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Martin Hell: → Zur vorgeschichtlichen Besiedelung des Landes Salzburg (Artikel, 1924; Neolithikum S. 45–53)


III. Neolithikum. (ca. 4000–2000 v. Chr.)

Deutlichere Anzeichen für die Anwesenheit des Menschen im Lande beginnen sich mit dem Vollneolithikum zu zeigen. Funde dieser Zeit sind bisher an drei Orten zutage gekommen und zwar am Rainberg in der Stadt Salzburg, in einer Wohngrube bei Maxglan (wo auch die mesolithischen Funde zutage kamen) und am Dürrnberg bei Hallein 9).

Hievon bot der Rainberg die meisten Funde, die bereits für eine Höhensiedelung mit dauernden Wohnstellen sprechen. Am deutlichsten prägt sich hier die östliche Kulturgruppe der bemalten Keramik vom Lengyeltypus aus. Hieher gehören drei Schuhleistenkeile, ein senkrecht durchbohrter Buttenhenkel, ein Gefäßwandstück mit drei nebeneinandergestellten Buttenhenkeln ohne Bohrung, ein Tonlöffel mit längsgebohrtem Stielzapfen und eine Schüssel aus feinem Ton mit Spuren roter Bemalung an der Außen- und Innenseite. Ebenda ist auch der süddeutsche Münchshöfertypus in guten, stichreihenverzierten Gefäßformen vertreten. Die Wohngrupe bei Maxglan, in der Ebene des Salzburger Beckens gelegen, ergab verzierte Gefäßscherben, die Anklänge an den Münchshöfertypus zeigen. Am Dürrnberg bei Hallein fanden sich im Gebiete der in der späteren vorgeschichtlichen Zeit intensiv ausgebeuteten Salzlagerstätte zwei Schuhleistenkeile, ein großer Hammer bandkeramischer Form sowie eine stichreihenverzierte Scherbe vom Münchshöfertypus.

Über die Besiedelung in dieser Zeitperiode läßt sich nicht viel mehr sagen als das, was aus der Ortslage der Funde hervorgeht. Die erste Einwanderung des Menschen erfolgte über das Vorland her aus östlicher oder nordöstlicher Richtung und dringt nicht über das Salzburger Becken vor.

An die noch ziemlich spärlichen älteren Funde reihen sich die zahlreichen Reste des Spätneolithikums an. In dieser Zeit nimmt die Besiedelung des Landes an Dichte und Ausdehnung rasch zu. Die zunehmende Trockenheit der subborealen Zeit (nach Gams-Nordhagen) mochte viel bewohnbaren und anbaufähigen Boden geschaffen, insbesondere die im Bereiche des postglazialen Anteiles der Salzburger Ebene sowie in den übrigen Talweitungen verbreiteten Sümpfe und Moore wesentlich eingeschränkt haben. Die meisten aus der Ebene aufragenden und an den Flußläufen gelegenen Anhöhen werden besiedelt.

So tragen der Auhögel bei Hammeraus in Bayern 9) am linken Ufer der Saale sowie der Rainberg in der Stadt Salzburg 10) bereits kleine Dorfsiedelungen. Am Grillberg bei Elsbethen 11) am rechten Ufer der Salzach ließen sich zwei Wohnstätten nachweisen, ebenso beginnt die Besiedelung des Hellbrunnerberges am linken Salzachufer bereits in dieser Zeit. Im Vorland wurde eine Höhensiedelung am Südhang des Tannberges bei Köstendorf 12) entdeckt.

In der Ebene zeigen sich Wohngruben bei Maxglan, bei Elsbethen am Südfuß des Grillberges und bei Urstein 13), die an den Rändern der postglazialen Schotterterrassen, den alten Hochufern der Salzach liegen. Diese Terrassen begleiten als bis zu 8 Meter hohe Steilstufen die alluvialen Flußniederungen der Salzach und Saale. An der Salzach erreichen diese alten Uferlinien eine gegenseitige Entfernung von 2 km. Ist der alluviale Talboden für die vorgeschichtliche Zeit als schlecht zu begehendes Inundationsgebiet aufzufassen, so war die höher gelegene, postglaziale Ebene größtenteils von Wald bestanden, soweit sie nicht ausgedehnte Sümpfe und Moore bedeckten. Die beste Möglichkeit des Vordringens im Tale ergab sich daher an der Grenzlinie beider Zonen, also an den Rändern dieser Hochufer. Es stellen demnach diese von Natur aus gegebenen, den Flußläufen folgenden Verkehrslinien die ältesten Wanderstraßen dar, in derem Zuge auch vielfach Spuren vorgeschichtlicher Lagerplätze aber auch von Dauersiedelungen anzutreffen sind. Gerne liegen die neolithischen (Wohngruben) und auch späteren Siedelungen dort, wo die Hochufer Einbuchtungen zeigen, die ruhige, fischreiche Flußstellen begrenzten. Eine Höhensiedelung liegt bei Elsbethen sup>14). Über das engere Salzburger Becken hinaus dringt aber die Besiedelung schon gegen das Bergland vor; so gegen Südwest saaleaufwärts in den Reichenhaller Talkessel (Glockenzonenbecher von Karlstein), nach Süden entlang der Salzach bis über Bischofshofen, wo sich am Ausgang des Mühlbachtales die Höhensiedelung am Götschenberg 15) befindet.