Mondsee/Attersee-Kultur: Erbe von VARNA und MAIKOP

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Inhaltsverzeichnis

Die überraschende Besiedlung der oberösterreichischen Seen

Vor 4.000 v. Chr. konnte und wollte niemand an den Seen siedeln

fehlende Besiedlung vor Mondseekultur Notenkopf-Keramik in NÖ und Burgenland

Wie der nebenstehenden Grafik zu entnehmen ist, gab es im 5. Jahrtausend vor v. Chr. in Niederösterreich und Burgenland viele Vorkommen der Frühneolithik sowie die Vorläufer von und die Notenkopf-Keramiker (den Vorgängern der späteren Lengyel-Kultur). In Kärnten findet man Hinterlassenschaften der italienischen Vasi a bocca quadrata Kultur.

In Oberösterreich kamen nur ganz wenige, vereinzelte neolithische Funde zum Vorschein. Demgegenüber fallen die frühen neolithischen Funde an der Salzach auf.

Die entlang der Donau zuwandernden Neolithiker mit ihrem Agrarpaket aus Haustieren (vor allem Schafe und Ziegen, Rinder und Schweine) und Getreide sowie andere Pflanzen besetzten klarerweise die günstigen Böden. Diese lagen vor allem an Flüssen; bevorzugt wurden Lössböden.

Es wurden – schon wegen der südlichen Herkunft der Haustiere und des Getreides – die niedrigen Seehöhen wegen den damit verbundenen höheren Temperaturen intensiv bevorzugt und verteidigt. So liegen Budapest auf 102 m, Wien auf rd. 150 m, Gänserndorf auf rd. 167 m und Linz auf 250 m Seehöhe.

[Anm.: pro 100 m Höhendifferenz nimmt die Lufttemperatur um ca. 1 °C ab.]

Demgegenüber liegen die Salzkammergutseen auf rd. 500 m Seehöhe, womit davon auszugehen ist, dass die Temperaturen um etwa 2–3 °C niedriger sind, was sich auf den Beginn und die Dauer der Vegetationsperiode und auch auf das Pflanzenwachstum selbst entsprechend auswirkt. Das zeigt sich bis heute z.B. im Unterschied der deutlich früheren Erntezeitpunkte der Welser Heide gegenüber dem Seengebiet.

Zudem zeigt das äußere Salzkammergut viel höhere Niederschläge, die auf geneigten Äckern leicht den Humus (samt angebautem Getreide) abschwemmen können. Ein weiterer Nachteil wurde wohl in der Lage am See gesehen, wodurch ja die bewirtschaftete Kreisfläche um eine Station halbiert erscheint, wodurch sich die Wegstrecken zwischen Siedlung und Feldern um rund 40 % erhöhen.

Generell ist davon auszugehen, dass die donauländischen Bauern keinesfalls das Alpenvorland besiedeln wollten, vor allem weil ihr Vieh und ihr Getreide für diese niedrigeren Temperaturen überhaupt nicht angepasst und geeignet waren. Kein donauländischer Neolithiker wollte diese Gegend besiedeln.

Dementsprechend kommen an den oö Seen im 6./5. Jt. v. Chr. keine Funde zum Vorschein – "unsere" Gegend war wahrscheinlich unbesiedelt.

Ab ~ 4.000 v. Chr. sind (aber nur) die Seen plötzlich eng besiedelt

urplötzliche Besiedlung um 4000 v. Chr.

Wie der Folge-Grafik zu entnehmen ist, erscheint um 4000 v. Chr. „wie aus dem Nichts“ urplötzlich die Pfahlbauernkultur am Mondsee und Attersee.

Das ist umso bemerkenswerter, weil keine der benachbarten Kulturen oder Gruppen als Herkunft in Frage kommt; auch die früher immer wieder genannte „Altheim-Kultur“ Bayerns nicht.

Die donauländischen Neolithiker verbleiben in ihren Gebieten: Die Lengyel-Kultur und die spätere Baden-Kultur in Niederösterreich und dem Burgenland strahlen nur wenig bis zur oberösterreichischen Donau um Linz aus.

Woher kamen und wer waren die Neusiedler?

  • Die donauländischen Kulturen wären wegen des nicht angepassten Viehs und Getreides gar nicht in der Lage gewesen, die Gegend dieser Seen zu besiedeln. [Anm.: Noch in den 1940er-Jahren wurde das Seen-Gebiert als Bergbauern-Gebiet ausgewiesen.] Wenn überhaupt, dann hätten sich solche Gruppen auf den niedriger gelegenen und fruchtbareren Böden der Welser Heide oder um Eferding angesiedelt.
  • Ganz zu schweigen von den fehlenden hydrologischen Fähigkeiten zur Bewirtschaftung dieser Seen mittels Pfahlbauten.
  • Noch weniger hatten sie tiefschürfende metallurgische Fähigkeiten, die vor allem die Arsen-Kupfer-Technologie erforderte, und:
  • Diese Gruppen hatten keinen Zugang zu arsenhältigem Kupfer, das für die Mondseekultur charakteristisch ist.
  • Recht überraschend sind landwirtschaftlich ziemlich ungeeignete Stationen: See, Mooswinkel, Litzlberg-Süd und Misling (wenn man keine (Brand-)Rodung des nördlich vorgelagerten auskragenden "Land-Spitzes" annimmt);
    wenig geeignet sind Scharfling, Weyregg und Nußdorf – schon wegen der bei Starkregen heftig mäandernden Bäche;
    agrarisch günstige Stationen liegen nur in Seewalchen, Kammer, Attersee und Abtsdorf.
    Offenbar kamen den einzelnen Stationen bestimmte Funktionen zu, die aber bis dato unerforscht sind.

Weitere als Mondseekultur“ abseits der beiden Seen angeführte Stationen gehören kulturell nicht zur Mondsee-Gruppe – tatsächlich werden sie ihr nur zugeordnet, weil sich bei ihnen Keramik fand, die der Mondseer Keramik ähnlich ist und wahrscheinlich von dort importiert wurde.

Schon wegen der metallurgisch führenden Stellung der Mondsee-Kultur in diesem Raum gab es mit den benachbarten Gruppen Handel und Tausch für das begehrte Mondsee-Kupfer, womit die Funde von Keramik und vereinzelte Kupferfunde verständlich werden.

Abzuleitende, charakterisierende Eigentümlichkeiten dieser Neusiedler

  • Erfahrungen im Umgang mit (ev. noch?) benachbarten mesolithischen Jägern und Sammlern.
  • Gewöhnt an Auskommen mit vergleichsweise kargen Böden und Ressourcenverhältnissen.
  • Vieh und Getreide, das bereits an Seehöhen von rund 500 m angepasst ist.
  • Hydrologische Erfahrungen und Fähigkeiten zur Einrichtung von Kanal-Prahlbauern-Seen
    • was entsprechende überindividuelle Führung der Gemeinschaft als Voraussetzung hat.
  • Tiefschürfende metallurgische Fähigkeiten in der anspruchsvollen Arsen-Kupfer-Technologie.
  • Zugang zu einer Versorgung mit hoch-arsenhältigem Kupfer (gibt es in ganz Europa nicht) und
    • dazu erforderliche Verkehrsbeziehungen; sowie erforderliche wertvolle Tauschgüter
  • Ähnlichkeit ihrer (ev. der Elite?) Keramik als Indiz für Beziehungen zu anderen Gruppen
  • Besonderheiten von Werkzeugen (z.B. Beilschäftungen mit Hirschhorn-Zwischenfutter)
  • Ganz außergewöhnlich lange Bestandsdauer der Mondsee/Attersee-Kultur (~ 1200 Jahre).

Neue Werkzeuge der prähistorischen Forschung des letzten halben Jhs.

Konkret gingen bezüglich der Mondsee-Gruppe die ehemaligen Archäologen vom damaligen „klassischen“ paradigmatischen Ansatz aus (Zitat): "Die prähistorische Archäologie benützt für die Umschreibung ihrer Kulturgruppen keramische Typeninventare, die, mit den Angaben über Siedlungskunde, Totenfürsorge, Schmuck- und Geräteformen ergänzt, ein individuelles Bild menschlicher Kulturäußerungen übermitteln. So wurde anhand der Keramik aus den Pfahlbaustationen des Mond- und Attersees die prähistorische Kulturgruppe Mondsee konstruiert."

Dieser Ansatz ist besonders für die Mondsee-Gruppe überraschend, da bis heute weder Siedlungen rekonstruiert noch Gräber gefunden worden sind und die Archäologen (Zitat eines Insiders) „weiterhin (fast dogmatisch) an die Untrennbarkeit von Keramik und Kulturgruppen glauben“ und u. U. helfende Beiträge anderer Disziplinen geringschätzen.

Heute stehen mehrere neue, zusätzliche – z.T. naturwissenschaftlich fundierte – Instrumente zur Verfügung, die den ehemaligen, frühen Mondseekultur-Forschern nicht zur Verfügung standen:

  • Umfassende genomische Analysen der Menschen in SO-Europa, Mitteleuropa und den Steppen.
  • Neue historische Erkenntnisse bzgl. der Entwicklung des Balkans und dessen 600-Jahre-Hiatus, der Steppenvölker usw.
  • 14Ccal-Daten in ausreichendem Umfang sowie entsprechender Kalibrierung für den in Frage kommenden Raum.
  • Genomische Analysen zur Bestimmung der Verwandtschaft von Haustieren (insb. bzgl. donauländischer oder mediterraner Linie).
  • Archäozoologische Untersuchungen von Haustieren und deren wahrscheinliche verwandtschaftliche Beziehungen.
  • Archäobotanische Untersuchungen zur Herkunft von Getreidearten (Donau- oder Mittelmeerweg).
  • Tiefschürfende metallurgische Isotopen-Analysen von Kupferartefakten unterschiedlicher Gruppen und deren Zusammengehörigkeit
  • sowie die möglichen Herkünfte des hoch-arsenhältigen Kupfer-Erzes (nicht aus Europa).
  • Tiefschürfende stratigraphische Untersuchungen zu den Schweizer Pfahlbauern (fehlen in Ö überwiegend).

Zielführende Forschungen zur Mondseer/Atterseer Pfahlbauernkultur

  • Erste Stratigraphien von (noch) ungestörten Stationen (z. B. Nußdorf, Aufham, Litzlberg-Süd) – entsprechend Schweizer Vorbildern wie jene zum Kleinen Hafner und den Bielersee (schon für die Erstellung einer chronologichen Typologie der Keramik und zur Aufklärung des 1200-jährigen Bestandes unserer Pfahlbauten).
  • Neubearbeitung der ehemaligen, historischen Arbeiten zur Mondseekultur angesichts der neuen chronologischen Erkenntnisse aufgrund 14Ccal-Analysen (v.a. der ehemaligen „prähistorischen Autoritäten“ Reinecke 1924, Hell 1920, Kyrle 1918, Pittioni 1954, Beninger 1961, Willvonseder 1968, Ruttkay 1981 u.a.m.)
  • Fortführung der unterbrochenen Studien Ruttkays bzgl. des Beginns der Epi-Lengyel-Kultur und der auslösenden Faktoren und Gruppen-Verschiebungen (SO-Europa)
  • Genomische Untersuchungen von Haustierknochen vom Mondsee und solchen an wesentlichen Schweizer und französischen Seen
  • Archäozoologische Untersuchungen (jenen von Erich Pucher 1997 und folgende ist wohl wenig hinzuzufügen)
  • Archäobotanische Untersuchungen von Getreide heimischer Seeufersiedlungen (v.a. zu Nacktweizen in landwirtschaftlichen Stationen)
  • Metallurgische Blei-Isotopen-Untersuchungen des Mondseekupfers vom Zürichsee, Bielersee, Bodensee usw. und Vergleich mit den Untersuchungsergebnissen Pernickas (und solchen – sofern möglich – vom Nordkaukasus)
  • Archäologische Neu-Untersuchungen der Mondsee-Keramik in Bezug auf SO-Europa- (Fortführung von Ruttkay) und Schweizer Keramik

Wesentliche Fragen zu Entstehung und Bestand der Mondsee/Attersee-Kultur

  • Warum hatte in Mitteleuropa (nur) die Mondsee-Gruppe Zugang zu Arsen-Kupfer vom Kaukasus und wofür?
  • Warum erfolgte die Besiedlung in so ungewöhnlicher Seehöhe (rd. 500 m ü. A.)?
  • Warum kommen drei so unterschiedliche Gruppen wie Metallurgen, Kanal-Pfahlbauer und Bauern an den Seen zusammen?
  • Was waren Vorteile der Seespiegel-Absenkung (in Schweiz: auch mit Zwischen-Aufstau und erneuter Absenkung)?
  • Wie kamen Schweizer Haustiere und südländisches Getreide an Mondsee/Attersee?
  • Warum kommt das sogenannte „Mondsee-Kupfer“ an die Schweizer Seen (v.a. Drei-Seen-Gebiet)?
  • Wie lebte eine so heterogene Gruppierung zusammen?
    Gab es eine gemeinsame Führung/Abstimmung?
    Wie war die Arbeitsteilung in Arsenkupfer-Bezug sowie -Metallurgie, Seen-Bewirtschaftung und den Bauern/Jägern?
  • Wie kommt Mondsee-Keramik und Mondsee-Kupfer (wenn auch nur vereinzelt) zu mehreren benachbarten Gruppen?
  • Wie kommen viele Gesteine (Hornstein, Serpentinit, Vulkanit usw.) nach Mondsee/Attersee?
  • Woher kommt die typische Keramik (z.B. asymmetrischer Henkelkrug) an die Seen?
  • Was ereignete sich nach dem Versiegen (ca. 3.300 BC) der kontinuierlichen Arsenkupfer-Versorgung?
  • Wie wurde die so ungewöhnlich lange Bestandsdauer von rd. 1.200 Jahren (~ 50 Generationen) möglich?

Die Entstehung der Mond-/Atterseer Arsenkupfer-Pfahlbauern-Kultur

Vor-Informationen zu Varna und dessen frühen Ufersiedlungen mit Pfahlbauten

Die hervorragende bulgarische Prähistorikerin Henrieta Todorova beschreibt 1992 die → Urgeschichte der westlichen Schwarzmeerküste mit der Proto-Hochkultur Varna (mit Königtum, Häuptlingssystem, hierarchischer Sozialstruktur, Patriarchat, monumentaler Steinarchitektur, hochentwickelter Kupfer- und Goldindustrie), die mitsamt dem Komplex Kodzadermen-Gumelnita-Karanovo VI (KGK VI) am Ende des 5. Jt. v. u. Z. durch eine sehr frühe Steppeninvasion und eine tiefgreifende ökologische Krise vernichtet worden ist. Von besonderem Interesse sind die von ihr erwähnten Ufersiedlungen mit Pfahlbauten aus den Seen bei Varna und Burgas, sowie jene bei Kiten (Urdovisa) und Sozopol, die in ihren untersten Schichten ebenfalls der Varnakultur angehörten.
Siehe auch: Henrieta Todorova auf Researchgate


Szenario: Besiedlung durch Kupfer-Metallurgen und Schweizer Kanal-Pfahlbauern

Im Folgenden wird ein Szenario zur Entstehung der Mondseer/Atterseer Arsenkupfer-Pfahlbauernkultur gezeichnet. Ein Szenario ist ein konsistentes Bild der historischen Gegebenheiten – das also mit den vorhandenen Nachweisen und Gegebenheiten übereinstimmt und zusammenpasst. Das Szenario stützt sich auf → "Die grundlegenden Pfahlbau-Forschungen zum Mondsee und Attersee".


Im 6./5. Jahrtausend v. Chr. entstand in Bulgarien um Varna – aufbauend auf eine Hochtemperatur-Keramik-Produktion (Temperaturen über 1100 °C) – eine umfangreiche Kupferproduktion mit allen zugehörigen z. T. hochkomplexen Technologien.

Offenbar kam es dabei zu „zunftartigen“ Bildungen von Spezialisten in Aufgabenbereichen wie Keramikern, Kupfer-Gießern, Kupfer-Schmieden, Köhlern, Bergleuten usw., deren Wissen nur innerhalb der Professionisten weitergegeben wurde: ein „Abschauen“ war schon wegen der Komplexität der Technologien nicht möglich.

Goldperlen aus Varna-Grab Nr. 43, 44. Jh. v.Chr.

Das Kupfer wurde bergmännisch in großen Kupferbergwerken gewonnen und von einem engen, vertrauten Kreis verarbeitet und in Artefakte gegossen, die durchwegs sehr begehrt waren und im Umfeld und bis weit in die pontische Steppe nördlich des Schwarzen Meeres hinein vertrieben wurden.

Bei diesen Metallurgen bildete sich bald eine „Elite“ heraus, die neben vielen Prestige-Objekten vor allem auch das neu aufgekommene Gold besonders bevorzugte. Das ist in mehreren Gräbern der Nekropole von Varna deutlich zu erkennen. Gold war das ultimative Statussymbol dieser Führungsschicht – allein in Grab Nr. 43 wurden Goldgegenstände mit einem Gewicht von über 1 kg gefunden (vgl. die Abb.).

Das Gold – durch Goldwaschen in Flüssen gewonnen – wurde von anderen, benachbarten Gruppierungen bezogen, aber nur in eigenen Werkstätten zu hochqualitativen Gold-Objekten verarbeitet.

Diese über Jahrhunderte florierende Gesellschaft mit ihrer Kupfer- und Gold-Metallurgie wurde um 4300/4100 v. Chr. plötzlich durch einen Angriff der Suvorovo-Gruppe aus den südrussischen Steppen zerstört – und die Siedlungen dieser Region und Kultur wurden für Jahrhunderte verlassen.


Zum plötzlichen Ende der Kupferzeit an der unteren Donau siehe auch den Abschnitt
Die Suvorovo-Gruppe überrennt um 4.200 v. Chr. Alteuropas Südosten.

Der herausragende Archäologe Svend Hansen vom Deutschen Archäologischen Institut beschreibt 2013 die Ausbreitung der Kupfer- und Gold-Technologie nach Europa und den Kaukasus in einem umfassenden Beitrag, dessen wesentlichste Aussagen hier beigefügt sind:
„Kupfer, Gold und Silber in der Schwarzmeerregion und im Karpathenbecken im 5./4. Jt. v. Chr.“.


Gold-Collier aus Maikop-Kurgan, 37. Jh. v.Chr.

Die Elite dieser Gesellschaft und ihre Metallurgen verließen ihre Heimat und zogen einerseits in den erzhöffigen Kaukasus, andererseits donauaufwärts nach Serbien und weiter nach Böhmen und die Slowakei und bis NÖ. Offensichtlich blieben die Führungen dieser beiden Gruppen weiterhin in Kontakt.

Die Metallurgen, die zum Kaukasus gingen, wurden rasch fündig – aber nicht mit Reinkupfer, sondern mit stark arsenhältigem Kupfer. In kurzer Zeit erarbeiteten sie die entsprechende, hoch-anspruchsvolle Metallurgie (das giftige und flüchtige Arsen darf bei der Verhüttung nicht verloren gehen). Dieses Arsen-Kupfer war nicht nur härter als Reinkupfer, sondern hatte auch bessere Gusseigenschaften und nach dem Guss geringere Gaseinschlüsse, welche für scharfe Schneiden beim Nachschärfen äußerst unangenehm gewesen wären.

Ihre Verbindung mit den ansässigen mesolithischen Jägern und Sammlern des Kaukasus – der „Meshoko“-Gruppe – führte in der Folge zur stark hierarchisch strukturierten „Maikop“-Kultur im Vorgebirge des Kaukasus mit ihren beeindruckenden Grabdenkmälern – den Kurganen. Im berühmtesten Kurgan „Oshad“ nahe dem heutigen Maikop fand sich die imposante Grabstätte eines Chiefs, der überreich mit Beigaben – insbesondere aus Gold (vgl. die Abb.) – aber auch aus Silber, Arsenkupfer usw. beerdigt wurde. (vgl. hierzu die umfassende Darstellung zum → Fürstengrab im Kurgan von Maikop)

Gold-Hortfund Stollhof, Niederösterreich, 4000 BC

Mit der Wanderung der zweiten Gruppe donauaufwärts kam es zwar zu gediegen Kupferartefakt-Lieferungen bis nach Ostösterreich (Beginn der Epi-Lengyelzeit) und bis nach Schwaben, ev. bis in die Schweiz. Sie brachten auch ihren 1-Henkelkrug mit (Ruttkay). Ein großer „Durchbruch“ mit Auffindung einer neuen, ergiebigen Kupferquelle konnte von diesen Metallurgen aber nicht erreicht werden.

Aus unbekannten Gründen muss es knapp vor der Etablierung der Mondsee-Kultur zu einem erneuten Kontakt zwischen den alten „Zunft-Verbündeten“ von Maikop und den donauländischen Gold/Kupfer-Metallurgen gekommen sein. (Die konkreten Gründe dafür sind unbekannt; die Ausbeutung von Waschgold-Funden an der oberen Salzach für die gold-affinen Maikop-Chiefs wäre denkbar, bleibt aber Phantasie. Einen gewichtigen Grund für die Arsenkupfer-Lieferungen vom Kaukasus an die oberösterreichischen Seen muss es aber gegeben haben.)

Auch Ruttkay stellt einen solchen Konnex her, wenn sie in ihrer "Chronologie und Typologie der Mondsee-Gruppe" schreibt: „Dass wir eine so frühe Herstellung von Kupfergegenständen voraussetzen, darf nicht verwundern, da ja auch der große → Gold-Depotfund von Stollhof (bei der Hohen Wand in NÖ; vgl. die Abbildung) mit unserer Formengruppe 1 [Anm.: also dem Beginn der Mondsee-Gruppe] annähernd gleichzeitig ist."


Jedenfalls kam es um 4.000 v. Chr. zur Einrichtung der Mondsee/Attersee-Gruppe an den oberösterreichischen Seen auf einer Seehöhe von rd. 500 Metern, die bis dahin jedenfalls von den donauländischen Gruppen strikt gemieden wurde.

Diese Gruppe bekam nicht nur Zugang zu gediegen Arsenkupfer (dessen Erz es in ganz Europa nicht gibt, in der Maikop-Kultur aber reichlich), sondern verfügte in der Folge auch über die entsprechende High-Tech-Metallverarbeitungstechnologie von Arsenkupfer-Metall. Ihre Erfahrungen mit der metallurgischen Behandlung von Kupfer und Gold dürfte ihnen die Übernahme dieser neuen, komplexen Technologie – trotz der entstehenden → extrem giftigen Arsendämpfe – aber erleichtert haben. Diese Giftigkeit verhinderte auch zuverlässig, dass andere, unerfahrene Gruppen Arsenkupferobjekte herstellten; deshalb gab es auch "Wanderschmiede" vom Attersee/Mondsee.

[Anm.: Die Mond-/Atterseer bekamen in Maikop sicher nur gediegen Arsenkupfer, da die Verhüttung des Arsenkupfer-Erzes eine hoch anspruchsvolle, komplexe und gefährliche Herstellungstechnologie voraussetzte, die die Maikop-Leute schon wegen des Alleinstellungsmerkmals ihres Metalls sicher wie einen Augapfel hüteten.]

Da die donauländischen Haustiere und deren Getreide für die höheren Lagen und den deswegen um 2–3 °C niedrigeren Temperaturen sowie auch den besonders hohen Jahresniederschlägen an den Salzkammergutseen ungeeignet waren, wurde nach anderen bäuerlichen Gruppen – die bereits Anpassungen von Vieh und Getreide an höhere Lagen hatten – Ausschau gehalten und in der heutigen Schweiz gefunden.

In der Schweiz hatten sich wenige Jahrhunderte vorher in Seehöhen von 400 bis maximal 600 Metern eine Kanal-Pfahlbauern-Kultur – wegen der regelmäßigen Verlegung des Abflusses des Zürichsees (der Limmat) durch Starkregen-Schotterfrachten der Sihl und der dadurch erforderlich werdenden Schotterbeseitigung durch „Rückwärts-Erosion“ – herausgebildet, die sich für eine Besiedlung der oberösterreichischen Seen anbot.

Durch die Absenkung der Seespiegel der oö Seen wurden freie, waldlose Flächen großen Umfangs geschaffen, die für den Anbau von Getreide aber auch als Wiesen für das Vieh genutzt werden konnten. Damit wurde unter Führung der Arsenkupfer-Metallurgen in kurzer Zeit eine Besiedlung der Salzkammergutseen realisiert.

Die Bevölkerung von Mond- und Attersee setzte sich aus drei voneinander profitierenden, aber recht unterschiedlichen Gruppen zusammen: Den Metallurgen mit den notwendigen Nebengewerben, den Seenbewirtschaftern (Kanal-Bauer und -Hüter) und den Bauern (Getreide, Viehzucht, Jagd).

Für die Situierung war neben der Höhenlage und der Kanal-Pfahlbau-Technik auch die Anbindung an die Donau als günstiger Verkehrsverbindung zum Schwarzen Meer wesentlich. Damit kamen die Schweizer Seen nicht in Frage; die bairischen Seen schieden wegen den fehlenden überhöhten Gletscher-Endmoränen für einen Kanalbau aus, ebenso wie die Salzburger Seen. Der Traunsee kam ebenfalls nicht in Betracht, da die Traun wegen des Traunfalls für größere Flöße nicht schiffbar war.

Chronologie und Kulturen in Mitteleuropa 4.500–2.600 v.Chr.

Es ist davon auszugehen, dass es in der Schweiz (vgl. hierzu das Chronologiesystem von Prof. Wolfram Schier in der beigefügten Grafik) noch immer spätmesolithische Jäger und Sammler gab.

Die bei den Schweizer Haustieren und dem Getreide vorhandene Anpassung an größere Höhen führte jedenfalls dazu, dass die ursprünglichen Kontakte – schon um Inzucht wegen der geringen Herdengröße zu vermeiden – weiter aufrecht erhalten bleiben mussten: wegen der Höhenanpassung der Haustiere kam eine Vermischung mit donauländischen Tieren ebenso wie eine Übernahme von donauländischem Getreide nicht in Frage.

Damit blieben auch die menschlichen Kontakte mit den Herkunftsgebieten aufrecht. Das führte in der Folge dazu, dass das sogenannte „Mondsee-Kupfer“ auch in der Schweiz verbreitet auftauchte. Für Reparaturen, Recycling, Umgießen usw. von Arsenkupfer-Artefakten kamen wohl „Wanderschmiede“ vom Mondsee/Attersee in die Schweiz.

Offenbar blieb der Bezug von Arsen-Kupfer während des gesamten Bestands der ursprünglichen Maikop-Kultur aufrecht.

Mit deren Übergang zur Maikop-Novosvobodnaja-Kultur und der ersten Ausbildung der Jamnaja-Kultur in den nordpontischen Steppen um 3.300 v. Chr. versiegte aber die Arsenkupfer-Versorgung (siehe hierzu auch Ottaways "zweiten Kupferhorizont" mit stark rückläufigen Kupferfunden).

Die Mondsee/Attersee-Kultur blieb aber trotzdem weiter stabil bestehen und endete erst um ca. 2700 v. Chr. recht abrupt – ohne irgendwelche direkte Nachfolger (weder Schnurkeramik- noch Glockenbecher-Gruppen) an den Seen.

Die Kanäle verfielen, der Seespiegel stieg rasch um mehrere Meter an und bewahrte so die Hinterlassenschaften der Arsenkupfer/Kanal-Pfahlbauern bis heute.

Szenario-Stützen: Vieh, Getreide, Pfeile, Beilschäftungen, Arsenkupfer, Mondseekrug

Hier werden insbesondere naturwissenschaftlich fundierte Argumente zur Herkunft der Mondsee/Attersee-Kultur gebracht. Die umfassenden Darlegungen sind in der → fundierenden Systematik und Methodik zur Pfahlbauern-Kultur dieser Homepage enthalten.


Pucher 1997, Erich und Engl, Kurt: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I - Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Tierknochenfunde. Mitt. d. Prähistor. Komm. Bd. 33. Öst. AdW 1997. 151 Seiten.

Die Fußwurzelknochen von Auerochsen, Mondsee- vs. zeitgleiche Donauland-Rinder

Erich Pucher und Kurt Engl vermuteten, dass während des Neolithikums zwei verschiedene, dauerhaft isolierte Nutztierpopulationen in den Alpen existierten, die jeweils eine völlig unterschiedliche Geschichte und Herkunft hatten. Sie stellten auch fest, dass die Rinderknochen aus Mondsee gegenüber dem Donauraum von geringerer Größe und wesentlich graziler waren. Die Lage und Ausrichtung der Hornkerne zeigt mehr Ähnlichkeiten mit Rindern aus südlichen Regionen.

Pucher schreibt auf S. 99 in seinen "Schlussfolgerungen bezüglich der Mondsee-Viehwirtschaft": „Die Viehwirtschaft der Mondsee-Kultur lässt sich nicht unmittelbar aus dem donauländischen Kulturkreis ableiten, da die relative Kleinheit ihrer Rinder innerhalb dieses Kreises ohne Parallelen dastünde. In der metrisch-morphologischen Beschaffenheit ihres Viehs und in ihrer Versorgungsstruktur stimmt die Mondsee-Kultur erstaunlich gut mit einigen Komplexen der Cortaillod-Kultur [der Schweiz] überein.“

Er sieht aber keine allmähliche, kontinuierliche Ausbreitung der Cortaillod- und der damit verwandten Pfyner Viehwirtschaft in die Ostalpen mangels an geeigneten und chronologisch entsprechenden Fundkomplexen (z.B. Durchgangsgebiete entlang Alpennordrand).


Mondseer aDNA-Haplogruppe A (rot) ggü Ratzersdorf (LBK)

Nikulina 2020, Elena und Ulrich Schmölcke:The first genetic evidence for the origin of central European sheep (Ovis ammon f. aries) populations from two different routes of Neolithisation and contributions to the history of wooly sheep. In: Schier, W. (Hrsg.) The Competition of Fibres: Early Textile Production.

Das Schaf-Vorkommen von Ratzersdorf (östlich St. Pölten; Linearbandkeramik) ist das älteste in Österreich und weist recht hohe Anteile der Haplogruppe A (rot) auf. Demgegenüber sind die Anteile der Haplogruppe A bei den Schafen des Mondsees wesentlich geringer, was dagegen spricht, dass diese Schafe von donauländischen Schafen – die im Osten Österreichs schon seit über tausend Jahren vorkommen – abstammen. Leider waren für diese Studie keine Schafzähne der Schweiz und Frankreichs verfügbar.


Schlichtherle schreibt (1997, S. 13), dass die Ausbreitung einer Kulturpflanze die These einer Ausbreitung aus einer mediterranen Wurzel stützen vermag. Es begann sich nämlich der Anbau von Nacktweizen durchzusetzen. Das Getreide muss vom Rhonetal ins Schweizer Mittelland gekommen sein, von wo sich sein Anbau sukzessive zum Bodensee fortsetzte. Die ältesten Funde von Nacktweizen in Europa stammen aus dem westmediterranen Raum, dem Siedlungsbereich der Cardial- oder Impressokultur.

Hafner & Suter 2000 bringen auf Seite 206 in: → 3400 v. Chr. Die Entwicklung der Bauerngesellschaften im 4. Jahrtausend v. Chr. am Bielersee. eine detaillierte Grafik zu den Schweizer Kulturpflanzen und zeigen, dass das Getreide 4.300–3.500 v. Chr. vorwiegend aus Nacktweizen und Gerste sowie etwas Einkorn bestand; Emmer war seltener.

Wiethold u. Wähnert (2008) schreiben auf S. 318 in „Die botanischen Makroreste“. In: Trebsche, P.: → Die Höhensiedlung „Burgwiese“ in Ansfelden (OÖ): „Bei den Nacktweizenfunden aus den jungneolithischen Seeufersiedlungen handelt es sich überwiegend um tetraploiden Nacktweizen.“ Leider fehlen nach wie vor Untersuchungen der Nacktweizen-Arten aus den Ackerbau-Stationen am Attersee und jener von Scharfling: weder Mooswinkel noch See/Mondsee oder Misling waren Stationen mit viel Ackerbau.

Tatsächlich weisen aber die aktuellen Forschungen zu Mooswinkel (Heiss et al. 2023:20) neben anderen Weizenarten auch Nacktweizen aus: Triticum aestivum/durum/turgidum.


Morgan 1983, Alexandra (London): Die Mondsee-Gruppe (Kap. 4.3; S. 61–73) ihrer Dissertation: "Die Silexpfeilspitzen vom Mondsee, OÖ, im Rahmen des Jung- und Spätneolithikums Zentraleuropas". Archäologia Austriaca, stellt in ihrer Analyse der Pfeilspitzen fest, „dass sich die Pfeilspitzen der Mondsee-Gruppe mit ihrer geraden Basis, der seltenen Verwendung von Plattensilex und ihrer groben Bearbeitung stark von den Pfeilspitzen aus Altheim abheben.“

Die Keramik der südfranzösischen Chasséen-Gruppe erinnert sie an die Mondsee-Keramik, nicht aber die Pfeilspitzen. Die Pfyner Pfeilspitzen machen einen gröberen Eindruck als das Altheimer Material und ähneln eher den gröberen Stücken aus See.

Das gleiche muss man auch von den Pfeilspitzen der Cortaillod-Kultur sagen. Die Ähnlichkeiten mit dem Mondsee-Material sind zahlreich. Nach den Messungen entspricht die Variationsbreite der Pfeilspitzen jener aus See. Die Pfeilspitzen, die wir aus anderen Fundorten der Cortaillod-Kultur kennen (Burgäschisee-Süd) erlauben den Schluss: „die Pfeilspitzen der Cortaillod-Kultur gleichen dem vorliegenden Mondseer Material.“

„Vergleicht man die Pfeilspitzen von Mondsee, Cortaillod und Altheim, so nimmt Mondsee in Form und Bearbeitung etwa eine „Mittelstellung“ zwischen Cortaillod mit groben und seltener flächenretuschierten Stücken mit gerader oder eingezogener Basis und oft ungleichmäßiger Schneidenausbildung, und Altheim mit sehr schön bearbeiteten, symmetrischen Exemplaren mit ausschließlich eingezogener Basis ein.


Der Metallurg Ernst Pernicka forschte fast ein Vierteljahrhundert zur Herkunft des "Mondsee-Kupfers" und resümiert 2010 / 2012:

Arsengehalt Mondseer Kupfer; vgl. den Unterschied der Dolche zu Äxten

Pernicka 2010, Ernst & Frank Carolin: Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: → Lake Dwellings after Robert Munro. Proc. Intern. Seminar: The Lake Dwellings of Europe. Univ. Edinburgh 2010:113–138.

Als Ergebnis ihrer Masterarbeit stellt Frank fest, dass sowohl aufgrund der chemischen Zusammensetzung als auch wegen der Blei-Isotopen-Analysen eine Herkunft des „Mondsee-Kupfers“ aus den Ostalpen und dem Balkan unmöglich ist. Auch die historischen Bergwerke „Ai Bunar“ und „Majdanpek“ kommen nicht in Frage, da diese nur Reinkupfer ohne jegliches Arsen lieferten.

Nach Pernicka (2010) stammt das arsenhaltige sogenannte „Mondseekupfer“ nicht vom Mitterberg, nicht aus den Alpen und auch nicht aus Südost-Europa. Mondsee-Kupfer hat besonders viel Arsen: 0,5–5%.

Er kommt zu den folgenden Schlussfolgerungen (S. 131): "Die chemischen und Blei-Isotopen-Eigenschaften des von der Mondseegruppe verwendeten Kupfers sind relativ homogen. Das dominierende Element ist Arsen, so dass die Bezeichnung "arsenhaltiges Kupfer" am treffendsten ist. Ein Vergleich der chemischen und Isotopen-Daten der ostalpinen Erze mit dem "Mondseekupfer" zeigt, dass es keine Korrelation gibt und dass die ostalpinen Kupfererze als mögliche Quellen ausgeschlossen werden müssen."

Pernicka 2012, Ernst: → The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy. In: → Western Anatolia before Troy in the 4th Millenium BC Int. Symp. KHM Wien 2012.

Pernicka schreibt auf S. 452: "Auf den Höhepunkt der Metallproduktion im späten 5. Jt. v. Chr. folgt eine an Metallfunden auffallend arme Periode im südöstlichen Europa und der Ägäis. Jedoch erscheint kurz darauf arsenhaltiges Kupfer als neues Material fast gleichzeitig vom Nahen/Mittleren Osten bis nach Mitteleuropa (Mondsee, Cortaillod). Und er schreibt weiter: "Entsprechend Chernykh markiert dies die Umstrukturierung der kulturellen Beziehungen zwischen Kaukasus und Europa, die nach der Balkan-Karpathen-Metallurgie-Provinz zur Bildung der so genannten Zirkumpontischen Metallurgischen Provinz führte."

Pernicka verweist mit Fußnote auf Schubert Eckehart: Zur Frage der Arsenlegierungen in der Kupfer- und Frühbronzezeit SO-Europas. In: Studien zur Bronzezeit. Mainz 1981:447–459.

Dieser schreibt auf S. 453: „Der metallurgische Umschichtungsprozess im Spätneolithikum zum arsenhaltigen Kupfer zeigt auch weitreichende kulturelle Veränderungen, die sich etwa im Abbruch der bemaltkeramischen Kulturen andeuten. Die neuen Metalltypen sind nicht im Westen sondern im Osten zu suchen, die schon durch die Herkunft der Metalltypen und ihrer Träger vorgezeichnet ist: in den Steppengebieten und im Bereich des Kaukasus. Wenn es im Osten einen Raum gibt, der über eine hervorragende und langlebige Arsenmetallurgie verfügte, so ist es der Kaukasusraum und sein Umland. Dort fehlt der ausgeprägte Naturkupferhorizont und an seine Stelle tritt sofort das hochprozentige Arsenkupfer."


Verteilung Cluster 1.5, 2 und 10 des Mondsee-Kupfers

Ottaway 1982, Barbara: Earliest Copper Artifacts of the Northalpine Region – Their Analysis and Evaluation. Seminar für Urgeschichte Universität Bern. Heft 7, 1982.

Ottaway weitet hiermit ihre Dissertation auf Schweizer Kulturen aus. Drei Cluster von Kupfersorten (1.5, 2 und 10) in der Mondsee-Gruppe und in Schweizer Kulturen bilden die chronologisch ältesten (arsenreichen) Kupfervorkommen am Nordrand der Alpen. Dazu gehören auch die entsprechenden Kupfermetallurgien und Spezialkenntnisse wie Hochtemperatur-Schmelzöfen (> 1.100 °C; reduzierend), Gießen und Schmiedearbeiten. Das arsenreiche Kupfer stammt nicht aus Europa.

Erster kupferführender Horizont: Mondsee-Gruppe, Cortaillod-Kultur, Pfyner Kultur (3.900-3.500 BC)

Mit diesem Horizont beginnt die erste, früheste wirkliche Kupferverwendung [Ottaway, S. 192-195]. Das in diesen Kulturen vorkommende arsenreiche Kupfer gehört zu den Clustern 2, 10 und 1.5. Cluster 1.5 kommt vor allem direkt in Mondsee vor.
Wie der nebenstehenden Grafik zu entnehmen ist, kommt das Mondsee-Kupfer neben den oberösterreichischen Seen vor allem am Zwei-Seen-System Bielersee und Neuenburgersee und ein wenig im Pfyner Gebiet vor.
Am Attersee und Pfyn kamen Metallbearbeitung und Schmiede vor; vielleicht auch in der Cortaillod-Kultur.
Die zeitgleiche Chasséan-Kultur in Frankreich nahe Schweiz nutzte Kupfer auch später noch nicht (das Schweizer Kupfer kam also nicht aus dem Süden).

Zweiter kupferführender Horizont: Horgener Kultur (3.300-2.800 BC): Kupferartefakte kommen nun viel seltener vor.


Ravich 1995, Irina; Ryndina, Natalia: Early Copper-Arsenic Alloys and the Problems of their Use in the Bronze Age of the North Caucasus. Bull. of the Metals Museum 23, 1995:1–18. Irina Ravich und Natalia Ryndina untersuchten arsenhaltige Bronzen in der nordpontischen Steppe und im Kaukasus. Sie fanden sehr ähnliche Rezepte bei der Herstellung von Dolchen in Maikop, Usatovo und Mondsee.


Ruttkay 1991, E.: Das Ende der Donauländischen Welt und Südosteuropa. Mitt. Anthr. Ges. 1991.

Abb. 7,4: Henkeltasse v. Bisamberg aus Sammlung von Manfred Kmoch

Ruttkay beschreibt hier, wie noch vor Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. Kupfer-Metallurgen mit hochstehender Keramik aus dem unteren Donautal zumindest bis nach NÖ gelangen, ohne die frühere Bevölkerung zu verdrängen.

Ruttkay beschreibt hier, wie in der Epilengyel-Zeit des östlichen Alpenvorlandes Keramik-Typologien erscheinen, die sich aus der einheimischen Entwicklung nicht ableiten lassen. Die deutlichsten Typen, die aus der Fremde kamen, sind die zweihenkelige Tasse und der Becher mit asymmetrischem Henkel (vgl. die Abb.). Dazu kommen als „Fremdlinge“ eine lineare Verzierung der Schüsselränder sowie umlaufende Halsverzierung, Flechtmuster und schräge, alternierend angebrachte Linienbündel.

Da nicht nur die zweihenkelige Tasse, sondern auch der seltene Becher mit asymmetrischem Henkel zu den Neuerungen des epilengyelzeitlichen östlichen Alpenvorlandes gehört und dieser in Siedlungen des Salcuta-Komplexes nachgewiesen ist, bestimmt dies die Richtung, wo das Ursprungsgebiet der zweihenkeligen Tasse zu suchen ist: Die zweihenkeligen Tassen des östlichen Alpenvorlandes haben ihre besten Entsprechungen in den zweihenkeligen Tassen der graphitbemalten Keramik der unteren Donau.

"Da sich das Verbreitungsgebiet des Salcuta-Komplexes nicht in unmittelbarer Nachbarschaft des östlichen Alpenvorlandes befindet, sind diese Neuerungen kein „Durchsickern“. Es bleibt daher nur die Möglichkeit, die in der Keramik festgestellten Fremdelemente auf Handels-Mobilität zurückzuführen. Da die Epilengyel-Zeit gegenüber der ganzen vorangehenden Entwicklung durch reiche Kupferverwendung gekennzeichnet ist, war es wohl der Handel mit Kupfer."

Mondsee/Attersee als das Arsenkupfer-Zentrum Mitteleuropas

Die Arsenkupfer-Hochburg Mitteleuropas

Dass Mondsee/Attersee das Arsenkupfer-Zentrum Mitteleuropas war, zeigt sich schon in der → Dissertation von Schmitz 2004 (S. 98): "Demgegenüber erbrachten die Stationen See und Scharfling zahlreiche Kupferflachbeile, Dolche, gekrümmte Klingen, Spiralen, Pfrieme, Angelhaken, Gussreste aus arsenhaltigem Kupfer. sowie Reste von mehr als 160 Gusslöffeln. Insgesamt sind rund 190 Metallfunde der Mondseegruppe bekannt, etwa 75 von diesen, die der Sammlung Schmidt angehörten, sind seit 1945 verschollen."

Im Folgenden werden die metallurgischen Arsenkupfer-Aktivitäten (Gusslöffel) der Mondseegruppe mit anderen Metallurgie-Funden bei benachbarten Gruppen sowie jenen der Schweiz einander gegenüber gestellt.

  • Mondseegruppe: 190 Metallfunde der Mondseegruppe; Reste von mehr als 160 Gusslöffeln: also etwa gleich viele Gusslöffel wie Metallfunde (Schmitz)
  • Salzachgebiet: 4 Äxte, 4 Drahtstücke, 1 Gussfladen, Gusserzstücke, Schlacken (Hell, div.)
  • Ennsgebiet: einige Kupferdrähte; 1 Gusslöffel und 8 Gusslöffel-Fragmente (Mitterkalkgruber 1992)
  • Altheim: 7 Kupferartefakte: 2 Beile, 1 Blech, 3 Pfriemen, 1 Gussklumpen (Driehaus 1960)
  • Schweiz
    • Lit.: → Schlichtherle: 3 Gusstiegel der Phyner Kultur in SW-Deutschland. Fundberichte BW 1982:59–71.
    • Lit.: → Hafner: In der Zentral- und Ostschweiz gibt es ab 3.750–3.500 v. Chr. Gusstiegel. Westlich des Zugersees kommen in der Westschweiz keine Gusstiegel vor [Anm.: also gerade dort, wo viel Mondsee-Kupfer gefunden wurde].
    • Matuschik listet S. 246 ff. detailliert die → Gusstiegel der Schweiz auf: Stein/Rhein 1 Gusstiegel, Steckborn 1, Hütwilen 2, Niederwil 6 Gusstiegel, Pfäffikon 1, Wetzikon 10 Gusstiegel, Uerikon 5 Gusstiegel, Männedorf 1, Meilen 25 Gusstiegel, Feldmeilen 3, Zürich-Presshaus 1, Zürich-Mozartstraße 12 Gusstiegel, Zürich-Kanalisationssanierung 1, Zürich-Rentenanstalt 1, Horgen-Dampfschiffersteg 2 und Risch 2 Gusstiegel.
      In der gesamten Schweiz wurden in insgesamt 16 Stationen 74 Gusstiegel gefunden.

Wie dieser Zusammenstellung zu entnehmen ist, gibt es im näheren Umfeld der Mondsee-Gruppe keine relevanten Metallurgie-Aktivitäten.

"Mondseekupfer" wurde auf Gusstiegelfragmenten in der Umgebung von Prag und Mittelmähren in erheblicher Menge gefunden. Größere Mengen arsenhaltigen Kupfers erreichten die Trichterbecherkultur zw. 3800/3700 und 3300 cal. BC und auch die Schweiz.

Wenn in der weiter entfernten Schweiz auch viel Mondseekupfer vorkommt, so ist dies wohl überwiegend auf Importe vom Mondsee zurückzuführen. Eine eigenständige Arsenkupfer-Produktion ist aber trotz des manchmal gehäufteren Auftretens von Gusslöffeln nicht anzunehmen.

Es scheint wahrscheinlicher, dass in der Schweiz „Wanderschmiede“ (vom Mondsee) mitgebrachtes Arsenkupfer und Recyclingmaterial verarbeitet haben. Diese Vermutung wird auch durch → Winiger 1981 (S. 54) bestärkt: „Die Kupfergießer aus Feldmeilen verwendeten Schmelztiegel aus gebranntem Ton, wie wir sie eigentümlicherweise nur noch von der Mondsee-Kultur kennen.“

Die herausragenden Eigenschaften von geschmiedetem Arsen-Kupfer

Härte wg. Δ-Dicke-% durch Kaltschmieden; As-Kupfer 2–3-mal härter als pures Kupfer; bearbeitet nach Ottaway (diese nach Tylecote)

Ottaway 2014, Barbara; Heeb, Julia: → Experimental Archaeometallurgy. In: Archaeometallurgy in Global Perspective: Methods and Syntheses. New York: Springer. 2014:161–192.

S. 176: Die früheste Kupferlegierung in Europa war arsenhältiges Kupfer, erst ein Jahrtausend später folgte Zinnbronze. Archäologische Nachweise werden nur durch Metallanalysen erbracht. Ein Blick auf die nebenstehende Abbildung zeigt, dass einer der Gründe für das Legieren ein rein technischer sein könnte, nämlich die Verbesserung der Eigenschaften. So lässt sich beispielsweise die Härte von reinem Kupfer durch Kaltschmieden nicht so stark erhöhen wie durch Bearbeitung von legiertem Kupfer (vgl. die Verdopplung bis Verdreifachung der Härte von geschmiedetem Arsenkupfer gegenüber purem Kupfer in der nebenstehenden Abbildung). Wie in der Abbildung extra herausgearbeitet, ist der Härte-Anstieg bereits bei nur geringem Kaltschmieden viel steiler als bei purem Kupfer.

Die Attraktion des Arsen-Kupfers ergab sich also nicht durch die materielle Zusammensetzung selbst, sondern vor allem durch die Arbeit der Schmiede: durch die Kaltverformung wurden die Schneiden der Beile (Messer usw.) bedeutend härter als bei reinem Kupfer. Weitere Punkte, die für legiertes Kupfer sprechen, sind der niedrigere Schmelzpunkt von Legierungen im Vergleich zu reinem Kupfer und die Verringerung der Porosität mit zunehmenden Legierungselementen. Planschliffe von arsenhältigem Kupfer zeigen mit ansteigendem Arsengehalt eine frappant inverse Beziehung zur Porosität des Metalls, was besonders beim Nachschärfen von Beilen und Messern (keine Lunker im Metall) von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Die genaue Technologie zur Herstellung von Arsenbronze ist weiterhin umstritten. Die experimentelle Archäometallurgie kann einen gewissen Aufschluss über die möglichen Verfahren geben. Bereits 1964 wies Pazuchin (1964) in Russland nach, dass es möglich ist, Arsenbronze durch Zusammenschmelzen von Oxiderzen mit arsenhaltigen Sulfiderzen herzustellen. Zur Herstellung von Kupfer-Arsen-Legierungen in Peru führte Lechtmann (1999) eine Reihe von Versuchen durch, bei denen sowohl Oxid- als auch Sulfiderze zusammengeschmolzen wurden. Die für die Versuche verwendeten Öfen basierten auf archäologischen Beispielen aus Batán Grande, Peru. Die daraus resultierenden Produkte zeigen deutlich, dass die prähistorischen Legierungen recht einfach, absichtlich oder zufällig, durch einen einstufigen Mitschmelzprozess gewonnen werden konnten.

Die weiterhin ungelöste Fragestellung des Mondseekupfers besteht in der Reinheit des Kupfers und dass in der Legierung ausschließlich Arsen ohne irgendwelche weiteren Verunreinigungen vorkommt.

  • Pazuchin 1964, V. A.: O proischoždenii drevnej myš’jakovistoj medi. Izvestija Akademii Nauk SSSR—Metallurgija i Gorneo Delo („On the origin of ancient copper containing arsenic; Transactions of the Academy of Sciences of the USSR—Metallurgy and Mining"), (1) 1964:151–165.

Wenig archäometallurgische Forschung zur Herstellung von Arsen-Kupfer

„Wenn ein Prähistoriker versucht, den Schmelzprozess experimentell durchzuführen, wäre er in der Lage eines des Kochens Unkundigen, der mit Hilfe eines Kochbuchs, in dem alle Mengen- und Zeitangaben fehlen, ein kompliziertes Gericht bereiten sollte. (Franz Hampl, ArchA Beih. 14, 1976:58–67)

Leichtmann führte 1984 in den Peruanischen Anden Versuche zur Bildung von Kupfer-Arsen-Legierungen aus. Die Schmelz-Chargen bestanden aus Mischungen von Kupferoxiden mit Kupferarsensulfiden und mit Eisenar auch Kupferarsensulfiden. Die Öfen glichen jenen von Batán Grande.

Die angestrebten Reaktionen beim Rösten und Schmelzen zeigen folgende Stöchiometrie:
Rösten: 8 CuAsS + 22 ½ O2 → 6 CuAsO4 + 2 CuO + As2O3↑ + 8 SO2
Schmelzen: CuAsO4 + 4 CO → CuAs + 4 CO2

Da das Erz (CuAsS) aber nicht in der gewünschten Reinheit vorkommt, ergab sich eine Produktzusammensetzung von 87% Kupfer, 7% Arsen, 3% Eisen und 1% Schwefel.

Leichtmanns weitere Experimente in der hier besprochenen Arbeit bezogen sich auf die Verwendung von unterschiedlichen Erzen in unterschiedlichen mengenmäßigen Relationen mit unterschiedlichen metallurgischen Prozessen. Das gesuchte "Kochrezept" für eine „saubere“ Legierung von Kupfer mit Arsen ergab sich in keinem der Fälle.

Leichtmann diskutiert S. 500 f. ("Prior Experimental Work") experimentelle Arbeiten anderer Autoren: Pazuchin (1964), Lorenzen (1965), Tylecote (1977, 1980), Rostocker (1991) mit unterschiedlichen Erzen zur Produktion von Arsen-Kupfer. Bei all diesen Experimenten ergab sich aber nie eine „saubere“ Legierung aus Kupfer und Arsen ohne bedeutsame weitere Verunreinigungen mit anderen Elementen.

Offenbar wurde das Verfahren zur Produktion von „Kaukasus-Kupfer“ oder „Mondsee-Kupfer“ bisher nicht gefunden.

Misslungene Experimental-Anordnung zur Produktion von Arsen-Kupfer in Peru 1988
  • Merkel 1988, J.F.; Shimada, I.: Arsenical copper smelting at Baran Grande, Peru. Inst. Archaeo-Metallurgical Studies Newsletter 12, 1988:4–7.

Um 900–1.100 n. Chr. wurden in Batán Grande (Peru) Kupfer durch Kupfer-Arsen-Legierungen ersetzt. Sechs prähistorische Minen und drei Schmelzplätze wurden identifiziert. Eine weitere Entdeckung ist das Vorhandensein von Speiss mit Anteilen von 56% Eisen, 41% Arsen und 4% Kupfer. Weiters gab es Kupfertropfen mit Arsenanteilen von 1–20%. In Schlacken wurden Arsenanteile bis 40% gefunden. Es wird vermutet, dass bewusst arsenreiche Erze in die Schmelze beigemengt wurden.

An einem historischen Ofen wurden Schmelzversuche mit mehreren, sich einander abwechselnden Bläsern durchgeführt. Mit kleinen Kupfer-Chargen konnten rasch Temperaturen von 1.100–1.200 °C erreicht werden, aber mit der Zugabe von weiteren Chargen sank die Temperatur wieder rasch unter 1.100 °C. Im gewonnenen Kupfer betrug das Arsen 0,05% und damit ist die Experimental-Anordnung als nicht zielführend anzusehen (vgl. die Abbildung). Dementsprechend muss weiter nach zusätzlichem arsenreichem Erz gesucht werden.

  • Zwicker 1980, U.: Investigation on the extractive metallurgy of Cu/Sb/As ore and excavated smelting products from Norsun-Tepe (Keban) on Upper Euphrates (3500-2800 BC)). Brit. Mus. Occas. Paper 17, 1980:13-26.

Am Oberlauf des Euphrat wurden in Norsun-tepe Kupferreste aus 3.500 – 2.800 v. Chr. gefunden. Offenbar gab es Kupfergewinnung, wobei auch mit Erzmischungen experimentiert wurde. Die Reste setzten sich aus Kupfer, gefolgt von Barium zusammen; weitere Bestandteile waren As, Cd, Fe, Ni, Pb, Sb, Sr und Zn. In kleinsten Partikeln kamen auch Arsenopyrit und Tetrahedrit vor. Historische Schmelzprodukte wurden in drei Horizonten gefunden. Sample 2 und 3 bestanden nur aus Cu und Fe. Sample 4 zeigte Spuren von Arsen.

Archäologische Experimente zur historischen Kupfer-Metallurgie

Eine ausführlichere Darstellung ist in den → Experimenten zur historischen Kupfer-Metallurgie dieser Homepage enthalten.

Angesichts der Komplexität der Arsenkupfer-Metallurgie und der Besonderheiten von arsenhältigen Kupfererzen war im Gefolge der Varna-Metallurgen in Maikop eine völlig neue Herstellungstechnologie zu entwickeln, um die Bildung von Arsendämpfen zu verhindern und den hohen Arsengehalt im Metall zu bewahren. Wie das den Maikop-Metallurgen gelang ist bis heute deren Geheimnis.

Angesichts der geringen gewichtsmäßigen Ausbeute von Kupfermetall von nur ca. 1 % im Vergleich zum notwendigen Erzeinsatz und den erforderlichen umfangreichen Aufbereitungsarbeiten ist davon auszugehen, dass die Mondsee/Attersee-Metallurgen gediegen Arsenkupfer-Metall vom Kaukasus abholten.

Dafür spricht auch, dass in Mondsee/Attersee und der Schweiz nur Gusstiegel/Gusslöffel und keine anderen Elemente des Metallurgie-Prozesses gefunden wurden. Damit verblieben den Mondseer/Atterseer Schmieden nur mehr die Aufgaben Köhlerei, Schmelzofenbau, Formenbau und Guss sowie Schmieden.

Aufgaben für die Mondseer Schmiede / Wanderschmiede in der Schweiz

Besorgen des Arsenkupfers vom Kaukasus

Hinsichtlich der Frage, ob das Arsenkupfer geholt oder geliefert wurde, trifft wohl ersteres zu: Bei Lieferung durch die Produzenten wäre das Arsenkupfer wohl auch bei anderen Abnehmern aufgetaucht, was aber nicht der Fall ist: das Mondseer Arsenkupfer wurde geholt.

  • Vermutliche Reisegruppe: 1 Autoritätsperson für Verhandlungen (erfahrener Metallurg); 2 Nachwuchs-Metallurgen (zur Reiserouten- und Knowhow-Weitergabe); 4 Träger/Arbeiter/Ruderer; 3 "Krieger" für die Sicherheit der Gast- und Tauschgeschenke und der Gruppe
  • Strecke von ca. 3.000 km: 240 km mit Floß bis Wien; 1.800 km Donau mit Floß bis Schwarzes Meer; 1.000 km mit Einbäumen entlang Küste des Schwarzen Meeres bis Maikop
  • Hinreise-Dauer: 2 Tage (d ) bis Wien (Ø 15 kmh); 200 h donauabwärts (Ø 5 kmh) = 20 d; 200 h in Einbäumen (Ø 5 kmh) bis Maikop = 20 d; ergibt in Summe 42 Tage reine Reisezeit (Flöße waren beladen mit vielen Geschenken für Gastfreundschaften und v.a. Tauschgeschenken für Arsen-Kupfer vom Kaukasus)
  • Rückreise-Dauer: 20 d Schwarzes Meer und 2.000 km Landweg mit Ø 4-5 kmh und 8 h/d = 50-60 d; reine Reisezeit 70-80 Tage (Für den Land-Rücktransport wurden wohl Rinder gekauft und eingesetzt.)
  • Gesamtreisezeit: 1/2 Jahr, wohl wegen einzuhaltender Gastfreundschaften auf der Reiseroute und vor allem ausgedehntem Aufenthalt für das eigentliche Arsenkupfer-Tauschgeschäft

Holzkohle-Produktion

Form des Gusslöffels mit "Doppel-T-Profil"-Griff
  • Fällen von geeigneten Bäumen und Transport zur Köhlerei
  • Trocknen des Holzes: Spalten des Stammes; Ablängen; Luft-Trocknung auf 13–18 % Restfeuchte (wohl mehrere Jahre)
  • Errichtung des Holzmeilers samt Erdabdeckung für die Pyrolyse in Holzkohle
  • trockene Aufbewahrung der Holzkohle

Bau der Gussformen

  • bei der früheren gediegen Kupfer-Metallurgie wurden nur verlorene Gussformen verwendet (Wachsausschmelz-Verfahren)
  • mit der neuen Arsen-Kupfer-Metallurgie wurden geteilte Gussformen verwendet, die auch Massen-Produktion zuließen
  • die Anfertigung solcher Gussformen setzte wohl spezielle Fertigkeiten voraus (Gesteinsauswahl, Bearbeitung der Gussformen usw.)

Errichtung des Schmelzofens

  • regelmäßig Errichtung eines Doppel-Ofens
  • setzt viel Erfahrung des Gießmeisters mit dem Schmelzprozess voraus, da viele Leute zusammenwirken müssen
  • komplexer Bau: reduzierender Brennraum (damit keine Oxidation des Arsens) und Möglichkeit des Einsatzes von Blas-Rohren oder Blasebälgen (Holzkohle verbrennt mit nur 800 °C: zusätzliche Lufteinblasung ist erforderlich um 1100 °C zu erreichen)

Schmelzen und Gießen als Gemeinschafts-Ereignis

Werkstatt (Daniel Modl): Ofen, Holzkohle, Blasebälge mit Düsen, Gusstiegel, Gussformen, Kaltschmieden

Bis heute sind die konkreten Abläufe des ehemaligen Schmelzens und Gießens nicht genau bekannt, wenngleich es „Archäologische Experimente zur historischen Kupfer-Metallurgie“ gibt, wie in dem eigenen Abschnitt dargestellt wird.

  • Der Schmelzofen musste über längere Zeit vorgeheizt worden ist, damit die Ofenwände nicht mehr kühlend wirken konnten.
  • Der Gusstiegel musste an die Stelle der größten Hitze eingebracht werden. Die Holzzange musste wegen der Temperatur sofort wieder entfernt werden. Dazu diente die Form des Griffs des Gusstlöffels in Form eines "Doppel-T-Trägers" (vgl. die Abbildung: ist laut Winiger die typische Form der Mondsee-Kultur), mit dem der Tiegel eingebracht und für den Guss wieder entnommen werden konnte.
  • Die zusätzliche Luftzufuhr durch Blas-Rohre oder Blasbälge musste kontinuierlich und gleichmäßig erfolgen, um die Schmelztemperatur zu erreichen. (Bei Blas-Rohren konnte es leicht zu Hyperventilation der Bläser kommen, sodass diese u. U. ohnmächtig werden konnten.)
  • Ein Problem bestand sicher darin, dass es kein „Sicht-Fenster“ in den Brennraum gab: wie konnte der Gieß-Meister wissen, wann das Metall geschmolzen war – mit „Farbtemperatur-Indikator“!
  • Der eigentliche Gussvorgang gestaltete sich recht schwierig: der Gieß-Meister musste ja den Gusslöffel mit einer eingeführten Holzzange aus dem über 1.100 °C heißen Ofen entnehmen und benötigte dafür sicher eine thermische „Schutzkleidung“; vor allem für Hände und Arme.
  • Jedenfalls blieb ihm nur kurze Zeit, das Schmelzgut in die vorbereitete(n) Form(en) zu gießen – ohne dabei allzu viele „Gusstropfen“ zu verlieren.

Nachbearbeitung und Schmieden

  • Entgraten, Polieren und Schleifen (ohne den Rohstoff zu vergeuden)
  • Kalt-Hämmern (zur Erhöhung der Härte und Verbesserung der Form)
  • Schleifen von Klingen und Schäften des Werkzeugs

Abschätzung des Gesamtaufwands der Arsenkupfer-Produktion

Der hier dargestellte Aufwand für die Arsenkupfer-Produktion besteht für die neolithische Gruppe vor allem darin, dass die diesbezügliche Arbeitsleistung nicht für die Subsistenzwirtschaft Land- und Viehwirtschaft oder Jagd zur Verfügung stand.

  • Für die Arsenkupfer-Lieferanten am Kaukasus in deren Augen wertvolle Tauschgeschenke für das begehrte Arsen-Kupfer (und deren Aufwand für die metallurgische Aufbereitung und Guss in Barren)
  • Gastgeschenke für die vielen Zwischenstationen der Reise donauabwärts und entlang des Schwarzen Meeres (wurden gleich auch für die Rückreise gegeben)
  • Reiseaufwand (mit ca. 5 Mannjahren geschätzt – ohne die benötigten Einbäume am Schwarzen Meer)
  • Holzkohle-Produktion (Bäume fällen, Ablängen, Spalten, Trocknung über Jahre; Köhlerei; Lagerung)
  • Spezialisten für Schmelzofen, Gussformen, Schmieden und Nachbearbeitung
  • Gieß-Meister

Die Mondsee/Attersee-Kultur als Arsenkupfer- und Pfahlbau-Erfolgsmodell

Die Mondsee/Attersee-Kultur setzte sich aus drei – sie wesentlich konstituierenden – Gruppen zusammen:

  • Arsenkupfer-Metallurgen und Schmiede sowie zugehörige Spezialisten der erforderlichen Nebengewerbe
  • Kanal-Pfahlbau-Spezialisten für die Bewirtschaftung eines Zwei-Seen-Systems und
  • Schweizer Bauern und Jäger mit deren an die Seehöhe (500 m) angepasstem Vieh und Getreide.

Hansen 2016 vom Deutschen Archäologischen Institut schreibt: "Bereits Gordon Childe erklärte den Metallurgie-Transfer nach Mitteleuropa durch die Mobilität des Metallhandwerkers. Dieser erste Vollzeitspezialist besaß nicht nur ein komplexes technisches Wissen, sondern verfügte auch über magisches, die Materie transformierendes Wissen, das ihn von der Gesellschaft abhob (Childe 1930:10). Sie repräsentierten eine Klasse von Personen, die die politische Führungsrolle beanspruchte und dies durch die Verfügung über die Metalle eindrucksvoll unterstrich. Die Metallwaffen aus Varna, Grab 43, allesamt Nachbildungen von Stein- oder Geweihwaffen, verweisen auf den gewaltförmigen Modus dieser „Elite“. Dieser besondere Status schützte ihn und erlaubte ihm seine Produkte über weite Entfernungen anzubieten.
Bei der Verbreitung der Metallurgie ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine sehr komplexe Technologie handelt, die nicht durch einzelne Individuen verbreitet werden kann. Seit dem Paläolithikum waren die Gesellschaften des westlichen Eurasiens zwischen Atlantik und Ural durch überregionale Netzwerke verbunden, in denen der Austausch von Gütern, Techniken und Ideen sowie von Menschen geregelt war."

Der Arbeitsaufwand für die Arsenkupfer-Produktion fehlte für die Subsistenz-Aufgaben Landwirtschaft, Viehzucht und Jagd. Gleichzeitig wird aber durch die vielen arbeitsteiligen Metaller-Aufgaben die Besiedlung von landwirtschaftlich ungeeigneten Stationen (Scharfling, See/Mondsee, Misling) verstehbar. Zusätzlich bedeutete die Produktion von wertvollen Tauschgeschenken für den Erwerb des Arsenkupfers einen weiteren ganz wesentlichen Aufwand.

Der bedeutsame Gesamtaufwand für die Arsenkupfer-Produktion am Mondsee/Attersee muss sich für die Seebewohner aber trotzdem deutlich „rentiert“ haben – sonst hätten sie diese Kooperation nicht so dauerhaft betrieben. Gleichzeitig haben sich vor allem die Metallurgen eine im Vergleich zu benachbarten Gruppen recht aufwändige Keramik geleistet.

Es ist ihnen offensichtlich recht gut gegangen.

Offenbar war die Arsenkupfer-Produktion so wertvoll, dass die Seebewohner die geringere landwirtschaftliche Eigenproduktion einschließlich des Aufwands für die Herstellung der Tauschgüter für das Arsenkupfer durch Eintausch von Nahrungsmitteln und anderen Rohstoffen von anderen Gruppen mehr als ausgleichen konnten.

So gab es insbesondere Metall-Lieferungen

  • in die Schweiz (an „Verwandte“: für "frisches" höhenangepasstes Vieh gegen Inzucht beim eigenen Bestand),
  • an die Salzach (Beile und Keramik – [für Goldwäscherei?]),
  • nach Altheim (Kupferbeile gegen Hornstein für Sichelmesser),
  • und Keramik-Lieferungen an die Paura (für Stützpunkt [und für „Geheimhaltung der Bergauf-Reiserichtung?"]),
  • an die Enns-Siedlungen (für Serpentinit-Gestein für Beile) und
  • ins Mühlviertel (für Vulkanit-Gesteine für Beile).

Durch diese Tauschhandlungen kamen Mondseebeile, Mondseekupfer und Mondseekeramik auch in viele andere Stationen, die aber sonst nichts mit der eigentlichen "Mondsee-Kultur" zu tun hatten.

Die Mondseekultur ist kein "Ableger der Altheim-Kultur"

Nach Neef, Bittmann und Hinton in Jacomet (2009) beginnen die Altheim-Stationen Pestenacker und Galgenberg um 3.500 BC, also deutlich nach den Mondseer Stationen

Ruttkay kommt 1981 in ihrer "Typologie und Chronologie der Mondseegruppe" aber recht unvermittelt zur Aussage: "Ihre Anfänge aber, die mit der Formengruppe 1 angedeutet werden, in eine Zeit, wo auch die Anfänge der ehemaligen Geschwistergruppe, der Altheimer Gruppe, gesucht werden. Nach unserer vorliegenden Studie darf Mondsee mit Altheim weiterhin als gleichzeitige „Geschwistergruppe“ angesprochen werden, die mit jener nicht nur durch ihre Gleichzeitigkeit, sondern auch durch ihre gemeinsame „nordische“ Baalberger-Komponente verbunden ist."

Ruttkay ist in ihrer Veröffentlichung aus 1993 (mit Pernicka) weiter der Meinung, dass die Mondseekultur eine mit Altheim eng verwandte Gruppe sei. Dabei bezieht sie sich vor allem auf eine Veröffentlichung von Barbara Ottaway und Christian Strahm aus 1977 in Budapest und nicht auf Ottaways Dissertation 1979.

Antl-Weiser wiederum bezieht sich 1995 auf Ruttkay und formuliert, dass "die Mondsee-Gruppe heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis nach Driehaus zählt und sie für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe ist".

Zwar forscht Ruttkay bereits in den 1990er-Jahren aus Eigenem in Richtung SO-Europa („Das Ende der Donauländischen Welt und Südosteuropa“, 1991), wird aber erst 2006 mit ihrer Festschrift in 14C-Datierungen involviert, nach denen Mondsee nicht mehr mit den MOG-Gruppen verwandt sein kann; die Daten von Boleráz und Jevišovice sind deutlich jünger.

"Mondsee-Gruppen" in Oberösterreich und Niederösterreich?

Reitinger 1969, Josef (ehem. Landesarchäologe): OÖ in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. (OÖ Landesverlag Linz 1969, 433 S. mit 342 Abb.) stellt eine Verbindung der Pfahlbauern mit der Münchshöfener Kultur als möglich dar, wenngleich er S. 55 f. schreibt: „Da wir die materiellen Hinterlassenschaften der Münchshöfener Kultur in Oberösterreich nur bruchstückhaft kennen, ist es nicht möglich, in ihr jene Stilelemente, die grundlegend für die Mondseegruppe wurden, herauszuarbeiten. Daher lässt sich der Übergang von der einen zur anderen, also das Werden der Mondseegruppe, archäologisch nicht aufzeigen. Diese tritt uns plötzlich als fertige Kulturform entgegen und macht mit Beginn der Bronzezeit einer völlig anderen Keramik Platz. Besonders das keramische Material der Mondseegruppe zeigt weder eine Entwicklung, noch lässt es eine Veränderung gegen das Ende zu erkennen.“


Grömer, 2001, Karina: → Neolithische Siedlung mit Lengyelgrab in Leonding. Die Stellung OÖs im Früh- und Mittelneolithikum. JB OÖ Musealverein 146/I, 2001:9–41. S. 32–39: Oberösterreich im Früh- und Mittelneolithikum; S. 28: Chronologietabelle; Lössgebiete für Besiedlung ...

  • Nach Gruber (2008) gibt K. Grömer (nunmehrige Dir.in der Prähistor. Abt. des NHM in Wien) einen grundlegenden Überblick zum frühen und mittleren Neolithikum in Oberösterreich.

Gruber 2008, Heinz: → Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand. Archäolog. AG Ostbayern / West-/Südböhmen / OÖ. Fines Transire 18, 2009:133–143. (mit illustrativen chronologischen Besiedlungsgrafiken von OÖ und NÖ von Christian Mayer, BDA.)


Trebsche 2008, P.: Die Höhensiedlung „Burgwiese“ in Ansfelden: Linzer Archäol. Forschgen 37/1&2, 2008. → Band 1. → Band 2

  • Schmitzberger Manfred: Die Tierknochen (und Vergleiche der Widerristhöhen mit Münchshöfener, Mondseer, Chamer Gruppe)
    • Ansfeldener hatten mondseezeitlich kleine Rinder in unterer Hälfte der Variation der deutlich größeren Rinder der Altheimer Kultur; in oberer Hälfte der Variation der kleineren Rinder von Mondsee. Im Ansfeldener Material stammen alle geschlechtsbestimmbaren Stücke von Kühen und einzelne Knochen überschreiten dann doch die Mondsee-Variation nach oben hin. Eine bessere Entsprechung findet man daher bei den im Mittel eine Spur größeren Rindern der ungefähr zeitgleichen Altheimer und Badener Kultur.
  • Wiethold u. Wähnert: Die botanischen Makroreste – Archäobotanische Analysen zu Ackerbau, Ernährung und Umwelt im Jungneolithikum
    • S. 319: "Interessant ist, dass ein Nacktweizen (Triticum aestivum s.l./durum/turgidum) in zwei Proben auftritt, darunter 86 verkohlte Karyopsen aus der Verfüllung der kleinen Ofengrube. Spindelglieder, die eventuell eine nähere Ansprache ermöglichen würden, fehlen. In der Verfüllung der kleinen Kochgrube fand sich lediglich eine einzelne Karyopse. Mit diesem Befund ist nachgewiesen, dass in der Mondsee-Gruppe des ausgehenden Jungneolithikums Nacktweizen als Kulturpflanze eine wichtige Rolle spielte."

Klieber 2012, Judith M.: → Die neolithische Besiedlung der „Burgwiese“ in Ansfelden. Diplomarb. Univ. Wien 2012: 391 S.; 52 Tafeln.

  • Die Besiedlung beginnt im frühen Jungneolithikum (4. Jahrtausend v. Chr.) mit einer „klassischen“ und späten Besiedlungsphase der Münchshöfener Gruppe, die auch Einflüsse der Mährisch-Ostösterreichischen-Gruppe und der Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe zeigt. Durch die Analyse des botanischen Materials im Rahmen der vorangegangenen Ausgrabungen konnte die Existenz von Einkorn, Emmer und vierzeiliger Gerste (vermutlich Nacktgerste) für diese Zeitphase nachgewiesen werden.
    Die Besiedlung besteht fort im Jungneolithikum (38. Jh. v. Chr.) und weist mindestens 3 Besiedlungsphasen der frühen Mondsee Gruppe (Mondsee 1 nach Ruttkay) mit Einflüssen der Mährisch-Österreichischen-Baalberger-Gruppe, der Michelsberger Gruppe, der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe, der Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland und der böhmischen Trichterbecherkultur auf. In der jungneolithischen Besiedlungsphase (38. Jh. v. Chr.) zeigte das Ergebnis einen hohen Anteil an Nacktgerste, an zweiter Stelle Emmer sowie Einkorn und auch einen größeren Anteil an Nacktweizen. Danach besteht ein Hiatus und konnte keine Besiedlung in Phase Mondsee 2 festgestellt werden. Die „Burgwiese“ wird erst wieder im Endneolithikum (29. Jh. v. Chr.) in mindestens zwei Phasen der Chamer Gruppe mit Einflüssen der klassischen Badener Kultur (Ossarn II) besiedelt.


Adolf Hitler geschenkte Serpentinit-Doppelaxt

Mitterkalkgruber 1954, David: → Jungsteinzeitliche Siedlungen im Ennstal. – JBOÖMV 1954:123-140.

Zusammenfassend schreibt er, "dass in der jüngeren Siedlungsperiode eine Vermischung nordischer und donauländischer Kulturelemente stattfand. Meines Erachtens hat ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Mondseekultur nicht bestanden. Der Siedlungsraum im Voralpengebiet östlich der Enns hat eine eigene Kulturentwicklung, deren Wurzeln im Donauraum liegen. Die gefundenen eindeutigen Mondseetypen fallen unter den übrigen Kulturresten auf und wirken fremdartig. Sie mögen im Handelswege hierher gelangt sein. Zudem ist der Raum westlich der Enns bis zum Steyrtal hinüber fundfrei. Fundberichte liegen erst von Molln, Kirchdorf, Micheldorf, Klaus, Steyrling und Brunnenthal-Pernerau vor."

Mondsee-Keramik?

Mitterkalkgruber 1992, David: Die Jungsteinzeit im oö Ennstal und ihre Stellung im ostalpinen Raum. Linzer Arch. Forsch. Sonderband IX; Linz 1992; 182 Seiten, 73 Tafeln.
findet in diesem seinem Alterswerk unter Anleitung von Beninger und Willvonseder – wenig überraschend – nun doch viel Mondseer Keramik. In manchen Stationen gibt es zwar gar keine Haustiere, in anderen vor allem Schafe und Ziegen.

  • Berichtenswert ist, dass (S. 22) Mitterkalkgruber seine Forschungen anlässlich des Neubaus der Mühlbachbrücke an der Eisenstraße 1933 begann, bei der einige Funde gemacht wurden. Darunter befand sich eine doppelschneidige Axt aus Serpentinit, die „...anlässlich eines Besuches Adolf Hitlers in der Stadt Linz diesem zum Geschenk gemacht wurde. Sie ist nunmehr verschollen. Der einzige erhalten gebliebene Beleg ist eine vom Verfasser angefertigte Zeichnung der Kontur des Gerätes.“ (vgl. die Abb.)

Maurer 2013, Jakob: → Das Mostviertel und die Mondsee-Gruppe – Felsklippen und Bärenzähne. In: Tag der nö Landesarchäologie 2013. Katalog des nö Landesmuseums 2013:28–35.

  • Einleitung: Dass das Hauptverbreitungsgebiet der kupferzeitlichen Mondsee-Gruppe bis in das südwestliche Niederösterreich reicht und sich keineswegs auf die oberösterreichischen Seeufer beschränkt, ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Ähnlich wie die Feuchtbodensiedlungen am Mond- und Attersee (Unesco-Weltkulturerbe seit 2011!) verdienen aber auch die Trockenbodensiedlungen der Mondsee-Gruppe im Ennstal und im Mostviertel eine intensive Betrachtung.

Maurer, 2014, Jakob: → Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. 32. Niederbayerischer Archäologentag, 2014:145–190.
(Maurer subsumiert alle jemals ventilierten Gruppierungen zur Mondsee-Gruppe: vom Chiemsee bis Mähren zum Mostviertel bis Graz und Kärnten.)



Frühe Hinweise namhafter österreichischer Archäologen auf Schweizer Herkunft

Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Slg. Much, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Diss. Wien 2002. (Doktorat bei Mondsee-Forscher Prof. Herwig Friesinger)

  • S. 86 zur Herkunft der Mondsee-Kultur: „Neuere Funde belegen eine engere Anknüpfung auch an die Pfyner Kultur, wie beispielsweise mehrere Gusstiegelfragmente aus dem rechtsrheinischen Gebiet der Pfyner Kultur, der Kupferdolch von Schorrenried bei Reute und eine Kupferspirale von Niederwil „Egelsee“ in der Schweiz (Winiger 1981), alles Typen die in der Mondsee Gruppe ebenfalls vorkommen.“

Ruttkay 1999, E.: In: Preuss, J. (Hrsg.), Das Neolithikum in Mitteleuropa. Bd. 2, Kulturübersichten in alphabetischer Ordnung. Beier & Beran Weissbach

  • Ruttkay schreibt zur Mondsee-Gruppe, dass diese eng verwandt ist mit der Pfyner Kultur, der Altheimer und anderen Kulturen. Und: Pfyn und die Mondsee-Gruppe sind durch ihre frühe Kupferverwendung und Kupfererzeugung ausgezeichnet. Als Erbauer von Pfahlbausiedlungen gehört die Mondsee-Gruppe zu einem zirkumalpinen Kreis von jungneolithischen Kulturen wie der Pfyner Kultur, dem Cortaillod-Chassey-Komplex. Der Ursprung der kennzeichnenden reichen Verzierung der Mondsee-Keramik ist noch unbekannt.“

Morgan 1983, Alexandra (London): Die Silexpfeilspitzen vom Mondsee, OÖ, im Rahmen des Jung- und Spätneolithikums Zentraleuropas. Archäologia Austriaca, Band 67, Verlag Deuticke, Wien 1983:1–96. (Doktorat bei Mondsee-Forscher Prof. Richard Pittioni)

Morgan zeigt, dass sich die Pfeilspitzen von Altheim und Mondsee klar unterscheiden, dass aber „die Pfeilspitzen der Cortaillod-Kultur dem vorliegenden Mondseer Material gleichen.“

Zwischenfutter für kleine Steinbeile Hinweis von Pittioni auf die Schweiz

Pittioni 1954, Richard: Urgeschichte des österr. Raumes. Wien, 1954.

  • S. 218: „Steingerät ist [in Mondsee] in großer Zahl vorhanden. Kennzeichnend sind: die in verschiedener Größe angefertigten Flachbeile (Abb. 150, 151), von denen die kleineren mit Zwischenfutter geschäftet waren.“
  • S. 228: „Die Ursache für die Errichtung von Pfahlbausiedlungen [am Mondsee] ist kaum zu ergründen, doch könnte man mit Rücksicht auf die Schweizer Verhältnisse an westeuropäische Einflüsse denken, die vielleicht auch durch die Verwendung des Zwischenfutters angedeutet erscheint.(vgl. die Zwischenfutterschäftung in der beigefügten Abb. 151, 2; S. 223)." [vgl. hierzu die nebenstehende Abb.]

Pittioni 1957, R.: Urzeitlicher Bergbau auf Kupfererz und Spurenanalyse. ArchA Beiheft 1, 1957:1–67. Pittioni ordnet hier irrtümlich das Mondseekupfer dem Mitterberger Bergbau zu, wenngleich er umfassenden Kupfer-Handel durch Mondsee konstatiert.

Pittioni 1968, R.: Zu den Beilschäftungen aus Mondsee. ArchA 44, 1968:84–88 (Pittioni berichtet über 4 verbliebene Beile aus See/Mondsee; aber nichts zu Beilen mit Zwischenfutter).


Franz 1927, Leonhard und Weninger, Josef: Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee. Materialien zur Urgeschichte Österreichs, Anthrop. Ges. und Prähistor. Ges. 1927.

  • S. 19 f.: „Mit den Pfahlbauten der Schweiz haben die Oberösterreichs nur so viel gemeinsam, als nordisches Gut in beiden Gruppen vorhanden; auch die Schweiz hat nordische Keramik, steinerne Sägen, Knaufhämmer. Wie in Oberösterreich die Bandkeramik, so spielt in der Schweiz der westeuropäische Kulturkreis neben dem nordischen eine Rolle. Ein starker Unterschied bei den Steinbeilen macht sich in der Beilschäftung bemerkbar: im Mondsee ist die für die Schweizer Pfahlbauten so typische Schäftung mit Zwischenfutter nur schwach vertreten.“
  • S. 81: 5. Geräte aus Hirschgeweih. „Aus Hirschgeweih liegen hauptsächlich Beile vor, deren Schneide durch schräges Abschneiden eines Endes erzielt ist. Da solche Beile keine scharfen Schneiden haben und die Schneiden keine Scharten aufweisen, können sie „nur dehnend, spaltend, nicht schneidend oder zertrümmernd“ gewirkt haben; Pfeiffer denkt an Verwendung beim Bastsammeln oder beim Abhäuten. Wie schon auf S. 19 hervorgehoben, sind die für die Schweizer Pfahlbauten so typischen Zwischenschäftungen für Steinbeile im Mondsee selten.“

In Frage kommende Gruppen der Schweiz

Gruppen in der Schweiz 4.000–3.750 v. Chr.

Archäologische Kulturen in CH 4.000–3.750 v. Chr.

Ebersbach 2012, Renate, Schibler, J.; Kühn, M; Stopp, B.: → Die Nutzung neuer Lebensräume in der Schweiz und angrenzenden Gebieten im 5. Jtsd. v. Chr. – Siedlungs- und wirtschaftsarchäologische Aspekte. JB Archäologie Schweiz 95, 2012:7–34.
Die chronologische Arbeit ist gegliedert in: Naturraum, Archäobotanik und Archäozoologie.

  • 5.500–5.000 v.Chr.: Bandkeramisches Fundmaterial ist für die Schweiz nicht belegt.
  • 4.500–4.000 v.Chr.: Im frühen Jungneolithikum treten erste Seeufersiedlungen auf: Zürich–Kleiner Hafner (vor 4.250 v.Chr.), Egolzwil; aber auch Siedlungen am Neuenbuergersee (noch wenig am Bielersee und Murtensee); das Alpenvorland scheint bereits regelmäßig besiedelt. Der Bodensee wird um 3.900 v.Chr. besiedelt. Es gibt bereits bäuerliche Ansiedlungen in allen siedlungsbegünstigten tieferen Lagen.
  • 4.000–3.750 v.Chr.: Im westlichen Mittelland und im Süden sind die vorher spärlich belegten Bereiche jetzt dichter besiedelt (Drei-Seen-Land: Bielersee, Neuenburgersee, Murtensee). Auch an den kleineren Mittelland-Seen bzw. Feuchtgebieten sind jetzt ebenfalls vermehrte Siedlungsaktivitäten fassbar, etwa am Wauwiler Moos mit Egolzwil 4 [# 17] oder am Lobisgensee [# 44]. Zudem sind vereinzelte Höhensiedlungen bis auf 600 m ü. M. belegt (Bennwil Ötschberg [# 8]). Die Siedlungsaktivitäten dehnten sich nun auch weiter in Richtung der höher gelegenen Alpen aus als noch während der Zeit der Bandkeramik.

Pfyner Kultur und Zwischenfutter für Beile

HLS Historisches Lexikon Schweiz: Pfyner Kultur 4000-3300 BC; Beziehungen zu Oberschwaben und Südbayern

Winiger 1981, Josef: → Feldmeilen-Vorderfeld – der Übergang von der Pfyner zur Horgener Kultur. Schweiz. Ges. f. Ur- und Frühgeschichte. Antiqua 8, 1981. 290 Seiten.

  • Die Pfyner Kultur in der Zentral- und Ostschweiz dauert von 3900-3500 und kennt auch Kupfer.
  • 200 Treffer „Zwischenfutter“: S. 38: Schäftung kleiner Beile mit Zwischenfutter aus Geweih; S.42: Pfyner Zwischenfutter
  • S. 54: „Pfyner Techniker … nehmen dadurch eine Sonderstellung ein, dass wir nur von ihnen Werkzeuge kennen, die zeigen, wie einfach die frühesten Kupfergießer angefangen haben – mit Schmelztiegeln aus gebranntem Ton, wie wir sie eigentümlicherweise nur noch von der Mondsee-Kultur kennen.“

Überblick zu Kulturen der Schweiz

Suter 1986, Peter und Schifferdecker, Francois: → Das Neolithikum im schweizerischen Mittelland. In: Chronologie – Archäologische Daten der Schweiz. Antiqua 15 der Schweizer. Ges. f. Ur- und Frühgeschichte. Basel 1986:34–43. (Egolzwil, Kl. Hafner, Cortaillod)
S. 38: „Es ersetzen Zwischenfutter aus Geweihstangenstücken die Fassungen und Sprossenteile."

Hafner 2000, Albert; Suter, Peter: → 3400 v. Chr. – Die Entwicklung der Bauerngesellschaften im 4. Jahrtausend v. Chr. am Bielersee.. Verl. Haupt. 317 Seiten; mit Textteil und Katalog. (Text sehr detailliert nach Kapiteln (Archäobotanik; Getreide, Pflanzen usw.; chronologische Kupfermetallurgie in der Schweiz in: Teil 2/2: S. 202–205)

Hafner 2003, A. & Suter, P. befassen sich mit ihrer Veröffentlichung → Das Neolithikum in der Schweiz detailliert mit dessen zeitlicher Entwicklung in der Schweiz.

Hafner 2005, Albert; Suter, Peter: → Raum/Zeit-Ordnung und neue Denkmodelle. Archäologie im Kanton Bern, Band 6B, Bern 2005:431–498, mit Katalog und umfassendem Literaturverzeichnis.

  • Gliederung in die Schweizer Regionen (Westschweiz, Zentralschweiz, Ostschweiz / Bodensee, oberes Rhonetal und Alpenrheintal) und diese in Zeitperioden sowie nach Keramik, Textilherstellung, Beile, Lochäxte, Pfeilspitzen, Fischfanggeräte, Geweih-/Knochen-/Silexartefakte; Messer/Erntemesser; Schmuck aus Zähnen, Knochen, Hirschgeweih, Stein, Muscheln und Schneckenschalen.
  • Weiters Beilschäftungen (S. 455: bereits in Egolzwil), Getreidearten, Viehhaltung und Jagd, Siedlungswesen usw.
  • Gusstiegel beschränken sich auf die Zeitspanne 3.750–3.500 v. Chr. (spätes Pfyn) in Zentral- und Ostschweiz; westlich des Zugersees sind bisher keine Gusstiegel gefunden worden.
Gleichzeitigkeit von Kulturen in F, Schweiz und Österreich

Jacomet 2006, Stefani führt in ihrer Veröffentlichung → Pflanzen-Wirtschaft in den nordalpinen Pfahlbauten - 3500-2400 BC auf S. 67 diese zeitlichen Aufeinanderfolgen weiter und erweitert sie um die nord-östlichen französischen Entwicklungen und auch jene von Westösterreich – leider wieder ohne Oberösterreich (vgl. die nebenstehende Grafik).

Stöckli 2009, Werner: → Chronologie und Regionalität des jüngeren Neolithikums im Schweizer Mittelland, Süddeutschland und Ostfrankreich (4.300–2.400 v. Chr.). Antiqua 45, Archäologie Schweiz, Basel 2009. 412 Seiten. (v.a. Keramik; frühe Schweizer Siedlungen, bairische Kulturen; bis Schnurkeramik)

  • Kap. 9. Regionalität und Entwicklung im Schweizer Mittelland, in Süddeutschland und in Ostfrankreich von 4300 bis 2400 v. Chr. (S. 195 ff.) S. 199: In der Ost- und Zentralschweiz hat sich der Henkelkrug mit der Pfyner und der zentralschweizerischen Pfyner Kultur verbreitet.
  • Kap. 10. Geschichte des Neolithikums im Schweizer Mittelland, in Süddeutschland und in Ostfrankreich von 4300 bis 2400 v. Chr. (S. 203ff.) S. 203: Mit dem Kulturblock Egolzwil/Frühes zentralschweizerisches Cortaillod kommen wir in den Sog der mittelmeerischen Kulturen, der am besten durch das Chasséen classique repräsentiert ist. In der Egolzwiler Kultur, die formärmer als ihre südwestlichen Nachbarn ist, fasst man mit den sogenannten Wauwiler Bechern auch einen starken mitteleuropäischen Einfluss.
    Im Vallon des Vaux fassen wir das Cortaillod ancien [um den Bielersee], welches den fast gleichen Formenreichtum aufweist wie das Chasséen classique [Ostfrankreich] und sich als eindeutig zum Mittelmeer orientierte Kultur zu erkennen gibt.

Schweizer Mittelland als Herkunft der Mond-/Atterseer Pfahlbauern

Verteilung Cluster 2 und 10 des "Mondseekupfers"
Archäologische Kulturen in CH 4.000–3.750 v. Chr.

Neben Vergleich der Mond-/Atterseer Gebrauchskeramik mit regionaler Schweizer Keramik könnte auch ein Vergleich der Schäftung der Beile in beiden Regionen für eine nähere Zuordnung hilfreich sein.

Zu den wesentlichen charakterisierenden technischen Produkten gehört die Schäftung der Beile mit Zwischenfutter aus Hirschgeweih. Bereits Franz und Weninger (1927) und auch Pittioni (1954) haben darauf hingewiesen und die Herkunft der Mondseer Beilschäftungen aus der Schweiz angedeutet.

Welche Beilformen vom Mond- und Attersee zu jenen von Schweizer Funden Ähnlichkeiten aufzeigen könnten (parallel oder quer zum Holm eingesetzte Beil-Klinge X mit Stangen- oder Knieholmen X Klingen- oder Holmschäftung: vgl. hierzu vor allem Winiger, Feldmeilen 1981:38–39), wurde in Veröffentlichungen bisher nicht behandelt.

Niels Bleicher weist in seinem Buch „Steinzeit im Parkhaus“ mittels einer Grafik (Abb. 10) darauf hin, dass es in der Schweiz eine deutliche Grenze der Verbreitung von unterschiedlichen Typen von Geweihzwischenfuttern für Steinbeile (Stangenholm in Zentralschweiz, Knieholm in Westschweiz) mit verschiedenen Traditionen gibt.

Nachfolgend werden Überblicksarbeiten zu den Gegebenheiten bei den Beilschäftungen in Schweizer Regionen gebracht.

Suter 1993, P. J: Holme, Hirschgeweihfassungen und Steinbeilklingen. Gedanken zur Entwicklung des neolithischen Beiles im schweizerischen Mittelland. Jahrbuch Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte 76, 1993:27–44.
Suter sieht klare Trennung zwischen dem west- und ostschweizerischen Mittelland. Suter zeigt (mit vielen Abbildungen auf den Seiten 36, 37 und 38; zusammenfassender Überblick auf Seite 41) die Entwicklung von Stangen- und Knieholmen in ihren Entwicklungen zwischen Westschweiz(Jurafuß-Seen und der Ostschweiz/Zürich-Bodensee auf.

Hafner 2000; Suter: → 3400 v. Chr. Die Entwicklung der Bauerngesellschaften im 4. Jahrtausend v. Chr. am Bielersee aufgrund der Rettungsgrabungen von Nidau und Sutz-Lattrigen. (KUPFER in der SCHWEIZ: Teil 2/2: S. 202–205) (CC-BY). → BORIS → mit umfassendem KATALOG und TAFELN.
→ S. 181: Stangenholm in Zentralschweiz, Knieholm in Westschweiz

Hafner 2003, A.; Suter, P.: → Das Neolithikum in der Schweiz. Journal of Neolithic Archaeology, 2003. CC-BY-License.
→ Rinder aus Frankreich; S. 27: Anteile der Rinder in Schweizer Stationen 40-60 %

Hafner 2005, Albert; Suter, Peter: → Raum/Zeit-Ordnung und neue Denkmodelle. Archäologie Kanton Bern, Bd. 6B, Bern 2005:431–498.

  • Gliederung des umfassenden Katalogs in Regionen (West-, Zentral-, Ostschweiz / Bodensee, oberes Rhonetal und Alpenrheintal) und diese in Zeitperioden sowie nach Keramik-Typologien.

Hafner 2022, Albert & Hostettler, M. (Hg.): → Burgäschisee 5000–3000 v. Chr. sidestone press Leiden: OSPA 2: 2022, 502 S.

  • Seiten 387–469: Katalog und Tafeln von typologisch signifikanten Fundstücken vom Burgäschisee (Keramik, Steinbeile und Netzsenker, Silices, Knochen- und Hirschgeweihgeräte)