Transkript von Hells Urzeitkult 1940

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Urzeitlicher Kult im Gau Salzburg (→ Link)

von Dipl.-Ing. Martin Hell (nach einem Vortrag in der Ges. für Salzburger Landeskunde, 1.2.1940)

Aufgabe und Ziel der deutschen Vorgeschichte ist es, den Aufgang unseres Volkes seit den ältesten Zeiten her zu erforschen, Werden und Wesen des deutschen Menschen klarzustellen und die gewonnenen Erkenntnisse dem Volksganzen zu vermitteln. Dazu ist notwendig, von der Gegenwart und der auf Schriftquellen fußenden Geschichte ausgehend, Rückschau zu halten über die vorausgehenden Jahrtausende vorgeschichtlicher Zeit, wobei es insbesondere die Bodenfunde, die Reste des Menschen und seiner Lebenstätigkeit sind, die uns als sprechende Zeugen und Urkunden der Vorzeit in großer Fülle zur Verfügung stehen.

Handelt es sich dabei darum, den Menschen der Vorzeit in seiner Ganzheit zu erfassen, so gehört zur Feststellung seiner körperlichen Erscheinung, seiner Rassenzugehörigkeit, völkischen Artung und äußeren Lebensführung auch die Frage nach seiner geistigen Haltung. Und im Rahmen dieser Frage spielt das Verhältnis eine besondere Rolle, in das sich der Mensch der Vorzeit zu jenen Mächten stellte, die ihm als überirdische Gewalten erscheinen mussten.

Es liegt auf der Hand, dass aus Bodenfunden als stofflichen Resten viel unmittelbarer auf äußere Lebensführung geschlossen werden kann, als es möglich ist, daraus auch die geistige Vorstellungsweit urgeschichtlicher Zeit zu erkunden.

Und gerade in dieser Hinsicht gibt die überaus reiche Hinterlassenschaft ältester Vergangenheit im Gau Salzburg einige Möglichkeiten, auch tieferen Einblick in die Kultverhältnisse urzeitlichen Lebens zu gewinnen.

Es sollen hiebei zunächst Kultplätze als Stätten von Weihehandlungen ins Auge gefasst werden. Die wichtigste und aufschlussreichste Stelle dieser Art liegt im Talkessel von Reichenhall, der ja geographisch noch zum Salzburger Becken gehört.

Das Tal von Reichenhall hat mit seinen Salzquellen schon in früher Vorzeit zur Besiedlung eingeladen und vom Ende der Jungsteinzeit an finden sich dort die Reste der Vergangenheit im Boden verwahrt. Insbesondere sind es die sonnigen Höhen am nordwestlichen Talrand von Nonn bis Karlstein hinüber, die in urgermanischer Zeit (Bronzezeit) stark besiedelt waren. Die Landschaft in dieser Gegend ist durch Kuppen, Terrassen und Taleinschnitte überaus reich gegliedert. Einer dieser Geländeeinschnitte bildet in seinem Hintergrund einen besonders idyllischen Talwinkel. Es ist das Langackertal (Abb. 1). Vom Talgrund bei den Weitwiesen (Fischzuchtanstalt) ausgehend, steigt hier eine schmale Geländerinne allmählich an und findet nach etwa einem halben Kilometer Länge im Schoße höherer Berghänge ihren Abschluss. Hier liegt das Anwesen des Langackerbauern, von Hängen und Wald fast ganz umschlossen, nur talauswärts gegen Nordost ergibt sich ein schmaler Fernblick über das Reichenhaller Tal bis zum Gaisberg und Nockstein bei Salzburg. Der Gaisberg ist nicht mehr ganz sichtbar, wohl aber steht die Spitze des Nocksteins gerade inmitten des Talausblickes. Das Tal ist von Südwest gegen Nordost ausgerichtet. Der Talabschluss ist ein abgelegener, schattiger Winkel, darin man keinerlei Spuren der Vorzeit vermuten möchte, zumal die Siedlungen der Bronzezeit und deren Folgeperioden draußen auf den sonnigen Höhen des Taleinganges liegen. Und doch sollte sich auch hier ein bedeutungsvoller Fundplatz ergeben.

Inmitten des Talschlusses, in der Feldflur des Langackerbauern erhob sich bis zum Jahre 1890 ein großer Hügel von 32 m Durchmesser und 4 m Höhe (siehe Abb. 1), von dem die Sage ging, dass darin ein Herzog mit einem goldenen Degen bestattet sei. Seit Jahren hatten die Bauern der Umgebung von diesem Hügel die Erde für Düngungszwecke auf ihre Felder gefahren, da sie erfüllt von gebrannten Knochen war.

Max von Chlingensperg, der erfolgreiche Erforscher der Urzeit des Reichenhaller Tales, wurde auf die Stelle aufmerksam und nahm eine Durchgrabung des ganzen Hügels vor. Er hat die Ergebnisse seiner Untersuchung in einer wissenschaftlichen Bearbeitung veröffentlicht.

Chlingensperg unterscheidet am Aufbau des Hügels im Wesentliehen drei Schichten. „Die oberste Schicht A nahm ein Lager von klein zersplitterten, hartklingenden, weißgebrannten Tierknochen ein, dessen Mächtigkeit— gegen Mitte zu— noch in einer Stärke von 1.20 m angetroffen wurde; der Menge der hier angetroffenen Tierreste nach zu schließen könnte die Stätte ein und auch mehrere Jahrhunderte benützt worden sein. Aus diesem, auf 270 m³ gering veranschlagten Knochenschotter von Tausenden geschlachteter Haustiere wurden die Bruchstücke von mehr als 700 Gefäßen herausgezogen.

Die nächste Kulturschicht B scheidet sich scharf von der vorhergehenden schon durch ihr Äußeres ab; anstatt des weißgebrannten, mächtigen Knochenschotters finden wir über seine ganze Fläche ein Holzkohlen- und Aschenlager von wechselnder Stärke ausgebreitet, welches seine größte Mächtigkeit von 0.6 m noch in der Mitte unberührt erhalten hatte. Wiederum stieß man allerorts auf eine Menge von Tierknochen, dagegen spärlich auf Gefäßreste. Die in diesen verkohlten Holzrückständen eingebetteten Gebeine zeigen ihre natürliche Farbe und sind nicht kalziniert, so dass wir an ihnen die weggeworfenen und zurückgelassenen Speisenabfälle der in den umfangreichen, urnenförmigen Kesseln gekochten und an der Feuerstelle verzehrten Tiere erkennen.

Wahrscheinlich hat bei den Hekatomben ein Teil der Tiere zur Speise gedient, das übrige kann zu Ehren der Götter verbrannt worden sein. Während nämlich Rippen, Becken, Rückenwirbel gewöhnlich verbrannt sind, fand man häufig die stärkeren Röhrenknochen gespalten und quer durchbrochen, mehrere dabei gefundene Rollsteine deuten auf die Bestimmung hin, die markführenden Knochen zu öffnen. Aus diesem Grunde sind auch keine ganzen Schädelformen erhalten geblieben, weil dieselben wegen Gewinnung des Gehirns usw. auseinandergeschlagen worden sind.“

Aus den Knochenresten dieses Hügels wurden bestimmt: Pferd, Rind, Schwein, Schaf, Ziege und Hund. Weiters Hirsch, Wildschwein und vermutlich Wolf. Auf dem Grunde der Schicht B wurden auf einer „mit kleinen Rollsteinen ausgepflasterten Lehmtenne“ die einzigen Spuren menschlicher Gebeine als unverbrannte Knochen eines zertrümmerten Schädeldaches angetroffen.

In der Schicht B wurden auch eine Anzahl von Bronzegegenständen wie Armreife, Gewandnadeln, Pfeilspitzen, Zierbleche, Pfriemen usw. gefunden.

Darunter lag als Schicht C eine bis 0.45 m starke Lehmdecke, wobei an manchen Stellen durch siebenfach übereinander folgende Schichten des ziegelrot gebrannten Lehmes die Spuren starker Feuerbrände sich ergaben.

Unter dieser Schichtfolge zeigte sich eine mächtige, offenbar gewölbeförmige Schlichtung aus Findlingssteinen, die einen kleinen Friedhof von mindestens 14 Brandgräbern überdeckte. Unter den Beigaben sind zu nennen aus Bronze: Pfeilspitzen, Nadel, Zierblech, Ringe, Fischangel; aus Horn Weberschiffchen; aus Ton Spinnwirtel.

Die Zeitstellung der ganzen Anlage ergibt sich mit mittlerer Bronzezeit der Stufen B und C bis an die Spätbronzezeit heranreichend, das ist der Zeitraum von 1500 bis 1200 vor Zeitrechnung.

In den vorstehenden Ausführungen wurde M. v. Chlingensperg weitgehend das Wort gelassen, um der Auffassung Ausdruck zu leihen, die sich diesem Forscher aus seinen Untersuchungen ergab. Er weist in seiner Veröffentlichung bereits mehrfach schon auf die Deutung als Opferstätte hin.

Was war nun der Zweck der ganzen Anlage und was hat sich hier einst abgespielt?

Mit Sicherheit handelt es sich im untersten Teil des Hügels unterhalb der Steinschlichtung um eine Begräbnisstätte. Nicht so ohne weiters klar aber ist die Entstehung der mächtigen Deckschichten. Nach Lage und Fundinhalt schließt sich eine Deutung als Siedlungsstelle völlig aus. Aber auch eine Verbrennungsstätte für menschliche Leichen ist ausgeschlossen, da sich sonst unter dem reichen Knochenmaterial auch menschliche Gebeine hätten nachweisen lassen. Das vereinzelte Vorkommen eines menschlichen Schädeldaches, das zudem unverbrannt war, spielt dabei keine Rolle. Auch an Menschenopfer kann dieser Einzelfund an dieser Stelle nicht denken lassen.

Als Hauptumstände für die Beurteilung des Sachverhaltes ergeben sich die Spuren vieler, mächtiger Feuerbrände, die Verbrennung vieler Tiere und besonders für die oberste Schicht A das massenhafte Vorkommen von Tongefäßresten, das nur durch absichtliche Zerstörung von Gefäßen zustande gekommen sein kann. Diese Umstände lassen keine andere Deutung zu, als dass hier kultische Feste, Weihehandlungen stattfanden, bei denen Feuer entzündet, Opfertiere verbrannt und verzehrt wurden. Die Gefäße, die der Weihehandlung gedient hatten, wurden sodann an Ort und Stelle zerschlagen, damit sie keinem anderen, profanen Zweck mehr dienen konnten.

Man darf der Phantasie weiten Spielraum gewähren, um sich ein Bild der hier stattgehabten Vorgänge zu machen. Es muss ein mächtiger Eindruck gewesen sein, wenn hier, vielleicht zu abendlicher Stunde, die Bewohner der Umgebung — es mochten Hunderte Menschen gewesen sein, die zwischen Nonn und Karlstein ihre Wohnstätten hatten — in das Langackertal herunterstiegen und sich um die Feuer zum Opferfeste versammelten, das jedenfalls mit Weihespielen, Gelage und Tänzen verbunden war.

Die hier gewonnene grundsätzliche Erkenntnis, dass es sich da nur um eine Kultstätte handeln kann, ergibt die Möglichkeit, auch andere Plätze im Gau Salzburg hinsichtlich ihrer Verwendung zu deuten.

Da ist zunächst eine Stelle am Goiserberg in Morzg zu nennen. Von dieser waldigen Höhe schiebt sich nördlich gegen das Dorf zu eine ebene, nach drei Seiten freie Terrasse vor, die etwa 10 m über dem Orte liegt. Inmitten dieser Terrasse fand sich ein rundlicher Platz, etwa 25 m Durchmesser haltend, da der Boden auf ¾ m Tiefe erfüllt war von Holzkohle, Tongefäßscherben und weißgebranntem Knochengrus, während die Umgebung ockerbraunen, fundleeren Waldboden aufweist (Abb. 2). Zu erwähnen ist die Auffindung eines halben Messers jungsteinzeitlicher Form aus Hornstein. Die Scherbenmenge von hier umfasste 6 bis 8 m³. Es handelt sich um mehrere hundert Tongefäße und die verbrannten Tiere mögen ebenfalls einige hundert Stück umfassen, wobei die Reste von Rind, Schaf und Ziege sichergestellt sind. Unter den Tongefäßen sind einige von hervorragender Schönheit der Verzierung. Hier konnte mehrfach die Wahrnehmung gemacht werden, dass Gefäßbruchstücke mit dem Boden nach oben lagen, also ein Hinweis auf die absichtliche Art ihrer Zerstörung.

Die Benützung des Platzes fällt in die mittlere Bronzezeit bis in die beginnende Hallstattzeit, sie dauert also noch etwas länger an, als dies am Langacker der Fall war, etwa von 1500—900 v. Ztr.

Nach der Fundzusammenstellung kann es sich hier weder um Gräber, noch um Wohnstellen oder einen Platz für Verbrennung menschlicher Leichen handeln, sondern es rührt die Ablagerung von hier abgehaltenen kultischen Handlungen her. Bezeichnend sind wieder starke Feuerbrände, Verbrennung von Tieren und absichtliche Zerstörung der bei den Festen gebrauchten Gefäße. Ob das Steinmesser als „Opfermesser“ angesprochen werden darf, mag dahingestellt bleiben, die Möglichkeit ist aber immerhin gegeben.

Die Funde von diesem Platz sind nur zum Teil veröffentlich, während eine Gesamtbearbeitung der Untersuchungen noch aussteht.

Der Kultplatz dürfte dem engeren Kreis der Bewohner von Morzg in urgermanischer Zeit gedient haben, von denen Wohnstellen und Gräber bekannt sind.

Unfern dieser Stelle am Morzger Hügel liegt eine andere am Hellbrunner Berg, der vom Ende der Jungsteinzeit an in ur- und großgermanischer Zeit (Bronzezeit, Alteisenzeit und Jungeisenzeit) stark besiedelt war.

Etwa in Mitte der Berglänge liegt südlich einer weiten und tiefen dolinenförmigen Bergmulde, die man sich mit Rücksicht auf die dichte Besiedlung des Berges als Spielplatz, als „urgeschichtliches Theater“ vorstellen möchte, wieder eine merkwürdige Stelle. Es ist ein ebener Platz von etwa 30 Schritt im Durchmesser, der vom alten Fahrweg etwas angeschnitten wird. Da ist der Boden wieder schwarz von Holzkohle, darin Unmengen von Tongefäßscherben und weißer Knochengrus. Eine Untersuchung steht noch aus. Gegen Westen ist die Stelle durch den höher aufragenden Felsrücken geschützt; sie ist also gegen Osten ausgesetzt.

Nach den Scherbenfunden handelt es sich um die großgermanische Zeit, um die mittlere Alteisenzeit bis zum Beginn der Jungeisenzeit, also um die Zeitspanne von 800 bis nach 500 v. Ztr.

Es liegt also wieder eine Örtlichkeit vor, die den Bewohnern des Hellbrunnerberges als Kultplatz diente. Die Art der Weihehandlungen entspricht den vorgenannten Plätzen.

Schließlich ist noch eine Stelle solcher Art zu nennen, die am Dürrnberg, dem bedeutsamen Salzindustrieort des Gaues in urgeschichtlicher Zeit liegt. Da findet sich am Hallersbühel, auf einem gegen Osten geneigten Hang oberhalb einer Quelle ein Platz, der so viel Tonscherben enthält, dass „es geradezu rauscht“, wenn der Pflug durch den Boden fährt, wie mir der Grundbesitzer sagte. Wieder ist der Boden schwarz von Holzkohle und erfüllt von Tongefäßscherben und weißem Grus verbrannter Knochen. Grabungen wurden noch nicht durchgeführt. Nach den Tonscherben fällt die Benützung des Platzes in die großgermanische Zeit, und zwar dauert sie von der mittleren Alteisenzeit um 700 v. Ztr. bis an den Beginn der Zeitrechnung. Erwähnt sei, dass die mittelalterliche Kirche sich in nächster Nähe oberhalb befunden hat.

Die Fundzusammenstellung entspricht wieder jener der vorgenannten Plätze, so dass auch hier wieder ein Kultplatz vorliegt.

Es ergibt sich also auf dem engen Raum des Salzburger Beckens einschließlich des Reichenhaller Talkessels das Vorhandensein von vier urgeschichtlichen Kultplätzen, die verschiedenen Zeiträumen angehören.

Dementsprechend sind auch die Träger dieser Kulthandlungen verschieden. Durchgehend aber handelt es sich um indogermanische Volksstämme. Dabei wissen wir, dass die Alteisenzeit durch Illyrer und die Jungeisenzeit durch Kelten vertreten war.

Einheitlich ist aber an allen vier Plätzen die äußere Form der Kulthandlungen; starke Feuerbrände, Verbrennung von Tieren und absichtliche Zerstörung der verwendeten Tongefäße, die als nachweisliche Grundlage für die stattgehabten Weihehandlungen zu gelten haben.

Es erhebt sich nun die Frage nach dem eigentlichen Sinn dieser Opferhandlungen, die Frage, welch höheren Mächten denn diese zugedacht waren. In dieser Hinsicht sind wir für die Urzeit, da jede schriftliche Überlieferung fehlt, auf die Bodenfunde und überliefertes Brauchtum angewiesen.

Es soll hier nicht näher auf altgermanische Religionsverhältnisse eingegangen werden, sondern es soll nur ein grundlegender Hauptzug herausgestellt werden.

Die frühesten Zeugnisse beziehen sich übereinstimmend auf einen ausgedehnten Kult der Sonne, der in der einzigartigen Bedeutung des Lichtes für den nordischen Menschen beruht.

Das vollständigste Denkmal ist diesbezüglich der bei Trundholm in Jütland gefundene Sonnenwagen, eine mit Goldblech belegte Sonnenscheibe, die von einem Pferd gezogen wird. Das Ganze ist auf einen vierräderigen Wagen gestellt. Von anderen solchen Stücken sind mehrfach die goldenen Scheiben erhalten geblieben.

Ein wichtiger und eindrucksvoller Rest altgermanischer Sonnenverehrung sind beispielsweise die Feuerräder, wie sie auch bei uns noch heute bei der Sonnwendfeier entzündet und von den Höhen zutal gerollt werden.

Alle Zeugnisse für den urgeschichtlichen, germanischen Sonnenkult, auch die Darstellungen auf Felsbildern und andere Denkmale stimmen darin überein, dass damals die Sonne als Naturerscheinung, nicht in Tier- oder Menschengestalt, verehrt wurde. Die Verehrung der Sonne als überweltliches Phänomen legt beredtes Zeugnis ab für den geistigen Hochstand altgermanischer Religionsvorstellungen.

Bei der Anlage von Bauten für kultische Zwecke spielt demnach die Orientierung nach der Sonne, die Ausrichtung etwa der Achse des Bauwerkes, die Ortung nach der Sonne eine besondere Rolle. Derart bezeichnende Richtungen ergeben sich nach den Punkten des Sonnenauf- und Unterganges am Horizont. Von diesen Punkten sind am bemerkenswertesten die Punkte des Sonnenauf- und Unterganges zur Zeit der Sonnenwende im Frühjahr und im Winter sowie die entsprechenden Punkte zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche. Daraus wurde ja auch schon frühzeitig die Zwei- und Vierteilung des Jahresablaufes abgeleitet. Von den sich hieraus ergebenden Ortungslinien wird die Ausrichtung des zu ortenden Bauwerkes zum Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Sonnensommerwende am meisten bevorzugt.

Es gibt eine ganze Reihe solch kultischer Bauwerke, auch Grabanlagen, die nach dem Aufgangspunkt der Sonne am Horizont zur Zeit der Sommersonnenwende geortet sind.

Das eindrucksvollste Kulturdenkmal aus urgermanischer Zeit sind die Stonehenge bei Salisbury im südwestlichen England. Ein gewaltiger Steinkreis aus dreißig Pfeilern mit oberer Abdeckung enthält einen Innenbau aus fünf gewaltigen Steinjochen, die hufeisenförmig angeordnet sind. In der Achse des Baues verläuft anschließend eine Monumentalstraße von einem halben Kilometer Länge. Die Bauachse ist gegen Nordost zum Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende ausgerichtet.

Es ist so gut wie selbstverständlich und ganz außer allem Zweifel, dass auf Grund dieser Ortung das Denkmal als ein Bau zu erkennen ist, dessen kultliche Verwendung mit der Sonne in ursächliche Verbindung zu bringen ist.

Kehren wir nun zu den in Rede stehenden Örtlichkeiten zurück. Welchem Kult mochten sie gedient haben? Die Plätze am Goiser Berg, Hellbrunner Berg und Dürrnberg geben da kaum eine Auskunft, wenngleich zu bemerken ist, dass die beiden letzteren Stellen gegen Osten, der aufgehenden Sonne zu ausgesetzt sind. Nach dieser Richtung liegt ja auch der Morzger Platz frei.

Einen außerordentlich wichtigen Fingerzeig gibt aber da der Kultplatz am Langacker.

Drei Umstände sind da ins Auge zu fassen. Das Langackertal verläuft von seinem Ursprung bis zu seiner Ausmündung gerade in nordöstlicher Richtung. Blickt man vom Hintergrund des Tales durch die schmale Talrinne nach Nordost hinaus, so sieht man gerade in der verlängerten Talachse in 22 km Entfernung den Nockstein als scharfe Bergspitze wie das Korn einer Flinte am Horizont aufragen. Und der dritte, für die gegenständliche Betrachtung wichtigste Umstand ist, dass zur Sommersonnenwende die Sonne gerade über dem Nockstein aufgeht. Gewiss sind diese drei Umstände von Natur aus gegeben. Dass aber die Menschen der urgermanischen Zeit ihren Opferplatz in den Hintergrund dieses dunklen, engen Tales gesetzt haben, während ihre Wohnstellen draußen auf den sonnigen Höhen lagen, kann nur aus einer ganz bestimmten Absicht verstanden werden.

Die Wahl dieses Platzes bedeutet nichts anderes als einen zweifelsfreien Fall von Ortung der Kultstätte zum Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende, wobei der Nockstein als überaus markanter Zielpunkt diente.

Daraus ergibt sich aber der unabweisliche Schluss, dass auch am Langacker mit den dort vor dreieinhalbtausend Jahren abgehaltenen Opferfesten einem Sonnenkult gehuldigt worden ist.

Dieser Zusammenhang verleiht der Kultstätte am Langacker eine außerordentliche Bedeutung im Rahmen gesamtdeutscher Urgeschichte, denn ein Kultplatz dieser Frühzeit mit derart gesicherter Ortung ist im süddeutschen Raum bisher noch nicht nachgewiesen worden.

Die Tatsache, dass dieser Kultplatz über Gräbern liegt, bedeutet nur, dass auch für die ursprüngliche Begräbnisstätte schon diese Ortung gewählt worden war, ein Umstand, der im germanischen Raum des Nordens bei der Errichtung von Grabbauten des öfteren anzutreffen ist.

Wenn es sich also am Langacker um Sonnenkult gehandelt hat, so wird auch für die anderen genannten Plätze derselbe Sinn zugrunde liegen, da die Art der Kulthandlungen nach den Bodenfunden ein und dieselbe ist.

Die natürlich bewusste und beabsichtigte Ausrichtung der Kultplätze am Heilbrunner Berg und am Dürrnberg gegen Osten, also der aufgehenden Sonne zu, vermag diese Folgerung nur zu stützen.

Dahingestellt mag bleiben, ob es sich wie beim Kultplatz am Dürrnberg, in keltischer Zeit noch um Sonnenkult gehandelt hat. Jedenfalls haben hier die Kelten noch den gegebenen Platz für ihre Kulthandlungen benützt. Es ist aber durchaus möglich, dass sie sich noch der einheimischen Kultübung angeschlossen haben, wofür es an Beispielen nicht fehlt.

Wenn die Funde unseres Gaues Kultplätze der Vorzeit nicht nur örtlich aufzeigen, sondern auch Einblick in die Kulthandlungen und deren Sinn geben, dann ist man geneigt weiterzufragen, ob kultische Vorstellungen nicht noch in anderen Bodenfunden nachweisbar werden. Und auch da ergeben sich wertvolle Denkmale im Gau Salzburg.

Die Verehrung der Sonne hat ihren Ausdruck gefunden in Sinnzeichen, von denen die Sonnenscheibe, das Sonnenrad und das Hakenkreuz die wichtigsten sind. Diese Symbole fanden Verwendung zunächst als kultische Zeichen, dienten sodann als Schmuck für Gegenstände aller Art und wurden selbst zum Schmuckgegenstand.

Auf Grund dieser Symbole können wir den Kult der Sonne noch weiter zurückverfolgen, als dies die Kultplätze erlauben. Gehen diese auf dreieinhalbtausend Jahre zurück, ist das Symbol der Sonnenscheibe hier schon vor gut viertausend Jahren bekannt. Gegen Ende der nordischen Urzeit, vertreten durch die Jungsteinzeit, also noch vor 2000 v. Ztr., machen sich im Salzburgischen zwei Kulturgruppen besonders bemerkbar, die Altheimer Kultur und die Kultur der ostalpinen Pfahlbauten, auch als Mondseekultur bezeichnet. Beide sind Mischkulturen mit vorwiegend nordischem Einschlag, der nicht nur kulturell, sondern auch blutsmäßig zu bewerten ist. Die Mondseekultur, die bisher im Pfahlbau bei Oberburgau am Mondsee die meisten Funde geliefert hat, aber auch am Rainberg, Grillberg bei Eisbethen, Götschenberg bei Bischofshofen vertreten ist, verwendet als Zierelement auf ihren Tongefäßen sehr häufig das Zeichen der Sonnenscheibe.

Die Abbildung zeigt eine Sonnenscheibe auf einem Gefäßrandstück, das sich mit zwei anderen ebenso verzierten Stücken im Salzburger Museum befindet. Das Zeichen ist in nordischer Tiefstichtechnik hergestellt und besteht aus drei konzentrischen Kreisen mit Mittelpunkt, die von einem Kreis radial angeordneter Einstiche umgeben sind. Die Sonnenscheibe mit ihrem Strahlenkranz ist dabei deutlich genug versinnbildlicht. Die Wirkung dieser Zeichen wurde vielfach dadurch verstärkt, dass sie mit Kalk ausgefüllt wurden, so dass sie sich in Weiß aus der schwärzliehen Gefäßoberfläche grell herausheben. Die häufige Verwendung dieses Sonnenzeichens spricht für seine besondere Beliebtheit und lässt es als Sinnbild bestehenden Sonnenkultes erkennen.

In sehr schönen Beispielen finden wir das Symbol der Sonne wieder in Form des Sonnenrades in drei Stücken großgermanischer Zeit aus einem Hügelgrab vom Flugfeld in Maxglan; sie befinden sich im Städt. Museum in Salzburg.

Sie sind in Bronze durch Guss hergestellt. Abb. 4, links, zeigt eines der beiden kleineren Stücke von 6 cm Durchmesser. Das Rad hat kreuzförmige Speichen und die Winkel sind durch einragende Stegpaare ausgefüllt. Abb. 4, rechts, gibt das größere Stück mit 7 cm Durchmesser wieder, das in jedem Winkel je zwei einspringende Stegpaare eingefügt zeigt. Zudem ist außen eine Hängeöse angebracht. Die einfache Form des Sonnenrades ist hier bereits zu ornamentaler Wirkung ausgestaltet. Zeitlich gehören die Stücke in die jüngere Alteisenzeit um 600 v. Ztr.

Und schließlich sei noch der prächtige Hakenkreuzstempel genannt, der sich in einer Wohnschicht der jüngeren Alteisenzeit am Hellbrunner Berg gefunden hat. (Abb. 5.) Es ist eine flach aufgewölbte Scheibe aus Ton, quadratisch mit 4.7 cm Seitenlänge, die unten einen Handgriff hatte und an der Oberfläche ein Hakenkreuz in scharfen Furchen eingetieft trägt. Es ist ein sogenannter Pintaderas, ein Stempel, der dazu diente, mittels Farbe, etwa Rötel, das Hakenkreuzmuster auf eine nachgiebige Unterlage und zwar auf die bloße Haut des menschlichen Körpers aufzutragen.

Er fand Verwendung zum Schmuck des Körpers für kultische Feste und Tänze. Der Umstand, dass er in einer Wohnstelle in nächster Nähe des Kultplatzes am Heilbrunner Berg gefunden wurde, legt einen ursächlichen Zusammenhang mit den kultischen Festen an und für sich nahe.

Form und Ausführung des Stempels lässt eine beliebig oftmalige Verwendung zu und so mochte er ungezählte Male das Bild des Hakenkreuzes vervielfältigt haben. Jedenfalls zeugt er dafür, dass schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrtausends vor der Zeitrechnung auch bei uns das Hakenkreuz ein allgemein bekanntes und geschätztes Weihezeichen war. In diesem Zusammenhang sei auch noch auf ein Hakenkreuz aus späterer, großgermanischer Zeit verwiesen, das sich auf einem römischen Mosaik zeigt, das auf den Loigerfeldern 1815 ausgegraben wurde und sich jetzt im kunsthistorischen Museum in Wien befindet; darauf ist das 4X4 m große Minotaurus-Labyrinth aus dem Hakenkreuz konstruiert.

Zum Werden und Fortleben des Hakenkreuzes im Gau Salzbürg sei auf den erst kürzlich erschienenen Aufsatz von Helmut Amanshauser verwiesen.


Zusammenfassend lässt sich also sagen: Wir kennen im Gau Salzburg einschließlich des Reichenhaller Talbeckens vier Kultplätze aus ur- und großgermanischer Zeit. Sie erstrecken sich zeitlich von 1500 v. Ztr. bis zum Beginn unserer Zeitrechnung, also über änderthalbtausend Jahre. Die äußeren Kulthandlungen, wie Feuerbrände, tierische Brandopfer, Vernichtung der Weihegefäße, Festgelage waren nach den gemachten Bodenfunden an allen vier Plätzen die gleichen. Hinsichtlich der Widmung der bezüglichen Weihehandlungen machte die Ortung des Kultplatzes am Langacker nach dem Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende es möglich, einen ausgesprochenen Sonnenkult zu erkennen.

Die Sonnenscheiben der jungsteinzeitlichen Mondseekultur lassen die Spuren der Pflege eines Sonnenkultes aber noch ein halbes Jahrtausend weiter, das ist bis zum ersten Einströmen arischen Blutes in den Gau vor viertausend Jahren zurückverfolgen. Aus der Symbolik weiterer Vorzeitfolgen konnten das Sonnenrad und das Hakenkreuz aus alt-großgermanischer Zeit nachgewiesen werden.

Wir haben also auch auf heimatlichem Boden bedeutsame Fundnachweise aus germanischer Urzeit, die nicht nur Auskunft über die äußerliche Lebensführung geben, sondern auch Einblicke gewähren in die höhere Geisteshaltung unserer ältesten arischen Vorfahren.

Die Kulte der Urzeit sind erloschen und haben anderen Platz gemacht. Viel von ihrem Wesen aber ist geblieben. Denn unzerstörbar ist im Germanen die Sehnsucht nach der Sonne, nicht nur als lebenspendender Kraft, sondern auch als Symbol des Lichtes im geistigen Sinne. Und darum ist die Wiedergeburt des deutschen Volkes begleitet vom Sinnzeichen der Sonne, dem Hakenkreuz, das uns der Führer zu treuen Händen neu geschenkt hat.