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Inhaltsverzeichnis

Die Herrschaft Atersee im Mittelalter

Atersee unter den Römern

Die Gegenden am Attersee hatten mit dem Noricum, das die Römer 15 Jahre vor Christi Geburt eroberten, und im J. 476. an Odaocer, den Feldherrn der Heruler und Rugier, verloren, dann die Gothen vom Jahre 493 bis 553 besaßen, und endlich an die Baiern überließen, gleiches Schicksal.

Bis jetzt ist aus den Zeiten der Römer ein einziger Leichenstein bekannt, welcher sich in Fechlamarkt in der Kirchenmauer findet. In Mondsee hat man vier Leichensteine gefunden, welche in Chronico Lunaelacensi abgebildet stehen.

Zuverläßig hat eine Strassa, welche durch Höhndorf, Straßwalchen und Lengau ging, den bevölkerten Thalzug der Mattig mit der Hauptstadt Juvavia verbunden; allein die Hauptstrasse, welche nach Lorch führte, war nicht eine Fortsetzung der vorigen von Straßwalchen aus, sondern zog nach meinem Dafürhalten über Thalgau, Mondsee durch das Attergau nach Seewalchen, Fechlabruck und dann weiter. Daß die Landstrasse nach Thalgau ging, sagt der Indiculus Armonis im dipl. Anhang zur Juvavia vom J. 798. ausdrücklich. Die Peutingerische Tafel setzet auf die gedachte Strasse Tarnantone 13,000 Schritte von Juvavum, Laciacum 14,000 Schritte von Tarnantone, und Tergolape 18,000 Schritte von Laciacum. Rechnet man nach Manner´s Geographie der Griechen und Römer auf die römische Meile oder auf 1000 Schritte ein Fünftheil einer geographischen Meile; so trifft die Entfernung von 13,000 Schritten auf Mondsee, welches 5½ Stunde von Salzburg entlegen ist, und jene von 14,000 Schritten auf Seewalchen ein, welches 6 Stunden von Mondsee am nördlichen Ende des Sees liegt; 6½ Stunden von Seewalchen, also unterhalb Fechlabruck ist Tergolape zu suchen. Mondsee ist eine teutsche Benennug, hergenommen von der Figur des Sees; auch Laciacum ist, wie nicht zu läugnen, in Seewalchen vertauscht worden. Die frühere Kultur deutete auffallend dahin, daß die Strasse die angenommene Richtung müsse genommen haben; denn frühe blühten in diesem Theile des Attergaues schon mehrere Ortschaften, indeß die Gegend an der Fechla, durch welche die heutige Hauptstrasse geht, noch mit Wald bedeckt, und wüste lag.

Atersee, ursprünglich der Atergau

Die älteste Eintheilung der teutschen Länder ist die in Gaue, welche schon vor Karl dem Großen bestand. Unter den vielen Gauen des Baierlandes hieß auch einer der Atergau, der seinen Namen von dem großen See erhielt, welcher sich in demselben von Norden gegen Süden ausdehnte.

Wie Mattighofen im Mattiggaue, Salzburghofen im Salzburggaue, Chieming im Chiemgauer und Piesendorf im Pinzgaue die Hauptorte waren, so war es Attersee im Attergaue. Hier hatte der Gaugraf seinen Sitz; von hier aus herrschte er unter der Oberherrschaft des baierischen Herzogs über den ihm unterworfenen Strich Landes; hieher mußten die Unterthanen kommen, wenn sie ihre Pflichten und Giebigkeiten zu leisten hatten; oder wenn sie bei ihm Schutz suchten, und die Handhabung ihrer Rechte anriefen. Es standen noch gar viele Dörfer und Ortschaften, ja selbst einige Märkte nicht, da Attersee am westlichen Gestade des gleichnamigen Sees als der Hauptort im Gaue hervorragte; noch breitete sich ein weit gestreckter Wald über die westlichen und nördlichen Bezirke aus, als an Gestade des Attersees, an den Ufern der Ager, und der untern Fechla schon Orte blühten, Aecker mit Getreide besäet, und Hügel sogar mit Reben bepflanzt wurden.

Andere alte Meldungen zum Atergau

Bevor ich mich in eine Untersuchung des Atergaues einlasse, will ich vorausschicken, was Andere über denselben geschrieben haben.

P. Benedictiner zu Oberaltaich, schreibt in seiner historischen untersuchung der Gränzen, Gaue und Ortschaften des Herzogthums Baiern unter den Herzogen des agilolfingischen Stammes: „Der Atergau ist ein Gau des Herzogthumes Baiern. Er hatte seinen Sitz oberhalb Salzburg zur rechten des Flußes Salzach, nahe an den Gränzen des heutigen oberen Oesterreich, zwischen dem Wallersee und Attersee bis hin an den Fluß Fechel, oder Föcklach - Valga, und die Gaue Salzburgouu, Matagouu und Trungouu lagen um ihn her. Die Orte dieses Gaues sind folgende: Atragoe, das heute Attersee heißt, Forhheit, Hohindorf, Steindorf.“

Hr. v. Kleimayern in seiner Juvavia dipl. Anh. meldet bloß: „Das Attergau gränzte an das Salzburggau, Matagau und Trungau, und hatte seine Lage vom Attersee in Oberösterreich an bis an die Vökel Fechilesaha.“

Hr. Heinrich v. Lang spricht 1812: „Ein Untergau des Mattichgau war der Atergau, worin der Irschsee, Mondsee und Attersee lag. Da das berühmte Kloster Mondsee bald als Zubehörde des Mattichgau, bald des Attergau aufgeführt wird, und derselbe Graf Gebhard ao. 1007 als Gaugraf im Mattichgau und eben so im Attergau erscheint; so geht daraus hervor, daß der Attergau als Untergau zum Mattichgau als dem grössern gehört haben müsse. Das Chronicon lunaelacense nennt als attergauische Orte: Steindorf, Einwalhesdorf, Mulipach, Pogindorf, Adalhohedorf, Chemnata, Pirichinwang, Flumen Agra, Pohberg, Puhilesbach.“

In der Gegenschrift zur obigen giebt Pallhausen über den Attergau folgenden Aufschluß: „Der Attergau erstreckte sich bis an den Traunsee; denn Mulipach gehörte noch zum Attergau; gegen Norden an den Vöggl- oder Fechilfluß, gegen Westen an die Sprenzel und an Wangau, gegen Süden an den Weissenbach und an die Ischel. Ueberall heißt es Mondsee in pago Mattihgowe. Wenn ein Gaugraf in zweyen Gauen zugleich erscheint, so folgt daraus nicht, daß einer des andern Untergau gewesen seyn müsse.“

Gränzen des Attergaues

Westlich und südlich wurde der Attergau von dem Walde begränzt, den der baierische Herzog Ottilo im J. 748 zur Gründung des Klosters Mondsee hergab, und den die Urkunde ausdrücklich als zwischen dem Salzburggau, dem Mattichgau und dem Atergau liegend nach seinen Marken beschreibt.

Treffend beschreibt Hr. v. Pallhausen die Unterach, die Ischel, den Zinkenbach, den Königs- und Hinkenberg, den Sprenzelbach, Reit und Zell.

Betrachtet man diese Stiftungsurkunde genauer; so wird man gewahr, daß der Wald zwey Abtheilungen hat. Zufolge dieser heißt die erste Abtheilung des beschriebenen Gränzwaldes

Der Wald am Abersee

Er fing am Mondsee an, zog sich längs der Unterach, einem Fluße, hin und sie dort ausschüttet, wo heute das Pfarrdorf Unterach steht. Auf dem gegenüberliegenden Gestade fließt der Weissenbach. Von Unterach weg setzte der Wald östlich nach dem Weissenbache fort; wo sein Gebiet endet, lenkte sich die Gränze südwestlich den Liubensperg hinan, welcher unter dem Namen Leonsperg angemerkt ist, und von demselben wieder herab, und der aus dem Abersee in die Traun laufenden Ischel zu, wo der Bach eintritt, der immerher in dieser Gegend die Landgränze bildet. Die Gränze folgte nun dem Zinkenbache nicht bis zur Quelle, sondern setzte auf das linke Ufer über; und stieg über die Alpeln Alblingon auf die Spitze des Königsberges hinauf, an dessen Fuße der Königsbach entspringt. Von da weg nahm sie die Richtung nach Süden dem Hochzinken zu. In der nämlichen Richtung weiter fortlaufend konnte sich die Gränze nirgends anderswo an die Ischel anschließen, als dort, wo der Leobensperg gegenüber steht, und der Bach in die Ischel ausläuft, welcher Salzburg von Oesterreich scheidet.

Um seinem Kloster den Wald am Albersee noch stärker zu versichern, bat Abt Lambert im J. 829 den K. Ludwig den Frommen um Verleihung desselben. Um allem Streite über den Umfang dieses Allodiums vorzubeugen, wurde auch die Gränze bemerkt. Sie fängt an gegen Westen beym Ursprunge des Zinkenbaches, und läuft gegen den Abersee fort: gegen Osten aber fängt sie dort an, wo der Tinnelbach in denselben ausrinnt, und geht fort bis an jene Stelle, wo die Ischel in die Traun fällt. Auf der andern Seite machen die beyden Weissenbach, sowohl der, welcher in den Atersee, als jener, welcher in die Traun ausfließt, ihrer ganzen Länge nach die Gränze.

Die zweite Abtheilung des im J.748 an das Kloster Mondsee geschenkten Gränzwaldes ist

Der Wald Oberwang

Seine Gränze fängt an beim Michelnbach (der den Markt Straßwalchen durchfließt.), geht von da bis in's Rinderthal (bei Friedburg) bis Nesselthal (bei Pöndorf), vom Nesselthal bis zum Berge, Stauf (nördlich von Frankenmarkt; Freysitz Stauf), von Stauf bis zur Sprenala (eine Stunde oberhalb St. Georgen – die Wasserscheide zwischen Straßwalchen und Frankenmarkt; mehrere Gauz laufen auf dieser Wasserscheide, die auch im J. 1156 zur Abtrennung der baierischen Ostmark diente, zusammen. In der neuern Zeit scheiden sich von da aus das Inn- und Hausruckviertel.), von der Sprenzala bis Burgstal (Burchstal), dann bis Buchbach (der Bach, welcher 1 ¼ Stunde von St. Georgen fließt, vielleicht so daß die Gränze über den Bergrücken fortlief, der die südwärts und nordwärts fallenden Gewässer trennt, und zwischen Reit und Zell endet. Da herum heißt noch eine Waldung die Buchinger Waldung, aus welcher die dürre Ager entspringt, hernach durch die Gränzen von Reit (Riuta, eine Viertelstunde von Nußdorf.) und Zell (Cella, Zell, eine halbe Stunde von Nußdorf) an den Attersee. Endlich (schenkte Herzog Otilo) alle von da weg an dem See anliegenden Wälder und Felder, kultiviert und unkultiviert, sammt allem Nutzen, der damit geschafft werden kann, bis in den Weissenbach, und diesen Fluß aufwärts bis auf den Leobensperg.

Innerhalb und an den Gränzen dieses ausgedehnten Waldes fanden sich: Vuanghi (Oberwang) das Thal des Irrsee mit Uriseedorf (Irrsdorf) und Strazuualaha (Straßwalchen).

Westgrenze des Atergaus

Von Osten her schloß sich an den bemerkten Wald das Salzburggau an; Straßwalchen selbst gehörte ursprünglich noch zu diesem Gaue: als es aber von Salzburg abgetreten worden war; so wurde es ein Eigenthum des Klosters Mondsee, und gerieth unter die Vogtey dieses Stiftes, welche matagauische Grafen ausübten; folglich wurde es zum Mattichgau gerechnet; denn Mondsee lag bestimmt in demselben, daher auch der Wald, der Anfangs nur die Scheidewand zwischen dem Mattich-, Salzburg- und Atergau machte, sobald er ein mondseeisches Eigenthum geworden war, und alles, wenigstens was der menschliche Fleiß westlich urbar gemacht hatte, zu dem nämlichen Gaue gezogen wurde.

Die Gränze des Atergaues erweiterte sich auf dieser Seite in dem Maße, in welchem die Kultur dem Walde Gebiet abgewann, und so die Gränzen allmählig weiter zurücksetzte, bis bey Errichtug der Landgerichte die Marken gesteckt wurden, die keine Parthey ohne Beilegung des Rechtes verrücken durfte.

Gränze des Atergaus nach Norden

Gegen Norden schloß den Attergau der in der Vorzeit tief herab mit Wald bewachsene Rücken, welcher noch jetzt das Innviertel scheidet, und einen Theil des weit gedehnten Hönhartes ausmachte.

Grenze des Atergaus nach Ostenn

Schwerer ist die Ausdehnung des Attergaues nach Osten auszukundschaften. Um auf diesem dunklen bisher unbetretenen Pfade eine sichere Leitung zu haben, halte ich mich an die ehemaligen Landgerichte, die erst unter Kaiser Joseph II. durch die Einführung der Commissariate aufgehoben wurden. Die Herrn von Polheim beriefen sich in einem Streite mit Lambach, daß ihr Landgericht Wartenburg älter als jenes im J. 1056 gestiftete Kloster Lambach sey, ja schon im J. 909 bestanden habe.

Da Kammer oft in enger Verbindung mit dem Attersee vorkömmt, so gehörte das gleichnamige Landgericht unstreitig noch in diesen Gau. Es erstreckte sich längs dem See und der nach Norden fließenden Ager, und begriff die Hälfte der Pfarre Unkenach wie auch die Pfarre Zell am Pettenfürst in sich. Pichelwang im Atergaue lag in diesem Landgerichte.

Diesem zur Seite erstreckte sich östlich, bis an die Ager herauf, wo sie östlich fortläuft,

Der Rebgau

Wahrscheinlich war Unterregau bis 1778 ein Filialdorf von Fechlabruck und ¾ Stunde davon entlegen, am rechten Ufer der Ager der Hauptort des Rebgaues. Im J. 823 schenkte der Mönch Rodolf im Orte Regau (dem heil. Erzengel Michael. (Chron. Lunael. pag. 58) Im J. 1147 schenkte ein gewisser Graf von Rebgau dem Stifte Kremsmünster 6 Huben zwischen dem obern und untern Diessenbache, und dessen Gemahlin Gertrud noch zwei Huben in Viechtwang – heute Pfarrdorf am linken Albenufer – zur Erbauung einer Kirche.

Ort am Traunsee

Aus der Grafschaft Rebgau scheint die heutige Grafschaft Ort am Traunsee sammt dem gleichnamigen Landgerichte entstanden zu seyn, und den nämlichen Umfang, wie letzteres wenigstens gehabt zu haben.

Landgericht Wartenburg an der Ostgränze

Weiter gegen Norden machte das Langericht Wartenburg die atergauische Ostgränze, welches nebst einem Theile von Oberthalheim und Unkenach die Pfarreyen Völklabruck zur Linken der Ager, Atzbach, Ottang und wahrscheinlich auch einst Wolfseck umfaßte. Ich will die Gründe angeben, warum ich dieses Landgericht zum Attergau rechne. Die Herren von Schaumburg nennen im J. 1260 Otto von Wartenburg ihren Getreuen – fidelem (Michaelbeuerische Urkunden). Da dieses Landgericht unmittelbar an Gerboldskirchen anstößt, so läßt sich erklären, wie Bamberg in dieser Gegend, genannt Gebeskirchen, ein Urbaramt erwerben konnte.

Traungau als Gränze

An den eben beschriebenen Theil des Attergaues, aus dem Landgerichte Wartenburg bestehend, stieß der Traungau. Durch die Freygebigkeit mehrerer Edlen erhielt Arno für seine Kirche Salzburg um das J. 800 Schankungen zu Feldham an der Alben (ad Albinsvelt), zu Grünbach (super Grunbach) zwischen Gaspoltshofen und Pachmanning, zu Pachmanning oder Pahman, wie der gemeine Mann noch spricht (Pachman), zu Lambach (Lambach), und zu Schwannenstadt (vor Alters Schwans, Suanse). Alle diese stehen im Verzeichnisse der Schankungen im Traungau. (Dipl. Anh. S. 44.)

Pallhausen hält Pohheima locus in pago Trungauue für Puechham, ein Dorf mit einem Schlosse, der Sitz eines Patrimonial- und ehemals eines Landgerichts diesseits der Ager zwischen Vöcklabruck und Schwannenstadt.

Nachdem der Umfang des Atergaues berichtiget, und die Gränzen desselben mit möglicher Deutlichkeit bezeichnet sind, will ich nun über

Das Innere des Atergaues – einzelne Orte

die aufgefundenen Nachrichten liefern.

Mulipach – Mühlbach in Atersee (807)

Mühlbach ein Dorf ¼ Stunde von Abbstorf.

Pogindorf – Palnstorf (807)

Pogendorf, gemeinhin Palnstorf, ein Dorf ¼ Stunde von Abbstorf.

Pohhe – Puch (759)

Puch, ein Dorf ½ Stunde von St. Georgen.

Ollersdorf, Adalhohesdorf – Alkersdorf (759)

Alharsdorf, gemeinhin Alkersdorf, ein Dorf ¼ Stunde von St. Georgen.

Vualtkisinga – Walkering (770)

Waldkesing, gemeinhin Walkering, ½ Stunde von Fechlamarkt.

Forhheit – Forsterreit (712)

Heute Forsterreit, ein Dorf ½ Stunde von Fechlamarkt.

Pindorf – Pöndorf (730)

Pindorf, gemeinhin Pöndorf, mit einer Pfarrkirche.

Agira – Ader (807)

Ager, heute Ader, ¾ Stunde von Oberthalheim.

Puhilespah – Pilsdorf (824)

Pühlsbach, gemeinhin Pilsbach, 1 Stunde von Attnang.

Pirihinuuange – Pichlwang (748)

Pirichwang, gemeinhin Pichlwang, ein Dorf ½ Stunde von Oberthalheim und eine Stunde von Fechlabruck an der Ager.

Steindorf – Steindorf bei Seewalchen (774)

Steindorf, ein Dorf ½ Stunde von Seewalchen.

Chemmata – Kemating (822)

Kemmating, ein Dorf 1 Stunde von Seewalchen.

Pohperc – Buchberg am Attersee (824)

Buchberg, ein Dorf 2 Stunden von Seewalchen.

Einuualhesdorf – Ainwalchen (806)

Einwalchen oder Ainwalchen, ½ Stunde von Seewalchen.

Skerolfinga – Schörfling (807)

Scherfling, ein Markt mit Mühle und Pfarrkirche ein wenig unterhalb dem Ausfluße der Ager auf einer Anhöhe.

Buobenvvanch – Powang (1101)

Bubenwang, gemeinhin Powang, ein Dorf 1 ½ Stunden von St. Georgen.

Die Herrschaft Attersee unter bambergischer Hoheit, und die Herren von Schaumburg

Die Entwicklung der Herrschaft Atersee

Mit dem Anfange des eilften Jahrhunderts beginnt für die Herrschaft Attersee eine neue Periode.

Kaiser Heinrich II. oder der Heilige errichtete das Bisthum Bamberg, und ernannte seinen Kanzler Eberhard im J. 1007 zum ersten Bischof, welchen Pabst Benedict III. selbst feierlicht dazu einweihte. Unter andern Gütern, womit Heinrich und seine Gemahlin Kunigunde die Kirche Bamberg ausstatteten, waren auch die Herrschaft Atersee im Atergaue, und weitschichtige Antheile von dem ungeheuern Hönhartwalde.

Daß in der Folge dem Geschlechte der Edlen von Schaumburg, das seine Stammgüter von der Kirche Passau zu Lehen trug, die Vogtei und die Grafengewalt ist übertragen worden, unterliegt keinem Zweifel. Wer aber früher sie besessen habe, ist ungewiß. Der Sitz der Vögte war, wenigstens in spätern Zeiten, Kammer am Ausflusse des Sees Seewalchen gegenüber.

Vermuthlich war es das gesammte Atergau, welches abgesondert unter der Hoheit von Bamberg, und unter der Obhut der Schaumburger stehend, zunächst den Namen: das Landl bekam, und ihn führte, bis er über den ganzen Strich Landes von der Traun bis zur Donau ausgedehnt wurde.

Wir haben oben vernommen, welch ungeheuere Wälder von Westen und Norden her das Atergau einschränkten. Wollten nun die Bischdfe von Bamberg daraus Nutzen ziehen, so mußten fiel dieselben ausreuten, und in fruchttragendes Land umschaffen. Sie schickten daher Franken, da der Bischofssitz Bamberg im Frankenlande liegt, ins Atergau. Also Franken, Colonisten aus der Gegend um Bamberg, welche den heutigen Märkten Frankenmarkt und Frankenburg das Daseyn und den Namen gaben. Der Anfang zur Urbarmachung wurde wahrscheinlich in den ersten Jahrzehenden des eilften Jahrhunderts gemacht. Der Ort Frankenburg ist schon um das J. 1170 bekannt, aber unter dem Namen Zwischwalden (Zwiswalden) das heißt: ein Ort zwischen dem Walde. Den mächtigen Schritten in Kultivierung wilder Gegenden setzte der Landrücken, welcher den Atergau von Norden her einschließt, keine Schranken.

Die gesammelten Nachrichten zur Herrschaft Atersee im Atergau

reihe ich nun nach der Zeitfolge aneinander. Es kommen die folgenden Orte vor (und können detailliert in der Langfassung nachgelesen werden):

Abtsdorf, Ager, Altenhof, Alkersdorf, Aspach, Attersee, Attergaudorf, Berg, Frankenburg, Frankenmarkt, Friedburg, St. Georgen, Kammer, Kemating, Kogl, Lohen, Ottnang, Palnstorf, Pfaffing, Pichlwang, Pirnbaum, Pöndorf, Puch, Reit, Reith, Schalchen, Schöndorf, Seeling, Seewalchen, Stauff, Stettham, Vöcklabruck, Vöcklamarkt, Wald, Wartenburg, Wasen, Weissenbach, Weißenkirchen, Weiterschwang, Wildenhag, Wolfsegg, Zwischwalden.

Die Herren von Schaumburg als Vögte der Herrschaft Atersee

Heinrich II. von Schaumburg hatte neun Söhne, nämlich: Leopold, Bernhard, Konrad, Ulrich, Friderich, Otto, Heinrich, Wilhelm und Rudolph. Da ihrer so viele waren, so konnten nicht alle mit Gütern und Einkünften so reichlich bedacht werden, daß sie davon ihrem Stande gemäß hätten leben können. Indes wurden die Güter so viel möglich getheilt, dadurch aber verursacht, daß nicht mehr alle zusammen vereinigt wurden. Der mächtige Stamm der Schaumburger ward auf solche Art zersplittert. Mit dem väterlichen Antheil handelte jeder wie er es für gut fand. Bernhard vertauschte im J. 1361 die von den Herzogen zu Oesterreich zu Lehen gehabten Landgerichte zu Strechenberg im Traungau, Wachsenberg, Marspach und Pruck an dieselben; bekam aber dafür von ihnen die Herrschaft und Veste Ort, welche ein bambergisches Lehen (!) war. Wilhelm versetzte den väterlichen Antheil im J. 1366 um 600 Pfund regenspurger Pfenning seinen Vettern Ulrich und Heinrich, Söhnen seines Bruders Heinrich. Diesen beiden trat Leopold, als er noch Domherr war, seine zwey Vesten im Attergau, Cammer und Zwispalen sammt dem Gericht zu Schwans (Schwannenstadt) ab. Nicht so angelegentlich nahm Chunrad auf das Beste des Schaumburgischen Hauses Rücksicht. Er verkaufte im J. 1351 die Schlösser und Vesten Pottendorf jenseits der Donau im Mühlviertel und Kogl dem Herzog Albrecht von Oesterreich.

Schon früher hatten die österreichischen Herzoge an der Gränze des Atergaues einige Besitzungen sich zu erwerben gewußt. Albert v. Polhaimb hatte schon im J. 1291 sein Haus zu Wolfseck, hernach auch die dahin gehörigen Vogteyen auf den drey Kirchen Schwans, Atzbach und Gaspolzhofen dem König Albrecht verkauft.

Immerhin waren die Herren von Schaumburg die ersten Dynasten in Oberösterreich. Wer sich unter den Edlen gutwillig zur Abhängigkeit von ihnen nicht bequemen wollte, den beugten sie mit Gewalt. So mußte Ulrich Anhanger zu Kottbach (heute Köppach) ihnen am Sonntag nach Gregori in der Fasten 1344 die Oefnung seiner Veste zu Kottbach versprechen und zwar mit dem Beysatze, daß er nur ihnen und niemanden andern damit wolle gewärtig sein.

Krieg der Habsburger gegen Bayern

Die Erbgräfin von Tyrol Margareth Maultasch, hatte, nachdem ihr Gemahl Ludwig, und ihr einziger Sohn Meinhard 1363 gestorben waren, dem baierischen Hause abhold, Tyrol an Rudolph V., Herzog in Oesterreich, am 11. Sept. 1363 förmlich abgetreten. Darüber kam es nun zwischen Baiern und Oesterreich zum Kriege. Erzbischof Ortolph hielt es mit letzterm; ein förmliches Bündnis hatte schon ein Jahr zuvor Passau in das österreichische Interesse verflochten, der Landeshauptmann ob der Enns, Eberhard von Wallsee und Graf Ulrich von Schaumburg, waren ohnehin schuldig, für ihren Oberherrn zu streiten. Noch im nämlichen Jahre um Martini brach der Krieg los. Die Gegenden am Inn, an der Isen und Roth wurden schrecklich verwüstet. Die Oesterreicher belagerten Ried. Die Belagerung von Ried ward, weil der Winter eintrat, aufgehoben.

Die Feindseligkeiten wurden im folgenden Jahre mit größter Wuth, die aber mehr das unbewaffnete Landvolk traf, fortgesetzt. Vergebens berennten die baierischen Herzoge Schärding; vergebens belagerten sie drei Monate lang Mühldorf, das sich tapfer vertheidigte.

Die Baiern verwüsteten durch Raub und Brand das Land von Mühldorf her bis an die Mauern von Salzburg. Die Bürger von Burghausen und Braunau und Grans von Uttendorf fielen über die Gegend zu beiden Seiten des Haunsberges her, zündeten den 27. May 1364 das Kloster Michaelbeuern an, und verheerten die Gegend um Straßwalchen. Im Gegentheil ritten den 26. Juny die Neuburger und Schardinger 500 Mann stark, nach Vilshofen, raubten, brannten und trieben Vieh weg, wurden aber geschlagen.

Unter diesen Umständen, da die Schaumburger und Friedburger thätigen Antheil am Kriege genommen hatten, blieb das Atergau wohl nicht verschont; allein der Krieg endete erst durch den Vertrag zu Schärding den 28. Sept. 1369. Herzog Rudolph leitete in eigener Person die Belagerung von Ried, das sich durch Capitulation ergab. Ulrich und Heinrich Grafen von Schaumburg waren bey ihm im Feldlager vor Ried, und unterschrieben als Zeugen am 28. August 1364 dessen Brief an die Bürgerschaft in Wien. Rudolph IV. starb den 27. July 1365, und die Regierung der österreichischen Länder kam an dessen Bruder Albert II. Diese Veränderung änderte auch die Verhältnisse mit den Schaumburgern.

Der Niedergang der Schaumburger

Graf Heinrich IV. von Schaumburg ist seiner Zeit der größte Tyrann gewesen. Vorzüglich waren es die wehrlosen Geistlichen, und die Unterthanen, an welchen er gerne Ungerechtigkeiten ausübte. Gewiß waren das Hochstift Passau und das Kloster St. Nikola nicht die einzigen, welchen er gewaltthätig Güter entriß; ohne Zweifel wurde von ihm auch das Hochstift Bamberg, das zu schützen er als Vogt verpflichtet war, in seinen Rechten über das Atergau gekränkt, und in den Einkünften geschmälert. Heinrich, die unruhigen Zeiten nützend, strebte sogar dahin sich unabhängig zu machen. Er suchte vorerst bey Baiern Schutz, fing an, aus seinen durch Lehen und Unterthanspflicht gesetzten Schranken herauszutreten, und allerley Schritte gegen die bestehenden Gesetze und Ordnungen zu wagen. Darüber gerieth er im J. 1366 mit Herzog Albert II. von Oesterreich in Händel, der ihm, um dessen hochmüthiges Aufstreben gleich Anfangs niederzudrücken, Lobenstein am großen Rottelbach im Mühlviertel, und Peuerbach wegnahm.

Da Heinrich sich zum Kriege zu unmächtig fühlte, so verklagte er Alberten beym Kaiser Karl IV., welcher die beiden Burggrafen Friderich zu Nürnberg und Berchtold zu Magdeburg, wie auch Babo von Abensperg als Schiedsrichter aufstellte. Der Graf verlohr, und wurde sammt seinen Nachkommen für einen Unterthan des Herzogs erklärt; außerdem ihm das Atergau sammt dem See dabey und den drey Schlössern, Kammer, Fichtenstein ½ Stund oberhalb Engelhardszell nahe an der Donau, und Neuhaus am Ausfluße der großen Mihl abgesprochen; auch ihm eine Strafe von 12,000 fl. auferlegt.

Noch empfindlicher ward Heinrichs Stolz gedehmüthigt, als er nach dem Tode seines Bruders Ulrich, der im J. 1373 ohne Erben starb, noch einmal (im J. 1383) sich gegen Herzog Albert in einen Krieg einließ. Er mußte seine Vesten Schaumburg, Stauff, Neuhaus und Efferting seinem Lehenherren dem Bischof von Passau aufsenden, und da dieser sie dem Herzog Albert von Oesterreich verlieh, von letztern erst zu Lehen nehmen.

Bamberg verkauft den Atergau an die Habsburger

Bey der weiten Entlegenheit, bey den beständigen Fehden, und dem allseitigen Streben auf Kosten anderer eigene Macht und Güter zu vermehren, konnten begreiflich die bambergischen Bischöfe vom Atergau die Vortheile nicht ziehen, die ihnen von Rechtswegen zugehörten. Eben darum, weil beinahe kein Nutzen sich beziehen ließ; verkaufte Bischof Lambert im J. 1377 das Schloß Friedburg Konrad und Harding den Kuchlern, Frankenburg und Attersee Albert dem Herzogen von Oesterreich.

Scherfenberger im Atergau

Von den österreichischen Herzogen wurde Atersee, ferner Ort, der Gmundensee, Spilberg und Hohenwang den von Steiermark nach Oberösterreich versetzten Söhnen Wilhelms von Scherfenberg zu Lehen verliehen, welcher als letzter Inhaber der Grafschaft Marburg wegen Rebellion gegen Leopold den Oesterreicher war gefangen genommen worden. Dieses ist die einzige Nachricht, welche Hoheneck aus Lazius über Atersee anführt: allein ist sie ohne Gehalt, wenn sie nicht gehörig in die Geschichte eingereiht wird. Der gedachte Leopold ist Leopold der Dritte, genannt der Fromme, welcher den 9. July 1386 bey Sempach von den Eidgenossen besiegt, das Leben verlohr. Im J. 1379 hatte ihm sein Bruder Herzog Albert II. die Verwaltung der Herzogthümer Steiermark, Kärnthen und Krain übertragen. In diese Periode zwischen 1379 und 1386 fällt also obenbemerktes Ereigniß.

Da die eigentlichen Besitzer der Herrschaft Atersee zu keiner Zeit mehr in derselben verweilten, sondern in weiter Entfernung wohnend, dieselben verwalten ließen; da die Beamten seit längerer Zeit schon ihren Sitz auf Kogl hatten; so gerieth Attersee in Verfall, und verlohr sich endlich, seitdem man die Herrschaft nach dem Sitze Kogl zu nennen gewohnt war, ganz aus der Geschichte. Das verlassene Schloß, das ansehnlich gewesen seyn mag, zerfiel nach und nach in Trümmer.

Der Atergau kommt 1581 an die Khevenhüller

Die Herrschaft Frankenburg versetzte Kaiser Albert II. im J. 1437 Herrn Ulrich Eytzinger. Sowohl dieses Schloß als auch Kogl vorhin Neuattersee genannt, und das Schloß Seisenburg versetzte Kaiser Friderich IV. um 24,000 fl. Darlehen, und um weitere 12,020 ungarische Dukaten im J. 1472 an Herrn Reinprecht von Wallsee. Endlich verkaufte Kaiser Rudolph II. die Herrschaften Frankenburg, Kogl und Kammer den 1. Juny 1581 an Herrn Hans Khevenhüller zu Aichelberg, Freyherrn auf Landskron und Wehrenberg, auf Hohenosterwitz und Karsperg, Erblandstallmeister in Kärnthen, Sr. Majestät Rath, Kämmerer und Orator in Spanien. Es wurde der erloschene alte Titel einer Grafschaft wieder hervorgesucht, und derselbe zunächst der Herrschaft Frankenburg mit Einverleibung von Kogl und Kammer und der Herrschaft Sommereck in Kärnthen beigelegt.

Kammer besitzt die gräflich Khevenhüllerische Familie noch, Kogl und Frankenburg hat aber in den letzten Zeiten Herr v. Pausinger, beyder Rechte Doctor und Advokat in Wien an sich gebracht, nachdem er sie einige Zeit ehevor verwaltet hatte.

Attersee, in der Vorzeit der Hauptort im Atergaue, das mit einem Schlosse prangte, zuweilen seinen Fürsten den Bischof von Bamberg beherbergte, und häufig von Leuten besucht wurde, die hier Geschäfte bey dem herrschaftlichen Beamten hatten, ist gegenwärtig ein Dorf mit 35 Häusern und 148 Einwohnern. Die Pfarrkirche, sonst eine Wallfahrt, groß und von solider gefälliger Bauart, zu Ehren Maria Himmelfahrt geweiht, steht auf einem Hügel. Die ältere kleinere Kirche wurde von der königl. baierischen Regierung den in der Gegend herum zerstreut wohnenden Evangeliscben zu einem Bethause eingeräumt, bey welchem auch ein Pastor angestellt ist. In den katholischen Gottesdiest theilen sch abwechselnd Atersee und Abstorf die nur ½ Stund von einander entfernt liegen.