Ottaway-Exzerpt: Kontakte, Herkunft und Datierung der Mondseekultur (S. 80 ff.)

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Ottaway-Exzerpt: Kontakte, Herkunft und Datierung der Mondseekultur (S. 80 ff.):

Aus dem Mondsee und dem Attersee liegen mittlerweile 13 Radiokarbondaten vor. Ihr Interquartilsbereich liegt zwischen 2880 und 2460 v. Chr. (vgl. Abb. 6 in Vol. II), mit Ausreißern, die bis 3000 v. Chr. und bis 2300 v. Chr. zurückreichen. Dies dürfte ein ziemlich genaues Bild von der tatsächlichen Dauer dieser Gruppe vermitteln (Ottaway, 1973), deren Blütezeit in Kalenderjahren somit im späten vierten Jahrtausend v. Chr. liegt. Sie ist teilweise gleichaltrig mit den Kulturen von Cortaillod und Pfyn in der Schweiz, ihr Interquartilsbereich überschneidet sich mit den Gruppen von Michelsberg und TRB, und vielleicht dauerte auch die Altheimer Kultur bis zu diesem Horizont. Im Prinzip könnte die Mondseegruppe mit einer Reihe von Gruppen in Kontakt gestanden haben, und es mangelt nicht an Diskussionen zu diesem Thema (für eine umfassende neuere Übersicht über diese Diskussion vgl. Willvonseder, 1968, 313-388).

Stratigraphische Abfolgen von Binnensiedlungen der Mondseekultur haben gezeigt, dass es ein grundlegendes Kontinuum von Fundorten und Rohmaterial gibt. Dies zeigt sich in Paura, wo Münchshöfener Scherben unter jenen der Mondseekultur (Beninger 1961) sowie der Prücklermauer und Garsten (Mitterkalkgruber 1954, 1971) gefunden wurden.

Auf die Ähnlichkeit mit der Altheimer Gruppe ist schon öfter hingewiesen worden (Driehaus, 1960; Pittioni, 1954). Es wurde das gleiche Feuerstein-Rohmaterial verwendet, mehrere generelle Feuersteingeräte (Sicheln) und ähnliche Arten von Steinwerkzeugen (Walzenbeil und Beilhammer) und Höhensiedlungen kommen in beiden Kulturen vor. Das typische Keramikgeschirr – der Henkelkrug – war in der Altheimer Kultur bekannt, wenn auch, wie bereits erwähnt, in einer etwas anderen Ausführung. Ein kupfernes Flachbeil und die Ahlen aus Altheim sind den Mondseer Kupferfunden ähnlich. All diese Gemeinsamkeiten lassen sich jedoch durch ähnliche wirtschaftliche Bedürfnisse und das Vorhandensein der gleichen Rohstoffe in der Region erklären. Ein überzeugenderer Beweis für den Kontakt sind die Grenzsiedlungen um Salzburg selbst. Einige von ihnen (Rainberg, Ainring, Auhögl) werden abwechselnd mit der Altheimer Kultur (Driehaus 1961; Hell 1943) und der Mondseekultur (Willvonseder 1968; Reitinger 1968) mit gleichwertigen Argumenten in Verbindung gebracht. Dies ist das beste Indiz für eine echte kulturelle Überschneidung mit starken Kontakten. Die zeitliche Stellung der gesamten Altheimer Kultur ist natürlich noch unsicher; sicher ist jedoch, dass sie nicht so lange wie die Mondseekultur dauerte.

Letztere ist während ihrer gesamten Dauer erstaunlich einheitlich und muss gegen ihr Ende eine eng zusammenhängende ethnische Gruppe gewesen sein: Zwar sind etliche der Metallartefakte aus Bronze, d.h. sie hatte Kontakte zu technologisch fortgeschritteneren Gruppen oder Zentren, doch findet sich nichts davon an Orten, an denen sich Mondsee- und frühe Bronzezeit-Gruppen vermischt haben (Reitinger 1968, 61). Wahrscheinlich liegt es an der Abgeschiedenheit dieser Gebiete im Gebirge, die bis in die jüngste Zeit eine Tendenz zur Individualität aufweisen, so wurde z.B. das letzte Einbaum-Kanu am Mondsee erst vor wenigen Jahrzehnten hergestellt und benutzt.

Es ist nicht klar, wo der Ursprung der Mondseekultur liegt. Die Vorgängerkultur in Oberösterreich und um Salzburg war die Münchshöfener Kultur, von der 6 sichere Fundstellen bekannt sind. Maxglan und Hainberg, beide in der Nähe von Salzburg und beide von Hell (1954) ausgegraben, werden von Ruttkay zu dieser Gruppe gezählt (ich danke E. Ruttkay für die Erlaubnis, dieses Material vor der Veröffentlichung zu verwenden). Beide Stätten enthielten Kupferfunde und der Vorschlag ist daher hochinteressant. Die Münchshöfener Kultur ist nach Ruttkay Teil des großen Epi-Lengyel-Komplexes, zu dem auch die Belaton-I, Jordanov- und die Lasinja-Kultur gehören. Dies wäre wiederum ein hochinteressanter Horizont, da Kupfer in Gräbern der Jordanov-Kultur gut bekannt war (Ottaway, 1973).