Gelände vom gebirgigen Steinbruch zur Kurgan-Baustelle bergab ging, konnte man einfach zwei Dreieckswagen – mit fester Achse und darauf rotierenden Rädern – hintereinander angehängt von einem Ochsenpaar ziehen lassen, wobei dem ersten Dreieckswagen die Lenkungsfunktion zukam.
Dann war es nur mehr ein kleiner Schritt, aus zwei hintereinander fahrenden Dreieckswagen einen wirklichen vier-rädrigen Wagen mit einem Wagenkasten zu bauen, der alle Anforderungen für den Transport der großen Steine für die Errichtung der Kurgane, aber auch die künftigen „Wagen der Steppe“ aufwies.
Es ist wohl einsichtig, dass die künftigen „Wagen der Steppe“ schon während ihrer Zeit der Errichtung der Kurgane fortentwickelt wurden. Die bedeutendsten Abnutzungsstellen waren jedenfalls die beweglichen Teile der Radnabe auf der Achse und die Außenseite der Räder. Verwendete Schmiermittel für die Radnabe wurden bisher archäologisch nicht untersucht. Schon wegen der enormen Fahrleistung von insgesamt 25.000 km war jedenfalls ein Schutz für die Lauffläche der Räder erforderlich – hierfür bot sich z.B. gegerbtes Leder aus der dicken Rückenhaut von Ochsen an.
Aktuelle Forschungen zur Erfindung vierrädriger Wagen am Kaukasus
Hellström 2023, Kirsten: → Nordkaukasien als Innovationszentrum des frühen Wagenbaus. In: DAI – Archäologie in Eurasien 2023:50–51. The Digital Atlas of Innovations, DAI Berlin 2023.
Hellström schreibt: "Im überregionalen eurasischen Vergleich der technischen Details und Maße am Radsatz sowie am Oberwagen wird deutlich, dass die frühesten europäischen Holzwagen in diesem Stadium signifikante Unterschiede aufweisen. Folglich erfassen wir mit diesen frühen Funden wohl kaum die Anfänge des Wagenbaus, sondern ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium eines spezialisierten Stellmacherhandwerks. Die statistische Analyse der Daten aus Nordkaukasien widerspiegelt eine Vielfalt von technischen Details, die spezialisierte Werkstattkreise in räumlicher und zeitlicher Dimension in dieser Mikroregion erfassen helfen. Im Verhältnis zum gesamten eurasischen Verbreitungsgebiet kann man im Nordkaukasusvorland eine Wagenbauprovinz abgrenzen, in der im 4. und 3. Jt. v. Chr. Entwicklungen in den Werkstätten fassbar werden, die auf eine lange Tradition und Erfahrung hindeuten."
Da diese Forschungen im Rahmen des "ERC Grant: Technische und soziale Innovationen im Kaukasus im 4. und 3. Jt. v. Chr." noch bis 2025 laufen, sind endgültigere Antworten noch abzuwarten.
Exkurs: Die Räder aus den Pfahlbausiedlungen passen nicht zu Wagen
Schlichtherle 2004, Helmut: → Wagenfunde aus den Seeufersiedlungen im zirkumalpinen Raum. In: Rad und Wagen. Verl. Philipp von Zabern, Mainz 2004:295–314.
Aus der Fundstelle Zürich-Seerosenstrasse liegt ein Achsenbruchstück vor (siehe die nebenstehende Abbildung); der Siedlungsplatz datiert um 3200 v. Chr. Das Achsfragment verdeutlicht, wie die Räder mit ihren quadratischen Löchern auf den Achsen saßen.
Eine vollständige Radscheibe des Areals Zürich-Akad (vgl. die folgende Abbildung) ist in einer Siedlungsperipherie in Seekreide eingebettet gefunden worden. Für Pfahlhölzer der benachbarten Horgener Siedlungen sind dendrochronologische Daten um 3430–3175 v. Chr. erhoben worden.
Die Radfunde des südwestdeutsch-schweizerischen Raumes folgen alle dem gleichen Bauprinzip. Es sind Vollscheibenräder mit rechteckigem Achsloch, die in der Regel aus zwei ungleich großen Segmenten zusammengesetzt und durch Einschubleisten zusammengehalten werden. Es kommen 2 und 3 Leisten pro Rad vor. Die Leisten sind in sehr sorgfältig ausgearbeitete Schwalbenschwanz-Nuten eingeschoben. Die Durchmesser der Radscheiben schwanken zwischen 42 und 70 cm. Auffällig ist die allen Rädern gemeinsame Verwendung von Bergahorn für die Scheibe und Eschenholz für die Leisten; die Achsen sind aus Esche. Die im Querschnitt runden Achsen haben etwas verdickte Enden, die als Abstandhalter zwischen Rad und Fahrgestell fungierten und gehen zur Aufnahme der Radscheibe in rechteckige Zapfen über. Kleine Keile aus Esche, Eiche oder Buche, die von außen in die Stirnseite getrieben wurden, sorgten für den notwendigen Halt der Achse im Achsloch.
Beschreibung der Maikop-Kultur durch den lokalen Ethnologen → Bgazhnokov
Exzerpt aus Bgazhnokov (2019): → К вопросу о достижениях майкопской культуры (Die Maikop-Kultur): Nachdem die Maikop-Kultur die besten Errungenschaften der antiken Gesellschaften Südosteuropas (Metallurgie und Metallverarbeitung) und Westasiens (Töpferscheibe, Verarbeitung von Edelsteinen usw.) übernommen hatte, übertraf sie die Kulturen anderer eurasischer Regionen bereits in der ersten Hälfte des 4. Jt. v.Chr – in spektakulär kurzer Zeit. Im Nordwest- und Nordkaukasus entstand eine Gesellschaft, in der die Elite über unbegrenzte Macht und unbegrenzten Reichtum verfügte. Sie entwickelte sich hauptsächlich in der nordkaukasischen Region und dehnte ihren Einfluss weit darüber hinaus aus und blieb lange Zeit eines der wichtigsten Zentren technologischer und sozialer Innovationen sowohl im Kaukasus als auch in den angrenzenden Gebieten Europas und des Nahen Ostens. Sie hat sich im Gebiet des kaukasischen Vorgebirges während des gesamten 4. Jt. v.Chr. durchgesetzt und gehalten.
Die Maikop-Kultur ist durch große Siedlungen an den Steilufern zahlreicher Flüsse und viele riesige Grabhügel mit Gräbern von Häuptlingen, Militärführern und Hohepriestern gekennzeichnet. Diese komplexen, präzise geplanten Monumentalbauten zeugen davon, dass die Gesellschaft von Maikop gut organisiert und diszipliniert war und sich durch eine hoch entwickelte Bau- und Materialproduktion auszeichnete.
Allem Anschein nach wurde der hohe soziale Status der Maikop-Toten in der Regel auf die Grabmäler und ihre Größe übertragen. Die Maikop-Hügel waren Heiligtümer und Machtzentren, die nicht nur mit Sonnenkulten, sondern auch mit dem Totenkult verbunden waren. "Die Kurgane wuchsen nicht etwa, weil die Gräber mit Erde bedeckt waren und so beachtliche Hügel bildeten, sondern weil ihr Bau durch die Besonderheiten eines bestimmten Kultes erforderlich war. Der Verstorbene war von einem Hügel bedeckt, d.h. von der Gestalt eines Berges, so dass er mit dem Berghimmel verbunden war, denn der Berg ist ein Abbild des Himmels".
Wenn die lokale Bevölkerung auch noch in der jüngeren Vergangenheit an diesem Grabhügel vorbeiritt, sollten sie von ihren Pferden absteigen, sich den dort begrabenen Menschen zuwenden und ihnen ein "gutes und glückliches Leben im Jenseits" wünschen. Diese Ehrfurcht und dieser Respekt wurde dem Oshkhatsa (Waldhügel; siehe Abbildung) in der Nähe des Dorfes Urvan in Kabarda-Balkarien entgegengebracht. Nach Angaben von Anwohnern betrachteten es die Männer als ihre Pflicht, beim Vorbeifahren am Oshkhatsa anzuhalten, niederzuknien und zu beten.
Der Nimbus der Heiligkeit und der geheimnisvollen Kraft der Hügel flößte den Menschen Liebe, Respekt und Angst ein. Daher war es verboten, auf dem Hügel Gras zu mähen, Bäume zu fällen oder unflätige Worte zu benutzen. Die Verwendung von Gras, Bäumen, Steinen oder anderen vom Hügel mitgebrachten Gegenständen im Haushalt war unter Androhung von Strafen durch die höheren Mächte, die den Hügel als ihr Zuhause betrachteten, verboten.
Die Bezeichnung der Hügel in den heutigen Adyg-Sprachen ist mit dem Hügelkult verbunden. Die zwei Elemente dieses Namens stehen für „Spitze, Höhe“ und für "Gelübde/Flehen/Gebet". Es handelt sich also um ein Wort, das die hohe Bedeutung der Bestatteten und eine erhabene Bitte oder Gebet für die Ruhe und das Wohlergehen ihrer Seelen ausdrückt. Solche Gebete auf dem Hügel wurden wohl bei der Beerdigung und Totenwache mit einer großen Menschenmenge verrichtet. Die Spitzen der größten Maikop-Hügel verfügten fast immer über geräumige und ebene Plattformen, die für kollektive Gebete und Opferungen geeignet waren.
In gewisser Hinsicht ist die Maikop-Kultur eine Fortsetzung der Traditionen der balkanisch-karpatischen Metallurgieprovinz aus der zweiten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. Ein auffälliges Zeugnis dieser neolithischen Kultur war, wie im Fall des Maikop-Hügels, die üppige Sammlung von Goldgegenständen aus dem Gräberfeld von Varna in der Mitte des 5. Jt. v. Chr. Sowohl auf dem Balkan als auch im Nordkaukasus (mehrere Jahrhunderte später) wurde der Reichtum an Gold in den Grabhügeln als Symbol der Macht und Nachweis für radikale soziale Veränderungen assoziiert, die jene zu Lebzeiten besaßen, die mit solchen Ehren bestattet wurden. Allem Anschein nach galten Gold und Silber in der Maikop-Gesellschaft als Attribute der beiden Hauptkulte – Sonne und Mond.
Gleichzeitig zeigte Maikop eine grundlegend neue und in jeder Hinsicht höher entwickelte Form der Materialproduktion, bei der Bronze zum ersten Mal in der Weltgeschichte Kupfer ersetzte. Deren Metallurgie übertraf die Metallarbeiten der im Niedergang begriffenen balkanisch-karpatischen Provinz und der reichen, zivilisierten Länder Anatoliens, Mesopotamiens und Ägyptens bei weitem.
Werkzeuge und Waffen aus diesem Metall, das die Maikop-Leute im 4. Jahrtausend v. Chr. erfanden, waren härter und schärfer als Kupfer und ermöglichten die Entwicklung von Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Waffenherstellung.
Die Töpferscheibe und ihre Idee drang von Mesopotamien aus in den Nordkaukasus (unter Umgehung Transkaukasiens) ein. Die Verwendung der Töpferscheibe zur Herstellung von Maikop-Keramik war eine Innovation, die sich unter Einfluss der Maikop-Kultur in Osteuropa und Transkaukasien ausbreitete.
Die materielle Kultur der Maikop-Siedlungen und Grabhügel zeugt auch von einer vergleichsweise gut entwickelten Ackerbauwirtschaft, bei der der Terrassenanbau eine wichtige Rolle spielte. Die Maikop-Terrassenkomplexe sind noch heute erhalten und in den Bergen und Ausläufern des Nordkaukasus zu sehen. Bei den Adygiern sind sie noch heute unter dem Namen "Felder im Angesicht der Berge" bekannt. Dort finden sich auch zahlreiche Reste von Maikop-Keramik.
Der Bau von Terrassenkomplexen ermöglicht es uns, uns ein besseres Bild vom Entwicklungsstand und den Möglichkeiten der Maikop-Leute zu machen. Erstens zeigt es, dass die Maikop-Leute hervorragende Ingenieure und Handwerker waren. Zweitens kann man daraus schließen, dass die Bevölkerung zahlreich und eine dichte Besiedlung hatte, was die Einheimischen auch dazu veranlasste, nicht nur in den Steppen des kaukasischen Vorgebirges, sondern auch in den Vorgebirgen Land zu nutzen. Allem Anschein nach handelte es sich um eine sesshafte Bevölkerung, die fest in der Landwirtschaft verwurzelt war, in der aber auch die Vorgebirgs- und Wanderweidewirtschaft mit der geschickten Nutzung von Almen und den weiten Steppen von großer Bedeutung war.
Hier sind auch der hohe Entwicklungsstand und die Organisation dieser Gesellschaft anzuführen, die den Bau anspruchsvoller, groß angelegter und arbeitsintensiver Strukturen ermöglichte.
Die Tierfiguren in den Gräbern, ihre Abbildungen auf Gefäßen und Dolmenwänden lassen vermuten, dass die Maikop-Leute auch geschickte Jäger und Viehzüchter waren. Auch die Pferdezucht spielte eine wichtige Rolle – wahrscheinlich die wichtigste von allen. Nicht umsonst steht ein Pferd in der Mitte und an erster Stelle der Kartusche auf einem Silbergefäß. Galoppierende Pferde sind auch auf den Grabplatten von Novosvobodnaja abgebildet. Die Maikop-Stämme gehörten möglicherweise zu den ersten, die Ochsen und Pferde zähmten und den Boden für die spätere Entwicklung des Reitens und der Reiterkultur bereiteten.
Zahlreiche Bronze-Nasenringe aus kreisförmig gebogenen Stäben werden in allen Maikop-Gräbern ausgegraben. Sie erfüllen rituelle Votiv-Funktionen, möglicherweise als Symbole der Domestizierung von Ochsen und Pferden und als Ausdruck der Macht des Menschen über diese mächtigen und starken Tiere. So wurden kürzlich auf dem Maikop-Hügel nahe Maryinskaya die Schädel zweier Rinder mit schlaufenartigen Ringen in der Nase gefunden. Diese Schlaufen wurden in der Regel an der Nase von Ochsen befestigt und dienten als Lenk-Mittel für diese Tiere. Der Fund zweier hölzerner Radrelikte in einem Grabhügel im Kuban bestätigt Wagen, was die älteste menschliche Wagenbestattung ist.
Die Entwicklung der Maikop-Kriegsführung war eng mit der militärischen Jagd und dem Alltagsleben der höheren Schichten verbunden. Macht und Reichtum waren in ihren Händen konzentriert. Allem Anschein nach wurden die Maikop-Grundbesitzer und -Viehzüchter nicht gemeinsam in Gräbern mit Ackerbauern und Hirten beigesetzt. Dies ist wahrscheinlich auf die große Bedeutung der Gräber zurückzuführen, die Waffen, Jagd- und Kriegsgeräte sowie wertvolle Gegenstände des Grabkultes enthalten. Perfekt gefertigte Pfeile wurden für den Fernkampf verwendet, dessen Effizienz durch einen hoch entwickelten und schnellen Bogen gewährleistet wurde. Schwere Speere mit riesigen Bronzespitzen wurden im Kampf auf mittlere Distanz eingesetzt. Bronzedolche mit Stich- und Schneidefunktion und Mulden, Äxte und Schwerter aus Bronze und Kupfer wurden für den Nahkampf angepasst. Besondere Aufmerksamkeit wird einem 63,5 cm langen Schwert gewidmet, das im Grab 31/5 des Klady-Grabfeldes gefunden wurde. Experten zufolge handelt es sich um das älteste Schwert der Welt, das auf die Mitte des 4. Jt. v.Chr. zurückgeht.
Darstellung von Gesellschaft und Leistungen von Maikop (TODO)
- Reinhold 2017, Sabine et al.:Gresky J., Berezina N., Kantorovich A. R., Knipper C., Maslov V. E., Petrenko Vl. G., Alt K. W. and Belinsky A. B.: → Contextualising Innovation: Cattle Owners and Wagon Drivers in the North Caucasus and Beyond In Buch: Aneignung von Innovationen: Verflochtenes Wissen in Eurasien, 5000-1500 BCE, Oxbow Books 2017:78–97. (Viehbesitzer und Wagenlenker im Nordkaukasus)
- Reinholdt 2019, Sabine: → The Maikop legacy - new social practice and new technologies in the 4th millennium BCE in the North Caucasus In: HABITUS? The Social Dimension of Technology and Transformation. SidestonePress; Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies 3. 2019:87–113. (kompakt S. 11/12 - 18) (Creative Commons License Attribution 4.0; → Berlin Declaration und → UNESCO)
- Reinhold 2020, Sabine: → Transforming the Horizon – Early Mounds and Monumentalised Landscapes in the North Caucasus and Their Social Context In: Studies on the Ancient Near East and the Mediterranean 4, 2020:21–40. [Constructing Kurgans; am Ende tolle Bilder von Kurgan-Reihen etc.]
Maikop, "Maikop-Steppe" und Jamnaja-Steppen
Die genomische Evidenz
Ein internationales Forscherteam um → Wang (2019), das vom Max-Planck-Institut für die Erforschung der Menschheitsgeschichte und der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts koordiniert wurde, hat erstmals systematische genetische Untersuchungen in der Kaukasusregion durchgeführt.
Der Kaukasus hat sowohl genetisch als auch kulturell wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung Europas. Die Menschen aus dem Kaukasus haben zu den genetischen Komponenten der heutigen Europäer entscheidend beigetragen. Während der Bronzezeit gelangten von dort auch wichtige technologische Innovationen nach Europa wie z. B. das Rad und der Wagen und auch die ersten hochwirksamen Metallwaffen – aber auch die indoeuropäische Sprache.
Die menschlichen Überreste, die zwischen 6.500 und 3.500 Jahre alt sind, zeigen, dass die in der gesamten Region nördlich und südlich des Kaukasus lebenden Gruppen trotz des rauen Gebirgsgeländes genetisch sehr ähnlich waren.
Die genetischen Ergebnisse unterstützen nicht das Szenario einer großen Migration aus dem Süden während der Maikop-Periode.
Wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist, unterscheiden sich die ursprünglichen, "eneolithischen Caucasus"-Bewohner (Mešoko-Kultur) nicht von den auf sie folgenden Maikop- und den nachfolgenden Maikop-Novosvobodnaja-Leuten; auch diese späten Maikop-Menschen behalten die gleiche genetische Abstammung.
Mit der engeren Maikop-Bevölkerung (im Kuban-Gebiet) waren die Bewohner der Kaukasus-Vorgebirge (Piedmont), der vorgelagerten "Maikop-Steppe" und der nördlich anschließenden pontisch-kaspischen Steppen (Jamnaja) nur weitschichtig über die ursprünglichen kaukasischen Jäger/Sammler verwandt. Dieser genetische Unterschied zeigt sich dauerhaft als scharfe Grenze. Sie waren aber von den Maikop-Leuten wirtschaftlich (Bronze-Gerätschaften, Wagen, Zugtiere) und auch kulturell stark abhängig.
Den Menschen in den Kaukasus-Vorgebirgen (Piedmont) und der Maikop-Steppe fehlt die anatolische Bauern-Abstammung völlig (vgl. die Abbildung) und sie entstammen einer Vermischung zu ⅔ von aus dem Kaukasus stammenden CHG (Caucasian Hunter/Gatherer - Jäger/Sammler) und zu ⅓ von aus dem Uralgebiet und weiter östlichen EHG (Eastern Hunter/Gatherer - östliche Jäger/Sammler).
Auch die späteren Jamnaja-Leute (ab 3.300 v. Chr.) weisen die gleiche Abstammung von ⅔ CHG und ⅓ EHG auf.
Die Individuen aus den nordöstlichen Trockensteppen (Steppe-Maikop) weisen zusätzliche genetische Spuren auf, die eine weit in die Vergangenheit reichende genetische Verbindung zu Menschen in Sibirien, Nordostasien und auch den – während der letzten Eiszeit emigrierten – Ureinwohnern Amerikas zeigen. (Anm.: Damit gibt es auch eine genetische Verwandtschaft von uns Lesern mit den Indianern.)
Arsenkupfer und gesellschaftliche Entwicklungen in Maikop
(Hansen 2013) schreibt: "Die Entwicklung metallurgischer Techniken, die im 5. und 4. Jahrtausend v. Chr. als Innovationen identifiziert werden können, erscheinen eher als Ergebnis denn als Voraussetzung zentraler Herrschaft.
Die Nachfrage nach Qualitätsprodukten und das natürliche Vorkommen von arsenhaltigem Kupfer im Kaukasus regte das Experimentieren mit verschiedenen Metallen und mit unterschiedlichen Gussverfahren und Techniken der Metallverarbeitung an. Die metallurgischen Innovationen, die durch dieses Experimentieren entwickelt wurden, wurden von weiteren grundlegenden Techniken begleitet, die in der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. vorkommen. Dazu gehören insbesondere das Rad und der Wagen sowie der Pflug und die Domestizierung des Pferdes und des Wollschafes, allesamt Schlüsseltechnologien, die für die Ausweitung des Ackerbaus und der Weidewirtschaft, für den Transport und die Kommunikation von unermesslicher Bedeutung waren.
So ist es nicht verwunderlich, dass diese Entwicklung mit einer Veränderung der sozialen Organisation einherging, die sich beispielsweise in der Bestattung eines einzelnen Individuums unter einem Grabhügel ausdrückt. Es handelte sich um den Übergang eines regionalen Machttyps wie in Varna zu einem neuen Stil der Machtrepräsentation vom Kaukasus bis nach Westeuropa."
Die "Eroberung" der Maikop-Steppe und der Jamnaja-Steppen
Voraussetzungen für die Eroberung der Steppen
In diesem Abschnitt wird vor allem auf die Veröffentlichungen von: Burmeister (2004); Trifonov (2004); Reinhold (2017) und Klimscha (2017) (vgl. das Literaturverzeichnis) Bezug genommen.
Vor der Entwicklung der Ochsen-Fuhrwerke waren die vorgelagerte Maikop-Steppe nicht „leer“: die Besiedlung auch mit Viehzucht erfolgte aber nur in geringer Entfernung von und in den Flussniederungen.
Erst die von Ochsen gezogenen Wagen ermöglichten die Nutzung von bis zu 7-stelligen km²-Flächen in den nördlichen Steppen, indem mit den Fuhrwerken weit in die Steppen hinein alles Wesentliche mittransportiert werden konnte. Dadurch erschloss sich diese neue, eigene Art von Subsistenz-Wirtschaft, indem Tiere mit dem Vermögen, Zellulose von Gräsern zu verdauen, in großen Herden gezüchtet werden konnten.
Die Voraussetzungen für Ochsenfuhrwerke sind
- einerseits die Herstellung von vierrädrigen Wagen: hierfür sind Know-how der Wagnerei und vor allem geeignete, harte Werkzeuge für die Holzbearbeitung erforderlich – die durch die Arsen-Bronze-Metallurgie bereitgestellt wurden.
- andererseits die Nutzung tierischer Zugkraft durch Ochsengespanne („mastering the beast“). Dass die Kastration von Stieren deren ungestümes Verhalten mildert, wird wohl bekannt gewesen sein. Nasenringe stellen eine Möglichkeit dar, Ochsen lenkbar zu machen. Ein Ochsengespann bestand zumeist aus einem älteren und einem jüngeren Ochsen, sodass die „Führigkeit“ vom älteren auf den jüngeren Ochsen anerzogen wurde.
Erste Wagen: Alt-Europa, Maikop, Maikop-Steppe, Jamnaja-Steppen
Wie dem „Atlas der Innovationen“ (initiiert von Svend Hansen; vgl. die unten gebrachten Screenshots) zu entnehmen ist, tauchen die ersten Funde von Wagen – und hier vor allem von Wagenrädern – bereits vor 3.500 v. Chr. in Alt-Europa auf.
Es ist aber davon auszugehen, dass die Erfindung von Rädern und Wagen noch deutlich früher erfolgte. Die Zeit zwischen der „Erfindung“ und der breiten Einführung in der Gesellschaft – der eigentlichen „Innovation“ – hat wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte gedauert – bevor sie auch in den Grabhügeln auftauchen konnten. Zwischen 3.500 und 3.400 v. Chr. erscheinen erstmals Wagen in Kurganen im Maikop-Gebiet und in der vorgelagerten Maikop-Steppe. Die Entwicklung der Kaukasus-Wagen dürfte demnach um zwei bis drei Jahrhunderte früher erfolgt sein. Dazu war auch die erstmalige Beherrschung und die folgende Einführung tierischer Zugkraft wesentliche Voraussetzung (vgl. den nachfolgenden Abschnitt zu den Nasenringen für die Ochsen).
Die Rekonstruktion eines Wagens anhand konkreter Funde ist dem folgenden Link zu einer → ©-Abbildung von Shishlina (2014) zu entnehmen. Es werden auf S. 387 eine Rekonstruktion des Wagens, mehrere Ansichten und eine Explosionszeichnung ebenso wie auf S. 388 die Konstruktion des Wagenrades selbst gebracht.
Wagen, die ja die wesentlichen Instrumente für die Eroberung der Steppen waren, wurden vor allem in den Kurganen der vorgelagerten Kaukasus-Ausläufer (Maikop-Steppe) und den erstmals eroberten nördlicheren Steppen gefunden (Trifonov 2004).
Im engeren Maikop-Gebiet findet man nur wenige Wagen in den Kurganen, sondern vermehrt Nasenringe für die Ochsen, die die Wagen in die Steppen zogen.
Es ist also davon auszugehen, dass in Maikop zwar die Wagen mit den neuen Bronze-Werkzeugen produziert und den Viehhirten der Steppen mit Ochsengespannen zur Verfügung gestellt wurden; die Wagen in Maikop selbst hatten wegen der eigenen Landwirtschaft aber weniger Bedeutung – mit Ausnahme für die Errichtung der riesigen Kurgane für die Fürsten.
Das Vorkommen der Ochsen-Nasenringe in den Kurganen des inneren Maikop-Gebietes weist darauf hin, dass damit wohl die beherrschende Bedeutung der tierischen Zugkraft für die Fuhrwerke unterstrichen wurde.
In den folgenden Jahrhunderten bis 3.000 v. Chr. kommt es zur weiträumigeren Ausweitung der Wagenverwendung in die pontisch-kaspischen Steppen, was mit der Entstehung des Jamnaja-Komplexes ab etwa dem 33. Jh. v. Chr. konform geht. Die in den Grafiken dargestellten Funde zeigen bei weitem nicht die wirkliche Anzahl der Wagen-Funde, die tatsächlich zu hunderten in Kurganen der Steppen gefunden wurden. Bisher wurden 260–280 Wagen in Kurganen ausgegraben (Reinhold 2017).
Die Jahrhunderte zwischen 3.000 und 2.800 v. Chr. zeigen die rasche Ausbreitung in den pontischen und kaspischen Steppen während der Jamnaja-Expansion in den Westen – und mit den Schnurkeramikern auch nach Deutschland und bis nach Jütland.
Erste tierische Zugkraft: Ochsengespanne (~ Mitte 4. Jt. v. Chr.)
2013 wurde von A.P. Канторович der Grabhügel Nr.1 von Maryinskaya-5 der Maikop-Kultur ausgegraben. In der südwestlichen Seite der geräumigen Grabkammer dieser hochrangigen Bestattung wurden zwei Ochsenschädel gefunden (vgl. die → ©-Abbildung). Der größere hatte einen Hornspitzenabstand von 80 cm; der zweite eine deutlich kleinere Statur. Vor deren Schädeln lag jeweils ein schlaufenförmiges Geschirrelement aus Bronze mit abstehenden stabförmigen Spitzen (vgl. Abb.). Diese Nasenringe wiesen Spuren von dünnen Lederriemen auf. Es war das erste Mal, dass solche expliziten Werkzeuge der Kontrolle des Viehtriebs gefunden wurden. Die Radiokarbonanalyse der Maikop-Bestattung im Gräberfeld Maryinskaya-5 widerspricht nicht den stratigraphischen Beobachtungen und liegt knapp nach der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr.
In der Abbildung werden die beiden Nasenringe aus dem Kurgan Maryinskaya-5 jeweils in der Vorder- und Rückansicht gezeigt. Die Befestigung der noch immer sichtbaren ledernen Schnüre diente auch dazu, den Ring vor dem Ochsen zu stabilisieren und gleichzeitig von dort Zug auf den Ochsen ausüben zu können.
Das von der italienischen Archäologin Marcella Frangipane gebrachte illustrative Bild aus dem Korridor-Raum A796 des Palastes von Arslantepe ("mastering the beast") zeigt weltweit erstmals in gezeichneter Darstellung, wie Ochsen mit Zügeln kontrolliert wurden (vgl. hier wegen © nur die → verlinkte Abbildung). Die ehemalige Abbildung im Palast stammt aus der Periode VI-A von Arslantepe und damit aus dem Zeitraum 3.300-3.000 v. Chr. und liegt damit deutlich nach dem Entstehen der Ochsenwagen von Maikop.
Die spätere Maikop-Phase um 3.300 v.Chr.: Maikop-Novosvobodnaja
B. Lyonnet unterscheidet die beiden "Komponenten" der Maikop-Kultur: Maikop-Phase (Oshad-Kurgan) 3.900-3.500 v.Chr. in der heutigen Stadt Maikop selbst und die nachfolgende Maikop-Novosvobodnaja-Phase (Klady-Kurgan) 3.300-2.600 v.Chr.
Die Novosvobodnaja-Kultur ist direkt mit der Maikop-Kultur verbunden. Ihr Hauptunterschied ist die Bestattung in sogenannten Dolmengräbern mit zwei Kammern. Die Denkmäler der Novosvobodnaja-Gruppe, die in jeder Hinsicht eine Ergänzung, Fortsetzung oder Weiterentwicklung der Maikop-Kultur darstellen, spiegeln eine komplexe Interaktion zwischen der Maikop-Tradition und der sich dynamisch entwickelnden Dolmenkultur wider.
Die Maikop- und die Dolmen-Kultur, die sich räumlich und zeitlich überschneiden, haben in hohem Maße ihre spezifischen Merkmale und Eigenheiten bestimmt. Deshalb sollten sie als homogen betrachtet werden, da deren Monumente von eng verwandten lokalen Bevölkerungsgruppen hinterlassen wurden. Ein gewisses Maß an innerer Einheit und Kontinuität der Maikop- und Dolmenkultur ist offensichtlich. Die reiche, sich rasch entwickelnde Maikop-Kultur und die ebenso imposante, majestätische Dolmen-Kultur sind eine Symbiose aus zwei der wesentlichsten Attribute und Bilder der kaukasischen Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit. Die Monumente von Maikop und die Dolmen des Kaukasus können nicht isoliert voneinander betrachtet werden (Bgazhnokov 2019).
B. Lyonnet: Technologische Innovationen kulminieren in der fortgeschrittenen Phase von Maikop und umfassen Belege für den Transport auf Rädern und damit verbundene Technologien, hochwertige Textilien, einschließlich Wolle, und eine technisch fortgeschrittene Metallurgie. Die Metallurgie wird verfeinert und vermehrt in zwei Stilen professionalisiert (Gießen und Kaltschmieden).
Während dieser zweiten Maikop-Phase wurden einige neue Werkzeuge wie Räder mit 4 Speichen, Nadeln, Hacken, Gabeln und größere Kupferkessel sowie dreizackige Lanzen und Pfeilspitzen eingeführt. Schmuckgegenstände waren Perlen, Anhänger, Ohrringe, Ringe, Armbänder; Gold- und Silberobjekte sowie Perlen aus Bergkristall und Lapislazuli.
Importe wie Lapislazuli und Türkis aus Afghanistan zeigen, dass die Maikop-Novosvobodnaja-Gemeinschaften an einem weitreichenden Austauschnetz beteiligt waren.
Lyonnet: Mit Ausnahme der Schrift, der Verwendung ikonographischer Siegel und der monumentalen Hausarchitektur finden sich alle technischen Innovationen des Vorderen Orients im 4. Jahrtausend v. Chr. auch im Kaukasus.
Die Bildung des Jamnaja-Komplexes ab 3.300 v. Chr.
[Anm.: "Yamnaya" ist der Genitiv Plural von russ. "yama", was "Grube" bedeutet. Die "Kultur der Gruben [oder Grubengräber]" ist "Yamnaya kul'tura". Über dem Grubengrab wurde ein Grabhügel (russ. курган = "Kurgan") aufgeschüttet.]
Zeitgleich mit der späteren Maikop-Novosvobodnaja-Phase treten die ersten Jamnaja-Komplexe in der Steppenzone kurz nach 3.300 v.Chr. auf, während aus der kaspischen Steppe etwas jüngere Daten berichtet werden. Die nordkaukasischen Steppenkomplexe gehören wie die aus der Wolgaregion zu den frühesten Vertretern des Jamnaja-Phänomens in der eurasischen Steppe. Die Jamnaja-Bestattungen der südrussischen und nordkaukasischen Ebene teilen spezifische Bestattungspraktiken mit anderen regionalen Varianten dieses weitreichenden überregionalen kulturellen Netzwerks. Sie unterscheiden sich jedoch in der Menge der verwendeten Grabbeigaben. In Jamnaja- und verwandten Gräbern finden sich häufig vollständige oder zerlegte Holzwagen. Stabile Isotope und palynologische Befunde sprechen für eine mobile Lebensweise dieser Gruppen, die auf Weidewirtschaft basierte, aber mit eher begrenzten Mobilitätsradien.
Wang (2019) C.C. berichtet in: → Ancient human genome-wide data of the Caucasus, dass die Jamanaja-Leute (ab ~ 3.300 v. Chr.) eine Abstammung von ⅔ kaukasischer Jäger-Sammler (Caucasian Hunter-Gatherer - CHG) und ⅓ östlicher Jäger-Sammler (Eastern HG - EHG) aufweisen. Zusätzlich gibt es eine Abstammung von "frühen Bauern" im Ausmaß von bis zu ~ 13 % (davon etwa ein Fünftel WHG - westliche Jäger-Sammler). Es wird gemutmaßt, dass diese bäuerliche Komponente entweder von der Kugelamphoren-Kultur (Globular Amphora Culture) oder den Cucuteni-Trypillia aus der Ukraine beigesteuert sein könnte (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung zu den einzelnen Kulturen und deren zeitliches Auftreten.)
Von besonderer Bedeutung ist auch die weiter oben gebrachte Abbildung zur unterschiedlichen genetischen Zusammensetzung der Bewohner von "Maikop", "Steppe-Maikop" und den Jamnaja, aus der hervorgeht, dass sich diese drei Gruppierungen auch auf Dauer nicht miteinander vermischt haben.
Entstehung des Jamnaja-Komplexes entsprechend Anthony´s grundlegender Arbeit
Anthony (2019), der herausragende Jamnaja-Kenner, berichtet in Chronologie und Ursprünge der frühen Jamnaja aus archäologischer Sicht:
Vollnomadische Gemeinschaften waren bereits in den frühen Phasen in geringer Dichte über die pontisch-kaspischen Steppen vom Ural bis zu den Ostkarpaten verstreut – und hatten wahrscheinlich wenig gemeinsame Kultur und keine gemeinsame Sprache. Es gibt keine offensichtliche Häufung älterer Jamnaja-Genomdaten in einer einzelnen Region, die damit als "Heimatland" erscheinen könnte.
Die einzige heute besonders auffällige Tatsache ist die überraschende Homogenität der Jamnaja-Genome in den beprobten Regionen. Fast alle Jamnaja-Individuen in den pontisch-kaspischen Steppen weisen sehr ähnliche genetische Abstammung auf, die in erster Linie von den älteren neolithischen Steppenpopulationen stammt, mit einer zusätzlichen Beimischung von 5-15 % Abstammung von donauländischen Bauern. Fast alle männlichen Jamnaja-Proben gehörten der Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b an. Ältere Steppen-Gräberfelder aus dem Neolithikum erbrachten noch eine größere Vielfalt an Patrilinen (R1b, R1a, Q1a, J, Ia2a).
Die frühe gemeinsame materielle Kultur der Jamnaja und die damit verbundenen nomadischen Siedlungsmuster und Kurgan-Friedhöfe in den Steppen begannen bereits 3300 v. Chr., verbreiteten sich rasch, vielleicht zwischen 3200 und 3100 v. Chr., über den größten Teil der pontisch-kaspischen Steppen, und die Viehzüchter erfüllten in ihrer Spätphase ab 3000 v. Chr. alle Regionen in den zuvor unbesiedelten Steppen, während Jamnaja-Nomaden in benachbarte Regionen (Altai, Ungarn: siehe weiter unten) vordrangen.
Nach Anthony definiert sich die Jamnaja-Kultur in erster Linie durch ihre beispiellose Mobilität, neue Fähigkeiten, politische Institutionen und religiöse Ideologien, die zur Aufrechterhaltung dieser Innovationen notwendig waren. Zu den archäologischen Anzeichen der Jamnaja-Mobilität gehören: die Aufgabe Dutzender eneolithischer Siedlungen in den Flusstälern der pontisch-kaspischen Steppe, das Auftauchen von ersten Jamnaja-Kurgangräbern in den zuvor unerschlossenen Hochebenen zwischen den großen Flusstälern, das Auftauchen von Radfahrzeugen als Bestattungssymbole in ihren Gräbern und eine signifikante Verlagerung der Ernährung von Fluss- (Vieh, Jagd, Fisch) zu Grasland- und Milchressourcen (nur mehr Vieh). In deren Zähnen wurden reichlich Milchpeptide, einschließlich gattungsspezifischer Peptide aus Kuh-, Schaf-, Ziegen- und Pferdemilch, nachgewiesen. Milchprodukte waren in der Jamnaja-Zeit plötzlich allgegenwärtig.
Diese Veränderungen stehen im Einklang mit den Hypothesen, dass die Jamnaja-Kultur entweder: 1. das Hirtennomadentum erfunden hat oder 2. die erste war, die die Erfindung des Hirtennomadentums in den eurasischen Steppen in vollem Umfang genutzt hat.
Die neue nomadische Hirten-Wirtschaft wurde durch die Einführung von durch Ochsen gezogene Wagen ermöglicht, mit denen Wasser, Brennholz, Zelte, Lebensmittel und andere häusliche Bedürfnisse transportiert werden konnten, sowie durch das Reiten, das die Zahl der Tiere, die ein einzelner eurasischer Steppenhirte halten konnte, verdreifachte, was einen Überschuss an Rindern, Ziegen und Schafen ermöglichte, der für politische Zwecke genutzt werden konnte.
Der Vorteil bestand darin, dass sie die riesigen eurasischen Graslandschaften nutzten, indem sie deren Bioenergie mittels Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden in eine einfache menschliche Ernährung umwandelten, die sich auf Fleisch- und Milcheiweiß konzentrierte. Diese völlige Abhängigkeit von Fleisch und Milch einiger weniger domestizierter Tierarten in Verbindung mit der neuen Doppelrolle von Rindern und Pferden als Nahrungsquelle und Transporttiere veränderte auch den kulturellen Wert von domestizierten Tieren.
Die materielle Kultur der Jamnaja kann auch durch Innovationen in der Metallurgie definiert werden (Gussformen, arsenhaltige Bronze, Bergbau, Verhüttung, Dolche und Äxte), die sich bereits vor der Mobilitätsrevolution der Jamnaja über die Steppen zu verbreiten begannen und sich während der Jamnaja-Ära weiter intensivierten. Die Metallartefakte aus Jamnaja-Gräbern zeigen Ähnlichkeiten mit der Metallurgie von Maikop. In den 1970er Jahren zeigten Studien von Chernykh über Metalle und Metallurgie an Hunderten von Fundorten in der Steppe und im Nordkaukasus, dass die Metalle von Jamnaja und Maikop die gleiche Epoche und die gleiche Industrie waren und bezeichnete sie als „Circumpontic Metallurgical Province“ (CMP).
Zweiseitige Gussformen, dreizackige Spieße, flache Äxte und einschneidige Schaftlochäxte waren neue Metallwerkzeuge in der Steppe, die von der späten Maikop-Technologie (Klady-Phase) übernommen, später aber in eigenen Jamnaja-Formen hergestellt wurden und damit die Jamnaja-Kultur in der Steppe definieren. Die Metallurgen von Maikop führten auch arsenhaltige Bronze in die Steppen ein, wobei es auch in der Ukraine und westlich von Maikop arsenhaltige Bronze gab. In der Wolga-Ural-Steppe dagegen wurden die Jamnaja-Werkzeuge und -Waffen aus reinem Kupfererz hergestellt, die von Jamnaja-Bergleuten im Südural abgebaut wurden.
In der Steppenzone zwischen Jamnaja und Maikop lebte auch die Gruppe der "Steppen-Maikop", die eine hybride Mischung aus Maikop-Merkmalen in Keramik und Metall und Jamnaja-Merkmalen im Bestattungsritual aufweisen. Die aDNA dieser Gräber zeigt, dass sie einer dritten Population angehören mit westsibirischer genetischer Verwandtschaft wie der Botai-Population der zentralasiatischen Reiter aus dem späten 4. Jahrtausend v.Chr. Sie scheinen die materiellen Kulturen von Maikop und Jamnaja vermischt zu haben, während sie nur selten mit einer der beiden Populationen Partner austauschten.
Frühe Maikop-Gruppen expandierten etwa um 3500 v. Chr. nach Norden bis zum Don. Frühe Maikop-Keramikscherben und Steinwaren wurden am unteren Don gefunden, so auch eine mit einer Töpferscheibe hergestellte frühe Maikop-Scherbe. Das älteste radiokarbondatierte Wagengrab in der Steppe befand sich in einem „Steppen-Maikop“-Grab (Reinhold 2017). Maikop-Innovationen könnten von Maikop-Leuten und ihren "Steppen-Maikop"-Nachahmern in die Steppen bis ins untere Don-Tal getragen worden sein. Späte Maikop-Technologien, wahrscheinlich auch von Radfahrzeugen, wurden dann eifrig übernommen und über die Steppen verbreitet, und diese Innovationen waren grundlegende Bestandteile der Jamnaja-Revolution.
Voraussetzungen für eine einheitliche indoeuropäische Sprache (PIE)
Der Linguist Ringe (2009) führt in "Die sprachliche Vielfalt der europäischen Ureinwohner" folgende Überlegungen vor:
"Da sich alle Sprachen im Laufe der Zeit langsam aber stetig verändern, entstehen Dialekt-Unterschiede, außer es gibt „staatliche“ Einflüsse, die den gemeinsamen Dialekt fordern oder forcieren.
Es ist eine grundlegende Gegebenheit, dass keine einzelne Sprache über mehr als ein paar Jahrhunderte ein Gebiet besetzen kann, das zu groß ist, als dass alle Muttersprachler regelmäßig miteinander kommunizieren können. Wenn aber Teile der Sprachgemeinschaft ganz aufhören miteinander zu kommunizieren oder so selten kommunizieren, sodass sie keinen Anreiz haben, die Sprache der anderen zu imitieren, können sich Veränderungen nicht von einem zum anderen ausbreiten und verschiedene Veränderungen werden sich auf beiden Seiten der Sprachbarriere ansammeln, und so werden innerhalb weniger Jahrhunderte aus einer einzigen Sprache zwei oder mehr.
In vorstaatlichen Gemeinschaften führt also jede Sprachausbreitung automatisch zu einer Sprachfragmentierung. Die überlebenden Fragmente weichen dabei von Jahrhundert zu Jahrhundert weiter voneinander ab, bis die ursprünglichen Verbindungen zwischen ihnen nicht mehr festgestellt werden können. Das Ergebnis ist eine Vielfalt nicht nur von Sprachen, sondern auch von Sprachfamilien innerhalb eines vorstaatlichen geografischen Gebiets von erheblicher Größe.
Das Proto-Indoeuropäische (PIE) war eine Einzelsprache, für die eine komplexe Grammatik und ein umfangreicher Wortschatz rekonstruiert werden können. Daraus folgt, dass die Sprecher des PIE entweder ein vergleichsweise kleines Gebiet – das Gegenteil war aber der Fall – bewohnt haben müssen oder es gab einigende „staatliche“ Bänder zwischen den weit verstreuten Regionen.
Das muss vor rd. 3000 v. Chr. zugetroffen haben: Viel zu viele der offensichtlichen Familien und isolierteren Sprachen gehören zu einem einzigen Stamm, dem Indoeuropäischen. Die mehrfach verzweigte Struktur der IE-Familie ist damit sehr untypisch.
Daraus kann geschlossen werden, dass es für das riesige Gebiet des Indoeuropäischen (ca. 3.000 km vom westlichen Schwarzen Meer bis zum Ural) einigende Kräfte gab (hier ist vor allem an Maikop und Maikop-Novosvobodnaja mit ihrer Metallurgie und Wagenproduktion für die Jamnaja-Leute zu denken), aber auch an Kommunikationsmittel über weite Strecken, wofür sich Reitpferde (wenn auch keine heutigen DOM2-Pferde – siehe gleich im Anschluss) anbieten."
Exkurs: Domestizierung der Jamnaja-Pferde und die modernen Hauspferde
Die ersten domestizierten DOM1-Pferde vom Altai
Pucher 1996, Erich: → Das Pferd als Wild- und Haustier. In: Reitervölker aus dem Osten. Burgenländische Landesausstellung 1996; S. 37.
Pucher 1996, Erich zur Domestikation des Pferdes: „Es ist von vornherein klar, dass eine Pferdehaltung zum Zweck der Fleischnutzung nicht auf die gleichzeitige Nutzung als Reittier verzichten kann, da sich Pferde als besonders bewegliche aber herdengebundene Huftiere nur von ihren eigenen Rücken aus hüten lassen.“
Gaunitz 2018, C. et al.; → Ancient genomes revisit the ancestry of domestic and Przewalski’s horses. Science 360, 2018:111–114.
Die eneolithische Botai-Kultur in den zentralasiatischen Steppen liefert den frühesten archäologischen Nachweis für die Pferdehaltung vor ca. 5500 Jahren, aber die genaue Art der frühen Pferdedomestikation (DOM1) bleibt umstritten. Wir haben 42 Genome von alten Pferden erstellt, darunter 20 aus Botai. Im Vergleich zu 46 veröffentlichten Genomen von alten und modernen Pferden deuten unsere Daten darauf hin, dass die Przewalski-Pferde die verwilderten Nachkommen der in Botai gezüchteten Pferde sind und keine echten Wildpferde. Alle Hauspferde, die von vor ~4000 Jahren bis heute datiert wurden, weisen nur ~2,7 % Botai-verwandte Abstammung auf. Dies deutet darauf hin, dass die Ausbreitung des Pferdebestands, aus dem die modernen Hauspferde hervorgingen, von einem massiven Genomwechsel begleitet wurde, der mit der großen menschlichen Bevölkerungsexpansion während der frühen Bronzezeit zusammenfällt.
Librado (2021) bringt in Nature eine → umfassende Studie über die Ursprünge der modernen Hauspferde in den westeurasischen Steppen und deren weitere Ausbreitung.
In der Botai-Region in Zentralasien wurden erstmals Wildpferde gezähmt (DOM1-Pferde = DOMestikation1-Pferde) und vor allem als Fleischlieferanten gehalten. Es wird davon ausgegangen, dass diese Praxis nicht über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinausging und eine lokal begrenzte Praxis innerhalb eines sesshaften Siedlungssystems blieb. Die Botai-Pferde und auch die von ihnen abstammenden Przewalski-Pferde sind nicht direkt mit den modernen Hauspferden verwandt.
Die Ursprünge der modernen DOM2-Pferde
Die C-PONT-Gruppe (= westlich untere Wolga-Don) war die erste Region, in der die typische DOM2-Abstammungskomponente (in der nebenstehenden Abbildung e, f orange gefärbt) im sechsten Jahrtausend v. Chr. dominant wurde. Weiters wurden drei Pferde aus der westlichen unteren Wolga-Don-Region als genetisch zu DOM2 am nächsten stehend identifiziert, die mit den steppenartigen Kontexten Maikop und Jamnaja (Repin) in Verbindung stehen und auf etwa 3500–2600 v. Chr. datiert werden. Darüber gibt es keinerlei genetische Kontinuität mit DOM2 bei allen anderen Pferdefunden vor etwa 2200 v. Chr. mit Ausnahme von zwei späten Jamnaja-Exemplaren aus der Zeit von etwa 2900–2600 v. Chr. (TURG: Turganik am Südural), die bei den Steppen der unteren Wolga-Don-Region liegen. Diese könnten daher einige der direkten Vorfahren der DOM2-Pferde geliefert haben. Die Modellierung der DOM2-Population zeigt einen genetischen Beitrag von etwa 95% von C-PONT- und TURG-Pferden. Die Abstammungs-Kombinationen bestätigten DOM2 als Schwesterpopulation der C-PONT-Pferde.
Es gibt keine DOM2-Vorfahren östlich der unteren Wolga-Don-Region und Turganik (TURG). Eine ähnliche Grenze gibt es westlich von C-PONT, wo die typische DOM2-Abstammungskomponente in der Dniepr-Steppe, in Polen und in Ungarn während des 5. bis 3. Jt. v. Chr. stetig abnimmt. Die räumlichen Korrelationen der genetischen Daten zeigen die westeurasischen Steppen als den wahrscheinlichsten geografischen Standort der DOM2-Vorfahren, die während des späten vierten und frühen dritten Jahrtausend v. Chr. in den westeurasischen Steppen lebten.
Als Züchter dieser ersten DOM2-Pferde ist ein "innerer" Bereich der Jamnaja-Leute zu sehen, die neben den ursprünglichen Maikop-Pferden diese zweite Pferde-Linie hervorbrachten.
Die Pferde der Schnurkeramiker
Hansen (2021b), Orlando u. Reinhold berichten: Der älteste Vorfahre des heutigen DOM2-Pferdes wurde in einem Grab eines sozial hochgestellten Kindes 200 km nordöstlich von Stavropol in der Steppe vor dem Kaukasus gefunden und auf 3.629–3.380 v. Chr. datiert. Dieses früheste DOM2-Pferd war sicher mit den DOM1-Pferden verwandt und bestätigt die Vermutung, dass Maikop bei der weiteren Domestikation der DOM1-Pferde aus Botai beteiligt war. Mit Pferden konnten viel größere Herden von Schafen, Ziegen und Rindern gehalten werden. Zweifellos waren diese ersten DOM1-Pferde schwieriger zu reiten als die willfährigeren, heutigen DOM2-Pferde, die aber erst ab 2.200 v. Chr. auftreten.
Analysen alter menschlicher Genome zeigen eine massive Expansion aus den westeurasischen Steppen nach Mittel- und Osteuropa während des dritten Jahrtausends v. Chr., die mit der Jamnaja-Kultur ("Schnurkeramiker") in Verbindung steht. Die Expansion des Schnurkeramik-Komplexes (CWC) trug zw. 2900 bis 2300 v. Chr. mindestens zwei Drittel der steppenbezogenen Abstammung zu den Populationen von Mittel- und Westeuropa bei. Die Rolle der Pferde bei dieser Expansion ist unklar, da ja Ochsen die schweren mit festen Rädern versehenen Wagen gezogen haben. Das genetische Profil von Pferden aus CWC-Kontexten zeigt jedenfalls fast keine der bei DOM2- und Jamnaja-Pferden (TURG und Repin) maximierten Abstammung und keine direkte Verbindung sowohl zu C-PONT- als auch zu TURG-Pferden des Jamnaja-Komplexes.
Betrachtet man die Abstammung der Schnurkeramiker-Pferde in der obigen Abstammungs-Abbildung (Eintrag "CWC" = Corded Ware Culture; rechts oben), scheinen deren Pferde eine Mischung aus Pferden von Ural- und Przewalski- Pferden (den Nachkommen der vor 3.500 v. Chr. in der Wald-Steppe von Nord-Kasachstan domestizierten DOM1-Botai-Pferde (Gaunitz, 2018) gewesen zu sein (vgl. nebenstehende Abbildung eines Przewalski-Pferdes).
Frappierend ist die Ähnlichkeit dieser Pferde mit der Pferde-Abbildung aus dem Maikop-Kurgan Oshad, die hier als nächste Abbildung gebracht wird.
Es fällt schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass das nicht dieselbe Pferdelinie gewesen sein sollte: vgl. insbesondere die Form von Kopf und Hals, die Stehmähne, den flachen Rücken sowie Schwanz statt Schweif – vor allem im Vergleich zur Anmutung des modernen DOM2-Hauspferdes in der darauf folgenden Abbildung.
Falls dies zutrifft, dann könnten die Viehherden in den der Maikop-Gruppe vorgelagerten Steppen (vielleicht ab 3.500 v. Chr. - oder schon früher) von berittenen Viehhirten auf diesen frühen Maikop-Pferden gehütet worden sein, was rund dreifach größere Viehherden und damit rasches, verstärktes Bevölkerungswachstum – und die rasche "Auffüllung" der Steppen – ermöglicht hätte.
Die sich aufdrängende Frage ist natürlich, warum die Schnurkeramiker eine andere Pferdelinie gehabt haben sollen als die „innere“ Gruppe der Jamnaja mit frühen DOM2-Pferden.
Darauf gibt der Jamnaja-Kenner Anthony (2021) eine bemerkenswerte Antwort, indem er große Spannungen zwischen der „inneren“ Jamnaja-Gruppe und den Schnurkeramikern (und der Afanasievo vom Altai) trotz ihrer gemeinsamen Abstammung aufzeigt, die letztlich ja auch zur Abspaltung dieser Gruppe(n) führte (vgl. gleich weiter unten). Das könnte auch den Unterschied bei den Pferdelinien dieser beiden Gruppen erklären.
Eine typische DOM2-Abstammung ist auch später bei den Pferden in Dänemark, Polen und Tschechien, die mit der Trichterbecherkultur und der frühen Grübchenkeramischen Kultur Südskandinaviens assoziiert sind, recht begrenzt. Zusammen mit dem Fehlen einer verstärkten Ausbreitung von Pferden während des frühen 3. Jt. v. Chr. nach Mittel- und Nordeuropa deutet dies darauf hin, dass zumindest keine (modernen) DOM2-Pferde mit der Ausbreitung der Steppen-Viehzüchter nördlich der Karpaten und weiter nach Mittel- und Westeuropa beteiligt waren.
DOM2-Pferde ersetzen 2.200 –2.000 v.Chr. alle anderen Pferdelinien
Um 2.200–2.000 v. Chr. taucht das typische DOM2-Profil überall auch außerhalb der westeurasischen Steppen in Böhmen, der unteren Donau und in der Folge in ganz Westeuropa und auch in Zentralanatolien auf und verbreitete sich kurz darauf über ganz Eurasien bis zur Mongolei.
(Anm.: Auch die Schnurkeramiker tauschten ihre Pferde gegen das neue DOM2-Pferd; ihr Pferd "verwilderte" und überlebte als Przewalski-Pferd bis heute.)
Diese mutierte Variante verdrängte schließlich zw. 1.500–1.000 v. Chr. alle vorher existierenden lokalen Pferde-Linien.
An diesem Prozess waren sowohl Hengste (Y-Chromosomen) als auch Stuten (mtDNA) beteiligt. Frühe Züchter produzierten große Bestände von DOM2-Pferden, um die Nachfrage nach pferdegestützter Mobilität ab etwa 2.200 v. Chr. zu decken.
Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch zwei Mutationen.
- Einerseits verstärkte sich der Rücken der Pferde, was sie für das Reiten geeigneter machte.
- Andererseits gab es eine Veränderung bei serotonergenen Neuronen, die an der Stimmungsregulierung und aggressivem Verhalten (vor allem der Hengste) beteiligt sind.
Diese Selektionen deuten darauf hin, dass die Nutzung schnell auf Pferde verlagert wurde, die fügsamer und stressresistenter waren und neue Bewegungsabläufe, einschließlich Ausdauerlauf und Gewichtsbelastung, zuließen.
Jamnaja-Abspaltungen: Afanasievo (Altai), Schnurkeramiker, Hethiter, Indien/Iran
Verwendete Literatur: Vagheesh (2019); Damgaard (2018); Kristiansen (2018); Kroonen (2018); Lyonnet (2019).
Das Kern-Gebiet der Jamnaja erstreckte sich über ein riesiges Gebiet vom westlichen Schwarzen Meer über die pontisch-kaspischen Steppen bis zum Ural und damit über insgesamt 3.000 km.
- Die erste Abspaltung erfolgte um ~3.000 v.Chr. durch die späteren Afanasievo zum 3.000 km entfernten Altai-Gebirge. Sie geben ihre Sprache an die Tocharer weiter.
- Die Schnurkeramiker hatten rund 70 % Jamnaja-Gene und siedelten um ~2.900 v.Chr. etwa in Südpolen und waren Nachbarn der alteuropäischen Kugelamphoren-Kultur und setzten sich dann Richtung West- und nördliches Europa in Bewegung.
- Etwa um ~2.500 v.Chr. verdrängten „reine“ Maikop-Leute (also ohne die EHG-Abstammung der Steppen-Leute) die Kura-Araxes im südlichen Kaukasus und wurden wohl die Vorläufer der späteren Hethiter, die ja auch eine indoeuropäische Sprache hatten.
- Um ~2.000/1.700 v.Chr. setzten sich Jamnaja-Leute vom Ural/Baltikum in Bewegung und migrierten nach Indien und den Iran – und brachten ihren Satem-Dialekt in diese Weltregion.
Mögliche Gründe für die Abspaltungen
Über die Abtrennung der Afanasievo zum innerasiatischen Altai ist wenig bekannt. Es ist aber eine Tatsache, dass sie offensichtlich bewusst den riesigen Abstand von 3.000 km zwischen sich und den östlichen Siedlungsgebieten der Jamnaja schufen. Ihre Abwanderung ist auch deshalb umso erstaunlicher, da sie dabei die unwirtlichen zentralasiatischen Steppen durchqueren mussten. Man kann nur mutmaßen, dass sie mit den politischen Gegebenheiten bzw. der Ausübung von Macht durch die Führungseliten der Jamnaja nicht einverstanden waren.
Die Schnurkeramiker stammten zwar von Jamnaja-Vorfahren - die die Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b hatten - ab, hatten selbst aber größtenteils die Haplogruppe R1a. Offenbar wurden sie von der politischen Führung der Jamnaja-Clans ferngehalten und damit tauchten sie und ihre Haplo-Gruppen in den Kurganen und der dort entommenen aDNA nicht auf. Mit ihrer Abwanderung hielten sie auch einen großen Abstand zu ihren Jamnaja-Vorfahren in Ungarn und unterschieden sich von ihnen deutlich. Ebenso wie die Altai-Leute lehnten sich auch die Schnurkeramiker offenbar um 3.000 v. Chr. gegen die zentrale Jamnaja-Herrschaft auf und siedelten ab.
~ 3.000 v.Chr.: Afanasievo ziehen zum zentralasiatischen Altai-Gebirge
Die Afanasievo-Kultur gehört (wie die Jamnaja) derselben genetisch homogenen Population an, die in erster Linie auf osteuropäische Jäger/Sammler (EHG) und kaukasische Jäger/Sammler (CHG) des Mesolithikums zurückgeführt wird.
Damgaard (2018): In der frühen Bronzezeit, um 3000 v. Chr., wurde die Afanasievo-Kultur in der Altai-Region von Menschen gegründet, die mit den Jamnaja verwandt waren und die 3000 km von der westlichen Steppe über die zentrale Steppe wanderten. Die Afanasievo vermischten sich nicht mit den umwohnenden Jägern und Sammlern, auch nicht mit den frühesten Pferde-züchtenden Gruppen am Botai. In der Folge löste die Okunevo-Kultur die Afanasievo-Kultur ab. Die Afanasievo werden als Vorfahren der Indoeuropäisch-sprechenden Tocharer im Nordwesten Chinas – deren Schrifttum bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. reicht – angesehen.
Tocharisch ist eine indogermanische Sprache ohne enge Beziehung zu den räumlich benachbarten indogermanischen Sprachen in Indien oder dem Iran. Erstaunlicherweise handelt es sich um eine sogenannte Kentum-Sprache, die sonst nur für die westlichen Zweige des Indoeuropäischen bekannt sind. Das Tocharische wird oft als eine recht altertümliche indogermanische Sprache angesehen, die sich nach dem Hethitischen von der gemeinsamen indogermanischen Sprachfamilie gelöst haben soll.
Dies passt mit der Transferierung des Indoeuropäischen zu den Hethitern in Kleinasien nur dann zusammen, wenn diese ihre Sprache nur über mehrere „Stationen“ – die die altertümlichere Form länger bewahrt hätten – bekommen haben.
~ 3.000 v.Chr.: Die Schnurkeramiker trennen sich von den Jamnaja
Wie unmittelbar oberhalb in den „möglichen Gründen für die Abspaltung“ beschrieben, hatten die Schnurkeramiker gute Gründe, sich von den Kern-Jamnaja zu trennen, was sie zwischen 3.000 und 2.900 v. Chr. auch sehr konsequent betrieben. Sie zogen von Ungarn kommend in ein nördlicheres Gebiet, in dem die neolithische Kugelamphoren-Kultur eine semi-nomadiche, kleinräumigere Weidewirtschaft betrieb. Offenbar kamen sich diese beiden Gruppierungen jahrhundertelang nicht in die Quere, sodass sich die Population unter ihrer neuen Führung (mit R1a-Haplo-Gruppe) rasch zur Schnurkeramik entwickeln konnte.
In den folgenden Abschnitten wird die weitere Entwicklung der Schnurkeramiker kulturell eingehender dargestellt und in der Folge auch deren zeitliche Ausbreitung anhand genomischer Nachweise detailliert beschrieben.
~ 2.500 v.Chr.: Kura Araxes von PIE-Sprechern verdrängt: "Proto-Hethiter" (?)
Lyonnet (2019) schreibt, dass es ab 3300 v. Chr. im Süd-Kaukasus zu einem bedeutenden kulturellen Wandel kam und neue Siedlungen gegründet wurden, insbesondere in gemäßigten Höhenlagen. Die Töpferwaren waren nun sehr unterschiedlich, bräunlich oder schwarz poliert, und etwas später tauchten sehr spezielle Feuerstellen auf. Die so entstandene neue Kultur trägt den Namen Kuro-Araxes, da sie hauptsächlich zwischen diesen beiden Flüssen verbreitet ist. Ihre Ursprünge sind unklar, aber es ist sicher, dass sie aus dem Uruk-Phänomen hervorgegangen ist, auch wenn es keinen direkten Kontakt zwischen den beiden Entitäten gab.
Um die Mitte des dritten Jahrtausends (~ 2.500 v. Chr.) tauchte eine neue kleine Bevölkerungsgruppe im Südkaukasus auf, vor allem entlang des Flusses Kura, in Georgien und Aserbaidschan. Sie lebte Seite an Seite mit der alten einheimischen Bevölkerung und übernahm von ihr einige ihrer kulturellen Elemente, insbesondere die Töpferei. Die ersten Überreste, die man ihr zuordnen kann, sind reiche Kurgane über Grabkammern aus Holzstämmen, in denen meist ein oder zwei vierrädrige Holzkarren standen. Obwohl die meisten dieser Kurgane geplündert wurden, zeugen alle von der Anwesenheit von Prestigeobjekten aus weit entfernten Gegenden (Bernsteinperlen aus der Ostsee, konusförmige Muscheln aus den warmen Meeren, aus Zentralasien bekannte eingekerbte Perlen usw.). Man kann diese Grabbauten eher Handelsgruppen aus den nördlichen eurasischen Steppen zuordnen als Kriegern, wie ursprünglich behauptet wurde. Diese Neuankömmlinge und die Veränderungen, die sie mit sich bringen, werden die Kultur der Kura-Araxes nach und nach zum Erliegen bringen.
Die von den neuen Gruppen – die offenbar ein frühes Indoeuropäisch sprachen – übernommene Siedlung Arslantepe gehörte später zum Hethiter-Reich. (Vgl. hierzu auch: Kura-Araxes → Hethiter in Wikipedia: → "Arslantepe").
Damgaard (2018) berichtet, dass seine aDNA-Proben in Anatolien, unter anderem auch aus hethitisch sprechenden Siedlungen, die mit den ersten schriftlichen Belegen für die Indoeuropäische Sprache in Verbindung gebracht werden, genetisch nicht zwischen Hethitern und anderen bronzezeitlichen Anatoliern und einer früheren kupferzeitlichen Probe (~3943-3708 v. Chr.) unterscheiden. Alle diese Proben enthalten ein ähnliches Maß an CHG-Abstammung, aber keine EHG (Eastern Hunter-Gatherer)-Abstammung.
THESE: Aus all diesen Gegebenheiten ist wohl zu folgern: Die um 2.500 v. Chr. einwandernden Gruppen aus dem Nordkaukasus gehörten zu den späten Maikop-Novosvobodnaja und deren Nachkommen (vgl. die oben gebrachte "Genomische Evidenz") – und nicht zu den späten Jamnaja-Gruppen mit viel EHG-Abstammung – und auf diese Weise kam ein frühes Proto-Indoeuopäisch zu den Hethitern.
~ 2.000/1.700 v.Chr.: Iran/Indien
EXKURS OFFEN: Detailliertere Darstellung
Vagheesh M. Narasimhan et al.: → Die Entstehung menschlicher Populationen in Süd- und Zentralasien. Science 365, 999 (2019).
Vagheesh (2019) berichtet: Die Steppenhirten tauchen – vom westlichen Ural/Baltikum stammend – um die Wende des zweiten Jahrtausends v. Chr. in der südlichen Steppe auf und werden in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. weiter nach Süden integriert und tragen bis zu 30 % zur Abstammung moderner Gruppen in Südasien bei. Die Steppen-Abstammung weist in Südasien dasselbe Profil auf wie die im bronzezeitlichen Osteuropa, was auf eine Völkerwanderung von dort hindeutet. Das liefert auch eine plausible genetische Erklärung für die sprachlichen Ähnlichkeiten zwischen den balto-slawischen und den indo-iranischen Unterfamilien des Indoeuropäischen, die trotz ihrer großen geographischen Entfernung die Satem-Innovation und die Ruki-Lautgesetze (zu "Ruki" vgl. → Wikipedia) gemeinsam haben.
Der größte Anteil an Steppenvorfahren in Südasien stammt von Männern, was auf eine asymmetrische soziale Interaktion zwischen Steppenhirten-Nachkommen und den lokalen Gruppen der Indus-Peripherie hinweist. Gruppen, die sich selbst als traditionell priesterlich betrachten, einschließlich der traditionellen Bewahrer liturgischer Texte in der frühen indoeuropäischen Sprache Sanskrit (Brahmanen), tendieren dazu, mehr Steppen-Vorfahren zu haben als zu erwarten wäre. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Zustrom von Steppen-Vorfahren eine Meta-Bevölkerung mit höheren Anteilen an Steppen-Abstammung geschaffen hat und diese tendenziell stärker mit der indoeuropäischen Kultur verbunden sind. Aufgrund von Endogamie, die diese Gruppen über Tausende von Jahren von ihren Nachbarn isolierte, besteht dieser Teil der Bevölkerung in Südasien unter den heutigen Bewahrern indoeuropäischer Texte weiterhin. Dies stellt einen unabhängigen Nachweis für den Steppen-Ursprung – und damit keinen indischen – der indoeuropäischen Sprachen Südasiens dar.
Vagheesh (2019) verweist auch auf: Ein deutlicher Unterschied ist der in Südasien im Vergleich zu Europa geringere Anteil von Steppen-Vorfahren (Jamnaja) (maximal 30 % in Indien gegenüber bis zu 60 % in Westeuropa) und deren um ~ 500–1000 Jahre spätere Ankunft sowie ein geringerer männlicher Anteil an der Vermischung (ausgenommen Brahmanen). Das sind Faktoren, die den größeren Anteil von nicht-indoeuropäischen Sprechern im heutigen Südasien erklären. Die Situation in Südasien erinnert an das mediterrane Europa, wo der Anteil der Steppenvorfahren deutlich geringer ist als in Nord- und Mitteleuropa und bis in die Antike viele nicht-indoeuropäische Sprachen belegt sind.
Die Schnurkeramiker (~3.000-2.400) und ihre Nachbarn
Anthony (2021) und Heyd (2019) berichten: Fast alle männlichen Jamnaja-Proben gehörten der Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b an. Die späteren Schnurkeramik-Populationen stammten zwar von Jamnaja-Vorfahren ab, waren aber größtenteils der Y-Chromosom-Haplogruppe R1a zuzuordnen, die während des Neolithikums in der Steppe vorkam und in der Jamnaja-Ära zwar präsent geblieben, aber aus den Kurganen verdrängt wurde und erst in der Schnurkeramik-Population als dominante männliche Linie wieder auftauchte.
Diese Verschiebung der männlichen Abstammungslinien innerhalb einer weitgehend verwandten Gruppe von aus der Steppe stammenden Populationen deutet auf eine Abfolge von begrenzten, von Männern definierten Clans, hin, die Zugang zu politischer Macht und zu Gedenkstätten unter prominenten Grabhügeln erhielten, während andere Männer von solchen Positionen ausgeschlossen wurden.
Die regional unterdrückten Patri-Linien, die den R1a-Haplotyp geerbt haben, wurden aufgrund ihres Ausschlusses aus den Jamnaja-Kurgan-Gräbern in der Steppe archäologisch fast unsichtbar, tauchten dann aber als Migranten in Mitteleuropa wieder auf. Der soziale und politische Wettbewerb zwischen den Patri-Linen könnte die Migration in neue Regionen gefördert haben. Wenn aber die Bestattung unter einem Kurgan auf diese Weise eingeschränkt war, dann erfasst die aDNA nur die dominante Elite, nicht die gesamte Bevölkerung.
Einer der bemerkenswerten Aspekte der Jamnaja-Migrationen nach Mitteleuropa war, dass die Menschen der größtenteils von Einwanderern abstammenden Schnurkeramik-Kultur und der größtenteils einheimischen, neolithischen Kugelamphoren-Kultur über Jahrhunderte genetisch recht unterschiedlich blieben, obwohl sie verschiedene Teile derselben Landschaft bewohnten. Die Abneigung, über die soziale Kluft zwischen Migranten und Einheimischen hinweg zu heiraten, wäre mit feindlichen Beziehungen vereinbar, jedoch deuten artefaktische und stilistische Gemeinsamkeiten auf ein gewisses Maß an Integration hin. Politische Allianzen könnten zwischen den beiden Gruppen bestanden haben, insbesondere während der kurzen Zeit, in der das Schnurkeramik-Paket geformt wurde. Die Rekombination von materiellen kulturellen Typen und Bräuchen, die in diesem Transformationsmoment stattfand, schuf eine materielle Kultur und eine Reihe von Bestattungspraktiken, die gegenüber den Jamnaja so unterschiedlich waren, dass Archäologen die zugrundeliegenden genetischen Verbindungen zwischen der Schnurkeramik- und der Jamnaja-Bevölkerung lange Zeit nicht erkennen konnten.
Der materielle Übergang von der Jamnaja- zur Schnurkeramikkultur erfolgte wahrscheinlich innerhalb eines Jahrhunderts (3000-2900 v. Chr.) zu Beginn der besonderen Ausdehnung des Jamnaja-Verbreitungsgebiets.
Die häufigsten Waffentypen der Jamnaja (gegossene Kupferaxt, gegossener Kupferdolch, Pfeilspitzen aus Feuerstein) unterschieden sich von den üblichen Waffentypen der Schnurkeramik ("Streitaxt" aus Stein, Pfeilspitzen aus Feuerstein). In die materielle Kultur der Schnurkeramik wurden bestimmte Artefakttypen (Kugelamphoren, Hammeräxte aus poliertem Stein) aufgenommen, die von einheimischen Kulturen des Mittelneolithikums in Nordeuropa kopiert wurden (Kugelamphoren- und Trichterbecherkultur), ein materielles Signal der Integration, das aber nicht durch Eheschließungen in nennenswertem Umfang ergänzt wird.
Diese neuen Artefakttypen können als materieller Hinweis der Schnurkeramik-Migranten gegenüber ihren (ursprünglichen) Jamnaja-Eltern und -Großeltern (in Ungarn) angesehen werden, die diese vor ihren neuen politischen Allianzen mit der lokalen Bevölkerung (Kugelamphoren) warnten – ein aktives materielles Statement der politischen Trennung, die deutliche Hinweise auf neue Verbündete enthielt, zur gleichen Zeit, als die dominante männliche Patri-Line von R1b zu R1a wechselte.
Die Migranten brachten auch eine neue Wirtschaft mit. Es gab einen höheren Grad an Siedlungsmobilität gegenüber der Kugelamphoren-Kultur, die die Landschaft mit den Schnurkeramik-Viehzüchtern teilte. Die Menschen der Schnurkeramik-Kultur ernährten sich proteinreicher als die früheren Populationen, was wahrscheinlich auf einen höheren Anteil an Milch- und Fleischprodukten und einen geringeren Anteil an angebautem Getreide zurückzuführen ist. Ihre Weidewirtschaft war jedoch in Mitteleuropa ungewöhnlich.
Die Kugelamphoren praktizierte eine lokal begrenzte Mobilität. Ihre saisonalen Siedlungen konzentrierten sich auf einen festen Ahnenfriedhof, der in der Regel in einer für die Landwirtschaft geeigneten, gut bewässerten Niederung oder Talsohle lag.
Die frühesten Schnurkeramik-Kurgane waren oft isolierte Monumente, die auf hohen Bergkämmen lagen. Die Schnurkeramik-Bevölkerung war genetisch unterschiedlich, sie führte ein neues Maß an mobiler Viehwirtschaft in diese Region Polens ein, sie beanspruchte einen anderen Teil der Topografie und blieb während des frühen dritten Jahrtausends v. Chr. jahrhundertelang weitgehend von den meisten lokalen Gemeinschaften getrennt.
Die Entstehung des Schnurkeramikpakets war ein aktiver und kreativer Gebrauch der materiellen Kultur, um eine neue kulturelle Identität der mobilen, viehzüchtenden Migranten sowohl zu repräsentieren und als auch aktiv zu formen.
Sie trennten sich geografisch von ihrer Jamnaja-Elterngruppe, indem sie in die Berge der Slowakei, der Tschechischen Republik und Südpolens nördlich des Karpatenbeckens auswanderten, wo sie schnell ein neues Paket von Bräuchen schufen, das mehr Anleihen bei lokalen Praktiken aufnahm, als es ihre Jamnaja-Eltern in Ungarn getan hatten.
Gesamt-Genome zeugen davon, dass die Paarungsnetze der eingewanderten Schnurkeramiker und der einheimischen Kugelamphoren 500 Jahre lang weitgehend getrennt blieben, obwohl sie dieselben Landschaften teilten.
Die Integration lokaler mittelneolithischer Waffen- und Keramikstile in die materielle Kultur der Schnurkeramikmigranten war also nicht gleichzusetzen mit einer gleichwertigen Integration des Paarungsverhaltens oder der verwandtschaftlichen Netzwerke.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Schnurkeramiker während des Migrationsprozesses sehr schnell eine neue materielle Migrantenkultur schufen, so dass die materielle und typologische Verbindung zur Elternkultur und -region schnell verdeckt wurde durch Innovation und den Wunsch, eine separate Identität zu bilden mit der neuen sozialen oder verwandtschaftlichen Gruppe (R1a) an der Spitze der Hierarchie.
Mögliche Gründe für rasche Ausbreitung der Schnurkeramiker nach West-/Nord-Europa
Bevölkerungseinbruch im neolithischen Westeuropa im 3. Jahrtausend
Shennan (2013) berichtet in Nature über einen regionalen Bevölkerungs-Einbruch in Westeuropa im 3. Jahrtausend v. Chr. (vgl. die nebenstehende Abbildung). Die angestellten Untersuchungen ergaben keinerlei Zusammenhänge mit den damaligen klimatischen Gegebenheiten. Der Autor erörtert aber andere mögliche Ursachen und zeigt, dass die Ursachen für die synchronen demografischen Entwicklungen in praktisch allen Regionen wahrscheinlich endogene Gründe haben.
Für den Autor bleibt eine Reihe von möglichen Ursachen offen. Eine Möglichkeit sind Krankheiten, aber auch andere endogene Ursachen wie z. B. ein zu schnelles Bevölkerungswachstum, durch das die Landwirtschaft auf ein nicht nachhaltiges Niveau getrieben wurde, die Erschöpfung oder Erosion des Bodens infolge früherer landwirtschaftlicher Praktiken oder einfach das Risiko, das sich aus der Abhängigkeit von einer kleinen Anzahl nutzbarer Arten (Pflanzen, Tiere) ergibt.
Diese Vermutungen bleiben jedoch spekulativ, und eine Autokorrelationsanalyse der demografischen Daten ergab keinen Hinweis auf ein zyklisches Muster, was ein Indikator für das Bestehen endogener Prozesse wäre. Unabhängig von der Ursache muss der Kollaps der neolithischen Populationen erhebliche Auswirkungen auf die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Prozesse gehabt haben.
Zur Entwicklung des Bakteriums Yersinia pestis (Pest) OFFEN
k
k
k
Auftreten der Pest in Eurasien und Westeuropa OFFEN
Valtuerena (2022), Aida; Haak, W.; Reich, D.; Hansen, S.; Reinhold, S. et mult. al.: → Stone Age Yersinia pestis genomes shed light on the early evolution, diversity, and ecology of plague. Proc. National Acad. Sci.
Willerslev 2019, Eske et al.: → Emergence and Spread of Basal Lineages of Yersinia pestis during the Neolithic Decline. Zs. Cell Jan. 2019
Die Trypillia-Kultur zw. 4.100–3.400 v.Chr. hatte Megastädte mit 10.000–20.000 Einwohner; in der Folge gab es keine vergleichbaren Siedlungen mehr. Es gab nach dieser Zeit aber überall Bevölkerungsrückgänge, den sog. „Neolithischen Rückschlag“.
Zu dieser Zeit gab es im 4. Jt. v.Chr Aufspaltungen von Y. pestis-Stämmen in ganz Eurasien: deren Ausbreitung erfolgte nicht wegen starker Wanderungen, sondern wegen der Lebensstile, der Bevölkerungsdichten und die wachsenden Handelsnetze (Wagen, Güter, Metalle).
Die Kugelamphorenkultur, die sich um das 4. Jt. v.Chr. nördlich der Karpaten formierten, könnte das ursprüngliche Y.pestis in Richtung Polen, Norddeutschland und an die Trichterbecherkultur von Dänemark und Süd-Skandinavien weitergegeben haben.
Yersinia pestis: Willerslev meint, dass in Trypillia um 3.700 BC das erste Y.pestis entstand (hohe Bevölkerungsdichte und enge Kontakte zu Tieren); das ältestes Auftreten fand er in Südschweden um 2.900 BC (von diesem Y.pestis stammen alle bekannten Y.pestis-Stämme ab); Altai 2.800 BC; Nordkaukasus 2.700 BC; Baltikum 2.500 BC; Süddeutschland 2.300 BC.
Willerslev 2024, Eske: (Veröffentlichung erscheint 2024) – Infektionskrankheiten wie Yersinia pestis, Hepatitis B und Pocken traten in großer Menge auf.
Hansen (2020b): (S. 12) "Vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena konnte in unserem Probenmaterial ein Individuum aus der Nekropole 1 von Rasševatskij 1 identifiziert werden, das einen sehr alten Stamm von Yersinia pestis trägt. Es handelt sich um eine Jamnaja-Bestattung in Rückenlage. Das Individuum wurde direkt datiert und dürfte zwischen 2875–2699 cal BC bestattet worden sein. Es ist damit zusammen mit einem Nachweis aus der Afanasevo-Kultur im Altai eines der ältesten nachgewiesenen Individuen mit dem Erreger Yersinia pestis. Bemerkenswerterweise gehört es genau in jenen Zeitraum, in den umfangreichere Wanderungsbewegungen nach Mitteleuropa stattgefunden haben dürften. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Pesterreger aus dem späten Neolithikum und der frühen Bronzezeit legen die Annahme nahe, dass Yersinia pestis etwa um 2800 v. Chr. aus der nordpontischen Steppe nach Mitteleuropa eingeführt wurde."
Rasmussen (2015): "Aus unseren genetischen Analysen schließen wir, dass der Vorfahre der heutigen Yersinia pestis-Stämme Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. auftrat und mindestens seit dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. in ganz Eurasien verbreitet war. Das Auftreten der Pest bei den untersuchten eurasischen Individuen aus der Bronzezeit deutet darauf hin, dass Pestinfektionen mindestens 3.000 Jahre früher verbreitet waren als die in der Antike belegten drei Pandemien. Im Gegensatz zu den späteren Yersinia pestis-Stämmen verfügten diese älteren Yersinia pestis-Stämme jedoch aufgrund des Fehlens entscheidender Virulenzgene wahrscheinlich nicht über die Fähigkeit, die Beulenpest sondern nur die Lungenpest und die septische Pest zu verursachen und wurden durch Tröpfchen-Infektion übertragen. Diese frühen Seuchen könnten nach seiner Meinung für den vermuteten Bevölkerungsrückgang im späten 4. Jahrtausend und im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. verantwortlich gewesen sein" und er verweist auf Shennan 2013 (vgl. die vorige Abbildung oben).
Krause u. Trappe (2019) berichten, dass dieser frühe Pest-Erreger etwa um 1.500 v. Chr. ausstarb. Erst die spätere Mutation, die dem Bakterium das Überleben in den ihn übertragenden Flöhen ermöglichte, entstand der Beulenpest-Erreger. Diese Mutation brachte auch die Flöhe dazu, nicht mehr nur Blut zu saugen, sondern auch die Bakterien in großer Menge in das Opfer zu injizieren. Ratten als Wirte der Flöhe kommen schon wegen der Produktion und Lagerung von Getreide immer in der Nähe von Menschen vor – was die drei späteren Pest-Pandemien begünstigte.
Krause verweist auch auf den enormen und raschen Sprung der genetischen Zusammensetzung der Westeuropäer vor/nach dem Eindringen der Steppen-Leute und meint, dass für diesen so raschen Übergang des Gen-Pools bei natürlicher Vermischung ein kurzfristig vorhandenes und mehrfaches Übergewicht von Jamnaja-Menschen in Westeuropa erforderlich gewesen wäre – was aber nicht der Fall war.
Eine mögliche Erklärung für den genetischen Sprung könnte darin gefunden werden, dass die Menschen aus den Steppen – schon wegen des Kontakts mit dem Lungenpest-Erreger über rund 20 Generationen – eine erhöhte Immunität gegen ihn aufwiesen als die alteuropäischen Bauern. Wenn die Sterblichkeit der Alteuropäer höher war und gemeinsame Kinder mit Jamnaja-Genen bessere Überlebenschancen hatten, ist eine rasche Vermischung mit den Neuankömmlingen einsehbar.
Auch Valtuena, Hansen u. Reinhold (2017) weisen darauf hin, dass "das Auftauchen der Krankheit in Europa eine Rolle bei den Prozessen gespielt haben könnte, die zu dem in den westeuropäischen Populationen beobachteten raschen genetischen Wandel führten, die möglicherweise unterschiedlich stark gegen diese Krankheit immun waren."
Keine Eroberungskriege gegen die Neolithiker
Immer wieder wird von Archäologen (zuletzt Heyd (2019)) eine kriegerische Unterwerfung der Neolithiker durch die Schnurkeramiker ins Spiel gebracht - die auch den genetischen "Sprung" von Neolithikern zum hohen Anteil der Jamnaja bewirkt hätten.
Falls eine solche "kriegerische" Verhaltenseinstellung bei den Schnurkeramikern vorhanden gewesen wäre, hätte sie sich wohl auch gegenüber den Kugelamphoren-Leuten in Polen viel früher auch gezeigt - was aber nicht der Fall war. Anhand des jahrhundertelangen friedlichen Zusammenlebens der Schnurkeramiker mit den Kugelamphoren-Leuten – sogar im gleichen Gebiet – scheint es aber auch nicht denkbar, dass eine aggressive Ausbreitung der Schnurkeramiker über rd. zwei Jahrhunderte nach Mittel-/West-/Nord-Europa auf kriegerische Weise erfolgt wäre, und die genetische Signatur so vollständig verändert haben könnte.
Furtwängler 2015, A. et al.: → Ancient genomes reveal social and genetic structure of Late Neolithic Switzerland. Nature Commun. 11, 1915 (2020).
Anhand der genomischen Untersuchungen für die Schweiz fällt sofort auf, dass die „puren“ neolithischen Männer recht unmittelbar nach dem Erscheinen der Schnurkeramiker ganz verschwinden, wogegen es „pure“ neolithische Frauen noch ein ¾ Jahrtausend weiter gibt. Deren Genome haben weiter „pure“ neolithische Mütter und Väter gehabt, die sich vielleicht in Gebirgstälern länger „pur“ erhalten haben.
Offenbar haben sich ab 2.700 v.Chr. die wenigen ankommenden Schnurkeramik-Männer und -Frauen rasch mit den (ursprünglich?) vielen neolithischen Frauen und Männern vermischt. Es gibt keinen Bevölkerungsaustausch und auch keine kriegerische Übernahme durch die Schnurkeramiker.
Die enorm rasche Vermischung der Schnurkeramiker mit den Neolithikern harrt einer wissenschaftlich fundierten Erklärung, die bisher aussteht. Jedenfalls muss es attraktiv gewesen sein, Nachkommen mit Schnurkeramiker-Genen zu haben. Mögliche Gründe könnten in einer besseren Überlebensfähigkeit von Nachkommen mit einem Anteil an Schnurkeramiker-Genen, einer überlegenen Wirtschaftsweise usw. liegen. Jedenfalls kam mit den Schnurkeramikern die indoeuropäische Sprache nach ganz Europa.
Die Sicht der Linguistik zur raschen Ausbreitung des Indoeuropäischen
Ringe (2009) schreibt in "Die sprachliche Vielfalt der europäischen Ureinwohner": "Das frühe Auftreten von indoeuropäischen Sprachen in weiten Teilen Europas ist auf eine beträchtliche Ausbreitung der IE-Sprachen von ihrem Ursprungsort aus zurückzuführen. Viele Kommentatoren würden aus den unterschiedlichsten Gründen gerne glauben, dass diese Ausbreitung ohne nennenswerte Bevölkerungsbewegungen stattgefunden hat.
Dabei ist aber zu bedenken, dass sich diese indoeuropäischen Sprachen nicht als Handelssprachen für einen speziellen Gebrauch, sondern als Muttersprachen ausbreiteten; und alle unsere heutigen Erfahrungen zeigen, dass eine Sprache nur dann neue Populationen von Muttersprachlern gewinnen kann, wenn die bereits vorhandenen Muttersprachler in engem Kontakt mit Gemeinschaften stehen, die andere Sprachen sprechen.
Man kann sich vorstellen, dass sich eine IE-Sprache durch Heirat von Dorf zu Dorf ausbreitete, aber wenn das der Fall war, muss die Ausbreitung langsam gewesen sein; die Grenze des IE-sprachigen Gebiets könnte durch einen solchen Prozess um etwa sechs Dörfer pro Jahrhundert vorgerückt sein - und in der Zwischenzeit hätte sich die IE-Sprache, die sich in diesem Gebiet ausbreitete, in Dialekte diversifiziert und wäre schließlich in zwei oder mehr Sprachen zerfallen. In einigen Gebieten könnte genau das geschehen sein.
Es ist jedoch ausgeschlossen, dass ein solcher Prozess dazu geführt hat, dass in einem großen zusammenhängenden Gebiet von der Atlantikküste bis nach Böhmen und darüber hinaus einige wenige eng verwandte keltische Dialekte oder Sprachen gesprochen wurden - eine Situation, die um 500 v. Chr. eindeutig gegeben war.
Wir kommen nicht umhin, daraus zu schließen, dass es in der prähistorischen Periode erhebliche Migrationen von Menschen, die IE-Sprachen sprechen, nach Europa gab. Andererseits scheint es unmöglich zu sein, dass die Völker, die IE-Sprachen sprechen, plötzlich so groß werden konnten, dass sie große Gebiete überrannten und die früheren Bewohner verdrängten."
Die Evidenz der raschen Gen-Vermischung
Wie dem unteren Teil der nebenstehenden Abbildung von Haak (2015): "Massive Migration aus der Steppe ist eine Quelle für Indoeuropäische Sprachen in Europa" zu entnehmen ist, sind aufsteigend von älteren zu jüngeren Individuen die frühen anatolischen, neolithischen Bauern nur wenig mit den indigenen, westlichen Jägern und Sammlern (Western Hunter-Gatherer - WHG) vermischt. Der Iceman – "Ötzi" hat von diesen nur ca. 20 % in seinen Genen, die restlichen 80 % von den frühen Neolithikern.
Mit dem Auftreten der Schnurkeramiker ("Corded Ware"; grüne Balkenanteile), die eine direkte Abstammung von den Jamnaja-Leuten (aus der pontisch-kaspischen Steppe) im Ausmaß von rund 80 % haben, erfolgt das Eindringen indoeuropäischer Jamnaja-Gene rasch und intensiv nach ganz Europa.
Im oberen Teil der Abbildung sind die heutigen Genom-Verteilungen in einzelnen europäischen Ländern dargestellt – aufsteigend geordnet nach dem Anteil der Jamnaja-Gene, der zwischen 20 % und maximal 60 % im nördlicheren Europa variiert.
Dieser Abbildung ist insbesondere auch zu entnehmen, dass der Durchschnitt der ehemaligen Gen-Anteile von Jamnaja und Neolithikern (unterer Teil der Abbildung, zeitlich ab „Corded Ware“ aufwärts) sich nicht wesentlich vom Durchschnitt der heutigen Gen-Anteile in Europa (oberer Teil der Abbildung) unterscheidet – obwohl mittlerweile fast 5.000 Jahre für intensivere Vermischung vorhanden waren.
Offenbar gab es also kein „schleichendes“ Einsickern von Steppen-Genen nach Europa, sondern eine einzelne rasche Vermischung von etwa gleichen Anteilen der Gene der indigenen Neolithiker und der Gene der zuwandernden Schnurkeramiker.
Diese Zusammenhänge treten in der nächsten Abbildung (Haak, Hafner: 2020) am Beispiel der Schweiz besonders deutlich zutage, wenn die plötzliche Ankunft der Schnurkeramiker an der genetischen Zusammensetzung von Beginn an mit etwa gleichen Anteilen der vorigen indigenen, neolithischen Bevölkerung und der immigrierenden Schnurkeramiker deutlich zu erkennen ist.
Dass sich an diesen in etwa gleichen Anteilen an den Genen der damaligen Schweizer Bevölkerung auch in der Folgezeit nicht mehr viel geändert hat, erkennt man an den weiterhin ähnlichen Gen-Anteilen in der heutigen Schweizer Bevölkerung im obersten Balken der Abbildung.
Zeitliche Verbreitung der Schnurkeramiker-Gene ab 2.900 v.Chr. nach Europa
Im kurzen Zeitraum von zwei Jahrhunderten (2.850–2.650 v. Chr.) besiedeln gemeinsame Schnurkeramiker-Neolithiker-Nachkommen auf Basis der genomischen Evidenz Mittel-, West- und Nordeuropa.
Eine solche genomische Expansion kann schwerlich mit einer kriegerischen Übernahme erfolgt sein – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass damit der Genpool dieses riesigen Gebiets von Grund auf und dauerhaft bis heute geändert wurde.
Letztlich sind hier Populationsgenetiker gefragt, auf welche Art und Weise so gravierende Genomveränderungen in derart kurzer Zeit zustande kommen können.
Aufgrund des so raschen genomischen Übergangs hat es den Anschein, dass vor allem die neolithischen Frauen schnurkeramische Partner hatten – die aber auch nicht über beliebig große Bevölkerungsüberschüsse im Vergleich zu den Neolithikern verfügten.
3000 v. Chr. beginnen sich erste Niederlassungen von Schnurkeramikern in polnischem Gebiet zu etablieren.
Die Jamnaja-Gruppierung - mit denen die Schnurkeramiker verwandt sind - befindet sich damals in den pontisch-kaspischen Steppen und dehnte sich westlich des Schwarzen Meeres bis nach Bulgarien und auch entlang der Donau bis Ungarn aus – und hier auch im Gebiet der Baden-Kultur.
2.950 v. Chr. hat sich ein kompakter Schnurkeramik-Komplex im südwestlichen Polen gebildet, denen der große Bereich der Kugelamphorenkultur gegenübersteht. Die Schnurkeramiker grenzen sich dabei deutlich von den Jamnaja-Verwandten in Ungarn ab.
2.900 v. Chr. gibt es vereinzelte Enklaven von Schnurkeramikern (Corded Ware Culture – "CWC") im Gebiet der Kugelamphoren-Kultur (Globular Amphorae Culture – "GAC").
2.850–2.800 v. Chr. gab es eine deutliche Expansion der Schnurkeramiker nach Westen Richtung Deutschland und Dänemark.
2.780 v. Chr. kommt es zu einer weiteren Bewegung Richtung Mitteleuropa nördlich der Donau nach Böhmen, das nördliche Niederösterreich und Baiern sowie in das Rheingebiet.
2.750 v. Chr. werden Gebiete von Holland und Belgien schnurkeramisch besiedelt.
2.725 v. Chr. wird Schweizer Gebiet vom Zürich-See bis Bieler-See/Neuenburger-See/Genfer-See erreicht.
2.700 v. Chr. verschwindet die Baden-Kultur im östlichen Österreich/Ungarn und südlich davon.
2.650 v. Chr. besiedeln Schnurkeramiker ganz Skandinavien (Dänemark, Schweden, Norwegen).
2.600 v. Chr. zieht sich das Gebiet der Kugelamphoren aus Deutschland ostwärts nach Polen zurück.
2.600 v. Chr. Die Siedlungsgebiete der Jamnaja westlich des Schwarzen Meeres bis Ungarn werden aufgegeben. Sie besiedeln nur mehr das Gebiet um das Asowsche Meer; östlich davon entwickelt sich aus ihnen die sogenannte Katakomben-Kultur.
2.550 v. Chr. gibt es eine Gegenbewegung zur Expansion der Schnurkeramiker durch die aufkommende Glockenbecher-Kultur (Bell Beaker – "BB") von Spanien ausgehend nach Frankreich, die dort alle Regionen besetzt und auch nach England sowie Irland übersetzt.
2.450 v. Chr. erreicht die Glockenbecher-Kultur das Gebiet der Kugelamphoren-Kultur in Polen und breitet sich auch dort aus.
Grafische Darstellungen der Expansionen der Schnurkeramiker (Corded Ware – "CW") nach Europa
Nachfolger der Schnurkeramiker in unserem Raum
Aunjetitzer-Kultur (2300-1600 BC): Tschechoslowakei, Polen, Deutschland (eng verwandt mit Jamnaja, Schnurkeramikern - CWC und Glockenbechern - BB)
https://en.wikipedia.org/wiki/%C3%9An%C4%9Btice_culture
Schnurkeramik-Kultur endet (bis 2000/1900 BC)
- Schnurkeramiker enden 2000 BC im nördlichen Niederösterreich und Böhmen
- Schnurkeramiker enden 1900 BC in Baiern, Baden-Württemberg
https://en.wikipedia.org/wiki/Corded_Ware_culture
Hügelgräber-Kultur (1600–1300 BC)
- Wolle-Fund in Mühlbach/Hochkönig; Kupfer-Mine (1600–1500 BC) Bronzezeit BzA3
- Wolle-Bast-Fund in Hallstatt-Grünerwerk 1300 BC (1500–1245 BC)
- Wolle-Fund in Kufstein ~ 1300 BC (1400–1200 BC)
https://en.wikipedia.org/wiki/Tumulus_culture
Urnenfelder-Kultur (1300-750 BC): späte Bronzezeit und Hallstatt-A bis Hallstatt-B
https://en.wikipedia.org/wiki/Urnfield_culture
Hallstatt-Kultur ((1200) HaC/D 800–400 BC)
- Hallstatt HaA: Wolle Grab 2 in Vösendorf (1250–1050 BC)
- "Nordalpine Kultur" in Schweiz (1100–750 BC): Hallstatt HaB – Siedlung Zürich-Alpenquai (1050–800 BC)
- Hallstatt (früh, HaC: 800–650 BC)
- Hallstatt (spät, HaD: 650–400 BC)
https://en.wikipedia.org/wiki/Hallstatt_culture (HQ)
s.a.: Celts: https://en.wikipedia.org/wiki/Celts#Society und: https://en.wikipedia.org/wiki/Celt_(disambiguation)
La Tène-Kultur (400–16 BC)
https://en.wikipedia.org/wiki/La_T%C3%A8ne_culture
Noricum (400–16 BC)
https://en.wikipedia.org/wiki/Noricum
Zeitliche Entwicklung der Kulturen (2 dynamische Karten 50.000 v.Chr. bis heute)
Quelle: → The Homeland: In the footprints of the early Indo-Europeans (8.200–1 v.Chr.): detaillierte interaktive zeitliche Entwicklung für Eurasien
Es wurde enorm umfangreiche, thematische Literatur verarbeitet; die Karte ist bei den einzelnen genomischen Funden anklickbar und gibt weitere Hinweise und Literaturstellen.
In der zeitlichen Entwicklung werden dargestellt ("Kulturen" anklicken!):
- Daten des zeitlichen Auftretens unterschiedlicher Menschen (aDNA-sequenziert)
- zugehörige Kulturen (und auftretende Innovationen wie Rad, Wolle usw.)
- Sprachen
Neuere Version: → Ancient Genomes (50.000–1.960 v. Chr.)
Diese Ressource wurde von Mikkel Nørtoft and Hannes Schroeder in Zusammenarbeit mit dem Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology mit Finanzierung von HERA (Humanities in the European Research Area) und der Carlsberg Foundation erstellt.
Instruktion: Den Schieber auf der Zeitleiste bewegen oder die Pfeiltasten rechts verwenden, um zum nächsten Ereignis (Genom-Sequenzierung) zu springen. Die ältesten Genome erscheinen etwa um 45.000 v. Chr., sind aber bis ca. 8.000 v. Chr. recht selten.
Anleitung:
- Filter (Cultures, Languages, Events) wählen
- linker Button: automatischer Ablauf mit Stop/Go-Funktion
- rechte Buttons: kleine Zeitschritte zwischen Genom-Events
Noch zu verarbeitende Literatur
Anthony 2015, David and Don Ringe: → The Indo-European Homeland from Linguistic and Archaeological Perspectives. Annual Review of Linguistics, 2015
Anthony 2019, David: → Archaeology, genetics, and language in the steppes: A comment on Bomhard. Journal of Indo-European Studies Bd. 47, 2019: H. 1-2.
Anthony 2021, David: → Migration, ancient DNA, and Bronze Age pastoralists from the Eurasian steppes. (Was Gimbutas right?) In: Journal of Indoeuropean Studies JIES 2020.
Cradle of Civilization: → Cradle of Civilization: A Blog about the Birth of Our Civilisation and Development
Grigoriev 2022, Stanislav: → Migrations of the steppe tribes to Europe in the late 4th – 3rd millenium BC and formation of the Corded Ware cultures. Ufa Archaeological Herald. Vol. 22, no. 2, pp. 194–210. GRAFIK CC-BY
Hansen 2007, Sven: → Kupfer, Gold und Silber im Schwarzmeerraum während des 5. und 4. Jahrtausends v. Chr. In: Prähistorische Archäologie, Bd. 25. (Majkop S. 31 ff.)
Hansen (2015), Svend: → Die Zukunft der Theorie in der Archäologie nach der Radiokarbonrevolution in: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 56. Jahrgang, Heft 1/2, 2015. 2020, Hansen, Svend: → Technische und soziale Innovationen im Kaukasus: zwischen Eurasischer Steppe und den frühesten Städten im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. ERC Advanced Grant ARCHCAUCASUS, DAI Eurasien-Abteilung, 2020, 28 S. Innovationen, Maikop, Berufe usw.
Heyd 2019, Volker: → Yamnaya - Corded Ware - Bell Beakers: How to conceptualise events of 5000 years ago (Yamnaya - Schnurkeramik - Glockenbecher: Wie man sich Ereignisse vor 5000 Jahren vorstellt.). In: Studia in honorem Iliae Iliev : А jubilee collection dedicated to the 70th anniversary of Ilia Iliev; p. 125–136; University of Helsinki 2019.
Ivanova 2022, Svetlana (Kyiv); Alexey G. Nikitin (USA): → Long-distance exchanges along the Black Sea coast in the Eneolithic and the steppe genetic ancestry problem. Cambridge University Press 2022, p. 1–32. (s. 13 u.: „geflohene Kupferschmiede“)
Kaiser 2017, Elke: → Das Wandern ist des Hirten Lust! Der osteuropäische Steppenraum in der Diskussion um die Ausbreitung der indogermanischen Grundsprache. In: Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. Edition Topoi 2017; S.191-222.
(kritisch zu allen PIE-Erzählungen, insbesondere Gimbutas). (CC BY-NC 3.0)
Kaiser 2019, Elke: → Das 3. Jt. im osteuropäischen Steppenraum. Kulturhistorische Studien zu prähistorischer Subsistenzwirtschaft und Interaktion mit benachbarten Räumen. Berlin Studies of the ancient World, Edition|Topoi. 287 S., 100 S. Anhang. DOI 10.17171/3-37. OPEN ACCESS (https://www.edition-topoi.org/) Creative Commons Licence CC BY-NC 3.0 DE
(Gruppen, Klima, Getreide, Ernährung … Handwerke; 60x Majkop, 13x Novosvobodnaja, 94x Schnurkeramik (S. 272 GRENZEN-BILD) und 9x Kugelamphoren; (Pfahlbausiedlung S. 224; Anhang B); ABB.-NACHWEISE S. 377)
Pernicka 2011, E.; Leusch, V.; Krauß, R.: → Zusammensetzung und Technologie der Goldfunde aus dem chalkolithischen Gräberfeld von Varna I. In: Der Schwarzmeerraum vom Äneolithikum bis in die Früheisenzeit (5000-500 v.Chr.), Bd. 2 Globale Entwicklung versus Lokalgeschehen. Leidorf-Verlag 2011.
Museibli 2015, N. → The Leilatepe Archaeological culture: Its Near-Eastern Roots and its Place in the Caucasus Chalcolithic, in: Isikli, M. and Can, B. (eds.). International Symposium on East Anatolia – South Caucasus Cultures: Proceedings I. Cambridge: Cambridge Scholars Publishng, 58‑65. [Die frühen Autoren kommen von ihren Aussagen nicht mehr weg.]
Reinhold 1990, Sabine, Schülke Almut, Holtorf C.: → Zukunft für die Archäologie? – Einige sinnstiftende Überlegungen. Tübingen 1990. 7 Seiten.
Shishlina 2008, Natalia: → Reconstruction of the Bronze Age of the Caspian Steppes. Life styles and life ways of pastoral nomads. British Archaeological Report - BAR 2008. 317 Seiten (ab S. 218: Steppe Exploitation; Climate)
Shishlina 2013, Natalia: → The Steppe and the Caucasus during the Bronze Age: Mutual Relationships and mutual enrichments. In: British Archaeological Report - BAR 2013. S. 53-60.
Stöllner 2016, Thomas u. Marro, Catherine: → On salt, copper and gold – The story behind shepherds, metallurgists and miners in the first mining enterprises of the Caucasus. Archéologie(s) 5, Maison de l’Orient et de la Méditerranée Éditions, Lyon, 2021; 9 Seiten.
Literaturverzeichnis (durchwegs mit Internet-Links)
Anthony 2007, David W(aller): → The Horse, the Wheel, and Language: How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World. Princeton University Press, 2007. 553 pp. Download-Quelle: Button [Download (PDF)] anklicken.
Anthony 2011, David & Brown, Dorcas: → The Secondary Products Revolution, Horse-riding, and mounted warfare. 2011. J. World Prehist. 2011, pp. 131-160.
Anthony 2019, David: → Early Yamnaya chronology and origins from an archaeological perspective (Chronologie und Ursprünge der frühen Jamnaja aus archäologischer Sicht). International Workshop Helsinki 25-26 April 2019. Archaiolingua Vol. 44, The Yamnaya Impact on Prehistoric Europe, Vol. 2; Serie ed. by Volker Heyd; p. 15-46.
Anthony (2021), David: → Migration, aDNA und bronzezeitliche Hirtenvölker in der eurasischen Steppe. Hatte Gimbutas recht? In: Daniels, Megan (Hrsg.), Homo Migrans: Modeling Mobility and Migration in Human History. Albany: SUNY-Press, IEMA Distinguished Monograph Series.
Bgazhnokov(2019) Barasbi Khachimovich (Nalchik) → К вопросу о достижениях майкопской культуры (Die Maikop-Kultur und ihre Errungenschaften). In: Archaeology and Ethnology of the Northcaucasus, Issue 9, 2019; S. 7-25.
Burmeister 2004, Stefan: → “Der Wagen im Neolithikum und in der Bronzezeit: Erfindung, Ausbreitung und Funktion der ersten Fahrzeuge”. In Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und Europa. Ed. by M. Fansa and S. Burmeister. Beihefte der Archäologischen Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 40. Mainz: Zabern, 2004, 13-40.
Caneva 2019, Claudio; Palmeri, A.: → Metalwork at Arslantepe in Late Chalcolithic and Early Bronze I: The evidence from metal analyses. In: Perspectives on Protourbanization in Eastern Anatolia: Arslantepe. Protohistory and Near Eastern Archaeleogy; 18 p.; mit Table p. 646 ff.
Cassard, D., A. Courcier, M. Billa, C. Gateau, A. Lafitte, B. Lyonnet, F. Maldan, and J.-F. Mallon. 2009. → Les cultures du Caucase et la métallurgie, 6e–3e millénaires (Sud Russie, Républiques du Nord Caucase, Géorgie, Arménie, Azerbaïdjan, Iran du NO, Turquie orientale); (non publié).
Chernykh 2008, Evgeny: → Der "Steppengürtel" der Viehzuchtkulturen in Eurasien während der frühen Metallzeit. Trabajos de Prehistoria 65(2) 2008, pp. 73-93.
Chernykh 2014, Evgenij: → Metallurgische Provinzen Eurasiens in der frühen Metallzeit: Problems of Interrelation. Iron and Steel Institute of Japan, 2014: ISIJ International, Vol. 54 (2014), No. 5, pp. 1002-1009.
Childe 1925, Vere Gordon: → The Dawn of European Civilization. Routledge & Kegan Ltd. London 1925, 390 p.
Childe 1936, V.G.: → The Axes from Maikop and Caucasian Metallurgy, Liverpool Annals of Archaeology and Anthropology, XXIII, 1936, p. 113.
Courcier 2007, Antoine: → La métallurgie dans les pays du Caucase au Chalcolithique et au début de l’âge du Bronze: bilan des études et nouvelles perspectives; Paris:CNRS Editions/ Editions Recherche sur les Civilisations, 199-231.
Courcier 2010, Antoine: Dissertation Univ. Paris bei Bertille Lyonnet: → Die Anfänge der Metallurgie in den Ländern des Kaukasus, vom Ende des 6. bis Mitte des 3. Jt. v.u.Z.: Forschung über ihre Herkunft nach dem relativen Metallgehalt, Analyse von Objekten und die Beziehungen zu den Nachbarregionen. (7.7.2010)
Courcier 2012, Antoine: → Metallurgy during the Middle Chalcolithic Period in the Southern Caucasus: Insight through Recent Discoveries at Mentesh-Tepe, Azerbaijan; In: Jett P., McCarthy B. and Douglas J.G. (eds.), Scientific Research on Ancient Asian Metallurgy: Proceedings of the Fifth Forbes Symposium at the Freer Gallery of Art: 205-224.
Courcier 2014, Antoine: → Ancient Metallurgy in the Caucasus From the Sixth to the Third Millennium BCE. In: Archaeometallurgy in Global Perspective - Methods and Syntheses, Springer 2014, € 275.
Damgaard 2018, De Barros et al.: → The First Horse Herders and the Impact of Early Bronze Age Steppe Expansions into Asia (Die ersten Pferdehirten und die Auswirkungen der frühbronzezeitlichen Steppenexpansion nach Asien). Science 2018. doi: 10.1126/science.aar7711
Desset 2018: → Die späte Vorgeschichte des nordiranischen Zentralplateaus (ca. 6000-3000 v. Chr.): Wachstum und Zusammenbruch dezentraler Netzwerke; 10th archaeological conference of Central Germany, October 19-21, 2017 in Halle (Saale)
Farmakovskij 1914, B. V.: Archaiceskij period v´Rossii. Materialy po archeologij Rossi 34, 1914, 14.78.
Frangipane 2019, Marcella: → Arslantepe. The rise and Development of a Political Center: from Temple to Palace to fortified Citadel. 2019:71–104. (mit einer tollen Darstellung zu Arslantepe und einer kalibrierte Chronologie auf S. 73)
Gaunitz 2018, Charleen et al.: → Ancient genomes revisit the ancestry of domestic and Przewalski’s horses. Science 2018; 360(6384):111-114
Govedaritsa 1996, Blagoje; Kaiser, Elke: → Die äneolithischen abstrakten und zoomorphen Steinzepter Südost- und Osteuropas. Eurasia antiqua: Zs. f. Archäologie Eurasiens, Nº. 2, 1996, pp. 59-103.
Govedarica 2011, Blagoje; Manzura, Igor: → Grundzüge einer Kulturgeschichte des nordwestlichen Schwarzmeergebietes im 5. und 4. Jahrtausend v. Chr. In: Der Schwarzmeerraum vom Äneolithikum bis in die Früheisenzeit (5000-500 v.Chr.), Bd. 2 Globale Entwicklung versus Lokalgeschehen. Leidorf-Verlag 2011. S- 41-61.
Govedarica 2012, Blagoje: → Majkopska gravura. Godišnjak/Jahrbuch 2012,41:37–42
Hambleton 2016, E. and Maltby, M. → The Animal Bones from Excavations in Meshoko Cave in the Northern Caucasus. Project Report. [vor und auch wd. Maikop-Periode]
Haak 2015, Wolfgang et al.: → Massive migration from the steppe is a source for Indo-European languages in Europe. bioRxiv, 10.2.2015.
Hafner 2020, Albert, Haak, Wolfgang et. al.: → Ancient genomes reveal social and genetic structure of Late Neolithic Switzerland. Nature Communications, Vol. 11, 20.4.2020
Hansen 2013, Svend: → Innovative Metals: Copper, Gold and Silver in the Black Sea Region and the Carpathian Basin During the 5th and 4th Millennium BC. In: Metal Matters: Innovative Technologies and Social Change in Prehistory and Antiquity. Rahden/Westf.: Leidorf 2013.
Hansen 2013b, Svend: → Gold and silver in the Maikop Culture. In: Metalle der Macht – Frühes Gold und Silber. 6. Mitteldeutscher Archäologentag 2013; Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. S. 389–410.
Hansen 2014, Sven: → Gold and silver in the Maikop Culture. In: H. Meller/R. Risch/E. Pernicka (Hrsg.), Metalle der Macht. Frühes Gold und Silber. 6. Mitteldeutscher Archäologentag 17.-19.10.2013 in Halle (Saale). Tagungen Landesmuseum für Vorgeschichte 2014. S. 389-410.
Hansen 2016, Svend; Helwing, Barbara: → Die Anfänge der Silbermetallurgie in Eurasien. In: Von Baden bis Troja. Jubiläumsschrift Ernst Pernicka. OREA 3; Verlag Marie Leidorf 2016
Hansen 2017, Svend; Belinskij, Andrej; Reinhold, Sabine: → The Great Kurgan from Nalčik – A Preliminary Report. In E. Rova/M. Tonussi (eds): At the Northern Frontier of Near Eastern Archaeology, Subartu XXXVIII; Turnhout 2017. p. 13–31.
Hansen (2020b), Sven: → Technische und soziale Innovationen im Kaukasus: zwischen Eurasischer Steppe und den frühesten Städten im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr.; Deutsches Archäologisches Institut, Eurasien-Abteilung, Berlin 2020. 16 Seiten.
Hansen 2021, Svend: → Arsenic Bronze - An archaeological introduction into a key innovation. S. 146 f.; in: Eurasia Antiqua 23, 2017 (2021), S. 139-162.
Hansen 2021b, Svend, Orlando L., Reinhold S., Belinskij A. B., Kalmykov A.: → Maikop, Russische Föderaon. Neues zur Domestikation des Pferdes. Die Anfänge führen in den Kaukasus während des 4. Jahrtausends v. Chr. Aktuelle Resultate 2021. Aus e-Forschungsberichte des Deutschen Archäologischen Instuts, 2021-2, § 1-16. DOI: https://doi.org/10.34780/dq4f-17i2
Helwing 2021, Barbara: → Patterns of early metallurgy on the Iranian Plateau, from the beginnings to the end of the Bronze Age. Maison de l’Orient et de la Méditerranée; p. 201-230.
Ivanova-Bieg (2006), Maria: → Tells, Invasion Theories and Warfare in Fifth Millennium B.C. North-Eastern Bulgaria. October 2006, Journal of Conflict Archaeology 2(1):33-48
Ivanova-Bieg (2008), Maria: → Befestigte Siedlungen auf dem Balkan, in der Ägäis und in Westanatolien, ca. 5000-2000 v. Chr. Tübinger Schriften zur Ur‐ und Frühgeschichtlichen Archäologie 8; 2008; 463 S.
Ivanova, 2008b Mariya: → The chronology of the Maikop culture in the Northern Caucasus: changing perspectives; Aramazd, 2008, 33 Seiten.
Ivanova-Bieg 2008c, Maria: → Dunkle Übergangszeit? Wandel und Kontinuität im (End)Chalkolithikum an der Unteren Donau. In: Acta Musei Varnaensis VI, Varna 2008. (Hiatus; Varna etc.)
Ivanova-Bieg 2012, Mariya: → Kaukasus und Orient: Die Entstehung des „Maikop-Phänomens“ im 4. Jahrtausend v.Chr.; Prähistorische Zs. 2012, S. 1-28.
Ivanova (2012b), Mariya: → Stop and go: die Ausbreitung kaukasischer Metallformen in Osteuropa in der ersten Hälfte des 3. Jt. v. Chr. (2012) In: Der Schwarzmeerraum vom Neolithikum bis in die Früheisenzeit (6000–600 v.Chr.). Kulturelle Interferenzen in der zirkumpontischen Zone und Kontakte mit ihren Nachbargebieten. Verlag Leidorf 2016.
Ivanova 2013, Mariya: → The Valley of the Lower Kuban. In: The Black Sea and the Early Civilizations of Europe, the Near East and Asia. Cambridge University Press, 2013: Chapter 4: p. 50-129.
Klimscha 2017, Florian: → “Wheeled Vehicles.” In: S. Hansen, J. Renn, F. Klimscha & J. Büttner, The Digital Atlas of Innovations. Berlin 2012–2017. Creative Commons → License Attribution 3.0
Klimscha 2017, Florian: → “Transforming Technical Know-how in Time and Space. Using the Digital Atlas of Innovations to Understand the Innovation Process of Animal Traction and the Wheel.” eTopoi. Journal for Ancient Studies 6, 2017: 16-63.
Kohl, 2007 Philip: → The Making of Bronze Age Eurasia. Cambridge University Press 2007 (Review in JIES Vol. 35, Nr. 1&2 Spring/Summer 2007, pp. 371-386.)
Kohl 2014, Philip u. Trifonov, Viktor: → The Prehistory of the Caucasus: Internal Developments and external Interactions. in: The Cambridge World Prehistory. 2014. Chapter DOI: http://dx.doi.org/10.1017/CHO9781139017831.096
Korenevskiy 2015, S.N.: → Two New Finds of the Chalcolithic–Bronze Age from the Fars River in the Northwestern Caucasus. Archaeology, Ethnology and Anthropology of Eurasia. Vol. 43, Issue 1, March 2015, Pages 40-46
Krause, Johannes (mit Trappe, Thomas): → Die Reise unserer Gene. Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren. Propyläen, Berlin 2019; S. 173 ff.
Kristiansen 2018, Kristiansen: → Archaeological supplement A to Damgaard et al. 2018: Archaeology of the Caucasus, Anatolia, Central and South Asia 4000-1500 BCE. bioRxiv. 2018.
Kroonen 2018: → Linguistic supplement to Damgaard et al. 2018: Early Indo-European languages, Anatolian, Tocharian and Indo-Iranian. Guus Kroonen, Gojko Barjamovic and Michaël Peyrot
К. Х. Кушнарева – В. И. Марковин (ред.), → Эпоха Бронзы Кавказа и Средней Азии. Археология 18 (1994)
Librado 2021, Pablo et al.: → The origins and spread of domestic horses from the Western Eurasian steppes. Nature 598, 634–40 (2021).
Lyonnet 2000, Bertille: → Mesopotamien und der Nordkaukasus während des 4. Jahrtausends v. Chr.: ihre Beziehungen und die chronologischen Probleme der Maikop-Kultur. Stand der Dinge und neue Vorschläge. (La Mésopotamie et le Caucase du Nord au cours du IVe millénaire av. n. è. : leurs rapports et les problèmes chronologiques de la culture de Maikop. État de la question et nouvelles propositions.) Publications de l'Institut Français d'Études Anatoliennes Année 2000 11 pp. 299-320
Lyonnet 2007, Bertillet: → Die Mäikop-Kultur, Transkaukasien, Ostanatolien und der Nahe Osten: Beziehungen und Chronologie. (La culture de Maïkop, la Transcaucasie, l'Anatolie orientale et le Proche-Orient: relations et chronologie.) In: B. Lyonnet (dir.) Les cultures du Caucase (VIIe-IIIe millénaires avant notre ère). Leurs relations avec le Proche-Orient. Paris, Editions Recherche sur les Civilisations. 2007; p. 133-162.
Lyonnet 2019, Bertille: → Kulturtransfer zwischen dem Kaukasus, dem antiken Nahen Osten und den eurasischen Steppen - Vom Neolithikum bis zur frühen Bronzezeit (6. bis 3. Jahrtausend v. Chr.). (Transferts culturels entre le Caucase, le Proche-Orient ancien et les steppes eurasiennes – Du Néolithique au début de l’âge du bronze (VIe au IIIe millénaire avant notre ère). In: La Montagne des langues et des peuples - Imbrications et transferts culturels dans l’espace Caucase, OpenEdition.org, Paris Demopolis 2019, p. 11-23; OPEN ACCESS
Мунчаев 1975, Р.М.: → Кавказ на заре бронзовоговека: неолит, энеолит, ранняябронза. М.: Наука, 1975. 414 с. (Munachaev 1975, Rauf Magometovich: Kavkaz na zare bronzovogo veka: neolit, eneolit, ranniaia bronza. Verlag: Nauka, 1975, Moscov.)
Мунчаев 1994, P. M.: → Майкопская культура // Эпоха бронзы Кавказа и Средней Азии. 1994. С. 171 (Die Maikop Kultur. In: Die Bronzezeit im Kaukasus und in Zentralasien. 1994. S. 171)
Ostashinskii (2021) S. M. und Cherlenok E. A.: → The Site of the Maikop Culture in the Mountains of the Northwestern Caucasus. Vestnik der Universität Sankt Petersburg. Geschichte, 2021, Bd. 66, Heft 2, рp. 585–601.
Piotrovsky, Yu.Yu. (Hermitage): → МайкоПский курган (ошаД): совреМенный взГляД The Maikop kurgan (Oshad): A modern view. In; Camera Praehistorica Journal 2020, p. 61–75. Publisher: Peter the Great Museum of Anthropology and Ethnography, Russian Academy of Science. → Open-Access-Politik: CC-BY
Pernicka 1998, Erich: → Die Ausbreitung der Zinnbronze im 3. Jahrtausend, in: Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas, Oetker-Voges Verlag, Kiel 1998.
Pernicka 2010, Ernst et Frank, Carolin: → Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: Lake Dwellings after Robert Munro. Sidestone Press 2010. p. 113-138.
Rasmussen 2015, Simon: → Early Divergent Strains of Yersinia pestis in Eurasia 5,000 Years Ago; Cell 2015.
Reingruber 2016, Agathe; Rassamakin, Juri: → Zwischen Donau und Kuban: Das nordpontische Steppengebiet im 5. Jt. v. Chr. S. 273-310.
Reinhold 2017, Sabine et Gresky J., Berezina N., Kantorovich A. R., Knipper C., Maslov V. E., Petrenko Vl. G., Alt K. W. and Belinsky A. B.: → Contextualising Innovation: Cattle Owners and Wagon Drivers in the North Caucasus and Beyond. In book: Appropriating Innovations: Entangled Knowledge in Eurasia, 5000-1500 BCE. Oxbow Books. pp. 78–97.
Reinhold 2019, Sabine: → The Maykop legacy - new social practice and new technologies in the 4th millennium BCE in the North Caucasus. In: HABITUS? The Social Dimension of Technology and Transformation. → Sidestone-Press Leiden 2019, p.87-114. [behandelt Kurgane und Maikop]
Reinhold 2020, Sabine: → Transforming the Horizon – Early Mounds and Monumentalised Landscapes in the North Caucasus and Their Social Context In: Studies on the Ancient Near East and the Mediterranean 4. p. 21–40. [Constructing Kurgans; am Ende tolle Bilder von Kurgan-Reihen etc.]
Ringe 2009, Don: → The Linguistic Diversity of Aboriginal Europe (Die sprachliche Vielfalt der europäischen Ureinwohner). Language Log Blog, 2009 Jan. 6.
Rova 2014, Elena: → The Kura-Araxes Culture in the Shida Kartli region of Georgia.. . In: Paléorient, 2014, vol. 40, n°2. The Kura-Araxes culture from the Caucasus to Iran, Anatolia and the Levant: Between unity and diversity.
Shennan 2013, Stephen et al.: → Regional population collapse followed initial agriculture booms in mid-Holocene Europe. Nat. Commun. 2013; 4: 2486.
Shishlina 2014, N.; Kovalev D.; Ibragimova, E.: → Catacomb culture wagons of the Eurasian steppes. Zs. Antiquity #88 (2014), pp. 378–394. [S. 387: Rekonstruktion des Wagens, Ansichten und Explosionszeichnung; S. 388: Rekonstruktion des Wagenrades]
Stöllner 2019, Thomas: → Between mining and smelting in the Bronze Age – Beneficiation processes in an Alpine copper producing district (Beispiel für Aufwand und Prozesse für die Kupferproduktion am Mitterberg bei Bischofshofen)
Stöllner 2021, Th.; Marro Catherine: → From generalists to specialists? Transcaucasian communities and their approach to resources during the 5th and the 3rd millennium BCE. Maison de l’Orient et de la Méditerranée.
Tallgren 1926, Aarne Michael: → Maikop, in: Max Ebert (Hrsg.), Reallexikon der Vorgeschichte 7 (Berlin 1926) Sp. 347–348. Hier ist der Link zu allen Bänden des → (Reallexikons der Vorgeschichte)
Trifonov 2004, Viktor: → Die Majkop-Kultur und die ersten Wagen in der südrussischen Steppe. In: Rad und Wagen – Der Ursprung einer Innovation im Vorderen Orient und Europa. Ausstellung 3–7/2004 in Oldenburg (Hrsg. Burmeister et al.)
Vagheesh M. Narasimhan et al.: → Die Entstehung menschlicher Populationen in Süd- und Zentralasien. Science 365, 999 (2019); → 2. Quelle
Valtuena 2017, Andrades, Hansen, Reinhold: → The Stone Age Plague and Its Persistence in Eurasia; Current Biology 27, 3683–3691, 2017.
Wang 2019, CC., Reinhold, S., Kalmykov, A., Rezepkin, A., Trifonov, V., Reich, D., Hansen, S., Krause, J., Haak, W. et al. → Ancient human genome-wide data from a 3000-year interval in the Caucasus corresponds with eco-geographic regions. Nat Commun 10, 590 (2019). https://doi.org/10.1038/s41467-018-08220-8.