Huebinger auf der Moosmühle, später Oehn und Reinthaler (Mühlbach Nr. 6)

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Huebinger von 1600 bis 1865 auf der Moosmühle (Mühlbach Nr. 6 und 7)

Der älteste namentlich bekannten Müller, der wohl um 1600 auf der Moosmühle am Mühlbach Nr. 6 geboren wird, ist Wolf Huebinger. Dieser hat mit seiner Maria → zwischen 1626 und 1646 sieben Kinder, die in Abständen von zwei bis vier Jahren geboren werden und von denen alle mit der Ausnahme der 1635 viertgeborenen Salome überleben, da sich sonst einmal vergebene Namen später nicht mehr wiederholen. Die Namen sind durchwegs biblisch: Maria, Adam, Tobias, Salome, Elias und Anna.

Sein am 30.2.1638 geborener Sohn Elias heiratet 1662 und übernimmt mit Regina die Moosmühle und hat → mit ihr vier Kinder. Regina stirbt 1671 und Elias heiratet nun die Susanna, von der er → sechs weitere Kinder bekommt. Die zehn Kinder werden ebenfalls in größeren Abständen geboren und haben ebenfalls biblische Namen: Anna, Maria, Elias, Eva, Christoph … und überleben alle. Elias stirbt 1692 mit 55 Jahren.

Diesem folgt 1693 Johannes Paul(us) Huebinger mit seiner Eva nach, mit der er 1694 den Sohn Laurentius hat. Am 7.1.1703 stirbt die Eva als Müllerin am Millmoos. Paul geht mit der Susanna eine zweite Ehe ein, von der er → weitere Kinder bekommt. Joh. Paul stirbt am 13. Juni 1721 als Ausdinger am Mühlmoos.

1721, 7.10. → heiratet der Müllermeister Lorenz Huebinger (27), Sohn aus der ersten Ehe des Paul und der Eva im Millmoos, die Susana des Abrahamb Mainhardt und der Rosina, Bauer zu Palnstorf Nr. 11. → Er hat mit ihr sechs Kinder. Im Theresianischen Gültbuch 1750 scheint Lorenz Huebinger als Besitzer von Nr. 6 auf; Nr. 7 ist das Auszugshäusl.

(Anm.: Diese Beziehung von 1721 mit der Familie Mainhardt in Palnstorf Nr. 11 wird nach eineinhalb Jahrhunderten (!) 1867 der Grund für das letzte „Gnaden-Quartier“ für den benachbarten und später verarmten letzten „Hisch“ Josef von Mühlbach Nr. 5.)

1751 heiratet dessen 1726 geborener → Sohn Lorenz als „molitor in moos“ die Regina geb. Schärderin aus Wildenhag. Die beiden haben → zw. 1753 und 1767 zehn Kinder, von denen nur der erstgeborene Adam und ein zweiter Sohn überleben. Trauzeugen aller Kinder sind Adam bzw. Anna Maria Ferwanger von Wildenhag. Lorenz stirbt 4.5.1798 mit 72 Jahren als Auszügler und Regina am 19.10.1800 mit 68 Jahren als Auszüglerin auf der Moosmühle Nr.6.

Adam Hubinger heiratet Tyrolerin, die Moosmühle ist auch (Bretter-)Säge

1778 → heiratet Adam Hubinger (25 Jahre), Millner im Mos zu Milbach, Sohn des Lorenz, die Waise Ursula (34 Jahre) des Bergknappen Bartholome Empel aus St. Johann im Tyrol. Diese Partnerwahl ist für die damalige Zeit recht außergewöhnlich, weil sie ja die Grenzen von Herrschaften großräumig überschreitet. Trauzeuge ist der an die Schockmühle angeheiratete Johann Peyr. Adam Hubinger und Johann Peyr verbindet eine enge Freundschaft, indem sie dauerhaft füreinander Trauzeuge und → Taufpate der Kinder sind. Im Josephinischen Lagebuch 1787 scheint Adam Hubinger als Besitzer der Moosmühle Nr. 6 auf, im Alten Grundbuch 1790 werden Adam und Ursula Hubinger als Besitzer der Moosmühle genannt.

Der Alt-Müller Lorenz stirbt 1798 mit 72 Jahren als Auszügler der Moosmühle. Seine Schwiegertochter Ursula stirbt am 12.10.1800 mit 56 Jahren als Müllerin und damit 1 Woche vor ihrer Schwiegermutter Regina (+ 19.10.1800; 68 Jahre). Adam stirbt 15 Jahre später am 13.3.1815 mit 62 Jahren als Witwer und Auszügler auf der Moosmühle.

1807 → heiratet Johann (26), Sohn des Adam, Müllner und Sagmeister, die illegitime Juliana Eder (38), ab 1808 legitime Haan, von St. Georgen und sie haben → vier gemeinsame Kinder. Trauzeugen sind Johann Peyr von Mühlbach Nr. 1 und Adam Hubinger, Auszügler von Mühlmoos Nr. 6. Die Moosmühle hat offenbar unter Adam 1810 (vgl. Taufmatrikel) neben der Mühle auch eine (Bretter-)Säge eingerichtet. Das könnte durch gute Beziehungen zu Michael Föttinger, dem bürgerlichen Hammerschmidtmeister vom Markt St. Georgen begünstigt worden sein, der wie Juliane St. Georgener und Taufpate der Kinder ist.

(Anmerkung zum ungewöhnlichen Zustandekommen dieser Ehe: Julianas Großmutter Maria Anna Eder ist Bäckermeisterin in St. Georgen und bekommt 1751 die Elisabeth, 1757 die Anna und 1768 die Juliana. Die älteste Tochter Elisabeth Eder bekommt 1772 die illegitime Tochter Juliana als ledige Bäckerstochter zu St. Georgen Nr. 9. 1805 sind jedenfalls Julianas Großmutter Maria Anna (82) und ihre Tante Anna (48) – als Dienstmagd – in Mühlmoos, da sie dort im Sommer 1805 innert eines Monats versterben. Dadurch wird Johann Huebinger mit der Juliana, illegitime Eder, bekannt und heiratet sie 1807. Bereits bei deren erster Geburt 1808 firmiert Juliana aber nicht mehr als geborene Eder sondern als „Haan-in“, was wohl bedeutet, dass ihre Mutter Elisabeth einen Haan geheiratet hat und Juliana damit als legitim gilt.)

Julianna stirbt 1830 als Auszüglerin der Moosmühle mit 58 Jahren, überraschender Weise aber in Mühlbach Nr. 2 des befreundeten Johann Peyr. Ihr Witwer Johann Hubinger stirbt – erst 35 Jahre später (!) – am 14.6.1865 mit 84 Jahren als Auszügler auf der Moosmühle.

Franz Peyr kauft um 1850 die Moosmühle (Nr. 6 und 7) und schenkt sie seiner Tochter Wilhelmina

Aus alter Verbundenheit hat wohl der Sohn des Freundes Johann Peyr, Franz Peyr, in den 1850er-Jahren die Moosmühle Nr. 6 gekauft und dem Johann Hubinger das Auszugs- und Wohnrecht eingeräumt. Franz Xaver Peyr schenkt die Moosmühl 1859 seiner jüngsten Tochter - mit dem Auszugs- und Wohnrecht für den Johann Hubinger - anlässlich derer Hochzeit mit dem Offizier Otto Edler von Pflügl, der aber bereits 1866 als Kriegsinvalider stirbt. Josef Peyr wohnt schon 1863 nicht mehr am Mühlgang (Nr. 1) sondern bereits im Mühlmoos (Nr. 6).

Mit dem Tod des Johann Huebinger am 14.6.1865 endet die Huebinger-Linie nach über zweieinhalb Jahrhunderten im Mühlmoos.

Das Mühlmoos geht an Johann und Hermann Oehn, später an Anton Reinthaler

Offenbar hat Johann Oehn schon vor 1875 die Moosmühle gekauft, da dort in diesem Jahr das Kind eines Gärtners geboren wird. Die Beschäftigung eines Gärtners wäre für einen Mühlen- und Sägebesitzer – aber nicht für Johann Oehn – eher ungewöhnlich gewesen.

Johann Oehn braucht in Nr. 6 mehr Platz, sodass der Schustermeister des Jahres 1879 im Jahr 1881 nicht mehr in Mühlbach Nr. 6 sondern nun in Mühlbach Nr. 1 aufscheint.

Der Schuhmacher erscheint 1890 aber wieder in Mühlbach Nr. 6, ist nun aber auch „Rasierer“ (wohl für das Aussehen des Johann Oehn).

Hermann Oehn wird auch Besitzer der Moosmühle. Die Brettersäge brennt 1904 ab und Mühlbach Nr. 6 wird ab dieser Zeit als Landwirtschaft betrieben.

Johann Oehn stirbt 1912 mit 89 Jahren auf dem Mühlmoos.

Hermann Oehn als Erbe von Mühlbach Nr. 1, 2, 3 und Nr. 6 (plus Auszugshaus Nr. 7) verkauft während des Ersten Weltkriegs seine übrigen Mühlbacher Besitzungen und lebt fortan im Mühlmoos Nr. 6.

1919 adoptiert der kinderlose Hermann Oehn die Enkelin seines Schwiegervaters Theresia Ritzberger, die 1924 den Anton Reinthaler heiratet und beide ziehen ins Mühlmoos. Deren erste Tochter stirbt nach 1 Tag, die zweite kommt tot auf die Welt.

1931 stirbt Hermann Oehn als Gutsbesitzer mit 76 Jahren am Mühlmoos; seine Frau Maria geb. Ritzberger zieht auf den elterlichen Hof nach Alkoven und stirbt dort 1943 mit 78 Jahren.

Anton Reinthaler macht nach der Annexion Österreichs eine politische Karriere in Österreich und Berlin.

1952 wird er wegen seiner Verstrickungen während des nationalsozialistischen Regimes verurteilt und geht seines Vermögens und damit auch des Eigentums am Mühlmoos verlustig. → Austria-Forum zu Anton Reinthaler

Quellen und Literatur

Zeitungsmeldungen

Matriken Pfarre Attersee

Matriken Pfarre St. Georgen

Austria-Forum zu Anton Reinthaler