Kalktuffquellen des "Mühl-Moos" ermöglichen drei ganzjährig betriebene Mühlen

Aus atterpedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das unterirdische Wasser des „Mühlmoos“ (so genannt 1809 von Gielge (S. 34): "Von dem so genannten Mühlmoos eilt ein Bach in den nahen See.") wird wohl vor allem von den Hängen des Buchberg zugeführt – vielleicht auch von den Anhöhen von Abtsdorf und Palnstorf – und bildet wohl einen recht großen Wasserkörper, in dem Kalkstein vorhanden ist und der eine gleichmäßige Schüttung ermöglicht. Voraussetzung für den Wasseraustritt sind wasserstauende Schichten, die das Wasser zum Austritt bringen und die gleichmäßige Wasserführung des Mühlbachs und die zugehörigen Kalktuffquellen bewirken. In der → Urmappe von DORIS sind nördlich von "Mühle in Moos" - "Moos-Mühle" im Josefinischen Lagebuch (vgl. → DORIS - Hausnamen; heute Mühlbach Nr. 6) mindestens acht Äste (= Quellaustritte; vgl. → DORIS - Quellen) des - so kurzen - entstehenden Mühlbachs eingezeichnet.

Durch den recht großen Wasserkörper, dessen gleichmäßige Schüttung und das vorhandene Gefälle, wie man aus dem Gelände ersehen kann, werden die drei - zwangsweise aufeinander abgestimmten - Mühlen: "Moos-Mühle" (Mühlbach Nr. 6), "Wies-Mühle" (Mühlbach Nr. 5) und die Mühle am "Mühlgang" (Mühlbach Nr. 1) ermöglicht.

Im „Mühl-Moos“ tritt das Quellwasser in einer besonders großen Fläche aus und ist mit einem Ausmaß von 0,5 ha (laut der Geolog. Karte OÖ: 2 ha; "Austritt von stark kalkhaltigem Wasser → Tuffbildung") die größte Kalktuffquelle Oberösterreichs. Das bewachsene moorige „Ried“ ist baumfrei und weist mehrere Quellen auf, zwischen denen steinharte Mooshügel herauswachsen.

Die Voraussetzung für die Kalktuffquelle sind:

  • im Jahresverlauf gleich bleibende kühle Wassertemperatur (2°C bis 7°C), die auch im Winter ein Zufrieren verhindert: ein wesentlicher Vorteil gegenüber Mühlen mit schwankender Wasserführung, die ansonsten in der Gegend häufig zu finden sind (z.B. Gewittermühle von Wildenhag, Mühlen an versickernden Bächen wegen des "flyschigen" Untergrunds usw.),
  • geringer Nährstoffgehalt und
  • hoher Kalkgehalt.

Das im Unterhang und Hangfußbereich des Buchbergs – wegen des aus der Luft gelösten CO2 leicht saure – einsickernde Regenwasser nimmt in größerer Tiefe (niedrige Temperatur, höherer Druck) vorhandenes Kalziumkarbonat (CaCO3) reichlich auf. (Anm.: Der gleiche Effekt bildet im Höllengebirge unterirdische Klüfte und Höhlen - vgl. hierzu die → Bezeichnung "Höller".) Der hierfür notwendigerweise vorhandene Kalkstein ist Bestandteil des Flysch, der "im Wesentlichen aus gut geschichteten Sand- und Tonsteinen mit wechselndem Kalkgehalt" besteht (→ Geolog. Karte OÖ, S. 11).

Beim wegen wasserstauender Schichten austretenden Grundwasser kommt es infolge der Temperaturerhöhung (geringere Löslichkeit) und Druckentlastung (und damit Entweichen des gelösten Kohlendioxid CO2) zur Ausfällung des nun überreichlich vorhandenen Kalziumkarbonats (CaCO3). Moose entziehen dem Quellwasser durch Photosynthese zusätzlich CO2, sodass sich direkt auf ihnen Kalziumkarbonat ablagert und diese mit einer dünnen Kalkschichte überzogen werden.

1990 wurde vom Land Oberösterreich mittels Verordnung im „Mühl-Moos“ eine Fläche von insgesamt 12 ha zum Naturschutzgebiet (NATURA 2000) erklärt.

Quellen

→ Gielge, Ignaz: Topographisch –historische Beschreibung aller Städte, Märkte, Schlösser, Pfarren, und anderer merkwürdigen Oerter des Landes ob der Enns. 1809, Verlag Joseph Fink, Buchhändler in Linz.

Erläuterungen zur Geologischen Karte Oberösterreichs, Wien 2011

Land Oberösterreich: Sicherung des Kalktuff-Quellrieds im Reinthaler Moos

DORIS Urmappe - Quellen des "Mühl-Moos"

DORIS - Hofnamen und Häusergeschichte: Mühlbach Nr. 6

"Höller" in Namenbuch der Akademie der Wissenschaften