Exzerpt zur „Station Scharfling“

Aus atterpedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Offenberger: Die Station Scharfling

Offenberger 1972, Johann: Station Scharfling. FÖ 11, 1972:33–34.

Das kleine Talbecken, in dem der Ort Scharfling liegt, wird im S, O und W von den zum Mondsee hin steil abfallenden Kalkalpen, im N vom Mondsee eingeschlossen. Die hier flachen Ufer bilden eine weite Bucht, der Seeboden im Inneren der Bucht fällt nur allmählich in die Tiefe ab, so dass die Wassertiefe auf lange Strecken nur 1,5 bis 2 m beträgt. Im östlichen Teil dieser Bucht, etwa 50 m westlich des Kienbaches, wurde die bereits seit 1874 bekannte neolithische Pfahlbaustation vermessen (siehe J. Offenberger, FÖ 10, 1971, 24).

Der Pfahlbau erstreckt sich auf einer flachen, etwas abfallenden Uferplatte etwa 50–60 m parallel zum Ufer entlang der Parz. 131/6 und 127/2, 20 m vom heutigen Ufer entfernt, in einer Wassertiefe von 2 m bis knapp 4 m. Die Breitenausdehnung der Siedlung wurde mit 25–30 m festgestellt, in der Längenausdehnung wurden einzelne Pfähle bis zu einer Entfernung von 100 m aufgefunden. Ob es sich hier um einzelne Pfahlgruppen handelt oder ob dieser Teil der Siedlung vom Kienbach verschüttet wurde, konnte nicht eindeutig festgestellt werden.

Die Pfähle im engeren Bereich der Siedlung sind sehr dicht gesetzt; so wurden auf einer Fläche von etwa 20 x 50 m rund 4.5ßß Pfähle vermessen. Vereinzelt wurden auf einem Quadratmeter bis zu 16 Pfähle gezählt. Die Dicke der Pfähle schwankt zwischen 2 cm und 25 cm. Im östlichen Teil der Siedlung bedecken 3–4 m lange Balken den Seeboden, die sicher in der neolithischen Siedlung als Bauholz gedient hatten und hier durch die Strömung zusammengetragen wurden. Es wurden aber auch eindeutig in situ liegende und mittels senkrechter Pfähle in ihrer Lage gehaltene Langhölzer vorgefunden. Diese Balken liegen in der Kulturschicht, zum Teil unmittelbar auf der Seekreide. Ihre Oberfläche weist Kerben auf, die zur Aufnahme senkrecht kreuzender Balken dienten, die ebenfalls einige Male festgestellt werden konnten. Diese Bauweise weist die Balken als Substruktionen von auf feuchtem Grund erbauten Häusern aus, wie sie ähnlich in den Seeufer- und Moorsiedlungen der Schweiz und Deutschlands untersucht wurden.

  • Abbildungen eines verzierten Mondseekruges mit Winkelhaken, ein kupfernes Flachbeil und ein Schaber aus Felsgestein.

Der Seeboden besteht aus Seekreide, der die Kulturschicht in einer durchschnittlichen Dicke von 10 cm aufgelagert ist. Die Kulturschicht wird von einer 2–30 cm starken Schicht aus grobem Kies bedeckt, die nach O zu mit immer gröberem Geröll durchsetzt ist. Die oberste Schicht bildet feiner, flockiger Schlamm, der in größerer Tiefe an Mächtigkeit zunimmt.

An Funden wurden Fragmente verzierter Mondseekeramik (z. B. Abb. 63) und grober Hauskeramik, mehrere steinerne und ein kupfernes Flachbeil (Abb. 64), eine Bronzespirale, ein Lochbeil, Klingen, Schaber (z. B. Abb. 65), Pfeilspitzen und Speerspitzen aus Hornstein, Kalksteinperlen, ein gelochtes Kalksteinplättchen, gelochte Tierzähne, Knochengerät, Tierknochen und ein Werkstück aus Holz geborgen. Tierknochen zur Untersuchung in der Zoolog. Abt. des Naturhistorischen Museums Wien, Funde zur Restaurierung im BDA, später Heimatmuseum Mondsee.

Johann Offenberger