Litzlberg-Süd und Abtsdorf I

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Karl Czech: Pfahlbausuche und Lokalisierung der Pfahlbauten im Attersee. 2. Bericht

Czech 1977, Karl: Pfahlbausuche und Lokalisierung der Pfahlbauten im Attersee. 2. Bericht, FÖ 16, 1977:83–94.

Die Absuche bei Aich und Buchberg-Bucht

An zehn Tagen wurden in 47 Tauchstunden drei Teilstücke am Westufer des Attersees mit insgesamt 3,2 km Länge abgesucht.

1. Ein etwa 1,4 km langes Teilstück bei Parschallen, beginnend bei Aich bis zur Bachmündung zwischen Parschallen und Dexelbach wurde untersucht.
Es wurden keine Kulturschichten gefunden.

2. Es wurde die gesamte Bucht von Buchberg – etwa 0,9 km Länge – untersucht.

Ab dem unterhalb der Kirche Buchberg stehenden Bootshaus besteht der Seeboden aus Seekreide, der eine 3,5 cm mächtige harte Sandschicht auflagert. In Richtung Litzlberg besteht der Seeboden in Ufernähe bis 2,5 m Tiefe aus Schotter, Steinen und Felsbrocken.

Ungefähr 20 m südöstlich des Bootshauses auf Parz. 117/3 der KG Litzlberg ist in 1,5 m Tiefe ein mit Schotter bedeckter, 11 cm dicker Pfahl aufgefunden worden. Der Pfahl endet eben mit dem Seeboden, die Oberfläche ist abkorrodiert. Er ähnelt im Aussehen und in der Konsistenz den Pfählen aus den Pfahlbausiedlungen und ist mit mittelalterlichen oder neuzeitlichen Pfählen nicht zu vergleichen. Rund um den Pfahl ist der Schotterboden sehr hart. Trotz genauer Suche im Umkreis von 20 m konnten keine Spuren einer Kulturschicht oder einer urgeschichtlichen Siedlung gefunden werden.

Von diesem Pfahl ungefähr 200 m nach Osten entdeckten die Taucher die 1904 von Wang gefundene Station Litzlberg-Süd. Der Seeboden ist in Ufernähe weiterhin sehr hart und geht in 2 m Tiefe in Seekreide mit einer geringen Schlammauflagerung über. In Richtung der Insel Litzlberg verflacht die Uferzone zusehends, der Schotter hört auf und wird von Seekreide und Schlamm abgelöst. Die Siedlung Litzlber-Süd wurde 1977 vermessen.

3. F. Muthwill, Bootsbauer aus Aufham und langjähriger Sammler von Pfahlbaufunden, behauptete stets, seine Funde im Bereich vor dem Morganhof, von der Landzunge Teufelsbrücke bis zur Segelschule gemacht zu haben. Diese beiden Endpunkte schließen ein etwa 1,5 km langes Uferstück ein.

Die Station Aufham liegt nach K. Willvonseder von den Parz. 597 und 635 der KG Attersee und ist ungefähr 200 m lang. Obwohl auf Grund der bisherigen Vermessungen feststeht, dass alle früher gemachten Größenangaben nicht den Tatsachen entsprechen, war doch kaum anzunehmen, dass sich die Siedlung Aufham um weiter 1,0 km nach Süden fortsetzt. Die Verteilung der Streufunde über eine Strecke von 1,5 km ließ in diesem Bereich eher mehrere Siedlungen vermuten, deren Funde alle der Station Aufham zugerechnet wurden. Der UTC-Wels wurde daher von der Abt. f. Bodendenkmalpflege des BDA ersucht, durch eine Schwerpunktaktion im Gebiet Aufham – Attersee diese unklare Situation zu bereinigen.

Die Taucher nahmen bei der Teufelsbrücke (Parz. 1812 der KG Attersee) die Suche auf und fanden bereits beim ersten Tauchgang Pfähle, Keramikfragmente und eine Kulturschicht, meist mit unterschiedlich mächtiger Seekreide und Schotter bedeckt. Diese in der KG Abtsdorf gelegene neuentdeckte Station wurde anschließend untersucht und vermessen.

In weiterer Folge wurde das Seeufer vor dem Morganhof genauestens abgesucht. An der südlichen Grenze des Morganhofes – zugleich südliche Grenze der KG Attersee – wurden Beweise für eine weitere neolithische Siedlung in diesem Bereich erbracht. Diese Station kann erst 1978 vermessen werden. Auf der weiteren, etwa 0,9 km langen Uferstrecke vor dem Morganhof bis zu dessen nördlicher Grundstücksgrenze wurden keine urgeschichtlichen Siedlungsreste festgestellt. Das heißt, vor dem in früheren Lokalisierungen immer wieder genannten Morganhof befindet sich keine Siedlung, wohl aber eine bisher unbekannte Pfahlbaustation an seiner südlichen Grenze. Die bereits bekannte Station Aufham beginnt an der nördlichen Grundstücksgrenze des Morganhofes.

Der Boden ist bis in Tiefen von 2,0–2,5 m mit Sand und Steinen bedeckt, ab 2,5 m Tiefe wird die Schlammschicht mit zunehmender Tiefe immer mächtiger. Ab 4,5 m Tiefe fällt der mit Schlamm bedeckte und mit Pflanzen bewachsene Seeboden steil ab.

Station Litzlberg-Süd

Wie oben berichtet, wurde an der Nordseite der Bucht von Buchberg die 1904 von Th. Wang entdeckte Station Litzlberg-Süd aufgefunden. K. Willvonseder schreibt dazu: „Theodor Wang behauptete, um 1904 am Nordrand der Bucht von Ober-Buchberg, westlich der Insel Litzlberg, einen kleinen Pfahlbau – Litzlberg-Süd bzw. Litzlberg II nach R. Bernhart – gefunden zu haben, der, wie er meinte, nur zwei Hütten umfasste. Er förderte bloß Gefäßscherben zu Tage, die er aber, da sie ihm bedeutungslos erschienen, wieder ins Wasser warf. Bei der Befahrung mehrerer Pfahlbaustationen des Attersees durch r. Bernhart, A. Wendl und K. Willvonseder, unter der Führung von th. Wang, in der Karwoche des Jahres 1934, vermochte Wang die Stelle, an der er diesen Pfahlbau vermutete, nur ganz ungefähr anzugeben.“

Nach der Beschfreibung von Litzlberg-Nord setzt K. Willvonseder fort: „Bei den Unterwasserforschungen, zu denen sich 1951 der Amateurtaucher K. Schaefer (Wien) zur Verfügung gestellt hatte, wurde auch, ausgehend von der auf die Insel LItzlberg führenden Brücke, am 30 Juli 1951 in einem etwa 300 m langen und 30 m breiten Streifen, bis in die bucht von Oberbuchberg hinein, nach Pfahlbauspuren gesucht, mit dem einzigen Ergebnis, dass Gefäßscherben aufgelesen wurden, die aber von mittelalterlichem Eisentongeschirr stammten. Solange keine eindeutigen Beweise für die Existenz von Pfahlbauten bei Litzlberg, d. h. im Bereich der KG Litzlberg, erbracht werden können, müssen die beiden öfter genannten, angeblichen Stationen als zweifelhaft registriert werden. Litzlberg ist daher vorläufig als Fundort auszuscheiden.

Die Station Litzlberg-Süd ist derart mit Geröll überschüttet, dass oberlächlich kein einziger Pfahl sichtbar ist. Nur stark abrollierte Keramikbruchstücke wurden in Ufernähe gefunden.

Die Umrissvermessung wurde im Juni 1977 an zwei Wochenenden durchgeführt, das Auffinden der Siedlungsgrenzen gestaltete sich durch Schotterüberlagerungen äußerst schwierig. In 15 Tauchstunden wurden 16 Bojen gesetzt, Proben entnommen und der Seeboden untersuch. Für die Vermessung wurden 10 Arbeitsstunden benötigt.

Die Seeufersiedlung Litzlberg-Süd liegt im Mittel etwa 70 m vom heutigen Ufer entfernt. Sie beginnt im Westen vor der Parz. 159 und endet im Osten vor der Grenze zwischen den Parz. 165/3 und 164/4 der KG Litzlberg. Die Umrissvermessung ergab eine relativ große Flächenausdehnung der Siedlung (Abb. 4).

Diese ist 125 m lang und 40–45 m breit. Mit einer Flächenausdehnung von ungefähr 5.000 m² ist diese Station wesentlich größer als die beiden im Attersee liegenden, bereits vermessenen Seeufersiedlungen Misling I (1.700 m²) und Misling II (2.500 m²).

Die in bezug auf die anderen Siedlungen größere Flächenausdehnung ist hauptsächlich auf die größere Breitenerstreckung zurückzuführen. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass diese Siedlung auch ursprünglich breiter war als die anderen bisher vermessenen Stationen im Attersee, sondern lediglich, dass diese Siedlung heute in größerer Breite sichtbar ist. Trotzdem konnte auch bei dieser Siedlung, wie bei allen bisher durchgeführten Umrissvermessungen, keine eindeutige uferseitige Umrisslinie festgestellt werden. Eine sicherlich vorhandene Begrenzung kann nur durch eine Trockenlegung sichtbar werden. Die seitlich noch deutlich erkennbare Trennungslinie „verschwimmt“, d. h. die wenigen auffindbaren Pfähle stehen so verstreut, die Kulturschicht ist so dünn und verläuft so in Zick-Zack-Formation, dass eine Entscheidung über den Verlauf der Siedlungsgrenze bloße Vermutung wäre.

Zwei Möglichkeiten bieten sich als Erklärung an: die neolithischen Siedlungsreste wurden durch Uferaufschüttungen wie in Weyregg oder durch Schottermuren wie in Misling II verschüttet oder der Seespiegelanstieg erfolgte entweder so langsam oder in Etappen, dass das organische Material des landseitigen Siedlungsgebietes durch Austrocknen verloren ging. Die ursprüngliche Breite der Seeufersiedlungen im Attersee konnte bisher noch nie festgestellt werden.

Die Oberflächenbeschaffenheit der Station Litzlberg-Süd zeigt sich heute wie folgt. Der dem Ufer nächstgelegene Siedlungsbereich in 1,8 m Tiefe ist im Westen mit hartem Geröll bedeckt, dazwischen stehen verdeckt vereinzelt Pfähle. Weiter nach Osten geht der Seeboden etwa in der Mitte der Station in festgebackenen Sand über, darunter befindet sich etwa 5 cm Seekreide, auf und in der unter der Seekreide liegenden schwachen Kulturschicht liegen Geröll und größere Steine. Im Osten der Siedlung lagert etwas Geröll, vermengt mit hartem Sand, über 5 cm Seekreide, darunter wurde stellenweise eine Kulturschicht festgestellt. Der tiefergelegene seeseitige Boden, etwa 3 m tief, ist durchwegs mit etwa 20 cm hohem Pflanzenbewuchs und Schlamm bedeckt. Die hier sehr mächtige Kulturschicht, bis zu 40 cm und darüber, liegt unter einer bis zu 70 cm starken Seekreideschicht. In und über die Kulturschicht sind Schotter und bis zu 20 cm große Steine eingelagert. Im Zentrum der Station wird die hier etwa 30 cm mächtige Kulturschicht von einem 10–20 cm starken Stratum aus Seekreide und etwa 10 cm Sand und Geröll überlagert. In diesem Bereich wurden viele Pfähle, liegende Pfosten und stellenweise viel Holzkohle festgestellt.

Da die Pfähle fast vollständig mit Schotter, Sand und Schlamm überlagert sind und durch Bohrproben mit der Hand kein Überblick gewonnen werden konnte, kann über die Anzahl und Dichte der Pfähle keine Aussage gemacht werden. Aus dem Siedlungsbereich wurden zwei Holzproben entnommen und den Bundesdenkmalamt zur Durchführung einer Radiocarbondatierung übergeben. Bei der Entnahme der Holzproben fiel auf, dass beide Pfähle tiefer als 80 cm in den Boden gerammt sind und die Kulturschicht sehr mächtig ist; an einer Stelle konnte sie nicht durchbohrt werden, sie war mehr als 70 cm stark.

In den bisher untersuchten Stationen Misling I und Misling II sowie in der Station See in Mondsee liegen die Pfähle, vor allem aber auch die Kulturschicht vollkommen frei oder sind nur teilweise von rezenten Ablagerungen bedeckt. Die in der Seeufersiedlung Litzlberg-Süd die Kulturschicht überlagernde Seekreideschicht fehlt und wurde bisher nur noch in der Station Weyregg-Landungssteg festgestellt. Die bei der pfahlgerechten Vermessung der Siedlung Misling II in Massen aufgetretenen Oberlächenfunde mögen ein zusätzliches Indiz für die Annahme darstellen, dass nicht nur in dieser Station, sondern auch in andern, so vor allem in der Siedlung See, nicht nur alle späteren Ablagerungen, sondern auch ein Teil der Kulturschicht abgeschwemmt worden sind. Nur die schwereren Gegenständ sind abgesunken und verblieben an Ort und Stelle. Ein Großteil der Pfähle in den Siedlungen Misling II, Scharfling und See im Mondsee sind oft nur bis zu 20 cm tief in den Boden eingerammt, obwohl sie ursprünglich, vor allem aus statischen Gründen, sicher tiefer im Boden verankert gewesen sein müssen. Die Überlagerung der Seeufersiedlung Litzlberg-Süd könnte bedeuten, dass zumindest der größte Teil der Station vollkommen unberührt ist und die Pfähle sowie die Kulturschicht in der ursprünglichen Größe und Menge erhalten geblieben sind. Oberflächlich gelagerte Fragmente grober Hauskeramik wurden an Ort und Stelle belassen. Ein Messer auf Plattensilex wurde dem Mus. Mondsee übergeben (Abb. 5).

Station Abtsdorf I (nicht neolithisch; Bronzezeit)

Zwischen den Grenzen der Gemeinden Attersee und Nußdorf reicht ein schmaler Streifen des Gemeindegebietes Abtsdorf bis an den Attersee heran. Der UTC-Wels hat 1977 nach der Vermessung der Siedlung Litzlberg-Süd die Umrissvermessung der vor diesem schmalen Uferstreifen der KG Abtsdorf neu entdeckten Siedlung durchgeführt.

Neben der Umrissvermessung wurden erstmals auch die Tiefenschichtlinien im Bereich der Station aufgenommen. Dieser Umstand und die schwierigen morphologischen Verhältnisse innerhalb der Siedlung erforderten wesentlich längere Einsatzzeiten der Taucher. Der Lokalisierung und Umrissvermessung mit 54 Arbeitsstunden unter Wasser und 20 Stunden der Vermessung vom Land aus stehen 11 Tauchstunden und 73 Vermessungsstunden für die Aufnahme de Tiefenschichtlinien und der Uferlinie gegenüber.

Die große Entfernung der Siedlung vom Ufer ließ eine Kompassvermessung nicht zu. Die Umrissvermessung und die Vermessung der Uferlinie wurden daher mit einem Nivelliergerät, die Tiefenschichtlinienvermessung nach der von der Tauchgruppe Haag entwickelten Methode (Schatz, A.: Methoden der Unterwasservermessung, JBOÖMV 121, 1976) durch Einschneiden mit zwei Theodoliten durchgeführt.

Die Umrissvermessung brachte neue, von den bisherigen Vermessungen abweichende Ergebnisse. Erstmals konnte eine uferseitige Umrisslinie festgelegt werden. Bisher konnten, wie oben bereits ausgeführt, jeweils nur die seitlichen und die seeseitigen Begrenzungen genau lokalisiert werden. Die Station Abtsdorf liegt so weit vom Ufer entfernt (das Zentrum der Siedlung etwa 200 m), dass sie von Uferaufschüttungen und Ablagerungen an der Uferseite verschont blieb. Die seeseitige Siedlungsgrenze liegt in 3,5 m Tiefe, die frei sichtbare uferseitige Begrenzung in etwas über 2,0 m Tiefe. Daraus ist zu schließen, dass bei einem allmählichen oder etappenweisen Seespiegelanstieg die heutige Zweimeter-Tiefenschichtlinie sehr rasch erreich und überschritten wurde.

Ein Vergleich des Grundstückplanes mit der tatsächlichen Uferlinie ergab wesentliche Differenzen. Dieser Umstand und die durch die Umrissvermessung und die Aufnahme der Profile quer durch die Station festgestellten außergewöhnlichen Bodenformation (Überlagerung durch einen Schotterkegel) sowie das Vorhandensein einer uferseitigen Umrisslinie, ließen zusätzliche Vermessungen der Geländestruktur sinnvoll erscheinen. Nach Absprache mit dem Leiter der Pfahlbauuntersuchungen des BDA, J. Offenberger; vermaßen die Sporttaucher des UTC-Wels die Uferlinie und bestimmten die Tiefenschichtlinien im Bereich der Station Abtsdorf.

Die Auswertung ergab, dass der Schotterkegel der sogenannten Teufelsbrücke in der Station bis 0,8 m unter den Wasserspiegel aufragt. Die vorhandene Uferlinie weicht insbesondere bei der Teufelsbrücke wesentlich (bis 80 m) von dem im Grundstücksplan angegebenen Ufer ab. Weiters mussten die beiden Bootsstege, auf denen die Messpunkte A und B liegen, vermessen und gezeichnet werden. Andere Stege, die in dieser Bucht liegen und nicht im Grundstücksplan vermerkt sind, wurden nicht berücksichtigt, da sie für die Vermessung des Pfahlbaus Abtsdorf ohne Bedeutung sind (Abb. 6)

Die Station Abtsdorf ist annähernd oval, etwa 110 m lang und 80 m breit. Sie ist mit ungefähr 7.000 m² Fläche die größte bisher lokalisierte Seeufersiedlung in Österreich. Die Längenmaße dr bisher vermessenen Stationen sind eher übereinstimmend (85 bis 125 m), in der Breite weicht Abtsdorf mit 80 m doch wesentlich von den festgestellten Maßen (20 bis 45 m) ab. Deshalb muss jedoch die Siedlungsfläche der Seeufersiedlung Abtsdorf nicht größer gewesen sein als die der anderen Seeufersiedlungen. Wie bereits erwähnt, wurde die vollständige Siedlungsfläche der bereits vermessenen Stationen nicht festgestellt, da eine uferseitige Umrisslinie nicht zu lokalisieren war.

Die Klärung der Frage, ob die uferseitigen Siedlungsreste durch Aufschüttung und Materialbewegungen verschüttet oder abgetragen wurden, wie es in Misling I und II den Anschein hatte, oder ob die höher gelegenen Siedlungsreste durch den allmählichen oder etappenweisen Seespiegelanstieg nicht konserviert wurden, kann nur durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Insbesondere muss durch Festlegen der Tiefenschichtlinien der einzelnen Stationen im Attersee, die Möglichkeit des Vergleichs erarbeitet werden. Der UTC-Wels wird daher in Hinkunft nicht nur die Umrissvermessung, sondern auch die Tiefenschichtlinien-Vermessung durchführen.

Da Zentrum der Station Abtsdorf ist durchschnittlich 200 m vom Ufer entfernt, nur im Südwesten reicht eine Landzunge – die Teufelsbrücke – bis auf 60 m an die Umrisslinie heran. Diese Teufelsbrücke soll nach angaben von Anrainern noch vor einigen Jahren wesentlich weiter in den See hinaus gereicht haben. Durch Hebung des Seespiegels um etwa 0,5 m sei dieses Land überflutet worden. Das bedeutet, dass noch in den Jahren 1971 und 1972 das mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Ufer bis etwa 30 m an die ehemalige neolithische Seeufersiedlung herangereicht hat. Die nach der Hebung des Seespiegels im Wasserstehenden Bäume und Sträucher sind abgestorben; geblieben ist nur noch eine kleine sichelförmige Halbinsel, die im Norden eine Bucht bildet. Noch 1962 war diese Bucht mit Schilf bewachsen. Vermutlich durch die Urbarmachung der Ufer und deren Verbauung nahm der Bewuchs durch Schilf ständig ab. Heute ist nur die jetzt zum Teil versunkene Halbinsel Teufelsbrücke und ihre nähere Umgebung von Schilf bewachsen.

Die Ursache für den Anstieg des Seespiegels war die Inbetriebnahme der Regulierungswehr im Jahre 1973. Der Seespiegel stieg zwar nicht um 0,5 m, doch waren in den Jahren 1974 und 1975 die Hochwasserstände um 40 cm höher, die Niedrigstwasserstände um 13 cm höher und die Durchschnittswasserstände um 10 cm höher als vor Inbetriebnahme der Wehr.

Die Landzunge Teufelsbrücke setzt sich unter dem Wasserspiegel quer durch die Station Abtsdorf in Richtung Nordost fort. Die Einmeter- bis Dreimeter-Schichtlinien zeigen den Verlauf der Aufschüttungen. Dieser Landvorsprung wurde wahrscheinlich durch einen heute nicht mehr vorhandenen Bach nach dem Versinken der Seeufersiedlung Abtsdorf angetragen. Das Material ist Schotter mit einer Größe bis 5 cm. An den Randschichten des Schotterkegels wurden Siedlungsreste gefunden. Bei stärkerer Schotterschicht – bis 1,5 m über Grund – scheiterte jeder Versuch, bis auf die Seekreide oder die Siedlungstiefe durchzugraben. Der Schotter rollte bei einem steileren Winkel als 30° sofort nach, das heißt, der obere Durchmesser des Grabungsloches müsste viermal so groß sein wie die Grabungstiefe; bei einem 1 m Schotterdicke ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Umrisslinie konnte daher an der Südseite nicht exakt lokalisiert werden und ist nur in ihrer angenommenen Lage in den Plan eingezeichnet.

Die Station ist zur Gänze von Schotter, Seekreide oder Schlamm überlagert, von der Wasseroberfläche aus ist kein Hinweis auf eine neolithische Seeufersiedlung sichtbar. Nur im Nordwesten der Station ragen einige wenige Pfähle durch die dort minimale Seekreide. Über das ganze Gebiet und in nordöstlicher Richtung, weit über die Station hinaus, sind nur einzelne, stark abrollierte Tonscherben an der Oberfläche auffindbar. Vielleicht hat hier Muthwill Oberflächenfunde gemacht, die ihn veranlassten, bei der Teufelsbrücke einen Pfahlbau zu vermuten. Wahrscheinlich stammen jedoch die Funde von der Teufelsbrücke, aus dem ebenfalls neu entdeckten, jedoch noch nicht vermessenen Pfahlbau, etwa 200 m nördlich der Station Abtsdorf. Da keine Pfähle sichtbar sind, können auch derzeit keine Angaben über Anzahl und Standdichte der Pfähle gemacht werden. Bei den Bodenuntersuchungen zur Umrissvermessung wurden typische Pfahlbaufunde – Kulturschicht, Keramik, Knochen, Pfähle und liegende Balken – im üblichen Ausmaß gemacht.

Die geborgenen Oberflächenfunde wurden über Auftrag des BDA an das Heimatmus. Mondsee übergeben. Dies sind acht Bruchstücke neolithischer Gefäße, ein Kupfergusstropfen und das Fragment eines kugeligen Gefäßes mit abgesetztem Rand (Abb. 7), das in die frühe Bronzezeit (Stufe A 2) zu datieren ist.

Zur Darstellung der Bodenformation innerhalb der Seeufersiedlung wurden zwei Querschnitte durch den Boden aufgenommen. Quer durch die Station wurde an vorher festgelegten Endpunkten eine Leine gespannt und am Boden verlegt. An dieser Leine waren in Abständen von 5 m Markierungen angebracht. Der mit Schreibmaterial – Bleistift und Aluminiumtafel – ausgerüstete Taucher überprüfte bei jeder Markierung die Höhe und Art der Ablagerungen über der Kultur- bzw. Siedlungsschicht. Die Bodenbeschaffenheit wurde unter fortlaufender Nummer in der Reihenfolge von oben nach unten beschrieben. Nach dieser Beschreibung wurde das Querschnittsprofil gezeichnet.

Das Profil 1 (Abb. 8), von Boje 8 bis Boje 17, liegt im Osten 40 m weiter nördlich, im Westen 20 m nördlich von Profil 1. Die wesentlich geringere Schotterschicht zeigt, dass hier nur noch die Ausläufer der Teufelsbrücke vorhanden sind. Große Flächen des Siedlungsbereiches waren mit einer Schicht aus Sandknollen bedeckt. Bei Bodenuntersuchungen fanden die Taucher diese Knollen oft unter einer 10–20 cm dicken Seekreideschicht, knapp über der Kulturschicht. Da in den Knollen Hohlräume vorhanden waren und es sich daher nicht um einfache Sandkugeln handeln konnte, wurden am Ende des Schnittes 2, bei Boje 17, zwei Bodenproben entnommen.

  • Probe 1: etwa 300 cm³ Knollen mit Schlamm, frei auf dem Seegrund liegend, Schichtstärke etwa 5 cm.
    Die unregelmäßig-knolligen Bildungen, oft miteinander verbunden, zeigen außen eine sandige Struktur mit Faulschlammspuren. Kalkgehalt über 5%. Phosphatgehalt um 1% oder darunter. Schnitte (untersucht wurden etwa 50% der Knollen beider Proben) und stereomikroskopische Untersuchung: schalige bis schichtige Struktur, helleres Zentrum aus feinkörnigem Material, teils auch Seekreide selbst. Etwa ein Drittel der Knollen war massiv, der Rest enthielt Konkretionskerne (größere Sandkörner, Schalenbruchstücke von Landschnecken, eine kleine Landschnecke, wahrscheinlich Vallonia, und auffallend häufig die 3–6 mm großen Schalen der Federkiemenschnecke Valvata piscinalis).
  • Probe 2: etwa 300 cm³ Knollen mit Seekreide vermischt, etwa 20 cm tief unter der Seekreide, genau wie Probe 1 entnommen, Schichtstärke etwa 3 cm.
    Ähnlich wie Probe 1, jedoch größere Knollen, deutlichere konzentrische Schichtung mit starkem Seekreideanteil. Auch hier tritt Valvata auf.
  • Zusammenfassung: bei den knolligen Bildungen handelt es sich um Konkretionen, wobei häufig Valvata piscinalis der Konkretionskern ist. Chitinteile konnten nur in einer Konkretion festgestellt werden, wahrscheinlich waren die Hohlräume der Schnecke Anlass der Fliegenlarven- bzw. Puppentheorie. Valvata ist typisch für die Uferzone, die leeren Schalen sammeln sich jeweils im Spülsaum der Seen an. Konkretionen im Uferbereich konnten jedoch bis jetzt nirgends festgestellt werden; diese sind typisch für stehende Gewässer mit hohem Kalkgehalt. Wieweit diese Konkretionen Hinweise auf Wasserströmungen und Tiefe ermöglichen, müsste erst festgestellt werden. Interessant ist, dass gerade Valvata auch für die Kulturschicht der Station Misling II typisch war, die vergangenen Sommer untersucht wurde. Dass die Konkretionen der Probe 2 konzentrischer, regelmäßiger aufgebaut sind, sich materialmäßig ebenfalls etwas unterscheiden, lässt auf etwas andere Bildungsbedingungen als bei Probe 1 schließen.