Prospektionstauchgänge in der Pfahlbaustation Kammerl/Schörfling
Lit.: Stradal 2001, Chr.; Dworsky, C.: KG Kammer, MG Schörfling, VB Vöcklabruck. Fundberichte aus Österreich Bd. 40, 2001; Wien 2002:581–582.
Bei Prospektionstauchgängen nahe der ehemaligen Pfahlbaurekonstruktion in Kammerl bei Schörfling konnten im Frühjahr 2000 Taucher der Österr. Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie „triton“ auf der Oberfläche des Seegrundes Pfahlsetzungen und neolithische Keramik vorfinden. In einer daraufhin initiierten mehrtägigen Kampagne sollten mittels Bohrproben die Schichtung unter der Seeoberfläche untersucht werden, um so Aufschluss über die Existenz von Kulturschichten und deren Ausdehnung zu erhalten.
… historische Forschungen: Entdeckung 1871 durch Hensli Kopp und Schiffmeister Bachler vor der ehemaligen „Villa Reiter“; Szombathy gibt 1904 die Ausdehnung an; Theodor Wang tauchte 5–6 Lochbeile und 40–50 Flachbeile auf; Albert Wendl erbaggerte Funde, die er dem Oö Landesmuseum, dem Heimathaus Vöcklabruck, Schulen oder Privatpersonen vermachte; 1994 betauchte R. Gotsleben (FÖ 33, 1994, 502 f.) die Station und barg neolithische Pfähle und Keramik …
Der durch vier Taucher abgesuchte Bereich erstreckt sich vom öffentlichen Bad (Parzelle 1792/19) aus in Richtung Schloss Kammer (Norden), vor den Parzellen 242/2, 206/1 und 243. Dort konnte, etwa 30 m seewärts, in knapp 2 m Tiefe ein kleines Pfahlfeld (wieder-)entdeckt und neolithische Keramik geborgen werden. Die Stelle entspricht genau der bei K. Willvonseder (K. Willvonseder, Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich, MPK XI/XII, 1963/1986, 105 f.) beschriebenen Hauptfundstelle der Station Kammerl (Parz. 206/1).
Da sich der Bericht R. Gotslebens vom heutigen Zustand stark unterscheidet, wurde eine viertägige Kampagne initiiert, um den Bereich genauer zu untersuchen. Unter der Leitung von Dr. Rupert Breitwieser, Inst. für Alte Geschichte der Univ. Salzburg, sollten flächig Bohrproben entnommen werden, um die tatsächliche Ausdehnung feststellen und das Vorhandensein von Kulturschichten anzeigen zu können. Die Aktion wurde zwischen 22. und 25. November 2000 durchgeführt.
Von einer 80 m lange Basislinie (Punkte A–E, jeweils 20 m auseinander) wurden, ausgehend von diesen Punkten ((A/0 – E/0), seewärts alle 10 m eine Bohrprobe entnommen (A/0 – A/40 usf.). Verwendet wurden dabei 1,5 und 2 m lange Acrylglasrohre mit einem Innendurchmesser von 6 und 7 cm. Nach 40 m wurden ebenfalls 5 Bojen gesetzt (A/40 – E/40) und zusammen mit den ersten fünf geodätisch vermessen.
Erst ab 20 m waren genügend Sedimente für Proben vorhanden. Die gezogenen Proben wurden danach an Land gebracht und im Maßstab 1 : 5 gezeichnet. Anschließend wurden aussagekräftige Proben fotografiert und in Säcken aufbewahrt, damit sie später weiterbearbeitet werden können. Bei der Auswertung der Proben konnte rasch festgestellt werden, dass sich keinerlei Reste von Kulturschichten in den Rohren fanden. Kulturschichten sind zumeist dunkle bis schwarze Schichten mit einer auffälligen Anhäufung organischer Materialien (Früchte, Kerne, pflanzliche Reste). Es muss daher angenommen werden, dass die Kulturschicht durch verschiedene Einflüsse in diesem Bereich bereits zerstört ist.
Weiter verfolgenswert erscheint aber das Vorhandensein von massiven Holzresten in zahlreichen Bohrproben (A/20, B/30, C/20, D/20, D/30). Eine Probe ergab ein sup>14C-Datum von 4900 ± 40, kal 3770 BC (VERA-1766), und reiht sich so in die bereits bekannten Pfahlstationen im Salzkammergut ein.
Ebenso konnten im Bereich B/20 – B/30 oberflächig einzelne Pfahlsetzungen wiedergefunden werden, die bereits bei den Prospektionstauchgängen aufgefallen waren. Bei C/23 wurden zwei eingemessene Pfähle zur dendrochronologischen Untersuchung abgesägt.
Botanische Reste von zwei Proben (C/20, D/20) wurden durch Frau Dr. Thannheiser untersucht; für die unbürokratische Abwicklung der Untersuchung, verbunden mit hilfreichen Erläuterungen, sei ihr dafür gedankt. Die Ergebnisse lassen aber keine zwingenden Schlüsse auf prähistorische Pflanzenreste zu. Denn sowohl Brombeere, Himbeere und Kratzbeere, Apfel und Birne (beide C/20) sind seit dem frühen Neolithikum in unseren Breiten bekannt.
Konnten im Frühjahr noch mehrere neolithische Keramikbruchstücke gefunden werden, so waren es im November nur einzelne kleine Stücke.
Es deutet alles darauf hin, dass sich im abgesuchten und beprobten Bereich zwar eine jungneolithische Siedlung befunden hatte, diese aber aufgrund verschiedenster Einflüsse bereits zerstört ist.
… Schäden durch Erosion: Ursachen sind Aufwirbeln von Seesedimenten durch Bootsmotore, Bojenketten …
Christian Stradal und Cyril Dworsky