Keramik und Felssteingeräte aus Misling I und II

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Holzer, Veronika: Keramik und Felssteingeräte aus Misling I und II

Das Manuskript für die vorliegende Arbeit lag seit Ende der 1990er-Jahre fertig vor und wurde nicht mehr überarbeitet.

Die Siedlungen

Misling I

(nach Offenberger)

Die Station Misling I befindet sich südlich des Schwendterecks bei der Liegenschaft „Auf der Schwendt“, ungefähr längs der Grundparzelle Nr. 1664/1 und ist etwa 85 m lang mit einer Breite von 20 m und ist vom Ufer rund 25–30 m entfernt. Die Zahl der Pfähle betrug 10–15 pro m², insgesamt rund 12.000 Pfähle. Die Dichte der Pfähle war nur halb so groß wie in der Station Misling II. Die Station Misling I bedeckte eine Fläche von rund 1.700 m².

Misling II

(nach Offenberger)

Misling II erstreckt sich vom Haus „Finstermann“ bis zum nordöstlichen Ende der Grundparzelle Nr. 1527/1 bis 1529/3 und ist 100 m lang und 30 m breit; ihre Wassertiefe schwankt zwischen 1 und 3 m. Die Fläche des Siedlungsareals beträgt 2.300 m² und beinhaltet rund 18.000 Pfähle (20–25 je m²).

Die Dicke der Pfähle schwankte zwischen 2 und 20 cm. Einige wiesen Bearbeitungsspuren auf; halbierte Stämme, radialer Stammausschnitt, mehrkantig behauene Stämme, Bohrungen und Nuten, Brettchen usw. lassen eine hohe Holzbearbeitungstechnik vermuten.

Die Kulturschicht war durchschnittlich 10 cm stark, an manchen Stellen jedoch überhaupt nicht nachweisbar. Kleinere Siedlungsflächen wurden mit Rindenbahnen belegt (Bodenbefestigung?). Liegende Balken waren mit in halbrunden Ausnehmungen und senkrechten Bohrungen stehenden Pflöcken in ihrer Länge am Boden fixiert und dienten somit als Substruktion für möglicherweise am Seeufer errichtete Häuser.

Eine starke Schwemmholzschicht am seeseitigen Siedlungsrand bedeutet vermutlich, dass die Siedlung bereits zur Zeit des Seespiegelanstieges verlassen war.

Aufgrund des pfahlgetreuen Vermessungsplanes ist es möglich, mehrere Hausgrundrisse zu erarbeiten, die rechteckige Häuser mit einer Größe von 4x6 m und 3x4 m (Wirtschaftsgebäude) erkennen lassen. In N-S-Richtung befand sich im mittleren Teil der Siedlung eine Pfahlfreie Fläche, die einen Weg innerhalb der Siedlung vermuten lässt (Abb. 4; S. 27).

Die Siedlungen und deren Hausbau

(nach Offenberger)

Die Siedlungen wurden auf den trockengefallenen Strandplatten der Seen errichtet und fanden sich stets auf Seekreideböden. Die ufernahen Pfähle laufen unter das heutige Ufer. Die seeseitigen Begrenzungen der Siedlungen waren durch den Beginn eines Abfalls im Seeboden in etwa 4 m Tiefe gekennzeichnet. In Misling II wurde als Substruktion ein Holzrahmen von ca. 2,6 m Breite errichtet, der mit Pflöcken am Boden befestigt war. Die Ausnehmungen für die Pflöcke waren teils kantig, teils halbrund aus Stämmen ausgehauen. Querlieger, durch flache Einkerbungen an der Oberfläche des Stammes erkennbar, waren über dem Rahmen angebracht und bildeten einen Rosst. Fußböden und Wände wuden als getrennte Elemente errichtet. Durch die modernen Untersuchungen in Misling II kann aus der Lage der Substruktionen vermutet werden, dass ganze Gebäude abgerissen und nicht deckungsgleich wiederaufgebaut wurden. Die durchschnittliche Haltbarkeit der Pfähle im feuchten Untergrund betrug etwa 8 bis 10 Jahre, wodurch sich die große Pfahldichte leicht erklären lässt. Dies erschwert aber auch eine Rekonstruktion von Hausgrundrissen. Man kann jedoch relativ kleine Grundrisse von Rechteckhäusern im Ausmaß von 4x6 m annehmen.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen

Radiokarbondatierung

(nach Felber 1975)

VRI-358 Misling II Pfahl Holz 4450 b.p. ± 90 3080 BC VRI-355 Misling II Pfahl Holz 4390 b.p. ± 90 3120 BC VRI-356 Misling II Pfahl Holz 4710 b.p. ± 90 3530 BC VRI-357 Misling II Pfahl Holz 4610 b.p. ± 90 339ß BC

Petrographische Untersuchungen der Steinwerkzeuge

(nach Niedermaier 1976, 282)

Analysen sind ident mit jenen von Gerhard Niedermayr: „Petrographische Untersuchung der prähistorischen Steinwerkzeuge“ in FS Pittioni Offenberger 1976 („Forschungsergebnisse bis 1974“)

Metallanalysen

(nach Pernicka)

Holzer bezieht sich hier auf die Analysen von Obereder (1993), J.; Pernicka, E.; Ruttkay, E.: „Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht.“ Arch. Österreichs 4/2, 1993:5-9.

Archäobotanische Untersuchungen

(nach Vymazal 1975; Schoch–Schweingruber 1978)

Die 102 entnommenen Holzproben verteilen sich wie folgt: Fichte 22%, Pappel 20%, Weide 17%, Erle 13%, Birke 10%, Esche 6%, Ahorn 3%, Tanne 2% sowie Lärche, Ulme und Eiche je 1%. Fichte ist sonst an keiner anderen Attersee-Station vertreten.
An Pflanzen wurde nachgewiesen (Stück): Weizenähren (165), Himbeere (63), Brombeere (6 + 45), Walderbeeren (174), Holunder (1), Birne (5) und Wildäpfel (28; Hälften für Wintervorrat), Kohl (6). Weiters Judenkirsche (1) und Nachtschatten (1) als Heilpflanzen. Mohn (8) sowie Lein/Flachs (22), Dost (2), Johanneskraut (1), Haselnuss (5), Eicheln und Bucheckern. Als nicht vom Menschen verwendet wurden nachgewiesen: Hühnerdarm (6), Brennessel, Nabelmiere, Nelken, Wegerich, Straußgras, Hahnenfuß, Brunelle, Glockenblume, Gräser, Gelbe Rübe, Doldenblütler, Wasserdost (7), Wolfsfuß und Sauergräser.

Die archäozoologischen Untersuchungen

Von Schmitzberger, M. in dieser Veröffentlichung überarbeitet.