Wesentliche Zitate aus der Arbeit von Schindler (1971)

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S. 297: Auf Grund unserer Unterlagen zeichnet sich eine höchste. stauende Schwelle bei der Marktbrücke ab. Auf Grund einer Sondierkampagne bei der Marktbrücke mit 3 Bohrungen und mehreren Rammsondierungen wissen wir, dass im heutigen. Flussbett praktisch überall Moräne ansteht und dass die tiefsten, schmalen Rinnen knapp Kote 402,5 m erreichen.

S. 302: Die beschriebenen Verhältnisse zeigen, dass zu Beginn des Postglazials die Schüttung des Sihldeltas weitgehend abgeschlossen war und die Limmat ihr heutiges Bett benutzte. Das Schotterfeld nahe dem Hauptbahnhof baute sich langsam auf, so dass der Seeausfluss zwischen Marktbrücke und Bahnhofbrücke ein grösseres Gefälle aufwies als heute. Dementsprechend setzte im Limmatbett Rückwärtserosion ein, so dass eine Rinne mit Sohle unter Kote 400 m entstand und bis gegen die Marktbrücke hin zurückgriff. Plötzlich wurde dieser Vorgang jedoch gestoppt und die neu entstandene Rinne mit Schottern gefüllt. Hatte sich vorher ein tiefer, relativ stabiler Spiegel (403,0 bis 403,5 m) eingestellt, so stellte sich nun eine charakteristische, bis in die Neuzeit wirksame Situation ein.

S. 304: Der tiefstmögliche Seespiegel wurde durch die Schwelle bei der Marktbrücke bestimmt und konnte nicht unter Kote 403,0 m sinken, falls nicht der See für längere Zeit abflusslos wurde. Auf Grund paleobotanischer Untersuchungen schloss W. Lüdi (1951) diese Möglichkeit aus, denn ein derart arides Klima widerspricht der damals herrschenden Vegetation.

S. 310 f.: Der Seespiegel konnte unter diesen Umständen zwischen den möglichen Extremwerten von 407,5 m und 403,5 m, vielleicht sogar 403,0 m schwanken, wobei infolge der nur allmählich fortschreitenden Aufschotterung des Gebiets nahe dem Hauptbahnhof relativ tiefe Spiegel vorgeherrscht haben dürften. Nach den Befunden von U. Ruoff lagen in den Ufersiedlungen am Kleinen Hafner ausgelegte Rinden, am Grossen Hafner ausgelegte Geflechte, an beiden Orten wie auch an der Kreuzstrasse wurden zudem Lehmlagen und sogar alte Feuerstellen gefunden, alles Hinweise auf eine kürzere oder längere Trockenlegung. Es kann deshalb mit gutem Grund angenommen werden, zum Zeitpunkt der Besiedlung habe der Seespiegel besonders tief gelegen, während er in Zwischenperioden stark anstieg, wie dies ja die Einschaltung von Seekreide zeigt.

S. 311: Die neolithischen und bronzezeitlichen Bewohner könnten im günstigsten Fall einen Seespiegel mit Tiefstand um 403,0-403,5 m angetroffen haben, doch schwankte dieser im jährlichen Rhythmus um mindestens 1 m, erreichte also häufig 404,5 m. Die ehemaligen Ufersiedlungen von 404,0-405,0 m hätten im Sommer knapp über oder unter Seespiegel gelegen, während sie im Winter infolge tiefen Wasserstandes landfest wurden, aber zweifellos feucht blieben, was ja auch mit der überraschend guten Konservierung verderblicher Materialien übereinstimmt.

S. 311: Sollte man – entsprechend der Auffassung der meisten Archäologen – annehmen, die Siedlungen seien bodeneben auf einem Kissen von «Kulturschichten» angelegt und ganzjährlich bewohnt worden, so blieb die Situation für den Siedler prekär, denn ein bedeutendes Hochwasser im See, aber auch ein massiver Schub von Sihlgeschiebe in das Gebiet des Hauptbahnhofes konnte im Sommer innert kurzer Zeit eine Überschwemmung hervorrufen (maximale beobachtete Steiggeschwindigkeit 36 cm/Tag , d. h. in 3 Tagen rund 1 m!). Den Bewohnern blieb in einem solchen Fall nur eilige Flucht.

und in seiner Zusammenfassung:

S. 313: Die in ihrem heutigen Bett fliessende Limmat konnte vorerst ungestört strömen und schuf durch Rückwärtserosion eine übertiefte Rinne, welche allmählich bis nahe an die Marktbrücke zurückgriff. Vor dem Neolithikum wurde dieser Vorgang dadurch gestoppt, dass die Schottermassen der Sihl im Gebiet des Hauptbahnhofs den Seeabfluss zu behindern begannen.

S. 313: Andererseits liess die Moränenschwelle bei der Marktbrücke den Seespiegel nicht unter Kote 403,5 oder minimal 403,0 m sinken, wenn man nicht einen abflusslosen Zustand des Sees annehmen will.

S. 313: Da archäologische Hinweise für eine zeitweise Lage über Wasser vorliegen, dürften die Siedlungsperioden mit extrem tiefen Wasserständen zusammenfallen. Trotzdem ist aber infolge der jährlichen Spiegelschwankungen zu erwarten, dass die Siedlungsgebiete zeitweise entweder hart am Wasser lagen oder leicht überschwemmt wurden. Sollten sie bodeneben und nicht auf Pfählen errichtet worden sein, so waren sie sehr exponiert und mussten zeitweise verlassen werden.