Nußdorf von den Anfängen bis heute (um 1970; maschinschriftlich)

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Nußdorf von den Anfängen bis heute (um ~ 1970; maschinschriftlich)

Der alte Seitlhof in Nußdorf am Attersee

Die ersten Bewohner des Atterseegebietes waren die Pfahlbauern. Um ca. 2900 v. Chr. errichteten sie die ersten Hütten im See. Am Attersee gab es 13 Siedlungen mit einem Ausmaß von 1600 m² bis 13.000 m². Etwa 2000 v. Chr. verlassen die Steinzeitsiedler ihre Pfahlbauten und ziehen ans Ufer. Mit einem neuen Werkzeug, der Lochaxt, roden sie den Urwald, um Ackerbau und Viehzucht betreiben zu können. Sie sind die ersten Kolonisten des Salzkammergutes. Die Landschaft zwischen dem Höhenzug des Hausrucks im Norden und dem Attersee im Süden wird in ost-westlicher Richtung von einem uralten Verkehrs- und Handelsweg, entlang den Flüssen Traun, Ager und Vöckla durchzogen, der schon in vorrömischer Zeit begangen war. Nachdem die Römer im Jahr 15 v. Chr. die Oberhoheit über das Königreich Noricum gewonnen hatten, wurde diese wichtige Straße von Lauriacum (Lorch) und Lentia (Linz) über Ovilava (Wels), Tergolape (Schwanenstadt), Tarnatone (Mondsee) nach Iuvavum (Salzburg) ausgebaut. Im Atterseegebiet führte sie an Laciacum (Seewalchen), Campara (Gampern), Caminata (Kemating) und Strata (Straß im Attergau) vorbei. Sie wies unter den Römerstraßen Oberösterreichs die größte Verkehrsfrequenz auf und ihr Verlauf entspricht ungefähr dem der heutigen Westautobahn. Die Römer machten dann Laciacum zum Zentralpunkt ihrer Verwaltung im Attergau. In Laciacum gab es auch eine besonders luxuriöse römische Badeanstalt. Sie bot trockene und feuchte Heißluftkammern, Dampf- und Warmwasserbäder, Gymnastik-, Massage- und Ruheräume. In der Nähe befand sich auch eine Säulenhalle, deren Überreste vor einigen Jahren entdeckt wurden. Sie diente für Vorträge, Lesungen und zum Abschluss von Geschäften. Den Römern, die in den Sommermonaten der heißen Sonne Italiens in ihre Villen an die Nordgrenze des Reiches entflohen, brachte der Attersee die gewünschte Abkühlung. Barken trugen sie zu ihrer Erholung von einem Ufer zum anderen. Ende des 5. Jh. zogen sich die Römer nach Süden zurück und die Bajuwaren besetzten das Land (Bayerische Landnahme). Die noch verbliebenen Romanen vermischten sich nach und nach mit den Eroberern und die Römerortschaften bekamen deutsche Namen. Laciacum wurde das „See der Walchen“, das ist Seewalchen, aus Stupha wurde Stauf, Camera wurde Kammer usw., welchen Römernamen die Orte Nußdorf, Attersee und Unterach besaßen, wissen wird heute nicht mehr. Ende des 6. Jh. fielen die Slawen ein und machten die bereits germanisierten Romanen und Bayern zu ihren Untertanen. In Berg-, Fluß- und Ortsnamen haben wir noch Dokumente der Slawenherrschaft: Wizow (Weißenkirchen), Liubinsberg (Leonsberg), Kolben, Ramsau, Wizlawn, Wozmanigen und Puch.

Die Hofmark Nußdorf erwuchs aus der „Agilolfingischen Schenkung“ an das Rupertinische Nonnenkloster zu Salzburg im 6. Jh., nämlich aus den Romanengütern im Attergau, die das „Arnonische Güterverzeichnis“ erwähnt. Über die Zeit danch (Früh- und Hochmittelalter) wissen wir sehr wenig. Erst als in der ersten Hälfte des 11. Jh. das Frauenkloster in Traunkirchen gegründet wurde, kam auch der erwähnte Besitz in Nußdorf an Traunkirchen, der nach den Urkunden aus der ersten Hälfte des 14. Jh. aus den drei Meierhöfen und sieben Gütern bestand. Eines der Güter ist der im Jahr 1339 erstmals erwähnte und noch heute bestehende „Seitlhof zu Nußdorf“.

Nach der Aufhebung des Nonnenstiftes im Jahr 1573 war Nußdorf unter verschiedenen Administrationen und Eigentümern. Zuerst unter den Äbten Erhard, Josef Pramer und Andreas Mohr von Kremsmünster; später unter Jakob Giesl von Wilhering. Der Bischof von Wiener-Neustadt Melchior Khlesel, der später Kardinal wurde, besaß Nußdorf von 1614-1620. Dann wurde Traunkirchen den Jesuiten übergeben, welche es bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1773 besaßen und somit auch das Veleihrecht für Nußdorf innehatten.

Die ältesten, in den Urbaren der Herrschaft erwähnten, und noch heute in Nußdorf gebräuchlichen Familiennamen sind: Wienerroither, Nußdorfer, Roither, Haberl, Bruckbacher, Wendl, Hemetsberger, Gruber, Klausegger, Scheichl und Gebhardt.

Die katholische Kirche hat ein aus der Mitte des 13. Jh. stammendes gotisches Presbyterium. Im Jahr 1775 geschah eine Pfarrerweiterung, wo Fürstbischof Kardinal Firmian die Ortschaften Zell, Parschallen und Limberg der Pfarre Nußdorf einverleibte. Der erste bekannte Pfarrer hieß Joannes und wirkte vor 1420, danach sind alle Pfarrer in durchgehender Reihenfolge bekannt.

Bei der Gegenreformation im 17. Jh. hat man die Ortschaft Zell übersehen, daher ist die Bevölkerung bis heute durchwegs evangelisch. Nach Auflösung der Klöster durch Joseph II. in der Zeit von 1782 bis 1786 wurde den Protestanten die freie Religionsausübung gestattet. Daher konnte man in Zell eine evangelische Schule errichten. Ab 1789 fand dort regelmäßig der Schulunterricht statt und man konnte dort auch Bibellesungen, Gebete und Predigten durchführen. Die Taufen mußten aber in Rutzenmoos abgehalten werden. Als der Attersee 1810 bayerisch wurde, errichtete man 1813 die protestantische Pfarre Attersee. Es wurde die alte katholische Pfarrkirche zum hl. Martin zugewiesen; ebenso das Vikariatshaus. Mit der Rückkehr des Attergaus unter die österreichische Herrschaft wurde die protestantische Pfarre wieder geschlossen. Im Jahr 1816 wurde der Pastor davongejagt. Erst 1819 wurde die Wiedererrichtung genehmigt. In Nußdorf gab es ab 1775 unregelmäßig katholischen Schulunterricht, der in einer Stube des Seitlhofes abgehalten wurde. Später wurden in diesem Raum auch Gemeindesitzungen abgehalten. Ab 1780 gab es eine neuerbaute Schule, die auf einem von der Familie Gruber abgegebenen Grundstück erbaut wurde. Dieses Gebäude dient heute als Arzthaus.

Im Jahr 1857 wurden die meisten Häuser des Ortes bei einem durch Blitzschlag ausgelösten Großbrand zerstört. Nur die Kirche und einige Häuser am Ortsrand blieben verschont. Der Pfarrhof verbrannte auch und mit ihm auch alle Matrikel. Nur ein Tauf- und ein Sterbebuch konnten gerettet werden; deshalb sind Nachforschungen sehr schwierig. Nachforschungen können nur bei den entsprechenden Archiven in Linz, Salzburg, Passau und München durchgeführt werden.

Die Geschichte der Familie Gruber

Wappen der Familie Gruber
Vorfahren des Autors Ludwig Gruber

Im Urbar von Traunkirchen aus dem Jahr 1347 ist unter Lehen des Stifts 1328 – 1344 unter Nummer 34 folgendes eingetragen: “So hat von uns Marchart der Gruber dacz Nusdorf ein guet, ist drey schill. Pfen. Geltz“. Dann folgt eine Aufstellung über die Lieferungen, die von den sieben Gütern, zu denen auch der Seitlhof gehörte, an das Gotteshaus geleistet werden mussten: “das drittail von chorn und avon habern fünf metzen vastmus und funf gersten und ein viertail magens und zwai swein für sechs schill. Pfen. und zwo gens und zehn huener, weses ze weinachten, ayer ze ostern“. Das Haus wurde mit jeweils “vorczich neur phen“ bewertet.