Exzerpt Nußdorf Nord und Süd

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Auffinden einer Station Nußdorf-Nord (?) in der Latzl-Bucht 1870

Gundaker v. Wurmbrand Schreiben an Sectionsrath Ritter v. Hauer; ddo. Graz, 28. November 1870: → Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut. In: Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band X, 1871.

S. 149, unten: „Ausser diesem Pfahlbau (Seewalchen), der nahe dem Ausflusse des See´s, der Ager, 40 Klafter vom nördlichen Seeufer entfernt, beiläufig 1600 Quadrat Klafter einnimmt, konnte ich keinen anderen nachweisen. Unterhalb Nussdorf jedoch dürfte wahrscheinlich auch ein zweiter zu finden sein, wenigstens kommen dort Pfähle ähnlicher Beschaffenheit vor, wie mir Kopp, der diese Stelle untersuchte, berichtete."

S. 150: „So wäre denn ausser bei Seewalchen und vielleicht bei Nussdorf am Attersee, vorläufig kein Pfahlbau von mir gefunden wurden [sic].“

[Anm.: Hensli Kopp aus Niedau am Bieler See war ein Fischer mit Erfahrungen zu Pfahlbaufunden, der an den Attersee eine Baggerschaufel und eine Zange mitgebracht hatte.]


14C-Datum VRI-300 1971: Latzlbucht Nußdorf a.A.

Obwohl Offenberger nicht über Pfahlbau-Fehlsuchen in den offiziellen „Fundberichten aus Österreich“ berichtet, gibt es doch einen indirekten Nachweis dafür, dass er 1971 in der Latzl-Bucht eine Pfahlbaustation vermutete: vgl. hierzu die beigefügte Radiokarbondatierung eines Pfahles durch das Vienna Radium Institute (VRI) mit der niedrigen Nummer 300. (VRI-Kommentar: "Das Datum widerspricht der Annahme eines neolithischen Pfahlbaus.") Diese VRI-Zeitbestimmung war erst die zweite vom Attersee – nach jener der Pfahlbaustation Misling. Offenberger suchte 1971 – also noch vor Einsatz der Tauchergruppen – etwas nördlich von Nußdorf in der sogenannten „Latzl-Bucht“ und folgte damit der Ortsangabe von Kopp („unterhalb Nussdorf“ – also in Fließrichtung des Attersees).


Von den Tauchern bis 1983 aufgefundene Siedlungen

Czech 1983, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 8. Bericht, FÖ 22, 1983:17.

Czech berichtet auf S. 17: „Nunmehr ist ein geschlossenes Teilstück des Westufers des Attersees abgesucht. Es reicht im Süden vom Schwendereck (neolithische Siedlung Misling I) in der Gemeinde Unterach bis zur Insel Litzlberg im Norden. Das sind insgesamt etwa 15 km Länge. In diesem Teil des Attersees wurden durch die systematische Bestandsaufnahme neun, bisher unbekannte, geschichtliche und urgeschichtliche Fundstellen entdeckt, und zwar die erst 1983 entdeckte neolithische Seeufersiedlung Nußdorf die erst im Umriss vermessen werden muss, die bronzezeitliche Siedlung Abtsdorf I, die neolithischen Stationen Abtsdorf II und III, die ebenfalls neolithische Siedlung Aufham II, die latenezeitliche Anlage Unterbuchberg, die neolithische Seeufersiedlung Litzlberg Süd, die neolithische Siedlung Litzlberg und die mittelalterlichen Pfahlreihen von Litzlberg.


Untersuchung einer möglichen Station Nußdorf-Nord durch Czech 1983

Czech 1983, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 8. Bericht, FÖ 22, 1983:15.

Exzerpt: „Im Jahre 1979 endete die Absuche im Bereich der KG Nußdorf vor der am meisten in den See reichenden Landspitze des Grundstückes 398/2, in der Nähe der Dickaumühle. 1983 wurde hier nach Süden zu fortgesetzt und ein etwa 3,9 km langer Uferbereich abgesucht.

An der Südseite der Landzunge vor der Dickaumühle bedecken Schlamm und Seekreide den Seeboden, der bis in etwa 2 m Wassertiefe flach und dann sehr steil abfällt. In der Nähe der Bachmündung lagert Schwemmmaterial, wie Laub und Holz, in Schlamm und Seekreide. Der in den See vorspringende Schotterkegel des Dickaubaches [Anm.: eig. „Ackerlingbach“] ist mit Laub und Schwemmholz bedeckt und vermengt. Südlich davon liegen im festen Seegrund eingebettet vereinzelt mächtige Baumstämme und feines organisches Schwemmmaterial, zugedeckt von einer unterschiedlich dicken Schlammschicht.

Franziszeischer Kataster 1824: KEINE Fischerhütten/Stege in Latzlbucht

In der im Süden anschließenden ("Latzl"-)Bucht wird der Seeboden ganz flach. Der steile Abhang beginnt erst in etwa 4 m Wassertiefe, der Hangboden besteht aus Seekreide, in der oftmals Schwemmholz eingelagert ist, darüber liegt etwas Schlamm. Im flachen, seichten Uferbereich der Bucht liegt etwas Schlamm über der Seekreide. Die Ausläufer der Bucht waren ehemals mit Schilf stark bewachsen, da eine starke Wurzelschicht in etwa 1 m Wassertiefe den Boden bedeckt. Heute säumt nur noch ein schmaler Schilfgürtel die Nordseite der Bucht. In 1 bis 2 m Tiefe liegen in der ganzen Bucht mehrere 20 bis 40 cm starke Baumstämme im Seeboden, auch mehrere Gruppen von Pfählen mit einem Durchmesser von 10–12 cm ragen meist etwa 0,15 m hoch aus der Seekreide. Im Schilfgürtel an der Nordseite steht eine gerade Reihe von kleinen Pfählen mit 8 cm Durchmesser, welche etwa 0,10 m über den Boden ragen und in einem regelmäßigen Abstand von etwa 0,75 m stehen. In der gesamten Bucht ist sehr viel kleines, organischen Material teilweise unter der Seekreide abgelagert. In etwa 1,5 m Wassertiefe konnten in der Mitte der Bucht mehrere Steinhaufen beobachtet werden. Etwa 10 bis 30 cm große Steine wurden auf einer etwa 1 m² großen Fläche rund 25 cm hoch aufgeschichtet. Mehrere Gruppen von Fischerstecken stehen in etwa 2 bis 2,5 m Wassertiefe und ragen etwa 1 m über den Seeboden. Die oben beschriebenen in nur 1 m Wassertiefe und noch seichter gelegenen Pfähle und Balken stammen sicherlich von ehemaligen Bootshütten und Stegen. Im franziszeischen Kataster der KG Nußdorf sind in dieser Bucht kleine Schiffshütten oder Wirtschaftsgebäude angegeben, die angrenzenden Grundstücke wurden durchwegs als Wiesen und Äcker genutzt.

[Anm.: Diese Aussage Czechs ist unrichtig. Vgl. hierzu die beigefügte Franziszeische Karte der Latzlbucht 1824. Die einzigen Stege und Fischerhütten sind mehrmals im Ort Attersee und vereinzelt in Mühlbach und Aufham zu finden. Weiter Richtung Süden gibt es in der gesamten Gemeinde Nußdorf überhaupt keine Stege oder Hütten.]

Am südlichen Ende der Bucht, etwa 400 m nördlich der Schiffsstation Nußdorf, fällt der Seeboden wieder steiler ab. In der flachen, ufernahen Zone bis 2 m Wassertiefe besteht der Seeboden aus Schotter und Steinen, teilweise mit Sand verfestigt und mit etwas Schlamm bedeckt. Am Steilabfall bis zur Schiffsstation liegt etwas Schwemmholz in der Seekreide, darüber eine etwa 5 cm dicke Schlammschicht."

[Anm.: In der "Latzl-Bucht" gibt es – trotz der erfolgten Prospektion – möglicherweise einen "übersehenen" Pfahlbau, da ein solcher durch eine besonders dicke Geröllschicht überdeckt wäre. Das dortige Ufermaterial eines heute mehrere Meter hohen Kliffs ist durch die erodierende Wirkung des sog. "Rosenwinds"  – ganz analog zur Situation bei Aufham – seewärts abgetragen worden.]

Auffindung der Station Nußdorf-Süd 1983

Czech 1983, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 8. Bericht, FÖ 22, 1983:15.

"In der kleinen Bucht südlich der Schiffsstation fällt der Seeboden mäßig flach ab. Die Erdbewegungen durch die Verlegung der Zuleitung zum Pumpwerk des Ringkanals sind deutlich erkennbar. Gleich anschließend an die Schiffsstation bedeckt aufgeschütteter Schotter den Seeboden. In der Bucht liegen sehr viel Holz, Späne, Abfall und auch Holzkohle (Schiffskohle) in der Seekreide eingebettet.

Etwa 450 m südlich der Schiffsstation, der Seeboden fällt noch immer ganz flach ab, fanden die Taucher in 1 bis 2 m Tiefe Relikte einer neolithischen Siedlung. Nach vorläufigen Beobachtungen liegt sie im wesentlichen vor den Grundstücken 138, 137/2 und 137/3 der KG Nußdorf, nach der auch die Siedlung benannt wird. Die geschätzte Länge beträgt etwa 150 m. Die Siedlung liegt zur Gänze unter einer bis zu 0,60 m dicken Seekreideschicht, in Ufernähe bedeckt eine dicke, undurchdringliche, verfilzte Schicht aus Schilfwurzeln die Siedlungsrelikte. Bisher konnten nur im Zentrum der Siedlungsfläche zwei Pfahlkuppen, die über die Oberfläche ragen, gesichtet werden. Eine bis zu 0,20 m dicke Kulturschicht wurde festgestellt, und neben Pfählen wurden auch Holzkohle und einige Keramikbruchstücke gefunden. Ein Pfahl wurde entnommen und zwecks C-14 Datierung an das Institut für Theoretische Physik, Universität Wien, weitergeleitet. Weiters wurden verschiedene Keramikbruchstücke geborgen: zwei Mundsaumstücke und zwei Wandbodenfragmente, die an das Museum Mondsee weitergegeben wurden, weitere Untersuchungen werden im Rahmen der geplanten Umrißvermessung durchgeführt werden.

In südlicher Richtung bleibt der Seegrund weiter sehr flach abfallend. Während eine bis zu 0,30 m dicke Sandschicht mit Steinen den ufernahen harten Seeboden bildet, bedecken Schlamm und Seekreide den stark bewachsenen, tiefer gelegenen Grund. In 2 bis 5 m Wassertiefe liegt teilweise viel Schwemmholz in der Seekreide.

Vor der Ortschaft Raith fällt der Seeboden bis in größere Tiefen nur flach ab. Dicht stehende Pflanzen wachsen auf der schlammbedeckten Seekreide. In etwa 2 m Tiefe stehen mehrere Gruppen von Fischerstecken.

Weiter südlich, etwa ab dem öffentlichen Badestrand, der zwischen Raith und Zell einen kleinen Vorsprung in den See bildet, wird der Seegrund steiler, die Abbruchkante liegt etwa 2 m unter Wasser. Ab hier, zunehmend bis in die kleine Bucht nördlich der Mündung des Zellerbaches, liegt in allen untersuchten Tiefen sehr viel Schwemmholz in der Seekreide. Darüber ist etwas Schlamm und ein sehr starker, fast undurchdringlicher Pflanzenbewuchs. Nur in Ufernähe, etwa bis zur Abbruchkante in 2 m Tiefe, liegen Sand und Steine über dem Schwemmholz.

Die Kanalleitungen der Landeinbindung Zell liegen im Bereich des riesigen Schotterkegels, der vor der Mündung des Zeller-Baches weit in den See hinausragt. Zwischen dem Zellerbach und der Mündung des Dexelbaches ist die Formation des Seegrundes sehr wechselnd. In der Nähe der großen Schotterkegel des Zeller- und Dexelbaches fällt der Seegrund steil ab, und sehr viel Schwemmholz und Lauf liegen neben den Ausläufern des Bachschotters. Zwischen den Schotterkegeln ist der Seeboden flacher, aber sehr uneben, mit vielen kleinen unregelmäßigen Hügeln und Tälern. Hier ist wesentlich weniger Schwemmholz in der Seekreide als bei den Bachmündungen. Darüber liegt eine unterschiedlich dicke Schlammschicht. Die ganze Strecke ist aber durchwegs von meterhohen, fast undurchdringlichen Pflanzen sehr stark bewachsen. Etwa in der Mitte zwischen den beiden Bächen, direkt vor der Ortschaft Zell, reicht eine kleine Schotterbank bis in etwa 5 m Tiefe hinab. In 1 m Wassertiefe sind mehrere kleine Flächen des Seebodens mit Schotter bedeckt. Es ist möglich, dass hier einer der beiden Bäche mehrmals sein Bett verlegt hat. Verstreut stehen einige Fischerstecken und einzelne, flaschenförmig abgefaulte Pfähle in Ufernähe im Wasser.

Nach dem riesigen, steilen Schotterkegel des Dexelbaches wird der Seeboden in Richtung Süden wieder allmählich flacher. Etwas Schlamm liegt über der Seekreide und mäßiger Pflanzenbewuchs bedeckt große Teile des untersuchten Seebodens südlich des Dexelbaches. In Ufernähe liegt wieder Schwemmsand statt Schlamm auf dem Seegrund.

Vor der Ortschaft Dexelbach reicht ein kleiner Schotterkegel, ähnlich einer Bachmündung, bis in etwa 2 m Wassertiefe. Weiter seeaufwärts wird der Seeboden ganz flach. In allen untersuchten Tiefen von 2 bis 10 m ist der Seegrund von einer dicken, teilweise undurchdringlichen Schwemmholzschicht bedeckt. Darüber liegt etwas Schlamm, und ein meterhoher, sehr dichter Pflanzenbewuchs bedeckt den Seegrund bis zum Schotterkegel des kleinen Baches, der etwa 250 m nördlich der Schiffsstation Parschallen in den Attersee mündet.

Vor der Parz. 1696/3 der KG Nußdorf schließt die bereits im Jahre 1977 abgesuchte Uferzone an (FÖ 16, 1977).


Arbeits-Unterbrechung: Absuche Litzlberg bis Seewalchen 1984

Nach Czech war ursprünglich die Umrißvermessung der Station Nußdorf für das Jahr 1984 geplant. Doch aus aktuellem Anlaß wird 1984 vorerst die Strecke zwischen Litzlberg und Seewalchen abgesucht. In diesem Bereich sind nach bisherigen Annahmen mindestens drei neolithische Seeufersiedlungen vorhanden, deren Ausmaße und teilweise sogar die Lage unbekannt sind. Da jedoch geplant wird, einen Teil der Ringkanalleitung hier im Uferbereich zu verlegen und die Arbeiten dazu nicht verzögert werden sollen, ist die systematische Absuche dieses Gebietes vordringlich, und die Umrißvermessung von Nußdorf muß auf einen späteren Termin verschoben werden.


Umriss-Vermessung und Querschnitte der Station Nußdorf-Süd 1985

Czech 1985/86, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 10. Bericht; In: FÖ 24/25, 1985/1986:7-10.

Umriss-Vermessung der Station Nußdorf Okt. 1985

Exzerpt: „Am Westufer des Attersees waren bis in die siebziger Jahre des 20. Jhs. zwischen Aufham und Misling keine weiteren Seeufersiedlungen bekannt. In den Jahren 1977 und 1979 entdeckten die Taucher des UTC-Wels in diesem Bereich die Stationen Aufham II, Abtsdorf I sowie Abtsdorf II und III. 1983 fanden die Taucher im Zuge der systematischen Absuche der Uferzone des Attersees im Bereich der KG Nußdorf Pfähle, Keramikbruchstücke, Holzkohle und eine mächtige Kulturschicht.

Mit der Fund-Nr. 231/2-1983 wurde damals ein Pfahl zur Datierung entnommen und an das Inst. f. Theoretische Physik d. Univ. Wien weitergeleitet. Die unkalibrierte Radiocarbondatierung der Probe VRI-825 ergab ein Alter von 4.310 ± 90 Jahren. Die neolithische Seeufersiedlung „Nußdorf“ war demnach (unkalibriert) um 2360 v. Chr. besiedelt. [Anm.: Eine Kalibrierung würde rd. 3.300 kal. v. Chr. erbringen.]

Die Umrißvermessung wurde 1985 durchgeführt werden. An 14 Tagen wurden in 42 Tauchstunden und 88 Arbeitsstunden über Wasser die erforderlichen Unterlagen für die Erstellung des Lageplanes (vgl. die Abb.) und der Querschnitte erarbeitet.
(Anm.: Die Umrissvermessung erfolgte erst 1985, da die Absuche von Litzlberg bis Seewalchen wegen der dortigen Verlegung der Ringkanalleitung vorgezogen wurde.)

Die Station Nußdorf erstreckt sich gemäß dem heutigen Uferverlauf von SW in NO-Richtung. Sie liegt im Süden vor dem Grundstück 137/3, verläuft vor den Grundstücken 137/2, 138, 153/3 und 152/3 und endet vor dem Grundstück 153/1 der KG Nußdorf [also beim Steg des Badeplatzes des Hotels Aichinger]. Die Gesamtlänge beträgt somit etwa 200 m. Die seeseitige Umrißlinie wurde mit der erprobten und bewährten Methode fixiert: Die Taucher gruben mit der Hand Löcher in den Seeboden bis zum Auffinden einer Kulturschicht. Die Bohrtiefe beträgt dabei maximal 100 cm. Bis in diese Tiefe wurden auch Relikte aus der Jungsteinzeit gefunden. An zwei Stellen gruben die Taucher 2 m außerhalb des festgestellten Umrißverlaufs durch Vergrößern der Bohrlöcher in der Seekreide bis in 1,2 m Tiefe, konnten aber keine Kulturschicht feststellen. Die eruierte seeseitige Umrißlinie stellt mit größter Wahrscheinlichkeit den tatsächlichen Verlauf der seeseitigen Siedlungsgrenze dar. Die Entfernung vom heutigen Ufer beträgt zwischen 40 und 70 m.

Eine uferseitige Begrenzung der neolithischen Siedlungsfläche konnte nicht festgelegt werden. Am nördlichen Ende der Siedlung wurde das Ufer durch Aufschüttung in den See hinaus verlegt und mit einer Betonmauer befestigt. Hier liegt zumindest ein Teil der ehemaligen Siedlung unter dem Ufer. Auch am südlichen Ende ist das Ufer aufgeschüttet und mit einer Betonmauer befestigt, anscheinend ist aber davon das ehemalige Siedlungsgebiet nicht betroffen. Dazwischen wurde das Ufer zwar ebenfalls mit Steinen befestigt, dürfte aber zumindest in der Neuzeit nicht verändert worden sein.

Auf der gesamten Länge der Siedlung besteht der Seeboden in Ufernähe aus Steinen und Schotter und ist dadurch hart und undurchdringlich. Aufgrund der Untersuchungen an der Umrißlinie und der Vermessung von drei Querschnitten kann der wahrscheinliche Verlauf der uferseitigen Grenze der Siedlung wie folgt angenommen werden: Von SW nach NO verläuft die uferseitige Umrißlinie etwa 10 m vor dem heutigen Ufer. Sie nähert sich dem Ufer vor dem Grundstück153/3 und liegt nördlich davon sicher unter dem heutigen Ufer. Die Breite der ehemaligen Seeufersiedlung kann somit mit etwa 30 bis 50 m angenommen werden.

Das Siedlungsareal umfasst etwa 8000 m². Nußdorf zählt damit zu den größten urzeitlichen Seeufersiedlungen Österreichs.

Drei Querschnitte der Station Nußdorf Okt. 1985

Die Tiefenlage der Siedlungsebene wurde in drei Suchschnitten ermittelt. [Anm.: Deren Lage ist der Umrissvermessung zu entnehmen.] Dazu wurden vom Ufer weg am Boden Leinen mit Markierungen in Abständen von 5 m gespannt. Neben diesen Markierungen wurde mit der Hand bis zur Kultur- oder Fundschicht gegraben und die Art und Dicke der verschiedenen Schichten an Ort und Stelle unter Wasser notiert. In der Darstellung der Querschnitte (vgl. die Abb.) sind die Tiefen im Verhältnis zu den Längen etwa 3,3fach überhöht gezeichnet.

Der Seeboden über der neolithischen Siedlung fällt flach ab, wobei mit zunehmender Tiefe auch das Gefälle größer wird. Eine deutliche Abbruchkante ist nicht vorhanden.

Im südlichen Teil der Station, im Bereich von Querschnitt I, erreicht das Siedlungsgebiet die größte Breite. Etwa 15 m vom Ufer entfernt, wurde unter einer 10–30 cm dicken Lage aus Steinen eine dünne Kulturschicht festgestellt. Näher zum Ufer wird die Steinauflage massiver und undurchdringlich. Aufgrund der nur noch dünnen und mageren Kulturschicht kann man aber annehmen, daß das Siedlungsgebiet etwa 13–15 m vom Ufer entfernt beginnt. Weiter seewärts, entlang Querschnitt I, nimmt die Steinauflage ab und verschwindet zur Gänze. Bis zur Mitte des ehemaligen Siedlungsgebietes bedeckt nun eine feste, ohne Hilfsmittel undurchdringliche, 20–30 cm dicke Schicht aus Sand, Schotter und Schilfwurzeln die Kulturschicht. Der Schilfbewuchs ist hier wahrscheinlich erst in den letzten Jahren zurückgegangen, denn es treiben auch heute noch einzelne Schilfpflanzen aus (Beobachtung Ende Oktober). Ab etwa 2 m Wassertiefe endet der ehemalige Schilfgürtel, und nur Schlamm und Seekreide lagern über der Kulturschicht, die im Zentrum der Siedlung auf einer Breite von etwa 30 m sehr mächtig und ausgeprägt ist. Viele Tonscherben, Holzkohlestücke, Knochen, Pfähle und liegende Balken wurden in der oft über 60 cm dicken Kulturschicht festgestellt. Weiter seewärts nimmt die aufliegende Seekreide an Mächtigkeit zu, während die Kulturschicht abnimmt. An der seeseitigen Grenze des neolithischen Siedlungsareals, in etwa 2,8 m Wassertiefe, wurden Reste der dünnen Kulturschicht etwa 90 cm unter dem Seeboden gefunden. Bei Querschnitt I liegt die Oberfläche der Kulturschicht in Ufernähe etwa 1,3 m, seeseitig etwa 3,7 m unter dem heutigen Seespiegel.

Querschnitt II verläuft etwas nördlich der Siedlungsmitte, etwa 20 m südlich des Bootshauses. Zirka 7–8 m vom Ufer entfernt und 30 cm unter Schlamm und sandiger Seekreide, sind organische Teilchen fein verteilt und färben die Seekreide bräunlich. Da dieses organische Material mit zunehmender Entfernung vom Ufer verdichtet auftritt und zu einer kompakten organischen Schicht in gleicher Tiefenlage wird, könnte es sich um umgelagertes Kulturschicht-Material handeln. In der Mitte von Querschnitt II beträgt die Schlamm- und Seekreideauflage nur noch etwa 20 cm, die Kulturschicht ist über 60 cm dick und wie in Querschnitt I mit neolithischen Artefakten durchsetzt. In Richtung zur seeseitigen Umrißlinie wird die überlagernde Seekreide wieder mächtiger, und die Kulturschichtstärke nimmt ab. In 25 cm Bodentiefe ist eine schüttere Lage aus Schwemmholz in die Seekreide eingebettet. Die Kulturschicht endet in 2,5 m Wassertiefe unter einer etwa 80 cm dicken Seekreideauflage. Die Oberfläche der Kulturschicht verläuft in Querschnitt II in Ufernähe rund 1,3 m und an der seeseitigen Grenze etwa 3,2 m unter dem Normalwasserstand.

Die Leine für den Querschnitt III wurde etwa 35 m südlich des nördlichen Endes der Seeufersiedlung verlegt. [Anm.: Er beginnt südlich des Badeplatzes Aichinger.] Ein kleiner Bach mündet hier in den See und schiebt vom Ufer weg einen undurchdringlichen Schotterkegel vor sich her. Die uferseitige Grenze des Siedlungsgebietes ist dadurch nicht zu fixieren. Erst 7 m vom Ufer entfernt konnte die 30 cm dicke Lage aus Steinen und Sand durchdrungen werden. Doch die Kulturschicht ist hier bereits 30 cm dick, die Grenze der neolithischen Siedlung verläuft daher wahrscheinlich im Bereich des heutigen Ufers. Bis zur Mitte des Querschnitt III liegt 20 cm dick ein Gemenge aus Sand, Steinen und Seekreide über der Kulturschicht. Weiter seewärts wird die Seekreideauflage mächtiger, Steine und Schwemmholz sind eingelagert. Die Kulturschicht ist 30 bis 60 cm dick und wird in Richtung seewärts dünner. Mit der erprobten Methode, mit der Hand Löcher zu bohren, konnte die Kulturschicht noch an der seeseitigen Umrißlinie, etwa 1 m tief unter dem Seeboden, nachgewiesen werden. Die Kulturschicht ist noch mehrere Zentimeter dick. Die Vermutung, daß sie noch weiter in den See hinausreicht, liegt nahe, doch weitere Bohrungne außerhalb der gezeichneten Umrißlinie brachten bis in 1,2 m Bodentiefe nur Seekreide zutage. Die nachgewiesene Kulturschicht entlang Querschnitt III liegt mit der Oberfläche in Ufernähe etwa 1,2 m und an der seeseitigen Umrißlinie rund 3,0 m unter dem heutigen Seespiegel.

Das neolithische Siedlungsareal von Nußdorf ist zur Gänze von einer Auflage bedeckt. Dies erklärt, warum diese Station mit der früher üblichen Methode der Absuche vom Boot aus bei klarem Wasser nicht entdeckt worden ist. Nur einzelne Pfähle ragen aus dem Boden, die aber von Schlamm und Pflanzenwuchs bedeckt und dadurch von Steinen kaum zu unterscheiden sind. Die Siedlung war auch bisher von Raubtauchern verschont geblieben, weil die Auflage entweder aus einer festen Schicht aus Schotter und Steinen besteht oder die Seekreideschicht bis zu 90 cm dick ist.

Dennoch ist „Nußdorf“ nicht völlig ungestört, ein großes Bootshaus steht mitten im Siedlungsgebiet. Laut Parzellenplan stand am gleichen Platz vorher ein noch größerer Vorgängerbau. Durch das Einschlagen unzähliger Pfähle ist in diesem Bereich sicherlich mit Zerstörungen zu rechnen, die aber derzeit wegen der dicken Schlammauflage nicht abschätzbar sind. Auch die seeseitige Verbreiterung des Ufers besonders im N der Seeufersiedlung und die Errichtung der Betonmauer vor dem Grundstück 153/1 haben die neolithische Schicht zerstört oder zumindest umgelagert.

Die Siedlungsebene (Oberfläche der Kulturschicht liegt heute zwischen 465,5 und 468,0 m ü. A. bzw. etwa 3,6 m bis 1,2 m unter Normalwasserstand.

An Funden wurde im Zuge der Umrißvermessung nur ein Hüttenlehmfragment (Abb. 3) entnommen. Es lag im Bereich der seeseitigen Umrißlinie südlich vom Querschnitt I. Der Fund Nr. 258/1, wurde ebenso wie die Funde aus dem Entdeckungsjahr 1983 (8. Bericht, FÖ 22, 1983:15) dem Museum Mondsee übergeben.

Die Arbeiten des UTC-Wels zur Lokalisierung von „Nußdorf“ wurden im Oktober 1985 abgeschlossen.“