Die Kanal-Pfahlbauern-Kultur am Attersee und Mondsee: Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte der Pfahlbauforschungen an Attersee und Mondsee==
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==Darstellung der Pfahlbaustationen am Mondsee und Attersee==
  
[[Datei: Tasse der Mondseekultur.png|thumb|230px|Krug der Mondseekultur: OÖMV 1981]]
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https://www.nature.com/articles/s41562-020-0897-7
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https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/23515/2/AlbertSchmitz_ProfDrJanLichardus_Band1.pdf  S. 589
  
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http://www.geoglobe.at/DE/uploads/images/publikationen/28_nacheiszeitliche%20Wiederbesiedlung.pdf  S. 62
  
OÖ Landesausstellung 2027: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Kultur und Gesellschaft, Abteilung Kultur, Promenade 37; 4021 Linz; 0732 7720 14875; veranstaltungen.k.post@ooe.gv.at
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https://www.deskmodder.de/blog/2021/08/13/ausschneiden-und-skizzieren-wird-unter-windows-11-durch-das-snipping-tool-ersetzt/
  
→ ''[https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/971022 Für und Wider]''
 
  
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[[Datei:Egger Gerald Pfahlbaustationen.jpg|thumb|320px|Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee: Grafik: Gerald Egger vom Verein → ''[https://www.pfahlbau.at/ Pfahlbau am Attersee]'']]
  
===Einziger echter Pfahlbau Österreichs: Mooswinkel am Mondsee===
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Nebenstehend wird eine Karte von Gerald Egger vom Verein "Pfahlbau am Attersee" mit den bekannten Fundstellen von Pfahlbauten am Attersee und Mondsee gebracht. Quelle: Rubrik → ''[https://www.pfahlbau.at/fragen-und-antworten/ Fragen und Antworten]'' der Homepage des Vereins mit den nachstehenden Erläuterungen: "Entgegen der weit verbreiteten Meinung standen nur wenige Pfahlbauten im Wasser, die meisten vermutlich auf der bei Hochwasser überfluteten Strandplatte. Es gibt aber auch Belege, dass die Pfahlbauer ihre Dörfer auf Inseln errichteten (Keutschachersee).
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Durch einen Wasserspiegelanstieg verschwanden sie dann alle unter Wasser, wo wir heute auch die Überreste finden. Großteils befinden sich diese unter einer schützenden Schotterschicht."
  
Offenberger, Johann: Buch “Weltkulturerbe See”
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<big>'''<u>Detaillierte Beschreibung der Stationen je Gemeinde:</u>'''</big>
  
1970 entdeckten die Taucher und Forscher rund um Johann Offenberger (*1934 +23.7.2017) im Bereich von Mooswinkel am Mondsee den ersten Pfahlbau. Offenberger dazu: „Dabei handelt es sich um den ersten echten Pfahlbau in Österreich.“ Allerdings war es nicht eine bewohnte Siedlung, so Offenberger, sondern eine Plattform als Anlegestation für den Fährdienst. Es sei schlicht ein Märchen, zu glauben, die Pfahlbauten in See (am Mondsee), in Litzlberg oder Abtsdorf am Attersee wären im Wasser gestanden. Offenberger: „Die Wahrheit ist, dass die Pfahlbauten am feuchten Seeufer situiert waren und viel später durch massive Klimaänderungen unter Wasser gedrückt wurden.“ Sehr wohl wisse man heute aber, dass es im Rahmen der Pfahlbauweise verschiedene Arten gegeben habe. Worüber man im Bereich der Salzkammergutseen aber bis heute nicht verfügt, sind Grundrisse von Bauten. Ohne diese sind laut Offenberger auch Gedankenspiele über originale Nachbauten kaum realistisch. (Quelle: &rarr; [https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Neues-Buch-raeumt-mit-den-Maerchen-von-Pfahlbauten-direkt-in-den-Seen-auf;art71,982317 Oberösterreichische Nachrichten, Norbert Blaichinger, 8.10.2012)]
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Im Folgenden werden Auszüge aus der &rarr; ''[https://web.archive.org/web/20160326172007/http://sites.palafittes.org/area/austria  UNESCO-Datenbank zu den einzelnen österreichischen Pfahlbaustationen]'' mit dem Stand 2015 – gegliedert nach den Gemeinden – gebracht. Diese umfassen je Station die
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* Zeitstellung, eine
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* kompakte Beschreibung und eine
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* Bibliographie.
  
===ZEITSTELLUNG===
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[[Datei:Pfahlbaurekonstruktion in Kammerl (1911).png|thumb|325px|Ehemalige Pfahlbaurekonstruktion in Kammerl (1910)]]
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[[Datei:Hirsch-Trophäe.png|thumb|325px|'''''Zwölfender'''''-Trophäe im Einbaum vor den Pfahlbauten]]
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[[Datei: Sterbende Völker.png|thumb|325px|''Kammerl'' 2020 für Film ''"Sterbende Völker"'' abgebrannt <br /> Botschaft des Films: Deutschland, deutsches Volk in Not!]]
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===Gemeinde Attersee===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Attersee]]''''' umfasst die Stationen: Attersee–Landungssteg; Abtsdorf I (= Bronzezeit); Abtsdorf II-Niedermayerfeld; Abtsdorf III-Niedermayerfeld; Aufham und Aufham II.
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===Gemeinden am Mondsee===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Mondsee | Liste der Gemeinden am Mondsee]]''''' umfasst die Stationen: "See" (Gem. Unterach), Scharfling (Gem. St. Lorenz) und Mooswinkel (Gem. Innerschwand).
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===Gemeinde Nußdorf===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Nußdorf]]''''' umfasst die Station "Nußdorf".
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===Gemeinde Schörfling===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Schörfling]]''''' umfasst die Stationen: Kammer I, Kammer II und Kammerl.
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===Gemeinde Seewalchen===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Seewalchen]]''''' umfasst die Stationen: Seewalchen I+II, Seewalchen III, Litzlberg Nord I, Litzlberg Nord II, Litzlberg Nord III, Litzlberg Süd II und Insel Litzlberg.
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===Gemeinde Unterach===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Unterach]]''''' umfasst die Stationen: Misling I und Misling II.
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===Gemeinde Weyregg===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Weyregg]]''''' umfasst die Stationen: Weyregg I-Landungssteg und Weyregg II-Puschacher.
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===Gemeinde Keutschach===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Keutschach]]''''' umfasst die Stationen: Keutschacher See-Insel und Hafnersee-Insel.
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===Gemeinde Traunkirchen===
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Die &rarr; '''''[[Liste der Gemeinde Traunkirchen]]''''' umfasst die Station "Traunkirchen".
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==Konkrete Lage der österr. UNESCO-Welterbestätten an den Seen==
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===Die acht nominierten und die fünf beschlossenen UNESCO-Welterbestätten===
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Quelle: UNESCO - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps; &rarr; ''[https://whc.unesco.org/uploads/nominations/1363.pdf  Vol. II: Id-files of the component parts of the serial; Data Sheets of <u>nominated</u> 156 Component Parts]'': Austria pp.341-371
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Die grüne Markierung zeigt den Standort des jeweiligen Pfahlbaus, die rote Linie die zugehörige Schutzzone. Es werden alle eingereichten Pfahlbau-Stationen angeführt und dargestellt; jene Stationen, die '''''von der UNESCO auch beschlossen''''' wurden, sind hier <u>'''''kursiv und unterstrichen'''''</u> angegeben.
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Abtsdorf I.png|<u>'''''Abtsdorf I'''''</u> (AT-OÖ-01) Pfahlbau der <u>'''Kupferzeit</u>'''|alt=alt language
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Abtsdorf II.png|Abtsdorf II (AT-OÖ-02) <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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Abtsdorf III.png|<u>'''''Abtsdorf III'''''</u> (AT-OÖ-03) <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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Aufham.png|Aufham (AT-OÖ-04) <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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Litzlberg Süd.png|<u>'''''Litzlberg Süd'''''</u> (ATOÖ05) <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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Nussdorf.png|Nußdorf (AT-OÖ-06) <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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See.png|<u>'''''See/Mondsee'''''</u> ATOÖ07 <br /> <u>'''echter'''</u> neolith. Pfahlbau|alt=alt language
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Keutschacher See.png|<u>'''''KeutschacherSee'''''</u>; <u>'''vor'''</u> Pfahlbauzeit (AT-KT-01)|alt=alt language
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[[Datei: UNESCO Urkunde.jpg|thumb|210px| UNESCO Weltkulturerbe-Urkunde]]
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'''''<u>Literaturstellen:</u>'''''
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UNESCO &rarr; ''[https://whc.unesco.org/en/list/1363/ Prehistoric Pile Dwellings around the Alps]'' 
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UNESCO &rarr; [https://whc.unesco.org/uploads/nominations/1363.pdf  Prehistoric Pile Dwellings around the Alps World Heritage '''''Nomination'''''], 2231 pages. (<u>Austria</u> p. 931 and p. 1664)
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UNESCO &rarr; [https://whc.unesco.org/document/152478 Advisory Bodies Evaluations] HHHQ  (156 &rarr; 111)
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UNESCO &rarr; [https://whc.unesco.org/document/115493 Maps of inscribed serial elements - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps] (better quality); Austria p. 57 ff.
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UNESCO &rarr; [https://whc.unesco.org/en/decisions/4306 Decisions: 35COM 8B.35 - Cultural Properties - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (Switzerland / Austria / France / Germany / Italy / Slovenia)]
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Hafner, Albert: &rarr; ''[https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=akb-002%3A2012%3A0%3A%3A241#241 Das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" im Kanton Bern: frühe Forschungen, aktuelle Situation und Chancen für die Zukunft]''. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012. S. 237-253. (Schutzmaßnahmen S. 246).
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Schlichtherle, H.: &rarr; ''[https://www.archaeologie-online.de/artikel/2001/thema-pfahlbauten/pfahlbauten-rund-um-die-alpen/ Pfahlbauten rund um die Alpen]''. 1997. (ausgezeichneter Überblicksartikel; südwestliche Herkunft bei Egolzwil, Zürich; dann Lengyel-Kultur beim Federsee - vielleicht auch Attersee?)
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===Eignung zur Besiedlung bei erniedrigtem Wasserstand===
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[[Datei:Seewalchen, Kammer, Kammerl2.jpg|thumb|310px|Strandplatten bei Seewalchen, Schörfling, Kammer: die Fläche umfasst rund 1 km x ~300 m Breite ~ 30 ha]]
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Im folgenden werden mit '''''<u>Google-Earth-Bildern</u>''''' die Fundstellen an Attersee und Mondsee entsprechend ihrer Eignung als Siedlungsflächen bei erniedrigtem Wasserstand vorgestellt. Als besonders vorteilhaft zeigen sich die Bereiche am Nordende des Attersees wie Schörfling, Kammer, Kammerl, Seewalchen und ebenso Litzlberg Süd, gefolgt von der Region Aufham und hier vor allem der Bereich um die sogenannte ''Teufelsinsel''. Günstige Bereiche bei Nußdorf könnten zwischenzeitlich durch den stark materialführenden ''Nässltalbach'' verschüttet worden sein; die nachgewiesene Siedlungsfläche zeigt Südstürmen eine besonders exponierte Angriffsfläche.
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Seewalchen, Kammer, Kammerl2.jpg|Seewalchen, Kammer, Schörfling, Kammerl|alt=alt language
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Litzlberg Süd2.png|Litzlberg Süd|alt=alt language
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Aufham2.png|Aufham|alt=alt language
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Abtsdorf2.png|Abtsdorf|alt=alt language
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Weyregg2.png|Weyregg|alt=alt language
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Weyregg II.png|Lage von Weyregg II|alt=alt language
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Nussdorf2.png|Nußdorf|alt=alt language
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Misling2.png|Misling|alt=alt language
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Scharfling2.png|Scharfling/Mondsee|alt=alt language
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See2.png|See/Mondsee|alt=alt language
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Mooswinkl2.png|Mooswinkel/Mondsee|alt=alt language
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'''''<u>Ungunstlagen des Mondsees</u>'''
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[[Datei: Bathymetrische Karte des Mondsees.png|thumb|350px|Bathymetrische Karte des Mondsees (Timothy Taylor et al.)]]
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Es ist recht überraschend, dass die Lagen des Mondsees bei niedrigem Wasserstand bezüglich verfügbar werdender Flächen recht ungünstig erscheinen. Dass See, Scharfling und Mooswinkel die alleinigen Stationen am Mondsee gewesen sein sollen ist nur dann vorstellbar, wenn diese eine Wechselbeziehung mit den Stationen am Attersee hatten.
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Diese Verhältnisse am Mondsee bestätigt auch die besonders umfassende Untersuchung des gesamten Seegrundes des Mondsees durch Timothy Taylor et al.: &rarr; ''[https://www.dgpf.de/src/tagung/jt2019/proceedings/proceedings/papers/52_3LT2019_Trinks_et_al.pdf Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit'' '''''Fächerecholot und Sediment-Sonar'''''], wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist.
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"'''''Unglücklicherweise''''' konnten gerade die flachen Küstenstreifen - wie auch die Schilfgürtel - aufgrund des im Sommer 2018 herrschenden '''''Niedrigwassers''''' nicht vermessen werden."
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Man erkennt hier auch, dass im westlichen Teil des Mondsees (um St. Lorenz) bei Seespiegelabsenkung vergleichsweise viel größere Flächen trocken fielen, ebenso wie am gegenüber liegenden Ufer.
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Ob diese für eine Besiedlung bedeutend günstigeren Flächen als die drei bekannten je besiedelt waren, wird heutzutage nicht mehr untersucht – vielleicht weil schon ursprünglich Rudolf Kner 1865 (siehe ganz oben) nur große Schilfflächen vorfand, aber auch die ehemalige, frühe Absuche dieser Uferbereiche (Offenberger 2015, S. 15) durch vier ''"andere Tauchklubs"'' keine Stationen fand. Ob diese ersten Suchen ausreichend "professionell" durchgeführt worden sind, kann aktuell nicht eruiert werden.
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Die Siedlung Scharfling ist von steilen Felswänden, die direkt in den See abfallen, umgeben, sodass man zu Fuß von keiner Seite hinkommen konnte. Die Strandplatten bringen wenig bewohnbare Fläche, wenngleich hier die ältesten Siedlungsreste gefunden wurden. Andererseits bildet die Ebene zwischen den sie einschließenden felsigen Bergen eine günstig zu bewirtschaftende Fläche für z.B. Brandrodung und -wirtschaft.
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Die Siedlung "See" zeigt eine für Ackerbau besonders ungünstige Situation, wenn sie beidseits von recht steilen Hängen umgeben ist.
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Welche Funktion "Mooswinkl" hatte, ist unbekannt. Laut Offenberger ist sie die einzige Station, die im Wasser stand und hatte nach ihm vielleicht etwas mit einer ''"Überfuhr"''-Funktion zu tun.
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===Aufgaben des Kuratoriums Pfahlbauten===
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* Dworsky 2012, Cyril und Helena Novak: &rarr; ''[https://www.academia.edu/5863029/Arch%C3%A4ologische_%C3%9Cberlebensstrategie_UNESCO_Welterbe Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit]''; Zs. Archäologie Österreichs 23/2, 2012; 11 Seiten.
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* Dworsky, Cyril; Seidl da Fonseca, Helena;  Poppenwimmer, N.: Forschungsprojekt Zeitensprung Unterwassergrabung ''Seewalchen''; 49 Seiten.
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* „Informationsbroschüren zu Fundstellen im '''''Kuratorium Pfahlbauten-Blog''''' &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/blog  »Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen«.]''
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** UNESCO-Welterbestätte "See am Mondsee". Populäre Darstellung von Leben und Forschung. 45 Seiten.
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** Forschungsprojekt Zeitensprung ''Seewalchen - Unterwassergrabung''. 50 Seiten.
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** Faltprospekt ''See am Mondsee''; 6 Seiten.
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** Faltprospekt ''Abtsdorf I''; 6 Seiten.
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** Faltprospekt ''Litzlberg Süd''; 6 Seiten.
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** Faltprospekt ''Informationen ankerfreie Zonen im Attersee''; 8 Seiten.
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==Zeitstellung der Pfahlbauten an Attersee und Mondsee==
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===Chronologische Terminologie des Neolithikums: Öst. und Nachbarländer===
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[[Datei: Terminologie des Neolithikums.png|thumb|400px| Terminologie des Neolithikums: Ruttkay zu OÖ, NÖ, Ktn, Stmk, Bgld]]
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Ruttkay bringt in ihrer &rarr; ''[https://austriaca.at/0xc1aa5576_0x0009fb5b.pdf "Terminologie des Jungneolithikums" (in Samonigg)]'' die Abfolge von Kulturen in OÖ, NÖ, Ktn, Stmk und Süd-Bgld. Für den oö Raum überrascht, dass Ruttkay vor dem Auftreten der Pfahlbauern keine mit einem Namen bezeichnete Kultur angibt.
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Ruttkay postulierte ursprünglich eine Verwandtschaft unserer Pfahlbauern mit der bairischen '''''Altheimer'''''-Kultur; das trifft aber wahrscheinlich nicht zu.
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In der rezenten Veröffentlichung von '''''Reitmaier 2019'''''  über &rarr; ''[https://www.academia.edu/39146569/Florian_Reitmaier_Die_Erdwerke_der_Altheimer_Kultur_In_L_Husty_K_Schmotz_Hrsg_Vortr%C3%A4ge_des_37_Niederbayerischen_Arch%C3%A4ologentages_Rhaden_Westf_2019_93_150 Die Erdwerke der Altheimer Kultur]'' kommt überhaupt keine Ähnlichkeit oder Verwandtschaft mit den Pfahlbauern Oberösterreichs zum Vorschein: deren begrenztes bairisches Verbreitungsgebiet kommt mit Siedlungen auf besonders fruchtbaren Löß-Siedlungen vor durchwegs mit Bau von Erdwerken an Bächen u.ä.
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Zum gleichen Ergebnis kommen '''''Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D.''''' in: &rarr; ''[https://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/20/20 Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick]''; wobei sie die beiden Kulturen einzeln behandeln: <br />
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* Michelberger Kultur (4.200–4.000 v.Chr.; später: 3.700–3.600 v.Chr.) auf S. 21-28 <br />
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* Altheimer Kultur (3.800–3.400 v.Chr.); auf S. 32-34; diese siedeln aber eher auf Anhöhen.
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Auch die in Samonigg´s Grafik für den südbairischen Raum weiters angeführten Autoren Süß (1976) und Matuschik (1992) sehen keine Verwandtschaft der Altheimer Gruppe mit der Mondseekultur. Konkret beschäftigt sich Ludwig Süß in der zitierten Literatur aber mit der ''Münchshöfener Gruppe in Bayern'' (Böhlau, Wien 1976; S. 1 – 121) und <u>nicht</u> mit ''Altheim/Mondsee''.
  
 
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'''<u>Mondseekultur 2940–2310 v. Chr.</u>''' &rarr; ''<u>[http://www.winserion.org/LVAS/QAM/14C/Neol_Tab1.html Tab. 1: <sup>14</sup>C Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich]</u>''. In: Herwig Friesinger, Walter Kutschera, Peter Stadler, '''''Eva Wild''''': Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using <sup>14</sup>C Dating with Accelerator Mass Spectrometry &rarr; '''''<u>[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/Index.html (Homepage)]</u>'''''. Projekt, QAM Quantitative Methoden in der Archäologie, <sup>14</sup>C Theorie und Praxis, auf winserion.org.
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====Exkurs 1: Epilengyel-Kultur am Keutschacher See / Kärnten====
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[[Datei:Alter Pfahlbau-Stationen Keutschacher See.png|thumb|360px|Das <sup>14</sup>C-Alter der Pfahlbaustationen am Keutschacher See]]
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Eine umfassende, kompakte Darstellung zur Pfahlbaustation am Keutschacher See bringt '''Cichocki (2013)''' in &rarr; ''[https://vias.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_vias_dendro/publikationen_downloads/Nassholzfunde_aus_o__sterreichischen_Seen_-_Cichocki_2013_1_.pdf Fines Transire]'' 22, 2013:25–51.
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Diese Epilengyel-Kultur (also: ''"Nach"''-Lengyel-Kultur) existierte in Keutschach (dendrochronologisch 3.947 und 3.871 v. Chr.) vor den Pfahlbauten in Oberösterreich (rd. 3.800 v. Chr.). Als zeitlicher Rahmen der Siedlung ist der mittels Dendrochronologie ermittelte Zeitraum von ca. 4.100–3.700 v. Chr. – also vor den oberösterreichischen Pfahlbauern – anzusetzen. Wie den nebenstehenden <sup>14</sup>C-Altersangaben zu entnehmen ist, war diese Siedlung auf der Keutschacher Insel um Jahrhunderte älter als jene der oö Seen.
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In der Arbeit &rarr; ''[http://www.austriaca.at:8000/buecher/files/Mitteilungen_der_Praehistorischen_Kommission/Die_Pfahlbaustation_des_Keutschacher_Sees/samonig-092-097_ergebnis-16.pdf Die Pfahlbaustation am Keutschacher See]'' von Samonigg wird auch dargestellt, dass diese Kultur einen völlig anderen kulturellen Hintergrund als die Pfahlbauern in Oberösterreich hatten.
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1990 befasste sich Ruttkay als Leiterin des Pfahlbauprojektes auch mit dem Keutschacher See. Sie wies auf die Eigenständigkeit dieser Keramik gegenüber den Salzkammergutstationen hin.
  
&rarr; ''[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/Index.html Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using 14C Dating with Accelerator Mass Spectrometry]''
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Die Einflüsse, die zum Entstehen der Keutschacher Pfahlbauernsiedlung führten, kamen aus dem Bereich des '''''Epilengyel'''''-Komplexes, der '''''Lasinja'''''-Kultur und der '''''Vasi a bocca quadrata'''''-Kultur. Deren Keramik konnte einem jungneolithischen Zeithorizont zugewiesen werden, der durch die dendrochronologischen Ergebnisse bestätigt wurde. Die zu den oberösterreichischen Seen gänzlich unterschiedliche Kultur zeigen auch die Abbildungen der völlig disjunkten Keramikformen in &rarr; ''[https://www.academia.edu/17852543/Das_Epilengyel_Lengyel_IV_als_kulturhistorische_Einheit Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit]'' von '''''Pavuk (2000).''''' Auch die Chronologie-Tabelle auf S. 18 zeigt die disjunkte Stellung dieser Kultur.
  
&rarr; ''[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/14C_Project_Archaeological_%20Questions.html#Status%20of%20Absolute%20Chronology%20for%20Austria%E2%80%99s%20Pre-%20and%20Protohistory Status of Absolute Chronology for Austria’s Pre- and Protohistory]''
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Die Tierknochen wurden umfassend ausgearbeitet und belegen eine jahreszeitlich unabhängige, ständige Anwesenheit des Menschen in der Siedlung in der Mitte des Sees. Sie lebten ganzjährig auf ihrer Insel - wohl als Schutz vor Bedrohungen. Die Viehzucht wurde bereits am Beginn der Siedlung praktiziert und Viehzucht und Jagd wurden nebeneinander betrieben. Eine zugehörige Landsiedlung oder zumindest Umzäunungen oder Unterstände für das Vieh konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
  
Stadler, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/210281761_Ein_Beitrag_zur_Absolutchronologie_des_Neolithikums_in_Ostosterreich_aufgrund_der_14C-Daten_Jungsteinzeit_im_Osten_Osterreichs Ein Beitrag zur Absolutchronologie des Neolithikums in Ostösterreich aufgrund der <sup>14</sup>C-Daten]'' In Lenneis, E., C. Neugebauer-Maresch, E. Ruttkay, Jungsteinzeit im Osten Österreichs. Forschungsberichte zur Ur- u. Frühgeschichte 17. Niederösterreichisches Pressehaus u. Verlagsgesellschaft, St. Pölten – Wien. 1995: 210-224.  &rarr; [https://docplayer.org/106348021-Jung-steinzeit-im-osten-oesterreichs-eva-lenneis-christine-neugebauer-maresch-elisabeth-ruttkay.html Zweite Original-Quelle]
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====Exkurs 2: ''(Verborgene ?)'' Pfahlbausiedlung im Hafnersee / Kärnten====
  
Stadler, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/210281715_Zur_Absolutchronologie_der_Linearbandkeramik_aufgrund_von_14C-Daten Zur Absolutchronologie der Linearbandkeramik aufgrund von <sup>14</sup>C-Daten]''. Zs. Archäologie Österreich 1995, S. 3-12.
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Der oberösterreichische Site-Manager Mag. Pohl vom ''"Kuratorium Pfahlbauten"'' berichtet zu seinem Tauchgang vom Jahr 2017 mit: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/blog/der-hafnersee-unbekannte-pfahlbauten "Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten:"]'' "Der Seegrund liegt dort in 6 bis 7 m Tiefe und unten ist es dann schon sehr dunkel. Vom Seegrund taucht man auf eine kleine Untiefe – so wie im Keutschacher See. Die Ausdehnung der Untiefe ist jedoch im Hafnersee viel geringer, etwa 10 m. Ähnlich wie im Keutschacher See liegen auf der Oberfläche der Kuppe viele Steine, ihre Größe reicht von 10 cm bis zu größeren Platten mit 60 cm. Auf der Kuppe der Untiefe stehen auch zahlreiche Pfähle mit einer Höhe zwischen 10 und 40 cm. Auf der Untiefe gibt es keinen Bewuchs. Ungewöhnlich ist, dass wir dort '''''keinerlei Kulturschicht und Keramik''''' gefunden haben. Das war bisher allerdings auch nur ein Erkundungstauchgang, da sind noch weitere Forschungen notwendig."
  
https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokarbonmethode#Kalibrierung_durch_Dendrokurven    
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Die Kärntner Sitemanagerin Meyer vom ''"Kuratorium Pfahlbauten"'' berichtet unter ''"Verborgener Schatz im Hafnersee"'' in der &rarr; ''[https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20210107/281741272049729 Kleinen Zeitung Kärnten vom 7.1.2021:]'': Andere Überreste, wie etwa Werkzeuge und Nahrungsreste der ehemaligen Bewohner, konnten nicht gefunden werden. „Die Pfahlbausiedlung im Hafnersee gehört nicht zum UNESCO-Welterbe, ist aber wissenschaftlich interessant und spannend“, sagt Meyer. Daher sei geplant, in größeren Abständen im Hafnersee Kontrolltauchgänge durchzuführen. Um die wissenschaftlich bestätigte Pfahlbautensiedlung  vor Zerstörung, Diebstahl oder Veränderung zu schützen, besteht im gesamten Seegebiet – wie im Keutschacher See – ein Tauchverbot.
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===Absolut-Chronologie mit <sup>14</sup>C-Altersbestimmung===
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<sup>14</sup>C wird in der Erdatmosphäre durch Kernreaktionen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ständig neu gebildet. Wenn die kosmische Strahlung auf Atome der Atmosphäre trifft, werden Neutronen freigesetzt. Wenn das in der Atmosphäre mit Abstand häufigste Stickstoff-Isotop <sup>14</sup>N von einem solchen Neutron getroffen wird, so kann folgende Kernreaktion erfolgen: Das Neutron wird vom Stickstoffatom eingefangen, wobei aber gleichzeitig ein Proton abgespalten wird. Dadurch entsteht aus dem (<sup>14</sup><sub>7</sub>N-Kern + Neutron) ein (<sup>14</sup><sub>6</sub>C-Kern + Proton). Das Proton entspricht einem ionisierten Wasserstoffatom in der Atmosphäre.
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Das neu gebildete (schwerere) <sup>14</sup><sub>6</sub>Kohlenstoffatom verhält sich wegen der gleichen Anzahl von Protonen im Kern (6) chemisch völlig ident zu dem leichteren <sup>12</sup><sub>6</sub>Kohlenstoffatom und wird damit bei jedem Photosynthesevorgang in die Pflanzen eingebaut - und klarerweise auch in die Gewebe von Pflanzen fressenden Tieren.
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Der radioaktive Kohlemstoff <sup>14</sup>C zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 ± 40 Jahren wieder zu Stickstoff <sup>14</sup>N. (Mathematische Formel: der Anteil von <sup>14</sup>C gegenüber <sup>12</sup>C verringert sich mit e<sup>–λt</sup> im Zeitverlauf, wobei e die Euler’sche Zahl ''[= 2,72]'', λ die Zerfallsrate ''[= 1,21.10<sup>-4</sup>/a]'' und t die Zeit ''[in Jahren]'' ist.)
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In biologischem Material (Holz, Getreide, Fleisch usw.) ist zum Zeitpunkt von dessen Bildung ein bestimmtes Verhältnis von <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C - entsprechend jenem der Atmosphäre - vorhanden. Mit dem Tod des biologischen Materials (gefällter Baum, Getreidekörner, Knochen usw.) beginnt die <sup>14</sup>C-Uhr zu ticken: Nach 5730 Jahren ist vom ehemaligen <sup>14</sup>C nur mehr die Hälfte vorhanden. Indem man nun in dem Prüfling das Verhältnis von <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C bestimmt, kann man auf das Alter des Prüflings schließen.
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Ist das Verhältnis von <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C nur mehr die Hälfte der Ausgangsrelation, so ist das Material 5730 ± 40 Jahre alt; beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Viertel, dann ist das Material 11.460 ± 80 Jahre alt, beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Achtel, dann ist das Material 17.190 ± 110 Jahre alt; also jeweils eine Halbierung des <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C-Anteils alle 5730 ± 40 Jahre.
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In der Atmosphäre beträgt das Verhältnis von <sup>14</sup>C-Atomen zu <sup>12</sup>C-Atomen nur: 1 <sup>14</sup>C-Atom zu  1,000.000,000.000 <sup>12</sup>C-Atomen (1 zu 1000 Milliarden). Je älter nun Proben sind, umso geringer wird dieses Verhältnis: nach fünf Halbwertszeiten (28.650 Jahre) ist das Verhältnis auf 3 % der ursprünglichen Relation gefallen.
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Da diese Altersbestimmung auf dem physikalisch bestimmten Verhältnis von <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C beruht, nennt man die Ergebnisse „Absolut-Chronologie“.
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====<sup>14</sup>C-Alter der Pfahlbauten am Attersee und Mondsee====
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[[Datei:Alter_der_Pfahlbaustationen_endg.png|thumb|240px|Liste der <sup>14</sup>C-Alter der oö Pfahlbauten]]
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Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse des "Vienna Radium Institute" (VRI) gebracht. Diese beziehen sich durchwegs auf Holzproben und wurden von unterschiedlichen Forschern an das VRI (Dr. Felber et. al.) herangetragen. Tatsächlich gibt es mehr Proben als die hier angeführten 30 Stück (25 von Attersee und Mondsee, 5 von Keutschacher See und Hafnersee); diese konnten aber nicht dem Neolithikum zugeordnet werden und wurden deshalb hier weggelassen.
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Die nebenstehende Tabelle ist zusammengestellt aus:
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* Friesinger 1997,Herwig; Kutschera, W.; Stadler, P.; '''<u>Eva Wild</u>''':&rarr; ''<u>[http://www.winserion.org/LVAS/QAM/14C/Neol_Tab1.html <sup>14</sup>C Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich]</u>''.  &rarr; '''''<u>[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/Index.html Homepage:]</u>''''' Projekt Quantitative Methoden in der Archäologie, <sup>14</sup>C Theorie und Praxis. &rarr; ''[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/Index.html Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using <sup>14</sup>C Dating with Accelerator Mass Spectrometry]''. &rarr; ''[http://www.winserion.org/LVAS/14C_Project/14C_Project_Archaeological_%20Questions.html#Status%20of%20Absolute%20Chronology%20for%20Austria%E2%80%99s%20Pre-%20and%20Protohistory Status of Absolute Chronology for Austria’s Pre- and Protohistory]''
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* Stadler 1995, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/210281761_Ein_Beitrag_zur_Absolutchronologie_des_Neolithikums_in_Ostosterreich_aufgrund_der_14C-Daten_Jungsteinzeit_im_Osten_Osterreichs Ein Beitrag zur Absolutchronologie des Neolithikums in Ostösterreich aufgrund der <sup>14</sup>C-Daten]'' In: Lenneis, Neugebauer-Maresch, Ruttkay: Jungsteinzeit im Osten Österreichs. Fo.-berichte zur Ur- und Frühgeschichte 17. NÖ Pressehaus-Verlag, Wien, 1995: S. 210-224.  &rarr; [https://docplayer.org/106348021-Jung-steinzeit-im-osten-oesterreichs-eva-lenneis-christine-neugebauer-maresch-elisabeth-ruttkay.html Zweite Original-Quelle]
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* Stadler 1995, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/210281715_Zur_Absolutchronologie_der_Linearbandkeramik_aufgrund_von_14C-Daten Zur Absolutchronologie der Linearbandkeramik aufgrund von <sup>14</sup>C-Daten]''. Zs. Archäologie Österreich 1995, S. 3-12.
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====Übersicht: <sup>14</sup>C-Chronologie am Attersee und Mondsee====
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[[Datei: Alter der Pfahlbaustationen-Grafik.png|thumb|480px| Alter der Pfahlbaustationen in absoluter <sup>14</sup>C-Chronologie in zeitlicher Reihenfolge]]
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Die erste Besiedlung von Attersee und Mondsee ist <u>absolut-chronologisch</u> wohl um ~ 4.900 bp ''(before present = <sup>14</sup>C-Alter)'' zur gleichen Zeit erfolgt. Das entspricht in Kalenderjahren der Zeit um ~ 3.900<sub> kal.</sub>v. Chr. = 5.900 Jahre vor heute.
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Bei beiden Seen erfolgte gleich zu Beginn eine Besiedlung der Ausflüsse ('''#2:''' 4.910 ± 130 bp See/Mondsee; '''#3:''' 4.910 ± 110 bp Seewalchen/Att.).
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Von besonderem Interesse ist für diesen Zeitraum ('''#5:''' 4.800 ± 90 bp) ein Pfahl aus dem '''''Ausfluss des Mondsees''''' (vgl. hierzu auch die Funde von '''''Janik''''' beim Parkplatz der Möbelfabrik); möglicher Zweck: <br />
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→ See-Regulierung? Vorabsenkung vor Sommerniederschlägen? <br /> → Funktion des Mondsees als Rückhaltebecken für den Attersee zu Starkregenzeiten?
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4.870 – 4.750 bp: In diesem Zeitraum gibt es vor allem Nachweise am Mondsee, aber auch am Attersee.
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4.720 – 4.560 bp: Dieser Zeitraum wird vor allem von Datierungen am Attersee bestritten, aber auch am Mondsee.
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→ 4.550 – 4.450 bp: Mit 100 Jahren längster Zeitraum ohne <sup>14</sup>C-Daten: Siedlungshiatus oder Fundlücke?
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4.450 – 4.390 bp bringt Funddatierungen von Misling und Kammer am Attersee, aber auch von Mooswinkel/Mondsee.
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4.350 – 4.260 bp zeigt die Besiedlung von Mooswinkel/Mondsee (über 90 a) und dazwischen von Nußdorf/Attersee.
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Die Besiedlung der Station ''Abtsdorf I'' um 3.180 ± 90 bp gehört bereits zur Zinn-Bronzezeit.
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====Geringe <sup>14</sup>C-Untersuchungsdichte je Station====
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Die Untersuchung von heimischen Pfahlbau-Stationen und die Anzahl der Altersbestimmung je Station sind im Vergleich zu jenen der Schweiz (vgl. Bielersee) nur rudimentär. Betrachtet man die Stationen mit mehreren Proben, so sieht man, dass sich für diese wiederkehrende Besiedlungszeiten ergeben (Ausnahme: Weyregg).
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[[Datei:Alter_der_Pfahlbaustationen_endg.png|thumb|220px| Liste der Pfahlbaustationen]]
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<u>Mehrere</u> <sup>14</sup>C-Probenbestimmungen gibt es für diese sieben Pfahlbau-Stationen:
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Scharfling/Mondsee (<u>vier</u>: 4.940, 4.870, 4.780, 4.660): mehrere Besiedlungszeiträume, endet mit See,
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<br /> See am Mondsee (<u>drei</u>: 4.910, 4.750, 4.660): Besiedlung über rd. 250 Jahre, endet mit Scharfling,
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<br /> Mooswinkel/Monds. (<u>vier</u>: 4.560, 4.430, 4.350, 4.260): beginnt <u>nach</u> See/Scharfling, <u>letzter</u> Pfahlbau,
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<br /> Misling am Attersee (<u>vier</u>: 4.710, 4.610, 4.450, 4.390): hier sind ebenfalls mehrere Abschnitte zu erkennen,
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<br /> Attersee/Attersee (<u>zwei</u>: 4.720, 4.610): Besiedlung parallel mit Abtsdorf; vor und nach Weyregg,
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<br /> Weyregg/Attersee (<u>zwei</u>: 4.660, 4.640): beide Proben aus gleicher Siedlungsphase, nun auch eine noch ältere Phase,
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<br /> Abtsdorf/Attersee (<u>zwei</u>: 4.680, 3.180): die erste Besiedlung ist neolithisch, die zweite aus der späten Bronzezeit.
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Nur <u>eine</u> mittels <sup>14</sup>C-Methode bestimmte Altersangabe gibt es für die übrigen Stationen: Seewalchen/Attersee (4.910), Mondsee-Ausfluss/Mondsee (4.800), Kammer/Attersee (4.420) und Nußdorf/Attersee (4.310). Dabei ist für Nußdorf mittlerweile bekannt, dass es zumindest zwei Kulturschichten gibt.
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Bei Betrachtung der Zeitabfolge in der Liste sticht die insgesamt hohe Beständigkeit der Besiedlungsdaten ins Auge: es hat den Anschein, dass die beiden Seen über rd. 700-800 Jahre regelmäßig besiedelt waren und es nur wenige (nicht wahrscheinlich: keine) Siedlungsunterbrüche gab.
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Dies wäre analog zu den stratigraphischen Untersuchungen am "Kleinen Hafner" in Zürich und den Ergebnissen von Peter Suter zu den Stationen am gesamten Bieler See genauer zu untersuchen. Es ist zu vermuten, dass sich bei ähnlichen stratigraphischen Untersuchungen wie am ''Kleinen Hafner'' oder den Stationen am ''Bielersee'' viele zusätzliche und detailliertere Ergebnisse auch bei den anderen Stationen am Attersee finden ließen. ''(Anm.: Dies wäre wohl eine recht relevante Erweiterung der archäologischen Kenntnisse.)''
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Ganz grundsätzlich ist '''''analog''''' zu den Gegebenheiten am '''''Bieler See''''' davon auszugehen, dass bei einem Seespiegel-Tiefstand (zumindest) am Attersee nicht nur eine ''<u>einzelne</u>'' Station besiedelt war, sondern diese günstige Gegebenheit auch zu Stationen bei den anderen günstigen Stellen führte.
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Dies gilt besonders für so günstig gelegene Stationen wie Abtsdorf (wofür ja auch die einzige zusätzliche Besiedlung während der Bronzezeit spricht), aber auch für Kammerl, Seewalchen am See-Ausfluss usw. Vermeintliche Gegenbeispiele wie das recht ''ungünstig'' gelegene <u>Misling</u> (wenig Raum, Beschattung von Feldern usw.) sind eher eine Bestätigung dieser Annahme. Auch in <u>Nußdorf</u> liegt die nachgewiesene Station wettermäßig (Süd-Stürme) sehr exponiert und es gäbe in Nußdorf mehrere viel attraktivere Standorte. Ähnliches gilt für die Strandplatten von <u>Attersee</u> und <u>Weyregg</u>.
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<u>Mooswinkel</u> und <u>Misling</u> sind ob ihrer Anlage und örtlichen Gegebenheiten eher als un-/außergewöhnliche Pfahlbaustationen anzusehen.
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===(Absolute) Radiokarbondaten und Kalibrationskurven===
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[[Datei: Radiokarbon - Kalibrationkurve.png|thumb|390px|Abhängigkeit zwischen Radiokohlenstoffalter (Yr = Zeit in Jahren) und dem Dendro-Alter (Kalenderalter) - durch Dendrochronologie bestimmtes Alter f. d. vergangenen 12.000 Jahre nach Stuiver (1998); zeigt, dass die <sup>14</sup>C-Alter ab 3.000 BC rd. 1000 Jahre zu niedrig sind]]
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Das Verhältnis von <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C in der Atmosphäre unterliegt im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Diese werden durch die Veränderung der kosmischen Strahlung durch die Sonnenaktivität, die die Neu-Produktionsrate von <sup>14</sup>C beeinflusst, aber auch sehr stark durch die Änderung des Erdmagnetfeldes hervorgerufen.
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Falls nun in historischen Zeiten dieses <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C-Verhältnis höher als heute war, so scheint bei heutiger Altersbestimmung weniger <sup>14</sup>C zerfallen zu sein und es wird damit ''scheinbar'' ein geringeres Alter des untersuchten Materials angezeigt.
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Damit sind die „absoluten“ physikalischen Ergebnisse der Altersbestimmung anzupassen. Dies geschieht z.B. durch die Bestimmung des Alters von Hölzern mittels der Dendrochronologie (Altersbestimmung anhand der Jahresringe von Bäumen) im Vergleich zu der Altersbestimmung desselben Baums mittels der <sup>14</sup>C-Methode.
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Wie der nebenstehenden Grafik von Stuiver (1998) zu entnehmen ist, wird bei einem tatsächlichen, kalendarischen Proben-Alter von 6.000 Jahren ein <sup>14</sup>C-Alter von nur rd. 5.000 Jahren - und damit zu wenig - angezeigt.
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'''Pernicka (1990)''' bringt auf Seite 32 eine ganz ähnliche Grafik in seiner diesbezüglichen Veröffentlichung: &rarr; ''[https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/jahrb-rgzm/article/view/72999/66590  Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit]'' und formuliert, dass im '''''Altersbereich von etwa 3.000 bis 10.000 v.Chr. die <sup>14</sup>C-Alter rund 1.000 Jahre zu niedrig''''' sind.<sup>14</sup>C-Altersbestimmungen mit Proben vom Ende der letzten Eiszeit zeigen sogar ein um ~ 2.000 Jahre zu geringes Alter.
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Diesen Korrektur-Vorgang nennt man „Kalibrierung der absoluten Chronologie“. Derart kalibrierte Alters-Angaben werden mittels des Zusatzes „(cal)“ oder „(kal)“ gekennzeichnet.
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Durch Vergleichsmessungen konnten bisher sogar für die letzten 48.000 Jahre die relativen Abweichungen des <sup>14</sup>C / <sup>12</sup>C -Verhältnisses gegenüber der heutigen Relation bestimmt werden.
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Die aktuellsten Kalibrikationsdaten können der folgenden Veröffentlichung entnommen werden: IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age &rarr; ''[https://www.intcal.org/curves/intcal20.14c Calibration Curve (0–55 cal kBP)]''.   Zs. Radiocarbon, Volume 62, Issue 4: IntCal20: Calibration Issue, August 2020, pp. 725–757. CC- BY. Available to download at &rarr; ''http://intcal.org''.
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===Deterministische vs. stochastische Altersangaben===
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[[Datei: Deterministische vs. stochastische Altersangaben.png|thumb|300px|Deterministische vs. stochastische Altersangaben]]
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[[Datei: Kalibrikationskurve 5000–3600 v.Chr..png|thumb|300px|Detaillierte Kalibrierungskurve 5000–3500 v.Chr.]]
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Eine diesbezüglich sehr erhellende graphische Darstellung bringen &rarr; ''[https://www.mamuz.at/de/wissenschaft-forschung/aktuelle-forschung/ChamerGrubevonWeikersdorf.pdf  Maurer und Krondorfer in ihrer Veröffentlichung]'' in "Fines Transire" 2019, S. 219 (siehe nebenstehende Abbildung).
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<sup>14</sup>C-Altersangaben geben aufgrund der physikalischen Untersuchung deterministisch ("bestimmt") das Alter von Proben mit einem zugehörigen Wahrscheinlichkeitsbereich (± x Jahre; in Form einer Glockenkurve) an. Vgl. hierzu in der Abbildung die Kurve des rot eingefärbten Radiokarbonalters.
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Der CO<sub>2</sub>-Gehalt der Atmosphäre unterlag im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Die blaue Kurve gibt den Zusammenhang zwischen dem Radiokarbonalter und dem Alter in Kalenderjahren an, wie er in der Abbildung abzulesen ist.
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Man erkennt z.B. auch, dass der CO<sub>2</sub>-Gehalt um 2.820 v.Chr. gerade so hoch war, dass bis zum Jahr 2.600 v.Chr. gerade so viel Kohlenstoff radioaktiv zerfallen ist, dass man heute nicht entscheiden kann, von welchem der beiden Jahre die Probe stammt: Das Radiokarbonalter wird in beiden Fällen mit 4.100 Jahren angegeben.
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Das physikalisch ermittelte Alter der Probe samt deren Verteilung um diesen deterministischen Wert ist nun mit diesen schwankenden CO<sub>2</sub>-Kurven des Zeitraums zu "verschneiden".
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Der physikalisch ältest-mögliche Bereich von 4.210 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.880 Kalenderjahren v.Chr., aber nur mit einer recht geringen Wahrscheinlichkeit. Der physikalisch jüngst-mögliche Bereich von 4.100 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.830 Kalenderjahren v.Chr. - oder eben auch 2.620 Kalenderjahren v.Chr. Das Minimum der CO<sub>2</sub>-Kurve bei 2.830 Kalenderjahren v.Chr. liegt außerhalb des physikalisch möglichen Zeitraums.
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Hieraus ergeben sich für die einzelnen Kalenderjahre bestimmte stochastische Wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes kalendarisches Ursprungsjahr v.Chr. dieser Probe und damit die "gebirgige" Kurve, wie in der Abb. dargestellt ist. (Anm.: griech. ''"stochas"'' = "Vogelflug"; in Anspielung auf den nicht völlig geradlinigen, sondern mit Wahrscheinlichkeiten behafteten Verlauf.)
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Riedhammer, Karin bringt eine &rarr; ''[https://www.academia.edu/37824304/K_Riedhammer_Die_absolute_Datierung_des_S%C3%BCdostbayerischen_Mittelneolithikums_des_Mittelneolithikums_westdeutscher_Pr%C3%A4gung_der_Stichbandkeramik_und_der_fr%C3%BChen_Lengyel_Keramik_M%C3%A4hrens_und_Ost%C3%B6sterreichs  absolute Datierung des Südostbayerischen Mittelneolithikums westdeutscher Prägung, der Stichbandkeramik und der frühen Lengyel-Keramik Mährens und Ostösterreichs]''. 2016, 83 Seiten. (vgl. die nebenstehende Abbildung).
  
 
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===Kalibriertes Pfahlbauten-Alter (~3.900 v.Chr.) österreichischer Stationen===
  
[[Datei:Antl-Weiser Kalibrierte C14-Daten.png|thumb|200px|Antl-Weiser (1995): Kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der Mondseegruppe]]
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[[Datei:Antl-Weiser Kalibrierte C14-Daten.png|thumb|260px|Antl-Weiser (1995): Kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten: v.l.n.r.: Stationen an Mondsee und Attersee]]
  
Antl-Weiser u. Holzer, Veronika: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2020/11/Plattform_4.pdf Neue Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Österreich]''; Zs. des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde. Ausgabe 4/1995. S. 10–21. (Anm.: guter Überblick zu Textilien und Silexmaterial)
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'''''Antl-Weiser 1995, Walpurga u. Holzer, Veronika:''''' &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2020/11/Plattform_4.pdf Neue Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Österreich]''; Zs. des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde. Ausgabe 4/1995. S. 10–21. (Anm.: auch guter Überblick zu Textilien und Silexmaterial)
  
S. 10: „Einundzwanzig Stationen vom Mond- und Attersee gehören der jungneolithischen Mondsee-Gruppe an. Nur die im Jahr 1976 im Attersee entdeckte Siedlung Abtsdorf I stammt aus der Bronzezeit und wird anhand von <sup>14</sup>C-Daten in das 16. Jh. v. Chr. datiert. Die Mondsee-Gruppe zählt heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis und ist für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe.  
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S. 10: „Einundzwanzig Stationen vom Mond- und Attersee gehören der jungneolithischen Mondsee-Gruppe an. Nur die im Jahr 1976 im Attersee entdeckte Siedlung Abtsdorf I stammt aus der Bronzezeit und wird anhand von <sup>14</sup>C-Daten in das 16. Jh. v. Chr. datiert. Die '''''Mondsee-Gruppe zählt heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis <u>nach Driehaus</u> und ist für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe"'''''. Sie wird (lt. Ruttkay) in drei Abschnitte unterteilt: einen älteren typologisch problematischen Abschnitt um 3.800 v. Chr., einen vollständig entwickelten Abschnitt von 3.700 bis 3.300 v. Chr. und einen dritten Abschnitt, der um 3.000 v. Chr. anzusetzen ist (Ruttkay 1981, Raetzel-Fabian 1986, 66, Obereder et al. 1993.“ (Antl-Weiser erwähnt in dieser 10-seitigen Veröffentlichung 23 x den Begriff "Altheim".)
  
Sie wird in drei Abschnitte unterteilt: einen älteren typologisch problematischen Abschnitt um 3.800 v. Chr., einen vollständig entwickelten Abschnitt von 3.700 bis 3.300 v. Chr. und einen dritten Abschnitt, der um 3.000 v. Chr. anzusetzen ist (Ruttkay 1981, Raetzel-Fabian 1986, 66, Obereder et al. 1993 (Abb. 2).
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Antl-Weiser bezieht sich bei ihrer Zeitstellung auf die Veröffentlichung von Obereder, Pernicka u. Ruttkay: ''"Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht"'' in der Zeitschrift Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9. Die dortige Kalibrierung der <sup>14</sup>C-Daten erfolgte mithilfe des &rarr; ''[https://core.ac.uk/download/pdf/148266415.pdf Groningen Radiocarbon Calibration Program; 1993]''
  
Antl-Weiser bezieht sich bei der Zeitstellung auf die Veröffentlichung von J. Obereder, E. Pernicka u. E. Ruttkay: ''Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht''. Arch. Österr. 4/2, 1993, 5-9.
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* ''(Anm.: Ihre hier von Ruttkay (1993) übernommene Meinung ('''"eine mit Altheim eng verwandte Gruppe"''') ist wenig belegbar; die Altheimer-Gruppe hat keine Beziehung zur Bewirtschaftung von Seen und deren hydrologische Beherrschung. Das einzige, was auch bei der Altheimer-Gruppe vorkommt, ist die Anlage von tiefen und langen Gräben - allerdings auf dem Trockenen rund um ihre Siedlungen. Dass sich dabei Ruttkay vor allem auf <u>unpublizierte</u> ''Clusteranalysen'' von '''''Strahm Chr.''''' stützt und die österreichischen Beile unhinterfragt als '''''"Altheim-Beile"''''' bezeichnet, erscheint überraschend.)'' <br /> Auch der Arbeit von Saile (2014): "Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder." kann keine Ähnlichkeit zur Altheimer Kultur entnommen werden.
  
 
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[[Datei:Dworsky (2005) kalibrierte 14C-Daten der Mondseegruppe.png|thumb|350px|Dworsky (2004): kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der Mondseegruppe]]
 
  
Dworsky, Cyril u. Reitmaier, Thomas: &rarr; [https://www.academia.edu/18629625/Moment_da_war_doch_noch_was_Neues_zur_Pfahlbauarch%C3%A4ologie_im_Mond_und_Attersee_1854_2004_150_Jahre_Entdeckung_der_Pfahlbauten Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten.] Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.
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'''''Baldia 2001''''', Maximilian bringt in seinem Internet-Archiv eine detaillierte Auflistung von &rarr; ''[https://web.archive.org/web/20071211000416/http://www.comp-archaeology.org/MondseeC14dates.htm#_ftn1 20 <sup>14</sup>C-Daten vom Mondsee und Attersee]'' und deren Kalibrierung samt Angabe der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für einzelne Zeitdauern und als erster eine &rarr; ''[https://web.archive.org/web/20071211000506/http://www.comp-archaeology.org/MondseeC14dates.gif grafische Darstellung der kalibrierten <sup>14</sup>C-Daten]''.
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Die Radiokohlenstoff-Daten von Scharfling (VRI-311 und VRI-312), See/Mondsee (VRI-37) und Seewalchen (VRI-723) weisen auf den gleichen Zeitraum.
  
Dworsky bezieht sich hier auf Pfahlproben aus der neuen Station Scharfling; es wurde versucht, neben <sup>14</sup>C-Daten auch dendrochronoligische Ergebnisse aus der Schweiz zu erzielen.
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S. 13 f.: „Aufgrund der gewonnenen 14C-Daten ist somit eine Zuweisung ins 38. und 37. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich, womit neben dem dokumentierten Profil auch die naturwissenschaftlichen Ergebnisse klar eine Mehrphasigkeit der Station Scharfling fassbar machen. Trotz der vorerst ausbleibenden bzw. noch zu erwartenden endgültigen Resultate zeigt bereits die Analyse weniger Hölzer das hohe Potential der Dendrochronologie, und es gilt, noch weit mehr in diese Methode zu investieren und weiteres Probenmaterial zu entnehmen.“
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[[Datei:Dworsky (2005) kalibrierte 14C-Daten der Mondseegruppe.png|thumb|360px|Dworsky (2004): kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der Station Scharfling]]
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'''''Dworsky 2004, Cyril u. Reitmaier, Thomas:''''' &rarr; ''[https://www.academia.edu/18629625/Moment_da_war_doch_noch_was_Neues_zur_Pfahlbauarch%C3%A4ologie_im_Mond_und_Attersee_1854_2004_150_Jahre_Entdeckung_der_Pfahlbauten Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten.]'' Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.
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Dworsky bezieht sich hier auf Pfahlproben aus der Station Scharfling; es wurde versucht, neben <sup>14</sup>C-Daten auch dendrochronologische Ergebnisse aus der Schweiz zu erhalten. Die acht Pfahlproben - fünf davon sind Fichte ''(Picea abies)'', drei Weißtanne ''(Abies alba)'' - weisen ein individuelles Alter von 25 bis 150 Jahren auf. Es konnte aber keine absolute Datierung vorgenommen werden. ''
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(Anm.: Dass von den Pfahlbauern Bäume mit einem Alter von bis zu 150 Jahren - wie von den Autoren S. 13 angegeben - verwendet wurden, ist wenig glaublich: Fichten haben mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 158 cm: Tannen/Weißtannen mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 106 cm. ''[Quelle: &rarr; [https://www.baumportal.de/baum-alter-bestimmen Baumportal.de]).''
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S. 13 f.: „Aufgrund der gewonnenen <sup>14</sup>C-Daten ist somit eine Zuweisung ins 38. und 37. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich, womit neben dem dokumentierten Profil auch die naturwissenschaftlichen Ergebnisse klar eine Mehrphasigkeit der Station Scharfling fassbar machen. Trotz der vorerst ausbleibenden bzw. noch zu erwartenden endgültigen Resultate zeigt bereits die Analyse weniger Hölzer das hohe Potential der Dendrochronologie, und es gilt, noch weit mehr in diese Methode zu investieren und weiteres Probenmaterial zu entnehmen.“
  
 
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[[Datei: Pernicka kalibrierte C14-Daten Mondseegruppe.png|thumb|350px|Pernicka (2012): kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der Mondseegruppe]]
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[[Datei: Pernicka kalibrierte C14-Daten Mondseegruppe.png|thumb|350px|Pernicka (2012): kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der Mondseegruppe. Anm.: Zuordnung der VRI-# zu Stationen durch obige Liste]]
  
Pernicka, Ernst u. Frank Carolin: &rarr; ''[https://books.google.at/books?id=wrRU27Q8xVMC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=Mondsee&f=false Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources]''. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. pp. 113–132; viel Literatur pp. 132–138. Leiden 2012.
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'''''Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin:''''' &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/280157071_Copper_artifacts_of_the_Mondsee_group_and_their_possible_source Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources]''. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. pp. 113–132; Altersgrafik p. 114; viel Literatur pp. 132–138. Leiden 2012. &rarr; ''[https://books.google.at/books?id=wrRU27Q8xVMC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=Mondsee&f=false zweite Quelle]''  
 
* S. 114: Stationen der Mondseegruppe um Attersee und Mondsee (nach Dworsky und Reitmaier 2004, 4, Abb. 1)
 
* S. 114: Stationen der Mondseegruppe um Attersee und Mondsee (nach Dworsky und Reitmaier 2004, 4, Abb. 1)
* p. 115: <sup>14</sup>C-dates for the sites of Mondsee group compiled from Reiter (2008, 36), Dworsky and Reitmaier (2004, 13) and Breitwieser and Stradal (2001, 94) calibrated with Oxcal 4.1.7.  
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* S. 115: <sup>14</sup>C-dates for the sites of Mondsee group compiled from Reiter (2008, 36), Dworsky and Reitmaier (2004, 13) and Breitwieser and Stradal (2001, 94) calibrated with Oxcal 4.1.7.  
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S. 115 (übersetzt): "Die absolute Chronologie der Mondseegruppe basiert hauptsächlich auf mehr als dreißig in der Literatur publizierten Radiokohlenstoff- und dendrochronologischen Daten, mit ausführlichen Datumslisten in Stadler (1995, 218) und der RADON-Datenbank von Rinne (2011). Die beigefügte Abbildung enthält dreißig mit Oxcal 4.1 kalibrierte Daten, die aus den oben genannten und anderen Publikationen zusammengestellt wurden. <br /> In einer kürzlich veröffentlichten Zeittafel, die die neolithischen Kulturgruppen Ostösterreichs auf der Grundlage von Radiokarbondaten und stratigraphischen Überlegungen darstellt (Krenn-Leeb 2006), wurden die ersten beiden Horizonte der Mondseekultur (I und II) zwischen ca. 3.800 cal BC und 3.000 cal BC platziert, wobei Mondsee III - der jüngste Horizont - als regionale Manifestation der Chamer Kultur angesehen wird und auf ca. 3.000 cal BC bis 2.900 cal BC datiert wird."
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[[Datei:Chronologie der Siedlungsperioden am Mondsee.png|thumb|330px|Chronologie der Siedlungsphasen I und II am Mondsee]]
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'''''Swierczynski 2013:''''' Abbildung 3 (Seite 1606): "Chronologie der Siedlungsperioden am Mondsee. Zwölf publizierte AMS-Radiokarbondaten von drei neolithischen Pfahlbaufundstellen ("See", "Scharfling" und "Mooswinkel") wurden kalibriert und als Eingabeparameter für die Periodenmodellierung mit OxCal 4.1 (Ramsey, 2009) verwendet. Es können zwei verschiedene Siedlungsperioden unterschieden werden: Siedlungsperiode SP I von ca. 3800 bis 3250 cal. yr BC ''(Before Christ - kalibriert)'' und Siedlungsperiode SP II von ca. 3400 bis 2700 cal. yr BC." <br /> &rarr; Link zu: <big><u>''[[Swierczynski-Literaturen | Swierczynski-Veröffentlichungen]]''</big></u>
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Swierczynski et. al. unterscheiden klar zwischen der initialen Siedlungsphase '''''"Scharfling plus See/Mondsee"'''''  und der späteren Siedlungsphase '''''"Mooswinkel"'''''.
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Aus der Abbildung ist auch zu entnehmen, warum es keine "exakten" Zeitpunkte auch nach Kalibrierung gibt, weil sich das <sup>14</sup>C zu <sup>12</sup>C-Verhältnis in der Vergangenheit auch kurzfristig stark geändert hat: damit gibt es diese "verwaschenen" Zeitpunkte für die einzelnen Proben.
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===Besiedlungsperioden und -ende (~2.700 v.Chr.) an Mondsee und Attersee===
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Den obigen Daten von Antl-Weiser (1995), Baldia (2001), Pernicka (2012) und Swierczynski (2013) können grob drei Besiedlungsperioden entnommen werden:
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* die Pionier-Besiedlung am Mondsee um 3.900/3.800 v.Chr.
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* die Mondsee und Attersee umfassende Besiedlung 3.700 bis 3.300 v.Chr.
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* die letze Besiedlung beider Seen mit Siedlungsende um 2.700 v.Chr.
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Wie den Zeitstellungen von Antl-Weiser (1995; vorletzte und letzte der senkrechten Zeitdatierungen: 2. und 1. von rechts)), Swierczynski (2012) und Pernicka (2012) zu entnehmen ist, endet die Pfahlbauzeit nach über einem Jahrtausend etwa mit 2.700 v.Chr. mit den Stationen Mooswinkel/Mondsee, Misling, Nußdorf und Kammer am Attersee mit dem Auftauchen der Schnurkeramiker in unserem Raum (um ca. 2.800), wie in der Arbeit von (Włodarczak 2012: &rarr; ''[https://www.academia.edu/28553600/Die_Gliederung_der_Schnurkeramik_im_Z%C3%BCrcher_Raum_und_in_Mitteleuropa_Probleme_der_Synchronisation Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa]'' für den Zürichsee gezeigt wird. Damit ist auch eine Tradierung des '''''Namens des Attersees''''' durch die '''''indoeuropäisch sprechenden Schnurkeramiker''''' vereinbar.
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==Szenario-Erzählung der Besiedlung anhand absoluter <sup>14</sup>C-Daten==
  
S. 115: "The absolute chronology of the Mondsee group is based mainly on more than thirty radiocarbon and dendrochronological dates published in the literature, with extensive listings of dates available in Stadler (1995, 218) and the RADON database by Rinne (2011), Figure 5.2 contains thirty dates calibrated with Oxcal 4.1 compiled from the aforementioned and other publications.
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Wenn bei uns im Vergleich zur Schweiz mit tausenden dendrochronologischen Altersbestimmungen nur knapp 30 <sup>14</sup>C-Datierungen von Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee vorliegen, soll im Folgenden doch eine '''''"erste Szenario-Erzählung"'''''  eines möglichen zeitlichen Verlaufs der Kanal-Pfahlbaukultur an unseren oberösterreichischen Seen vermittels der wenigen gegebenen Datierungen versucht werden.
  
In a recently published chronological chart, showing Neolithic cultural groups of eastern Austria based upon radiocarbon dates and stratigraphical considerations (Krenn-Leeb 2006), the first two horizons of the Mondsee culture (I and II) habe been placed between around 3.800 cal BC and 3.000 cal BC, with Mondsee III, the latest horizon, being considered as a regional manifestation of the Cham culture and dating from around 3.000 cal BCC to 2.900 cal BC."
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Es gehört zu Aufgaben archäologischer Forschung, solchen Anhaltspunkten - wie den im folgenden dargestellten Szenario-Bestandteilen - nachzugehen und sie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dies umso mehr, als Offenberger sich ja als ''<u>Denkmalschützer</u>'' sah und selbst so gut wie ''<u>keine archäologischen Untersuchungen</u>'' vornahm bzw. amtlicherseits auch nicht vornehmen durfte.
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Jedenfalls stellen die Pfahlbauten am Attersee und Mondsee eine einzigartige Gelegenheit dar, die Entwicklung einer Pfahlbau-Gesellschaft an einem gesamten Seen-Ensemble zu erforschen. Das diesbezüglich wohl eindrücklichste Vorbild sind die Forschungen und Ergebnisse, die Peter Suter erstmals für einen gesamten See am Bieler See erarbeitete.
  
 
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===Kundschafter-Phase===
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Wenige Jahrhunderte nach ''Egolzwil'' und ''Kleinem Hafner'' am Zürichsee suchen und finden schweizerische Kanal-Pfahlbauern entlang der nördlichen Alpen mit ''Mondsee'' und ''Attersee'' <u>geeignete Seen</u> für ihre Kanal-Pfahlbauern-Kultur. Gründe für solche expansiven Vorhaben waren u. U. ''ausgelaugte Böden'' am bisherigen See (vgl. die regelmäßigen Siedlungsunterbrüche bei allen Pfahlbau-Stationen), vielleicht aber auch die gestiegenen Bevölkerungsdichten (v.a. wegen der Art der Ernährung des Nachwuchses).
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Ihre Anforderungen an einen neuen Kanal-Pfahlbauern-See waren wohl:
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* vorhandene Salzsohle-Quellen im näheren Umfeld
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* Seehöhe 400-500 m – vergleichbar zu Egolzwil 523 m, Zürichsee 406 m, Bielersee 429 m, Neuenburger See 430 m
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* "Gletscherrand"-See: Endmoräne mit steilem Abfluss für "Rückwärtserosion" (Sohlschwelle: Moräne; '''''kein''''' Fels)
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* steiler Abfluss: große Strömung, kurze Rückwärtserosions-Strecke für See-Absenkung um 4-5 m für trockene Strandflächen
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* passendes Klima: Niederschläge, Hydrologie, Durchschnittstemperatur für Getreideanbau auf trockenfallenden Flächen (oder Wiesen für Rinder und Schafe)
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* Wildreichtum, geeignete Bäume für Hüttenbau, Ressourcen und nahe Silex-Vorkommen usw.
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* keine Eigentumsansprüche anderer neolithischer Gruppen, kein Jagdgebiet ursprünglicher Jäger-Sammler-Gruppen
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* einigermaßen geschützte Lage von möglichen Siedlungen (kein allseitig freier Zugang, Rückzugsmöglichkeiten)
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* "Wegbarkeit": zum Erreichen aus Schweiz gutes Vorwärtskommen mit Vieh/Getreide 10-15 km/d, "gehbare" Waldränder
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===Literatur===
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[[Datei: Bayrische Seen.png|thumb|340px| Bayrische Seen und Ausdehnung des Würm-Gletschers]]
  
[[Datei: Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten.jpg|thumb|320px| Zur Vorgeschichte Oberösterreichs - Die Pfahlbauten]]
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'''klar vor 4.940 bp''' (± 120) (≈ 3.900<sub>kal.</sub>v.Chr.): '''''"<u>Kundschafter</u>"''''' sondieren östlich der Schweiz entlang des Voralpengebiets mögliche geeignete Gletscherrand-Seen (Anm.: Die bayrischen Seen waren - mit Ausnahme des Starnbergersees = Würmsees - voll vom Eis überfahren, sodass sie eben keine ''"Gletscher<u>rand</u>"-Seen'' waren.)
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* '''Starnberger See''': 584 m – Würm mäandert lustlos und mit nur geringem Gefälle.  <br /> ['''''Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege:''''' &rarr; ''[https://www.unesco-pfahlbauten.org/welterbe-pfahlbauten/bayern/die-einzelnen-stationen/ UNESCO-Pfahlbau-Fundstellen in Bayern]:'' Siedlung Kempfenhausen auf ehemals trocken gefallener Insel, heute 4 ½ m unter Wasser; 3.728–3.719 v.Chr., "das heißt am ''<u>Beginn der Altheimer Kultur</u>'' des bayerischen Jungneolithikums"; Zeitstellung passt zu <u>Auflassen</u> von "See" und Scharfling; Mondsee-Arsenkupfer (Ahle und Beil); Ableger der Mondseekultur? Töpfe vglb. zu Mondsee-Keramik; keine landwirtschaftlichen Tätigkeiten] 2. Link: Pflederer 2019, Tobias: &rarr; ''[https://www.academia.edu/58990674/Archäologie_unter_Wasser Leben auf der Insel. Die jungsteinzeitliche Pfahlstation von Kempfenhausen im Starnberger See]''. Bayerische Archäologie 2019:32–34
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* '''Ammersee''': 540 m Seehöhe – Amper hat nach 12 km 528 m: 1 ‰ Gefälle;
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* '''Simssee''': 473 m – Abfluss im ''Süden'': hat also keine Gletscher-Endmoräne; 
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* '''Chiemsee''': 518 m – Alz mäandert 20 km bis Altenmarkt mit 504 m: 0,7 ‰ Gefälle; dann 2-m-Wasserfall;
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*''' Waginger See''': 442 m – Götzinger Achen nach 5 km 414 m, '''<u>≈ 6 ‰ Gefälle</u>''', hätte aber nur '''''wenig Strandflächen''''' bewirkt; ** &rarr; ''[https://www.bgfu.de/projekte-in-seen-1/waginger-see/ Bair. Unterwasserarchäologie: "Die bayerische Pfahlbaulücke zw. Bodensee und Salzkammergut klafft – mit Ausnahme des Starnberger Sees – weiter."'']
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[[Datei: Ischler Ache.png|thumb|340px| Ischler Ache wg. drohender Schüttungen unbeherrschbar]]
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* '''Mattsee|Obertrumer See|Grabensee''': alle 503 m, keine Endmoräne: – Mattig in 8 km 491 m: 1 ½ ‰ Gefälle; 
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* '''Wallersee''': 506 m – keine Endmoräne; Fischbach fließt viele km lang flach dahin; keine "Rückwärts-Erosion" möglich;
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* '''Fuschlsee''': 663 m – zu hoch?; mäandert 16 km bis zum Mondsee mit 493 m: '''<u>≈ 10 ‰ Gefälle</u>'''; wenig gewinnbare Strandfläche; Seeabschluss mit 1 km Moor und Schwemmkegel;
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* '''Wolfgangsee''': 538 m – Schüttkegel beim Seeausrinn; Ischler Ache fließt südwärts 4 km bis 514 m mit '''<u>≈ 6 ‰ Gefälle</u>'''; Kanal in Ischler Ache ob potenzieller Schüttungen (3 Wildbäche von N, 1 großer von S) nicht beherrschbar (vgl. die Abbildung!);
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* '''Traunsee''': 423 m – Traun 10 m auf 2 km mit '''<u>≈ 5 ‰ Gefälle;</u>''' wenig Strandplatten; Abfluss tief eingeschnitten, 45°-steile Fluss-Ufer; hydrologisch nicht beherrschbar; (vielleicht wurde im Zuge dieser Prospektionen auch die Salzquelle Pfandl bei Ischl entdeckt?)
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* <u>'''''Mondsee''''':</u> 493 m – Seeache 24 m auf 3 km (See bis Unterach) mit '''<u>≈ 8 ‰ Gefälle;</u>''' beim Ausfluss ehemals mehr; Moränenwall;
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* <u>'''''Attersee''''':</u> 469 m – Ager 9 m auf 2 km (See-Oberachmann) mit '''<u>≈ 4 ½ ‰ Gefälle;</u>''' beim Ausfluss ehemals mehr, Endmoräne.
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===Pionier-Phase===
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'''Klar vor 4.940 bp''' (± 120) erfolgte eine detailliertere Erkundung von Mondsee und Attersee bzgl. Eignung der '''''Hydrologie''''' (z. B. ähnliches Zwei-Seen-System wie Neuenburgersee/Bielersee); der '''''Umwelt''''' für die neolithischen Pflanzen, Tiere und Ressourcen; Kontakte zu neolithischen '''''Nachbarn'''''; Beobachtung von mesolithischen '''''Jäger/Sammler-Gruppen'''''; Erkundung der '''''Gegend'''''; '''''Wildreichtum''''' usw.
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====Erarbeitung eines hydrologischen Konzepts====
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Wie im eigenen Abschnitt &rarr; ''"Hydrologie der Salzkammergut-Seen für die Kanal-Pfahlbauern"'' ausführlich dargestellt, sind – auch heute noch – tiefgehende hydrologische Kenntnisse für die Bewirtschaftung von Kanal-Pfahlbauern-Seen erforderlich. Solches Know how war unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Besiedlung des Attersees einschließlich des Mondsees.
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Dieses tiefschürfende hydrologische Know how fehlte allen direkt benachbarten neolithischen Gruppen und konnte nur von bereits erfahrenen Kanal-Pfahlbauern beigebracht werden. ''(Anm,: Solche "Wasserbau-Spezialisten" mit jahrhundertelangen hydrologischen Erfahrungen gab es damals ausschließlich an den Schweizer Pfahlbauseen.)''
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[[Datei: Attersee-Einzugsgebiet.png|thumb|260px| Einzugsgebiet von Attersee und Mondsee]]
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Wesentlich war der Erwerb grundlegender Kenntnisse über die hydrologischen Gegebenheiten zu den zu besiedelnden Seen über einen gewissen Zeitraum – z. B. während einer Pionier-Generation (20–30 Jahre).
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Dazu gehören die vergleichweise einfach zu erwerbenden Erfahrungen und Größen:
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* <u>Niederschläge</u> (normal, Starkregen, Häufigkeiten usw.): konnten direkt beobachtet werden
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[[Datei: Einbaum_Buchau.jpg|thumb|260px| Leichter Einbaum für Vermessungsarbeiten]]
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* <u>Seefläche:</u> konnte durch Befahren mit Einbäumen direkt abgeschätzt werden: Ein Längs-Befahren des Attersees (20 km) dauerte rd. 4 Stunden (Lit.: '''''Schöbel 2009''''', S.9: Einbaum mit 5 kmh); jene des Mondsees (10 km) rd. 2 Stunden. Mehrere Seeüberquerungen dauerten am Attersee im Durchschnitt rd. ¾ Stunden, jene des Mondsees rd. ½ Stunde. Damit ergaben sich die Seeflächen – jedenfalls ihre Relationen zueinander im Verhältnis von 4 zu 1.
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* <u>Einzugsgebiet-Größe:</u> diese konnte einfach durch Abgehen je zufließendem Bach bis zu den Wasserscheiden eruiert werden (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung des Gebietes) ''[Anm.: Dies führte für Attersee und Mondsee durch einfaches Stundenzählen rasch zu guten Ergebnissen. Beim Traunsee fanden sie die zugehörigen südlichen Wasserscheiden in solchen Entfernungen, dass sie jedenfalls eine Besiedlung nicht in Betracht zogen. Vielleicht fanden sie dabei aber gleichzeitig den Austritt des '''salzhaltigen Wassers''' – durch Tierbeobachtung (!) bei Pfandl nahe Bad Ischl.]''
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* <u>Abflüsse</u> der einzelnen Seen (Durchschnitt; Schwankungen; Hochwasserabfluss: Höhe, Dauer usw.) ''[Anm.: Der durchschnittliche Abfluss korreliert direkt mit dem zugehörigen Einzugsgebiet.]''
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* <u>Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche:</u> das war die wesentliche Kenngröße für eine Besiedlung, da davon ja die Hochwässer und die See-Retention abhängen
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* Beobachtung der tatsächlichen <u>Wasseranstiege</u> bei Auftreten von Hochwässern je See
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* <u>Seeretention</u> (einzeln; im System): aus der Erfahrung z.B. vom System Neuenburgersee-Bielersee konnten entsprechende Verfahrensweisen für eine Verbesserung insgesamt abgeleitet werden
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 +
* Das waren die Grundlagen für die Konzeption der hydrologischen Bewirtschaftung des Seensystems:
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** Tiefe des Abgrabens der Abflüsse beider Seen (konnte jederzeit nachgebessert werden);
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** Vorabsenkung des Mondsees und Aufstau bei Auftreten eines Hochwassers (lt. Erfahrungen);
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**gleichzeitig frühzeitiges Absenkung des Attersees unter Normal-Seehöhe zur Aufnahme von vorhersehbaren Hochwasser-Niederschlägen
 +
 
 +
Die Pioniere der Pfahlbauern werden auf Grund ihrer Abschätzungen und ihrer hydrologischen Kenntnisse über das Seensystem Mondsee-Attersee zu den folgenden größenordnungsmäßigen Werten wie in der nachstehenden Tabelle gekommen sein:
 +
 
 +
{| class="wikitable" style="text-align:right;"
 +
|+ Vergleich von Obersee (Mondsee) : Untersee alleine : (Ober- + Untersee = Attersee)  <br /> (mit 1 h = 1 Stunde Bewegungs-Entfernung ≈ 5 km)
 +
|-
 +
! !! Einzugs- <br />gebiet h x h !! Seefläche <br /> h lang x h breit !! Gebiet zu <br />  See-Fläche || Abfluss = <br /> Gebiet / 2  !! Hochwasser
 +
|-
 +
| '''Obersee''' || 20 h x h || 2 h x ½ h = 1 h x h || 20 x Seefläche || 10 || '''''<u>"2 x"</u>''''' = Beobachtung
 +
|-
 +
| '''Untersee alleine''' || 15 h x h || 4 h x ¾ h = 3 h x h || 5 x Seefläche || 7 || '''''<u>"1 x"</u>''''' Diff.-Schätzung
 +
|-
 +
| '''Ober- + Untersee''' || 35 h x h || 4 h x h || 8 x Seefläche || 17 || '''''<u>"3 x"</u>'''''  = Beobachtung
 +
|-
 +
|}
 +
 
 +
 
 +
----
 +
 
 +
Zum Vergleich werden die heutigen, gemessenen Daten der hydrologischen Gegebenheiten der angeführten Seen angeführt. Der Traunsee kam nie in Frage; der günstig scheinende Wolfgangsee nicht wegen des nicht beherrschbaren Abfluss-Kanals.
 +
 
 +
{| class="wikitable" style="text-align:right;"
 +
|+ Daten zu Mondsee, Attersee, (Attersee alleine), Wolfgangsee, Traunsee <br /> ''MQ = mittlerer Abfluss; HHQ = höchster Hochwasserabfluss''
 +
|-
 +
! !! Einzugs- <br />gebiet E [km²] !! Seefläche <br /> F [km²] !! E zu F || MQ <br />[m³/s]  !! HHQ <br />[m³/s] 
 +
|-
 +
| '''Attersee''' '''<u>ohne</u> Mondsee''' || 217 || 46,2 || '''<u>4,7</u>''' || 8 || '''''<u>37</u>'''''
 +
|-
 +
| '''Attersee <u>mit</u> Mondsee''' || 463 || 60,0 || 7,9 || '''''<u>17</u>''''' || '''''<u>110</u>'''''
 +
|-
 +
| '''Mondsee allein''' || 247 || 13,8 || 17,9 || 9 || '''''<u>73</u>'''''
 +
|-
 +
| '''Wolfgangsee''' || 125 || 13,0 || 9,6 || 5,4 || 43
 +
|-
 +
| '''Traunsee''' || 1422 || 24,5 || '''''<u>58,0</u>''''' || 69 || '''''<u>630</u>'''''
 +
|-
 +
|}
 +
 
 +
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Die Pioniere der Kanal-Pfahlbauern haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen sicher erkannt, dass die Hochwässer des Mondsees die hauptsächliche Ursache für besonders hohe Attersee-Hochwässer des gemeinsamen Systems Mondsee-Attersee sind. Diese sind für den Attersee im Gesamtsystem mindestens doppelt so schwierig wie für den Attersee allein.
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Sie erkannten wohl auch, dass sich der alleinige Attersee-Abfluss bei Hochwasser nur auf das Doppelte des Normal-Abflusses erhöht, wenn man den gleichzeitigen Hochwasserabfluss des Mondsees verhindern kann. Dadurch reduzierte sich ja das Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche für den Attersee im Vergleich zu (Attersee allein) beinahe auf die Hälfte (7,9 &rarr; 4,7).
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<u>Wenn sie den Attersee besiedeln wollten, mussten sie die drohenden Hochwässer des Mondsees beherrschen.</u>
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Aus ihren Erfahrungen konnten sie sicher auch folgendes abschätzen: Wenn man bei einem Starkregen die Abflusswelle des Mondsees in den Attersee für drei Tage durch Aufstau verhinderte, so erhöhte sich der Spiegel des Mondsees nur um ~ 1 ½ m. Diese Kenntnis konnten sie wohl auch aufgrund von Beobachtungen während Hochwasserereignissen ableiten. Mit einer Vorabsenkung um 3 m lag man auf der sicheren Seite.
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Damit die Pfahlbauten in See/Mondsee auch bei einer Hochwasserrückhaltung des Mondsees jedenfalls auf dem Trockenen blieben, wäre eine Absenkung des Mondsees um rund 4–5 m zielführend gewesen (vgl. Janik-Veröffentlichung mit Seekreide in 5 m Tiefe bei der Möbelfabrik neben der Seeache).
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=====Überraschende Konsequenz: die geringe Besiedlung des Mondsees=====
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Unter der Annahme, dass der Mondsee kontinuierlich vorabgesenkt betrieben wurde, um mögliche auftretende Hochwässer vor Abfließen in den Attersee durch Aufstau auffangen zu können, hatte der Mondsee dauernd ein recht tiefes Seespiegelniveau.
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Dabei fielen breite Strandflächen z.B. bei St. Lorenz und auch am gegenüberliegenden Ufer sowie östlich von Mooswinkel trocken. Dort wurden aber trotz intensiver, früher Absuchungen durch Tauchgruppen unter '''''Johann Offenberger''''' bis 10 m Tiefe – und auch durch hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektionen durch '''''Prof. Timothy Taylor''''' im Sommer 2018 mit Fächerecholot (siehe weiter unten) – keine weiteren Pfahlbausiedlungen neben jenen von See, Scharfling und Mooswinkel gefunden.
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Dies passt zur These der Funktion des Mondsees als „Vorfluter“ für den Attersee. Falls ein Hochwasser auftrat, führte das Aufstauen des Mondsees ja dazu, dass diese ansonsten trockenen Strandplatten überflutet wurden – diese konnten also nicht als Anbauflächen für Getreide oder als Siedlungsflächen genutzt werden.
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Der Mondsee war Voraussetzung und Ermöglicher für die neolithische Besiedlung des Attersees durch die Kanal-Pfahlbauern, hatte dadurch aber keine Gelegenheiten für weitere eigene Stationen.
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=====Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten zur Hydrologie des Mondsees=====
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Hier wird eine aktuelle Masterarbeit von '''Berger 2018''', David, zur &rarr; ''[https://zidapps.boku.ac.at/abstracts/download.php?dataset_id=18737&property_id=107 Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels]'', der Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten) gebracht, der auch die Möglichkeit von Vorabsenkungen des Mondsees eingehend untersucht und auch die vorgelagerten Seen detailliert einbezieht.
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====Entscheidung====
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Die Entscheidung fiel damit '''vor 4.940 bp''' wegen der ''hydrologischen'' Verhältnisse und den viel geringeren und wenig günstigen ''landwirtschaftlichen'' Lagen des Mondsees für den <u>'''Attersee</u>''', und das vor allem auch wegen der möglichen '''"Vorfluter-Funktion" des Mondsees'''; und auch gegen den Traunsee oder den Wolfgangsee, bei denen diese Möglichkeit völlig fehlte.
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Die sich anbietende Möglichkeit bestand ja darin, den Mondsee stets um 4 - 5 m "vor-abgesenkt" zu halten, um ihn bei Starkregen-Ereignissen aufstauen und damit das Hochwasser für den Attersee deutlich geringer halten zu können: damit wurden die potentiellen Hochwässer am Attersee auf rund die Hälfte des unbeeinflussten Gesamtsystems reduziert.
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[[Datei: Geschützte Lage.png|thumb|400px| Pionier-Station ''Scharfling'': senkrechte Felsen in Mondsee als Schutz]]
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====Pionier-Station Scharfling====
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Als Pionier-Station wurde '''''Scharfling''''' wegen der <u>besonders geschützten Lage</u> gewählt: Die Station war ausschließlich über Wasser erreichbar: die Bucht war rundum vom See und beidseits von <u>senkrecht aus dem Mondsee aufsteigenden Felswänden</u> umschlossen - vgl. die Höhenlinien in der nebenstehenden Abbildung und die nachfolgenden Bilder der Station Scharfling mit den sie einschließenden Steilabfällen der beidseitigen Felsen. Die Station Scharfling blieb dauerhaft der ''sicherste Zufluchtsort'' für alle Pfahlbauern des gesamten Attersee-Mondsee-Gebiets.
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['''<u>EINFÜGUNG</u>:''' Diese geschützte Lage erinnert frappant an das vor-neolithische / mesolithische „'''''Lepinski Vir'''''“ der ursprünglichen Jäger und Sammler auf der serbischen Seite des ''Eisernen Tores'' der Donau: Parzinger beschreibt diese Siedlung wie folgt (S. 188 ff.): ''„Den mesolithischen Siedlungen von Lepinski Vir ist gemeinsam, dass sie auf schmalen Terrassen oberhalb der Donau liegen. Auf der einen Seite wird das Siedlungsareal durch den Fluss und auf der anderen Seite durch die steil ansteigenden Berge und das schwer zugängliche Hinterland begrenzt.“'' Diese Lage kommt wohl einerseits dem '''''Schutzbedürfnis''''' und andererseits den wirtschaftlichen Interessen (Fischfang, Jagd usw.) entgegen. (In Buch: Parzinger 2015, Hermann: Die Kinder des Prometheus – Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. Beck Verlag, München, 848 Seiten: S. 188 ff.)]
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Kienbergwand.jpg|senkrechter Steilabfall der Kienbergwand rechts vor Station Scharfling |alt=alt language
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Station Scharfling neben Kienbergwand.jpg|Station Scharfling rechts neben Kienbergwand und türkisem Mondsee|alt=alt language
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Scharfling.jpg|Gebiet der Station Scharfling zwischen den Steilabfällen|alt=alt language
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Steilabfall rechts von Station Scharfling.jpg|senkrechter Steilabfall der Felsen links vor der Station Scharfling|alt=alt language
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[[Datei: See am Mondsee.jpg|thumb|250px| Station See beim Abfluss des Mondsees]]
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Die erste Absenkung des Mondsees durch Absenkung der Sohlschwelle bei der Station See und der Siedlungsbeginn in Scharfling erfolgte '''klar vor 4.940 bp''', da die radiokarbon-datierten Pfähle von Scharfling ja bereits ''unter Wasser'' gefunden wurden.
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Bezüglich der Gebiets-Abschottung gilt Ähnliches auch für die Station ''See'' mit den raschen und steilen Geländeanstiegen der Kalkalpen im Süden und jenen der Flyschberge im Norden. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, fehlen wegen des raschen Geländeanstiegs geeignete Flächen für einen umfangreichen Getreideanbau.
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Wie in der Abbildung am Bewuchs mit Schilf und auch Seerosen vor der Station See am Mondsee klar zu erkennen ist, ist dort der See durchwegs flach und nicht tief, sodass die Station direkt neben dem abgegrabenen Ausrinn zu liegen kam (vgl. die völlig analoge Lage des ''Kleinen Hafners'' bei Zürich).
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Die Einmündung der Seeache in den Attersee ist seeseits schwer zu finden, sodass die Station See recht sicher scheint.
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====Planung und Logistik====
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Im Zeitraum '''''4.940–4.910 bp''''' wurde die ''Planung und Logistik'' für die Realisierung des Vorhabens umgesetzt:
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* '''''"<u>Pioniere</u>":''''' Pioniersiedlung Scharfling: 4.940 ± 120 bp (geschützte Lage); erste Abgrabung  der See-Ache mittels Rückwärts-Erosion in See/Mondsee; Strandplatte wird trocken, recht ebene Landfläche in Scharfling (Schüttung von Kienbach); erste Abgrabung  der Ager mittels Rückwärts-Erosion in Seewalchen/Schörfling; erste Getreide-Produktion vor allem am Attersee
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* '''''"<u>Ausbauarbeiten</u>":''''' Produktion <u>in</u> und Transport von <u>Überschüssen aus der Schweiz</u>: Vieh (Rind, Schaf, Ziege, Schwein; Hund) und Getreide; Vorbereitung von Baumaterial für weitere Unterkünfte, Grabgeräte, Steinwerkzeuge, Seile usw.; Einbäume für Verkehr am Attersee und Mondsee; Häuserbauten; Übersiedlung einer größeren Arbeitsgruppe, erste Aussaat, Betreuung des Viehs; Jagd; Vorräte für ersten Winter; erst dann Nachzügler (Frauen und Kinder ...)
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===Besiedlungs-Phase===
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[[Datei: C14-CalBP.png|thumb|390px|auf Abszisse <sup>14</sup>C-Daten; Kalenderdaten von 6.500 bis 4.500 calBP]]
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Die <u>kalendarischen Daten</u> sind um rund <u>850 - 500 Jahre älter</u> als die hier im Folgenden angegebenen <u><sup>14</sup>C-Daten</u>. Zur Korrektur der physikalischen <sup>14</sup>C-Daten aus der Abszisse (x-Achse) zu wirklichen Kalenderdaten sind die Werte der Ordinate (y-Achse) hinzuzuzählen (vgl. die nebenstehende Grafik).
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Damit werden die Kalenderdaten unserer Pfahlbauern von ca. 6.000 bis 4.700 Jahre vor heute gut abgedeckt (entsprechend dem bekannten <sup>14</sup>C-Alter der x-Achse plus dem hinzuzufügendem Alter der y-Achse).
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[[Datei:Alter_der_Pfahlbaustationen_endg.png|thumb|390px| Liste Pfahlbaustationen in Österreich: '''<u>absolute <sup>14</sup>C-Chronologie</u>''']]
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====Besiedlung der Stationen am Mondsee und Attersee====
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4.940 bp ( ± 120): Pioniersiedling Scharfling
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4.910 bp: Nachweis der '''''ersten Siedlungen an den Ausflüssen von <u>Mondsee</u>''''' (See 4.910 ± 130 bp) '''''und <u>Attersee'''''</u> (Seewalchen 4.910 ± 100 bp) 
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4.870 bp: Seewalchen, Kammer, Scharfling usw. (Getreide-Produktion)
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4.800 bp: hydrologische Arbeiten an der See-Ache? (Pfahl-Fund am Ausfluss des Mondsees: Ausbau der See-Ache-Regulierung?)
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4.780–4.660 bp: Getreide-Produktion: Scharfling, Seewalchen, Attersee, Abtsdorf, Weyregg, See, Misling, (Nußdorf ?)
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→ 4.660 bp: <u>'''''Scharfling und See/Mondsee enden (?) nach rd. 300 / 250 Jahren'''''</u> (es gibt keine späteren <sup>14</sup>C-Daten)
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4.650-4.390 bp: Seewalchen, Weyregg, Attersee, Kammer, (Nußdorf ?), (Misling ?)
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4.560 bp: Mooswinkel als einziger "echter" Pfahlbau (lt. Offenberger stehen die Pfähle nur dieser Station ''im Wasser'')
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4.310 bp: Nußdorf (seit wann? es gibt bislang nur 1 untersuchte Probe): ist letzter "trockener, konventioneller Pfahlbau". ''(Anm.: Eine Unterwasser-Grabung mit Kernbohrung im Jahr 2022 zeigte eine Gliederung in ''<u>zwei</u>'' Kulturschichten der Station Nußdorf. Bis dato ist das Alter der darunter liegenden - älteren - Schicht noch nicht bekannt.)''
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4.260 bp: Mooswinkel als <u>aller-letzter</u> Pfahlbau der Mondsee-Kultur
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3.180 bp: Abtsdorf I: Bronzezeit (sind keine Neolithiker mehr; eher Indoeuropäer: Station dann als echter "Pfahlbau" eher im Wasser)
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'''Auffälligkeiten:'''
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*Die Station ''Misling'' bietet wenig landwirtschaftliche Flächen; von Norden her ist die Zugänglichkeit zu dieser Station aber ziemlich schwierig und damit recht "geschützt";
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* in ''Nußdorf'' könnte es neben den zwei Stationen an der bekannten Stelle noch mehrere Stationen gegeben haben, die sich heute vielleicht unter den enormen Schüttungen des ''Näßltalbaches'' (von keltisch ''nässen'' = stark "nässender" Bach) befinden; die nachgewiesene Station befindet sich am äußersten, südlichen Rand bereits außerhalb des Schüttkegels; viel günstigere Stellen würden sich etwas nördlicher in der sog. ''"Latzl-Bucht"'' anbieten: Reste solcher Pfahlbauten lägen heute aber unter rd. 3-4 m Schüttung des Näßltalbachs - und der mittlerweile erfolgten Kliffbildung - unter dem heutigen Grund des Sees;
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* ähnlich könnte es sich mit dem Schüttkegel von ''Weyregg'' verhalten.
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====Exkurs 1: (Mögliche) Funktionen von Scharfling====
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[[Datei: Scharfling - Pfandl.png|thumb|320px| 20 km kürzester Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Ischl <br /> Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten]]
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Scharfling ist am südlichen Mondsee-Ufer wegen der beidseits senkrecht in den See abfallenden Steilwände des Gebirges über Land weder aus dem Osten noch aus dem Westen gut erreichbar und war damit als sichere Gründungs-Station für die Station See und in der Folge der Stationen am Attersee besonders geeignet.
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Ein von der Archäologie wenig beachteter Aspekt der Kultur der Pfahlbauern ist deren Bedürfnis – wie aller Menschen – nach Salz.
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Link zu [[Literatur zum Salz der Neolithiker | Literatur zur Bedeutung von &rarr; '''''Salz der Neolithiker''''']]
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Die Bedeutung des Salzes für den Menschen erkennt man auch daran, dass „salzig“ eine eigene Geschmacksrichtung darstellt. Jäger/Sammler aßen gebratenes Fleisch, sodass das Salz im Fleisch beim Kochen nicht verloren ging. In pflanzlicher Nahrung ist kein Salz enthalten. Infolgedessen waren unsere Pfahlbauern zunehmend auf Kochsalz angewiesen, als sie immer mehr von der Jagd auf den Anbau von Kulturpflanzen übergingen. <br /> Der '''Salzbedarf des Menschen''' beträgt zumindest '''3 - 5 g pro Tag''', wenn man schwitzt mehr. <br /> Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml. Der Salzgehalt beträgt: Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g; Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g. Rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml. Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Getreide 0,02 g je 100 g. Äpfel haben 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.
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In deren mehrere Jahrhundete dauerndem Aufenthalt in Scharfling haben diese Pfahlbauern sicher auch den niedrigen Übergang zum Wolfgangsee und von dort nach Pfandl (= heutiger Stadtteil von Bad Ischl) erkundet und den dortigen natürlichen Austritt von salzhaltigem Wasser in einem Abstand von nur 20 km vom Ausgangsort – bei Überquerung des Wolfgangsees mit Einbäumen – entdeckt.
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Die Trocknung des salzhaltigen Wassers z.B. auf Reisig aber eher das Verkochen der Salz-Sole ermöglichte ihnen, Salz in trockener, konzentrierter Form zu produzieren und an den Mondsee – und von dort via Mooswinkel und See an den Attersee – zu transportieren.
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''[Anm.: Aktuelle Forschungen des Projekts &rarr; [https://science.orf.at/v2/stories/2844226/ Hall-Impact: Mensch, Landschaft, Umwelt in einer Salzregion] ergaben, dass bereits um '''5.000 v.Chr. bei Hallstatt''' Landwirtschaft und Viehzucht – und wohl auch Salzgewinnung – betrieben wurde.]''
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Nach ihrer Gründungs-Aufgabe für das gesamte Attersee-Mondsee-System behielt die Station Scharfling über lange Zeit eine bedeutsame Funktion für alle anderen Pfahlbauern, indem sie einerseits einen sicheren Rückzugsort bot, vielleicht aber auch, indem sie die Versorgung mit dem lebensnotwendigem Salz ermöglichte.
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Die Stationen '''''Scharfling und See enden 4.660 bc''''' (es gibt keine späteren <sup>14</sup>C-Daten).
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[Anm.: Zu dieser Zeit wurde der einzige Pfahlbau auf einer Insel im Starnberger See gegründet, der Konnexe zur Mondseekultur (Mondsee-Arsenkupfer, Mondsee-Keramik) aufweist.]
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====Exkurs 2: (Mögliche) Funktionen von Misling====
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[[Datei: Misling - Pfandl.png|thumb|330px| 30 km kurzer Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Bad Ischl <br /> Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten]]
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[[Datei: Misling - Pfandl Höhenmeter.png|thumb|330px| 263 Höhenmeter zur Salzquelle: Quelle: Google-Maps]]
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'''''4.710 bc''''' taucht die Station '''''Misling erstmals''''' in den <sup>14</sup>C-Daten auf.
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Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen – weder auf dem geringen trocken fallendem Seeboden noch im Umland – und ihre Anlage ist unter diesem Gesichtspunkt wenig verständlich. Landwärts steigt das Gelände mit rd. 30 % an. Andererseits ist aber die Lage von Norden her recht geschützt.
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Eine weitere Besonderheit der Lage ist darin zu finden, dass hier der Attersee eine nur geringe Breite zum gegenüber liegenden Steinbach hat, was vielleicht für die Jagd sowohl auf den Bergen beider Atterseeufer als auch im Gebirge z. B. auf Gämsen günstig war.
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Geht man davon aus, dass mit dem allmählichen Auflassen der Siedlungen See und Scharfling deren Funktionen aber weiter ausgeübt werden mussten, hätte das neu angelegte Misling übernehmen müssen:
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* „Abfluss- und Hochwasser-Wächter“ am Mondsee und
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* Salzproduktion bei der Sole-Quelle Pfandl für die übrigen Siedlungen.
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Im ersten Fall war die räumliche Nähe zum Mondsee Voraussetzung für die Ausübung der Hochwasserwächter-Funktion.
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Im zweiten Fall eröffnete die Überfahrt nach Weißenbach eine neue, direkte Verbindung durch das Mitterweißenbachtal nach Bad Ischl und weiter nach Pfandl, das mit einem Fußmarsch von 5 ½ Stunden eine ähnliche Entfernung wie die ehemalige von Scharfling aufweist. (Allerdings konnten am Wolfgangsee 10 km mit Einbaum zurückgelegt werden.) Auch stellt der Weg durch das Mitterweißenbachtal mit nur wenigen zu bewältigenden Höhenmetern (263 m gegenüber 184 m des alten Scharfling-Weges) kein Hindernis dar.
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Berücksichtigt man die damalige immense Bedeutung von Salz, sind die abgeschiedenen und besonders geschützten Lagen von Misling - aber auch Scharfling - unmittelbar einsichtig. Wenn in jeder Pfahlbau-Station am Attersee ein mehrwöchiger Salz-Vorrat gelagert worden wäre, wäre das einer Einladung für eine räuberische Aneignung gleichgekommen. Deshalb wurde wohl das Salz aus den recht geschützten Lagen Scharfling und auch Misling an die anderen Stationen regelmäßig nur in so geringer Menge geliefert, dass sich ein Überfall nicht auszahlte.
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====Exkurs 3: Mooswinkel====
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[[Datei: Mooswinkl.jpg|thumb|305px| Lage der Station Mooswinkel in geschütztem Hafen]]
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'''''Mooswinkl beginnt 4.560 bc;''''' nach Ende von See und Scharfling 4.660 bc und Misling-Beginnn um 4.710 bc.
  
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg (1889); S. 55-62. &rarr; [https://austria-forum.org/web-books/kpwde06de1889onb/00000091 Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten.]
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Offenberger vermutete über die Funktion der Station Mooswinkel, da sie die einzige Station auf Pfählen im Wasser war, dass sie eine Funktion als "Überfuhr" über den Mondsee (nach Scharfling usw.) innehatte.
  
Uni Wien: &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_ufgsammlung/Archiv/2011/Literaturliste_Pfahlbauforschung_in_Oesterreich.pdf Literaturliste Pfahlbauforschung in Österreich]''
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Tatsächlich ist die Station Mooswinkel durch eine besonders geschützte Lage zweifach ausgezeichnet: die Halbinsel ist nur von der Mondseer Seite einfach zugänglich und sie bietet einen natürlich geschützten Hafen.  
  
&rarr; ''[https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Mondseekultur Mondseekultur im Austria-Forum]''
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Die Pfähle sind seeseits vor dem Abhang in den tieferen See auch in einer solchen (bis 8 m) Tiefe zu finden, dass man von Anlege-Stegen im See auch bei starken Seespiegelschwankungen ausgehen kann.
  
Text: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/blog/vom-baggern-ausbeutung-und-g%C3%BCnstigem-wetter-%E2%80%93-die-anf%C3%A4nge-der-pfahlbauforschung-%C3%B6sterreich Anfänge der Pfahlbauforschung in Österreich]
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Mooswinkel 1.png|Station Mooswinkel liegt 15 - 30 m vor dem Ufer |alt=alt language
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Mooswinkel 2.png|windgeschützter Hafen gegen die Weststürme|alt=alt language
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Mooswinkel 3.png |Überfuhr zu unzugäng- <br /> licher Station Scharfling|alt=alt language
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Offenberger, Johann; mit Beiträgen von Schatz Alfred; Vymazal Alfred: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_121a_0105-0138.pdf Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht]''. S. 105-138. Jahrbuch des OÖ Musealvereines Band 121a, (1976). Mit 7 Abbildungen (u.a. Tafel II: Weyregg: Grundschwelle)
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Die <u>linke Abbildung</u> zeigt die Lage der Station Mooswinkel, wobei die landseitigen Pfähle parallel in einem Abstand von etwa 15 m zum heutigen Ufer verlaufen. Daran schließt sich der Stationsbereich bis in größere Seetiefen (bis rd. 8 m heutige Tiefe) an; er erstreckt sich vom Bereich des Segelboots bis zum unteren Bildrand.
  
J. Offenberger: Die 'Pfahlbauten' der Salzkammergutseen. In: Das Mondsee-Land. Oberösterreichische Landes-Ausstellung 1981: Das Mondseeland 1981. S. 295–357.
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Im <u>mittleren Bild</u> erkennt man die geschützte Hafenanlage gegen die am Mondsee gefürchteten Weststürme. Laut persönlicher Auskunft heutiger Anrainer sieht man bei solchen Weststürmen die nicht selten gewaltigen Wellen mit ihren Schaumkronen außerhalb der Bucht vorbeiziehen, während das Wasser in der Bucht vergleichsweise ruhig bleibt. Nur die morgendlichen Südwinde kommen in die Bucht, die aber selten mehr als drei Windstärken haben.
  
Holzer, Veronika: &rarr; [http://verlag.nhm-wien.ac.at/PFon/PFon_10.pdf Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. S. 14-48. S. 49-60: Faszinierende Tafeln von Offenberger. Mit Vorbemerkung: Pfahlbauforschung in See am Mondsee als Kontext zur wissenschaftlichen Erforschung der Textilreste. (S. 7-13)]. Prähistorische Forschung Online, Band 10. Verlag des NHM Wien, 2020. 60 Seiten. (Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )
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Die <u>rechte Abbildung</u> zeigt, dass die Lage von Mooswinkel eine günstige Stelle für eine Überfuhr zum südlichen Seeufer aber auch den gesamten übrigen Mondsee darstellt.  
  
Grömer, Karina: &rarr; ''[https://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/Groemer/2006%20Groemer%202006_AOE16%2017%20Ruttkay.pdf Vom Spinnen und Weben, Flechten und Zwirnen. Hinweise zur neolithischen Textiltechnik an österreichischen Fundstellen. Für Elisabeth Ruttkay]''. Zs. Archäologie Österreichs, 17/2, 2006; S. 177–192.
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'''''Mooswinkel endet 4.260 bp''''' als aller-letzter Pfahlbau der Pfahlbauern-Kultur.
  
Walter Kunze: Keramik der Pfahlbauern. Berichte über Untersuchungen der jungsteinzeitlichen Töpferei am Mondsee. OÖMV
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Reiter, Violetta: &rarr; ''[https://www.ciando.com/img/books/extract/3700176449_lp.pdf  Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee.]'' Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien 2013. Band 81. S. 7–30: Einleitung, Fundort, Forschungsgeschichte, Sammlung Much, S. 16 Abb. 4: Fundort mit Tiefenlinien, Fundverteilung, S. 18 Zeitstellung 4.900–4.750 BP (3.700–3100 BC); Fundmaterial (12 Seiten mit Tabellen der Inventarliste) … Rest als Kaufexemplar.
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===Regelmäßige, gleichzeitige Besiedlungsphasen am gesamten Attersee===
  
Menotti, Francesco: &rarr; [https://fdocuments.net/download/living-on-the-lake-in-prehistoric-europe-150-years-of-lake-dwelling-research Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research]. Routledge 2004. E-Book.
+
Analog zu den Gegebenheiten am Bielersee (vgl. &rarr; ''<u>[https://www.atterpedia.at/index.php?title=Die_Kanal-Pfahlbauern-Kultur_und_der_Name_des_Attersees#Liste:_.E2.86.92_Dendrochronologisch_datierte_Besiedlungzeitr.C3.A4ume_des_Bielersees_.28Suter_2017.29 Suter]</u>'') ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Niederwasser-Perioden des Attersees gleichzeitig bei den meisten/allen Stationen am Attersee für eine Besiedlung genutzt wurden. Dazu gibt es aktuell aber keine entsprechenden Forschungsergebnisse – was auch durch das Fehlen einer österreichischen jahrgenauen Dendrochronologie erschwert ist.
  
Ruttkay, E., Cichocki, O., Pernicka, E., Pucher, E.: &rarr; [https://fdocuments.net/document/living-on-the-lake-in-prehistoric-europe-150-years-of-lake-dwelling-research.html?page=87 Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments.] in: Menotti, Francesco. p. 50-69. (DOWNLOADABLE)
+
'''''Weyregg II''''' weist laut Pohl (2017) zumindest <u>'''fünf'''</u> Kulturschichten auf, die durch Seekreide voneinander getrennt sind. Eine dieser Kulturschichten weist drei Schichten (SE 4.3; SE 4.4 und SE 4.5) auf, die nur durch ein dünnes Seekreideband voneinander getrennt sind.
* S. 56, 57 u.: mehrere Konnexe zu Schweiz: Bodensee und Zürichsee
 
* S. 58 u.: Absolute Chronology of Mondsee: 3.700-3.100 BC (68%-Wahrscheinlichkeit) Ruttkay (1998), Tabelle 30.
 
  
Heinz Gruber: &rarr; ''[https://www.academia.edu/attachments/32961692/download_file?st=MTY2NDk1ODMzMiwxNzguMTE1LjYyLjI0MywxODg1NDU2Njc%3D&s=profile  Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand.]'' Archäologische Arbeitsgemeinschaft
+
* Aus diesem &rarr; ''[https://www.academia.edu/49422738/Bericht_zur_unterwasserarch%C3%A4ologischen_Grabung_Weyregg_II_Attersee_2017_MNR_50329_17_01 Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II]'' wird man hinsichtlich der Kulturschichten aber nicht wirklich schlau, wenn z.B. (S. 19) bezüglich – einzelne Kulturchichten trennende – Seekreidebändern  angeführt wird: ''"Ob es sich um eine mehrjährige Ablagerung von Seekreide während einer Siedlungsunterbrechung oder ein <u>einmaliges Überschwemmungsereignis</u> '''[?]''' handelt, ist unklar."''
Ostbayern / West- und Südböhmen / Oberösterreich, 18. Treffen, 25.-28.6.2008 in Manching. Fines Transire 18, 2009, S. 133-143.
 
  
Gruber, Heinz: &rarr; ''[https://www.academia.edu/attachments/32956859/download_file?st=MTY2NDk1ODMzMiwxNzguMTE1LjYyLjI0MywxODg1NDU2Njc%3D&s=profile  Pfahlbauten - Österreichs neues Welterbe]''. Denkmal heute, 2011, 37–41.
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Weiters sind bisher mehrere Kulturschichten bei den folgenden Stationen bekannt: Offenberger berichtet in ''„Stratigraphische Untersuchungen im Bereich der neolithischen Station '''Weyregg I''' am Attersee“''. FÖ 20, Wien 1982:191–222. auf S. 197 von zwei getrennten Kulturschichten mit den folgenden Radiokarbondaten: VRI-732: 4640 ± 110 und VRI-733: 4660 ± 100. Auch in '''''Seewalchen''''' gibt es zumindest zwei Kulturschichten, ebenso wie in der Station '''''Nußdorf'''''.
  
 
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==Früheste Präsentationen der Funde vom Attersee und Mondsee (1889)==
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Quelle: &rarr; ''[https://services.phaidra.univie.ac.at/api/object/o:63054/preview?force=1 Prähistorischer Atlas]'', K. K. Central-Commission Leitung J. A. Helfert (Hrsg.), Redaktion: Much Matthäus; Wien 1889.
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Abbildungen von Fundgegenständen (für volle Vergrößerung 2 x auf das geöffnete Bild klicken):
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'''''Attersee (67 Abb.):''''' Tafel XII, Fig. 1-26; Taf. XIII, Fig. 1-8, 14, 15, 17-24; Taf. XIV, Fig. 1-8; Taf. XV, Fig. 14, 17, 21, 22, 24-27; Taf. XVI, Fig. 1-6; Taf. XVII. Fig. 24; Taf. XVIII, Fig. 11.
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'''''Mondsee (43 Abb.):''''' Tafel XIII. Fig. 9-13; 16; Taf. XV, Fig. 1-13, 16, 18-20; Taf. XVI, Fig. 7-14; Taf. XVII, Fig. 1-23.
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Tafel XII.png |Tafel XII - Pfrieme, Nadeln, Spateln|alt=alt language
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Tafel_XIII.png|Tafel XIII - Schmuck, Perlen, Pfeile, Messer|alt=alt language
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Tafel_XIV.png|Tafel XIV - Beile, Stein- hämmer, Horn-Knäufe|alt=alt language
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Tafel_XV.png|Tafel XV - Töpfe, Krüge aus Station Mondsee|alt=alt language
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Tafel_XVI.png|Tafel XVI - #1-6 Attersee; #7-14 vom Mondsee|alt=alt language
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Tafel_XVII.png|Tafel XVII - See: Dolch, Haken, Spiralen, Beile|alt=alt language
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Tafel_XVII_(Bz-Dolch_vom_Attersee).png|Tafel XVIII - Dolch vom Attersee: '''''<u>Zinn</u>'''''-Kupfer|alt=alt language
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==Pfahlbau-Ausstellungen==
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[[Datei: Kunze_Mondsee.jpg|thumb|170px|Walter Kunze (1918-2008)]]
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===Pfahlbaumuseum Mondsee===
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Der Mondseer Historiker  und Lehrer '''''Dr. Walter Kunze''''' (1918 – 1.8.2008) förderte bereits in den 1960er-Jahren die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee mit Hilfe von Salzburger Tauchern. Seine Berichte vor allem in den ''Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes'' decken die Jahre 1960–1968 ab. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute den wesentlichen Bestand des 1953 gegründeten  „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.
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1967 produzierte er über diese Arbeiten den Schwarz-Weiß-Film ''„Jahrtausende tauchen aus den Fluten“''. (Bericht im JBOÖMV 1967, S. 37; Unterwasser-Aufnahmen der Arbeiten der "Unterwasserarbeitsgemeinschaft Salzburg"; der Film wurde vom OÖ Musealverein angekauft.)
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Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.
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&rarr; ''[https://www.museum-mondsee.at/museen/pfahlbau-und-klostermuseum/ Das Pfahlbau- und Klostermuseum]''
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Mondsee Ost Pfahlbaustation 1.jpg|[https://fr.wikipedia.org/wiki/Culture_du_lac_de_Mondsee Station See/Mondsee  ggü Drachenwand]|alt=alt language
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Pfahlbaumuseum Mondsee 01.JPG|Pfahlbaumuseum im Kloster Mondsee|alt=alt language
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Pfahlbaumuseum Mondsee 02.JPG| Die Töpfe-Vitrine|alt=alt language
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Pfahlbau-mondsee.jpg|ein Mondsee-Krug|alt=alt language
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Typische Mondsee-Töpfe.png|Typische Mondseekrüge|alt=alt language
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[[Datei: Helmut Kasbauer.jpg|thumb|170px| Kustos Helmut Kasbauer; <br /> '''''<u>mein</u>''''' Latein-Prof. am Gymn.]]
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===Heimathaus Vöcklabruck===
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Seit 2005 führen Obmann und Kustos Dir. i.R. Prof. Mag. Helmut Kasbauer und sein Stellvertreter DDDr. Franz Satzinger den Verein und das Museum mit viel Herzblut und großem Engagement.
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Ort: Vöcklabruck, Hinterstadt 18 <br />
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Öffnungszeiten: Mai-Sept.: Mi + Sa 10 - 12 Uhr; Okt. - April: Mi 10 - 12 Uhr
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'''Egger 2016, Gerald:''' &rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_18_WEB.pdf Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit.]'' SONIUS 18, S. 11-12.
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'''Bernhart 1968, Robert:''' Die Pfahlbausammlung des Heimathauses Vöcklabruck - Ihre Geschiche und ihr Bestand. (Beilage zu den Mitt. der Prähistor. Komm. der Österr. AdW, Bd. XI-XII, 1963-1968.)
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* I. Die Geschichte der Pfahlbausammlung S. 1-24;
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* II. Der Bestand der Pfahlbausammlung (720 Stück) S. 25-34 (detaill. Beschr.; nach Stationen);
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* S. 35: Lageskizze der Pfahlbaustationen im Attersee: Link zu &rarr; ''[[Lageangaben|detaillierten Lageangaben der Stationen]]'';
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* S. 37 ff.: '''''34 Foto-Tafeln''''' mit den ''nach Ortschaften gegliederten'' Fundstücken.
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Heimathaus Vöcklabruck Pfahlbauzimmer 1.JPG|Schmuckstücke|alt=alt language
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Heimathaus Vöcklabruck Pfahlbauzimmer 2.jpg|Krüge und Töpfe|alt=alt language
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Heimathaus Vöcklabruck Pfahlbauzimmer 3.JPG|Pfeilspitzen, Angelhaken|alt=alt language
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Heimathaus Vöcklabruck Pfahlbauzimmer 4.JPG|Steinbeile und Äxte|alt=alt language
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Heimathaus Vöcklabruck Pfahlbauzimmer.JPG|Reste von Pfählen|alt=alt language
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===ATARHOF (Attersee)===
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[[Datei:Keramik.jpg|thumb|220px|Keramiken vergleichbarer Kulturen]]
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[[Datei: Färbetechniken.jpg|thumb|220px|Oesers neolithische Färbetechniken]]
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'''''ATARHOF''''' &rarr; ''<big>[https://www.archaeofreunde.at/museum-atarhof/ Museum ATARHOF]</big>'' in Attersee, Landungsplatz 1: "Der Verein ''Freunde der Archäologie des Attersees und seines Hinterlandes'' hat sich zum Ziel gesetzt, spannende wissenschaftliche Themen der Archäologie und neuere Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung aus der Region einem interessierten, größeren Publikum zu vermitteln. Er hält ständigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten und Institutionen, lädt Fachleute zu Referaten ein, experimentiert selbst mit alten Kulturtechniken wie Keramikherstellung, Färben, Stein- und Holzbearbeitung und Kochen. Er gibt seine Erfahrungen in Workshops an Gruppen von Erwachsenen und Schülern weiter. Der Verein betreibt den '''''ATARHOF''''' mit wechselnden Ausstellungen und Workshops und betreut den Pfahlbau-Pavillon in Attersee, erweitert um einen prähistorischen Garten von Nutzpflanzen aus der Pfahlbau- bis zur Römerzeit." (Obfrau Prof. Dr. Helga Oeser)
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Nachfolgend der &rarr; ''[https://www.archaeofreunde.at/ Link zu den]'' <u>Veranstaltungen</u> im ATARHOF, Oesers gut schmeckende <u>Pfahlbaugerichte</u> und die <u>Färbetechniken</u> der Pfahlbauern.
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Hier ist der Link zu &rarr; ''[https://www.archaeofreunde.at/videos/ Filmdokumentationen zu Pfahlbau-Themen und die Geschichte der Attergauregion]''
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'''''Mörzinger Arnold''''': Klicken auf &rarr; ''<u>[https://www.archaeofreunde.at/museum-atarhof/ Rundgang durch das Museum ATARHOF – Ein überschaubarer Vorgeschmack auf Ihren nächsten Besuch]</u>''
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'''Kataloge, Prospekte und Arbeiten des ATARHOF:'''
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* Silex oder der sogenannte Feuerstein - Stahl der Steinzeit (Prof. Dr. Helga Oeser)
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* Herstellung - Pfahlbaukeramik - Urgeschichtliches Töpfern (Prof. Dr. Helga Oeser; 17 Seiten)
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* Getreidearten im prähistorischen Garten Attersee (Prof. Dr. Helga Oeser)
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* Rundgang durch die aktuelle Ausstellung: 26 Doppel-Seiten
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* Katalog zur Ausstellung "Versunkene Kulturen der Pfahlbauten" (Prof. Mag. Arnold Mörzinger, 110 Seiten): Pfahlbaufundstellen; Pfahlbauforschung; Erkenntnisse; Große und kleine Geheimnisse; Schaustücke
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* Katalog zur Ausstellung "Der Attersee, seine Fische und der Fischfang" Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 61 Seiten).
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* Das Leben zwischen den Pfählen - ein Lese-Mal-Buch. (Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 32 Seiten).
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* "Pfahlbauernleben" - von Prof. Dr. Helga Oeser
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** Prähistorische Nutzpflanzen und ihre Eigenschaften (41 Seiten; Ernährung, Heilkräuter, Färbepflanzen)
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** Färben mit Naturfarben (59 Seiten; Färbegut, Färbeprozess, Herstellung verschiedener Farben)
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** Von der Pfahlbauzeit inspirierte Gerichte (11 Seiten; Eintöpfe, Wildgerichte, Attersee-Sushi, Fleischlaibchen)
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===Verein ''Pfahlbau am Attersee'' (Seewalchen)===
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[[Datei: Pfahlbau am Attersee.png|thumb|270px| Pfahlbau-Modell in Seewalchen am Attersee]]
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[[Datei:Tasse mit Furchenstich.jpg|thumb|225px|Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich]]
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Der Verein '''''Pfahlbau am Attersee''''' wurde am 6. März 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Seewalchen. Ziel des Vereins ist, das Thema ''Pfahlbau'' in die Gegenwart zu bringen und erlebbar zu machen.
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Link zur &rarr; ''[https://www.pfahlbau.at/ Homepage des Vereins]''; Link zu &rarr; ''[https://www.pfahlbau.at/2021/10/ Archiv mit Artikeln]'' (siehe Seitenende)  <br />
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* Oktober 2021: &rarr; ''[https://www.pfahlbau.at/2021/10/ Einbäume: Die historische Entwicklung]''  <br />
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* Juli 2023: &rarr; ''[https://www.pfahlbau.at/2023/07/ Pfahlbauweg – Akustische Informationen]'' (gesprochen von ''Michael Heltau'')
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'''Zum Verbleib der Pfahlbaufunde von Seewalchen:''' 1898 stieß der Sandfischer und Seefrächter Theodor Wang in Seewalchen beim Baggern nach Sand im See (= ''"Sandfischer"'') auf Pfahlbaufunde. Schon 1899 trat er mit dem Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien in Verbindung. Da das Museum die angebotenen Pfahlbaufunde sogleich erwarb, suchte Wang nach weiteren Stücken. Die Suche wurde richtig lohnend, als sich 1902 der Wiener Fabrikant Max Schmidt – mit Sommersitz in Seewalchen – für die Pfahlbaufunde interessierte. Da er höhere Preise als das NHM bot, verkaufte Wang nun alle Funde an Schmidt, dessen Pfahlbausammlung mit der Zeit ungefähr <u>4000 Stücke</u> umfasste. Schmidt verlegte die Sammlung von Seewalchen vorerst nach Wien und zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf sein Schloss nach Buda, wo sie im Zweiten Weltkrieg bis auf geringe Reste zugrunde ging. Nach dem ersten Weltkrieg kaufte Schmidt nur mehr wenige Funde, weshalb sich Wang 1924 wieder an das NHM wandte. Die vom dortigen Josef Bayer beabsichtigte Bearbeitung der Pfahlbaufunde des Attersees – er hatte <u>in Budapest auch die Sammlung Schmidt aufgenommen</u> ''(ist diese Aufnahme im NHM noch vorhanden?)'' – kam infolge seines frühen Todes 1931 nicht mehr zustande. Die NHM-Preise waren Wang bald zu niedrig, sodass ab 1932 die meisten der von ihm in verschiedenen Pfahlbaustationen des Attersees gehobenen Funde in das Heimathaus Vöcklabruck gelangten, das auch mit Pfahlbauforschung begonnen hatte. (Nach Willvonseder &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_111_0154-0160.pdf JBOÖMV 1966]''.)
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===Naturhistorisches Museum in Wien===
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* &rarr; [https://www.nhm-wien.ac.at/forschung/praehistorie/forschungen/pfahlbauforschung Pfahlbauforschung am NHM]
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* &rarr; [https://www.pfahlbauten.at/ Kuratorium Pfahlbauten]
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** Literaturliste &rarr; ''[[Cyril Dworksy]]'' (Leiter des Kuratoriums Pfahlbauten im NHM)
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* Saal 11: "Ein großes Display entführt auf eine virtuelle Reise in die einzigartige Welt der steinzeitlichen Pfahlbauten, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen."
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* &rarr; ''[http://objekte.nhm-wien.ac.at/objekt/th1939/ob2078 Pfahlbaufunde]''
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'''NHM-Veröffentlichungen:'''
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* Zugang zu allen 187 &rarr; ''[https://www.zobodat.at/publikation_series.php?id=1759 Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien]''
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* Pucher 1997, Erich & Engl, K.: Buch: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich, Materialien I - Die Pfahlbauten des Mondsees, Tierknochenfunde. – Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 33: 1–150.
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* Pucher 2018, Erich zum 65. Geburtstag gewidmet. &rarr; ''[https://www.researchgate.net/profile/Andreas-Kroh-2/publication/322594351_Von_Keltenponys_Bergschecken_und_zahmen_Hirschen_Festschrift_fur_Erich_Pucher/links/5a675185a6fdcc72a58b52c3/Von-Keltenponys-Bergschecken-und-zahmen-Hirschen-Festschrift-fuer-Erich-Pucher.pdf Annalen des NHM in Wien]'' Serie A, 120. 2018.
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* Grömer 2010, Karina: &rarr; ''[https://www.academia.edu/10731897/Pr%C3%A4historische_Textilkunst_in_Mitteleuropa_Geschichte_des_Handwerks_und_der_Kleidung_vor_den_R%C3%B6mern Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa - Geschichte des Handwerks und der Kleidung vor den Römern.]'' Naturhistorisches Museum Wien 2010. 472 Seiten. (Materialien, Färben, Kleidung; Neolithikum; Ötzi usw.) Naturhistorisches Museum 2020.
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* Holzer 2020, Veronika: &rarr; ''[http://verlag.nhm-wien.ac.at/PFon/PFon_10.pdf Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee.]'' Prähistor. Forschungen Online Bd. 10 (2020); Verlag des NHM: mit &rarr; ''[http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 Creative Commons Namensnennung 4.0]''.  <br /> &rarr; ''Bilder, deren Copyright nicht beim NHM bzw. beim Autor liegen, werden gem. § 42 f (1) Z 1 Urheberrechtsgesetz als Bildzitat im wissenschaftlichen Rahmen verwendet.''
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===Studiensammlung des Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Univ. Wien===
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* Reiter 2013, Violetta und Stuppner, Alois: &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/sammlung/sammlungsgeschichte/ Die Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.]'' (beinhaltet v.a. die Sammlung M. Much mit 24.000 Objekten)
  
Kern Anton, Antl-Weiser Walpurga, Stadler Peter: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_112A_0055-0066.pdf  Nachruf Dr. Elisabeth Ruttkay]''. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 2010, Band 112A, S. 55-66.  &rarr; Veröffentlichungen
+
* Internetpräsentation von Objekten von See/Mondsee des &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/kataloge/kataloge-mit-freiem-zugang/mondseestation-see-projekt-nr1-473839/ Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien]''
  
Maurer, Jakob: &rarr; [https://www.neolithikum.at/sonstiges/archaologisches/literaturlisten/endnote-gesamt Literaturlisten Pfahlbauten (12.10.2018)]; &rarr; [https://www.neolithikum.at/veroeffentlichungen Veröffentlichungen]  
+
* Reiter 2008, Violetta: &rarr; ''[https://www.academia.edu/5717971/Aktueller_Forschungsstand_der_Mondsee_Funde_in_der_Studiensammlung_des_Institutes_f%C3%BCr_Ur_und_Fr%C3%BChgeschichte_der_Universit%C3%A4t_Wien Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.]'' Archäologie Österreichs 19/1, 2008, S 38–43. (Funde, Literatur)
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* Reiter 2013, Violetta: &rarr; ''[https://www.ciando.com/img/books/extract/3700176449_lp.pdf Ressourcenmanagement im Pfahlbau - Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee]''. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 81, 2013, 2 Bände, 555 Seiten. (E-book 95 €)
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Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Sammlung Much, Institut für Ur- und Frühgeschichte. Dissertation Wien 2002; 3 Bände.
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Frank 2010, Carolin: Kupfer der Mondseegruppe – Die Metallfunde der Mondseegruppe aus Wien und Überlegungen zur Frage nach der Herkunft des Kupfers (ungedruckte Magisterarbeit Tübingen 2010).
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Reiter V., Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much, (ungedruckte Diplomarbeit Wien 2011)
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Weninger 1927, J. und Franz L.: Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee, Anthropologische Gesellschaft in Wien und Wiener Prähistorische Gesellschaft (Hrsg.), Materialien zur Urgeschichte Österreichs, 3. Heft. Mit einem Beitrag von E. Hofmann und F. Angerer, Wien 1927. S. 33–56. (Das Silexinventar (rund 1.400 Stück) wurde von Franz und Weninger 1927 beschrieben.)
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===Bsp.: Station Unteruhldingen===
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Der Erfolg der heutigen Rekonstruktion der Pfahlbaustation Unteruhldingen und dessen Museum (dem ''<u>einzigen</u>'' in BRD ohne öffentliche Subvention) beruht wohl auf dem ausgezeichneten Marketing, vielen durchgeführten Pfahlbau-Experimenten usw., und vor allem auf den
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* '''''<u>242 (!)</u>''''' Publikationen (Stand September 2023) von &rarr; '''''<u>[https://www.pfahlbauten.de/forschungsinstitut/publikationsliste-literaturliste-prof-dr-gunter-schoebel/ Prof. Dr. Gunter Schöbel]</u>''''' im Zeitraum 1983-2023, die mittels '''''abrufbaren Links''''' einen direkten Zugang zu den Pfahlbauern, deren Leben und deren Bauten eröffnen.
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==TV-Videos zu Pfahlbauern und Pfahlbauten==
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* '''ARD/SWR 2007:''' &rarr; ''[https://www.swrfernsehen.de/geschichtsdokumentation/aexavarticle-swr-35810.html Steinzeit – Das Dorf.]'' (ARD/SWR 2007, 1 1/2 Stunden) <br /> Zwei Familien, eine ältere Frau und zwei Junggesellen, insgesamt 13 Personen, leben zwei Monate lang unter steinzeitlichen Bedingungen. Sie müssen durch Getreideanbau, Viehwirtschaft, Fischen, Jagen, Sammeln und Tauschhandel selbst für ihre Nahrung sorgen.
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** Schöbel 2008, G.: Erfahrungen und Erkenntnisse: &rarr; ''[https://www.academia.edu/attachments/51313851/download_file?st=MTY5NjQyMzIwOSwxNzguMTY1LjE2MS4yMjUsMTg4NTQ1NjY3&s=profile Wissenschaftliche Nachlese zu: Steinzeit – das Experiment: Leben wie vor 5000 Jahren.]'' SWR Projekt 2007. Zs. Plattform - Experimentelle Archäologie in Europa Bilanz 2008. H. 15/16. S. 4–56. &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2020/11/2008Erfahrungenunderkenntnisse.pdf zweite Quelle]''
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* '''''Zurück in die Steinzeit''''' (ARD/SWR 2007; Planet Schule; jede Folge ~ 1/4 Stunde) <br /> Gleiches Set wie im vorigen Film, aufbereitet für "Planet Schule".
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** Folge 1 – [https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zurueck-in-die-steinzeit/harter-alltag-film-100.html  Harter Alltag]
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** Folge 2 – [https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zurueck-in-die-steinzeit/kinderalltag-film-100.html Kinderalltag]
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** Folge 3 – [https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zurueck-in-die-steinzeit/hauptsache-satt-film-100.html Hauptsache satt]
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** Folge 4 – [https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zurueck-in-die-steinzeit/ueber-die-alpen-film-100.html Über die Alpen]
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* '''''Pfahlbauer von Pfyn''''' (SRF – Schweizer Radio und Fernsehen: 25.7.-21.8.2007; jeder Teil ~ 1/2 Stunde)
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** Teil 1: &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=GjGIYKDmfhU  5700 Jahre Zurück 1/2]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=2801SF8J0cA  5700 Jahre Zurück 1/2];
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** Teil 2: &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=lpqgjoEKJ_8 Die ersten Tage 1/2]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=RoI57P_S0cE  Die ersten Tage 2/2];
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** Teil 3: &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=kMUc-y39ZuM  Steinzeit Alltag 1/2]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=7FGe3-Q8-ug Steinzeit Alltag 2/2]
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** Teil 4: &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=O4wlSo9EmmE  Reise in die Alpen 1/2]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=P3panCW_Gx4  Reise in die Alpen 2/2];
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** Teil 5: &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=bj93zqK4r38 Die letzten Tage 1/3]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=2MI7looe6fw  Die letzten Tage 2/3]; &rarr; [https://www.youtube.com/watch?v=w3qvhtrKBPQ  Die letzten Tage 3/3]
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* Klaus Wachschütz: &rarr; '''''[https://www.youtube.com/watch?v=6aFo-3GpKV8  Ertauchte Geschichte - Pfahlbauten in Europa]''''' (44 min: ORF 8.9.2019; ARD 18.9.2019)  ) <br /> (mit: Cyril Dworsky, Otto Cichocki, Paul Gleirscher, Henrik Pohl; Unteruhldingen: Gunter Schöbel, Peter Walter)
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* Egger 2016, Gerald: Video &rarr; '''''[https://www.youtube.com/watch?v=Lcjue7p5VqY Pfahlbauten am Attersee - der österreichische Pfahlbau HOTSPOT]'''''; 3min49, 2016.
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* Pochlatko 2016, Dieter; Berger, Ulrike: &rarr; '''''[https://www.servustv.com/wissen/v/aa-1mcf7b5zw1w14/ „Mystisches Salzkammergut“]''''' auf Servus TV (27.05.2016, 47 min); &rarr; ''[http://www.voltafilm.at/2016/05/28/mystisches-salzkammergut/ Voltafilm]'', Kamera: Valentin Platzgummer, Christian Howe, Erich Pröll. Neben ausgezeichneten Bildern zu Pfahlbau-Forschung, seltenen Aufnahmen zum '''''Bau des letzen Mondseer Einbaums''''' (23min08) usw. ... aber auch viel Mystisches ... und den <u>'''nicht stattgefundenen</u>''' "Mondsee-Tsunami" ... letzteres aufbauend auf:
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** Binsteiner, Alexander: &rarr; ''[https://www.archaeologie-online.de/artikel/2010/naturkatastrophe-in-den-alpen/ Naturkatastrophe in den Alpen - Der Untergang der Mondseekultur]'' (in Archaeologie Online, 17.12.2010); und
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** Der Spiegel: &rarr; ''[https://www.spiegel.de/fotostrecke/bergsturz-steinzeit-tsunami-in-den-alpen-fotostrecke-35986.html Steinzeit-Tsunami in den Alpen]'' (12.10.2008)
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==Zs. SONIUS Archäologische Botschaften aus OÖ zu Pfahlbauern, Römern usw.==
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Anm.: Der Zugang zu allen SONIUS-Ausgaben erfolgt einfach durch Anpassung des Internet-Links "http://sonius.at/pdf/Sonius_01_WEB.pdf" mittels ersetzen von '''01''' durch die Nummer der gewünschten Ausgabe von 01 bis 32.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_08_WEB.pdf SONIUS Nr. 08]'', 2010.
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* Cyril Dworsky: Archive unter Wasser?! Die Oberösterreichischen Pfahlbauten als einzigartiger Wissensspeicher unserer Geschichte. S. 3-4.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_11_WEB.pdf SONIUS Nr. 11]'', 2012.
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* Cyril Dworsky: Archäologische Utopien, Chancen durch das Erbe Pfahlbauten. S. 12-13.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_12_WEB.pdf SONIUS Nr. 12]'', 2013.
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* Henrik Pohl ist ab 1.1.2013 (halbbeschäftigter) Site-Manager für das UNESCO-Weltkulturerbe Pfahlbauten. S. 5.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_13_WEB.pdf SONIUS Nr. 13 '''(Welterbeausgabe)''']'', 2012.
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* Cyril Dworsky: Schritt für Schritt zur Sichtbarkeit des Pfahlbau-Welterbes. S. 8-9.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_18_WEB.pdf SONIUS Nr. 18 '''(Welterbeausgabe)''']'', 2016.   
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* Kerstin Kowarik, Jakob Maurer, Timothy Taylor: Beyond Lake Villages. S. 3-5.
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* Cyril Dworsky: Über die Auswirkungen des Welterbes auf die Archäologie. S. 5-6.
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* Gerald Egger: Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. (viel zu Pfahlbauten)  S. 11-12.
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** Hans Reschreiter: 7000 Jahre Salz: Hallstatt – ein archäologischer Hotspot mit besonderen Herausforderungen. S. 13-15.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_22_WEB.pdf SONIUS Nr. 22]'', 2018. 
 +
* Timothy Taylor, Eric Biermann, Dominik Meyer und Jakob Maurer: Herrschaftszentrum mit Weitblick - Archäologische Ausgrabungen am Buchberg im Attergau. S. 3-5.
 +
* Kerstin Kowarik, Jutta Leskovar: Die Pfahlbau-Objekt-Datenbank. S. 7 f.
 +
* Cyril Dworsky, Carmen Löw: Auf Augenhöhe - Kommunikations- und Vermittlungsarbeit zum UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen in Österreich. S. 12-14.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_23_WEB.pdf SONIUS Nr. 23]'', 2019.
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* Stefan Traxler: Römisches Erbe in Oberösterreich. S. 6-9
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_24_WEB.pdf SONIUS Nr. 24 '''(Welterbeausgabe)''']'', 2019. 
 +
* Henrik Pohl: Eine Brücke zwischen unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren und der Zukunft. S. 3-8.
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* Henrik Pohl:  Fischschuppen aus der Fischsuppe? Rekonstruktion steinzeitlicher Ernährung. S. 9.
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* Henrik Pohl: „Pfahlbauten“. S. 10-11.
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_27_WEB.pdf SONIUS Nr. 27]'', 2020.   
 +
* Barbara Hausmair: Das dunkle 6. Jahrhundert? Zum beginnenden Frühmittelalter in Oberösterreich. S. 10-13 (S.11 unten '''''<u>"BYZANZ"</u>''''')
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_28_WEB.pdf SONIUS Nr. 28]'', 2021. 
 +
* Cyril Dworsky, Lieselore Meyer: Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. S. 3-8.
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* Franz Hauser, Astrid Stollnberger, Felix Lang, Stefan Traxler: Der römische Gutshof von St. Georgen Königswiesen Kurzbericht zur Ausgrabung 2020. S. 9-12.
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* Stefan Traxler: Römer, überall Römer! S. 14-20. (u.a. Weyregg)
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_29_WEB.pdf SONIUS Nr. 29]'', 2021.   
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* Der Tassilo-Liutpirc-Kelch; Buch; S. 15
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* Helmut Ardelt: Buch: Oberösterreich in der Steinzeit. Eine archäologische Spurensuche. S.15
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&rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_30_WEB.pdf SONIUS Nr. 30 '''(Welterbetag)''']'' , 2022.
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* Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum Welterbetag (5. Juni 2022): „Die Kultur- und Naturschätze Oberösterreichs machen unser Land einzigartig. Die UNESCO hat drei besondere Orte in unserem Land in den Status des Welterbes erhoben: die Region Hallstatt-Dachstein/ Salzkammergut, die prähistorischen Pfahlbauten am Attersee und am Mondsee und den ehemaligen römischen Donaulimes. Alle Welterbestätten verweisen auf das große historische Erbe, auf dem unsere Kultur aufbaut.“
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* Ruth Pröckl (UNESCO Welterbe): Superlative des Kulturerbes. S. 4-6.
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* H. Reschreiter, D. Brandner, J. Rudorfer, K. Kowarik (NHM Wien): Alles Salz – 7000 Jahre lang. S. 7-9.
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* Cyril Dworsky & Fiona Poppenwimmer: Die Pfahlbauten – Ein Welterbe am Weg zur Reife. S. 10-14.
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&rarr; ''[https://sonius.at/pdf/Sonius_32_WEB.pdf SONIUS Nr. 32]'', 2023 
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* Vortrag von Helena Seidl da Fonseca am 28.9.2023 in Wels: Auf dem Weg von oder nach Hallstatt? Neue Forschungen zur Rolle der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung in Traunkirchen..
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&rarr; ''[https://sonius.at/pdf/Sonius_33_WEB.pdf SONIUS Nr. 33]'', 2024 
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* Helena Seidl da Fonseca, Markus Staudt und Peter Trebsche: Traunkirchen revisited: Neue Forschungen in der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung am Traunsee S. 3–7.
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==Geschichte der Pfahlbauforschungen am Mondsee und Attersee==
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de-academic: &rarr; ''[https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/971022 Für und Wider]''
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[[Datei: Morlot 1863.png|thumb|230px| Morlot-Vortrag über Pfahlbauten 1863]]
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Die erste Anregung, in Seen nach Pfahlbauten zu suchen, ging vom Schweizer Gustav von Morlot aus. Morlot war 1846 „Geologischer Commissar“ des von Erzherzog Johann gegründeten „Gnostisch-Montanistischen Vereins“ für Oberösterreich; er wurde 1851 Professor für Geologie in Lausanne. Ab 1854 wandte er sich der Archäologie und Prähistorie, und insbesondere der Pfahlbauforschung, zu. Bei einem Besuch 1863 in der Geologischen Reichsanstalt hielt er einen viel beachteten Vortrag über Schweizer Pfahlbauten und führte (zu Pfahlbauten) aus: „Sie kommen fast in allen Seen der Schweiz vor … und müssen auch in den Ostalpenseen zu finden sein.“
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* Morlot, Adolph v.: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/VerhGeolBundesanstalt_1863_0055-0071.pdf Vortrag über Pfahlbauten in der Schweiz]''. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt; Sitzung am 21. Juli 1863, S. 55 f.
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Im Sommer 1864 forschte im Auftrag der k.k. Akademie der Wissenschaften der Wiener Geologe und Ichthyologe Kner in den Salzkammergutseen nach Pfahlbauten, hatte aber keinen Erfolg, obwohl er an den richtigen Stellen suchte - wie sich erst später herausstellte. Hochstetter forschte ebenfalls im Auftrag der k.k. AdW an den Seen von Kärnten und Krain und vermutete mehrere mögliche Fundstellen. Jene am Keutschachersee wurde in seinem Auftrag am 17. und 18.9.1864 von Hr. Ullepitsch untersucht.
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In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen in der k. k. AdW, was zur Abspaltung und Gründung der "Anthropologischen Gesellschaft" führte.
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Erst 1871 begannen dann ernsthafte Pfahlbauforschungen durch Graf Gundaker v. Wurmbrand am Attersee, der bei '''''Seewalchen''''' und '''''Nußdorf''''' fündig wurde; er vermutete auch einen Pfahlbau beim Ausfluss des Mondsees, den Much im Folgejahr auch fand.
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===K.u.k. Akademie der Wissenschaften Wien===
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[[Datei: Ferdinand Hochstetter.jpg|thumb|180px|Ferdinand Hochstetter, 1857 Lithographie v. Adolf Dauthage]]
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Hochstetter, Christian Gottlob Ferdinand Ritter v. (polyt. Inst., Wien): &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_51_0261-0282.pdf Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain]''. Sitzungsberichte der AdW, math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261–282.
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* Hochstetter, F.: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SVVNWK_5_0001-0034.pdf Ueber Pfahlbauten.]'' ('''''Vortrag 7.11.1864''''') Verein zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse (1866). S. 1-34. <br /> S. 7: „Auf Antrag des <u>Präsidenten der kais. AdW, Freiherrn v. Baumgartner</u>, liess die k. Akademie im '''''verflossenen Sommer und Herbst''''' die österreichischen Seen nach Pfahlbauten durchforschen, und wie zu erwarten stand, blieben diese Nachforschungen nicht erfolglos. Ein Theil dieser Aufgabe, die Untersuchung der Seen von Kärnten und Krain, war mir zugefallen. Ich war so glücklich, an vier Seen Kärntens, am Wörther-, '''''Keutschacher-''''', Rauschelen- und Ossiacher-See Punkte nachzuweisen, wo theils Pfahlwerk, theils Gegenstände, die ausgebaggert wurden, wie Topfscherben, Haselnüsse, Kohlen und Knochen, auf alte Niederlassungen hindeuten.“
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[[Datei: Rudolf Kner.jpg|left|thumb|165px| Rudolf Kner, Lithographie von Josef Kriehuber, 1852 sein &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/Oesterreichs-Fischerei_62_0289-0291.pdf Leben und Werk]'']]
  
Kner Rudolf: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_50_0332-0346.pdf  Bericht über die Untersuchung der Seen Oberösterreichs bezüglich etwa vorhandener Pfahlbauten]'' (im Auftrag der kaiserlichen Akademie). Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1865, Band 50, S. 332-346.
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Kner Rudolf (Ichthyologe; AdW): &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_50_0332-0346.pdf  Bericht über die Untersuchung der Seen OÖs bzgl. etwa vorhandener Pfahlbauten]'' (im Auftrag der kaiserlichen Akademie). Si.-Ber. der AdW math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 50, S. 332-346.  
  
Hochstetter: Christian Gottlob Ferdinand Ritter v.: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_51_0261-0282.pdf Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain]''. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften, math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261–282.
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Kner (S. 337-344) prospektierte auf mögliche Pfahlbau-Stationen: Mattsee, Wallersee, Hallstätter-See und Wolfgangsee und sah keine Verdachtsstellen für mögliche Pfahlbaustationen.  
  
Klemun, Marianne: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/CAR_185_105_0215-0238.pdf  Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" - ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864)]''. Carinthia II 185./105. Jahrgang S. 215-238 Klagenfurt 1995
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Am Mondsee hat Kner aber höchstwahrscheinlich die '''''Station Scharfling''''' entdeckt: „Zwar erwiesen sich viele Pfähle als Eichen-Wurzelstümpfe. Nebst solchen Wurzeln zogen wir allerdings auch ein Paar mehr als ½ Fuß dicke und unten zugespitzte Pfahle aus, deren teigiges Holz zwar auf ziemlich hohes Alter schliessen liess, die aber zu seicht (nur ½ bis 1 Fuss tief) im Boden staken, um sie der Zeit der Pfahlbauten zuzumuthen.
  
Breitwieser Rupert, Stradal Christian: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_146a_0087-0095.pdf  Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee]''. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, 2001, Band 146a, 87-95.
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Andererseits führt er aus: „Eichen von solchem Durchmesser und mit so ausgedehnten Wurzelstöcken konnten nur in festem Boden wachsen, es musste daher an dieser Stelle einstens trockenes Land sein. … und der feste Grund, in welchem jene Eichen wurzelten, Seeboden geworden sein. Möglicher Weise könnte er eine kleine Insel gewesen sein, in diesem Falle bliebe aber dann keine andere Erklärung als eine erfolgte Senkung des Bodens anzunehmen (was er aber als unwahrscheinlich einschätzte).
  
Wolff, Petra: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_122a_0269-0347.pdf  Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees]''. (stark gekürzte Dissertation); Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 1977, Band 122/1, S. 269-347.
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Am Attersee fielen ihm Stellen zwischen der '''''Teufelsbrücke und dem Ort Attersee''''' auf: Um die Teufelsbrücke die Station '''''Abtsdorf''''' und auch die Station '''''Aufham'''''. Weiters bezeichnet er '''''Lietzelberg-Süd''''' als mögliche Station. Um das Schloss Kammer sieht er keine Verdachtsstellen, ebenso wie am östlichen Atterseeufer.
  
Hofmann, Elise: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_133_0379-0409.pdf  Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten]''; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.  
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Hofmann, Elise (Tochter von M. Much): &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_133_0379-0409.pdf  Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten]''; Vorgelegt in der Si. am 3. Juli 1924. Si.-Ber. AdW math.-naturwiss. Klasse, Bd. 133, 1924:379–409.
 
* Rudolf Much beschreibt zu Beginn die Ausbeutung des Pfahlbaus See am Mondsee durch seinen Vater Matthäus Much.
 
* Rudolf Much beschreibt zu Beginn die Ausbeutung des Pfahlbaus See am Mondsee durch seinen Vater Matthäus Much.
 
* Material: Getreide, Brote, Obst, Schnüre und Gewebereste, Hölzer und Holzgeräte, Baumhölzer; Rinden, Stroh, Moose.
 
* Material: Getreide, Brote, Obst, Schnüre und Gewebereste, Hölzer und Holzgeräte, Baumhölzer; Rinden, Stroh, Moose.
  
Weninger, Funde aus dem Pfahlbau im Mondsee. Mitt. d. Anthrop. Ges. in Wien. Sitzungsber. 1916/1917, S. 45/46. (Anm.: ist eine Aufzählung ohne Sachbezug.)
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===Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien===
  
'''OFFEN''' Willvonseder, Kurt: "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich", 1968, Mitteilungen der prähistorischen Kommission, XI. und XII. Band; (Graz 1965, Wien 1968), 453 Seiten, 34 Tafeln, 5 Abbildungen.
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'''Zur Einordnung der Anthropologischen Gesellschaft und ''"unserer"'' Forscher:'''
  
Willvonseder, Kurt: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_111_0154-0160.pdf Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen]''. Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins, 1960, Band 111, S. 154-160
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[[Datei: Matthäus Much.jpg|left|thumb|170px|Matthäus Much-Porträt im Pfahlbaumuseum Mondsee]]
 
 
Danner, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/344374542_Kurt_Willvonseder_1903-1968_Ein_Prahistoriker_mit_vielen_Aufgaben_zwischen_1938_und_1945_In_Daniel_Modl_-_Karl_Peitler_Hrsg_Archaologie_in_Osterreich_1938-1945_Beitrage_zum_internationalen_Symposium_v  Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945]''. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, > Literatur).
 
  
Maurer, Jakob: &rarr; ''[https://www.academia.edu/6830310/J_Maurer_Die_Mondsee_Gruppe_Gibt_es_Neuigkeiten_Ein_allgemeiner_%C3%9Cberblick_zum_Stand_der_Forschung_Vortr%C3%A4ge_des_32_Niederbayerischen_Arch%C3%A4ologentages_2014_145_190  Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? (KEINE Pfahlbauern)]'' Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages, 2014, 145-190.
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[[Datei: Gundakar von Wurmbrand.jpg|thumb|170px| Gundakar von Wurmbrand Link: &rarr;   ''[https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Wurmbrand-Stuppach,_Ladislaus_Gundakar_Graf seine Biographie]'']]
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* Pusmann, Karl: &rarr; ''[https://books.google.at/books?id=DukbVBbx1aIC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Die "Wissenschaften vom Menschen" auf Wiener Boden (1870-1959): Die Anthropologische Gesellschaft in Wien und die anthropologischen Disziplinen im Fokus von Wissenschaftsgeschichte, Wissenschafts- und Verdrängungspolitik]'' (Dissertation, Univ.-Wien, 1991, 326 Seiten). Veröffentlicht 2008 mit Unterstützung des BM für Wissenschaft und Forschung. &rarr; ''[https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-11961 Rezension zu dieser Arbeit]''
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* Ausschussräte seit Gründung der Anthropologischen Gesellschaft am 13.2.1870 in Wien sind neben neun anderen: Johann Graf Wilczek (bedeutender finanzieller Förderer der Pfahlbauforschung am Attersee) und Gundaker Graf Wurmbrand (Forscher, Liberaler; später Landeshauptmann von Steiermark)
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* ab 14. Februar 1871 wird auch Matthäus Much Ausschussmitglied
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* Bedeutsame Mitglieder der Anthropologischen Gesellschaft waren 1876 neben Hans Wilczek, G. Wurmbrand und F. Hochstetter (polyt. Institut) und M. Much: '''''<u>Charles Darwin, Ernst Haeckel, Theodor Billroth, Eugen Ransonnett, Friedrich Simony und Eduard Suess</u>'''''
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* 1882 war ein Förderer des <u>Politikers Matthäus Much</u>: Georg Ritter von Schönerer ("Vater des politischen Antisemitismus"; S. 45 u.).
  
 
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'''Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band I, Wien 1871''', erschienen am 15. September 1871.
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* '''''1. Sitzung der "<u>Section für Urgeschichte</u>"''''' (S. 45): Am 27. Februar versammelten sich die Herren: Freih. v. Andrian, v. Hauer, v. Hochstetter, Kanitz, v. Mojsisovics, Freih. v. Sacken, Simony und Gf. Wurmbrand zur Constituirung der Section für Urgeschichte und erwählten Franz v. Hauer zum Obmanne.
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** Als Aufgaben der Section, welche theilweise noch in diesem Jahre zur Lösung gelangen sollen, wurden nach eingehender Debatte festgestellt: Die Erforschung von Seen und Mooren und zwar zunächst im Sinne der von J. Graf Wilczek für diesen Zweck gewidmeten Summe, jener von Oberösterreich. Ueber Aufforderung der Section erklärt sich Hr. Prof. Simony bereit, mit Benützung seiner reichen Studien über die Seen des Salzkammergutes die bezüglichen Vorarbeiten im Monat August zu beginnen. Zu seiner Unterstützung beschliesst die Section die Berufung eines Fischers aus der Schweiz, welcher sich bei der Untersuchung der dortigen Seen nach Pfahlbauten praktische Erfahrungen zu erwerben in der Lage war. Derselbe soll Anfangs September eintreffen, zu welcher Zeit mehrere Sectionsmitglieder in Oberösterreich anwesend, sich gleichfalls an den bezüglichen Arbeiten zur Erforschung des Atter-, Gmundner-, HalIstätter- , Matt-, Mond-, Trummer-, Waller- und Wolfgangsee´s zu betheiligen gedenken.
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* Simony 1871, Friedrich: &rarr; ''Die Pfahlwerke bei Kammer und Litzelberg im Attersee''. — Mitth. d. anthropol. Ges. in Wien. 1871. S. 70–72. (Simony: ... sind keine Pfahlbauten.)
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* Wurmbrand, Gundaker Graf v. (unter Beteiligung von Simony, Wilczek, Andrian, Hauer u.a.): &rarr; ''[https://archive.org/details/mitteilungenvol00wiengoog/page/n157/mode/1up?view=theater Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut.]''; S. 145 - 156. Vor allem bei '''''<u>Seewalchen</u>''''' wurde viel gebaggert; aber auch bei '''''<u>Nußdorf</u>''''' (S. 149 unten) wurde bereits ein zweiter Pfahlbau bemerkt. ("So wäre denn ausser bei Seewalchen und unter Nussdorf am Attersee vorläufig kein Pfahlbau von mir gefunden worden.")  Am Hallstättersee, Wolfgangsee und Traunsee wurde nichts gefunden. Wurmbrand vermutet einen '''''Pfahlbau beim <u>Ausfluss des Mondsees</u>''''': "Eine Stelle dürfte sich südlich vor dem Ausfluss der Ache befinden". ''[Anm.: Diesem Hinweis Wurmbrands ist Much gleich im nächsten Frühjahr (aber ohne Wurmbrand) nachgegangen und wurde fündig.]'' <br />
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** '''''<u>Auffindung des ersten Pfahlbaus am Attersee am 26./27. August 1871 bei Seewalchen.</u>'''''
  
'''''Steinhügel''''' im Ossiacher und Wörther See S. 272 in: Hochstetter Christian Gottlob Ferdinand: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_51_0261-0282.pdf  Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain]''. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1865, Band 51, S. 261-282.
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* Wurmbrand, Gundaker Graf v.: &rarr; ''[https://archive.org/details/mitteilungenvol00wiengoog/page/n300/mode/2up?view=theater Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen. I. Bericht über den Pfahlbau von Seewalchen am Attersee]''; S. 297 – 309. (Tafeln an Buchende)
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Wurmbrand I Tafel 1a.jpg|Wurmbrand I Tafel 1 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 2a.jpg|Wurmbrand I Tafel 2 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 3.jpg|Wurmbrand I Tafel 3 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 4.jpg|Wurmbrand I Tafel 4 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 5.jpg|Wurmbrand I Tafel 5 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 6.jpg|Wurmbrand I Tafel 6 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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Wurmbrand I Tafel 1.png|Wurmbrand I Tafel 7 Pfahlbau Seewalchen|alt=alt language
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'''Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheilungende05wiengoog/page/n7/mode/2up  anthropologischen Gesellschaft, Wien, Band II, Wien 1872.]'''''
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* Wurmbrand, Gundaker Graf von: Schreiben an Sectionsrath Ritter von Hauer, über die in den oö Seen fortgesetzten Pfahlbauuntersuchungen. S. 1-7. (Überblick zu den neu entdeckten Stationen am Attersee: Ende Juli/Anfang August Auffinden der Stationen bei ''Aufham'' (eine Erhöhung des Seebodens, mit Binsen bewachsen, verriet mir die Stelle) und direkt vor ''Weyeregg''; später wurden am Attersee noch entdeckt: ''Attersee'' nahe der Landungsbrücke, ''Puschacher'' nördlich von Weyeregg und ''Kammer'' nahe dem Ufer).
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* Much, M.: Erster Bericht über die '''''Auffindung eines Pfahlbaues <u>im Mondsee</u>'''''. S. 203-206. (Anm.: „''Er'' hat es als ''Erster'' gewusst…“: arg.: „voraussetzen ließen“). Anm.: Fußnote zum Text: „Die zugehörigen Abbildungen wurden im Archiv der Gesellschaft deponiert.“
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* Wurmbrand, Gundaker Graf von: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen II. S. 249-273. (Überblick zu den Stationen Seewalchen, Aufham, Weyeregg, Puschacher, Attersee, Kammer, Gmunden und Keutschach; 6 Tafeln mit Abbildungen, Tabelle der Funde)
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Wurmbrand II Tafel 1.jpg|Wurmbrand II Tafel 1|alt=alt language
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Wurmbrand II Tafel 2.jpg|Wurmbrand II Tafel 2|alt=alt language
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Wurmbrand II Tafel 3.jpg|Wurmbrand II Tafel 3|alt=alt language
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Wurmbrand II Tafel 4.jpg|Wurmbrand II Tafel 4|alt=alt language
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Wurmbrand II Tafel 5.jpg|Wurmbrand II Tafel 5|alt=alt language
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Wurmbrand II Tafel 6.jpg|Wurmbrand II Tafel 6|alt=alt language
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* Much, M.: Erklärung einiger Gegenstände aus dem Pfahlbaue im Mondsee. S. 322-324. (mit zwei Tafeln von Mondseer Krügen, Steinbeilen)
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Much Lithographische Tafel 1.png|Much I Krüge, Steinbeil|alt=alt language
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Much Lithographische Tafel 2.png|Much I Töpfe, Steinbeil|alt=alt language
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Zugang zu den &rarr; [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search.do?methodToCall=volumeSearch&dbIdentifier=100&forward=success&catKey=1302823&isPeriodical=N Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft]: '''''Auf Button "<u>Online lesen</u>" klicken, um das Buch zu öffnen!'''''  
+
'''Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheilungende04wiengoog/page/n129/mode/2up?view=theater  antropologischen Gesellschaft, Wien, Band III, Wien 1873.]'''''
  
Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band I, 15. September 1871.
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* Wurmbrand: Kleiner Bericht zu Weyeregg und Puschacher (S. 103 f.)
* Wurmbrand, Gundaker Graf v.: &rarr; ''[https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11037720?page=149 Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut.]''; S. 145 - 156.  
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* Wurmbrand, Gundaker Graf v.: &rarr; ''[https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11037720?page=297 Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen. I. Bericht über den Pfahlbau von Seewalchen am Attersee]''; S. 297 – 309.
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Mittheilungen der &rarr; ''[https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/3065675 antropologischen Gesellschaft, Wien, Band II, Wien 1872.]''
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'''Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheilungende06wiengoog/page/n9/mode/2up?view=theater antropologischen Gesellschaft, Wien, Band IV, Wien 1874.]'''''
* Wurmbrand, Gundaker Graf von: Schreiben an Sectionsrath Ritter von Hauer, über die in den oberösterreichischen Seen fortgesetzten Pfahlbauuntersuchungen. S. 1-7. (Überblick zu Stationen am Attersee)
 
* Much, M.: Erster Bericht über die Auffindung eines Pfahlbaues im Mondsee. S. 203-206. (Anm.: „''ER'' hat es als ''ERSTER'' gewusst…“: arg.: „voraussetzen ließen“). Anm.: Fußnote zum Text: „Die zugehörigen Abbildungen wurden im Archiv der Gesellschaft deponiert.“
 
* Wurmbrand, Gundaker Graf von: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen II. S. 249-273. (Überblick zu den Stationen am Attersee; 6 Tafeln mit Abbildungen, Tabelle der Funde)
 
* Much, M.: Erklärung einiger Gegenstände aus dem Pfahlbaue im Mondsee. S. 322-324. (mit zwei Tafeln von Mondseer Krügen, Streitaxt)
 
  
Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheilungende06wiengoog/page/n5/mode/2up  antropologischen Gesellschaft, Wien, Band IV, Wien 1874.]''
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* Much, M.: Über die Resultate der Wiener Weltausstellung 1873 in Wien in urgeschichtlicher Beziehung. S. 1-30.
* Much, M.: Über die Resultate der Weltausstellung in Wien in urgeschichtlicher Beziehung. S. 1-30.
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* Wurmbrand, G. Graf v.: Fund-Notiz. Pfahlbauten im Neusiedlersee. S. 291-292. (im <u>'''''ausgetrockneten'''''</u> Neusiedlersee; es wurden keine Pfähle gefunden)
 
* Much, M.: Zweiter Bericht über Pfahlbauforschungen in den oberösterreichischen Seen. S. 293-308. (Station Scharfling; Much beschreibt S. 295 f. die enorme Kraft des Eisdrucks auf senkreche Pfähle von Pfahlbauten; romantisierendes Einrammen von Pfählen mit Schlägeln; erfolglose Untersuchungen am Fuschlsee und Wolfgangsee; S. 300: künstliche Stein-„Hügeli“; S. 301 Andeutung eines „Bergsturzes“; weitere Aufsammlungen in See; Beschreibung von Funden; viele Vermutungen)
 
* Much, M.: Zweiter Bericht über Pfahlbauforschungen in den oberösterreichischen Seen. S. 293-308. (Station Scharfling; Much beschreibt S. 295 f. die enorme Kraft des Eisdrucks auf senkreche Pfähle von Pfahlbauten; romantisierendes Einrammen von Pfählen mit Schlägeln; erfolglose Untersuchungen am Fuschlsee und Wolfgangsee; S. 300: künstliche Stein-„Hügeli“; S. 301 Andeutung eines „Bergsturzes“; weitere Aufsammlungen in See; Beschreibung von Funden; viele Vermutungen)
* Wurmbrand, G. Graf v.: Fund-Notiz. Pfahlbauten im Neusiedlersee. S. 291- (im ausgetrockneten Neusiedlersee; es wurden keine Pfähle gefunden)
 
  
[[Datei: Wurmbrands erstes Pfahlbau-Experiment.png|thumb|320px|Erstes Pfahlbau-Experiment: Lochbohren in Steinbeil]]
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'''Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheillungend00woldgoog/page/n126/mode/2up?view=theaterp antropologischen Gesellschaft, Wien, Band V, Wien 1875.]'''''
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[[Datei: Wurmbrands erstes Pfahlbau-Experiment.png|thumb|190px|Experiment Steinbeilbohrung]]
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* Much, M.: widmet sich bereits Germanen-Forschungen: "Germanische Wohnsitze und Baudenkmäler in NÖ": S. 37–116
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* Wurmbrand, Gudakar Graf v.: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen III. S. 117-138; 4 Tafeln. Ganz ausgezeichneter Bericht! (Weyeregg mit besonders reichem Fundmaterial; Funde von Puschacher sind in '''''<u>Villa Aegidi</u>''''' in Weißenbach; sehr moderne Überlegungen zu den Pfahlbauern und auch zu deren Bronze; Beschreibung von Fundstücken und Experimente zu deren Herstellung; wenig (eingeführte?) Bronzen am Attersee; Bronze-Schmelzen und -Gußformen; Schwein, Rind, Schaf, Ziege, Hund; Tabelle der Knochenreste)
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* S. 121 f. '''Erstes''' Pfahlbau-Experiment durchgeführt von Graf Wurmbrand: Bohren eines Loches in Steinbeil mittels Bohrvorrichtung aus Geweihstangen wird in diesem Artikel von Graf Wurmbrand ausführlich beschrieben.
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Wurmbrand III - Tafel 1.jpg|Wurmbrand III - Tafel 1|alt=alt language
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Wurmbrand III -Tafel 2.jpg|Wurmbrand III - Tafel 2|alt=alt language
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Wurmbrand III - Tafel 3.jpg|Wurmbrand III - Tafel 3|alt=alt language
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Wurmbrand III - Tafel 4.jpg|Wurmbrand III - Tafel 4|alt=alt language
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* Frass, Prof. Dr. Oskar: Bestimmung der in den Pfahlbauten Oberösterreichs gefundenen Knochenreste; S. 136-138. (in den Stationen Weyeregg, Puschacher, Seewalchen, Attersee; auch 1 ''<u>menschliche</u>'' Hinterhauptschuppe in Weyeregg; wenig Jagdwild). <br />
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Seine '''''Auswertung der Tierknochen''''' zeigt folgendes Ergebnis: <u>Weyeregg:</u> 50 Wild- und Hausschweine, 20 Rinder, 40 Schafe (Ziegen), 5 Hunde, 2 Bären, 1 Gabelhirsch, 16 Rothirsche, 4 Füchse und 1 Wiesel. <u>Puschacher:</u> Schwein, Rind und Ziege. <u>Seewalchen:</u> 3 Schweine, 3 Rinder, 3 Ziegen und 1 Hirsch. <u>Attersee:</u> Rind, Ziege und Rothirsch.
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[[Datei:Much Gefäßformen.png|thumb|130px|Much Gefäßformen]]
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'''Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheilungende02wiengoog/page/160/mode/2up?view=theater antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VI, Wien 1876.]'''''
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* Much, M.: Dritter Bericht über die Pfahlbauforschungen im Mondsee (in den Jahren 1875-1876) S. 161- 194, mit 1 Abbildung, 4 Tafeln mit „Mondseer“ Keramik, 1 Tabelle. ( ... in ''Scharfling'' wieder kein Erfolg – obwohl ein Pfahlbau da sein müsse; wieder Funde bei ''See''; ausführliche Besprechung; Bronze fehlt bisher; Töpfe usw., Tierfiguren; Schmuckgegenstände; Getreidekörner; Apfelspalten; Brandspuren; Wohnstätten über dem See). Insgesamt zeichnet er ein Bild seiner Vorstellungen zum Leben der Pfahlbauern.
  
Mittheilungen der &rarr; ''[https://archive.org/details/mittheillungend00woldgoog/page/n6/mode/2up?view=theater antropologischen Gesellschaft, Wien, Band V, Wien 1875.]''
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Much Tafel 1.png|Much III Tafel 1|alt=alt language
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Much Tafel 2.png|Much III Tafel 2|alt=alt language
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Much Tafel 3.png|Much III Tafel 3|alt=alt language
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Much Tafel 4.png|Much III Tafel 4|alt=alt language
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* Much, M.: widmet sich bereits „Germanen“-Forschungen …
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* Wurmbrand, Gudakar Graf v.: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen III. S. 117-138; 4 Tafeln. Ganz ausgezeichneter Bericht! (Weyeregg mit besonders reichem Fundmaterial; Funde von Puchschacher sind in Villa Aegidi in Weißenbach; sehr moderne Überlegungen zu den Pfahlbauern und auch zu deren Bronze; Beschreibung von Fundstücken und deren Herstellung; wenig (eingeführte?) Bronzen am Attersee; Bronze-Schmelzen; Schwein, Rind, Schaf, Ziege, Hund; Tabelle der Knochenreste)
 
* S. 121 f. ERSTES Pfahlbau-Experiment durchgeführt von Graf Wurmbrand: Bohren eines Loches in Steinbeil mittels Bohrvorrichtung aus Geweihstanden: in diesem Artikel von Graf Wurmbrand ausführlich beschrieben.
 
  
Mittheilungen der &rarr; ''[https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/3065679 antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VI, Wien 1876.]''
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'''Mittheilungen der ''[https://archive.org/details/mittheilungende00wiengoog/page/n5/mode/2up antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VII, Wien 1877.]'''''
  
* Much, M.: Dritter Bericht über die Pfahlbauforschungen im Mondsee (in den Jahren 1875-1876) S. 161- 194, mit 1 Abbildung, 4 Tafeln mit „Mondseer“ Keramik, 1 Tabelle. (in Scharfling wieder kein Erfolg – obwohl der das sein müsse; wieder Funde bei See; ausführliche Besprechung; Bronze fehlt bisher; Töpfe usw., Tieffiguren; Schmuckgegenstände; Getreidekörner; Apfelspalten; Brandspuren; Wohnstätten über dem See). Im Resumee zeichnet er das Bild des Lebens der Pfahlbauern.
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* Wurmbrand, G. Graf v.: Aufklärungen. Entgegnung ''(Anm.: zu Much)'' in Betreff der Bohrungen von Steingeräthen und in Betreff thönener Lampen und Löffel. S. 96-104.
  
Mittheilungen der ''[https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/3065680 antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VII, Wien 1877.]''
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* Wurmbrand, G.: Über die achte Jahresversammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft in Konstanz. S. 265–281.
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** S. 268 f.: „Wir sehen uns die sehr reichen Sammlungen aus den Pfahlbau-Stationen Wangen, Lützelstetten, Unteruhldingen und Konstanz näher an. Alle diese Stationen zeigen im großen Ganzen '''''dieselben Kulturverhältnisse wie Attersee, Weyeregg und Mondsee''''' bei uns. <br /> Überall eine große Anzahl von geschliffenen Serpentin- und Diorit - Beilen, gebohrte Hämmer (deren Steinkerne noch vorhanden sind), bearbeitete Knochen- und Hirschhorngeräte, Feuersteingeräte und ornamentierte Tongefäße aus ungeschlemmter Masse. <br />  Es war zum ersten Mal, dass ich reiche Sammlungen von Bodenseepfahlbauten vor mir sah; die Ähnlichkeit derselben im großen Ganzen mit denen, welche ich aus Österreich kenne und denen, die ich später in Zürich sah, ist wirklich überraschend. Wenn wir von einiger Verschiedenheit gewisser Topfformen und von gewissen Werkzeugen absehen, die dort häufiger und hier seltener vorkommen, so '''''geben alle diese Pfahlbauten ein so gleichartiges Kulturbild, dass die <u>Annahme ein und desselben nationalen Ursprunges der Pfahlbauten wohl gerechtfertigt sein dürfte</u>'''''.“
  
* Wurmbrand, G. Graf v.: Aufklärungen. Entgegnung (Anm.: zu Much) in Betreff der Bohrungen von Steingeräthen und in Betreff thönener Lampen und Löffel. S. 96-104.
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Mittheilungen der ''[https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/3065681 antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VIII, Wien 1878.]''
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'''Mittheilungen der ''[https://archive.org/details/bub_gb_R0Y-AAAAYAAJ/page/323/mode/2up?q=Ackerbau&view=theater antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VIII, Wien 1878.]'''''
  
 
* Much, M.: Über den Ackerbau der Germanen. S. 203 f. und: Über die Kosmogonie und Anthropogenie des germanischen Mythos. S. 324 f.
 
* Much, M.: Über den Ackerbau der Germanen. S. 203 f. und: Über die Kosmogonie und Anthropogenie des germanischen Mythos. S. 324 f.
  
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* Weninger, Funde aus dem Pfahlbau im Mondsee. Mitth. d. Anthrop. Ges. in Wien. Sitzungsber. 1916/1917, S. 45/46. (Anm.: ist eine Aufzählung ohne Sachbezug.)
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Much 1885, Matthäus: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SVVNWK_25_0249-0298.pdf Die Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen.]'' (Vortrag 28.1.1885) Zs. d. Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse (1885). S. 249-298.<br />
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Much beschreibt hier auf den Seiten 267-278 ausführlich den Pfahlbau in See am Mondsee mit all seinen Funden aus Stein, Ton, Stoffen, Nahrungsmitteln, Haustieren und Jagdtieren. Auf den Seiten ab 278 geht er auf die Indogermanen und deren ''"Urheimat"'' ein und vermeint, dass diese die Errichter der Pfahlbauten gewesen seien.
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Much 1902, Matthäus postulierte in : &rarr; ''[https://archive.org/details/bub_gb_0DQOAAAAYAAJ_2 Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschichtlichen Forschung]''. Verlag: Hermann Costenoble; Jena und Berlin, 1902; im Kapitel „'''Die Rasse'''“ (S. 245): eine '''''Art Urbevölkerung der Indogermanen in Nordeuropa:''''' “Durch die bisher beigebrachten archäologischen Thatsachen glaube ich nachgewiesen zu haben, dass in den Grundlagen der Kultur und im Wesen der steinzeitlichen Bewohner Mittel- und Nordeuropas und in sonstigen Erscheinungen, die als Merkmale dienen, nichts zu finden ist, was ein fremdartiges, etwa der '''''asiatischen Kultur''''' verwandtes Gepräge zu geben vermöchte, weshalb auch die Träger dieser Kultur und dieser Merkmale '''''nicht von fremder, aussereuropäischer Herkunft''''' sein können.”
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[[Datei: Much-Kupfer 1.png|thumb|140px| Mondseekupfer-Beile]]
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[[Datei: Much-Kupfer 2.png|thumb|140px| Kupferbeile, Dolche]]
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[[Datei: Much-Kupfer 3.png|thumb|140px| Spiralen, Angelhaken]]
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Much 1893, Matthäus († 17. Dezember 1909): &rarr; ''[https://books.google.com/books/download/Die_kupferzeit_in_Europa_und_ihr_verh%C3%A4l.pdf?id=XvCfAAAAMAAJ&output=pdf Die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Indogermanen]'', Jena 1893, 376 Seiten.
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'''''Much hat aus dem Mondsee in 10 Grabungssommern geborgen (S. 9–14):'''''
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528 Steinbeile, 51 Steinhämmer, 529 Feuerstein-Pfeilspitzen, 438 Schaber, 192 prismatische, zum Teile weiter bearbeitete Messer, 26 Bohrer, 78 gezähnte Sägen, 54 sonstwie angearbeitete Feuersteine, 86 Krummmesser, sämtlich aus Feuerstein, 350 Klopfsteine, 19 Glättsteine, 2 Ambosse, 2 Schlägel, etwa 60 Mühlsteinplatten zum Teil mit den Läufern, mehr als 200 Schleifsteine, zusammen 2595 Werkzeuge und Waffen aller Art aus Stein, wozu sich noch beiläufig 160 Nuklei und 2 bis 3000 Splitter aus Feuerstein und mehrere hundert Kochsteine gesellen. <br /> An Knochengeräten wurden gewonnen: 23 Keulenknäufe aus Hirschhorn, 65 bearbeitete Hirschhornstücke, 2 Beilfassungen aus Hirschhorn, 220 Knochenpfriemen, 21 Knochennadeln, 8 Rippenstücke von Flachshecheln, z. T. zweizinkig, 18 doppelzinkige Pfriemen, 45 Waffen und Werkzeuge aus dem Fersenbein u. s. f., 16 geschärfte Messer aus Schweinshauern, 1 Pfeilspitze aus Knochen, 354 Spateln, 100 angearbeitete Knochenstücke, zusammen 870 Gegenstände aus Horn und Knochen. An Schmucksachen fanden sich 398 Perlen, 20 Zierscheiben – oder Knöpfe – und 5 Anhängsel aus Stein, 1 Perle aus Thon, 1 Anhängsel aus einer Vogelkralle, 24 polierte und 272 durchbohrte Zähne, zusammen 697 Schmuckstücke aus Bein und Stein.  <br />  Zu diesen 4162 Werkzeugen, Waffen und Schmucksachen kommen 118 ganze Gefäße, 1380 Scherben, soweit sie für Technik, Form, Ornament, Nebenteile und sonstige Eigenschaften von Bedeutung sind, ungerechnet die übrigen tausende, 18 Spinnwirtel, 22 Webstuhlgewichte, 70 desgleichen in Bruchstücken, 3 Löffel nebst Bruchstücken von solchen, 16 Tonfiguren nebst Bruchstücken von solchen, 5 ganze Schmelztiegel und mehr als 25 andere in 140 Bruchstücken, zusammen 1661 Gegenstände aus Ton, dann Holzgegenstände, Schnüre und Geflechte aus Bast, Getreide (Weizen und Gerste) ausgedroschen und in Ähren, Brot, Haselnüsse (ganze und gebrochenen Schalen), Äpfel in Spalten, Samen, Topfscherben mit Speiseresten, Holzschwämme, Tannenzapfen, verkohltes Stroh, Heu, Moos, Tannennadeln, Wandbewurf, Graphit, Rötel, Glimmer, Pechkohle, Kalkspat, Eisenkies, andere Mineralien und Versteinerungen, Tierknochen, zerschlagene, mit Hiebspuren, gebrannt, von Hunden benagt und in der Mehrheit von Haustieren herrührend. <br />  Neben diesem reichen und mannigfaltigen Bestande an Stein- und Knochengerät fanden sich auch 29 Gegenstände auf Kupfer (Fig. 1–23: S. 12–14), und zwar 14 Beile und Bruchstücke von Beilen, 6 Dolche, 3 kleine Spiralscheiben aus gehämmertem Draht, 4 Pfriemen, ein Fischhaken und ein formloses, offenbar beim Schmelzen abgetropftes Stück, endlich jene zwei Gegenstände aus Bronze, und zwar der obere Teil eines Dolches mit den Nietlöchern für den Griff und eine Nadel ohne Kopf. Alle diese Metallsachen lagen mitten in der Kulturschicht zwischen Moder und Mulm und den übrigen Fundsachen zerstreut. <br /> Außer diesen Gegenständen aus Metall fanden sich zahlreiche Gusslöffel und Gussschalen (Schmelztiegel) aus Ton mit anhaftenden Kupferteilchen, Schlackenstückchen und mit Überzug von Schwefelkupfer, sowie mit den deutlichsten Spuren, dass sie einer großen Hitze ausgesetzt gewesen und zum Gießen von Kupfersachen gedient haben. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass in den Pfahlbausiedlungen im Mondsee Werkzeuge und Schmucksachen aus Kupfer neben Steingeräten im Gebrauche gewesen und an Ort und Stelle erzeugt worden sind.  <br /> Den Funden im Mondsee stellen sich jene in den Pfahlbauten des nahen Attersees als vollkommen gleichartig zur Seite. Die Baggerungen haben ergeben, dass auch hier die menschliche Tätigkeit auf einem Bestande an Werkzeugen aus Stein und Knochen beruhte, die sowohl in Bezug auf die Form als auch auf das Material genau denen aus dem Mondsee entsprechen. Nebstbei aber erschienen so wie dort auch hier Gegenstände aus Metall (einige aus Bronze, andere aus Kupfer). Durch die völlige Gleichartigkeit der Tongefäße werden sie in dieselbe Zeitperiode gestellt. Es ist noch zu bemerken, dass sich auch hier die bei den Funden im Mondsee erwähnten Schmelztiegel vorfanden.
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===Robert Munro (1890)===
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'''''Munro 1890''''', Robert: &rarr; ''[https://archive.org/details/lakedwellingsofe00munruoft/page/156/mode/2up?q=Attersee&view=theater The Lake dwellings of Europe]''. Scottish Society of Antiquaries; London, Paris & Melbourne, 1890; 664 p. (Mondsee und Attersee pp. 156–163)
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Mit dem folgenden Link wird eine &rarr; '''''[[kompakte Darstellung von Robert Munro]]''''' über die Funde von Mondsee (Station See), Attersee (Stationen Seewalchen und Weyregg) und des '''''Neusiedlersees''''' (Funde im ausgetrockneten See) gebracht.
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Munro 1.png|Mondsee und Attersee|alt=alt language
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Munro 2.png|typische Mondsee-Krüge|alt=alt language
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Munro 3.png|Funde im Neusiedlersee|alt=alt language
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===Kurt Willvonseder (Pfahlbauten am Attersee 1968)===
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Willvonseder 1933, Kurt: Oberösterreich in der Urzeit. Wien: Stepan, 1933; 111 Seiten, 100 Abb. mit 303 Figuren und 4 Karten. (OÖs Urzeit bis zu römischer Okkupation; Pfahlbaufunde von Seewalchen); &rarr; ''[https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/germania/article/view/35071/28730 Rezension durch Paul Reinecke]''
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Willvonseder 1937, Kurt: Die mittlere Bronzezeit in Österreich, Verl. Schroll, Wien 1937, 482 Seiten. (= Habilitationsschrift an Univ. Wien 1937)
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Willvonseder 1955, Kurt: &rarr; ''[https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/hbl1955_2_3_97-112.pdf Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit]''. OÖ Heimatblätter 1955, S. 97–112. (Historie der Pfahlbauforschung - vor allem des Mondseelandes; Ankündigung seiner Monographie der Atterseefunde. S. 103 … Mondseekultur, die der Altheimer Kultur nahesteht)
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Willvonseder 1966, Kurt: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_111_0154-0160.pdf Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen.]'' JBOÖMV Bd. 111, 1966:154–160.
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'''''Willvonseder 1965-1968''''', Kurt: &rarr; ''"Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in OÖ"'', Mitt. prähistor. Komm., 1968, XI. u. XII. Bd.; (Graz 1965, Wien 1968), 453 S., 34 Tafeln, 5 Abb.
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Obermair 2015, Robert: &rarr; ''[https://www.bing.com/ck/a?!&&p=f965f7112febd178JmltdHM9MTcwNDg0NDgwMCZpZ3VpZD0zYTViZDkxOS1mYTNjLTZiMGMtMTA0Zi1jYWMyZmI5NTZhMDcmaW5zaWQ9NTM0Nw&ptn=3&ver=2&hsh=3&fclid=3a5bd919-fa3c-6b0c-104f-cac2fb956a07&psq=kurt+willvonseder&u=a1aHR0cHM6Ly92ZXJsYWcub2Vhdy5hYy5hdC9hcGkvZG93bmxvYWQvY29udGVudC85NzgzNzAwMTc4OTY1X2thcGl0ZWxfMTU1XzE3Ni5wZGY&ntb=1 Das NS-Engagement Kurt Willvonseders und die schwierige Frage nach der Entnazifizierung der Wissenschaft]''. Archaeologica Austriaca, Bd. 99/2015:155–175. Österr. AdW, Wien.
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Danner 2020, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/344374542_Kurt_Willvonseder_1903-1968_Ein_Prahistoriker_mit_vielen_Aufgaben_zwischen_1938_und_1945_In_Daniel_Modl_-_Karl_Peitler_Hrsg_Archaologie_in_Osterreich_1938-1945_Beitrage_zum_internationalen_Symposium_v  Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945]''. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, sehr viel Literatur).
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===Walter Kunze: Pionier der Pfahlbauforschung (Tauchgrabungen 1960-63)===
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Der Mondseer Historiker  und Lehrer '''''Dr. Walter Kunze''''' (1918 – 1.8.2008) begann und förderte bereits Anfang der 1960er-Jahre die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee.
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[[Datei: Pfahlfeld See_Mondsee 1960.jpg|thumb|360px|Aufnahme des Pfahlfeldes See/Mondsee durch Kunze 1986]]
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[[Datei: Gefäße und Steinäxte.jpg|thumb|360px| Gefäße und Steinäxte aus See und Mooswinkel Kunze 1986]]
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[[Datei: Mondseekrug 1960.jpg|thumb|360px| Mondseekrug aus Station See/Mondsee nach Kunze 1986]]
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Ihm zu Ehren wird mit dem folgenden Link &rarr; eine '''''<u>[[vollständige Liste der Veröffentlichungen von Dr. Walter Kunze]]</u>''''' mit Bezug auf die Pfahlbauten gebracht. (Anm.: einschließlich der photographischen Dokumentation der Herstellung des letzten '''''„Mondseer Einbaums“'''''.) Die meisten seiner Berichte erschienen in den ''Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes'' in den Jahren 1960–1968.
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'''''Kunze, 1972''''' beschreibt detailliert &rarr; '''''[[die ersten Tauchgrabungen, Fundbergungen und Restaurierungen]]''''' in seinem Artikel: ''Pfahlbauten am Mondsee. Prähistorie und Archäologie in OÖ''; Kulturzeitschrift OÖ 1972/73, OÖ Landesverlag, Linz 1972:3–5.
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'''''Kunze 1981''''', W.; Vogelsberger, A.: Keramik der Pfahlbauern - Berichte über Untersuchungen der jungsteinzeitlichen Töpferei am Mondsee. Schriftenreihe des OÖ Musealvereins – Ges. f. Landeskunde, Bd. 11, 1981, 77 Seiten.
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Kunze untersucht 1290 Keramikfunde und klassifizierte sie wie folgt:
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* 11 verzierte und 18 unverzierte Krüge: davon 14 mit 1 Henkel und 4 mit 2 Henkeln
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* 29 Töpfe, 25 Schüsseln, 14 Näpfe, 9 Schalen, 10 Becher, 8 (große) Vorratsgefäße
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* 491 Randstücke ohne Verzierung und 54 Randstücke mit Verzierung
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* 161 Wandstücke ohne Verzierung und 38 Wandstücke mit Verzierung
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* 9 Randstücke mit Knubben und 6 Randstücke mit Schnurösen
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* 12 Wandstücke mit Knubben und 6 Wandstücke mit Schnurösen
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* 245 Boden-Wand-Stücke, 41 Wand-Bodenstücke und 73 Bodenstücke
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* 27 Stücke mit Henkel oder Henkelansatz und 6 Stücke mit Durchbohrungen
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Die grauschwarzen Farbtöne überwiegen bei weitem, daneben kommen auch Farbabstufungen von Weißgrau über Hellgrau, Ocker, Braun, Rötlich, Grau, Grauschwarz bis Schwarz vor.
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Von den Keramikstücken sind 11 % mit Ornamenten versehen: 5,1 % mit in die Wand getieften Ornamenten, 2,1 % mit ornamentiertem Mundsaum, 1,2 % mit Fingertupfenornamenten, 0,8 % mit Leisten und 1,7 % mit Knubben.
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Wie aus den Fundanteilen der Aufsammlung von Kunze hervorgeht, weichen die Vorstellungen über die „typische“ Mondseekeramik – den Mondseekrug – von den realen Gegebenheiten deutlich ab.
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Es gibt nur 11 verzierte '''''"Mondsee-Krüge"''''' gegenüber 18 unverzierten Krügen. Nur ein Zehntel der Randstücke und ein Viertel der Wandstücke weisen eine Verzierung auf; auch Ornamente sind vergleichsweise selten. Die Krüge (29) sind ähnlich häufig wie Töpfe (29), Schüsseln (25) und Näpfe/Schalen/Becher (33).
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An dieser Stelle ist auch '''''Oberlehrer i. R. Karl Fornather''''' zu erwähnen: Die vielen Bruchstücke von Gefäßen, es handelt sich um etliche tausend, wurden in Kistchen verstaut und in die vom Heimatmuseum eingerichtete '''''Restaurierwerkstätte''''' transportiert, wo sich Fornather jahrelang der überaus mühsamen Arbeit des Zusammensetzens der Bruchstücke unterzog. Restaurierbar ist ein Gefäß nur dann, wenn es als Ganzes in seiner Form gesichert erscheint: vergleiche hier insbesondere das große Vorratsgefäß in der vierten Abbildung, aber auch die Töpfe und Schüsseln in den anderen Abbildungen. Das Profil muss vom Boden bis zum Mundstück lückenlos vorhanden sein.
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Im Folgenden werden zu '''''Ehren von Walter Kunze, Alfred Vogelsberger und Karl Fornather''''' aus
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* '''''Kunze & Vogelsberger (1981):''''' Keramik der Pfahlbauern - Berichte über Untersuchungen der jungsteinzeitlichen Töpferei am Mondsee. In: Schriftenreihe des OÖ Musealvereins – Ges. f. Landeskunde, Bd. 11, 1981
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mit Genehmigung der ''Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege'' in Abstimmung mit ''JBOÖMV'' die von Alfred Vogelsberger erstellten Aufnahmen gebracht.
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Vogelsberger 01.jpeg|unverzierte Krüge |alt=alt language
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Vogelsberger 02.jpeg|ornamentierte Krüge|alt=alt language
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Vogelsberger 03.jpeg|Krüge und Töpfe |alt=alt language
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Vogelsberger 04.jpeg|große Vorratsgefäße |alt=alt language
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Vogelsberger 05.jpeg|Töpfe |alt=alt language
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Vogelsberger 06.jpeg|Töpfe |alt=alt language
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Vogelsberger 07.jpeg|Schüsseln |alt=alt language
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Vogelsberger 08.jpeg|Schüsseln, Becher, Schalen |alt=alt language
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Vogelsberger 09.jpeg|Schnurösen (1–4), Näpfe (5–8) |alt=alt language
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Vogelsberger 10.jpeg|Schnurösen, Ösenhenkel, Henkel |alt=alt language
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Vogelsberger 11.jpeg|Bruchstücke mit plastischen Ornamenten |alt=alt language
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Vogelsberger 12.jpeg|Bruchst. mit getieften / plastischen Ornamenten |alt=alt language
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Vogelsberger 13.jpeg|Bruchstücke mit getieften Ornamenten |alt=alt language
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'''''Alfred Vogelsberger''''' bringt in einem eigenen Buch-Abschnitt seinen spannenden Bericht '''''„Zur Technik der Töpferei“''''' mit seinen vielen eigenen Versuchen zum Ton, Formen, Brennen und Dekorieren. Dabei geht er auf die Analyse der aufgefundenen Keramikfunde ein und beschreibt in der Folge die ehedem verwendeten Werkstoffe. Daraufhin zeigt er die Aufbereitung des Tones und die verwendeten Formen und zeigt auch, wie er selbst einen „Mondseekrug“ formt und wie der Brennvorgang verläuft. Zum Abschluss wird in die gebrannte Keramik die Inkrustation eingebracht.
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Vogelsberger 14.jpeg|Krug-Herstellung mit einer Wulst-Technik|alt=alt language
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Vogelsberger 15.jpeg|Krug-Herstellung und seine Dekoration |alt=alt language
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Vogelsberger 16.jpeg|Brennen eines Mondseekruges |alt=alt language
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[[Datei: Kunze_Mondsee.jpg|thumb|220px|Dr. Walter Kunze (1918–1.8.2008)]]
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'''''Kunze 1986''''', Walter: ''Mondsee – 5000 Jahre Geschichte und Kultur''. Selbstverlag Marktgem. Mondsee 1986; 191 S. (2. Aufl. 1990).
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Der folgende Link bringt das Exzerpt (S. 9-15) des Kapitels &rarr; '''''[[Die Pfahlbauforschung am Mondsee und die Mondseekultur]]'''''.
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1960 stellte sich dem Heimatmuseum Mondsee eine Tauchergruppe aus Salzburg zur Verfügung. Der Leiter des Unternehmens, Dr. Walter Kunze, wollte den Umfang des Pfahlfeldes See feststellen und den ganzen Mondsee nach Pfahlfeldern absuchen. Erstmals in Österreich kamen hier Taucher bei archäologischen Unterwasserarbeiten mit modernen Pressluftgeräten und Nasstauchanzügen zum Einsatz. Mit dem Oö. Landesmuseum (Dr. Josef Reitinger, Beiziehung von Dipl.-Ing. Vinzenz Janik als Fachmann für Bodenkunde) wurde die Lösung der Hauptfrage aller Pfahlbauforschung (Wassersiedlung oder Landsiedlung) in Angriff genommen. Bodenbohrungen und -untersuchungen im Bereich des Seeausflusses brachten den Nachweis, dass die Siedlung ehemals an Land errichtet worden ist. Einen weiteren Hinweis darauf ergab 1962 von der archäologischen Seite auch die Entdeckung eines waagrecht liegenden Balkens, der auf dem Seeboden durch Pflöcke befestigt war.
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Die Fundbergungen des Heimatmuseums Mondsee wurden bis 1963 fortgesetzt und brachten einen umfangreichen Fundbestand zutage. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute den Bestand des 1953 gegründeten  „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.
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Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.
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Herrn Dr. '''''Walter Kunze zu Ehren''''' werden im Folgenden die eindrucksvollsten Bilder aus seiner Veröffentlichung zu „Pfahlbauten am Mondsee. Prähistorie und Archäologie in OÖ“ in der Kulturzeitschrift von OÖ 1972/73, Linz, OÖ Landesverlag; gebracht.
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Kunze 1.png|Taucher birgt 1, Krug |alt=alt language
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Kunze 2.png|Krug und Mahlstein|alt=alt language
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Kunze 3.png|Typischer Mondseekrug |alt=alt language
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Kunze 4.png|sein Pfahlbau-Museum |alt=alt language
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===Johann Offenberger: Doyen der österreichischen Pfahlbauforschung===
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[[Datei: Johann Offenberger Blaichinger 0664 4255000 23.10.22 erlaubt Verwendung.png|left|thumb|270px| RR Johann Offenberger (*1934, ✝23.7.2017)]]
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Johann Offenberger hat im Oktober 2012 seine Forschungsergebnisse im Buch ''Weltkulturerbe "See“'' (100 S.) veröffentlicht. (Quelle: &rarr; ''[https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Neues-Buch-raeumt-mit-den-Maerchen-von-Pfahlbauten-direkt-in-den-Seen-auf;art71,982317 OÖ Nachrichten: "Das Märchen von Pfahlbauten direkt in den Seen"]'': Autor und Bild: Norbert Blaichinger, 8.10.2012).Das Buch ist in den Mondseer Museen und im Buchhandel erhältlich. Er betont: „Dieses Buch soll ein Beitrag sein, dass an die 1986 eingestellten Pfahlbauforschungen in Österreich wieder erfolgreich angeknüpft wird.“
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1970 entdeckten die Taucher und Forscher rund um Johann Offenberger (*1934; +23.7.2017) im Bereich von Mooswinkel am Mondsee den <u>'''''einzigen "echten" Pfahlbau Österreichs'''''</u>. Offenberger dazu: „Allerdings war es nicht eine bewohnte Siedlung, sondern eine Plattform als Anlegestation, eine "Schiffsanlegestelle" für den Fährdienst."
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Es sei schlicht ein Märchen, zu glauben, die Pfahlbauten in See (am Mondsee), in Litzlberg oder Abtsdorf am Attersee wären im Wasser gestanden. Offenberger: „Die Wahrheit ist, dass die Pfahlbauten am Seeufer situiert waren und viel später durch massive Klimaänderungen unter Wasser gedrückt wurden.“ Sehr wohl wisse man heute aber, dass es im Rahmen der Pfahlbauweise verschiedene Arten gegeben hat. Worüber man im Bereich der Salzkammergutseen aber bis heute nicht verfügt, sind Grundrisse von Bauten. Ohne diese sind laut Offenberger auch Gedankenspiele über originale Nachbauten kaum realistisch. Anlässlich der OÖ Landesausstellung 1981 zum Thema „Das Mondseeland“ konnte von Hans Offenberger in den ehemaligen Mondseer Klosterräumen eine große Pfahlbauabteilung mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichtet werden. Als ''„Österreichisches Pfahlbaumuseum“'' ist sie nach wie vor ein wesentlicher Teil der Mondseer Museumslandschaft.
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'''''1986''''' kam es zur '''''<u>gewillkürten, abrupten Einstellung der österreichischen Pfahlbauforschung</u>''''', sodass nicht einmal mehr die begonnenen Vermessungen der Station See am Mondsee fertiggestellt werden konnten. Die Hintergründe liegen im Dunkeln. So schreibt Erwin Rupprechtsberger (Mondseekultur 2006, S. 14): „Die [von Offenberger] mit großem Engagement alljährlich durchgeführten Tauchuntersuchungen ebbten nach einigen Jahren aus explizit nicht genannten, für Insider aber erahnbaren Gründen ab.“ ''[Anm.: Es gibt Andeutungen in Richtung von kollegialem Neid und Eifersucht hinsichtlich eines möglichen Aufstiegs oder einer akademischen Karriere Offenbergers; die später vorgeschützten finanziellen Gründe waren es nicht.]''
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Offenberger wurde vom Bundesdenkmalamt unmittelbar zur Beaufsichtigung von Ausgrabungen ins Kloster Mondsee abkommandiert. Auch die Bearbeitung bereits durchgeführter Aufnahmen im Attersee konnte nach der Einstellung des Bestandsaufnahmeprojektes nicht mehr beendet werden. Dies betraf besonders die Siedlungen am Ausfluss des Sees und im Bereich Litzlberg.
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Mit der Aufnahme der heimischen Pfahlbauten 2011 in das Weltkulturerbe wurden seine so plötzlich und radikal abgebrochenen ehemaligen Arbeiten mit der Veröffentlichung von Czech 2013 (FÖ 2013; siehe unten) nach 27 Jahren wenigstens noch abgeschlossen.
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Seinen Nachlass von Fotos, Schriftstücken, Dokumentationen und persönlichen Aufzeichnungen verwahrt der ''Österreichische Archäologie Bund'' bis 2040.
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'''<u>Veröffentlichungen von Johann Offenberger:</u>'''
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[[Datei: Offenberger.jpg|thumb|330px|Offenberger Das Pfahlbauerbe – „Brennpunkt“ Mondsee Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse.]]
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Link zur &rarr; '''''<u>[[Vollständigen Veröffentlichungsliste von Johann Offenberger]].</u>'''''
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Nachfolgend werden <u>Links</u> zu den digital verfügbaren Arbeiten sowie die beiden zusammenfassenden Bücher von Hans Offenberger gebracht:
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Offenberger 1971, Johann: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_116a_0009-0021.pdf Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung]''. JbOÖMV 116, 1971. S. 9–21.
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OFFEN '''''Offenberger 1976''''', Johann (und Kral, Loub, Niedermayr, Wolff): ''Die oö Pfahlbauten – Die Untersuchungen des BDA in den Jahren 1970–1974''. Archaeologica Austriaca, Beiheft 13. FS Pittioni, 1976: 249–285 mit Karten und Abb. samt Fotos. (detailliert zu Mooswinkel, Scharfling, Misling und Weyregg; Nachweis der Bauten auf dem Trockenen).
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Offenberger 1976, Johann: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_121a_0105-0138.pdf Die österreichischen Pfahlbauten – Ein Arbeitsbericht]'' und: Schatz, Alfred (Tauchgruppe Haag): Methoden der Unterwasservermessung. und: Vymazal, Kurt (Tauchgruppe Haag): Holzartenbestimmung einiger Pfähle aus der neolithischen Station Attersee/Landungssteg. JbOÖMV Bd. 121a, 1976; S. 105–138.
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'''OFFEN''' Offenberger 1981, Johann: '''''<u>Die österreichischen Pfahlbauten.</u>''''' In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Katalog zur OÖ Landesausstellung in Mondsee. Linz 1981. S. 295–357.
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Offenberger 1997, Johann und Ruttkay, E.: &rarr; ''[https://www.jstor.org/stable/i26311324 Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen]''. In: Schlichtherle, Helmut (Hrsg.): Pfahlbau rund um die Alpen. Archäologie in Deutschland, Sonderheft 1997. S. 76–80.
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Offenberger 2013, Johann: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_158_0009-0038.pdf Hafenanlage versus Fischzuchtanstalt: Ein römisches Bauwerk im Attersee vor Weyregg (OÖ); Eine wissenschaftliche Kontroverse.]'' – JBOÖMV 2013: S. 9–38.
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'''OFFEN''' Offenberger 2012, Johann: Buch: '''''<u>Weltkulturerbe „See“ – Ein Forschungsbericht.</u>''''' Historica-Austria Band 10, Jahrgang 2012. 100 S.
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'''OFFEN:''' Offenberger 2015, Johann: Buch: '''''<u>Das Pfahlbauerbe – „Brennpunkt“ Mondsee, Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse.</u>''''', Historica-Austria Band 13, Jahrgang 2015. 327 S. <br /> ''[Anm.: Ist Offenbergers '''abschließendes Vermächtnis'''; wird in manchen Literaturlisten nicht angeführt.]''
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Der mit 10.2.2020 datierte Nachruf des ''Kuratorium Pfahlbauten'' auf deren Homepage wirkt ''befremdlich'': &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/news/pfahlbauforscher-johann-offenberger-verstorben Pfahlbauforscher Johann Offenberger verstorben]'' – also 2 ½ Jahre nach Johann Offenbergers Ableben am 23.7.2017. "Dieser - mit dem viele ihren Umgang mit ihm besonders in den letzten Jahren als herausfordern (sic) erlebt hätten - habe die Grundlage für die moderne Pfahlbauforschung in Österreich und für ''unseren'' Beitrag zum UNESCO-Welterbe geschaffen". &rarr; ''[[Screenshot]]''
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[[Datei: Ruttkay Formengruppe.png|thumb|210px| Ruttkays Formengruppe 1–3 der Keramik der Mondsee-Gruppe]]
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===Elisabeth Ruttkays "Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe" 1981===
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Mit dem folgenden Link zu &rarr; '''''[[Ruttkays wesentlichen Pfahlbau-Veröffentlichungen]]''''' in den Salzkammergutseen wird ihre Arbeit gewürdigt und im ebenfalls '''''verlinkten <u>offiziellen Nachruf</u>''''' wird auch ihre wesentliche Literatur angeführt.
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'''''Ruttkay 1981''''', Elisabeth: '''<u>Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe</u>'''. – In: das Mondseeland – Geschichte und Kultur. Katalog der Ausstellung des Landes OÖ in Mondsee, Linz, 1981:269-294.
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* Mit dem folgenden Link wird die Veröffentlichung &rarr; '''''[[Elisabeth Ruttkay: Typologie und Chronologie der Mondseegruppe]]''''' anlässlich der OÖ Landesausstellung 1981 „Das Mondseeland – Geschichte und Kultur“ im Schloss Mondsee als '''''<u>genehmigtes Transkript</u> aus dem vergriffenen Katalog''''' gebracht.
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* In dieser Veröffentlichung übernimmt Ruttkay – leider unhinterfragt – von Pittioni sowie Hell und Willvonseder sowie Beninger  alle von diesen genannten Pfahlbaustationen, die neben den Pfahlbauten an Mond- und Attersee auch alle entfernten Stationen im Salzburgischen (Bischofshofen-Götschenberg, Salzburg-Rainberg, Salzburg-Elsbethen-Grillberg) und benachbaren Bayern (Ainring-Auhögl) sowie die Stationen an Enns und Steyr (Garsten-Sonnbichl, Laussa-Langensteinerwand und Prückelmauer, Mühlbach-Rebsteinmauer) sowie an der Traun (Stadl-Paura – Paura) sowie auch solche in Niederösterreich (Ertl-Hauserkogel, Grünbach-Hausstein und Ossarn).
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===Das FWF-Pfahlbauprojekt mit Elisabeth Ruttkay (1989-1995)===
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====Hoffnungen von Jahrfünft geförderter Pfahlbauforschung 1989-95====
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Nachfolgend wird der Bericht von E. Ruttkay in Zs. Arche 1995 zu einem halben Jahrzehnt intensiv geförderter interdisziplinärer Forschungen des &rarr; '''''[[Pfahlbauprojekts von FWF und ÖNB]]''''' unter dem Titel '''''„Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt von FWF und ÖNB-Fonds“''''' gebracht, in der auch mehrere Veröffentlichungen (vgl. die folgende Auflistung) zu den Forschungen angekündigt werden. '''''Der Forschungsaufwand betrug 50–70 Personenjahre.'''''
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✔ Pucher, Erich: Archäozoologische Bestimmung der neu zutage geförderten Tierknochen aus der Station See/Mondsee.
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✔ Bachner Margit: Erfassung und Untersuchung der Altfunde der Muchsammlung (Wiener Dissertation)
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'''''∀ offen:''''' Keramikfunde der Grabungen Offenberger und Kunze (Vorlage als Kataloge erfolgt bzw. z.T. im Druck)
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✔ Antl-Weiser, Walpurga: Die Silices der Station Mondsee (über 2000 Stücke; es gibt bereits Manuskript)
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✔ Holzer, Veronika: Die Schnüre und Geflechte der Station Mondsee (es gibt bereits Manuskript)
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[Mitarbeit am Pfahlbauprojekt der Prähistor. Abt. des NHM (P1985-HIS), Leitung E. Ruttkay. Grafische Dokumentation Fundmaterialien und wissenschaftl. Aufarbeitung Schnüre und Geflechte der Station Mondsee und Steinbeile und Keramik von Misling I und II.]
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✔ Obereder 1993, Pernicka, Ruttkay: Metallfunde aus Kupfer und Bronze aller Stationen (Manuskript wird noch bearbeitet)
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✔ Monographische Bearbeitungen der Attersee-Stationen; Beginn mit der Aufnahme der Stationen von Misling und Seewalchen
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'''''∀ offen:''''' Kataloge aller Funde: es liegen bereits die Tuschzeichnungen und computermäßig erfassten Kataloge aller Funde vor
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✔ die Aufarbeitung von Misling durch Veronika Holzer ist fast fertig
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'''''∀ offen:''''' künftig sollen die neuentdeckten Stationen Abtsdorf 1, 2 und 3, Aufham 2, Kammer, Litzlberg, Litzlberg Nord 1 und 2, Nußdorf) aufgearbeitet werden
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Die Berichte werden in den Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erscheinen.
  
 
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[[Datei:Tasse mit Furchenstich.jpg|thumb|300px|Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich]]
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====FWF-Forschungen 1989-95: erzielte Forschungsergebnisse bis 2020====
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'''''Pernicka 1993''''', Erich; Obereder, J.; Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993:5-9. Eine Langfassung wurde nicht mehr erstellt.
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* Pernicka setzte seine Forschungen ohne Ruttkay bis 2012 fort mit dem Ergebnis: '''''Es gibt keine "passende" Kupfer-Arsen-Quelle für das Mondsee-Kupfer in Europa und Südost-Europa.'''''
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'''''Pucher 1997''''', Erich und Engl, Kurt: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I - Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Tierknochenfunde. Mitt. d. Prähistor. Komm. Bd. 33. Öst. AdW 1997. 151 Seiten.
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'''''Pawlik 1993''''', P.: Die botanische Untersuchung der jungneolithischen Feuchtbodensiedlung Station See am Mondsee, OÖ. Teilergebnisse. <u> Unpublizierter Bericht </u> für das Pfahlbauprojekt.
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'''''Lochner 1997''''', Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Keramik. Mitt. d. Prähistor. Kommiss. Bd. 32, Öst. AdW 1997, 395 Seiten
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'''''Bachner 2002''''', Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Slg. Much, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Diss., 3 Bände: Text, Katalog, Tafeln; Wien 2002.
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* Margit Bachner ordnet alles, was Willvonseder, Beninger, Hell, Lippert, Mitterkalkgruber, Schmitsberger je als „mondseeisch“ angeführt haben, zur „Mondseegruppe“. Sie behandelt auf 110 Seiten Text hauptsächlich die Keramik, aber auch die Stein-, Knochen- und Geweih-Artefakte; weiters die organischen Reste, die Kupfergegenstände und die Tierknochenfunde. Mit „aufopfernder“ Hingabe hat Bachner alle verfügbaren Funde mit größter Sorgfalt im Katalog bemaßt sowie morphologisch eingeordnet und auf 133 Tafeln in außerordentlicher Detailgenauigkeit abgebildet.
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*  Bachner; S. 86 Zur Herkunft der Mondsee-Kultur: „Neuere Funde belegen eine engere Anknüpfung auch an die '''''Pfyner Kultur''''', wie beispielsweise mehrere '''''Gusstiegelfragmente''''' aus dem rechtsrheinischen Gebiet der Pfyner Kultur, der Kupferdolch von Schorrenried bei Reute und eine '''''Kupferspirale von Niederwil „Egelsee“''''' in der Schweiz (Wininger 1981), alles Typen die in der Mondsee Gruppe ebenfalls vorkommen.“
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'''''Antl-Weiser 2006''''', Walpurga: Silexplatten als Grundform für Geräte in der Station See/Mondsee. FS Elisabeth Ruttkay. Arch. Austr. 2006:96-103. Eine monographische Aufarbeitung des Silexmaterials von See/Mondsee stand 2006 kurz vor dem Abschluss; es blieb aber beim überblicksmäßigen Vorbericht, wohl wegen ihrer intensiven Befassung mit der ''„Venus von Willendorf“''.  
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* Die Silexgeräte der Station See/Mondsee sind aus Fragmenten von dünnen Silexplatten hergestellt. Antl-Weiser vermutet als Herkunft Baiersdorf in Bayern, sie können aber auch mit Abensberg verglichen werden. Sie untersuchte aus Plattensilex: 38 Pfeilspitzen, 16 Sichelmesser, 47 Messer und 23 kleinere Werkstücke.
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'''''Reiter 2011''''', Violetta: &rarr; ''[https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1272199 Die Steinbeile vom Mondsee/Station See aus der Sammlung Matthäus Much]''. Diplomarbeit Univ. Wien 2011. '''Achtung: 339 MB'''; enthält auf S. 148 ff. auch Angaben zu &rarr; Materialien; mögliche Herkünfte entsprechend M. Götzinger
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* Götzinger 2008, Michael: Die Steinrohstoffe der Mondseebeile in Studiensammlung d. Inst. f. Ur- und Frühgeschichte der Univ. Wien, Archäologie Österreichs 19/2, 2008:39–42.
  
'''''ATARHOF''''' &rarr; ''<big>[https://www.archaeofreunde.at/museum-atarhof/ Museum ATARHOF]</big>'' in Attersee, Landungsplatz 1: "Der Verein ''Freunde der Archäologie des Attersees und seines Hinterlandes'' hat sich zum Ziel gesetzt, spannende wissenschaftliche Themen der Archäologie und neuere Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung aus der Region einem interessierten, größeren Publikum zu vermitteln. Er hält ständigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten und Institutionen, lädt Fachleute zu Referaten ein, experimentiert selbst mit alten Kulturtechniken wie Keramikherstellung, Färben, Stein- und Holzbearbeitung und Kochen. Er gibt seine Erfahrungen in Workshops an Gruppen von Erwachsenen und Schülern weiter. Der Verein betreibt den '''''ATARHOF''''' mit wechselnden Ausstellungen und Workshops und betreut den Pfahlbau-Pavillon in Attersee, erweitert um einen prähistorischen Garten von Nutzpflanzen aus der Pfahlbau- bis zur Römerzeit." (Obfrau Prof. Dr. Helga Oeser)  &rarr; [3.800-3.500 v.Chr.]
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'''''Reiter 2013''''', Violetta: Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee, ÖÄW, MPK 81, 2 Bände: Text 156 S., Katalog 399 S.; Wien 2013.
  
Nachfolgend der &rarr; [https://heimatbuch-nussdorf.jimdofree.com/spurensuche/workshops-atarhof/ Link] zu den <u>Veranstaltungen</u> im ATARHOF, Oesers gut schmeckende <u>Pfahlbaugerichte</u> und ihre <u>Färbetechniken</u> der Pfahlbauern.
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'''''Holzer 2020''''', Veronika: &rarr; '''''[https://verlag.nhm-wien.ac.at/PFon/PFon_10.pdf Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee]''''', Prähistorische Forschungen online (Hrsg.: Grömer, K.; Kern, A.: Anthrop. Ges., Wien), Bd. 10, 2020, 60 Seiten.)
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* Der von Dr. Veronika Holzer im Rahmen des „Pfahlbauprojektes“ erstellte Katalog mit der Auflistung aller ca. 100 Textilreste aus See/Mondsee lag seit 1996 druckfertig vor und wurde nun online veröffentlicht.
  
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'''''Holzer (in Vorb.)''''', Veronika: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II - Die Pfahlbaustationen Misling I und Misling II / Attersee. <u> Veröffentlichung geplant </u> in MPK, Österr. AdW, Phil.-histor. Klasse.
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&rarr; [https://www.e-periodica.ch/digbib/dossearch?ssearchtext=Pfahlbaustudien&facet= ETHZ-Suche]
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===Die "Fundberichte aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes===
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Nachfolgend werden die Ergebnisse der von Johann Offenberger initiierten Pfahlbausuche und -bestandaufnahmen in den "Fundberichten aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes angeführt. Karl Czech war der Obmann des ''Tauchclubs Wels (UTC)''; die zweite Tauchergruppe kam von der ''TG Haag''. Insgesamt waren über die Jahre 54 Taucher an diesen Arbeiten beteiligt.
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'''a) <u>"Fundberichte aus Österreich"</u>''' zu ''"Pfahlbauten"'' bis Nr. 50 der <u>gedruckten Jahrbücher:</u> bis 2011.
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Link zu den &rarr; '''''<u>[[12 Berichten von Czech in den FÖ 1976 bis 1989]]</u>'''''
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Gotsleben 1981 mit Vymazal: Vermessung der neolithischen Seeufersiedlung Kammer I, FÖ 20, 1981, 29–34.
  
'''Seidl Da Fonseca, Helena:''' Prehistoric lakeshore settlements’ landscape analysis - the cases of Attersee and Mondsee, Upper Austria. (Eine Landschaftsanalyse der urgeschichtlichen Seeufersiedlungen am Attersee und Mondsee in Oberösterreich) Masterarbeit Univ. Wien; 2019; 171 Seiten. (Betreuer*in: Timothy Taylor; <u>Volltext nicht freigegeben</u>.) <br /> <u>Abstract:</u> Urgeschichtliche Seeufersiedlungen sind einzigartige Fundschätze und ein vielversprechendes Forschungsfeld für die Archäologie. Die Aufnahme 111 solcher Feuchtbodensiedlungen um die Alpen ins UNESCO-Welterbe zeigt deutlich welchen internationalen Wert diese Fundstellen nicht nur im Bereich der Wissenschaft sondern auch für die Öffentlichkeit hat. Seit 2011 ist auch Österreich mit 5 Fundstellen im Weltkulturerbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ vertreten. Durch die Ernennung zum UNESCO-Welterbe besteht nach einem 20 jährigen Stillstand der Forschung im Bereich der Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie erstmals wieder ein Anstoß zu neuen wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Forschungsfeld. Die vorliegende Master-Arbeit ist ein Beitrag zur Aufarbeitung der vorhergegangenen Forschungen in Oberösterreich und behandelt die bereits bekannten Seeufersiedlungen im Raum Attersee und Mondsee mit Hilfe aktueller Techniken in einem neuen Licht. Die Durchführung einer archäologischen Landschaftsanalyse setzt die Unterwasserfundstellen in Verbindung mit ihrem Hinterland. Mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS/Arcmap) wurden bestimmte Geofaktoren innerhalb der direkten Einzugsgebiete der bekannten Fundstellen untersucht. Mittels solcher Umfeld-Analysen konnte die Landschaft in Verbindung mit Seeufersiedlungen statisch ausgewertet werden. Die Ergebnisse bieten Input für verschiedene Forschungsfragen im Bezug auf die Mensch-Umwelt Beziehung im Neolithikum und der Bronzezeit. Zudem führten die Analysen zu einer Definition von Siedlungstypen deren Standorte ähnliche Landschaftsmerkmale aufweisen. Die Eigenschaften des am häufigsten vertretenen Typs wurden als Parameter für die Erstellung eines Vorhersagemodells herangezogen das zukünftiger Forschungen dienlich sein soll. Die präsentierte Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam des internationalen D-A-CH Forschungsprojekt „Beyond lake villages: Studying Neolithic Environmental changes and human impact at small lakes in Switzerland, Germany and Austria“ (FWF - I 1693).
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Ruttkay 1982, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. FÖ 21, 1982, S. 19-23.
  
'''Längauer, Julia:''' &rarr; ''[https://phaidra.univie.ac.at/open/o:1352162 Eine archäologische Landschaftsanalyse zweier Voralpenseen im Vergleich - die prähistorischen Fundstellen der nördlichen Attersee-Region, Oberösterreich und des Tegernsees, Bayern.] Masterarbeit Univ. Wien, 2019, 105 Seiten. (Betreuer*in: Timothy Taylor) <br /> <u>Abstract:</u> Die ersten Pfahlbauten am Attersee wurden 1870 entdeckt. Im Zuge des darauf einsetzenden „Pfahlbaufiebers“ konzentrierte sich die Forschung über lange Zeit fast ausschließlich auf die Seeufersiedlungen. Erst seit kurzem wird durch das internationale Projekt: „Beyond Lake Villages“ auch das Hinterland einiger Seen erforscht, sowie Lehrgrabungen der Universität Wien durch Timothy Taylor im Hinterland des Attersees durchgeführt. Ziele dieser Masterarbeit sind zum einen eine landschaftsarchäologische Analyse anhand ausgesuchter, geeignet erscheinender Geofaktoren, um potenzielle, diachron unterschiedliche, Siedlungssystematiken aufzuzeigen, zum anderen, die Möglichkeit, diese Ergebnisse auf einen bisher unerforschten See, den Tegernsee in Bayern zu übertragen. Es zeigt sich, dass im Hinterland des Attersees für das ausgewählte Gebiet ein deutlich unterschiedliches Siedlungsverhalten zumindest für das Spätneolithikum und die mittlere Bronzezeit festgestellt werden kann. Die Siedlungen der Mittelbronzezeit liegen im Schnitt höher im Gelände und näher am Attersee als die spätneolithischen. Ebenso wurden die großteils undatierten Hügelgräber bearbeitet, um mögliche Bezüge zueinander aufzuzeigen. Die Sichtachsen könnten hier eine chronologische Abfolge der Erbauung implizieren. Streufunde im ausgewählten Gebiet erwiesen sich nur als bedingt aussagekräftig und wurden nur bearbeitet, wenn sie durch ihre Lage und Bezug zu Siedlungen sinnvoll erschienen. Dabei konnte für die Urnenfelderkultur eine regelhafte Deponierung im Attersee mit Bezug auf die Siedlung am Buchberg herausgearbeitet werden. Ein Umlegen der Ergebnisse auf den Tegernsee stellte sich als schwierig heraus und ist nur bei gleicher Datenmenge und Qualität möglich. Dennoch konnten durch Begehungen rund um den Tegernsee einige potenzielle Siedlungsstellen entdeckt werden. Wünschenswert wäre, diese in Zukunft durch noninvasive Methoden wie geomagnetische Messungen zu untersuchen.
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'''b) <u>"Fundberichte aus Österreich"</u>''' ab Nr. 50 bis Nr. 60 &rarr; <u> ab 2012.[https://www.bda.gv.at/service/publikationen/fundberichte-aus-oesterreich.html in elektronischer Form]</u> (was es zu "Pfahlbauten" gibt)
  
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Pollak 2011, Marianne: Erstmalige Unterschutzstellung der &rarr; ''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:d731a62b-ae8a-4431-8411-69dc2ba4ad76/BDA-F%C3%9650.pdf Pfahlbaustationen Abtsdorf I–III und Litzlberg Süd]'': FÖ Bd. 50, 2011; S. 37.
  
Janik, Vinzenz: &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1969_114_0181-0200.pdf Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung.] Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 114, 1 (1969). S. 181-200
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Neubauer 2011, Daniel: Beschreibung der &rarr; ''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:d731a62b-ae8a-4431-8411-69dc2ba4ad76/BDA-F%C3%9650.pdf Umrisslinien der Stationen Seewalchen und Kammer]'': FÖ Bd. 50, 2011; S. 350.
  
Offenberger, Johann: &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1971_116_0009-0021.pdf Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung.] Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 116, 1 (1971). S. 9-21.
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Gruber 2011, Heinz: &rarr; [https://www.academia.edu/6011423/Heinz_Gruber_Pfahlbauten_%C3%96sterreichs_neues_Welterbe_in_Denkmal_Heute_Heft_1_2011_37_41 Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe.] In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41
  
Offenberger, J., Die „Pfahlbauten“ der Salzkammergutseen. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur, Katalog (1981) 285-397.
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Gruber 2011, Heinz: &rarr; ''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:d731a62b-ae8a-4431-8411-69dc2ba4ad76/BDA-F%C3%9650.pdf Juni 2011: UNESCO »Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen«; Litzlberg-Süd und Abtsdorf stehen unter Denkmalschutz; Neubauer: Tauchverein UW-Archäologie startet in Seewalchen]''; FÖ 50, 2011; S. 25; S. 350.
  
Offenberger, Johann mit Beitr. v. Alfred Schatz u. Kurt Vymazal: &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1976_121_0105-0138.pdf Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht.] In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Bd. 121, 1 (1976) S. 105-138.
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Gruber 2012, Heinz: &rarr; ''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:1dc5b412-e91f-4b03-9070-c73eb243cd03/BDA-F%C3%9651.pdf Eintragung der Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen als UNESCO-Welterbe]''; FÖ 51, 2012, S. 20.
  
Wolff, Petra: Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. Diss. Univ. Wien, stark gekürzt im: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 122,1 (1977) S. 269-347. &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0269-0305.pdf Teil 1]; &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0306-0347.pdf Teil 2]; &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0269-0347_bilder.pdf Abbildungen]
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'''''<u>Czech 2013, Karl:</u>''''' &rarr; '''''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:dc1d67f4-5994-44d3-9be9-3bf4e6fca424/BDA-F%C3%9652.pdf 13. Bericht zur Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen]'''''. In.: FÖ 52, 2013; S. 145–153. Im Attersee sind '''''23 Siedlungen''''' bekannt, von denen erst '''''13 vermessen''''' sind.  
  
Schier, Wolfram: &rarr; [https://www.academia.edu/9839922/Extensiver_Brandfeldbau_und_die_Ausbreitung_der_neolithi-schen_Wirtschaftsweise_in_Mitteleuropa_und_S%C3%BCdskandinavien_am_Ende_des_5_Jahrtausends_v_Chr Extensiver Brandfeldbau und die '''''Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa''''' und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr.] PZ, 84. Band, S. 15-43, Walter de Gruyter 2009.
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Gruber 2013, Heinz: &rarr; ''[https://www.bda.gv.at/dam/jcr:dc1d67f4-5994-44d3-9be9-3bf4e6fca424/BDA-F%C3%9652.pdf Unterschutzstellung der Pfahlbaustation Nußdorf am Attersee]''. FÖ 52, 2013; S. 19
  
 
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Landwirtschaftliche Praktiken bei neolithischen Seeuferstandorten _ Kultivierung der Auswahl OPEN ACCESS<br />
 
How to cite this article: Amy Styring, Ursula Maier, Elisabeth Stephan, Helmut Schlichtherle and Amy Bogaard (2016).
 
Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites. Antiquity, 90, pp 95-110 doi:10.15184/aqy.2015.192 <br />
 
* https://www.cambridge.org/core/journals/antiquity/article/cultivation-of-choice-new-insights-into-farming-practices-at-neolithic-lakeshore-sites/ACB0CAC3A8823A3C30F151D5E9827315  <br />
 
* https://www.researchgate.net/publication/295264081_Cultivation_of_choice_New_insights_into_farming_practices_at_Neolithic_lakeshore_sites
 
 
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==Offizielle Studien- und Literatur-Sammlungen==
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* Studien- und Literatur-Sammlung des &rarr; '''''[[Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie]]''''' (Stand 10. Oktober 2017)
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* Weiterführende Literatur bietet auch das &rarr; '''''[https://www.pfahlbauten.at/organisation/fachliteratur Kuratorium Pfahlbauten Wien]''''' (z. T. mit Links zum Downloaden)
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* '''''Jakob Maurer''''' stellt auf der Homepage mit &rarr; '''''[https://www.neolithikum.at/sonstiges/archaologisches/literaturlisten/endnote-gesamt Endnote-Gesamt (12.10.2018)]''''' eine sehr umfassende Literatur-Zusammenstellung zur Verfügung: 136 x „Mondsee“; 65 x „Attersee“; 18 x „Traunsee“; 43 x „Altheim“; 184 x „Ruttkay“; 111 x „Hell“; 56 x „Pittioni“; 28 x „Willvonseder“; 18 x „Beninger“; 14 x „Driehaus“; 11 x „Much“; 6 x „Reinecke“; 3 x „Schweighofer Mauer“; 26 x „Südost…“ usw.
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==Relevante Literatur zu den Pfahlbauten am Attersee und Mondsee==
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===Mondsee und Attersee===
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&rarr; '''''[[Elisabeth Ruttkay: Typologie und Chronologie der Mondseegruppe]]''''', in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 269–294.
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Ruttkay´s "Terminologie des Jungneolithikums" in: &rarr; ''[https://austriaca.at/0xc1aa5576_0x0009fb5b.pdf '''Samonigg 2003, Bertram:''' Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees.''] in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41
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Samonigg 2003, Bertram: &rarr; ''[https://austriaca.at/0xc1aa5576_0x0009fb5b.pdf Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees.''] in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41
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Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D.: &rarr; ''[https://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/20/20 Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick]''; Journal of Neolithic Archaeology 2006 (zu Michelberger und Altheimer Kultur)
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Pavuk 2000, Jurja: &rarr; ''[https://www.academia.edu/17852543/Das_Epilengyel_Lengyel_IV_als_kulturhistorische_Einheit Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit]''. In: Slovenska Archeologika 2000. S. 1–26. (mit vielen Keramikformen-Abbildungen)
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Offenberger, Johann: Die „Pfahlbauten” der Salzkammergutseen, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 295–357.
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Offenberger, J. und Ruttkay, E.: Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen, in: H. Schlichtherle (Hrsg.), Pfahlbauten rund um die Alpen. Darmstadt 1997; 76–80.
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Pernicka, E.; Frank, C.: &rarr; ''[https://www.academia.edu/14331649/Copper_artifacts_of_the_Mondsee_group_and_their_possible_sources Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources]''. pp. 113-138. In: Lake Dwellings after Robert Munro. Edinburgh 2010. (online - Leiden: Sidestone Press) <br />
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* Mondsee-Kupfer hat besonders viel Arsen: 0,5–5% und damit war eine Vorbehandlung wie Rösten nicht möglich; historischer Kupfer-Abbau in Mitterberg, Kitzbühel oder Schwaz können wie alle Ostalpenbergbaue als Quelle ausgeschlossen werden, wie auch jene von Südost-Europa. Am Balkan gibt es aber mit Mondsee vergleichbar stark-arsenhältige Kupferartefakte, aber keine zugehörige Quelle. Die Verbreitung der Spiralen mit Mondseekupfer reicht von Ungarn bis zum Bodensee. Alle Mondseedolche gehören zum Cucuteni-Typ, die auch entlang der Donau vorkommen. Mondseekupfer kommt nur stark-arsenisch und ansonsten sehr reinem Kupfer vor, wie auch bis in den '''<u>Iran</u>'''.
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Obereder, J.; Pernicka, E. und Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht, Archäologie Österreichs 4/2, 1993, 5–9.
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Ranseder, Bärbel: &rarr; ''[https://www.ethnobotanik-weiterbildung.uzh.ch/dam/jcr:3289328f-d5a7-40fa-9533-07ca19ce038a/Ranseder_Pflanzenfunde_Pfahlbauten_final_2016.pdf Die Pflanzenfunde der Pfahlbauten in See / Keutschach / Abtsdorf I / Seewalchen I (A) im Tabellenvergleich zu Robenhausen (CH) und Federsee (D).]'' Ethnobotanik und Ethnomedizin, Univ. Zürich. 2016. 54 Seiten.
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Reitmaier 2019, Florian: &rarr; ''[https://www.academia.edu/39146569/Florian_Reitmaier_Die_Erdwerke_der_Altheimer_Kultur_In_L_Husty_K_Schmotz_Hrsg_Vortr%C3%A4ge_des_37_Niederbayerischen_Arch%C3%A4ologentages_Rhaden_Westf_2019_93_150 Die Erdwerke der Altheimer Kultur]''. (37. Niederbayerischer Archäologentag 2019; S. 93-150)
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Swierczynski 2013, T.: Lauterbach, St.; Dulski, P.; Brauer, A.: &rarr; [https://www.researchgate.net/publication/260726947_Late_Neolithic_Mondsee_Culture_in_Austria_living_on_lakes_and_living_with_flood_risk Late Neolithic Mondsee Culture in Austria: living on lakes and living with flood risk?] Climate of the Past 9(4), 2013: p. 1601-1612. (Radiokarbondaten Mondsee-Stationen; Grafik – CC BY 3.0)
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Turck, Rouven: &rarr; ''[https://www.academia.edu/2284952/Die_Metalle_zur_Zeit_des_Jungneolithikums_in_Mitteleuropa_Eine_sozialarch%C3%A4ologische_Untersuchung Die Mondsee-Metallurgie]''. In: Die Metalle zur Zeit des Jungneolithikums in Mitteleuropa. (S. 37-42) <br />
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Es ist ''opinio communis'', dass die '''''Feuchtbodenbesiedlungen der Nordalpen ein zusammengehöriges, vergleichsweise einheitliches Phänomen''''' darstellen. Im frühen '''''4. Jt. v. Chr. brechen die Importe aus Südosteuropa ab''''', während die eigenständige Kupfergeräteproduktion einsetzt. (Er hat mit dem Abbruch der Importe aus SO-Europa wohl recht; lt. Pernicka hat er aber mit seiner These einer eigenständigen Mondsee-Kupfer-Produktion unrecht.)
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===Station See am Mondsee===
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[[Datei: Mondsee_Krug_1017.png|thumb|350px| Mondseekrug mit Furchenstichverzierung (Foto: B. Schier)]]
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OFFEN: Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Keramik, Wien 1997. MPK 32.
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'''''3-D-Modelle''''' der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie, Wien: &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/kataloge/katalog-3d-modelle/neolithikum/krug-mondsee/ Krug]'', &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/kataloge/katalog-3d-modelle/neolithikum/henkeltasse-mondsee/ Henkeltasse]'' und &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/kataloge/katalog-3d-modelle/neolithikum/dolch-typ-mondsee-oberoesterreich/ Dolch (Typ Mondsee)]''.
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Abbildungen &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/kataloge/kataloge-mit-freiem-zugang/mondseestation-see-projekt-nr1-473839/ von Funden der Station See/Mondsee]'': Silices; Beile und Äxte; Keramik; Organische Reste; Knochen; Metalle; sowie Steinschmuck und -objekte der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie Wien
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Wolff 1977, Petra: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_122a_0269-0347.pdf Die <u>Jagd- und Haustierfauna</u> der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees]''. JB des OÖ Musealvereins, Bd. 122/I, 84 Seiten, Linz 1977. (Mit 20 Abb. auf Tafel V-VIII, 2 Abb. im Text und 11 Diagrammen)
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Pucher 1997, Erich: Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Tierknochenfunde und Untersuchungen über Bestimmungskriterien von Gemsenknochen sowie '''''Überlegungen zur Herkunft der Mondsee-Viehwirtschaft'''''. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 003 1997,  150 Seiten.
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Holzer 2020, Veronika: &rarr; ''[http://verlag.nhm-wien.ac.at/PFon/PFon_10.pdf <u>Textilfunde</u> aus der Seeufersiedlung See am Mondsee]''. Prähistorische Forschungen online Band 10 (2020), 60 Seiten; Anthropolog. Ges. Wien; Verlag NHM Wien, 2020. <br /> [Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/; Bilder, deren Copyright nicht beim NHM bzw. beim Autor liegen, werden gem. § 42f (1) Z 1 Urheberrechtsgesetz als Bildzitat im wissenschaftlichen Rahmen verwendet.]
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Hofmann 1924, Elise: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_133_0379-0409.pdf  <u>Pflanzenreste</u> der Mondseer Pfahlbauten]''; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.
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Reiter 2013, Violetta: &rarr; ''[https://www.ciando.com/img/books/extract/3700176449_lp.pdf Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der <u>Steinbeilklingen</u> vom Mondsee]''. Mitt. der Prähistorischen Kommission, Band 81, 30 Seiten. Verlag der ÖAW, Wien 2013.
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Reiter 2011, Violetta: &rarr; ''[https://utheses.univie.ac.at/detail/11819# Die <u>Steinbeile</u> vom Mondsee_Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much]''; Diplomarbeit Uni Wien, 2011, 634 Seiten. ('''331 MB''')
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Reiter 2008, Violetta: &rarr; ''[https://www.academia.edu/5717971/Aktueller_Forschungsstand_der_Mondsee_Funde_in_der_Studiensammlung_des_Institutes_f%C3%BCr_Ur_und_Fr%C3%BChgeschichte_der_Universit%C3%A4t_Wien Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien]'', Archäologie Österreichs 19/1, 2008; 6 Seiten. (Datenerfassung der Funde: Keramik, Steingeräte, Organisches Material, Knochen- und Knochenschmuck, Metallgegenstände, Datierung)
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===Keutschachersee===
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Samoig 2001, Bertram: &rarr; ''[https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/die-pfahlbaustation-des-keutschacher-sees/600484?name=die-pfahlbaustation-des-keutschacher-sees&product_form=1428  Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees.]'' Dissertation 2001; Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II. Mitt. der Prähistor. Kommiss. 51; 2003. OPEN ACCESS.
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==Literatur==
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[[Datei: Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten.jpg|thumb|320px| Zur Vorgeschichte Oberösterreichs - Die Pfahlbauten]]
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg (1889); &rarr; ''[https://austria-forum.org/web-books/kpwde06de1889onb/00000091 Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten.]'' S. 55-62.
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===UNESCO===
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Gruber 2011, Heinz: &rarr; ''[https://www.academia.edu/6011423/Heinz_Gruber_Pfahlbauten_%C3%96sterreichs_neues_Welterbe_in_Denkmal_Heute_Heft_1_2011_37_41 Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe.]'' In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41.
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Dworsky 2012, Cyril und Helena Novak: &rarr; ''[https://www.academia.edu/5863029/Arch%C3%A4ologische_%C3%9Cberlebensstrategie_UNESCO_Welterbe Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit]''; Zs. Archäologie Österreichs 23/2, 2012
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Jansa 2013, Viktor: &rarr; ''[https://www.academia.edu/3560289/Probleme_und_L%C3%B6sungsans%C3%A4tze_beim_Monitoring_unterwasserarch%C3%A4ologischer_Fundstellen_am_Beispiel_des_UNESCO_Weltkulturerbes_Pfahlbauten  Probleme und Lösungsansätze beim Monitoring unterwasserarchäologischer Fundstellen am Beispiel des UNESCO–Weltkulturerbes „Pfahlbauten“]''. Diplomarbeit Univ.-Wien, 2013. 137 Seiten. (S. 75: Fallstudie Seewalchen)
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Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in: &rarr; ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4historische_Pfahlbauten_um_die_Alpen Wikipedia: Liste aller 111 UNESCO-Stationen]''
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===Pfahlbauforschungen zum Mondsee===
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[[Datei: Karl Klapper.png|left|thumb|220px|Prof. Karl Klapper 1912–15.4.1995]]
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Klapper 1940, Karl: Dissertation über &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/oenj_1995_H16_0001-0032.pdf Wirbeltierfunde bei den Pfahlbauten am Mondsee"]'' (Nachruf in Zs. ''Österrreichische Naturschutzjugend''); die begonnene Dissertation an der Univ. Wien ging im Zweiten Weltkrieg verloren.
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Offenberger 2012, Johann: Weltkulturerbe "See" - Ein Forschungsbericht. Historica – Austria, Jahrgang 2012, Band 10, 100 Seiten.
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Offenberger 2015, Johann: Das Pfahlbauerbe – "Brennpunkt" Mondsee. Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse. Historica – Austria, Jahrgang 2015, Band 13, 327 Seiten.
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Ruttkay 1981, E., Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur, Katalog (1981) 269-294.
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Ruttkay 1999, E., Mondsee-Gruppe. In J. Preuss, Das Neolithikum in Mitteleuropa 2 (1999) 75-78.
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Ruttkay 1983, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I; In: Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1983, 19-23.
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Ruttkay 1995, Elisabeth: Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt vom FWF-Fonds und der ÖNB; In: Arche. Zeitschrift für Geschichte und Archäologie in OÖ, Nr. 10, 1995, 18-19.
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Schmidt 1986, R.: Palynologie, Stratigraphie und Großreste von Profilen der neolithischen Station See am Mondsee, Oberösterreich. Verlag ÖAW; Archaeologia Austriaca 70, 227–235.
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Berger 2018, David, zur &rarr; ''[https://zidapps.boku.ac.at/abstracts/download.php?dataset_id=18737&property_id=107 Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels]'', Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten)
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Cichocki 2013, Otto: &rarr; ''[https://vias.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_vias_dendro/publikationen_downloads/Nassholzfunde_aus_o__sterreichischen_Seen_-_Cichocki_2013_1_.pdf Nassholzfunde aus österreichischen Seen.]'' Fines Transire 2013, S. 25–50. (etwas Holzfunde von See/Mondsee, sonst Keutschacher See)
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Much 1885, Matthäus: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SVVNWK_25_0249-0298.pdf  Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen]''. Vortrag 1885.
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Janik 1969, Vinzenz: &rarr; ''[https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1969_114_0181-0200.pdf Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung.]'' Jahrbuch des Oö Musealvereines Bd. 114, 1 (1969). S. 181-200
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Wolff 1977, Petra: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_122a_0269-0347.pdf  Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees]''. (stark gekürzte Dissertation); Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 1977, Band 122/1, S. 269-347.
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Wolff 1977, Petra: Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. Diss. Univ. Wien, stark gekürzt im: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 122,1 (1977) S. 269-347. &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0269-0305.pdf Teil 1]; &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0306-0347.pdf Teil 2]; &rarr; [https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1977_122_0269-0347_bilder.pdf Abbildungen]
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Holzer 2020, Veronika: &rarr; ''[http://verlag.nhm-wien.ac.at/PFon/PFon_10.pdf Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee.]'' S. 14-48. S. 49-60: Faszinierende Tafeln von Offenberger. Mit Vorbemerkung: Pfahlbauforschung in See am Mondsee als Kontext zur wissenschaftlichen Erforschung der Textilreste. (S. 7-13). Prähistorische Forschung Online, Band 10. Verlag des NHM Wien, 2020. 60 Seiten. (Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )
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Grömer 2006, Karina: &rarr; ''[https://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/Groemer/2006%20Groemer%202006_AOE16%2017%20Ruttkay.pdf Vom Spinnen und Weben, Flechten und Zwirnen. Hinweise zur neolithischen Textiltechnik an österreichischen Fundstellen. Für Elisabeth Ruttkay]''. Zs. Archäologie Österreichs, 17/2, 2006; S. 177–192.
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Götzinger 2006, Michael: &rarr; ''[https://docplayer.org/44964988-Ueberblick-zu-den-verfuegbaren-steinrohstoffen-in-ostoesterreich.html Überblick zu den verfügbaren Steinrohstoffen in Ostösterreich.]'' In: Mateiciucová, I. und Götzinger, M. (2006): Zur Rohstoffverteilung und -verfügbarkeit in der Lengyel-Kultur.- Archäologie Österreichs 17/2, 82 – 89.
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Obereder 1993, J./E. Pernicka/E. Ruttkay, Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993, 5-9.
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Reiter 2011, Violetta: &rarr; ''[https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1272199 Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Much.]'' Diplomarbeit, Universität Wien, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2011. ('''''<u>331 MB</u>''''', 634 Seiten: Bd. 1 Text, 226 S.; Bd. 2 Katalog: Tafeln 1-99; Bd. 3: Katalog: Tafeln 100-199); online abrufbar for best quality im Bibliothekskatalog der Universiät Wien: &rarr; ''http://usearch.univie.ac.at''
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Reiter 2013, Violetta: &rarr; ''[https://www.academia.edu/7002922/RESSOURCENMANAGEMENT_IM_PFAHLBAU_TECHNOLOGIE_UND_ROHMATERIAL_DER_STEINBEILKLINGEN_VOM_MONDSEE Ressourcenmanagement im Pfahlbau, Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee]''. Mitt. d. Prähistor. Kommission 81, 2013.
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Reiter 2013, Violetta: &rarr; ''[https://www.ciando.com/img/books/extract/3700176449_lp.pdf  Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee.]'' Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien 2013. Band 81. S. 7–30: Einleitung, Fundort, Forschungsgeschichte, Sammlung Much, S. 16 Abb. 4: Fundort mit Tiefenlinien, Fundverteilung, S. 18 Zeitstellung 4.900–4.750 BP (3.700–3100 BC); Fundmaterial (12 Seiten mit Tabellen der Inventarliste) … Rest als Kaufexemplar.
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Reiter 2008, Violetta: &rarr; ''[https://www.academia.edu/5717971/Aktueller_Forschungsstand_der_Mondsee_Funde_in_der_Studiensammlung_des_Institutes_f%C3%BCr_Ur_und_Fr%C3%BChgeschichte_der_Universit%C3%A4t_Wien  Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien].'' Archäologie Österreichs 19/1, 2008 (Überblick samt Literatur)
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Die Mondseekultur &rarr; [https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/971022 in de-academic.com]: gute Darstellungen und Beschreibungen ... Literatur ...
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Mondseekultur im &rarr; ''[https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Mondseekultur Austria-Forum]''
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Saile, Thomas: &rarr; ''[https://www.academia.edu/4195107/Altheim_ein_Jahrhundert_Erdwerk_Von  Altheim – ein Jahrhundert Erdwerk]''. 23 Seiten, Bilder und Grafiken.
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Driehaus 1960, J.: Die Altheimer Gruppe und das Jungneolithikum in Mitteleuropa. Mainz 1960. (ist gegen Verbindung der Altheimerkultur mit der Mondsee-Gruppe)
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Obereder 1993, J.; E. Pernicka u. E. Ruttkay: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9.
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Paret 1930, Oscar: &rarr; ''[https://p302.zlibcdn.com/dtoken/f734588e01e886d7ef685768b2c41799 Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa.]'' PrHist. 1930. AM MONDSEE 1927 NOCH 19 in BETRIEB; auch Attersee (S.111 u. 114/5)  10-12 m Tanne
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Daxer 2018, Chr.; Moernaut, #J.; Taylor, T.; Haas, J. and Strasser, M.: &rarr; ''[https://sciendo.com/article/10.17738/ajes.2018.0008 Late Glacial and Holocene sedimentary infill of Lake Mondsee (Eastern Alps, Austria) and historical rockfall activity revealed by reflection seismics and sediment core analysis.]'' Sciendo, Sept. 2018. P. 111-134. OPEN ACCES: licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License. Die FELSSTÜRZE am Mondsee ereigneten sich  &rarr; '''''1500 n. Chr.''''' und nicht zur Zeit der Pfahlbauern.
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Trinks 2019, Immo; Neubauer, Wolfgang; Taylor, Timothy; Wallner, Mario; Löcker, Klaus und Leskovar, Jutta: &rarr; ''[https://www.dgpf.de/src/tagung/jt2019/proceedings/proceedings/papers/52_3LT2019_Trinks_et_al.pdf Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar]''. Dreiländertagung der DGPF, der OVG und der SGPF in Wien, Österreich – Publikationen der DGPF, Band 28, 2019. Seite 235.
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===Pfahlbauforschungen am Attersee===
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[[Datei:Tasse mit Furchenstich.jpg|thumb|220px|Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich]]
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Willvonseder 1965-1968, Kurt: "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich", 1968, Mitteilungen der prähistorischen Kommission, XI. und XII. Band; (Graz 1965, Wien 1968), 453 Seiten, 34 Tafeln, 5 Abbildungen.
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Willvonseder 1960, Kurt: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_111_0154-0160.pdf Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen]''. JBOÖMV, Bd. 111, 1966:154-162.
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Danner 2020, Peter: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/344374542_Kurt_Willvonseder_1903-1968_Ein_Prahistoriker_mit_vielen_Aufgaben_zwischen_1938_und_1945_In_Daniel_Modl_-_Karl_Peitler_Hrsg_Archaologie_in_Osterreich_1938-1945_Beitrage_zum_internationalen_Symposium_v  Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945]''. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, > Literatur).
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Ruttkay 1982, E.: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. – Fundberichte aus Österreich, 21 (1982): 143-156. – Wien.
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'''Ries 2014, Marie-Claire:''' &rarr; ''[https://www.academia.edu/es/12018506/Palynologische_Untersuchung_der_fr%C3%BChbronzezeitlichen_Ufersiedlung_Abtsdorf_I_Attersee_  Palynologische Untersuchung der frühbronzezeitlichen Ufersiedlung Abtsdorf I (Attersee)]''; Bachelor-Arbeit der '''''Universität Kiel,''''' Nov. 2014. 101 Seiten. &rarr; <u>nach unten scrollen!</u>
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* <sup>14</sup>C-Daten, Klima-Pollendiagramme usw. (bestuntersuchte Station am Attersee), Seespiegel-Oszillationen … Klimaschwankungen … ( > Literatur)
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Breitwieser 2001, Rupert, Stradal Christian: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_146a_0087-0095.pdf  Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee]''. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, 2001, Band 146a, 87-95. (Abb. der Station; genaue Lage; historische Bergegeräte)
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Schoch 1978, W. und Schweingruber, F.: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_123a_0223-0227.pdf Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee]''. JbOÖMV 123/I Linz 1978, 223–227.
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Włodarczak 2012, Piotr : &rarr; ''[https://www.academia.edu/28553600/Die_Gliederung_der_Schnurkeramik_im_Z%C3%BCrcher_Raum_und_in_Mitteleuropa_Probleme_der_Synchronisation Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa — Probleme der Synchronisation.]'' In: Form, Zeit und Raum – Grundlagen für eine Geschichte aus dem Boden. Antiqua Nr. 50. Basel 2012.
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Kuratorium Pfahlbauten: Monitoring &rarr; [https://www.pfahlbauten.at/projekte/monitoring-abtsdorf-i-am-attersee Abtsdorf I am Attersee]:<br />
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Die Station Abtsdorf I ist eine seit 1963 bekannte Seeufersiedlung im nordwestlichen Bereich des Attersees in Oberösterreich. Neue Untersuchungen zeigen eine Datierung in den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit.
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Die heute noch fassbaren Überreste der Seeufersiedlung Abtsdorf I befinden sich auf einer Untiefe am nordwestlichen Ufer des Attersees in einer Wassertiefe von 2,1 m bis 2,8 m. Diese Untiefe wird durch eine sich in den See hinausziehende Landzunge (genannt Teufelsbrücke) gebildet. Aufgrund des bisher postulierten prähistorisch niedrigeren Wasserstands, kann angenommen werden, dass sich diese Siedlung ehemals auf einer Halbinsel befand. Diese Halbinsel war zwar den Naturelementen stärker ausgesetzt, bot aber auch größeren Schutz gegenüber Feinden. An den Rändern der Untiefe wurden einige Pfähle entdeckt. Oberflächenfunde aus abgerollten Keramikfragmenten konnten im mittleren Bereich der Untiefe erkannt werden. In den Kratern, die durch Ankerketten von Segelschiffbojen verursacht werden, konnte mehrfach offen liegende Kulturschicht mit Hölzern und zahlreichen Funden beobachtet werden.
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Einen deutlichen Aufschluss über die stratigrafischen Verhältnisse erbrachten die Sedimentkernproben. Die Bohrflucht 1 mit insgesamt elf Kernproben wurde entlang der Grundlinie, also im mittleren Siedlungsbereich angelegt. Das Niveau der Kulturschicht liegt zwischen 2,30 m und 2,55 m unter dem heutigen Seewasserspiegel des Attersees. Aktuelle Forschungsergebnisse erbrachten mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) eine Neudatierung der Siedlung in die Zeit um 1650 v.Chr.. Diese Zeit  im Übergang von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit war z.B. im Mittelmeer geprägt durch die Hochkulturen auf Kreta sowie im Alten Ägypten. Außerdem ließen erste Auswertungsergebnisse der Pflanzenfunde ein breit gefächertes Kultur- und Wildpflanzenspektrum erkennen. Bisher eindeutig nachgewiesene Nutzpflanzen wie Dinkel oder Flachs sind charakteristisch für die frühbronzezeitliche Landwirtschaft. Darüber hinaus gehörte Holunder, Hasel und Brombeere zu den genutzten Pflanzen der bronzezeitlichen Bevölkerung am Attersee.
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===Pfahlbauforschung am Keutschachersee (und Hafnersee)===
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Hochstetter 1865, Christian Gottlob Ferdinand: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/SBAWW_51_0261-0282.pdf  Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain]''. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261-282. (S. 272: '''''Steinhügel''''' im Ossiacher und Wörther See)
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Klemun 1995, Marianne: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/CAR_185_105_0215-0238.pdf  Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" - ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864)]''. Carinthia II 185./105. Jahrgang S. 215-238 Klagenfurt 1995
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Samonig 2003, Bertram: &rarr; [https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/die-pfahlbaustation-des-keutschacher-sees/600484?product_form=1428 '''''Gesamtdarstellung:''''' ''Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees.]'' Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II; Mitteilungen der Prähistorischen Kommission, 51; E-Book der ÖAW, 2003 (&rarr; ''[https://austriaca.at/3210-7inhalt?frames=yes zweite Quelle]'')
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Knobling 2008, Astrid: &rarr; ''[https://services.phaidra.univie.ac.at/api/object/o:1251936/get Pollenanalytische Untersuchungen im Bereich des Pfahlbaus Keutschacher See, Kärnten]''. Diplomarbeit Univ. Wien, 2008. 57 Seiten.
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Cichocki 2013, Otto: &rarr; ''[https://vias.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_vias_dendro/publikationen_downloads/Nassholzfunde_aus_o__sterreichischen_Seen_-_Cichocki_2013_1_.pdf Nassholzfunde aus österreichischen Seen.]'' Fines Transire 2013, S. 25–50. (auch etwas '''''Holzfunde von See/Mondsee''''', umfassend zum Keutschacher See)
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===Allgemeine Pfahlbauforschung in Österreich===
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Felber 1970, Heinz: &rarr; ''[https://www.cambridge.org/core/journals/radiocarbon/article/vienna-radium-institute-radiocarbon-dates-i/AF95F0F0BD32DED3B46FE357733F8427 Vienna Radium Institute – Radiocarbon Dates I]''. Zs. Radiocarbon, Vol. 12, No. 1, 1970, pp. 298-318. (Methodik; Daten bis 1970)
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Ruttkay 2004, Elisabeth; Cichocki, O.; Pernicka, E.; Pucher, E.: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. (S. 50–68). In: Menotti 2004, Francesco: &rarr; ''[https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwitsITSreaAAxVM66QKHZLABTYQFnoECBMQAQ&url=https%3A%2F%2Fds.amu.edu.et%2Fxmlui%2Fbitstream%2Fhandle%2F123456789%2F13716%2F0415317193.Routledge.Living.on.the.Lake.in.Prehistoric.Europe.150.Years.of.Lake-Dwelling.Research.Oct.2004.pdf%3Fsequence%3D1%26isAllowed%3Dy&usg=AOvVaw3amHGJzGcvtjZsAqttSthr&opi=89978449 Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research]''. 305 Seiten, Routledge, 2004. (Alle Länder)
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Antl-Weiser 2010, Walpurga, Kern Anton, Stadler Peter: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_112A_0055-0066.pdf  Nachruf Dr. Elisabeth Ruttkay]''. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 2010, Band 112A, S. 55-66.  &rarr; Liste der 98 Veröffentlichungen von Ruttkay
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Offenberger 1981, Johann: Die 'Pfahlbauten' der Salzkammergutseen. In: OÖ Landes-Ausstellung 1981: Das Mondsee-Land - Geschichte und Kultur. Katalog, 1981. S. 295–357.
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Offenberger 1971, Johann: &rarr; ''[https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1971_116_0009-0021.pdf Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung.]'' JBOÖMV Bd. 116, 1 (1971). S. 9-21.
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Offenberger 1976, Johann; mit Beiträgen von Schatz Alfred; Vymazal Alfred: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_121a_0105-0138.pdf Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht]''. S. 105-138. JBOÖMV Band 121a, (1976). Mit 7 Abbildungen (u.a. Tafel II: Weyregg: Grundschwelle)
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Schmidt 2006, Roland et al.: Climatic Changes from 12,000 to 4,000 Years Ago in the Austrian Central Alps Tracked by Sedimentological and Biological Proxies of a Lake Sediment Core. Journal of Paleolimnology 35(3); 2006:491-505
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Schöbel 2009, Gunter: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.de/wp-content/uploads/2020/11/VomBaumzumEinbaum0001.pdf Vom Baum zum Einbaum – ein archäologisches Experiment im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee.]'' Bericht der Bayrischen Bodendenkmalpflege 50, München 2009. S. 82: Geschwindigkeit der Überfahrt mit Einbaum über den Bodensee von 5 kmh.
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Gruber 2008, Heinz: &rarr; ''[https://www.academia.edu/attachments/32961692/download_file?st=MTY2NDk1ODMzMiwxNzguMTE1LjYyLjI0MywxODg1NDU2Njc%3D&s=profile  Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand.]'' Archäologische AG Ostbayern / West- und Südböhmen / OÖ, Juni 2008 in Manching. Fines Transire 18, 2009, S. 133-143.
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Gruber 2011, Heinz: &rarr; ''[https://www.academia.edu/attachments/32956859/download_file?st=MTY2NDk1ODMzMiwxNzguMTE1LjYyLjI0MywxODg1NDU2Njc%3D&s=profile  Pfahlbauten - Österreichs neues Welterbe]''. Denkmal heute, 2011, 37–41.
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Berwerth 1907, Fritz: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/MNVUniWien_5_0126-0127.pdf Pfahlbauten in den Ostalpen.]'' (Vortrag mit Lichtbildern, 14.5.1907) Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins der Universität Wien, 1907, S. 126-127.
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Saile 2014, Thomas: &rarr; ''[https://www.academia.edu/11543406/Ein_Kampf_um_Altheim_Zur_Unsch%C3%A4rfe_vorgeschichtlicher_Lebensbilder Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder.]'' In: Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 259 (Bonn 2014) 225–236.
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Wild 2001, Eva; Friesinger, H.; Kutschera, W.;  Stadler, P.: Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using 14C-Dating with Accelerator Mass Spectrometry: &rarr; ''[http://www.winserion.org/LVAS/QAM/14C/Neol_Tab1.html Tab. 1: <sup>14</sup>C-Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich.]''
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Wild 2016, Eva Maria; Ruttkay, E.; Stadler, P. et al.: &rarr; ''[https://www.cambridge.org/core/journals/radiocarbon/article/new-chronological-frame-for-the-young-neolithic-baden-culture-in-central-europe-4th-millennium-bc/05BDBD9D18E7F15412964B970E63ABE5 New chronological Frame for the young Neolithic Baden Culture in Central Europe (4th millenium BC).]'' Cambridge University Press: '''''18 July 2016'''''.
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Yu 1995, Ge: &rarr; ''[https://play.google.com/books/reader?id=pwpYL-ybvSEC&pg=GBS.PR4&hl=de Lake Status Records from Europe: Data Base Documentation]''. In: Palaeoclimatology Publications Series Report No. 3. World Data Center-A For Paleoclimatology NOAA Paleoclimatology Program, Colorado 1995. 456 Seiten. (Attersee p. 10-12, Mondsee p. 13-14.)
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===Spezielle Pfahlbauforschung in Österreich===
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Hafner 2016, Albert; Schlichtherle, Helmut; Taylor, Timothy; Tinner, Willy: &rarr; ''[https://boris.unibe.ch/81308/ International und interdisziplinär. Archäologie und Umweltwissenschaften heute (2016).]'' (Wissenschaftliche Projekte gelten heute als besonders erfolgversprechend, wenn sich verschiedene Disziplinen zusammenschließen, um offene Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten …  Es gibt derzeit noch keinen Volltext.)
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Hafner 2020, Albert et al. (Hrsg.): &rarr; ''[https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/714 Settling waterscapes in Europe: The archaeology of Neolithic and Bronze Age pile-dwellings.]'' Heidelberg: Propylaeum, 2020 (OSPA – Open Series in Prehistoric Archaeology, Band 1). 290 Seiten. E-Book - 76 MB. S. 157:  A new look at late Neolithic plant economy from the site of Zürich-Parkhaus Opéra;    Timothy Taylor ...
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Pernicka 2012, Ernst: &rarr; ''[https://verlag.oeaw.ac.at/api/download/content/9783700177616_kapitel_447_462.pdf  The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy (and Mondsee).]''  In: Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation in the 4th Millenium BC? &rarr; [https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/western-anatolia-before-troy-proto-urbanisation-in-the-4th-millenium-bc/600697?product_form=1432 Proceedings of the International Symposium held at the Kunsthistorisches Museum Wien] '''''OPEN ACCESS''''', Vienna, Austria, 21-24 November, 2012.
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Menotti 2004, Francesco: &rarr; ''[https://fdocuments.net/download/living-on-the-lake-in-prehistoric-europe-150-years-of-lake-dwelling-research Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research]''. Routledge 2004. E-Book.
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Ruttkay 2004, E., Cichocki, O., Pernicka, E., Pucher, E.: &rarr; ''[https://fdocuments.net/document/living-on-the-lake-in-prehistoric-europe-150-years-of-lake-dwelling-research.html?page=87 Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments.]'' in: Menotti, Francesco. p. 50-69. (DOWNLOADABLE)
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* S. 56, 57 u.: mehrere Konnexe zu Schweiz: Bodensee und Zürichsee
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* S. 58 u.: Absolute Chronology of Mondsee: 3.700-3.100 v. Chr. (68%-Wahrscheinlichkeit) Ruttkay (1998), Tab. 30.
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Maurer 2014, Jakob: &rarr; ''[https://www.academia.edu/6830310/J_Maurer_Die_Mondsee_Gruppe_Gibt_es_Neuigkeiten_Ein_allgemeiner_%C3%9Cberblick_zum_Stand_der_Forschung_Vortr%C3%A4ge_des_32_Niederbayerischen_Arch%C3%A4ologentages_2014_145_190  Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten?]'' (sind aber '''''KEINE''''' Pfahlbauern) Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages, 2014, 145-190.
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===Brandfeldbau===
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Schier 2016, Wolfram et mult. al.: &rarr; ''[https://www.academia.edu/54341280/Late_Neolithic_Agriculture_in_Temperate_Europe_A_Long_Term_Experimental_Approach Late Neolithic Agriculture in Temperate Europe—A Long-Term Experimental Approach]''. Land 2017, 17 Seiten. (Creative Commons Attribution (CC BY) license (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )  „slash-and-burn“
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Rösch 2008, Manfred; Schier, Wolfram et al.: &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/256473283_Spatneolithische_Landnutzung_im_nordlichen_Alpenvorland_Beobachtungen_-_Hypothesen_-_Experimente Spätneolithische Landnutzung im nördlichen Alpenvorland: Beobachtungen - Hypothesen – Experimente]'' In: W. Dörfler/J. Müller (Hrsg.): Umwelt – Wirtschaft – Siedlungen im dritten vorchristlichen Jahrtausend Mitteleuropas und Südskandinaviens. Neumünster 2008:301–315. ('''''Ertrag von Getreide-Anbauversuchen nach Brand''''' in Forchtenberg)
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* Eine Hypothese zur Landnutzung im Spätneolithikum des nördlichen Alpenvorlands erklärt die Beobachtungen an Pollenprofilen und Großrestanalysen an Fundplätzen widerspruchsfrei. Sie geht von Brandverfahren und Aschedüngung aus. Das steht in Gegensatz zu der ab den Metallzeiten vorherrschenden Mistdüngung. Die Modelle für das Jungneolithikum und das Endneolithikum unterscheiden sich: Für das Jungneolithikum wird von jährlicher Verlagerung der Anbauflächen und Verwendung des vor Ort gewachsenen Holzes als Brennstoff und Dünger ausgegangen, für das Endneolithikum von ortsfesten Anbauflächen auf den besten Böden und Zufuhr des im Niederwaldbetrieb erzeugten Brennholzes von schlechteren Standorten. <br /> Zehn Jahre Anbauversuche mit diesen Verfahren und im Vergleich mit Verfahren ohne Brand haben gezeigt, dass mit den Brandverfahren ohne Düngung Erträge erzielt werden können, die denen der modernen Intensivlandwirtschaft gleichkommen, während Anbau ohne Brand und Düngung überhaupt nur auf besten Böden möglich ist. Auch bei der Abwägung von Ertrag zu Aufwand schneiden die Brandverfahren am besten ab.
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Schier 2009, Wolfram: &rarr; ''[https://www.academia.edu/9839922/Extensiver_Brandfeldbau_und_die_Ausbreitung_der_neolithi-schen_Wirtschaftsweise_in_Mitteleuropa_und_S%C3%BCdskandinavien_am_Ende_des_5_Jahrtausends_v_Chr Extensiver Brandfeldbau und die '''''Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa''''' und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr.]'' PZ, 84. Band, S. 15-43, Walter de Gruyter 2009.
  
 
Brandfeldbau im Umfeld der voralpinen Seerandsiedlungen  CC BY SA <br />
 
Brandfeldbau im Umfeld der voralpinen Seerandsiedlungen  CC BY SA <br />
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http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Literatur-Brandfeldbau.htm  
 
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Literatur-Brandfeldbau.htm  
  
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Landwirtschaftliche Praktiken bei neolithischen Seeuferstandorten _ Kultivierung der Auswahl OPEN ACCESS<br />
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How to cite this article: Amy Styring, Ursula Maier, Elisabeth Stephan, Helmut Schlichtherle and Amy Bogaard (2016).
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Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites. Antiquity, 90, pp 95-110. <br />
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* &rarr; ''[https://www.researchgate.net/publication/295264081_Cultivation_of_choice_New_insights_into_farming_practices_at_Neolithic_lakeshore_sites Cultivation of choice: New insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites]'' <br />
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* &rarr; ''[https://www.cambridge.org/core/journals/antiquity/article/cultivation-of-choice-new-insights-into-farming-practices-at-neolithic-lakeshore-sites/ACB0CAC3A8823A3C30F151D5E9827315 Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites: 2. Quelle]''
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===Literaturlisten===
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&rarr; [https://www.e-periodica.ch/digbib/dossearch?ssearchtext=Pfahlbaustudien&facet= ETHZ-Suche]
  
Timothy Taylor, Julia Klammer: &rarr; [https://www.academia.edu/42890263/Lake_View_Has_Always_Been_An_Issue Lake View Has Always Been An Issue]; 2019, Poster Digital Archaeology Bern 2019
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Uni Wien: &rarr; ''[https://uhasammlung.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_ufgsammlung/Archiv/2011/Literaturliste_Pfahlbauforschung_in_Oesterreich.pdf Literaturliste Pfahlbauforschung in Österreich]''
  
HQ Überblick Pfahlbauten an den Seen: https://beyondlakevillages.files.wordpress.com/2019/02/poster_dab2019_jk_76dpi.pdf
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Ruttkay, E. in &rarr; ''[https://www.researchgate.net/scientific-contributions/Elisabeth-Ruttkay-2004225215 Researchgate]''
  
Case Study: Accumulate Viewshed Analyses As A Method To Value - The Impact Of Dominating Landscape Features On Prehistoric Societies. (Project: Beyond Lake Villages, Austrian projectpart, FWF I-1693) http://beyondlakevillages.wordpress.com/
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Maurer, Jakob: &rarr; [https://www.neolithikum.at/sonstiges/archaologisches/literaturlisten/endnote-gesamt  Literaturlisten Pfahlbauten (12.10.2018)]; &rarr; [https://www.neolithikum.at/veroeffentlichungen Veröffentlichungen]
  
Paret, Oscar: &rarr; [https://p302.zlibcdn.com/dtoken/f734588e01e886d7ef685768b2c41799 Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa.] PrHist. 1930. AM MONDSEE 1927 NOCH 19 in BETRIEB; auch Attersee (S.111 u. 114/5)  10-12 m Tanne
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Pfahlbauten im &rarr; ''[https://austria-forum.org/Search.jsp?category=Austria-Forum&sname=name%2Csuchbegriff&query=&useShortcuts=y&useSynonyms=n&doFuzzy=y&minResults=15#Pfahlbauten:0 Austria-Forum]''
  
Pernicka, Ernst: &rarr; [https://verlag.oeaw.ac.at/api/download/content/9783700177616_kapitel_447_462.pdf  The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy (and Mondsee).]  In: Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation in the 4th Millenium BC? &rarr; [https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/western-anatolia-before-troy-proto-urbanisation-in-the-4th-millenium-bc/600697?product_form=1432 Proceedings of the International Symposium held at the Kunsthistorisches Museum Wien] '''''OPEN ACCESS''''', Vienna, Austria, 21-24 November, 2012.
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Pfahlbauern im &rarr; ''[https://austria-forum.org/Search.jsp?category=Austria-Forum&sname=name%2Csuchbegriff&query=&useShortcuts=y&useSynonyms=n&doFuzzy=y&minResults=15#Pfahlbauern:0 Austria-Forum]''
  
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Pfahlbauten in: &rarr; ''[https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=zobodat+Pfahlbauten Zobodat]''

Aktuelle Version vom 26. März 2024, 17:16 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Darstellung der Pfahlbaustationen am Mondsee und Attersee

https://www.nature.com/articles/s41562-020-0897-7 https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/23515/2/AlbertSchmitz_ProfDrJanLichardus_Band1.pdf S. 589

http://www.geoglobe.at/DE/uploads/images/publikationen/28_nacheiszeitliche%20Wiederbesiedlung.pdf S. 62

https://www.deskmodder.de/blog/2021/08/13/ausschneiden-und-skizzieren-wird-unter-windows-11-durch-das-snipping-tool-ersetzt/


Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee: Grafik: Gerald Egger vom Verein → Pfahlbau am Attersee

Nebenstehend wird eine Karte von Gerald Egger vom Verein "Pfahlbau am Attersee" mit den bekannten Fundstellen von Pfahlbauten am Attersee und Mondsee gebracht. Quelle: Rubrik → Fragen und Antworten der Homepage des Vereins mit den nachstehenden Erläuterungen: "Entgegen der weit verbreiteten Meinung standen nur wenige Pfahlbauten im Wasser, die meisten vermutlich auf der bei Hochwasser überfluteten Strandplatte. Es gibt aber auch Belege, dass die Pfahlbauer ihre Dörfer auf Inseln errichteten (Keutschachersee). Durch einen Wasserspiegelanstieg verschwanden sie dann alle unter Wasser, wo wir heute auch die Überreste finden. Großteils befinden sich diese unter einer schützenden Schotterschicht."

Detaillierte Beschreibung der Stationen je Gemeinde:

Im Folgenden werden Auszüge aus der → UNESCO-Datenbank zu den einzelnen österreichischen Pfahlbaustationen mit dem Stand 2015 – gegliedert nach den Gemeinden – gebracht. Diese umfassen je Station die

  • Zeitstellung, eine
  • kompakte Beschreibung und eine
  • Bibliographie.
Ehemalige Pfahlbaurekonstruktion in Kammerl (1910)
Zwölfender-Trophäe im Einbaum vor den Pfahlbauten
Kammerl 2020 für Film "Sterbende Völker" abgebrannt
Botschaft des Films: Deutschland, deutsches Volk in Not!

Gemeinde Attersee

Die → Liste der Gemeinde Attersee umfasst die Stationen: Attersee–Landungssteg; Abtsdorf I (= Bronzezeit); Abtsdorf II-Niedermayerfeld; Abtsdorf III-Niedermayerfeld; Aufham und Aufham II.

Gemeinden am Mondsee

Die → Liste der Gemeinden am Mondsee umfasst die Stationen: "See" (Gem. Unterach), Scharfling (Gem. St. Lorenz) und Mooswinkel (Gem. Innerschwand).

Gemeinde Nußdorf

Die → Liste der Gemeinde Nußdorf umfasst die Station "Nußdorf".

Gemeinde Schörfling

Die → Liste der Gemeinde Schörfling umfasst die Stationen: Kammer I, Kammer II und Kammerl.

Gemeinde Seewalchen

Die → Liste der Gemeinde Seewalchen umfasst die Stationen: Seewalchen I+II, Seewalchen III, Litzlberg Nord I, Litzlberg Nord II, Litzlberg Nord III, Litzlberg Süd II und Insel Litzlberg.

Gemeinde Unterach

Die → Liste der Gemeinde Unterach umfasst die Stationen: Misling I und Misling II.

Gemeinde Weyregg

Die → Liste der Gemeinde Weyregg umfasst die Stationen: Weyregg I-Landungssteg und Weyregg II-Puschacher.

Gemeinde Keutschach

Die → Liste der Gemeinde Keutschach umfasst die Stationen: Keutschacher See-Insel und Hafnersee-Insel.

Gemeinde Traunkirchen

Die → Liste der Gemeinde Traunkirchen umfasst die Station "Traunkirchen".

Konkrete Lage der österr. UNESCO-Welterbestätten an den Seen

Die acht nominierten und die fünf beschlossenen UNESCO-Welterbestätten

Quelle: UNESCO - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps; → Vol. II: Id-files of the component parts of the serial; Data Sheets of nominated 156 Component Parts: Austria pp.341-371

Die grüne Markierung zeigt den Standort des jeweiligen Pfahlbaus, die rote Linie die zugehörige Schutzzone. Es werden alle eingereichten Pfahlbau-Stationen angeführt und dargestellt; jene Stationen, die von der UNESCO auch beschlossen wurden, sind hier kursiv und unterstrichen angegeben.

UNESCO Weltkulturerbe-Urkunde

Literaturstellen:

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps

UNESCO → Prehistoric Pile Dwellings around the Alps World Heritage Nomination, 2231 pages. (Austria p. 931 and p. 1664)

UNESCO → Advisory Bodies Evaluations HHHQ (156 → 111)

UNESCO → Maps of inscribed serial elements - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (better quality); Austria p. 57 ff.

UNESCO → Decisions: 35COM 8B.35 - Cultural Properties - Prehistoric Pile Dwellings around the Alps (Switzerland / Austria / France / Germany / Italy / Slovenia)

Hafner, Albert: → Das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" im Kanton Bern: frühe Forschungen, aktuelle Situation und Chancen für die Zukunft. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012. S. 237-253. (Schutzmaßnahmen S. 246).

Schlichtherle, H.: → Pfahlbauten rund um die Alpen. 1997. (ausgezeichneter Überblicksartikel; südwestliche Herkunft bei Egolzwil, Zürich; dann Lengyel-Kultur beim Federsee - vielleicht auch Attersee?)

Eignung zur Besiedlung bei erniedrigtem Wasserstand

Strandplatten bei Seewalchen, Schörfling, Kammer: die Fläche umfasst rund 1 km x ~300 m Breite ~ 30 ha

Im folgenden werden mit Google-Earth-Bildern die Fundstellen an Attersee und Mondsee entsprechend ihrer Eignung als Siedlungsflächen bei erniedrigtem Wasserstand vorgestellt. Als besonders vorteilhaft zeigen sich die Bereiche am Nordende des Attersees wie Schörfling, Kammer, Kammerl, Seewalchen und ebenso Litzlberg Süd, gefolgt von der Region Aufham und hier vor allem der Bereich um die sogenannte Teufelsinsel. Günstige Bereiche bei Nußdorf könnten zwischenzeitlich durch den stark materialführenden Nässltalbach verschüttet worden sein; die nachgewiesene Siedlungsfläche zeigt Südstürmen eine besonders exponierte Angriffsfläche.

Ungunstlagen des Mondsees

Bathymetrische Karte des Mondsees (Timothy Taylor et al.)

Es ist recht überraschend, dass die Lagen des Mondsees bei niedrigem Wasserstand bezüglich verfügbar werdender Flächen recht ungünstig erscheinen. Dass See, Scharfling und Mooswinkel die alleinigen Stationen am Mondsee gewesen sein sollen ist nur dann vorstellbar, wenn diese eine Wechselbeziehung mit den Stationen am Attersee hatten.

Diese Verhältnisse am Mondsee bestätigt auch die besonders umfassende Untersuchung des gesamten Seegrundes des Mondsees durch Timothy Taylor et al.: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar, wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist.

"Unglücklicherweise konnten gerade die flachen Küstenstreifen - wie auch die Schilfgürtel - aufgrund des im Sommer 2018 herrschenden Niedrigwassers nicht vermessen werden."

Man erkennt hier auch, dass im westlichen Teil des Mondsees (um St. Lorenz) bei Seespiegelabsenkung vergleichsweise viel größere Flächen trocken fielen, ebenso wie am gegenüber liegenden Ufer.

Ob diese für eine Besiedlung bedeutend günstigeren Flächen als die drei bekannten je besiedelt waren, wird heutzutage nicht mehr untersucht – vielleicht weil schon ursprünglich Rudolf Kner 1865 (siehe ganz oben) nur große Schilfflächen vorfand, aber auch die ehemalige, frühe Absuche dieser Uferbereiche (Offenberger 2015, S. 15) durch vier "andere Tauchklubs" keine Stationen fand. Ob diese ersten Suchen ausreichend "professionell" durchgeführt worden sind, kann aktuell nicht eruiert werden.

Die Siedlung Scharfling ist von steilen Felswänden, die direkt in den See abfallen, umgeben, sodass man zu Fuß von keiner Seite hinkommen konnte. Die Strandplatten bringen wenig bewohnbare Fläche, wenngleich hier die ältesten Siedlungsreste gefunden wurden. Andererseits bildet die Ebene zwischen den sie einschließenden felsigen Bergen eine günstig zu bewirtschaftende Fläche für z.B. Brandrodung und -wirtschaft.

Die Siedlung "See" zeigt eine für Ackerbau besonders ungünstige Situation, wenn sie beidseits von recht steilen Hängen umgeben ist.

Welche Funktion "Mooswinkl" hatte, ist unbekannt. Laut Offenberger ist sie die einzige Station, die im Wasser stand und hatte nach ihm vielleicht etwas mit einer "Überfuhr"-Funktion zu tun.

Aufgaben des Kuratoriums Pfahlbauten

  • Dworsky, Cyril; Seidl da Fonseca, Helena; Poppenwimmer, N.: Forschungsprojekt Zeitensprung Unterwassergrabung Seewalchen; 49 Seiten.
  • „Informationsbroschüren zu Fundstellen im Kuratorium Pfahlbauten-Blog»Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen«.
    • UNESCO-Welterbestätte "See am Mondsee". Populäre Darstellung von Leben und Forschung. 45 Seiten.
    • Forschungsprojekt Zeitensprung Seewalchen - Unterwassergrabung. 50 Seiten.
    • Faltprospekt See am Mondsee; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Abtsdorf I; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Litzlberg Süd; 6 Seiten.
    • Faltprospekt Informationen ankerfreie Zonen im Attersee; 8 Seiten.

Zeitstellung der Pfahlbauten an Attersee und Mondsee

Chronologische Terminologie des Neolithikums: Öst. und Nachbarländer

Terminologie des Neolithikums: Ruttkay zu OÖ, NÖ, Ktn, Stmk, Bgld

Ruttkay bringt in ihrer → "Terminologie des Jungneolithikums" (in Samonigg) die Abfolge von Kulturen in OÖ, NÖ, Ktn, Stmk und Süd-Bgld. Für den oö Raum überrascht, dass Ruttkay vor dem Auftreten der Pfahlbauern keine mit einem Namen bezeichnete Kultur angibt.

Ruttkay postulierte ursprünglich eine Verwandtschaft unserer Pfahlbauern mit der bairischen Altheimer-Kultur; das trifft aber wahrscheinlich nicht zu.

In der rezenten Veröffentlichung von Reitmaier 2019 über → Die Erdwerke der Altheimer Kultur kommt überhaupt keine Ähnlichkeit oder Verwandtschaft mit den Pfahlbauern Oberösterreichs zum Vorschein: deren begrenztes bairisches Verbreitungsgebiet kommt mit Siedlungen auf besonders fruchtbaren Löß-Siedlungen vor durchwegs mit Bau von Erdwerken an Bächen u.ä.

Zum gleichen Ergebnis kommen Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D. in: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; wobei sie die beiden Kulturen einzeln behandeln:

  • Michelberger Kultur (4.200–4.000 v.Chr.; später: 3.700–3.600 v.Chr.) auf S. 21-28
  • Altheimer Kultur (3.800–3.400 v.Chr.); auf S. 32-34; diese siedeln aber eher auf Anhöhen.

Auch die in Samonigg´s Grafik für den südbairischen Raum weiters angeführten Autoren Süß (1976) und Matuschik (1992) sehen keine Verwandtschaft der Altheimer Gruppe mit der Mondseekultur. Konkret beschäftigt sich Ludwig Süß in der zitierten Literatur aber mit der Münchshöfener Gruppe in Bayern (Böhlau, Wien 1976; S. 1 – 121) und nicht mit Altheim/Mondsee.


Exkurs 1: Epilengyel-Kultur am Keutschacher See / Kärnten

Das 14C-Alter der Pfahlbaustationen am Keutschacher See

Eine umfassende, kompakte Darstellung zur Pfahlbaustation am Keutschacher See bringt Cichocki (2013) in → Fines Transire 22, 2013:25–51.

Diese Epilengyel-Kultur (also: "Nach"-Lengyel-Kultur) existierte in Keutschach (dendrochronologisch 3.947 und 3.871 v. Chr.) vor den Pfahlbauten in Oberösterreich (rd. 3.800 v. Chr.). Als zeitlicher Rahmen der Siedlung ist der mittels Dendrochronologie ermittelte Zeitraum von ca. 4.100–3.700 v. Chr. – also vor den oberösterreichischen Pfahlbauern – anzusetzen. Wie den nebenstehenden 14C-Altersangaben zu entnehmen ist, war diese Siedlung auf der Keutschacher Insel um Jahrhunderte älter als jene der oö Seen.

In der Arbeit → Die Pfahlbaustation am Keutschacher See von Samonigg wird auch dargestellt, dass diese Kultur einen völlig anderen kulturellen Hintergrund als die Pfahlbauern in Oberösterreich hatten.

1990 befasste sich Ruttkay als Leiterin des Pfahlbauprojektes auch mit dem Keutschacher See. Sie wies auf die Eigenständigkeit dieser Keramik gegenüber den Salzkammergutstationen hin.

Die Einflüsse, die zum Entstehen der Keutschacher Pfahlbauernsiedlung führten, kamen aus dem Bereich des Epilengyel-Komplexes, der Lasinja-Kultur und der Vasi a bocca quadrata-Kultur. Deren Keramik konnte einem jungneolithischen Zeithorizont zugewiesen werden, der durch die dendrochronologischen Ergebnisse bestätigt wurde. Die zu den oberösterreichischen Seen gänzlich unterschiedliche Kultur zeigen auch die Abbildungen der völlig disjunkten Keramikformen in → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit von Pavuk (2000). Auch die Chronologie-Tabelle auf S. 18 zeigt die disjunkte Stellung dieser Kultur.

Die Tierknochen wurden umfassend ausgearbeitet und belegen eine jahreszeitlich unabhängige, ständige Anwesenheit des Menschen in der Siedlung in der Mitte des Sees. Sie lebten ganzjährig auf ihrer Insel - wohl als Schutz vor Bedrohungen. Die Viehzucht wurde bereits am Beginn der Siedlung praktiziert und Viehzucht und Jagd wurden nebeneinander betrieben. Eine zugehörige Landsiedlung oder zumindest Umzäunungen oder Unterstände für das Vieh konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Exkurs 2: (Verborgene ?) Pfahlbausiedlung im Hafnersee / Kärnten

Der oberösterreichische Site-Manager Mag. Pohl vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet zu seinem Tauchgang vom Jahr 2017 mit: → "Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten:" "Der Seegrund liegt dort in 6 bis 7 m Tiefe und unten ist es dann schon sehr dunkel. Vom Seegrund taucht man auf eine kleine Untiefe – so wie im Keutschacher See. Die Ausdehnung der Untiefe ist jedoch im Hafnersee viel geringer, etwa 10 m. Ähnlich wie im Keutschacher See liegen auf der Oberfläche der Kuppe viele Steine, ihre Größe reicht von 10 cm bis zu größeren Platten mit 60 cm. Auf der Kuppe der Untiefe stehen auch zahlreiche Pfähle mit einer Höhe zwischen 10 und 40 cm. Auf der Untiefe gibt es keinen Bewuchs. Ungewöhnlich ist, dass wir dort keinerlei Kulturschicht und Keramik gefunden haben. Das war bisher allerdings auch nur ein Erkundungstauchgang, da sind noch weitere Forschungen notwendig."

Die Kärntner Sitemanagerin Meyer vom "Kuratorium Pfahlbauten" berichtet unter "Verborgener Schatz im Hafnersee" in der → Kleinen Zeitung Kärnten vom 7.1.2021:: Andere Überreste, wie etwa Werkzeuge und Nahrungsreste der ehemaligen Bewohner, konnten nicht gefunden werden. „Die Pfahlbausiedlung im Hafnersee gehört nicht zum UNESCO-Welterbe, ist aber wissenschaftlich interessant und spannend“, sagt Meyer. Daher sei geplant, in größeren Abständen im Hafnersee Kontrolltauchgänge durchzuführen. Um die wissenschaftlich bestätigte Pfahlbautensiedlung vor Zerstörung, Diebstahl oder Veränderung zu schützen, besteht im gesamten Seegebiet – wie im Keutschacher See – ein Tauchverbot.

Absolut-Chronologie mit 14C-Altersbestimmung

14C wird in der Erdatmosphäre durch Kernreaktionen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ständig neu gebildet. Wenn die kosmische Strahlung auf Atome der Atmosphäre trifft, werden Neutronen freigesetzt. Wenn das in der Atmosphäre mit Abstand häufigste Stickstoff-Isotop 14N von einem solchen Neutron getroffen wird, so kann folgende Kernreaktion erfolgen: Das Neutron wird vom Stickstoffatom eingefangen, wobei aber gleichzeitig ein Proton abgespalten wird. Dadurch entsteht aus dem (147N-Kern + Neutron) ein (146C-Kern + Proton). Das Proton entspricht einem ionisierten Wasserstoffatom in der Atmosphäre.

Das neu gebildete (schwerere) 146Kohlenstoffatom verhält sich wegen der gleichen Anzahl von Protonen im Kern (6) chemisch völlig ident zu dem leichteren 126Kohlenstoffatom und wird damit bei jedem Photosynthesevorgang in die Pflanzen eingebaut - und klarerweise auch in die Gewebe von Pflanzen fressenden Tieren.

Der radioaktive Kohlemstoff 14C zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 ± 40 Jahren wieder zu Stickstoff 14N. (Mathematische Formel: der Anteil von 14C gegenüber 12C verringert sich mit e–λt im Zeitverlauf, wobei e die Euler’sche Zahl [= 2,72], λ die Zerfallsrate [= 1,21.10-4/a] und t die Zeit [in Jahren] ist.)

In biologischem Material (Holz, Getreide, Fleisch usw.) ist zum Zeitpunkt von dessen Bildung ein bestimmtes Verhältnis von 14C zu 12C - entsprechend jenem der Atmosphäre - vorhanden. Mit dem Tod des biologischen Materials (gefällter Baum, Getreidekörner, Knochen usw.) beginnt die 14C-Uhr zu ticken: Nach 5730 Jahren ist vom ehemaligen 14C nur mehr die Hälfte vorhanden. Indem man nun in dem Prüfling das Verhältnis von 14C zu 12C bestimmt, kann man auf das Alter des Prüflings schließen.

Ist das Verhältnis von 14C zu 12C nur mehr die Hälfte der Ausgangsrelation, so ist das Material 5730 ± 40 Jahre alt; beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Viertel, dann ist das Material 11.460 ± 80 Jahre alt, beträgt dieses Verhältnis nur mehr ein Achtel, dann ist das Material 17.190 ± 110 Jahre alt; also jeweils eine Halbierung des 14C zu 12C-Anteils alle 5730 ± 40 Jahre.

In der Atmosphäre beträgt das Verhältnis von 14C-Atomen zu 12C-Atomen nur: 1 14C-Atom zu 1,000.000,000.000 12C-Atomen (1 zu 1000 Milliarden). Je älter nun Proben sind, umso geringer wird dieses Verhältnis: nach fünf Halbwertszeiten (28.650 Jahre) ist das Verhältnis auf 3 % der ursprünglichen Relation gefallen.

Da diese Altersbestimmung auf dem physikalisch bestimmten Verhältnis von 14C zu 12C beruht, nennt man die Ergebnisse „Absolut-Chronologie“.

14C-Alter der Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Liste der 14C-Alter der oö Pfahlbauten

Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse des "Vienna Radium Institute" (VRI) gebracht. Diese beziehen sich durchwegs auf Holzproben und wurden von unterschiedlichen Forschern an das VRI (Dr. Felber et. al.) herangetragen. Tatsächlich gibt es mehr Proben als die hier angeführten 30 Stück (25 von Attersee und Mondsee, 5 von Keutschacher See und Hafnersee); diese konnten aber nicht dem Neolithikum zugeordnet werden und wurden deshalb hier weggelassen.

Die nebenstehende Tabelle ist zusammengestellt aus:

Übersicht: 14C-Chronologie am Attersee und Mondsee

Alter der Pfahlbaustationen in absoluter 14C-Chronologie in zeitlicher Reihenfolge

Die erste Besiedlung von Attersee und Mondsee ist absolut-chronologisch wohl um ~ 4.900 bp (before present = 14C-Alter) zur gleichen Zeit erfolgt. Das entspricht in Kalenderjahren der Zeit um ~ 3.900 kal.v. Chr. = 5.900 Jahre vor heute.

Bei beiden Seen erfolgte gleich zu Beginn eine Besiedlung der Ausflüsse (#2: 4.910 ± 130 bp See/Mondsee; #3: 4.910 ± 110 bp Seewalchen/Att.).

Von besonderem Interesse ist für diesen Zeitraum (#5: 4.800 ± 90 bp) ein Pfahl aus dem Ausfluss des Mondsees (vgl. hierzu auch die Funde von Janik beim Parkplatz der Möbelfabrik); möglicher Zweck:
→ See-Regulierung? Vorabsenkung vor Sommerniederschlägen?
→ Funktion des Mondsees als Rückhaltebecken für den Attersee zu Starkregenzeiten?

4.870 – 4.750 bp: In diesem Zeitraum gibt es vor allem Nachweise am Mondsee, aber auch am Attersee.

4.720 – 4.560 bp: Dieser Zeitraum wird vor allem von Datierungen am Attersee bestritten, aber auch am Mondsee.

→ 4.550 – 4.450 bp: Mit 100 Jahren längster Zeitraum ohne 14C-Daten: Siedlungshiatus oder Fundlücke?

4.450 – 4.390 bp bringt Funddatierungen von Misling und Kammer am Attersee, aber auch von Mooswinkel/Mondsee.

4.350 – 4.260 bp zeigt die Besiedlung von Mooswinkel/Mondsee (über 90 a) und dazwischen von Nußdorf/Attersee.

Die Besiedlung der Station Abtsdorf I um 3.180 ± 90 bp gehört bereits zur Zinn-Bronzezeit.


Geringe 14C-Untersuchungsdichte je Station

Die Untersuchung von heimischen Pfahlbau-Stationen und die Anzahl der Altersbestimmung je Station sind im Vergleich zu jenen der Schweiz (vgl. Bielersee) nur rudimentär. Betrachtet man die Stationen mit mehreren Proben, so sieht man, dass sich für diese wiederkehrende Besiedlungszeiten ergeben (Ausnahme: Weyregg).

Liste der Pfahlbaustationen

Mehrere 14C-Probenbestimmungen gibt es für diese sieben Pfahlbau-Stationen:

Scharfling/Mondsee (vier: 4.940, 4.870, 4.780, 4.660): mehrere Besiedlungszeiträume, endet mit See,
See am Mondsee (drei: 4.910, 4.750, 4.660): Besiedlung über rd. 250 Jahre, endet mit Scharfling,
Mooswinkel/Monds. (vier: 4.560, 4.430, 4.350, 4.260): beginnt nach See/Scharfling, letzter Pfahlbau,
Misling am Attersee (vier: 4.710, 4.610, 4.450, 4.390): hier sind ebenfalls mehrere Abschnitte zu erkennen,
Attersee/Attersee (zwei: 4.720, 4.610): Besiedlung parallel mit Abtsdorf; vor und nach Weyregg,
Weyregg/Attersee (zwei: 4.660, 4.640): beide Proben aus gleicher Siedlungsphase, nun auch eine noch ältere Phase,
Abtsdorf/Attersee (zwei: 4.680, 3.180): die erste Besiedlung ist neolithisch, die zweite aus der späten Bronzezeit.

Nur eine mittels 14C-Methode bestimmte Altersangabe gibt es für die übrigen Stationen: Seewalchen/Attersee (4.910), Mondsee-Ausfluss/Mondsee (4.800), Kammer/Attersee (4.420) und Nußdorf/Attersee (4.310). Dabei ist für Nußdorf mittlerweile bekannt, dass es zumindest zwei Kulturschichten gibt.

Bei Betrachtung der Zeitabfolge in der Liste sticht die insgesamt hohe Beständigkeit der Besiedlungsdaten ins Auge: es hat den Anschein, dass die beiden Seen über rd. 700-800 Jahre regelmäßig besiedelt waren und es nur wenige (nicht wahrscheinlich: keine) Siedlungsunterbrüche gab.

Dies wäre analog zu den stratigraphischen Untersuchungen am "Kleinen Hafner" in Zürich und den Ergebnissen von Peter Suter zu den Stationen am gesamten Bieler See genauer zu untersuchen. Es ist zu vermuten, dass sich bei ähnlichen stratigraphischen Untersuchungen wie am Kleinen Hafner oder den Stationen am Bielersee viele zusätzliche und detailliertere Ergebnisse auch bei den anderen Stationen am Attersee finden ließen. (Anm.: Dies wäre wohl eine recht relevante Erweiterung der archäologischen Kenntnisse.)

Ganz grundsätzlich ist analog zu den Gegebenheiten am Bieler See davon auszugehen, dass bei einem Seespiegel-Tiefstand (zumindest) am Attersee nicht nur eine einzelne Station besiedelt war, sondern diese günstige Gegebenheit auch zu Stationen bei den anderen günstigen Stellen führte.

Dies gilt besonders für so günstig gelegene Stationen wie Abtsdorf (wofür ja auch die einzige zusätzliche Besiedlung während der Bronzezeit spricht), aber auch für Kammerl, Seewalchen am See-Ausfluss usw. Vermeintliche Gegenbeispiele wie das recht ungünstig gelegene Misling (wenig Raum, Beschattung von Feldern usw.) sind eher eine Bestätigung dieser Annahme. Auch in Nußdorf liegt die nachgewiesene Station wettermäßig (Süd-Stürme) sehr exponiert und es gäbe in Nußdorf mehrere viel attraktivere Standorte. Ähnliches gilt für die Strandplatten von Attersee und Weyregg.

Mooswinkel und Misling sind ob ihrer Anlage und örtlichen Gegebenheiten eher als un-/außergewöhnliche Pfahlbaustationen anzusehen.

(Absolute) Radiokarbondaten und Kalibrationskurven

Abhängigkeit zwischen Radiokohlenstoffalter (Yr = Zeit in Jahren) und dem Dendro-Alter (Kalenderalter) - durch Dendrochronologie bestimmtes Alter f. d. vergangenen 12.000 Jahre nach Stuiver (1998); zeigt, dass die 14C-Alter ab 3.000 BC rd. 1000 Jahre zu niedrig sind

Das Verhältnis von 14C zu 12C in der Atmosphäre unterliegt im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Diese werden durch die Veränderung der kosmischen Strahlung durch die Sonnenaktivität, die die Neu-Produktionsrate von 14C beeinflusst, aber auch sehr stark durch die Änderung des Erdmagnetfeldes hervorgerufen.

Falls nun in historischen Zeiten dieses 14C zu 12C-Verhältnis höher als heute war, so scheint bei heutiger Altersbestimmung weniger 14C zerfallen zu sein und es wird damit scheinbar ein geringeres Alter des untersuchten Materials angezeigt.

Damit sind die „absoluten“ physikalischen Ergebnisse der Altersbestimmung anzupassen. Dies geschieht z.B. durch die Bestimmung des Alters von Hölzern mittels der Dendrochronologie (Altersbestimmung anhand der Jahresringe von Bäumen) im Vergleich zu der Altersbestimmung desselben Baums mittels der 14C-Methode.

Wie der nebenstehenden Grafik von Stuiver (1998) zu entnehmen ist, wird bei einem tatsächlichen, kalendarischen Proben-Alter von 6.000 Jahren ein 14C-Alter von nur rd. 5.000 Jahren - und damit zu wenig - angezeigt.

Pernicka (1990) bringt auf Seite 32 eine ganz ähnliche Grafik in seiner diesbezüglichen Veröffentlichung: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit und formuliert, dass im Altersbereich von etwa 3.000 bis 10.000 v.Chr. die 14C-Alter rund 1.000 Jahre zu niedrig sind.14C-Altersbestimmungen mit Proben vom Ende der letzten Eiszeit zeigen sogar ein um ~ 2.000 Jahre zu geringes Alter.

Diesen Korrektur-Vorgang nennt man „Kalibrierung der absoluten Chronologie“. Derart kalibrierte Alters-Angaben werden mittels des Zusatzes „(cal)“ oder „(kal)“ gekennzeichnet.

Durch Vergleichsmessungen konnten bisher sogar für die letzten 48.000 Jahre die relativen Abweichungen des 14C / 12C -Verhältnisses gegenüber der heutigen Relation bestimmt werden.

Die aktuellsten Kalibrikationsdaten können der folgenden Veröffentlichung entnommen werden: IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age → Calibration Curve (0–55 cal kBP). Zs. Radiocarbon, Volume 62, Issue 4: IntCal20: Calibration Issue, August 2020, pp. 725–757. CC- BY. Available to download at → http://intcal.org.

Deterministische vs. stochastische Altersangaben

Deterministische vs. stochastische Altersangaben
Detaillierte Kalibrierungskurve 5000–3500 v.Chr.

Eine diesbezüglich sehr erhellende graphische Darstellung bringen → Maurer und Krondorfer in ihrer Veröffentlichung in "Fines Transire" 2019, S. 219 (siehe nebenstehende Abbildung).

14C-Altersangaben geben aufgrund der physikalischen Untersuchung deterministisch ("bestimmt") das Alter von Proben mit einem zugehörigen Wahrscheinlichkeitsbereich (± x Jahre; in Form einer Glockenkurve) an. Vgl. hierzu in der Abbildung die Kurve des rot eingefärbten Radiokarbonalters.

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre unterlag im Zeitverlauf natürlichen Schwankungen. Die blaue Kurve gibt den Zusammenhang zwischen dem Radiokarbonalter und dem Alter in Kalenderjahren an, wie er in der Abbildung abzulesen ist.

Man erkennt z.B. auch, dass der CO2-Gehalt um 2.820 v.Chr. gerade so hoch war, dass bis zum Jahr 2.600 v.Chr. gerade so viel Kohlenstoff radioaktiv zerfallen ist, dass man heute nicht entscheiden kann, von welchem der beiden Jahre die Probe stammt: Das Radiokarbonalter wird in beiden Fällen mit 4.100 Jahren angegeben.

Das physikalisch ermittelte Alter der Probe samt deren Verteilung um diesen deterministischen Wert ist nun mit diesen schwankenden CO2-Kurven des Zeitraums zu "verschneiden".

Der physikalisch ältest-mögliche Bereich von 4.210 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.880 Kalenderjahren v.Chr., aber nur mit einer recht geringen Wahrscheinlichkeit. Der physikalisch jüngst-mögliche Bereich von 4.100 Radiokarbon-Jahren entspricht 2.830 Kalenderjahren v.Chr. - oder eben auch 2.620 Kalenderjahren v.Chr. Das Minimum der CO2-Kurve bei 2.830 Kalenderjahren v.Chr. liegt außerhalb des physikalisch möglichen Zeitraums.

Hieraus ergeben sich für die einzelnen Kalenderjahre bestimmte stochastische Wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes kalendarisches Ursprungsjahr v.Chr. dieser Probe und damit die "gebirgige" Kurve, wie in der Abb. dargestellt ist. (Anm.: griech. "stochas" = "Vogelflug"; in Anspielung auf den nicht völlig geradlinigen, sondern mit Wahrscheinlichkeiten behafteten Verlauf.)

Riedhammer, Karin bringt eine → absolute Datierung des Südostbayerischen Mittelneolithikums westdeutscher Prägung, der Stichbandkeramik und der frühen Lengyel-Keramik Mährens und Ostösterreichs. 2016, 83 Seiten. (vgl. die nebenstehende Abbildung).



Kalibriertes Pfahlbauten-Alter (~3.900 v.Chr.) österreichischer Stationen

Antl-Weiser (1995): Kalibrierte 14C-Daten: v.l.n.r.: Stationen an Mondsee und Attersee

Antl-Weiser 1995, Walpurga u. Holzer, Veronika:Neue Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Österreich; Zs. des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde. Ausgabe 4/1995. S. 10–21. (Anm.: auch guter Überblick zu Textilien und Silexmaterial)

S. 10: „Einundzwanzig Stationen vom Mond- und Attersee gehören der jungneolithischen Mondsee-Gruppe an. Nur die im Jahr 1976 im Attersee entdeckte Siedlung Abtsdorf I stammt aus der Bronzezeit und wird anhand von 14C-Daten in das 16. Jh. v. Chr. datiert. Die Mondsee-Gruppe zählt heute zum jungneolithischen nordalpinen Kreis nach Driehaus und ist für die österreichische und die neuere ausländische Forschung eine mit Altheim eng verwandte Gruppe". Sie wird (lt. Ruttkay) in drei Abschnitte unterteilt: einen älteren typologisch problematischen Abschnitt um 3.800 v. Chr., einen vollständig entwickelten Abschnitt von 3.700 bis 3.300 v. Chr. und einen dritten Abschnitt, der um 3.000 v. Chr. anzusetzen ist (Ruttkay 1981, Raetzel-Fabian 1986, 66, Obereder et al. 1993.“ (Antl-Weiser erwähnt in dieser 10-seitigen Veröffentlichung 23 x den Begriff "Altheim".)

Antl-Weiser bezieht sich bei ihrer Zeitstellung auf die Veröffentlichung von Obereder, Pernicka u. Ruttkay: "Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht" in der Zeitschrift Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9. Die dortige Kalibrierung der 14C-Daten erfolgte mithilfe des → Groningen Radiocarbon Calibration Program; 1993

  • (Anm.: Ihre hier von Ruttkay (1993) übernommene Meinung ("eine mit Altheim eng verwandte Gruppe") ist wenig belegbar; die Altheimer-Gruppe hat keine Beziehung zur Bewirtschaftung von Seen und deren hydrologische Beherrschung. Das einzige, was auch bei der Altheimer-Gruppe vorkommt, ist die Anlage von tiefen und langen Gräben - allerdings auf dem Trockenen rund um ihre Siedlungen. Dass sich dabei Ruttkay vor allem auf unpublizierte Clusteranalysen von Strahm Chr. stützt und die österreichischen Beile unhinterfragt als "Altheim-Beile" bezeichnet, erscheint überraschend.)
    Auch der Arbeit von Saile (2014): "Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder." kann keine Ähnlichkeit zur Altheimer Kultur entnommen werden.

Baldia 2001, Maximilian bringt in seinem Internet-Archiv eine detaillierte Auflistung von → 20 14C-Daten vom Mondsee und Attersee und deren Kalibrierung samt Angabe der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für einzelne Zeitdauern und als erster eine → grafische Darstellung der kalibrierten 14C-Daten.

Die Radiokohlenstoff-Daten von Scharfling (VRI-311 und VRI-312), See/Mondsee (VRI-37) und Seewalchen (VRI-723) weisen auf den gleichen Zeitraum.


Dworsky (2004): kalibrierte 14C-Daten der Station Scharfling

Dworsky 2004, Cyril u. Reitmaier, Thomas:Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten. Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.

Dworsky bezieht sich hier auf Pfahlproben aus der Station Scharfling; es wurde versucht, neben 14C-Daten auch dendrochronologische Ergebnisse aus der Schweiz zu erhalten. Die acht Pfahlproben - fünf davon sind Fichte (Picea abies), drei Weißtanne (Abies alba) - weisen ein individuelles Alter von 25 bis 150 Jahren auf. Es konnte aber keine absolute Datierung vorgenommen werden.

(Anm.: Dass von den Pfahlbauern Bäume mit einem Alter von bis zu 150 Jahren - wie von den Autoren S. 13 angegeben - verwendet wurden, ist wenig glaublich: Fichten haben mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 158 cm: Tannen/Weißtannen mit 150 Jahren Stammdurchmesser von 106 cm. [Quelle: → Baumportal.de).

S. 13 f.: „Aufgrund der gewonnenen 14C-Daten ist somit eine Zuweisung ins 38. und 37. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich, womit neben dem dokumentierten Profil auch die naturwissenschaftlichen Ergebnisse klar eine Mehrphasigkeit der Station Scharfling fassbar machen. Trotz der vorerst ausbleibenden bzw. noch zu erwartenden endgültigen Resultate zeigt bereits die Analyse weniger Hölzer das hohe Potential der Dendrochronologie, und es gilt, noch weit mehr in diese Methode zu investieren und weiteres Probenmaterial zu entnehmen.“


Pernicka (2012): kalibrierte 14C-Daten der Mondseegruppe. Anm.: Zuordnung der VRI-# zu Stationen durch obige Liste

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin:Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. pp. 113–132; Altersgrafik p. 114; viel Literatur pp. 132–138. Leiden 2012. → zweite Quelle

  • S. 114: Stationen der Mondseegruppe um Attersee und Mondsee (nach Dworsky und Reitmaier 2004, 4, Abb. 1)
  • S. 115: 14C-dates for the sites of Mondsee group compiled from Reiter (2008, 36), Dworsky and Reitmaier (2004, 13) and Breitwieser and Stradal (2001, 94) calibrated with Oxcal 4.1.7.

S. 115 (übersetzt): "Die absolute Chronologie der Mondseegruppe basiert hauptsächlich auf mehr als dreißig in der Literatur publizierten Radiokohlenstoff- und dendrochronologischen Daten, mit ausführlichen Datumslisten in Stadler (1995, 218) und der RADON-Datenbank von Rinne (2011). Die beigefügte Abbildung enthält dreißig mit Oxcal 4.1 kalibrierte Daten, die aus den oben genannten und anderen Publikationen zusammengestellt wurden.
In einer kürzlich veröffentlichten Zeittafel, die die neolithischen Kulturgruppen Ostösterreichs auf der Grundlage von Radiokarbondaten und stratigraphischen Überlegungen darstellt (Krenn-Leeb 2006), wurden die ersten beiden Horizonte der Mondseekultur (I und II) zwischen ca. 3.800 cal BC und 3.000 cal BC platziert, wobei Mondsee III - der jüngste Horizont - als regionale Manifestation der Chamer Kultur angesehen wird und auf ca. 3.000 cal BC bis 2.900 cal BC datiert wird."


Chronologie der Siedlungsphasen I und II am Mondsee

Swierczynski 2013: Abbildung 3 (Seite 1606): "Chronologie der Siedlungsperioden am Mondsee. Zwölf publizierte AMS-Radiokarbondaten von drei neolithischen Pfahlbaufundstellen ("See", "Scharfling" und "Mooswinkel") wurden kalibriert und als Eingabeparameter für die Periodenmodellierung mit OxCal 4.1 (Ramsey, 2009) verwendet. Es können zwei verschiedene Siedlungsperioden unterschieden werden: Siedlungsperiode SP I von ca. 3800 bis 3250 cal. yr BC (Before Christ - kalibriert) und Siedlungsperiode SP II von ca. 3400 bis 2700 cal. yr BC."
→ Link zu: Swierczynski-Veröffentlichungen

Swierczynski et. al. unterscheiden klar zwischen der initialen Siedlungsphase "Scharfling plus See/Mondsee" und der späteren Siedlungsphase "Mooswinkel".

Aus der Abbildung ist auch zu entnehmen, warum es keine "exakten" Zeitpunkte auch nach Kalibrierung gibt, weil sich das 14C zu 12C-Verhältnis in der Vergangenheit auch kurzfristig stark geändert hat: damit gibt es diese "verwaschenen" Zeitpunkte für die einzelnen Proben.


Besiedlungsperioden und -ende (~2.700 v.Chr.) an Mondsee und Attersee

Den obigen Daten von Antl-Weiser (1995), Baldia (2001), Pernicka (2012) und Swierczynski (2013) können grob drei Besiedlungsperioden entnommen werden:

  • die Pionier-Besiedlung am Mondsee um 3.900/3.800 v.Chr.
  • die Mondsee und Attersee umfassende Besiedlung 3.700 bis 3.300 v.Chr.
  • die letze Besiedlung beider Seen mit Siedlungsende um 2.700 v.Chr.

Wie den Zeitstellungen von Antl-Weiser (1995; vorletzte und letzte der senkrechten Zeitdatierungen: 2. und 1. von rechts)), Swierczynski (2012) und Pernicka (2012) zu entnehmen ist, endet die Pfahlbauzeit nach über einem Jahrtausend etwa mit 2.700 v.Chr. mit den Stationen Mooswinkel/Mondsee, Misling, Nußdorf und Kammer am Attersee mit dem Auftauchen der Schnurkeramiker in unserem Raum (um ca. 2.800), wie in der Arbeit von (Włodarczak 2012: → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa für den Zürichsee gezeigt wird. Damit ist auch eine Tradierung des Namens des Attersees durch die indoeuropäisch sprechenden Schnurkeramiker vereinbar.



Szenario-Erzählung der Besiedlung anhand absoluter 14C-Daten

Wenn bei uns im Vergleich zur Schweiz mit tausenden dendrochronologischen Altersbestimmungen nur knapp 30 14C-Datierungen von Pfahlbaustationen am Attersee und Mondsee vorliegen, soll im Folgenden doch eine "erste Szenario-Erzählung" eines möglichen zeitlichen Verlaufs der Kanal-Pfahlbaukultur an unseren oberösterreichischen Seen vermittels der wenigen gegebenen Datierungen versucht werden.

Es gehört zu Aufgaben archäologischer Forschung, solchen Anhaltspunkten - wie den im folgenden dargestellten Szenario-Bestandteilen - nachzugehen und sie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dies umso mehr, als Offenberger sich ja als Denkmalschützer sah und selbst so gut wie keine archäologischen Untersuchungen vornahm bzw. amtlicherseits auch nicht vornehmen durfte.

Jedenfalls stellen die Pfahlbauten am Attersee und Mondsee eine einzigartige Gelegenheit dar, die Entwicklung einer Pfahlbau-Gesellschaft an einem gesamten Seen-Ensemble zu erforschen. Das diesbezüglich wohl eindrücklichste Vorbild sind die Forschungen und Ergebnisse, die Peter Suter erstmals für einen gesamten See am Bieler See erarbeitete.


Kundschafter-Phase

Wenige Jahrhunderte nach Egolzwil und Kleinem Hafner am Zürichsee suchen und finden schweizerische Kanal-Pfahlbauern entlang der nördlichen Alpen mit Mondsee und Attersee geeignete Seen für ihre Kanal-Pfahlbauern-Kultur. Gründe für solche expansiven Vorhaben waren u. U. ausgelaugte Böden am bisherigen See (vgl. die regelmäßigen Siedlungsunterbrüche bei allen Pfahlbau-Stationen), vielleicht aber auch die gestiegenen Bevölkerungsdichten (v.a. wegen der Art der Ernährung des Nachwuchses).

Ihre Anforderungen an einen neuen Kanal-Pfahlbauern-See waren wohl:

  • vorhandene Salzsohle-Quellen im näheren Umfeld
  • Seehöhe 400-500 m – vergleichbar zu Egolzwil 523 m, Zürichsee 406 m, Bielersee 429 m, Neuenburger See 430 m
  • "Gletscherrand"-See: Endmoräne mit steilem Abfluss für "Rückwärtserosion" (Sohlschwelle: Moräne; kein Fels)
  • steiler Abfluss: große Strömung, kurze Rückwärtserosions-Strecke für See-Absenkung um 4-5 m für trockene Strandflächen
  • passendes Klima: Niederschläge, Hydrologie, Durchschnittstemperatur für Getreideanbau auf trockenfallenden Flächen (oder Wiesen für Rinder und Schafe)
  • Wildreichtum, geeignete Bäume für Hüttenbau, Ressourcen und nahe Silex-Vorkommen usw.
  • keine Eigentumsansprüche anderer neolithischer Gruppen, kein Jagdgebiet ursprünglicher Jäger-Sammler-Gruppen
  • einigermaßen geschützte Lage von möglichen Siedlungen (kein allseitig freier Zugang, Rückzugsmöglichkeiten)
  • "Wegbarkeit": zum Erreichen aus Schweiz gutes Vorwärtskommen mit Vieh/Getreide 10-15 km/d, "gehbare" Waldränder

Bayrische Seen und Ausdehnung des Würm-Gletschers

klar vor 4.940 bp (± 120) (≈ 3.900kal.v.Chr.): "Kundschafter" sondieren östlich der Schweiz entlang des Voralpengebiets mögliche geeignete Gletscherrand-Seen (Anm.: Die bayrischen Seen waren - mit Ausnahme des Starnbergersees = Würmsees - voll vom Eis überfahren, sodass sie eben keine "Gletscherrand"-Seen waren.)

Ischler Ache wg. drohender Schüttungen unbeherrschbar
  • Mattsee|Obertrumer See|Grabensee: alle 503 m, keine Endmoräne: – Mattig in 8 km 491 m: 1 ½ ‰ Gefälle;
  • Wallersee: 506 m – keine Endmoräne; Fischbach fließt viele km lang flach dahin; keine "Rückwärts-Erosion" möglich;
  • Fuschlsee: 663 m – zu hoch?; mäandert 16 km bis zum Mondsee mit 493 m: ≈ 10 ‰ Gefälle; wenig gewinnbare Strandfläche; Seeabschluss mit 1 km Moor und Schwemmkegel;
  • Wolfgangsee: 538 m – Schüttkegel beim Seeausrinn; Ischler Ache fließt südwärts 4 km bis 514 m mit ≈ 6 ‰ Gefälle; Kanal in Ischler Ache ob potenzieller Schüttungen (3 Wildbäche von N, 1 großer von S) nicht beherrschbar (vgl. die Abbildung!);
  • Traunsee: 423 m – Traun 10 m auf 2 km mit ≈ 5 ‰ Gefälle; wenig Strandplatten; Abfluss tief eingeschnitten, 45°-steile Fluss-Ufer; hydrologisch nicht beherrschbar; (vielleicht wurde im Zuge dieser Prospektionen auch die Salzquelle Pfandl bei Ischl entdeckt?)
  • Mondsee: 493 m – Seeache 24 m auf 3 km (See bis Unterach) mit ≈ 8 ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr; Moränenwall;
  • Attersee: 469 m – Ager 9 m auf 2 km (See-Oberachmann) mit ≈ 4 ½ ‰ Gefälle; beim Ausfluss ehemals mehr, Endmoräne.

Pionier-Phase

Klar vor 4.940 bp (± 120) erfolgte eine detailliertere Erkundung von Mondsee und Attersee bzgl. Eignung der Hydrologie (z. B. ähnliches Zwei-Seen-System wie Neuenburgersee/Bielersee); der Umwelt für die neolithischen Pflanzen, Tiere und Ressourcen; Kontakte zu neolithischen Nachbarn; Beobachtung von mesolithischen Jäger/Sammler-Gruppen; Erkundung der Gegend; Wildreichtum usw.

Erarbeitung eines hydrologischen Konzepts

Wie im eigenen Abschnitt → "Hydrologie der Salzkammergut-Seen für die Kanal-Pfahlbauern" ausführlich dargestellt, sind – auch heute noch – tiefgehende hydrologische Kenntnisse für die Bewirtschaftung von Kanal-Pfahlbauern-Seen erforderlich. Solches Know how war unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Besiedlung des Attersees einschließlich des Mondsees.

Dieses tiefschürfende hydrologische Know how fehlte allen direkt benachbarten neolithischen Gruppen und konnte nur von bereits erfahrenen Kanal-Pfahlbauern beigebracht werden. (Anm,: Solche "Wasserbau-Spezialisten" mit jahrhundertelangen hydrologischen Erfahrungen gab es damals ausschließlich an den Schweizer Pfahlbauseen.)

Einzugsgebiet von Attersee und Mondsee

Wesentlich war der Erwerb grundlegender Kenntnisse über die hydrologischen Gegebenheiten zu den zu besiedelnden Seen über einen gewissen Zeitraum – z. B. während einer Pionier-Generation (20–30 Jahre).

Dazu gehören die vergleichweise einfach zu erwerbenden Erfahrungen und Größen:

  • Niederschläge (normal, Starkregen, Häufigkeiten usw.): konnten direkt beobachtet werden
Leichter Einbaum für Vermessungsarbeiten
  • Seefläche: konnte durch Befahren mit Einbäumen direkt abgeschätzt werden: Ein Längs-Befahren des Attersees (20 km) dauerte rd. 4 Stunden (Lit.: Schöbel 2009, S.9: Einbaum mit 5 kmh); jene des Mondsees (10 km) rd. 2 Stunden. Mehrere Seeüberquerungen dauerten am Attersee im Durchschnitt rd. ¾ Stunden, jene des Mondsees rd. ½ Stunde. Damit ergaben sich die Seeflächen – jedenfalls ihre Relationen zueinander im Verhältnis von 4 zu 1.
  • Einzugsgebiet-Größe: diese konnte einfach durch Abgehen je zufließendem Bach bis zu den Wasserscheiden eruiert werden (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung des Gebietes) [Anm.: Dies führte für Attersee und Mondsee durch einfaches Stundenzählen rasch zu guten Ergebnissen. Beim Traunsee fanden sie die zugehörigen südlichen Wasserscheiden in solchen Entfernungen, dass sie jedenfalls eine Besiedlung nicht in Betracht zogen. Vielleicht fanden sie dabei aber gleichzeitig den Austritt des salzhaltigen Wassers – durch Tierbeobachtung (!) – bei Pfandl nahe Bad Ischl.]
  • Abflüsse der einzelnen Seen (Durchschnitt; Schwankungen; Hochwasserabfluss: Höhe, Dauer usw.) [Anm.: Der durchschnittliche Abfluss korreliert direkt mit dem zugehörigen Einzugsgebiet.]
  • Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche: das war die wesentliche Kenngröße für eine Besiedlung, da davon ja die Hochwässer und die See-Retention abhängen
  • Beobachtung der tatsächlichen Wasseranstiege bei Auftreten von Hochwässern je See
  • Seeretention (einzeln; im System): aus der Erfahrung z.B. vom System Neuenburgersee-Bielersee konnten entsprechende Verfahrensweisen für eine Verbesserung insgesamt abgeleitet werden
  • Das waren die Grundlagen für die Konzeption der hydrologischen Bewirtschaftung des Seensystems:
    • Tiefe des Abgrabens der Abflüsse beider Seen (konnte jederzeit nachgebessert werden);
    • Vorabsenkung des Mondsees und Aufstau bei Auftreten eines Hochwassers (lt. Erfahrungen);
    • gleichzeitig frühzeitiges Absenkung des Attersees unter Normal-Seehöhe zur Aufnahme von vorhersehbaren Hochwasser-Niederschlägen

Die Pioniere der Pfahlbauern werden auf Grund ihrer Abschätzungen und ihrer hydrologischen Kenntnisse über das Seensystem Mondsee-Attersee zu den folgenden größenordnungsmäßigen Werten wie in der nachstehenden Tabelle gekommen sein:

Vergleich von Obersee (Mondsee) : Untersee alleine : (Ober- + Untersee = Attersee)
(mit 1 h = 1 Stunde Bewegungs-Entfernung ≈ 5 km)
Einzugs-
gebiet h x h
Seefläche
h lang x h breit
Gebiet zu
See-Fläche
Abfluss =
Gebiet / 2
Hochwasser
Obersee 20 h x h 2 h x ½ h = 1 h x h 20 x Seefläche 10 "2 x" = Beobachtung
Untersee alleine 15 h x h 4 h x ¾ h = 3 h x h 5 x Seefläche 7 "1 x" Diff.-Schätzung
Ober- + Untersee 35 h x h 4 h x h 8 x Seefläche 17 "3 x" = Beobachtung



Zum Vergleich werden die heutigen, gemessenen Daten der hydrologischen Gegebenheiten der angeführten Seen angeführt. Der Traunsee kam nie in Frage; der günstig scheinende Wolfgangsee nicht wegen des nicht beherrschbaren Abfluss-Kanals.

Daten zu Mondsee, Attersee, (Attersee alleine), Wolfgangsee, Traunsee
MQ = mittlerer Abfluss; HHQ = höchster Hochwasserabfluss
Einzugs-
gebiet E [km²]
Seefläche
F [km²]
E zu F MQ
[m³/s]
HHQ
[m³/s]
Attersee ohne Mondsee 217 46,2 4,7 8 37
Attersee mit Mondsee 463 60,0 7,9 17 110
Mondsee allein 247 13,8 17,9 9 73
Wolfgangsee 125 13,0 9,6 5,4 43
Traunsee 1422 24,5 58,0 69 630


Die Pioniere der Kanal-Pfahlbauern haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen sicher erkannt, dass die Hochwässer des Mondsees die hauptsächliche Ursache für besonders hohe Attersee-Hochwässer des gemeinsamen Systems Mondsee-Attersee sind. Diese sind für den Attersee im Gesamtsystem mindestens doppelt so schwierig wie für den Attersee allein.

Sie erkannten wohl auch, dass sich der alleinige Attersee-Abfluss bei Hochwasser nur auf das Doppelte des Normal-Abflusses erhöht, wenn man den gleichzeitigen Hochwasserabfluss des Mondsees verhindern kann. Dadurch reduzierte sich ja das Verhältnis von Einzugsgebiet zu Seefläche für den Attersee im Vergleich zu (Attersee allein) beinahe auf die Hälfte (7,9 → 4,7).

Wenn sie den Attersee besiedeln wollten, mussten sie die drohenden Hochwässer des Mondsees beherrschen.

Aus ihren Erfahrungen konnten sie sicher auch folgendes abschätzen: Wenn man bei einem Starkregen die Abflusswelle des Mondsees in den Attersee für drei Tage durch Aufstau verhinderte, so erhöhte sich der Spiegel des Mondsees nur um ~ 1 ½ m. Diese Kenntnis konnten sie wohl auch aufgrund von Beobachtungen während Hochwasserereignissen ableiten. Mit einer Vorabsenkung um 3 m lag man auf der sicheren Seite.

Damit die Pfahlbauten in See/Mondsee auch bei einer Hochwasserrückhaltung des Mondsees jedenfalls auf dem Trockenen blieben, wäre eine Absenkung des Mondsees um rund 4–5 m zielführend gewesen (vgl. Janik-Veröffentlichung mit Seekreide in 5 m Tiefe bei der Möbelfabrik neben der Seeache).

Überraschende Konsequenz: die geringe Besiedlung des Mondsees

Unter der Annahme, dass der Mondsee kontinuierlich vorabgesenkt betrieben wurde, um mögliche auftretende Hochwässer vor Abfließen in den Attersee durch Aufstau auffangen zu können, hatte der Mondsee dauernd ein recht tiefes Seespiegelniveau.

Dabei fielen breite Strandflächen z.B. bei St. Lorenz und auch am gegenüberliegenden Ufer sowie östlich von Mooswinkel trocken. Dort wurden aber trotz intensiver, früher Absuchungen durch Tauchgruppen unter Johann Offenberger bis 10 m Tiefe – und auch durch hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektionen durch Prof. Timothy Taylor im Sommer 2018 mit Fächerecholot (siehe weiter unten) – keine weiteren Pfahlbausiedlungen neben jenen von See, Scharfling und Mooswinkel gefunden.

Dies passt zur These der Funktion des Mondsees als „Vorfluter“ für den Attersee. Falls ein Hochwasser auftrat, führte das Aufstauen des Mondsees ja dazu, dass diese ansonsten trockenen Strandplatten überflutet wurden – diese konnten also nicht als Anbauflächen für Getreide oder als Siedlungsflächen genutzt werden.

Der Mondsee war Voraussetzung und Ermöglicher für die neolithische Besiedlung des Attersees durch die Kanal-Pfahlbauern, hatte dadurch aber keine Gelegenheiten für weitere eigene Stationen.

Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten zur Hydrologie des Mondsees

Hier wird eine aktuelle Masterarbeit von Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, der Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten) gebracht, der auch die Möglichkeit von Vorabsenkungen des Mondsees eingehend untersucht und auch die vorgelagerten Seen detailliert einbezieht.

Entscheidung

Die Entscheidung fiel damit vor 4.940 bp wegen der hydrologischen Verhältnisse und den viel geringeren und wenig günstigen landwirtschaftlichen Lagen des Mondsees für den Attersee, und das vor allem auch wegen der möglichen "Vorfluter-Funktion" des Mondsees; und auch gegen den Traunsee oder den Wolfgangsee, bei denen diese Möglichkeit völlig fehlte.

Die sich anbietende Möglichkeit bestand ja darin, den Mondsee stets um 4 - 5 m "vor-abgesenkt" zu halten, um ihn bei Starkregen-Ereignissen aufstauen und damit das Hochwasser für den Attersee deutlich geringer halten zu können: damit wurden die potentiellen Hochwässer am Attersee auf rund die Hälfte des unbeeinflussten Gesamtsystems reduziert.

Pionier-Station Scharfling: senkrechte Felsen in Mondsee als Schutz

Pionier-Station Scharfling

Als Pionier-Station wurde Scharfling wegen der besonders geschützten Lage gewählt: Die Station war ausschließlich über Wasser erreichbar: die Bucht war rundum vom See und beidseits von senkrecht aus dem Mondsee aufsteigenden Felswänden umschlossen - vgl. die Höhenlinien in der nebenstehenden Abbildung und die nachfolgenden Bilder der Station Scharfling mit den sie einschließenden Steilabfällen der beidseitigen Felsen. Die Station Scharfling blieb dauerhaft der sicherste Zufluchtsort für alle Pfahlbauern des gesamten Attersee-Mondsee-Gebiets.

[EINFÜGUNG: Diese geschützte Lage erinnert frappant an das vor-neolithische / mesolithische „Lepinski Vir“ der ursprünglichen Jäger und Sammler auf der serbischen Seite des Eisernen Tores der Donau: Parzinger beschreibt diese Siedlung wie folgt (S. 188 ff.): „Den mesolithischen Siedlungen von Lepinski Vir ist gemeinsam, dass sie auf schmalen Terrassen oberhalb der Donau liegen. Auf der einen Seite wird das Siedlungsareal durch den Fluss und auf der anderen Seite durch die steil ansteigenden Berge und das schwer zugängliche Hinterland begrenzt.“ Diese Lage kommt wohl einerseits dem Schutzbedürfnis und andererseits den wirtschaftlichen Interessen (Fischfang, Jagd usw.) entgegen. (In Buch: Parzinger 2015, Hermann: Die Kinder des Prometheus – Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. Beck Verlag, München, 848 Seiten: S. 188 ff.)]


Station See beim Abfluss des Mondsees

Die erste Absenkung des Mondsees durch Absenkung der Sohlschwelle bei der Station See und der Siedlungsbeginn in Scharfling erfolgte klar vor 4.940 bp, da die radiokarbon-datierten Pfähle von Scharfling ja bereits unter Wasser gefunden wurden.

Bezüglich der Gebiets-Abschottung gilt Ähnliches auch für die Station See mit den raschen und steilen Geländeanstiegen der Kalkalpen im Süden und jenen der Flyschberge im Norden. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, fehlen wegen des raschen Geländeanstiegs geeignete Flächen für einen umfangreichen Getreideanbau.

Wie in der Abbildung am Bewuchs mit Schilf und auch Seerosen vor der Station See am Mondsee klar zu erkennen ist, ist dort der See durchwegs flach und nicht tief, sodass die Station direkt neben dem abgegrabenen Ausrinn zu liegen kam (vgl. die völlig analoge Lage des Kleinen Hafners bei Zürich).

Die Einmündung der Seeache in den Attersee ist seeseits schwer zu finden, sodass die Station See recht sicher scheint.

Planung und Logistik

Im Zeitraum 4.940–4.910 bp wurde die Planung und Logistik für die Realisierung des Vorhabens umgesetzt:

  • "Pioniere": Pioniersiedlung Scharfling: 4.940 ± 120 bp (geschützte Lage); erste Abgrabung der See-Ache mittels Rückwärts-Erosion in See/Mondsee; Strandplatte wird trocken, recht ebene Landfläche in Scharfling (Schüttung von Kienbach); erste Abgrabung der Ager mittels Rückwärts-Erosion in Seewalchen/Schörfling; erste Getreide-Produktion vor allem am Attersee
  • "Ausbauarbeiten": Produktion in und Transport von Überschüssen aus der Schweiz: Vieh (Rind, Schaf, Ziege, Schwein; Hund) und Getreide; Vorbereitung von Baumaterial für weitere Unterkünfte, Grabgeräte, Steinwerkzeuge, Seile usw.; Einbäume für Verkehr am Attersee und Mondsee; Häuserbauten; Übersiedlung einer größeren Arbeitsgruppe, erste Aussaat, Betreuung des Viehs; Jagd; Vorräte für ersten Winter; erst dann Nachzügler (Frauen und Kinder ...)

Besiedlungs-Phase

auf Abszisse 14C-Daten; Kalenderdaten von 6.500 bis 4.500 calBP

Die kalendarischen Daten sind um rund 850 - 500 Jahre älter als die hier im Folgenden angegebenen 14C-Daten. Zur Korrektur der physikalischen 14C-Daten aus der Abszisse (x-Achse) zu wirklichen Kalenderdaten sind die Werte der Ordinate (y-Achse) hinzuzuzählen (vgl. die nebenstehende Grafik).

Damit werden die Kalenderdaten unserer Pfahlbauern von ca. 6.000 bis 4.700 Jahre vor heute gut abgedeckt (entsprechend dem bekannten 14C-Alter der x-Achse plus dem hinzuzufügendem Alter der y-Achse).

Liste Pfahlbaustationen in Österreich: absolute 14C-Chronologie

Besiedlung der Stationen am Mondsee und Attersee

4.940 bp ( ± 120): Pioniersiedling Scharfling

4.910 bp: Nachweis der ersten Siedlungen an den Ausflüssen von Mondsee (See 4.910 ± 130 bp) und Attersee (Seewalchen 4.910 ± 100 bp)

4.870 bp: Seewalchen, Kammer, Scharfling usw. (Getreide-Produktion)

4.800 bp: hydrologische Arbeiten an der See-Ache? (Pfahl-Fund am Ausfluss des Mondsees: Ausbau der See-Ache-Regulierung?)

4.780–4.660 bp: Getreide-Produktion: Scharfling, Seewalchen, Attersee, Abtsdorf, Weyregg, See, Misling, (Nußdorf ?)

→ 4.660 bp: Scharfling und See/Mondsee enden (?) nach rd. 300 / 250 Jahren (es gibt keine späteren 14C-Daten)

4.650-4.390 bp: Seewalchen, Weyregg, Attersee, Kammer, (Nußdorf ?), (Misling ?)

4.560 bp: Mooswinkel als einziger "echter" Pfahlbau (lt. Offenberger stehen die Pfähle nur dieser Station im Wasser)

4.310 bp: Nußdorf (seit wann? es gibt bislang nur 1 untersuchte Probe): ist letzter "trockener, konventioneller Pfahlbau". (Anm.: Eine Unterwasser-Grabung mit Kernbohrung im Jahr 2022 zeigte eine Gliederung in zwei Kulturschichten der Station Nußdorf. Bis dato ist das Alter der darunter liegenden - älteren - Schicht noch nicht bekannt.)

4.260 bp: Mooswinkel als aller-letzter Pfahlbau der Mondsee-Kultur

3.180 bp: Abtsdorf I: Bronzezeit (sind keine Neolithiker mehr; eher Indoeuropäer: Station dann als echter "Pfahlbau" eher im Wasser)

Auffälligkeiten:

  • Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen; von Norden her ist die Zugänglichkeit zu dieser Station aber ziemlich schwierig und damit recht "geschützt";
  • in Nußdorf könnte es neben den zwei Stationen an der bekannten Stelle noch mehrere Stationen gegeben haben, die sich heute vielleicht unter den enormen Schüttungen des Näßltalbaches (von keltisch nässen = stark "nässender" Bach) befinden; die nachgewiesene Station befindet sich am äußersten, südlichen Rand bereits außerhalb des Schüttkegels; viel günstigere Stellen würden sich etwas nördlicher in der sog. "Latzl-Bucht" anbieten: Reste solcher Pfahlbauten lägen heute aber unter rd. 3-4 m Schüttung des Näßltalbachs - und der mittlerweile erfolgten Kliffbildung - unter dem heutigen Grund des Sees;
  • ähnlich könnte es sich mit dem Schüttkegel von Weyregg verhalten.

Exkurs 1: (Mögliche) Funktionen von Scharfling

20 km kürzester Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten

Scharfling ist am südlichen Mondsee-Ufer wegen der beidseits senkrecht in den See abfallenden Steilwände des Gebirges über Land weder aus dem Osten noch aus dem Westen gut erreichbar und war damit als sichere Gründungs-Station für die Station See und in der Folge der Stationen am Attersee besonders geeignet.

Ein von der Archäologie wenig beachteter Aspekt der Kultur der Pfahlbauern ist deren Bedürfnis – wie aller Menschen – nach Salz.

Link zu Literatur zur Bedeutung von → Salz der Neolithiker

Die Bedeutung des Salzes für den Menschen erkennt man auch daran, dass „salzig“ eine eigene Geschmacksrichtung darstellt. Jäger/Sammler aßen gebratenes Fleisch, sodass das Salz im Fleisch beim Kochen nicht verloren ging. In pflanzlicher Nahrung ist kein Salz enthalten. Infolgedessen waren unsere Pfahlbauern zunehmend auf Kochsalz angewiesen, als sie immer mehr von der Jagd auf den Anbau von Kulturpflanzen übergingen.
Der Salzbedarf des Menschen beträgt zumindest 3 - 5 g pro Tag, wenn man schwitzt mehr.
Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml. Der Salzgehalt beträgt: Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g; Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g. Rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml. Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Getreide 0,02 g je 100 g. Äpfel haben 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.

In deren mehrere Jahrhundete dauerndem Aufenthalt in Scharfling haben diese Pfahlbauern sicher auch den niedrigen Übergang zum Wolfgangsee und von dort nach Pfandl (= heutiger Stadtteil von Bad Ischl) erkundet und den dortigen natürlichen Austritt von salzhaltigem Wasser in einem Abstand von nur 20 km vom Ausgangsort – bei Überquerung des Wolfgangsees mit Einbäumen – entdeckt.

Die Trocknung des salzhaltigen Wassers z.B. auf Reisig aber eher das Verkochen der Salz-Sole ermöglichte ihnen, Salz in trockener, konzentrierter Form zu produzieren und an den Mondsee – und von dort via Mooswinkel und See an den Attersee – zu transportieren.

[Anm.: Aktuelle Forschungen des Projekts → Hall-Impact: Mensch, Landschaft, Umwelt in einer Salzregion ergaben, dass bereits um 5.000 v.Chr. bei Hallstatt Landwirtschaft und Viehzucht – und wohl auch Salzgewinnung – betrieben wurde.]

Nach ihrer Gründungs-Aufgabe für das gesamte Attersee-Mondsee-System behielt die Station Scharfling über lange Zeit eine bedeutsame Funktion für alle anderen Pfahlbauern, indem sie einerseits einen sicheren Rückzugsort bot, vielleicht aber auch, indem sie die Versorgung mit dem lebensnotwendigem Salz ermöglichte.

Die Stationen Scharfling und See enden 4.660 bc (es gibt keine späteren 14C-Daten).

[Anm.: Zu dieser Zeit wurde der einzige Pfahlbau auf einer Insel im Starnberger See gegründet, der Konnexe zur Mondseekultur (Mondsee-Arsenkupfer, Mondsee-Keramik) aufweist.]

Exkurs 2: (Mögliche) Funktionen von Misling

30 km kurzer Weg zur Salz-Quelle Pfandl bei Bad Ischl
Quellen: Google-Maps und Terrametrics, Kartendaten
263 Höhenmeter zur Salzquelle: Quelle: Google-Maps

4.710 bc taucht die Station Misling erstmals in den 14C-Daten auf.

Die Station Misling bietet wenig landwirtschaftliche Flächen – weder auf dem geringen trocken fallendem Seeboden noch im Umland – und ihre Anlage ist unter diesem Gesichtspunkt wenig verständlich. Landwärts steigt das Gelände mit rd. 30 % an. Andererseits ist aber die Lage von Norden her recht geschützt.

Eine weitere Besonderheit der Lage ist darin zu finden, dass hier der Attersee eine nur geringe Breite zum gegenüber liegenden Steinbach hat, was vielleicht für die Jagd sowohl auf den Bergen beider Atterseeufer als auch im Gebirge z. B. auf Gämsen günstig war.

Geht man davon aus, dass mit dem allmählichen Auflassen der Siedlungen See und Scharfling deren Funktionen aber weiter ausgeübt werden mussten, hätte das neu angelegte Misling übernehmen müssen:

  • „Abfluss- und Hochwasser-Wächter“ am Mondsee und
  • Salzproduktion bei der Sole-Quelle Pfandl für die übrigen Siedlungen.

Im ersten Fall war die räumliche Nähe zum Mondsee Voraussetzung für die Ausübung der Hochwasserwächter-Funktion.

Im zweiten Fall eröffnete die Überfahrt nach Weißenbach eine neue, direkte Verbindung durch das Mitterweißenbachtal nach Bad Ischl und weiter nach Pfandl, das mit einem Fußmarsch von 5 ½ Stunden eine ähnliche Entfernung wie die ehemalige von Scharfling aufweist. (Allerdings konnten am Wolfgangsee 10 km mit Einbaum zurückgelegt werden.) Auch stellt der Weg durch das Mitterweißenbachtal mit nur wenigen zu bewältigenden Höhenmetern (263 m gegenüber 184 m des alten Scharfling-Weges) kein Hindernis dar.

Berücksichtigt man die damalige immense Bedeutung von Salz, sind die abgeschiedenen und besonders geschützten Lagen von Misling - aber auch Scharfling - unmittelbar einsichtig. Wenn in jeder Pfahlbau-Station am Attersee ein mehrwöchiger Salz-Vorrat gelagert worden wäre, wäre das einer Einladung für eine räuberische Aneignung gleichgekommen. Deshalb wurde wohl das Salz aus den recht geschützten Lagen Scharfling und auch Misling an die anderen Stationen regelmäßig nur in so geringer Menge geliefert, dass sich ein Überfall nicht auszahlte.

Exkurs 3: Mooswinkel

Lage der Station Mooswinkel in geschütztem Hafen

Mooswinkl beginnt 4.560 bc; nach Ende von See und Scharfling 4.660 bc und Misling-Beginnn um 4.710 bc.

Offenberger vermutete über die Funktion der Station Mooswinkel, da sie die einzige Station auf Pfählen im Wasser war, dass sie eine Funktion als "Überfuhr" über den Mondsee (nach Scharfling usw.) innehatte.

Tatsächlich ist die Station Mooswinkel durch eine besonders geschützte Lage zweifach ausgezeichnet: die Halbinsel ist nur von der Mondseer Seite einfach zugänglich und sie bietet einen natürlich geschützten Hafen.

Die Pfähle sind seeseits vor dem Abhang in den tieferen See auch in einer solchen (bis 8 m) Tiefe zu finden, dass man von Anlege-Stegen im See auch bei starken Seespiegelschwankungen ausgehen kann.

Die linke Abbildung zeigt die Lage der Station Mooswinkel, wobei die landseitigen Pfähle parallel in einem Abstand von etwa 15 m zum heutigen Ufer verlaufen. Daran schließt sich der Stationsbereich bis in größere Seetiefen (bis rd. 8 m heutige Tiefe) an; er erstreckt sich vom Bereich des Segelboots bis zum unteren Bildrand.

Im mittleren Bild erkennt man die geschützte Hafenanlage gegen die am Mondsee gefürchteten Weststürme. Laut persönlicher Auskunft heutiger Anrainer sieht man bei solchen Weststürmen die nicht selten gewaltigen Wellen mit ihren Schaumkronen außerhalb der Bucht vorbeiziehen, während das Wasser in der Bucht vergleichsweise ruhig bleibt. Nur die morgendlichen Südwinde kommen in die Bucht, die aber selten mehr als drei Windstärken haben.

Die rechte Abbildung zeigt, dass die Lage von Mooswinkel eine günstige Stelle für eine Überfuhr zum südlichen Seeufer aber auch den gesamten übrigen Mondsee darstellt.

Mooswinkel endet 4.260 bp als aller-letzter Pfahlbau der Pfahlbauern-Kultur.


Regelmäßige, gleichzeitige Besiedlungsphasen am gesamten Attersee

Analog zu den Gegebenheiten am Bielersee (vgl. → Suter) ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Niederwasser-Perioden des Attersees gleichzeitig bei den meisten/allen Stationen am Attersee für eine Besiedlung genutzt wurden. Dazu gibt es aktuell aber keine entsprechenden Forschungsergebnisse – was auch durch das Fehlen einer österreichischen jahrgenauen Dendrochronologie erschwert ist.

Weyregg II weist laut Pohl (2017) zumindest fünf Kulturschichten auf, die durch Seekreide voneinander getrennt sind. Eine dieser Kulturschichten weist drei Schichten (SE 4.3; SE 4.4 und SE 4.5) auf, die nur durch ein dünnes Seekreideband voneinander getrennt sind.

  • Aus diesem → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II wird man hinsichtlich der Kulturschichten aber nicht wirklich schlau, wenn z.B. (S. 19) bezüglich – einzelne Kulturchichten trennende – Seekreidebändern angeführt wird: "Ob es sich um eine mehrjährige Ablagerung von Seekreide während einer Siedlungsunterbrechung oder ein einmaliges Überschwemmungsereignis [?] handelt, ist unklar."

Weiters sind bisher mehrere Kulturschichten bei den folgenden Stationen bekannt: Offenberger berichtet in „Stratigraphische Untersuchungen im Bereich der neolithischen Station Weyregg I am Attersee“. FÖ 20, Wien 1982:191–222. auf S. 197 von zwei getrennten Kulturschichten mit den folgenden Radiokarbondaten: VRI-732: 4640 ± 110 und VRI-733: 4660 ± 100. Auch in Seewalchen gibt es zumindest zwei Kulturschichten, ebenso wie in der Station Nußdorf.



Früheste Präsentationen der Funde vom Attersee und Mondsee (1889)

Quelle: → Prähistorischer Atlas, K. K. Central-Commission Leitung J. A. Helfert (Hrsg.), Redaktion: Much Matthäus; Wien 1889.

Abbildungen von Fundgegenständen (für volle Vergrößerung 2 x auf das geöffnete Bild klicken):

Attersee (67 Abb.): Tafel XII, Fig. 1-26; Taf. XIII, Fig. 1-8, 14, 15, 17-24; Taf. XIV, Fig. 1-8; Taf. XV, Fig. 14, 17, 21, 22, 24-27; Taf. XVI, Fig. 1-6; Taf. XVII. Fig. 24; Taf. XVIII, Fig. 11.

Mondsee (43 Abb.): Tafel XIII. Fig. 9-13; 16; Taf. XV, Fig. 1-13, 16, 18-20; Taf. XVI, Fig. 7-14; Taf. XVII, Fig. 1-23.

Pfahlbau-Ausstellungen

Walter Kunze (1918-2008)

Pfahlbaumuseum Mondsee

Der Mondseer Historiker und Lehrer Dr. Walter Kunze (1918 – 1.8.2008) förderte bereits in den 1960er-Jahren die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee mit Hilfe von Salzburger Tauchern. Seine Berichte vor allem in den Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes decken die Jahre 1960–1968 ab. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute den wesentlichen Bestand des 1953 gegründeten „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.

1967 produzierte er über diese Arbeiten den Schwarz-Weiß-Film „Jahrtausende tauchen aus den Fluten“. (Bericht im JBOÖMV 1967, S. 37; Unterwasser-Aufnahmen der Arbeiten der "Unterwasserarbeitsgemeinschaft Salzburg"; der Film wurde vom OÖ Musealverein angekauft.)

Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.

Das Pfahlbau- und Klostermuseum

Kustos Helmut Kasbauer;
mein Latein-Prof. am Gymn.

Heimathaus Vöcklabruck

Seit 2005 führen Obmann und Kustos Dir. i.R. Prof. Mag. Helmut Kasbauer und sein Stellvertreter DDDr. Franz Satzinger den Verein und das Museum mit viel Herzblut und großem Engagement.

Ort: Vöcklabruck, Hinterstadt 18
Öffnungszeiten: Mai-Sept.: Mi + Sa 10 - 12 Uhr; Okt. - April: Mi 10 - 12 Uhr

Egger 2016, Gerald:Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. SONIUS 18, S. 11-12.

Bernhart 1968, Robert: Die Pfahlbausammlung des Heimathauses Vöcklabruck - Ihre Geschiche und ihr Bestand. (Beilage zu den Mitt. der Prähistor. Komm. der Österr. AdW, Bd. XI-XII, 1963-1968.)

  • I. Die Geschichte der Pfahlbausammlung S. 1-24;
  • II. Der Bestand der Pfahlbausammlung (720 Stück) S. 25-34 (detaill. Beschr.; nach Stationen);
  • S. 35: Lageskizze der Pfahlbaustationen im Attersee: Link zu → detaillierten Lageangaben der Stationen;
  • S. 37 ff.: 34 Foto-Tafeln mit den nach Ortschaften gegliederten Fundstücken.

ATARHOF (Attersee)

Keramiken vergleichbarer Kulturen
Oesers neolithische Färbetechniken

ATARHOFMuseum ATARHOF in Attersee, Landungsplatz 1: "Der Verein Freunde der Archäologie des Attersees und seines Hinterlandes hat sich zum Ziel gesetzt, spannende wissenschaftliche Themen der Archäologie und neuere Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung aus der Region einem interessierten, größeren Publikum zu vermitteln. Er hält ständigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten und Institutionen, lädt Fachleute zu Referaten ein, experimentiert selbst mit alten Kulturtechniken wie Keramikherstellung, Färben, Stein- und Holzbearbeitung und Kochen. Er gibt seine Erfahrungen in Workshops an Gruppen von Erwachsenen und Schülern weiter. Der Verein betreibt den ATARHOF mit wechselnden Ausstellungen und Workshops und betreut den Pfahlbau-Pavillon in Attersee, erweitert um einen prähistorischen Garten von Nutzpflanzen aus der Pfahlbau- bis zur Römerzeit." (Obfrau Prof. Dr. Helga Oeser)

Nachfolgend der → Link zu den Veranstaltungen im ATARHOF, Oesers gut schmeckende Pfahlbaugerichte und die Färbetechniken der Pfahlbauern.

Hier ist der Link zu → Filmdokumentationen zu Pfahlbau-Themen und die Geschichte der Attergauregion

Mörzinger Arnold: Klicken auf → Rundgang durch das Museum ATARHOF – Ein überschaubarer Vorgeschmack auf Ihren nächsten Besuch

Kataloge, Prospekte und Arbeiten des ATARHOF:

  • Silex oder der sogenannte Feuerstein - Stahl der Steinzeit (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Herstellung - Pfahlbaukeramik - Urgeschichtliches Töpfern (Prof. Dr. Helga Oeser; 17 Seiten)
  • Getreidearten im prähistorischen Garten Attersee (Prof. Dr. Helga Oeser)
  • Rundgang durch die aktuelle Ausstellung: 26 Doppel-Seiten
  • Katalog zur Ausstellung "Versunkene Kulturen der Pfahlbauten" (Prof. Mag. Arnold Mörzinger, 110 Seiten): Pfahlbaufundstellen; Pfahlbauforschung; Erkenntnisse; Große und kleine Geheimnisse; Schaustücke
  • Katalog zur Ausstellung "Der Attersee, seine Fische und der Fischfang" Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 61 Seiten).
  • Das Leben zwischen den Pfählen - ein Lese-Mal-Buch. (Prof. Mag. Arnold Mörzinger; 32 Seiten).
  • "Pfahlbauernleben" - von Prof. Dr. Helga Oeser
    • Prähistorische Nutzpflanzen und ihre Eigenschaften (41 Seiten; Ernährung, Heilkräuter, Färbepflanzen)
    • Färben mit Naturfarben (59 Seiten; Färbegut, Färbeprozess, Herstellung verschiedener Farben)
    • Von der Pfahlbauzeit inspirierte Gerichte (11 Seiten; Eintöpfe, Wildgerichte, Attersee-Sushi, Fleischlaibchen)

Verein Pfahlbau am Attersee (Seewalchen)

Pfahlbau-Modell in Seewalchen am Attersee
Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich

Der Verein Pfahlbau am Attersee wurde am 6. März 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Seewalchen. Ziel des Vereins ist, das Thema Pfahlbau in die Gegenwart zu bringen und erlebbar zu machen.

Link zur → Homepage des Vereins; Link zu → Archiv mit Artikeln (siehe Seitenende)

Zum Verbleib der Pfahlbaufunde von Seewalchen: 1898 stieß der Sandfischer und Seefrächter Theodor Wang in Seewalchen beim Baggern nach Sand im See (= "Sandfischer") auf Pfahlbaufunde. Schon 1899 trat er mit dem Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien in Verbindung. Da das Museum die angebotenen Pfahlbaufunde sogleich erwarb, suchte Wang nach weiteren Stücken. Die Suche wurde richtig lohnend, als sich 1902 der Wiener Fabrikant Max Schmidt – mit Sommersitz in Seewalchen – für die Pfahlbaufunde interessierte. Da er höhere Preise als das NHM bot, verkaufte Wang nun alle Funde an Schmidt, dessen Pfahlbausammlung mit der Zeit ungefähr 4000 Stücke umfasste. Schmidt verlegte die Sammlung von Seewalchen vorerst nach Wien und zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf sein Schloss nach Buda, wo sie im Zweiten Weltkrieg bis auf geringe Reste zugrunde ging. Nach dem ersten Weltkrieg kaufte Schmidt nur mehr wenige Funde, weshalb sich Wang 1924 wieder an das NHM wandte. Die vom dortigen Josef Bayer beabsichtigte Bearbeitung der Pfahlbaufunde des Attersees – er hatte in Budapest auch die Sammlung Schmidt aufgenommen (ist diese Aufnahme im NHM noch vorhanden?) – kam infolge seines frühen Todes 1931 nicht mehr zustande. Die NHM-Preise waren Wang bald zu niedrig, sodass ab 1932 die meisten der von ihm in verschiedenen Pfahlbaustationen des Attersees gehobenen Funde in das Heimathaus Vöcklabruck gelangten, das auch mit Pfahlbauforschung begonnen hatte. (Nach Willvonseder → JBOÖMV 1966.)

Naturhistorisches Museum in Wien

  • Saal 11: "Ein großes Display entführt auf eine virtuelle Reise in die einzigartige Welt der steinzeitlichen Pfahlbauten, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen."

NHM-Veröffentlichungen:

  • Pucher 1997, Erich & Engl, K.: Buch: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich, Materialien I - Die Pfahlbauten des Mondsees, Tierknochenfunde. – Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 33: 1–150.

Studiensammlung des Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Univ. Wien

Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Sammlung Much, Institut für Ur- und Frühgeschichte. Dissertation Wien 2002; 3 Bände.

Frank 2010, Carolin: Kupfer der Mondseegruppe – Die Metallfunde der Mondseegruppe aus Wien und Überlegungen zur Frage nach der Herkunft des Kupfers (ungedruckte Magisterarbeit Tübingen 2010).

Reiter V., Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much, (ungedruckte Diplomarbeit Wien 2011)

Weninger 1927, J. und Franz L.: Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee, Anthropologische Gesellschaft in Wien und Wiener Prähistorische Gesellschaft (Hrsg.), Materialien zur Urgeschichte Österreichs, 3. Heft. Mit einem Beitrag von E. Hofmann und F. Angerer, Wien 1927. S. 33–56. (Das Silexinventar (rund 1.400 Stück) wurde von Franz und Weninger 1927 beschrieben.)

Bsp.: Station Unteruhldingen

Der Erfolg der heutigen Rekonstruktion der Pfahlbaustation Unteruhldingen und dessen Museum (dem einzigen in BRD ohne öffentliche Subvention) beruht wohl auf dem ausgezeichneten Marketing, vielen durchgeführten Pfahlbau-Experimenten usw., und vor allem auf den

  • 242 (!) Publikationen (Stand September 2023) von → Prof. Dr. Gunter Schöbel im Zeitraum 1983-2023, die mittels abrufbaren Links einen direkten Zugang zu den Pfahlbauern, deren Leben und deren Bauten eröffnen.

TV-Videos zu Pfahlbauern und Pfahlbauten

  • Klaus Wachschütz: → Ertauchte Geschichte - Pfahlbauten in Europa (44 min: ORF 8.9.2019; ARD 18.9.2019) )
    (mit: Cyril Dworsky, Otto Cichocki, Paul Gleirscher, Henrik Pohl; Unteruhldingen: Gunter Schöbel, Peter Walter)

Zs. SONIUS Archäologische Botschaften aus OÖ zu Pfahlbauern, Römern usw.

Anm.: Der Zugang zu allen SONIUS-Ausgaben erfolgt einfach durch Anpassung des Internet-Links "http://sonius.at/pdf/Sonius_01_WEB.pdf" mittels ersetzen von 01 durch die Nummer der gewünschten Ausgabe von 01 bis 32.

SONIUS Nr. 08, 2010.

  • Cyril Dworsky: Archive unter Wasser?! Die Oberösterreichischen Pfahlbauten als einzigartiger Wissensspeicher unserer Geschichte. S. 3-4.

SONIUS Nr. 11, 2012.

  • Cyril Dworsky: Archäologische Utopien, Chancen durch das Erbe Pfahlbauten. S. 12-13.

SONIUS Nr. 12, 2013.

  • Henrik Pohl ist ab 1.1.2013 (halbbeschäftigter) Site-Manager für das UNESCO-Weltkulturerbe Pfahlbauten. S. 5.

SONIUS Nr. 13 (Welterbeausgabe), 2012.

  • Cyril Dworsky: Schritt für Schritt zur Sichtbarkeit des Pfahlbau-Welterbes. S. 8-9.

SONIUS Nr. 18 (Welterbeausgabe), 2016.

  • Kerstin Kowarik, Jakob Maurer, Timothy Taylor: Beyond Lake Villages. S. 3-5.
  • Cyril Dworsky: Über die Auswirkungen des Welterbes auf die Archäologie. S. 5-6.
  • Gerald Egger: Das Heimathaus Vöcklabruck … hat eine sehr bewegte Vergangenheit. (viel zu Pfahlbauten) S. 11-12.
    • Hans Reschreiter: 7000 Jahre Salz: Hallstatt – ein archäologischer Hotspot mit besonderen Herausforderungen. S. 13-15.

SONIUS Nr. 22, 2018.

  • Timothy Taylor, Eric Biermann, Dominik Meyer und Jakob Maurer: Herrschaftszentrum mit Weitblick - Archäologische Ausgrabungen am Buchberg im Attergau. S. 3-5.
  • Kerstin Kowarik, Jutta Leskovar: Die Pfahlbau-Objekt-Datenbank. S. 7 f.
  • Cyril Dworsky, Carmen Löw: Auf Augenhöhe - Kommunikations- und Vermittlungsarbeit zum UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen in Österreich. S. 12-14.

SONIUS Nr. 23, 2019.

  • Stefan Traxler: Römisches Erbe in Oberösterreich. S. 6-9

SONIUS Nr. 24 (Welterbeausgabe), 2019.

  • Henrik Pohl: Eine Brücke zwischen unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren und der Zukunft. S. 3-8.
  • Henrik Pohl: Fischschuppen aus der Fischsuppe? Rekonstruktion steinzeitlicher Ernährung. S. 9.
  • Henrik Pohl: „Pfahlbauten“. S. 10-11.

SONIUS Nr. 27, 2020.

  • Barbara Hausmair: Das dunkle 6. Jahrhundert? Zum beginnenden Frühmittelalter in Oberösterreich. S. 10-13 (S.11 unten "BYZANZ")

SONIUS Nr. 28, 2021.

  • Cyril Dworsky, Lieselore Meyer: Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. S. 3-8.
  • Franz Hauser, Astrid Stollnberger, Felix Lang, Stefan Traxler: Der römische Gutshof von St. Georgen Königswiesen Kurzbericht zur Ausgrabung 2020. S. 9-12.
  • Stefan Traxler: Römer, überall Römer! S. 14-20. (u.a. Weyregg)

SONIUS Nr. 29, 2021.

  • Der Tassilo-Liutpirc-Kelch; Buch; S. 15
  • Helmut Ardelt: Buch: Oberösterreich in der Steinzeit. Eine archäologische Spurensuche. S.15

SONIUS Nr. 30 (Welterbetag) , 2022.

  • Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer zum Welterbetag (5. Juni 2022): „Die Kultur- und Naturschätze Oberösterreichs machen unser Land einzigartig. Die UNESCO hat drei besondere Orte in unserem Land in den Status des Welterbes erhoben: die Region Hallstatt-Dachstein/ Salzkammergut, die prähistorischen Pfahlbauten am Attersee und am Mondsee und den ehemaligen römischen Donaulimes. Alle Welterbestätten verweisen auf das große historische Erbe, auf dem unsere Kultur aufbaut.“
  • Ruth Pröckl (UNESCO Welterbe): Superlative des Kulturerbes. S. 4-6.
  • H. Reschreiter, D. Brandner, J. Rudorfer, K. Kowarik (NHM Wien): Alles Salz – 7000 Jahre lang. S. 7-9.
  • Cyril Dworsky & Fiona Poppenwimmer: Die Pfahlbauten – Ein Welterbe am Weg zur Reife. S. 10-14.

SONIUS Nr. 32, 2023

  • Vortrag von Helena Seidl da Fonseca am 28.9.2023 in Wels: Auf dem Weg von oder nach Hallstatt? Neue Forschungen zur Rolle der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung in Traunkirchen..

SONIUS Nr. 33, 2024

  • Helena Seidl da Fonseca, Markus Staudt und Peter Trebsche: Traunkirchen revisited: Neue Forschungen in der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung am Traunsee S. 3–7.

Geschichte der Pfahlbauforschungen am Mondsee und Attersee

de-academic: → Für und Wider

Morlot-Vortrag über Pfahlbauten 1863

Die erste Anregung, in Seen nach Pfahlbauten zu suchen, ging vom Schweizer Gustav von Morlot aus. Morlot war 1846 „Geologischer Commissar“ des von Erzherzog Johann gegründeten „Gnostisch-Montanistischen Vereins“ für Oberösterreich; er wurde 1851 Professor für Geologie in Lausanne. Ab 1854 wandte er sich der Archäologie und Prähistorie, und insbesondere der Pfahlbauforschung, zu. Bei einem Besuch 1863 in der Geologischen Reichsanstalt hielt er einen viel beachteten Vortrag über Schweizer Pfahlbauten und führte (zu Pfahlbauten) aus: „Sie kommen fast in allen Seen der Schweiz vor … und müssen auch in den Ostalpenseen zu finden sein.“

Im Sommer 1864 forschte im Auftrag der k.k. Akademie der Wissenschaften der Wiener Geologe und Ichthyologe Kner in den Salzkammergutseen nach Pfahlbauten, hatte aber keinen Erfolg, obwohl er an den richtigen Stellen suchte - wie sich erst später herausstellte. Hochstetter forschte ebenfalls im Auftrag der k.k. AdW an den Seen von Kärnten und Krain und vermutete mehrere mögliche Fundstellen. Jene am Keutschachersee wurde in seinem Auftrag am 17. und 18.9.1864 von Hr. Ullepitsch untersucht.

In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen in der k. k. AdW, was zur Abspaltung und Gründung der "Anthropologischen Gesellschaft" führte.

Erst 1871 begannen dann ernsthafte Pfahlbauforschungen durch Graf Gundaker v. Wurmbrand am Attersee, der bei Seewalchen und Nußdorf fündig wurde; er vermutete auch einen Pfahlbau beim Ausfluss des Mondsees, den Much im Folgejahr auch fand.

K.u.k. Akademie der Wissenschaften Wien

Ferdinand Hochstetter, 1857 Lithographie v. Adolf Dauthage

Hochstetter, Christian Gottlob Ferdinand Ritter v. (polyt. Inst., Wien): → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain. Sitzungsberichte der AdW, math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261–282.

  • Hochstetter, F.: → Ueber Pfahlbauten. (Vortrag 7.11.1864) Verein zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse (1866). S. 1-34.
    S. 7: „Auf Antrag des Präsidenten der kais. AdW, Freiherrn v. Baumgartner, liess die k. Akademie im verflossenen Sommer und Herbst die österreichischen Seen nach Pfahlbauten durchforschen, und wie zu erwarten stand, blieben diese Nachforschungen nicht erfolglos. Ein Theil dieser Aufgabe, die Untersuchung der Seen von Kärnten und Krain, war mir zugefallen. Ich war so glücklich, an vier Seen Kärntens, am Wörther-, Keutschacher-, Rauschelen- und Ossiacher-See Punkte nachzuweisen, wo theils Pfahlwerk, theils Gegenstände, die ausgebaggert wurden, wie Topfscherben, Haselnüsse, Kohlen und Knochen, auf alte Niederlassungen hindeuten.“
Rudolf Kner, Lithographie von Josef Kriehuber, 1852 sein → Leben und Werk

Kner Rudolf (Ichthyologe; AdW): → Bericht über die Untersuchung der Seen OÖs bzgl. etwa vorhandener Pfahlbauten (im Auftrag der kaiserlichen Akademie). Si.-Ber. der AdW math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 50, S. 332-346.

Kner (S. 337-344) prospektierte auf mögliche Pfahlbau-Stationen: Mattsee, Wallersee, Hallstätter-See und Wolfgangsee und sah keine Verdachtsstellen für mögliche Pfahlbaustationen.

Am Mondsee hat Kner aber höchstwahrscheinlich die Station Scharfling entdeckt: „Zwar erwiesen sich viele Pfähle als Eichen-Wurzelstümpfe. Nebst solchen Wurzeln zogen wir allerdings auch ein Paar mehr als ½ Fuß dicke und unten zugespitzte Pfahle aus, deren teigiges Holz zwar auf ziemlich hohes Alter schliessen liess, die aber zu seicht (nur ½ bis 1 Fuss tief) im Boden staken, um sie der Zeit der Pfahlbauten zuzumuthen.“

Andererseits führt er aus: „Eichen von solchem Durchmesser und mit so ausgedehnten Wurzelstöcken konnten nur in festem Boden wachsen, es musste daher an dieser Stelle einstens trockenes Land sein. … und der feste Grund, in welchem jene Eichen wurzelten, Seeboden geworden sein. Möglicher Weise könnte er eine kleine Insel gewesen sein, in diesem Falle bliebe aber dann keine andere Erklärung als eine erfolgte Senkung des Bodens anzunehmen (was er aber als unwahrscheinlich einschätzte).“

Am Attersee fielen ihm Stellen zwischen der Teufelsbrücke und dem Ort Attersee auf: Um die Teufelsbrücke die Station Abtsdorf und auch die Station Aufham. Weiters bezeichnet er Lietzelberg-Süd als mögliche Station. Um das Schloss Kammer sieht er keine Verdachtsstellen, ebenso wie am östlichen Atterseeufer.

Hofmann, Elise (Tochter von M. Much): → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten; Vorgelegt in der Si. am 3. Juli 1924. Si.-Ber. AdW math.-naturwiss. Klasse, Bd. 133, 1924:379–409.

  • Rudolf Much beschreibt zu Beginn die Ausbeutung des Pfahlbaus See am Mondsee durch seinen Vater Matthäus Much.
  • Material: Getreide, Brote, Obst, Schnüre und Gewebereste, Hölzer und Holzgeräte, Baumhölzer; Rinden, Stroh, Moose.

Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien

Zur Einordnung der Anthropologischen Gesellschaft und "unserer" Forscher:

Matthäus Much-Porträt im Pfahlbaumuseum Mondsee
Gundakar von Wurmbrand Link: → seine Biographie
  • Ausschussräte seit Gründung der Anthropologischen Gesellschaft am 13.2.1870 in Wien sind neben neun anderen: Johann Graf Wilczek (bedeutender finanzieller Förderer der Pfahlbauforschung am Attersee) und Gundaker Graf Wurmbrand (Forscher, Liberaler; später Landeshauptmann von Steiermark)
  • ab 14. Februar 1871 wird auch Matthäus Much Ausschussmitglied
  • Bedeutsame Mitglieder der Anthropologischen Gesellschaft waren 1876 neben Hans Wilczek, G. Wurmbrand und F. Hochstetter (polyt. Institut) und M. Much: Charles Darwin, Ernst Haeckel, Theodor Billroth, Eugen Ransonnett, Friedrich Simony und Eduard Suess
  • 1882 war ein Förderer des Politikers Matthäus Much: Georg Ritter von Schönerer ("Vater des politischen Antisemitismus"; S. 45 u.).


Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band I, Wien 1871, erschienen am 15. September 1871.

  • 1. Sitzung der "Section für Urgeschichte" (S. 45): Am 27. Februar versammelten sich die Herren: Freih. v. Andrian, v. Hauer, v. Hochstetter, Kanitz, v. Mojsisovics, Freih. v. Sacken, Simony und Gf. Wurmbrand zur Constituirung der Section für Urgeschichte und erwählten Franz v. Hauer zum Obmanne.
    • Als Aufgaben der Section, welche theilweise noch in diesem Jahre zur Lösung gelangen sollen, wurden nach eingehender Debatte festgestellt: Die Erforschung von Seen und Mooren und zwar zunächst im Sinne der von J. Graf Wilczek für diesen Zweck gewidmeten Summe, jener von Oberösterreich. Ueber Aufforderung der Section erklärt sich Hr. Prof. Simony bereit, mit Benützung seiner reichen Studien über die Seen des Salzkammergutes die bezüglichen Vorarbeiten im Monat August zu beginnen. Zu seiner Unterstützung beschliesst die Section die Berufung eines Fischers aus der Schweiz, welcher sich bei der Untersuchung der dortigen Seen nach Pfahlbauten praktische Erfahrungen zu erwerben in der Lage war. Derselbe soll Anfangs September eintreffen, zu welcher Zeit mehrere Sectionsmitglieder in Oberösterreich anwesend, sich gleichfalls an den bezüglichen Arbeiten zur Erforschung des Atter-, Gmundner-, HalIstätter- , Matt-, Mond-, Trummer-, Waller- und Wolfgangsee´s zu betheiligen gedenken.
  • Simony 1871, Friedrich: → Die Pfahlwerke bei Kammer und Litzelberg im Attersee. — Mitth. d. anthropol. Ges. in Wien. 1871. S. 70–72. (Simony: ... sind keine Pfahlbauten.)
  • Wurmbrand, Gundaker Graf v. (unter Beteiligung von Simony, Wilczek, Andrian, Hauer u.a.): → Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut.; S. 145 - 156. Vor allem bei Seewalchen wurde viel gebaggert; aber auch bei Nußdorf (S. 149 unten) wurde bereits ein zweiter Pfahlbau bemerkt. ("So wäre denn ausser bei Seewalchen und unter Nussdorf am Attersee vorläufig kein Pfahlbau von mir gefunden worden.") Am Hallstättersee, Wolfgangsee und Traunsee wurde nichts gefunden. Wurmbrand vermutet einen Pfahlbau beim Ausfluss des Mondsees: "Eine Stelle dürfte sich südlich vor dem Ausfluss der Ache befinden". [Anm.: Diesem Hinweis Wurmbrands ist Much gleich im nächsten Frühjahr (aber ohne Wurmbrand) nachgegangen und wurde fündig.]
    • Auffindung des ersten Pfahlbaus am Attersee am 26./27. August 1871 bei Seewalchen.

Mittheilungen der → anthropologischen Gesellschaft, Wien, Band II, Wien 1872.

  • Wurmbrand, Gundaker Graf von: Schreiben an Sectionsrath Ritter von Hauer, über die in den oö Seen fortgesetzten Pfahlbauuntersuchungen. S. 1-7. (Überblick zu den neu entdeckten Stationen am Attersee: Ende Juli/Anfang August Auffinden der Stationen bei Aufham (eine Erhöhung des Seebodens, mit Binsen bewachsen, verriet mir die Stelle) und direkt vor Weyeregg; später wurden am Attersee noch entdeckt: Attersee nahe der Landungsbrücke, Puschacher nördlich von Weyeregg und Kammer nahe dem Ufer).
  • Much, M.: Erster Bericht über die Auffindung eines Pfahlbaues im Mondsee. S. 203-206. (Anm.: „Er hat es als Erster gewusst…“: arg.: „voraussetzen ließen“). Anm.: Fußnote zum Text: „Die zugehörigen Abbildungen wurden im Archiv der Gesellschaft deponiert.“
  • Wurmbrand, Gundaker Graf von: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen II. S. 249-273. (Überblick zu den Stationen Seewalchen, Aufham, Weyeregg, Puschacher, Attersee, Kammer, Gmunden und Keutschach; 6 Tafeln mit Abbildungen, Tabelle der Funde)
  • Much, M.: Erklärung einiger Gegenstände aus dem Pfahlbaue im Mondsee. S. 322-324. (mit zwei Tafeln von Mondseer Krügen, Steinbeilen)

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band III, Wien 1873.

  • Wurmbrand: Kleiner Bericht zu Weyeregg und Puschacher (S. 103 f.)

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band IV, Wien 1874.

  • Much, M.: Über die Resultate der Wiener Weltausstellung 1873 in Wien in urgeschichtlicher Beziehung. S. 1-30.
  • Wurmbrand, G. Graf v.: Fund-Notiz. Pfahlbauten im Neusiedlersee. S. 291-292. (im ausgetrockneten Neusiedlersee; es wurden keine Pfähle gefunden)
  • Much, M.: Zweiter Bericht über Pfahlbauforschungen in den oberösterreichischen Seen. S. 293-308. (Station Scharfling; Much beschreibt S. 295 f. die enorme Kraft des Eisdrucks auf senkreche Pfähle von Pfahlbauten; romantisierendes Einrammen von Pfählen mit Schlägeln; erfolglose Untersuchungen am Fuschlsee und Wolfgangsee; S. 300: künstliche Stein-„Hügeli“; S. 301 Andeutung eines „Bergsturzes“; weitere Aufsammlungen in See; Beschreibung von Funden; viele Vermutungen)

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band V, Wien 1875.

Experiment Steinbeilbohrung
  • Much, M.: widmet sich bereits Germanen-Forschungen: "Germanische Wohnsitze und Baudenkmäler in NÖ": S. 37–116
  • Wurmbrand, Gudakar Graf v.: Ergebnisse der Pfahlbau-Untersuchungen III. S. 117-138; 4 Tafeln. Ganz ausgezeichneter Bericht! (Weyeregg mit besonders reichem Fundmaterial; Funde von Puschacher sind in Villa Aegidi in Weißenbach; sehr moderne Überlegungen zu den Pfahlbauern und auch zu deren Bronze; Beschreibung von Fundstücken und Experimente zu deren Herstellung; wenig (eingeführte?) Bronzen am Attersee; Bronze-Schmelzen und -Gußformen; Schwein, Rind, Schaf, Ziege, Hund; Tabelle der Knochenreste)
  • S. 121 f. Erstes Pfahlbau-Experiment durchgeführt von Graf Wurmbrand: Bohren eines Loches in Steinbeil mittels Bohrvorrichtung aus Geweihstangen wird in diesem Artikel von Graf Wurmbrand ausführlich beschrieben.
  • Frass, Prof. Dr. Oskar: Bestimmung der in den Pfahlbauten Oberösterreichs gefundenen Knochenreste; S. 136-138. (in den Stationen Weyeregg, Puschacher, Seewalchen, Attersee; auch 1 menschliche Hinterhauptschuppe in Weyeregg; wenig Jagdwild).

Seine Auswertung der Tierknochen zeigt folgendes Ergebnis: Weyeregg: 50 Wild- und Hausschweine, 20 Rinder, 40 Schafe (Ziegen), 5 Hunde, 2 Bären, 1 Gabelhirsch, 16 Rothirsche, 4 Füchse und 1 Wiesel. Puschacher: Schwein, Rind und Ziege. Seewalchen: 3 Schweine, 3 Rinder, 3 Ziegen und 1 Hirsch. Attersee: Rind, Ziege und Rothirsch.

Much Gefäßformen

Mittheilungen der → antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VI, Wien 1876.

  • Much, M.: Dritter Bericht über die Pfahlbauforschungen im Mondsee (in den Jahren 1875-1876) S. 161- 194, mit 1 Abbildung, 4 Tafeln mit „Mondseer“ Keramik, 1 Tabelle. ( ... in Scharfling wieder kein Erfolg – obwohl ein Pfahlbau da sein müsse; wieder Funde bei See; ausführliche Besprechung; Bronze fehlt bisher; Töpfe usw., Tierfiguren; Schmuckgegenstände; Getreidekörner; Apfelspalten; Brandspuren; Wohnstätten über dem See). Insgesamt zeichnet er ein Bild seiner Vorstellungen zum Leben der Pfahlbauern.

Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VII, Wien 1877.

  • Wurmbrand, G. Graf v.: Aufklärungen. Entgegnung (Anm.: zu Much) in Betreff der Bohrungen von Steingeräthen und in Betreff thönener Lampen und Löffel. S. 96-104.
  • Wurmbrand, G.: Über die achte Jahresversammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft in Konstanz. S. 265–281.
    • S. 268 f.: „Wir sehen uns die sehr reichen Sammlungen aus den Pfahlbau-Stationen Wangen, Lützelstetten, Unteruhldingen und Konstanz näher an. Alle diese Stationen zeigen im großen Ganzen dieselben Kulturverhältnisse wie Attersee, Weyeregg und Mondsee bei uns.
      Überall eine große Anzahl von geschliffenen Serpentin- und Diorit - Beilen, gebohrte Hämmer (deren Steinkerne noch vorhanden sind), bearbeitete Knochen- und Hirschhorngeräte, Feuersteingeräte und ornamentierte Tongefäße aus ungeschlemmter Masse.
      Es war zum ersten Mal, dass ich reiche Sammlungen von Bodenseepfahlbauten vor mir sah; die Ähnlichkeit derselben im großen Ganzen mit denen, welche ich aus Österreich kenne und denen, die ich später in Zürich sah, ist wirklich überraschend. Wenn wir von einiger Verschiedenheit gewisser Topfformen und von gewissen Werkzeugen absehen, die dort häufiger und hier seltener vorkommen, so geben alle diese Pfahlbauten ein so gleichartiges Kulturbild, dass die Annahme ein und desselben nationalen Ursprunges der Pfahlbauten wohl gerechtfertigt sein dürfte.“

Mittheilungen der antropologischen Gesellschaft, Wien, Band VIII, Wien 1878.

  • Much, M.: Über den Ackerbau der Germanen. S. 203 f. und: Über die Kosmogonie und Anthropogenie des germanischen Mythos. S. 324 f.
  • Weninger, Funde aus dem Pfahlbau im Mondsee. Mitth. d. Anthrop. Ges. in Wien. Sitzungsber. 1916/1917, S. 45/46. (Anm.: ist eine Aufzählung ohne Sachbezug.)


Much 1885, Matthäus: → Die Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen. (Vortrag 28.1.1885) Zs. d. Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse (1885). S. 249-298.
Much beschreibt hier auf den Seiten 267-278 ausführlich den Pfahlbau in See am Mondsee mit all seinen Funden aus Stein, Ton, Stoffen, Nahrungsmitteln, Haustieren und Jagdtieren. Auf den Seiten ab 278 geht er auf die Indogermanen und deren "Urheimat" ein und vermeint, dass diese die Errichter der Pfahlbauten gewesen seien.

Much 1902, Matthäus postulierte in : → Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschichtlichen Forschung. Verlag: Hermann Costenoble; Jena und Berlin, 1902; im Kapitel „Die Rasse“ (S. 245): eine Art Urbevölkerung der Indogermanen in Nordeuropa: “Durch die bisher beigebrachten archäologischen Thatsachen glaube ich nachgewiesen zu haben, dass in den Grundlagen der Kultur und im Wesen der steinzeitlichen Bewohner Mittel- und Nordeuropas und in sonstigen Erscheinungen, die als Merkmale dienen, nichts zu finden ist, was ein fremdartiges, etwa der asiatischen Kultur verwandtes Gepräge zu geben vermöchte, weshalb auch die Träger dieser Kultur und dieser Merkmale nicht von fremder, aussereuropäischer Herkunft sein können.”


Mondseekupfer-Beile
Kupferbeile, Dolche
Spiralen, Angelhaken

Much 1893, Matthäus († 17. Dezember 1909): → Die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Indogermanen, Jena 1893, 376 Seiten.

Much hat aus dem Mondsee in 10 Grabungssommern geborgen (S. 9–14):

528 Steinbeile, 51 Steinhämmer, 529 Feuerstein-Pfeilspitzen, 438 Schaber, 192 prismatische, zum Teile weiter bearbeitete Messer, 26 Bohrer, 78 gezähnte Sägen, 54 sonstwie angearbeitete Feuersteine, 86 Krummmesser, sämtlich aus Feuerstein, 350 Klopfsteine, 19 Glättsteine, 2 Ambosse, 2 Schlägel, etwa 60 Mühlsteinplatten zum Teil mit den Läufern, mehr als 200 Schleifsteine, zusammen 2595 Werkzeuge und Waffen aller Art aus Stein, wozu sich noch beiläufig 160 Nuklei und 2 bis 3000 Splitter aus Feuerstein und mehrere hundert Kochsteine gesellen.
An Knochengeräten wurden gewonnen: 23 Keulenknäufe aus Hirschhorn, 65 bearbeitete Hirschhornstücke, 2 Beilfassungen aus Hirschhorn, 220 Knochenpfriemen, 21 Knochennadeln, 8 Rippenstücke von Flachshecheln, z. T. zweizinkig, 18 doppelzinkige Pfriemen, 45 Waffen und Werkzeuge aus dem Fersenbein u. s. f., 16 geschärfte Messer aus Schweinshauern, 1 Pfeilspitze aus Knochen, 354 Spateln, 100 angearbeitete Knochenstücke, zusammen 870 Gegenstände aus Horn und Knochen. An Schmucksachen fanden sich 398 Perlen, 20 Zierscheiben – oder Knöpfe – und 5 Anhängsel aus Stein, 1 Perle aus Thon, 1 Anhängsel aus einer Vogelkralle, 24 polierte und 272 durchbohrte Zähne, zusammen 697 Schmuckstücke aus Bein und Stein.
Zu diesen 4162 Werkzeugen, Waffen und Schmucksachen kommen 118 ganze Gefäße, 1380 Scherben, soweit sie für Technik, Form, Ornament, Nebenteile und sonstige Eigenschaften von Bedeutung sind, ungerechnet die übrigen tausende, 18 Spinnwirtel, 22 Webstuhlgewichte, 70 desgleichen in Bruchstücken, 3 Löffel nebst Bruchstücken von solchen, 16 Tonfiguren nebst Bruchstücken von solchen, 5 ganze Schmelztiegel und mehr als 25 andere in 140 Bruchstücken, zusammen 1661 Gegenstände aus Ton, dann Holzgegenstände, Schnüre und Geflechte aus Bast, Getreide (Weizen und Gerste) ausgedroschen und in Ähren, Brot, Haselnüsse (ganze und gebrochenen Schalen), Äpfel in Spalten, Samen, Topfscherben mit Speiseresten, Holzschwämme, Tannenzapfen, verkohltes Stroh, Heu, Moos, Tannennadeln, Wandbewurf, Graphit, Rötel, Glimmer, Pechkohle, Kalkspat, Eisenkies, andere Mineralien und Versteinerungen, Tierknochen, zerschlagene, mit Hiebspuren, gebrannt, von Hunden benagt und in der Mehrheit von Haustieren herrührend.
Neben diesem reichen und mannigfaltigen Bestande an Stein- und Knochengerät fanden sich auch 29 Gegenstände auf Kupfer (Fig. 1–23: S. 12–14), und zwar 14 Beile und Bruchstücke von Beilen, 6 Dolche, 3 kleine Spiralscheiben aus gehämmertem Draht, 4 Pfriemen, ein Fischhaken und ein formloses, offenbar beim Schmelzen abgetropftes Stück, endlich jene zwei Gegenstände aus Bronze, und zwar der obere Teil eines Dolches mit den Nietlöchern für den Griff und eine Nadel ohne Kopf. Alle diese Metallsachen lagen mitten in der Kulturschicht zwischen Moder und Mulm und den übrigen Fundsachen zerstreut.
Außer diesen Gegenständen aus Metall fanden sich zahlreiche Gusslöffel und Gussschalen (Schmelztiegel) aus Ton mit anhaftenden Kupferteilchen, Schlackenstückchen und mit Überzug von Schwefelkupfer, sowie mit den deutlichsten Spuren, dass sie einer großen Hitze ausgesetzt gewesen und zum Gießen von Kupfersachen gedient haben. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass in den Pfahlbausiedlungen im Mondsee Werkzeuge und Schmucksachen aus Kupfer neben Steingeräten im Gebrauche gewesen und an Ort und Stelle erzeugt worden sind.
Den Funden im Mondsee stellen sich jene in den Pfahlbauten des nahen Attersees als vollkommen gleichartig zur Seite. Die Baggerungen haben ergeben, dass auch hier die menschliche Tätigkeit auf einem Bestande an Werkzeugen aus Stein und Knochen beruhte, die sowohl in Bezug auf die Form als auch auf das Material genau denen aus dem Mondsee entsprechen. Nebstbei aber erschienen so wie dort auch hier Gegenstände aus Metall (einige aus Bronze, andere aus Kupfer). Durch die völlige Gleichartigkeit der Tongefäße werden sie in dieselbe Zeitperiode gestellt. Es ist noch zu bemerken, dass sich auch hier die bei den Funden im Mondsee erwähnten Schmelztiegel vorfanden.



Robert Munro (1890)

Munro 1890, Robert: → The Lake dwellings of Europe. Scottish Society of Antiquaries; London, Paris & Melbourne, 1890; 664 p. (Mondsee und Attersee pp. 156–163)

Mit dem folgenden Link wird eine → kompakte Darstellung von Robert Munro über die Funde von Mondsee (Station See), Attersee (Stationen Seewalchen und Weyregg) und des Neusiedlersees (Funde im ausgetrockneten See) gebracht.


Kurt Willvonseder (Pfahlbauten am Attersee 1968)

Willvonseder 1933, Kurt: Oberösterreich in der Urzeit. Wien: Stepan, 1933; 111 Seiten, 100 Abb. mit 303 Figuren und 4 Karten. (OÖs Urzeit bis zu römischer Okkupation; Pfahlbaufunde von Seewalchen); → Rezension durch Paul Reinecke

Willvonseder 1937, Kurt: Die mittlere Bronzezeit in Österreich, Verl. Schroll, Wien 1937, 482 Seiten. (= Habilitationsschrift an Univ. Wien 1937)

Willvonseder 1955, Kurt: → Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit. OÖ Heimatblätter 1955, S. 97–112. (Historie der Pfahlbauforschung - vor allem des Mondseelandes; Ankündigung seiner Monographie der Atterseefunde. S. 103 … Mondseekultur, die der Altheimer Kultur nahesteht)

Willvonseder 1966, Kurt: → Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen. JBOÖMV Bd. 111, 1966:154–160.

Willvonseder 1965-1968, Kurt: → "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in OÖ", Mitt. prähistor. Komm., 1968, XI. u. XII. Bd.; (Graz 1965, Wien 1968), 453 S., 34 Tafeln, 5 Abb.

Obermair 2015, Robert: → Das NS-Engagement Kurt Willvonseders und die schwierige Frage nach der Entnazifizierung der Wissenschaft. Archaeologica Austriaca, Bd. 99/2015:155–175. Österr. AdW, Wien.

Danner 2020, Peter: → Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, sehr viel Literatur).


Walter Kunze: Pionier der Pfahlbauforschung (Tauchgrabungen 1960-63)

Der Mondseer Historiker und Lehrer Dr. Walter Kunze (1918 – 1.8.2008) begann und förderte bereits Anfang der 1960er-Jahre die Unterwasserforschungen in der Pfahlbaustation „See“ am Mondsee.

Aufnahme des Pfahlfeldes See/Mondsee durch Kunze 1986
Gefäße und Steinäxte aus See und Mooswinkel Kunze 1986
Mondseekrug aus Station See/Mondsee nach Kunze 1986

Ihm zu Ehren wird mit dem folgenden Link → eine vollständige Liste der Veröffentlichungen von Dr. Walter Kunze mit Bezug auf die Pfahlbauten gebracht. (Anm.: einschließlich der photographischen Dokumentation der Herstellung des letzten „Mondseer Einbaums“.) Die meisten seiner Berichte erschienen in den Mitteilungen des Mondseer Heimatbundes in den Jahren 1960–1968.

Kunze, 1972 beschreibt detailliert → die ersten Tauchgrabungen, Fundbergungen und Restaurierungen in seinem Artikel: Pfahlbauten am Mondsee. Prähistorie und Archäologie in OÖ; Kulturzeitschrift OÖ 1972/73, OÖ Landesverlag, Linz 1972:3–5.


Kunze 1981, W.; Vogelsberger, A.: Keramik der Pfahlbauern - Berichte über Untersuchungen der jungsteinzeitlichen Töpferei am Mondsee. Schriftenreihe des OÖ Musealvereins – Ges. f. Landeskunde, Bd. 11, 1981, 77 Seiten.

Kunze untersucht 1290 Keramikfunde und klassifizierte sie wie folgt:

  • 11 verzierte und 18 unverzierte Krüge: davon 14 mit 1 Henkel und 4 mit 2 Henkeln
  • 29 Töpfe, 25 Schüsseln, 14 Näpfe, 9 Schalen, 10 Becher, 8 (große) Vorratsgefäße
  • 491 Randstücke ohne Verzierung und 54 Randstücke mit Verzierung
  • 161 Wandstücke ohne Verzierung und 38 Wandstücke mit Verzierung
  • 9 Randstücke mit Knubben und 6 Randstücke mit Schnurösen
  • 12 Wandstücke mit Knubben und 6 Wandstücke mit Schnurösen
  • 245 Boden-Wand-Stücke, 41 Wand-Bodenstücke und 73 Bodenstücke
  • 27 Stücke mit Henkel oder Henkelansatz und 6 Stücke mit Durchbohrungen

Die grauschwarzen Farbtöne überwiegen bei weitem, daneben kommen auch Farbabstufungen von Weißgrau über Hellgrau, Ocker, Braun, Rötlich, Grau, Grauschwarz bis Schwarz vor.

Von den Keramikstücken sind 11 % mit Ornamenten versehen: 5,1 % mit in die Wand getieften Ornamenten, 2,1 % mit ornamentiertem Mundsaum, 1,2 % mit Fingertupfenornamenten, 0,8 % mit Leisten und 1,7 % mit Knubben.

Wie aus den Fundanteilen der Aufsammlung von Kunze hervorgeht, weichen die Vorstellungen über die „typische“ Mondseekeramik – den Mondseekrug – von den realen Gegebenheiten deutlich ab.

Es gibt nur 11 verzierte "Mondsee-Krüge" gegenüber 18 unverzierten Krügen. Nur ein Zehntel der Randstücke und ein Viertel der Wandstücke weisen eine Verzierung auf; auch Ornamente sind vergleichsweise selten. Die Krüge (29) sind ähnlich häufig wie Töpfe (29), Schüsseln (25) und Näpfe/Schalen/Becher (33).

An dieser Stelle ist auch Oberlehrer i. R. Karl Fornather zu erwähnen: Die vielen Bruchstücke von Gefäßen, es handelt sich um etliche tausend, wurden in Kistchen verstaut und in die vom Heimatmuseum eingerichtete Restaurierwerkstätte transportiert, wo sich Fornather jahrelang der überaus mühsamen Arbeit des Zusammensetzens der Bruchstücke unterzog. Restaurierbar ist ein Gefäß nur dann, wenn es als Ganzes in seiner Form gesichert erscheint: vergleiche hier insbesondere das große Vorratsgefäß in der vierten Abbildung, aber auch die Töpfe und Schüsseln in den anderen Abbildungen. Das Profil muss vom Boden bis zum Mundstück lückenlos vorhanden sein.

Im Folgenden werden zu Ehren von Walter Kunze, Alfred Vogelsberger und Karl Fornather aus

  • Kunze & Vogelsberger (1981): Keramik der Pfahlbauern - Berichte über Untersuchungen der jungsteinzeitlichen Töpferei am Mondsee. In: Schriftenreihe des OÖ Musealvereins – Ges. f. Landeskunde, Bd. 11, 1981

mit Genehmigung der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege in Abstimmung mit JBOÖMV die von Alfred Vogelsberger erstellten Aufnahmen gebracht.

Alfred Vogelsberger bringt in einem eigenen Buch-Abschnitt seinen spannenden Bericht „Zur Technik der Töpferei“ mit seinen vielen eigenen Versuchen zum Ton, Formen, Brennen und Dekorieren. Dabei geht er auf die Analyse der aufgefundenen Keramikfunde ein und beschreibt in der Folge die ehedem verwendeten Werkstoffe. Daraufhin zeigt er die Aufbereitung des Tones und die verwendeten Formen und zeigt auch, wie er selbst einen „Mondseekrug“ formt und wie der Brennvorgang verläuft. Zum Abschluss wird in die gebrannte Keramik die Inkrustation eingebracht.


Dr. Walter Kunze (1918–1.8.2008)

Kunze 1986, Walter: Mondsee – 5000 Jahre Geschichte und Kultur. Selbstverlag Marktgem. Mondsee 1986; 191 S. (2. Aufl. 1990).

Der folgende Link bringt das Exzerpt (S. 9-15) des Kapitels → Die Pfahlbauforschung am Mondsee und die Mondseekultur.

1960 stellte sich dem Heimatmuseum Mondsee eine Tauchergruppe aus Salzburg zur Verfügung. Der Leiter des Unternehmens, Dr. Walter Kunze, wollte den Umfang des Pfahlfeldes See feststellen und den ganzen Mondsee nach Pfahlfeldern absuchen. Erstmals in Österreich kamen hier Taucher bei archäologischen Unterwasserarbeiten mit modernen Pressluftgeräten und Nasstauchanzügen zum Einsatz. Mit dem Oö. Landesmuseum (Dr. Josef Reitinger, Beiziehung von Dipl.-Ing. Vinzenz Janik als Fachmann für Bodenkunde) wurde die Lösung der Hauptfrage aller Pfahlbauforschung (Wassersiedlung oder Landsiedlung) in Angriff genommen. Bodenbohrungen und -untersuchungen im Bereich des Seeausflusses brachten den Nachweis, dass die Siedlung ehemals an Land errichtet worden ist. Einen weiteren Hinweis darauf ergab 1962 von der archäologischen Seite auch die Entdeckung eines waagrecht liegenden Balkens, der auf dem Seeboden durch Pflöcke befestigt war.

Die Fundbergungen des Heimatmuseums Mondsee wurden bis 1963 fortgesetzt und brachten einen umfangreichen Fundbestand zutage. Vor allem die Funde dieser Tauchforschungen stellen heute den Bestand des 1953 gegründeten „Pfahlbaumuseums Mondsee“ dar.

Es ist stark zu vermuten, dass diese Arbeiten von Walter Kunze den Auslöser für die Aufmerksamkeit des Bundesdenkmalamtes darstellten und zum Beginn der Pfahlbauforschungen durch – den begeisterten Taucher und Archäologen – Johann Offenberger führten.


Herrn Dr. Walter Kunze zu Ehren werden im Folgenden die eindrucksvollsten Bilder aus seiner Veröffentlichung zu „Pfahlbauten am Mondsee. Prähistorie und Archäologie in OÖ“ in der Kulturzeitschrift von OÖ 1972/73, Linz, OÖ Landesverlag; gebracht.


Johann Offenberger: Doyen der österreichischen Pfahlbauforschung

RR Johann Offenberger (*1934, ✝23.7.2017)

Johann Offenberger hat im Oktober 2012 seine Forschungsergebnisse im Buch Weltkulturerbe "See“ (100 S.) veröffentlicht. (Quelle: → OÖ Nachrichten: "Das Märchen von Pfahlbauten direkt in den Seen": Autor und Bild: Norbert Blaichinger, 8.10.2012).Das Buch ist in den Mondseer Museen und im Buchhandel erhältlich. Er betont: „Dieses Buch soll ein Beitrag sein, dass an die 1986 eingestellten Pfahlbauforschungen in Österreich wieder erfolgreich angeknüpft wird.“

1970 entdeckten die Taucher und Forscher rund um Johann Offenberger (*1934; +23.7.2017) im Bereich von Mooswinkel am Mondsee den einzigen "echten" Pfahlbau Österreichs. Offenberger dazu: „Allerdings war es nicht eine bewohnte Siedlung, sondern eine Plattform als Anlegestation, eine "Schiffsanlegestelle" für den Fährdienst."

Es sei schlicht ein Märchen, zu glauben, die Pfahlbauten in See (am Mondsee), in Litzlberg oder Abtsdorf am Attersee wären im Wasser gestanden. Offenberger: „Die Wahrheit ist, dass die Pfahlbauten am Seeufer situiert waren und viel später durch massive Klimaänderungen unter Wasser gedrückt wurden.“ Sehr wohl wisse man heute aber, dass es im Rahmen der Pfahlbauweise verschiedene Arten gegeben hat. Worüber man im Bereich der Salzkammergutseen aber bis heute nicht verfügt, sind Grundrisse von Bauten. Ohne diese sind laut Offenberger auch Gedankenspiele über originale Nachbauten kaum realistisch. Anlässlich der OÖ Landesausstellung 1981 zum Thema „Das Mondseeland“ konnte von Hans Offenberger in den ehemaligen Mondseer Klosterräumen eine große Pfahlbauabteilung mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichtet werden. Als „Österreichisches Pfahlbaumuseum“ ist sie nach wie vor ein wesentlicher Teil der Mondseer Museumslandschaft.

1986 kam es zur gewillkürten, abrupten Einstellung der österreichischen Pfahlbauforschung, sodass nicht einmal mehr die begonnenen Vermessungen der Station See am Mondsee fertiggestellt werden konnten. Die Hintergründe liegen im Dunkeln. So schreibt Erwin Rupprechtsberger (Mondseekultur 2006, S. 14): „Die [von Offenberger] mit großem Engagement alljährlich durchgeführten Tauchuntersuchungen ebbten nach einigen Jahren aus explizit nicht genannten, für Insider aber erahnbaren Gründen ab.“ [Anm.: Es gibt Andeutungen in Richtung von kollegialem Neid und Eifersucht hinsichtlich eines möglichen Aufstiegs oder einer akademischen Karriere Offenbergers; die später vorgeschützten finanziellen Gründe waren es nicht.]

Offenberger wurde vom Bundesdenkmalamt unmittelbar zur Beaufsichtigung von Ausgrabungen ins Kloster Mondsee abkommandiert. Auch die Bearbeitung bereits durchgeführter Aufnahmen im Attersee konnte nach der Einstellung des Bestandsaufnahmeprojektes nicht mehr beendet werden. Dies betraf besonders die Siedlungen am Ausfluss des Sees und im Bereich Litzlberg.

Mit der Aufnahme der heimischen Pfahlbauten 2011 in das Weltkulturerbe wurden seine so plötzlich und radikal abgebrochenen ehemaligen Arbeiten mit der Veröffentlichung von Czech 2013 (FÖ 2013; siehe unten) nach 27 Jahren wenigstens noch abgeschlossen.

Seinen Nachlass von Fotos, Schriftstücken, Dokumentationen und persönlichen Aufzeichnungen verwahrt der Österreichische Archäologie Bund bis 2040.

Veröffentlichungen von Johann Offenberger:

Offenberger Das Pfahlbauerbe – „Brennpunkt“ Mondsee Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse.

Link zur → Vollständigen Veröffentlichungsliste von Johann Offenberger.

Nachfolgend werden Links zu den digital verfügbaren Arbeiten sowie die beiden zusammenfassenden Bücher von Hans Offenberger gebracht:

Offenberger 1971, Johann: → Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung. JbOÖMV 116, 1971. S. 9–21.

OFFEN Offenberger 1976, Johann (und Kral, Loub, Niedermayr, Wolff): Die oö Pfahlbauten – Die Untersuchungen des BDA in den Jahren 1970–1974. Archaeologica Austriaca, Beiheft 13. FS Pittioni, 1976: 249–285 mit Karten und Abb. samt Fotos. (detailliert zu Mooswinkel, Scharfling, Misling und Weyregg; Nachweis der Bauten auf dem Trockenen).

Offenberger 1976, Johann: → Die österreichischen Pfahlbauten – Ein Arbeitsbericht und: Schatz, Alfred (Tauchgruppe Haag): Methoden der Unterwasservermessung. und: Vymazal, Kurt (Tauchgruppe Haag): Holzartenbestimmung einiger Pfähle aus der neolithischen Station Attersee/Landungssteg. JbOÖMV Bd. 121a, 1976; S. 105–138.

OFFEN Offenberger 1981, Johann: Die österreichischen Pfahlbauten. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Katalog zur OÖ Landesausstellung in Mondsee. Linz 1981. S. 295–357.

Offenberger 1997, Johann und Ruttkay, E.: → Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen. In: Schlichtherle, Helmut (Hrsg.): Pfahlbau rund um die Alpen. Archäologie in Deutschland, Sonderheft 1997. S. 76–80.

Offenberger 2013, Johann: → Hafenanlage versus Fischzuchtanstalt: Ein römisches Bauwerk im Attersee vor Weyregg (OÖ); Eine wissenschaftliche Kontroverse. – JBOÖMV 2013: S. 9–38.

OFFEN Offenberger 2012, Johann: Buch: Weltkulturerbe „See“ – Ein Forschungsbericht. Historica-Austria Band 10, Jahrgang 2012. 100 S.

OFFEN: Offenberger 2015, Johann: Buch: Das Pfahlbauerbe – „Brennpunkt“ Mondsee, Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse., Historica-Austria Band 13, Jahrgang 2015. 327 S.
[Anm.: Ist Offenbergers abschließendes Vermächtnis; wird in manchen Literaturlisten nicht angeführt.]


Der mit 10.2.2020 datierte Nachruf des Kuratorium Pfahlbauten auf deren Homepage wirkt befremdlich: → Pfahlbauforscher Johann Offenberger verstorben – also 2 ½ Jahre nach Johann Offenbergers Ableben am 23.7.2017. "Dieser - mit dem viele ihren Umgang mit ihm besonders in den letzten Jahren als herausfordern (sic) erlebt hätten - habe die Grundlage für die moderne Pfahlbauforschung in Österreich und für unseren Beitrag zum UNESCO-Welterbe geschaffen". → Screenshot



Ruttkays Formengruppe 1–3 der Keramik der Mondsee-Gruppe

Elisabeth Ruttkays "Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe" 1981

Mit dem folgenden Link zu → Ruttkays wesentlichen Pfahlbau-Veröffentlichungen in den Salzkammergutseen wird ihre Arbeit gewürdigt und im ebenfalls verlinkten offiziellen Nachruf wird auch ihre wesentliche Literatur angeführt.

Ruttkay 1981, Elisabeth: Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe. – In: das Mondseeland – Geschichte und Kultur. Katalog der Ausstellung des Landes OÖ in Mondsee, Linz, 1981:269-294.

  • In dieser Veröffentlichung übernimmt Ruttkay – leider unhinterfragt – von Pittioni sowie Hell und Willvonseder sowie Beninger alle von diesen genannten Pfahlbaustationen, die neben den Pfahlbauten an Mond- und Attersee auch alle entfernten Stationen im Salzburgischen (Bischofshofen-Götschenberg, Salzburg-Rainberg, Salzburg-Elsbethen-Grillberg) und benachbaren Bayern (Ainring-Auhögl) sowie die Stationen an Enns und Steyr (Garsten-Sonnbichl, Laussa-Langensteinerwand und Prückelmauer, Mühlbach-Rebsteinmauer) sowie an der Traun (Stadl-Paura – Paura) sowie auch solche in Niederösterreich (Ertl-Hauserkogel, Grünbach-Hausstein und Ossarn).

Das FWF-Pfahlbauprojekt mit Elisabeth Ruttkay (1989-1995)

Hoffnungen von Jahrfünft geförderter Pfahlbauforschung 1989-95

Nachfolgend wird der Bericht von E. Ruttkay in Zs. Arche 1995 zu einem halben Jahrzehnt intensiv geförderter interdisziplinärer Forschungen des → Pfahlbauprojekts von FWF und ÖNB unter dem Titel „Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt von FWF und ÖNB-Fonds“ gebracht, in der auch mehrere Veröffentlichungen (vgl. die folgende Auflistung) zu den Forschungen angekündigt werden. Der Forschungsaufwand betrug 50–70 Personenjahre.

✔ Pucher, Erich: Archäozoologische Bestimmung der neu zutage geförderten Tierknochen aus der Station See/Mondsee.

✔ Bachner Margit: Erfassung und Untersuchung der Altfunde der Muchsammlung (Wiener Dissertation)

∀ offen: Keramikfunde der Grabungen Offenberger und Kunze (Vorlage als Kataloge erfolgt bzw. z.T. im Druck)

✔ Antl-Weiser, Walpurga: Die Silices der Station Mondsee (über 2000 Stücke; es gibt bereits Manuskript)

✔ Holzer, Veronika: Die Schnüre und Geflechte der Station Mondsee (es gibt bereits Manuskript) [Mitarbeit am Pfahlbauprojekt der Prähistor. Abt. des NHM (P1985-HIS), Leitung E. Ruttkay. Grafische Dokumentation Fundmaterialien und wissenschaftl. Aufarbeitung Schnüre und Geflechte der Station Mondsee und Steinbeile und Keramik von Misling I und II.]

✔ Obereder 1993, Pernicka, Ruttkay: Metallfunde aus Kupfer und Bronze aller Stationen (Manuskript wird noch bearbeitet)

✔ Monographische Bearbeitungen der Attersee-Stationen; Beginn mit der Aufnahme der Stationen von Misling und Seewalchen

∀ offen: Kataloge aller Funde: es liegen bereits die Tuschzeichnungen und computermäßig erfassten Kataloge aller Funde vor

✔ die Aufarbeitung von Misling durch Veronika Holzer ist fast fertig

∀ offen: künftig sollen die neuentdeckten Stationen Abtsdorf 1, 2 und 3, Aufham 2, Kammer, Litzlberg, Litzlberg Nord 1 und 2, Nußdorf) aufgearbeitet werden

Die Berichte werden in den Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erscheinen.


FWF-Forschungen 1989-95: erzielte Forschungsergebnisse bis 2020

Pernicka 1993, Erich; Obereder, J.; Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993:5-9. Eine Langfassung wurde nicht mehr erstellt.

  • Pernicka setzte seine Forschungen ohne Ruttkay bis 2012 fort mit dem Ergebnis: Es gibt keine "passende" Kupfer-Arsen-Quelle für das Mondsee-Kupfer in Europa und Südost-Europa.

Pucher 1997, Erich und Engl, Kurt: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I - Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Tierknochenfunde. Mitt. d. Prähistor. Komm. Bd. 33. Öst. AdW 1997. 151 Seiten.

Pawlik 1993, P.: Die botanische Untersuchung der jungneolithischen Feuchtbodensiedlung Station See am Mondsee, OÖ. Teilergebnisse. Unpublizierter Bericht für das Pfahlbauprojekt.

Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Keramik. Mitt. d. Prähistor. Kommiss. Bd. 32, Öst. AdW 1997, 395 Seiten

Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Slg. Much, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Diss., 3 Bände: Text, Katalog, Tafeln; Wien 2002.

  • Margit Bachner ordnet alles, was Willvonseder, Beninger, Hell, Lippert, Mitterkalkgruber, Schmitsberger je als „mondseeisch“ angeführt haben, zur „Mondseegruppe“. Sie behandelt auf 110 Seiten Text hauptsächlich die Keramik, aber auch die Stein-, Knochen- und Geweih-Artefakte; weiters die organischen Reste, die Kupfergegenstände und die Tierknochenfunde. Mit „aufopfernder“ Hingabe hat Bachner alle verfügbaren Funde mit größter Sorgfalt im Katalog bemaßt sowie morphologisch eingeordnet und auf 133 Tafeln in außerordentlicher Detailgenauigkeit abgebildet.
  • Bachner; S. 86 Zur Herkunft der Mondsee-Kultur: „Neuere Funde belegen eine engere Anknüpfung auch an die Pfyner Kultur, wie beispielsweise mehrere Gusstiegelfragmente aus dem rechtsrheinischen Gebiet der Pfyner Kultur, der Kupferdolch von Schorrenried bei Reute und eine Kupferspirale von Niederwil „Egelsee“ in der Schweiz (Wininger 1981), alles Typen die in der Mondsee Gruppe ebenfalls vorkommen.“

Antl-Weiser 2006, Walpurga: Silexplatten als Grundform für Geräte in der Station See/Mondsee. FS Elisabeth Ruttkay. Arch. Austr. 2006:96-103. Eine monographische Aufarbeitung des Silexmaterials von See/Mondsee stand 2006 kurz vor dem Abschluss; es blieb aber beim überblicksmäßigen Vorbericht, wohl wegen ihrer intensiven Befassung mit der „Venus von Willendorf“.

  • Die Silexgeräte der Station See/Mondsee sind aus Fragmenten von dünnen Silexplatten hergestellt. Antl-Weiser vermutet als Herkunft Baiersdorf in Bayern, sie können aber auch mit Abensberg verglichen werden. Sie untersuchte aus Plattensilex: 38 Pfeilspitzen, 16 Sichelmesser, 47 Messer und 23 kleinere Werkstücke.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee/Station See aus der Sammlung Matthäus Much. Diplomarbeit Univ. Wien 2011. Achtung: 339 MB; enthält auf S. 148 ff. auch Angaben zu → Materialien; mögliche Herkünfte entsprechend M. Götzinger

  • Götzinger 2008, Michael: Die Steinrohstoffe der Mondseebeile in Studiensammlung d. Inst. f. Ur- und Frühgeschichte der Univ. Wien, Archäologie Österreichs 19/2, 2008:39–42.

Reiter 2013, Violetta: Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee, ÖÄW, MPK 81, 2 Bände: Text 156 S., Katalog 399 S.; Wien 2013.

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee, Prähistorische Forschungen online (Hrsg.: Grömer, K.; Kern, A.: Anthrop. Ges., Wien), Bd. 10, 2020, 60 Seiten.)

  • Der von Dr. Veronika Holzer im Rahmen des „Pfahlbauprojektes“ erstellte Katalog mit der Auflistung aller ca. 100 Textilreste aus See/Mondsee lag seit 1996 druckfertig vor und wurde nun online veröffentlicht.

Holzer (in Vorb.), Veronika: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II - Die Pfahlbaustationen Misling I und Misling II / Attersee. Veröffentlichung geplant in MPK, Österr. AdW, Phil.-histor. Klasse.



Die "Fundberichte aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes

Nachfolgend werden die Ergebnisse der von Johann Offenberger initiierten Pfahlbausuche und -bestandaufnahmen in den "Fundberichten aus Österreich" (FÖ) des Bundesdenkmalamtes angeführt. Karl Czech war der Obmann des Tauchclubs Wels (UTC); die zweite Tauchergruppe kam von der TG Haag. Insgesamt waren über die Jahre 54 Taucher an diesen Arbeiten beteiligt.

a) "Fundberichte aus Österreich" zu "Pfahlbauten" bis Nr. 50 der gedruckten Jahrbücher: bis 2011.

Link zu den → 12 Berichten von Czech in den FÖ 1976 bis 1989

Gotsleben 1981 mit Vymazal: Vermessung der neolithischen Seeufersiedlung Kammer I, FÖ 20, 1981, 29–34.

Ruttkay 1982, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. FÖ 21, 1982, S. 19-23.

b) "Fundberichte aus Österreich" ab Nr. 50 bis Nr. 60 → ab 2012.in elektronischer Form (was es zu "Pfahlbauten" gibt)

Pollak 2011, Marianne: Erstmalige Unterschutzstellung der → Pfahlbaustationen Abtsdorf I–III und Litzlberg Süd: FÖ Bd. 50, 2011; S. 37.

Neubauer 2011, Daniel: Beschreibung der → Umrisslinien der Stationen Seewalchen und Kammer: FÖ Bd. 50, 2011; S. 350.

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe. In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41

Gruber 2011, Heinz: → Juni 2011: UNESCO »Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen«; Litzlberg-Süd und Abtsdorf stehen unter Denkmalschutz; Neubauer: Tauchverein UW-Archäologie startet in Seewalchen; FÖ 50, 2011; S. 25; S. 350.

Gruber 2012, Heinz: → Eintragung der Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen als UNESCO-Welterbe; FÖ 51, 2012, S. 20.

Czech 2013, Karl:13. Bericht zur Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. In.: FÖ 52, 2013; S. 145–153. Im Attersee sind 23 Siedlungen bekannt, von denen erst 13 vermessen sind.

Gruber 2013, Heinz: → Unterschutzstellung der Pfahlbaustation Nußdorf am Attersee. FÖ 52, 2013; S. 19



Offizielle Studien- und Literatur-Sammlungen

  • Jakob Maurer stellt auf der Homepage mit → Endnote-Gesamt (12.10.2018) eine sehr umfassende Literatur-Zusammenstellung zur Verfügung: 136 x „Mondsee“; 65 x „Attersee“; 18 x „Traunsee“; 43 x „Altheim“; 184 x „Ruttkay“; 111 x „Hell“; 56 x „Pittioni“; 28 x „Willvonseder“; 18 x „Beninger“; 14 x „Driehaus“; 11 x „Much“; 6 x „Reinecke“; 3 x „Schweighofer Mauer“; 26 x „Südost…“ usw.

Relevante Literatur zu den Pfahlbauten am Attersee und Mondsee

Mondsee und Attersee

Elisabeth Ruttkay: Typologie und Chronologie der Mondseegruppe, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 269–294.

Ruttkay´s "Terminologie des Jungneolithikums" in: → Samonigg 2003, Bertram: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Samonigg 2003, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. in den Mitt. der Prähistor. Komm. 2003, Nr. 51 auf den S. 38-41

Meyer 2006, M. u. Raetzel-Fabian, D.: → Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa. Ein Überblick; Journal of Neolithic Archaeology 2006 (zu Michelberger und Altheimer Kultur)

Pavuk 2000, Jurja: → Das Epilengyel / Lengyel IV als kulturhistorische Einheit. In: Slovenska Archeologika 2000. S. 1–26. (mit vielen Keramikformen-Abbildungen)

Offenberger, Johann: Die „Pfahlbauten” der Salzkammergutseen, in: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Ausstellungskatalog des Landes OÖ, 8.5.–26.10.1981 in Mondsee; Linz 1981: 295–357.

Offenberger, J. und Ruttkay, E.: Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen, in: H. Schlichtherle (Hrsg.), Pfahlbauten rund um die Alpen. Darmstadt 1997; 76–80.

Pernicka, E.; Frank, C.: → Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. pp. 113-138. In: Lake Dwellings after Robert Munro. Edinburgh 2010. (online - Leiden: Sidestone Press)

  • Mondsee-Kupfer hat besonders viel Arsen: 0,5–5% und damit war eine Vorbehandlung wie Rösten nicht möglich; historischer Kupfer-Abbau in Mitterberg, Kitzbühel oder Schwaz können wie alle Ostalpenbergbaue als Quelle ausgeschlossen werden, wie auch jene von Südost-Europa. Am Balkan gibt es aber mit Mondsee vergleichbar stark-arsenhältige Kupferartefakte, aber keine zugehörige Quelle. Die Verbreitung der Spiralen mit Mondseekupfer reicht von Ungarn bis zum Bodensee. Alle Mondseedolche gehören zum Cucuteni-Typ, die auch entlang der Donau vorkommen. Mondseekupfer kommt nur stark-arsenisch und ansonsten sehr reinem Kupfer vor, wie auch bis in den Iran.

Obereder, J.; Pernicka, E. und Ruttkay, E.: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht, Archäologie Österreichs 4/2, 1993, 5–9.

Ranseder, Bärbel: → Die Pflanzenfunde der Pfahlbauten in See / Keutschach / Abtsdorf I / Seewalchen I (A) im Tabellenvergleich zu Robenhausen (CH) und Federsee (D). Ethnobotanik und Ethnomedizin, Univ. Zürich. 2016. 54 Seiten.

Reitmaier 2019, Florian: → Die Erdwerke der Altheimer Kultur. (37. Niederbayerischer Archäologentag 2019; S. 93-150)

Swierczynski 2013, T.: Lauterbach, St.; Dulski, P.; Brauer, A.: → Late Neolithic Mondsee Culture in Austria: living on lakes and living with flood risk? Climate of the Past 9(4), 2013: p. 1601-1612. (Radiokarbondaten Mondsee-Stationen; Grafik – CC BY 3.0)

Turck, Rouven: → Die Mondsee-Metallurgie. In: Die Metalle zur Zeit des Jungneolithikums in Mitteleuropa. (S. 37-42)
Es ist opinio communis, dass die Feuchtbodenbesiedlungen der Nordalpen ein zusammengehöriges, vergleichsweise einheitliches Phänomen darstellen. Im frühen 4. Jt. v. Chr. brechen die Importe aus Südosteuropa ab, während die eigenständige Kupfergeräteproduktion einsetzt. (Er hat mit dem Abbruch der Importe aus SO-Europa wohl recht; lt. Pernicka hat er aber mit seiner These einer eigenständigen Mondsee-Kupfer-Produktion unrecht.)

Station See am Mondsee

Mondseekrug mit Furchenstichverzierung (Foto: B. Schier)

OFFEN: Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Keramik, Wien 1997. MPK 32.

3-D-Modelle der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie, Wien: → Krug, → Henkeltasse und → Dolch (Typ Mondsee).

Abbildungen → von Funden der Station See/Mondsee: Silices; Beile und Äxte; Keramik; Organische Reste; Knochen; Metalle; sowie Steinschmuck und -objekte der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie Wien

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. JB des OÖ Musealvereins, Bd. 122/I, 84 Seiten, Linz 1977. (Mit 20 Abb. auf Tafel V-VIII, 2 Abb. im Text und 11 Diagrammen)

Pucher 1997, Erich: Die Pfahlbaustationen des Mondsees. Tierknochenfunde und Untersuchungen über Bestimmungskriterien von Gemsenknochen sowie Überlegungen zur Herkunft der Mondsee-Viehwirtschaft. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 003 1997, 150 Seiten.

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. Prähistorische Forschungen online Band 10 (2020), 60 Seiten; Anthropolog. Ges. Wien; Verlag NHM Wien, 2020.
[Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/; Bilder, deren Copyright nicht beim NHM bzw. beim Autor liegen, werden gem. § 42f (1) Z 1 Urheberrechtsgesetz als Bildzitat im wissenschaftlichen Rahmen verwendet.]

Hofmann 1924, Elise: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten; Vorgelegt in der Sitzung am 3. Juli 1924. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 1924, Band 133, S. 379–409.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. der Prähistorischen Kommission, Band 81, 30 Seiten. Verlag der ÖAW, Wien 2013.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee_Station See (OÖ) aus der Sammlung Matthäus Much; Diplomarbeit Uni Wien, 2011, 634 Seiten. (331 MB)

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, Archäologie Österreichs 19/1, 2008; 6 Seiten. (Datenerfassung der Funde: Keramik, Steingeräte, Organisches Material, Knochen- und Knochenschmuck, Metallgegenstände, Datierung)

Keutschachersee

Samoig 2001, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Dissertation 2001; Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II. Mitt. der Prähistor. Kommiss. 51; 2003. OPEN ACCESS.

Literatur

Zur Vorgeschichte Oberösterreichs - Die Pfahlbauten

Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg (1889); → Zur Vorgeschichte Oberösterreichs – Die Pfahlbauten. S. 55-62.

UNESCO

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten. Österreichs neues Welterbe. In: Bundesdenkmalamt; Zs. Denkmal Heute, Heft 1/2011, 37-41.

Dworsky 2012, Cyril und Helena Novak: → Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit; Zs. Archäologie Österreichs 23/2, 2012

Jansa 2013, Viktor: → Probleme und Lösungsansätze beim Monitoring unterwasserarchäologischer Fundstellen am Beispiel des UNESCO–Weltkulturerbes „Pfahlbauten“. Diplomarbeit Univ.-Wien, 2013. 137 Seiten. (S. 75: Fallstudie Seewalchen)

Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in: → Wikipedia: Liste aller 111 UNESCO-Stationen

Pfahlbauforschungen zum Mondsee

Prof. Karl Klapper 1912–15.4.1995

Klapper 1940, Karl: Dissertation über → Wirbeltierfunde bei den Pfahlbauten am Mondsee" (Nachruf in Zs. Österrreichische Naturschutzjugend); die begonnene Dissertation an der Univ. Wien ging im Zweiten Weltkrieg verloren.

Offenberger 2012, Johann: Weltkulturerbe "See" - Ein Forschungsbericht. Historica – Austria, Jahrgang 2012, Band 10, 100 Seiten.

Offenberger 2015, Johann: Das Pfahlbauerbe – "Brennpunkt" Mondsee. Jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Die Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse. Historica – Austria, Jahrgang 2015, Band 13, 327 Seiten.

Ruttkay 1981, E., Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe. In: Das Mondseeland. Geschichte und Kultur, Katalog (1981) 269-294.

Ruttkay 1999, E., Mondsee-Gruppe. In J. Preuss, Das Neolithikum in Mitteleuropa 2 (1999) 75-78.

Ruttkay 1983, Elisabeth: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I; In: Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1983, 19-23.

Ruttkay 1995, Elisabeth: Neue Hoffnungen. Das Pfahlbauprojekt vom FWF-Fonds und der ÖNB; In: Arche. Zeitschrift für Geschichte und Archäologie in OÖ, Nr. 10, 1995, 18-19.

Schmidt 1986, R.: Palynologie, Stratigraphie und Großreste von Profilen der neolithischen Station See am Mondsee, Oberösterreich. Verlag ÖAW; Archaeologia Austriaca 70, 227–235.

Berger 2018, David, zur → Analyse des hydrologischen Systems Mondsee mit Schwerpunkt Management des Seewasserspiegels, Univ. für Bodenkultur, Wien, 2018 (73 Seiten)

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013, S. 25–50. (etwas Holzfunde von See/Mondsee, sonst Keutschacher See)

Much 1885, Matthäus: → Pfahlbauten und die Heimat der Indogermanen. Vortrag 1885.

Janik 1969, Vinzenz: → Die Pfahlbausiedlung See/Mondsee im Blickfeld landschaftlicher Forschung. Jahrbuch des Oö Musealvereines Bd. 114, 1 (1969). S. 181-200

Wolff 1977, Petra: → Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. (stark gekürzte Dissertation); Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 1977, Band 122/1, S. 269-347.

Wolff 1977, Petra: Die Jagd- und Haustierfauna der spätneolithischen Pfahlbauten des Mondsees. Diss. Univ. Wien, stark gekürzt im: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Bd. 122,1 (1977) S. 269-347. → Teil 1; → Teil 2; → Abbildungen

Holzer 2020, Veronika: → Textilfunde aus der Seeufersiedlung See am Mondsee. S. 14-48. S. 49-60: Faszinierende Tafeln von Offenberger. Mit Vorbemerkung: Pfahlbauforschung in See am Mondsee als Kontext zur wissenschaftlichen Erforschung der Textilreste. (S. 7-13). Prähistorische Forschung Online, Band 10. Verlag des NHM Wien, 2020. 60 Seiten. (Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ )

Grömer 2006, Karina: → Vom Spinnen und Weben, Flechten und Zwirnen. Hinweise zur neolithischen Textiltechnik an österreichischen Fundstellen. Für Elisabeth Ruttkay. Zs. Archäologie Österreichs, 17/2, 2006; S. 177–192.

Götzinger 2006, Michael: → Überblick zu den verfügbaren Steinrohstoffen in Ostösterreich. In: Mateiciucová, I. und Götzinger, M. (2006): Zur Rohstoffverteilung und -verfügbarkeit in der Lengyel-Kultur.- Archäologie Österreichs 17/2, 82 – 89.

Obereder 1993, J./E. Pernicka/E. Ruttkay, Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Arch. Österreichs 4/2, 1993, 5-9.

Gross 2021, Eda et al.: → Diversity of resources and volatility of metallurgical networks—multi‑methodological provenance analysis of neolithic and EBA‑copper‑artefacts from Switzerland and eastern France. In: Archaeological and Anthropological Sciences (2021), 34 pages. [ 34 x „Mondsee“]

Pernicka 1990, Ernst: → Gewinnung und Verbreitung der Metalle in prähistorischer Zeit; In: Jahrbuch des römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 37, 1990. Kalibrationskurve: Seite 32.

Pernicka 2010, Ernst et Frank, Carolin: Copper artefacts of the Mondsee group and their possible sources. In: → Lake Dwellings after Robert Munro. Sidestone Press 2010. p. 113–138.

Pernicka 2012, Ernst u. Frank Carolin: → Copper Artefacts of the Mondsee Group and their Possible Sources. Chapter 5 in: Lake Dwellings After Robert Munro. Leiden 2012; pp. 113–132.

Reiter 2011, Violetta: → Die Steinbeile vom Mondsee/Station See (OÖ) aus der Sammlung Much. Diplomarbeit, Universität Wien, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2011. (331 MB, 634 Seiten: Bd. 1 Text, 226 S.; Bd. 2 Katalog: Tafeln 1-99; Bd. 3: Katalog: Tafeln 100-199); online abrufbar for best quality im Bibliothekskatalog der Universiät Wien: → http://usearch.univie.ac.at

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau, Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitt. d. Prähistor. Kommission 81, 2013.

Reiter 2013, Violetta: → Ressourcenmanagement im Pfahlbau. Technologie und Rohmaterial der Steinbeilklingen vom Mondsee. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Wien 2013. Band 81. S. 7–30: Einleitung, Fundort, Forschungsgeschichte, Sammlung Much, S. 16 Abb. 4: Fundort mit Tiefenlinien, Fundverteilung, S. 18 Zeitstellung 4.900–4.750 BP (3.700–3100 BC); Fundmaterial (12 Seiten mit Tabellen der Inventarliste) … Rest als Kaufexemplar.

Reiter 2008, Violetta: → Aktueller Forschungsstand der Mondsee-Funde in der Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Archäologie Österreichs 19/1, 2008 (Überblick samt Literatur)

Die Mondseekultur → in de-academic.com: gute Darstellungen und Beschreibungen ... Literatur ...

Mondseekultur im → Austria-Forum

Saile, Thomas: → Altheim – ein Jahrhundert Erdwerk. 23 Seiten, Bilder und Grafiken.

Driehaus 1960, J.: Die Altheimer Gruppe und das Jungneolithikum in Mitteleuropa. Mainz 1960. (ist gegen Verbindung der Altheimerkultur mit der Mondsee-Gruppe)

Obereder 1993, J.; E. Pernicka u. E. Ruttkay: Die Metallfunde und die Metallurgie der kupferzeitlichen Mondseegruppe. Ein Vorbericht. Archäologie Österreichs 4/2, 1993, S. 5-9.

Paret 1930, Oscar: → Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. PrHist. 1930. AM MONDSEE 1927 NOCH 19 in BETRIEB; auch Attersee (S.111 u. 114/5) 10-12 m Tanne

Daxer 2018, Chr.; Moernaut, #J.; Taylor, T.; Haas, J. and Strasser, M.: → Late Glacial and Holocene sedimentary infill of Lake Mondsee (Eastern Alps, Austria) and historical rockfall activity revealed by reflection seismics and sediment core analysis. Sciendo, Sept. 2018. P. 111-134. OPEN ACCES: licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License. Die FELSSTÜRZE am Mondsee ereigneten sich → 1500 n. Chr. und nicht zur Zeit der Pfahlbauern.

Trinks 2019, Immo; Neubauer, Wolfgang; Taylor, Timothy; Wallner, Mario; Löcker, Klaus und Leskovar, Jutta: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar. Dreiländertagung der DGPF, der OVG und der SGPF in Wien, Österreich – Publikationen der DGPF, Band 28, 2019. Seite 235.

Pfahlbauforschungen am Attersee

Pfahlbauern-Tasse mit Furchenstich

Willvonseder 1965-1968, Kurt: "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich", 1968, Mitteilungen der prähistorischen Kommission, XI. und XII. Band; (Graz 1965, Wien 1968), 453 Seiten, 34 Tafeln, 5 Abbildungen.

Willvonseder 1960, Kurt: → Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen. JBOÖMV, Bd. 111, 1966:154-162.

Danner 2020, Peter: → Kurt Willvonseder (1903-1968). Ein Prähistoriker mit vielen Aufgaben zwischen 1938 und 1945. In: Daniel Modl - Karl Peitler (Hrsg.), Archäologie in Österreich 1938-1945. S. 266 – 303 (741 Fußnoten, > Literatur).

Ruttkay 1982, E.: Archäologisches Fundmaterial aus den Stationen Abtsdorf I, Abtsdorf II und Weyregg I. – Fundberichte aus Österreich, 21 (1982): 143-156. – Wien.

Ries 2014, Marie-Claire:Palynologische Untersuchung der frühbronzezeitlichen Ufersiedlung Abtsdorf I (Attersee); Bachelor-Arbeit der Universität Kiel, Nov. 2014. 101 Seiten. → nach unten scrollen!

  • 14C-Daten, Klima-Pollendiagramme usw. (bestuntersuchte Station am Attersee), Seespiegel-Oszillationen … Klimaschwankungen … ( > Literatur)

Breitwieser 2001, Rupert, Stradal Christian: → Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, 2001, Band 146a, 87-95. (Abb. der Station; genaue Lage; historische Bergegeräte)

Schoch 1978, W. und Schweingruber, F.: → Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee. JbOÖMV 123/I Linz 1978, 223–227.

Włodarczak 2012, Piotr : → Die Gliederung der Schnurkeramik im Zürcher Raum und in Mitteleuropa — Probleme der Synchronisation. In: Form, Zeit und Raum – Grundlagen für eine Geschichte aus dem Boden. Antiqua Nr. 50. Basel 2012.

Kuratorium Pfahlbauten: Monitoring → Abtsdorf I am Attersee:
Die Station Abtsdorf I ist eine seit 1963 bekannte Seeufersiedlung im nordwestlichen Bereich des Attersees in Oberösterreich. Neue Untersuchungen zeigen eine Datierung in den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit.

Die heute noch fassbaren Überreste der Seeufersiedlung Abtsdorf I befinden sich auf einer Untiefe am nordwestlichen Ufer des Attersees in einer Wassertiefe von 2,1 m bis 2,8 m. Diese Untiefe wird durch eine sich in den See hinausziehende Landzunge (genannt Teufelsbrücke) gebildet. Aufgrund des bisher postulierten prähistorisch niedrigeren Wasserstands, kann angenommen werden, dass sich diese Siedlung ehemals auf einer Halbinsel befand. Diese Halbinsel war zwar den Naturelementen stärker ausgesetzt, bot aber auch größeren Schutz gegenüber Feinden. An den Rändern der Untiefe wurden einige Pfähle entdeckt. Oberflächenfunde aus abgerollten Keramikfragmenten konnten im mittleren Bereich der Untiefe erkannt werden. In den Kratern, die durch Ankerketten von Segelschiffbojen verursacht werden, konnte mehrfach offen liegende Kulturschicht mit Hölzern und zahlreichen Funden beobachtet werden.

Einen deutlichen Aufschluss über die stratigrafischen Verhältnisse erbrachten die Sedimentkernproben. Die Bohrflucht 1 mit insgesamt elf Kernproben wurde entlang der Grundlinie, also im mittleren Siedlungsbereich angelegt. Das Niveau der Kulturschicht liegt zwischen 2,30 m und 2,55 m unter dem heutigen Seewasserspiegel des Attersees. Aktuelle Forschungsergebnisse erbrachten mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) eine Neudatierung der Siedlung in die Zeit um 1650 v.Chr.. Diese Zeit im Übergang von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit war z.B. im Mittelmeer geprägt durch die Hochkulturen auf Kreta sowie im Alten Ägypten. Außerdem ließen erste Auswertungsergebnisse der Pflanzenfunde ein breit gefächertes Kultur- und Wildpflanzenspektrum erkennen. Bisher eindeutig nachgewiesene Nutzpflanzen wie Dinkel oder Flachs sind charakteristisch für die frühbronzezeitliche Landwirtschaft. Darüber hinaus gehörte Holunder, Hasel und Brombeere zu den genutzten Pflanzen der bronzezeitlichen Bevölkerung am Attersee.

Pfahlbauforschung am Keutschachersee (und Hafnersee)

Hochstetter 1865, Christian Gottlob Ferdinand: → Bericht über Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnthen und Krain. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften math.-naturwiss. Klasse, 1865, Band 51, S. 261-282. (S. 272: Steinhügel im Ossiacher und Wörther See)

Klemun 1995, Marianne: → Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" - ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864). Carinthia II 185./105. Jahrgang S. 215-238 Klagenfurt 1995

Samonig 2003, Bertram: → Gesamtdarstellung: Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II; Mitteilungen der Prähistorischen Kommission, 51; E-Book der ÖAW, 2003 (→ zweite Quelle)

Knobling 2008, Astrid: → Pollenanalytische Untersuchungen im Bereich des Pfahlbaus Keutschacher See, Kärnten. Diplomarbeit Univ. Wien, 2008. 57 Seiten.

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013, S. 25–50. (auch etwas Holzfunde von See/Mondsee, umfassend zum Keutschacher See)

Allgemeine Pfahlbauforschung in Österreich

Felber 1970, Heinz: → Vienna Radium Institute – Radiocarbon Dates I. Zs. Radiocarbon, Vol. 12, No. 1, 1970, pp. 298-318. (Methodik; Daten bis 1970)

Ruttkay 2004, Elisabeth; Cichocki, O.; Pernicka, E.; Pucher, E.: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. (S. 50–68). In: Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. 305 Seiten, Routledge, 2004. (Alle Länder)

Antl-Weiser 2010, Walpurga, Kern Anton, Stadler Peter: → Nachruf Dr. Elisabeth Ruttkay. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 2010, Band 112A, S. 55-66. → Liste der 98 Veröffentlichungen von Ruttkay

Offenberger 1981, Johann: Die 'Pfahlbauten' der Salzkammergutseen. In: OÖ Landes-Ausstellung 1981: Das Mondsee-Land - Geschichte und Kultur. Katalog, 1981. S. 295–357.

Offenberger 1971, Johann: → Probleme und Techniken der Pfahlbauforschung. JBOÖMV Bd. 116, 1 (1971). S. 9-21.

Offenberger 1976, Johann; mit Beiträgen von Schatz Alfred; Vymazal Alfred: → Die österreichischen Pfahlbauten. Ein Arbeitsbericht. S. 105-138. JBOÖMV Band 121a, (1976). Mit 7 Abbildungen (u.a. Tafel II: Weyregg: Grundschwelle)

Schmidt 2006, Roland et al.: Climatic Changes from 12,000 to 4,000 Years Ago in the Austrian Central Alps Tracked by Sedimentological and Biological Proxies of a Lake Sediment Core. Journal of Paleolimnology 35(3); 2006:491-505

Schöbel 2009, Gunter: → Vom Baum zum Einbaum – ein archäologisches Experiment im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee. Bericht der Bayrischen Bodendenkmalpflege 50, München 2009. S. 82: Geschwindigkeit der Überfahrt mit Einbaum über den Bodensee von 5 kmh.

Gruber 2008, Heinz: → Das Neolithikum in Oberösterreich - Ein Überblick zum Forschungsstand. Archäologische AG Ostbayern / West- und Südböhmen / OÖ, Juni 2008 in Manching. Fines Transire 18, 2009, S. 133-143.

Gruber 2011, Heinz: → Pfahlbauten - Österreichs neues Welterbe. Denkmal heute, 2011, 37–41.

Berwerth 1907, Fritz: → Pfahlbauten in den Ostalpen. (Vortrag mit Lichtbildern, 14.5.1907) Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins der Universität Wien, 1907, S. 126-127.

Saile 2014, Thomas: → Ein Kampf um Altheim? Zur Unschärfe vorgeschichtlicher Lebensbilder. In: Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 259 (Bonn 2014) 225–236.

Wild 2001, Eva; Friesinger, H.; Kutschera, W.; Stadler, P.: Absolute Chronology for Early Civilisations in Austria and Central Europe using 14C-Dating with Accelerator Mass Spectrometry: → Tab. 1: 14C-Daten des Neolithikums und der Frühen Bronzezeit in Österreich.

Wild 2016, Eva Maria; Ruttkay, E.; Stadler, P. et al.: → New chronological Frame for the young Neolithic Baden Culture in Central Europe (4th millenium BC). Cambridge University Press: 18 July 2016.

Yu 1995, Ge: → Lake Status Records from Europe: Data Base Documentation. In: Palaeoclimatology Publications Series Report No. 3. World Data Center-A For Paleoclimatology NOAA Paleoclimatology Program, Colorado 1995. 456 Seiten. (Attersee p. 10-12, Mondsee p. 13-14.)

Spezielle Pfahlbauforschung in Österreich

Hafner 2016, Albert; Schlichtherle, Helmut; Taylor, Timothy; Tinner, Willy: → International und interdisziplinär. Archäologie und Umweltwissenschaften heute (2016). (Wissenschaftliche Projekte gelten heute als besonders erfolgversprechend, wenn sich verschiedene Disziplinen zusammenschließen, um offene Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten … Es gibt derzeit noch keinen Volltext.)

Hafner 2020, Albert et al. (Hrsg.): → Settling waterscapes in Europe: The archaeology of Neolithic and Bronze Age pile-dwellings. Heidelberg: Propylaeum, 2020 (OSPA – Open Series in Prehistoric Archaeology, Band 1). 290 Seiten. E-Book - 76 MB. S. 157: A new look at late Neolithic plant economy from the site of Zürich-Parkhaus Opéra; Timothy Taylor ...

Pernicka 2012, Ernst: → The Development of Metallurgy in Western Anatolia, the Aegean and Southeastern Europa before Troy (and Mondsee). In: Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation in the 4th Millenium BC? → Proceedings of the International Symposium held at the Kunsthistorisches Museum Wien OPEN ACCESS, Vienna, Austria, 21-24 November, 2012.

Menotti 2004, Francesco: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research. Routledge 2004. E-Book.

Ruttkay 2004, E., Cichocki, O., Pernicka, E., Pucher, E.: → Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes: past and recent research developments. in: Menotti, Francesco. p. 50-69. (DOWNLOADABLE)

  • S. 56, 57 u.: mehrere Konnexe zu Schweiz: Bodensee und Zürichsee
  • S. 58 u.: Absolute Chronology of Mondsee: 3.700-3.100 v. Chr. (68%-Wahrscheinlichkeit) Ruttkay (1998), Tab. 30.

Maurer 2014, Jakob: → Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? (sind aber KEINE Pfahlbauern) Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages, 2014, 145-190.

Brandfeldbau

Schier 2016, Wolfram et mult. al.: → Late Neolithic Agriculture in Temperate Europe—A Long-Term Experimental Approach. Land 2017, 17 Seiten. (Creative Commons Attribution (CC BY) license (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ ) „slash-and-burn“

Rösch 2008, Manfred; Schier, Wolfram et al.: → Spätneolithische Landnutzung im nördlichen Alpenvorland: Beobachtungen - Hypothesen – Experimente In: W. Dörfler/J. Müller (Hrsg.): Umwelt – Wirtschaft – Siedlungen im dritten vorchristlichen Jahrtausend Mitteleuropas und Südskandinaviens. Neumünster 2008:301–315. (Ertrag von Getreide-Anbauversuchen nach Brand in Forchtenberg)

  • Eine Hypothese zur Landnutzung im Spätneolithikum des nördlichen Alpenvorlands erklärt die Beobachtungen an Pollenprofilen und Großrestanalysen an Fundplätzen widerspruchsfrei. Sie geht von Brandverfahren und Aschedüngung aus. Das steht in Gegensatz zu der ab den Metallzeiten vorherrschenden Mistdüngung. Die Modelle für das Jungneolithikum und das Endneolithikum unterscheiden sich: Für das Jungneolithikum wird von jährlicher Verlagerung der Anbauflächen und Verwendung des vor Ort gewachsenen Holzes als Brennstoff und Dünger ausgegangen, für das Endneolithikum von ortsfesten Anbauflächen auf den besten Böden und Zufuhr des im Niederwaldbetrieb erzeugten Brennholzes von schlechteren Standorten.
    Zehn Jahre Anbauversuche mit diesen Verfahren und im Vergleich mit Verfahren ohne Brand haben gezeigt, dass mit den Brandverfahren ohne Düngung Erträge erzielt werden können, die denen der modernen Intensivlandwirtschaft gleichkommen, während Anbau ohne Brand und Düngung überhaupt nur auf besten Böden möglich ist. Auch bei der Abwägung von Ertrag zu Aufwand schneiden die Brandverfahren am besten ab.


Schier 2009, Wolfram: → Extensiver Brandfeldbau und die Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. PZ, 84. Band, S. 15-43, Walter de Gruyter 2009.

Brandfeldbau im Umfeld der voralpinen Seerandsiedlungen CC BY SA
Dipl.-Ing. F. Axel Berger, Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität zu Köln
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Vortrag-Brandfeldbau.pdf HACK-BILDER
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Hout-Brandfeldbau.pdf
http://axel.berger-odenthal.de/work/Referat/Literatur-Brandfeldbau.htm

Landwirtschaftliche Praktiken bei neolithischen Seeuferstandorten _ Kultivierung der Auswahl OPEN ACCESS
How to cite this article: Amy Styring, Ursula Maier, Elisabeth Stephan, Helmut Schlichtherle and Amy Bogaard (2016). Cultivation of choice: new insights into farming practices at Neolithic lakeshore sites. Antiquity, 90, pp 95-110.

Literaturlisten

ETHZ-Suche

Uni Wien: → Literaturliste Pfahlbauforschung in Österreich

Ruttkay, E. in → Researchgate

Maurer, Jakob: → Literaturlisten Pfahlbauten (12.10.2018); → Veröffentlichungen

Pfahlbauten im → Austria-Forum

Pfahlbauern im → Austria-Forum

Pfahlbauten in: → Zobodat