Die Stationen von Aufham

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Die Stationen von Aufham

Karl Czech: Pfahlbausuche und Lokalisierung der Pfahlbauten im Attersee. Die Stationen von Aufham
(FÖ 18, 1979;61–72.)

Lagebeschreibung

Die systematische Bestandsaufnahme der Pfahlbauten im Attersee wurde auch 1979 fortgeführt. Die Sporttaucher des UTC-Wels suchten an 11 Tagen in 69 Tauchstunden zwei Teilstücke am Westufer des Attersees mit insgesamt 2,5 km Länge systematisch ab.

1. Im Bereich der KG Abtsdorf und Nußdorf wurde ein etwa 0,7 km langes Teilstück, beginnend ab der 1977 vermessenen neolithischen Siedlung Abtsdorf I vor der „Teufelsbrücke“ genannten Landzunge, in südlicher Richtung bis zur Spitze der Landzunge vor der „Dickaumühle“ in der KG Nußdorf abgesucht (Abb. 1).

Von 3 bis 9 m Tiefe liegt über dem ganzen abgesuchten Teilstück Schlamm über der Seekreide. Der Schotterkegel der Teufelsbrücke erstreckt sich südlich der Landzunge vom Ufer seewärts bis in 2 m Tiefe. Ab 2 m Tiefe lagert eine unterschiedlich mächtige Seekreideschicht über Schotter und Steinen. Weiter nach Süden wird der Schotter der Landzunge im Uferbereich von Sand und Seekreide abgelöst. Unter dieser Schicht fanden die Taucher, etwa 150 m von der neolithischen [Anm.: ist keine neolithische, sondern eine – zumindest ein Jahrtausend jüngere – bronzezeitliche] Siedlung Abtsdorf I entfernt, in 1,0 m und 1,5 m Wassertiefe liegende Balken, Holzstücke, neolithische Keramikbruchstücke und vereinzelt stehende Pfähle. In 2 m Tiefe war keine Kulturschicht feststellbar, aber sehr viele Holz- und Aststücke bis 0,60 m unter der Seekreide. Diese Fundschicht liegt vor den Grundstücken 1806/2 der KG Abtsdorf und 403/1 der KG Nußdorf am Attersee. Für C-14-Datierungen entnahmen die Taucher zwei Pfähle und leiteten diese an das BDA weiter. Die Umrissvermessung dieser bisher unbekannten Station wird im Jahre 1980 durchgeführt.

Weiter nach Süden liegt eine mit Schilf bewachsene Bucht. Der Seeboden besteht aus hart gepresstem Sand über Seekreide. In 2 m Tiefe lagern Schotter und Steine unter einer Schicht Seekreide. In 2,0 bis 2,5 m Tiefe stehen mehrere Gruppen Fischerstecken. Den Abschluss der Bucht nach Süden bildet eine vor der Dickaumühle liegende Landzunge. In ihrem nördlichen Bereich ist der Sand hartgepresst, darunter liegen Seekreide und eine Schicht feiner Holzstücke und Balken. In 2 m Tiefe befindet sich diese Schicht aus Holzspänen etwa 0,30 m unter der Seekreide, die Balken fehlen. Auch in 3 m Tiefe findet sich hier häufig Schwemmholz in verschiedenen Schichten. Während das Fundmaterial in 2 und 3 m Tiefe sofort eindeutig als reine Holzschicht klassifiziert werden konnte, bedurfte es in 1 m Tiefe einer genaueren Untersuchung. Die vermeintliche Kulturschicht besteht auch hier nur aus Holzsplittern und -spänen, die Balken sind Schwemmholz, die Existenz einer neolithischen Siedlung ist auszuschließen. Die Absuche wurde hier genau vor der am weitesten in den See reichenden Landspitze des Grundstückes 398/2 der KG Nußdorf beendet.

2. In Aufham endete die Absuche 1977 an der nördlichen Grundstücksgrenze des Morganhofes und wurde 1979 durch die Bucht von Aufham und Mühlbach und durch die Ortschaft Attersee bis zum Steg des Seegasthofes Oberndorfer fortgeführt. In diesem Bereich liegen die bereits bekannten neolithischen Seeufersiedlungen Aufham und Attersee (Abb. 1).

Der Seeboden zwischen der Grundstücksgrenze des Morganhofes und der Station Aufham besteht i seichten Wasser teilweise aus hart gepresstem Kies, Geröll und Steinen, im tieferen Wasser zunehmend aus Schlamm über Seekreide. Das anschließende Siedlungsgebiet wurde 1979 genauest untersucht und vermessen und wird weiter unten beschrieben.

Nördlich der Station Aufham I ist der Seeboden von einer dicken Schlammschicht bedeckt, darunter liegt Seekreide. In der Seekreide sind in 1 bis 4 m Tiefe mehrmals Schichten von Schwemmholz eingelagert. Diese Ablagerungen von Holzspänen und -stücken treten gehäuft vor dem Jachthafen des UNION-Jachtclubs und den Jachthafen und Sägewerk der Fa. Häupl auf. Diese Bodenformationen setzen sich in Tiefen über 2 m bis zur neolithischen Siedlung Attersee fort. Im seichten Wasser ändert sich der Zustand des Seebodens vor dem öffentlichen Badeplatz Sprinzensteinpark. Hier ist die Schotterschicht bis zu 0,40 m hoch. In weiterer Folge liegt Sand vor dem öffentlichen Bad der Gemeinde Attersee. Weiter nördlich bildet den Seeboden Schlamm, vermengt mit Schotter und Seekreide. Mehrmals fanden die Taucher in diesem Bereich in 1 bis 2 m Tiefe kleinere Gruppen von Pfählen ohne Kulturschicht oder sonstige Befunde. Diese Pfahlgruppen sind entweder Fischerstecken oder Reste ehemaliger Bade- oder Bootshütten bzw. Holzstege.

Die neolithische Siedlung Attersee wurde bisher zu den kleineren und unergiebigen Fundstellen im Attersee gezählt. Th. Wang zählte nur wenige Pfähle und rechnete daher mit nur drei Hütten. Nach Tauchversuchen von K. Schaefer im Jahre 1951 reicht der Pfahlbau etwa 5 m über das südwestliche und ungefähr 10 m über das nordöstliche Ende der Landungsbrücke hinaus. K. Willvonseder Schätzte danach die Länge der Station auf 25 m. Das von der Pfahlbaustation Attersee eingenommene Areal ist durch Baggerungen in einem sehr erheblichen Ausmaß gestört. Weiters wurde vermutet, dass beim Bau der Ringkanalleitung im Jahre 1975 auch der Rest der Station südlich der Mole zerstört worden wäre. Nach einem Besichtigungs-Tauchgang am 5.11.1975 schreibt K. Bymazal, Leiter der Tauchgruppe Haag, es sei eine 10 m breite Künette in den Seegrund gebaggert und dadurch aber eine dreimal so große Fläche als für den Kanal erforderlich zerstört worden. Aufgrund dieser Besichtigung wurde die südwestliche Grenze des Siedlungsgebietes des neolithischen Pfahlbaues Attersee neu festgelegt, sie liegt rund 50 m on der Schiffsstation seeaufwärts.

Nach ersten Untersuchungen müssen die Größenangaben der Station Attersee erheblich revidiert werden. Die südwestliche Grenze wurde 1976 bereits annähernd genau mit 50 m von der Schiffsstation entfernt angegeben. Als die Taucher im Zuge der systematischen Absuche das nordöstliche Ende der Station festlegen wollten, erlebten sie eine Überraschung: erst rund 130 m vom nordöstlichen Ende der Landungsbrücke entfernt enden die Merkmale für eine neolithische Seeufersiedlung. „Attersee“ ist somit 200 m lang. Bisher bezeichnete man die Seeufersiedlung Attersee als total zerstört und für die Wissenschaft verloren. Durch die neu festgelegten Ausmaße sowie die Erkenntnis, dass die Zerstörungen durch Schifffahrt und Ringkanalleitung nicht so große sind wie bisher angenommen, betreffen die tatsächlichen Zerstörungen nur noch rund 30% des neolithischen Siedlungsgebietes. Eine Umrissvermessung erscheint daher sinnvoll und soll 1981 durchgeführt werden. Dabei will man auch die zerstörten Flächen genau abgrenzen und das Ausmaß der Zerstörung feststellen.

Der im Norden anschließende Seeboden bis zum Grundstück Nr. 7 ist mit Schotter bedeckt. Weiter nach Norden, vor dem Grundstück Nr. 3/1 (Gasthof Oberndorfer), wurden Pfahlreihen festgestellt, die ebenfalls 1981 untersucht werden sollen, obwohl der erste Augenschein sie relativ jung erscheinen lässt.

Die Stationen von Aufham

Über die Station Aufham sind bisher verhältnismäßig viele und genaue Daten bekannt geworden. So schreibt K. Willvonseder: „Den Pfahlbau Aufham entdeckten der Schweizer Hans (Hensli) Kopp und der Schiffmeister Bachler (Seewalchen) im Sommer 1871, wahrscheinlich im August, trotz stürmischen Wetters.“ Nach Wurmbrand befindet sich die Pfahlbaustation „tief unter Wasser und ist charakteristisch dadurch, dass sie eine Erhöhung am Seeboden bildet“, die ihm, „mit Binsen bewachsen“, den Fundplatz verriet.

Auf Aufham dürfte sich der Hinweis von R. Kner beziehen, der von einer verdächtigen Stelle zwischen der Teufelsbrücke und dem Ort Attersee gesprochen hat. Teufelsbrücke, auch Teufelsinsel, heißt nämlich im Volksmund die Landzunge südlich des Morganhofes (Aufham Nr. 9) bei Altenberg. Von diesem Pfahlbau gab Wurmbrand, als er ihn entdeckt hatte, folgende Maße an: Länge 12 Klafter (etwa 23 m), Breite 4 Klafter (etwa 7,5 m), Entfernung vom Ufer 16 Klafter (rund 31 m), Wassertiefe 8 Schuh (ungefähr 2,4 m) und Schlammtiefe 1 Schuh (etwa 0,3 m). Dass damals nur eingeringer Teil der Ausdehnung der Pfahlbaustation erfasst worden war, haben die Nchmessungen ergeben, die K. Krenn und K. Kromer vom 14. Bis 19 Oktober 1947 bei außergewöhnlich niederem Wasserstand vornahmen. Sie wurden dabei von dem Bootsbauer Franz Muthwill (Aufham) unterstützt, erreichten aber nur Teilerfolge. Alle weiteren Hinweise auf die ungefähre, von der Station Aufham eingenommene Fläche gehen auf Muthwill zurück; auch die Mitteilung, dass die Pfähle in zwei Reihen gruppiert seien. Die innersten Pfostenreihen sind nach Muthwill etwa 35 m vom Ufer bzw. 1 m vom Innenrand der Mole entfernt, die auf einem Teil des Pfahlbaues errichtet ist.

Die Beobachtungen von K. Willvonseder, ebenfalls von Muthwill beraten, in den Jahren 1934 und 1951 und die Tauchversuche von K. Schaefer im Jahre 1951 bestätigten im Wesentlichen diese Angaben. „Der Pfahlbau dürfte sich längs der Grundparzellen Nr. 597 und 635 der KG Attersee erstrecken. Die Gesamtlänge ist, wenn man sich an Muthwill hält, mit wenigstens 200 Metern, die Breite mit etwa 15 Metern anzunehmen.“

Bereits im Jahre 1977 entdeckten die Taucher des UTC-Wels im Zuge der genauen systematischen Absuche im Bereich der Teufelsbrücke zwei bisher unbekannte neolithische Seeufersiedlungen. Direkt vor dem Morganhof ist jedoch die Existenz einer Station auszuschließen, die Angaben von F. Muthwill wurden somit nur teilweise bestätigt.

Die Umrissvermessung in Aufham wurde von den Sporttauchern im Jahre 1979 durchgeführt. An 18 Tagen wurden in 90 Tauchstunden und 110 Vermessungsstunden die notwendigen Unterlagen für die Erstellung des Grundplanes (Abb. 2) erarbeitet.

Die Angaben F. Muthwills über die Lage von Aufham wurden zum großen Teil bestätigt. Die erste große Überraschung in Aufham war jedoch das Auffinden einer zweiten Seeufersiedlung. Die größere und bisher unter Aufham bekannte Station wurde daher Aufham I und die kleinere, neu entdeckte, weiter südlich gelegene Seeufersiedlung Aufham II genannt.

Aufham I

Bereits während der Arbeiten stellte sich heraus, dass Aufham I die bisher größte bekannte Seeufersiedlung in Österreich ist. Das nördliche Ende der Siedlung liegt vor dem Grundstück 524/4 der KG Attersee (UNION-Jachtclub), im Süden endet die Station auf halber Höhe des Grundstückes 653/4, der ehemaligen Villa Faber, jetzt Eigentum des Oberösterreichischen Kriegsopferverbandes. Aufham I ist daher 350 m lang, die größte Breite beträgt 55 m, die durchschnittliche Breite 40 m. Die uferseitige Siedlungsgrenze liegt mindestens 10 m vom Ufer entfernt, die seeseitige Begrenzung masximal 85 m. Wie Wassertiefe beträgt 1 bis 3 m.

Die Festlegung des Umrisses gestaltete sich wegen der Bodenverhältnisse äußerst schwierig. Im Süden vor dem Grundstück 653/4, im Bereich der uferseitigen Siedlungsgrenze, lagern viel Schlamm, große Steine und Schotter. Weiter nach Norden nimmt der Schotter immer mehr zu und wird, mit Sand vermengt, zu einer harten Schicht, in der nur zerdrückte Reste von Pfählen aufzufidnen sind. Am nördlichen Ende der Station, vor den Grundstücken Nr. 590 und 524/1, ist die Schlammschicht bis zu 0,5 m dick. Die Sichtweite unter Wasser war gleich Null, die erkennbaren Reste der Kulturschicht wurden immer weniger.

Die seeseitige Siedlungsgrenze liegt durchwegs unter einer meist dicken Schlamm- und Seekreideschicht. Da die Sondiermöglichkeiten ohne Zuhilfenahme von technischen Geräten begrenzt ist, können Fundschichten, die tiefer als 0,60 m im Seeboden liegen, bei der Umrissvermessung nicht einbezogen werden. Gerade in Aufham I wurden noch in 0,60 m Tiefe ausgeprägte Kulturschichten festgestellt, es ist daher mit Sicherheit anzunehmen, dass das Siedlungsgebiet über die vermessene seeseitige Umrisslinie zumindest stellenweise hinausreicht. Durch die im Folgenden noch zu besprechenden Profil-Querschnitte wurde diese Annahme auch bestätigt. Da bei Profilaufnahme nur wenige Löcher in den Boden zu graben sind, können die Taucher größere und tiefere Löcher ausgraben und somit auch außerhalb des vermessenen Gebietes in Tiefen von über 0,60 m noch eventuell vorhandene Siedlungsreste feststellen.

In Aufham I wurden durch die Sondierungen zwei durch Seekreide getrennte Kulturschichten festgestellt. Der Nachweis zweier zeitlich getrennter Besiedlungsphasen an der gleichen Stelle ist in Österreich bisher nur in Weyregg gelungen.

Die Feststellung der seeseitigen Begrenzungslinie geschah durch Fächeln mit der Hand, wobei auf dem Seeboden liegende Siedlungsreste, meist Pfähle und Keramik, freigelegt wurden. Waren Oberflächenfunde nicht mehr vorhanden, bohrte der Taucher mit der Hand vorsichtig in die Seekreide oder trug auf einer kleinen Fläche den vorhandenen Schotter ab, bis er auf die Kulturschicht oder sonstige neolithische Funde stieß. War die Suche positiv, so verlegte der Taucher seine Untersuchungen weiter seewärts, solange, bis er in Armtiefe keine Funde mehr machen konnte. Die letzte Fundstelle bildete somit einen Punkt der Umrisslinie. So wurde ohne Zerstörung der ersten Kulturschicht die zweite Kulturschicht unter einer etwa 0,40 m dicken Seekreideschicht festgestellt und in die Umrissvermessung miteinbezogen. Das Siedlungsgebiet südlich der gemauerten Mole des Bootshauses vor dem Grundstück 653/4 ist durch eine teilweise sehr mächtige Schotterschicht gekennzeichnet, über der oft viele große Steine liegen. Wie im W-O-Querschnitt I (Abb. 3) ersichtlich, konnte hier eine ausgeprägte Kulturschicht nicht festgestellt werden. Der Umriss wurde anhand der spärlich vorhandenen Pfähle festgelegt. Erst in der Nähe des Querschnitts I nimmt die Anzahl der Pfähle zu. Beim Messpunkt 14 der seeseitigen Umrisslinie wurden eine unzerstörte Konstruktion, bei der ein liegender Balken abwechselnd links und rechts mit Pfählen fixiert ist, beobachtet. Auch die Kulturschicht ist hier stellenweise stark ausgeprägt.

Die an der Mole anlegenden Schiffe haben eine deutlich ausgeprägte Fahrrinne im Seeboden ausgeschwemmt. Rund 0,5 m tief ist die 10 x 50 m große Längsrinne, in der die neolithischen Pfähle etwa 0,20 m aus dem Boden ragen. Die Pfähle stehen hier wesentlich dichter als zuvor, durchschnittlich fünf je m². Unter einer dünnen Schotterschicht, welche den ganzen Bereich um den Querschnitt II bedeckt, lagert eine durchgehende, ausgeprägte Kulturschicht. In der Fahrrinne ist die Kulturschicht bereits weggeschwemmt. Auffällige Pfahlreihen, wie sie Muthwill beschreibt, stellten die Taucher keine fest. Allerdings lagert heute auf der von Muthwill angegebenen Stelle, 2 m vom Innenrand der Mole, eine über 0,60 m dicke Schlammschicht, die eine Suche unmöglich macht. Auch die von Wurmbrand angegebene Erhöhung am Seeboden konnte nicht festgestellt wereden, mit Schilf (Binsen) war allerdings die ganze Uferzone nördlich der Mole bewachsen, die Souren sind heute noch im Seeboden feststellbar. Das Profil des Schnittes II zeigt übereinanderliegende Kulturschichten. Die obere Fundschicht endet bereits 10 m vor der gemessenen Umrisslinie, während die ältere Kulturschicht sich tiefer als 0,60 m unter dem Seeboden wahrscheinlich noch über die Umrisslinie hinaus fortsetzt.

Vor den Grundstücken 653/7 und 653/10, im Bereich des Querschnitts II, besteht der Seeboden meist aus Sand mit Schlamm und Seekreide. Schotter liegt in Ufernähe, hier ist auch keine Kulturschicht erkennbar, nur wenige zerdrückte Pfähle und Holzsplitter kennzeichnen das Siedlungsgebiet. Dagegen ist die Kulturschicht in Richtung offener See ab der Mitte der Station stellenweise über 0,20 m dick. Über die Dichte des Pfahlbestandes lässt sich hier und im ganzen nördlichen Teil des Siedlungsgebietes nichts aussagen, da nur wenige Pfähle aus dem Seeboden ragen. Die Mehrzahl der Pfähle ist nicht nur von Schlamm, sondern auch von Seekreide bedeckt.

Eine im Zentrum liegende Balkenkonstruktion wurde mittels Bojen an die Wasseroberfläche projiziert und eingemessen. Zwei etwa 6 m lange Balken, 0,20 bis 0,30 m breit, liegen in 1,5 m Entfernung parallel zueinander in Nord-Süd-Richtung, in einer Schicht aus Sand und Seekreide. Am etwas vorstehenden südlichen Ende des äußeren Balkens schließt in einem leicht spitzen Winkel ein etwa 4 m langer Balken in Richtung Ufer an. Die drei Balken sind weder durch Pfähle fixiert, noch haben sie besondere Bearbeitungsspuren. Um die Balken herum liegt aber sehr viel neolithisches Material, Kulturschicht, Keramikbruchstücke und Tierzähne, u. a. auch ein zugespitztes Holzstück (Abb. 4).

Nach Norden zu wird die Schotterschicht wieder mächtiger, und vor den Grundstücken 633/3, 8 und 9, im Bereich des Querschnittes IV, ist in Ufernähe die Schotterschicht 0,40 m dick. Die Kulturschicht ist wieder erst nach einem Drittel der Siedlungsbreite in Richtung See lokalisierbar, wird dafür über 0,40 m stark. Das Ende der Kulturschicht dürfte auch hier noch außerhalb des gemessenen Umrisses mehr als 0,60 m tief im Seeboden liegen. Darüber lagert Seekreide, sehr viel Schlamm und stellenweise eine dünne Schotterauflage.

Im Siedlungsgeiet, vor den Grundstücken 653/12 bis 653/23, ist der Seeboden in Ufernähe noch härter als bisher. Die Taucher hatten größte Schwierigkeiten, diese harte Schicht aus Schotter und Sand, vermengt mit Überbleibsel des früheren Schilfbewuchses, bis zur vorhandenen Kulturschicht zu durchdringen. Etwa in der Mitte des Querschnitts V endet diese Schotterschicht. Die unter Schlamm liegende Kulturschicht wird hier dicker. Auch hier sind zwei getrennte Lagen Kulturschicht feststellbar.

Der letzte Teil der neolithischen Siedlung Aufham I in der kleinen bucht vor Aufham ist von einer nach Norden zu immer mächtiger werdenden Schlammschicht bedeckt. Vor dem Grundstück 653/2, im Bereich des Querschnitts VI, ist die Kulturschicht über 0,60 m stark, ihre untere Begrenzung konnte nicht festgestellt werden. Das nördliche Ende von Aufham I liegt unter 0,50 bis 0,70 m dickem Schlamm und ist nicht lokalisierbar. Die Kulturschicht läuft hier aus und vermengt sich mit Schlamm und Schwemmholz. Pfähle sind in dieser Schlammschicht kaum auffindbar; nur durch Zufall stießen die Taucher manchmal noch auf einen der wenigen Pfähle.

Im gesamten Siedlungsbereich von Aufham I wurden sehr viele Keramikbruchstücke beobachtet. Einige verzierte Tonscherben (z. B. Abb. 5), ein Silexbruchstück und ein Flachbeil wurden entnommen und dem Museum Mondsee übergeben.

Wegen der dichten Verbauung der Uferzone in Aufham untersuchten die Taucher das Siedlungsgebiet von Aufham I auf vorhandene Zerstörungen. Die gemauerte Mole und ein Teil der Bootshütte vor dem Grundstück 653/4 stehen auf neolithischem Siedlungsgebiet. In der Fahrrinne vor dem Anlegesteg ist die Kulturschicht weggeschwemmt, die Pfähle sind noch unberührt. Die Zerstörungen betreffen zwar eine größere Fläche, sind jedoch im Verhältnis zur Gesamtfläche von aufham I (13.000 m²) nicht so groß, dass man Aufham I als zerstört bezeichnen müsste. Vor den Grundstücken 653/7 bis 590 reichen viele Bade- und Bootsstege teilweise in das Siedlungsgebiet, eine Zerstörung von wissenschaftlich auswertbaren Fakten im neolithischen Siedlungsbereich ist aber dadurch nicht erfolgt. Anders im Bereich um den Bootssteg vor dem Grundstück 524/4. Die Pfähle für die Bootsliegeplätze stehen auf dem Gebiet, in dem eine mächtige Kulturschicht sondiert wurde. Die Pfähle der Bootsliegeplätze entlang der Grundstücke 590 und 524/1 stehen nur zum Randbereich der Station, so dass eine Zerstörung des archäologischen Befundes unwahrscheinlich ist. Von den Baggerungen während der Frühzeit der Pfahlbauforschung sind kaum noch Spuren zu entdecken.

Im ganzen Siedlungsgebiet von Aufham I sind die Fundschichten nie unterbrochen. Fundleere Flächen sind nie größer als wenige Quadratmeter. Ein durchgehend fundleerer Bereich quer durch die Station ist nicht vorhanden. Das gesamte beschriebene fundführende Gebiet ist damit eindeutig einem einzigen Siedlungskomplex zuzuordnen. Am südlichen Ende von Aufham I zieht ein etwa 7 m breiter fundleerer Streifen von Ufer seewärts. Trotz mehrmaliger, von verschiedenen Tauchern durchgeführter Suche wurde kein einziger Hinweis auf eine neolithische Siedlung gefunden. Da dieser Streifen auch keine äußeren Einwirkungen aus der Zeit nach dem Neolithikum erkennen lässt, wie z. B. Fahrrinnen, Baggerspuren oder Schotterauflagerung, kann man mit Sicherheit annehmen, dass dieses Gebiet im Neolithikum unverbaut war. Daher wird das nach Süden anschließende, neolithische Siedlungsgebiet nicht zu Aufham I gerechnet, sondern unter dem Namen Aufham II als neuentdeckte Station geführt. Damit kann und soll auch keinesfalls ausgeschlossen werden, dass beide Stationen Aufham zur gleichen Zeit besiedelt gewesen waren. Aufham II kann somit zu einer anderen Zeit als Aufham I besiedelt gewesen sein oder Aufham II bildete eine etwas abseits von Aufham I stehende Hüttengruppe.

Aufham II

Die neolithische Seeufersiedlung Aufham II liegt vor dem Grundstück Nr. 653/4 der KG Attersee, beginnt 60 m südlich der gemauerten Mole des Bootshauses und ist 75 m lang. Die durchschnittliche Breite beträgt 20 m, die ufernahe Begrenzung ist 30 m, die seeseitige ungefähr 55 m vom Ufer entfernt. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 2 m (siehe dazu Abb. 2).

Der Großteil der Station ist mit Schotter bedeckt, über dem Rest liegt bis zu 0,30 m Seekreide. Die Standdichte der Pfähle ist auch in dieser Siedlung ohne Grabung nicht festzustellen, da die Pfähle fast durchwegs mit Schotter und Seekreide bedeckt sind. Die Kulturschicht ist durchgehend im ganzen Siedlungsareal anzutreffen. An der dem offenen See zugewandten Seite ist die Kulturschicht bis zu 0,40 m mächtig (Abb. 6).

Die ganze Station ist anscheinend von äußeren Einwirkungen bisher unberührt geblieben. Die Kulturschicht ist durch die Auflagerungen aus Seekreide und Schotter noch vollkommen intakt. Außer Bruchstücken grober Hauskeramik wurden keine Funde gemacht.

Aufham I und II

Das gesamte Siedlungsgebiet von Aufham ist 420 m lang und umfasst eine Fläche von etwa 15.000 m²; davon ist Aufham I allein 13.500 m² groß. Die bisher größte vermessene neolithische Siedlung Abtsdorf I ist mit 7.000 m² nur halb so groß. Litzlberg-Süd hat 5.000 m² Flächenausdehnung, Misling II 2.500 m² und Misling I war mit 1.700 m² Fläche die kleinste Station. Litzlberg kann in dieser Aufstellung mitgerechnet werden, weil ein Großteil der Siedlungsfläche von rezenten Aufschüttungen bedeckt ist und nur ein Bruchteil der ehemals besiedelten Fläche vermessen werden konnte. Aufham II ist somit mit einer Fläche von 1.500 m² die derzeit kleinste der vermessenen Siedlungen. Im Vergleich mit Misling I kann Aufham der Größe nach ohne weiters eine eigenständige Siedlung gewesen sein.

Trotz der großen Breite von bis zu 55 m liegen die Siedlungen wegen ihrer riesigen Längenausdehnung als langgezogenes Band, parallel zum Ufer, aus Richtung SSO nach NNW. Die mittlere Entfernung vom heutigen Ufer beträgt 50 m, im nördlichen Teil von Aufham I nur noch 30 m. Nach Aussagen von Anrainern wurde hier zu Beginn des 20. Jhs. das Ufer aufgeschüttet. Dies ist auch daraus ersichtlich, dass ab dem Grundstück Nr. 653/20 in Richtung Norden das Ufer mit einer etwa 1 m hohen Mauer befestigt ist. Man kann daher annehmen, dass vor der Aufschüttung das Ufer 20 m weiter zurücklag als heute, die mittlere Entfernung der neolithischen Siedlugn vom Ufer wäre daher durchgehend 50 m.

Durch die Tiefenschichtlinien, die entlang des ganzen Siedlungsgebietes gemessen wurden, und in Verbindung mit den Profil-Aufnahmen der W–O-Querschnitte sind die absoluten Tiefenlagen der Kulturschichten bzw. Siedlungsebenen gegeben.

Die südliche Hälfte von Aufham II liegt 2,0 bis 2,8 m tief, die nördliche 1,8 bis 2,9 m. Die ufernahe Siedlungsgrenze von Aufham I liegt im Süden 1,6 m unter dem Wasserspiegel, steigt nach Norden zu etwa gleichmäßig an und liegt am Ende nur noch 0,9 m tief. Die seeseitige Grenze verläuft unregelmäßig 2,6 bis 3,0 m tief unter dem Seespiegel. Nur das Nordende liegt mit 2,2 m Tiefe um einen halben Meter höher. Die sondierte zweite Kulturschicht nördlich der gemauerten Mole ist natürlich tiefer und liegt 3,4 m unter dem Seespiegel. Da die Zwischenlage zwischen den Kulturschichten aus Seekreide besteht, muss der Seespiegel während der Jungsteinzeit Schwankungen von bis zu 1 m unterworfen gewesen sein, die jedoch längere Zeit dauern mussten, um eine 0,40 m dicke Seekreideschicht abzulagern.

Der von J. Offenberger postulierte Seespiegelanstieg um 3 m seit der Jungsteinzeit wird auch hier bestätigt, da die äußere Siedlungsgrenze höchstens 3 m Tief liegt.

Die in Ufernähe seichter als 1,5 m liegende Fundschicht ist nicht so einwandfrei erhalten wie die tiefer liegende. Die Pfähle sind weicher, stärker vermodert und teilweise zerdrückt. Die Kulturschicht ist hier sehr dünn oder oft gar nicht vorhanden. Schotterablagerungen über der Fundschicht lassen wieder zwei Möglichkeiten offen: entweder wurde das Ufer künstlich aufgeschüttet (dies ist zumindest im Norden der Fall) oder der Schotter wurde durch Wellenschlag auf natürliche Weise angeschwemmt.

Der Seespiegelanstieg müsste demnach etappenweise erfolgt sein. Die Schotterschicht ist besonders in 1,0 bis 1,5 m Tiefe sehr dick, die Kulturschicht in größeren Tiefen einwandfrei erhalten. In der ersten Etappe müsste daher der Seespiegel um 1,5 m angestiegen sein. Auch die seichter liegende Kulturschicht am Nordende von Aufham I in der Bucht von Aufham ist kein Widerspruch zu dieser Annahme, das Ufer ist hier sehr flach und war wahrscheinlich immer sehr feucht, wodurch die Kulturschicht auch über der Höhe des Wasserstandes erhalten geblieben ist.

In Litzlberg-Süd endet die intakte Kulturschicht bereits in 1,8 m Tiefe, die höher gelegene Kulturschicht ist wie in Aufham I unregelmäßig ausgebildet. Die Grenze der intakten Kulturschicht ist wie in Aufham I um 0,3 m höher als in Litzlberg-Süd. Dieser Unterschied in der Verwitterung kann durch den unterschiedlichen Wellengang verursacht worden sein. Während die Bucht von Aufham sehr geschützt liegt und 1979 auch bei stürmischem Wetter nur ein geringer Wellengang beobachtet werden konnte, ist Litzlberg-Süd, besonders bei Südwind, den Wellen voll ausgesetzt. Die höheren Wellen haben in der breiteren Brandungszone die Kulturschicht bis in größere Tiefen ausgeschwemmt. Die Fundverhältnisse im Bereich der uferseitigen Siedlungsgrenzen werden auch bei den nächsten Umrissvermessungen genau zu beobachten sein, da hier am ehesten ohne Grabung die Ausschwemmungen und damit Seespiegelschwankungen festgestellt werden können.