Die Kanal-Pfahlbauern-Kultur am Attersee und Mondsee

Aus atterpedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung der 23 Pfahlbaustationen am Mondsee und Attersee

23 Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee: Grafik: Gerald Egger vom Verein → Pfahlbau am Attersee
Kammerl 1920 für Film "Sterbende Völker" abgebrannt
Botschaft des Films: Deutschland, deutsches Volk in Not!

Nebenstehend wird eine Karte von Gerald Egger vom Verein "Pfahlbau am Attersee" mit den bekannten Fundstellen von Pfahlbauten am Attersee und Mondsee gebracht. Quelle: Rubrik → Fragen und Antworten der Homepage des Vereins mit den nachstehenden Erläuterungen: "Entgegen der weit verbreiteten Meinung standen nur wenige Pfahlbauten im Wasser, die meisten vermutlich auf der bei Hochwasser überfluteten Strandplatte. Es gibt aber auch Belege, dass die Pfahlbauer ihre Dörfer auf Inseln errichteten (Keutschachersee). Durch einen Wasserspiegelanstieg verschwanden sie dann alle unter Wasser, wo wir heute auch die Überreste finden. Großteils befinden sich diese unter einer schützenden Schotterschicht."

Detaillierte Beschreibung der Stationen je Gemeinde:

Im Folgenden werden Auszüge aus der → UNESCO-Datenbank zu den einzelnen österreichischen Pfahlbaustationen mit dem Stand 2015 – gegliedert nach den Gemeinden – gebracht. Diese umfassen je Station die

  • Zeitstellung, eine
  • kompakte Beschreibung und eine
  • Bibliographie.
Ehemalige Pfahlbaurekonstruktion in Kammerl (1910-1922) 5 Hütten auf Pfahlrost mit 329 Pfählen; 40-m-Steg
Zwölfender-Trophäe im Einbaum vor den Pfahlbauten

Gemeinde Attersee

Die → Liste der Gemeinde Attersee umfasst die Stationen: Attersee–Landungssteg; Abtsdorf I (= Bronzezeit); Abtsdorf II-Niedermayerfeld; Abtsdorf III-Niedermayerfeld; Aufham und Aufham II.

Gemeinden am Mondsee (See mit sehr vielen Gusslöffeln)

Die → Liste der Gemeinden am Mondsee umfasst die Stationen: "See" (Gem. Unterach), Scharfling (Gem. St. Lorenz) und Mooswinkel (Gem. Innerschwand).

Gemeinde Nußdorf

Die → Liste der Gemeinde Nußdorf umfasst die Station "Nußdorf".

Gemeinde Schörfling

Die → Liste der Gemeinde Schörfling umfasst die Stationen: Kammer I, Kammer II und Kammerl.

Gemeinde Seewalchen (mit Gusslöffel)

Die → Liste der Gemeinde Seewalchen umfasst die Stationen: Seewalchen I+II, Seewalchen III, Litzlberg Nord I, Litzlberg Nord II, Litzlberg Nord III und Litzlberg Süd.

Gemeinde Unterach (Misling mit Gusslöffel)

Die → Liste der Gemeinde Unterach umfasst die Stationen: Misling I und Misling II.

Gemeinde Weyregg

Die → Liste der Gemeinde Weyregg umfasst die Stationen: Weyregg I-Landungssteg und Weyregg II-Puschacher.

Gemeinde Keutschach

Die → Liste der Gemeinde Keutschach umfasst die Stationen: Keutschacher See-Insel und Hafnersee-Insel.

Gemeinde Traunkirchen

Die → Liste der Gemeinde Traunkirchen umfasst die Station "Traunkirchen" und Wurmbrands neolithische Stationen im Bereich des Traun-Ausflusses.

Die 13 Pfahlbau-Stationen unter Denkmalschutz und 10 ohne Denkmalschutz

13 Pfahlbaustationen mit Denkmalschutz laut Bundesdenkmalamt 28.5.2024

Entsprechend der nebenstehenden vom → Bundesdenkmalamt am 28.5.2024 veröffentlichten Liste stehen derzeit die folgenden 13 Pfahlbaustationen unter Denkmalschutz (BDA-Bescheid nach § 3 DMSG):

  • See/Mondsee
  • Mooswinkel
  • Scharfling
  • Abtsdorf I-III
  • Seewalchen I-II
  • Kammer
  • Litzberg-Süd
  • Schlossbucht Kammer (Feststellungsbescheid § 2 DMSG positiv)
  • Weyregg I
  • Nußdorf

Die folgenden 10 Stationen stehen bis dato nicht unter Denkmalschutz:

  • KG Attersee: Aufham I–II und Attersee-Landungssteg
  • KG Weyregg: Weyregg II
  • KG Unterach: Misling I–II
  • KG Seewalchen: Seewalchen III, Litzlberg Nord I–III

Konkrete Lage der österr. UNESCO-Welterbestätten an den Seen

Die acht nominierten und die fünf beschlossenen UNESCO-Welterbestätten

Quelle: UNESCO - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps; → Vol. II: Id-files of the component parts of the serial; Data Sheets of nominated 156 Component Parts: Austria pp.341-371

Die grüne Markierung zeigt den Standort des jeweiligen Pfahlbaus, die rote Linie die zugehörige Schutzzone. Es werden alle eingereichten Pfahlbau-Stationen angeführt und dargestellt; jene Stationen, die von der UNESCO auch beschlossen wurden, sind hier kursiv und unterstrichen angegeben.

UNESCO Weltkulturerbe-Urkunde

Literaturstellen:

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps World Heritage Nomination, 2231 pages. (Austria p. 931 and p. 1664)

UNESCO → Advisory Bodies Evaluations HHHQ (156 → 111)

UNESCO → Maps of inscribed serial elements - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (better quality); Austria p. 57 ff.

UNESCO → Decisions: 35COM 8B.35 - Cultural Properties - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (Switzerland / Austria / France / Germany / Italy / Slovenia)

Hafner, Albert: → Das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" im Kanton Bern: frühe Forschungen, aktuelle Situation und Chancen für die Zukunft. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012. S. 237-253. (Schutzmaßnahmen S. 246).

Schlichtherle, H.: → Pfahlbauten rund um die Alpen. 1997. (ausgezeichneter Überblicksartikel; südwestliche Herkunft bei Egolzwil, Zürich; dann Lengyel-Kultur beim Federsee - vielleicht auch Attersee?)

Eignung zur Besiedlung bei erniedrigtem Wasserstand

Strandplatten bei Seewalchen, Schörfling, Kammer: die Fläche umfasst rund 1 km x ~300 m Breite ~ 30 ha

Im folgenden werden mit Google-Earth-Bildern die Fundstellen an Attersee und Mondsee entsprechend ihrer Eignung als Siedlungsflächen bei erniedrigtem Wasserstand vorgestellt. Als besonders vorteilhaft zeigen sich die Bereiche am Nordende des Attersees wie Schörfling, Kammer, Kammerl, Seewalchen und ebenso Litzlberg Süd, gefolgt von der Region Aufham und hier vor allem der Bereich um die sogenannte Teufelsinsel. Günstige Bereiche bei Nußdorf könnten zwischenzeitlich durch den stark materialführenden Nässltalbach verschüttet worden sein; die nachgewiesene Siedlungsfläche zeigt Südstürmen eine besonders exponierte Angriffsfläche.

Ungunstlagen des Mondsees

Bathymetrische Karte des Mondsees (Timothy Taylor et al.)

Es ist recht überraschend, dass die Lagen des Mondsees bei niedrigem Wasserstand bezüglich verfügbar werdender Flächen recht ungünstig erscheinen. Dass See, Scharfling und Mooswinkel die alleinigen Stationen am Mondsee gewesen sein sollen ist nur dann vorstellbar, wenn diese eine Wechselbeziehung mit den Stationen am Attersee hatten.

Diese Verhältnisse am Mondsee bestätigt auch die besonders umfassende Untersuchung des gesamten Seegrundes des Mondsees durch Timothy Taylor et al.: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar, wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist.

"Unglücklicherweise konnten gerade die flachen Küstenstreifen - wie auch die Schilfgürtel - aufgrund des im Sommer 2018 herrschenden Niedrigwassers nicht vermessen werden."

Man erkennt hier auch, dass im westlichen Teil des Mondsees (um St. Lorenz) bei Seespiegelabsenkung vergleichsweise viel größere Flächen trocken fielen, ebenso wie am gegenüber liegenden Ufer.

Ob diese für eine Besiedlung bedeutend günstigeren Flächen als die drei bekannten je besiedelt waren, wird heutzutage nicht mehr untersucht – vielleicht weil schon ursprünglich Rudolf Kner 1865 (siehe ganz oben) nur große Schilfflächen vorfand, aber auch die ehemalige, frühe Absuche dieser Uferbereiche (Offenberger 2015, S. 15) durch vier "andere Tauchklubs" keine Stationen fand. Ob diese ersten Suchen ausreichend "professionell" durchgeführt worden sind, kann aktuell nicht eruiert werden.

Die Siedlung Scharfling ist von steilen Felswänden, die direkt in den See abfallen, umgeben, sodass man zu Fuß von keiner Seite hinkommen konnte. Die Strandplatten bringen wenig bewohnbare Fläche, wenngleich hier die ältesten Siedlungsreste gefunden wurden. Andererseits bildet die Ebene zwischen den sie einschließenden felsigen Bergen eine günstig zu bewirtschaftende Fläche für z.B. Brandrodung und -wirtschaft.

Die Siedlung "See" zeigt eine für Ackerbau besonders ungünstige Situation, wenn sie beidseits von recht steilen Hängen umgeben ist.

Welche Funktion "Mooswinkl" hatte, ist unbekannt. Laut Offenberger ist sie die einzige Station, die im Wasser stand und hatte nach ihm vielleicht etwas mit einer "Überfuhr"-Funktion zu tun.

Aufgaben des Kuratoriums Pfahlbauten

  • Dworsky, Cyril; Seidl da Fonseca, Helena; Poppenwimmer, N.: Forschungsprojekt Zeitensprung Unterwassergrabung Seewalchen; 49 Seiten.
  • „Informationsbroschüren zu Fundstellen im Kuratorium Pfahlbauten-Blog»Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen«.
    • UNESCO-Welterbestätte "See am Mondsee". Populäre Darstellung von Leben und Forschung. 45 Seiten.
    • Forschungsprojekt Zeitensprung Seewalchen - Unterwassergrabung. 50 Seiten.
    • Faltprospekt See am Mondsee; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Abtsdorf I; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Litzlberg Süd; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Informationen ankerfreie Zonen im Attersee; 8 Seiten.

Zeitstellung der Pfahlbauten an Attersee und Mondsee

Erste Chronologisierung der Kulturen und die erstmalige "lange Chronologie"

Vergleich von "langer" mit kurzer Chronologie 1991

Diese hoch bedeutsame Arbeit von Eda Gross aus 1991 (!) hat unser Verständnis von der Prähistorie völlig neu geprägt. Mithilfe der Dendrochronologie erkannte man, dass 14C-Datierungen zu junge Altersangaben produzieren, was mit dem in der Vergangenheit anderen CO2-Gehalt der Atmosphäre zusammenhängt. In den früheren Zeitstellungen dachte man das Entstehen die Pfahlbauten etwa gleichzeitig mit dem Beginn der Kultur Ägyptens. Nun stellte sich aber heraus, dass die Pfahlbauten der Schweiz etwa 1.300 Jahre vor Ägypten entstanden waren.

Literatur: → Gross 1991, Eda; Ruoff, Ulrich: → Die Bedeutung der absoluten Datierung der jungsteinzeitlichen Kulturen in der Schweiz für die Urgeschichte Europas. In: Lichardus, J. (ed.): Die Kupferzeit als historische Epoche. Symposium Saarbrücken und Otzenhausen, Saarbr. Beitr. zur Altertumskunde 55, Bd. 1, 1991:401–420.

Die erstmalige „lange Chronologie“ von Eda Gross 1991

Die hier gebrachte Arbeit von → Eda Gross hat besondere forschungsgeschichtliche Relevanz, da sie mit dieser ihrer Arbeit erstmals – in einem damals noch durch und durch ablehnenden Milieu (v.a. Lichardus, Kossack) – die Sichtweise der langen Chronologie vertreten hat.

Dabei hat sie erstmals vorhandene 14C-Daten mit den dendrochronologischen Daten der Schweizer Pfahlbauten miteinander verknüpft und damit eine Umrechnung von 14C-Daten in die Absolutchronologie der Baumringalter ermöglicht – und damit erstmals eine realitätsnahe Kalibrierung der Radiokohlenstoffmethode geschaffen.

Diese Sichtweise stieß bei damaligen "Autoritäten" auf heftigen Widerstand, da dadurch viele chronologische Annahmen um Jahrtausende verschoben wurden – und damit Lehrmeinungen geändert und Lehrbücher umgeschrieben werden mussten.

Die Abbildung zeigt die enormen Auswirkungen der „langen Chronologie“ gegenüber der „kurzen Chronologie“, wenn man allgemein bis zu dieser Veröffentlichung davon ausgegangen ist, dass Egolzwil zeitgleich mit der 1. Dynastie Ägyptens (3000 v. Chr.) gewesen sei. Die Frühdynastie I in Mesopotamien und Troja Ia (2700 v. Chr.) hätten dem jüngeren Cortaillod entsprochen. Das Frühminoisch I von Kreta und das Frühhelladisch I von Griechenland (um 2600 v. Chr.) hätten parallel zum Pfyn der Schweiz bestanden.

Demgegenüber bestand Egolzwil 1.300 Jahre vor der 1. Dynastie Ägyptens, 1.600 Jahre vor Mesopotamien und Troja und 1.700 Jahre vor Kreta und Hellas. Die Kulturen von Cortaillod und Mondsee/Attersee blühten ein Jahrtausend vor der 1. Dynastie Ägyptens, 1.300 Jahre vor Mesopotamien und Troja Ia und 1.400 Jahre vor Kreta und Hellas.

Die Mondsee-Kultur blüht ein Jahrtausend vor Ägypten

erstmals kalibrierte neolithische Daten in CH, BRD, DDR, CSSR, PL und Österreich

Die nächste Abbildung rückt mehrere frühere – und zeitlich zumeist zu "kurze" – Chronologien in ein völlig neues und realitätsnäheres Bild.

Eda Gross hat mit dieser Arbeit erstmals realistische chronologische Daten zu den einzelnen Kulturen sowohl von Schweiz, Deutschland, DDR, CSSR, Polen und Österreich sowie von den südöstlichen Ländern Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland auf eine gemeinsame Basis gestellt und diese sogar mit den bis dahin „ältesten Kulturen“ Ägypten, Mesopotamien, Troja, Kreta, Griechenland in einen neuen, einheitlichen Zeitrahmen gestellt.

Der von Eda Gross im Jahre 1991 eingeführte wissenschaftlich fundierte Ansatz zur Kalibrierung von 14C-Daten besteht bis heute weiter und wird für die Kalibrierung von 14C-Daten weiterhin intensiv eingesetzt.

Damit wurden viele grundlegende österreichische Arbeiten (Pittioni 1954, Ruttkay 1981 usw.) zu den Pfahlbauten an den Salzkammergutseen und die daran beteiligten Kulturen in einen neuen Zeitrahmen gestellt und viele Annahmen wurden "über den Haufen" geworfen.

So beginnt die Epi-Lengyel-Gruppe in Österreich um etwa 4.100 v.Chr. – was mit dem Abbruch der Kulturen in Bulgarien, Rumänien und Jugoslawien um 4.200 v. Chr. gut zusammenpasst. Mondsee I startet um 3.900 v. Chr. und läuft bis 2.600 v. Chr. Die Baden-Kultur beginnt erst um 3.400 v. Chr.

In der Schweiz liegt die Egolzwiler Gruppe um 4.300 v. Chr. ziemlich richtig; die Cortaillod-Gruppierung folgt gleich auf Egolzwil; parallel zu dieser entwickelt sich die Pfyn-Gruppe etwas zeitverzögert, gefolgt von Horgen ab etwa 3.700 v. Chr.

Die erste Abbildung bringt den Vergleich der kalibrierten 14C-Daten mit der dendrochronologischen Datierung des schweizerischen Neolithikums (linke Spalte) und den Vergleich der kalibrierten 14C-Daten aus historisch datierten Komplexen Ägyptens mit der historischen Chronologie (rechte Spalte).

Die mittlere Abbildung bringt kalibrierte 14C-Daten der neolithischen Kulturen in Schweiz, BRD, DDR, CSSR, Polen und Österreich; die rechte Abbildung jene von Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Anatolien und Ägypten.

Chronologische Terminologie des Neolithikums: Österreich und Nachbarländer

Terminologie des Neolithikums: Ruttkay zu OÖ, NÖ, Ktn, Stmk, Bgld

Ruttkay bringt 1981 in ihrer → "Terminologie des Jungneolithikums" (in Samonigg) die Abfolge von Kulturen in OÖ, NÖ, Ktn, Stmk und Süd-Bgld. Für den oö Raum überrascht, dass Ruttkay vor dem Auftreten der Pfahlbauern keine mit einem Namen bezeichnete Kultur angibt.

Ruttkay postulierte ursprünglich eine Verwandtschaft unserer Pfahlbauern mit der bairischen Altheimer-Kultur; das trifft aber wahrscheinlich nicht zu.

In der rezenten Veröffentlichung von (unserem) Florian Reitmaier 2019 über → Die Erdwerke der Altheimer Kultur kommt überhaupt keine Ähnlichkeit oder Verwandtschaft mit den Pfahlbauern Oberösterreichs zum Vorschein: deren begrenztes bairisches Verbreitungsgebiet kommt mit Siedlungen auf besonders fruchtbaren Löß-Siedlungen vor durchwegs mit Bau von Erdwerken an Bächen u.ä.

Zum gleichen Ergebnis kommen Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D. in: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; wobei sie die beiden Kulturen einzeln behandeln:

  • Michelberger Kultur (4.200–4.000 v.Chr.; später: 3.700–3.600 v.Chr.) auf S. 21-28
  • Altheimer Kultur (3.800–3.400 v.Chr.); auf S. 32-34; diese siedeln aber eher auf Anhöhen.

Auch die in Samonigg´s Grafik für den südbairischen Raum weiters angeführten Autoren Süß (1976) und Matuschik (1992) sehen keine Verwandtschaft der Altheimer Gruppe mit der Mondseekultur. Konkret beschäftigt sich Ludwig Süß in der zitierten Literatur aber mit der Münchshöfener Gruppe in Bayern (Böhlau, Wien 1976; S. 1 – 121) und nicht mit Altheim/Mondsee.


Exkurs 1: Epilengyel-Kultur am Keutschacher See / Kärnten

Das 14C-Alter der Pfahlbaustationen am Keutschacher See

Eine umfassende, kompakte Darstellung zur Pfahlbaustation am Keutschacher See bringt Cichocki (2013) in → Fines Transire 22, 2013:25–51.

Diese Epilengyel-Kultur (also: "Nach"-Lengyel-Kultur) existierte in Keutschach (dendrochronologisch 3.947 und 3.871 v. Chr.) vor den Pfahlbauten in Oberösterreich (rd. 3.800 v. Chr.). Als zeitlicher Rahmen der Siedlung ist der mittels Dendrochronologie ermittelte Zeitraum von ca. 4.100–3.700 v. Chr. – also vor den oberösterreichischen Pfahlbauern – anzusetzen. Wie den nebenstehenden 14C-Altersangaben zu entnehmen ist, war diese Siedlung auf der Keutschacher Insel um Jahrhunderte älter als jene der oö Seen.

In der Arbeit → Die Pfahlbaustation am Keutschacher See (2003) von Samonigg wird neben der Typologie der Keramik (ab S. 49) auch dargestellt, dass diese Kultur einen völlig anderen kulturellen Hintergrund als die Pfahlbauern in Oberösterreich hatten.

1990 befasste sich Ruttkay als Leiterin des Pfahlbauprojektes auch mit dem Keutschacher See. Sie wies auf die Eigenständigkeit dieser Keramik gegenüber den Salzkammergutstationen hin.

Klassische Jordansmühler Gruppe, Balaton-Lasinja-Gruppe

Die Einflüsse, die zum Entstehen der Keutschacher Pfahlbauernsiedlung führten, kamen aus dem Bereich des Epilengyel-Komplexes, der Lasinja-Kultur und der Vasi a bocca quadrata-Kultur. Deren Keramik konnte einem jungneolithischen Zeithorizont zugewiesen werden, der durch die dendrochronologischen Ergebnisse bestätigt wurde. Die zu den oberösterreichischen Seen gänzlich unterschiedliche Kultur zeigen auch die Abbildungen der völlig disjunkten Keramikformen in → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit von Pavuk (2000). Auch die Chronologie-Tabelle auf S. 18 zeigt die disjunkte Stellung dieser Kultur. Einzelne ähnliche Keramik-Formen der Jordansmühler Gruppe (vgl. die Grafik) deuten – trotz völlig anderer Verzierung – auf eine Verbindung dieser Gruppen nach Südosteuropa hin.

Die Tierknochen wurden von E. Pucher umfassend ausgearbeitet und belegen eine jahreszeitlich unabhängige, ständige Anwesenheit des Menschen in der Siedlung in der Mitte des Sees. Sie lebten ganzjährig auf ihrer Insel - wohl als Schutz vor Bedrohungen. Die Viehzucht wurde bereits am Beginn der Siedlung praktiziert und Viehzucht und Jagd wurden nebeneinander betrieben. Eine zugehörige Landsiedlung oder zumindest Umzäunungen oder Unterstände für das Vieh konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Exkurs 2: (Verborgene ?) Pfahlbausiedlung im Hafnersee / Kärnten

Der oberösterreichische Site-Manager Mag. Pohl vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet zu seinem Tauchgang vom Jahr 2017 mit: → "Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten:"

"Der Seegrund liegt dort in 6 bis 7 m Tiefe und unten ist es dann schon sehr dunkel. Vom Seegrund taucht man auf eine kleine Untiefe – so wie im Keutschacher See. Die Ausdehnung der Untiefe ist jedoch im Hafnersee viel geringer, etwa 10 m². Ähnlich wie im Keutschacher See liegen auf der Oberfläche der Kuppe viele Steine, ihre Größe reicht von 10 cm bis zu größeren Platten mit 60 cm. Auf der Kuppe der Untiefe stehen auch zahlreiche Pfähle mit einer Höhe zwischen 10 und 40 cm. Auf der Untiefe gibt es keinen Bewuchs. Ungewöhnlich ist, dass wir dort keinerlei Kulturschicht und Keramik gefunden haben. Das war bisher allerdings auch nur ein Erkundungstauchgang, da sind noch weitere Forschungen notwendig."

Die Kärntner Sitemanagerin Meyer vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet unter "Verborgener Schatz im Hafnersee" in der → Kleinen Zeitung Kärnten vom 7.1.2021:: Andere Überreste, wie etwa Werkzeuge und Nahrungsreste der ehemaligen Bewohner, konnten nicht gefunden werden. „Die Pfahlbausiedlung im Hafnersee gehört nicht zum UNESCO-Welterbe, ist aber wissenschaftlich interessant und spannend“, sagt Meyer. Daher sei geplant, "in größeren Abständen im Hafnersee Kontrolltauchgänge durchzuführen. Um die wissenschaftlich bestätigten (?) Pfahlbautensiedlungen vor Zerstörung, Diebstahl oder Veränderung zu schützen, besteht im gesamten Seegebiet – wie im Keutschacher See – ein Tauchverbot."

Absolut-Chronologie mit 14C-Altersbestimmung

14C wird in der Erdatmosphäre durch Kernreaktionen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ständig neu gebildet. Wenn die kosmische Strahlung auf Atome der Atmosphäre trifft, werden Neutronen freigesetzt. Wenn das in der Atmosphäre mit Abstand häufigste Stickstoff-Isotop 14N von einem solchen Neutron getroffen wird, so kann folgende Kernreaktion erfolgen: Das Neutron wird vom Stickstoffatom eingefangen, wobei aber gleichzeitig ein Proton abgespalten wird. Dadurch entsteht aus dem (147N-Kern + Neutron) ein (146C-Kern + Proton). Das Proton entspricht einem ionisierten Wasserstoffatom in der Atmosphäre.

Das neu gebildete (schwerere) 146Kohlenstoffatom verhält sich wegen der gleichen Anzahl von Protonen im Kern (6) chemisch völlig ident zu dem leichteren 126Kohlenstoffatom und wird damit bei jedem Photosynthesevorgang in die Pflanzen eingebaut - und klarerweise auch in die Gewebe von Pflanzen fressenden Tieren.

Der radioaktive Kohlemstoff 14C zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 ± 40 Jahren wieder zu Stickstoff 14N. (Mathematische Formel: der Anteil von 14C gegenüber 12C verringert sich mit e–λt im Zeitverlauf, wobei e die Euler’sche Zahl [= 2,72], λ die Zerfallsrate [= 1,21.10-4/a] und t die Zeit [in Jahren] ist.)

In biologischem Material (Holz, Getreide, Fleisch usw.) ist zum Zeitpunkt von dessen Bildung ein bestimmtes Verhältnis von 14C zu 12C - entsprechend jenem der Atmosphäre - vorhanden. Mit dem Tod des biologischen Materials (gefällter Baum, Getreidekörner, Knochen usw.) beginnt die 14C-Uhr zu ticken: Nach 5730 Jahren ist vom ehemaligen 14C nur mehr die Hälfte vorhanden. Indem man nun in dem Prüfling das Verhältnis von 14C zu 12C bestimmt, kann man auf das Alter des Prüflings schließen.

Ist das Verhältnis von 14C zu 12C nur mehr die Hälfte der Ausgangsrelation, so ist das Material 5730 ± 40 Jahre alt; beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Viertel, dann ist das Material 11.460 ± 80 Jahre alt, beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Achtel, dann ist das Material 17.190 ± 110 Jahre alt; also jeweils eine Halbierung des 14C zu 12C-Anteils alle 5730 ± 40 Jahre.

In der Atmosphäre beträgt das Verhältnis von 14C-Atomen zu 12C-Atomen nur: 1 14C-Atom zu 1,000.000,000.000 12C-Atomen (1 zu 1000 Milliarden). Je älter nun Proben sind, umso geringer wird dieses Verhältnis: nach fünf Halbwertszeiten (28.650 Jahre) ist das Verhältnis auf 3 % der ursprünglichen Relation gefallen.

Da diese Altersbestimmung auf dem physikalisch bestimmten Verhältnis von 14C zu 12C beruht, nennt man die Ergebnisse „Absolut-Chronologie“.

14C-Alter der Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Liste der 14C-Alter der oö Pfahlbauten

Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse des "Vienna Radium Institute" (VRI) gebracht. Diese beziehen sich durchwegs auf Holzproben und wurden von unterschiedlichen Forschern an das VRI (Dr. Felber et. al.) herangetragen. Tatsächlich gibt es mehr Proben als die hier angeführten 30 Stück (25 von Attersee und Mondsee, 5 von Keutschacher See und Hafnersee); diese konnten aber nicht dem Neolithikum zugeordnet werden und wurden deshalb hier weggelassen.

Die nebenstehende Tabelle ist zusammengestellt aus:

Übersicht: 14C-Chronologie am Attersee und Mondsee

Alter der Pfahlbaustationen in absoluter 14C-Chronologie in zeitlicher Reihenfolge

Die erste Besiedlung von Attersee und Mondsee ist absolut-chronologisch wohl um ~ 4.900 bp (before present = 14C-Alter) zur gleichen Zeit erfolgt. Das entspricht in Kalenderjahren der Zeit um ~ 3.900 kal.v. Chr. = 5.900 Jahre vor heute.

Bei beiden Seen erfolgte gleich zu Beginn eine Besiedlung der Ausflüsse (#2: 4.910 ± 130 bp See/Mondsee; #3: 4.910 ± 110 bp Seewalchen/Att.).

Von besonderem Interesse ist für diesen Zeitraum (#5: 4.800 ± 90 bp) ein Pfahl aus dem Ausfluss des Mondsees (vgl. hierzu auch die Funde von Janik beim Parkplatz der Möbelfabrik); möglicher Zweck:
→ See-Regulierung? Vorabsenkung vor Sommerniederschlägen?
→ Funktion des Mondsees als Rückhaltebecken für den Attersee zu Starkregenzeiten?

4.870 – 4.750 bp: In diesem Zeitraum gibt es vor allem Nachweise am Mondsee, aber auch am Attersee.

4.720 – 4.560 bp: Dieser Zeitraum wird vor allem von Datierungen am Attersee bestritten, aber auch am Mondsee.

→ 4.550 – 4.450 bp: Mit 100 Jahren längster Zeitraum ohne 14C-Daten: Siedlungshiatus oder Fundlücke?

4.450 – 4.390 bp bringt Funddatierungen von Misling und Kammer am Attersee, aber auch von Mooswinkel/Mondsee.

4.350 – 4.260 bp zeigt die Besiedlung von Mooswinkel/Mondsee (über 90 a) und dazwischen von Nußdorf/Attersee.

Die Besiedlung der Station Abtsdorf I um 3.180 ± 90 bp gehört bereits zur Zinn-Bronzezeit.


Geringe 14C-Untersuchungsdichte je Station

Die Untersuchung von heimischen Pfahlbau-Stationen und die Anzahl der Altersbestimmung je Station sind im Vergleich zu jenen der Schweiz (vgl. Bielersee) nur rudimentär. Betrachtet man die Stationen mit mehreren Proben, so sieht man, dass sich für diese wiederkehrende Besiedlungszeiten ergeben (Ausnahme: Weyregg).

Liste der Pfahlbaustationen

Mehrere 14C-Probenbestimmungen gibt es für diese sieben Pfahlbau-Stationen:

Scharfling/Mondsee (vier: 4.940, 4.870, 4.780, 4.660): mehrere Besiedlungszeiträume, endet mit See,
See am Mondsee (drei: 4.910, 4.750, 4.660): Besiedlung über rd. 250 Jahre, endet mit Scharfling,
Mooswinkel/Monds. (vier: 4.560, 4.430, 4.350, 4.260): beginnt nach See/Scharfling, letzter Pfahlbau,
Misling am Attersee (vier: 4.710, 4.610, 4.450, 4.390): hier sind ebenfalls mehrere Abschnitte zu erkennen,
Attersee/Attersee (zwei: 4.720, 4.610): Besiedlung parallel mit Abtsdorf; vor und nach Weyregg,
Weyregg/Attersee (zwei: 4.660, 4.640): beide Proben aus gleicher Siedlungsphase, nun auch eine noch ältere Phase,
Abtsdorf/Attersee (zwei: 4.680, 3.180): die erste Besiedlung ist neolithisch, die zweite aus der späten Bronzezeit.

Nur eine mittels 14C-Methode bestimmte Altersangabe gibt es für die übrigen Stationen: Seewalchen/Attersee (4.910), Mondsee-Ausfluss/Mondsee (4.800), Kammer/Attersee (4.420) und Nußdorf/Attersee (4.310). Dabei ist für Nußdorf mittlerweile bekannt, dass es zumindest zwei Kulturschichten gibt.

Bei Betrachtung der Zeitabfolge in der Liste sticht die insgesamt hohe Beständigkeit der Besiedlungsdaten ins Auge: es hat den Anschein, dass die beiden Seen über rd. 700-800 Jahre regelmäßig besiedelt waren und es nur wenige (nicht wahrscheinlich: keine) Siedlungsunterbrüche gab.

Dies wäre analog zu den stratigraphischen Untersuchungen am "Kleinen Hafner" in Zürich und den Ergebnissen von Peter Suter zu den Stationen am gesamten Bieler See genauer zu untersuchen. Es ist zu vermuten, dass sich bei ähnlichen stratigraphischen Untersuchungen wie am Kleinen Hafner oder den Stationen am Bielersee viele zusätzliche und detailliertere Ergebnisse auch bei den anderen Stationen am Attersee finden ließen. (Anm.: Dies wäre wohl eine recht relevante Erweiterung der archäologischen Kenntnisse.)

Ganz grundsätzlich ist analog zu den Gegebenheiten am Bieler See davon auszugehen, dass bei einem Seespiegel-Tiefstand (zumindest) am Attersee nicht nur eine einzelne Station besiedelt war, sondern diese günstige Gegebenheit auch zu Stationen bei den anderen günstigen Stellen führte.

Dies gilt besonders für so günstig gelegene Stationen wie Abtsdorf (wofür ja auch die einzige zusätzliche Besiedlung während der Bronzezeit spricht), aber auch für Kammerl, Seewalchen am See-Ausfluss usw. Vermeintliche Gegenbeispiele wie das recht ungünstig gelegene Misling (wenig Raum, Beschattung von Feldern usw.) sind eher eine Bestätigung dieser Annahme. Auch in Nußdorf liegt die nachgewiesene Station wettermäßig (Süd-Stürme) sehr exponiert und es gäbe in Nußdorf mehrere viel attraktivere Standorte. Ähnliches gilt für die Strandplatten von Attersee und Weyregg.

Mooswinkel und Misling sind ob ihrer Anlage und örtlichen Gegebenheiten eher als un-/außergewöhnliche Pfahlbaustationen anzusehen.

(Absolute) Radiokarbondaten und Kalibrationskurven

Abhängigkeit zwischen Radiokohlenstoffalter (Yr = Zeit in Jahren) und dem Dendro-Alter (Kalenderalter) - durch Dendrochronologie bestimmtes Alter f. d. vergangenen 12.000 Jahre nach Stuiver (1998); zeigt, dass die 14C-Alter ab 3.000 BC rd. 1000 Jahre zu niedrig sind

Das Verhältnis von 14C zu 12C in der Atmosphäre unterliegt im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Diese werden durch die Veränderung der kosmischen Strahlung durch die Sonnenaktivität, die die Neu-Produktionsrate von 14C beeinflusst, aber auch sehr stark durch die Änderung des Erdmagnetfeldes hervorgerufen.

Falls nun in historischen Zeiten dieses 14C zu 12C-Verhältnis höher als heute war, so scheint bei heutiger Altersbestimmung weniger 14C zerfallen zu sein und es wird damit scheinbar ein geringeres Alter des untersuchten Materials angezeigt.

Damit sind die „absoluten“ physikalischen Ergebnisse der Altersbestimmung anzupassen. Dies geschieht z.B. durch die Bestimmung des Alters von Hölzern mittels der Dendrochronologie (Altersbestimmung anhand der Jahresringe von Bäumen) im Vergleich zu der Altersbestimmung desselben Baums mittels der 14C-Methode.

Wie der nebenstehenden Grafik von Stuiver (1998) zu entnehmen ist, wird bei einem tatsächlichen, kalendarischen Proben-Alter von 6.000 Jahren ein 14C-Alter von nur rd. 5.000 Jahren - und damit zu wenig - angezeigt.

Pernicka (1990) bringt auf Seite 32 eine ganz ähnliche Grafik in seiner diesbezüglichen Veröffentlichung: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit und formuliert, dass im Altersbereich von etwa 3.000 bis 10.000 v.Chr. die 14C-Alter rund 1.000 Jahre zu niedrig sind.14C-Altersbestimmungen mit Proben vom Ende der letzten Eiszeit zeigen sogar ein um ~ 2.000 Jahre zu geringes Alter.

Diesen Korrektur-Vorgang nennt man „Kalibrierung der absoluten Chronologie“. Derart kalibrierte Alters-Angaben werden mittels des Zusatzes „(cal)“ oder „(kal)“ gekennzeichnet.

Durch Vergleichsmessungen konnten bisher sogar für die letzten 48.000 Jahre die relativen Abweichungen des 14C / 12C -Verhältnisses gegenüber der heutigen Relation bestimmt werden.

Die aktuellsten Kalibrikationsdaten können der folgenden Veröffentlichung entnommen werden: IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age → Calibration Curve (0–55 cal kBP). Zs. Radiocarbon, Volume 62, Issue 4: IntCal20: Calibration Issue, August 2020, pp. 725–757. CC- BY. Available to download at → http://intcal.org.

Deterministische vs. stochastische Altersangaben

Deterministische vs. stochastische Altersangaben
Detaillierte Kalibrierungskurve 5000–3500 v.Chr.

Eine diesbezüglich sehr erhellende graphische Darstellung bringen → Maurer und Krondorfer in ihrer Veröffentlichung in "Fines Transire" 2019, S. 219 (siehe nebenstehende Abbildung).

14C-Altersangaben geben aufgrund der physikalischen Untersuchung deterministisch ("bestimmt") das Alter von Proben mit einem zugehörigen Wahrscheinlichkeitsbereich (± x Jahre; in Form einer Glockenkurve) an. Vgl. hierzu in der Abbildung die Kurve des rot eingefärbten Radiokarbonalters.

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre unterlag im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Die blaue Kurve gibt den Zusammenhang zwischen dem Radiokarbonalter und dem Alter in Kalenderjahren an, wie er in der Abbildung abzulesen ist.

Man erkennt z.B. auch, dass der CO2-Gehalt um 2.820 v.Chr. gerade so hoch war, dass bis zum Jahr 2.600 v.Chr. gerade so viel Kohlenstoff radioaktiv zerfallen ist, dass man heute nicht entscheiden kann, von welchem der beiden Jahre die Probe stammt: Das Radiokarbonalter wird in beiden Fällen mit 4.100 Jahren angegeben.

Das physikalisch ermittelte Alter der Probe samt deren Verteilung um diesen deterministischen Wert ist nun mit diesen schwankenden CO2-Kurven des Zeitraums zu "verschneiden".

Der physikalisch ältest-mögliche Bereich von 4.210 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.880 Kalenderjahren v.Chr., aber nur mit einer recht geringen Wahrscheinlichkeit. Der physikalisch jüngst-mögliche Bereich von 4.100 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.830 Kalenderjahren v.Chr. - oder eben auch 2.620 Kalenderjahren v.Chr. Das Minimum der CO2-Kurve bei 2.830 Kalenderjahren v.Chr. liegt außerhalb des physikalisch möglichen Zeitraums.

Hieraus ergeben sich für die einzelnen Kalenderjahre bestimmte stochastische Wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes kalendarisches Ursprungsjahr v.Chr. dieser Probe und damit die "gebirgige" Kurve, wie in der Abb. dargestellt ist. (Anm.: griech. "stochas" = "Vogelflug"; in Anspielung auf den nicht völlig geradlinigen, sondern mit Wahrscheinlichkeiten behafteten Verlauf.)

Riedhammer, Karin bringt eine → absolute Datierung des Südostbayerischen Mittelneolithikums westdeutscher Prägung, der Stichbandkeramik und der frühen Lengyel-Keramik Mährens und Ostösterreichs. 2016, 83 Seiten. (vgl. die nebenstehende Abbildung).

Aktuelle IntCal20 Kalibrationskurve für die nördliche Hemisphäre

Artikel: The IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age Calibration Curve (0–55 cal kBP) Zs. Radiocarbon 62. doi: 10.1017/RDC.2020.41. Download des Artikels: → als HTML und → als PDF

Datenquelle für die Kalibrationskurve: https://www.intcal.org/https://www.intcal.org/data.htmlhttps://www.intcal.org/curves.htmlhttps://www.intcal.org/curves/intcal20.14c.

IntCal20-Daten: 14C-Alter 5.300–4.000 v.Chr. = 6.500–4.500 calBP
Normalverteilung: 68,3 % der Werte im Intervall [X ± 1σ]; 95,4 % der Werte im Intervall [X ± 2σ]; mit σ (Sigma) als Standardabweichung

Die weiter unten auszugsweise angegebenen Daten der IntCal20-Kalibrationskurve werden in der Grafik für die Jahre 6.500 bis 4.500 Jahre vor heute dargestellt. Dabei erkennt man einerseits, dass die 14C-Daten ein um 600 - 850 Jahre zu geringes Alter gegenüber dem kalendarischen Alter ausweisen, andererseits dass es zu jedem 14C-Alter mehrere kalendarische Alter gibt.

Den unten angegebenen 14C-Daten von IntCal20 kann ebenfalls entnommen werden, dass diese Daten nicht für einen bestimmten Zeitpunkt X (den wahrscheinlichen Erwartungswert) sondern nur für einen bestimmten Zeitraum angegeben werden können. Diese Abweichungen vom physikalisch ermittelten Zeitpunkt X werden mittels Standardabweichung um diesen Wert (X ± σ = X ± Sigma) angegeben.

Beispiel aus dem IntCal20-Datensatz: (mit: 0-Punkt calBP = 1950 n. Chr.)

calBP, 14C age, Sigma, Delta 14C, Sigma (Daten durch Beistriche getrennt)

6000,5276,17,71.4,2.3

5995,5248,16,74.5,2.2

5990,5228,16,76.6,2.2

5985,5207,16,78.7,2.1

5980,5200,16,79.0,2.1

5975,5207,17,77.4,2.3

5970,5218,18,75.3,2.4

5965,5230,17,73.1,2.3

5960,5239,17,71.1,2.3

5955,5244,18,69.9,2.4

5950,5242,18,69.5,2.4

usw.



Kalibriertes Pfahlbauten-Alter (~3.900 v.Chr.) österreichischer Stationen

Antl-Weiser (1995): Kalibrierte 14C-Daten: v.l.n.r.: Stationen an Mondsee und Attersee

Antl-Weiser 1995, Walpurga u. Holzer, Veronika:Neue Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Österreich; Zs. des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde. 4/1995:10–21. (Anm.: auch guter Überblick zu Textilien und Silexmaterial)

S. 10: „Einundzwanzig Stationen vom Mond- und Attersee gehören der jungneolithischen Mondsee-Gruppe an. Nur die im Jahr 1976 im Attersee entdeckte Siedlung Abtsdorf I stammt aus der Bronzezeit und wird anhand von 14C-Daten in das 16. Jh. v. Chr. datiert. Die Mondsee-Gruppe zählt heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis nach Driehaus und ist für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe". Sie wird (lt. Ruttkay) in drei Abschnitte unterteilt: einen älteren typologisch problematischen Abschnitt um 3.800 v. Chr., einen vollständig entwickelten Abschnitt von 3.700 bis 3.300 v. Chr. und einen dritten Abschnitt, der um 3.000 v. Chr. anzusetzen ist (Ruttkay 1981, Raetzel-Fabian 1986, 66, Obereder et al. 1993.“ (Antl-Weiser erwähnt in dieser 10-seitigen Veröffentlichung 23 x den Begriff "Altheim".)

Antl-Weiser bezieht sich bei ihrer Zeitstellung auf die Veröffentlichung von Obereder, Pernicka u. Ruttkay: "Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht" in der Zeitschrift Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9. Die dortige Kalibrierung der 14C-Daten erfolgte mithilfe des → Groningen Radiocarbon Calibration Program; 1993

  • (Anm.: Ihre hier von Ruttkay (1993) übernommene Meinung ("eine mit Altheim eng verwandte Gruppe") ist wenig belegbar; die Altheimer-Gruppe hat keine Beziehung zur Bewirtschaftung von Seen und deren hydrologische Beherrschung. Das einzige, was auch bei der Altheimer-Gruppe vorkommt, ist die Anlage von tiefen und langen Gräben - allerdings auf dem Trockenen rund um ihre Siedlungen. Dass sich dabei Ruttkay vor allem auf unpublizierte Clusteranalysen von Strahm Chr. stützt und die österreichischen Beile unhinterfragt als "Altheim-Beile" bezeichnet, erscheint überraschend.)
  • Auch der Arbeit von Saile (2014): "Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder." kann keine Ähnlichkeit zur Mondsee-Gruppe entnommen werden.

Baldia 2001, Maximilian bringt in seinem Internet-Archiv eine detaillierte Auflistung von → 20 14C-Daten vom Mondsee und Attersee und deren Kalibrierung samt Angabe der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für einzelne Zeitdauern und als erster eine → grafische Darstellung der kalibrierten 14C-Daten.

Die Radiokohlenstoff-Daten von Scharfling (VRI-311 und VRI-312), See/Mondsee (VRI-37) und Seewalchen (VRI-723) weisen auf den gleichen Zeitraum.


Dworsky (2004): kalibrierte 14C-Daten der Station Scharfling

Dworsky 2004, Cyril u. Reitmaier, Thomas:Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten. Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.

Dworsky bezieht sich hier auf Pfahlproben aus der Station Scharfling; es wurde versucht, neben 14C-Daten auch dendrochronologische Ergebnisse aus der Schweiz zu erhalten. Die acht Pfahlproben - fünf davon sind Fichte (Picea abies), drei Weißtanne (Abies alba) - weisen ein individuelles Alter von 25 bis 150 Jahren auf. Es konnte aber keine absolute Datierung vorgenommen werden.

(Anm.: Dass von den Pfahlbauern Bäume mit einem Alter von bis zu 150 Jahren - wie von den Autoren S. 13 angegeben - verwendet wurden, ist wenig glaublich: Fichten haben mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 158 cm: Tannen/Weißtannen mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 106 cm. [Quelle: → Baumportal.de).

S. 13 f.: „Aufgrund der gewonnenen 14C-Daten ist somit eine Zuweisung ins 38. und 37. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich, womit neben dem dokumentierten Profil auch die naturwissenschaftlichen Ergebnisse klar eine Mehrphasigkeit der Station Scharfling fassbar machen. Trotz der vorerst ausbleibenden bzw. noch zu erwartenden endgültigen Resultate zeigt bereits die Analyse weniger Hölzer das hohe Potential der Dendrochronologie, und es gilt, noch weit mehr in diese Methode zu investieren und weiteres Probenmaterial zu entnehmen.“


Pernicka (2012): kalibrierte 14C-Daten der Mondseegruppe. Anm.: Zuordnung der VRI-# zu Stationen durch obige Liste

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin:Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. pp. 113–132; Altersgrafik p. 114; viel Literatur pp. 132–138. Leiden 2012. → zweite Quelle

  • S. 114: Stationen der Mondseegruppe um Attersee und Mondsee (nach Dworsky und Reitmaier 2004, 4, Abb. 1)
  • S. 115: 14C-dates for the sites of Mondsee group compiled from Reiter (2008, 36), Dworsky and Reitmaier (2004, 13) and Breitwieser and Stradal (2001, 94) calibrated with Oxcal 4.1.7.

S. 115 (übersetzt): "Die absolute Chronologie der Mondseegruppe basiert hauptsächlich auf mehr als dreißig in der Literatur publizierten Radiokohlenstoff- und dendrochronologischen Daten, mit ausführlichen Datumslisten in Stadler (1995, 218) und der RADON-Datenbank von Rinne (2011). Die beigefügte Abbildung enthält dreißig mit Oxcal 4.1 kalibrierte Daten, die aus den oben genannten und anderen Publikationen zusammengestellt wurden.
In einer kürzlich veröffentlichten Zeittafel, die die neolithischen Kulturgruppen Ostösterreichs auf der Grundlage von Radiokarbondaten und stratigraphischen Überlegungen darstellt (Krenn-Leeb 2006), wurden die ersten beiden Horizonte der Mondseekultur (I und II) zwischen ca. 3.800 cal BC und 3.000 cal BC platziert, wobei Mondsee III - der jüngste Horizont - als regionale Manifestation der Chamer Kultur angesehen wird und auf ca. 3.000 cal BC bis 2.900 cal BC datiert wird."


Chronologie der Siedlungsphasen I und II am Mondsee

Swierczynski 2013: Abbildung 3 (Seite 1606): "Chronologie der Siedlungsperioden am Mondsee. Zwölf publizierte AMS-Radiokarbondaten von drei neolithischen Pfahlbaufundstellen ("See", "Scharfling" und "Mooswinkel") wurden kalibriert und als Eingabeparameter für die Periodenmodellierung mit OxCal 4.1 (Ramsey, 2009) verwendet. Es können zwei verschiedene Siedlungsperioden unterschieden werden: Siedlungsperiode SP I von ca. 3800 bis 3250 cal. yr BC (Before Christ - kalibriert) und Siedlungsperiode SP II von ca. 3400 bis 2700 cal. yr BC."
→ Link zu: Swierczynski-Veröffentlichungen

Swierczynski et. al. unterscheiden klar zwischen der initialen Siedlungsphase "See/Mondsee und Scharfling" und der späteren Siedlungsphase "Mooswinkel".

Aus der Abbildung ist auch zu entnehmen, warum es keine "exakten" Zeitpunkte auch nach Kalibrierung gibt, weil sich das 14C zu 12C-Verhältnis in der Vergangenheit auch kurzfristig stark geändert hat: damit gibt es diese "verwaschenen" Zeitpunkte für die einzelnen Proben.


Besiedlungsperioden und -ende (~2.700 v.Chr.) an Mondsee und Attersee

Den obigen Daten von Antl-Weiser (1995), Baldia (2001), Pernicka (2012) und Swierczynski (2013) können grob drei Besiedlungsperioden entnommen werden:

  • die Pionier-Besiedlung am Mondsee und Seewalchen um 3.900/3.800 v.Chr.
  • die Mondsee und Attersee umfassende Besiedlung 3.700 bis 3.300 v.Chr.
  • die letze Besiedlung beider Seen mit Siedlungsende um 2.700 v.Chr.

Wie den Zeitstellungen von Antl-Weiser (1995; vorletzte und letzte der senkrechten Zeitdatierungen: 2. und 1. von rechts)), Swierczynski (2012) und Pernicka (2012) zu entnehmen ist, endet die Pfahlbauzeit nach über einem Jahrtausend etwa mit 2.700 v.Chr. mit den Stationen Mooswinkel/Mondsee, Misling, Nußdorf und Kammer am Attersee mit dem Auftauchen der Schnurkeramiker in unserem Raum (um ca. 2.800), wie in der Arbeit von (Włodarczak 2012: → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa für den Zürichsee gezeigt wird. Damit ist auch eine Tradierung des Namens des Attersees durch die indoeuropäisch sprechenden Schnurkeramiker vereinbar.



Szenario-Erzählung der Besiedlung durch Kanal-Pfahlbauern (ohne Kupfer-Fokus)

Nachfolgend wird ein konsistentes Szenario der einzelnen jedenfalls erforderlichen Schritte der Besiedlung der Salzkammergutseen durch Schweizer Bauern und Kanal-Pfahlbauern gezeichnet. In einem später gebrachten Abschnitt werden auch die naturräumlichen Rahmengegebenheiten und der Einfluss der Metallurgen und des Arsenkupfers auf das Entstehen der Pfahlbauernkultur am Mondsee und Attersee einbezogen.


Wenn bei uns im Vergleich zur Schweiz mit tausenden dendrochronologischen Altersbestimmungen nur knapp 30 14C-Datierungen von Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee vorliegen, soll im Folgenden doch eine "erste Szenario-Erzählung" eines möglichen zeitlichen Verlaufs der Kanal-Pfahlbaukultur an unseren oberösterreichischen Seen vermittels der wenigen gegebenen Datierungen versucht werden.

Es gehört zu Aufgaben archäologischer Forschung, solchen Anhaltspunkten - wie den im folgenden dargestellten Szenario-Bestandteilen - nachzugehen und sie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dies umso mehr, als Offenberger sich ja als Denkmalschützer sah und selbst so gut wie keine archäologischen Untersuchungen vornahm bzw. amtlicherseits auch nicht vornehmen durfte.

Jedenfalls stellen die Pfahlbauten am Attersee und Mondsee eine einzigartige Gelegenheit dar, die Entwicklung einer Pfahlbau-Gesellschaft an einem gesamten Seen-Ensemble zu erforschen. Das diesbezüglich wohl eindrücklichste Vorbild sind die Forschungen und Ergebnisse, die Peter Suter erstmals für einen gesamten See am Bieler See erarbeitete.

Kundschafter-Phase

Wenige Jahrhunderte nach Egolzwil und Kleinem Hafner am Zürichsee suchen und finden schweizerische Kanal-Pfahlbauern entlang der nördlichen Alpen mit Mondsee und Attersee geeignete Seen für ihre Kanal-Pfahlbauern-Kultur. Gründe für solche expansiven Vorhaben waren u. U. ausgelaugte Böden am bisherigen See (vgl. die regelmäßigen Siedlungsunterbrüche bei allen Pfahlbau-Stationen), vielleicht aber auch die gestiegenen Bevölkerungsdichten (v.a. wegen der Art der Ernährung des Nachwuchses).

Ihre Anforderungen an einen neuen Kanal-Pfahlbauern-See waren wohl:

  • vorhandene Salzsohle-Quellen im näheren Umfeld
  • Seehöhe 400-500 m – vergleichbar zu Egolzwil 523 m, Zürichsee 406 m, Bielersee 429 m, Neuenburger See 430 m
  • "Gletscherrand"-See: Endmoräne mit steilem Abfluss für "Rückwärtserosion" (Sohlschwelle: Moräne; kein Fels)
  • steiler Abfluss: große Strömung, kurze Rückwärtserosions-Strecke für See-Absenkung um 4-5 m für trockene Strandflächen
  • passendes Klima: Niederschläge, Hydrologie, Durchschnittstemperatur für Getreideanbau auf trockenfallenden Flächen (oder Wiesen für Rinder und Schafe)
  • Wildreichtum, geeignete Bäume für Hüttenbau, Ressourcen und nahe Silex-Vorkommen usw.
  • keine Eigentumsansprüche anderer neolithischer Gruppen, kein Jagdgebiet ursprünglicher Jäger-Sammler-Gruppen
  • einigermaßen geschützte Lage von möglichen Siedlungen (kein allseitig freier Zugang, Rückzugsmöglichkeiten)
  • "Wegbarkeit": zum Erreichen aus Schweiz gutes Vorwärtskommen mit Vieh/Getreide 10-15 km/d, "gehbare" Waldränder

Bayrische Seen und Ausdehnung des Würm-Gletschers

klar vor 4.940 bp (± 120) (≈ 3.900kal.v.Chr.): "Kundschafter" sondieren östlich der Schweiz entlang des Voralpengebiets mögliche geeignete Gletscherrand-Seen (Anm.: Die bayrischen Seen waren - mit Ausnahme des Starnbergersees = Würmsees - voll vom Eis überfahren, sodass sie eben keine "Gletscherrand"-Seen waren.)

Ischler Ache wg. drohender Schüttungen unbeherrschbar
  • Mattsee|Obertrumer See|Grabensee: alle 503 m, keine Endmoräne: – Mattig in 8 km 491 m: 1 ½ ‰ Gefälle;
  • Wallersee: 506 m – keine Endmoräne; Fischbach fließt viele km lang flach dahin; keine "Rückwärts-Erosion" möglich;
  • Fuschlsee: 663 m – zu hoch?; mäandert 16 km bis zum Mondsee mit 493 m: ≈ 10 ‰ Gefälle; wenig gewinnbare Strandfläche; Seeabschluss mit 1 km Moor und Schwemmkegel;
  • Wolfgangsee: 538 m – Schüttkegel beim Seeausrinn; Ischler Ache fließt südwärts 4 km bis 514 m mit ≈ 6 ‰ Gefälle; Kanal in Ischler Ache ob potenzieller Schüttungen (3 Wildbäche von N, 1 großer von S) nicht beherrschbar (vgl. die Abbildung!);
  • Traunsee: 423 m – Traun 10 m auf 2 km mit ≈ 5 ‰ Gefälle; wenig Strandplatten; Abfluss tief eingeschnitten, 45°-steile Fluss-Ufer; hydrologisch nicht beherrschbar; (vielleicht wurde im Zuge dieser Prospektionen auch die Salzquelle Pfandl bei Ischl entdeckt?)
  • Mondsee: 493 m – Seeache 24 m auf 3 km (See bis Unterach) mit ≈ 8 ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr; Moränenwall;
  • Attersee: 469 m – Ager 9 m auf 2 km (See-Oberachmann) mit ≈ 4 ½ ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr, Endmoräne.

Pionier-Phase

Klar vor 4.940 bp (± 120) erfolgte eine detailliertere Erkundung von Mondsee und Attersee bzgl. Eignung der Hydrologie (z. B. ähnliches Zwei-Seen-System wie Neuenburgersee/Bielersee); der Umwelt für die neolithischen Pflanzen, Tiere und Ressourcen; Kontakte zu neolithischen Nachbarn; Beobachtung von mesolithischen Jäger/Sammler-Gruppen; Erkundung der Gegend; Wildreichtum usw.

Erarbeitung eines hydrologischen Konzepts

Wie im eigenen Abschnitt → "Hydrologie der Salzkammergut-Seen für die Kanal-Pfahlbauern" ausführlich dargestellt, sind – auch heute noch – tiefgehende hydrologische Kenntnisse für die Bewirtschaftung von Kanal-Pfahlbauern-Seen erforderlich. Solches Know how war unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Besiedlung des Attersees einschließlich des Mondsees.

Dieses tiefschürfende hydrologische Know how fehlte allen direkt benachbarten neolithischen Gruppen und konnte nur von bereits erfahrenen Kanal-Pfahlbauern beigebracht werden. (Anm,: Solche "Wasserbau-Spezialisten" mit jahrhundertelangen hydrologischen Erfahrungen gab es damals ausschließlich an den Schweizer Pfahlbauseen.)

Einzugsgebiet von Attersee und Mondsee

Wesentlich war der Erwerb grundlegender Kenntnisse über die hydrologischen Gegebenheiten zu den zu besiedelnden Seen über einen gewissen Zeitraum – z. B. während einer Pionier-Generation (20–30 Jahre).

Dazu gehören die vergleichweise einfach zu erwerbenden Erfahrungen und Größen:

  • Niederschläge (normal, Starkregen, Häufigkeiten usw.): konnten direkt beobachtet werden
Leichter Einbaum für Vermessungsarbeiten
  • Seefläche: konnte durch Befahren mit Einbäumen direkt abgeschätzt werden: Ein Längs-Befahren des Attersees (20 km) dauerte rd. 4 Stunden (Lit.: Schöbel 2009, S.9: Einbaum mit 5 kmh); jene des Mondsees (10 km) rd. 2 Stunden. Mehrere Seeüberquerungen dauerten am Attersee im Durchschnitt rd. ¾ Stunden, jene des Mondsees rd. ½ Stunde. Damit ergaben sich die Seeflächen – jedenfalls ihre Relationen zueinander im Verhältnis von 4 zu 1.
  • Einzugsgebiet-Größe: diese konnte einfach durch Abgehen je zufließendem Bach bis zu den Wasserscheiden eruiert werden (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung des Gebietes) [Anm.: Dies führte für Attersee und Mondsee durch einfaches Stundenzählen rasch zu guten Ergebnissen. Beim Traunsee fanden sie die zugehörigen südlichen Wasserscheiden in solchen Entfernungen, dass sie jedenfalls eine Besiedlung nicht in Betracht zogen. Vielleicht fanden sie dabei aber gleichzeitig den Austritt des salzhaltigen Wassers – durch Tierbeobachtung (!) – bei Pfandl nahe Bad Ischl.]
  • Abflüsse der einzelnen Seen (Durchschnitt; Schwankungen; Hochwasserabfluss: Höhe, Dauer usw.) [Anm.: Der durchschnittliche Abfluss korreliert direkt mit dem zugehörigen Einzugsgebiet.]
  • Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche: das war die wesentliche Kenngröße für eine Besiedlung, da davon ja die Hochwässer und die See-Retention abhängen
  • Beobachtung der tatsächlichen Wasseranstiege bei Auftreten von Hochwässern je See
  • Seeretention (einzeln; im System): aus der Erfahrung z.B. vom System Neuenburgersee-Bielersee konnten entsprechende Verfahrensweisen für eine Verbesserung insgesamt abgeleitet werden
  • Das waren die Grundlagen für die Konzeption der hydrologischen Bewirtschaftung des Seensystems:
    • Tiefe des Abgrabens der Abflüsse beider Seen (konnte jederzeit nachgebessert werden);
    • Vorabsenkung des Mondsees und Aufstau bei Auftreten eines Hochwassers (lt. Erfahrungen);
    • gleichzeitig frühzeitiges Absenkung des Attersees unter Normal-Seehöhe zur Aufnahme von vorhersehbaren Hochwasser-Niederschlägen

Die Pioniere der Pfahlbauern werden auf Grund ihrer Abschätzungen und ihrer hydrologischen Kenntnisse über das Seensystem Mondsee-Attersee zu den folgenden größenordnungsmäßigen Werten wie in der nachstehenden Tabelle gekommen sein:

Vergleich von Obersee (Mondsee) : Untersee alleine : (Ober- + Untersee = Attersee)
(mit 1 h = 1 Stunde Bewegungs-Entfernung ≈ 5 km)
Einzugs-
gebiet h x h
Seefläche
h lang x h breit
Gebiet zu
See-Fläche
Abfluss =
Gebiet / 2
Hochwasser
Obersee 20 h x h 2 h x ½ h = 1 h x h 20 x Seefläche 10 "2 x" = Beobachtung
Untersee alleine 15 h x h 4 h x ¾ h = 3 h x h 5 x Seefläche 7 "1 x" Diff.-Schätzung
Ober- + Untersee 35 h x h 4 h x h 8 x Seefläche 17 "3 x" = Beobachtung



Zum Vergleich werden die heutigen, gemessenen Daten der hydrologischen Gegebenheiten der angeführten Seen angeführt. Der Traunsee kam nie in Frage; der günstig scheinende Wolfgangsee nicht wegen des nicht beherrschbaren Abfluss-Kanals.

Daten zu Mondsee, Attersee, (Attersee alleine), Wolfgangsee, Traunsee
MQ = mittlerer Abfluss; HHQ = höchster Hochwasserabfluss
Einzugs-
gebiet E [km²]
Seefläche
F [km²]
E zu F MQ
[m³/s]
HHQ
[m³/s]
Attersee ohne Mondsee 217 46,2 4,7 8 37
Attersee mit Mondsee 463 60,0 7,9 17 110
Mondsee allein 247 13,8 17,9 9 73
Wolfgangsee 125 13,0 9,6 5,4 43
Traunsee 1422 24,5 58,0 69 630


Die Pioniere der Kanal-Pfahlbauern haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen sicher erkannt, dass die Hochwässer des Mondsees die hauptsächliche Ursache für besonders hohe Attersee-Hochwässer des gemeinsamen Systems Mondsee-Attersee sind. Diese sind für den Attersee im Gesamtsystem mindestens doppelt so schwierig wie für den Attersee allein.

Sie erkannten wohl auch, dass sich der alleinige Attersee-Abfluss bei Hochwasser nur auf das Doppelte des Normal-Abflusses erhöht, wenn man den gleichzeitigen Hochwasserabfluss des Mondsees verhindern kann. Dadurch reduzierte sich ja das Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche für den Attersee im Vergleich zu (Attersee allein) beinahe auf die Hälfte (7,9 → 4,7).

Wenn sie den Attersee besiedeln wollten, mussten sie die drohenden Hochwässer des Mondsees beherrschen.

Aus ihren Erfahrungen konnten sie sicher auch folgendes abschätzen: Wenn man bei einem Starkregen die Abflusswelle des Mondsees in den Attersee für drei Tage durch Aufstau verhinderte, so erhöhte sich der Spiegel des Mondsees nur um ~ 1 ½ m. Diese Kenntnis konnten sie wohl auch aufgrund von Beobachtungen während Hochwasserereignissen ableiten. Mit einer Vorabsenkung um 3 m lag man auf der sicheren Seite.

Damit die Pfahlbauten in See/Mondsee auch bei einer Hochwasserrückhaltung des Mondsees jedenfalls auf dem Trockenen blieben, wäre eine Absenkung des Mondsees um rund 4–5 m zielführend gewesen (vgl. Janik-Veröffentlichung mit Seekreide in 5 m Tiefe bei der Möbelfabrik neben der Seeache).

Überraschende Konsequenz: die geringe Besiedlung des Mondsees

Unter der Annahme, dass der Mondsee kontinuierlich vorabgesenkt betrieben wurde, um mögliche auftretende Hochwässer vor Abfließen in den Attersee durch Aufstau auffangen zu können, hatte der Mondsee dauernd ein recht tiefes Seespiegelniveau.

Dabei fielen breite Strandflächen z.B. bei St. Lorenz und auch am gegenüberliegenden Ufer sowie östlich von Mooswinkel trocken. Dort wurden aber trotz intensiver, früher Absuchungen durch Tauchgruppen unter Johann Offenberger bis 10 m Tiefe – und auch durch hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektionen durch Prof. Timothy Taylor im Sommer 2018 mit Fächerecholot (siehe weiter unten) – keine weiteren Pfahlbausiedlungen neben jenen von See, Scharfling und Mooswinkel gefunden.

Dies passt zur These der Funktion des Mondsees als „Vorfluter“ für den Attersee. Falls ein Hochwasser auftrat, führte das Aufstauen des Mondsees ja dazu, dass diese ansonsten trockenen Strandplatten überflutet wurden – diese konnten also nicht als Anbauflächen für Getreide oder als Siedlungsflächen genutzt werden.

Der Mondsee war Voraussetzung und Ermöglicher für die neolithische Besiedlung des Attersees durch die Kanal-Pfahlbauern, hatte dadurch aber keine Gelegenheiten für weitere eigene Stationen.

Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten zur Hydrologie des Mondsees

Hier wird eine aktuelle Masterarbeit von Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, der Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten) gebracht, der auch die Möglichkeit von Vorabsenkungen des Mondsees eingehend untersucht und auch die vorgelagerten Seen detailliert einbezieht.

Entscheidung

Die Entscheidung fiel damit vor 4.940 bp wegen der hydrologischen Verhältnisse und den viel geringeren und wenig günstigen landwirtschaftlichen Lagen des Mondsees für den Attersee, und das vor allem auch wegen der möglichen "Vorfluter-Funktion" des Mondsees; und auch gegen den Traunsee oder den Wolfgangsee, bei denen diese Möglichkeit völlig fehlte.

Die sich anbietende Möglichkeit bestand ja darin, den Mondsee stets um 4 - 5 m "vor-abgesenkt" zu halten, um ihn bei Starkregen-Ereignissen aufstauen und damit das Hochwasser für den Attersee deutlich geringer halten zu können: damit wurden die potentiellen Hochwässer am Attersee auf rund die Hälfte des unbeeinflussten Gesamtsystems reduziert.

Pionier-Station Scharfling

Pionier-Station Scharfling: die senkrecht in den Mondsee abfallenden Felsen als Schutz
Scharfling – isolierte und geschützte Lage

Als Pionier-Station wurde Scharfling wegen der besonders geschützten Lage gewählt: Die Station war ausschließlich über Wasser erreichbar: die Bucht war rundum vom See und beidseits von senkrecht aus dem Mondsee aufsteigenden Felswänden umschlossen - vgl. die Höhenlinien in der nebenstehenden Abbildung und die nachfolgenden Bilder der Station Scharfling mit den sie einschließenden Steilabfällen der beidseitigen Felsen. Die Station Scharfling blieb dauerhaft der sicherste Zufluchtsort für alle Pfahlbauern des gesamten Attersee-Mondsee-Gebiets.

[EINFÜGUNG: Diese geschützte Lage erinnert frappant an das vor-neolithische / mesolithische „Lepinski Vir“ der ursprünglichen Jäger und Sammler auf der serbischen Seite des Eisernen Tores der Donau: Parzinger beschreibt diese Siedlung wie folgt (S. 188 ff.): „Den mesolithischen Siedlungen von Lepinski Vir ist gemeinsam, dass sie auf schmalen Terrassen oberhalb der Donau liegen. Auf der einen Seite wird das Siedlungsareal durch den Fluss und auf der anderen Seite durch die steil ansteigenden Berge und das schwer zugängliche Hinterland begrenzt.“ Diese Lage kommt wohl einerseits dem Schutzbedürfnis und andererseits den wirtschaftlichen Interessen (Fischfang, Jagd usw.) entgegen. (In Buch: Parzinger 2015, Hermann: Die Kinder des Prometheus – Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. Beck Verlag, München, 848 Seiten; hier v.a. S. 188 ff.)]


Station See beim Abfluss des Mondsees

Die erste Absenkung des Mondsees durch Abgraben der Sohlschwelle bei der Station See und der Siedlungsbeginn in Scharfling erfolgte klar vor 4.940 bp, da die radiokarbon-datierten Pfähle von Scharfling ja bereits unter Wasser gefunden wurden.

Bezüglich der Gebiets-Abschottung gilt Ähnliches auch für die Station See mit den raschen und steilen Geländeanstiegen der Kalkalpen im Süden und jenen der Flyschberge im Norden. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, fehlen wegen des raschen Geländeanstiegs geeignete Flächen für einen umfangreichen Getreideanbau.

Wie in der Abbildung am Bewuchs mit Schilf und auch Seerosen vor der Station See am Mondsee klar zu erkennen ist, ist dort der See durchwegs flach und nicht tief, sodass die Station direkt neben dem abgegrabenen Ausrinn zu liegen kam (vgl. die völlig analoge Lage des Kleinen Hafners bei Zürich).

Die Einmündung der Seeache in den Attersee ist seeseits schwer zu finden, sodass die Station See recht sicher scheint.

Planung und Logistik

Im Zeitraum 4.940–4.910 bp wurde die Planung und Logistik für die Realisierung des Vorhabens umgesetzt:

  • "Pioniere": Pioniersiedlung Scharfling: 4.940 ± 120 bp (geschützte Lage); erste Abgrabung der See-Ache mittels Rückwärts-Erosion in See/Mondsee; Strandplatte wird trocken, recht ebene Landfläche in Scharfling (Schüttung von Kienbach); erste Abgrabung der Ager mittels Rückwärts-Erosion in Seewalchen/Schörfling; erste Getreide-Produktion vor allem am Attersee
  • "Ausbauarbeiten": Produktion in und Transport von Überschüssen aus der Schweiz: Vieh (Rind, Schaf, Ziege, Schwein; Hund) und Getreide; Vorbereitung von Baumaterial für weitere Unterkünfte, Grabgeräte, Steinwerkzeuge, Seile usw.; Einbäume für Verkehr am Attersee und Mondsee; Häuserbauten; Übersiedlung einer größeren Arbeitsgruppe, erste Aussaat, Betreuung des Viehs; Jagd; Vorräte für ersten Winter; erst dann Nachzügler (Frauen und Kinder ...)

Besiedlungs-Phase

auf Abszisse 14C-Daten; Kalenderdaten von 6.500 bis 4.500 calBP

Grundsätzliche Anmerkung: Die Auswahl der untersuchten Pfahl-Proben war jedenfalls zufällig – damit ist jedenfalls nur ein Alter „post quem“ eruierbar. Viele Arcgäologen gehen davon aus, dass regelmäßig die ersten Nachweise einer Siedlung erst 100/200 Jahre nach ihrem tatsächlichen Auftreten festgestellt werden können.


Die kalendarischen Daten sind um rund 850 - 500 Jahre älter als die hier im Folgenden angegebenen 14C-Daten. Zur Korrektur der physikalischen 14C-Daten auf der Abszisse (x-Achse) zu wirklichen Kalenderdaten sind die Werte der Ordinate (y-Achse) hinzuzuzählen (vgl. die nebenstehende Grafik).

Damit werden die Kalenderdaten unserer Pfahlbauern von ca. 6.000 bis 4.700 Jahre vor heute gut abgedeckt (entsprechend dem bekannten 14C-Alter der x-Achse plus dem hinzuzufügendem Alter der y-Achse).

Liste Pfahlbaustationen in Österreich: absolute 14C-Chronologie

Besiedlung der Stationen am Mondsee und Attersee

4.940 bp ( ± 120): Pioniersiedling Scharfling

4.910 bp: Nachweis der ersten Siedlungen an den Ausflüssen von Mondsee (See 4.910 ± 130 bp) und Attersee (Seewalchen 4.910 ± 100 bp)

4.870 bp: Seewalchen, Kammer, Scharfling usw. (Getreide-Produktion)

4.800 bp: hydrologische Arbeiten an der See-Ache? (Pfahl-Fund am Ausfluss des Mondsees: Ausbau der See-Ache-Regulierung?)

4.780–4.660 bp: Getreide-Produktion: Scharfling, Seewalchen, Attersee, Abtsdorf, Weyregg, See, Misling, (Nußdorf ?)

→ 4.660 bp: Scharfling und See/Mondsee enden (?) nach rd. 300 / 250 Jahren (es gibt keine späteren 14C-Daten)

4.650-4.390 bp: Seewalchen, Weyregg, Attersee, Kammer, (Nußdorf ?), (Misling ?)

4.560 bp: Mooswinkel als einziger "echter" Pfahlbau (lt. Offenberger stehen die Pfähle nur dieser Station im Wasser)

4.310 bp: Nußdorf (seit wann? es gibt bislang nur 1 untersuchte Probe): ist letzter "trockener, konventioneller Pfahlbau". (Anm.: Eine Unterwasser-Grabung mit Kernbohrung im Jahr 2022 zeigte eine Gliederung in zwei Kulturschichten der Station Nußdorf. Bis dato ist das Alter der darunter liegenden - älteren - Schicht noch nicht bekannt.)

4.260 bp: Mooswinkel als aller-letzter Pfahlbau der Mondsee-Kultur

3.180 bp: Abtsdorf I: Bronzezeit (sind keine Neolithiker mehr; eher Indoeuropäer: Station dann als echter "Pfahlbau" eher im Wasser)

Auffälligkeiten:

  • Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen; von Norden her ist die Zugänglichkeit zu dieser Station aber ziemlich schwierig und damit recht "geschützt";
  • in Nußdorf könnte es neben den zwei Stationen an der bekannten Stelle noch mehrere Stationen gegeben haben, die sich heute vielleicht unter den enormen Schüttungen des Näßltalbaches (von keltisch nässen = stark "nässender" Bach) befinden; die nachgewiesene Station befindet sich am äußersten, südlichen Rand bereits außerhalb des Schüttkegels; viel günstigere Stellen würden sich etwas nördlicher in der sog. "Latzl-Bucht" anbieten: Reste solcher Pfahlbauten lägen heute aber unter rd. 3-4 m Schüttung des Näßltalbachs - und der mittlerweile erfolgten Kliffbildung - unter dem heutigen Grund des Sees;
  • ähnlich könnte es sich mit dem Schüttkegel von Weyregg verhalten.

Exkurs 1: (Mögliche) Funktionen von Scharfling

20 km kürzester Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten

Scharfling ist am südlichen Mondsee-Ufer wegen der beidseits senkrecht in den See abfallenden Steilwände des Gebirges über Land weder aus dem Osten noch aus dem Westen gut erreichbar und war damit als sichere Gründungs-Station für die Station See und in der Folge der Stationen am Attersee besonders geeignet.

Ein von der Archäologie wenig beachteter Aspekt der Kultur der Pfahlbauern ist deren Bedürfnis – wie aller Menschen – nach Salz.

Link zu Literatur zur Bedeutung von → Salz der Neolithiker

Die Bedeutung des Salzes für den Menschen erkennt man auch daran, dass „salzig“ eine eigene Geschmacksrichtung darstellt. Jäger/Sammler aßen gebratenes Fleisch, sodass das Salz im Fleisch beim Kochen nicht verloren ging. In pflanzlicher Nahrung ist kein Salz enthalten. Infolgedessen waren unsere Pfahlbauern zunehmend auf Kochsalz angewiesen, als sie immer mehr von der Jagd auf den Anbau von Kulturpflanzen übergingen.
Der Salzbedarf des Menschen beträgt zumindest 3 - 5 g pro Tag, wenn man schwitzt mehr.
Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml. Der Salzgehalt beträgt: Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g; Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g. Rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml. Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Getreide 0,02 g je 100 g. Äpfel haben 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.

In deren mehrere Jahrhundete dauerndem Aufenthalt in Scharfling haben diese Pfahlbauern sicher auch den niedrigen Übergang zum Wolfgangsee und von dort nach Pfandl (= heutiger Stadtteil von Bad Ischl) erkundet und den dortigen natürlichen Austritt von salzhaltigem Wasser in einem Abstand von nur 20 km vom Ausgangsort – bei Überquerung des Wolfgangsees mit Einbäumen – entdeckt.

Die Trocknung des salzhaltigen Wassers z.B. auf Reisig aber eher das Verkochen der Salz-Sole ermöglichte ihnen, Salz in trockener, konzentrierter Form zu produzieren und an den Mondsee – und von dort via Mooswinkel und See an den Attersee – zu transportieren.

[Anm.: Aktuelle Forschungen des Projekts → Hall-Impact: Mensch, Landschaft, Umwelt in einer Salzregion ergaben, dass bereits um 5.000 v.Chr. bei Hallstatt Landwirtschaft und Viehzucht – und wohl auch Salzgewinnung – betrieben wurde.]

Nach ihrer Gründungs-Aufgabe für das gesamte Attersee-Mondsee-System behielt die Station Scharfling über lange Zeit eine bedeutsame Funktion für alle anderen Pfahlbauern, indem sie einerseits einen sicheren Rückzugsort bot, vielleicht aber auch, indem sie die Versorgung mit dem lebensnotwendigem Salz ermöglichte.

Die Stationen Scharfling und See enden 4.660 bc (es gibt keine späteren 14C-Daten).

[Anm.: Zu dieser Zeit wurde der einzige Pfahlbau auf einer Insel im Starnberger See gegründet, der Konnexe zur Mondseekultur (Mondsee-Arsenkupfer, Mondsee-Keramik) aufweist.]

Exkurs 2: (Mögliche) Funktionen von Misling

30 km kurzer Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Bad Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten
263 Höhenmeter zur Salzquelle: Quelle: Google-Maps

4.710 bc taucht die Station Misling erstmals in den 14C-Daten auf.

Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen – weder auf dem geringen trocken fallendem Seeboden noch im Umland – und ihre Anlage ist unter diesem Gesichtspunkt wenig verständlich. Landwärts steigt das Gelände mit rd. 30 % an. Andererseits ist aber die Lage von Norden her recht geschützt.

Eine weitere Besonderheit der Lage ist darin zu finden, dass hier der Attersee eine nur geringe Breite zum gegenüber liegenden Steinbach hat, was vielleicht für die Jagd sowohl auf den Bergen beider Atterseeufer als auch im Gebirge z. B. auf Gämsen günstig war.

Geht man davon aus, dass mit dem Auflassen der Siedlungen See und Scharfling deren Funktionen aber weiter ausgeübt werden mussten, hätte das neu angelegte Misling übernehmen müssen:

  • „Abfluss- und Hochwasser-Wächter“ am Mondsee und
  • Salzproduktion bei der Sole-Quelle Pfandl für die übrigen Siedlungen.

Im ersten Fall war die räumliche Nähe zum Mondsee Voraussetzung für die Ausübung der Hochwasserwächter-Funktion.

Im zweiten Fall eröffnete die Überfahrt nach Weißenbach eine neue, direkte Verbindung durch das Mitterweißenbachtal nach Bad Ischl und weiter nach Pfandl, das mit einem Fußmarsch von 5 ½ Stunden eine ähnliche Entfernung wie die ehemalige von Scharfling aufweist. (Allerdings konnten am Wolfgangsee 10 km mit Einbaum zurückgelegt werden.) Auch stellt der Weg durch das Mitterweißenbachtal mit nur wenigen zu bewältigenden Höhenmetern (263 m gegenüber 184 m des alten Scharfling-Weges) kein Hindernis dar.

Berücksichtigt man die damalige immense Bedeutung von Salz, sind die abgeschiedenen und besonders geschützten Lagen von Misling - aber auch Scharfling - unmittelbar einsichtig. Wenn in jeder Pfahlbau-Station am Attersee ein mehrwöchiger Salz-Vorrat gelagert worden wäre, wäre das einer Einladung für eine räuberische Aneignung gleichgekommen. Deshalb wurde wohl das Salz aus den recht geschützten Lagen Scharfling und auch Misling an die anderen Stationen regelmäßig nur in so geringer Menge geliefert, dass sich ein Überfall nicht auszahlte.

Exkurs 3: Mooswinkel

Lage der Station Mooswinkel in geschützter Hafenbucht

Mooswinkl beginnt 4.560 bc; nach Ende von See und Scharfling 4.660 bc und Misling-Beginnn um 4.710 bc.

Offenberger vermutete über die Funktion der Station Mooswinkel, da sie die einzige Station mit Pfählen im Wasser war, dass sie eine Funktion als "Überfuhr" über den Mondsee (nach Scharfling usw.) innehatte.

Tatsächlich ist die Station Mooswinkel durch eine besonders geschützte Lage zweifach ausgezeichnet: die Halbinsel ist nur von der Mondseer Seite einfach zugänglich und sie bietet einen natürlich geschützten Hafen.

Die Pfähle sind seeseits vor dem Abhang in den tieferen See auch in einer solchen (bis 8 m) Tiefe zu finden, dass man von Anlege-Stegen im See auch bei starken Seespiegelschwankungen ausgehen kann.

Die linke Abbildung zeigt die Lage der Station Mooswinkel, wobei die landseitigen Pfähle parallel in einem Abstand von etwa 15 m zum heutigen Ufer verlaufen. Daran schließt sich der Stationsbereich bis in größere Seetiefen (bis rd. 8 m heutige Tiefe) an; er erstreckt sich vom Bereich des Segelboots bis zum unteren Bildrand.

Im mittleren Bild erkennt man die geschützte Hafenanlage gegen die am Mondsee gefürchteten Weststürme. Laut persönlicher Auskunft heutiger Anrainer sieht man bei solchen Weststürmen die nicht selten gewaltigen Wellen mit ihren Schaumkronen außerhalb der Bucht vorbeiziehen, während das Wasser in der Bucht vergleichsweise ruhig bleibt. Nur die morgendlichen Südwinde kommen in die Bucht, die aber selten mehr als drei Windstärken haben.

Die rechte Abbildung zeigt, dass die Lage von Mooswinkel eine günstige Stelle für eine Überfuhr zum südlichen Seeufer aber auch den gesamten übrigen Mondsee darstellt.

Mooswinkel endet 4.260 bp als aller-letzter Pfahlbau der Pfahlbauern-Kultur.


Regelmäßige, gleichzeitige Besiedlungsphasen am gesamten Attersee

Analog zu den Gegebenheiten am Bielersee (vgl. → Suter) ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Niederwasser-Perioden des Attersees gleichzeitig bei den meisten/allen Stationen am Attersee für eine Besiedlung genutzt wurden. Dazu gibt es aktuell aber keine entsprechenden Forschungsergebnisse – was auch durch das Fehlen einer österreichischen jahrgenauen Dendrochronologie erschwert ist.

Weyregg II weist laut Pohl (2017) zumindest fünf Kulturschichten auf, die durch Seekreide voneinander getrennt sind. Eine dieser Kulturschichten weist drei Schichten (SE 4.3; SE 4.4 und SE 4.5) auf, die nur durch ein dünnes Seekreideband voneinander getrennt sind.

  • Aus diesem → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II wird man hinsichtlich der Kulturschichten aber nicht wirklich schlau, wenn z.B. (S. 19) bezüglich – einzelne Kulturchichten trennende – Seekreidebändern angeführt wird: "Ob es sich um eine mehrjährige Ablagerung von Seekreide während einer Siedlungsunterbrechung oder ein einmaliges Überschwemmungsereignis [?] handelt, ist unklar."

Weiters sind bisher mehrere Kulturschichten bei den folgenden Stationen bekannt: Offenberger berichtet in „Stratigraphische Untersuchungen im Bereich der neolithischen Station Weyregg I am Attersee“. FÖ 20, Wien 1982:191–222. auf S. 197 von zwei getrennten Kulturschichten mit den folgenden Radiokarbondaten: VRI-732: 4640 ± 110 und VRI-733: 4660 ± 100. Auch in Seewalchen gibt es zumindest zwei Kulturschichten, ebenso wie in der Station Nußdorf.



Pfahlbau-Ausstellungen

Walter Kunze (1918-2008)

Pfahlbaumuseum Mondsee

Der Mondseer Historiker und Lehrer Dr. Walter Kunze (1918 – 1.8.2008) förderte bereits in den 1960er-Jahren die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee mit Hilfe von Salzburger Tauchern. Seine Berichte vor allem in den Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes decken die Jahre 1960–1968 ab. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute den wesentlichen Bestand des 1953 gegründeten „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.

1967 produzierte er über diese Arbeiten den Schwarz-Weiß-Film „Jahrtausende tauchen aus den Fluten“. (Bericht im JBOÖMV 1967, S. 37; Unterwasser-Aufnahmen der Arbeiten der "Unterwasserarbeitsgemeinschaft Salzburg"; der Film wurde vom OÖ Musealverein angekauft.)

Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.

Das Pfahlbau- und Klostermuseum


Heimathaus Vöcklabruck

Kustos Helmut Kasbauer;
mein Latein-Prof. am Gymn.

Seit 2005 führen Obmann und Kustos Dir. i.R. Prof. Mag. Helmut Kasbauer und sein Stellvertreter DDDr. Franz Satzinger den Verein und das Museum mit viel Herzblut und großem Engagement.

Ort: Vöcklabruck, Hinterstadt 18
Öffnungszeiten: Mai-Sept.: Mi + Sa 10 - 12 Uhr; Okt. - April: Mi 10 - 12 Uhr

Egger 2016, Gerald:Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. SONIUS 18, S. 11-12.

Bernhart 1968, Robert: Die Pfahlbausammlung des Heimathauses Vöcklabruck - Ihre Geschiche und ihr Bestand. (Beilage zu den Mitt. der Prähistor. Komm. der Österr. AdW, Bd. XI-XII, 1963-1968.)

  • I. Die Geschichte der Pfahlbausammlung S. 1-24;
  • II. Der Bestand der Pfahlbausammlung (720 Stück) S. 25-34 (detaill. Beschr.; nach Stationen);
  • S. 35: Lageskizze der Pfahlbaustationen im Attersee: Link zu → detaillierten Lageangaben der Stationen;
  • S. 37 ff.: 34 Foto-Tafeln mit den nach Ortschaften gegliederten Fundstücken.

Museum ATARHOF (Attersee)

Keramiken vergleichbarer Kulturen
Oesers neolithische Färbetechniken

ATARHOFMuseum ATARHOF in Attersee, Landungsplatz 1: "Der Verein Freunde der Archäologie des Attersees und seines Hinterlandes hat sich zum Ziel gesetzt, spannende wissenschaftliche Themen der Archäologie und neuere Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung aus der Region einem interessierten, größeren Publikum zu vermitteln. Er hält ständigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten und Institutionen, lädt Fachleute zu Referaten ein, experimentiert selbst mit alten Kulturtechniken wie Keramikherstellung, Färben, Stein- und Holzbearbeitung und Kochen. Er gibt seine Erfahrungen in Workshops an Gruppen von Erwachsenen und Schülern weiter. Der Verein betreibt den ATARHOF mit wechselnden Ausstellungen und Workshops und betreut den Pfahlbau-Pavillon in Attersee, erweitert um einen prähistorischen Garten von Nutzpflanzen aus der Pfahlbau- bis zur Römerzeit." (Obfrau Prof. Dr. Helga Oeser)

Nachfolgend der → Link zu den Veranstaltungen im ATARHOF, Oesers gut schmeckende Pfahlbaugerichte und die Färbetechniken der Pfahlbauern.

Hier ist der Link zu → Filmdokumentationen zu Pfahlbau-Themen und die Geschichte der Attergauregion

Mörzinger Arnold: Klicken auf → Rundgang durch das Museum ATARHOF – Ein überschaubarer Vorgeschmack auf Ihren nächsten Besuch

Kataloge, Prospekte und Arbeiten des ATARHOF:

  • Katalog zur Ausstellung "Versunkene Kulturen der Pfahlbauten" (Prof. Mag. Arnold Mörzinger, 110 Seiten):
    Pfahlbaufundstellen; Pfahlbauforschung; Erkenntnisse; Große und kleine Geheimnisse; Schaustücke
  • Katalog zur Ausstellung "Der Attersee, seine Fische und der Fischfang" (Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 61 Seiten).
  • Silex oder der sogenannte Feuerstein - Stahl der Steinzeit (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Herstellung - Pfahlbaukeramik - Urgeschichtliches Töpfern (Prof. Dr. Helga Oeser; 17 Seiten)
  • Getreidearten im prähistorischen Garten Attersee (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Rundgang durch die aktuelle Ausstellung: 26 Doppel-Seiten
  • Das Leben zwischen den Pfählen - ein Lese-Mal-Buch. (Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 32 Seiten).
  • "Pfahlbauernleben" - von Prof. Dr. Helga Oeser
    • Prähistorische Nutzpflanzen und ihre Eigenschaften (41 Seiten; Ernährung, Heilkräuter, Färbepflanzen)
    • Färben mit Naturfarben (59 Seiten; Färbegut, Färbeprozess, Herstellung verschiedener Farben)
    • Von der Pfahlbauzeit inspirierte Gerichte (11 Seiten; Eintöpfe, Wildgerichte, Attersee-Sushi, Fleischlaibchen)

Adieu ATARHOF 27.6.2024 das letzte Artefakt in Auslage

Das bedauerliche Ende des Vereins„Freunde der Archäologie an den Seeufern des Attersees und seines Hinterlandes“ mit Ende Juni 2024. Qu.: Martin Höchsmann auf MeinBezirk.at; 7. März 2024.

"SCHADE! Mit Ende Juni wird der Archäologie-Verein in Attersee und das Museum aufgelöst. Gestern war mit Beteiligung UNESCO [Kuratorium Pfahlbauten] (Fiona [Leipold], Cyril [Dworsky], Henrik [Pohl]) die letzte Generalversammlung mit Beschluss der Auflösung. In sieben Jahren wurde viel geschafft. Zuerst Gründung, Erweiterung des Pfahlbaupavillon in Attersee mit einem Steinzeitpflanzengarten, dann Vereinsräumlichkeiten mitten am Landungsplatz in Attersee im Hagerhaus, weiters Gründung des Museums Atarhof mit tollen Objekten und Ausstellungen. Kurse mit Töpfern und Färben mit Steinzeit-Pflanzen für Erwachsene und Schulklassen. Hochkarätig besetzte Vorträge zu den archäologischen Themen mit Dr. Neubauer und Spezialisten aus vielen Bereichen. Viele freiwillige Stunden und Geld wurden investiert. Auslöser war die Bewerbung für eine Landesausstellung "Versunken und wieder aufgetaucht“, die nach 2-maliger Verschiebung jetzt vom Land OÖ als Kultur Expo 2027 stattfindet.

Ich musste bei der Gemeinde um jeden Euro und Unterstützung betteln und bekam im Vorstand die Antwort: "Das ist aber schon dein Prvatvergnügen".... 😪... Jetzt sollten von der Gemeinde zumindest Wissen und Objekte gerettet und bewahrt werden. Wobei mir aber das Gefühl anderes sagt.

SCHADE um das Ende einer großartigen Aufbereitung des Themas PFAHLBAUTEN am Attersee und seinem Hinterland. Bleiben wird das Pfahlbaubier der Brauerei Hoangarten Kaltenböck, vielleicht der Bierkrug nach Vorbild der Steinzeit-Krüge des Mondseelandes, die Grabungen bei der Festung am Buchberg und des gefundenen Schatzes aus der Bronzezeit. Also tschüss pfiad di zum ATTI der Nachbildung eines Steinzeitmenschen im Museum Atarhof ! 😪 "

  • Prof. Mag. Arnold Mörzinger hielt am Samstag, 4. Mai. 2024 um 20 Uhr im ATARHOF einen viel beachteten Abschiedsvortrag zum Thema: „Der Klimawandel und die Geschichte der Menschheit“. Klimatologie, Geologie und Archäologie erlauben heute neue Einsichten zum Verlauf der Geschichte der Menschheit. Beim Gang durch die Geschichte belegen neueste Daten, wie der Klimawandel schon immer das Schicksal der Menschen beeinflusst hat und führt uns vor Augen, wie sich der menschengemachte Klimawandel auswirken könnte.

Verein "Pfahlbau am Attersee" (Seewalchen)

Pfahlbau-Modell in Seewalchen am Attersee
Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich

Der Verein Pfahlbau am Attersee wurde am 6. März 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Seewalchen. Ziel des Vereins ist, das Thema Pfahlbau in die Gegenwart zu bringen und erlebbar zu machen.

Link zur → Homepage des Vereins; Link zu → Archiv mit Artikeln (siehe Seitenende)

Zum Verbleib der Pfahlbaufunde von Seewalchen: 1898 stieß der Sandfischer und Seefrächter Theodor Wang in Seewalchen beim Baggern nach Sand im See (= "Sandfischer") auf Pfahlbaufunde. Schon 1899 trat er mit dem Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien in Verbindung. Da das Museum die angebotenen Pfahlbaufunde sogleich erwarb, suchte Wang nach weiteren Stücken. Die Suche wurde richtig lohnend, als sich 1902 der Wiener Fabrikant Max Schmidt – mit Sommersitz in Seewalchen – für die Pfahlbaufunde interessierte. Da er höhere Preise als das NHM bot, verkaufte Wang nun alle Funde an Schmidt, dessen Pfahlbausammlung mit der Zeit ungefähr 4000 Stücke umfasste. Schmidt verlegte die Sammlung von Seewalchen vorerst nach Wien und zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf sein Schloss nach Buda, wo sie im Zweiten Weltkrieg bis auf geringe Reste zugrunde ging. Nach dem ersten Weltkrieg kaufte Schmidt nur mehr wenige Funde, weshalb sich Wang 1924 wieder an das NHM wandte. Die vom dortigen Josef Bayer beabsichtigte Bearbeitung der Pfahlbaufunde des Attersees – er hatte in Budapest auch die Sammlung Schmidt aufgenommen (ist diese Aufnahme im NHM noch vorhanden?) – kam infolge seines frühen Todes 1931 nicht mehr zustande. Die NHM-Preise waren Wang bald zu niedrig, sodass ab 1932 die meisten der von ihm in verschiedenen Pfahlbaustationen des Attersees gehobenen Funde in das Heimathaus Vöcklabruck gelangten, das auch mit Pfahlbauforschung begonnen hatte. (Nach Willvonseder → JBOÖMV 1966.)


Pfahlbaustationen in Gemeinde Seewalchen nach Czech 1984

Ruttkay 2005, E.: Seewalchen am Attersee. In: Lexikon German. Altertumskunde. Gruyter Berlin–New York; Bd. 28, 2005:68–74.

Mit dem folgenden Link wird ein stark komprimiertes Exzerpt ihres Artikels zu → Seewalchen am Attersee gebracht.

Die Funde zeigen eine jungsteinzeitliche Siedlung der Mondsee-Gruppe aus dem 4. Jt. v. Chr. und eine Siedlung der ausgehenden jüngeren Frühbronzezeit um 1650–1500 v. Chr. an.

1947 wurde die Station erstmals durch die Prähistorische Abteilung des NHM vermessen. Die späteren Taucharbeiten des Bundesdenkmalamtes wurden nicht fertiggestellt. Es liegen keine Umriss- und pfahlgerechte Vermessung vor. Weiters gibt es den Verlust eines Großteils der Funde und das Fehlen von C14-Daten. Trotzdem ist Seewalchen neben See/Mondsee die zweitwichtigste Station im Salzkammergut, die auch durch Funde der ausgehenden jüngeren Früh-Bronzezeit ausgezeichnet ist.

Nach Fundanalyse Willvonseders existierte in Seewalchen ein jungneolithisches Dorf der Mondsee-Gruppe. Die Station lieferte aber auch noch zahlreiche Bronzefunde der jüngeren Früh-Bronzezeit bis in die anfängliche Mittel-Bronzezeit und vereinzelte der Spät-Bronzezeit (Urnenfelderkultur). Dass die früh- bis mittelbronzezeitlichen Funde (vornehmlich Nadeln und Randleistenbeile) evtl. an einer flussnahen Stelle (?) geopfert wurden, kann nicht ausgeschlossen werden. Dies ist um so mehr für Seewalchen zu vermuten, weil nach der Überlieferung die Bronzen an einer bestimmten Stelle des Sees im Bereich von Seewalchen I merklich komprimiert auftraten. Die etwa 20 gut erhaltenen früh- bis mittelbronzezeitlichen Nadeln sprechen eher für einen Ort des Kultes als für ein bronzezeitliches Dorf.


Naturhistorisches Museum in Wien

  • Saal 11: "Ein großes Display entführt auf eine virtuelle Reise in die einzigartige Welt der steinzeitlichen Pfahlbauten, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen."

NHM-Veröffentlichungen:

  • Pucher 1997, Erich & Engl, K.: Buch: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich, Materialien I - Die Pfahlbauten des Mondsees, Tierknochenfunde. – Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 33: 1–150.

Studiensammlung des Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Univ. Wien

Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Sammlung Much, Institut für Ur- und Frühgeschichte. Dissertation Wien 2002; 3 Bände.

Frank 2010, Carolin: Kupfer der Mondseegruppe – Die Metallfunde der Mondseegruppe aus Wien und Überlegungen zur Frage nach der Herkunft des Kupfers (ungedruckte Magisterarbeit Tübingen 2010).

Reiter V., Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much, (ungedruckte Diplomarbeit Wien 2011)

Weninger 1927, J. und Franz L.: Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee, Anthropologische Gesellschaft in Wien und Wiener Prähistorische Gesellschaft (Hrsg.), Materialien zur Urgeschichte Österreichs, 3. Heft. Mit einem Beitrag von E. Hofmann und F. Angerer, Wien 1927. S. 33–56. (Das Silexinventar (rund 1.400 Stück) wurde von Franz und Weninger 1927 beschrieben.)


Bsp.: Station Unteruhldingen

Der Erfolg der heutigen Rekonstruktion der Pfahlbaustation Unteruhldingen und dessen Museum (dem einzigen in BRD ohne öffentliche Subvention) beruht wohl auf dem ausgezeichneten Marketing, vielen durchgeführten Pfahlbau-Experimenten usw., und vor allem auf den

  • 242 (!) Publikationen (Stand September 2023) von → Prof. Dr. Gunter Schöbel im Zeitraum 1983-2023, die mittels abrufbaren Links einen direkten Zugang zu den Pfahlbauern, deren Leben und deren Bauten eröffnen.

TV-Videos zu Pfahlbauern und Pfahlbauten

  • Klaus Wachschütz: → Ertauchte Geschichte - Pfahlbauten in Europa (44 min: ORF 8.9.2019; ARD 18.9.2019) )
    (mit: Cyril Dworsky, Otto Cichocki, Paul Gleirscher, Henrik Pohl; Unteruhldingen: Gunter Schöbel, Peter Walter)

Zs. SONIUS Archäologische Botschaften aus OÖ zu Pfahlbauern, Römern usw.

Anm.: Der Zugang zu allen SONIUS-Ausgaben erfolgt einfach durch Anpassung des Internet-Links "http://sonius.at/pdf/Sonius_01_WEB.pdf" mittels ersetzen von 01 durch die Nummer der gewünschten Ausgabe von 01 bis 32.

SONIUS Nr. 08, 2010.

  • Cyril Dworsky: Archive unter Wasser?! Die Oberösterreichischen Pfahlbauten als einzigartiger Wissensspeicher unserer Geschichte. S. 3-4.

SONIUS Nr. 11, 2012.

  • Cyril Dworsky: Archäologische Utopien, Chancen durch das Erbe Pfahlbauten. S. 12-13.

SONIUS Nr. 12, 2013.

  • Henrik Pohl ist ab 1.1.2013 (halbbeschäftigter) Site-Manager für das UNESCO-Weltkulturerbe Pfahlbauten. S. 5.

SONIUS Nr. 13 (Welterbeausgabe), 2012.

  • Cyril Dworsky: Schritt für Schritt zur Sichtbarkeit des Pfahlbau-Welterbes. S. 8-9.

SONIUS Nr. 14, 2013.

  • Jutta Leskovar: Pfahlbauten werden Landesausstellung und Eröffnung der Pfahlbau-Pavillons

SONIUS Nr. 18 (Welterbeausgabe), 2016.

  • Kerstin Kowarik, Jakob Maurer, Timothy Taylor: Beyond Lake Villages - Ein internationales Forschungsprojekt. S. 3-5.
  • Cyril Dworsky: Über die Auswirkungen des Welterbes auf die Archäologie. S. 5-6.
  • Gerald Egger: Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. (viel zu Pfahlbauten) S. 11-12.
    • Hans Reschreiter: 7000 Jahre Salz: Hallstatt – ein archäologischer Hotspot mit besonderen Herausforderungen. S. 13-15.

SONIUS Nr. 22, 2018.

  • Timothy Taylor, Eric Biermann, Dominik Meyer und Jakob Maurer: Herrschaftszentrum mit Weitblick - Archäologische Ausgrabungen am Buchberg im Attergau. S. 3-5.
  • Kerstin Kowarik, Jutta Leskovar: Die Pfahlbau-Objekt-Datenbank. S. 7 f.
  • Cyril Dworsky, Carmen Löw: Auf Augenhöhe - Kommunikations- und Vermittlungsarbeit zum UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen in Österreich. S. 12-14.

SONIUS Nr. 23, 2019.

  • Stefan Traxler: Römisches Erbe in Oberösterreich. S. 6-9

SONIUS Nr. 24 (Welterbeausgabe), 2019.

  • Henrik Pohl: Eine Brücke zwischen unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren und der Zukunft. S. 3-8.
  • Henrik Pohl: Fischschuppen aus der Fischsuppe? Rekonstruktion steinzeitlicher Ernährung. S. 9.
  • Henrik Pohl: „Pfahlbauten“. S. 10-11.

SONIUS Nr. 25, 2019.

  • Jakob Maurer: "Kulturgruppen“ in der Kupferzeitforschung (SONIPEDIA Das Archäologie-Lexikon) Seite 6
    In „Kulturgruppen“ werden in der Archäologie Fundstellen und Funde eingeordnet, die in den materiellen Hinterlassenschaften räumlich und zeitlich abgrenzbar Gemeinsamkeiten aufweisen. Für die Kupferzeit wird dazu hauptsächlich nach Ähnlichkeiten der Keramik gesucht. Meist könnte statt „Kulturgruppe“ daher auch von „Keramikstil“ gesprochen werden. Häufig werden einzelne auffällige Merkmale bzw. Kombinationen davon besonders stark beachtet: Im Fall der sogenannten „Mondsee-Gruppe“ zum Beispiel weiß gefüllte Furchenstichverzierungen.

SONIUS Nr. 27, 2020.

  • Barbara Hausmair: Das dunkle 6. Jahrhundert? Zum beginnenden Frühmittelalter in Oberösterreich. S. 10-13 (S.11 unten "BYZANZ")

SONIUS Nr. 28, 2021.

  • Cyril Dworsky, Lieselore Meyer: Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. S. 3-8.
  • Franz Hauser, Astrid Stollnberger, Felix Lang, Stefan Traxler: Der römische Gutshof von St. Georgen Königswiesen Kurzbericht zur Ausgrabung 2020. S. 9-12.
  • Stefan Traxler: Römer, überall Römer! S. 14-20. (u.a. Weyregg)

SONIUS Nr. 29, 2021.

  • Der Tassilo-Liutpirc-Kelch; Buch; S. 15
  • Helmut Ardelt: Buch: Oberösterreich in der Steinzeit. Eine archäologische Spurensuche. S.15

SONIUS Nr. 30 (Welterbetag) , 2022.

  • Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum Welterbetag (5. Juni 2022): „Die Kultur- und Naturschätze Oberösterreichs machen unser Land einzigartig. Die UNESCO hat drei besondere Orte in unserem Land in den Status des Welterbes erhoben: die Region Hallstatt-Dachstein/ Salzkammergut, die prähistorischen Pfahlbauten am Attersee und am Mondsee und den ehemaligen römischen Donaulimes. Alle Welterbestätten verweisen auf das große historische Erbe, auf dem unsere Kultur aufbaut.“
  • Ruth Pröckl (UNESCO Welterbe): Superlative des Kulturerbes. S. 4-6.
  • H. Reschreiter, D. Brandner, J. Rudorfer, K. Kowarik (NHM Wien): Alles Salz – 7000 Jahre lang. S. 7-9.
  • Cyril Dworsky & Fiona Poppenwimmer: Die Pfahlbauten – Ein Welterbe am Weg zur Reife. S. 10-14.

SONIUS Nr. 32, 2023

  • Vortrag von Helena Seidl da Fonseca am 28.9.2023 in Wels: Auf dem Weg von oder nach Hallstatt? Neue Forschungen zur Rolle der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung in Traunkirchen..

SONIUS Nr. 33, 2024

  • Helena Seidl da Fonseca, Markus Staudt und Peter Trebsche: Traunkirchen revisited: Neue Forschungen in der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung am Traunsee S. 3–7.

UNESCO - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps

Aufnahme der Pfahlbauten in das UNESCO-Welterbe

Bundesgesetzblatt der Republik Österreich vom 26.Juli 2012: → Kulturerbe, das in die Liste des Erbes der Welt aufgenommen wurde:
"Das Komitee für das Erbe der Welt aufgrund des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (BGBl. Nr. 60/1993) hat die Aufnahme des nachstehenden Kultur- und Naturerbes auf dem Gebiet der Republik Österreich in die Liste des Erbes der Welt gemäß Art. 11 Abs. 2 des Übereinkommens beschlossen: Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen gemäß Beschluss 35COM 8B.35 (35. Sitzung des Komitees vom 19. bis 29. Juni 2011)."


Weltkulturerbe – Karte der 111 UNESCO-Pfahlbaustätten

Die folgende Übersicht zeigt die → 111 Fundstellen der seriellen Welterbestätte "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" (auch Listenübersicht).

Prehistoric Pile Dwellings around the Alps World Heritage Nomination, 2231 pages. (Austria p. 931 und p. 1664) (Achtung: 141,5 MB)

Advisory Bodies Evaluations (Reduktion von 156 auf 111 Stationen)

Maps of inscribed serial elements - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (better quality); Austria p. 57 ff.

Decisions: 35COM 8B.35 - Cultural Properties - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (Switzerland / Austria / France / Germany / Italy / Slovenia)

→ UNESCO: International Management Plan 2019-2023; Prehistoric Pile Dwellings around the Alps: 4. → National Management Austria S. 50–65


Hafner, Albert: → Das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" im Kanton Bern: frühe Forschungen, aktuelle Situation und Chancen für die Zukunft. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012. S. 237-253. (Schutzmaßnahmen S. 246).

Auswahl der Bestandteile des UNESCO-Weltkulturerbes 2011

  • Dr. Christian Mayer (BDA, Abteilung für Archäologie) und Mag. Cyril Dworsky (triton, Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie) erarbeiteten den österreichischen Teil der Einreichung für das Welterbezentrum. (Österreichische UNESCO-Kommission, Jahrbuch 2010:23.)

B.1 Grundsätze der Auswahl

Quelle: → Überarbeitung der Auswahl der Bestandteile des UNESCO-Weltkulturerbes: UNESCO S. 1300 ff.

Insgesamt sind 937 Pfahlbaufundstellen bekannt, von denen 156 für eine Serie von Bestandteilen der Serienkandidatur "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" eingereicht wurden. Eine Auswahl-Liste wurde in einem internen Auswahlverfahren (Nomination File, Kapitel 3.c.7) nach folgenden Grundsätzen zusammengestellt:

- Geografische und chronologische Repräsentativität: Um der großen geographischen Verbreitung, der zeitlichen Tiefe und der kulturellen Vielfalt der Pfahlbauten gerecht zu werden, gilt als Leitsatz bei der Auswahl der Bestandteile, dass die ausgewählten Fundstellen den gesamten Zeitraum innerhalb möglichst vieler Makroregionen abdecken müssen. Eine Makroregion ist eine geographische Einheit, deren Definition sowohl die prähistorische Kultursituation als auch die Lage der Siedlungen (großer See oder Moor) berücksichtigt. Letztere waren auch im Hinblick auf die verschiedenen Bautypensd der Dörfer und die Anpassung der wirtschaftlichen Strategien von Bedeutung. Nicht zuletzt spiegeln die Makroregionen die lokalisierte Qualität und Dynamik der prähistorischen Gesellschaft wider.

- Bedeutung bei der Darstellung der Werte des archäologischen Phänomens: Die allgemeine vergleichende Analyse zielte darauf ab, die Pfahlbauten mit bestehenden Welterbestätten sowie anderen Stätten und potenziellen Serienobjekten zu vergleichen (Nomination File, Chapter 3.c.1-3.c.6) im Hinblick auf fünf Wertattribute, wobei die einzigartigen Merkmale der Pfahlbauten betont wurden. Dieselben fünf Attribute (B.2) waren ausschlaggebend für die Auswahl der Teile der Serie. In der internen Vergleichsanalyse wurden diese Kriterien auf jede bekannte Pfahlbaustelle aus dem Alpenraum und auf verschiedene Zeitspannen angewandt, um aufzuzeigen, in welcher Epoche die einzelne Stätte für ein oder mehrere Wertattribute des Serienobjekts besonders wichtig ist.

- Erhaltungszustand: Der Indikator "Erhaltungszustand und Potential" (B.3) existiert für alle bekannten Pfahlbauten in der transnationalen standardisierten Inventarisierungsdatenbank auf der beiliegenden CD. Der beste Erhaltungszustand ist ein Auswahlkriterium; wenn die Stätten jedoch aus chronologischer (bestimmter Zeitraum), geografischer oder kultureller Sicht (z. B. technische Innovation) von besonderer Bedeutung sind, kann diese Bedeutung überwiegen.

In Anbetracht der Bemerkungen von ICOMOS International mit Schreiben vom 14. Dezember 2010 wurde beschlossen, die Serie von 156 Bestandteilen im Detail neu zu bewerten. Die oben dargelegten Grundsätze wurden beibehalten. Es wurde jedoch mehr Wert gelegt auf

- die Auswahl prägnanter zu gestalten, indem Überschneidungen spezifischer Werte in Bezug auf die einzelnen Bestandteile eingeschränkt werden (key issues 1 und 2);

- Bevorzugung der am besten geschützten und verwalteten Gebiete, d. h. der am wenigsten bedrohten Gebiete, bei gleichzeitiger Einschränkung der Überschneidung der Werte (Schlüsselthemen 3 und 4). Gleichzeitig wurde die Qualität der Erhaltung und der Schutzmaßnahmen neu bewertet.


B.2 Die 20 Kriterien für die Aufnahme in die Welterbeliste

(vgl. hier die → Langfassung und Erläuterung der für die endgültige Auswahl zugrundegelegten Kriterien; UNESCO S. 1301 ff.)

a. Großer Zuwachs an Wissen über frühe Agrargesellschaften und den Alltag der Menschen

  • a1 Typisches Beispiel
  • a2 Wichtige Referenzassemblagen
  • a3 Belege für Fernhandelskontakte
  • a4 Seltene Periode
  • a5 Wichtige technische Innovationen
  • a6 Besondere geographische Lage
  • a7 Mehrere Siedlungsphasen
  • a8 Zeitgleiche Standorte
  • a9 Andere Aspekte

b. Wichtige Beispiele für die Entwicklung von Architektur, Bauwesen und Lebensraum

  • b1 Architekturelemente
  • b2 Rekonstruierbare Dorfgrundrisse (oder Teile davon)
  • b3 Siedlungen in ungewöhnlichen Lagen oder mit besonderen Funktionen
  • b4 Siedlungsdynamik innerhalb einer Mikroregion

c. Hervorragende Datierungsmöglichkeiten (Dendrochronologie)

  • c1 Qualitativ gute Datierungsmöglichkeiten
  • c2 Leicht verständliches Pfahlfeld

d. Äußerst reiche und breite wissenschaftliche Datenbasis

  • d1 Ungewöhnlich dicke Kulturschichten
  • d2 Hinweise auf Produktionstechniken
  • d3 Sehr kurze Siedlungsphase (1-2 Jahrzehnte)

e. Hervorragende Möglichkeiten für Naturwissenschaft oder reiche organische Funde

  • e1 Ausgezeichnetes Archiv für Archäobotanik, Archäozoologie, Paläolimnologie, Klima- und Landschaftsgeschichte usw.
  • e2 Hervorragende Erhaltung von organischen Funden (Holzartefakte, Textilien usw.)

B.3 Überarbeitung und endgültige Liste des österr. UNESCO-Weltkulturerbes

[Anm.: Bei Betrachtung der internationalen Auswahl der Stationen für das Weltkulturerbe springt ins Auge, dass seitens Österreich von den obigen 20 möglichen, relevanten Auswahlkriterien neben dem Kriterium "a9 – Besonderer Wert" am Attersee durchwegs nur ein einziges Kriterium je Station angegeben wurde. In den anderen Ländern (Frankreich S. 1305-1312; Schweiz S. 1312-1335; BRD S. 1336-1345) werden für die einzelnen Stationen bis zu 12 der möglichen 20 Auswahlkriterien genannt. Jedenfalls wurden am Attersee 3 von 6 Stationen (Abtsdorf II, Aufham und Nußdorf) ausgeschieden.]

nominierte Stationen im Salzkammergut

Salzkammergut (UNESCO S. 1346-50 [Auswahl] / S. 1668-1683 [Entscheidung])

Die Fundstellen des Salzkammergutes in Oberösterreich sind die nordöstlichsten Fundstellen der geographischen Ausbreitung der Pfahlbausiedlungen. Sie sind auch wegen der früh nachgewiesenen Entwicklung der Kupfermetallurgie nördlich der Alpen von Bedeutung. Der Einfluss dieser wichtigen Innovation reicht nachweislich bis in die Westschweiz, und so sind die Fundstellen des Salzkammergutes unweigerlich mit dem Rest der Voralpen verbunden.

Die Auswahl der Fundstellen im Salzkammergut gewährleistet eine vollständige und hervorragende Dokumentation der neolithischen Mondseegruppe: Die Fundstellen Abtsdorf I und III (AT-OÖ-01, AT-OÖ-03) sind - gemeinsam mit der zugehörigen Fundstelle Abtsforf II - wichtig für das Verständnis kleinräumiger Siedlungsprozesse. Litzlberg-Süd (AT-OÖ-05) garantiert mit seinem massiven Paket an Besiedlungsschichten ein reiches Fundspektrum und ist daher eine wichtige Reserve für zukünftige Forschungen. Der gleichnamige Fundplatz Mondsee-See (AT-OÖ-07) ermöglicht mit seinem reichen Fundinventar die Erforschung von Handelskontakten und den Vergleich mit synchronen Pfahlbaukulturen. Abtsdorf I (AT-OÖ-01) schließlich ist der einzige eindeutig datierte Fundplatz der österreichischen Bronzezeit.


  • Abtsdorf I – AT-OÖ-01

Erhaltungszustand und Potential: A (2000-1000 BC)

Auswahlkriterium: a4 - Seltene Periode (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Die Pfahlbausiedlung ist wegen ihrer gesicherten Datierung an der Wende von der Früh- zur Mittelbronzezeit von besonderer Bedeutung (a4). Es handelt sich um die einzige gesicherte Radiokarbondatierung einer Pfahlbausiedlung dieser Epoche im Salzkammergut. Neolithische Funde aus dem Siedlungsgebiet deuten auf mehrere Phasen hin, die ein wichtiges Bindeglied zwischen neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen darstellen.

Schutz: Denkmalschutzgesetz, UVP-G und WRG; Natura2000-Gebiet; Oö Natur- und Landschaftsschutzgesetz.

Aufgrund der guten Bedeckung mit Seemergel, Schotter und kalkhaltigem Schlamm besteht keine Gefährdung für die Station. Abtsdorf I liegt fast 100 m von der Uferlinie entfernt, wodurch das Gebiet außerhalb der Reichweite von Stegen, Bootshäusern und Badeplattformen liegt. Tauchverbotszonen sind als Pufferzonen definiert. Bojen und nautische Aktivitäten werden durch regionale Vorschriften kontrolliert. Für Boote mit Verbrennungsmotor gibt es erhebliche Einschränkungen. Durch regelmäßige Tauchgänge wird der Zustand der Station alle fünf bis zehn Jahre kontrolliert: → Managementplan 2.0, Kap. 4.4, Salzkammergut/Attersee.


  • Abtsdorf II – AT-OÖ-02 (ausgeschieden)

Erhaltungszustand und Potential: A (4000-3000 BC)

Auswahlkriterien: b4 – Mikroregion-Siedlungsdynamik (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Trotz der guten Bedeckung mit Seemergel und Kalkschlamm und des wissenschaftlich hochinteressanten Ensembles mit Abtsdorf I (AT-OÖ-01) und Abtsdorf III (AT-OÖ-03) wurde die Station aufgrund der unsicheren Erhaltungslage aus der Nominierung genommen. Die verlängerte Anlegestelle im zentralen Teil der Station verursacht einen erheblichen Bootsverkehr, der trotz der Managementbemühungen eine Bedrohung für die Station darstellen könnte.


  • Abtsdorf III – AT-OÖ-03

Erhaltungszustand und Potential: A (4000-3000)

Auswahlkriterien: b4 – Mikroregion-Siedlungsdynamik, d3 – Sehr kurze Siedlungsphase (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Abtsdorf III weist nicht nur eine sehr gute Überdeckung und damit gute Erhaltung auf, sondern ist in der Synopse mit den benachbarten Siedlungen von Abtsdorf I (AT-OO-01) und dem zugehörigen Fundplatz Abtsdorf II von besonderer Bedeutung und markiert ein wichtiges Element für das Verständnis kleinräumiger Siedlungsprozesse (b4). Dies wird durch das Fehlen von feinem organischem Material in den Kulturschichten untermauert, was auf eine Spezialisierung bzw. eine sehr kurze und damit gut nachvollziehbare Siedlungsgeschichte hinweisen könnte (d3).

Schutz: Denkmalschutzgesetz, UVP-G und WRG; Natura2000-Gebiet; Oö Natur- und Landschaftsschutzgesetz.

Die Station befindet sich mindestens 40 m von der Uferlinie entfernt und außerhalb der Reichweite des Gefährdungspotenzials durch Stege, Bootshäuser und Badeplattformen. Das gesamte Gebiet liegt unter einer dicken Abdeckung aus Seemergel. Tauchverbotszonen wurden als Pufferzonen definiert. Bojen und nautische Aktivitäten werden durch regionale Vorschriften kontrolliert. Für Boote mit Verbrennungsmotor gibt es erhebliche Einschränkungen. Durch regelmäßige Tauchgänge wird der Zustand der Station alle fünf bis zehn Jahre kontrolliert: → Managementplan 2.0, Kap. 4.4, Salzkammergut/Attersee.


  • Aufham – AT-OÖ-04 (ausgeschieden)

Erhaltungszustand und Potential: A (4000-3000)

Auswahlkriterien: b4 – Mikroregion-Siedlungsdynamik (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Trotz des insgesamt sehr guten Erhaltungszustandes der Station Aufham und seines hohen Potentials für die Untersuchung von Siedlungsphasen wurde der Fundplatz überarbeitet und aus der Serie gestrichen. Die kleinräumige und inhomogene Struktur der in Privatbesitz befindlichen Parzellen führt zu einem erheblichen Bootsverkehr, der durch den benachbarten Yachthafen noch verstärkt wird. Die Beachtung dieser Gefährdung wird eine wichtige Aufgabe im Managementprozess sein. Dies würde jedoch die Ressourcen für Schutzmaßnahmen in einem schwer kalkulierbaren Umfang in Anspruch nehmen.

[Anm.: Die Anliegen des UNESCO-Weltkulturerbes werden mittels Sponsoring an das "Kuratorium Pfahlbauten" durch den benachbarten → Yachthafen (s. S. 29 ff.) finanziell unterstützt.]


  • Litzlberg Süd – AT-OÖ-05

Erhaltungszustand und Potential: A (4000-3000)

Auswahlkriterium: d1 – Ungewöhnlich dicke Kulturschichten (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Die Siedlung Litzlberg Süd zählt zu den Siedlungen mit den am besten erhaltenen archäologischen Horizonten in Österreich. Die massiven Pakete von Besiedlungsschichten und die sehr gute Überdeckung mit Seemergel und Kalkschlamm bieten ideale Voraussetzungen für ein reiches Fundspektrum (d1) und sind daher für das Verständnis kleinräumiger Entwicklungsprozesse in der Jungsteinzeit besonders wichtig.

Schutz: Denkmalschutzgesetz, UVP-G und WRG; Natura2000-Gebiet; Oö Natur- und Landschaftsschutzgesetz. Tauchverbotszonen als Pufferzonen; Bojen und Nautik regional reguliert. Für Boote mit Verbrennungsmotor gibt es erhebliche Einschränkungen.

Die stabile Lage in der Bucht von Litzlberg unterstützt die guten Erhaltungsbedingungen der Station. Es gibt wenig Bootsverkehr, da alle angrenzenden Parzellen im Besitz einiger weniger Privatpersonen sind. Der Dialog mit der Gemeinde und der Naturschutzbehörde hat ergeben, dass ein großes Interesse an der Anlage besteht und ein starkes Bewusstsein für den Naturschutz des Sees und den kulturellen Wert der Station vorhanden ist. Erste Projekte zur Renaturierung der Uferlinie wurden bereits umgesetzt und werden als Best-Practice-Beispiele für die Zukunft dienen. Ein Monitoring der eher gefährdeten Uferbereiche der Station wird eingerichtet und es wird ein Budget für Schutzmaßnahmen reserviert. Durch regelmäßige Tauchgänge soll der Zustand der Staton alle fünf bis zehn Jahre kontrolliert werden: → Managementplan 2.0, Kap. 4.4, Salzkammergut/Attersee.


  • Nussdorf – AT-OÖ-06 (ausgeschieden)

Erhaltungszustand und Potential: A (3500-2500)

Auswahlkriterien: a4 – Seltene Periode, d1 – Ungewöhnlich dicke Kulturschichten (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Die Siedlung Nussdorf ist nicht nur sehr gut erhalten und weist ein reiches Fundspektrum auf, sondern nimmt aufgrund der Funddatierung und der C14-Proben auch eine wichtige Stellung bei der Erforschung der untergehenden Mondseegruppe ein. Trotz der Tatsache, dass nationaler Schutz die Fundstelle ohnehin sichern wird und die Handlungsmöglichkeiten der kommunalen Körperschaften einschränkt, wurde beschlossen, sie nicht in die Serie aufzunehmen, um den Handlungsspielraum für die gesamte Region zu erweitern.


  • Mondsee-See – AT-OÖ-07

Erhaltungszustand und Potential: B (4000-3000)

Auswahlkriterien: a2 – Wichtige Referenzassemblagen, a3 – Belege für Fernhandelskontakte, a5 – Wichtige technische Innovationen (von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Die namengebende Station der Mondseegruppe stellt nicht nur aus forschungsgeschichtlicher Sicht einen außergewöhnlichen Wert dar. Das reiche Fundinventar der Siedlung stellt die bisher umfassendste Quelle zur wissenschaftlichen Erforschung der österreichischen Pfahlbaukulturen dar (a2). Mehrere Publikationen befassen sich mit den verschiedenen Fundkategorien (z.B. Keramik, Tierknochen und Feuerstein) und ermöglichen die Erforschung von Handelskontakten (a3) und den Vergleich mit synchronen Pfahlbaukulturen. Das reiche Spektrum an Metallfunden demonstriert die wichtige Rolle von See bei der frühen Entwicklung der Kupfermetallurgie (a5).

Schutz: Denkmalschutzgesetz, UVP-G und WRG; Natura2000-Gebiet; Oö Natur- und Landschaftsschutzgesetz. Tauchverbotszonen der Bezirkshauptmannschaft; Bojen und nautische Regulierungen. Es gibt ein absolutes Verbot für Boote mit Verbrennungsmotor.

Die Überwachung und Verhinderung der Erosion im Abflussbereich ist nicht nur für die Erhaltung der Seebewohner notwendig, sondern auch für den Schutz der beiden Natura 2000-Fischarten. Eine enge Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde und dem Limnologischen Institut in Mondsee wird aufgebaut und Budget für Monitoring und Schutz reserviert. Die Entwicklung und Umsetzung eines zusätzlichen Schutzprogramms ist seit 2010 in Arbeit: → Managementplan 2.0, Kap. 4.4, Salzkammergut/Mondsee.


Keutschacher See (S. 1350 f. [Auswahl] / 1664-1667 [Entscheidung])

Der Keutschacher See hat aufgrund seiner geographischen Lage zwischen Slowenien, Italien und dem österreichischen Salzkammergut eine besondere Bedeutung. Die Station Keutschacher See (AT-KT-01) ist eine der wenigen bisher bekannten Pfahlbaufundstellen dieser Makroregion. Seine Funde aus der neolithischen Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe verbinden sie nicht nur mit den südöstlichen Pfahlbauregionen, sondern zeigen Einflüsse, die weit in die ungarische Region hineinreichen. Darüber hinaus bildet sie auch eine wichtige Verbindung zu den österreichischen Pfahlbauten nördlich der Alpen. Als erste in Österreich entdeckte Pfahlbausiedlung ist sie zusätzlich forschungsgeschichtlich von immenser Bedeutung.


  • Keutschacher See – AT-KT-01

Erhaltungszustand und Potential: B (4000-3500)

Auswahlkriterien: a1 – Typisches Beispiel, a2 – Wichtige Referenzassemblagen, a3 – Belege für Fernhandelskontakte, a6 – Besondere geographische Situation, b3 – Siedlungen in ungewöhnlichen Lagen (5 von 20 möglichen Kriterien)

Auswahlkriterium a9 – Besonderer Wert: Der Fundplatz gehört zu den Hauptfundstellen der neolithischen Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe und ergänzt die Fundstellen auf mineralischem Boden durch seine hervorragenden Erhaltungsbedingungen für organisches Material. Der Einfluss der Lasinja-Keramik ist bis weit in die ungarische Region nachweisbar (a6) und stellt eine wichtige Verbindung zum südostalpinen Raum dar (a3). Pionierarbeiten in der Dendrochronologie haben wichtige Informationen über die Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe geliefert und unterstreichen zusammen mit der Keramik als Referenzkomplex (a2) die Bedeutung der Station. Die Lage der Station im Zentrum des Sees ist auch bezüglich Nutzung und Siedlungsstrukturen der Pfahlbauten (b3) außergewöhnlich und interessant.

Schutz: Denkmalschutzgesetz, UVP-G und WRG; Naturschutzgebiet, Ramsar-Konventionsgebiet; gesamter See ist Tauchverbotszone. Das Kärntner Umweltplanungsgesetz (K-UPG) verlangt Umweltbericht mit Informationen über das kulturelle Erbe, der "archäologische Schätze" enthalten muss.

Durch die Lage in der Mitte des Sees und das Tauch- und Motorbootverbot ist die Station auch gut vor störenden menschlichen Aktivitäten geschützt. Kleinflächige Erosionsgebiete sind seit 1994 mit Geotextilien abgedeckt. Natürliche Erosion gibt es nach wie vor in geringem Umfang und wird durch regelmäßige Überwachung festgestellt. Dies wird zu einem besseren Verständnis der verschiedenen Einflussfaktoren führen, um die am besten geeigneten Gegenmaßnahmen zur Verbesserung der Stabilität der Station festzulegen.

Weitere Literatur zum UNESCO-Welterbe

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe. In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41.

Dworsky 2012, Cyril und Helena Novak: → Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit; Zs. Archäologie Österreichs 23/2, 2012

Jansa 2013, Viktor: → Probleme und Lösungsansätze beim Monitoring unterwasserarchäologischer Fundstellen am Beispiel des UNESCO–Weltkulturerbes „Pfahlbauten“. Diplomarbeit Univ.-Wien, 2013. 137 Seiten. (S. 75: Fallstudie Seewalchen)

Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in: → Wikipedia: Liste aller 111 UNESCO-Stationen

Relevante Literatur zu den Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Offizielle Studien- und Literatur-Sammlungen

  • Das → Kuratorium Pfahlbauten Wien bietet weiterführende Literatur zum Thema Pfahlbauten in Österreich (z. T. mit Links zum Downloaden)
  • Jakob Maurer stellt auf der Homepage mit → Endnote-Gesamt (12.10.2018) eine sehr umfangreiche Literatur-Zusammenstellung zur Verfügung: eine Suche ergab 136 x „Mondsee“; 103 x "Pfahlbau"; 65 x „Attersee“; 18 x „Traunsee“; 43 x „Altheim“; 92 x „Ruttkay“; 47 x „Hell“; 46 x "J. Maurer"; 31 x "Offenberger"; 28 x „Pittioni“; 21 x "Grömer"; 14 x „Willvonseder“; 13 x "Dworsky"; 12 x "Pucher"; 11 x „Much“; 9 x „Beninger“; 8 x "Pohl"; 7 x „Driehaus“; 6 x „Reinecke“; 3 x "Mitterkalkgruber"; 3 x "Reitmaier"; 3 x „Schweighofer Mauer“; 26 x „Südost…“ usw.

Mondsee und Attersee

Transkript → Elisabeth Ruttkay: Typologie und Chronologie der Mondseegruppe, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 269–294.

Ruttkay´s "Terminologie des Jungneolithikums" in: → Samonigg 2003, Bertram: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Samonigg 2003, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D.: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; Journal of Neolithic Archaeology 2006 (zu Michelberger und Altheimer Kultur)

Pavuk 2000, Jurja: → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit. In: Slovenska Archeologika 2000. S. 1–26. (mit vielen Keramikformen-Abbildungen)

Offenberger, Johann: Die „Pfahlbauten” der Salzkammergutseen, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 295–357.

Offenberger, J. und Ruttkay, E.: Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen, in: H. Schlichtherle (Hrsg.), Pfahlbauten rund um die Alpen. Darmstadt 1997; 76–80.

Pernicka, E.; Frank, C.: → Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. pp. 113-138. In: Lake Dwellings after Robert Munro. Edinburgh 2010. (online - Leiden: Sidestone Press)

  • Mondsee-Kupfer hat besonders viel Arsen: 0,5–5% und damit war eine Vorbehandlung wie Rösten nicht möglich; historischer Kupfer-Abbau in Mitterberg, Kitzbühel oder Schwaz können wie alle Ostalpenbergbaue als Quelle ausgeschlossen werden, wie auch jene von Südost-Europa. Am Balkan gibt es aber mit Mondsee vergleichbar stark-arsenhältige Kupferartefakte, aber keine zugehörige Quelle. Die Verbreitung der Spiralen mit Mondseekupfer reicht von Ungarn bis zum Bodensee. Alle Mondseedolche gehören zum Cucuteni-Typ, die auch entlang der Donau vorkommen. Mondseekupfer kommt nur stark-arsenisch und ansonsten sehr reinem Kupfer vor, wie auch bis in den Iran.

Obereder, J.; Pernicka, E. und Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht, Archäologie Österreichs 4/2, 1993, 5–9.

Ranseder, Bärbel: → Die Pflanzenfunde der Pfahlbauten in See / Keutschach / Abtsdorf I / Seewalchen I (A) im Tabellenvergleich zu Robenhausen (CH) und Federsee (D). Ethnobotanik und Ethnomedizin, Univ. Zürich. 2016. 54 Seiten.

Reitmaier 2019, Florian: → Die Erdwerke der Altheimer Kultur. (37. Niederbayerischer Archäologentag 2019; S. 93-150)

Swierczynski 2013, T.: Lauterbach, St.; Dulski, P.; Brauer, A.: → Late Neolithic Mondsee Culture in Austria: living on lakes and living with flood risk? Climate of the Past 9(4), 2013: p. 1601-1612. (Radiokarbondaten Mondsee-Stationen; Grafik – CC BY 3.0)

Turck, Rouven: → Die Mondsee-Metallurgie. In: Die Metalle zur Zeit des Jungneolithikums in Mitteleuropa. (S. 37-42)
Es ist opinio communis, dass die Feuchtbodenbesiedlungen der Nordalpen ein zusammengehöriges, vergleichsweise einheitliches Phänomen darstellen. Im frühen 4. Jt. v. Chr. brechen die Importe aus Südosteuropa ab, während die eigenständige Kupfergeräteproduktion einsetzt. (Er hat mit dem Abbruch der Importe aus SO-Europa wohl recht; lt. Pernicka hat er aber mit seiner These einer eigenständigen Mondsee-Kupfer-Produktion unrecht.)

Station See am Mondsee

Mondseekrug mit Furchenstichverzierung (Foto: B. Schier)

Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Keramik, Wien 1997. MPK 32.

3-D-Modelle der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie, Wien: → Krug, → Henkeltasse und → Dolch (Typ Mondsee).

Abbildungen → von Funden der Station See/Mondsee: Silices; Beile und Äxte; Keramik; Organische Reste; Knochen; Metalle; sowie Steinschmuck und -objekte der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie Wien

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. JB des OÖ Musealvereins, Bd. 122/I, 84 Seiten, Linz 1977. (Mit 20 Abb. auf Tafel V-VIII, 2 Abb. im Text und 11 Diagrammen)

Pucher 1997, Erich: Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Tierknochenfunde und Untersuchungen über Bestimmungskriterien von Gemsenknochen sowie Überlegungen zur Herkunft der Mondsee-Viehwirtschaft. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 003 1997, 150 Seiten.

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. Prähistorische Forschungen online Band 10 (2020), 60 Seiten; Anthropolog. Ges. Wien; Verlag NHM Wien, 2020.
[Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/; Bilder, deren Copyright nicht beim NHM bzw. beim Autor liegen, werden gem. § 42f (1) Z 1 Urheberrechtsgesetz als Bildzitat im wissenschaftlichen Rahmen verwendet.]

Hofmann 1924, Elise: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. der Prähistorischen Kommission, Band 81, 30 Seiten. Verlag der ÖAW, Wien 2013.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee_Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much; Diplomarbeit Uni Wien, 2011, 634 Seiten. (331 MB)

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, Archäologie Österreichs 19/1, 2008; 6 Seiten. (Datenerfassung der Funde: Keramik, Steingeräte, Organisches Material, Knochen- und Knochenschmuck, Metallgegenstände, Datierung)

Keutschachersee

Samoig 2001, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Dissertation 2001; Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II. Mitt. der Prähistor. Kommiss. 51; 2003. OPEN ACCESS.

Literatur

Zur Vorgeschichte Oberösterreichs - Die Pfahlbauten

Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg (1889); → Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten. S. 55-62.

Pfahlbauforschungen zum Mondsee

Prof. Karl Klapper 1912–15.4.1995

Klapper 1940, Karl: Dissertation über → Wirbeltierfunde bei den Pfahlbauten am Mondsee" (Nachruf in Zs. Österrreichische Naturschutzjugend); die begonnene Dissertation an der Univ. Wien ging im Zweiten Weltkrieg verloren.

Offenberger 2012, Johann: Weltkulturerbe "See" - Ein Forschungsbericht. Historica – Austria, Jahrgang 2012, Band 10, 100 Seiten.

Offenberger 2015, Johann: Das Pfahlbauerbe – "Brennpunkt" Mondsee. Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse. Historica – Austria, Jahrgang 2015, Band 13, 327 Seiten.

Ruttkay 1981, E., Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur, Katalog (1981) 269-294.

Ruttkay 1999, E., Mondsee-Gruppe. In J. Preuss, Das Neolithikum in Mitteleuropa 2 (1999) 75-78.

Ruttkay 1983, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I; In: Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1983, 19-23.

Ruttkay 1995, Elisabeth: Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt vom FWF-Fonds und der ÖNB; In: Arche. Zeitschrift für Geschichte und Archäologie in OÖ, Nr. 10, 1995, 18-19.

Schmidt 1986, R.: Palynologie, Stratigraphie und Großreste von Profilen der neolithischen Station See am Mondsee, Oberösterreich. Verlag ÖAW; Archaeologia Austriaca 70, 227–235.

Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten)

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013, S. 25–50. (etwas Holzfunde von See/Mondsee, sonst Keutschacher See)

Much 1885, Matthäus: → Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen. Vortrag 1885.

Janik 1969, Vinzenz: → Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung. Jahrbuch des Oö Musealvereines Bd. 114, 1 (1969). S. 181-200

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. (stark gekürzte Dissertation); Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 1977, Band 122/1, S. 269-347.

Wolff 1977, Petra: Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. Diss. Univ. Wien, stark gekürzt im: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 122,1 (1977) S. 269-347. → Teil 1; → Teil 2; → Abbildungen

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. S. 14-48. S. 49-60: Faszinierende Tafeln von Offenberger. Mit Vorbemerkung: Pfahlbauforschung in See am Mondsee als Kontext zur wissenschaftlichen Erforschung der Textilreste. (S. 7-13). Prähistorische Forschung Online, Band 10. Verlag des NHM Wien, 2020. 60 Seiten. (Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )

Grömer 2006, Karina: → Vom Spinnen und Weben, Flechten und Zwirnen. Hinweise zur neolithischen Textiltechnik an österreichischen Fundstellen. Für Elisabeth Ruttkay. Zs. Archäologie Österreichs, 17/2, 2006; S. 177–192.

Götzinger 2006, Michael: → Überblick zu den verfügbaren Steinrohstoffen in Ostösterreich. In: Mateiciucová, I. und Götzinger, M. (2006): Zur Rohstoffverteilung und -verfügbarkeit in der Lengyel-Kultur.- Archäologie Österreichs 17/2, 82 – 89.

Obereder 1993, J./E. Pernicka/E. Ruttkay, Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993, 5-9.

Gross 2021, Eda et al.: → Diversity of resources and volatility of metallurgical networks—multi‑methodological provenance analysis of neolithic and EBA‑copper‑artefacts from Switzerland and eastern France. In: Archaeological and Anthropological Sciences (2021), 34 pages. [ 34 x „Mondsee“]

Pernicka 1990, Ernst: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit; In: Jahrbuch des römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 37, 1990. Kalibrationskurve: Seite 32.

Pernicka 2010, Ernst et Frank, Carolin: Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: → Lake Dwellings after Robert Munro. Sidestone Press 2010. p. 113–138.

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin: → Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. Leiden 2012; pp. 113–132.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Much. Diplomarbeit, Universität Wien, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2011. (331 MB, 634 Seiten: Bd. 1 Text, 226 S.; Bd. 2 Katalog: Tafeln 1-99; Bd. 3: Katalog: Tafeln 100-199); online abrufbar for best quality im Bibliothekskatalog der Universiät Wien: → http://usearch.univie.ac.at

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau, Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. d. Prähistor. Kommission 81, 2013.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien 2013. Band 81. S. 7–30: Einleitung, Fundort, Forschungsgeschichte, Sammlung Much, S. 16 Abb. 4: Fundort mit Tiefenlinien, Fundverteilung, S. 18 Zeitstellung 4.900–4.750 BP (3.700–3100 BC); Fundmaterial (12 Seiten mit Tabellen der Inventarliste) … Rest als Kaufexemplar.

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Archäologie Österreichs 19/1, 2008 (Überblick samt Literatur)

Die Mondseekultur → in de-academic.com: gute Darstellungen und Beschreibungen ... Literatur ...

Mondseekultur im → Austria-Forum

Saile, Thomas: → Altheim – ein Jahrhundert Erdwerk. 23 Seiten, Bilder und Grafiken.

Driehaus 1960, J.: Die Altheimer Gruppe und das Jungneolithikum in Mitteleuropa. Mainz 1960. (ist gegen Verbindung der Altheimerkultur mit der Mondsee-Gruppe)

Obereder 1993, J.; E. Pernicka u. E. Ruttkay: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9.

Paret 1930, Oscar: → Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. PrHist. 1930. AM MONDSEE 1927 NOCH 19 in BETRIEB; auch Attersee (S.111 u. 114/5) 10-12 m Tanne

Daxer 2018, Chr.; Moernaut, #J.; Taylor, T.; Haas, J. and Strasser, M.: → Late Glacial and Holocene sedimentary infill of Lake Mondsee (Eastern Alps, Austria) and historical rockfall activity revealed by reflection seismics and sediment core analysis. Sciendo, Sept. 2018. P. 111-134. OPEN ACCES: licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License. Die FELSSTÜRZE am Mondsee ereigneten sich → 1500 n. Chr. und nicht zur Zeit der Pfahlbauern.

Trinks 2019, Immo; Neubauer, Wolfgang; Taylor, Timothy; Wallner, Mario; Löcker, Klaus und Leskovar, Jutta: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar. Dreiländertagung der DGPF, der OVG und der SGPF in Wien, Österreich – Publikationen der DGPF, Band 28, 2019. Seite 235.

Pfahlbauforschungen am Attersee

Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich

Willvonseder 1933, Kurt: Oberösterreich in der Urzeit. Deutsches Vaterland - Österreichs Zs. für Heimat und Volk Wien 1933; 111 Seiten, 100 Abb. mit 303 Figuren und 4 Karten

Willvonseder 1965-1968, Kurt: "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich", 1968, Mitteilungen der prähistorischen Kommission, XI. und XII. Band; (Graz 1965, Wien 1968), 453 Seiten, 34 Tafeln, 5 Abbildungen.

Willvonseder 1960, Kurt: → Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen. JBOÖMV, Bd. 111, 1966:154-162.

Danner 2020, Peter: → Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, > Literatur).

Ruttkay 1982, E.: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. – Fundberichte aus Österreich, 21 (1982): 143-156. – Wien.

Ries 2014, Marie-Claire:Palynologische Untersuchung der frühbronzezeitlichen Ufersiedlung Abtsdorf I (Attersee); Bachelor-Arbeit der Universität Kiel, Nov. 2014. 101 Seiten. → nach unten scrollen!

  • 14C-Daten, Klima-Pollendiagramme usw. (bestuntersuchte Station am Attersee), Seespiegel-Oszillationen … Klimaschwankungen … ( > Literatur)

Breitwieser 2001, Rupert, Stradal Christian: → Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, 2001, Band 146a, 87-95. (Abb. der Station; genaue Lage; historische Bergegeräte)

Schoch 1978, W. und Schweingruber, F.: → Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee. JbOÖMV 123/I Linz 1978, 223–227.

Włodarczak 2012, Piotr : → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa — Probleme der Synchronisation. In: Form, Zeit und Raum – Grundlagen für eine Geschichte aus dem Boden. Antiqua Nr. 50. Basel 2012.

Kuratorium Pfahlbauten: Monitoring → Abtsdorf I am Attersee:
Die Station Abtsdorf I ist eine seit 1963 bekannte Seeufersiedlung im nordwestlichen Bereich des Attersees in Oberösterreich. Neue Untersuchungen zeigen eine Datierung in den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit.

Die heute noch fassbaren Überreste der Seeufersiedlung Abtsdorf I befinden sich auf einer Untiefe am nordwestlichen Ufer des Attersees in einer Wassertiefe von 2,1 m bis 2,8 m. Diese Untiefe wird durch eine sich in den See hinausziehende Landzunge (genannt Teufelsbrücke) gebildet. Aufgrund des bisher postulierten prähistorisch niedrigeren Wasserstands, kann angenommen werden, dass sich diese Siedlung ehemals auf einer Halbinsel befand. Diese Halbinsel war zwar den Naturelementen stärker ausgesetzt, bot aber auch größeren Schutz gegenüber Feinden. An den Rändern der Untiefe wurden einige Pfähle entdeckt. Oberflächenfunde aus abgerollten Keramikfragmenten konnten im mittleren Bereich der Untiefe erkannt werden. In den Kratern, die durch Ankerketten von Segelschiffbojen verursacht werden, konnte mehrfach offen liegende Kulturschicht mit Hölzern und zahlreichen Funden beobachtet werden.

Einen deutlichen Aufschluss über die stratigrafischen Verhältnisse erbrachten die Sedimentkernproben. Die Bohrflucht 1 mit insgesamt elf Kernproben wurde entlang der Grundlinie, also im mittleren Siedlungsbereich angelegt. Das Niveau der Kulturschicht liegt zwischen 2,30 m und 2,55 m unter dem heutigen Seewasserspiegel des Attersees. Aktuelle Forschungsergebnisse erbrachten mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) eine Neudatierung der Siedlung in die Zeit um 1650 v.Chr.. Diese Zeit im Übergang von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit war z.B. im Mittelmeer geprägt durch die Hochkulturen auf Kreta sowie im Alten Ägypten. Außerdem ließen erste Auswertungsergebnisse der Pflanzenfunde ein breit gefächertes Kultur- und Wildpflanzenspektrum erkennen. Bisher eindeutig nachgewiesene Nutzpflanzen wie Dinkel oder Flachs sind charakteristisch für die frühbronzezeitliche Landwirtschaft. Darüber hinaus gehörte Holunder, Hasel und Brombeere zu den genutzten Pflanzen der bronzezeitlichen Bevölkerung am Attersee.

Allgemeine Pfahlbauforschung in Österreich

Felber 1970, Heinz: → Vienna Radium Institute – Radiocarbon Dates I. Zs. Radiocarbon, Vol. 12, No. 1, 1970, pp. 298-318. (Methodik; Daten bis 1970)

Ruttkay 2004, Elisabeth; Cichocki, O.; Pernicka, E.; Pucher, E.: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. (S. 50–68). In: Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. 305 Seiten, Routledge, 2004. (Alle Länder)

Antl-Weiser 2010, Walpurga, Kern Anton, Stadler Peter: → Nachruf Dr. Elisabeth Ruttkay. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 2010, Band 112A, S. 55-66. → Liste der 98 Veröffentlichungen von Ruttkay

Offenberger 1981, Johann: Die 'Pfahlbauten' der Salzkammergutseen. In: OÖ Landes-Ausstellung 1981: Das Mondsee-Land - Geschichte und Kultur. Katalog, 1981. S. 295–357.

Offenberger 1971, Johann: → Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung. JBOÖMV Bd. 116, 1 (1971). S. 9-21.

Offenberger 1976, Johann; mit Beiträgen von Schatz Alfred; Vymazal Alfred: → Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht. S. 105-138. JBOÖMV Band 121a, (1976). Mit 7 Abbildungen (u.a. Tafel II: Weyregg: Grundschwelle)

Schmidt 2006, Roland et al.: Climatic Changes from 12,000 to 4,000 Years Ago in the Austrian Central Alps Tracked by Sedimentological and Biological Proxies of a Lake Sediment Core. Journal of Paleolimnology 35(3); 2006:491-505

Schöbel 2009, Gunter: → Vom Baum zum Einbaum – ein archäologisches Experiment im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee. Bericht der Bayrischen Bodendenkmalpflege 50, München 2009. S. 82: Geschwindigkeit der Überfahrt mit Einbaum über den Bodensee von 5 kmh.

Gruber 2008, Heinz: → Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand. Archäologische AG Ostbayern / West- und Südböhmen / OÖ, Juni 2008 in Manching. Fines Transire 18, 2009, S. 133-143.

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten - Österreichs neues Welterbe. Denkmal heute, 2011, 37–41.

Berwerth 1907, Fritz: → Pfahlbauten in den Ostalpen. (Vortrag mit Lichtbildern, 14.5.1907) Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins der Universität Wien, 1907, S. 126-127.

Saile 2014, Thomas: → Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder. In: Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 259 (Bonn 2014) 225–236.

Wild 2001, Eva; Friesinger, H.; Kutschera, W.; Stadler, P.: Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using 14C-Dating with Accelerator Mass Spectrometry: → Tab. 1: 14C-Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich.

Wild 2016, Eva Maria; Ruttkay, E.; Stadler, P. et al.: → New chronological Frame for the young Neolithic Baden Culture in Central Europe (4th millenium BC). Cambridge University Press: 18 July 2016.

Yu 1995, Ge: → Lake Status Records from Europe: Data Base Documentation. In: Palaeoclimatology Publications Series Report No. 3. World Data Center-A For Paleoclimatology NOAA Paleoclimatology Program, Colorado 1995. 456 Seiten. (Attersee p. 10-12, Mondsee p. 13-14.)

Spezielle Pfahlbauforschung in Österreich

Hafner 2016, Albert; Schlichtherle, Helmut; Taylor, Timothy; Tinner, Willy: → International und interdisziplinär. Archäologie und Umweltwissenschaften heute (2016). (Wissenschaftliche Projekte gelten heute als besonders erfolgversprechend, wenn sich verschiedene Disziplinen zusammenschließen, um offene Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten … Es gibt derzeit noch keinen Volltext.)

Hafner 2020, Albert et al. (Hrsg.): → Settling waterscapes in Europe: The archaeology of Neolithic and Bronze Age pile-dwellings. Heidelberg: Propylaeum, 2020 (OSPA – Open Series in Prehistoric Archaeology, Band 1). 290 Seiten. E-Book - 76 MB. S. 157: A new look at late Neolithic plant economy from the site of Zürich-Parkhaus Opéra; Timothy Taylor ...

Pernicka 2012, Ernst: → The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy (and Mondsee). In: Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation in the 4th Millenium BC? → Proceedings of the International Symposium held at the Kunsthistorisches Museum Wien OPEN ACCESS, Vienna, Austria, 21-24 November, 2012.

Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. Routledge 2004. E-Book.

Ruttkay 2004, E., Cichocki, O., Pernicka, E., Pucher, E.: → Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. in: Menotti, Francesco. p. 50-69. (DOWNLOADABLE)

  • S. 56, 57 u.: mehrere Konnexe zu Schweiz: Bodensee und Zürichsee
  • S. 58 u.: Absolute Chronology of Mondsee: 3.700-3.100 v. Chr. (68%-Wahrscheinlichkeit) Ruttkay (1998), Tab. 30.

Maurer 2014, Jakob: → Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? (sind aber KEINE Pfahlbauern) Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages, 2014, 145-190.

Brandfeldbau

Schier 2016, Wolfram et mult. al.: → Late Neolithic Agriculture in Temperate Europe—A Long-Term Experimental Approach. Land 2017, 17 Seiten. (Creative Commons Attribution (CC BY) license (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ ) „slash-and-burn“

Rösch 2008, Manfred; Schier, Wolfram et al.: → Spätneolithische Landnutzung im nördlichen Alpenvorland: Beobachtungen - Hypothesen – Experimente In: W. Dörfler/J. Müller (Hrsg.): Umwelt – Wirtschaft – Siedlungen im dritten vorchristlichen Jahrtausend Mitteleuropas und Südskandinaviens. Neumünster 2008:301–315. (Ertrag von Getreide-Anbauversuchen nach Brand in Forchtenberg)

  • Eine Hypothese zur Landnutzung im Spätneolithikum des nördlichen Alpenvorlands erklärt die Beobachtungen an Pollenprofilen und Großrestanalysen an Fundplätzen widerspruchsfrei. Sie geht von Brandverfahren und Aschedüngung aus. Das steht in Gegensatz zu der ab den Metallzeiten vorherrschenden Mistdüngung. Die Modelle für das Jungneolithikum und das Endneolithikum unterscheiden sich: Für das Jungneolithikum wird von jährlicher Verlagerung der Anbauflächen und Verwendung des vor Ort gewachsenen Holzes als Brennstoff und Dünger ausgegangen, für das Endneolithikum von ortsfesten Anbauflächen auf den besten Böden und Zufuhr des im Niederwaldbetrieb erzeugten Brennholzes von schlechteren Standorten.
    Zehn Jahre Anbauversuche mit diesen Verfahren und im Vergleich mit Verfahren ohne Brand haben gezeigt, dass mit den Brandverfahren ohne Düngung Erträge erzielt werden können, die denen der modernen Intensivlandwirtschaft gleichkommen, während Anbau ohne Brand und Düngung überhaupt nur auf besten Böden möglich ist. Auch bei der Abwägung von Ertrag zu Aufwand schneiden die Brandverfahren am besten ab.

Schier 2009, Wolfram: → Extensiver Brandfeldbau und die Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. PZ, 84. Band, S. 15-43, Walter de Gruyter 2009.

Brandfeldbau im Umfeld der voralpinen Seerandsiedlungen CC BY SA
Dipl.-Ing. F. Axel Berger, Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität zu Köln
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Vortrag-Brandfeldbau.pdf HACK-BILDER
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Hout-Brandfeldbau.pdf
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Literatur-Brandfeldbau.htm

Landwirtschaftliche Praktiken bei neolithischen Seeuferstandorten _ Kultivierung der Auswahl OPEN ACCESS
How to cite this article: Amy Styring, Ursula Maier, Elisabeth Stephan, Helmut Schlichtherle and Amy Bogaard (2016). Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites. Antiquity, 90, pp 95-110.

Literaturlisten

ETHZ-Suche

Ruttkay, E. in → Researchgate

Maurer, Jakob: → Literaturlisten Pfahlbauten (12.10.2018); → Veröffentlichungen

Pfahlbauten im → Austria-Forum

Pfahlbauern im → Austria-Forum

Pfahlbauten in: → Zobodat

Überblick: Die Pfahlbauten am Keutschacher See und Hafner See

Hochstetter 1865, Christian Gottlob Ferdinand: → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain 1864. Si.-Berichte der Akademie der Wissenschaften math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261-282. (S. 272: Steinhügel im Ossiacher und Wörther See)
[Hofstetter entdeckte den Pfahlbau im Keutschacher See am Montag, 29. August 1864.]

Mossler 1954, Gertrud: Neues zum vorgeschichtlichen Pfahlbau im Keutschacher See. Festschrift für Rudolf Egger. Carinthia II, 144; 1954:76–109.

Klemun 1995, Marianne: → Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" – ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jh. und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864). Carinthia II, Klagenfurt 1995:215–238.

Cichocki 2003, O.: "Ein jungsteinzeitliches Dorf im See?" In: Keutschach am See – Eine Chronik. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2003; 272 Seiten.

Cichocki 2003, Otto: → A Neolithic Pile Dwelling in Keutschacher See? VIAS-Dendrolab. Vienna 2003; 21 Seiten.

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013:25–50. (umfassend zum Keutschacher See).
449 Pfähle und Holzreste im Pfahlbau See/Mondsee (61% < 10cm; 33% 10–15cm; 6% >15cm).
Waldgehölze: 45% Fichte (Picea), 10% Tanne (Abies), 7% Ahorn (Acer), 2% Buche (Fagus).
Auhölzer: 21% Pappel (Populus); 7% Erle (Alnus); 2% Weide (Salix); 1% Esche (Fraxinus); 5% Sonstige (Äste, Zweige…)

Offenberger 2014, Johann: → Die neolithische „Inselsiedlung“ im Keutschacher See (Kärnten) – Eine kritische Betrachtung. ÖAB; Historica – Austria, Band 12, Jg. 2014. 55 Seiten.

Knobling 2008, Astrid: → Pollenanalytische Untersuchungen im Bereich des Pfahlbaus Keutschacher See, Kärnten. Diplomarbeit Univ. Wien, 2008. 57 Seiten.


Samonig 2003, Bertram: → Gesamtdarstellung: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Dissertation Univ. Wien; im Rahmen des FWF-Pfahlbauprojektes von Elisabeth Ruttkay (unter Mitwirkung von Cichocki (VIAS) sowie Pucher und Stadler (BDA)): Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II; Mitt. Prähistor. Komm. 51; 260 Seiten. E-Book der ÖAW, 2003 (→ zweite Quelle)
[Anm.: Die einzelnen Kapitel sindals PDF downloadbar: u.a.: → 60 Tafeln mit Abbildungen; 96 Seiten → Katalog. OPEN ACCESS

  • Pucher 2013, Erich: Einige Bemerkungen zu den bisher übergebenen Knochenaufsammlungen aus dem Keutschacher See in Kärnten. In Samonigg 2013:263–284.

S. 27: … dass in einem bestimmten Zeitabschnitt die Seeuntiefe trocken fiel und in Form einer kleinen, flachen Insel aus dem See ragte. Bei den jahreszeitlich bedingten Hochständen wurde sie überspült, wobei es zu sandigen Absätzen kam. Mit einem geringen Anstieg des Wasserspiegels kam es zur Bildung von Radizellentorf, bis eine neuerliche Auffüllung des Seebeckens eine Überflutung verursachte, in deren Folge dann die bislang gebildeten Ablagerungen durch Wellenschlag bis auf geringe Reste zerstört und abgetragen wurden (Mossler 1954, 92).

Diese Deutung sah der Geologe Fritz Brandtner (Wien, Untersuchung von Moor- und Seeböden) durch das Auffinden eines Bachbettes im südöstlichen Seebereich bestätigt. Das Bachbett mit Holz- und Holzkohleeinschwemmungen lag ca. 1,5 m unter dem heutigen Wasserspiegel. Für Brandtner ist dies ein Beweis für starke Seespiegelschwankungen. Seiner Meinung nach wurde der Pfahlbau in einer Trockenperiode angelegt. Beim Wiederansteigen des Seespiegels sind Hölzer und Holzkohlestücke aus der Siedlung in das Bachbett eingeschwemmt und durch Torfbildung überdeckt worden. Wenn das zutrifft, befand sich der Pfahlbau zur einen Hälfte im Wasser, da Pfähle bis in sechs Meter Tiefe vorhanden sind, und zur anderen Hälfte auf festem Untergrund (Anm.: Diese zweite Vermutung von Brandtner trifft höchstwahrscheinlich zu, wie neue Untersuchungen von Cichocki im August 2001 ergaben. Lt. Mündl. Mitt. von O. Cichocki.)


Pohl 2019, H.: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion M-Nr.: 72126.19.01 Keutschacher See 2019

Dworsky 2021, Cyril; Meyer, Lieselore: → Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. Sonius 2021, S. 3–8.

Meyer 2020, Lieselore: → Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten.

Kleine Zeitung 2021. Kärnten: → Verborgener Schatz im Hafnersee; 7.1.2021