Oehn und Reinthaler kommen nach Mühlbach

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Oehn als herrschaftlicher Verwalter von Weingütern in Gobatsburg bei Langenlois

Um 1785 wird Johann Oehn sen. geboren, er heiratet die um 1800 geborene Franziska des Wolfgang Tiefenthaler, Bräumeisters vom Schloss Pernau bei Fischlham in Oberösterreich. (Anm.: Diese Tieffenthaler aus Fischlham werden ab 1863 die Taufpaten der Kinder des Josef Peyr von Mühlbach.)

Frühestens um 1820 kommt Johann Oehn – bereits mit Franziska verheiratet – als „herrschaftlicher Verwalter“ auf die Herrschaft Haindorf in der Pfarre Gobatsburg (heute Gobelsburg) bei Langenlois im Bezirk Krems in Niederösterreich und hat → mehrere Kinder.

1824, 16.6. wird den beiden (der spätere Atterseer) → Johann Baptist Oehn in Haindorf Nr. 5 als zweites Kind geboren. Der erstgeborene Julius stirbt mit zwei Jahren. Johanns jüngerer Bruder Michael (geb. 1826) erhält als Zögling des k.k. polytechnischen Instituts in Wien jedenfalls eine ausgezeichnete Ausbildung, stirbt aber 1842 17-jährig an Nervenfieber in Wien. Johann hat noch zwei weitere Brüder: Augustin (geb. 1827) und Julian (geb. 1829).

Johann sen. bemüht sich neben der Verwaltung der Herrschaft auch um Impfungen in Gobatsburg, sodass er sogar in der Wiener Zeitung vom 29.6.1845 in das „→ Verzeichnis jener Personen, die sich 1842 um das Impfgeschäft besonders verdient gemacht haben“ aufgenommen wird. (Anm.: Blattern-, Pocken-Schutzimpfung 1841 - 1843)

1847 folgt Johann Oehn jun. mit 23 Jahren seinem mit 62 Jahren pensionierten Vater als „neuer Oberamtmann“ von Haindorf nach, was auch in der Wiener Zeitung bekannt gegeben wird. Johann sen. zieht in seinen Alterssitz nach Gobatsburg Nr. 1, Johann (Bapt.) jun. bleibt in Haindorf Nr. 5.

Johann Oehn gehört 1848 der Freiwilligen-Legion an und heiratet begüterte Theresia

Johann Oehn jun. heiratet als Verwalter des nunmehrigen „Gutes Haindorf" („Herrschaften“ wurden nach 1848 abgeschafft) die → Theresia (geb. 12.6.1820), Tochter des begüterten Johann Georg Englmayr, dem Wirtschaftsbesitzer am Mayrhof zu Leombach Nr. 13 in der Pfarre Sipbachzell. (Die Hochzeit erfolgt aber weder in Gobatsburg noch in Sipbachzell. Johann Bapt. und Theresia haben → in Gobatsburg drei Kinder.)

1855, 8.10. wird ihnen → Hermann Oehn in Haindorf Nr. 5 geboren. Taufpate ist sein Großvater Johann Georg Englmayr. Hermann hat noch die → zwei Geschwister Johann (geb. Februar 1858) und Theresia (geb. September 1859).

Johann (jun.) und Theresia betreiben Weingärten und haben ein umfangreiches, von den besten Rieden gesammeltes, → Weinlager zwischen Haindorf und Zöbing – nun offenbar in deren Eigentum – und verkaufen regelmäßig (z. B. 1857) mittels in Inseraten angekündigten Versteigerungen mehrjährige Weine aus dem früheren „herrschaftlichen Weinkeller“.

1858 stirbt → Johann Öhn sen. mit 73 Jahren als „pensionierter Verwalter der ehemaligen Herrschaft Haindorf“ in Gobatsburg Nr. 1 und wird im pfarrlichen Friedhof begraben.

1864 stirbt auch → Franziska Öhn, Witwe nach dem verstorbenen Johann Öhn, Geborene des Wolfgang Tiefenthaler, Bräumeisters zu Fischlham in Ober=Österreich, mit 64 Jahren in Gobatsburg Nr. 1 und wird ebenfalls am Pfarrfriedhof begraben.

1864 wird Johann Oehn entsprechend dem `Kremser Volksblatt´ mit 40 Jahren als Ersatzmann in den 1. Wahlkörper der Gemeinderepräsentanz des Marktes Langenlois gewählt.

Um diese Zeit wendet sich Josef Peyr vermehrt der - innert einer Generation zu großem Rechtum (vgl. die angeführte → Literatur) gekommenen - Tieffenthaler-Familie von Fischlham zu (sie werden nun nach Felix von Pausinger die Taufpaten seiner Kinder), womit Johann Oehn jun. über seine mütterliche Verwandtschaft mit Mühlbach und dortigen Investitionsprojekten in Kontakt kommt.

Beim 1867er-Comité zur Gründung einer „Atter-Mondsee-Dampfschifffahrts-Gesellschaft“ mit den Mondseer Fürsten Wrede, Pausinger von Kogl, Josef Peyr usw. ist Johann Oehn noch nicht beteiligt.

1870 beim nächsten größeren Projekt, der Errichtung einer Locomotiv-Eisenbahn von Vöcklabruck nach Kammer und von Unterach nach See (Au) zur Verbindung des Attersees mit dem Mondsee, ist erstmals auch Johann Oehn neben Peyr, Wenger, Horvath, Hager und anderen mit einbezogen.

1872 maturiert Hermann Oehn mit 17 Jahren an der Linzer Oberrealschule und wird „Ingenieur“.

Johann und Theresia Oehn kaufen von Josef Peyr die Mühlbacher Realitäten

Um 1873 verkauft Josef Peyr – wohl wegen finanzieller Schwierigkeiten im Gefolge des Kaufvertrags mit seinem Vater – das Anwesen und Sägewerk Mühlbach Nr. 1 an die recht begüterte Theresia Oehn; Johann Oehn, der weiterhin Haindorf verwaltet, kauft glaublich die Moosmühle Nr. 6. Die Wiesmühle Nr. 5 verkauft Josef Peyr an den Hubinger von der Tischlermühle in Straß Nr. 16, der seinerseits diese Mühle an den Franz Häupl von Unterburgau Nr. 1 verkauft.

Zeitliche Hinweise auf den Verkauf der Anwesen vor 1875/76 ist wohl vor allem die Anwesenheit eines Gärtners 1876 in Mühlbach Nr. 6. und eines Schmidgewerbe-Pächters zu Mühlbach in 1875. Ein Schustermeister wird 1879 von Mühlbach Nr. 6 nach Nr. 1 transferiert. 1890 wohnt in Mühlbach Nr. 6 wiederum ein „Schuhmacher und Rasierer“, was darauf hinweist, dass Johann rasiert werden will.

Johann Oehn gründet OÖ Bauernverein; Hermann Oehn heiratet Tochter des Mitgründers

1881 ist Johann Oehn an der Gründung des „Oberösterreichischen Bauernvereins“ beteiligt. Dieser Verein sei „weder liberal noch klerikal sondern national“ und wird zum späteren „Landbund“. Johanns Sohn Hermann ist schon früh in diesem Verein aktiv und kommt so in Kontakt mit Mathias Ritzberger, Bauer von Alkoven und damit auch mit dessen Tochter Maria.

1889, 16.7. → heiratet Hermann Öhn (34), Sohn des Johann Öhn, Verwalter von Haindorf und derzeit Villa- und Realitätenbesitzer in Mühlbach und der Theresia geb. Englmayr – ist Realitätenbesitzerin in Mühlbach Nr. 1, die Maria Ritzberger (24) des Mathias Ritzberger, Besitzers des Ritzbergergutes zu Winkeln Nr. 9 in der Pfarre Alkoven im Bezirk Eferding und der Theresia geb. Schweinberger. Trauzeugen sind die beiden Väter; sie werden in Attersee vom Dechant und Stadtpfarrer von Eferding getraut.

Hermann erbt Mühlbach Nr. 1 und kümmert sich um das Anwesen. So lässt er schon 1894 mit der Wasserkraft des Mühlgangs „seine sämtlichen Gebäude und Wirtschaftsräume, sowie das benachbarte Hotel Attersee mit elektrischem Lichte versorgen“, wie die Wiener Landwirtschaftliche Zeitung berichtet. Um 1900 sucht Hermann „alte Rollbahnschienen“ für sein Sägewerk in Attersee.

1895, 31.1. verstirbt → Theresia Öhn mit 75 Jahren als Private in Mühlbach Nr. 1 und wird in der eigenen Gruft auf dem Zentralfriedhof in Salzburg bestattet.

Hermann Oehn wird Obmann des OÖ Bauernvereins und auch Bürgermeister von Attersee

1897 wird Hermann Oehn (sic!) in einer → außerordentlichen Versammlung des „Oberösterreichischen Bauernvereins“ am 7. Februar zu dessen Obmann gewählt und bleibt dies bis Sommer 1919. 1899 meldet das Grazer Tagblatt Hermann als „Gutsbesitzer, Führer und Obmann des Oö. Bauernvereins. 1900 sitzen im „Wahlausschuss der unabhängigen Bauernschaft“ der Gutsbesitzer Hermann Oehn von Attersee und sein Schwiegervater Mathias Ritzberger, Bauer in Winkeln bei Alkoven“.

1900 erweist sich Hermanns Frau Maria recht fürsorglich, wenn sie Patin eines unehelichen Kindes des Sohns des „benachbarten“ Müllermeisters Klezl von Altenberg mit einer Anna aus Straß wird.

Vom 30.4.1903 bis zum 9.5.1906 ist Hermann Oehn Bürgermeister von Attersee.

Das Sägewerk am Mühlgang brennt 1903, die obere Brettersäge 1904 ab

1903, 8.9.: Das Kremser Volksblatt → berichtet: „In Attersee brannte am 8. d. abends das Sägewerk samt der elektrischen Anlage mit riesiger Flammenentwicklung ab. Diesmal war aber nicht der böse „Kurzschluß“ Schuld, sondern wahrscheinlich ein Heißlaufen im Räderwerk der Antriebsmaschine. Die Feuerwehren konnten den Brand lokalisieren. Leider ist der Besitzer Hermann Oehn, Obmann des Oö Bauernbundes und Bürgermeister, viel zu gering versichert.“

1904, 25.6.: Das Linzer Volksblatt → berichtet: „Um halb 4 Uhr früh brannte die obere (alte) Brettersäge des Herrn Hermann Oehn in Mühlbach (Nr. 6) bei Attersee ab. Das Feuer blieb infolge Eingreifens der Ortsfeuerwehr und der gänzlichen Windstille auf dieses Objekt beschränkt.“

Hermann Oehn kam wohl wirtschaftlich in Bedrängnis, wenngleich er in Zeitungsmeldungen weiter als Sägewerksbesitzer und Obmann des Oö. Bauernvereins genannt wird.

Ab Sommer 1909 nutzt Hermann die Möglichkeiten des aufkommenden Fremdenverkehrs in allen seinen Häusern. Er bietet in Fremdenverkehrszeitschriften an in Mühlbach Nr. 1: 7 Zimmer, 2 Kabinette und 2 Küchen; in Mühlbach Nr. 3: 3 Zimmer, 2 Kabinette und 1 Küche; in Mühlbach Nr. 6: 7 Zimmer und eine Küche. Die gleichen Angebote macht er auch in den nächsten fünf Jahren von 1910 bis 1914.

1912 → verstirbt Johann Öhn mit 89 Jahren in Mühlbach Nr. 6 und wird in der Familiengruft am Kommunalfriedhof in Salzburg bestattet. Auf seinem Grabstein steht: "Alldeutschlands Einigkeit und Kraft war der Traum seiner Jugend, die Arbeit des Mannes und die Sehnsucht des Greises. Er konnte es nicht erleben!"

Die „Volksfreund Zeitung“ schreibt am 26. Oktober zu seinem Nachruf: „Gutsbesitzer in Attersee; gehörte als Student während 1848 der Freiwilligen-Legion an, trat dann in den „strengen Dienst“ der Freiheit und wurde als Mann einer der Mitbegründer des Oö Bauernvereins, der jetzt von seinem Sohne Hermann Oehn als gegenwärtigen Obmann geleitet wird.“

Das Sägewerk geht an Markus Griesebner, 1918 an Franz und Kornelia Häupl

Während des Ersten Weltkriegs gehen das Anwesen und Sägewerk von Mühlbach Nr. 1 und wohl auch Mühlbach Nr. 2 und 3 an den Griesebner und 1918 an Franz und Kornelia Häupl. (Vergleiche dazu den eigenen Beitrag.)

Hermann verbleibt in Mühlbach Nr. 6 und betreibt es nun als Landwirtschaft. Im April 1915 verpachtet er das Haus mit 6 bis 8 Joch Grund; 1916 sogar 3 Joch Acker und 20 Joch Wiesen - aber "nur mehr an zahlungsfähige Selbstbearbeiter". Hermann Oehn wird im Mai 1915 vom Kaiser die "Leutnantscharge als ehemaligem Leutnant der Landwehr i. d. R. (Aufenthaltsort Attersee) verliehen."

Nach dem Krieg betreibt er die Moosmühle selbst als Landwirtschaft, wie man 1925 aus der Meldung erkennt, dass sich eine „Dienstmagd beim Landwirt Hermann Oehn den Daumen mit der elektrischen Futterschneidemaschine zerquetscht“ hat.

Hermann Oehn adoptiert 1919 Theresia Ritzberger und tritt vom Oö Bauernverein zurück

Nach dem Ersten Weltkrieg ist Hermann Oehn für die Großdeutsche Partei vom 18.11.1918 bis 15.5.1919 Mitglied der Provisorischen Landesversammlung Oberösterreichs, für die Deutsch-Nationale Partei ist er vom 18.11.19 bis 23.6.19 als Ersatzmann im Landesausschuss.

In diesem Zeitraum adoptieren die kinderlosen Hermann und Maria Oehn die Theresia Ritzberger (geb. 5.6.1901). Theresia ist die Tochter des Johann Ritzberger – also die Tochter des Sohnes des Schwiegervaters von Hermann. Mit Bescheid des Bez.-Ger. Eferding vom 23.4.1919 und der Prov. Landeregierung vom 16.6.1919 führt Theresia nun den Namen → „Ritzberger-Oehn“, wie den Anmerkungen bei den Taufeintragungen von Theresia zu entnehmen ist.

Unmittelbar nach dieser Adoption tritt Hermann am 12.7.1919 nicht mehr zur Wiederwahl als Obmann des Oö. Bauernvereins an und wird dessen Ehrenmitglied. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Formulierung: „Herr Johann Oehn erklärt, dass er aus Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl nicht mehr annehmen könne, was von der Versammlung mit lebhaftem Bedauern zur Kenntnis genommen wird.“ – Diese Namensverwechslung (Johann statt Hermann) zeigt, dass damals der ehemalige Mitbegründer des Vereins `Johann Oehn´ in den Köpfen noch recht präsent gewesen ist.

Bei der 50. Maturafeier der Linzer Oberrealschule 1922 nimmt Hermann als „Ing. Oehn“ teil.

Anton Reinthaler heiratet 1924 Theresia Ritzberger-Oehn

27.11.1924 → heiratet Anton Reinthaler (29), Ingenieur bei der Wildbachverbauung in St. Georgen, wohnhaft in Attersee Nr. 14, Sohn des Gutsbesitzers Anton Reinthaler zu Mettmach Nr. 3, die Theresia Anna Ritzberger (21), Gutsbesitzerstochter zu Mühlbach Nr. 6 (mit Dispensa der BH Vöcklabruck und des Dekanats Schörfling).

1926, 26.12.: → Schimanko, S. 15 unten, schreibt (ohne Namensnennung): "Die gemeinsame Tochter wird am 26. Dezember 1926 geboren." Diese ist aber ansonsten nirgends auffindbar.

1928, 27.8. stirbt nach 1 Tag die → Tochter Friederika des Anton und der Theresia Reinthaler in Mühlbach Nr. 6 und

1930, 21.12. kommt deren → tot geborenes Mädchen zur Welt.

1929 wird „auf → Antrag des Hermann Oehn, Gutsbesitzer in Attersee, das Sägewerk Wimroither in St. Georgen“ samt Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude versteigert.

Die Linien Oehn und Reinthaler gehen 1931 / 1943 bzw. 1958 / 1962 zu Ende

11.11.1931: Hermann Oehn verstirbt als Gutsbesitzer mit 76 Jahren. Die Linzer Tages-Post berichtet am 14. November in einem Nachruf: „Hermann Oehn stirbt in Attersee, Mühlbach Nr. 6, im 77. Lebensjahr, dessen Leiche wird nach Salzburg in die Familiengruft überführt. Oehn war viel Jahre hindurch Führer des freiheitlichen Oberösterreichischen Bauernvereins. In der Kriegszeit bekleidete er als Oberleutnant eine höhere Stelle in einem oberösterreichischen Gefangenenlager.“

11.4.1943: Maria Oehn, geb. Ritzberger, Witwe des 1931 verstorbenen Hermann Oehn, stirbt mit 78 Jahren am Ritzberger-Hof in Kranzing Nr. 1 in Alkoven.

6.3.1958: Anton Reinthaler, Ing., stirbt mit 63 Jahren in Mettmach Nr. 3.

2.10.1962: Theresia Reinthaler, geb. Ritzberger, adopt. Ritzberger-Oehn, stirbt mit 61 Jahren in Aufham, Gem. Attersee.

Quellen und Literatur