Wesentliche Aussagen
Frank C, Pernicka E (2013) → Copper Artefacts of the Mondsee Group and their possible sources. In: Midgley, Magdalena S., Sanders Jeff (eds) Lake Dwellings after Robert Munro. Proceedings from the Munro International Seminar: The Lake Dwellings of Europe 22nd and 23rd October 2010. Sidestone Press, Leiden, pp 113–138
In Abbildung 5.9 ist ein Drei-Isotopen-Diagramm der wichtigsten Erzfelder in Serbien und Bulgarien durch Ellipsen dargestellt, wobei sich die Erzisotopenfelder von Majdanpek und Ai Bunar leicht überschneiden. Die Blei-Isotopenverhältnisse der Kupferartefakte aus Mondsee stimmen nicht mit denen von Ai Bunar überein und zeigen nur eine leichte Überschneidung mit dem Erz-Isotopenfeld von Majdanpek. Auch die chemischen Eigenschaften beider Lagerstätten unterscheiden sich deutlich von den Mondseer Artefakten (Abbildung 5.10), so dass die kombinierte Evidenz aus chemischen und Bleiisotopendaten beide Vorkommen als Quellen für das Mondseer Kupfer ausschließt. Die gleiche Argumentation gilt übrigens auch für die slowakischen Kupferlagerstätten im Hron-Tal (Schreiner 2007).
Obwohl derzeit keine Kupferlagerstätte in Südosteuropa bekannt ist, die in ihren chemischen und bleiisotopischen Eigenschaften mit den Mondsee-Artefakten übereinstimmt, gibt es eine Gruppe von analysierten Artefakten aus dem Balkan, die die gleiche chemische Zusammensetzung wie die Mondsee-Kupferstücke aufweisen. Abbildung 5.11 zeigt die kombinierten Artefakte des chemischen Clusters Nr. 4 und Nr. 7, die Teil der Studie von Pernicka et al. (1993) waren. Bei diesen beiden Clustern handelt es sich ebenfalls um Kupfertypen mit ungewöhnlich hohem Arsengehalt. Leider war es, wie bereits erwähnt, nicht möglich, diese chemische Gruppe mit einer bestimmten Lagerstätte in Südosteuropa in Verbindung zu bringen, so dass die Herkunft dieser spezifischen Metallart unbekannt bleibt.
Es gibt zwei mögliche Erklärungen dafür, dass das Mondseekupfer vor allem in Mittel- und Südosteuropa verbreitet ist und chemisch und isotopisch recht homogen ist: Entweder ist die Kupferquelle, aus der dieses Metall stammt, noch nicht bekannt, oder es wurde eine neue Technologie eingeführt, nämlich die absichtliche Zugabe von Arsen zum bereits vorhandenen Kupfer. Obwohl ein solches Verfahren bisher nur im Iran am Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. nachgewiesen wurde, ist es nicht undenkbar, dass es schon früher erfunden wurde und zu dem Phänomen geführt hat, dass arsenhaltiges Kupfer die vorherrschende Metallart des vierten Jahrtausends v. Chr. vom Iran bis nach Europa ist. In diesem Fall könnte dies auch dadurch erklärt werden, dass das Mondseekupfer mit Ausnahme des Arsens relativ rein und chemisch homogen ist. Die Zugabe von Arsen, z.B. durch Mitschmelzen mit Speis, würde das Spurenelementmuster mit Ausnahme des Arsens nicht wesentlich verändern, könnte aber aufgrund der geringen Bleikonzentrationen des bereits vorhandenen Kupfers die Blei-Isotopenverhältnisse verändern. Folgt man diesem Vorschlag, so könnte zumindest Majdanpek aufgrund des dort vorhandenen hochreinen Kupfers und auch aufgrund der Tatsache, dass sich seine Bleiisotopenverhältnisse zumindest teilweise mit den Kupferobjekten der Mondseegruppe aus unserer Probenserie überschneiden, noch eine mögliche Quelle darstellen.
Schlussfolgerungen Die chemischen und bleiisotopischen Eigenschaften des von der Mondsee-Gruppe verwendeten Kupfers sind relativ homogen. Das dominierende Element ist Arsen, so dass die Bezeichnung "arsenhaltiges Kupfer" am ehesten zutreffend ist. Ein Vergleich der chemischen und isotopischen Daten der ostalpinen Erze mit dem "Mondseekupfer" zeigt, dass es keine Korrelation gibt und dass die ostalpinen Kupfererze als mögliche Quellen ausgeschlossen werden müssen, zumindest jene, die bisher analysiert worden sind. Obwohl die Verteilung des arsenhaltigen Kupfers im vierten Jahrtausend v. Chr. und die Verteilung der für die Mondseegruppe charakteristischen Metalltypen eine deutliche Tendenz nach Südosteuropa aufweisen, gibt es bisher keine gute Korrelation der Isotopendaten mit bekannten Kupferlagerstätten von dort.