Attersee / Atarhoven: Geschichte(n) und Lebensbilder: Unterschied zwischen den Versionen

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Johann Oehn ist 1881 an der Gründung des OÖ Bauernvereins beteiligt; sein Sohn Hermann heiratet Maria Ritzberger, die Tochter des Mitgründers des Vereins. Hermann erbt um 1890 die Mühle und kümmert sich um deren Entwicklung und lässt seine sämtlichen Gebäude und Wirtschaftsräume elektrisch beleuchten (auch das Hotel Attersee).
 
Johann Oehn ist 1881 an der Gründung des OÖ Bauernvereins beteiligt; sein Sohn Hermann heiratet Maria Ritzberger, die Tochter des Mitgründers des Vereins. Hermann erbt um 1890 die Mühle und kümmert sich um deren Entwicklung und lässt seine sämtlichen Gebäude und Wirtschaftsräume elektrisch beleuchten (auch das Hotel Attersee).
  
1897 wird Hermann Oehn zum Obmann des „Oberösterreichischen Bauernvereins“ gewählt und bleibt dies bis Sommer 1919. 1899 meldet das Grazer Tagblatt Hermann Oehn als „Gutsbesitzer, Führer und Obmann des Oö. Bauernvereins. 1900 sitzen im „Wahlausschuss der unabhängigen Bauernschaft“ der Gutsbesitzer Hermann Oehn von Attersee und sein Schwiegervater Mathias Ritzberger, Bauer in Winkeln bei Alkoven“.  
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1897 wird Hermann Oehn zum Obmann des „Oberösterreichischen Bauernvereins“ gewählt und bleibt dies bis Sommer 1919. 1899 meldet das Grazer Tagblatt Hermann Oehn als „Gutsbesitzer, Führer und Obmann des Oö. Bauernvereins." 1900 sitzen im „Wahlausschuss der unabhängigen Bauernschaft“ der Gutsbesitzer Hermann Oehn von Attersee und sein Schwiegervater Mathias Ritzberger, Bauer in Winkeln bei Alkoven“.  
  
 
Vom 30.4.1903 bis zum 9.5.1906 ist Hermann Oehn Bürgermeister von Attersee.  
 
Vom 30.4.1903 bis zum 9.5.1906 ist Hermann Oehn Bürgermeister von Attersee.  

Version vom 9. Mai 2022, 15:49 Uhr

Die ältesten namentlich bekannten Atterseer (vor 800)

Die → Breves Notitiae aus den Jahren vor 798 berichten von der Errichtung des Erzbistums Salzburg und Einsetzung von Erzbischof Arn. Im Abschnitt (14,42) werden auch Schenkungen in Attersee berichtet:
Seite 130: "Ditrich et Pildrut tradiderunt casam et curtem et vineam cum pomerio et alio parvo territorio super lacum Atersê."
Seite 131: "Ditrich und Pildrut schenkten das Haus, den Hof und Weingarten mit Obstgarten und anderem kleinen Landbesitz am See Attersee."
Das einzige bekannte Vorkommen von Weinbau am Attersee befindet sich im ehemaligen Ortsteil "Weinberg" in Attersee.

Quelle: Losek, Fritz: → Notitia Arnonis und Breves Notitiae: Die Salzburger Güterverzeichnisse aus der Zeit um 800: Sprachlich-historische Einleitung, Text und Übersetzung. 188 Seiten (Anm.: Die Schenkungen im Attergau werden auf S. 130 unter [14,42] angeführt; Powang auf S. 116 unter [9,7].)

Historische Darstellungen der "Herrschaft Atersee"

Schaunburger im Attergau 1370; s.v.a. die Grenze zw. Ober- und Powang Richtung → Riute et Cella

Winkelhofer, A.: Die Herrschaft Atersee im Mittelalter. In Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder, München 1817. (erarbeitet während der bairischen Besetzung)
→ Teil 1: Heft 6, S. 303-347: Ausgezeichnete, detaillierte Darstellung der Herrschaft Atersee
→ Teil 2: Heft 7, S. 1-40: Die Herrschaft Atersee unter bambergischer Hoheit, und die Herren von Schaumburg

Hormayr, Joseph Freiherr von: Attersee in Oberösterreich, in: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, Band 19, Wien 1828.
Teil 1 (S. 345-349) Abgrenzung des Attergaus und Lunaelacense-Grenzen
Teil 2 (S. 398-400) Strazwalaha und Nachbarn des Attergaus
Teil 3 (S. 444-447) Das Innere des Attergaus
Teil 4 (S. 470-472) Pirihinuuanc - Pirichwang - Pichlwang
Teil 5 (S. 500-502) Attersee unter bambergischer Hoheit, und die Herren von Schaumburg.
Teil 6 (S. 549-552) Entwicklungen im Attergau
Teil 7 (S. 556-560) Vöcklabruck, Kogl, Schaumburger
Teil 8 (S. 563-566) Scherfenberger, die letzten - steirischen - Herren der Burg Attersee (S. 565 unten)



Kalktuffquellen des "Mühl-Moos" ermöglichen drei ganzjährig betriebene Mühlen

Das „Moos“ bei Attersee liefert schon immer aus Kalktuffquellen das Wasser für den ganzjährigen Betrieb von drei Mühlen: die Mühle am Mühlbach (Nr. 1), die Wiesmühle (Nr. 5) und die „Mühle im Moos“ (Nr. 6). Das „Mühl-Moos“ ist die größte Kalktuffquelle Oberösterreichs. Die Voraussetzungen für die Kalktuffquelle eine im Jahresverlauf gleich bleibende kühle Wassertemperatur, die auch im Winter nicht zufriert, ein hoher Kalkgehalt des Wassers und ein geringer Nährstoffgehalt. Durch die Abscheidung des Kalziumkarbonats auf Pflanzen kommt es zum sogenannten „Kalk-Turff“. 1990 wurde vom Land Oberösterreich mittels Verordnung im „Mühl-Moos“ eine Fläche von insgesamt 12 ha zum Naturschutzgebiet (NATURA 2000) erklärt.

Groß-Pfarre Attersee 1703-1790: Ortschaften, Häuser, Herrschaften, Berufe, Lebenserwartung

In der Pfarre Attersee beginnen die Trauungsbücher und die Totenbücher im Jahr 1701, die Taufbücher erst im Jahr 1740. In den Sterbe-Matriken der Großpfarre Attersee werden für den verfügbaren ältesten Zeitraum 1703 bis 1771 wegen der fehlenden Hausnummern bei den Eintragungen die jeweils viel detaillierter definierte Örtlichkeit der Groß-Pfarre und vor allem auch die Berufe der insgesamt verfügbaren 547 mit Berufsangaben verstorbenen Männer und Frauen angegeben. Die Pfarren Attersee und Abtsdorf (mit Zell, Parschallen und Limberg) umfassen ehedem auch alle Gebiete der heutigen Pfarre Nußdorf. Die zivile Verwaltung wird mittels Dienstmännern der jeweiligen Herrschaften durchgeführt.

Für 1703-1772 werden die einzelnen Ortschaften und die dort ausgeübten Berufe im Überblick angegeben. Es folgt je Ort eine detaillierte Zusammenstellung der Berufe, der Häuseranzahl und der Grundherrschaften für die Pfarren Attersee, Abtsdorf und das engere Gebiet der (Traunkirchener) Pfarrkirche Nußdorf.

Es schließt sich eine Darstellung des erreichten Lebensalters der erwachsen Gewordenen an: Die ganz überwiegende Zahl der Geborenen stirbt im frühesten und frühen Kindesalter, erst mit dem Erreichen des 20. Lebensjahres geht die Sterblichkeit ganz stark zurück. Wenn man das Erwachsenenalter erreicht, dann hat man ohne Unfall oder Infektionskrankheiten gute Aussichten, rund 70 Jahre alt zu werden.

Die Epidemie in der Groß-Pfarre Attersee 1741/42 bis 1743/46 und Auswirkungen auf die Lebensgeschichten

Wegen der Blattern-Epidemie (= Pocken) sind die Eintragungen 1743-1747 in den Atterseer Matriken sehr lückenhaft und zunehmend schreibunkundig verfasst: mindestens zwei Pfarrer sind während der Epidemie gestorben und insgesamt werden in diesen fünf Jahren mindestens sieben neue Seelsorger mit immer geringeren Schreib-Fähigkeiten (zwangs-)installiert, was an den immer "schwereren Händen" in den Matriken abzulesen ist.

In Attersee gibt es zwischen 1732 und 1741 im „normalen“ Durchschnitt 26 Sterbefälle pro Jahr. In den Sommermonaten 1741 kommt es zu einem ersten Aufflackern der Epidemie (Mai bis Juli 16 Tote). In der zweiten Februarhälfte 1742 kommt es zum vollen Ausbruch der Epidemie: allein zwischen 18. und 27. Februar sterben 16 Menschen. Der Ausgangspunkt der Epidemie in der Großpfarre Attersee liegt im Raum von Aichereben, Streit und Aich und zieht in Richtung Altenberg, Palnstorf und auch Mühlbach, was wohl auch durch die Kirchenbesuchspflicht befördert wird. Der März 1742 bringt 22, der April 21 und der Mai 11 Todesfälle. Die Eintragungen in das Sterbebuch enden abrupt am 18. Juni – wohl mit dem Tod des Seelsorgers. Der neue Seelsorger verzeichnet erst wieder im August 11 Tote – für das Gesamtjahr 1742 zählt er 94 Todesfälle. Im Februar 1743 kommt wiederum ein neuer Seelsorger und die Krankheit scheint beendet, nur um im September umso intensiver erneut auszubrechen. Es sterben an den einzelnen Septembertagen 1743: 8.9.: 3 – 9.9.: 3 – 10.9.: 6 – 16.-18.9.: jeweils 2; insgesamt also 26 Verstorbene allein im September. Ein neuer Seelsorger bleibt von Oktober 1743 bis Ende 1744. Begräbnisse werden laut Matriken immer sporadischer durchgeführt: 1743 gibt es in vier Monaten laut den Matriken überhaupt kein, im Gesamtjahr 1744 nur 13 kirchliche Begräbnisse. 1745 bringt zwei neue Seelsorger und nur 14 Begräbnisse. Die zwei Seelsorger von 1746 sind des Schreibens besonders unkundig und machen nur wenige Eintragungen. 1747 kommen zwei etwas gebildetere Seelsorger, aber erst ab 1748 gibt es wieder geordnete kirchliche Verhältnisse und Eintragungen.

Der Epidemieverlauf kann in der Pfarre St. Georgen aufgrund der Datenlage besonders gut dargestellt werden; sie betrifft dort vor allem die Erwachsenen mit bis zum 10-fachen des Normalwerts, bei den Alten aber nur bis zum 4-fachen.

Köpruner - Eder - Gugg - Hager - Moritz

Zur Person Anton Hager, Die Brauerei Attersee, Das Hotel Attersee, Antons Hagers Realitätenbesitz

Schock und Peyr auf der Schockmühle (Mühlbach Nr. 1)

Hisch und Hubinger (II) auf der Wiesmühle (Mühlbach Nr. 5)

Huebinger auf der Moosmühle, später Oehn und Reinthaler (Mühlbach Nr. 6)

Oehn und Reinthaler kommen nach Mühlbach

Johann Oehn sen. ist herrschaftlicher Verwalter von Weingütern in Gobatsburg bei Langenlois. Sein Sohn Johann Oehn gehört 1848 der Freiwilligen-Legion an und heiratet die begüterte Theresia Englmayr. 1855 wird ihnen als drittes Kind Hermann Oehn geboren.

1870 betätigt sich Johann Oehn jun. als Investor im Attergauer Gebiet (mit Peyr, Hager, Fürsten Wrede, Pausinger).

Um 1873 kaufen Johann und Theresia Oehn von Josef Peyr die Mühlbacher Realitäten.

Johann Oehn ist 1881 an der Gründung des OÖ Bauernvereins beteiligt; sein Sohn Hermann heiratet Maria Ritzberger, die Tochter des Mitgründers des Vereins. Hermann erbt um 1890 die Mühle und kümmert sich um deren Entwicklung und lässt seine sämtlichen Gebäude und Wirtschaftsräume elektrisch beleuchten (auch das Hotel Attersee).

1897 wird Hermann Oehn zum Obmann des „Oberösterreichischen Bauernvereins“ gewählt und bleibt dies bis Sommer 1919. 1899 meldet das Grazer Tagblatt Hermann Oehn als „Gutsbesitzer, Führer und Obmann des Oö. Bauernvereins." 1900 sitzen im „Wahlausschuss der unabhängigen Bauernschaft“ der Gutsbesitzer Hermann Oehn von Attersee und sein Schwiegervater Mathias Ritzberger, Bauer in Winkeln bei Alkoven“.

Vom 30.4.1903 bis zum 9.5.1906 ist Hermann Oehn Bürgermeister von Attersee.

Das Sägewerk am Mühlgang brennt 1903, die obere Brettersäge 1904 ab, Hermann ist unterversichert. Ab Sommer 1909 (bis 1914) nutzt Hermann die Möglichkeiten des aufkommenden Fremdenverkehrs in allen seinen Häusern. Er bietet viele Fremdenverkehrszimmer in Mühlbach Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 6 an. Während des Ersten Weltkriegs geht das Sägewerk an Markus Griesebner, 1918 an Franz und Kornelia Häupl

Die kinderlosen Oehn adoptieren 1919 Theresia Ritzberger, die Tochter des Sohnes des Mitgründers des Oö Bauernvereins, und Hermann tritt als Obmann des Oö Bauernvereins zurück.

Anton Reinthaler heiratet 1924 Theresia Ritzberger-Oehn und bekommt mit ihr zwei Kinder, die unmittelbar sterben.

Die Linien Oehn und Reinthaler gehen 1931/1943 bzw. 1958/1962 zu Ende.

Der bemerkenswerte, lange Weg der Heipl (zurück) auf die Schockmühle

Überblick zur Einführung

Der bemerkenswerte vier Jahrhunderte berührende Weg der Heipl führt mit mehreren zum Teil äußerst glücklichen Fügungen (zurück) auf die Schockmühle: Steinpichl ("Stambühel") → “auf der Edt“ am Kronberg → Sigerermoos am Kronberg → Miesling → Unterach → Unterburgau → Tischlermühle in Straß → Schockmühle ("am Mühlgang", Mühlbach Nr. 1).

Die Besitzer "der Edt" des Stifts Mondsee am Kronberg (Erlath Nr. 28) haben zweimal keine männlichen Nachfolger, sodass es zu Zuheiraten (Hemetsberger von Buch, Heipl von Steinpichl) kommt. Das Schicksal des "nachgeborenen" Johann Georg Heipl als einziger männlicher Nachkomme ist wohl außergewöhnlich. Nicht nur, dass er von seiner Mutter, dem "Schwieger-Großvater" und dem Stiefvater erzogen wird, heiratet er nach dem Tod seiner Mutter als Waise die ebenfalls verwaiste Susanne Häberl (eine Schock-Enkelin) von der Wiesmühle in Mühlbach. Offenbar ist er eine recht beeindruckende Persönlichkeit, sodass ihm von der Obrigkeit in den Grundbüchern nicht nur "die Edt" zugeschrieben wird, sondern auch das benachbarte "Sigerermoos", welches sein Sohn Johann bekommt. Dessen Sohn Johann (Nepomuk) Heipl wagt den Sprung als Müller nach Miesling. In der Folge wird er Müller und Bäcker in Unterach "auf der Wiesen" neben der Seeache. Offenbar ist Johann Heipl wirtschaftlich recht erfolgreich, da er nicht nur ein größeres Auszugshaus dazu erwirbt, sondern auch eine Landwirtschaft in Unterburgau, die sein Sohn Franz - ab nun als "Häupl" - bekommt. Franz entwickelt sich vom Landwirt zum Gastwirt und erwirbt weitere Realitäten, die er 1873 gegen die Tischlermühle in Straß eintauscht. Sein - noch in Miesling geborener - Sohn Franz II. führt diese Mühle sehr erfolgreich und ist in der Bevölkerung recht beliebt. 1918 heiratet dessen Sohn Franz III. Nelli Perhab und erwirbt mit ihr die Säge am Mühlgang in Attersee.

Schulmeister und Schule in Attersee (seit 1650)

Der älteste bekannte Schulmeister in Attersee ist von 1650-1665 Hans Sillinger. Die Schulmeister sind recht angesehen, wie Taufpatenschaften z.B. mit Müllermeistern von der Schockmühle belegen. Die bedeutsamen Familien Hager (Bürgermeister), Peyr (Abgeordnete), Kalteis (Arzt) sind bedeutsame Förderer der Schule. Um 1902 wird der Neubau des Schulgebäudes in Angriff genommen.

Quellen

Darstellung der Lebensgeschichten v.a. auf Basis von ca. 4.000 Zeitungsartikeln ("Anno") und Matriken-Einträgen

Breves Notitiae (vor 798, der Errichtung des Erzbistums Salzburg und Einsetzung von Erzbischof Arn)

Losek, Fritz: Notitia Arnonis und Breves Notitiae: Die Salzburger Güterverzeichnisse aus der Zeit um 800: Sprachlich-historische Einleitung, Text und Übersetzung. 188 Seiten

Winkelhofer, A.:Die Herrschaft Atersee im Mittelalter. In Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder, München 1817.

Hormayr, Joseph Freiherr von: Attersee in Oberösterreich, in: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, Band 19, 1828.