Hisch und Hubinger (II) auf der Wiesmühle (Mühlbach Nr. 5): Unterschied zwischen den Versionen

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1762 stirbt am 3. Oktober der (Hilfs-)Müller Johann Hisch nach 11 Ehejahren als Müller zu Müllmoos Nr. 5 mit nur 45 Jahren.
 
1762 stirbt am 3. Oktober der (Hilfs-)Müller Johann Hisch nach 11 Ehejahren als Müller zu Müllmoos Nr. 5 mit nur 45 Jahren.
  
1763 stirbt am 7. April auch die Witwe Elisabetha Starlinger mit 74 Jahren als Besitzerin und Ausdingerin der Wiesmühle. Wahrscheinlich noch zu deren Lebzeiten kauft der Bäcker Kaspar Messerer sen., Bäcker von Schörfling, die Wiesmühle.
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1763 stirbt am 7. April auch die Witwe Elisabetha Starlinger mit 74 Jahren als Besitzerin und Ausdingerin der Wiesmühle. Wahrscheinlich noch zu deren Lebzeiten kauft der Bäcker Kaspar Mösserer sen., Bäcker von Schörfling, die Wiesmühle.
  
 
==Die Witwe Susanna Hisch (geb. Schock) heiratet den Caspar Messerer auf der „Messerermühle“==
 
==Die Witwe Susanna Hisch (geb. Schock) heiratet den Caspar Messerer auf der „Messerermühle“==
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1811 heiratet erst nach unüblichen 1 1/2 Jahren der erstgeborene [[Joseph Hisch (21) die Theresia Pointner (24)]], Tochter des Bräumeisters Joseph Pointner zu Nußdorf.
 
1811 heiratet erst nach unüblichen 1 1/2 Jahren der erstgeborene [[Joseph Hisch (21) die Theresia Pointner (24)]], Tochter des Bräumeisters Joseph Pointner zu Nußdorf.
  
1812 bis 1823 bekommen Josef und Theresia Hisch einschließlich eines Zwillings zehn Kinder, von denen keines länger überlebt, obwohl nunmehr alle Geburten mit ausgebildeten Hebammen erfolgen. Taufpaten aller Kinder sind die Peyr von der Schockmühle, was auf das gute Einvernehmen hinweist.
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1812 bis 1822 bekommen Josef und Theresia Hisch → [[einschließlich eines Zwillings neun Kinder]], von denen keines länger überlebt, obwohl nunmehr alle Geburten mit ausgebildeten Hebammen erfolgen. '''Taufpate''' aller Kinder ist der junge '''Franz Xaver''' Peyr von der Schockmühle, was auf das ganz besondere Einvernehmen hinweist. Da Franz Xaver anfangs noch ledig ist, wird er bei den Taufen sogar von seinem Vater Johann Peyr '''"vertreten"'''.
  
Die letzte Möglichkeit für einen Nachfolger ist die uneheliche Geburt eines „Franz Xaver“ am 28.3.1823 durch die ledige ebenfalls überlebende Schwester des Josef Anna Hisch. Der eingetragene Taufname und die in den Matriken angeführte „Messerermühle“ deuten auf die Beweggründe hin, ebenso, dass als Taufpatin für den Knaben die Großmutter Elisabetha Hisch (geb. Lehrl) fungiert, die eigenhändig unterschreibt. Aber auch dieses Kind stirbt nach 17 Tagen an Fraisen, Beschauer ist der Wundarzt Anton Dörflinger von Nußdorf.
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Die letzte Möglichkeit für einen Nachfolger ist die → [[uneheliche Geburt eines „Franz Xaver“]] am 28.3.1823 durch die ledige ebenfalls überlebende Schwester des Josef Anna Hisch. Der eingetragene Taufname und die in den Matriken angeführte „Messerermühle“ deuten auf die Beweggründe hin, ebenso, dass als Taufpatin für den Knaben die Großmutter Elisabetha Hisch (geb. Lehrl, nun 61 Jahre alt) fungiert, die - für eine Frau damals eine außergewöhnliche Besonderheit - '''eigenhändig und formvollendet''' unterschreibt, was ihre Bildung nachträglich unterstreicht. Aber auch dieses Kind stirbt nach 17 Tagen an Fraisen, Beschauer ist der Wundarzt Anton Dörflinger von Nußdorf.
  
 
==Kauf der Wiesmühle durch Franz Xaver Peyr und 1858 Weitergabe an Sohn Josef Peyr==
 
==Kauf der Wiesmühle durch Franz Xaver Peyr und 1858 Weitergabe an Sohn Josef Peyr==
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Um 1850 kommt es zur sogenannten „Grundentlastung“, was zu heftigen Eigentumswechseln führt, da sich viele Besitzer den Erwerb ihrer von ihnen bisher besessenen Häuser (um ein Drittel der Summe des Ertrags von 20 Jahren) nicht leisten können bzw. sie wegen ihres Alters nicht mehr entsprechend kreditwürdig sind.  
 
Um 1850 kommt es zur sogenannten „Grundentlastung“, was zu heftigen Eigentumswechseln führt, da sich viele Besitzer den Erwerb ihrer von ihnen bisher besessenen Häuser (um ein Drittel der Summe des Ertrags von 20 Jahren) nicht leisten können bzw. sie wegen ihres Alters nicht mehr entsprechend kreditwürdig sind.  
  
Die Messerermühle bzw. Wiesmühle wird durch den Franz Xaver Peyr von der Schockmühle erworben und seinem Sohn Josef anlässlich dessen Heirat 1858 als Mitgift gegeben.  
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Diese Gegebenheiten haben bei der Wiesmühle um und nach 1823 noch nicht zugetroffen. Vielmehr dürfte die offenbar starke emotionale Beziehung vor allem von Franz Xaver und Johann Peyr dazu beigetragen haben, dass die Messerermühle bzw. Wiesmühle durch den Franz Xaver Peyr von der Schockmühle erworben wird und seinem Sohn Josef anlässlich dessen Heirat 1858 als Mitgift gegeben.  
  
Elisabetha Hisch (geb. Lehrl) und ihre Tochter Anna Hisch scheinen in den Atterseer Matriken nicht mehr auf und sind wohl weggezogen.
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Elisabetha Hisch (geb. Lehrl) und ihre Tochter Anna Hisch scheinen in den Atterseer Matriken nicht mehr auf und sind wohl weggezogen oder Anna hat in einer anderen Pfarre geheiratet.
  
Als letzter Hisch stirbt Josef am 21.8.1867 als „armer Quartierer zu Palnstorf Nr. 11“.  
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Als '''letzter Hisch''' stirbt Josef 80-jährig am 21.8.1867 als „'''armer Quartierer zu Palnstorf Nr. 11'''“. → [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/oberoesterreich/attersee/306%252F1867/?pg=1 Sterbebuch Attersee]
  
(Anm.: Die eineinhalb Jahrhunderte alten verwandtschaftlichen Verbindungen der Huebinger von der Moosmühl Nr. 6 haben wohl dem Josef Hisch geholfen, ein Altersquartier zu finden: 1721 hat der Laurentius Huebinger die Susanna des Abraham Mainhardt, Bauer zu Palnstorf Nr. 11, geheiratet. Die letzten Meinhardt Adam und Anna Maria haben dem Josef Hisch ein Quartier gebeben und sterben knapp darauf 1876 bzw. 1880.)
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(Anm.: Josef Peyr hat nach 1858 offenbar die fürsorgliche Zugeneigtheit zu den Hisch nicht mehr gehabt. Die '''eineinhalb Jahrhunderte''' alten verwandtschaftlichen Verbindungen der Huebinger von der benachbarten Moosmühle Nr. 6 haben wohl dem verarmten Josef Hisch geholfen, ein Altersquartier zu finden: 1721 hat der Laurentius Huebinger die Susanna des Abraham Mainhardt, Bauer zu Palnstorf Nr. 11, geheiratet. Die letzten Meinhardt Adam und Anna Maria haben dem Josef Hisch ein Quartier gebeben und sterben selbst nach rund einem Jahrzehnt 1876 bzw. 1880.)
  
 
==Die Hubinger (II) von Reicherthalham / Straß erwerben 1873 die Wiesmühle==
 
==Die Hubinger (II) von Reicherthalham / Straß erwerben 1873 die Wiesmühle==
  
In der Wiesmühle bzw. Mühlbach Nr. 5 endet eine zweite – von der Moosmühle Nr. 6 unabhängige – Hubinger-Linie, die in Reicherthalham (vgl. die Herkunft des Johann Peyr) bzw. in Straß Nr. 16 ihren Ausgangspunkt hat.  
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In der Wiesmühle bzw. Mühlbach Nr. 5 endet eine zweite – von der Moosmühle Nr. 6 unabhängige – Hubinger-Linie, die in Reicherthalham (vgl. die Herkunft des Johann Peyr von der Moosmühle) bzw. in Straß Nr. 16 ihren Ausgangspunkt hat.  
  
1838 heiratet Johann Hubinger (19), Sohn des Joseph Hubinger, Mühl- und Sagmeister zu Reicherthalham bei Vöcklamarkt, Herrschaft Walchen, die Anna Speigner (24) des Joseph Speigner, Mühl- und Sagmeister an der Tischlermühle zu Straß Nr. 16, Herrschaft Walchen – die '''„angehende Besitzerin“''' des väterlichen Anwesens. Die beiden haben elf Kinder, von denen nur drei Töchter: Anna, Johanna und Waldburga überleben. Zwei Töchter heiraten nach Vöcklamarkt, Waldburga lebt und stirbt in Mühlbach Nr. 5.
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1838 → [[heiratet Johann Hubinger (19), Sohn des Joseph Hubinger, Mühl- und Sagmeister zu Reicherthalham]] bei Vöcklamarkt, Herrschaft Walchen, die Anna Speigner (24) des Joseph Speigner, Mühl- und Sagmeister an der Tischlermühle zu Straß Nr. 16, Herrschaft Walchen – die '''„angehende Besitzerin“''' des väterlichen Anwesens. Die beiden haben → [[elf Kinder]], von denen nur drei Töchter: Anna, Johanna und Waldburga überleben. Zwei Töchter heiraten nach Vöcklamarkt, Waldburga lebt und stirbt in Mühlbach Nr. 5.
  
 
1848 ist Beginn der „Grundentlastung“ und damit von heftigen Eigentumsverschiebungen.
 
1848 ist Beginn der „Grundentlastung“ und damit von heftigen Eigentumsverschiebungen.
  
1868 heiratet Michael Emminger, Sagmeister zu Mörasing Nr. 7 bei Vöcklamarkt, die Anna Hubinger des Joseph Speigner von Straß Nr. 16 – die '''die Mitbesitzerin des Anwesens des Bräutigams''' ist (!). Michael stirbt 1875 30-jährig nach nur sieben Ehejahren.  
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1868 → [[heiratet Michael Emminger, Bauer und Sagmeister zu Mörasing]] Nr. 7 bei Vöcklamarkt, die '''Anna Hubinger''' des Joseph Speigner von Straß Nr. 16 – die '''die Mitbesitzerin des Anwesens des Bräutigams''' ist (!). Michael stirbt 1875 30-jährig nach nur sieben Ehejahren.  
  
1876 heiratet Matthäus Gugg (32) des Mathias Gugg, Gastwirth zu Seewalchen Nr. 29, die Witwe Anna Emminger (28) zu Mörasing. Am 28.1.1882 wird das Kind der Anna Gugg geboren. Schon am 10.2.1882 stirbt die Anna Gugg im Wochenbett und am selben Tag stirbt auch ihr Mann Matthäus Gugg an Lungentuberkulose. Beide werden nach Attersee überführt und in der Hubingerschen Gruft in Attersee begraben. (Anm.: Mathias Gugg ist der nach Seewalchen „verschollene“ jugendliche Sohn nach dem Tod seines Vaters. Die Bestattung in der beiden Verstorbenen in der Hubinger´schen Gruft in Attersee hat den Grund, dass die verstorbene Anna die Tochter des neuen Besitzers der Wiesmühle Johann Hubinger ist.)
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1876 → [[heiratet Matthäus Gugg]] (32) des '''Mathias''' Gugg, Gastwirth zu Seewalchen Nr. 29, die '''Witwe Anna Emminger''' (28) zu Mörasing Nr. 7. Am 28.1.1878 wird ihnen eine Anna geboren, die aber nach 15 Tagen stirbt.  
  
1873 hat Johann Hubinger sen. (von Straß Nr. 16) die Wiesmühle in Mühlbach Nr. 5 von Josef Peyr gekauft und ist mit seinen Töchtern Johanna und Walburga dorthin gezogen. Gleichzeitig wird die Tischlermühle in Straß Nr. 16 von Johann Hubinger an Franz Häupl verkauft und ist dessen letzte Station vor dem Erwerb von Mühlbach Nr. 1.
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Am 28.1.1882 wird Maria Josefa geboren und ist die Ursache für das Kindbettfieber der Mutter Anna. Innert 2 Wochen → [[stirbt die Anna Gugg am 10.2.1882 im Wochenbett und am selben Tag stirbt auch ihr Mann Matthäus Gugg]] an Lungentuberkulose. Beide werden nach Attersee überführt und in der Hubingerschen Gruft in Attersee begraben. (Anm.: "'''Mathias'''" Gugg ist der nach Seewalchen „verschollene“ 3 1/2-jährige Sohn nach dem frühen Tod seines Vaters. Dessen Sohn "'''Matthäus'''" Gugg hat die Anna Emminger von Mörasing geheiratet. Die Bestattung der beiden Verstorbenen in der '''Hubinger´schen Gruft in Attersee''' hat die Begründung, dass die verstorbene Anna die Tochter des neuen Besitzers der Wiesmühle Johann Hubinger ist.)
  
1877 heiratet der Kaufmann Joseph Erlach (29) von Vöcklamarkt Nr. 51 die Johanna Hubinger (23, geb. 1853) des Johann Hubinger und der Anna (geb. Speigner) zu Mühlbach Nr. 5.
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1873 hat Johann Hubinger sen. (von Straß Nr. 16) die Wiesmühle in Mühlbach Nr. 5 von Josef Peyr gekauft und ist mit seinen Töchtern Johanna (geb. 1853) und Walburga (geb. 1843) dorthin gezogen. Gleichzeitig wird die Tischlermühle in Straß Nr. 16 von Johann Hubinger an Franz Häupl verkauft und ist die letze Station der Häupl vor dem Erwerb von Mühlbach Nr. 1.
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1877 → [[heiratet der Kaufmann Joseph Erlach]] (29) von Vöcklamarkt Nr. 51 die Johanna Hubinger (23, geb. 1853) des Johann Hubinger und der Anna (geb. Speigner) zu Mühlbach Nr. 5.
  
 
1881 stirbt Waldburga, Müllers- und Sagmeisterstochter, mit 38 Jahren in Mühlbach Nr. 5.
 
1881 stirbt Waldburga, Müllers- und Sagmeisterstochter, mit 38 Jahren in Mühlbach Nr. 5.
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==Die Wiesmühle wird von Josef Hagenauer und später von Josef Fischwenger erworben==
 
==Die Wiesmühle wird von Josef Hagenauer und später von Josef Fischwenger erworben==
  
Die Wiesmühle Nr. 5 kommt dann in den Besitz des Josef Hagenauer. Dieser stammt aus Niederalm bei Grödig in Salzburg und stirbt im April 1913 mit 77 Jahren als lediger Privater.
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Die Wiesmühle Nr. 5 kommt dann in den Besitz des Josef Hagenauer. Dieser stammt aus Niederalm bei Grödig in Salzburg und stirbt im April 1913 mit 77 Jahren als lediger Privater in Mühlbach Nr. 5.
  
Der nächste Besitzer der Wiesmühle ist spätestens 1907 Josef Fischwenger, der am 4.2. 42-jährig als Müller und Ökonomiebesitzer die Mathilde Grand (27) heiratet. Jedenfalls arbeitet dort 1916 auch (unser) Franz Perhab, Sohn des Franz und der Josefa Perhab, der nach Mitterberg bei Gröbming zuständig ist und 1917 auf der Wiesmühle mit der Maria Nagl sein erstes, uneheliches Kind bekommt. Taufpate seines zweiten (ehelichen) Kindes 1919 ist der Eigentümer der Wiesmühle Josef Fischwenger, obwohl Perhab bereits im Haus seiner Schwester Kornelia Häupl in Mühlbach Nr. 3 wohnt.
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Der nächste Besitzer der Wiesmühle ist spätestens 1907 → [[Josef Fischwenger, der am 4.2. 42-jährig als Müller und Ökonomiebesitzer die Mathilde Grand (27)]] heiratet. Jedenfalls arbeitet auf der Wiesmühle 1916 auch '''(unser) Franz Perhab''', Sohn des Franz und der Josefa Perhab, der nach Mitterberg bei Gröbming zuständig ist und 1917 auf der Wiesmühle mit der Maria Nagl sein erstes, uneheliches Kind bekommt. Taufpate deren zweiten ehelichen Kindes 1919 - nach abenteuerlich anmutender Hochzeit in Salzburg - ist der Eigentümer der Wiesmühle Josef Fischwenger, obwohl Perhab bereits im '''Haus seiner Schwester Kornelia Häupl''' in Mühlbach Nr. 3 wohnt.
  
1928 stirbt Maria Fischwenger (die Mutter des Josef), geb. in Niederalm Bez. Hallein Salzburg, mit 65 Jahren als ledige Private in Mühlbach Nr. 5. Josef Fischwenger stirbt 1936 nicht in Mühlbach sondern in Attersee Nr. 53.
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1928 stirbt Maria Fischwenger (die Mutter des Josef jun.), geb. in Niederalm Bez. Hallein Salzburg, mit 65 Jahren als ledige Private in Mühlbach Nr. 5.  
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Josef Fischwenger stirbt 1936 nicht in Mühlbach sondern in Attersee Nr. 53.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
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Zeitungsmeldungen
  
 
Matriken Pfarre Attersee
 
Matriken Pfarre Attersee
  
Matriken Pfarre Vöcklamarkt
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Matriken Pfarre Voecklamarkt
  
 
Matriken Pfarre St. Georgen
 
Matriken Pfarre St. Georgen
  
Zeitungsmeldungen
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Matriken Pfarre Seewalchen

Aktuelle Version vom 9. Mai 2022, 22:43 Uhr

Die Hisch auf der Wiesmühle (Mühlbach Nr. 5) 1600 bis 1742

Der älteste namentlich bekannten Müller, der wohl um 1600 auf der Wiesmühle am Mühlbach Nr. 5 geboren wird, ist David Hisch, der mit seiner Maria → zwischen 1626 und 1640 sechs Kinder hat.

Diesen folgt 1652 der Müller Wolf (geb. 1626) – des David und der Maria – wieder mit einer Maria. Die beiden →haben acht Kinder, die in Abständen von zumeist zwei (bis vier) Jahren geboren werden, und damit wohl alle überleben.

Die Kindersterblichkeit ist im 17. Jahrhundert überraschend gering, was man daraus ersieht, dass einerseits die Abstände zwischen den Geburten größer sind und die einmal gegebenen Namen nicht mehr erneut vergeben werden. Diese Beobachtung findet man ein Jahrhundert später mit um vieles höherer Kindersterblichkeit nicht mehr: die Geburten erfolgen beinahe im Jahresrhythmus und Namen eines früh verstorbenen Kindes werden bei nachfolgend Geborenen erneut verwendet.

Der Nachfolger des Wolf wird sein 1668 geborener Sohn Elias, der 1689 die Eva (geb. Schwandter) heiratet und die Wiesmühle übernimmt. Von den → zwischen 1690 und 1717 geborenen Kindern wird der 1690 erstgeborene Tobias sein Nachfolger.

Tobias und Eva (noch im Leben) übergeben 1715 die Mühle an ihren Sohn Tobias und werden Ausdinger auf der Wiesmühle. Eva, die Frau des Tobias, stirbt im Oktober 1718. Ihr → Witwer und Ausdinger Elias (51) heiratet im Jänner 1719 die – „selig hinterlassene“ Witwe (= Formel für die kirchliche Erlaubnis der Wiederverheiratung einer Witwe) – Susanna (57) des 1715 verstorbenen und recht angesehenen Abrahamb Schock von Mühlbach Nr. 1. Dadurch kommt es zu einer ersten Verbindung der Schock- mit der Hisch-Mühle.

Tobias heiratet am 25.10.1715 die Elisabeth, Tochter des St. Georgener Markt-Bürgers Scheundter – was sehr prestigeträchtig ist – und hat mit ihr bis 1728 → sieben Kinder. Der Müller Tobias stirbt schon Ende 1729 mit 39 Jahren. Sein als Erbe vorgesehener „Müllersohn“ Tobias stirbt bereits mit 19 Jahren im April 1741 wohl als eines der ersten Opfer der aufkeimenden Seuche. Im Folgejahr sterben auch die alten Auszügler der Wiesmühle, Elias (76) und Susanna (80) innerhalb von nur zwei Wochen am 4. und 19. April 1742 an der Epidemie.

(Anm.: Im ganzen 18. Jahrhundert sind in der Wiesmühle auch die Familien "Dändter / Tanter" mit dem Beruf "textor" (Weber), Webgsöll anzutreffen.)

Die Wiesmühle geht 1742 an die Familie Starlinger; Johann Hisch heiratet Susanna Schock

Die Mühle ist für die Hisch nicht mehr zu halten und geht 1742 auf Wolfgang und Elisabetha Starlinger über. Im Theresianischen Gültbuch 1750 scheint Wolf Starlinger als Besitzer der „Mühle und Säge“ auf. Johann, der älteste 1716 geborene Sohn des Tobias Hisch, arbeitet nun als (Hilfs-)Müller auf der Wiesmühle. Am 29. Juni 1751 stirbt der Besitzer der Wiesmühle Wolfgang Starlinger als Müller mit 63 Jahren; seine Witwe will die Mühle offenbar als Ausdingerin weiter betreiben.

Dies ermöglicht nach einem halben Jahr am 22.11.1751 doch noch die → Heirat des 36-jährigen Johannes des Tobias Hisch, (Hilfs-)Müller im Mühlmoos, mit der 28-jährigen Susanna (geb. 1723) des David Schockh (Nr. 1). Damit heiratet die Enkelin der Susanna des Abraham Schockh – die als „selig hinterlassene“ Witwe des Abrahamb 1719 den Elias Hisch geheiratet hat – ebenfalls an die Wiesmühle.

Mit dieser Heirat wird nunmehr auch eine genetisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen den beiden Familien Schock und Hisch bewirkt, wenngleich sie angesichts der fehlenden Trauzeugen – es scheint kein Schock in den Matriken auf – wohl nicht gutgeheißen wird, wahrscheinlich weil Johann nur (Hilfs-)Müller auf der Wiesmühle ist. Die Trauzeugen sind: Joseph Ölinger pistor (Bäcker) zu Nußdorf und Martin Finsterböckh sutor (Schuster) in Attersee. → Trauungsmatrik Johannes Hisch mit Susanna Schock

Dessen ungeachtet wird die Heirat gerade dieser Susanna wegen der Vorbildwirkung ihres Sohnes Franz Xaver und ihrer zweiten Ehe mit Kaspar Messerer für die beiden Familien Schock/Peyr und auch Gugg/Hager und damit für Attersee recht bedeutsam. Johann und Susanna haben fünf Kinder; die → ersten vier versterben früh, ihr letztes, der am 21.10.1761 geborene Franz Xaver überlebt. → Geburtsmatrik Franz Xaver

1762 stirbt am 3. Oktober der (Hilfs-)Müller Johann Hisch nach 11 Ehejahren als Müller zu Müllmoos Nr. 5 mit nur 45 Jahren.

1763 stirbt am 7. April auch die Witwe Elisabetha Starlinger mit 74 Jahren als Besitzerin und Ausdingerin der Wiesmühle. Wahrscheinlich noch zu deren Lebzeiten kauft der Bäcker Kaspar Mösserer sen., Bäcker von Schörfling, die Wiesmühle.

Die Witwe Susanna Hisch (geb. Schock) heiratet den Caspar Messerer auf der „Messerermühle“

Erst ein dreiviertel Jahr nach dem Tod ihres Mannes Johann, was ansonsten ein unüblich langer Zeitraum ist, → heiratet am 31.5.1763 die Witwe und Müllerin Susanna Hisch (40, geb. Schock) den Caspar Messerer jun. (38, geb. 22.12.1725) zu Mühlmoos. Die Trauzeugen sind Laurenz Huebinger von der Moosmühle und Martin Tieffenböck.

Der Seewalchener Bäcker „Mösserer“ ist offenbar recht vermögend. Der junge Caspar „Messerer“ (entsprechend der (Ver-)Schreibung im Taufbuch) wird der neue Besitzer der Mühle. Im Josephinischen Lagebuch 1787 wird Caspar Messerer als Besitzer der „Messerer- oder Wiesmühle“ von Mühlbach Nr. 5 aber auch von Attersee Nr. 17 ausgewiesen. Im Alten Grundbuch 1793 werden bereits der Mühl- und Sagmeister Franz und Elisabeth Hisch als Besitzer der Wiesmühle und auch von Attersee Nr. 17 (des Schustermühl- oder Messererhäusl) ausgewiesen. (Anm.: 1832 kauft die Evangelische Pfarrgemeinde Attersee das frei gewordene Taglöhner-Haus. 1840 wird dort die Paulina des evangelischen Pfarrers Johann Overbeck geboren.)

Kaspar und Susanna Messerer bekommen 1764 und 1766 zwei Söhne, die aber jung sterben. Kaspar nimmt nun den Franz Hisch aus der ersten Ehe seiner Susanna mit dem verstorbenen Johann Hisch an Kindes statt an und dieser bekommt offensichtlich eine recht gute Ausbildung, die ihn für die Ehe mit der gebildeten Elisabetha Lehrl in Frage kommen lässt.

Von Caspar Messerer angenommener Franz Xaver Hisch heiratet in pompöser Hochzeit Elisabetha Lehrl

1787 kommt es zur → pompösen kirchlichen Hochzeit des Franz Hisch (25) mit Elisabetha Lehrlin (25). Als Trauzeugen fungieren Kaspar Messerer als „Vater“ (sic!) des Bräutigams und Conrad Lehrl, der Bruder der Braut. Die Trauung wird vom Archidiakon (= Vertreter des Bischofs), dem Diakon von Ischl, dem Subdiakon Franciscus Xaver Lehr von Bad Goisern und dem Bruder der Braut Joachim Lehrl - den Pfarrvikar von Attersee - vollzogen.

Erst mit seiner Trauung wird Franz Hisch als „Franz Xaver“ geführt.

1792 stirbt Susanna Messerer (verwitwete Hisch, geb. Schockh) als Auszüglerin mit 69 Jahren. Der Tod ihres Ehemannes Kaspar Messerer ist in den Atterseeer Matriken nicht verzeichnet.

1793 lassen der zugeheiratete Johann Peyr und seine Maria Anna (geb. Schock) von der Schockmühle ihren – letztgeborenen - und für Attersee künftig recht bedeutsam werdenden Sohn am 5. Dezember vom selben Atterseer Pfarrvikar Joachim Lehrl ebenfalls auf den Namen „Franciscus Xaver“ taufen.

Zwischen 1788 und 1805 haben Franz Xaver Hisch und Elisabetha (geb. Lehrl) → einschließlich eines Zwillings zwölf Kinder, von denen aber nur der erstgeborene Josef und eine Anna überleben.

1809 verstirbt Franz Xaver Hisch am 31. August mit 48 Jahren als Müller und Sagmeister in Mühlbach Nr. 5.

1811 heiratet erst nach unüblichen 1 1/2 Jahren der erstgeborene Joseph Hisch (21) die Theresia Pointner (24), Tochter des Bräumeisters Joseph Pointner zu Nußdorf.

1812 bis 1822 bekommen Josef und Theresia Hisch → einschließlich eines Zwillings neun Kinder, von denen keines länger überlebt, obwohl nunmehr alle Geburten mit ausgebildeten Hebammen erfolgen. Taufpate aller Kinder ist der junge Franz Xaver Peyr von der Schockmühle, was auf das ganz besondere Einvernehmen hinweist. Da Franz Xaver anfangs noch ledig ist, wird er bei den Taufen sogar von seinem Vater Johann Peyr "vertreten".

Die letzte Möglichkeit für einen Nachfolger ist die → uneheliche Geburt eines „Franz Xaver“ am 28.3.1823 durch die ledige ebenfalls überlebende Schwester des Josef Anna Hisch. Der eingetragene Taufname und die in den Matriken angeführte „Messerermühle“ deuten auf die Beweggründe hin, ebenso, dass als Taufpatin für den Knaben die Großmutter Elisabetha Hisch (geb. Lehrl, nun 61 Jahre alt) fungiert, die - für eine Frau damals eine außergewöhnliche Besonderheit - eigenhändig und formvollendet unterschreibt, was ihre Bildung nachträglich unterstreicht. Aber auch dieses Kind stirbt nach 17 Tagen an Fraisen, Beschauer ist der Wundarzt Anton Dörflinger von Nußdorf.

Kauf der Wiesmühle durch Franz Xaver Peyr und 1858 Weitergabe an Sohn Josef Peyr

Um 1850 kommt es zur sogenannten „Grundentlastung“, was zu heftigen Eigentumswechseln führt, da sich viele Besitzer den Erwerb ihrer von ihnen bisher besessenen Häuser (um ein Drittel der Summe des Ertrags von 20 Jahren) nicht leisten können bzw. sie wegen ihres Alters nicht mehr entsprechend kreditwürdig sind.

Diese Gegebenheiten haben bei der Wiesmühle um und nach 1823 noch nicht zugetroffen. Vielmehr dürfte die offenbar starke emotionale Beziehung vor allem von Franz Xaver und Johann Peyr dazu beigetragen haben, dass die Messerermühle bzw. Wiesmühle durch den Franz Xaver Peyr von der Schockmühle erworben wird und seinem Sohn Josef anlässlich dessen Heirat 1858 als Mitgift gegeben.

Elisabetha Hisch (geb. Lehrl) und ihre Tochter Anna Hisch scheinen in den Atterseer Matriken nicht mehr auf und sind wohl weggezogen oder Anna hat in einer anderen Pfarre geheiratet.

Als letzter Hisch stirbt Josef 80-jährig am 21.8.1867 als „armer Quartierer zu Palnstorf Nr. 11“. → Sterbebuch Attersee

(Anm.: Josef Peyr hat nach 1858 offenbar die fürsorgliche Zugeneigtheit zu den Hisch nicht mehr gehabt. Die eineinhalb Jahrhunderte alten verwandtschaftlichen Verbindungen der Huebinger von der benachbarten Moosmühle Nr. 6 haben wohl dem verarmten Josef Hisch geholfen, ein Altersquartier zu finden: 1721 hat der Laurentius Huebinger die Susanna des Abraham Mainhardt, Bauer zu Palnstorf Nr. 11, geheiratet. Die letzten Meinhardt Adam und Anna Maria haben dem Josef Hisch ein Quartier gebeben und sterben selbst nach rund einem Jahrzehnt 1876 bzw. 1880.)

Die Hubinger (II) von Reicherthalham / Straß erwerben 1873 die Wiesmühle

In der Wiesmühle bzw. Mühlbach Nr. 5 endet eine zweite – von der Moosmühle Nr. 6 unabhängige – Hubinger-Linie, die in Reicherthalham (vgl. die Herkunft des Johann Peyr von der Moosmühle) bzw. in Straß Nr. 16 ihren Ausgangspunkt hat.

1838 → heiratet Johann Hubinger (19), Sohn des Joseph Hubinger, Mühl- und Sagmeister zu Reicherthalham bei Vöcklamarkt, Herrschaft Walchen, die Anna Speigner (24) des Joseph Speigner, Mühl- und Sagmeister an der Tischlermühle zu Straß Nr. 16, Herrschaft Walchen – die „angehende Besitzerin“ des väterlichen Anwesens. Die beiden haben → elf Kinder, von denen nur drei Töchter: Anna, Johanna und Waldburga überleben. Zwei Töchter heiraten nach Vöcklamarkt, Waldburga lebt und stirbt in Mühlbach Nr. 5.

1848 ist Beginn der „Grundentlastung“ und damit von heftigen Eigentumsverschiebungen.

1868 → heiratet Michael Emminger, Bauer und Sagmeister zu Mörasing Nr. 7 bei Vöcklamarkt, die Anna Hubinger des Joseph Speigner von Straß Nr. 16 – die die Mitbesitzerin des Anwesens des Bräutigams ist (!). Michael stirbt 1875 30-jährig nach nur sieben Ehejahren.

1876 → heiratet Matthäus Gugg (32) des Mathias Gugg, Gastwirth zu Seewalchen Nr. 29, die Witwe Anna Emminger (28) zu Mörasing Nr. 7. Am 28.1.1878 wird ihnen eine Anna geboren, die aber nach 15 Tagen stirbt.

Am 28.1.1882 wird Maria Josefa geboren und ist die Ursache für das Kindbettfieber der Mutter Anna. Innert 2 Wochen → stirbt die Anna Gugg am 10.2.1882 im Wochenbett und am selben Tag stirbt auch ihr Mann Matthäus Gugg an Lungentuberkulose. Beide werden nach Attersee überführt und in der Hubingerschen Gruft in Attersee begraben. (Anm.: "Mathias" Gugg ist der nach Seewalchen „verschollene“ 3 1/2-jährige Sohn nach dem frühen Tod seines Vaters. Dessen Sohn "Matthäus" Gugg hat die Anna Emminger von Mörasing geheiratet. Die Bestattung der beiden Verstorbenen in der Hubinger´schen Gruft in Attersee hat die Begründung, dass die verstorbene Anna die Tochter des neuen Besitzers der Wiesmühle Johann Hubinger ist.)

1873 hat Johann Hubinger sen. (von Straß Nr. 16) die Wiesmühle in Mühlbach Nr. 5 von Josef Peyr gekauft und ist mit seinen Töchtern Johanna (geb. 1853) und Walburga (geb. 1843) dorthin gezogen. Gleichzeitig wird die Tischlermühle in Straß Nr. 16 von Johann Hubinger an Franz Häupl verkauft und ist die letze Station der Häupl vor dem Erwerb von Mühlbach Nr. 1.

1877 → heiratet der Kaufmann Joseph Erlach (29) von Vöcklamarkt Nr. 51 die Johanna Hubinger (23, geb. 1853) des Johann Hubinger und der Anna (geb. Speigner) zu Mühlbach Nr. 5.

1881 stirbt Waldburga, Müllers- und Sagmeisterstochter, mit 38 Jahren in Mühlbach Nr. 5.

1886 stirbt Johann Hubinger, Mühl- und Sägebesitzer, mit 67 Jahren in Mühlbach Nr. 5.

1902 stirbt auch Anna Hubinger (geb. Speigner) als Müllers- und Sägemeisterswitwe und Hausbesitzerin mit 88 Jahren in Mühlbach Nr. 5.

Damit geht auch diese zweite Hubinger-Linie in Mühlbach zu Ende.

Die Wiesmühle wird von Josef Hagenauer und später von Josef Fischwenger erworben

Die Wiesmühle Nr. 5 kommt dann in den Besitz des Josef Hagenauer. Dieser stammt aus Niederalm bei Grödig in Salzburg und stirbt im April 1913 mit 77 Jahren als lediger Privater in Mühlbach Nr. 5.

Der nächste Besitzer der Wiesmühle ist spätestens 1907 → Josef Fischwenger, der am 4.2. 42-jährig als Müller und Ökonomiebesitzer die Mathilde Grand (27) heiratet. Jedenfalls arbeitet auf der Wiesmühle 1916 auch (unser) Franz Perhab, Sohn des Franz und der Josefa Perhab, der nach Mitterberg bei Gröbming zuständig ist und 1917 auf der Wiesmühle mit der Maria Nagl sein erstes, uneheliches Kind bekommt. Taufpate deren zweiten ehelichen Kindes 1919 - nach abenteuerlich anmutender Hochzeit in Salzburg - ist der Eigentümer der Wiesmühle Josef Fischwenger, obwohl Perhab bereits im Haus seiner Schwester Kornelia Häupl in Mühlbach Nr. 3 wohnt.

1928 stirbt Maria Fischwenger (die Mutter des Josef jun.), geb. in Niederalm Bez. Hallein Salzburg, mit 65 Jahren als ledige Private in Mühlbach Nr. 5.

Josef Fischwenger stirbt 1936 nicht in Mühlbach sondern in Attersee Nr. 53.

Quellen

Zeitungsmeldungen

Matriken Pfarre Attersee

Matriken Pfarre Voecklamarkt

Matriken Pfarre St. Georgen

Matriken Pfarre Seewalchen