Ida, die starke Frau des Attersees

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  • Ida Elisabeth Maria Philomenia v. Horvath, geb. Khevenhüller-Frankenburg (21.3.1843 - 8.4.1912); lebte ab 1903 in Wien, bestattet in Schörfling; sie war verheiratet mit
  • August Karl v. Horvath v. Szent György (27.8.1838 - 2.3.1913); lebte ab 1903 in Wien, bestattet in Schörfling; dieser Ehe entsprangen die drei Kinder
    • Anton (14.1.1867 - 25.1.1889): verunfallt beim Brand der Brauerei Litzlberg
    • Josefine (* 25.12.1873); verblieb nach 1903 in Kammer
    • Marie (9.12.1875 - 29.8.1909) verh. seit 8.2.1905 mit Karl Fischer, Linz; schrecklicher Tod


Familie und Geschick

Die Khevenhüller sind ein uraltes Geschlecht, welches seinen Namen von dem Stammschloss Khebenhüller im bairischen Kreis in Mittelfranken führt. Um das Jahr 1000 tritt schon ein Khevenhüller ams Amtmann von Villach auf. Anfang des 14. Jahrhunderts baute Richard Khevenhüller, Ammann zu Villach, das Schloss Aichelburg. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts zweigte sich das Geschlecht in zwei Linien, in die ältere, welche im Attergau ansäßig wurde, Khevenhüller-Frankenburg und in die jüngere Khevenhüller-Hochosterwitz, die in Kärnten verblieb.

Ihre Eltern waren

Berühmte Vorfahren waren der spätere Gesandte am Spanischen Hof

  • Hans Khevenhüller zu Aichelberg (16.4.1538 - 8.5.1606), der 1596 als Reichsgraf zum Begründer der Grafschaft Frankenburg wurde, und der
  • Feldmarschall Ludwig Andreas Khevenhüller, dem sich am 23.1.1742 die bairisch-französischen Truppen in Linz ergaben und er für sich und alle Nachkommen den ewigen Dank von Maria Theresia und ihren Nachfolgern erwarb und dafür auch am Maria-Theresia-Denkmal mit einem eigenen Reiterstandbild geehrt wurde.

... leider galt der "ewige Dank" 1848 für Hugo und in der Folge auch für Ida nicht mehr.


Ida kämpfte nach dem Tod ihres Vaters 1884 als einziger - weiblicher - Nachkomme um ihr Erbe, das nach dem Fidei-Kommiß aus 1605 an die Linie Khevenhüller-Metsch im Mannesstamm fallen konnte. Die Hochosterwitz-Linie ging wohl aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage auf ihre Erb-Möglichkeiten gar nicht ein und Ida kämpfte über ein Jahr mit all ihrer Kraft um ihr Erbe, das sie dann 1885 auch antreten konnte. Da die finanziellen Gegebenheiten wohl wirklich schlecht waren, musste Ida alles aufbieten, was ihr zur Verfügung stand - und dies sollte für das Atterseegebiet noch von wesentlicher Bedeutung werden.

Erste Krise: Niedergang der Herrschaft Kammer unter Hugo Khevenhüller

Der 31-jährige Hugo Khevenhüller stand 1848 auf der "falschen" Seite und wurde hinkünftig vom Kaiserhaus gemieden und ausgegrenzt.

Bereits 1849 wurde das Landgericht Kammer aufgelöst, was neben dem Reputationsverlust auch wirtschaftliche Nachteile nach sich zog.

Am 16. Oktober 1856 wurde Hugo vom k.k. Landgericht Wien zum Verschwender erklärt und unter Kuratel gestellt. Dieses Kurat wurde ursprünglich vom Hof- und Gerichsadvokaten und k.k. Rath Dr. Josef Neymann, später von Hugos Gattin Josefine, später dann von Ida ausgeübt.

Die näheren Umstände, warum die Schwester von Hugo, die 1831 in Kammer geborene Gräfin Antonia v. Khevenhüller, am 5. Augsut 1859 in das Carmelitinenkloster in Gmunden eintrat, sind unklar, könnten aber wirtschaftliche Ursachen gehabt haben.

Der Besitz der Herrschaft Kammer bestand auch nach der bairischen Besetzung noch immer aus wesentlichen Bereichen:

  • Schloss
  • große Brauerei westlich des Schlosses (Hofwirthschaft im Ort; Bier- und Branntwein-Erzeugung, Malzbrechmühle, großer Märzenbierkeller samt Fässern, einige Joch Wiesen und zugehörige Wohnung), die jeweils für sechs Jahre licitando verpachtet wurde
  • umfangreiche Waldungen der Forstverwaltung Kammer
  • großer Meierhof

In den folgenden Jahren wurde der Besitz der Herrschaft immer mehr mit Schulden belastet. Die geldgebende Bank war vor allem die BodenCredit.

Um 1865 wurde die Herrschaft Kammer unter die Sequestration (Zwangsverwaltung) der BodenCredit (Wien, Schottenring Nr. 2) gestellt.

Zweite Krise: Zwangsverwaltung der Herrschaft Kammer

Die Sequestration über die gräflich Khevenhiller´sche Fideicommiß-Herrschaft Kammer wurde durch den gerichtlich bestellten Sequester Nikolaus Wang von der BodenCredit ausgeübt. Offenbar stand ihm als Kuratorin des Grafen dessen Gattin Josefine gegenüber.

In diesen Jahren erfolgte wohl auch die Hochzeit von Ida Khevenhüller mit August Horvath von Szent György (Ungarn), der bescheidene Capitalien mit brachte.

Sequester Wang und die Familie Khevenhüller/Horvath hatten zum Schuldenabbau umfangreiche Sanierungsambitionen. Einerseits sollten die vorhandenen Vermögensbestandteile besser genutzt und neue Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.

Die Wälder sollten verwertet und vergleichbar zu den anderen Salzkammergutseen Fremdenverkehr als Einkommensquelle erschlossen werden.

Bereits im Frühjahr 1867 schaltete die Sequestration der Herrschaft viele Annoncen, wonach im Schloss Kammer größere und kleinere Wohnungen und einzelne Zimmer zu vermieten sind und wirbt: Schöner Schlosspark, Seebad, gute Restauration, Gondelfahrt auf dem See usw.; Verkehrsanbindung über Eisenbahnstation Vöcklabruck und Straßentrnsport.

Die Sequestration der Herrschaft Kammer gibt im Herbst 1867 auch bekannt, dass „in den Revieren Kammer und Weyregg größere Parthien von Schnitt-, Bau- und Brennholz licitando veräußert werden. Anfragen beantwortet die Forstverwaltung zu Kammer.“

1968 wurden die Pläne konkreter:

Der Sequester Wang errichtete auf Grund und Boden der Herrschaft Kammer eine Dampfsäge. (Den Baugrund hatte der Strohmann Julius Wang von dem Sequester Nikolaus Wang gepachtet, wie die Eigentümerin Gräfin Josephine in einem späteren diesbezüglichen Meineid-Prozess aussagte.) Wang wollte wohl in das Schnittholzgeschäft einsteigen, wozu er vor allem einen entsprechenden Eisenbahntransport Richtung Linz und Wien benötigte.

August v. Horvath erwarb die Concessionen für Schifffahrt auf dem Attersee und dem Mondsee. August Horvath bestellte bei einer Werft in Linz ein Dampfschiff. Räumlichkeiten im Schloss und in der Meierei wurden für Fremdenverkehr adaptiert.

1869 kamen diese Pläne an den Tag und führten am 5. Februar in `Die Presse´ "zu einem heftigen Angriff. Unter dem Titel `Eisenbahn- und Dampfschiff-Projekte im Salzkammergut: Plan einer hochkantigen Pferdebahn zwischen Vöcklabruck oder Timmelkam und Kammer und Dampfschifffahrt auf dem Attersee´. Als Konzessionäre fungieren Herr Horvath als Schwiegersohn des Grafen Khevenhüller, Eigentümer des von der Bodencredit-Anstalt in Wien sequestrierten Fideicommißgutes Kammer. Der Unternehmer der Pferdebahn ist Herr Nikolaus Wang, Beamter der Bodencredit-Anstalt und derzeitiger Sequester des Gutes Kammer. Da beide Herren über eigene Geldmittel nicht verfügen, so gedenkt man für beide Unternehmen fremde Capitalien in Anspruch zu nehmen." Für die Dampfschifffahrt wurden schlechte wirtschaftliche Voraussetzungen konstatiert, "so dürfte das im Bau befindliche Dampfschiffchen `Ida´ kaum ausreichendes Material vorfinden, um seine Seefahrten rentabel zu machen. Ebenso kann der projectierten Pferdebahn zwischen Vöcklabruck oder Timelkam und Kammer bei einer Entfernung von nur zwei gewöhnlichen Fahrstunden kein günstiges Prognostikon gestellt werden. Weder der Personenverkehr noch der Gütertransport ist groß genug, um die Bahn ausreichend zu beschäftigen."

Am 9. Februar 1869 kam eine scharfe Antwort des Bürger- und Gemeindeausschusses in `Die Presse´, wonach die Dampfschifffahrt bereits eingerichtet wird, Horvath die Konzession bereits 1868 erlangte und er hat auf seine Kosten bei J. Meyer in Linz bereits das Dampfschiff `Ida´ bestellt und dieses wird innert 8 Tagen in Kammer eintreffen. Die hochkantige Pferdeeisenbahn (amerikanisches System) Vöcklabruck-Kammer werde begrüßt.

Tatsächlich ging das Schiff `Ida´ - ein 15 m langer Schraubendampfer der Linzer Ignaz-Mayer-Werft - im Februar 1869 in Betrieb.

1970 folgte der Schaufelraddampfer `Attersee´ und im Jahr 1872 der ähnliche Schaufelraddampfer `Kammer´; Ida wurde wegen zu geringer Leistung der englischen Dampfmaschine an den damit neu gegründeten Schifffahrtsbetrieb am Mondsee. Damit verfügte der Attersee über zwei elegante Dampfschiffe.

Die Pferde-Eisenbahn von Wang kam nicht zum Tragen, statt dessen wurde ein `Post-Omnibus´ des Postmeisters Vöcklabruck nach Kammer eingerichtet.

1872 verfügte Kammer damit über eine Post- und Dampfschiffstation mit einer täglich zweimaligen Verbindung mit der Kaiserin-Elisabeth-Bahn und dreimalig mit Ischl.

Während dieser Aktivitäten ging die Vermietung unvermindert weiter und es wurde auch die Meierei adaptiert und das ehemalige Hofwirthshaus zu Mietwohnungen umgestaltet. 1872 wurde im ersten Stock des alten Schlosses eine neu eingerichtete rococo-möblierte und mit allem Comfort ausgestattete Herrschaftswohnung angeboten. Das ganze Schloss wurde zur Aufnahme von Sommerparteien hergerichtet.

1872 wurde gleichzeitig das neue, große Hotel fertig gestellt, elegant eingerichtet, verbunden mit einem Seebad samt Anlagen und den schönen Parkanlagen. Der Landungsplatz wurde umgelegt, Straßen reguliert. Kammer bekam auch eine Telegraphenleitung.


Vermietung des Schlosses

Hotel Kammer

Brand der Brauerei Litzlberg

Verkauf der Waldungen an Stift Schlägl

Versteigerung von Schloss, Meierei und Hotel

Weitere Besitzer von Schloss und Hotel

Dampfschifffahrt

Kammerer Hansl

Infrastruktur

Aufschwung des Fremdenverkehrs

Villenbauten

UYCAs beginnt 1886 in Kammer

Curiosa