Die Seeufersiedlungen im Salzkammergut – Die Verbindung von Wissenschaft und Tourismus als Auftrag zur Forschung.
Lit.: Dworsky 2004, Cyril und Reitmaier, Th.: Die Seeufersiedlungen im Salzkammergut – Die Verbindung von Wissenschaft und Tourismus als Auftrag zur Forschung. In: Wetland Economies and Societies. Proc. Int. Conf. Zürich 10-13 March 2004. Collectio Archaeologica 3, 2005:277–280.
Die Pläne zur Errichtung eines Freilichtmuseums für Pfahlbausiedlungen im Salzkammergut bringen eine positive Einstellung der Bevölkerung und der Entscheidungsträger und fördern damit indirekt die wissenschaftliche Forschung. Es besteht Konsens, dass ein funktionierendes und attraktives Freilichtmuseum eine lebendige archäologische Pfahlbausiedlungsforschung braucht. Die notwendigen Vorarbeiten wurden in den Jahren 2003 und 2004 geleistet. Die wachsende Synergie zwischen touristischen und wissenschaftlichen Zielen zeigt, dass Forschung nicht alleinstehen muss.
1. Ausgangssituation und Forschung
Mit dem eher abrupten Abbruch der österreichischen Seeufersiedlungsforschung in den 80er Jahren fanden die Arbeiten ohne endgültige Abklärung grundlegender wissenschaftlicher Fragestellungen ein Ende. Die Pfahlbauten in den Seen sind zahlreichen zerstörenden Faktoren ausgesetzt, wobei die Prozesse der Erosion spezifisch und vielfältig sind. Nachdem die Tätigkeiten des Bundesdenkmalamtes eingestellt wurden, fehlen aber nicht nur die Daten aus einem regelmäßigen Monitoring sondern auch die Grundlagen, um elementare Aussagen und Vergleiche ziehen zu können. Es sind dringende Schutzmaßnahmen auch mittel- und langfristig notwendig, Informationen aus dosierten Eingriffen an ausgewählten Plätzen zu erarbeiten, um sie für eine entsprechende Aufbereitung (z.B. in Form eines Freilichtmuseums) sicher zu stellen und zu nutzen.
Nach einer umfassenden Inventarisierung im Jahr 2003 (Dworsky & Reitmaier 2003) folgten 2004 Detailuntersuchungen und Probenentnahmen für den Aufbau von Datierungsgrundlagen und der Auswahl geeigneter Untersuchungsgebiete. Dabei ist die Etablierung einer kontinuierlichen Arbeitsgruppe und einer örtlich verankerten Forschung das langfristige Ziel.
2. Regionale Entwicklungsstrategie – das Freilichtmuseum
Im Rahmen von LEADER+ hat sich das Mondseeland zum Ziel gesetzt, die regionale Identität zu steigern und das Geschichtsbewusstsein zu verbessern. Da die Region als Schwerpunktthema das Wasser gewählt hat, liegt die Auseinandersetzung mit der Pfahlbaukultur nahe, insbesondere da eine eigene Keramikausprägung, die Mondseegruppe, nach der Region benannt ist. Beide LEADER-Regionen (Mondseeland und Atterseegebiet) können eine große Zahl bedeutender Fundstellen aufweisen. Die vorhandenen Fundstücke befinden sich großteils im österreichischen Pfahlbaumuseum Mondsee. Auch in der Bevölkerung gibt es schon seit geraumer Zeit Gruppen von aktiven Personen, die sich für eine Belebung des Themas „Pfahlbau“ einsetzen und bereits Forschungsaktivitäten durchgeführt haben. Beide Regionen haben sich im Rahmen von LEADER+ eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur, die Entwicklung zum Ganzjahrestourismus sowie eine Vernetzung der kulturellen Aktivitäten und Besonderheiten zum Ziel gesetzt.
3. Zusammenfassung
Die Pläne zur Errichtung eines Freilichtmuseums zum Thema Seeufersiedlungen brachten die ausschlaggebenden Impulse für ein kooperatives und zukunftsweisendes Projekt der österreichischen unterwasserarchäologischen Forschung. In zwei konzentrierten Vorstudien konnten dabei die ersten Grundlagen für eine intensive Forschungstätigkeit in den nächsten Jahren erarbeitet werden, die bereits erste unerwartete Ergebnisse zum Erhaltungszustand der Kulturschichten ergaben (Dworsky & Reitmaier 2004). Neben den wissenschaftlichen Fragestellungen und dem Kulturgüterschutz wird bei den kommenden Untersuchungen die Vermittlung von Archäologie aber immer ein wesentlicher Faktor bleiben.
Cyril Dworsky (triton) und Thomas Reitmairer (Unterwasserarchäologie Stadt Zürich)
Bibliographie
Dworsky C. & Reitmaier T. (2003), „Salzkammergut reloaded“ – Ein Arbeitsbericht zur Kurzinventarisation der prähistorischen Seeufersiedlungen in Mond- und Attersee 2003. NAU 10, 51-56.
Dworsky C. & Reitmaier T. (2004). Moment, da war doch noch was! – Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. Archäologie Österreichs 15 (2), 4-15.