Die Pfahlbauforschung am Mondsee und die Mondseekultur

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Kunze 1986, Walter: Mondsee – 5000 Jahre Geschichte und Kultur.
Selbstverlag der Marktgemeinde Mondsee; 191 Seiten. (2. Auflage 1990).

Exzerpt zu „Pfahlbauforschung am Mondsee und die Mondseekultur“ (S. 9–15)

Bis zur Entdeckung des Pfahlfeldes See am Mondsee durch Matthäus Much im Jahre 1872 beschränkte sich die Pfahlbauforschung in der Hauptsache auf das Feststellen von Pfahlfeldern und kleinere Fundbergungen. Mit Matthäus Much begann die Arbeit im Sinne einer eingehenden Erforschung. Die reichen Ergebnisse seiner Tätigkeit am Mondsee ließen ihn zum „Altmeister österreichischer Pfahlbauforschung“ werden. Durch den Ankauf der Villa Marienau nahe der von ihm entdeckten Fundstätte See machte er sich hier den Sommer über sesshaft. Der Fischer und Gastwirt Georg Reichl und Muchs Sohn Rudolf, der spätere namhafte Germanist an der Universität Wien, waren ihm bei der Arbeit wertvolle Helfer. Die langjährigen Untersuchungen fanden in einer Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen ihren Niederschlag. 1874 entdeckte Matthäus Much bei Scharfling am Mondsee nahe der Mündung des Kienbaches eine weitere Siedlung.

Für die Fundbergung war Much auf Arbeiten von der Wasseroberfläche aus angewiesen. Zeitweise beschäftigte er allerdings auch einen guten Schwimmer, der tauchend Funde mit der Hand vom Seeboden herauftauchte. Die vom Boot aus erreichbaren Gegenstände wurden mit einer zangenartigen Vorrichtung geborgen. Für das Bergen der Kulturschicht, in der die Masse der Funde steckt, verwendete Much eine selbst konstruierte Baggerschaufel, die am Heck eines Flachbootes befestigt war und hebelartig betätigt wurde. Auf diese Weise gelang es Much, eine erstaunlich große Zahl an Funden zu bergen. Das Bild einer eigenständigen Kultur, der Mondseekultur, schälte sich heraus.

Die umfangreiche Sammlung Muchs erwarb 1912 das österreichische Unterrichtsministerium und übergab sie dem Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien, wo sie heute noch aufbewahrt wird. Einige Funde kamen, meist durch Schenkungen, an das Naturhistorische Museum Wien, das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz, das Städtische Museum Salzburg und das Römisch-germanische Museum in Mainz.

Nach Matthäus Much ruhte die Pfahlbauforschung am Mondsee lange Zeit.

Im Jahre 1936 wurde in Mondsee ein Arbeitskreis zur Fortsetzung der Untersuchungen ins Leben gerufen. Wie aus einem gedruckten Aufruf an die Bevölkerung hervorgeht, dachte man nun an den Einsatz von Tauchern und an eine Kastengrabung. Es sollten die am Bodensee und in der Schweiz erprobten Methoden angewendet werden. Die wissenschaftliche Leitung des Vorhabens hatte Univ.-Prof. Dr. Leonhard Franz übernommen. Dem Arbeitsteam gehörten u. a. der Schlossherr von Mondsee, Otto Graf v. Almeida und Burgschauspieler Werner Krauß, der in Scharfling seinen Sommersitz hatte, an. Infolge der politischen Entwicklung kam es nicht zur Verwirklichung dieser Pläne.

1950/51 wurden am Mondsee und Attersee erstmals Untersuchungen mit Hilfe von Taucherbrille und Gummiflossen durch Dr. Kurt Willvonseder und Amateurtaucher Kurt Schaefer vorgenommen.

1960 stellte sich dem Heimatmuseum Mondsee eine Tauchergruppe aus Salzburg zur Verfügung. Im Vordergrund stand das Bergen von Funden, die zum Teil infolge des Abschwemmvorganges nahe dem Ausfluss der Seeache an der Oberfläche der angegriffenen Kulturschicht lagen. Dem Leiter des Unternehmens, Dr. Walter Kunze, schwebte ferner vor, den Umfang des Pfahlfeldes See festzustellen und Klarheit über die Beschaffenheit des Seebodens und des Reliefs im Bereich des Pfahlfeldes zu gewinnen. Als weiteres Ziel galt die Untersuchung des gesamten Mondsees nach Pfahlfeldern. Erstmals in Österreich kamen hier Taucher, ausgerüstet mit modernen Pressluftgeräten und Nasstauchanzügen, bei archäologischen Unterwasserarbeiten zum Einsatz.

Um die Untersuchungen in einen größeren Rahmen zu stellen und die Lösung der wissenschaftlichen Hauptfragen zu ermöglichen, wandte sich das Heimatmuseum Mondsee 1961 an das Oö. Landesmuseum. Unter der Leitung von Dr. Josef Reitinger und Beiziehung von Dipl.-Ing. Vinzenz Janik als Fachmann für Bodenkunde wurde die Lösung der Hauptfrage aller Pfahlbauforschung, nämlich ob es sich hier um eine ursprüngliche Wassersiedlung oder eine Landsiedlung handle, in Angriff genommen. Durch das Land Oberösterreich und das Bundesdenkmalamt erfuhr das Unternehmen finanzielle Unterstützung. Bodenbohrungen und -untersuchungen im Bereich des Seeausflusses brachten erste Hinweise, dass die Siedlung ursprünglich am Land errichtet wurde. Einen Hinweis darauf ergab von der archäologischen Seite her auch die Entdeckung im Jahre 1962 eines waagrecht liegenden Balkens, der auf dem Seeboden durch Pflöcke befestigt war.

Die Pfähle ragen verschieden lang aus dem Seeboden, von 1/2 m bis nur wenige cm, andere sind zur Gänze in der Kulturschicht verborgen. Die Dicke der Pfähle beträgt im Durchschnitt 9–10 cm. Aus dem Seeboden gezogene Pfähle lassen deutlich die Schlagspuren der Steinwerkzeuge erkennen.

Die Fundbergung des Heimatmuseums Mondsee wurde bis 1963 fortgesetzt und brachte einen umfangreichen Fundbestand zutage. Die vielen Keramikbruchstücke kamen in die vom Heimatbund im ehemaligen Gefangenenhaus eingerichtete Restaurierungswerkstätte, wo Oberlehrer i. R. Karl Fornather jahrelang sich der überaus mühsamen Arbeit des Zusammensetzens der Bruchstücke unterzog. Erstmals wurden Gefäße von einer Größe, allerdings in zerbrochenen Zustand, geborgen, wie sie bis dahin in Pfahlfeldern Österreichs noch nicht gefunden worden sind. Es handelt sich vermutlich um Vorratsgefäße. Sämtliche Funde wurden dem Heimatmuseum Mondsee eingeordnet.

Von der Fundbergung 1960–63 in See/Mondsee wurde vom Heimatbund unter dem Titel „Jahrtausende tauchen aus den Fluten“ ein Tonfilm hergestellt, in dem die Bergungsarbeiten unter Wasser und die Restaurierarbeit festgehalten und versucht wurde, die Mondseekultur an Hand der geborgenen Funde lebendig werden zu lassen.

Die Herkunft des Tones für die Töpferei und die Art des Brennvorganges konnte durch Alfred Vogelsberger nach dreijährigen eingehenden Versuchen im Rahmen der Untersuchungen des Heimatmuseums Mondsee geklärt werden. Es stellte sich heraus, dass die Tone aus nächster Umgebung der Siedlung See stammen und das Brennen der Gefäße in offenen Feuergruben erfolgt ist. Auf diese Weise hergestellte Rekonstruktionen stimmten bei chemisch-keramischen Untersuchungen in Wien mit Originalkeramik überein.

1970 begann das Bundesdenkmalamt Wien, ausgelöst durch Meldungen über unerlaubte Eingriffe, mit der Bestandaufnahme und Vermessung von Pfahlfeldern in den Seen des Salzkammergutes, mit Schwerpunkt Mondsee und Attersee. Unter Leitung von Johann Offenberger und Einsatz von Tauchern wurden neue Vermessungsmethoden entwickelt, die eine genaue planmäßige Aufnahme der Pfahlfelder ermöglichen. Der Mondsee wurde vollständig nach Resten von Siedlungen abgesucht. Dabei wurde das Pfahlfeld Scharfling, das durch Schottergewinnung als zerstört galt, „wiederentdeckt“, und in der Bucht von Mooswinkel ein bisher n icht bekanntes Pfahlfeld gefunden. Beide Pfahlfelder wurden genau vermessen. Aus den drei Mondseer Pfahlfeldern entnommene Holzproben für eine Radiocarbondatierung (C 14 – Untersuchung) ergaben für See 2960 v. Chr., Scharfling 2990 v. Chr. und Mooswinkel 2610 v. Chr. Pollenanalysen bestätigten diese Ergebnisse.

Johann Offenberger konnte im Rahmen der Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes Wien die Annahme von ursprünglichen Landsiedlungen überzeugend untermauern durch Auffinden verschiedener Unterbauten von Häusern am Seeboden. Ein solcher Unterbau wurde in Weyregg/Attersee gefunden und gehoben. In ihm stecken noch Reste senkrechter Hölzer, die Hinweis auf die Art der Wandkonstruktion geben. Ein Teil dieses Unterbaues befindet sich im Pfahlbaumuseum Mondsee.

Die Siedlungen wurden vermutlich durch einsetzende Klimaverschlechterung und damit verbundenen Seespiegelanstieg von rund 3 1/2 m unter Wasser gesetzt. Sie standen auf Strandplatten. Ihre ehemalige seeseitige Begrenzung ist heute unter Wasser durch den Beginn eines Abfalles des Seebodens in etwa 4 m Tiefe gekennzeichnet.

Das Pfahlfeld See bedeckt eine Fläche von rund 6000 qm, Mooswinkel rund 1200 qm. Mooswinkel fällt aus der normalen Siedlungsform heraus, weil hier die Pfähle bis in eine Tiefe von 6–7 m reichen. Die Ursache hierfür dürfte in der Verkehrslage dieses Platzes zu suchen sein. Diese Bucht bietet sich als natürliche Anlege beim Übersetzen nach Scharfling an, und die tieferen Pfähle könnten von einer Landebrücke stammen. Dieser Weg hier über den See bildet die kürzeste Verbindung aus dem Tal der Wangauer Ache hinüber über den Scharflinger Pass an den Wolfgangsee. Der Pichl (Gugelhupfberg) an der Mondseehalbinsel dürfte auf Grund seiner Lage an der Engstelle zwischen Ober- und Niedersee, mit Ausblick nach allen Seiten, als wehrhafter Platz benützt worden sein. Andeutungen einer Wallung und einige Streufunde scheinen darauf hinzuweisen.

Was die Dichte der Pfähle in den Siedlungen betrifft, ist zu bedenken, dass am Land ihre durchschnittliche Haltbarkeit etwa 8 bis 10 Jahre betrug und sie daher immer wieder erneuert werden mussten. Auch wurden Häuser wieder abgerissen und an anderer Stelle aufgebaut. Durch die Dichte der Pfähle ist das Erkennen von Grundrissen schwierig, „doch scheinen sich Grundrisse von Rechteckhäusern im Ausmaß von 4/6 m anzudeuten.“ Auf dem Seeboden lagert unmittelbar auf der Seekreide als Siedlungsboden die sogenannte Kulturschicht, eine im Lauf der Zeiten angesammelte Schcht vorwiegend organischen Materials, in dem aber auch Hinterlassenschaften des Lebens der Menschen in diesen Siedlungen vorhanden ist, darunter Werkzeug und Keramisches.

Mit den aus dem Seebodes gehobenen Zeugnissen aus der Welt der Pfahlbauern erkennen wir die Eigenart einer frühen Kulturperiode unseres Landes. Hier liegen Anfänge seines Bauerntums. Damals wurde an den Ufern des Mondsees bereits Getreide angebaut, das unserem heutigen schon sehr nahe kommt, wie die Funde beweisen. An Ackerpflanzen sind nachgewiesen: Weizen (Zwergweizen), Emmer, Gerste (sechs- und mehrzeilig), Hirse, Erbsen und Kohl. Da am Attersee in der Siedlung Misling II/A Leinsamen gefunden wurde, ist anzunehmen, dass auch am Mondsee Lein (Flachs) gebaut wurde. Zur Nahrung diente auch eine Form des Wildapfels, der gedörrt aufbewahrt wurde. Die pflanzliche Nahrung wurde breiig genossen, wie aus Resten in Gefäßen zu entnehmen ist. Teil der Nahrung, wohl meist als Beimengung, waren viele Wildfrüchte. In See und Scharfling wurden nachgewiesen: Haselnuss, Hagebutte, Hartriegel, Eichel, Buchecker, Himbeere, Brombeere, Walderdbeere, Holunder, Judenkirsche. Im Brei wurde auch Mohn nachgewiesen. Die vielen verkohlten Getreidereste weisen darauf hin, dass Getreide aus Konservierungsgründen gedarrt worden ist. Die Vorratswirtschaft war also schon bekannt. Alles Tun des Menschen gipfelte im Sichern der Ernährung, seine Hauptsorge galt dem Vorrat für den Winter und dem Überleben schlechter Ernten. Man nimmt an, dass Rodungen in der Hauptsache durch Schwenden erfolgten, wobei man die Bäume durch Ablösen eines Teiles der Rinde zum Absterben brachte. Die Bearbeitung des Bodens geschah in der Form des Hackbaues. Für die Kenntnis des Pfluges gibt es noch keine Hinweise. Eine Düngung der Böden ist noch nicht anzunehmen – was bedeutet, dass sich die Äcker nach Jahren erschöpften, und wenigstens für eine Zeit neue Plätze herangezogen werden mussten.

An Haustieren sind auf Grund der Knochenfunde nachgewiesen: Hund, Hausschwein, Hausrind, Schaf und Ziege. Die Arten waren kleiner als heute. Das Hausschwein dürfte eine geringe Rolle gespielt haben wegen der schwierigen Fütterungsverhältnisse besonders im Winter. Auch Hundefleisch wurde gegessen, das beweisen Hack- und Schnittspuren an Hundeknochen. Folgende Wildtiere wurden in den Siedlungen am Mondsee nachgewiesen: Wolf, Fuchs, Braunbär, Baummarder, Iltis, Dachs, Fischotter, Wildkatze, Luchs, Wildschwein, Rothirsch, Reh, Elch, Ur, Wisent, Gemse, Steinbock, Feldhase, Igel, Eichhörnchen, Biber, Siebenschläfer. Vögel: Mittelsäger, Gänsesäger, Auerhahn, Haselhuhn, Waldschnepfe, Waldkauz, Kolkrabe. Fische: Hecht, Huchen. Zahlenmäßig war der Rothirsch herrschend. Das Reh kam damals weniger häufig vor als heute. Der Ur (Auerochs) gilt als Urahn unserer Hausrinder. Häufig war der Biber. Sein Fleisch und Pelz scheinen geschätzt gewesen zu sein. Was die Fische betrifft, ist das Bild gewiss nicht vollständig infolge der geringen Widerstandsfähigkeit der Fischknochen. Dasselbe gilt auch für kleinere Vögel. In Scharfling überwiegen die Knochen von Wildtieren gegenüber jenen der Haustiere, was auf die Bedeutung der Jagd bzw. die geringere Bedeutung der Viehzucht infolge geringerer Futterfläche schließen lässt.

Aus Knochen, Geweih und Gehörn wurde vielerlei Werkzeug angefertigt: Schaber, Nadeln, Pfriemen, Ahlen und Beile in verschiedenen Formen und vielfältiger Verwendbarkeit.

Stein war der wichtigste Rohstoff für das Werkzeug der Pfahlbauern. Ihre Mühle bestand aus einem größeren Mahlstein und einem kleineren Reibstein. Mühsam wurden dazwischen die Körner mit der Hand zerquetscht und zerrieben. In Gebrauch hatten sie rundgeschliffene Klopfer und Reiber, Flachbeile in verschiedenen Größen und Formen. Hammeräxte, Rundnackenäxte und Knaufhammeräxte besitzen bereits ein fein gebohrtes Loch zum Einsetzen eines Stieles, desgleichen auch fein geschliffene Steinkeulen. Der Stein musste eine gewisse Härte besitzen und durfte vor allem nicht splittern. Kalkstein war aus diesem Grunde schlecht geeignet. Es musste Steinmaterial aus den Zentralalpen herangeholt werden. Vielleicht geschah die Beschaffung des Rohstoffes zum Teil im Handelswege. Häufig verwendet wurde Serpentin. Nachgewiesen wurde auch Amphibolit, Diorit, Tonalit, Quarzit, Gneis, Radiolarit, Hornstein, Plattensilex, Feuerstein und Diabas. Bei letzterem handelt es sich um ein Ergussgestein, das z. B. in der südlichen Steiermark vorkommt. Zu Zerkleinern des Steines und seiner groben Ausformung wurde eine Art Steinsäge verwendet. Die Steinbohrung erfolgte unter Verwendung von Hohlbohrern und härteren Sanden als Unterlage. Diese Technik wird durch aufgefundene Bohrkerne bewiesen. Flachbeile wurden entweder direkt oder seltener über Zwischenfutter aus Hirschhorn in Kniehölzern geschäftet. Aus Stein waren auch die Messer der Pfahlbauern. Sie wurden aus Feuerstein gearbeitet und besitzen eine sichelförmige Krümmung. Die Schneide ist geschlagen uns zweischneidig. Die wichtigste Jagdwaffe waren Pfeil und Bogen. Die aus Feuerstein gearbeiteten Pfeilspitzen wurden im oben gespalteten Pfeilschaft mit Schnur und einer Harzmasse befestigt. Ihre Schnüre und groben Gewebe stellten sie aus Bast her. Dass ihnen eine primitive Form des Spinnens und Webens bekannt war, ist aus dem Vorhandensein von Spinnwirteln, Webergabeln und Webgewichten zu entnehmen.

Uralt ist der Wunsch des Menschen nach Schmuck, oft wohl auch eng verbunden mit einer religiösen Sinngebung. Tierzähne, versehen mit feinen Bohrlöchern, wurden auf einer Schnur aufgefädelt um den Hals getragen. Auch eine Art Knöpfe aus Stein und Knochen, mit feinen Bohrungen, diente als Schmuck. In der späten Jungsteinzeit wurde zunehmend auch Kupfer verarbeitet. Das beweisen neben Kupferfunden in den Pfahlfeldern auch tönerne Gusslöffel, Gusskuchen und Gusstropfen. Das Schmelzen des Kupfers scheint bereits allgemein verbreitet gewesen zu sein, wenngleich es, gemessen an Erzeugnissen aus Stein und Knochen, eine zahlenmäßig geringe Rolle spielte. Sicher spielte dabei auch die nicht ausreichende Härte des Kupfers für Werkzeuge eine Rolle. Das Kupfer stammte von Vorkommen im Hochköniggebiet (Mühlbach, Mitterberg), aber auch Kupfer aus dem Karpatenbereich wurde nachgewiesen.

Dass Siedlungen der Pfahlbauern noch bis in die Mitte der Bronzezeit (annähernd bis 1500 v. Chr.) bewohnt waren, geht aus Bronzefunden hervor. Es handelt sich dabei um Flachbeile, Klingen, Nadeln und Angeln sowie um Gussgeräte (Gusslöffel, Schmelztiegel). Woher das Zinn kam, das als Beimengung zum Kupfer für die Herstellung von Bronze gebraucht wurde, ist nicht bekannt.

Meisterhaft verstanden sich die Pfahlbauern auf die Töpferei. Obgleich ihnen die Töpferscheibe noch unbekannt war und sie den Ton aus freier Hand formten, gelangen ihnen Gefäße mit ausgewogener Form und bemerkenswertem Schönheitssinn. Immer ist die Neigung zu erkennen, das Zweckmäßige mit dem Schönen zu verbinden. Die Keramik weist einen beachtlichen Formenschatz auf. Er reicht von den großen Vorratsgefäßen bis zu ganz kleinen Näpfen, die wie Kinderspielzeug anmuten. Da gibt es Schüsseln einfachster Art, Töpfe, Schalen, Näpfe, Krüge – in mancherlei Übergängen und mit verschiedenen Ansätzen zu einer verzierenden Gestaltung. Überwiegend ist die Keramik von einer grauschwarzen Tönung. Die Oberfläche zeigt Abstufungen von glatter bis zu grober Körnigkeit. Man ist versucht, mit den Bezeichnungen unserer Zeit von einem Gebrauchs- und einem Ziergeschirr zu sprechen. Die Notwendigkeit, Gefäße aufzuhängen, ließ die Schnurösen entstehen, Löcher in den Auswuchtungen der Gefäßwand zum Durchziehen von Schnüren. Die Mondseer Henkelkrüge zeigen ein rundlich gebauchtes Profil, eine verhältnismäßig große Bodenfläche und eine breiten, bandförmigen, häufig profilierten Henkel. Die Wissenschaft spricht bei diesem Typus von „Mondseekrug“.

In der Keramik der Pfahlbauern sind bereits Ansätze einer darstellenden Kunst zu spüren. In den Gefäßverzierungen wird eine Gabe zum flächenhaften, ornamentalen Gestalten erkennbar. Die Ornamente sind in die Gefäßwand eingetieft. Für den Furchen- oder Tiefstich wurden wohl ein keilförmiger Knochen oder ein zugespitztes Holzstück verwendet. Die Grundformen der Verzierung kehren in verschiedenen Zusammensetzungen immer wieder: der Punkt und die Punktreihe, der Kurzstich und seine Reihenbildung, die gerade Linie, die krumme Linie als Spirale und Spiralschleife, das Bogenband und der geschlossene Kreis. Viele der verzierten Gefäße sind mit einer weißen Einlage versehen, die die Muster kräftig hervortreten lässt. Diese Inkrustationen haben sich vielfach trotz ihrer langen Lagerung auf dem Seeboden erstaunlich frisch erhalten.

Die Keramik vor allem ermöglicht der Wissenschaft auf Grund ihrer Form, Ornamentik und Struktur Zuordnungen zu Kulturgruppen und gilt als Hauptleitfund. Ausgehend von der Keramik aus den Pfahlfeldern des Mondsees, die auf Grund ihres Typus als „Mondseekeramik“ in die Fachwelt einging, konnte auf die regionale Verbreitung dieser Kulturausprägung geschlossen werden, die als „Mondseekultur“ bezeichnet wird. Neben den Fundstätten in den Pfahlfeldern des Mondsees, Attersees und Traunsees gibt es eine Reihe von urgeschichtlichen Höhensiedlungen (zwischen 500 und 800 m Seehöhe) mit Funden aus der Mondseekultur. Sie liegen in Oberösterreich im Enns- und Laussatal mit ihrer unmittelbaren Umgebung, im Stadtgebiet von Salzburg auf dem Rainberg und Grillberg, im Salzachtal auf dem Götschenberg bei Bischofshofen, in Bayern am Auhögl bei Ainring. Neuerdings wurde auch Mondseekeramik in Niederösterreich gefunden und zwar in Ossarn bei Tulln und bei Grünbach.

Die Mondseekeramik lässt Einflüsse aus verschiedenen Richtungen erkennen, die sich zu einer Form mit eigenständigem Charakter entwickelten. Die Furchenstich-Ornamentik deutet auf Beziehungen zu den „östlichen Nachbarräumen und dem Südosten“ hin. Einflüsse wurden erkannt, die bis Troia reichen sollen. Auf solche aus dem Norden weist die Form der Knaufhammeräxte hin.

Schwierigkeiten bereitet die zeitliche Einordnung des Keramikbestandes. Sie führte in der Vergangenheit zu verschiedenen Ergebnissen. Die neuesten Erkenntnisse gehen auf die Arbeit von E. Ruttkay zurück. Danach kann die Keramik in den Siedlungen des Mondsees und Attersees in fünf Formengruppen gegliedert werden können, von denen die ersten drei in der Jungsteinzeit liegen und als „Mondsee-Gruppe“ zusammengefasst werden. Sie erstreckt sich von annähernd 3000 v. Chr. über einen Zeitraum von annähernd 800 Jahren und reicht damit gegen den Ausgang der Jungsteinzeit. Die zweite der ersten drei Formengruppen stellt das vollentwickelte Bild der Mondseekeramik dar und ist vor allem für das Erscheinungsbild der Mondseekultur kennzeichnend. Neben diesen jungsteinzeitlichen wurden zwei bronzezeitliche Formengruppen erkannt, die nach einer zeitlichen Unterbrechung von annähernd 500 Jahren als „Atterseegruppe“ zusammengefasst werden, wegen ihres häufigen Vorkommens in Atterseesiedlungen. Zeitlich reicht sie bis annähernd 1500 v. Chr., also in die Mitte der Bronzezeit. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich, abgesehen von Vorkommen auch in den Mondseesiedlungen, bis zur Donau bei Mauthausen und donauaufwärts nach Malching in Bayern,

Die Ursache für die Unterbrechung der Siedlungstätigkeit zwischen den beiden Formengruppen ist unbekannt. Neue Funde können diesen Forschungsstand ändern.

Zur Hausform der Pfahlbauern gibt es einige archäologische Hinweise, dass es sich vermutlich um eine Art Ständerbauten handelte, die mit Flechtwerk versehen und mit Lehm beworfen waren. In der Kulturschicht gefundene Stücke von Wandbewurf mit Flechtwerkeindrücken sprechen dafür, ebenso ein 1985 im Zuge der Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes im Pfahlfeld See aufgefundener Wandteil.

Unbekannt ist bisher noch die Bestattungsart der Pfahlbauern. Im Rahmen der Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes arbeiten Wissenschafter an der Klärung verschiedener naturwissenschaftlicher Fragen.

Außer den Hauptfundstätten in den Pfahlfeldern See, Scharfling und Mooswinkel kamen vereinzelt an anderen Stellen im Uferbereich des Mondsees jungsteinzeitliche Streufunde zutage: östlich der Mündung des Kandlbaches (Lochhammer), westliche Seebucht in Schwarzindien (Lochaxt), südöstlich der Einmündung der Wangauer Ache (Lochaxt), Pichl-Auhof (Lochaxt), Linort (Lochaxt), Pichl (Lochaxt).

In Achort (Gemeinde St. Lorenz) fand man bei der Grabung eines neuen Werkkanals Reste einer Siedlung (Hirschgeweih gespalten, Holz mit Bearbeitungsspuren). 1961 wurden bei Arbeiten in Achort beiderseits der Ache in ca. 1 m Tiefe zahlreiche Pfähle und Holzeinbauten festgestellt. Eine Probegrabung erbraqchte keine datierbaren Funde.

Auffallend ist die dAbnahme der Funde im Gebiet des Mondsees in der Bronzezeit (1800–750 v. Chr.). Abgesehen von den wenigen Bronzefunden aus den Pfahlfeldern wurden bisher folgende Streufunde entdeckt: Nähe Riesnerbauer beim Wasserleitungsbau (Barrenringdepot), am Gaisberg beim Bau der Villa Baum (Lappenbeil), Achort beim Sägewerk Hollwöger (Lappenbeil), in der Nähe der Kienbergwand (Lappenbeil, Griff einer Bronzesichel, Riegseeschwert).

Aus der folgenden Hallstattzeit gibt es bisher im Mondseegebiet keine Funde, aus der La Tène-Zeit lediglich einen Kammstrichscherben (gefunden am Eingang zur Klausbachhöhle).