Kompakte Darstellung der Pfahlbauten vom Mondsee und Attersee

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Herkunft der Bauern Europas (Donauländische und Mittelmeer-Route)

Wanderung: Anatolien →donauaufwärts und →Mittelmeer-Route

Wie der nebenstehenden Grafik von → Mariana Diniz (2021) zu entnehmen ist, stammen die ersten Neolithiker aus Anatolien, das Gebiet rund um das Marmara-Meer war bereits um 9500 Jahren vor heute neolithisch besiedelt. Die farbigen Flächen stehen für die verschiedenen neolithischen Kulturen, und die schwarzen durchgezogenen Linien stellen die Gebiete dar, in denen nach Jean Guilaine (2001) eine kulturelle und chronologische Neuzusammensetzung stattgefunden hat.

Die Ausbreitung entlang der Donau erfolgte nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Offensichtlich musste sich das „Agrarpaket“ (Vieh: Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine; Getreide-Arten) evolutionär an die gegenüber den Herkunftsgebieten geänderten klimatischen Verhältnisse anpassen.

Wie auch zu erkennen ist, erfolgte die schnellere Migration der Bauern entlang der Küste des Mittelmeers und erreichte relativ rasch Frankreich, von wo sie sich nach Norden ausbreitete und mit ihrem Vieh und Getreide etwa um 4.500 v. Chr. auch den Süden der Schweiz erreichte.

Im Neolithik-Workshop der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: "The Central/Western Anatolian Farming Frontier", Wien April 2016, gingen Jean Guilaine mit “The Neolithisation of Europe: An Arrhythmic Process.” und Mehmet Özdogan mit → "An Alternative Look at the Neolithisation Process of Western Anatolia – from an old Periphery to a New Core." detailliert auf die zeitliche Ausbreitung des Neolithikums ein.

Alle frühen Europäischen Bauern haben aus genetischer Sicht einen gemeinsamen Ursprung im neolithischen Westanatolien, vertreten durch nur 5 Individuen aus Menteşe Höyük und 21 Individuen aus → Barcın Höyük im Nordwesten - alle unmittelbar neben dem Marmara-Meer (Haak et al. 2015; Anthony & Brown 2017).

Erste Besiedlung Nieder- und Oberösterreichs

Früheste neolithische Siedler in NÖ und OÖ

In Ober- und Niederösterreich gibt es keine Funde zu einer mesolithischen Besiedlung durch Jäger und Sammler.

In der Abbildung sieht man für das Frühneolithikum die Verteilung von Notenkopf-Keramik vor allem in NÖ, aber nur wenig im Linzer Bereich und einige Fundstellen der „vasi a bocca quadrata“-Kultur im Kärntner Raum. Nach der Notenkopfkeramik entwickelte sich vor allem im niederösterreichischen Raum die Lengyel-Kultur, die sich bis etwa 4.100 v. Chr. halten konnte.

Im Alpenvorland gab es – außer einem eng begrenzten Gebiet um Linz – nur ganz geringe Besiedlung. Die Besiedlung konzentrierte sich auf Gebiete, die den räumlichen Vorlieben der Linearbandkeramiker entsprachen. Diese konzentrierten sich wegen ihres Viehs und Getreides auf Lössböden in niedrigen Seehöhen mit angenehmen Temperaturen (8–10 °C durchschnittliche Jahrestemperatur) und mit nur geringen Jahresniederschlägen (unter 800 mm pro Jahr).

Man kann davon ausgehen, dass eine Besiedlung der Salzkammergut-Seen nicht auf eine bodenständige, vorhandene jungneolithische Bevölkerung aufbauen konnte. Im Gegenteil: die Notenkopfkeramiker und die darauf folgenden Lengyel-Leute mieden die Gebiete des Alpenvorlandes wegen der fehlenden Lössböden, der tieferen durchschnittlichen Jahrestemperaturen (Hausruck ca. 7 °C) und der viel höheren Jahresniederschläge (bis 1.300 mm pro Jahr): Das Alpenvorland ist bis ca. 4.000 v. Chr. letztlich unbesiedelt.

Erste Hochkultur der Welt in Südost-Europa (Vinča; Karanovo und Varna)

Varna, Grab 43, Museum Varna
Varna, Grab 43, Grabbeigaben
Varna, Grab 43, Goldschmuck
Goldperlen aus Varna-Grab Nr. 43, 43. Jh. v.Chr.

Diese hochentwickelte Kultur im Raum von Bulgarien, Rumänien und angrenzenden Ländern hatte neben einer hochstehenden Hochtemperatur-Keramikproduktion auch die Gewinnung (Bergwerke) und Verarbeitung von Kupfer (Schmelzpunkt bei knapp 1.100 °C) hervorgebracht. Das für die Artefakte verwendete Kupfererz stammte aus einer Mine bei Stara Zagora.

Die Funde zeigen, dass die Varna-Kultur Handelsbeziehungen mit fernen Ländern unterhielt (bis zur unteren Wolga und den Kykladen) und sie exportierte Metallwaren und Salz aus einem Steinsalzbergwerk. In den Gräbern wurden auch mediterrane Spondylus-Muscheln als Schmuck gefunden.

Die Kultur verfügte über tiefe religiöse Vorstellungen über das Leben nach dem Tod und hatte hierarchische Statusunterschiede entwickelt. Daneben hatte sie auch eine Vorliebe für Gold – jedenfalls in den höheren Schichten der Gesellschaft – hervorgebracht, wie die reich ausgestatteten Gräber in der Nekropole Varna I zeigen.

Die Nekropole von Varna I ist eine Begräbnisstätte westlich von Varna (etwa ½ Kilometer vom Varna-See und 4 km vom Stadtzentrum entfernt), die international als eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Weltvorgeschichte gilt. Hier wurden die ältesten Goldschätze und Schmuckstücke der Welt entdeckt, die aus der Zeit zwischen 4.600 und 4.300 v. Chr. stammen. Der Goldschatz von Varna ist der größte und vielfältigste. In der Nekropole wurden insgesamt 294 Gräber gefunden, von denen viele hochentwickelte Beispiele der Metallurgie (Gold und Kupfer), Töpferwaren (etwa 600 Stück, darunter auch mit Gold bemalte), hochwertige Klingen aus Feuerstein und Obsidian, Perlen und Muscheln enthielten. Die Gräber wurden mittels Radiokarbondatierung auf 4569-4340 v. Chr. datiert.

Zur gleichen Zeit in Zürich: Erfindung der Kanal-Pfahlbauernkultur

Zürich, Sihl, Siedlungskammer Seefeld 4.300 v.Chr.
Sihl-Schüttung über Zürich und später in Limmat

Die Sihl war ehedem ein wildbachartiger Fluss, der parallel zum Zürichsee im Sihltal fließt und ursprünglich über das nunmehrige Stadtgebiet von Zürich entwässerte und erst später in die Limmat, den Abfluss des Zürichsees, (heute) nach 1,8 Fluss-Kilometer einmündete. Greule (Deutsches Gewässernamenbuch, 2014) führt den Namen der Sihl auf die idg. Wurzel *s[h2]i-lo „tobend, wütend“ zurück. Bei starken Gewittern konnte der Abfluss der Sihl bis zu 500 m³/sec (!) (Bericht zur Volksabstimmung über die Korrektion der Limmat vom 14.9.1941) betragen (mittlere Wasserführung MQ: 7 m³/s; HHQ; 280 m³/s; → HQ500 = 600 m3/s) und damit dreimal höher als jener der Limmat (150 m³/sec) sein.

Die Sihl schüttete historisch ihre Schotterfracht anfänglich wohl mäandernd über das jetzige Stadtgebiet von Zürich und baute den flachen Untergrund der Stadt auf, wie anhand der 2-m-Höhenschichtlinien zu erkennen ist.

Nachdem dieser Abfluss durch die zunehmende Aufschotterung des Gebietes von Zürich nicht mehr möglich war, verlegte sich der Abfluss der Sihl weiter nach Nordosten und letztlich zur Gänze in die Limmat. Durch ihre Schotterfracht konnte die Sihl nun vor allem bei Starkregen den freien Abfluss der Limmat innert kurzer Zeit so verlegen, dass es zu deren Aufstau und in der Folge zu einem Seespiegelanstieg des Zürichsees kommen konnte.

Siedlungskammer Seefeld und der Kleine Hafner

Wenn die damaligen – vor rund 6.300 Jahren – Ufersiedlungen der egolzwilerischen Kultur am Zürichsee bemerkten, dass der Seespiegel aufgrund einer Gewitter-Schüttung der Sihl in die Limmat immer mehr anstieg, blieb den Siedlern nichts übrig, als diese neue Schotter-Schüttung zu beseitigen. Damit sank der Seespiegel des Sees wieder und die Ufersiedlungen konnten weiter bewohnt werden. Die Beseitigung der Sihl-Schüttung erforderte entweder die Herstellung eines tieferen Grabens neben dem Flussbett (wofür es aber keinen Platz gab) oder die Forcierung eines Erosions-Kanals in der und durch die Limmat selbst. (Anm.: Dass die Neolithiker überhaupt zur Anlage solcher Kanäle befähigt waren sieht man an den Bauwerken z.B. der Altheimer Kultur. Diese schufen ein Erdwerk, das mit mehreren – insgesamt 800 m langen – Gräben mit 2 m Tiefe und 3 m oberer Breite umgeben war.)

Eine solche Rückwärts-Erosion könnte wohl dadurch bewerkstelligt worden sein, dass man mit geeignetem Werkzeug (z. B. lange Stangen mit Haken) das Bett der Limmat beginnend deutlich unterhalb der Einmündung der Sihl kanalartig eintiefte, wodurch sich dort die Strömungsgeschwindigkeit erhöhte und damit ein Selbst-Erosionsgeschehen in Gang gesetzt und unter tätiger Mitwirkung der Kanal-Pfahlbauern bis zum See fortgesetzt wurde. Je nachdem, in welcher Entfernung vom See man mit dieser kanalartigen Eintiefung begann, stellte man wieder die frühere Seespiegelhöhe her oder erreichte sogar niedrigere Pegelstände. Im letzten Fall fielen am ganzen See Strandflächen trocken, die ohne jegliches Roden besiedelt und genutzt werden konnten. Dieser vielfache Nutzen für alle Seeufer-Anwohner veranlasste wohl die gesamte Gruppe, sich an dieser gemeinsamen Kanal-Aufgabe und den Arbeiten zu beteiligen. Die Idee der Kanal-Pfahlbauern-Technik als Geschenk der Sihl war in der Welt.

Eine Eintiefung des Abflusses sollte jedenfalls immer innert einer kurzen Zeitspanne erfolgen, sodass die trockenfallenden Strandflächen nicht durch das Aufkommen von Bäumen (z.B. „Eschen-, Erlen-, Birkenanflug“) entwertet wurden. Der trockenfallende ehemalige Seeboden ist zudem fruchtbar und gut als Getreideacker und Weide für das Vieh nutzbar.

Zerstörung der Vinča-Kultur und Abwanderung der Metallurgen

Um 4.300–4.100 v. Chr. kam es zu ersten Invasionen aus den Steppen der Ukraine und mehr als 600 Siedlungen im unteren Donautal und Ostbulgarien wurden dabei niedergebrannt. Die eindringende Gruppe wird wegen ihrer Gräber als "Suvorovo"-Kultur bezeichnet, nach einem Grab in Suvorovo (Ukraine) nördlich des Donaudeltas, in dem ein Mann mit einem steinernen Keulenkopf in Form eines Pferdes (Pferdekopf-Szepter) bestattet wurde.

Danach ist das Balkanhochland leer und es lassen sich zwischen 3.900 und 3.300 v. Chr. keine dauerhaften Siedlungen mehr nachweisen. Verbrannte Siedlungen enthalten menschliche Skelette, die als massakriert angesehen werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene bei Karanovo VI. enthielt 46 menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden. Die kupferverarbeitenden Kulturen in Mitteleuropa wechseln um 4.000 v. Chr. zu serbischen Erzen.

Der Stil von Keramik und Metallgegenständen änderte sich deutlich. Die Migration aus den Steppen hat zur gleichen Zeit wie dieser Zusammenbruch stattgefunden. "Wir haben es mit der vollständigen Ersetzung einer Kultur zu tun" sagt ein führender Experte für kupferzeitliche Metallurgie. Es war "eine Katastrophe von kolossalem Ausmaß ... eine vollständige kulturelle Zäsur", so eine bulgarische Archäologin.

Offenbar kam es durch diese Invasion zur Zerstörung dieser blühenden Kultur und ihrer komplexen Gesellschaft – und die Metallurgen und die zuarbeitenden Handwerke verließen die Gegend auf der Suche nach neuen, sichereren Heimstätten und Kupfervorkommen. Die einen wendeten sich donauaufwärts, die anderen Richtung Kaukasus, den sie von ihren Handelsaktivitäten in die pontisch-kaspischen Steppen kannten.

Wanderung der Kupfer- und Gold-Metallurgen donauaufwärts

Diese Bewegung der SO-Metallurgen donauaufwärts ist nicht nur durch die plötzlich erscheinenden Artefakte aus Kupfer und Gold zu erkennen. Sie führte um 4.100 v. Chr. auch zur Umwandlung der Lengyel-Kultur in jene der deutlich unterschiedlichen Epi-Lengyel-Kultur, die durch eine fremde, neue Keramik zu erkennen ist. Auch der spätere „Mondsee-Krug“ kam mit diesen Metallurgen nach Mitteleuropa.

Noch vor 4.000 v. Chr. werden „abgekupferte“ (kopierte, gespranzte) Steinäxte gefunden: Doppelaxt aus Serpentinit in Cham-Eslen (4300–4000 v. Chr.) im Zugersee mit kupfernem Vorbild aus Südosteuropa; ebenso die steinernen „Aichbühler Hammeräxte“ in Oberschwaben (4200–4000 v. Chr.) mit Vorbildern aus dem Karpatenbecken. Etwa zur gleichen Zeit kommen im westlichen Mitteleuropa die ersten importierten (echten) Kupfergeräte auf.

Gold-Hortfund Stollhof, Niederösterreich, 4000 v. Chr.

Weitere Funde dieses Schwergeräte-Horizonts reichen nördlich der Alpen (v.a. in Österreich) weit nach Westen: Linz-St.Peter (OÖ; Hammeraxt und Flachbeilklinge), Steindorf (Kärnten), Missingdorf und Mitterretzbach (NÖ). Massive Flachbeile aus demselben chronologischen Horizont (Ende 5. Jt. v. Chr.) entdeckte man bis nach Salzburg. Weiters ist der Fund einer fragmentierten Kupferaxt aus Überlingen am Bodensee (Baden-Württemberg) anzuführen, ein Schwergerätetyp. Sie wurde im südlichen Karpatenbecken aus bosnischem oder ostserbischem Erz hergestellt. Neuere 14C-Daten verweisen auf die Zeit 4300–4000 calBC. Weiters eine Kupferahle von Schernau bei Dettelbach (Bayern) kurz nach der Mitte des 5. Jt. v. Chr. mit chemisch südosteuropäischer Herkunft.

Weiters gibt es Belege für Import von Kupferobjekten im Schweizer Mittelland und in Südwest-Deutschland kurz nach der Wende zum 4. Jt. v. Chr. – eine Gruppe von Objekten mit eindeutigen Bezügen zum Ostalpenraum. Aus Egolzwil 4 (Schweiz) stammt eine massive Beilklinge. Die Beilklinge aus Horw LU-Fondlenhöhe ist typologisch etwa 4.000 v.Chr. zuzuweisen.

Auch die berühmte Mondseeforscherin Elisabeth Ruttkay stellt solche Konnexe mit den SO-Metallurgen her, wenn sie in ihrer "Chronologie und Typologie der Mondsee-Gruppe" schreibt: „Dass wir [in Mondsee] eine so frühe Herstellung von Kupfergegenständen voraussetzen, darf nicht verwundern, da ja auch der große → Gold-Depotfund von Stollhof (bei der Hohen Wand in NÖ; vgl. die Abbildung) mit unserer Formengruppe 1 [Anm.: also dem Beginn der Mondsee-Gruppe] annähernd gleichzeitig ist."

Wanderung der Kupfer- und Gold-Metallurgen zum Kaukasus

Entstehung der Hochkultur von Maikop mit Kurganen

Eigene Bearbeitung nach P. M. Мунчаев (1994): Die Maikop-Kultur

Die Kupfer-Metallurgen vom Balkan – nach dem Niedergang aufgrund des Vordringens der Suvorovo-Gruppe Ende des 5. Jt. v. Chr. – gingen in den Kaukasus und brachten klarerweise ihr technologisches Know-how sowie ihre Kenntnisse der gesamten "chaîne opératoire" dorthin mit.

Die Balkan-Metallurgen stießen am Kaukasus nicht mehr auf "reines" Kupfer; die Erze am Kaukasus enthielten auch in unterschiedlichen Anteilen Arsen, sodass sich von selbst der Übergang zur härteren Arsen-Bronze ergab. (Anm.: Zinn-Bronze erscheint erst ein Jahrtausend später, und ersetzte die Arsen-Bronze, wohl weil Arsen-Dämpfe giftig sind.)

Der Archäologe Kohl schreibt: „Mit dem Aufkommen der Maikop-Kultur im nördlichen Kaukasus kommt es zu einem Wechsel von der Metallurgie reinen Kupfers zur arsenhaltigen Kupfer/Bronze-Metallurgie. Die zirkumpontische metallurgische Provinz ersetzt nun die nicht mehr funktionierende metallurgische Provinz Karpaten-Balkan."

Jedenfalls erscheint der Maikop-Komplex um 4.000 v. Chr. auf dem Gebiet der Mešoko-Kultur im Nord-Kaukasus; die Mešoko-Leute leben dort aber unverändert weitere Jahrhunderte - auch während der Maikop-Periode. Es zeigt sich, dass der dort ansässigen „Mešoko“-Gruppe eine fremde Kultur "aufgepfropft" wurde, sie nahmen auch kulturelle Besonderheiten (z.B. Beerdigung unter Steinhügeln „Kurgane“) an.

Die Maikop-Leute vermischen sich nicht mit den Mešoko und auch nicht mit den Jäger/Sammler-Kulturen in der nördlichen Maikop-Steppe. Die Maikop-Kultur setzt auch keine der Mešoko-Grabdenkmäler fort. Auch in der Maikop-Steppe sind Hügel mit ursprünglichen, eneolithischen und den Maikop-Steppe-Bestattungen getrennt. Die Maikop-Gemeinschaften wollten sich offenbar auch nicht in eine Kontinuitätslinie mit den früheren steppenverwandten Bewohnern der Vorgebirgs-Zone stellen.

Entwicklung des härteren Arsenkupfers und Silber-, Goldaffinität

Arsenkupfer-Kreuzäxte
Gold-Collier aus Maikop-Kurgan, 37. Jh. v.Chr.
Figur eines Stieres. Gold. Guss. Maikop-Grabhügel Foto: Russische Föderation, Staatliche Eremitage, St. Petersburg, Foto: J.J. Piotrovskij; (Скульптурная фигурка быка. Золото; литье. Майкопский курган)

Der bekannte Metallurg Pernicka schreibt 1998: Viele natürliche Kupferlagerstätten enthalten Arsen als Begleitelemente, die bei der Verhüttung zumindest teilweise ins Kupfer gelangen. Reines Arsen oder Arsenverbindungen kommen zwar in der Natur vor, sind aber recht selten. Deshalb ist die absichtliche Herstellung von Arsenkupfer aus zwei verschiedenen Materialien unwahrscheinlich. Eher ist an eine mehr oder weniger gezielte Auswahl von arsenhaltigen Kupfererzen zu denken. Eine Erzauswahl dürfte in gewissem Umfang zwar möglich gewesen sein, aber es war nicht vorherzusehen, welche Zusammensetzung das Metall haben würde. Außerdem ist es aber wegen der Flüchtigkeit des Arsens schwierig, Kupfer mit mehr als etwa 5 % Arsen herzustellen.

Die Legierung hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Kupfer (1085 °C) und sie neigt beim Guss weniger zur Blasenbildung. Denn Kupfer hat die für den Gießer unangenehme Eigenschaft, im geschmolzenen Zustand Sauerstoff aufzunehmen und beim Erkalten in Form von Blasen im Guss wieder abzugeben. Es ist deshalb nützlich, dem geschmolzenen Kupfer sogenannte Antioxidantien beizugeben, die den Sauerstoff binden. Arsen ist ein solches Material. Der Arsenanteil härtet aber auch das Metall, sowohl im gegossenen Zustand als auch nach der Bearbeitung. Durch Kaltdeformation kann sogar die Härte von normalem Stahl erreicht werden. Diese Eigenschaft hat zur Herstellung von wesentlich verbesserten Werkzeugen und Waffen geführt. Es gibt also gute Gründe, um Arsen-Kupfer zu verwenden. Wenn also mit Arsenkupfer ein wesentlich härteres Metall als reines Kupfer zur Verfügung stand, ist der rasche Ersatz des Kupfers durch Arsen-Kupfer für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen leicht einsichtig.

gehämmerter Silberbecher

Vergleicht man die Spitzenleistungen der Gold-Metallurgie am Balkan (z.B. Varna) mit jenen des Oshad-Kurgans, erkennt man in Maikop eine ähnlich hohe Qualität (siehe nebenstehende Abbildungen). Nur die Karpaten-Balkan-Schmiede hatten das Know-how, um eine entsprechende chaîne opératoire im Kuban-Gebiet für ein neues Metall-Zentrum aufzubauen.

Die im Maikop-Kurgan bereits im 37. Jh. v. Chr. gegenüber der CBMP erkennbaren metallurgischen Fortschritte sind: Silberproduktion mit komplexem Kupellationsverfahren, Silber-Bleche für Becher, viele spezialisierte Holzbearbeitungs-Werkzeuge, Nasenringe für Ochsen, weltweit längste Dolche usw.)

Kleine Grabhügel sind bereits während des 5. Jt. v. Chr. in der pontischen und der Wolga-Region – 15-20 m Durchmesser, kaum höher als 0,5 m – sowie im Nordkaukasus bekannt. Unmittelbar nach Erscheinen der Maikop-Kultur gibt es nun aber monumentale Grabhügel, die viele der rituellen Besonderheiten der Steppen-Grabhügel und Mešoko-Gräber übernehmen wie Böden aus Geröllsteinen, Bestreuen der Toten mit rotem Ocker usw. Der älteste ausgegrabene Maikop-Grabhügel ist Brut 3 und datiert kalibriert auf 3933–3766 v. Chr.

Finden die donauländischen Gold- und Kupferschmiede Rauriser Gold?

Zu Gold im Umfeld des Mondsees schreibt Martin Hell 1951 in „Spuren alter Goldwäscherei bei St. Johann im Pongau“ auf Seite 11: „Allgemein bekannt ist, dass in Salzburg von altersher Goldwäscherei betrieben wurde. Das Gold kommt von den Hohen Tauern und so erweist sich die Salzach etwa ab Taxenbach als goldführend. Der relativ reichste Goldgehalt findet sich in der Flussstrecke von Taxenbach bis gegen Mitterberghütten [bei Bischofshofen]. Das Gold aus dem Rauriser Tal wurde mit dem Geröll der Rauriser Ache bergab in die Salzach transportiert und gelangte so bis St. Johann und Bischofshofen usw., wo es aus dem Fluss gewaschen werden konnte. Zu den ältestbekannten und ertragreichsten Vorkommen' zählt jedenfalls das von Rauris in der Goldberggruppe.

Cech 2015, Brigitte: → Tauerngold – Historische und montanarchäologische Zeugnisse zum Edelmetallbergbau in den Ostalpen. Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen, Bochum 2015:571-575.

Cech schreibt, dass das Gold wahrscheinlich aus den Flüssen gewonnen wurde; und weiter: "Im 2. Jahrhundert AC berichtet der griechische Historiker Polybios von der Entdeckung reicher Goldvorkommen im Gebiet der Norischen Taurisker: „Ferner erzählt Polybios, man habe zu seiner Zeit gerade über Aquileia bei den Norischen Tauriskern eine so ergiebige Goldgrube entdeckt, dass sich, wenn man zwei Fuß (~ 60 cm) tief die obere Erde wegräume, sofort Gold zum Ausgraben finde und dass die Grube nicht mehr als 15 Fuß (~ 4,4 m) tief sei. Ein Teil des Goldes sei sogleich gediegen, von der Größe einer Sau- oder Feigbohne, so dass nur der achte Teil beim Schmelzen verlorengehe, das übrige bedürfe zwar weiterer Schmelzung, sei aber dennoch ungemein gewinnbringend.“

Bewusste Gründung des Arsenkupfer-Zentrums am Mond- und Attersee

Der Landesarchäologe Josef Reitinger schreibt 1969, dass sich „das Werden der Mondseegruppe, archäologisch nicht aufzeigen lässt. Diese tritt uns plötzlich als fertige Kulturform entgegen. Besonders das keramische Material der Mondseegruppe zeigt keine Entwicklung.“

Gar vieles spricht für eine bewusste Gründung der Mondsee/Attersee-Gruppe als Arsenkupfer-Zentrum für Mitteleuropa durch die südosteuropäischen Metallurgen.

  • Keine möglicherweise in Frage kommende Kultur ist metallurgisch in der Lage, Kupfer (und schon gar nicht Arsenkupfer) zu verarbeiten – außer die Metallurgen von Vinča, Karanovo VI und Varna.
  • In ganz Europa gibt es keine Arsenkupfer-Quelle – außer die Zirkumpontische Metallurgische Provinz mit Maikop (Pernicka, Chernykh).
  • Der Mondsee-Krug lässt sich vom südosteuropäischen Salcuta-Komplex herleiten (Ruttkay).
  • Die Rinder stammen archaeozoologisch von der Schweizer Chortaillod-Kultur (Pucher).
  • Die Mondseer Schafe haben andere Haplogruppen wie die benachbarten donauländischen Schafe (Schmölcke).
  • Der Weizen ist tetraploider Nacktweizen, wie er in der Schweiz vorkommt (Wiethold u. Wähnert).
  • Die Pfeilformen der Cortaillod-Kultur das Mondseer Material gleichen einander (Morgan)-

Anforderungen der Metallurgen

Sicherheitsbedürfnisse

Erfahrungen von Vinča, Karanovo VI und Varna
  • test

Die Erfahrungen von Vinča; Karanovo VI und Varna mit den Einfällen der Suvorovo-Gruppe haben bei den Metallurgen, Schmieden und zugehörigen Handwerkern wohl traumatische Erfahrungen bewirkt.

Höchstwahrscheinlich wurden diese Überfälle von Gruppen vorgetragen, die vorher selbst mit Kupfer-Artefakten und Spondylus-Schmuck beliefert worden waren. Diese Gruppen sollen ihre Angriffe im Donau-Delta von weit aus dem Osten kommend vorgetragen haben – wie der russische Metallug Chernykh andeutet. Es ging offenbar darum, sich die Kostbarkeiten anzueignen, ohne dafür selbst entsprechende Gegen-„Geschenke“ reichen zu müssen. So führte der überbordender Wohlstand und der angehäufte – und stehlbare – Reichtum zum Untergang ihrer sozio-kulturellen Gemeinschaft.

Die offene Lage um das Donau-Delta hatte den invasiven Gruppen keinen natürlichen Schutz entgegenzusetzen. Diese Erfahrungen haben wohl dazu geführt, dass die Maikop-Chiefs in bergigem Gebiet siedelten.

Aber auch vorher schon hatten die „Metall-Herren“ mit den kostbaren Materialien vorsichtig umgehen müssen. So haben diese nie selbst nach den Metallen geschürft oder diese gewaschen, sondern diese Arbeiten immer von anderen Gruppen durchführen lassen. Die diesen Gruppen im Gegenzug gegebenen Ressourcen waren offenbar angemessen, sodass diese Beziehungen dauerhaft bestanden.

Je wertvoller die Pretiosen waren, umso besser mussten sie geschützt werden. Im offenen Gelände kann man wertvolle Gegenstände wie Kupfer oder Gold (angesichts der erforderlichen Arbeit zu dessen Gewinnung etwa zehnmal wertvoller) nur durch Vergraben in Horten vor räuberischem Zugriff schützen. Davon zeugen viele Hortfunde mit Kupfer und Gold wie auch der Goldfund von Stollhof in Niederösterreich – den der Besitzer wohl nicht mehr abholen konnte.

"Sichere" Stationen der Mondsee/Attersee-Gruppe

Orientierung an Maikop

Ikonographische Darstellung des Maikop-Reiches auf dem Silber-Becher

Verkehrslage zur Donau

Sozio-kulturell geeinte Gruppe

Einbindung in umfassendes Metallurgiegeschehen

Hydrologische Bewirtschaftung von Seen

Arbeits-Teilung und Ressourcen-Teilung

Metall-Zuarbeiten

Salzproduktion?

Landwirtschaft

Jagd

Transport

Bauern samt Agrarpaket

Höhenangepasstes Vieh und Getreide

Umgang mit löss-freien Böoden

Hochgebirgs-Jäger

Die Zeit nach dem Arsenkupfer