Parkfest zur Nachfeier des Geburtsfestes des Kaisers 1989

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„Die Badeverwaltung in Kammer am Attersee hat zur Nachfeier des Geburtsfestes des Kaisers am 21. d.M. unter Mitwirkung der Musikkapelle des Infanterie-Regiments Großherzog von Hessen Nr. 14 ein Parkfest in Scene gesetzt, das noch lange in der Erinnerung der Teilnehmer bleiben dürfte. Das Schloss, sowie das Hotel waren festlich geschmückt, die herrliche Lindenallee, die zum Schloss führt, eine Zierde des Parks, wurde zum Corso ausersehen geschmackvoll waren die einzelnen Verkaufsstände decoriert, unter schattigen Bäumen war eine Meierei aufgeschlagen, Bazars mit Holzschnitzwerk, Kinderspielereien und eleganten Damennippsachen, ebenso eine Obstbude, eine kleine Conditorei, ein netter Blumenbazar, sie alle luden die Promenierenden zum Kaufe ein. Der Glückshafen, die Glücksfischerei, wie nicht minder die Kegelbahn waren stets umlagert und artige Gewinstgegenstände wurden von manchem Glücklichen aus der Urne gezogen. Schon während des Diners concertierte die Regimentskapelle unter der umsichtigen Leitung ihres Kapellmeisters Herrn Franz Rezek und führte jede Programmnummer künstlerisch durch. Wir heben aus dem reichhaltigen Programme insbesondere die Ouverture zur Oper „Figaros Hochzeit“ von W. A. Mozart, die Phantasie aus R. Wagners Oper „Lohengrin“ von M. Zimmermann und das Potpourri „Operettenkranz“ von F. Rezek hervor. Einige Solisten dieser Kapelle leisteten geradezu Ausgezeichnetes. Drei Pöllerschüsse verkündeten nachmittags 4 Uhr den Beginn des Parkfestes. Reizende Kinder, schöne Frauen, Herren in glänzenden Uniformen sah man allenthalben auf dem Rendevouzplätze der eleganten Welt sich bewegen, ein buntes Leben begann sich zu entfalten, artige Blumenmädchen, selbst liebliche Menschenblumen, suchten Floras Kinder an den Mann zu bringen. Dampfschiff und Eisenbahn brachten immer neue Gäste, die sich an dem herrlichen Bilde im Park entzückten. Unter den anmutigen Klängen des Mikado-Marsches kam die Kinderwelt herangerückt, voran dralle Mädchen, dann stramme Jungen mit Blumenstäben in der Hand, um sich auf den zu ihren Kinderspielen hergerichteten Tummelplatz zu begeben. Lachende, fröhliche Gesichtchen sah man allenthalben und Fröhlichkeit und Lust belebten die Mienen aller. Allmählich brach der Abend an, nun erstrahlten unzählige Lampions, welche die Allee erhellten, und auch das Schloss war hell erleuchtet und weithin sichtbar. Das Hotel, das bei Tage im prachtvollen Fahnenschmucke prangte, strahlte abends in feenhafter Beleuchtung, der Rand des Sees war mit unzähligen Lämpchen eingefasst, selbst in den Anlagen vor dem Hotel waren die Beete durch Lampen, den Glühwürmchen ähnlich, umkränzt. Gegen neun Uhr fing sich der See an zu beleben, gegen vierzig Kähne, mit farbigen Lampions decoriert, durchfuhren denselben pfeilschnell. Auch von Seewalchen lösten sich einige hochelegent ausgestattete, mit Blumen und Lampions gezierte Kähne vom Ufer und stießen zu dem Geschwader. Herr Kapellmeister Rezek bot uns eine kleine Überraschung, die sich entzückend gestaltete und mit vielem Beifalle aufgenommen wurde; er beorderte nämlich in einen der Kähne zwei Solisten auf dem Piston, die, während die Fahrzeuge den Seespiegel durchkreuzten, oberösterreichische Weisen wunderbar rein ertönen ließen. Herr Peratoner ließ eines seiner Dampfschiffe mit unzähligen feurigen Ballons bis zum höchsten Maste schmücken, was einen imposanten Effect dadurch erzielte, dass Kapitän Fellner zu öfterem das Schiff wenden ließ und die Breitseite dem Schloss zukehrte. Während dieser an die Märchenwelt mahnenden Regatta schwirrten Raketen hoch in die Lüfte, feurige Sterne erloschen im See und Feuergarben, Feuerräder, sowie bengalisches Licht erleuchteten minutenlang unseren herrlichen See. Den Abschluss des wunderbaren Festes, das vom Comité so exact insceniert und so trefflich durchgeführt wurde, machte ein Tanzkränzchen, das im großen Saale des Schlosses abgehalten wurde und in animiertester Weise verlief. Die Musiker hatten ihre Streichinstrumente hervorgezogen und spielten meisterlich dem tanzlustigen jungen Volke, das bis 1 Uhr nach Mitternacht Terpsichoren huldigte. Die Beteiligung an dem herrlichen Parkfeste, das vom schönsten Wetterbegünstigt war, wäre gewiss eine noch größere geworden, wenn man bedacht gewesen wäre, einen Separatzug von Kammer nach Vöcklabruck nach Mitternacht abgehen zu lassen.“