Exzerpt Weyregg II

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Weyregg II (Verkürztes Exzerpt)

Czech, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 11 Bericht. FÖ, Bd. 24/25:13–17.

Im April 1986 wurden an 13 Tagen in etwa 50 Tauchstunden und 100 Arbeitsstunden über Wasser die Unterlagen für den Lageplan und die Querschnitte erarbeitet.

Die ehemalige neolithische Siedlung Weyregg II liegt im Süden zu etwa zwei Drittel vor dem Grundstück 2233/1 und reicht im Norden bis zum Grundstück 2382/7 der KG Weyregg. Die mittlere Entfernung der uferseitigen Begrenzungslinie vom heutigen Ufer beträgt etwa 15 m und die der seeseitigen Begrenzung etwa 35 m. Die Länge der heutigen Fundfläche beträgt 110 m und die durchschnittliche Breite 20 m. Daraus ergibt sich eine Größe von rund 2200 m². Weyregg II zählt damit zu den kleinsten der bisher im Attersee entdeckten und lokalisierten neolithischen Siedlungen. Vergleichbare Größen haben Aufham II mit 1500 m², Abtsdorf II und III mit 2500 m² bzw. 1000 m² sowie Misling I mit 1700 m² und Kammer mit rund 1600 m².

Der Seeboden im Siedlungsgebiet präsentiert sich heute sehr unterschiedlich. Etwa ein Drittel des Seegrundes entlang dem Ufer bedecken nur wenige Zentimeter Schlamm den sandigen Boden, auf dem viele große Steine liegen. Hier konnte fast keine Kulturschicht mehr gefunden werden, nur hier und da liegen Reste unter großen Steinen. Die uferseitige Begrenzungslinie wurde entlang der wenigen gefundenen Pfähle abgesteckt. Die Taucher fanden nur einige kleine Keramikstücke, die aber durchwegs sehr stark abgerollt waren. Weiter seewärts wird die Kulturschicht ausgeprägter und flächig und nimmt an Stärke zu. Zugleich wird aber auch die Auflage aus Schlamm, Sand und Steinen stetig dicker, die Fundschicht zieht immer tiefer in den Boden. An der seeseitigen Siedlungsgrenze liegt über der Kulturschicht Schlamm und Sand und eine bis zu 0,6 m dicke Seekreideschicht. Die Siedlung liegt heute in Ufernähe etwa 1,7 m tief und seeseitig bis etwa 3,2 m tief. Die absolute Tiefe der Fundschicht beträgt somit 1,7 m bis 3,9 m bezogen auf den heutigen Normalwasserspiegel. Obwohl die Kulturschicht entlang der seeseitigen Umrisslinie noch meist mehrere Zentimeter dick ist, konnte trotz vieler Kontrollgrabungen 2 m außerhalb davon bis in 1,5 m Bodentiefe keine Kulturschicht mehr gefunden werden.

Die gemessenen Querschnitte I und II zeigen den Verlauf der Fundschicht von der Bodenoberfläche der Uferseite (= Ostseite) bis in 0,7 m Tiefe an der Seeseite (= Westseite).

Etwa 30 m vom Ufer entfernt in 3 m Wassertiefe liegt die Fundschicht tatsächlich etwa unter einer halben Meter dicken Schicht aus Schlamm und Seekreide. So ist auch erklärlich, dass K. Schaefer im Jahr 1951 keinen Pfahl ausnehmen konnte, da die Pfähle seeseitig ebenfalls unter einer 0,5 m dicken Schicht liegen. Uferseitig lagern zwar nur wenige Zentimeter Schlamm über den Pfählen, diese sind aber bodengleicht abgewittert, bilden keine Erhöhung und sind meist von Steinen bedeckt. Anhand der vermessenen Tiefenlinien (Abb.) wird ersichtlich, dass der Seeboden vom Ufer weg bis 3 m Tiefe gleichmäßig flach abfällt. Der steilere Abbruch beginnt etwa bei 3,5 m Wassertiefe, also knapp außerhalb der seeseitigen Umrisslinie.

Am Seeboden fanden die Taucher nur stark abgerollte Keramikbruchstücke ohne Aussagekraft, die deshalb nicht geborgen wurden. Nur im seeseitigen Teil, bei Festlegung der seeseitigen Umrisslinie und bei der Erstellung der beiden Querschnitte, wurden neben Holzkohle, Knochen und Pfählen auch nicht abgerollte Bruchstücke von Tongefäßen gefunden, die geborgen und dem Museum Mondsee übergeben wurden. Die gesichteten Keramikstücke waren durchwegs ohne Verzierung.

Das Gesamtbild des Seebodens im Bereich des Siedlungsareals zeigt, dass die uferseitige Hälfte der Fläche durch Brandung sehr stark erodiert ist. Hier ist kaum noch eine Kulturschicht vorhanden. Die gefundenen Keramikfragmente sind durchwegs sehr stark verrollt. Die Pfähle liegen, nur von Schlamm bedeckt, frei am Seegrund, die aufliegenden Steine rollen bei hohem Wellengang mit zerstörerischer Wirkung über die Pfähle, Balken und Holzkonstruktionen. So entdeckten die Taucher in der Mitte der Siedlung in Nord-Süd-Richtung, etwa 5 m von der uferseitigen Siedlungsgrenze entfernt, einen Balken, der mit mehreren Pfählen fixiert war. Die gesamte Konstruktion ist bereits ausgewaschen und das Holz sehr weich. Das heißt, dass in den nächsten Jahrzehnten auch der Rest der noch vorhandenen neolithischen Hölzer durch Wellengang zerstört werden wird.

Im Gegensatz dazu ist die seeseitige Hälfte der Siedlung durch Überlagerung von Steinen, Seekreide und Sand vor äußeren Einwirkungen gut geschützt. Außerhalb der seeseitigen Umrisslinie liegen viele mächtige Baumstämme und Holzteile in der Seekreide etwa 0,3 m unter dem Seegrund.

Die topographische Lage von Weyregg II weicht von den anderen bisher vermessenen Siedlungen im Attersee und im Mondsee ab. Hinter der Siedlung liegt ein nur etwa 20 m breites, flach abfallendes Gelände, an dem die Hänge des Wachtberges mit 40% Steigung anschließen (Abb.). Entweder war der landwirtschaftlich genutzte Grund sehr klein, oder die Siedler bebauten unter schwierigen Bedingungen auch die steilen Hänge. Ein Vergleich mit den primitiv lebenden Völkern Ostasiens ist aus methodischen Gründen sehr problematisch, dennoch soll erwähnt werden, dass für den Ackerbau auch steiles Gelände geeignet ist. So hat der Autor im Jahre 1986 in Zentraljava an den 1200 m hohen Abhängen des Dieng-Plateaus aber besonders auch in den über 2000 m hohen Vulkanbergen Ostjavas landwirtschaftlich genutzte Abhänge mit gewaltigen Steigungen gesehen. Die Bewirtschaftung ist nur ohne Einsatz von technischen Hilfsmitteln und ohne Einsatz von Zugtieren möglich. Da die jungsteinzeitlichen Bauern den Boden ebenfalls nur mit Haue und Harke bearbeiteten, ist eine Nutzung der steilen Hänge hinter Weyregg II also ohne Weiteres denkbar.

Andererseits haben alle anderen bekannten neolithischen Siedlungen, ausgenommen Mooswinkl, deutlich mehr Hinterland, besonders die größeren Stationen wie Weyregg I, Seewalchen, Aufham und Misling II. In Mooswinkl im Mondsee fällt der Hang direkt in den See steil ab, die Pfähle stehen bis in 6 m Wassertiefe. Daher interpretierte J. Offenberger Mooswinkl als Landungsstelle. Weyregg II ist die am südlichsten bzw. am weitesten seeaufwärts am Ostufer des Attersees gelegene bekannte Seeufersiedlung. Das Ostufer wurde zwar noch nicht systematisch abgesucht, aber aufgrund des bis zum Zufluss der Seeache fast durchgehend steilen Ufers ist auch eine Neuentdeckung kaum noch zu erwarten. Weyregg II war daher möglicherweise die letzte Landungsstelle seeaufwärts, von der die Verbindung zur nächstgelegenen Siedlung See am Mondsee führte. Eine Landungsplattform wie in Mooswinkl ist dazu nicht unbedingt erforderlich, da die Pfähle in Weyregg II an der Seeseite bis zu dem steiler abfallenden Hang am Seegrund stehen (siehe oben).

Zur C-14-Datierung wurde im südlichen Bereich der Siedlung in der Mitte zwischen uferseitiger und seeseitiger Umrisslinie ein Pfahlstück entnommen. Die Datierung durch das Kernphysikalische Institut der Universität Wien steht noch aus.