Fische, Frösche und Muscheln in Mooswinkel

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Verteilung der Fischarten und Fundanzahl in Mooswinkel

Neben wichtiger pflanzlicher Nahrung nutzen die prähistorischen Bewohner der Seeufersiedlungen auch das tierische Protein ihrer Haustiere. Daneben spielte die Jagd sicher eine gewisse Rolle für die Ernährung. Wenn man an einem Gewässer lebt, dann nutzt man, sofern man über die technischen Möglichkeiten und Fertigkeiten verfügt, auch die im Gewässer vorkommenden Lebewesen für die Ernährung so gut es geht. Das Projekt „Zeitensprung“ ermöglicht Antworten auf die Frage, welche Fische in prähistorischer Zeit im Mondsee gefangen wurden. Dadurch erkennt man die damaligen Fischbestände und kann auch herausfinden, wie gefischt wurde und welche Fische für die Nahrung der Menschen eine Rolle spielten. Schon bei der groben Durchsicht des sorgfältig geborgenen Fundmateriales fiel auf, dass darin auch außerordentlich viele Froschknochen vorhanden sind. Die Bestimmungen der ca. 600 Fischknochen ergaben viele verschiedene Fischarten. Allerdings verblieb rund die Hälfte der Fischknochen unbestimmbar.

Die drei wichtigsten Fischgruppen sind die Karpfenartigen/Weißfische (Cyprinidae), der Hecht und die Gruppe der Forellenartigen/Renken.

Anzahl n der Karpfenartigen mit bestimmter Wirbelgröße

Unter den Karpfenartigen ließen sich bis jetzt nur wenige Arten, wie Rotfeder oder Rotauge sicher nachweisen; weiters Karpfen, Laube und Perlfisch.

Um ein Gefühl für die gefangenen Fische und ihre Größenverteilungen zu bekommen, werden die Wirbelmaße – hier die größte Höhe der Korpora – in der Grafik in Millimetern angegeben. Die Größe der Wirbel zeigt eine erste Spitze von weniger als 1 Millimeter bis zu 2 Millimetern, was auf die Ausbeutung von jungen und eher kleinen Fischen hinweist und dass die meisten der gefangenen Weißfische deutlich unter 10 cm bis hin zu 15 oder 20 cm groß waren. Größere Wirbel zwischen 2,5 und 5,5 Millimetern stehen für größere Cypriniden von 20 bis 30 cm und ein Exemplar mit einem Durchmesser von etwa 9 Millimetern deutet auf einen großen Cypriniden hin, aber nicht auf einen Karpfen, sondern auf eine große Schwarzmeerplötze (Perlfisch).

Verteilung der Größe der Hechtknochen

Bei den Hechten zeigt die Verteilung der Wirbelgrößen eine erste Spitze zwischen 3 und 6 Millimetern und zeigt für den Großteil der gefangenen Hechte eine Länge von etwa 20–40 cm. Ein kleinerer Peak geht bis zu einer Wirbelhöhe von 8,5 Millimetern, was auf den Fang größerer Individuen hindeutet, und die größten Exemplare mit einer Höhe von etwa 10 Millimetern sind weniger häufig, stammen aber von Hechten mit einer Länge von etwa 60–70 cm; für Hechte sind das aber keine kapitalen Exemplare.

Die dritte Fischgruppe der Renken und Forellen(-artigen) wird zusammengefasst, da sich hauptsächlich nur fragmentierte Wirbelreste im Fundmaterial befinden, die sich auf Grund ihrer Ähnlichkeit nicht sicher bestimmen lassen. Einige wenige konnten aber der Forelle und den Renken zugeordnet werden. Die meisten Wirbeldurchmesser liegen zwischen zwei und vier Millimeter und repräsentieren Fische in der Größe von weniger als 10 bis hin zu 20 cm. Nur wenige Wirbel erreichen 6 Millimeter, was einer Fischlänge bis zu 30 cm entspricht.

Anzahl angebrannter Fischknochen nach Fischart

Fänge von Flussbarsch, Zander, Bartgrundel und Aalrute konnten dagegen nur in recht geringem Umfang nachgewiesen werden.

Die kleinen Fische weisen auf eine ufernahe Befischung, wahrscheinlich mit Netzen oder Reusen, hin. Die Renken sind dagegen wahrscheinlich mit Netzen in tieferem Wasser gefangen worden. Höhepunkt der Fischerei war sicher immer die Laichzeit der verschiedenen Arten, wenn die Fische in größeren Mengen auch im flachen Wasser gefangen werden konnten.

Ein kleiner Teil der Fischreste (77 von über 600) ist angebrannt und zeigt Verbrennungsspuren, die von wenig = schwarz über mittel = grau bis zu weiß – durch deutlich höhere Temperatur kalziniert – reichen.

Legende: Pisces … Fische allg., Cyprinidae … Weißfische, Esox lucius … Hecht, Salmonidae … Lachsartige, Lota lota … Aalrutte, Perca fluviatilis … Flussbarsch


Froschknochen und Anzahl angebrannter Knochen

Die Amphibienreste bestehen fast ausschließlich aus Froschknochen, Knochen von Kröten konnten dagegen kaum nachgewiesen werden.

Legende zu den Froschfunden:
rot: hintere Extremitäten, türkis: Rumpf; gelb: vordere Extremitäten; weiß: Schädel;
wenig bis stark angebrannte 177 Froschteile (wenig – schwarz – grau – weiß = kalziniert)

Die vielen Knochen belegen nur relativ wenige Schädel- und Rumpfreste, wie beispielsweise Wirbel. Knochen aus den Vorderextremitäten sind aber besser repräsentiert; die Reste der Hinterextremitäten erscheinen dagegen überrepräsentiert. Bei Fröschen stellt sich – mehr als bei den Fischen – die Frage, ob es sich hier um eine Ansammlung natürlich verstorbener Tiere handelt oder ob Menschen für diese Anhäufung verantwortlich sind. Ähnlich wie bei den Fischen konnte auch bei den Froschknochen eine Anzahl von angekohlten Knochen nachgewiesen werden. Die Verkohlungsspuren und die Häufung von „Froschschenkeln“ lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass auch die Frösche, die zu bestimmten Zeiten lokal sicher massenhaft zu finden waren, als Nahrungsressource der prähistorischen Bewohner der Pfahlbausiedlung dienten.

Die Frösche wurden wohl in der näheren Umgebung des Seeufers und bei Bächen gesammelt.


Muscheln und Schnecken aus der Station Mooswinkel

In den entnommenen Sedimentproben fanden sich viele Muscheln (Unionidae = Flussmuschel) und Schnecken in den Siebrückständen.

Die Schalen von Muscheln und Schnecken lassen sich deutlich in rezente Ablagerungen unterteilen, die alle kleinen Muscheln und Schnecken umfassen. Die Grafik zeigt ein sehr hohes Niveau der identifizierten Arten, was auf einen hohen Anteil an vollständig erhaltenen Schalen der rezenten Ablagerungen hinweist, die in allen Altersklassen vom Jungtier bis zum Erwachsenen zu finden sind.

Bei einigen Gastropoden (Schnecken) ist das Gehäuse noch in Position.

Auf der anderen Seite sind die Schalen von Flussmuscheln (Unionidae) dagegen stark fragmentiert und meist nicht vollständig erhalten.

Eine gewisse Anzahl von Muschel-Klappen deutet auf eine direkte Feuer-Einwirkung hin, so dass diese Überreste eine neolithische Entsorgung der Muscheln darstellen und keine modernen Überreste sind.


Verwendete Literatur:

  • Dworski 8/2021, C. & Leskovar, J.: → Funde aus Mooswinkel am Mondsee in Österreich: Mooswinkel wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefunden. Nach seiner Entdeckung durch einen Sporttaucher wurde sie 1972 von einem Tauchteam des Bundesdenkmalamtes untersucht und vermessen. 45 Jahre später begannen mit der Forschungsinitiative "Zeitensprung" wieder kleinräumige Ausgrabungen. Herausragend, zumindest für österreichische Seeufersiedlungen, ist die Erhaltung von mehr als einen Meter dicken Kulturschichten, mit mindestens drei in-situ Kulturschichtpaketen, die jeweils von Erosionshorizonten überdeckt sind. Nach den Ausgrabungen an zwei Fundstellen am Attersee liefert Mooswinkel nun wertvolles Material und Daten für ein besseres Verständnis der österreichischen Seedörfer in der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr.
    Nikolaidou 2021, Dafni; Galik, Alfred: → (Fisch- und andere Überreste aus Mooswinkel): Die Unterwasser-Ausgrabung Mooswinkel bringt aus ichthyo-archäologischer Sicht außergewöhnlich gut erhaltene organische Reste. Die aus den Sedimentproben sehr sorgfältig geborgenen Fischreste liefern wichtige Informationen zum Fischfang und Fischkonsum der neolithischen Siedler. Die verschiedenen Fischarten können Hinweise auf das Repertoire an Fischfangtechniken von der ufernahen Fischerei über die Stellnetzfischerei bis zum Netzfischen im offenen Wasser geben. Neben den typischen Karpfen, Hecht, Barsch, Forellen und Renken-Arten wurden jedoch auch große Mengen hauptsächlich von Froschknochen geborgen. Dies wirft die Frage auf, ob die Froschreste nicht auch einen Teil der Ernährung der Bewohner widerspiegeln. Das Material enthält auch zahlreiche sehr gut erhaltene Fischschuppen, aus denen sich vermutlich zum einen die Fangzeit rekonstruieren und zum anderen das Alter der gefangenen Fische abschätzen lässt.