Literatur zu Pflanzenarten von Schweizer und Mondsee-/Attersee-Kulturen

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Hofmann 1924, Elise: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten. Si.-Berichte der AdW math.-naturwiss. Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.

Jacomet 1984, Stefanie und Schlichtherle, H.: Der kleine Pfahlbauweizen Oswald Heer's - Neue Untersuchungen zur Morphologie neolithischer Nacktweizen-Ähren, in: Plants and Ancient Man: Studies in Palaeoethnobotany, Rotterdam 1984, 153-176.

Jacomet 1989, Stefanie: → Archäobotanik am Zürichsee. Ackerbau, Sammelwirtschaft und Umwelt von neolitischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen im Raum Zürich. Ergebnisse von Untersuchungen pflanzlicher Makroreste der Jahre 1979-1988. Praehistorische Zeitschrift 67(1) 1989:348

  • Ergebnisse zur Wirtschaftsarchäologie – Kulturpflanzenspektren: Seit der frühesten erfassbaren neolithischen Ufersiedlungskultur, der Egolzwiler Kultur, wurde ein sehr wichtiger Teil der Ernährung aus dem Anbau von Kulturpflanzen bestritten. Als wichtigste Kohlehydratlieferanten sind die Getreidearten zu betrachten. Vier Arten wurden während des Neolithikums angebaut (drei Weizenarten: Triticum monococcum = Einkorn, T. dicoccum = Emmer und T. aestivum/durum = Nacktweizen; eine Gerstenart: Hordeum vulgare = mehrzeilige Gerste). Erst in der Bronzezeit kamen neue Arten hinzu. Ab der Frühbronzezeit tritt als weitere Weizenart der Dinkel oder Spelz (Triticum spelta) auf; Hirsen, im Besonderen die Rispenhirse (Panicum miliaceum) waren mit Sicherheit erst in der späten Bronzezeit nachzuweisen. Eine Rolle bei der Nahrungsversorgung spielten außerdem Ölpflanzen (Lein = Linum usitatissimum und Schlafmohn = Papaver somniferum) und Hülsenfrüchte (im Neolithikum nur die Erbse = Pisum sativum; ab der Bronzezeit auch Linse = Lens culinaris und Ackerbohne = Vicia faba).
    Durch die quantitative Auswertung konnte gezeigt werden, dass der Anbau der Getreidearten im Verlauf des untersuchten Zeitraumes große Wandlungen durchmachte. So hatte Einkorn einzig während des frühen Jungneolithikums eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Im Gegensatz dazu steht die zweite Spelzweizenart, der Emmer, der erst während des Spätneolithikums an Bedeutung zunimmt und im Endneolithikum zur bedeutendsten Weizenart wird. Nacktweizen sind die wichtigsten Getreidearten des Jungneolithikums; im Verlauf des Spätneolithikums verlieren sie an Bedeutung, um im Endneolithikum praktisch zu fehlen. Vergleiche mit anderen Siedlungsplätzen zeigen, dass diese Veränderungen nicht nur für den Raum Zürich gelten.
    Der Getreidebau basierte seit dem frühesten Jungneolithikum auf dem Anbau von drei Arten (zwei Weizen, dazu Gerste). Gleichzeitig sind bereits differenzierte Nahrungsgewohnheiten anzunehmen, sind doch Weizen typische Brotgetreide, während Gerste wohl eher als Einlage in Eintöpfen verzehrt wurde. Es fragt sich, ob Lein im frühen Jungneolithikum (Egolzwiler Kultur, frühe Cortaillod-Kultur) überhaupt angebaut wurde. Relativ sichere Belege für Leinkultivierung haben wir frühestens in der älteren Cortaillod-Kultur. In der Pfyner Kultur steigt die Bedeutung des Leins, um im Spätneolithikum (Horgener Kultur) ihr Maximum zu erreichen. In der Schnurkeramik tritt dann Lein zwar noch regelmäßig, aber deutlich seltener auf. Schlafmohn gehörte zur Zeit der Egolzwiler Kultur sicher zu den wichtigsten Kulturpflanzen. Klar seltener sind Schlafmohnsamen in den Cortaillod-Schichten, um dann im Pfyn wieder an Bedeutung zuzunehmen. Extrem hohe Werte erreicht der Schlafmohn (wie der Lein) in der Horgener Kultur. Danach sinkt er zur Bedeutungslosigkeit ab. Erbsen scheinen während des Neolithikums vor allem zur Zeit der Egolzwiler und Horgener Kultur größere Bedeutung gehabt zu haben.

Schlichtherle 1997, Helmut: Pfahlbauten rund um die Alpen. Archäologie in Deutschland, Sonderheft 1997:13.

Jacomet 2006, Stefanie: Plant economy of the northern Alpine lake dwellings — 3500–2400 cal. BC. Environmental Science, Agricultural and Food Sciences 2006.

  • Zwischen 3500 und 2400 cal. v. Chr. wurden im nördlichen Alpenvorland beträchtliche Veränderungen in der Häufigkeit von Kulturpflanzen beobachtet. Die Bedeutung des tetraploiden Nacktweizens (Triticum durum/turgidum) und des Schlafmohns (Papaver somniferum L.) nimmt ab, während die des Spelzenweizens (hauptsächlich Emmer, Triticum dicoccum) und des Flachses (Linum usitatissimum) allmählich zunimmt.

Jacomet 2009, Stefanie: → Plant economy and village life in Neolithic lake dwellings at the time of the Alpine Iceman. Veget Hist Archaeobot (2009) 18:47–59

  • "Wenn im folgenden Text von "Nacktweizen" die Rede ist, ist damit Triticum durum/turgidum oder Triticum aestivum (tetra- oder hexaploider freidreschender Weizen) gemeint. Wo nur Körner erhalten sind, ist diese Unterscheidung nicht möglich; sie kann nur mit Hilfe von Ährenresten (rachis remains) vorgenommen werden. In der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends v. Chr. wird in den Fundorten nördlich der Alpen hauptsächlich tetraploider Nacktweizen gefunden (wenn nicht gar als einzigem Nacktweizen)."

Wiethold u. Wähnert (2008): Die botanischen Makroreste. In: Trebsche , Peter: → Die Höhensiedlung „Burgwiese“ in Ansfelden (OÖ). Band 2: S. 316

Caracula 2019, Valentina: → „Naked Wheat“-Laboratory at the 18th Conference of the International Workgroup for Palaeobotany (IWGP)

  • Kurs zur Unterscheidung zwischen tetra- und hexaploidem Weizen. Jacomet erkannte tetraploiden Weizen in neolithischen Schweizer Pfahlbauten. Die Zusammenhänge zwischen der Entstehung des tetraploiden Nacktweizens und dem Beginn der Landwirtschaft im Alpenvorland werden diskutiert.

Heiss 2023, Andreas, Jakobitsch, Th., Rosner, S., Kühn, M., Dworsky, C., Leskovar, J.: → How animal dung can help to reconstruct past forest use: a late Neolithic case study from the Mooswinkel pile dwelling. Archaeological and Anthropological Sciences (2023).