Aus der Vergangenheit Schörflings. Zur 450-Jahrfeier der Markterhebung Schörflings am Attersee.

Aus atterpedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Salzkammergut-Zeitung → 11. August 1948, Nr. 32, Seite 10.

Aus der Vergangenheit Schörflings

Zur 450-Jahrfeier der Markterhebung Schörflings a. Attersee

Unser liebes Schörfling am Ausfluß der Ager aus dem Attersee begeht am 15. August das Fest seiner Erhebung zum Markte vor 450 Jahren. Und tagsvorher feiert die Schörflinger Marktmusikkapelle ihr 100jähr. Gründungsjubiläum.

Das Fleckchen Heimaterde am Nordostende des Attersees, auf dem sich der Markt Schörfling erhebt, ist sehr alter Siedlungsboden. Schon zur Zeit, da im Aegypten der Pharaonen die Pyramiden erstanden, also vor rund 6000 Jahren, lag hart am Seeufer von Kammer-Schörfling ein Pfahlbaudorf. Und da jene Pfahlbauern neben der Jagd und Fischerei auch Ackerbau und Viehzucht betrieben, werden sie zweifelsohne auf den anrainenden Gründen des heutigen Schörfling ihre Felder bestellt und ihr Vieh geweidet haben.

Den Pfahlbauern folgten die Kelten und die¬sen die Römer. Für letztere bildete die Landschaft um den Attersee eine beliebte Sommerfrische.

Die nachfolgenden Stürme der Völkerwanöerungszeit schlugen öem Lande schwere Wunden und fegten alles was römisch war weg.

Dann kamen bekanntlich die Bajuwaren aus dem Westen ins Land und der Attergau wurde bayrisch. Ob und wann die Bayern den Grund zum Dorfe „Schyrolfingen", wie Schörfling im Mittelalter hieß, legten, ist unbekannt. Ebenso wenig bekannt ist die Entstehungszeit des benachbarten Seeschlosses „Chamer", mit dem Schörflings Schicksal innigst verknüpft blieb. Vielleicht wurde mit dessen Bau anfangs des 10. Jahrhunderts begonnen, als die magyarischen Reiterhorden den Attergau wiederholt heimsuchten. Nach der endgültigen Vertreibung der Avaren im Jahre 955 kam das Ländchen von Kammer und Schörfling mit dem Attergau zum Bistum Bamberg, wurde dann Lehensgut der Grafen von Schaunberg und später kaiserlich.

Das Dorf Schörfling, dessen Pfarrkirche urkundlich bereits 1190 genannt wird, war im Mittelalter nicht ohne Bedeutung, sonst wäre es nicht schon im Jahre 1499 — nur 33 Jahre nach Ischl — vom Kaiser Maximilian I. zum Markte erhoben worden. Damit wurden die Schörflinger zu Bürgern, durften ihren Jahr- und Wochenmarkt abhalten und selbst ihren Richter wählen.

Für den jungen Markt begann aber just um jene Zeit eine Leidensepoche. Der Kaiser, durch die vielen Kriegszüge in Geldnöten, verpfändete, wie so manches, auch die Herrschaften Schörfling, Kammer und Frankenburg. Der neue Herr Wolfgang von Polheim hielt sich natürlich für die an den Kaiser geborgten Gelder an seinen Untertanen schadlos. Beschwerden wurden mit Strafen und Einkerkerungen belohnt. Kein Wunder, wenn daher die Unzufriedenheit wuchs. Und als 1525 im Salzburgischen ein Aufstand ausbrach, griffen auch die Bürger und Bauern der Herrschaften Kammer, Kogl und Frankenmarkt zu den Waffen. Die Erhebung brach aber bald zusammen und endete mit der Aufknüpfung von elf Aufrührern an einem Baume in Schörfling.

Neuerliche Empörung, ja Verzweiflung ergriff die Gemüter, als zwei Jahre nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, bekannt wurde, daß der Kaiser das Land Oberösterreich an Bayern verpfändet hatte. Der neu eingesetzte bayrische Statthalter Adam Freiherr von Herberstorf erwies sich aber hart und rücksichtslos. Die Uebergriffe seines Kriegsvolkes, für das überdies ein Garnisonsgeld entrichtet werden mußte, blieben ungestraft. Der Haß gegen die Bayern stieg ins maßlose.

Das „Frankenburger Würfelspiel".

Indessen war die Herrschaft Kammer und Schörfling im Jahre 1581 durch Kauf in den Besitz der Freiherren von Khevenhüller übergegangen. In Schörfling wurde 1614 der protestantische Pfarrer nach 26jähriger Tätigkeit entfernt und durch den bisherigen römisch-katholischen Pfarrer von Aurolzmünster, Balthasar Freysleben, ersetzt. Als jedoch im Mai 1625 der Khevenhüller'sche Oberpfleger auch in Frankenburg einen katholischen Pfarrer einführen sollte, rottete sich die Einwohnerschaft zusammen und läutete Sturm. Der Pfleger wurde tätlich angegriffen, konnte aber das nahe Schloß erreichen, das nun belagert wurde. Von Ansagern alarmiert, eilten nun auch die Bürger und Bauern von Schörfling, St. Georgen, Grieskirchen und Peuerbach herbei und verstärkten die Belagerer. Doch schon nahte das Verhängnis. Der Statthalter rückte mit Truppen und dem Henker und seinen Gehilfen heran. Die Aufständischen räumten kampflos das Feld, nachdem ihnen der Pfleger schriftlich Straflosigkeit zugesichert hatte. Herberstorf gab sich jedoch damit nicht zufrieden, sondern befahl die gesamte männliche Bevölkerung der beteiligten fünf Pfarren, bei sonstiger Todesstrafe und Verlust von Weib, Kindern und Habe, am nächsten Tag bei der großen Linde im Haushamerfelde zwischen Vöcklamarkt und Pfaffing zu erscheinen. An 6000 Männer folgten dem Befehl. Der Statthalter ließ sie zunächst von seinen Soldaten umzingeln und forderte sodann die Räte und Richter der Märkte sowie die Achter, Vierer und Zechleute der fünf Pfarren auf, vor ihn zu treten, damit er mit ihnen verhandeln könne. Er eröffnete ihnen nun, daß sie, statt lebendig gerädert und gespießt zu werden, „zur Gnade" gehenkt würden, und zwar jeder zweite.

Die Würfeln mögen entscheiden!

So ließ er die Vorgetretenen Paar um Paar auf einem schwarzen Mantel unter der alten Linde um Tod oder Leben würfeln, sodann siebzehn von ihnen sogleich aufhängen und hernach auf siebzehn Spießen entlang der Reichsstraße zwischen Mösenberg und dem Geumannholze aufpflanzen. In den beteiligten Märkten, so auch in Schörfling, ließ er je 100 Musketiere zurück. Im Khevenhüller'schen Herrschaftsgebiet trat Totenstille ein.

Doch als ein Jahr darauf unter der Führung des Bauernhauptmannes Steffel Fadinger der große Aufstand ausbrach, da zogen die Bürger von Schörfling und Kammer unter öem Hofwirten Haberkorn, Schulter an Schulter mit den Bauern, in das Lager von Weiberau zu dem Haufen, der die Grenze gegen Bayern zu schützen hatte. Auch dieser Aufstand brach bald zusammen. Mancher Schörflinger hat dabei nutzlos sein Leben hergegeben.

Im Jahre 1629 war Schörfling zum überwiegend größten Teil wieder katholisch geworden. Es gab „kein Skandal und Rumoren" mehr. Ja, als es 1632 wieder zu einer Bauernerhebung kam, leisteten die Schörflinger ihrem Grafen Franz Christoph Khevenhüller Gefolgschaft und halfen bei der Eroberung von Vöcklabruck und Wolfsegg und bei der Befriedung des Attergaues mit. Dieser Graf, ein überaus humaner und leutseliger Herr, der 1650 verstarb, liegt übrigens in Schörfling begraben.

Nun wurde es still im Markte Schörfling und sein Name wird im Weltgeschehen nicht mehr genannt. Aber 1649 und 1705 kam die Pest daher und 1787 und 1828 wurde der Markt von zwei großen Feuersbrünsten heimgesucht. Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges (1701—1714) sah das Ländchen kaiserliche Truppen, die zum Schutze gegen Einfälle der Bayern nach Oberösterreich vorgeschoben wurden. Und unmittelbar nach dem Regierungsantritt Maria Theresias brachen 1741 vorübergehend die Bayern ein. In den Jahren 1800, 1801, 1805 und 1809 marschierten wiederholt die Franzosen durch. Kampfhandlungen fanden bei Schörfling nicht statt, aber der Markt hatte bei den Durchmärschen, ob von eigenen oder feindlichen Einheiten, immer wieder seinen Beitrag an Einquartierungen, Vorspann und Naturalien- und Geldabgaben zu leisten. Das Revolutionsjahr 1848 ging an Schörfling kaum fühlbar vorüber, doch wurde der Bauer endlich frei und sein eigener Herr auf Grund und Boden.