Ida, die starke Frau des Attersees

Aus atterpedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Der Name `Ida´ kommt von der althochdeutschen Namenssilbe `id´, was so viel bedeutet wie `Werk, Arbeit´. Diesem ihrem Name entsprach Ida v. Horvath wohl in besonderer Weise, indem sie sich enormen Herausforderungen stellte und diese in hervorragender Weise bewältigte.

Ihr Vater hatte sich 1848 den Unwillen des Kaisers zugezogen und wurde 1956 als Verschwender unter Kuratel gestellt. Trotzdem verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Herrschaft Kammer weiter, sodass um 1865 von der BodenCredit die Zwangsverwaltung verhängt wurde.

Um 1866 heiratete die 23jährige Ida den ungarischen Baron August Horvath von Szent György („St. Georgen“) und die beiden nahmen sich der Probleme der Herrschaft Kammer in Abstimmung mit dem Zwangsverwalter Wang an. Nach sechs Jahren waren 1872 die größten Schwierigkeiten bewältigt und die Horvath´s waren mit Dampfschifffahrt, neuem Hotel und Schloss voll in den Fremdenverkehr eingestiegen, der sich vor allem unter der Führung von Ida prächtig entwickelte. Der Mut und die Kraft von Ida waren für eine adelige Dame außergewöhnlich und sie zeigte ungewöhnliches Geschick im persönlichen Management von Hotel und Schloss Kammer.

Die zweimalige Verpachtung des Hotels ab 1883 erwies sich als recht unglücklich. 1884 war die wirtschaftliche Situation der Herrschaft so schwierig, dass die Kärntner Linie der Khevenhüller-Metsch nach dem Tod von Hugo ihren Anspruch auf Kammer gar nicht mehr antreten wollten. Deshalb konnte Ida ihr Erbe antreten. Dazu gab es um 1887 aufkommende finanzielle Probleme bei der Schifffahrt. Zu all diesen Schwierigkeiten kam für Ida die Katastrophe des Todes ihres Sohnes Anton 1889 hinzu. Als Folge kam es zum Verkauf der Dampfschifffahrt, der Herrschaft Weyregg und auch der Waldungen der Herrschaft Kammer. Ida übernahm nun 1890 erneut persönlich die Leitung von Hotel und Schloss und stellte den angeschlagenen Ruf wieder her.

Das von Ida selbst gegebene Beispiel der Möglichkeiten des Fremdenverkehrs hatte aber viele andere auf den Plan gerufen. Neben Gasthäusern, die nun auch Fremdenzimmer anboten, gab es auch immer mehr Private, die Zimmer vermieteten. Finanzstarke Personen errichteten für sich selbst oder zur Vermietung Villen in Kammer und Schörfling, vor allem auch in Seewalchen. Damit war die Exclusivität des Hotels Kammer vorbei und 1903 waren die finanziellen Belastungen so hoch geworden, dass Schloss und Hotel Kammer versteigert werden mussten. Dieser Niedergang kann aber Ida nicht zur Last gelegt werden: mehrere finanzkräftige Investoren schafften eine Belebung nicht; erst ein Vierteljahrhundert später gab es einen Neuanfang.

Auf die Kraft Ida´s geht vor allem die Erschließung des Nordens des Attersees für den Fremdenverkehr zurück. Das Beispiel des Hotels Kammer für den Fremdenverkehr und die Schifffahrt - ohne die sich Unterach und Attersee nicht so stark hätten entwickeln können - gehen ebenso auf sie zurück wie auch die Errichtung des `Kammerer Hansl´. Der Attersee war und blieb wegen unserer Ida v. Horvath als `Sehnsuchtsort´ fest verankert.

  • Ida Elisabeth Maria Philomenia v. Horvath, geb. Khevenhüller-Frankenburg (21.3.1843 - 8.4.1912); lebte ab 1903 in Wien, bestattet in Schörfling; sie war verheiratet mit
  • August Karl v. Horvath v. Szent György (27.8.1838 - 2.3.1913); lebte ab 1903 in Wien, bestattet in Schörfling; dieser Ehe entsprangen die drei Kinder
    • Anton (14.1.1867 - 25.1.1889): verunfallt beim Brand der Hofmann´schen Brauerei in Litzlberg
    • Josefine (25.12.1873 - 1939); verblieb nach 1903 in Kammer, wo sie eine Tabaktrafik betrieb, und lebte später in Schörfling, wo sie sich als Klavierlehrerin ein bescheidenes Einkommen verdiente.
    • Marie (9.12.1875 - 29.8.1909); seit 8.2.1905 mit Handlungsgehilfen Karl Fischer in Linz verheiratet, wo sie Gemischtwarenhändlerin war; hat auf tragische Weise ihr Leben beendet.

Familie und Geschick

Die Khevenhüller sind ein uraltes Geschlecht, welches seinen Namen von dem Stammschloss Khebenhüller im bairischen Kreis in Mittelfranken führt. Um das Jahr 1000 tritt schon ein Khevenhüller als Amtmann von Villach auf. Anfang des 14. Jahrhunderts baute Richard Khevenhüller, Ammann zu Villach, das Schloss Aichelburg. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verzweigte sich das Geschlecht in zwei Linien, in die ältere, welche im Attergau ansäßig wurde, Khevenhüller-Frankenburg und in die jüngere Khevenhüller-Metsch (Hochosterwitz), die in Kärnten verblieb.

Ihre Eltern waren

  • Hugo Anton Johan von Khevenhüller-Frankenburg (5.6.1817 - 12.2.1884), (der sich 1848 den nachhaltigen Unwillen des Kaisers zuzog und 1856 unter Kuratel gestellt wurde) und Josephine, geborene Brenner von Felsach (7.2.1817 - 7.9.1892)

Berühmte Vorfahren waren der spätere Gesandte am Spanischen Hof

  • Hans Khevenhüller zu Aichelberg (16.4.1538 - 8.5.1606), der 1596 als Reichsgraf zum Begründer der Grafschaft Frankenburg wurde, und der
  • Feldmarschall → Ludwig Andreas Khevenhüller, dem sich am 23.1.1742 die bairisch-französischen Truppen in Linz ergaben und er für sich und alle Nachkommen brieflich den ewigen Dank von Maria Theresia und ihren Nachfolgern erwarb und dafür auch am Maria-Theresia-Denkmal mit einem eigenen Reiterstandbild geehrt wurde.

... leider galt der "ewige Dank" 1848 für Hugo und in der Folge auch für Ida nicht mehr.

Niedergang der Herrschaft Kammer unter Hugo Khevenhüller

Der 31-jährige Hugo Khevenhüller stand 1848 auf der "falschen" Seite und wurde hinkünftig vom Kaiserhaus gemieden und ausgegrenzt.

Bereits 1849 wurde das Landgericht Kammer aufgelöst, was neben dem Reputationsverlust auch wirtschaftliche Nachteile nach sich zog.

Am 16. Oktober 1856 wurde Hugo vom k.k. Landgericht Wien zum Verschwender erklärt und unter Kuratel gestellt. Dieses Kurat wurde ursprünglich vom Hof- und Gerichsadvokaten und k.k. Rath Dr. Josef Neymann, später von Hugos Gattin Josefine, später dann von Ida ausgeübt.

Die näheren Umstände, warum die Schwester von Hugo, die 1831 in Kammer geborene Gräfin Antonia v. Khevenhüller, am 5. Augsut 1859 in das Carmelitinenkloster in Gmunden eintrat, sind unklar, könnten aber wirtschaftliche Ursachen gehabt haben.

Der Besitz der Herrschaft Kammer bestand auch nach der bairischen Besetzung westlich von Ager und dem Attersee noch immer aus wesentlichen Bereichen:

  • Schloss Kammer
  • große Brauerei westlich des Schlosses (Hofwirthschaft im Ort; Bier- und Branntwein-Erzeugung, Malzbrechmühle, großer Märzenbierkeller samt Fässern, einige Joch Wiesen und zugehörige Wohnung), die jeweils für sechs Jahre licitando verpachtet wurde
  • umfangreiche Waldungen der Forstverwaltung Kammer
  • Herrschaft Weyregg
  • großer Meierhof

In den folgenden Jahren wurde der Besitz der Herrschaft immer mehr mit Schulden belastet. Die geldgebende Bank war vor allem die BodenCredit-Anstalt in Wien.

Um 1865 wurde die Herrschaft Kammer unter die Sequestration (Zwangsverwaltung) der BodenCredit-Anstalt (Wien, Schottenring Nr. 2) gestellt.

Da die finanziellen Gegebenheiten wohl wirklich schlecht waren, musste Ida alles aufbieten, was ihr zur Verfügung stand - und dies sollte für das Atterseegebiet noch von wesentlicher Bedeutung werden.

Erste Krise: Zwangsverwaltung der Herrschaft Kammer (um 1865)

Die Sequestration (Zwangsverwaltung) über die gräflich Khevenhiller´sche Fideicommiß-Herrschaft Kammer wurde durch den gerichtlich bestellten Sequester Nikolaus Wang von der BodenCredit-Anstalt ("CA") ausgeübt. Offenbar stand ihm als Kuratorin des Grafen dessen Gattin Josefine gegenüber.

In diesen Jahren erfolgte wohl auch die Hochzeit von Ida Khevenhüller mit August Horvath von Szent György (Ungarn), der bescheidene Capitalien mit brachte.

Sequester Wang und die Familie Khevenhüller/Horvath hatten zum Schuldenabbau umfangreiche Sanierungsambitionen. Einerseits sollten die vorhandenen Vermögensbestandteile besser genutzt und neue Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.

Die Wälder sollten verwertet und vergleichbar zu den anderen Salzkammergutseen Fremdenverkehr als Einkommensquelle erschlossen werden.

Bereits im Frühjahr 1867 schaltete die Sequestration der Herrschaft viele Annoncen, wonach im Schloss Kammer größere und kleinere Wohnungen und einzelne Zimmer zu vermieten sind und wirbt: "Schöner Schlosspark, Seebad, gute Restauration, Gondelfahrt auf dem See usw.; Verkehrsanbindung über Eisenbahnstation Vöcklabruck und Straßentransport."

Die Sequestration der Herrschaft Kammer gibt im Herbst 1867 auch bekannt, dass „in den Revieren Kammer und Weyregg größere Parthien von Schnitt-, Bau- und Brennholz licitando veräußert werden. Anfragen beantwortet die Forstverwaltung zu Kammer.“

1968 wurden die Pläne konkreter:

Der Sequester Wang errichtete auf Grund und Boden der Herrschaft Kammer eine Dampfsäge. (Den Baugrund hatte der Strohmann Julius Wang von dem Sequester Nikolaus Wang gepachtet, wie die Eigentümerin Gräfin Josephine in einem späteren diesbezüglichen Meineid-Prozess aussagte.) Wang wollte wohl in das Schnittholzgeschäft einsteigen, wozu er vor allem einen entsprechenden Eisenbahntransport Richtung Linz und Wien benötigte.

August v. Horvath erwarb die Concessionen für Schifffahrt auf dem Attersee und dem Mondsee. August Horvath bestellte bei einer Werft in Linz ein Dampfschiff. Räumlichkeiten im Schloss und in der Meierei wurden für Fremdenverkehr adaptiert.

1869 kamen diese Pläne an den Tag und führten am 5. Februar in `Die Presse´ zu einem heftigen Angriff. Unter dem Titel `Eisenbahn- und Dampfschiff-Projekte im Salzkammergut: Plan einer hochkantigen Pferdebahn zwischen Vöcklabruck oder Timmelkam und Kammer und Dampfschifffahrt auf dem Attersee´. Als Konzessionäre fungieren Herr Horvath als Schwiegersohn des Grafen Khevenhüller, Eigentümer des von der Bodencredit-Anstalt in Wien sequestrierten Fideicommißgutes Kammer. Der Unternehmer der Pferdebahn ist Herr Nikolaus Wang, Beamter der Bodencredit-Anstalt und derzeitiger Sequester des Gutes Kammer. Da beide Herren über eigene Geldmittel nicht verfügen, so gedenkt man für beide Unternehmen fremde Capitalien in Anspruch zu nehmen." Für die Dampfschifffahrt wurden schlechte wirtschaftliche Voraussetzungen konstatiert, "so dürfte das im Bau befindliche Dampfschiffchen `Ida´ kaum ausreichendes Material vorfinden, um seine Seefahrten rentabel zu machen. Ebenso kann der projectierten Pferdebahn zwischen Vöcklabruck oder Timelkam und Kammer bei einer Entfernung von nur zwei gewöhnlichen Fahrstunden kein günstiges Prognostikon gestellt werden. Weder der Personenverkehr noch der Gütertransport ist groß genug, um die Bahn ausreichend zu beschäftigen."

Am 9. Februar 1869 kam eine scharfe Antwort des Bürger- und Gemeindeausschusses von Schörfling in `Die Presse´, wonach "die Dampfschifffahrt bereits eingerichtet wird, Horvath die Konzession bereits 1868 erlangte und er hat auf seine Kosten bei J. Meyer in Linz bereits das Dampfschiff `Ida´ bestellt und dieses wird innert 8 Tagen in Kammer eintreffen. Die hochkantige Pferdeeisenbahn (amerikanisches System) Vöcklabruck-Kammer wird begrüßt."

Tatsächlich ging das Schiff `Ida´ - ein 15 m langer Schraubendampfer der Linzer Ignaz-Mayer-Werft - im Februar 1869 in Betrieb.

1870 folgte der Schaufelraddampfer `Attersee´ und im Jahr 1872 der ähnliche Schaufelraddampfer `Kammer´. Damit verfügte der Attersee über zwei elegante Dampfschiffe. Das Schiff `Ida´ wurde wegen zu geringer Leistung der englischen Dampfmaschine an den damit neu gegründeten Schifffahrtsbetrieb am Mondsee - zwischen See/Mondsee und Mondsee - verkauft. Dies war deshalb einfach möglich, da Ida mit dem Schiff auch die in ihrem Besitz befindliche Concession zur Gründung einer Schifffahrt auf dem Mondsee weitergab.

Die Pferde-Eisenbahn von Wang kam nicht zum Tragen, statt dessen wurde ein `Post-Omnibus´ des Postmeisters Vöcklabruck nach Kammer eingerichtet.

1872 verfügte Kammer damit über eine Post- und Dampfschiffstation mit einer täglich zweimaligen Verbindung mit der Kaiserin-Elisabeth-Bahn und dreimalig mit Ischl.

Während dieser Aktivitäten ging die Vermietung unvermindert weiter und es wurde auch die Meierei adaptiert und das ehemalige Hofwirthshaus mit Mietwohnungen adaptiert. 1872 wurde im ersten Stock des alten Schlosses eine neu eingerichtete rococo-möblierte und mit allem Comfort ausgestattete Herrschaftswohnung angeboten. Das ganze Schloss wurde zur Aufnahme von Sommerparteien hergerichtet.

1872 wurde im November gleichzeitig das neue, große Hotel fertig gestellt, elegant eingerichtet, verbunden mit einem Seebad samt Anlagen und den schönen Parkanlagen. Der Landungsplatz wurde umgelegt, Straßen reguliert. Kammer bekam auch eine Telegraphenverbindung.

Ida´s Glanzzeit (1872 - 1882)

Der Aufschwung von Hotel samt Schloss ging äußert zufriedenstellend voran. Ida verstand es, hochrangiges Wiener Publikum für Schloss und Hotel zu gewinnen. Bereits 1874 gab es unter Direktor Waller im Theatersaal erste Aufführungen; 1877 sspielte eine kleine Schauspieltruppe unter dem Direktor Bauer des Schlosstheaters.

Kammer wird auch zu einem Anziehungspunkt für Reisegruppen. Ende September 1875 gibt es ein Gauturnfest im Schlosspark, Essen im Hotel und Dampferfahrt nach Unterach.

Am 30. September 1876 kommt endlich und erstmals kaiserlicher Besuch: Die kaiserlichen Hoheiten Erzherzog Franz Carl und Erzherzog Ludwig Viktor besuchten mit telegraphisch bestelltem Separat-Dampfer von Ischl via Weißenbach kommend Kammer, besichtigten das gesamte Etablissement und äußerten lobendste Anerkennung.

1879 wird am 15. August nun erstmals ein großes Seefest zum Geburtstag des Kaisers abgehalten, dessen Erträgnisse dem Feuerwehrkorps der Schlossfeuerwehr zugute kommen sollten.

Ida kombinierte das österreichische System der Einzelwirtschaft mit dem schweizerischen System der Pensionsbewirtung, so dass es in Jedermanns Belieben stand, gegen mäßige Preise nach eigener Facon befriedigt zu werden.

Das Hotel ist 1880 nach Schweizer Art eingerichtet, es gibt eine gute Verbindung zwischen Wien und Kammer mit einer Fahrzeit von rund 7 Stunden. Es werden Familienwohnungen für die ganze Saison vergeben.

1881 schrieb Ida erstmals eine Ruderregatta bei Kammer aus und stiftet auch die Preise.

Ida kämpfte nach dem Tod ihres Vaters Feber 1884 als einziger - weiblicher - Nachkomme um ihr Erbe, das nach dem → Fidei-Kommiß aus 1605 an die Linie Khevenhüller-Metsch im Mannesstamm fallen konnte. Die Hochosterwitz-Linie ging wohl aufgrund der weiterhin schlechten wirtschaftlichen Lage auf ihre Erb-Möglichkeiten gar nicht ein und Ida kämpfte über ein Jahr mit vollem Einsatz um ihr Erbe, das sie dann 1885 auch antreten konnte.

Ida´s Laudationes als Gastgeberin

Ida hatte mit enormem Engagement und Einsatz einen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr am Attersee geschaffen.

Ida in der Linzer Tages-Post vom 2. Mai 1882 ist eine beeindruckende Schilderung ihrer Art, ihrem Beitrag zum Fremdenverkehr am Attersee und dessen Vorzügen.

Trotz der Verpachtung war Ida immer noch um ihre Gäste bemüht, wie den folgenden Meldungen entnommen werden kann.

Ida´s Lob in der Wiener Sonntagszeitung vom 29. Juli 1883 zeigt ihre enormen Leistungen auf, mit denen sie "Hotel und Schloss Kammer" geschaffen hat - und leider ihre Übergabe an den Hotelier Stürzlinger.

Ida im Wiener Tagblatt vom 2. August 1883 zeigt sich trotz Verpachtung an Stürzlinger weiterhin als liebenswürdige Gastgeberin und ist weiterhin gesellschaftlich sowie kulturell engagiert.

Pächter Hotelier Stürzlinger jun. (1883 - 1887)

Mit 1. Oktober 1882 verpachtet Ida das "bekannte, bestrenommierte Hotel Kammer" auf fünf Jahre an den Welser Hotelier Stürzlinger und Söhne. Die Leitung des Hotels übernahm der Junior, ein "Hotelier von allergrößtem Style. Er hat sich in den Musterhotels der Schweiz ausgebildet und war in Frankreich, England und Amerika." Die Stürzlingers wollten vergleichbar zur Schweizer Rigi-Bahn ein Kartell mit den Hotels von Weißenbach, Unterach und Attersee bilden.

Im Sommer 1883 hat der österreichische Gesandte in Paris, Graf Hoyos, den ersten Stock des Seeschlosses gemietet; den größten Teil des ersten Stocks im neuen Schloss Baron Nicolics, der Civil-Adlatus der Landesregierung in Bosnien.

1885 geben 4 Gräfinnen ein ´aristokratische´Konzert, 1886 wird im Schloss ein Kinderfest gegeben, als Abschluss gab es einen Festzug mit den Fahnen und Wappen aller Länder Österreichs.

Am 9. August 1886 besuchte Erzherzog Franz Ferdinand von Este Kammer; zuerst gab es eine Rundfahrt auf dem See, dann auf Booten. Am Abend gab es einen Ball im Schlosssaal, der bis halb 6 Uhr früh dauerte. Gräfin Wurmbrand und andere Gräfinnen nahmen teil; die Honeurs machte Ida.

UYCAs beginnt 1886 in Kammer am 14. August mit seiner ersten Regatta am Attersee. Die Clubadresse war noch bis Sommer 1887 in Kammer, wenngleich es ab 1887 einen Segelsteg beim → Hotel Attersee gab und die Regatta nun vor Attersee stattfand. Diese Verlagerung von Kammer nach Attersee fand wohl wegen der Windverhältnisse statt, bei denen abendliches Nach-Hause-Fahren nach Norden - mittels `Holz-Wind´ - mühsam sein konnte.

Stürzlinger führte das Hotel ganzjährig und verstand es, viele Besucher anzuziehen. So veranstaltete er am 24. November 1885 ein `Katharinenkränzchen´ mit Preistanzen, zu dem sogar Besucher aus Linz und Wien anreisten. Am sehr kalten 11. Februar 1886 gab es ein `Costüm-Kränzchen´ mit über 300 Besuchern, die sich bis halb 7 Uhr früh vergnügten: die Damenkostüme zeigten eine Mexikanerin, Orientalin, Griechin und solche aus der Provence und auch des Rococo´s; die Herren waren als Ritter des 15. Jahrhunderts, Gemsjäger u.a.m. verkleidet.

1887 befand sich im Hof des Hotels ein exquisites Kaufgewölbe mit Cacao, Chocolade, Liquer, Tabak, Cigarren, Handkoffer, Wäsche, Schnitt- und Lederwaren u.a.m.

Pächter Hotelier Hölzl (1888 - 1889)

Hölzl war wohl ein Blender, der vor allem in seine eigene Tasche arbeitete. An Exclusivität war ihm nichts zu teuer.

1988 bewarb er als "`Hotel- und Gutsverwaltung´: Einzelne Zimmer sind sowohl im Schlosse als auch im Hotel und im Maierhof zu beziehen. Verbindungen mittels Dampfschiff und Eisenbahn, Gondelfahrten am See, vortreffliche Küche, exquisiter Keller, Post- und Telegraphenstation, See- und warme Bäder, ausgezeichnete Cur-Capelle. Für weitere Ausflüge steht die Hotel-Equipage zur Verfügung; ein Teil der Musikkapelle vom Wiener Hofburg-Theater; Schießstätte im Walchnerkeller."

1889 annoncierte er bereits als `Hotel- und Badeverwaltung Kammer´ ganz im Ischler Stil: "kalte und warme See-, warme Sool- und Fichtenbäder, Douchen; Ruder- und Segelboote, Fischerkarten; Comfortzimmer und Salons, große Speiselocalitäten mit Terrassen, Kaffee- und Damensalon mit Clavier etc."

Sein → Parkfest zur Nachfeier des Geburtsfestes des Kaisers 1989 war wohl das Imposanteste, was man damals im Salzkammergut finden konnte.

Am 27. August 1889 fand im Hotel ein Concert bekannter Wiener Künstler statt, es treten auch Komiker und andere Celebritäten auf.

Ab 1890 betreibt Hölzl den Thonethof in Graz. Noch Jahre später gab er als Referenz an, dass er der "Hotelier im Hotel Kammer" gewesen war. (In der Folge erleichterte er finanziell wohl die verpachtende steirische Dame.)

Zweite Krise: Finanzielle Probleme Ende 1980er-Jahre

Ab 1887 finanzielle Probleme der Schifffahrt

"Ida Horvath wird die Genehmigung zur Errichtung einer Aktiengesellschaft unter der Firma: „Erste konzessionierte Attersee-Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ mit dem Sitz in Kammer und deren Statuten genehmigt. Frau von Horvath ist die Besitzerin der schönen Herrschaft Kammer, die sie seit Langem mit großer Energie und Sachkenntniß selbst verwaltet. Der bisherige Dampfschiffverkehr auf dem Attersee erfolgte für eigene Rechnung, die jetzige Umwandlung in eine Aktiengesellschaft wird dem Verkehre förderlich sein." (Wiener Zeitung, 7.4.1887)

Dieser erste Anlauf für frisches Geld hatte keinen Erfolg. Deshalb wurde Ida mit 18. Juli 1888 die Bewilligung zu dieser Aktiengesellschaft neuerlich erteilt. Das Gesellschaftskapital ist mit 200.000 fl. Ö. W., zertheilt in 1000 Stück volleingezahlte, auf Überbringer lautende Aktien zu je 200 fl. Ö. W. festgesetzt worden. (Neues Wiener Tagblatt, 19. Juli 1888)

Der Zweck der Gründung dieser Aktiengesellschaft bestand wohl darin, frisches Geld für den Schifffahrtsbetrieb zu generieren. Zur Gründung dieser Aktiengesellschaft kam es aber nie. Offenbar war der Wiener Capitalist Peratoner finanziell in die Unternehmen der Familie Horvath eingestiegen, wie sich in Kürze herausstellen sollte.

Unfall und Tod von Ida´s Sohn Anton (Jänner 1889)

Brand der Hofmann´schen Brauerei in Litzlberg

Am 14. Januar 1889 entstand gegen 9 Uhr abends im Gast- und Brauhaus der Joseph und Anna Hofmann in Litzlberg ein großes Schadfeuer, welchem die Gebäude bis auf das Mauerwerk und Gerste und Hopfen zum Opfer fielen. Sämtliche Feuerwehren der Umgebung (Schörfling, Kammer, Seewalchen, Attersee, St.Georgen, Weyregg, Abtsdorf, Nußdorf und Herrschaft Kogl) waren vor Ort. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.
Anton, der Sohn des Feuerwehrhauptmanns August, ritt in finsterer Nacht eiligst zum Brandplatz, wohl um sich nach dem Vorbild seines feuerwehrbegeisterten Vaters als Feuerwehrmann zu beweisen.

Reitunfall Antons

"Einen Unfall erlitt der Lieutenant des 5. k. k. Husaren-Regiments Anton Horvath von Szent György, der sich gegenwärtig dort befindet und in dessen Besitz die Herrschaft Kammer übergehen sollte. Derselbe hatte das Unglück, auf dem Wege nach dem Brandplatze mit dem Pferde zu stürzen und sich nicht unbedeutende Verletzungen am Kopf zuzuziehen. Er wurde in das Krankenhaus Vöcklabruck transportiert. Am 25. Jänner 1889 ist Anton Horvath in der Frühe an den inneren Verletzungen des Sturzes verstorben."

[Einschub: Am 30. Jänner 1889 wurde Kronprinz Rudolf tot in Mayerling aufgefunden.]

"Von seiner Alma - von seinem verlassenen Mädi"

Das Begräbnis von Anton erfolgte mit außergewöhnlichen Ehren. Vor allem die Kranzspende seiner Braut mit der Aufschrift → "Von seiner Alma - von seinem verlassenen Mädi" wurde in allen Zeitungen angeführt. Alma - die einzige Tochter des Wiener Capitalisten Peratoner - sollte von Anton Horvath als Gemahlin heimgeführt werden.

Perathoner fordert wegen geplatzter Ehe Capitalien zurück

Da die familiäre Verschränkung Peratoners mit den Horvath´s hinfällig geworden war, forderte dieser sein "investiertes" Kapital zurück, was zur Übernahme der Dampfschifffahrt und zum Verkauf der Herrschaft Weyregg und der Waldungen führte.

Übernahme der Attersee-Dampfschiffahrt 1889

Als Konsequenz übernahm Perathoner beide Dampfschiffe, wobei er die `Attersee´ in `Franz Ferdinand´ und die `Kammer´ nach seiner Tochter in `Alma´ umbenannte.

Bereits beim Kaiserfest am 23.8.1889 ließ Herr Peratoner eines seiner Dampfschiffe mit unzähligen feurigen Ballons bis zum höchsten Maste schmücken, was einen imposanten Effect dadurch erzielte, dass Kapitän Fellner zu öfterem das Schiff wenden ließ und die Breitseite dem Schloss zukehrte." August und Ida wird beim Zuschauen das Herz geblutet haben.

Verkauf der Herrschaft Weyregg 1889

Die Herrschaft Weyregg wurde im August 1889 um 48.000 fl. über den Rechtsanwalt Dr. Scherer an den Grafen Uiberackern verkauft.

Verkauf der Waldungen an Stift Schlägl 1890

Offenbar wurden die Ansprüche Perathoner´s durch die Übergabe der beiden Dampfschiffe und den Erlös aus der Herrschaft Weyregg nicht zufrieden gestellt, sodass es auch zum Verkauf der Kammer´schen Waldungen kam.

Verhandelt wurde im März 1890 mit dem Religionsfonds, im November 1890 wurde der Verkauf an das Prämonstratenser-Stift Aigen-Schlägel bekannt gegeben.

In diesem Zusammenhang kam es zu einer selten interessanten Formulierung in einerm Leserbrief gegen das Stift Aigen-Schlägel: „… anstatt am fernen Attersee die Forste der Herrschaft Kammer zu kaufen … verwenden Sie Ihr Geld, um Ihre hungrigen Arbeiter und deren Familien anständig zu bezahlen! Wer aber nur ein wenig nachdenkt, der kann es sich ausrechnen, wie Weber hungern müssen, wie viel sie an Salz sparen, an Kleidung entbehren, an Kälte leiden müssen …“ - was uns Heutigen in der Reihenfolge: Hunger, Salz, Kleidung, Kälte ... nicht mehr bewusst und verständlich ist.

Dritte Krise: Kampf ums wirtschaftliche Überleben (1890 - 2002)

August Horvath betreibt Localbahn-Projecte

August Horvath ist 1891 gezwungen, als „Realitätenbesitzer“ Localbahn-Projecte in Melk-Zwettl sowie das Projekt einer Localbahn von Zwettl über Melk mit einer Donaubrücke nach Pöggstall zu betreiben. Dies war eine der wenigen Möglichkeiten, mit der August aufgrund seiner früheren Erfahrungen aus den Projekten Kammerer-Hansl, Bahnprojekten entlang des Attersees und dem Projekt Kammer-Gmunden etwas verdienen konnte.

Verkauf des Khevenhüller´schen Archivs

Am 26. Jänner 1893 berichtet das Linzer Volksblatt, dass das → Archiv der Grafen Khevenhüller-Frankenburg von dem Wiener Archivar Rande feilgeboten wird. Das Archiv umfasste die Gesandtschaftsberichte am spanischen Hof, Berichte über die Kriegszüge des Bartholomäus, die Berichte über den großen Bauernkrieg usw. Der Archivar verlangte 5770 fl.; verkauft wurde das Archiv dann um nur 2000 fl.

Ida übernimmt wieder das Kommando (1890 - 1902)

Ida hat offenbar den Pächter Hölzl vorzeitig aus dem Pachtvertrag gedrängt und wieder selbst das Kommando übernommen. 1890 wird das Hotel mittels 100 Flammen aus einer hoteleigenen Gasanlage beleuchtet.

Pächter Zelesni und Reiserer (1890 - 1892)

Ida greift für das Hotel-Restaurant Kammer auf den langjährigen Küchenchef Josef Reiserer in Compagnie mit dem früheren mehrjährigen Leiter des Hotel Kammer, Herrn Leopol Zelesni, zurück, die - nach Hölzl - versuchen sollen, das frühere Renommee des Hotels wieder herzustellen.

Ida führt das Hotel ab 1893 wieder in eigener Regie

Im Jahr 1893 ist Kammer, welches seit einigen Jahren nicht sehr gut besucht war, von Parteien wieder ziemlich gut besetzt.

Auch das Hotel, welches nun von der Eigentümerin Frau Ida von Horvath, ab 1. Mai wieder in eigener Regie geführt wird und die die Preise durchwegs reduciert hat, ist schon ziemlich in Anspruch genommen.

Ab 1. Mai 1893 betreibt Ida eine Art Bahnhofs-Wirtschaft, indem sie am Bahnhof eine Filiale der Hotel-Restauration einrichtet, wo Getränke sowie kalte und warme Speisen verabreicht werden.

Ida organisiert im August 1893 wieder eine Ruderregatta.

Im Jahre 1895 erreicht das Hotel mit 80 Zimmern den größten Ausbauzustand.

August Horvath engagiert sich 1897 im vorjährig neu gegründeten Salzkammergut-Hotelier-Verein und fordert neben verbesserten Verkehrsverbindunen auch ein gemeinsames Reklamewesen. Er wird neben dem bekannten Peter (`Weißes Rössl´) in den Vorstand des Vereins gewählt.

Im Jahre 1897 gibt es tatsächlich sehr viele und vor allem hochwertige internationale Annoncen und die `Verwaltung Kammer´ unter dem Hotel-Leiter Franz Leitner bietet alles an: "Schloss, Vorhof, Meierei, kleines Haus daneben, Hotel Kammer (auch Familienwohnungen) mit und ohne Pension; Vorsaison ist billiger; es gibt eine Schwimmschule, Bäder und neuerdings auch Kielboote ..."

... die letzten Jahre ...

Im Jahre 1899 werden viele Annoncen in Prager Zeitungen geschaltet, wo alles Vermietbare (Hotel, Schloss, Vorhof, Meierei, kleines Haus) angeboten wird. Als Attraktion werden neben Booten erstmals auch Tennisplätze annonciert.

1901 wird gemeldet, dass ein Preßburger Ehepaar das Hotel Kammer pachten wollte.

Der Hotelier Josef Franz annonciert für das Hotel und Ida selbst für Privatwohnungen im Schloss - mit oder ohne Küche.

Im Oktober 1902 bietet die Gutsverwaltung Kammer zirka 60 Liter Milch pro Tag zum Verkauf an, im November 1902 sucht das Schloss Kammer für eine Strickmaschine eine Strickerin - im Akkord oder für tägliche Arbeit.

Noch Wochen vor der Versteigerung gab es Zeitungsmeldungen, dass von Erwerbern das Hotel gekauft worden sei - was sich aber in letzter Sekunde zerschlagen haben dürfte.

Versteigerung von Schloss, Meierei und Hotel (1903)

Mit Beschluss des k. k. Kreisgerichtes Wels vom 13. April 1903 werden exekutiv feilgeboten:

  1. Hotel Kammer nebst Bade- und Schwimmanstalt, Glashaus, Gartenanlage; geschätzt 190.000 K
  2. Schloss Kammer Nr. 1 mit Wiese, Parkanlage, Fischteich, Einrichtung; geschätzt 160.000 K
  3. Mayrhof mit 84 ha Grund samt Vieh und Geräten; geschätzt 140.000 K
  4. Häuser in Kammer Nr. 2, 5, 6, 13, 14 und 15

Das Hotel blieb bei der Versteigerung am 18.5.1903 unverkauft. Die oö. Hypothekenanstalt als Hauptgläubigerin erstand das Schloss um 100.000 K, den Meierhof um 112.000 K sowie drei der fünf Häuser um 27.000 K – also jeweils zum Mindestgebot.

Bereits im Juni 1903 wurde für das Hotel Kammer wieder Personal gesucht: Entreeköchin, Extramädchen Stubenmädchen, Serviermädchen, Servierkellnerinnen, Schankkellnerin, Kellerbursche

Am 7. Dezember 1903 wurde auch das Hotel samt Zubehör von der oö Landes-Hypothekenanstalt um das Mindestgebot von 100.857,82 im Exekutionswege erstanden.

Am 23. Dezember 1903 gingen Schloss und Hotel von der die oö Landeshypothekenanstalt im Tauschwege gegen ein Zinshaus in Wien in den Besitz von Dr. Julius Steiner in Wien über.

Doch auch Dr. Steiner war kein Glück beschieden - auch ihn zwang die oö. Landeshypothekenanstalt 1908 zur Versteigerung des Schlosses. Noch unter Dr. Steiner wurde das Schloss vollständig ausgeräumt und alles Inventar in einem freihändigen Verkauf veräußert. Die → Ankündigung des freihändigen Verkaufs gibt Einblick in das damalige Schloss.

Freihändiger Verkauf der Kunstgegenstände, Bilder, Antiquitäten aus dem Schloss Kammer erfolgte am Samstag, den 14. März 1908, unter lebhafter Beteiligung des kauflustigen Publikums aus Wien, Linz, Salzburg und aus der Umgebung von Kammer; als bedrückendes endgültiges Ende derer von Khevenhüller.

Link: → Weitere Besitzer von Schloss und Hotel ab 1903

Nach den raschen Verwertungskäufen nach der Versteigerung des Schlosses kam es 1909 in die guten Hände des Hofadvokaten Dr. Gaßauer. Nach dessen Tod und von Angehörigen kam es nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu heftigen Eigentumswechseln. Jeszensky Emmerich und Eleonoere Fischer erwarben das Schloss 1925; 1938 kam es nach absichtlich-verleumderischen Zeitungsartikeln rasch zur Enteignung des Schlosses durch das Deutsche Reich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das "Deutsche Eigentum" von der Republik Österreich den rechtnäßigen Besitzern zurückgegeben; 1994 erwarb die Familie Max-Theurer das Schloss bis heute.


1903: Oberösterreichische Landeshypothekenanstalt

1904: Dr. Steiner

1909: Dr. Gaßauer

1920: F.W. Schrambeck

1921: Wilhelm Marx

1921: Doregger und Hochmann

1924: Matthias Ebner (kauft das Hotel)

1925: Rittmeister Emmerich Jeszensky und Braut Fr. Eleonore Fischer

1937: Raimund und Alice (`Lady Astor´) von Hofmannsthal

1938: Deutsches Reich enteignet

1946: Republik gibt an Fam. Jeszensky zurück

1994: Familie Max-Theurer (bis heute)

Link: → Kammerer Hansl als wesentliche Verkehrsverbindung

Bereits 1869 gab es den Plan, eine „hochkantige“ Pferdebahn zwischen Vöcklabruck oder Timelkam und Kammer und der Dampfschifffahrt auf dem Attersee. Die direkte Beförderung von Personen und Gepäck erfolgte aber weiterhin mit Post-Omnibussen (auf der Straße). 1880 wurden der `Ersten Attersee-Dampfschifffahrts-Unternehmung´ von Ida und August v. Horvath Vorarbeiten genehmigt. 1881 wurde nach Abtretung der Bewilligung an Ritter Miroslav v. Keissler (dem Sohn des Erbauers der Kaiserin-Elisabeth-Bahn Karl Keissler) mit dem Bau begonnen und die Localbahn am 30. April 1882 eröffnet; im ersten Fahrplan gab es täglich 5 Züge ab Linz nach Kammer und retour. 1884 werden die Haltestellen Siebenmühlen, Timelkam und Pichlwang eröffnet. Ab September 1888 untersteht die Bahn den k.k. Staatsbahnen. Ab 1907 gab es von der Staatsbahn eine Pacht- und Betriebsvereinbarung mit der Familie Keissler, die bis 1938 Eigentümer der Bahn blieben. Mit Ende 1938 wurden die Concession und die Pachtverträge außer Kraft gesetzt und die Bahn ging an die Deutsche Reichsbahn. Ab 1945 wird der Betrieb durch die ÖBB geführt. Nachdem der Dampfbetrieb in den 1930er-Jahren vom Dampf- auf dieselelektrischen umgestellt worden war erfolgte am 29.7.1955 die Einführung der elektrischen Traktion.

Link: → Entwicklung der Infrastruktur

Mit der Hoteleröffnung im November 1872 gibt es auch eine Wasserleitung, Post-, Telegraphen- und Dampfschiffstation, zweimalige Verbindung nach Vöcklabruck und dreimalige nach Ischl mittels Pferde-Omnibus, Gemischtwarenhandlung, telegraphische Postanweisungen usw. Ende der 70er-Jahre gibt es Feuerwehren im Schloss und in Schörfling und Seewalchen. 1877 ordiniert der Zahnarzt Grünstein für Operationen und künstliche Gebisse, aber auch ein Atelier für Photographie und Bildhauerei. 1882 gründet Schallaböck die Apotheke, die 1886 von Winkler übernommen wird. In den 90er-Jahren kommt es zu laufenden Verbesserungen bei Post-Spar-Casse, Telegraphie und Postzustellung (täglich 4malige Botengänge für 16 Villen). 1899 wird die neue Hochquellen-Wasserleitung in Betrieb genommen und mit März 1905 wird das Postamt Seewalchen ganzjährig betrieben.

Link: → Aufschwung des Fremdenverkehrs

Gleichzeitig mit der Errichtung des Hotels und der Adaptierung des `Hofwirthshauses´ beginnen auch Private mit der Vermietung von Zimmern; die Gasthäuser Köck und Heipel bieten Wohnungen an. Sommerwohnungen werden in Kammer, Schörfling und Seewalchen angeboten. Herzog von Cumberland und auch Erzherzog Ludwig Victor besuchen Kammer. 1992 holt ein Separatschiff Gäste vom ganzen See zu einem Konzert von Tewele und bringt sie nach dem Kränzchen wieder zurück. Die Kaiserfeste werden groß gefeiert. Im März 1893 wird der `Verband zur Hebung des Fremdenverkehrs am Attersee´ in Attersee gegründet; im Juni 1896 der `Verschönerungsverein Seewalchen´; im selben Jahr der `Salzkammergut-Hotelier-Verein´ mit Peter als Gründer. 1906 wird der `Verschönerungsverein Kammer´ gegründet. Neben dem Hotel Kammer gibt es in Kammer die vier Gasthäuser: Hofwirth, Frikh, Mittendorfer und `Blaue Traube´.

Link: → Villenbauten

Durch den Aufbau des Fremdenverkehrs druch die Horvath´s kam es auch zu zahlreichen Villen-Bauten in Kammer, Schörfling und Seewalchen. Besonders aktiv ist um 1885 der Kaufmann Döberl, der herrschaftlich möblierte Villen vermietet. Vor 1890 hat der Vöcklabrucker Advokat Dr. Scherer in Villen investiert und vermietet vier Villen. `Hofmann´s Erben´ vermieten 1891 neben dem Litzlberg-Keller ihre Villa; zu dieser Zeit sind auch die Waldvilla und vier weitere zu verkaufen. 1898 werden dringend Baupoliere für Villenbauten gesucht, gleichzeitig werden dieses zu stolzen Preisen (8.000 fl.) angeboten und verkauft. In Seewalchen gibt es 1899 bereits 14 Villen: Pawlik (drei Villen), Stallinger, Ramsauer, Leingruber, Deckert, Christ, Schmidt, Schneckenhaus, Fichtl, Müller, Wenghäuser und Schloss Seierl. Diese Villen werden vom Sommerpostamt täglich viermal mit Boten begangen.

Link → Curiosa

  • Eine "voreilige" Locomotive vergisst bei Abfahrt aus Kammer den Personen-Waggon (1882).
  • Ein Schwan der Frau Wolter wurde mit einer „Anten“ verwechselt und von Jäger erlegt (1885).
  • Eine Frau aus Kammer warnt mit Annonce, dass sie von ihrem Mann gemachte Schulden nicht mehr bezahlt (1928).

Quellen und Literatur

Zeitungsmeldungen des Zeitraums