Kompakte Darstellung von Varna I

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Pernicka 2014: Kupferzeitliches Gold aus Varna – Herkunft, Zirkulation, Verarbeitung und Funktion

Das Gold von Varna I ist sogenanntes „Seifengold“, das durch Goldwäsche aus Flüssen gewonnen wurde. Dieses Gold kommt wegen der Farbe häufig in Kombination mit Silber (Anteile von bis 30–50 %: silbriger) und auch als bewusste Legierung mit Kupfer (rötlicher) vor. In den Gräbern kommt eine Vielzahl von Objekttypen und Funktionen vor: Körperschmuck in Form von Armbändern und Halsketten, Piercing-Elemente, Stoffschmuck wie Applikationen, aber auch Prestigeobjekte und Zeremonialgegenstände oder Szepter in Form von goldverzierten Waffen/Werkzeugen (Bögen, Äxte).

Es gab ein hohes handwerkliches Know-how: serielle Herstellung von Artefakten, verschiedene Guss- und Legierungstechniken, die absichtliche Kombination verschiedenfarbiger Goldobjekte und schließlich die Verwendung der Blattvergoldung zur Vermittlung von Sozialprestige. Die serielle Herstellung von Artefakten, z.B von gewölbten Applikationen und doppelt-konischen Perlen, lassen auf ein besonderes Konzept der Schmuckherstellung schließen, das auf der Wiederholung von Teilen gleicher Form, gleichen Gewichts und gleicher Größe beruht.

Das Wachsausschmelzverfahren wurde zur Herstellung von massiven und auch von hohlen Gegenständen verwendet. Zur plastischen Formgebung gehört das Hämmern (mit Werkzeugen aus Stein, Kupfer oder Geweih). Zum Ziselieren wurden Meißel und Stempel verwendet. Prägen, Falten und Biegen gehören ebenfalls dazu; für Perforationen dienten konische Spitzen. Schleifmittel wie Schleifsteine, Sand, Asche und kieselhaltige Pflanzen wurden für die Endbearbeitung; Schleifmittel mit Fasern sind wahrscheinlich zum Trennen verwendet worden.

Gerne wurde polychromer Schmuck aus Gold und farbigen Steinen verwendet, wie zum Beispiel die Halskette aus Grab Nr. 97. Neben der Verwendung als Schmuckmaterial diente Gold auch zur Verzierung einzelner Grabbeigaben. So wurden Textilien, Hammeräxte, goldverzierte Szepter, doppelt-konvexe Armbänder, Keramiken, aber auch die Tonköpfe aus den Gräbern Nr. 2, 3 und 15 vergoldet, indem sie mit Goldblechen umwickelt oder bedeckt wurden. Vermutlich wurde durch diese Vergoldung die soziale und/oder religiöse Bedeutung unterstrichen.

Die Werkzeuge oder Waffen verdienen besondere Beachtung: Deren Goldschmuck unterstreicht ihren symbolischen Wert als Prestigeobjekte oder Symbole sozialer/religiöser Macht. Gleichzeitig spiegeln diese Objekte vermutlich die soziale Bedeutung der damit verbundenen Tätigkeiten wider. Wie bereits erwähnt, können sie für die Jagd, die Kriegsführung und/oder das Handwerk stehen.