Die Kanal-Pfahlbauern-Kultur am Attersee und Mondsee

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Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Pfahlbauforschungen an Attersee und Mondsee bis heute

Krug der Mondseekultur: OÖMV 1981

OÖ Landesausstellung 2027: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Kultur und Gesellschaft, Abteilung Kultur, Promenade 37; 4021 Linz; 0732 7720 14875; veranstaltungen.k.post@ooe.gv.at

Für und Wider

Florian Ostrowski (Kuratorium Pfahlbauten): → Vom Baggern, Ausbeutung und günstigem Wetter – Die Anfänge der Pfahlbauforschung in Österreich

K.u.k. Akademie der Wissenschaften Wien

Hochstetter, F.: → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kroatien und Krain. und: → Ueber Pfahlbauten. (Vortrag 7.11.1864) Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse (1866). S. 1-34.

  • S. 7: „Auf Antrag des Präsidenten der kais. AdW, Freiherrn v. Baumgartner, liess die k. Akademie im verflossenen Sommer und Herbst die österreichischen Seen nach Pfahlbauten durchforschen, und wie zu erwarten stand, blieben diese Nachforschungen nicht erfolglos. Ein Theil dieser Aufgabe, die Untersuchung der Seen von Kärnten und Krain, war mir zugefallen. Ich war so glücklich, an vier Seen Kärntens, am Wörther-, Keutschacher-, Rauschelen- und Ossiacher-See Punkte nachzuweisen, wo theils Pfahlwerk, theils Gegenstände, die ausgebaggert wurden, wie Topfscherben, Haselnüsse, Kohlen und Knochen, auf alte Niederlassungen hindeuten.“

Kner Rudolf (Ichthyologe; AdW): → Bericht über die Untersuchung der Seen OÖs bzgl. etwa vorhandener Pfahlbauten (im Auftrag der kaiserlichen Akademie). Sitzungsberichte der AdW math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 50, S. 332-346. [Scharfling S. 340 (Pfähle und Eichen-Wurzeln unter Wasser!); zwei Stellen zw. Teufelsbrücke und Attersee sowie eine bei Litzelberg-Insel S. 342; Vermutung bei Schloss Kammer S. 343]

Hochstetter: Christian Gottlob Ferdinand Ritter v.: → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain. Sitzungsberichte der AdW, math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261–282.

Hofmann, Elise: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der AdW math.-naturwiss. Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.

  • Rudolf Much beschreibt zu Beginn die Ausbeutung des Pfahlbaus See am Mondsee durch seinen Vater Matthäus Much.
  • Material: Getreide, Brote, Obst, Schnüre und Gewebereste, Hölzer und Holzgeräte, Baumhölzer; Rinden, Stroh, Moose.

Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien

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Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band I, Wien 1871, erschienen am 15. September 1871.

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band II, Wien 1872.

  • Wurmbrand, Gundaker Graf von: Schreiben an Sectionsrath Ritter von Hauer, über die in den oö Seen fortgesetzten Pfahlbauuntersuchungen. S. 1-7. (Überblick zu den neu entdeckten Stationen am Attersee: Ende Juli/Anfang August Auffinden der Stationen bei Aufham (eine Erhöhung des Seebodens, mit Binsen bewachsen, verriet mir die Stelle) und direkt vor Weyeregg; später wurden am Attersee noch entdeckt: Attersee nahe der Landungsbrücke, Puschacher nördlich von Weyeregg und Kammer nahe dem Ufer).
  • Much, M.: Erster Bericht über die Auffindung eines Pfahlbaues im Mondsee. S. 203-206. (Anm.: „Er hat es als Erster gewusst…“: arg.: „voraussetzen ließen“). Anm.: Fußnote zum Text: „Die zugehörigen Abbildungen wurden im Archiv der Gesellschaft deponiert.“
  • Wurmbrand, Gundaker Graf von: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen II. S. 249-273. (Überblick zu den Stationen am Attersee; 6 Tafeln mit Abbildungen, Tabelle der Funde)
  • Much, M.: Erklärung einiger Gegenstände aus dem Pfahlbaue im Mondsee. S. 322-324. (mit zwei Tafeln von Mondseer Krügen, Streitaxt)

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band IV, Wien 1874.

  • Much, M.: Über die Resultate der Weltausstellung in Wien in urgeschichtlicher Beziehung. S. 1-30.
  • Wurmbrand, G. Graf v.: Fund-Notiz. Pfahlbauten im Neusiedlersee. S. 291-292. (im ausgetrockneten Neusiedlersee; es wurden keine Pfähle gefunden)
  • Much, M.: Zweiter Bericht über Pfahlbauforschungen in den oberösterreichischen Seen. S. 293-308. (Station Scharfling; Much beschreibt S. 295 f. die enorme Kraft des Eisdrucks auf senkreche Pfähle von Pfahlbauten; romantisierendes Einrammen von Pfählen mit Schlägeln; erfolglose Untersuchungen am Fuschlsee und Wolfgangsee; S. 300: künstliche Stein-„Hügeli“; S. 301 Andeutung eines „Bergsturzes“; weitere Aufsammlungen in See; Beschreibung von Funden; viele Vermutungen)

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band V, Wien 1875.

Experiment Steinbeilbohrung
  • Much, M.: widmet sich bereits „Germanen“-Forschungen …
  • Wurmbrand, Gudakar Graf v.: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen III. S. 117-138; 4 Tafeln. Ganz ausgezeichneter Bericht! (Weyeregg mit besonders reichem Fundmaterial; Funde von Puchschacher sind in Villa Aegidi in Weißenbach; sehr moderne Überlegungen zu den Pfahlbauern und auch zu deren Bronze; Beschreibung von Fundstücken und Experimente zu deren Herstellung; wenig (eingeführte?) Bronzen am Attersee; Bronze-Schmelzen und -Gußformen; Schwein, Rind, Schaf, Ziege, Hund; Tabelle der Knochenreste)
  • S. 121 f. ERSTES Pfahlbau-Experiment durchgeführt von Graf Wurmbrand: Bohren eines Loches in Steinbeil mittels Bohrvorrichtung aus Geweihstangen wird in diesem Artikel von Graf Wurmbrand ausführlich beschrieben.
  • Frass, Prof. Dr. Oskar: Bestimmung der in den Pfahlbauten Oberösterreichs gefundenen Knochenreste; S. 136-138. (in den Stationen Weyeregg, Puschacher, Seewalchen, Attersee; auch 1 menschliche Hinterhauptschuppe in Weyeregg; wenig Jagdwild).

Seine Auswertung der Tierknochen zeigt folgendes Ergebnis: Weyeregg: 50 Wild- und Hausschweine, 20 Rinder, 40 Schafe (Ziegen), 5 Hunde, 2 Bären, 1 Gabelhirsch, 16 Rothirsche, 4 Füchse und 1 Wiesel. Puschacher: Schwein, Rind und Ziege. Seewalchen: 3 Schweine, 3 Rinder, 3 Ziegen und 1 Hirsch. Attersee: Rind, Ziege und Rothirsch.

Much Gefäßformen

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VI, Wien 1876.

  • Much, M.: Dritter Bericht über die Pfahlbauforschungen im Mondsee (in den Jahren 1875-1876) S. 161- 194, mit 1 Abbildung, 4 Tafeln mit „Mondseer“ Keramik, 1 Tabelle. ( ... in Scharfling wieder kein Erfolg – obwohl ein Pfahlbau da sein müsse; wieder Funde bei See; ausführliche Besprechung; Bronze fehlt bisher; Töpfe usw., Tierfiguren; Schmuckgegenstände; Getreidekörner; Apfelspalten; Brandspuren; Wohnstätten über dem See). Insgesamt zeichnet er sein Bild des Lebens der Pfahlbauern.

Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VII, Wien 1877.

  • Wurmbrand, G. Graf v.: Aufklärungen. Entgegnung (Anm.: zu Much) in Betreff der Bohrungen von Steingeräthen und in Betreff thönener Lampen und Löffel. S. 96-104.

Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VIII, Wien 1878.

  • Much, M.: Über den Ackerbau der Germanen. S. 203 f. und: Über die Kosmogonie und Anthropogenie des germanischen Mythos. S. 324 f.
  • Weninger, Funde aus dem Pfahlbau im Mondsee. Mitth. d. Anthrop. Ges. in Wien. Sitzungsber. 1916/1917, S. 45/46. (Anm.: ist eine Aufzählung ohne Sachbezug.)

Much, Matthäus: → Die Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen. (Vortrag 28.1.1885) Zs. d. Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse (1885). S. 249-298.
Much beschreibt hier auf den Seiten 267-278 ausführlich den Pfahlbau in See am Mondsee mit all seinen Funden aus Stein, Ton, Stoffen, Nahrungsmitteln, Haustieren und Jagdtieren. Auf den Seiten ab 278 geht er auf die Indogermanen und deren "Urheimat" ein und vermeint, dass diese die Errichter der Pfahlbauten gewesen seien.

M. Much (1832-1909) postulierte in : → Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschichtlichen Forschung. Verlag: Hermann Costenoble; Jena und Berlin, 1902; im Kapitel „Die Rasse“ (S. 245): eine Art Urbevölkerung der Indogermanen in Nordeuropa: “Durch die bisher beigebrachten archäologischen Thatsachen glaube ich nachgewiesen zu haben, dass in den Grundlagen der Kultur und im Wesen der steinzeitlichen Bewohner Mittel- und Nordeuropas und in sonstigen Erscheinungen, die als Merkmale dienen, nichts zu finden ist, was ein fremdartiges, etwa der asiatischen Kultur verwandtes Gepräge zu gehen vermöchte, weshalb auch die Träger dieser Kultur und dieser Merkmale nicht von fremder, aussereuropäischer Herkunft sein können.”



Johann Offenberger: Doyen der österreichischen Pfahlbauforschung

RR Johann Offenberger (*1934, ✝23.7.2017)

Johann Offenberger hat im Oktober 2012 seine Forschungsergebnisse im Buch Weltkulturerbe "See“ (100 S.) veröffentlicht. (Quelle: → OÖ Nachrichten: "Das Märchen von Pfahlbauten direkt in den Seen": Autor und Bild: Norbert Blaichinger, 8.10.2012).Das Buch ist in den Mondseer Museen und im Buchhandel erhältlich. Er betont: „Dieses Buch soll ein Beitrag sein, dass an die 1986 eingestellten Pfahlbauforschungen in Österreich wieder erfolgreich angeknüpft wird.“

1970 entdeckten die Taucher und Forscher rund um Johann Offenberger (*1934; +23.7.2017) im Bereich von Mooswinkel am Mondsee den einzigen "echten" Pfahlbau Österreichs. Offenberger dazu: „Allerdings war es nicht eine bewohnte Siedlung, sondern eine Plattform als Anlegestation, eine "Schiffsanlegestelle" für den Fährdienst."

Es sei schlicht ein Märchen, zu glauben, die Pfahlbauten in See (am Mondsee), in Litzlberg oder Abtsdorf am Attersee wären im Wasser gestanden. Offenberger: „Die Wahrheit ist, dass die Pfahlbauten am Seeufer situiert waren und viel später durch massive Klimaänderungen unter Wasser gedrückt wurden.“ Sehr wohl wisse man heute aber, dass es im Rahmen der Pfahlbauweise verschiedene Arten gegeben hat. Worüber man im Bereich der Salzkammergutseen aber bis heute nicht verfügt, sind Grundrisse von Bauten. Ohne diese sind laut Offenberger auch Gedankenspiele über originale Nachbauten kaum realistisch. Anlässlich der OÖ Landesausstellung 1981 zum Thema „Das Mondseeland“ konnte von Hans Offenberger in den ehemaligen Mondseer Klosterräumen eine große Pfahlbauabteilung mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichtet werden. Als „Österreichisches Pfahlbaumuseum“ ist sie nach wie vor ein wesentlicher Teil der Mondseer Museumslandschaft.

1986 kam es zur gewillkürten, abrupten Einstellung der österreichischen Pfahlbauforschung, sodass nicht einmal mehr die begonnenen Vermessungen der Station See am Mondsee fertiggestellt werden konnten. Die Hintergründe liegen im Dunkeln. [Anm.: Es gibt Andeutungen in Richtung von kollegialem Neid und Eifersucht hinsichtlich eines möglichen Aufstiegs oder einer akademischen Karriere Offenbergers; die später vorgeschützten finanziellen Gründe waren es nicht.]

Offenberger wurde vom Bundesdenkmalamt unmittelbar zur Beaufsichtigung von Ausgrabungen ins Kloster Mondsee abkommandiert. Auch die Bearbeitung bereits durchgeführter Aufnahmen im Attersee konnte nach der Einstellung des Bestandsaufnahmeprojektes nicht mehr beendet werden. Dies betraf besonders die Siedlungen am Ausfluss des Sees und im Bereich Litzlberg.

Mit der Aufnahme der heimischen Pfahlbauten 2011 in das Weltkulturerbe wurden seine so plötzlich und radikal abgebrochenen ehemaligen Arbeiten mit der Veröffentlichung von Czech 2013 (FÖ 2013; siehe unten) nach 27 Jahren wenigstens noch abgeschlossen. Seinen Nachlass von Fotos, Schriftstücken, Dokumentationen und persönlichen Aufzeichnungen verwahrt der Österreichische Archäologie Bund bis 2040.

Veröffentlichungen von Johann Offenberger:

Dieser Link führt zur → Vollständigen Veröffentlichungsliste von Johann Offenberger;
weiters werden nachfolgend Links zu den digital verfügbaren Arbeiten sowie die beiden zusammenfassenden Bücher von Hans Offenberger gebracht:

Offenberger 1971, Johann: → Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung. JbOÖMV 116, 1971. S. 9–21.

Offenberger 1976, Johann: → Die österreichischen Pfahlbauten – Ein Arbeitsbericht und: Schatz, Alfred (Tauchgruppe Haag): Methoden der Unterwasservermessung. und: Vymazal, Kurt (Tauchgruppe Haag): Holzartenbestimmung einiger Pfähle aus der neolithischen Station Attersee/Landungssteg. JbOÖMV Bd. 121a, 1976; S. 105–138.

Offenberger 1981, Johann: Die österreichischen Pfahlbauten. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Katalog zur OÖ Landesausstellung. Linz 1981. S. 295–357.

Offenberger 1997, Johann und Ruttkay, E.: → Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen. In: Schlichtherle, Helmut (Hrsg.): Pfahlbau rund um die Alpen. Archäologie in Deutschland, Sonderheft 1997. S. 76–80.

Offenberger 2012, Johann: Buch: Weltkulturerbe „See“ – Ein Forschungsbericht. Historica-Austria Band 10, Jahrgang 2012. 100 S.

Offenberger 2015, Johann: Buch: Das Pfahlbauerbe – „Brennpunkt“ Mondsee, Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut, Historica-Austria Band 13, Jahrgang 2015. 327 S. [Anm.: Offenbergers abschließendes Vermächtnis; wird in manchen Literaturlisten unterdrückt.]

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Der mit 10.2.2020 datierte Nachruf des Kuratorium Pfahlbauten auf seiner Homepage wirkt befremdlich: → Pfahlbauforscher Johann Offenberger verstorben – also 2 ½ Jahre nach Johann Offenbergers Ableben am 23.7.2017. Dieser habe die "Grundlage [nur das?] für die moderne Pfahlbauforschung in Österreich und für unseren Beitrag zum UNESCO-Welterbe geschaffen".


Die "Fundberichte aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes

Nachfolgend werden die Ergebnisse der von Johann Offenberger initiierten Pfahlbausuche und -bestandaufnahmen in den "Fundberichten aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes angeführt. Karl Czech war der Obmann des Tauchclubs Wels (UTC); die zweite Tauchergruppe kam von der TG Haag. Insgesamt waren über die Jahre 54 (!) Taucher an diesen Arbeiten beteiligt.

a) "Fundberichte aus Österreich" zu "Pfahlbauten" bis Nr. 50 der gedruckten Jahrbücher:

Link zu den → 12 Berichten von Czech in den FÖ 1976 bis 1989

Gotsleben 1981 mit Vymazal: Vermessung der neolithischen Seeufersiedlung Kammer I, FÖ 20, 1981, 29–34.

Ruttkay 1982, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. FÖ 21, 1982, S. 19-23.

b) "Fundberichte aus Österreich" ab Nr. 50 bis Nr. 60 → in elektronischer Form (was es zu "Pfahlbauten" gibt)

Pollak 2011, Marianne: Erstmalige Unterschutzstellung der → Pfahlbaustationen Abtsdorf I–III und Litzlberg Süd: FÖ Bd. 50, 2011; S. 37.

Neubauer 2011, Daniel: Beschreibung der → Umrisslinien der Stationen Seewalchen und Kammer: FÖ Bd. 50, 2011; S. 350.

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe. In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41

Gruber 2011, Heinz: → Juni 2011: UNESCO »Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen«; Litzlberg-Süd und Abtsdorf stehen unter Denkmalschutz; Neubauer: Tauchverein UW-Archäologie startet in Seewalchen; FÖ 50, 2011; S. 25; S. 350.

Gruber 2012, Heinz: → Eintragung der Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen als UNESCO-Welterbe; FÖ 51, 2012, S. 20.

Gruber 2013, Heinz: → Unterschutzstellung der Pfahlbaustation Nußdorf am Attersee. FÖ 52, 2013; S. 19

Die Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee

Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee: Grafik: Gerald Egger vom Verein → Pfahlbau am Attersee

UNESCO Weltkulturerbe Pfahlbau im Salzkammergut: Nebenstehend wird eine Karte von Gerald Egger vom Verein "Pfahlbau am Attersee" mit den bekannten Fundstellen von Pfahlbauten am Attersee und Mondsee gebracht. Quelle: Rubrik → Fragen und Antworten der Homepage des Vereins mit den nachstehenden Erläuterungen:

"Entgegen der weit verbreiteten Meinung standen nur wenige Pfahlbauten im Wasser, die meisten vermutlich auf der bei Hochwasser überfluteten Strandplatte. Es gibt aber auch Belege, dass die Pfahlbauer ihre Dörfer auf Inseln errichteten (Keutschachersee).

Durch einen Wasserspiegelanstieg verschwanden sie dann alle unter Wasser, wo wir heute auch die Überreste finden. Großteils befinden sich diese unter einer schützenden Schotterschicht."

Die 23 (24) Stationen haben die Bezeichnungen: Seewalchen 1–3; Litzlberg 1–3; Litzlberg Süd; Attersee; Aufham 1–2; Abtsdorf 2–3; Nußdorf; Misling 1–2; See am Mondsee; Mooswinkel; Scharfling; Kammer 1–2; Kammerl; Weyregg 1–2; (Abtsdorf 1 = Bronzezeit)

Zeitstellung der Pfahlbauten an Attersee und Mondsee

Chronologische Terminologie des Neolithikums: Öst. und Nachbarländer

Terminologie des Neolithikums: Ruttkay zu OÖ, NÖ, Ktn, Stmk, Bgld

Ruttkay bringt in ihrer → "Terminologie des Jungneolithikums" (in Samonigg) die Abfolge von Kulturen in OÖ, NÖ, Ktn, Stmk und Süd-Bgld. Für den oö Raum überrascht, dass Ruttkay vor dem Auftreten der Pfahlbauern keine mit einem Namen bezeichnete Kultur angibt.

Ruttkay postulierte ursprünglich eine Verwandtschaft unserer Pfahlbauern mit der bairischen Altheimer-Kultur; das trifft aber wahrscheinlich nicht zu.

In der rezenten Veröffentlichung von Reitmaier 2019 über → Die Erdwerke der Altheimer Kultur kommt überhaupt keine Ähnlichkeit oder Verwandtschaft mit den Pfahlbauern Oberösterreichs zum Vorschein: deren begrenztes bairisches Verbreitungsgebiet kommt mit Siedlungen auf besonders fruchtbaren Löß-Siedlungen vor mit durchwegs Bau von Erdwerken an Bächen u.ä.

Zum gleichen Ergebnis kommen Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D. in: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; wobei sie die beiden Kulturen einzeln behandeln:

  • Michelberger Kultur (4.200–4.000 v.Chr.; später: 3.700–3.600 v.Chr.) auf S. 21-28
  • Altheimer Kultur (3.800–3.400 v.Chr.); auf S. 32-34; diese siedeln aber eher auf Anhöhen.

Auch die in Samonigg´s Grafik für den südbairischen Raum weiters angeführten Autoren Süß (1976) und Matuschik (1992) sehen keine Verwandtschaft der Altheimer Gruppe mit der Mondseekultur. Konkret beschäftigt sich Ludwig Süß in der zitierten Literatur aber mit der Münchshöfener Gruppe in Bayern (Böhlau, Wien 1976; S. 1 – 121) und nicht mit Altheim/Mondsee.


Exkurs 1: Epilengyel-Kultur am Keutschacher See / Kärnten

Das 14C-Alter der Pfahlbaustationen am Keutschacher See

Eine umfassende, kompakte Darstellung zur Pfahlbaustation am Keutschacher See bringt Cichocki (2013) in → Fines Transire.

Diese Epilengyel-Kultur (also: "Nach"-Lengyel-Kultur) existierte in Keutschach (dendrochronologisch 3.947 und 3.871 v. Chr.) vor den Pfahlbauten in Oberösterreich (rd. 3.800 v. Chr.). Als zeitlicher Rahmen der Siedlung ist der mittels Dendrochronologie ermittelte Zeitraum von ca. 4.100–3.700 v. Chr. – also vor den oberösterreichischen Pfahlbauern – anzusetzen. Wie den nebenstehenden 14C-Altersangaben zu entnehmen ist, war diese Siedlung auf der Keutschacher Insel um Jahrhunderte älter als jene der oö Seen.

In der Arbeit → Die Pfahlbaustation am Keutschacher See von Samonigg wird auch dargestellt, dass diese Kultur einen völlig anderen kulturellen Hintergrund als die Pfahlbauern in Oberösterreich hatten.

1990 befasste sich Ruttkay als Leiterin des Pfahlbauprojektes auch mit dem Keutschacher See. Sie wies auf die Eigenständigkeit dieser Keramik gegenüber den Salzkammergutstationen hin.

Die Einflüsse, die zum Entstehen der Keutschacher Pfahlbauernsiedlung führten, kamen aus dem Bereich des Epilengyel-Komplexes, der Lasinja-Kultur und der Vasi a bocca quadrata-Kultur. Deren Keramik konnte einem jungneolithischen Zeithorizont zugewiesen werden, der durch die dendrochronologischen Ergebnisse bestätigt wurde. Die zu den oberösterreichischen Seen gänzlich unterschiedliche Kultur zeigen auch die Abbildungen der völlig disjunkten Keramikformen in → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit von Pavuk (2000). Auch die Chronologie-Tabelle auf S. 18 zeigt die disjunkte Stellung dieser Kultur.

Die Tierknochen wurden umfassend ausgearbeitet und belegen eine jahreszeitlich unabhängige, ständige Anwesenheit des Menschen in der Siedlung in der Mitte des Sees. Sie lebten ganzjährig auf ihrer Insel in der Mitte des Sees - wohl als Schutz vor Bedrohungen. Die Viehzucht wurde bereits am Beginn der Siedlung praktiziert und Viehzucht und Jagd wurden nebeneinander betrieben. Eine zugehörige Landsiedlung oder zumindest Umzäunungen oder Unterstände für das Vieh konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Exkurs 2: (Verborgene ?) Pfahlbausiedlung im Hafnersee / Kärnten

Der oberösterreichische Site-Manager Mag. Pohl vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet zu seinem Tauchgang vom Jahr 2017 mit: → "Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten:" "Der Seegrund liegt dort in 6 bis 7 m Tiefe und unten ist es dann schon sehr dunkel. Vom Seegrund taucht man auf eine kleine Untiefe – so wie im Keutschacher See. Die Ausdehnung der Untiefe ist jedoch im Hafnersee viel geringer, etwa 10 m. Ähnlich wie im Keutschacher See liegen auf der Oberfläche der Kuppe viele Steine, ihre Größe reicht von 10 cm bis zu größeren Platten mit 60 cm. Auf der Kuppe der Untiefe stehen auch zahlreiche Pfähle mit einer Höhe zwischen 10 und 40 cm. Auf der Untiefe gibt es keinen Bewuchs. Ungewöhnlich ist, dass wir dort keinerlei Kulturschicht und Keramik gefunden haben. Das war bisher allerdings auch nur ein Erkundungstauchgang, da sind noch weitere Forschungen notwendig."

Die Kärntner Sitemanagerin Meyer vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet unter "Verborgener Schatz im Hafnersee" in der → Kleinen Zeitung Kärnten vom 7.1.2021:: Andere Überreste, wie etwa Werkzeuge und Nahrungsreste der ehemaligen Bewohner, konnten nicht gefunden werden. „Die Pfahlbausiedlung im Hafnersee gehört nicht zum UNESCO-Welterbe, ist aber wissenschaftlich interessant und spannend“, sagt Meyer. Daher sei geplant, in größeren Abständen im Hafnersee Kontrolltauchgänge durchzuführen. Um die wissenschaftlich bestätigte Pfahlbautensiedlung vor Zerstörung, Diebstahl oder Veränderung zu schützen, besteht im gesamten Seegebiet – wie im Keutschacher See – ein Tauchverbot.

Absolut-Chronologie mit 14C-Altersbestimmung

14C wird in der Erdatmosphäre durch Kernreaktionen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ständig neu gebildet. Wenn die kosmische Strahlung auf Atome der Atmosphäre trifft, werden Neutronen freigesetzt. Wenn das in der Atmosphäre mit Abstand häufigste Stickstoff-Isotop 14N von einem solchen Neutron getroffen wird, so kann folgende Kernreaktion erfolgen: Das Neutron wird vom Stickstoffatom eingefangen, wobei aber gleichzeitig ein Proton abgespalten wird. Dadurch entsteht aus dem (147N-Kern + Neutron) ein (146C-Kern + Proton). Dieses schwerere Kohlenstoffatom verhält sich chemisch völlig ident zu dem leichteren Vertreter (126C-Kern) und wird damit bei jedem Photosynthesevorgang in die Pflanzen eingebaut - und klarerweise auch in die Pflanzen fressenden Tiere.

14C zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 ± 40 Jahren wieder zu 14N. (Mathematische Formel: der Anteil von 14C verringert sich mit e–λt im Zeitverlauf, wobei e die Euler’sche Zahl, λ die Zerfallsrate und t die Zeit ist.)

In biologischem Material (Holz, Getreide, Fleisch usw.) ist zum Zeitpunkt von dessen Bildung ein bestimmtes Verhältnis von 14C zu 12C vorhanden. Mit dem Tod des biologischen Materials (gefällter Baum, Getreidekörner usw.) beginnt die 14C-Uhr zu ticken: Nach 5730 Jahren ist vom ehemaligen 14C nur mehr die Hälfte vorhanden. Indem man nun in dem Prüfling das Verhältnis von 14C zu 12C bestimmt, kann man auf das Alter des Prüflings schließen. Ist das Verhältnis von 14C zu 12C nur mehr die Hälfte der Ausgangsrelation, so ist das Material 5730 Jahre alt; beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Viertel, dann ist das Material 11.460 Jahre alt usw.

In der Atmosphäre beträgt das Verhältnis von 14C-Atomen zu 12C-Atomen 1 zu 1,000.000,000.000 (1 zu 1000 Milliarden). Je älter nun Proben sind, umso geringer wird dieses Verhältnis: nach fünf Halbwertszeiten (28.650 Jahre) ist das Verhältnis auf 3 % der ursprünglichen Relation gefallen.

Da diese Altersbestimmung auf dem physikalisch bestimmten Verhältnis von 14C zu 12C beruht, nennt man die Ergebnisse „Absolut-Chronologie“.

14C-Alter der Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Liste der 14C-Alter der oö Pfahlbauten

Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse des "Vienna Radium Institute" (VRI) gebracht. Diese beziehen sich durchwegs auf Holzproben und wurden von unterschiedlichen Forschern an das VRI (Dr. Felber et. al.) herangetragen. Tatsächlich gibt es mehr Proben als die hier angeführten 30 Stück (25 von Attersee und Mondsee, 5 von Keutschacher See und Hafnersee); diese konnten aber nicht dem Neolithikum zugeordnet werden und wurden deshalb hier weggelassen.

Die nebenstehende Tabelle ist zusammengestellt aus:

Übersicht: 14C-Chronologie am Attersee und Mondsee

Alter der Pfahlbaustationen in absoluter 14C-Chronologie in zeitlicher Reihenfolge

Die erste Besiedlung von Attersee und Mondsee ist absolut-chronologisch wohl um ~ 4.900 bp (before present = 14C-Alter) zur gleichen Zeit erfolgt. Das entspricht in Kalenderjahren der Zeit um ~ 3.900 kal.v. Chr. = 5.900 Jahre vor heute.

Bei beiden Seen erfolgte gleich zu Beginn eine Besiedlung der Ausflüsse (#2: 4.910 ± 130 bp See/Mondsee; #3: 4.910 ± 110 bp Seewalchen/Att.).

Von besonderem Interesse ist für diesen Zeitraum (#5: 4.800 ± 90 bp) ein Pfahl aus dem Ausfluss des Mondsees (vgl. hierzu auch die Funde von Janik beim Parkplatz der Möbelfabrik); möglicher Zweck:
→ See-Regulierung? Vorabsenkung vor Sommerniederschlägen?
→ Funktion des Mondsees als Rückhaltebecken für den Attersee zu Starkregenzeiten?

4.870 – 4.750 bp: In diesem Zeitraum gibt es vor allem Nachweise am Mondsee, aber auch am Attersee.

4.720 – 4.560 bp: Dieser Zeitraum wird vor allem von Datierungen am Attersee bestritten, aber auch am Mondsee.

→ 4.550 – 4.450 bp: Mit 100 Jahren längster Zeitraum ohne 14C-Daten: Siedlungshiatus oder Fundlücke?

4.450 – 4.390 bp bringt Funddatierungen von Misling und Kammer am Attersee, aber auch von Mooswinkel/Mondsee.

4.350 – 4.260 bp zeigt die Besiedlung von Mooswinkel/Mondsee (über 90 a) und dazwischen von Nußdorf/Attersee.

Die Besiedlung der Station Abtsdorf I um 3.180 ± 90 bp gehört bereits zur Zinn-Bronzezeit.


Geringe 14C-Untersuchungsdichte je Station

Die Untersuchung von heimischen Pfahlbau-Stationen und die Anzahl der Altersbestimmung je Station sind im Vergleich zu jenen der Schweiz (vgl. Bielersee) nur rudimentär. Betrachtet man die Stationen mit mehreren Proben, so sieht man, dass sich für diese wiederkehrende Besiedlungszeiten ergeben (Ausnahme: Weyregg).

Liste der Pfahlbaustationen

Mehrere 14C-Probenbestimmungen gibt es für diese sieben Pfahlbau-Stationen:

Scharfling/Mondsee (vier: 4.940, 4.870, 4.780, 4.660): mehrere Besiedlungszeiträume, endet mit See,
See am Mondsee (drei: 4.910, 4.750, 4.660): Besiedlung über rd. 250 Jahre, endet mit Scharfling,
Mooswinkel/Monds. (vier: 4.560, 4.430, 4.350, 4.260): beginnt nach See/Scharfling, letzter Pfahlbau,
Misling am Attersee (vier: 4.710, 4.610, 4.450, 4.390): hier sind ebenfalls mehrere Abschnitte zu erkennen,
Attersee/Attersee (zwei: 4.720, 4.610): Besiedlung parallel mit Abtsdorf; vor und nach Weyregg,
Weyregg/Attersee (zwei: 4.660, 4.640): beide Proben aus gleicher Siedlungsphase, nun auch eine noch ältere Phase,
Abtsdorf/Attersee (zwei: 4.680, 3.180): die erste Besiedlung ist neolithisch, die zweite aus der späten Bronzezeit.

Nur eine mittels 14C-Methode bestimmte Altersangabe gibt es für die übrigen Stationen: Seewalchen/Attersee (4.910), Mondsee-Ausfluss/Mondsee (4.800), Kammer/Attersee (4.420) und Nußdorf/Attersee (4.310). Dabei ist für Nußdorf mittlerweile bekannt, dass es zumindest zwei Kulturschichten gibt.

Bei Betrachtung der Zeitabfolge in der Liste sticht die insgesamt hohe Beständigkeit der Besiedlungsdaten ins Auge: es hat den Anschein, dass die beiden Seen über rd. 700-800 Jahre regelmäßig besiedelt waren und es nur wenige (nicht wahrscheinlich: keine) Siedlungsunterbrüche gab.

Dies wäre analog zu den stratigraphischen Untersuchungen am "Kleinen Hafner" in Zürich und den Ergebnissen von Peter Suter zu den Stationen am gesamten Bieler See genauer zu untersuchen. Es ist zu vermuten, dass sich bei ähnlichen stratigraphischen Untersuchungen wie am Kleinen Hafner oder den Stationen am Bielersee viele zusätzliche und detailliertere Ergebnisse auch bei den anderen Stationen am Attersee finden ließen. (Anm.: Dies wäre wohl eine recht relevante Erweiterung der archäologischen Kenntnisse.)

Ganz grundsätzlich ist analog zu den Gegebenheiten am Bieler See davon auszugehen, dass bei einem Seespiegel-Tiefstand (zumindest) am Attersee nicht nur eine einzelne Station besiedelt war, sondern diese günstige Gegebenheit auch zu Stationen bei den anderen günstigen Stellen führte.

Dies gilt besonders für so günstig gelegene Stationen wie Abtsdorf (wofür ja auch die einzige zusätzliche Besiedlung während der Bronzezeit spricht), aber auch für Kammerl, Seewalchen am See-Ausfluss usw. Vermeintliche Gegenbeispiele wie das recht ungünstig gelegene Misling (wenig Raum, Beschattung von Feldern usw.) sind eher eine Bestätigung dieser Annahme. Auch in Nußdorf liegt die nachgewiesene Station wettermäßig (Süd-Stürme) sehr exponiert und es gäbe in Nußdorf mehrere viel attraktivere Standorte. Ähnliches gilt für die Strandplatten von Attersee und Weyregg.

Mooswinkel und Misling sind ob ihrer Anlage und örtlichen Gegebenheiten eher als un-/außergewöhnliche Pfahlbaustationen anzusehen.

(Absolute) Radiokarbondaten und Kalibrationskurven

Abhängigkeit zwischen Radiokohlenstoffalter (Yr = Zeit in Jahren) und dem Dendro-Alter (Kalenderalter) - durch Dendrochronologie bestimmtes Alter f. d. vergangenen 12.000 Jahre nach Stuiver (1998); zeigt, dass die 14C-Alter ab 3.000 BC rd. 1000 Jahre zu niedrig sind

Das Verhältnis von 14C zu 12C in der Atmosphäre unterliegt im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Diese werden durch die Veränderung der kosmischen Strahlung durch die Sonnenaktivität, die die Neu-Produktionsrate von 14C beeinflusst, aber auch sehr stark durch die Änderung des Erdmagnetfeldes hervorgerufen.

Falls nun in historischen Zeiten dieses 14C zu 12C-Verhältnis höher als heute war, so scheint bei heutiger Altersbestimmung weniger 14C zerfallen zu sein und es wird damit scheinbar ein geringeres Alter des untersuchten Materials angezeigt.

Damit sind die „absoluten“ physikalischen Ergebnisse der Altersbestimmung anzupassen. Dies geschieht z.B. durch die Bestimmung des Alters von Hölzern mittels der Dendrochronologie (Altersbestimmung anhand der Jahresringe von Bäumen) im Vergleich zu der Altersbestimmung desselben Baums mittels der 14C-Methode.

Wie der nebenstehenden Grafik von Stuiver (1998) zu entnehmen ist, wird bei einem tatsächlichen, kalendarischen Proben-Alter von 6.000 Jahren ein 14C-Alter von nur rd. 5.000 Jahren - und damit zu wenig - angezeigt.

Pernicka (1990) bringt auf Seite 32 eine ganz ähnliche Grafik in seiner diesbezüglichen Veröffentlichung: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit und formuliert, dass im Altersbereich von etwa 3.000 bis 10.000 v.Chr. die 14C-Alter rund 1.000 Jahre zu niedrig sind.14C-Altersbestimmungen mit Proben vom Ende der letzten Eiszeit zeigen sogar ein um ~ 2.000 Jahre zu geringes Alter.

Diesen Korrektur-Vorgang nennt man „Kalibrierung der absoluten Chronologie“. Derart kalibrierte Alters-Angaben werden mittels des Zusatzes „(cal)“ oder „(kal)“ gekennzeichnet.

Durch Vergleichsmessungen konnten bisher sogar für die letzten 48.000 Jahre die relativen Abweichungen des 14C / 12C -Verhältnisses gegenüber der heutigen Relation bestimmt werden.

Die aktuellsten Kalibrikationsdaten können der folgenden Veröffentlichung entnommen werden: IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age → Calibration Curve (0–55 cal kBP). Zs. Radiocarbon, Volume 62, Issue 4: IntCal20: Calibration Issue, August 2020, pp. 725–757. CC- BY. Available to download at → http://intcal.org.

Deterministische vs. stochastische Altersangaben

Deterministische vs. stochastische Altersangaben
Detaillierte Kalibrierungskurve 5000–3500 v.Chr.

Eine diesbezüglich sehr erhellende graphische Darstellung bringen → Maurer und Krondorfer in ihrer Veröffentlichung in "Fines Transire" 2019, S. 219 (siehe nebenstehende Abbildung).

14C-Altersangaben geben aufgrund der physikalischen Untersuchung deterministisch ("bestimmt") das Alter von Proben mit einem zugehörigen Wahrscheinlichkeitsbereich (± x Jahre; in Form einer Glockenkurve) an. Vgl. hierzu in der Abbildung die Kurve des rot eingefärbten Radiokarbonalters.

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre unterlag im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Die blaue Kurve gibt den Zusammenhang zwischen dem Radiokarbonalter und dem Alter in Kalenderjahren an, wie er in der Abbildung abzulesen ist.

Man erkennt z.B. auch, dass der CO2-Gehalt um 2.820 v.Chr. gerade so hoch war, dass bis zum Jahr 2.600 v.Chr. gerade so viel Kohlenstoff radioaktiv zerfallen ist, dass man heute nicht entscheiden kann, von welchem der beiden Jahre die Probe stammt: Das Radiokarbonalter wird in beiden Fällen mit 4.100 Jahren angegeben.

Das physikalisch ermittelte Alter der Probe samt deren Verteilung um diesen deterministischen Wert ist nun mit diesen schwankenden CO2-Kurven des Zeitraums zu "verschneiden".

Der physikalisch ältest-mögliche Bereich von 4.210 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.880 Kalenderjahren v.Chr., aber nur mit einer recht geringen Wahrscheinlichkeit. Der physikalisch jüngst-mögliche Bereich von 4.100 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.830 Kalenderjahren v.Chr. - oder eben auch 2.620 Kalenderjahren v.Chr. Das Minimum der CO2-Kurve bei 2.830 Kalenderjahren v.Chr. liegt außerhalb des physikalisch möglichen Zeitraums.

Hieraus ergeben sich für die einzelnen Kalenderjahre bestimmte stochastische Wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes kalendarisches Ursprungsjahr v.Chr. dieser Probe und damit die "gebirgige" Kurve, wie in der Abb. dargestellt ist. (Anm.: griech. "stochas" = "Vogelflug"; in Anspielung auf den nicht völlig geradlinigen, sondern mit Wahrscheinlichkeiten behafteten Verlauf.)

Riedhammer, Karin bringt eine → absolute Datierung des Südostbayerischen Mittelneolithikums westdeutscher Prägung, der Stichbandkeramik und der frühen Lengyel-Keramik Mährens und Ostösterreichs. 2016, 83 Seiten. (vgl. die nebenstehende Abbildung).



Kalibriertes Pfahlbauten-Alter (~3.900 v.Chr.) österreichischer Stationen

Antl-Weiser (1995): Kalibrierte 14C-Daten: v.l.n.r.: Stationen an Mondsee und Attersee

Antl-Weiser 1995, Walpurga u. Holzer, Veronika:Neue Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Österreich; Zs. des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde. Ausgabe 4/1995. S. 10–21. (Anm.: auch guter Überblick zu Textilien und Silexmaterial)

S. 10: „Einundzwanzig Stationen vom Mond- und Attersee gehören der jungneolithischen Mondsee-Gruppe an. Nur die im Jahr 1976 im Attersee entdeckte Siedlung Abtsdorf I stammt aus der Bronzezeit und wird anhand von 14C-Daten in das 16. Jh. v. Chr. datiert. Die Mondsee-Gruppe zählt heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis und ist für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe". Sie wird in drei Abschnitte unterteilt: einen älteren typologisch problematischen Abschnitt um 3.800 v. Chr., einen vollständig entwickelten Abschnitt von 3.700 bis 3.300 v. Chr. und einen dritten Abschnitt, der um 3.000 v. Chr. anzusetzen ist (Ruttkay 1981, Raetzel-Fabian 1986, 66, Obereder et al. 1993 (Abb. 2).“

Antl-Weiser bezieht sich bei ihrer Zeitstellung auf die Veröffentlichung von Obereder, Pernicka u. Ruttkay: "Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht" in der Zeitschrift Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9. Die dortige Kalibrierung der 14C-Daten erfolgte mithilfe des → Groningen Radiocarbon Calibration Program; 1993

  • (Anm.: Ihre hier von Ruttkay (1993) übernommene Meinung ("eine mit Altheim eng verwandte Gruppe") ist wenig belegbar; die Altheimer-Gruppe hat keine Beziehung zur Bewirtschaftung von Seen und deren hydrologische Beherrschung. Das einzige, was auch bei der Altheimer-Gruppe vorkommt, ist die Anlage von tiefen und langen Gräben - allerdings auf dem Trockenen rund um ihre Siedlungen. Dass sich dabei Ruttkay vor allem auf unpublizierte Clusteranalysen von Strahm Chr. stützt und die österreichischen Beile unhinterfragt als "Altheim-Beile" bezeichnet, erscheint überraschend.)
    Auch der Arbeit von Saile (2014): "Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder." kann keine Ähnlichkeit zur Altheimer Kultur entnommen werden.

Dworsky (2004): kalibrierte 14C-Daten der Station Scharfling

Dworsky 2004, Cyril u. Reitmaier, Thomas:Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten. Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.

Dworsky bezieht sich hier auf Pfahlproben aus der Station Scharfling; es wurde versucht, neben 14C-Daten auch dendrochronologische Ergebnisse aus der Schweiz zu erhalten. Die acht Pfahlproben - fünf davon sind Fichte (Picea abies), drei Weißtanne (Abies alba) - weisen ein individuelles Alter von 25 bis 150 Jahren auf. Es konnte aber keine absolute Datierung vorgenommen werden.

(Anm.: Dass von den Pfahlbauern Bäume mit einem Alter von bis zu 150 Jahren - wie von den Autoren S. 13 angegeben - verwendet wurden, ist wenig glaublich: Fichten haben mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 158 cm: Tannen/Weißtannen mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 106 cm. [Quelle: → Baumportal.de).

S. 13 f.: „Aufgrund der gewonnenen 14C-Daten ist somit eine Zuweisung ins 38. und 37. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich, womit neben dem dokumentierten Profil auch die naturwissenschaftlichen Ergebnisse klar eine Mehrphasigkeit der Station Scharfling fassbar machen. Trotz der vorerst ausbleibenden bzw. noch zu erwartenden endgültigen Resultate zeigt bereits die Analyse weniger Hölzer das hohe Potential der Dendrochronologie, und es gilt, noch weit mehr in diese Methode zu investieren und weiteres Probenmaterial zu entnehmen.“


Pernicka (2012): kalibrierte 14C-Daten der Mondseegruppe. Anm.: Zuordnung der VRI-# zu Stationen durch obige Liste

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin:Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. pp. 113–132; Altersgrafik p. 114; viel Literatur pp. 132–138. Leiden 2012. → zweite Quelle

  • S. 114: Stationen der Mondseegruppe um Attersee und Mondsee (nach Dworsky und Reitmaier 2004, 4, Abb. 1)
  • S. 115: 14C-dates for the sites of Mondsee group compiled from Reiter (2008, 36), Dworsky and Reitmaier (2004, 13) and Breitwieser and Stradal (2001, 94) calibrated with Oxcal 4.1.7.

S. 115 (übersetzt): "Die absolute Chronologie der Mondseegruppe basiert hauptsächlich auf mehr als dreißig in der Literatur publizierten Radiokohlenstoff- und dendrochronologischen Daten, mit ausführlichen Datumslisten in Stadler (1995, 218) und der RADON-Datenbank von Rinne (2011). Die beigefügte Abbildung enthält dreißig mit Oxcal 4.1 kalibrierte Daten, die aus den oben genannten und anderen Publikationen zusammengestellt wurden.
In einer kürzlich veröffentlichten Zeittafel, die die neolithischen Kulturgruppen Ostösterreichs auf der Grundlage von Radiokarbondaten und stratigraphischen Überlegungen darstellt (Krenn-Leeb 2006), wurden die ersten beiden Horizonte der Mondseekultur (I und II) zwischen ca. 3.800 cal BC und 3.000 cal BC platziert, wobei Mondsee III - der jüngste Horizont - als regionale Manifestation der Chamer Kultur angesehen wird und auf ca. 3.000 cal BC bis 2.900 cal BC datiert wird."


Chronologie der Siedlungsphasen I und II am Mondsee

Swierczynski 2013: Abbildung 3 (Seite 1606): "Chronologie der Siedlungsperioden am Mondsee. Zwölf publizierte AMS-Radiokarbondaten von drei neolithischen Pfahlbaufundstellen ("See", "Scharfling" und "Mooswinkel") wurden kalibriert und als Eingabeparameter für die Periodenmodellierung mit OxCal 4.1 (Ramsey, 2009) verwendet. Es können zwei verschiedene Siedlungsperioden unterschieden werden: Siedlungsperiode SP I von ca. 3800 bis 3250 cal. yr BC (Before Christ - kalibriert) und Siedlungsperiode SP II von ca. 3400 bis 2700 cal. yr BC." → Swierczynski-Literaturen

Swierczynski et. al. unterscheiden klar zwischen der initialen Siedlungsphase "Scharfling plus See/Mondsee" und der späteren Siedlungsphase "Mooswinkel".

Aus der Abbildung ist auch zu entnehmen, warum es keine "exakten" Zeitpunkte auch nach Kalibrierung gibt, weil sich das 14C zu 12C-Verhältnis in der Vergangenheit auch kurzfristig stark geändert hat: damit gibt es diese "verwaschenen" Zeitpunkte für die einzelnen Proben.


Besiedlungsperioden und -ende (~2.700 v.Chr.) an Mondsee und Attersee

Den obigen Daten von Antl-Weiser (1995), Pernicka (2012) und Swierczynski (2012) können grob drei Besiedlungsperioden entnommen werden:

  • die Pionier-Besiedlung am Mondsee um 3.900/3.800 v.Chr.
  • die Mondsee und Attersee umfassende Besiedlung 3.700 bis 3.300 v.Chr.
  • die letze Besiedlung beider Seen mit Siedlungsende um 2.700 v.Chr.

Wie den Zeitstellungen von Antl-Weiser (1995; vorletzte und letzte der senkrechten Zeitdatierungen: 2. und 1. von rechts)), Swierczynski (2012) und Pernicka (2012) zu entnehmen ist, endet die Pfahlbauzeit nach einem Jahrtausend etwa mit 2.700 v.Chr. mit den Stationen Mooswinkel/Mondsee, Misling, Nußdorf und Kammer am Attersee mit dem Auftauchen der Schnurkeramiker in unserem Raum (um ca. 2.800), wie in der Arbeit von (Włodarczak 2012: → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa für den Zürichsee gezeigt wird. Damit ist auch eine Tradierung des Namens des Attersees durch die indoeuropäisch sprechenden Schnurkeramiker vereinbar.



THESE: Szenario-Erzählung der Besiedlung anhand absoluter 14C-Daten

Wenn bei uns im Vergleich zur Schweiz mit tausenden dendrochronologischen Altersbestimmungen nur knapp 30 14C-Datierungen von Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee vorliegen, soll im Folgenden doch eine "erste Szenario-Erzählung" eines möglichen zeitlichen Verlaufs der Kanal-Pfahlbaukultur an unseren oberösterreichischen Seen vermittels der wenigen gegebenen Datierungen versucht werden.

Es gehört zu den Aufgaben der archäologischen Forschung, solchen Anhaltspunkten - wie den im folgenden dargestellten Szenario-Bestandteilen - nachzugehen und sie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dies umso mehr, als Offenberger sich ja als Denkmalschützer sah und selbst so gut wie keine archäologischen Untersuchungen vornahm bzw. amtlicherseits auch nicht vornehmen durfte.

Jedenfalls stellen die Pfahlbauten am Attersee und Mondsee eine einzigartige Gelegenheit dar, die Entwicklung einer Pfahlbau-Gesellschaft an einem gesamten Seen-Ensemble zu erforschen. Das diesbezüglich wohl eindrücklichste Vorbild sind die Forschungen und Ergebnisse, die Peter Suter erstmals für einen gesamten See am Bieler See erarbeitete.


Kundschafter-Phase

Wenige Jahrhunderte nach Egolzwil und Kleinem Hafner am Zürichsee suchen und finden schweizerische Kanal-Pfahlbauern entlang der nördlichen Alpen mit Mondsee und Attersee geeignete Seen für ihre Kanal-Pfahlbauern-Kultur. Gründe für solche expansiven Vorhaben waren u. U. ausgelaugte Böden am bisherigen See (vgl. die regelmäßigen Siedlungsunterbrüche bei allen Pfahlbau-Stationen), vielleicht aber auch die gestiegenen Bevölkerungsdichten (v.a. wegen der Art der Ernährung des Nachwuchses).

Ihre Anforderungen an einen neuen Kanal-Pfahlbauern-See waren wohl:

  • Seehöhe 400-500 m – vergleichbar zu Egolzwil 523 m, Zürichsee 406 m, Bielersee 429 m, Neuenburger See 430 m
  • "Gletscherrand"-See: Endmoräne mit steilem Abfluss für "Rückwärtserosion" (Sohlschwelle: Moräne und kein Fels)
  • steiler, kurzer Abfluss: große Strömung, kurze Erosionsstrecke für See-Absenkung um 4-5 m für trockene Strandflächen
  • passendes Klima: Niederschläge, Hydrologie, Durchschnittstemperatur für Getreideanbau auf trockenfallenden Flächen
  • Wildreichtum, geeignete Bäume für Hüttenbau, Ressourcen und nahe Silex-Vorkommen usw.
  • keine Eigentumsansprüche anderer neolithischer Gruppen, kein Jagdgebiet ursprünglicher Jäger-Sammler-Gruppen
  • einigermaßen geschützte Lage von möglichen Siedlungen (kein allseitig freier Zugang, Rückzugsmöglichkeiten)
  • "Wegbarkeit": zum Erreichen aus Schweiz gutes Vorwärtskommen mit Vieh/Getreide 10-15 km/d, "gehbare" Waldränder

klar vor 4.940 bp (± 120) (≈ 3.900kal.v.Chr.): "Kundschafter" sondieren östlich der Schweiz entlang des Alpenhauptkamms mögliche geeignete Gletscherrand-Seen (Anm.: Die bayrischen Seen waren - vielleicht mit Ausnahme des Würmsees = Starnbergersees - voll vom Eis überfahren, sodass sie eben keine "Gletscherrand"-Seen waren.)

Bayrische Seen und Ausdehnung des Würm-Gletschers
  • (Achensee außer Betracht: 930 m – liegt viel zu hoch, felsige Abfluss-Sohle)
  • Ammersee: 540 m Seehöhe – Amper hat nach 12 km 528 m: 1 ‰ Gefälle;
  • Starnberger See: 584 m – Würm mäandert lustlos und mit nur geringem Gefälle;
  • Simssee: 473 m – Abfluss im Süden: hat also keine Gletscher-Moräne;
  • Chiemsee: 518 m – Alz mäandert 20 km bis Altenmarkt 504 m: 0,7 ‰ Gefälle; dann 2-m-Wasserfall;
  • Waginger See 442 m – Götzinger Achen nach 5 km 414 m, ≈ 6 ‰ Gefälle, hätte aber nur wenig Strandflächen bewirkt;
  • Mattsee|Obertrumer See|Grabensee: alle 503 m, keine Endmoräne: – Mattig in 8 km 491 m: 1 ½ ‰ Gefälle;
  • Wallersee: 506 m – keine Endmoräne; Fischbach fließt viele km lang flach dahin; keine "Rückwärts-Erosion" möglich;
  • Fuschlsee: 663 m – keine Moräne: felsige Sohle; mäandert 16 km bis zum Mondsee mit 493 m: ≈ 10 ‰ Gefälle;
  • Wolfgangsee: 538 m – keine Moräne: felsige Sohle; Ischler Ache fließt südwärts 4 km bis 514 m mit ≈ 6 ‰ Gefälle;
  • Mondsee: 493 m – Seeache 24 m auf 3 km (See bis Unterach) mit ≈ 8 ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr; Moränenwall;
  • Attersee: 469 m – Ager 9 m auf 2 km (See bis Oberachmann) mit ≈ 4 ½ ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr, Endmoräne;
  • Traunsee: 423 m – Traun 10 m auf 2 km mit ≈ 5 ‰ Gefälle; wenig Strandplatten; Abfluss tief eingeschnitten, 45°-steile Flussufer.

Pionier-Phase

Klar vor 4.940 bp (± 120) erfolgte die detailliertere Erkundung von Mondsee und Attersee bzgl. der Eignung der Hydrologie (z. B. ähnliches Zwei-Seen-System wie Neuenburgersee/Bielersee); der Umwelt für die neolithischen Pflanzen und Tiere; Kontakte zu meso- und neolithischen Nachbarn; Beobachtung von Jäger/Sammler-Gruppen; Erkundung der Gegend; Wildreichtum usw.

Erarbeitung des hydrologischen Konzepts

Wie im eigenen Abschnitt "Hydrologie der Salzkammergut-Seen für die Kanal-Pfahlbauern" ausführlich dargestellt, sind – auch heute noch – tiefgehende hydrologische Kenntnisse für die Bewirtschaftung von Kanal-Pfahlbauern-Seen erforderlich. Solches Know how war unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Besiedlung des Attersees einschließlich des Mondsees.

Dieses tiefschürfende hydrologische Know how fehlte allen direkt benachbarten neolithischen Gruppen und konnte nur von bereits erfahrenen Kanal-Pfahlbauern beigebracht werden. (Anm,: Solche "Wasserbau-Spezialisten" mit jahrhundertelangen hydrologischen Erfahrungen gab es damals ausschließlich an den Schweizer Pfahlbauseen.)

Einzugsgebiet von Attersee und Mondsee

Wesentlich war der Erwerb grundlegender Kenntnisse über die hydrologischen Gegebenheiten zu den zu besiedelnden Seen über einen gewissen Zeitraum – z. B. während einer Pionier-Generation (20–30 Jahre).

Dazu gehören die vergleichweise einfach zu erwerbenden Erfahrungen und Größen:

  • Niederschläge (normal, Starkregen, Häufigkeiten usw.): konnten direkt beobachtet werden
Leichter Einbaum für Vermessungsarbeiten
  • Seefläche: konnte durch Befahren mit Einbäumen direkt abgeschätzt werden: Ein Längs-Befahren des Attersees (20 km) dauerte rd. 4 Stunden (Lit.: Schöbel 2009, S.9: Einbaum mit 5 kmh); jene des Mondsees (10 km) rd. 2 Stunden. Mehrere Seeüberquerungen dauerten am Attersee im Durchschnitt rd. ¾ Stunden, jene des Mondsees rd. ½ Stunde. Damit ergaben sich die Seeflächen – jedenfalls ihre Relationen zueinander im Verhältnis von 4 zu 1.
  • Einzugsgebiet-Größe: diese konnte einfach durch Abgehen je zufließendem Bach bis zu den Wasserscheiden eruiert werden (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung des Gebietes) [Anm.: Dies führte für Attersee und Mondsee durch einfaches Stundenzählen rasch zu guten Ergebnissen. Beim Traunsee fanden sie die zugehörigen Wasserscheiden in solchen Entfernungen, dass sie jedenfalls eine Besiedlung nicht in Betracht zogen. Vielleicht fanden sie dabei aber gleichzeitig den Austritt des salzhaltigen Wassers – durch Tierbeobachtung (!) – bei Pfandl nahe Bad Ischl.]
  • Abflüsse der einzelnen Seen (Durchschnitt; Schwankungen; Hochwasserabfluss: Höhe, Dauer usw.) [Anm.: Der durchschnittliche Abfluss korreliert direkt mit dem zugehörigen Einzugsgebiet.]
  • Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche: das war die wesentliche Kenngröße für eine Besiedlung, da davon ja die Hochwässer und die See-Retention abhängen
  • Beobachtung der tatsächlichen Wasseranstiege bei Auftreten von Hochwässern je See
  • Seeretention (einzeln; im System): aus der Erfahrung z.B. vom System Neuenburgersee-Bielersee konnten entsprechende Verfahrensweisen für eine Verbesserung insgesamt abgeleitet werden
  • Das waren die Grundlagen für die Konzeption der hydrologischen Bewirtschaftung des Seensystems:
    • Tiefe des Abgrabens der Abflüsse beider Seen (konnte jederzeit nachgebessert werden);
    • Vorabsenkung des Mondsees und Aufstau bei Auftreten eines Hochwassers (lt. Erfahrungen);
    • gleichzeitig frühzeitiges Absenkung des Attersees unter Normal-Seehöhe zur Aufnahme von vorhersehbaren Hochwasser-Niederschlägen

Die Pioniere der Pfahlbauern werden auf Grund ihrer Abschätzungen und ihrer hydrologischen Kenntnisse über das Seensystem Mondsee-Attersee zu den folgenden größenordnungsmäßigen Werten wie in der nachstehenden Tabelle gekommen sein:

Vergleich von Obersee (Mondsee) : Untersee alleine : (Ober- + Untersee = Attersee)
Einzugs-
gebiet h x h
Seefläche
h lang x h breit
Gebiet zu
See-Fläche
Abfluss =
Gebiet / 2
Hochwasser
Obersee 20 hxh 2h x ½h = 1 hxh 20 x Seefläche 10 "2 x" = Beobachtung
Untersee alleine 15 hxh 4h x ¾h = 3 hxh 5 x Seefläche 7 "1 x" Diff.-Schätzung
Ober- + Untersee 35 hxh 4 hxh 8 x Seefläche 17 "3 x" = Beobachtung



Zum Vergleich werden die heutigen, gemessenen Daten der hydrologischen Gegebenheiten der angeführten Seen angeführt. Der Traunsee kam nie in Frage; der Wolfgangsee nicht wegen felsiger Sohlschwelle.

Daten zu Mondsee, Attersee, (Attersee alleine), Wolfgangsee, Traunsee
MQ = mittlerer Abfluss; HHQ = höchster Hochwasserabfluss
Einzugs-
gebiet E [km²]
Seefläche
F [km²]
E zu F MQ
[m³/s]
HHQ
[m³/s]
Attersee ohne Mondsee 217 46,2 4,7 8 37
Attersee mit Mondsee 463 60,0 7,9 17 110
Mondsee allein 247 13,8 17,9 9 73
Wolfgangsee 125 13,0 9,6 5,4 43
Traunsee 1422 24,5 58,0 69 630


Die Pioniere der Kanal-Pfahlbauern haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen sicher erkannt, dass die Hochwässer des Mondsees die hauptsächliche Ursache für die besonders hohen Attersee-Hochwässer des gemeinsamen Systems Mondsee-Attersee sind. Diese sind für den Attersee im Gesamtsystem mindestens doppelt so schwierig wie für den Attersee allein.

Sie erkannten wohl auch, dass sich der alleinige Attersee-Abfluss bei Hochwasser nur auf das Doppelte des Normal-Abflusses erhöht, wenn man den gleichzeitigen Hochwasserabfluss des Mondsees verhindern kann. Dadurch reduzierte sich ja das Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche für den Attersee im Vergleich zu (Attersee allein) beinahe auf die Hälfte (7,9 → 4,7).

Wenn sie den Attersee besiedeln wollten, mussten sie die drohenden Hochwässer des Mondsees beherrschen.

Aus ihren Erfahrungen konnten sie sicher auch folgendes abschätzen: Wenn man bei einem Starkregen die Abflusswelle des Mondsees in den Attersee für drei Tage durch Aufstau verhinderte, so erhöhte sich der Spiegel des Mondsees nur um ~ 1 ½ m. Diese Kenntnis konnten sie wohl auch aufgrund von Beobachtungen während Hochwasserereignissen ableiten. Mit einer Vorabsenkung um 3 m lag man auf der sicheren Seite.

Damit die Pfahlbauten in See/Mondsee auch bei einer Hochwasserrückhaltung des Mondsees jedenfalls auf dem Trockenen blieben, wäre eine Absenkung des Mondsees um rund 4–5 m zielführend gewesen (vgl. Janik-Veröffentlichung mit Seekreide in 5 m Tiefe bei der Möbelfabrik neben der Seeache).

Überraschende Konsequenz: die fehlende Besiedlung des Mondsees

Unter der Annahme, dass der Mondsee kontinuierlich vorabgesenkt betrieben wurde, um mögliche auftretende Hochwässer vor Abfließen in den Attersee durch Aufstau auffangen zu können, hatte der Mondsee dauernd ein recht tiefes Seespiegelniveau.

Dabei fielen breite Strandflächen z.B. bei St. Lorenz und auch am gegenüberliegenden Ufer sowie östlich von Mooswinkel trocken. Dort wurden aber trotz intensiver, früher Absuchungen durch Tauchgruppen unter Johann Offenberger bis 10 m Tiefe – und auch durch hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektionen durch Prof. Timothy Taylor im Sommer 2018 mit Fächerecholot (siehe weiter unten) – keine weiteren Pfahlbausiedlungen neben jenen von See, Scharfling und Mooswinkel gefunden.

Dies passt zur These der Funktion des Mondsees als „Vorfluter“ für den Attersee. Falls ein Hochwasser auftrat, führte das Aufstauen des Mondsees ja dazu, dass diese ansonsten trockenen Strandplatten überflutet wurden – diese konnten also nicht als Anbauflächen für Getreide oder als Siedlungsflächen genutzt werden.

Der Mondsee war Voraussetzung und Ermöglicher für die neolithische Besiedlung des Attersees durch die Kanal-Pfahlbauern, hatte dadurch aber keine Gelegenheiten für weitere eigene Stationen.

Aktuelle Arbeiten zur Hydrologie des Mondsees samt Vorabsenkung

Hier wird eine aktuelle Masterarbeit von Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, der Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten) gebracht, der auch die Möglichkeit von Vorabsenkungen des Mondsees eingehend untersucht und auch die vorgelagerten Seen detailliert einbezieht.

Entscheidung

Die Entscheidung fiel damit deutlich vor 4.940 bp wegen der hydrologischen Verhältnisse und den viel geringeren und wenig günstigen landwirtschaftlichen Lagen des Mondsees für den Attersee, und das vor allem auch wegen der möglichen "Vorfluter-Funktion" des Mondsees; und auch gegen den Traunsee oder den Wolfgangsee, bei denen diese Möglichkeit völlig fehlte.

Die sich anbietende Möglichkeit bestand ja darin, den Mondsee stets um 4 - 5 m "vor-abgesenkt" zu halten, um ihn bei Starkregen-Ereignissen aufstauen und damit das Hochwasser für den Attersee deutlich geringer halten zu können: damit wurden die potentiellen Hochwässer am Attersee auf rund die Hälfte des unbeeinflussten Gesamtsystems reduziert.

Pionier-Station Scharfling: senkrechte Felsen in Mondsee als Schutz

Pionier-Station Scharfling

Als Pionier-Station wurde Scharfling wegen der besonders geschützten Lage gewählt: Die Station war ausschließlich über Wasser erreichbar: die Bucht war rundum vom See und beidseits von senkrecht aus dem Mondsee aufsteigenden Felswänden umschlossen - vgl. die Höhenlinien in der nebenstehenden Abbildung und die nachfolgenden Bilder der Station Scharfling mit den sie einschließenden Steilabfällen der beidseitigen Felsen. Die Station Scharfling blieb dauerhaft der sicherste Zufluchtsort für alle Pfahlbauern des gesamten Attersee-Mondsee-Gebiets. [Vgl. Mesolithiker am Eisernen Tor!]

Station See beim Abfluss des Mondsees

Die erste Absenkung des Mondsees durch Absenkung der Sohlschwelle bei der Station See und der Siedlungsbeginn in Scharfling erfolgte klar vor 4.940 bp, da diese radiokarbon-datierten Pfähle von Scharfling ja bereits unter Wasser gefunden wurden.

Bezüglich der Gebiets-Abschottung gilt Ähnliches auch für die Station See mit den raschen und steilen Geländeanstiegen der Kalkalpen im Süden und jenen der Flyschberge im Norden. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, fehlen wegen des raschen Geländeanstiegs geeignete Flächen für einen umfangreichen Getreideanbau.

Wie in der Abbildung am Bewuchs mit Schilf und auch Seerosen vor der Station See am Mondsee klar zu erkennen ist, ist dort der See durchwegs flach und nicht tief, sodass die Station direkt neben dem abgegrabenen Ausrinn zu liegen kam (vgl. die völlig analoge Lage des Kleinen Hafners bei Zürich).

Die Einmündung der Seeache in den Attersee ist seeseits schwer zu finden, sodass die Station See recht sicher scheint.

Planung und Logistik

Im Zeitraum 4.940–4.910 bp wurde die Planung und Logistik für die Realisierung des Vorhabens umgesetzt:

  • "Pioniere": Pioniersiedlung Scharfling: 4.940 ± 120 bp (geschützte Lage); erste Abgrabung der See-Ache mittels Rückwärts-Erosion in See/Mondsee; Strandplatte wird trocken, recht ebene Landfläche in Scharfling (Schüttung von Kienbach); erste Getreide-Produktion
  • "Ausbauarbeiten": Produktion in und Transport von Überschüssen aus der Schweiz: Vieh (Rind, Schaf, Ziege, Schwein; Hund) und Getreide; Vorbereitung für Kanalbau an Mondsee und Attersee (Baumaterial für Unterkünfte, Grabgeräte, Steinwerkzeuge, Seile usw.); Einbäume für Verkehr am Attersee; Übersiedlung einer größeren Arbeitsgruppe, erste Aussaat, Betreuung des Viehs; Jagd; Vorräte für ersten Winter; erst dann Nachzügler (Frauen und Kinder ...)

Besiedlungs-Phase

auf Abszisse 14C-Daten; Kalenderdaten von 6.500 bis 4.500 calBP

[Anm.: Die kalendarischen Daten sind um rund 500 - 850 Jahre älter als die hier im Folgenden angegebenen 14C-Daten. Zur Korrektur der 14C-Daten auf Kalenderdaten vgl. die nebenstehende Grafik.]

Liste Pfahlbaustationen in Österreich: absolute 14C-Chronologie

4.940 bp ( ± 120): Pioniersiedling Scharfling

4.910 bp: Nachweis der ersten Siedlungen an den Ausflüssen von Mondsee (See 4.910 ± 130 bp) und Attersee (Seewalchen 4.910 ± 100 bp)

4.870 bp: Seewalchen, Kammer, Scharfling usw. (Getreide-Produktion)

4.800 bp: hydrologische Arbeiten an der See-Ache? (Pfahl-Fund am Ausfluss des Mondsees: Ausbau der See-Ache-Regulierung?)

4.780–4.660 bp: Getreide-Produktion: Scharfling, Seewalchen, Attersee, Abtsdorf, Weyregg, See, Misling, (Nußdorf ?)

→ 4.660 bp: Scharfling und See enden (?) nach rd. 300 / 250 Jahren (es gibt keine späteren 14C-Daten)

4.650-4.390 bp: Seewalchen, Weyregg, Attersee, Kammer, (Nußdorf ?), (Misling ?)

4.560 bp: Mooswinkel als einziger "echter" Pfahlbau (lt. Offenberger stehen die Pfähle nur dieser Station im Wasser)

4.310 bp: Nußdorf (seit wann? es gibt bislang nur 1 untersuchte Probe): ist letzter "trockener, konventioneller Pfahlbau". (Anm.: Eine Unterwasser-Grabung mit Kernbohrung im Jahr 2022 zeigte eine Gliederung in zwei Kulturschichten der Station Nußdorf. Bis dato ist das Alter der darunter liegenden - älteren - Schicht noch nicht bekannt.)

4.260 bp: Mooswinkel als aller-letzter Pfahlbau der Mondsee-Kultur

3.180 bp: Abtsdorf I: Bronzezeit (sind keine Neolithiker mehr; eher Indoeuropäer: Station dann als echter "Pfahlbau" eher im Wasser)

Auffälligkeiten:

  • Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen; von Norden her ist die Zugänglichkeit zu dieser Station aber ziemlich schwierig und damit recht "geschützt";
  • in Nußdorf könnte es neben den zwei Stationen an der bekannten Stelle noch mehrere Stationen gegeben haben, die sich heute vielleicht unter den enormen Schüttungen des Näßltalbaches (von keltisch nässen = stark "nässender" Bach) befinden; die nachgewiesene Station befindet sich am äußersten, südlichen Rand bereits außerhalb des Schüttkegels; viel günstigere Stellen würden sich etwas nördlicher in der sog. "Latzl-Bucht" anbieten: Reste solcher Pfahlbauten lägen heute aber unter rd. 3-4 m Schüttung des Näßltalbachs unter dem heutigen Ufer;
  • ähnlich könnte es sich mit dem Schüttkegel von Weyregg verhalten.

Exkurs 1: (Mögliche) Funktionen von Scharfling

20 km kürzester Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten

Scharfling ist am südlichen Mondsee-Ufer wegen der beidseits senkrecht in den See abfallenden Steilwände des Gebirges über Land weder aus dem Osten noch aus dem Westen gut erreichbar und war damit als sichere Gründungs-Station für die Station See besonders geeignet.

Ein von der Archäologie wenig beachteter Aspekt der Kultur der Pfahlbauern ist deren Bedürfnis – wie aller Menschen – nach Salz.

Literatur zur Bedeutung von → Salz der Neolithiker

[Einfügung: Die Bedeutung des Salzes für den Menschen erkennt man auch daran, dass „salzig“ eine eigene Geschmacksrichtung darstellt. Jäger/Sammler essen gebratenes Fleisch, sodass das Salz im Fleisch nicht verloren geht; wenn man Fleisch kocht, geht viel Salz verloren. In pflanzlicher Nahrung ist kein Salz enthalten. Daher bestand die physiologische Notwendigkeit, dem menschlichen Organismus zusätzlich Kochsalz zuzuführen. Infolgedessen waren unsere Vorfahren zunehmend auf das Kochsalz angewiesen, als sie immer mehr von der Jagd auf den Anbau von Kulturpflanzen übergingen. (Anm.: Pflanzenfressende Tiere haben einen regelrechten „Kochsalzhunger“.)]

In deren mehrere Jahrhundete dauerndem Aufenthalt in Scharfling haben diese Pfahlbauern sicher auch den niedrigen Übergang zum Wolfgangsee und von dort nach Pfandl (= heutiger Stadtteil von Bad Ischl) erkundet und den dortigen natürlichen Austritt von salzhaltigem Wasser in einem Abstand von nur 20 km vom Ausgangsort – bei Überquerung des Wolfgangsees mit Einbäumen – entdeckt.

Die Trocknung des salzhaltigen Wassers z.B. auf Reisig oder vielleicht auch das Verkochen der Salz-Sole ermöglichte ihnen, Salz in trockener, konzentrierter Form zu produzieren und an den Mondsee – und von dort via Mooswinkel und See an den Attersee – zu transportieren.

Nach ihrer Gründungs-Aufgabe für das gesamte Attersee-Mondsee-System behielt die Station Scharfling über lange Zeit eine bedeutsame Funktion für alle anderen Pfahlbauern, indem sie einerseits einen sicheren Rückzugsort bot, vielleicht aber auch, indem sie eine Versorgung mit dem lebensnotwendigem Salz ermöglichte.

Die Stationen Scharfling und See enden 4.660 bc (es gibt keine späteren 14C-Daten).

Exkurs 2: (Mögliche) Funktionen von Misling

4.710 bc taucht die Station Misling erstmals in den 14C-Daten auf.

Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen – weder auf dem geringen trocken fallendem Seeboden noch im Umland – und ihre Anlage ist unter diesem Gesichtspunkt wenig verständlich. Landwärts steigt das Gelände mit rd. 30 % an. Andererseits ist aber die Lage von Norden her recht geschützt.

30 km kurzer Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Bad Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten

Eine weitere Besonderheit der Lage ist darin zu finden, dass hier der Attersee eine nur geringe Breite zum gegenüber liegenden Steinbach hat, was vielleicht für die Jagd sowohl auf den Bergen beider Atterseeufer als auch im Gebirge z. B. auf Gämsen günstig war.

Geht man davon aus, dass mit dem allmählichen Auflassen der Siedlungen See und Scharfling deren Funktionen aber weiter ausgeübt werden mussten, hätte das neu angelegte Misling übernehmen müssen:

  • „Abfluss- und Hochwasser-Wächter“ am Mondsee und
  • Salzproduktion bei der Sole-Quelle Pfandl für die übrigen Siedlungen.

Im ersten Fall war die räumliche Nähe zum Mondsee Voraussetzung für die Ausübung der Abflusswächter-Funktion.

263 Höhenmeter zur Salzquelle: Quelle: Google-Maps

Im zweiten Fall eröffnete die Überfahrt nach Weißenbach eine neue, direkte Verbindung durch das Mitterweißenbachtal nach Bad Ischl und weiter nach Pfandl, das mit einem Fußmarsch von 5 ½ Stunden eine ähnliche Entfernung wie die ehemalige von Scharfling aufweist. (Allerdings konnten am Wolfgangsee 10 km mit Einbaum zurückgelegt werden.) Auch stellt der Weg durch das Mitterweißenbachtal mit nur wenigen zu bewältigenden Höhenmetern (263 m gegenüber 184 m des alten Scharfling-Weges) kein Hindernis dar.

Berücksichtigt man den damaligen immensen Wert von Salz, der ähnlich hoch wie Gold war, sind die abgeschiedenen und besonders geschützten Lagen von Misling - aber auch Scharfling - unmittelbar einsichtig. Wenn in jeder Pfahlbau-Station am Attersee ein mehrwöchiger Salz-Vorrat gelagert worden wäre, wäre das einer Einladung für eine widerrechtliche Aneignung gleichgekommen. Deshalb wurde wohl das Salz aus den recht geschützten Lagen Scharfling und auch Misling an die anderen Stationen regelmäßig nur in so geringer Menge geliefert, sodass sich ein Überfall nicht auszahlte.

Exkurs 3: Mooswinkel

Mooswinkel beginnt 4.560 bc; nach Ende von See/Scharfling 4.660 bc und Misling-Beginnn um 4.710 bc.

Offenberger mutmaßte über die Funktion der Station Mooswinkel und vermutete, da sie die einzige Station auf Pfählen im Wasser war, dass sie eine Funktion als "Überfuhr" über den Mondsee (nach Scharfling usw.) innehatte.

Tatsächlich weist die Station Mooswinkel eine besonders geschützte Lage als natürlicher Hafen auf. Die Pfähle sind seeseits vor dem Abhang in den tieferen See auch in einer solchen (bis 8 m) Tiefe zu finden, dass man von Anlege-Stegen im See auch bei starken Seespiegelschwankungen ausgehen kann.

Die linke Abbildung zeigt die Lage der Station Mooswinkel, wobei die landseitigen Pfähle parallel in einem Abstand von etwa 15 m zum heutigen Ufer verlaufen. Daran schließt sich der Stationsbereich bis in größere Seetiefen (bis rd. 8 m heutige Tiefe) an; er erstreckt sich vom Bereich des Segelboots bis zum unteren Bildrand.

Im mittleren Bild erkennt man die geschützte Hafenanlage gegen die am Mondsee gefürchteten Weststürme. Laut persönlicher Auskunft heutiger Anrainer sieht man bei solchen Weststürmen die nicht selten gewaltigen Wellen mit ihren Schaumkronen außerhalb der Bucht vorbeiziehen, während das Wasser in der Bucht vergleichsweise ruhig bleibt. Nur die morgendlichen Südwinde kommen in die Bucht, die aber selten mehr als drei Windstärken haben.

Die rechte Abbildung zeigt, dass die Lage von Mooswinkel eine günstige Stelle für eine Überfuhr zum südlichen Seeufer aber auch den gesamten übrigen Mondsee darstellt.

Mooswinkel endet 4.260 bp als aller-letzter Pfahlbau der Mondsee-Kultur.


Regelmäßige, gleichzeitige Besiedlungsphasen am gesamten Attersee

Analog zu den Gegebenheiten am Bielersee (vgl. → Suter) ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Niederwasser-Perioden des Attersees gleichzeitig bei den meisten/allen Stationen am Attersee für eine Besiedlung genutzt wurden. Dazu gibt es aktuell aber keine entsprechenden Forschungsergebnisse – was auch durch das Fehlen einer österreichischen jahrgenauen Dendrochronologie erschwert ist.

Weyregg weist laut Pohl (2017) zumindest fünf Kulturschichten auf, die durch Seekreide voneinander getrennt sind. Eine dieser Kulturschichten weist drei Schichten auf (SE 4.3; SE 4.4 und SE 4.5), die nur durch ein dünnes Seekreideband voneinander getrennt sind.

  • Aus diesem → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II wird man hinsichtlich der Anzahl der Kulturschichten aber nicht wirklich schlau, wenn z.B. (S. 19) bezüglich – einzelne Kulturchichten trennende – Seekreidebändern angeführt wird: "Ob es sich um eine mehrjährige Ablagerung von Seekreide während einer Siedlungsunterbrechung oder ein einmaliges Überschwemmungsereignis [??] handelt, ist unklar."




Konkrete Lage der UNESCO-Pfahlbaustätten in Österreich

Die acht nominierten UNESCO-Welterbestätten in Österreich

Quelle: UNESCO - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps; → Vol. II: Id-files of the component parts of the serial; Data Sheets of nominated 156 Component Parts: Austria pp.341-371

Die grüne Markierung zeigt den Standort des jeweiligen Pfahlbaus, die rote Linie die zugehörige Schutzzone. Es werden alle eingereichten Pfahlbau-Stationen angeführt und dargestellt; jene Stationen, die von der UNESCO auch beschlossen wurden, sind hier unterstrichen angegeben.

UNESCO Weltkulturerbe-Urkunde

Literaturstellen:

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps World Heritage Nomination, 2231 pages. (Austria p. 931 and p. 1664)

UNESCO → Advisory Bodies Evaluations HHHQ (156 → 111)

UNESCO → Maps of inscribed serial elements - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (better quality); Austria p. 57 ff.

UNESCO → Decisions: 35COM 8B.35 - Cultural Properties - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (Switzerland / Austria / France / Germany / Italy / Slovenia)

Hafner, Albert: → Das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" im Kanton Bern: frühe Forschungen, aktuelle Situation und Chancen für die Zukunft. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012. S. 237-253. (Schutzmaßnahmen S. 246).

Schlichtherle, H.: → Pfahlbauten rund um die Alpen. 1997. (ausgezeichneter Überblicksartikel)

Eignung zur Besiedlung bei erniedrigtem Wasserstand

Strandplatten bei Seewalchen, Schörfling, Kammer: die Fläche umfasst rund 1 km x ~300 m Breite ~ 30 ha

Im folgenden werden mit Google-Earth-Bildern die Fundstellen an Attersee und Mondsee entsprechend ihrer Eignung als Siedlungsflächen bei erniedrigtem Wasserstand vorgestellt. Als besonders vorteilhaft zeigen sich die Bereiche am Nordende des Attersees wie Schörfling, Kammer, Kammerl, Seewalchen und ebenso Litzlberg Süd, gefolgt von der Region Aufham und hier vor allem der Bereich um die sogenannte Teufelsinsel. Günstige Bereiche bei Nußdorf könnten zwischenzeitlich durch den stark materialführenden Nässltalbach verschüttet worden sein; die nachgewiesene Siedlungsfläche zeigt Südstürmen eine besonders exponierte Angriffsfläche.

Ungunstlagen des Mondsees

Bathymetrische Karte des Mondsees (Timothy Taylor et al.)

Es ist recht überraschend, dass die Lagen des Mondsees bei niedrigem Wasserstand bezüglich verfügbar werdender Flächen recht ungünstig erscheinen. Dass See, Scharfling und Mooswinkel die alleinigen Stationen am Mondsee gewesen sein sollen ist nur dann vorstellbar, wenn diese eine Wechselbeziehung mit den Stationen am Attersee hatten.

Diese Verhältnisse am Mondsee bestätigt auch die besonders umfassende Untersuchung des gesamten Seegrundes des Mondsees durch Timothy Taylor et al.: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar, wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist.

"Unglücklicherweise konnten gerade die flachen Küstenstreifen - wie auch die Schilfgürtel - aufgrund des im Sommer 2018 herrschenden Niedrigwassers nicht vermessen werden."

Man erkennt hier auch, dass im westlichen Teil des Mondsees (um St. Lorenz) bei Seespiegelabsenkung vergleichsweise viel größere Flächen trocken fielen, ebenso wie am gegenüber liegenden Ufer.

Ob diese für eine Besiedlung bedeutend günstigeren Flächen als die drei bekannten je besiedelt waren, wird heutzutage nicht mehr untersucht – vielleicht weil schon ursprünglich Rudolf Kner 1865 (siehe ganz oben) nur große Schilfflächen vorfand, aber auch die ehemalige, frühe Absuche dieser Uferbereiche (Offenberger 2015, S. 15) durch vier "andere Tauchklubs" keine Stationen fand. Ob diese ersten Suchen ausreichend "professionell" durchgeführt worden sind, kann aktuell nicht eruiert werden.

Die Siedlung Scharfling ist von steilen Felswänden, die direkt in den See abfallen, umgeben, sodass man zu Fuß von keiner Seite hinkommen konnte. Die Strandplatten bringen wenig bewohnbare Fläche, wenngleich hier die ältesten Siedlungsreste gefunden wurden. Andererseits bildet die Ebene zwischen den sie einschließenden felsigen Bergen eine günstig zu bewirtschaftende Fläche für z.B. Brandrodung und -wirtschaft.

Die Siedlung "See" zeigt eine für Ackerbau besonders ungünstige Situation, wenn sie beidseits von recht steilen Hängen umgeben ist.

Welche Funktion "Mooswinkl" hatte, ist unbekannt. Laut Offenberger ist sie die einzige Station, die im Wasser stand und hatte nach ihm vielleicht etwas mit einer "Überfuhr"-Funktion zu tun.

Aufgaben des Kuratoriums Pfahlbauten

  • Dworsky, Cyril; Seidl da Fonseca, Helena; Poppenwimmer, N.: Forschungsprojekt Zeitensprung Unterwassergrabung Seewalchen; 49 Seiten.
  • „Informationsbroschüren zu Fundstellen im Kuratorium Pfahlbauten-Blog»Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen«.
    • Faltprospekt Abtsdorf I; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Litzlberg Süd; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Informationen ankerfreie Zonen im Attersee; 8 Seiten.

Älteste Präsentationen der Funde vom Attersee und Mondsee (1889)

Quelle: → Prähistorischer Atlas, K. K. Central-Commission Leitung J. A. Helfert (Hrsg.), Redaktion: Much Matthäus; Wien 1889.

Abbildungen von Fundgegenständen (für volle Vergrößerung 2 x auf das geöffnete Bild klicken):

Attersee (67 Abb.): Tafel XII, Fig. 1-26; Taf. XIII, Fig. 1-8, 14, 15, 17-24; Taf. XIV, Fig. 1-8; Taf. XV, Fig. 14, 17, 21, 22, 24-27; Taf. XVI, Fig. 1-6; Taf. XVII. Fig. 24; Taf. XVIII, Fig. 11.

Mondsee (43 Abb.): Tafel XIII. Fig. 9-13; 16; Taf. XV, Fig. 1-13, 16, 18-20; Taf. XVI, Fig. 7-14; Taf. XVII, Fig. 1-23.

Vergleich der Keramiken von Mondsee mit: Wauwil, Altheim, Schweiz

Rätselhafte (?) Herkunft des "Mondsee-Kupfers" (von Mondsee und in Mitteleuropa)

Budd 1991, Peter:A metallographic investigation of eneolithic arsenical copper artefacts from Mondsee, Austria. Historical Metallurgy Society Journal 25/2 1991. P. 99–108. (zwei Beile mit extrem hohem As-Gehalt)

Obereder (1993), J.; Pernicka, E.; Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993, 5-9. "Mondseekupfer "kann charakterisiert werden als arsenhaltiges Kupfer, das ansonsten relativ rein ist (Sb, Ag und Ni haben durchwegs sehr geringe Werte, die an bzw. teilweise unter der Nachweisgrenze liegen. ... Ergänzend ist durch Analysen von Kupferresten aus Gusslöffeln sowie der Gusstropfen selbst nun auch gesichert, dass dieses Kupfer dasselbe wie das der Fertigobjekte ist, die wohl zur Gänze in den Stationen [der Mondseegruppe] erzeugt wurden. Die Herkunft des arsenhaltigen Kupfers liegt weiterhin im Dunklen, da entsprechende Erzlagerstätten im geographischen Umfeld der Mondseegruppe nicht gefunden wurden. Da die Arsentechnologie Parallelen bzw. Vorgänger im östlichen Karpatenbecken sowie in den östlich hieran angrenzenden Gebieten hat, wird auch an eine Herkunft dieses Kupfers aus diesen Gebieten gedacht. Andererseits stünde dann das massive und einheitliche Vorkommen bzw. die lokale Produktion der Mondseegruppe sehr isoliert da."

Pernicka 1997, Ernst; Todorova, H.:Prehistoric copper in Bulgaria: Its composition and provenance. Eurasia Antiqua Bd. 3 1997. S. 41–180. DISCUSSION p. 118.

Pernicka (2010) erforschte die mögliche Herkunft des sogenannten "Mondsee-Kupfers", das in weiten Bereichen Mitteleuropas vorkam.([Pernicka 2010, Ernst et Frank, Carolin: Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: → Lake Dwellings after Robert Munro. Sidestone Press 2010. p. 113–138.)

Er kommt zu den folgenden Schlussfolgerungen (S. 131): "Die chemischen und Blei-Isotopen-Eigenschaften des von der Mondseegruppe verwendeten Kupfers sind relativ homogen. Das dominierende Element ist Arsen, so dass die Bezeichnung "arsenhaltiges Kupfer" am treffendsten ist. Ein Vergleich der chemischen und Isotopen-Daten der ostalpinen Erze mit dem "Mondseekupfer" zeigt, dass es keine Korrelation gibt und dass die ostalpinen Kupfererze als mögliche Quellen ausgeschlossen werden müssen, zumindest jene, die bisher analysiert worden sind.

Obwohl die Verteilung des arsenhaltigen Kupfers im vierten Jahrtausend v. Chr. und die Verteilung der für die Mondseegruppe charakteristischen Metalltypen eine deutliche Tendenz nach Südosteuropa aufweisen, gibt es bisher keine gute Korrelation der Isotopendaten mit bekannten Kupferlagerstätten von dort. Es bleibt zu hoffen, dass künftige Forschungen in der Region sowie neue und detaillierte Arbeiten zur Identifizierung und Kartierung von Artefakten aus arsenhaltigem Kupfer, wie sie von der Mondseegruppe verwendet wurden, weiteres Licht auf die Frage der Herkunft werfen werden."


Schmitz (2004), Albert: → Typologische, chronologische und paläometallurgische Untersuchungen zu den frühkupferzeitlichen Kupferflachbeilen und Kupfermeißeln in Alteuropa. Diss.; Bd. 1: Text, 668 S. (60 x Mondsee, 4 x Kaukasus, 4 x Majkop); → Bd. 2: Programm-Code, Abbildungen, 662 S.

S. 545 ff.: Der Bestand an kupfernen Flachbeilen der Mondseegruppe (vom Mondsee und Attersee) lag per 1989 bei 37 Exemplaren. Es stehen hierzu 37 auswertbare Metallanalysen aus folgenden Fundorten zur Verfügung: Attersee (vier), Seewalchen (vier), Weyregg (vier), Unterach (25). Der Arsengehalt schwankt zwischen 0,01 und 2,55 Prozent. Schmitz vermutet die Herkunft des Mondseekupfers aus dem Kaukasus.

S. 584: „Die erweiterten Handelskontakte führten dazu, dass sich ab dem Ende der Frühkupferzeit II zunehmend Arsenkupfer etablieren konnte. Der Ursprung dieser Technologie kann in östlicher Richtung gesucht werden, ohne nun das genaue Herkunftsgebiet benennen zu können."

Gross 2021, Eda et al.: → Diversity of resources and volatility of metallurgical networks—multi‑methodological provenance analysis of neolithic and EBA‑copper‑artefacts from Switzerland and eastern France. In: Archaeological and Anthropological Sciences (2021), 34 pages. [ 34 x „Mondsee“]

Zur wahrscheinlichen Herkunft der Mondsee-Attersee-Gruppe

Viehbestand und Jagd

Pucher 1997, Erich und Engl, Kurt: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I - Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Tierknochenfunde. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission, Band 33. Österreichische Akademie der Wissenschaften 1997. 151 Seiten.

Forschungs-Desiderat

Es ist heutzutage einfach und kostengünstig möglich, alte DNA (aDNA) von Knochen z.B. der Rinder aus See/Mondsee mit solchen aus Cortaillod-Kulturen der Schweiz aber auch von Egolzwil, Kleiner Hafner/Zürich usw. zu analysieren und genetisch zu vergleichen.

Detaillierte C14-Daten in Schweiz, BRD; Altheim usw.

Stöckli 2009, Werner: → Chronologie und Regionalität des jüngeren Neolithikums im Schweizer Mittelland, Süddeutschland und Ostfrankreich (4.300–2.400 v. Chr.). Antiqua 45, Veröffentlichung der Archäologie Schweiz, Basel 2009. 412 Seiten. (v.a. Keramik; frühe Schweizer Siedlungen, bairische Kulturen; bis Schnurkeramik)

Pfahlbau-Ausstellungen

Pfahlbaumuseum Mondsee

Walter Kunze (1918-2008)

Der Mondseer Historiker und Lehrer Dr. Walter Kunze (1918 – 1.8.2008) förderte bereits in den 1960er-Jahren die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee mit Hilfe von Salzburger Tauchern. Seine Berichte vor allem in den Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes decken die Jahre 1960–1968 ab. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute einen wesentlichen Bestand des 1953 gegründeten „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.

1967 produzierte er über diese Arbeiten den Schwarz-Weiß-Film „Jahrtausende tauchen aus den Fluten“. (Bericht im JBOÖMV 1967, S. 37; (Unterwasser-Aufnahmen der Arbeiten der "Unterwasserarbeitsgemeinschaft Salzburg"; der Film wurde vom OÖ Musealverein angekauft.)

Ihm zu Ehren wird mit dem folgenden Link → eine vollständige Liste der Veröffentlichungen von Dr. Walter Kunze mit Bezug auf die Pfahlbauten gebracht.

Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.

Das Pfahlbau- und Klostermuseum

Heimathaus Vöcklabruck

Kustos Helmut Kasbauer

Seit 2005 führen Obmann und Kustos Dir. i.R. Prof. Mag. Helmut Kasbauer und sein Stellvertreter DDr. Franz Satzinger den Verein und das Museum mit viel Herzblut und großem Engagement.

Ort: Vöcklabruck, Hinterstadt 18
Öffnungszeiten: Mai-Sept.: Mi + Sa 10 - 12 Uhr; Okt. - April: Mi 10 - 12 Uhr

Egger 2016, Gerald:Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. SONIUS 18, S. 11-12.

Bernhart 1968, Robert: Die Pfahlbausammlung des Heimathauses Vöcklabruck - Ihre Geschiche und ihr Bestand. (Beilage zu den Mitt. der Prähistorischen Kommission der Österr. Akademie der Wissenschaften, Bd. XI-XII, 1963-1968.)

  • I. Die Geschichte der Pfahlbausammlung S. 1-24;
  • II. Der Bestand der Pfahlbausammlung (720 Stück) S. 25-34;
  • S. 35: Lageskizze der Pfahlbaustationen im Attersee;
  • S. 37 ff.: 34 Tafeln mit nach Ortschaften gegliederten Fundstücken.

ATARHOF (Attersee)

Keramiken vergleichbarer Kulturen
Oesers neolithische Färbetechniken

ATARHOFMuseum ATARHOF in Attersee, Landungsplatz 1: "Der Verein Freunde der Archäologie des Attersees und seines Hinterlandes hat sich zum Ziel gesetzt, spannende wissenschaftliche Themen der Archäologie und neuere Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung aus der Region einem interessierten, größeren Publikum zu vermitteln. Er hält ständigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten und Institutionen, lädt Fachleute zu Referaten ein, experimentiert selbst mit alten Kulturtechniken wie Keramikherstellung, Färben, Stein- und Holzbearbeitung und Kochen. Er gibt seine Erfahrungen in Workshops an Gruppen von Erwachsenen und Schülern weiter. Der Verein betreibt den ATARHOF mit wechselnden Ausstellungen und Workshops und betreut den Pfahlbau-Pavillon in Attersee, erweitert um einen prähistorischen Garten von Nutzpflanzen aus der Pfahlbau- bis zur Römerzeit." (Obfrau Prof. Dr. Helga Oeser)

Nachfolgend der → Link zu den Veranstaltungen im ATARHOF, Oesers gut schmeckende Pfahlbaugerichte und die Färbetechniken der Pfahlbauern.

Hier ist der Link zu → Filmdokumentationen zu Pfahlbau-Themen und die Geschichte der Attergauregion

Kataloge, Prospekte und Arbeiten des ATARHOF:

  • Silex oder der sogenannte Feuerstein - Stahl der Steinzeit (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Herstellung - Pfahlbaukeramik - Urgeschichtliches Töpfern (Prof. Dr. Helga Oeser; 17 Seiten)
  • Getreidearten im prähistorischen Garten Attersee (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Rundgang durch die aktuelle Ausstellung: 26 Doppel-Seiten
  • Katalog zur Ausstellung "Versunkene Kulturen der Pfahlbauten" (Prof. Mag. Arnold Mörzinger, 110 Seiten): Pfahlbaufundstellen; Pfahlbauforschung; Erkenntnisse; Große und kleine Geheimnisse; Schaustücke
  • Katalog zur Ausstellung "Der Attersee, seine Fische und der Fischfang" Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 61 Seiten).
  • Das Leben zwischen den Pfählen - ein Lese-Mal-Buch. (Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 32 Seiten).
  • "Pfahlbauernleben" - von Prof. Dr. Helga Oeser
    • Prähistorische Nutzpflanzen und ihre Eigenschaften (41 Seiten; Ernährung, Heilkräuter, Färbepflanzen)
    • Färben mit Naturfarben (59 Seiten; Färbegut, Färbeprozess, Herstellung verschiedener Farben)
    • Von der Pfahlbauzeit inspirierte Gerichte (11 Seiten; Eintöpfe, Wildgerichte, Attersee-Sushi, Fleischlaibchen)

Verein "Pfahlbau am Attersee" (Seewalchen)

Pfahlbau-Modell in Seewalchen am Attersee

Der Verein Pfahlbau am Attersee wurde am 6. März 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Seewalchen. Ziel des Vereins ist, das Thema Pfahlbau in die Gegenwart zu bringen und erlebbar zu machen.

Link zur → Homepage des Vereins; Link zu → Archiv mit Artikeln (siehe Seitenende)

Zum Verbleib der Pfahlbaufunde von Seewalchen: 1898 stieß der Sandfischer und Seefrächter Theodor Wang in Seewalchen beim Baggern nach Sand im See (= "Sandfischer") auf Pfahlbaufunde. Schon 1899 trat er mit dem Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien in Verbindung. Da das Museum die angebotenen Pfahlbaufunde sogleich erwarb, suchte Wang nach weiteren Stücken. Die Suche wurde richtig lohnend, als sich 1902 der Wiener Fabrikant Max Schmidt – mit Sommersitz in Seewalchen – für die Pfahlbaufunde interessierte. Da er höhere Preise als das NHM bot, verkaufte Wang nun alle Funde an Schmidt, dessen Pfahlbausammlung mit der Zeit ungefähr 4000 Stücke umfasste. Schmidt verlegte die Sammlung von Seewalchen vorerst nach Wien und zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf sein Schloss nach Buda, wo sie im Zweiten Weltkrieg bis auf geringe Reste zugrunde ging. Nach dem ersten Weltkrieg kaufte Schmidt nur mehr wenige Funde, weshalb sich Wang 1924 wieder an das NHM wandte. Die vom dortigen Josef Bayer beabsichtigte Bearbeitung der Pfahlbaufunde des Attersees – er hatte in Budapest auch die Sammlung Schmidt aufgenommen (ist diese Aufnahme im NHM noch vorhanden?) – kam infolge seines frühen Todes 1931 nicht mehr zustande. Die NHM-Preise waren Wang bald zu niedrig, sodass ab 1932 die meisten der von ihm in verschiedenen Pfahlbaustationen des Attersees gehobenen Funde in das Heimathaus Vöcklabruck gelangten, das auch mit Pfahlbauforschung begonnen hatte. (Nach Willvonseder → JBOÖMV 1966.)

Videos zu Pfahlbauern und Pfahlbauten

  • Klaus Wachschütz: → Ertauchte Geschichte - Pfahlbauten in Europa (44 min: ORF 8.9.2019; ARD 18.9.2019) )
    (mit: Cyril Dworsky, Otto Cichocki, Paul Gleirscher, Henrik Pohl; Unteruhldingen: Gunter Schöbel, Peter Walter)

Zs. SONIUS Archäologische Botschaften aus OÖ zu Pfahlbauern, Römern usw.

Anm.: Der Zugang zu allen SONIUS-Ausgaben erfolgt einfach durch Anpassung des Internet-Links "http://sonius.at/pdf/Sonius_01_WEB.pdf" mittels ersetzen von 01 durch die Nummer der gewünschten Ausgabe von 01 bis 32.

SONIUS Nr. 08, 2010.

  • Cyril Dworsky: Archive unter Wasser?! Die Oberösterreichischen Pfahlbauten als einzigartiger Wissensspeicher unserer Geschichte. S. 3-4.

SONIUS Nr. 11, 2012.

  • Cyril Dworsky: Archäologische Utopien, Chancen durch das Erbe Pfahlbauten. S. 12-13.

SONIUS Nr. 12, 2013.

  • Henrik Pohl ist ab 1.1.2013 (halbbeschäftigter) Site-Manager für das UNESCO-Weltkulturerbe Pfahlbauten. S. 5.

SONIUS Nr. 13 (Welterbeausgabe), 2012.

  • Cyril Dworsky: Schritt für Schritt zur Sichtbarkeit des Pfahlbau-Welterbes. S. 8-9.

SONIUS Nr. 18 (Welterbeausgabe), 2016.

  • Kerstin Kowarik, Jakob Maurer, Timothy Taylor: Beyond Lake Villages. S. 3-5.
  • Cyril Dworsky: Über die Auswirkungen des Welterbes auf die Archäologie. S. 5-6.
  • Gerald Egger: Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. (viel zu Pfahlbauten) S. 11-12.
  • Hans Reschreiter: 7000 Jahre Salz: Hallstatt – ein archäologischer Hotspot mit besonderen Herausforderungen. S. 13-15.

SONIUS Nr. 22, 2018.

  • Timothy Taylor, Eric Biermann, Dominik Meyer und Jakob Maurer: Herrschaftszentrum mit Weitblick - Archäologische Ausgrabungen am Buchberg im Attergau. S. 3-5.
  • Kerstin Kowarik, Jutta Leskovar: Die Pfahlbau-Objekt-Datenbank. S. 7 f.
  • Cyril Dworsky, Carmen Löw: Auf Augenhöhe - Kommunikations- und Vermittlungsarbeit zum UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen in Österreich. S. 12-14.

SONIUS Nr. 23, 2019.

  • Stefan Traxler: Römisches Erbe in Oberösterreich. S. 6-9

SONIUS Nr. 24 (Welterbeausgabe), 2019.

  • Henrik Pohl: Eine Brücke zwischen unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren und der Zukunft. S. 3-8.
  • Henrik Pohl: „Pfahlbauten“. S. 10-11.

SONIUS Nr. 27, 2020.

  • Barbara Hausmair: Das dunkle 6. Jahrhundert? Zum beginnenden Frühmittelalter in Oberösterreich. S. 10-13 (S.11 unten "BYZANZ")

SONIUS Nr. 28, 2021.

  • Cyril Dworsky, Lieselore Meyer: Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. S. 3-8.
  • Astrid Stollnberger, Felix Lang, Stefan Traxler, Franz Hauser: Der römische Gutshof von St. Georgen Königswiesen Kurzbericht zur Ausgrabung 2020. S. 9-12.
  • Stefan Traxler: Römer, überall Römer! S. 14-20. (u.a. Weyregg)

SONIUS Nr. 29, 2021.

  • Vom Pfennig zum Taler: Zur Nominalstruktur des oö Geldumlaufs in Spätmittelalter und früher Neuzeit im Spiegel der Schatzfunde. S. 3-7.
  • Der Tassilo-Liutpirc-Kelch; Buch; S. 15
  • Helmut Ardelt: Buch: Oberösterreich in der Steinzeit. Eine archäologische Spurensuche. S.15

SONIUS Nr. 30, 2022 (Welterbetag)

  • Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum Welterbetag (5. Juni 2022): „Die Kultur- und Naturschätze Oberösterreichs machen unser Land einzigartig. Die UNESCO hat drei besondere Orte in unserem Land in den Status des Welterbes erhoben: die Region Hallstatt-Dachstein/ Salzkammergut, die prähistorischen Pfahlbauten am Attersee und am Mondsee und den ehemaligen römischen Donaulimes. Alle Welterbestätten verweisen auf das große historische Erbe, auf dem unsere Kultur aufbaut.“
  • Ruth Pröckl (UNESCO Welterbe): Superlative des Kulturerbes. S. 4-6.
  • H. Reschreiter, D. Brandner, J. Rudorfer, K. Kowarik (NHM Wien): Alles Salz – 7000 Jahre lang. S. 7-9.
  • Cyril Dworsky & Fiona Poppenwimmer: Die Pfahlbauten – Ein Welterbe am Weg zur Reife. S. 10-14.
  • René Ployer: Der Donaulimes – westlicher Abschnitt. S. 14-16.
  • Circum Lauriacum: S. 17-32.
  • Circum Carnuntum: S. 33-35.

Relevante Literatur zu den Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Mondsee und Attersee

Ruttkay, Elisabeth: Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 269–294.

Ruttkay´s "Terminologie des Jungneolithikums" in: → Samonigg 2003, Bertram: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Samonigg 2003, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D.: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; Journal of Neolithic Archaeology 2006 (zu Michelberger und Altheimer Kultur)

Pavuk 2000, Jurja: → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit. In: Slovenska Archeologika 2000. S. 1–26. (mit vielen Keramikformen-Abbildungen)

Offenberger, Johann: Die „Pfahlbauten” der Salzkammergutseen, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 295–357.

Offenberger, J. und Ruttkay, E.: Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen, in: H. Schlichtherle (Hrsg.), Pfahlbauten rund um die Alpen. Darmstadt 1997; 76–80.

Pernicka, E.; Frank, C.: → Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. pp. 113-138. In: Lake Dwellings after Robert Munro. Edinburgh 2010. (online - Leiden: Sidestone Press)
Mondsee-Kupfer hat besonders viel Arsen: 0,5–5% und damit war eine Vorbehandlung wie Rösten nicht möglich; historischer Kupfer-Abbau in Mitterberg, Kitzbühel oder Schwaz können wie alle Ostalpenbergbaue als Quelle ausgeschlossen werden, wie auch jene von Südost-Europa. Am Balkan gibt es aber mit Mondsee vergleichbar stark-arsenhältige Kupferartefakte, aber keine zugehörige Quelle. Die Verbreitung der Spiralen mit Mondseekupfer reicht von Ungarn bis zum Bodensee. Alle Mondseedolche gehören zum Cucuteni-Typ, die auch entlang der Donau vorkommen. Mondseekupfer kommt nur stark-arsenisch und ansonsten sehr reinem Kupfer vor, wie auch bis in den Iran.

Obereder, J.; Pernicka, E. und Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht, Archäologie Österreichs 4/2, 1993, 5–9.

Ranseder, Bärbel: → Die Pflanzenfunde der Pfahlbauten in See / Keutschach / Abtsdorf I / Seewalchen I (A) im Tabellenvergleich zu Robenhausen (CH) und Federsee (D). Ethnobotanik und Ethnomedizin, Univ. Zürich. 2016. 54 Seiten.

Reitmaier 2019, Florian: → Die Erdwerke der Altheimer Kultur. (37. Niederbayerischer Archäologentag 2019; S. 93-150)

Swierczynski 2013, T.: Lauterbach, St.; Dulski, P.; Brauer, A.: → Late Neolithic Mondsee Culture in Austria: living on lakes and living with flood risk? Climate of the Past 9(4), 2013: p. 1601-1612. (Radiokarbondaten Mondsee-Stationen; Grafik – CC BY 3.0)

Turck, Rouven: → Die Mondsee-Metallurgie. In: Die Metalle zur Zeit des Jungneolithikums in Mitteleuropa. (S. 37-42)
Es ist opinio communis, dass die Feuchtbodenbesiedlungen der Nordalpen ein zusammengehöriges, vergleichsweise einheitliches Phänomen darstellen. Im frühen 4. Jt. v. Chr. brechen die Importe aus Südosteuropa ab, während die eigenständige Kupfergeräteproduktion einsetzt. (Er hat mit dem Abbruch der Importe aus SO-Europa wohl recht; lt. Pernicka hat er aber mit seiner These einer eigenständigen Mondsee-Kupfer-Produktion unrecht.)

Station See am Mondsee

Mondseekrug mit Furchenstichverzierung (Foto: B. Schier)

OFFEN: Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Keramik, Wien 1997. MPK 32.

3-D-Modelle der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie, Wien: → Krug, → Henkeltasse und → Dolch (Typ Mondsee).

Abbildungen → von Funden der Station See/Mondsee: Silices; Beile und Äxte; Keramik; Organische Reste; Knochen; Metalle; sowie Steinschmuck und -objekte der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie Wien

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. JB des OÖ Musealvereins, Bd. 122/I, 84 Seiten, Linz 1977. (Mit 20 Abb. auf Tafel V-VIII, 2 Abb. im Text und 11 Diagrammen)

Pucher 1997, Erich: Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Tierknochenfunde und Untersuchungen über Bestimmungskriterien von Gemsenknochen sowie Überlegungen zur Herkunft der Mondsee-Viehwirtschaft. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 003 1997, 150 Seiten.

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. Prähistorische Forschungen online Band 10 (2020), 60 Seiten; Anthropolog. Ges. Wien; Verlag NHM Wien, 2020.
[Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/; Bilder, deren Copyright nicht beim NHM bzw. beim Autor liegen, werden gem. § 42f (1) Z 1 Urheberrechtsgesetz als Bildzitat im wissenschaftlichen Rahmen verwendet.]

Hofmann 1924, Elise: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. der Prähistorischen Kommission, Band 81, 30 Seiten. Verlag der ÖAW, Wien 2013.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee_Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much; Diplomarbeit Uni Wien, 2011, 634 Seiten. (331 MB)

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, Archäologie Österreichs 19/1, 2008; 6 Seiten. (Datenerfassung der Funde: Keramik, Steingeräte, Organisches Material, Knochen- und Knochenschmuck, Metallgegenstände, Datierung)

Literatur

Zur Vorgeschichte Oberösterreichs - Die Pfahlbauten

Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg (1889); → Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten. S. 55-62.

UNESCO

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe. In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41.

Dworsky 2012, Cyril und Helena Novak: → Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit; Zs. Archäologie Österreichs 23/2, 2012

Jansa 2013, Viktor: → Probleme und Lösungsansätze beim Monitoring unterwasserarchäologischer Fundstellen am Beispiel des UNESCO–Weltkulturerbes „Pfahlbauten“. Diplomarbeit Univ.-Wien, 2013. 137 Seiten. (S. 75: Fallstudie Seewalchen)

Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in: → Wikipedia: Liste aller 111 UNESCO-Stationen

Pfahlbauforschungen zum Mondsee

Prof. Karl Klapper 1912–15.4.1995

Klapper 1940, Karl: Dissertation über → Wirbeltierfunde bei den Pfahlbauten am Mondsee" (Nachruf in Zs. Österrreichische Naturschutzjugend); die begonnene Dissertation an der Univ. Wien wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.)

Offenberger 2012, Johann: Weltkulturerbe "See" - Ein Forschungsbericht. Historica – Austria, Jahrgang 2012, Band 10, 100 Seiten.

Offenberger 2015, Johann: Das Pfahlbauerbe – "Brennpunkt" Mondsee. Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse. Historica – Austria, Jahrgang 2015, Band 13, 327 Seiten.

Ruttkay 1981, E., Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur, Katalog (1981) 269-294.

Ruttkay 1999, E., Mondsee-Gruppe. In J. Preuss, Das Neolithikum in Mitteleuropa 2 (1999) 75-78.

Ruttkay 1983, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I; In: Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1983, 19-23.

Ruttkay 1995, Elisabeth: Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt vom FWF-Fonds und der ÖNB; In: Arche. Zeitschrift für Geschichte und Archäologie in OÖ, Nr. 10, 1995, 18-19.

Schmidt 1986, R.: Palynologie, Stratigraphie und Großreste von Profilen der neolithischen Station See am Mondsee, Oberösterreich. Verlag ÖAW; Archaeologia Austriaca 70, 227–235.

Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten)

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013, S. 25–50. (etwas Holzfunde von See/Mondsee, sonst Keutschacher See)

Much 1885, Matthäus: → Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen. Vortrag 1885.

Janik 1969, Vinzenz: → Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung. Jahrbuch des Oö Musealvereines Bd. 114, 1 (1969). S. 181-200

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. (stark gekürzte Dissertation); Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 1977, Band 122/1, S. 269-347.

Wolff 1977, Petra: Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. Diss. Univ. Wien, stark gekürzt im: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 122,1 (1977) S. 269-347. → Teil 1; → Teil 2; → Abbildungen

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. S. 14-48. S. 49-60: Faszinierende Tafeln von Offenberger. Mit Vorbemerkung: Pfahlbauforschung in See am Mondsee als Kontext zur wissenschaftlichen Erforschung der Textilreste. (S. 7-13). Prähistorische Forschung Online, Band 10. Verlag des NHM Wien, 2020. 60 Seiten. (Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )

Grömer 2006, Karina: → Vom Spinnen und Weben, Flechten und Zwirnen. Hinweise zur neolithischen Textiltechnik an österreichischen Fundstellen. Für Elisabeth Ruttkay. Zs. Archäologie Österreichs, 17/2, 2006; S. 177–192.

Götzinger 2006, Michael: → Überblick zu den verfügbaren Steinrohstoffen in Ostösterreich. In: Mateiciucová, I. und Götzinger, M. (2006): Zur Rohstoffverteilung und -verfügbarkeit in der Lengyel-Kultur.- Archäologie Österreichs 17/2, 82 – 89.

Obereder 1993, J./E. Pernicka/E. Ruttkay, Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993, 5-9.

Gross 2021, Eda et al.: → Diversity of resources and volatility of metallurgical networks—multi‑methodological provenance analysis of neolithic and EBA‑copper‑artefacts from Switzerland and eastern France. In: Archaeological and Anthropological Sciences (2021), 34 pages. [ 34 x „Mondsee“]

Pernicka 1990, Ernst: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit; In: Jahrbuch des römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 37, 1990. Kalibrationskurve: Seite 32.

Pernicka 2010, Ernst et Frank, Carolin: Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: → Lake Dwellings after Robert Munro. Sidestone Press 2010. p. 113–138.

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin: → Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. Leiden 2012; pp. 113–132.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Much. Diplomarbeit, Universität Wien, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2011. (331 MB, 634 Seiten: Bd. 1 Text, 226 S.; Bd. 2 Katalog: Tafeln 1-99; Bd. 3: Katalog: Tafeln 100-199); online abrufbar for best quality im Bibliothekskatalog der Universiät Wien: → http://usearch.univie.ac.at

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau, Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. d. Prähistor. Kommission 81, 2013.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien 2013. Band 81. S. 7–30: Einleitung, Fundort, Forschungsgeschichte, Sammlung Much, S. 16 Abb. 4: Fundort mit Tiefenlinien, Fundverteilung, S. 18 Zeitstellung 4.900–4.750 BP (3.700–3100 BC); Fundmaterial (12 Seiten mit Tabellen der Inventarliste) … Rest als Kaufexemplar.

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Archäologie Österreichs 19/1, 2008 (Überblick samt Literatur)

Die Mondseekultur → in de-academic.com: gute Darstellungen und Beschreibungen ... Literatur ...

Mondseekultur im → Austria-Forum

Saile, Thomas: → Altheim – ein Jahrhundert Erdwerk. 23 Seiten, Bilder und Grafiken.

Driehaus 1960, J.: Die Altheimer Gruppe und das Jungneolithikum in Mitteleuropa. Mainz 1960. (ist gegen Verbindung der Altheimerkultur mit der Mondsee-Gruppe)

Obereder 1993, J.; E. Pernicka u. E. Ruttkay: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9.

Paret 1930, Oscar: → Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. PrHist. 1930. AM MONDSEE 1927 NOCH 19 in BETRIEB; auch Attersee (S.111 u. 114/5) 10-12 m Tanne

Daxer 2018, Chr.; Moernaut, #J.; Taylor, T.; Haas, J. and Strasser, M.: → Late Glacial and Holocene sedimentary infill of Lake Mondsee (Eastern Alps, Austria) and historical rockfall activity revealed by reflection seismics and sediment core analysis. Sciendo, Sept. 2018. P. 111-134. OPEN ACCES: licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License. Die FELSSTÜRZE am Mondsee ereigneten sich → 1500 n. Chr. und nicht zur Zeit der Pfahlbauern.

Trinks 2019, Immo; Neubauer, Wolfgang; Taylor, Timothy; Wallner, Mario; Löcker, Klaus und Leskovar, Jutta: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar. Dreiländertagung der DGPF, der OVG und der SGPF in Wien, Österreich – Publikationen der DGPF, Band 28, 2019. Seite 235.

Pfahlbauforschungen am Attersee

Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich

Willvonseder 1965-1968, Kurt: "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich", 1968, Mitteilungen der prähistorischen Kommission, XI. und XII. Band; (Graz 1965, Wien 1968), 453 Seiten, 34 Tafeln, 5 Abbildungen.

Willvonseder 1960, Kurt: → Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen. JBOÖMV, 1966, Band 111, S. 154-162.

Danner 2020, Peter: → Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, > Literatur).

Ruttkay 1982, E.: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. – Fundberichte aus Österreich, 21 (1982): 143-156. – Wien.

Ries 2014, Marie-Claire:Palynologische Untersuchung der frühbronzezeitlichen Ufersiedlung Abtsdorf I (Attersee); Bachelor-Arbeit der Universität Kiel, Nov. 2014. 101 Seiten. → nach unten scrollen!

  • 14C-Daten, Klima-Pollendiagramme usw. (bestuntersuchte Station am Attersee), Seespiegel-Oszillationen … Klimaschwankungen … ( > Literatur)

Breitwieser 2001, Rupert, Stradal Christian: → Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, 2001, Band 146a, 87-95.

Schoch 1978, W. und Schweingruber, F.: → Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee. JbOÖMV 123/I Linz 1978, 223–227.

Włodarczak 2012, Piotr : → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa — Probleme der Synchronisation In: Form, Zeit und Raum – Grundlagen für eine Geschichte aus dem Boden. Antiqua Nr. 50. Basel 2012.

Kuratorium Pfahlbauten: Monitoring → Abtsdorf I am Attersee:
Die Station Abtsdorf I ist eine seit 1963 bekannte Seeufersiedlung im nordwestlichen Bereich des Attersees in Oberösterreich. Neue Untersuchungen zeigen eine Datierung in den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit.

Die heute noch fassbaren Überreste der Seeufersiedlung Abtsdorf I befinden sich auf einer Untiefe am nordwestlichen Ufer des Attersees in einer Wassertiefe von 2,1 m bis 2,8 m. Diese Untiefe wird durch eine sich in den See hinausziehende Landzunge (genannt Teufelsbrücke) gebildet. Aufgrund des bisher postulierten prähistorisch niedrigeren Wasserstands, kann angenommen werden, dass sich diese Siedlung ehemals auf einer Halbinsel befand. Diese Halbinsel war zwar den Naturelementen stärker ausgesetzt, bot aber auch größeren Schutz gegenüber Feinden. An den Rändern der Untiefe wurden einige Pfähle entdeckt. Oberflächenfunde aus abgerollten Keramikfragmenten konnten im mittleren Bereich der Untiefe erkannt werden. In den Kratern, die durch Ankerketten von Segelschiffbojen verursacht werden, konnte mehrfach offen liegende Kulturschicht mit Hölzern und zahlreichen Funden beobachtet werden.

Einen deutlichen Aufschluss über die stratigrafischen Verhältnisse erbrachten die Sedimentkernproben. Die Bohrflucht 1 mit insgesamt elf Kernproben wurde entlang der Grundlinie, also im mittleren Siedlungsbereich angelegt. Das Niveau der Kulturschicht liegt zwischen 2,30 m und 2,55 m unter dem heutigen Seewasserspiegel des Attersees. Aktuelle Forschungsergebnisse erbrachten mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) eine Neudatierung der Siedlung in die Zeit um 1650 v.Chr.. Diese Zeit im Übergang von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit war z.B. im Mittelmeer geprägt durch die Hochkulturen auf Kreta sowie im Alten Ägypten. Außerdem ließen erste Auswertungsergebnisse der Pflanzenfunde ein breit gefächertes Kultur- und Wildpflanzenspektrum erkennen. Bisher eindeutig nachgewiesene Nutzpflanzen wie Dinkel oder Flachs sind charakteristisch für die frühbronzezeitliche Landwirtschaft. Darüber hinaus gehörte Holunder, Hasel und Brombeere zu den genutzten Pflanzen der bronzezeitlichen Bevölkerung am Attersee.

Pfahlbauforschung am Keutschachersee (und Hafnersee)

Hochstetter 1865, Christian Gottlob Ferdinand: → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261-282. (S. 272: Steinhügel im Ossiacher und Wörther See)

Klemun 1995, Marianne: → Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" - ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864). Carinthia II 185./105. Jahrgang S. 215-238 Klagenfurt 1995

Samonig 2003, Bertram: → Gesamtdarstellung: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II; Mitteilungen der Prähistorischen Kommission, 51; E-Book der ÖAW, 2003 (→ zweite Quelle)

Knobling 2008, Astrid: → Pollenanalytische Untersuchungen im Bereich des Pfahlbaus Keutschacher See, Kärnten. Diplomarbeit Univ. Wien, 2008. 57 Seiten.

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013, S. 25–50. (auch etwas Holzfunde von See/Mondsee, umfassend zum Keutschacher See)

Allgemeine Pfahlbauforschung in Österreich

Ruttkay 2004, Elisabeth; Cichocki, O.; Pernicka, E.; Pucher, E.: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. (S. 50–68). In: Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. 305 Seiten, Routledge, 2004. (Alle Länder)

Antl-Weiser 2010, Walpurga, Kern Anton, Stadler Peter: → Nachruf Dr. Elisabeth Ruttkay. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 2010, Band 112A, S. 55-66. → Liste der 98 Veröffentlichungen von Ruttkay

Offenberger 1981, Johann: Die 'Pfahlbauten' der Salzkammergutseen. In: OÖ Landes-Ausstellung 1981: Das Mondsee-Land - Geschichte und Kultur. Katalog, 1981. S. 295–357.

Offenberger 1971, Johann: → Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung. JBOÖMV Bd. 116, 1 (1971). S. 9-21.

Offenberger 1976, Johann; mit Beiträgen von Schatz Alfred; Vymazal Alfred: → Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht. S. 105-138. JBOÖMV Band 121a, (1976). Mit 7 Abbildungen (u.a. Tafel II: Weyregg: Grundschwelle)

Schmidt 2006, Roland et al.: Climatic Changes from 12,000 to 4,000 Years Ago in the Austrian Central Alps Tracked by Sedimentological and Biological Proxies of a Lake Sediment Core. Journal of Paleolimnology 35(3); 2006:491-505

Schöbel 2009, Gunter: → Vom Baum zum Einbaum – ein archäologisches Experiment im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee. Bericht der Bayrischen Bodendenkmalpflege 50, München 2009. S. 82: Geschwindigkeit der Überfahrt mit Einbaum über den Bodensee von 5 kmh.

Gruber 2008, Heinz: → Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand. Archäologische AG Ostbayern / West- und Südböhmen / OÖ, Juni 2008 in Manching. Fines Transire 18, 2009, S. 133-143.

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten - Österreichs neues Welterbe. Denkmal heute, 2011, 37–41.

Berwerth 1907, Fritz: → Pfahlbauten in den Ostalpen. (Vortrag mit Lichtbildern, 14.5.1907) Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins der Universität Wien, 1907, S. 126-127.

Saile 2014, Thomas: → Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder. In: Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 259 (Bonn 2014) 225–236.

Wild 2001, Eva; Friesinger, H.; Kutschera, W.; Stadler, P.: Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using 14C-Dating with Accelerator Mass Spectrometry: → Tab. 1: 14C-Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich.

Wild 2016, Eva Maria; Ruttkay, E.; Stadler, P. et al.: → New chronological Frame for the young Neolithic Baden Culture in Central Europe (4th millenium BC). ; Cambridge University Press: 18 July 2016.

Yu 1995, Ge: → Lake Status Records from Europe: Data Base Documentation. In: Palaeoclimatology Publications Series Report No. 3. World Data Center-A For Paleoclimatology NOAA Paleoclimatology Program, Colorado 1995. 456 Seiten. (Attersee p. 10-12, Mondsee p. 13-14.)

Spezielle Pfahlbauforschung in Österreich

Hafner 2016, Albert; Schlichtherle, Helmut; Taylor, Timothy; Tinner, Willy: → International und interdisziplinär. Archäologie und Umweltwissenschaften heute (2016). (Wissenschaftliche Projekte gelten heute als besonders erfolgversprechend, wenn sich verschiedene Disziplinen zusammenschließen, um offene Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten … Es gibt derzeit noch keinen Volltext.)

Hafner 2020, Albert et al. (Hrsg.): → Settling waterscapes in Europe: The archaeology of Neolithic and Bronze Age pile-dwellings. Heidelberg: Propylaeum, 2020 (OSPA – Open Series in Prehistoric Archaeology, Band 1). 290 Seiten. E-Book - 76 MB. S. 157: A new look at late Neolithic plant economy from the site of Zürich-Parkhaus Opéra; Timothy Taylor ...

Pernicka 2012, Ernst: → The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy (and Mondsee). In: Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation in the 4th Millenium BC? → Proceedings of the International Symposium held at the Kunsthistorisches Museum Wien OPEN ACCESS, Vienna, Austria, 21-24 November, 2012.

Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. Routledge 2004. E-Book.

Ruttkay 2004, E., Cichocki, O., Pernicka, E., Pucher, E.: → Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. in: Menotti, Francesco. p. 50-69. (DOWNLOADABLE)

  • S. 56, 57 u.: mehrere Konnexe zu Schweiz: Bodensee und Zürichsee
  • S. 58 u.: Absolute Chronology of Mondsee: 3.700-3.100 v. Chr. (68%-Wahrscheinlichkeit) Ruttkay (1998), Tab. 30.

Maurer 2014, Jakob: → Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? (sind aber KEINE Pfahlbauern) Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages, 2014, 145-190.

Brandfeldbau

Schier, Wolfram: → Extensiver Brandfeldbau und die Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. PZ, 84. Band, S. 15-43, Walter de Gruyter 2009.

Brandfeldbau im Umfeld der voralpinen Seerandsiedlungen CC BY SA
Dipl.-Ing. F. Axel Berger, Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität zu Köln
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Vortrag-Brandfeldbau.pdf HACK-BILDER
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Hout-Brandfeldbau.pdf
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Literatur-Brandfeldbau.htm

Landwirtschaftliche Praktiken bei neolithischen Seeuferstandorten _ Kultivierung der Auswahl OPEN ACCESS
How to cite this article: Amy Styring, Ursula Maier, Elisabeth Stephan, Helmut Schlichtherle and Amy Bogaard (2016). Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites. Antiquity, 90, pp 95-110.

Literaturlisten

ETHZ-Suche

Uni Wien: → Literaturliste Pfahlbauforschung in Österreich

Ruttkay, E. in → Researchgate

Maurer, Jakob: → Literaturlisten Pfahlbauten (12.10.2018); → Veröffentlichungen

Pfahlbauten im → Austria-Forum

Pfahlbauern im → Austria-Forum

Pfahlbauten in: → Zobodat