Anrechte

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Quelle: DORIS Glossar zu Besitzrechten

1. Hofmarken und Sitze

→ Eine Hofmark war jener Bereich einer Grundherrschaft, in dem der Grundherr die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Diese Niedergerichtsbereiche befanden sich zum größeren Teil in adeligem und zum kleineren Teil in geistlichem Besitz. Zumeist handelte es sich um räumlich geschlossene Siedlungen von großteils kleinen Gütern (Häusler und Sölden).

Dem Hofmarksherrn stand die Strafgerichtsbarkeit (ausgenommen Blutbann und Viztumhändel = Ablösung der Strafe durch Geldleistung), die streitige Gerichtsbarkeit und die freiwillige Gerichtsbarkeit zu (notarielle Funktionen wie Verbriefungsrecht, Nachlassinventur, Vormundschaftsbestellung und die Polizeigewalt). Darüber hinaus war mit den Hofmarksrechten die Scharwerkleistung, das Steueranlage- und Steuereinheberecht sowie das militärische Musterungs- und Aushebewesen verbunden. Die Gerichtsbarkeit in Streitigkeiten über Grund und Boden fehlte den Hofmarksherren jedoch.

→ Als Edelsitze wurden niedergerichtliche Bezirke bezeichnet, deren hofmärkische Gerichtsbarkeit nur „bis zur Dachtraufe des Hauses“ reichte. Bis zum Erlass des 60. Freiheitsbriefs blieb die niedergerichtliche Zuständigkeit der Hofmarksherrn inner Etters beschränkt, d. h. auf den umzäunten engen Siedlungsbereich. Die 1508 erklärte Landesfreiheit erstreckte die Niedergerichtsbarkeit auf den Bereich „soweit die Gründe reichen“. 1557 wurde mit der sogenannten Edelmannsfreiheit die Zuständigkeit auf die einschichtig gelegenen Güter der Hofmarksherrn ausgedehnt. Im Durchschnitt war etwa ein Viertel der Güter einer Hofmarksherrschaft einschichtig, in Innbayern jedoch war der Anteil deutlich höher (Mauerkirchen 38%, Ried 46%, Schärding 41%).

2. Die Besitzgerechtigkeiten

Die Verleihgerechtigkeit war der vom Grundherrn dem Untertanen gewährte Besitztitel eines Gutes. Die vermögensrechtlich beste Stellung bot das Lehen. Ritterlehen wurden grundsätzlich nur an Adelige vergeben und waren mit der Verpflichtung zu Gefolgschaftsdiensten verbunden. Dagegen konnten Beutellehen an jeden vergeben werden (also auch Bauern), der eine jährliche Rente bezahlen konnte. Das Afterlehen oder Drittlehen hatte der Lehnsgeber selbst als Lehen empfangen und es weiter verliehen.

Erbrecht erlaubte dem Besitzer, das Anwesen an seine Erben weiterzugeben.

Leibrecht oder Leibgeding befristete den Besitz auf die Lebensdauer einer bestimmten Person.

Freistift erforderte eine alljährliche, kostenpflichtige Erneuerung des Leiheverhältnisses.

3. Der Hoffuß

Das wesentliche Kriterium der Scharwerks-, Steuer- und Abgabenbemessung der Untertanen war der Hoffuß. Seit 1445 bestimmte der Hoffuß die Höhe der zu erbringenden Leistungen, scheint aber schon damals weder von der Größe, dem Ertrag oder der Leistungsfähigkeit eines Anwesens abhängig gewesen zu sein; es existierte keine verbindliche Vorschrift, was ein ganzer Hof eigentlich sei: „So hatte der Hoffuß weder mit der Größe, noch mit dem Wert ländlicher Anwesen irgendeinen vernünftigen Zusammenhang; lediglich im statistischen Mittel lässt sich vermuten, dass reichere Güter eher in den oberen Hoffußklassen, ärmere eher in niedrigen anzutreffen waren“1. Vom Hoffuß auf die soziale Stellung oder gar das Einkommen der bäuerlichen Bevölkerung zu schließen, ist daher nicht möglich.


1) Rauh Manfred, Verwaltung, Stände und Finanzen. Studien zu Staatsaufbau und Staatsentwicklung Bayerns unter dem späten Absolut ismus (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 14) München 1988, S. 229.