Die Indoeuropäer

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Die Invasion der Suvorovo in Alteuropa

Die Entwicklung der Maikop-Kultur (27.3.2023)

Blindtext: Aus Gräbern und Siedlungen des 5. Jahrtausends v. Chr. im Nordkaukasus ist eine materielle Kultur bekannt, die mit gleichzeitigen archäologischen Komplexen im nördlichen und westlichen Schwarzmeergebiet verwandt war. Scheinbar unvermittelt wurde sie um die Mitte des 4. Jahrtausend v. Chr. jedoch durch eine „Hochkultur“ ersetzt, deren Entstehung noch mit vielen Unklarheiten behaftet ist. In allen Bereichen zeigt diese nach dem großen Kurgan von Maikop genannte archäologische Kultur Innovationen ohne lokale Vorbilder, die auch nicht aus der Tradition der balkanisch-anatolischen Kupferzeit abgeleitet werden können. Das in der russischsprachigen Forschung bevorzugte Erklärungsmodell beinhaltet eine Migration aus dem Süden, mit Ursprung im syro-anatolischen Raum, die oft mit der sog. „Uruk-Expansion“ in Verbindung gebracht wird. Allerdings sind ernsthafte Zweifel an einem Zusammenhang zwischen Maikop und dem syro-anatolischen Raum angebracht. So zeigen die Fremdobjekte im Nordkaukasus keine Verbindung zum Oberlauf des Euphrat und Tigris und den Schwemmebenen Mesopotamiens, sondern vielmehr zum Iranischen Plateau und dem südlichen Zentralasien. Dabei ermöglichen jüngste Forschungen im Südwesten des Kaspischen Meeres eine neue Perspektive über die Wechselwirkungen zwischen dem „Orient“ und dem kontinentalen Europa. Zum einen wird allmählich erkennbar, dass bereits im frühen 4. Jahrtausend v. Chr. ein riesiger Interaktionsraum entstand, der sich weit jenseits von Mesopotamien erstreckte; zum anderen wird die traditionell betonte Bedeutung Mesopotamiens relativiert, da die Ausbreitung von im Iran und Zentralasien entwickelten Innovationen offensichtlich auch ohne Vermittlung über dem syro-anatolischen Raum stattgefunden hat.

Das Häuptlingsgrab im Kurgan von Maikop (37./36. Jh.v.Chr)

Nikolaj Ivanovich Veselovskij grub 1897den großen Grabhügel in der Stadt Maikop – im Nordwesten des Kaukasus – aus, dessen Grab nach wie vor das reichste und spektakulärste Grab der nach ihm benannten „Maikop-Kultur“ ist (Ivanova 2012).

Der Grabhügel („Kurgan“) hatte eine Höhe von 10,65 m, einen Durchmesser von rd. 100 m und bestand aus Lehm. Im Inneren des Kurgans befand sich eine große Kammer mit 5 m Länge, 3 m Breite und einer Höhe von 1,5 m. Der Boden bestand aus einer Kieselschicht. Das massive Holzdach wurde von Pfosten getragen. In den drei Kammern befand sich jeweils eine erwachsene Person in Rückenlage mit angezogenen Knien.

Das Häuptlings-Skelett in der südlichen Hauptkammer war mit Ocker bestreut. Das bestattete Individuum trug Halsketten aus mehreren Tausend Gold- und Silber-Perlen in verschiedenen Formen und Größen, darunter auch fünf sehr große Goldperlen von 3–4 cm Länge. Im Grab befanden sich außerdem insgesamt 1272 Perlen aus Karneol und 60 aus Türkis. Die Kleidung des Verstorbenen war verziert mit etwa 135 Goldapplikationen in Form von Löwen, Rindern, Kreisen und Rosetten. Auf dem Kopf war eine Kopfbedeckung, die mit zwei Goldstreifen und mehreren kleineren Goldapplikationen versehen war. Unter dem Schädel lagen goldene Diademe und goldene Rosetten unter dem Körper.

Anm.: Eine umfassende Abbildung aller Schätze aus dem Maikop-Kurgan wird mit → diesem Link zur Verfügung gestellt (nach unten scrollen).

In dieser Kammer befanden sich zwölf rautenförmige Feuersteinspitzen und siebzehn 1–2 cm lange Mikrolithen.

Weiters gab es mehrere ca. 1 m lange goldene und silberne Röhren mit goldenen und silbernen Endstücken. Die zwei goldenen Endstücke waren auf goldene Stiere aufgesteckt, die zwei silbernen Endstücke auf silberne Stiere.

Weiters gab es weiters: drei steinerne Beigaben (ein großes sichelförmiges Szepter, ein Wetzstein und eine Flachaxt) und zehn aus Arsenkupfer: eine Schaftlochaxt, ein Griffplattendolch, eine flache Klinge, eine Axt-Hacke, eine Hacke, zwei Flachäxte, zwei Meißel und eine Ahle.

An der Seitenwand gab es weiters vierzehn Silbergefäße und zwei Goldgefäße (Töpfe, Becher und Schalen). Zwei der Silbergefäße hatten eine Reliefverzierung: die eine mit Tieren, die andere offenbar eine Darstellung des Herrschaftsbereichs des Häuptlings.

Auf der gegenüberliegenden Wand befanden sich mehrere Tongefäße mit großen Töpfen und kleinen Bechern

Die beiden anderen Toten in den Nordkammern waren ebenfalls mit Ocker bedeckt und besaßen Schmuck aus Gold- und Karneolperlen und hatten Kupfergefäße als Beigaben.

Arsenbronze und Maikop

(Pernicka 1998) beschreibt den Umschwung von Stein zu Arsen-Bronze als wichtigstem Rohstoff für Geräte und Waffen

Arsen-Bronze ist leichter zu verarbeiten, vor allem zu gießen, als Kupfer. Die Legierung hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Kupfer und sie neigt beim Guss weniger zur Blasenbildung. Denn Kupfer hat die für den Gießer unangenehme Eigenschaft, im geschmolzenen Zustand Sauerstoff aufzunehmen und beim Erkalten in Form von Blasen im Guss wieder abzugeben. Es ist deshalb nützlich, dem ge-schmolzenen Kupfer sogenannte Antioxidantien beizugeben, die den Sauerstoff binden. Arsen ist ein solches Material. Der Arsenanteil härtet aber auch das Metall, sowohl im gegossenen Zustand als auch nach der Bearbeitung. Durch Kaltdeformation kann sogar die Härte von weichem (nicht abgeschrecktem) Stahl erreicht werden. Diese Eigenschaft hat zur Herstellung von wesentlich verbesserten Werkzeugen und Waffen geführt. Es gibt also gute Gründe, um Arsen-Kupfer zu verwenden.

Viele natürliche Kupferlagerstätten enthalten Arsen als Begleitelemente, die bei der Verhüttung zumindest teilweise ins Kupfer gelangen. Es ist deshalb auch unklar, ob es sich bei Arsenkupfer um absichtliche Legierungen handelt oder um reine Zufallsprodukte, die durch die Erzbasis vorgegeben waren. Reines Arsen oder Arsenverbindungen kommen zwar in der Natur vor, sind aber recht selten. Deshalb ist die absichtliche Herstellung von Arsenkupfer aus zwei verschiedenen Materialien unwahrscheinlich. Eher ist an eine mehr oder weniger gezielte Auswahl von arsenhaltigen Kupfererzen zu denken. Wenn also mit Arsenkupfer ein wesentlich härteres Metall als reines Kupfer zur Verfügung stand, ist der rasche Ersatz des Kupfers für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen leicht einsichtig.

Die Verwendung von Arsenkupfer beginnt rund tausend Jahre vor Einführung der Zinn-Bronze bereits am Beginn des 4. Jahrtausends nahezu zeitgleich in einem sehr großen Gebiet, das vom Iran über den Kaukasus und rund um das Schwarze Meer reicht.

Eine Erzauswahl dürfte in gewissem Umfang zwar möglich gewesen sein, aber es war nicht vorherzusehen, welche Zusammensetzung das Metall haben würde. Außerdem ist es wegen der Flüchtigkeit des Arsens aber schwierig, Kupfer mit mehr als etwa 5 % Arsen herzustellen, so dass die erreichbare Härte der Legierung unter der der späteren Zinn-Bronze mit 10 % Zinnanteil liegt.

(Anm.: Mehr als 99 % der analysierten prähistorischen Metallfunde in der Stuttgarter Datenbank enthalten weniger als 5 % Arsen und 97 % sogar weniger als 3 %. Besonders arsenreiche Kupferobjekte treten vorwiegend in Vorderasien auf.)


(Hansen 2021) berichtet über das berühmte Maikop-Grab im Kaukasus, das eine ganze Reihe von arsen-haltigen Bronzen zeigt. Besonders bemerkenswert ist der 34,7 cm lange Dolch mit zwei silbernen Nieten. Es handelt sich um die längste Dolchklinge dieser Zeitperiode und veranschaulicht das Potenzial dieser Legierung. Der Dolch zeigt diese Möglichkeiten, obwohl er wegen des Fehlens der metallischen Substanz nicht genau bestimmt werden konnte. Alle anderen Werkzeuge aus dem Maikop-Grab wurden aus arsenhaltiger Bronze hergestellt (2,03-9,08 %). Die Entwicklung der Äxte im vierten Jahrtausend im Kaukasus zeigt einen plausiblen typologischen Weg von den Kupferäxten einer Tradition des fünften Jahrtausends mit Stachelhals zum "modernen" Schaftlochbeil des 37./36. Jahrhunderts. Dies ist ein zusätzliches typologisches Argument für die Datierung des Maikop-Grabes in diese Zeitspanne. Für die frühe Entwicklung arsenhaltiger Bronzen ist Maikop ein Schlüsselort, da in Mesopotamien dieser Zeit keine Metalle in Gräbern oder Heiligtümern deponiert wurden.

Grab 31/5 in Novosvobodnaya (Klady-Friedhof) der Maikop-Kultur, das einige Jahrhunderte jünger ist, enthielt eine Reihe von Dolchen und, besonders spektakulär, ein Schwert, eines der frühesten Schwerter der Welt. Der hohe Arsenanteil in den Dolchen steht in deutlichem Gegensatz zu dem geringeren Arsen-anteil in den Äxten. Dies deutet darauf hin, dass die Manipulation des Kupfers in den Händen der Handwerker lag.

Literaturverzeichnis

Hansen 2021, Svend: → Arsenic Bronze - An archaeological introduction into a key innovation. S. 146 f; in: Eurasia Antiqua 23, 2017 (2021), S. 139-162

Ivanova 2012, Mariya: → Kaukasus und Orient: Die Entstehung des „Maikop-Phänomens“ im 4. Jahrtausend v.Chr.; Prähistorische Zs. 2012, S. 1-28.

Pernicka 1998, Erich: → Die Ausbreitung der Zinnbronze im 3. Jahrtausend, in: Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas, Oetker-Voges Verlag, Kiel 1998.