TUWA-Sondiertauchgänge in Seewalchen I und II sowie Kammer

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Neubauer 2011, Daniel: TUWA-Sondiertauchgänge in Seewalchen I und II sowie Kammer. FÖ 50, 2011:350.

Der „Tauchverein für Unterwasserarchäologie“ (TUWA) führte im September 2011 Sondiertauchgänge im Bereich der Pfahlbausiedlungen Seewalchen I und II sowie Kammer durch. Ziel dieses Surveys war es, eine Umrisslinie dieser prähistorischen Pfahlbausiedlungen zu generieren. Parallel zu der Betauchung und Vermessung wurden auch zwei verschiedene geophysikalische Prospektionsmethoden angewendet, nämlich das Sidescan-Sonar und die Bathymetrie. Als Ergebnis dieser Methode konnten weite Bereiche des Areals als archäologisch relevant bestimmt werden.

Dies ermöglicht es, ältere Forschungsergebnisse nun neu zu interpretieren und Abgrenzungen geben zu können. Im Bereich von Seewalchen II scheint es bis zu einem Bereich von ca. 50 m vom Ufer Richtung Seemitte Siedlungsreste zu geben. Die definitive Siedlungserstreckung wäre in diesem Bereich aufgrund der massiven Überschichtung durch Seekreide nur durch Bohrproben oder geophysikalische Methoden zu erkennen.

Im Bereich der Wasserschischule wurden trotz häufiger Bojenaufschlüsse keine Siedlungsreste aufgefunden. Östlich des Seebades Seewalchen, bis zum Ablauf der Ager, ist von einer größeren Siedlung beziehungsweise Siedlungskonzentration auszugehen. Hier wurden bis ca. 80 m seeseitig (parallel zum Ufer) immer wieder Kulturschichten und auch dichte Pfahlbausetzungen angetroffen. Besonders im Bereich des Ablaufes kann von einer Pfahlsetzungskonzentration gesprochen werden. Dem Tauchverein war es hier möglich, auch in Richtung des Ablaufes eine ungefähre Grenzlinie zu ziehen. Aufgrund der Aussagekraft der gewählten Methode kann bis zu einer seeseitigen Linie von 80 m parallel zur Uferlinie von einer archäologisch relevanten Schichtung gesprochen werden. Es ist jedoch aufgrund von punktuellen Funden durchaus wahrscheinlich, dass sich die Siedlungsreste noch weiter seewärts erstrecken.

Im Bereich des Sprungsturmes beziehungsweise der Fläche östlich davon bis zum Ablauf der Ager ist davon auszugehen, dass bis zu einem Abstand von 100 m seeseitig eine Kulturschicht anzutreffen ist, welche auch oberflächlich zu Tage tritt. Im Bereich des Ablaufes der Ager ist die Erhaltung dramatisch schlecht, was diesen Bereich besonders schützenswert erscheinen lässt. Der Bereich der Fundstelle Kammer I ist entweder zerstört oder vergleichsweise gut geschützt. Weitere Forschungen in diesem Bereich wären empfehlenswert. Die vielfältigen artifiziellen Eingriffe des Menschen, seien dies Kanäle, Ankerbojen, Stege oder aber die Schifffahrt, scheinen die Fundstellen stark beschädigt zu haben, der Erhaltungszustand insgesamt scheint mehr als dürftig.

Hervorzuheben sind zuletzt zwei Keramikfunde [offenbar Oberflächenfunde gerade bei den beanstandeten Bojen]:

  • InvNr. 2011/1/1, bei Boje 24: Kruf, Bauch, stark gerundeter Baumumbruch, konisch einziehender Oberteil, Bandhenkelansatz (ovaler Querschnitt); Farbe: graubraun; Verzierung: Furchenstich, Linienband, schraffierte Dreiecke; Glimmer-Kalk-Feldspat-Magerung, Korngröße: sehr feiner Glimmer, große Kalksteinchen; grob verstrichen; Höhe 5,2 cm, Breite 8,8 cm, Wandstärke 0,4–0,7 cm; Datierung: Spätneolithikum, Mondsee.
  • InvNr. 2011/1/2, bei Boje 20: ebene Standfläche, Boden, Bodenbauchknick, teilweise Bauch; Farbe: graubraun; Glimmer-Feldspat-Magerung; Korngröße: sehr feiner Flimmer, große Kalksteinchen; stark geklüftet im Bruch; Höhe 2,4 cm, Bruchstärke 0,8–0,9 cm, Bodendurchmesser rekonstruiert 10 cm; wahrscheinlich Spätneolithikum, Mondsee

Daniel Neubauer