Die Indoeuropäer

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Die Invasion der Suvorovo in Alteuropa

Das Häuptlingsgrab im Kurgan von Maikop

Arsenbronze und Maikop im 37./36. Jh. v.Chr.

(Pernicka 1998) beschreibt den Umschwung von Stein zu Arsen-Bronze als wichtigstem Rohstoff für Geräte und Waffen

Arsen-Bronze ist leichter zu verarbeiten, vor allem zu gießen, als Kupfer. Die Legierung hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Kupfer und sie neigt beim Guss weniger zur Blasenbildung. Denn Kupfer hat die für den Gießer unangenehme Eigenschaft, im geschmolzenen Zustand Sauerstoff aufzunehmen und beim Erkalten in Form von Blasen im Guss wieder abzugeben. Es ist deshalb nützlich, dem ge-schmolzenen Kupfer sogenannte Antioxidantien beizugeben, die den Sauerstoff binden. Arsen ist ein solches Material. Der Arsenanteil härtet aber auch das Metall, sowohl im gegossenen Zustand als auch nach der Bearbeitung. Durch Kaltdeformation kann sogar die Härte von weichem (nicht abgeschrecktem) Stahl erreicht werden. Diese Eigenschaft hat zur Herstellung von wesentlich verbesserten Werkzeugen und Waffen geführt. Es gibt also gute Gründe, um Arsen-Kupfer zu verwenden.

Viele natürliche Kupferlagerstätten enthalten Arsen als Begleitelemente, die bei der Verhüttung zumindest teilweise ins Kupfer gelangen. Es ist deshalb auch unklar, ob es sich bei Arsenkupfer um absichtliche Legierungen handelt oder um reine Zufallsprodukte, die durch die Erzbasis vorgegeben waren. Reines Arsen oder Arsenverbindungen kommen zwar in der Natur vor, sind aber recht selten. Deshalb ist die absichtliche Herstellung von Arsenkupfer aus zwei verschiedenen Materialien unwahrscheinlich. Eher ist an eine mehr oder weniger gezielte Auswahl von arsenhaltigen Kupfererzen zu denken. Wenn also mit Arsenkupfer ein wesentlich härteres Metall als reines Kupfer zur Verfügung stand, ist der rasche Ersatz des Kupfers für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen leicht einsichtig.

Die Verwendung von Arsenkupfer beginnt rund tausend Jahre vor Einführung der Zinn-Bronze bereits am Beginn des 4. Jahrtausends nahezu zeitgleich in einem sehr großen Gebiet, das vom Iran über den Kaukasus und rund um das Schwarze Meer reicht.

Eine Erzauswahl dürfte in gewissem Umfang zwar möglich gewesen sein, aber es war nicht vorherzusehen, welche Zusammensetzung das Metall haben würde. Außerdem ist es wegen der Flüchtigkeit des Arsens aber schwierig, Kupfer mit mehr als etwa 5 % Arsen herzustellen, so dass die erreichbare Härte der Legierung unter der der späteren Zinn-Bronze mit 10 % Zinnanteil liegt.

(Anm.: Mehr als 99 % der analysierten prähistorischen Metallfunde in der Stuttgarter Datenbank enthalten weniger als 5 % Arsen und 97 % sogar weniger als 3 %. Besonders arsenreiche Kupferobjekte treten vorwiegend in Vorderasien auf.)


(Hansen 2021) berichtet über das berühmte Maikop-Grab im Kaukasus, das eine ganze Reihe von arsen-haltigen Bronzen zeigt. Besonders bemerkenswert ist der 34,7 cm lange Dolch mit zwei silbernen Nieten. Es handelt sich um die längste Dolchklinge dieser Zeitperiode und veranschaulicht das Potenzial dieser Legierung. Der Dolch zeigt diese Möglichkeiten, obwohl er wegen des Fehlens der metallischen Substanz nicht genau bestimmt werden konnte. Alle anderen Werkzeuge aus dem Maikop-Grab wurden aus arsenhaltiger Bronze hergestellt (2,03-9,08 %). Die Entwicklung der Äxte im vierten Jahrtausend im Kaukasus zeigt einen plausiblen typologischen Weg von den Kupferäxten einer Tradition des fünften Jahrtausends mit Stachelhals zum "modernen" Schaftlochbeil des 37./36. Jahrhunderts. Dies ist ein zusätzliches typologisches Argument für die Datierung des Maikop-Grabes in diese Zeitspanne. Für die frühe Entwicklung arsenhaltiger Bronzen ist Maikop ein Schlüsselort, da in Mesopotamien dieser Zeit keine Metalle in Gräbern oder Heiligtümern deponiert wurden.

Grab 31/5 in Novosvobodnaya (Klady-Friedhof) der Maikop-Kultur, das einige Jahrhunderte jünger ist, enthielt eine Reihe von Dolchen und, besonders spektakulär, ein Schwert, eines der frühesten Schwerter der Welt. Der hohe Arsenanteil in den Dolchen steht in deutlichem Gegensatz zu dem geringeren Arsen-anteil in den Äxten. Dies deutet darauf hin, dass die Manipulation des Kupfers in den Händen der Handwerker lag.

Literaturverzeichnis

Hansen 2021, Svend: → Arsenic Bronze - An archaeological introduction into a key innovation. S. 146 f; in: Eurasia Antiqua 23, 2017 (2021), S. 139-162

Ivanova 2012, Mariya: → Kaukasus und Orient: Die Entstehung des „Maikop-Phänomens“ im 4. Jahrtausend v.Chr.; Prähistorische Zs. 2012, S. 1-28.

Pernicka 1998, Erich: → Die Ausbreitung der Zinnbronze im 3. Jahrtausend, in: Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas, Oetker-Voges Verlag, Kiel 1998.