Kompakte Darstellung der Pfahlbauten vom Mondsee und Attersee: Unterschied zwischen den Versionen

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==Zerstörung der Vinča-Kultur und Abwanderung der Metallurgen==
 
==Zerstörung der Vinča-Kultur und Abwanderung der Metallurgen==
  
Um 4.300–4.100 v. Chr. kam es zu ersten Invasionen aus den Steppen der Ukraine und mehr als 600 Siedlungen im unteren Donautal und Ostbulgarien wurden dabei niedergebrannt. Die eindringende Gruppe wird wegen ihrer Gräber als Suvorovo-Kultur bezeichnet, nach einem Grab in Suvorovo (Ukraine) nördlich des Donaudeltas, in dem ein Mann mit einem steinernen Keulenkopf in Form eines Pferdes (Pferdekopf-Szepter) bestattet wurde.
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Um '''''4.300–4.100 v. Chr.''''' kam es zu ersten Invasionen aus den Steppen der Ukraine und mehr als 600 Siedlungen im unteren Donautal und Ostbulgarien wurden dabei niedergebrannt. Die eindringende Gruppe wird wegen ihrer Gräber als '''''"Suvorovo"-Kultur''''' bezeichnet, nach einem Grab in Suvorovo (Ukraine) nördlich des Donaudeltas, in dem ein Mann mit einem steinernen Keulenkopf in Form eines Pferdes (Pferdekopf-Szepter) bestattet wurde.
  
 
Danach ist das Balkanhochland leer und es lassen sich zwischen 3.900 und 3.300 v. Chr. keine dauerhaften Siedlungen mehr nachweisen. Verbrannte Siedlungen enthalten menschliche Skelette, die als massakriert angesehen werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene bei Karanovo VI. enthielt 46 menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden. Die kupferverarbeitenden Kulturen in Mitteleuropa wechseln um 4.000 v. Chr. zu serbischen Erzen.  
 
Danach ist das Balkanhochland leer und es lassen sich zwischen 3.900 und 3.300 v. Chr. keine dauerhaften Siedlungen mehr nachweisen. Verbrannte Siedlungen enthalten menschliche Skelette, die als massakriert angesehen werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene bei Karanovo VI. enthielt 46 menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden. Die kupferverarbeitenden Kulturen in Mitteleuropa wechseln um 4.000 v. Chr. zu serbischen Erzen.  

Version vom 28. April 2024, 14:12 Uhr

Herkunft der Bauern Europas (Donauländische und Mittelmeer-Route)

Wanderung: Anatolien →donauaufwärts und →Mittelmeer-Route

Wie der nebenstehenden Grafik von → Mariana Diniz (2021) zu entnehmen ist, stammen die ersten Neolithiker aus Anatolien, das Gebiet rund um das Marmara-Meer war bereits um 9500 Jahren vor heute neolithisch besiedelt. Die farbigen Flächen stehen für die verschiedenen neolithischen Kulturen, und die schwarzen durchgezogenen Linien stellen die Gebiete dar, in denen nach Jean Guilaine (2001) eine kulturelle und chronologische Neuzusammensetzung stattgefunden hat.

Die Ausbreitung entlang der Donau erfolgte nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Offensichtlich musste sich das „Agrarpaket“ (Vieh: Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine; Getreide-Arten) evolutionär an die gegenüber den Herkunftsgebieten geänderten klimatischen Verhältnisse anpassen.

Wie auch zu erkennen ist, erfolgte die schnellere Migration der Bauern entlang der Küste des Mittelmeers und erreichte relativ rasch Frankreich, von wo sie sich nach Norden ausbreitete und mit ihrem Vieh und Getreide etwa um 4.500 v. Chr. auch den Süden der Schweiz erreichte.

Im Neolithik-Workshop der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: "The Central/Western Anatolian Farming Frontier", Wien April 2016, gingen Jean Guilaine mit “The Neolithisation of Europe: An Arrhythmic Process.” und Mehmet Özdogan mit → "An Alternative Look at the Neolithisation Process of Western Anatolia – from an old Periphery to a New Core." detailliert auf die zeitliche Ausbreitung des Neolithikums ein.

Alle frühen Europäischen Bauern haben aus genetischer Sicht einen gemeinsamen Ursprung im neolithischen Westanatolien, vertreten durch nur 5 Individuen aus Menteşe Höyük und 21 Individuen aus → Barcın Höyük im Nordwesten - alle unmittelbar neben dem Marmara-Meer (Haak et al. 2015; Anthony & Brown 2017).

Erste Besiedlung Nieder- und Oberösterreichs

Früheste neolithische Siedler in NÖ und OÖ

In Ober- und Niederösterreich gibt es keine Funde zu einer mesolithischen Besiedlung durch Jäger und Sammler.

In der Abbildung sieht man für das Frühneolithikum die Verteilung von Notenkopf-Keramik vor allem in NÖ, aber nur wenig im Linzer Bereich und einige Fundstellen der „vasi a bocca quadrata“-Kultur im Kärntner Raum. Nach der Notenkopfkeramik entwickelte sich vor allem im niederösterreichischen Raum die Lengyel-Kultur, die sich bis etwa 4.100 v. Chr. halten konnte.

Im Alpenvorland gab es – außer einem eng begrenzten Gebiet um Linz – nur ganz geringe Besiedlung. Die Besiedlung konzentrierte sich auf Gebiete, die den räumlichen Vorlieben der Linearbandkeramiker entsprachen. Diese konzentrierten sich wegen ihres Viehs und Getreides auf Lössböden in niedrigen Seehöhen mit angenehmen Temperaturen (8–10 °C durchschnittliche Jahrestemperatur) und mit nur geringen Jahresniederschlägen (unter 800 mm pro Jahr).

Man kann davon ausgehen, dass eine Besiedlung der Salzkammergut-Seen nicht auf eine bodenständige, vorhandene jungneolithische Bevölkerung aufbauen konnte. Im Gegenteil: die Notenkopfkeramiker und die darauf folgenden Lengyel-Leute mieden die Gebiete des Alpenvorlandes wegen der fehlenden Lössböden, der tieferen durchschnittlichen Jahrestemperaturen (Hausruck ca. 7 °C) und der viel höheren Jahresniederschläge (bis 1.300 mm pro Jahr): Das Alpenvorland ist bis ca. 4.000 v. Chr. letztlich unbesiedelt.

Erste Hochkultur der Welt in Südost-Europa (Vinča; Karanovo und Varna)

Varna, Grab 43, Museum Varna
Varna, Grab 43, Grabbeigaben
Varna, Grab 43, Goldschmuck

Diese hochentwickelte Kultur im Raum von Bulgarien, Rumänien und angrenzenden Ländern hatte neben einer hochstehenden Hochtemperatur-Keramikproduktion auch die Gewinnung (Bergwerke) und Verarbeitung von Kupfer (Schmelzpunkt bei knapp 1.100 °C) hervorgebracht. Das für die Artefakte verwendete Kupfererz stammte aus einer Mine bei Stara Zagora.

Die Funde zeigen, dass die Varna-Kultur Handelsbeziehungen mit fernen Ländern unterhielt (bis zur unteren Wolga und den Kykladen) und sie exportierte Metallwaren und Salz aus einem Steinsalzbergwerk. In den Gräbern wurden auch mediterrane Spondylus-Muscheln als Schmuck gefunden.

Die Kultur verfügte über tiefe religiöse Vorstellungen über das Leben nach dem Tod und hatte hierarchische Statusunterschiede entwickelt. Daneben hatte sie auch eine Vorliebe für Gold – jedenfalls in den höheren Schichten der Gesellschaft – hervorgebracht, wie die reich ausgestatteten Gräber in der Nekropole Varna I zeigen.

Die Nekropole von Varna I ist eine Begräbnisstätte westlich von Varna (etwa ½ Kilometer vom Varna-See und 4 km vom Stadtzentrum entfernt), die international als eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Weltvorgeschichte gilt. Hier wurden die ältesten Goldschätze und Schmuckstücke der Welt entdeckt, die aus der Zeit zwischen 4.600 und 4.300 v. Chr. stammen. Der Goldschatz von Varna ist der größte und vielfältigste. In der Nekropole wurden insgesamt 294 Gräber gefunden, von denen viele hochentwickelte Beispiele der Metallurgie (Gold und Kupfer), Töpferwaren (etwa 600 Stück, darunter auch mit Gold bemalte), hochwertige Klingen aus Feuerstein und Obsidian, Perlen und Muscheln enthielten. Die Gräber wurden mittels Radiokarbondatierung auf 4569-4340 v. Chr. datiert.

Zur gleichen Zeit in Zürich: Erfindung der Kanal-Pfahlbauernkultur

Zürich, Sihl, Siedlungskammer Seefeld 4.300 v.Chr.
Sihl-Schüttung über Zürich und später in Limmat

Die Sihl war ehedem ein wildbachartiger Fluss, der parallel zum Zürichsee im Sihltal fließt und ursprünglich über das nunmehrige Stadtgebiet von Zürich entwässerte und erst später in die Limmat, den Abfluss des Zürichsees, (heute) nach 1,8 Fluss-Kilometer einmündete. Greule (Deutsches Gewässernamenbuch, 2014) führt den Namen der Sihl auf die idg. Wurzel *s[h2]i-lo „tobend, wütend“ zurück. Bei starken Gewittern konnte der Abfluss der Sihl bis zu 500 m³/sec (!) (Bericht zur Volksabstimmung über die Korrektion der Limmat vom 14.9.1941) betragen (mittlere Wasserführung MQ: 7 m³/s; HHQ; 280 m³/s; → HQ500 = 600 m3/s) und damit dreimal höher als jener der Limmat (150 m³/sec) sein.

Die Sihl schüttete historisch ihre Schotterfracht anfänglich wohl mäandernd über das jetzige Stadtgebiet von Zürich und baute den flachen Untergrund der Stadt auf, wie anhand der 2-m-Höhenschichtlinien zu erkennen ist.

Nachdem dieser Abfluss durch die zunehmende Aufschotterung des Gebietes von Zürich nicht mehr möglich war, verlegte sich der Abfluss der Sihl weiter nach Nordosten und letztlich zur Gänze in die Limmat. Durch ihre Schotterfracht konnte die Sihl nun vor allem bei Starkregen den freien Abfluss der Limmat innert kurzer Zeit so verlegen, dass es zu deren Aufstau und in der Folge zu einem Seespiegelanstieg des Zürichsees kommen konnte.

Siedlungskammer Seefeld und der Kleine Hafner

Wenn die damaligen – vor rund 6.300 Jahren – Ufersiedlungen der egolzwilerischen Kultur am Zürichsee bemerkten, dass der Seespiegel aufgrund einer Gewitter-Schüttung der Sihl in die Limmat immer mehr anstieg, blieb den Siedlern nichts übrig, als diese neue Schotter-Schüttung zu beseitigen. Damit sank der Seespiegel des Sees wieder und die Ufersiedlungen konnten weiter bewohnt werden. Die Beseitigung der Sihl-Schüttung erforderte entweder die Herstellung eines tieferen Grabens neben dem Flussbett (wofür es aber keinen Platz gab) oder die Forcierung eines Erosions-Kanals in der und durch die Limmat selbst. (Anm.: Dass die Neolithiker überhaupt zur Anlage solcher Kanäle befähigt waren sieht man an den Bauwerken z.B. der Altheimer Kultur. Diese schufen ein Erdwerk, das mit mehreren – insgesamt 800 m langen – Gräben mit 2 m Tiefe und 3 m oberer Breite umgeben war.)

Eine solche Rückwärts-Erosion könnte wohl dadurch bewerkstelligt worden sein, dass man mit geeignetem Werkzeug (z. B. lange Stangen mit Haken) das Bett der Limmat beginnend deutlich unterhalb der Einmündung der Sihl kanalartig eintiefte, wodurch sich dort die Strömungsgeschwindigkeit erhöhte und damit ein Selbst-Erosionsgeschehen in Gang gesetzt und unter tätiger Mitwirkung der Kanal-Pfahlbauern bis zum See fortgesetzt wurde. Je nachdem, in welcher Entfernung vom See man mit dieser kanalartigen Eintiefung begann, stellte man wieder die frühere Seespiegelhöhe her oder erreichte sogar niedrigere Pegelstände. Im letzten Fall fielen am ganzen See Strandflächen trocken, die ohne jegliches Roden besiedelt und genutzt werden konnten. Dieser vielfache Nutzen für alle Seeufer-Anwohner veranlasste wohl die gesamte Gruppe, sich an dieser gemeinsamen Kanal-Aufgabe und den Arbeiten zu beteiligen. Die Idee der Kanal-Pfahlbauern-Technik als Geschenk der Sihl war in der Welt.

Eine Eintiefung des Abflusses sollte jedenfalls immer innert einer kurzen Zeitspanne erfolgen, sodass die trockenfallenden Strandflächen nicht durch das Aufkommen von Bäumen (z.B. „Eschen-, Erlen-, Birkenanflug“) entwertet wurden. Der trockenfallende ehemalige Seeboden ist zudem fruchtbar und gut als Getreideacker und Weide für das Vieh nutzbar.

Zerstörung der Vinča-Kultur und Abwanderung der Metallurgen

Um 4.300–4.100 v. Chr. kam es zu ersten Invasionen aus den Steppen der Ukraine und mehr als 600 Siedlungen im unteren Donautal und Ostbulgarien wurden dabei niedergebrannt. Die eindringende Gruppe wird wegen ihrer Gräber als "Suvorovo"-Kultur bezeichnet, nach einem Grab in Suvorovo (Ukraine) nördlich des Donaudeltas, in dem ein Mann mit einem steinernen Keulenkopf in Form eines Pferdes (Pferdekopf-Szepter) bestattet wurde.

Danach ist das Balkanhochland leer und es lassen sich zwischen 3.900 und 3.300 v. Chr. keine dauerhaften Siedlungen mehr nachweisen. Verbrannte Siedlungen enthalten menschliche Skelette, die als massakriert angesehen werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene bei Karanovo VI. enthielt 46 menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden. Die kupferverarbeitenden Kulturen in Mitteleuropa wechseln um 4.000 v. Chr. zu serbischen Erzen.

Der Stil von Keramik und Metallgegenständen änderte sich deutlich. Die Migration aus den Steppen hat zur gleichen Zeit wie dieser Zusammenbruch stattgefunden. "Wir haben es mit der vollständigen Ersetzung einer Kultur zu tun" sagt ein führender Experte für kupferzeitliche Metallurgie. Es war "eine Katastrophe von kolossalem Ausmaß ... eine vollständige kulturelle Zäsur", so eine bulgarische Archäologin.

Wanderung der Kupfer- und Gold-Metallurgen donauaufwärts

Wanderung der Kupfer- und Gold-Metallurgen zum Kaukasus

Entwicklung des härteren Arsenkupfers und von Silber

Entstehung der Hochkultur von Maikop mit Kurganen

Finden die donauländischen Gold- und Kupferschmiede Rauriser Gold?

Bewusste Gründung des Arsenkupfer-Zentrums am Mond- und Attersee

Anforderungen der Metallurgen

Sicherheitsbedürfnisse

Orientierung an Maikop

Verkehrslage zur Donau

Sozio-kulturell geeinte Gruppe

Einbindung in umfassendes Metallurgiegeschehen

Hydrologische Bewirtschaftung von Seen

Arbeits-Teilung und Ressourcen-Teilung

Metall-Zuarbeiten

Salzproduktion?

Landwirtschaft

Jagd

Transport

Bauern samt Agrarpaket

Höhenangepasstes Vieh und Getreide

Umgang mit löss-freien Böoden

Hochgebirgs-Jäger

Die Zeit nach dem Arsenkupfer