Richard Much bzgl. Siedlungen „über Wasser“
Willvonseder (S. 285 f.)
Richard Much unterbaute seine Ausführungen durch folgende Argumente:
1. Wie die Getreidefunden in den österreichischen Pfahlbauten lehren, musste man für den Ackerbau waldfreien Boden zur Verfügung gehabt oder sich durch Roden verschafft haben. Das Bedürfnis nach solchem Boden für Wohnstellen sei jedenfalls die geringere Sorge gewesen: „Aber selbst angenommen, die Gewinnung eines Bauplatzes hätte Rodungsarbeit erfordert, so könnte doch nicht die Absicht, solche Mühe zu vermeiden, für die Ansiedlung unmittelbar am Uferrand eines Gewässers maßgebend gewesen sein, wenn man dort Pfahlwerke herstellte und zu diesem Zweck ungleich mehr Stämme fällen musste, als zur Freilegung eines Platzes im Wald für die Hausanlage notwendig gewesen wäre, nicht zu sprechen von dem Herrichten dieser Stämme zu Pfählen und ihrem Einrammen.“
2. Wenn es sich bei den Pfahlbauten um Landsiedlungen handle, müsste auffallen, „dass sie je an einem bestimmten See, z. B. am Attersee, wesentlich in gleicher Höhenlage angelegt worden sind, wozu ja dann keine Nötigung bestanden hätte.“ Es wäre dann unbegreiflich, dass sie heute alle in gleicher Tiefe liegen.
3. Hätte man „die Pfahlbaudörfer wirklich auf dem Lande angelegt“ und „wären ihre Stellen erst allmählich ins Wasser geraten“, müssten sie eine Zeitlang unmittelbar an der Uferlinie gelegen haben und dem Wellenschlag ausgesetzt gewesen sein. Die Kulturschicht wäre dann ausgeschwemmt und vertragen worden; sie habe sich „indes in ursprünglicher Lagerung – am Mondsee bis zur Mächtigkeit von einem Meter – erhalten.“ Auch zeige sich die Kulturschicht als Ganzes in einem Zustand, „der sich mit der neuen Hypothese nicht verträgt“, da sich die verschiedenartigen Einschlüsse von organischen Substanzen, vor allem die Pfähle selbst, auf trockenem Boden nicht erhalten hätten; auch wären die Tongefäße, „zeitweilig ein Spiel der Wellen, in Stücke gegangen“ und die Metallsachen (aus Kupfer und Bronze), müssten, wenn sie nicht ununterbrochen im Wasser gelegen hätten, grüne Patina angesetzt haben.
4. Die Pfahlbauten sind nicht nur durch die besonders gute Erhaltung, sondern auch durch die erhebliche Zahl und Art der Fundgegenstände gekennzeichnet. Was bisher an unversehrten, gebrauchsfähigen Gegenständen gehoben wurde (das meiste dürfte überhaupt noch auf dem Seegrund liegen), übersteige um ein Vielfaches das, was man von den Landsiedlungen kenne.
5. Schließlich führte Richard Much ins Treffen, es müssten sich neben den Pfählen auch Wurzelstöcke erhalten haben, denn es sei anzunehmen, dass zur Zeit der Pfahlbausiedlungen, wie heute, der Wald bis ans Ufer herangereicht habe: „Aber keine Spur davon ist erhalten.“ Much sieht darin den Beweis, dass sich der Wasserstand seit jener Zeit nicht geändert habe.