Ergebnissen der palynologischen und karpologischen Untersuchungen

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Kral, Friedrich: Erste Ergebnisse palynologischer und karpologischer Untersuchungen von Proben aus den Pfahlbausiedlungen im Mondsee und Attersee (BOKU; S. 277–278)

Bisher wurden lediglich einige Einzelproben aus der Kulturschicht der Stationen Attersee-Misling II, Attersee-Weyregg (Landungssteg) und Mondsee-Scharfling auf ihren Inhalt an Pollen (Sporen) sowie an Früchten, Samen und einigen sonstigen Großresten untersucht, ferner ein ca. 60 cm langes Profil aus der Station Mondsee-Mooswinkel II aus 2 m Wassertiefe, das vom heutigen Seeboden durch die Kulturschicht bis in die darunter befindliche Kalkmudde reicht.

Unter den Baumpollen herrschen in der Kulturschicht Picea und Abies (je 15–30% der Baumpollen ohne Corylus) sowie Fagus (10–15%) vor. Nach dem aus dem Gebiet vorliegenden Vergleichsdiagramm (Wildmoos bei Mondsee, 900 m Seehöhe, Langer 1962) verweist dieser Befund auf das ausgehende jüngere Atlantikum, d. h. etwa auf die Zeit von 3.000 bis 2.400 v. Chr. (Jungsteinzeit). In der Umgebung der Stationen stockte ein im Wesentlichen aus Fichte, Tanne und Buche aufgebauter Mischwald, in dem die Tanne dominiert hat und an weiteren Baumarten zumindest noch Ahorn, Linde, Ulme und Eibe vorgekommen sind. Die starken Unterschiede im Hinblick auf die zum Teil sehr hohe Werte erreichenden Haselpollen dürften – wie auch bei Erle, Birke und Weide – lokal bedingt sein; Corylus-Werte bis über 60% (z. B. im Profil Mooswinkel/Mondsee) lassen künstliche Haselhaine im Umkreis der Station als sehr wahrscheinlich erscheinen.

Anhand einer sehr großen Zahl von Getreidepollen (Weizen) ist Getreidebau eindeutig nachzuweisen. Im Übrigen setzen sich die Nichtbaumpollen neben Wildgräsern aus sehr zahlreichen Typen krautiger Pflanzen zusammen, unter denen sich auch einige ausgesprochen kulturbegleitende Unkräuter befinden (z. B. Gänsefuß, Wegerich, Ampfer). Das reichliche Auftreten von Pollen verschiedener Wiesenpflanzen mit Insektenbestäubung (z. B. Korbblütler, Rosengewächse, Hahnenfußgewächse) weist mit Sicherheit auf das Vorhandensein von Wiesen bzw. Weideflächen in der nächsten Nähe der Station hin und bestätigt damit die prähistorischen Untersuchungsergebnisse, wonach es sich um Uferrandsiedlungen gehandelt hat. In die gleiche Richtung weist z. B. wahrscheinlich auch der Fund einzelner Pollenkörner der Seerose.

Bei den vorgefundenen Früchten und Samen handelt es sich neben einzelnen Haselnuss-Bruchstücken in der Hauptsache um die Samen von Beerenfrüchten, die gesammelt wurden und offensichtlich mit dem menschlichen Kot in die Kulturschicht gelangt sind. Neben reichlich Himbeere, Brombeere und Erdbeere finden sich vereinzelt sowohl der Schwarze als auch der Zwerg-Holunder, Heckenkirsche und Judenkirsche. Bemerkenswert sind auch mehrfache Samenfunde einer noch nicht näher bestimmten Kohlart. An sonstigen pflanzlichen Großresten können angeführt werden: Nadeln bzw. Nadelbruchstücke von Tanne und Fichte, Knospenschuppen von Buche, Eiche, Ulme und Pappel. In großer Zahl vorhandene Holz- und Rindenreste sowie Holzkohle wurden nicht näher untersucht.

Zur Frage nach dem weiteren Schicksal der Stationen gibt nur das Profil Mondsee-Mooswinkel Aufschluss. Die vier aus verschiedener Tiefe aus der Kulturschicht untersuchten Proben zeigen ein deutliches Ansteigen der Wildgräser, Kräuter und Haselpollen und in geradezu extremer Weise der Getreidepollen und Samenfunde von unten nach oben, worauf ein plötzlicher Abfall aller dieser Werte folgt, während die Baumpollen – unter den Pollen insgesamt – sehr stark zunehmen. Dies bestätigt die bereits gesicherte Feststellung, dass die Siedlung von ihren Bewohnern plötzlich verlassen wurde. Die Tatsache, dass nicht nur die eigentlichen Kulturzeiger, sondern auch die Wildgräser und Kräuter sprunghaft abfallen, spricht eindeutig für eine Überflutung, die nicht nur zum Untergang der Station selbst führte, sondern auch die nahegelegenen Wiesen und Weiden vernichtet hat.

Da das Pollenspektrum der unmittelbar unter der Kulturschicht der Station Mondsee-Mooswinkel befindlichen Kalkmudde auf eine mindestens präboreale Entstehungszeit verweist, befindet sich zwischen ihr und der als jungsteinzeitlich eingestuften Kulturschicht eine Sedimentationslücke von mindestens 2.500 Jahren, während der das Areal der Station trocken lag. Der seit dieser Zeit erfolgte Anstieg des Seespiegels führte dazu, dass die Station im ausgehenden jüngeren Atlantikum in der Uferrandzone lag und später gänzlich überflutet wurde.