Dora von Kottulinsky, die emanzipierte, caritative Frau des Attergaus

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Inhaltsverzeichnis

Zum familiären Hintergrund von Theodora Mayr von Melnhof

Der Aufstieg der "Melnhofs" bis Franz I.

Die ersten bekannten Vorfahren waren „Meier“ – daher der Name „Mayr“ – von Meierei-Höfen des Klosters Seckau.

Lorenz Mayr wurde in Judendorf bei Leoben am Melmayrhof ansässig. Lorenz – nun „Mayr vom Melmayrhof“ – heiratete 1777 Maria Zechner, die einzige Tochter und Erbin des wohlhabenden Bauern Franz Zechner. Die beiden hatten jedenfalls die Söhne Jacob und Franz (I.; ✶ 27.1.1779).

Dieser Hof umfasste ganz bedeutendes Vermögen; 1862 beinhaltete der Besitz des verblichenen Jacob Mayr:

  • „Den [nunmehr] sogenannten "Melnhof" in Judendorf – eine halbe Stunde von Leoben – samt Stallgebäude, Hausschmiede, der sog. Inwohnerkeusche, einer Brechelhütte, der sog. Koppenkeusche, dem gemauerten Ziegelstadel, den dazugehörigen Grundstücken im Gesamt-Flächenmaße von 77 Joch 973 Quadr.-Klafter.
  • Die Hausmühl-Realität samt Mühle mit zwei Gängen.
  • Die sog. Lakner-Hube samt Grundstücken im Gesamt-Flächenmaße von 49 Joch 1408 Quadr.-Klafter.
  • Die sog. Obertrager-Hube samt Grundstücken im Gesamt-Flächenmaße von 85 Joch 941 Quadr.-Klafter.
  • Das zur Lakner- und Obertrager-Hube gehörige Waidrecht bestehend in der Befugniß zum Auftrieb von acht Stück Ochsen auf den sog. Hirschenboden.“

Nach dem Tode des Jacob Mayr wurden die Grundstücke im Ausmaß von 123,2 Hektar – immerhin 1 ¼ km² – und alle Realitäten durch dessen Erben am 21.4.1862 feilgeboten (Kundmachung in "Die Presse" vom 8.5.1862) und verkauft.

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Franz (I.; vom „Melnhof“ stammend) war der Bruder des Jacob und – ebenfalls begütert – betrieb er 1805 unter anderem eine Gastwirtschaft am Leobener Hauptplatz (lt. Murtaler Ztg. 25.1.1858 und mehreren Nachrufen).

Dieser Franz (I.) hatte jedenfalls die Söhne: Franz (II.; ✶ 23.8.1810), Carl (✶ 1812) und Rudolf.

Franz (I.) schickte seinen Sohn Franz an das „Polytechnische Institut“ zu Wien – Vorläuferin der heutigen Technischen Universität Wien – um relevante bergbauliche Technologien zu studieren; in der Folge absolvierte Franz auch die → k.k. Bergakademie Schemnitz (Bergbaukunde, Metallurgie und Forste) in Banská Štiavnica (Mittelslowakei). Im Jahr 1831 trat er als Bergpraktikant in den Staatsdienst ein und blieb 10 Jahre Montanbeamter, bis er 1841 auf Wunsch seines Vaters die von diesem gegründeten Hammer- und Puddlingswerke bei Leoben und Kapfenberg gemeinsam mit seinem Bruder Carl übernahm.

Franz I. schickte auch seinen Sohn Carl an das „Polytechnikum“ in Wien. Carl trat 1836 in Gesellschaft des um die österreichische Montan-Industrie hochverdienten k.k. Sectionsrats Peter Tumner eine hüttenmännische Reise nach Deutschland an, welche er dann allein über einen großen Teil Europa´s ausdehnte.

58-jährig errichtete Franz (I.) 1837 – wahrscheinlich mit dem von Franz und Carl erworbenen Know-how (?) – die nach ihm benannte „Franzenshütte“ in Vordernberg („vor dem Erz-Berg“).

Franz I. starb am 6. April 1847 68-jährig in seinem Haus in der Elisabethstraße in Graz, das er wohl seinem Sohn Carl vermachte.
[Anm.: Franz II. übernachtete, wenn er sich in Graz aufhielt, immer im "Gasthaus zum Elefanten".]


Der "weite Weg" des Franz II. zum Industriellen und Großgrundbesitzer

Der in einem Gasthaus in Leoben aufgewachsene Franz (II.; 23.8.1810-28.12.1889) kannte „Land und Leute“ und konnte mit den "einfachen" Menschen vor Ort sicher gut umgehen. Umso beachtenswerter ist sein Aufstieg in die lichten Höhen der österreichischen Schwer-Industrie und der Monarchie. Man kann sagen, dass Franz II. in seinem Leben wahrlich einen "weiten Weg“ gegangen ist – der ihn am Ende aber wieder nach Leoben zurückgeführt hat.

Franz (II.) war mit Theodora Hittner von Hittnern verehelicht und sie hatten zumindest zwei Kinder: Franz (III.; ✶ 11.11.1854) und „unsere“ Theodora (✶ 29.12.1857), die alle in Leoben zur Welt kamen – Franz war bereits 44 bzw. 47 Jahre alt.

1841 traten Franz und Carl (mit 31 bzw. 29 Jahren) auf Wunsch des Vaters – nach dem Tod ihrer Mutter – gemeinsam den Besitz der sämtlichen Werke ihres Vaters an und betrieben dessen Eisenhütten und Bergbaue gemeinsam. Franz und Carl machten große Schritte in der Einführung des Puddlingverfahrens und des Einsatzes von Steinkohle in der Eisenerzeugung für den kommerziellen Bedarf.

Franz II. war sehr rührig mit seiner Eisen- und Stahlproduktion in Vordernberg. Dazu benötigte er große Mengen an Holzkohle, was ihn offensichtlich dazu veranlasste, sich umfangreiche Wälder für die Rohstoffbasis zu sichern.

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Carl trennte sich 1849 von seinem Bruder Franz und errichtete in Judenburg – wohl mit dem Erbe seines 1847 verstorbenen Vaters – ein eigenes kleines Puddling- und Walzwerk. Später verfiel er in ein schweres Siechtum – wahrscheinlich Tuberkulose –, sodass er Anfang 1864 seinem Bruder Rudolf die Leitung dieses Werkes übertrug.

  • Am 11.1.1864 wurde bei der Firma K.k. landesbefugtes Puddlings- und Walzwerk zu Judenburg Carl Mayr: Herr Rudolf Mayr Edler v. Melnhof als Procuraführer eingetragen.
  • Der Hütten- und Radgewerke Carl Mayr Edler von Melnhof starb keine zwei Wochen später am 24.1.1864 in der Elisabethstraße Nr. 79 in Graz im Alter von nur 52 Jahren und wurde am St. Leonhard-Friedhof in Graz begraben.
  • Sein → Nachruf in der Tagespost vom 28.1.1864 zeigt seinen Lebenslauf und sein beeindruckendes Engagement und Wirken am Beginn der steiermärkischen Eisen- und Stahlindustrie.
  • Die Judenburger Eisenwerke von Carl von Mayr´s Söhnen (Karl, Otto und Franz) wird wegen deren Minderjährigkeit weiterhin von ihrem Vormund Rudolf Mayr geleitet (8.9.1864).

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Die Melnhofs verwendeten das damals sehr fortschrittliche „Puddling"-Verfahren zur Umwandlung des im Hochofen hergestellten Roheisens in Schmiedeeisen, später auch zu härtbarem Schmiedestahl. Durch das sogenannte „Frischen“ wurde der Kohlenstoff-Gehalt des Roheisens durch dessen Oxidation mit Luft-Sauerstoff deutlich reduziert, sodass die Bruchneigung des Gusseisens nicht mehr gegeben war.

Franz (II.) war der erste, der zu dieser Zeit in Steiermark die Dampfkraft für den Eisenhüttenbetrieb anwendete und er führte als erster die Gussstahlfabrikation im großen Maßstab durch die Errichtung des Gussstahlwerkes in Kapfenberg ein. Dadurch wurde die österreichische Industrie von England unabhängiger, von wo man vorher den Gussstahl großteils bezogen hatte.

Franz II. war auch aktiver Interessenvertreter. Schon bald war er Vice-Präsident der Handels- und Gewerbekammer zu Leoben.

Damals gab es einen intensiven Umbau der bisherigen Agrar- in Industriegesellschaften. Österreich verlor seine italienischen Gebiete an das gerade gegründete Königreich Italien. Eine vergleichbare Einigung wurde von starken Kräften auch für den Deutschen Bund gefordert – ohne Einbindung Österreichs. Bismarck strebte ein von Preußen dominiertes deutsches Kaisertum an. 1866 kulminierte das im Krieg zwischen Preußen und Österreich was zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie führte.
Adelserhebung Wiener Zeitung 6.4.1862

Diese politischen Umstände waren wohl die Gründe dafür, dass der Kaiser am 5. April 1862 die Brüder Karl und Rudolph Mayr, Eisenwerksbesitzer in Steiermark und Kärnthen, allergnädigst mit dem Ehrenworte „Edle“ und dem Prädikate „von Melnhof“ in den Adelsstand des österreichischen Kaiserstaates zu erheben geruhte (vgl. Faksimile).

Diese Meldung aus der kaiserlichen Kanzlei erreichte in wenigen Tagen über die "Kaskaden der Informationsverbreitung" der Tageszeitungen die gesamte Monarchie. [Anm.: z. B. die „Bukowina“ am 12.4.1862].

Es war ein Versehen, dass gerade „Franz“ als bedeutendster der drei Melnhofs – wie sich später eindrücklich herausstellte – in der Amtlichen Mitteilung nicht angeführt wurde. Offiziell wurde das nicht korrigiert – was ja das Eingeständnis einer Fehlerhaftigkeit der Staatskanzlei gewesen wäre. Allem Anschein nach gab es aber erprobte Wege, solche „Pannen“ zu vertuschen und richtigzustellen.

Die Grazer Zeitung und die Tagespost Graz berichteten bereits am 25.4.1862 über „Franz Mayr Edler von Melnhof“ als Vice-Präsidenten der Handels- und Gewerbekammer Leoben. Die Wiener Zeitung berichtet am 25.12.1863 über den Firmeninhaber „Franz Mayr Edler von Melnhof“.

1863 kaufte Franz (II.) von der Stadtgemeinde Leoben den Bürger-Winkelwald im Flächenmaße von 10 Joch 1576 Quadr.-Klafter [rd. 5 ha] um 1011 fl. 67 kr.

Franz II.: „monumentales Werk“ der „Facade“ Operngasse 4

Über die Verankerung von Franz II. in der Reichshauptstadt Wien informiert die Allgemeinen Bauzeitung 1864 in der Kategorie „Imposante Gebäude des Hochbaues“, indem die „Facade“ des Architekten Hefft seines Gebäudes in der Operngasse 4 (vgl. die Abbildung) als „monumentales Werk“ bezeichnet wird.

Franz II. wird am 6.5.1864 in den Zentralausschuss des „Vereins der österreichischen Industriellen“ in Wien [Anm.: die heutige Industriellenvereinigung] gewählt. Franz und Baron Paul v. Herbert kam dabei die Vertretung der montanistischen Interessen in Österreich zu.

Bericht in Tagespost vom 30.9.1864: Das größte Eisenwerk Steiermarks ist bekanntlich jenes des Herrn Franz Mayr Edlen von Melnhof zu Leoben. Dasselbe erzeugte im vorigen Jahr [1863] mit einem Aufwande von 181.570 Centner Roheisen, von 663.000 Kubikfuß Holzkohlen und 539.300 Centner Braunkohlen an gewalztem Puddlingeisen 95.524, an Kesselblechen 10.926, an Schwarzblechen 9400, an geschmiedetem Puddlingeisen 4000, Gußstahl 7100., Gärbstahl 1500, Cementstahl 9130, zusammen 137.580 Centner im Wert von 1,530.000 fl., gegen das Jahr 1862 weniger um 59.820 Centner und einer geringeren Einnahme von 874.300 fl. Beschäftigt waren bei diesem Werke 35 Beamte, 32 Meister und Aufseher und 556 Arbeiter mit einem Verdienst von 225.800 fl.

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Wiener Zeitung 27.11.1867:

Franz (II.) Mayr von Melnhof

Se. k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchstem Handschreiben vom 25. November d. J. zu … lebenslänglichen Mitgliedern des Herrenhauses des Reichsrathes Allergnädigst zu ernennen geruht, und zwar (neben Grafen, Freiherren und Rittern):

  • den Bergwerksbesitzer in Leoben Franz Mayr Edlen von Melnhof
    • [Meldung: „Die Herren Karl Klein, früher Präsident der Handelskammer und Franz Mayr v. Melnhof, Bergwerksbesitzer, sind als liberale Männer bekannt."]

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Am 17.12.1867 wurden dem Herrenhausmitglied und Gewerken zu Leoben, Herrn Franz Mayr Edlen von Melnhof, Vorarbeiten zur Errichtung einer Lokomotiv-Eisenbahn vom Bahnhof Leoben entlang dem Vordernberger Bach über Donawitz, St. Peter und Trofaiach nach Vordernberg genehmigt.

Am 1.4.1868 wurde "Herr Franz Mayr von Melnhof, Besitzer des Gutes Kaisersberg, mit dem zu diesem Gute gehörigen l. f. [landesfürstlichen] Lehen belehnt."

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Das industrielle Vermögen des Franz II. um 1868 kann aus der Übertragung eines Privilegiums von Werner Siemens und Johann Halske bzgl. einer „Verbesserung ihrer Regenerations-Feuerungsanlagen“ an Franz vom 5.4.1868 entnommen werden:

  • „Auf sämtliche dem Franz Mayr Edlen von Melnhof allein gehörige Hammer- und Walzwerke, welche sich in der Umgegend von Leoben, Goeß, St. Peter und Gemeindegrube befinden, und zwar im Umfange des Pomerium der Stadt Leoben, dann des sich von Leoben nach St. Peter und Gemeindegrube erstreckenden Donawitzer und Trofaiacher-Thales und auch auf den zunächst der Eisenbahn liegenden sogenannten Winkelfeldern, so wie dem Seegraben; ferner auf das Hammerwerk Höll nächst Bruck und den Zughammer zu Bruck selbst innerhalb eines Radius von 200 Klaftern von jedem der beiden Werke, und endlich auf die Gußstahlfabrik bei Kapfenberg, welche Franz Mayr Edler von Melnhof gemeinschaftlich mit seinem Bruder Rudolf Mayr Edlen von Melnhof besitzt, und zwar entlang dem Thörlbache bis zu der eine halbe Stunde vom Orte Kapfenberg entfernten sogenannten Einöde und entlang dem Mürzthale auf eine Entfernung von 500 Klaftern vom Bahnhof zu Kapfenberg.“

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Am 23.11.1868 wird Franz wiederum in den Verwaltungsrat der „Prager Eisen-Industrie-Gesellschaft“ gewählt.

Am 28.8.1869 wurde dem Wiener Bankverein gemeinschaftlich mit den Herren Franz Mayr Edlen von Melnhof, Georg Aichinger und J. F. Werndl und Compagnie die Gründung einer Actien-Gesellschaft in Wien unter dem Namen: „Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft“ bewilligt und deren Statuten genehmigt.

Am 4.7.1871 wird Franz II. Mitglied des Verwaltungsrates [= dem Vorstand] der neu gegründeten „Prager Eisenindustriegesellschaft“ mit Sitz in Wien.

Zum 20.11.1871 wird gemeldet: „Der Besitz der Herrschaften Pfannberg und Weyer bei Frohnleiten ist in die Hände des Herrn Franz Mayr Ritter von Melnhof in Leoben übergegangen.“

Zum 18.5.1872 wird berichtet: „Die Innerberger Hauptgewerkschaft“ soll ein dem Ritter Mayer v. Melnhof gehöriges Walzwerk, ein Etablissement ersten Ranges, zahlbar in neu zu emittierenden Actien der Gesellschaft, erworben haben.“ und am 7.6.1872:
Die Innerberger Hauptgewerkschaft hat die bisher von Herrn Mayr von Melnhof gehörigen Walzgewerke zu Leoben samt den in denselben vorhandenen Vorräten um 6,5 Millionen Gulden gekauft. [Anm.: tatsächlich waren es: 5 ¼ Millionen Gulden]

Die Salzburger Zeitung berichtet am 11.7.1872: „Der steierische Eisen-Industrielle, Herr Franz Mayr v. Melnhof aus Leoben, Mitglied des Herrenhauses, hat vor Kurzem die ausgedehnte Waldherrschaft Kogl des Hrn. Felix v. Pausinger käuflich an sich gebracht. Bekanntlich verkaufte Hr. v. Mayr vor Kurzem seine Stahlraffinierwerke in Steiermark an die Innerberger Gewerkschaft für 5 ½ Millionen Gulden.“

Im September 1872 wird gemeldet, dass "in Waldenburg (Preußisch-Schlesien) eine Actiengesellschaft gegründet wird, um die im Vorjahr auf die Creditanstalt, den Wiener Bankverein und die Firmen Johann Liebig und Compagnie, Schoeller und Compagnie und Franz Mayr v. Melnhof übergegangenen Kohlegruben, die nun im Eigentum dieser sind, auszubeuten. Die Werke sind in vollem Betrieb und haben eine Capazität von 6 bis 7 Millionen Centnern und werden noch bedeutend erweitert. Die Coaks-Produktion wird sich auf jährlich zwei Millionen Centnern erhöhen."

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Wiener Zeitung vom 7. December 1872:
„Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 6. December d. J. dem Herrenhausmitgliede, Herrschafts- und Eisenwerksbesitzer Franz Mayr Edlen v. Melnhof in Anerkennung seines fortgesetzten patriotischen und humanen Wirkens und seiner Verdienste um die Industrie den Freiherrnstand taxfrei allergnädigst zu verleihen geruht.“

Hiermit wird die umfangreiche → Zusammenstellung des patriotischen und humanen Wirkens von Franz II. – zumindest die 1863–1873 öffentlich bekannt gewordenen – gebracht. Es werden auch die öffentlichen Dankadressen der Marktgemeinden Frohnleiten und St. Georgen i. A. transkribiert.

Hof- und Personal-Nachrichten vom 30. December 1872

„Se. Majestät der Kaiser hat heute Audienzen erteilt und unter anderen die Herrenhaus-Mitglieder General der Cavallerie Fürsten Friedrich zu Liechtenstein, Fürsten Trauttmansdorff und Mayr v. Melnhof, den Fürsten Rosenberg-Orsini etc. empfangen.“


[Anm.: Die weiteren Stationen von Franz II. 1873–1889 werden zu gegebener Zeit vervollständigt.]



Zum Ableben und der Memoria des Franz II.

Franz II. hatte schon im Sommer 1889 krankheitshalber sein Palais in Wien verlassen und sich nach Leoben begeben, wo er seitdem verweilte und am 28. Dezember 1889 einen sanften, ruhigen Tod fand.

„Das Leichenbegängnis des † Baron Mayr von Melnhof fand am 30. December [um ½ 3 Uhr auf dem neuen Communal-Friedhof von Leoben] unter großartiger Beteiligung der Bevölkerung statt. Zur Beerdigung waren erschienen: Se. Exzellenz Landeshauptmann Graf Wurmbrand mit dem Landes-Ausschusse Graf Attems, die Vertretungen sämtlicher Behörden und Körperschaften von Leoben, ferner der Marktgemeinde Frohnleiten sowie der Gemeinden Trofaiach, Vordernberg, Donawitz und Mautern mit ihren Bürgermeistern, die Bezirksvertretungen von Leoben und Mautern, die Knappschaften von Seegraben und Tollinggraben, drei Musikkapellen und endlich ein zahlreiches Publicum aus allen Schichten der Bevölkerung.“ (Grazer Volksblatt 31. Dezember 1889)

[Anm.: Mit seinem Ableben, seinem Nachruf und seinen Stiftungen beschäftigten sich in den nächsten zwei Monaten über 30 Meldungen in den lokalen, den renommierten Wiener und auch ausländischen Zeitungen.]


Die Hinterlassenschaft des Franz II. wurde auf 25 Millionen Gulden geschätzt. (Neue Freie Zeitung)

Franz war Besitzer der Güter Kaisersberg und Ehrnau in Steiermark, Kogl in Oberösterreich und Savenstein in Krain und anderer mehr, ferner des Radwerkes in Vordernberg und der Eisenwerke in St. Stephan; In Wien des Palais Operngasse 4 und der Johannesgasse 28 (680 m²).

  • Er hat noch zu Lebzeiten das Schloss Ehrnau nebst einem namhaften Capitale dem Land Steiermark zur Gründung eines Siechenhauses[wohl angesichts des unabwendbaren Schicksals seines Bruders Carl († 1864)] – für eine große Anzahl Armer gewidmet. (Neue Freie Presse 29.12.1889)
  • "Franz hat von seinem Besitzthume auch gerne den Armen mitgeteilt und für wohltätige Zwecke viel gespendet." (Neue Freie Presse 29.12.1889)
  • Franz Mayr v. Melnhof sen. hat für wohltätige Zwecke sehr viel geleistet. Er baute in Leoben ein Kinder-Asyl, für das er seit seinem Bestehen immer eine offene Hand hatte und dasselbe besonders zu Weihnachten alljährlich reichlichst bedachte. Noch zu Weihnachten 1889 wurden 150 Kinder bei der großen Weihnachtsfeier mit Kleidungsstücken, Schuhen, Schulsachen, Süßigkeiten usw. durch Gräfin Kottulinksy bedacht, welche von ihrem, nunmehr seligen Vater Franz Mayr von Melnhof sen., den Wohltätigkeitssinn in reichlichstem Maße geerbt hat. (Grazer Volksblatt 31.12.1889)

Das humane und caritative Vorbild des Franz II. wird von seinen Erben Franz (III.) und Theodora unmittelbar fortgesetzt:

„Aus Anlass des Hinscheidens des Herrenhaus-Mitgliedes und Gewerken Herrn Franz Freiherrn Mayr von Melnhof sen. haben Herr Franz Freiherr Mayr von Melnhof jun. und Frau Theodora Gräfin Kottulinsky für die Armen der Stadtgemeinde Leoben 1000 fl., für die Armen der Gemeinde Göß 500 fl. und für die Armen der Gemeinde Mühltal gleichfalls 500 fl. gespendet." (Wiener Zeitung 4.1.1890)


Letzte posthume Wohltätigkeiten von Franz II.:

  • "Herr Franz Mayr Freiherr v. Melnhof hat ein Capital von 30.000 fl. für Wohltätigkeitszwecke in der Art gewidmet, dass die Interessen [= Zinsen] dieses Capitales zur dauerhaften Verleihung von zwölf Freiplätzen an solche Pfleglinge der Landes-Siechenanstalt Ehrnau bei Mautern verwendet werden, welche in hierlägigen Gemeinden, in denen sein verstorbener Vater einen ausgedehnteren Grundcomplexx besessen hat, heimatberechtigt sind." (Grazer Volksblatt und Die Presse: 9.1.1890)
    Laut Sitzung des Steiermärkischen Landes-Ausschusses: ... für Gemeindearme aus den Gerichtsbezirken Leoben, Frohnleiten, Bruck a. d. M. und Mautern. (Grazer Volksblatt und Wiener Zeitung: 21.2.1890; Neue Freie Presse 22.2.1890)
  • Wiener Gemeinderat: (Sitzung vom 14. Jänner 1890)
    „Der Schriftführer Dr. Geitler liest den Einlauf vor: … "die Widmung des Herrn Baron Mayr-Melnhof von fl. 10,000 für das Asyl für Obdachlose, ein Kinderspital und das Spital der barmherzigen Brüder im 3. Bezirke. Beifall. Die Versammlung erhebt sich, um dem Spender den Dank zu votieren, von den Sitzen." (Die Presse 15.1.1890)
    Bürgermeister Dr. Prix ließ fl. 3000 dem Spitale der Barmherzigen Brüder, fl. 3000 dem Asyl für Obdachlose und fl. 4000 dem Caroline Riedl´schen Kinderspital in der Schubertgasse, 9. Bezirk, zukommen. (Wiener Zeitung; Die Presse; Neue Freie Presse; Neues Wiener Tagblatt: alle 12. 2.1890)


Theodoras Lebenslauf

Theodora Mayr von Melnhof wurde am 29.12.1857 in Leoben als Tochter von Franz II. und Theodora (geb. v. Hittnern) in Leoben geboren. (Bruder: Franz III.; ✶ 11.11.1854, Leoben)

Theodora Mayr, Freiin von Melnhof, verheiratete „Exzellenz Gräfin Dora v. Kottulinsky“ (29.12.1857–15.1.1936); aufgewachsen in Leoben, dann Graz und Neudau (und Wien), dann Kogl (und Salzburg).

Das junge Ehepaar Adalbert und Theodora Kottulinsky

15.1.1884: Heirat von Theodora Mayr Freiin von Melnhof mit Graf Adalbert von Kottulinsky aus Neudau in der Oststeiermark; die Ehe blieb kinderlos

Graf Adalbert v. Kottulinsky (15.6.1847–20.11.1904): erbt Neudau nach Tod des Vaters am 8.8.1878; studierte Rechte in Graz und Innsbruck, diente bei Statthaltereien in Graz und Linz und Bezirkshauptmannschaften von Wels und Waidhofen an der Thaya; besorgte dann die Verwaltung seiner Güter in Neudau und Mayerhofen in Obersteiermark; wurde auch Herrenhausmitglied wie Franz Freiherr von Mayr-Melnhof; war Kämmerer, Landes-Oberschützenmeister sowie Obmann des Großgrundbesitzes in Steiermark und ab 19.9.1889 Reichsraths-Abgeordneter aus dieser Wählerklasse

Die Herrschaft Kogl wurde während der französischen Invasion vom Grafen Johann Anton v. Khevenhüller-Frankenburg (dem Großvater von Ida v. Horvath von Kammer) um 80.000 fl. (= Gulden; für 2319 ha Waldungen) an Anton v. Pausinger verkauft, 1847 im Erbwege um 300.000 fl. von Felix v. Pausinger übernommen und 1872 von Franz Mayr Freiherr von Melnhof um 850.000 fl. erworben

1871 Petition aller Attersee-Gemeinden mit Graf Hugo Khevenhüller von Kammer (für den östlichen Attersee) und Felix von Pausinger – und nach ihm ab 1872 Franz Mayr-Melnhof – von Kogl (für den westlichen Seeteil) behufs Anerkennung des Attersee als öffentliches Gut gegen das Aerar des Forstamtes Steinbach. Franz Mayr-Melnhof erklärte Verzicht, wenn auch das k. k. Aerar verzichtet und den Attersee als öffentliches Gut erklärt – was dann auch so eintrat. … wohl ein Wesenszug der Mayr-Melnhof´s in Steiermark und im Attergau …

1889 stirbt Doras Vater Franz und sie kommt in die Ermächtigung eines großen Erbes; kurz danach beginnen ihre caritativen und sozialen Engagements und umfangreichen Spenden - sowie Stifter-Aktivitäten und auch ihre feministischen Förderungen für Mädchen und junge Frauen.

1904 tätigt die 47jährige Dora zur Memoria ihres verstorbenen Gatten Adalbert enorme Spenden: Rekonvaleszentenheim im Grazer Landeskrankenhaus 600.000 K. (ein Haus am Land ist damals um etwa 10.000 Kronen zu haben), Stiftung für kranke Landwirtschaftsarbeiter 50.000 K., Verein für Armenpflege und Kinderfürsorge: 20.000 K. und weitere Spenden an andere karitative Einrichtungen: Schutzverein für verwahrloste Jugend 5000 K., Exekutenverein 2000 K., Kinderspitalverein 4000 K., St. Anna-Kinderspital 2000 K., Kinderbewahranstalt 40 Anzüge).

Dora beschließt 1910 ihren Wohnsitz nach Kogl zu verlegen und übersiedelt 1913. Während des Krieges verwandelte sie Kogl in ein Spital. Im Spätherbst zog sie immer in ihre Villa an der Salzach in Salzburg und sperrte Kogl zu. Am 15.1.1936 schloss sie dort ihre Augen für immer.

Zur Persönlichkeit von Dora

Neben der allseits hervorgehobenen caritativen Wohltätigkeit von Dora ist wohl zusätzlich auf die überraschend große Breite ihrer sozialen Kompetenz (Kontakte zu Papst, Kaiser, Politiker, Aristokratie, Klerus, einfachen Leute, Landarbeitern, Dienstmädchen, Obdachlosen, Exekuten usw.) hinzuweisen.

Ihre fürsorgliche Seite bezieht sich nicht nur auf Kranke ohne Unterschied von Alter, Geschlecht, Nationalität oder Confession und auf Verwundete des Ersten Weltkriegs, sondern vor allem auch auf die entsprechende Caritas für junge Menschen in Asylheimen und Bewahranstalten sowie die zukunftsgerichtete Ausbildung der Jugend.

Mit ihren feministischen Aktivitäten: Hausfrauenschulverein, Dienstbotenschulverein und Privattöchterkursen ist sie ihrer Zeit hinsichtlich Ausbildung und Förderung der Unabhängigkeit junger Frauen weit voraus.

Dass ihr alle diese Aktivitäten so einfach von der Hand gehen und gelingen hängt wohl mit ihrem gewinnenden Wesen aber genauso mit ausgezeichneten Management-Fähigkeiten – auch wenn diese damals anders bezeichnet werden – zusammen. Sie führt nicht nur die Herrschaft Kogl sondern auch die vielen Vereine, denen sie vorsteht, ausgezeichnet. Dies führt auch dazu, dass „Herrschaft Kogl“ unter Dora auch von den ehemaligen „Untertanen“ wohlmeinend assoziiert wird und die meisten – noch im 20. Jahrhundert! – positiv von „der Herrschaft“ sprechen. Beispiele hierfür sind überschwängliche Willkommensfeste für Dora in St. Georgen und Ehrenbürgerschaften.

Theodora wurde ihrem Namen sehr gerecht: griechisch `theos´ heißt `Gott´, `doron´ bedeutet `Geschenk, Gabe´, also „Gottesgeschenk, Gottesgabe“. Wie in einem Nachruf angeführt, betrachtet sie ihre Caritas anderen gegenüber, als sei sie die Beschenkte und nicht die Gebende: sie empfindet sich und ihre Tätigkeiten wohl als Gottesgeschenk für die anderen.

Dass ihr mehrere wohlmeinende Nachrufe gewidmet werden, ist verständlich, als außergewöhnlich muss jedoch gelten, dass ihr – sogar nach dem dazwischenliegenden, schrecklichen Zweiten Weltkrieg – ein weiterer, zehn Jahre nach ihrem Tod, gewidmet wird.

vermutlich Selbstportait von Theodora Kottulinsky

Doras künstlerische Seite

Dora ist von 1891 bis 1895 Mitglied im „Verein der Schrfitstellerinnen und Künstlerinnen“ in Wien.

Daneben betätigt sie sich auch als Amateur-Blumenmalerin.

Das nebenstehende Bild ist vermutlich ein Selbstportrait; die genau seitliche Perspektive des Gesichts scheint durch einen Spiegel beim Malen bewirkt; das wäre durch professionelle Portrait-Maler zu verifizieren.

Weiters organisierte sie auch sogenannte „lebende Bilder“ für Photographien.

Von ihrer Rom-Reise brachte sie ein Tableau römischer Landschaften in Amateurphotographien mit.

Für den „Verein der bildenden Künstler Steiermark“ stiftete sie ein Kapital von 25.000 Kronen zum kontinuierlichen Ankauf von Werken steirischer Künstler auf den Jahresausstellungen, die von einem Kuratorium ausgewählt werden.

Für die Ausgestaltung von Schloss Kogl, das Mausoleum in Neudau und die Kriegerdenkmäler in St. Georgen und Attersee beschäftigt sie bekannte zeitgenössische, moderne Künstler.

Wohlfahrtseinrichtungen für arme Jugendliche, Sozialeinrichtungen

Leobener Kinderasyl

Dora ist ab 1896 Protectorin des „Kinderasyls Leoben“; es ist Ziel des Kinderasyls unter Obsorge der Kreuzschwestern:

1. bleibende Aufnahme für 80 – 90 Kinder;

2. Tageskinder nur tagsüber: nach der Schule für Schulaufgaben, dann leichtere Arbeiten und Spielen - damit können die Eltern ungestört dem Broterwerb nachgehen; für diese Kinder gibt es auch einen Mittagstisch und ein Jausenbrot für den Abend (17 Knaben und 20 Mädchen);

3. Bewahranstalt für 12 Knaben und 14 Mädchen;

4. die sehr beliebte Nähschule für 20 Mädchen

Grazer Kinderbewahranstalt

Dora schenkt ab 1896 jährlich 40 ganze Anzüge für die dortigen Mädchen; das neue Haus wird unter ihrer Patronanz 1914 eröffnet.

Verein für Kinderschutz und Jugendfürsorge

Dieser bekommt eine große Spende in Höhe von 10.000 K. (1908); weitere Spenden gehen an den „Verein für Kindergärten“, das St. Anna-Kinderspital, das Jubiläums-Waisenheim in Maria-Trost und für Poliomyolitis-erkrankte Kinder.

Feministische Einrichtungen für Mädchen und Frauen in Graz

Dora erwarb 1909 das Prielerhaus / Hinterstoder (Qu: Heinz Schachner)

Hausfrauenschulverein

1895 wird Dora Schriftführerin des Hausfrauenschulvereins (94 Schülerinnen: Handarbeiten, Kleideranfertigung, Frisierkurs, Nähstube usw.) und scheidet 1899 aus dem Verein aus.

Dienstmädchenschulverein und -heim

In diesem Jahr (1899) wird Dora Landesassistentin des „Vereins für Patronagen“ und bereits im Folgejahr ist sie dessen Präsidentin.

Die „Patronage“ mietet im Zentrum der Stadt eine Wohnung und hält dort einen Buchhaltungskurs für 50 Mädchen ab. Weitere geplante Vorhaben sind: 1. im Herbst 1890 Schulung für 24 Mädchen in den Bereichen: Kochen und Haus besorgen, Aufräumen, Waschen, Bügeln, Flicken und Weißnähen; 2. Einrichtung einer Art „Dienstbotenschule“; 3. Die „Patronage“ soll auch ein Heim für kaufmännische Gehilfinnen sein; das Ziel ist eine echt sociale und wohltätige Aktion des Vereins.

Bereits im September 1900 eröffnet der Verein „Patronage“ in der Sackstraße Nr. 32 im 2. Stock eine einfache Koch- und Dienstmädchenschule in Verbindung mit einem Heim für Verkäuferinnen und alleinstehende jüngere Mädchen, welche dort billige Unterkunft und Verpflegung finden. An außerhalb der Anstalt wohnende Frauen und Mädchen als: Lehrerinnen, Verkäuferinnen etc. wird billige Mittags- und Abendkost im Wochenabonnement verabreicht.

1912 wird in Heft 1 von „Der Bund“, dem „Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine“, über den Dienstbotenschulverein unter der Leitung von Gräfin Dora Kottulinsky berichtet, wobei dieser auch gegenüber anderen lobendst hervorgehoben wird.

Neben der Ausbildung wird nun auch eine Dienstvermittlungsstelle betrieben. Weiters soll es künftig einen Abend-Koch- und Flickkurs für Arbeiterinnen geben.

Noch im Jahr 1913 scheint Dora als Präsidentin des Dienstmädchenschulvereins, nunmehr in der Schießstattgasse Nr. 42, auf.

Privattöchter-Kurse

Ende 1909 übernimmt Dora mit anderen das Ehrendamen-Amt über die Grazer „Privattöchter-Kurse“, die bereits im Folgejahr in Graz unter dem Patronat von Dora die „Ausbildung von Mädchen gebildeter Kreise in folgenden Fächern abhalten: Deutsches Rechtschreiben, Terminologie, Stenographie, Maschineschreiben in deutscher und französischer Sprache, Diktatschreiben, Kalligraphie und Vervielfältigungslehre.“

Allgemeine Armenfürsorge

Dora wirkt viele Jahre (1895 …2002) im Grazer „Executen-Verein“, der Arme bei Ratenzahlungen wegen gepfändeter Fahrnisse und Hintanhaltung von Delogierungen usw. unterstützt.

Dora und Adalbert (als Präsident) spenden an den „Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit“ in Graz (1900 … 1914), dessen gesamte Fürsorge-Aufwendungen machen mehr als eine halbe Million Kronen pro Jahr aus.

Speziell für Frauen und Kinder spendet Dora 1908 7000 K. für eine Tuberkulose-Heilstätte. 1915 spendet Dora 1000 K. für den Steiermärkischen Witwen-, Waisen- und Invaliditäts-Kriegsschatz und 1000 K. an den „Verein zur Unterstützung von Witwen und Waisen nach Angehörigen der bewaffneten Macht für Oberösterreich“.

Wohltäterin für „ihre“ Kommunen St. Georgen, Neudau, Unterach, Weißenkirchen, Mösendorf

Besitz Herrschaft Kogl und Freisitz Unterach 1904

Besonders St. Georgen verdankt ihr viel. Die Klosterschule, das Gemeindearmenhaus (7000 K.), das Ortlerhaus (beim Pfarrhof), die St. Johann-Kirche am Ahberg lässt Dora erbauen und spendet für die Aktion „Holz und Kohle für die Armen“ 1922: 1 Mio. Kronen. Regelmäßig lädt Dora alle Schulkinder zu einem Sommerfest nach Schloss Kogl und verteilt auch zu Weihnachten Geschenke (v.a. Kleiderstoffe und Schuhe). 1916 finanziert Dora die Errichtung der „Heldenallee“ mit den Sommerlinden an der Straße zum Bahnhof: Die Besitzer der Gründe erlauben das Pflanzen von „Sommerlinden zur ewigen Erinnerung an die gestorbenen Helden“. Bis Jänner 1916 sind 58 St. Georgener gefallen – „möge die Allee zum Ruhme und zur bleibenden Erinnerung der heldenmütig gefallenen Wehrmänner von St. Georgen erstehen.“ (Linzer Volksblatt, 30.1.1916)

[Anm.: Derzeit (2024) werden diese Linden der Reihe nach gefällt.]

Dora finanziert in Neudau das Armenhaus, die Volkslesehalle und unterstützt den Bau der Straße von Neudau nach Waltersdorf, den Verschönerungsverein und ist Fahnenmutter des Veteranenvereins.

Als Patronatsherrin der Pfarren St. Georgen, Attersee, Weyregg, Steinbach, Unterach, Weißenkirchen und Neudau ist sie bedeutsam für Kirche und Kultus, da sie ja die jeweils neuen Pfarrer dieser Gemeinden präsentiert. Es ist zu vermuten, dass ihre Reise zum Papst mit der Installierung des ehemaligen Unteracher Pfarrers Dr. Josef Lohninger an der Anima in Rom zusammenhängt.

Dora bezahlt die Arbeitskosten für das neue Dach der Kirche in Unterach und für die Kirche von Mösendorf eine von zwei neuen Glocken.

Krankenanstalten und Sozialeinrichtungen

Haus der Barmherzigkei in Graz

1895 wird das „Haus der Barmherzigkeit“ für unheilbar Kranke in St. Leonhard eingeweiht, das auf Anregung von Dora errichtet worden ist und ihre dauerhafte Förderung erfährt.

Rekonvaleszentenheim im LKH Graz

1904 bekommt das Rekonvaleszentenheim im LKH Graz von Dora für die „Adalbert von Kottulinsky-Stiftung“ die enorme Summe von 600.000 Kronen zur Errichtung dieses Heims beim Leechwald. Dieses Haus wird am 18. Juli 1914 – gerade zehn Tage vor Beginn des Ersten Weltkriegs – eröffnet und unmittelbar für verwundete Soldaten verwendet: Eineinhalb Monate später liegen 61 mittel- und leichtverletzte oder frisch operierte Soldaten in dessen Räumen.

Rotes Kreuz in OÖ

Adalbert und Theodora Kottulinsky 1902

Bereits 1898 tritt Dora dem Roten Kreuz bei, wird in verantwortliche Positionen gewählt und unterstützt es mit hohen Summen (1914: 50.000 K., 2016: 6000 K., 2017: 6000 K.) lebenslang; vor allem sind bei der Pflegestätte Schloss Kogl Schwestern des Roten Kreuzes aktiv. 2016 wird ihr vom Erzherzog Franz Salvator das Ehrenkreuz 2. Klasse mit der Kriegsdekoration des Roten Kreuzes verliehen.

Audienzen bei Kaiser und Papst

Dora und Adalbert sind am 15.4.1902 in Privat-Audienz beim Papst – wohl wegen deren Patronats über die Pfarre Unterach – anlässlich der Bestellung von Prälat Lohninger von Unterach an die Anima nach Rom (vgl. die nebenstehende Abbildung).

Dora erhält 1899 vom Kaiser den Elisabeth-Orden erster Classe verliehen und der Kaiser empfängt Dora in allgemeiner Audienz in den Jahren 1899, 1905 und 1906.

Schloss Kogl. Adaptierung und Renovierung

Schloss Kogl, heute im Besitz der Familie Mayr-Melnhof

Dora beschließt 1910 ihren Wohnsitz nach Kogl zu verlegen und lässt deshalb das Schloss nach den Plänen eines Grazer Architekten vom St. Georgener Baumeister Johann Lukas umfassend adaptieren.

In den folgenden Jahren überwacht sie mehrmals die Renovierung des Schlosses und zieht 1913 in Kogl ein und veranstaltet 1914 ein großes Fest für die Kinder von St. Georgen, Straß und Attersee.

Dora erwirbt sich auch dadurch große Achtung in der Bevölkerung, dass sie nach dem Orkan vom 23.8.1911 das Bauholz für die Wiederherstellung vieler abgedeckter Dächer kostenlos aus ihren Waldungen zur Verfügung stellt – und dies, obwohl sie kurz davor von den Sturm-Geschädigten auf Holzdeputate in enormer Höhe verklagt worden ist – was aber gerichtlich abgelehnt worden ist.

Dora wohnt in der Folge im Sommer in Kogl, den Winter verbringt sie in einer Villa in Salzburg an der Salzach.

Pflegestätte Schloss Kogl für verwundete Soldaten des Ersten Weltkriegs

Dekorierungsfeier 25.3.1915; Dora, Arzt Siebenrock

Hier gibt es den Link zu einem weiteren Bild von Dora Kottulinsky → vor ihrem Lazarett: "Ein herzliches Willkommen unseren tapferen Kriegern."

Das frisch adaptierte Schloss wird gerade rechtzeitig fertig, um ab Herbst 1914 als „Pflegestätte Schloss Kogl – Dora Kottulinsky“ für Verwundete zu dienen: 30 Betten, ein Bad, ein gemeinschaftliches Speisezimmer; alle Räume mit elektrischem Licht und Zentralheizung. Die Verwaltung besorgt Forstmeister Rieger, als Spitalsarzt fungiert kaiserlicher Rat Karl Siebenrock aus St. Georgen, der täglich ordiniert und die ärztliche Behandlung unentgeltlich übernimmt. Zur Pflege der Verwundeten ist eine Schwester vom Roten Kreuz und eine Hilfspflegerin angestellt. Eine Köchin und ein Küchenmädchen besorgen die Spitalsküche. Dora nimmt 1914: 43 Verwundete in Pflege, die bis Jahresschluss durch 1396 Tage verpflegt werden. 21 Mann können als geheilt entlassen werden und sind wieder zu ihren Truppenkörpern eingerückt. Alle Kosten werden durch Dora bestritten.

Von Dora wird auch eine Pflegestätte in Attersee mit 12 Betten vorbereitet aber wieder aufgelassen, da keine Aussicht auf Benutzung besteht. Im herrschaftlichen Kindergarten in Neudau finden ständig 10 Verwundete auf Kosten von Dora liebevolle Pflege.

Erzherzog Franz Salvator verleiht 1916 Theodora Kottulinsky und dem kaiserlichen Rat Siebenrock, Gemeindearzt von St. Georgen, das Ehrenkreuz 2 Klasse mit der Kriegsdekoration des Roten Kreuzes.

Dora richtet 1916 auf Schloss Kogl auch eine Arbeitsvermittlungsstelle für Kriegsinvalide samt einem Fürsorgeausschuss unter ihrem Präsidium ein. Der Beirat besteht aus allen Gemeindevorstehern der umliegenden Attergauer Gemeinden. Im November 1916 hat (Linzer Volksblatt, 10. November 1916) „der Fürsorgeausschuss Attergau, der k. k. Arbeitsvermittlung an Kriegsinvalide in Kogl, seine Fürsorgekanzlei in Schloss Kogl eröffnet und hält täglich von 9 - 12 Uhr Kanzleistunden ab. Seine Tätigkeit umfasst die Gemeinden: Weißenkirchen, St. Georgen, Berg, Eggenberg, Straß, Powang, Abtsdorf, Nußdorf, Unterach, Burgau, Weißenbach, Steinbach, Weyregg, Vöcklamarkt und Pöndorf. Die Kanzlei ist für alle Fragen bzgl. Invalidität und Vermittlung zuständig. Die Tätigkeit des Ausschusses erstreckt sich auf Arbeitsvermittlung an Kriegsbeschädigte, Beratung derselben in allen Prothesen-, Renten- und Nachbehandlungsangelegenheiten und auf Vorarbeiten zur Ansiedlung von bäuerlichen Kriegsbeschädigten, bis auf weiteres auch in Erweiterung des Wirkungskreises auf Beratung der Witwen und Waisen nach gefallenen und verstorbenen Kriegsteilnehmern, Ausforschung von Vermissten und Geldsendungen an Kriegsgefangene und Beratung in Unterhaltsbeitragsangelegenheiten. Diejenigen Arbeitgeber des Attergaus, welche gewillt sind, Kriegsinvalide in Arbeit zu nehmen, werden höflichst gebeten, dies der Kanzlei bekanntzugeben. Alle Auskünfte der Kanzlei sind unentgeltlich.“

Römische Ausgrabungen in Weyregg

Dora regt schon vor 1924 beim Grazer Prof. Walter Schmidt – der dann während der Ausgrabungen bei ihr auf Schloss Kogl wohnt – die Ausgrabungen bei der römischen Villa am Pollhamergut in Weyregg an, die dann im September 1924 durchgeführt werden.

Die Verabschiedung von Dora Kottulinsky durch St. Georgen am 16.1.1936

1936, 16. Jänner: Theodora stirbt im 79. Lebensjahr in Salzburg an einer Lungenentzündung; sie wird in Neudau begraben.

Im folgenden wird die beeindruckende Verabschiedung von Dora Kottulinsky durch St. Georgen in der
„Salzkammergut-Zeitung" am 23. Jänner 1936
mit einer Trauergemeinde von über 2000 Menschen gebracht.

Mehrere Nachrufe auf Dora Kottulinsky

Mehrere Zeitungen melden ihr Ableben; der ausführliche, sehr persönlich gehaltene Nachruf in der Salzburger Chronik vom 7.2.1936, zeichnet auch die Persönlichkeit von Dora warmherzig nach.

Salzburger Volksblatt, 22.1.1936

Salzburger Chronik, 7.2.1936 „Tante Dora – Die Herrin von Kogl“

In den Oö Nachrichten vom Jahr 1946 wird 10 Jahre nach ihrem Tod nochmals an sie erinnert.

Oberösterreichische Nachrichten, 21.1.1946 (sic!)

Bildergalerie-Links

Die detaillierte Chronologie zum Leben von Dora Kottulinsky

Mit diesem Link: → Detaillierte Chronologie zum Leben von Dora Kottulinsky wird das Leben von Dora Kottulinsky detailliert nachgezeichnet.

Quellen und Literatur

Zeitungsmeldungen des Zeitraums; → [1]; → [2]; → [3]