Die Indoeuropäer

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Inhaltsverzeichnis

Die Vorläufer des Maikop-Komplexes im Nord-Kaukasus

Chronologie der Kulturen am Kaukasus

Eigene Bearbeitung nach Antoine Courcier (2012)

Zu Beginn wird eine generelle Übersicht über die chronologische Abfolge der besprochenen Kulturen am Kaukasus gegeben, um die relevanten Entwicklungen entsprechend einordnen zu können.

In Bearbeitung einer Chronologie-Tabelle nach → Courcier (2007) werden folgende Kulturen in ihrem zeitlichen Auftreten angeführt:

  • Vorläufer der Maikop-Kultur, die mit dem Beginn der Maikop-Kultur enden:
    • Mešoko-Kultur (auf dem späteren Gebiet der Maikop-Kultur)
    • Darkveti-Kultur (im Inneren des Kaukasus im Norden/Nordwesten und Georgien)
  • Maikop-Kultur (Beginn um 3900 v. Chr. bis 2600 v.Chr.)
    • Maikop-Phase (3900-3500 v. Chr.; Oshad-Kurgan in Maikop)
    • Maikop-Novosvobodnaja-Phase (3600-2600 v.Chr.; Klady-Kurgan)
  • nach Beginn der Maikop-Kultur entstehende Kulturen:
    • Leila-Tepe-Kultur (Süd-Kaukasus; Vorläufer der Kura-Araxes)
    • Kura-Araxes-Kultur (Süd-Kaukaus; an den Flüssen Kura und Araxes)

Maikop-Vorläufer-Kultur(en): Mešoko (und Darkveti?)

Die frühesten Belege für die neolithische Lebensweise im Nordkaukasus, einschließlich Domestiken und Siedlungsarchitektur, stammen aus der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. und werden mit einer kulturellen Formation in Verbindung gebracht, die als Darkveti-Meshoko Eneolithic oder "perlenverzierte Keramik" bezeichnet wird. Die mit diesem Phänomen verbundenen Stätten befinden sich an beiden Flanken des westlichen Gebirges des Großen Kaukasus und spiegeln aller Wahrscheinlichkeit nach Gruppen wider, die über die Gebirgspässe von der Süd- zur Nordseite des Kaukasus vorstießen.

Mešoko-Kultur nördlich des Kaukasus (im späteren Maikop-Gebiet); Darkveti-Kultur südlich des Kaukasus (nach Cassard)

Dieses Kulturphänomen steht für eine eher verstreute und spärliche Besiedlung der Berggebiete. Einige Siedlungsplätze wurden unter Felsüberhängen oder in Höhlen gefunden, aber es gibt auch größere befestigte Siedlungen; sie lebten von Ackerbau, Viehzucht und insbesondere der Schweinehaltung.

Die Kulturen von Mešoko (nördlich des) und Darkveti (südlich des Großen Kaukasus) werden häufig gemeinsam als Vorläufer-Kulturen von Maikop genannt und waren ob ihrer Herkunft wohl auch genetisch miteinander verwandt. Die Mešoko-Leute erscheinen als Bergbauern aus der Darkveti-Kultur, die über die Berge nach Norden zogen.

Wie aber der nebenstehenden Grafik zu entnehmen ist, waren die beiden Kulturen großräumig durch den Großen Kaukasus voneinander getrennt.

Es fällt vor allem auf, dass sich das spätere Heimatgebiet der Maikop-Kultur genau mit dem Gebiet der vorangegangenen Mešoko-Kultur nördlich des Großen Kaukasus im Einzugsgebiet des Kuban-Flusses deckt.

Die Kaukasus-Expertin der Pariser Universität Lyonnet (2007) schreibt auf S. 134: Die "Maikop-Komponente" wurde auf den kulturellen Hintergrund der Mešoko aufgepfropft, aber mit fremden Einflüssen vermischt.

Courcier (2014) datiert die Mešoko-Kultur in die Mitte des 5. Jt. bis in das beginnende 4. Jt. v.Chr. Lyonnet (2007) berichtet zu Mešoko, dass die Siedlungen aus leichten, rechteckigen Hütten aus mit Lehm verputztem Holz bestanden, die am inneren Rand von befestigten Anlagen (dicke Steinmauern oder Gruben mit Holzpalisaden) umschlossen waren. Die damaligen Begräbnisstätten lagen nicht unter Grabhügeln (Kurganen). Rinder und Schweine waren ebenso bedeutsam wie die Jagd. Es gab eine reiche Knochenindustrie (vor allem für die Lederverarbeitung), eine hochwertige Steinindustrie (Äxte und Meißel für die Holzverarbeitung, Armbänder aus verschiedenen Mineralien, Werkzeuge und Waffen aus Feuerstein, Anhänger aus Tierzähnen (Hirsche und andere) und seltene Metallgegenstände aus Kupfer, die als Importe vom Balkan angesehen werden, was in Jasenova Poljana durch einen steinernen Hammerkopf mit vier seitlichen Vorsprüngen und einen steinernen Szepterkopf in Form eines stilisierten Pferdekopfes belegt wird. Es gibt zahlreiche handgefertigte Keramik. Weibliche Figuren aus Terrakotta vervollständigen das Material. Es gibt Hinweise auf Kontakte zwischen diesen verschiedenen Fundorten und den Steppenkulturen weiter nördlich und nordwestlich. In Mešoko gibt es Pfeilspitzen, deren Form nur vom Norden des Schwarzen Meeres bekannt ist. In Svobodnoe wurden auch Scherben der Skelja-Kultur, die nördlich des Schwarzen Meeres siedelte, gefunden. Einige Objekte dieser Kulturen weisen auf Beziehungen zwischen dem Nordkaukasus, den Steppen und dem Karpathen-Balkan-Raum (Karanovo VI – Tripolje B1) hin (Lyonnet 2004). Die frühesten Metallstücke aus Reinkupfer werden in Mešoko gefunden: 11 Fragmente von Werkzeugen und Schmuck (Ahlen, Messerklinge, Armbänder, Anhänger).

Die Darkveti-Kultur (Courcier 2014) siedelte im nordwestlichen Kaukasus und entlang des Schwarzen Meeres in Georgien. Darkveti-Gegenstände werden hauptsächlich in Höhlen gefunden, aber es gab auch (ovale und kreisförmige) Hütten. Es wurden einige steinerne Armbänder, die für Mešoko charakteristisch sind, gefunden, die Beziehungen zwischen den Regionen beidseits des Kaukasus vermuten lassen. Die Darkveti schmiedeten Metalle kalt. Artefakte aus Reinkupfer sind Ahlen, Messerschneiden, Pfeilspitzen und Anhänger. Nur drei Objekte weisen Spuren von Arsen (unter 1 %) auf.

Die vorgelagerten "Steppen-Majkop" zeichnen sich durch Hügelgräber, eine Hirtenwirtschaft und das Vorhandensein von Keramik im Maikop-Stil als Grabbeigabe aus. Diese Gruppe breitete sich in der Kaukasus-Vorland-Steppe aus und verdrängte und absorbierte offenbar einen Teil der vorangegangenen eneolithischen Steppenbevölkerung.

Frühe Verbindungen zur Steppe und den Balkan

Skelja-Keramik (Столяр 1958) in Darkveti-Mešoko-Kultur

Reingruber (2016) berichtet vom bekanntesten Fundort der Skelja-Kultur vom 5. Jt. v.Chr. am Dnieper. Keramik vom Typ Skelja ist auch aus Siedlungen der Mešoko-Darkveti-Kultur im westlichen Kaukasus bekannt und auch besonders aus der Mešoko-Siedlung Svobodnoe am linken Ufer des Kuban.

Courcier (2014): Das in Mešoko und Darkveti gefundene reine Kupfer trug zu Chernykhs früher Hypothese einer West-Ost-Zirkulation von Balkan-Reinkupfer bei. Später wurde diese Hypothese durch die Entdeckung ähnlicher Prestigeobjekte über ein weites Gebiet der pontisch-kaspischen Steppen bestätigt (darunter Knochenperlen, Speerspitzen, sehr lange Feuersteinklingen, dreieckige steinerne Pfeile, Armbänder, Äxte und zoomorphe Szepter: Rassamakin 1999). Bei diesem Austausch hätte die Skelja-Kultur der Pontischen Steppe nördlich des Schwarzen Meeres eine Vermittlerrolle spielen können. Diese Kultur scheint eine Verbindung zwischen den Gruppen der Unteren Donau (Suvorovo- und Cernavoda-I-Kulturen), der Kuban-Region (einschließlich Mešoko und Swobodnoe) und den bewaldeten Steppen der Wolga gewesen zu sein. Dieses riesige Territorium deckt sich mit dem Gebiet der Karpaten-Balkan-Metallurgischen Provinz (CBMP), die von Chernykh entworfen wurde. Darüber hinaus gibt es eine gewisse zeitliche Überschneidung zwischen dem Zeitraum dieser Austausche (ca. 4550-4100/4000 v. Chr.) und dem Höhepunkt der CBMP, datiert auf ca. 4400-4100 v. Chr. (Chernykh; Pernicka; Ryndina).

Korenevskiy (2015) berichtet über ein kupfer–/frühbronzezeitliches Szepter und eine verzierte Hammeraxt. Beide Objekte wurden in der Vorgebirgsregion des nordwestlichen Kaukasus gefunden. Die Formen dieser Artefakte weisen auch auf kulturelle Kontakte zwischen den Bevölkerungen des westlichen Kaukasus und Südosteuropas hin.

Mešoko und deren Lebensweise vor und während der Maikop-Epoche

Wie den nachstehenden Arbeiten entnommen werden kann, scheint Mešoko zwar das geografische und menschliche Substrat für die Maikop-Epoche geliefert zu haben, war selbst aber nicht in der Lage, die hochstehenden technologischen Leistungen aus Eigenem zu entwickeln.

Ostashinskii (2021) (St. Petersburg) berichtet über deren aktuelle Forschungen zu einer Mešoko-Stätte während der Maikop-Kultur in den Bergen des nordwestlichen Kaukasus. Der Mešoko-Felsunterstand am Mešoko-Bach, der in den Belaya-Fluss mündet, stammt aus dem Zeitraum 3.600-3.000 v. Chr. und gilt zusammen mit einigen anderen Siedlungen in der Umgebung als Nachweis für die Gleichzeitigkeit der frühen Maikop- und der spät-eneolithischen Mešoko-Kultur. Moderne Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Funde der Mešoko- und der Maikop-Periode in verschiedenen Schichten konzentriert sind. Die Mešoko hatten keine Behausungen; diese Mešoko-Gruppe lebte in der Waldzone und war gut an die Bedingungen der lokalen Umgebung angepasst.
Es wurden keine Metallgegenstände gefunden. Die Keramik erinnert aber an den spitz abstehenden oberen Rand der späteren Maikop-Gefäße (vgl. Oshad-Kurgan). Die Tierknochenfunde zeigen ein Übergewicht von Schweinen (45 %), gefolgt von Schafen/Ziegen (28 %), Rindern (23 %) und Wildtieren (7%). Die bedeutende Rolle des Schweins in deren Wirtschaft erklärt sich aus der Bequemlichkeit der Haltung dieser Tiere in den bewaldeten Bergen. Der hoher Prozentsatz an Schweineknochen ist ein charakteristisches Merkmal auch der früheren, eneolithischen Schichten dieses Felsüberhangs der ursprünglichen Mešoko-Kultur.

Ivanova (2013) berichtet in ihrem Buch auch über das → Tal des Unteren Kuban-Flusses. Die Bewohner des Nordkaukasus lebten während der Maikop-Periode in oberirdischen Häusern. Es fehlen monumentale, robuste, komplexe, große oder zweistöckige Strukturen. Alle untersuchten Gebäude hatten den gleichen einfachen Grundriss – sie waren freistehende kreisförmige Strukturen mit einem Durchmesser von 5-7 m und nur einem Raum. Runde Gebäude haben zwar geringere Baukosten und Haltbarkeit, aber höheren Instandhaltungsaufwand. Die Häuser hatten Herde und Vorratsgruben, wurden aber wegen des halb-sesshaften Lebensstils nur kurzzeitig bewohnt. Die reicheren Gräber hatten Böden aus Kieselsteinen und einen Holzrahmen; die Verwendung roten Farbstoffes war häufig (vgl. Oshad-Kurgan).

Im Überblick: Kupferzeit in SO-Europa, Beginn der Bronzezeit am Kaukasus

Dieser Abschnitt folgt vor allem den Arbeiten von Bertille Lyonnet (La culture de Majkop, 2007; Paris), Evgenij Chernykh (The Steppe Belt of stockbreeding cultures, 2008; Moskau; CC BY-NC 4.0), Antoine Courcier (Ancient Metallurgy in the Caucasus from the 6th to the 3rd Millennium BCE, 2014; Paris) und Marija Ivanova (The Valley of the Lower Kuban, 2013; Wien)

Die Carpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP)

Abb. 1. Karte des Gebiets der Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz. A - Zentraler Block der sesshaften bäuerlichen Kulturen und Gemeinschaften. A-1 - Butmir; A-2 - Vinca; A-3 - Karanovo V-Maritsa; A-4 - Karanovo VI-Gumelnita; A-5 - Varna; A-6 - Lengyel; A-7 - Tiszapolgar; A-8 - Bodrogkresztur. B - Kulturblock Cucuteni–Tripol'ye. C - Block der Steppen-Viehzüchter-Kulturen. C-1 - Dnieper-Donets oder Mariupol; C-2 -Sredni Stog; C-3 - Khvalynsk.
Abb. 2. Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz: Schwere Werkzeuge/ Waffen und Schmuckstücke aus reinem Kupfer. A - Zentraler Block der sesshaften Bauernkulturen; B - Block der Steppen-Viehzüchterkulturen.
Abb. 3. Summenwahrscheinlichkeiten der 14C-Radiokarbondaten der Kulturen der CBMP. Anm.: Die grauen Rechtecke bei jedem Polygon zeigen den 68,2%-Wahrscheinlichkeitsbereich. Ap – Höhepunkt der Aktivität der Produktion des zentralen Blocks der CBMP.

Der Beginn der Bildung der späteren Steppenkulturen ist ursprünglich mit der Entstehung der kupferzeitlichen Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz (CBMP) und ihrer raschen, explosionsartigen Entwicklung verbunden. In der Zeit der maximalen Verbreitung und Metallproduktion betrug das Territorium der Provinz etwa 1,4 Mio. km² (Abb. 1). Innerhalb der Bergbau- und Metallurgiezentren, die die Struktur der Provinz ausmachen, lassen sich drei grundlegende Gruppen von Kulturen unterscheiden.

Der erste und wichtigste CBMP-Block besteht aus den Bergbau- und Metallurgie-Zentren auf dem nördlichen Balkan und im Karpatenbecken (Abb. 1-A). In diesen Zentren wurde eine große Anzahl von Kupfer-Werkzeugen, -Waffen (vgl. Abb. 2-A) und -Schmuckstücken hergestellt. Zu den Kulturen dieses Blocks gehören so einzigartige Stätten wie die Gold-Nekropole von Varna und die Kupfermine von Ai Bunar, die älteste Mine der Welt, die bisher im Detail untersucht wurde. Dieser Block umfasst etwa 0,7 Millionen km².

Der zweite Block besteht aus Kulturen der Tripol'ye–Cucuteni-Gruppe (0,2 Mio. km²) und wird in Bezug auf den nördlichen balkanisch-karpathischen CBMP-Block als peripher betrachtet (Abb. 1-B). Dies gilt vor allem für die Metallproduktion. Innerhalb des Tripol'ye-Kulturblocks sind zeitlich drei Untergruppen zu unterscheiden: Tripol'ye A, B und C1. In der Tripol'ye-Gemeinschaft war die eigene Metallproduktion im Vergleich zum balkanisch-karpathischen CBMP-Block klein. Die Arbeiter in Tripol'ye stellten Waffen und Schmuck aus Kupfer her, das aus dem Hauptblock der CBMP importiert wurde. Der Tripol'ye-Block wurde selbst zum Hauptumschlagplatz für Kupfer in Richtung Osten in das von der Steppenbevölkerung bewohnte Gebiet.

Der dritte, östliche und definitiv marginale Block des CBMP (Abb. 1-C) umfasste ein Gebiet von etwa 0,5 Mio. km². Er bestand ausschließlich aus archäologischen Gemeinschaften von Steppen-Viehzüchtern. Die schematische Karte zeigt die Verteilung dieser Gemeinschaften. Ihre punktuelle Präsenz in der Donauzone der sesshaften Ackerbaukulturen ist jedoch auch ganz offensichtlich.

Die Steppengemeinschaften Südosteuropas weisen einige wesentliche Besonderheiten auf. Archäologen unterscheiden sie nicht nur von den weit entfernten Siedlungen und Nekropolen an der Donau, sondern auch von den angrenzenden Tripol'ye-Siedlungen.

Innerhalb dieses östlichen Sektors der CBMP muss man sich hauptsächlich auf drei archäologische Gemeinschaften konzentrieren: Die Dnieper-Donets-, die Sredni Stog- und die Khvalynsk-Kultur (Abb. 1-C und 2-B). Deren Metallverarbeitung war vergleichsweise eher primitiv (Abb. 2-B) und entsprach nicht den morphologischen und technologischen Standards der CBMP (Abb. 2-A): Sie stellten nicht die prächtigen Metallwaffen her – oder waren dazu nicht in der Lage –, für die die Stätten der zentralen Zone so berühmt sind. Die einzige Grundlage für die Einbeziehung der Steppenzentren der Metallverarbeitung in die CBMP ist das reine Kupfer, das die Steppenvölker aus den westlichen Gebieten importierten.

Absolute Daten für die Kulturen und Gemeinschaften aller drei Blöcke beruhen auf der Grundlage von 470 kalibrierten 14C-Radiokarbondaten (Abb. 3). Fast die Hälfte der Daten (insgesamt 230) stammt aus dem zentralen Block des CBMP. Sie zeigen, dass dort der Höhepunkt der metallurgischen Aktivität ("Ap") ein Zeitintervall von fünf Jahrhunderten abdeckt – zwischen 4700 und 4200 v. Chr. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der Daten der anderen Blöcke geringer: 139 Daten für die drei Gruppen des Tripol'ye-Komplexes und 101 Daten für die Steppengemeinschaften.

Die Summen-Wahrscheinlichkeiten dieser kalibrierten Radiokarbondaten zeigen ein recht unterschiedliches Bild. Im zentralen Block sind die Summenwahrscheinlichkeiten recht kompakt (Abb. 3).

Im Gegensatz dazu sind diese für die drei Tripol'ye-Cucuteni-Komplexe viel weniger kompakt: ihre 68%-Wahrscheinlichkeitsbereiche decken den größten Teil ihrer Gesamtverteilung ab. Die Tripol'ye-A-Fundstellen liegen noch vor der Metallzeit und gehören noch dem Neolithikum an. Die Tripol'ye B-Periode fällt mit dem Höhepunkt der metallurgischen Aktivität der CBMP zusammen, wenn auch mit deren späteren Jahrhunderten. Die Kultur der Tripol'ye C1-Periode datiert vollständig nach diesem Höhepunkt und entspricht der Auflösung dieser ältesten eurasischen metallurgischen Provinz.

Beim Steppenkulturblock haben die Summenwahrscheinlichkeiten der kalibrierten Daten eine chaotische Verteilung, insbesondere bei der Sredni Stog-Kultur. Die Verteilung der Daten für die Khvalynsk-Kultur ist kompakter, aber hier gibt es nur 13 zuverlässige Daten, die alle zu den beiden östlichsten Gräberfeldern des Steppenblocks gehören (Abb. 3).

Die Suvorovo-Kultur überrennt Alteuropas Südosten (4200/4100 v.Chr.)

Keulenköpfe: Alteuropa-Siedlungen; Suvorovotyp; pontisch-kaspische Steppengräber (Anthony S.142)

Anthony (2011) vergleicht als einer der ersten Streitkolben in geografischen Kontexten. Ein Streitkolben stammt aus dem Grab von Suvorovo, dem namengebenden Ort einer Gruppe von Steppengräbern, die im Grasland nördlich des Donaudeltas um 4300-4100 v. Chr. auftraten. Die Gräber vom Suvorovo-Typ stellen eine Einwanderung von Menschen in das untere Donautal dar, die wahrscheinlich aus den Steppen um den unteren Dnieper in der Ukraine kamen, wo es ähnliche Gräber mit ähnlichen Artefakten und importiertem Kupferschmuck aus dem Balkan gibt.

Kurz danach wurden um 4.100 v. Chr. die 600 Tell-Siedlungen der Karanovo-, Gumelnita- und Varna-Kulturen im unteren Donautal und auf dem Balkan aufgegeben. Es drängt sich die Frage auf, ob der Reichtum des Balkan/der Karpaten die Suvorovo-Leute in den Westen gelockt hat.

Streitkolben in Form von Pferdeköpfen wurden von Menschen hergestellt, für die das Pferd ein mächtiges Symbol war. Pferdekopfkeulen signalisieren, dass Pferde im unteren Donautal um 4200-3800 v. Chr. einen ikonischen Status hatten; gerade als Pferde eingeführt wurden, tauchten die intrusiven Suvorovo-Gräber auf, und die hunderte von alteingesessenen Tellsiedlungen wurden aufgegeben.

Die nebenstehende Abbildung (Anthony, S. 142) vergleicht erstmals polierte Keulenköpfe des "Ohren-" und zoomorphen Typs in den drei hier besprochenen Kontexten:

  • „Alteuropa“- (Tripolye, Salcut, spätes Gumelnita) Siedlungen links;
  • Suvorovo-Typ der eindringenden Steppengräber im unteren Donautal und in Siebenbürgen in der Mitte; und von
  • pontisch-kaspischen Steppengräbern rechts.

Govedarica (2011), der sich seit langem tiefschürfend mit den Szepterträgern auseinandergesetzt hat (Govedaritsa; 1996) beschreibt in seiner → Kulturgeschichte des nordwestlichen Schwarzmeergebietes im 5. und 4. Jt. v.Chr.; S. 46-48 das Auftauchen der Steppenelite (Szepterträger): Es handelt sich um reich ausgestattete Einzelgräber, in denen jeweils ein Toter auf dem Rücken mit angezogenen Beinen beigesetzt wurde. Die Verstorbenen und der Grabboden waren in der Regel mit rotem Ocker bestreut. Ein weiteres typisches Merkmal sind reiche Grabbeigaben aus Schmuckgegenständen, Waffen, Geräten sowie Kult- und Statussymbolen. Keramik erscheint sehr selten.

Diese Bestattungen werden als ein westlicher Abzweig des aus dem Wolga- und kaspisch-kaukasischen Raum stammenden Ockergrab-Kulturkomplexes und danach als Teil einer im Dniepergebiet ansässigen Kultur gesehen. In dieser ersten Phase um 4.500 v.Chr. werden nur Flachgräber, die in der Regel reich ausgestattet sind, gefunden, aber keine Siedlungen. Unter anderen sind für die Gräber dieser Phase Statussymbole wie Kommandostäbe sowie Waffen und Schmuck aus balkanischem Kupfer charakteristisch.

Suvorovo (Ukraine): Pferdekopf-Szepter ≠

In der jüngeren, Suvorovo-Phase, (CucuteniA4; Varna3 – 4.300-4.200 v. Chr.) tauchen Steinszepter und die ersten Grabhügel als Macht- und Statussymbole auf. Diese „neuen Reichen“ bzw. ihre Bestattungssitten breiten sich rasch in den Weiten der Steppen aus, zunächst bis zum Dniepergebiet und während der Suvorovo-Phase bis zum Kaspischen Meer und Kaukasus. So entstand der große Komplex früher Ockergräber mit seinen zahlreichen Lokalvarianten. Das Tragen von Szeptern aus dem nordwestlichen Schwarzmeergebiet erwies sich dabei als eine ursprüngliche Erscheinung.

Die kulturhistorische Entwicklung im beginnenden 4. Jt. v. Chr. gilt als eine der am wenigsten bekannten Abschnitte in der Vorgeschichte Südosteuropas. In der Forschung wurde diese Periode oft als „Zeit des Hiatus“ oder als „Dark Ages“ bezeichnet, wobei vor allem das durch das Ende der Kupferzeit am stärksten betroffene Ostbalkan- und untere Donaugebiet betroffen ist. Im zuvor hoch entwickelten Ostbalkan waren die Folgen dieses Untergangs so verheerend, dass sich dieses Gebiet jahrtausendlang nicht richtig erholen konnte.

Betroffen ist die Zeitspanne 4200/4100–3800 v. Chr., der in Südosteuropa keine Funde mehr zugeordnet werden können. Dieses „Schweigen“ der archäologischen Quellen impliziert eine vollkommene Unterbrechung der Kulturentwicklung, was gut möglich und annehmbar wäre, wenn es in der nachfolgenden Zeit keine Elemente gäbe, die auf eine Verbindung mit der vorangegangenen Suvorovo-Phase der Szepterträger-Gruppe hinwiesen. Es handelt sich vorwiegend um die von den Szepterträgern eingeführten Hügelgräber, Ockerbestreuung und Rückenhockerlage der Verstorbenen, die im weiteren Verlauf des 4. Jt. noch vorhanden sind. Bereits die Weiterführung der Grabhügel bezeugt eine kontinuierliche soziale Differenzierung, obwohl es keine reichen Gräber mehr gibt und die gesamte Kulturentwicklung auffällig bescheiden geworden ist.

Die Cirkumpontische Metallurgie Provinz (CMP) um 4.000 v. Chr.

Am Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. vollzog sich ein dramatischer Wandel in den kulturell-ökonomischen Systemen der Kupferzeit.

Das zentrale Ereignis dieser Epoche war der Zerfall der metallurgischen Provinz Karpaten-Balkan und die gleichzeitige Bildung einer neuen, riesigen Cirkumpontischen Metallurgischen Provinz (CMP), die den Beginn der Epoche der frühen Bronzezeit markiert.

In ihrer Endphase umfasste die CMP eine Fläche von rd. 5 Mio. km². (Das entspricht der 15fachen Fläche Deutschlands.) Das System der Bergbau-, Metallurgie- und Metallverarbeitungszentren der CMP erstreckte sich von der Adria bis zum südlichen Ural in West-Ost-Richtung und von der Levante, Mesopotamien und Susa bis zu den Waldgebieten der Oberen Wolga-Region in Süd-Nord-Richtung.

Hier werden die Ergebnisse der systematischen Bearbeitung von 833 kalibrierten 14C-Radiokarbondaten gebracht. Demnach kann die Entstehung und Funktionsweise des riesigen CMP-Systems in zwei große chronologische Phasen unterteilt werden.

Die erste Phase umfasst die Anfänge der Provinz-Bildung und wird als "Proto-CMP" bezeichnet. Die chronologische Spanne dieser frühen Phase umfasst das gesamte 4. Jahrtausend v. Chr. Die Vorsilbe "proto" weist darauf hin, dass das Gebiet der produktiven Zentren der CMP zunächst nicht alle späteren "zirkumpontischen" Gebiete umfasste (Abb. 4): Die nördliche Balkanhalbinsel, das Karpaten- und das Donaubecken sowie die Steppenzone an der nördlichen Schwarzmeerküste verblieben innerhalb der Grenzen der absterbenden Karpaten-Balkan-Metallurgie-Provinz.

In der zweiten Phase entwickelt sich eine echte zirkumpontische Provinz, deren produktive Zentren das Becken des Schwarzen Meeres vollständig umschließen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Zerfall der CBMP abgeschlossen, und ihre ehemaligen Territorien werden von metallurgischen und metallverarbeitenden Zentren eingenommen, in denen die morphologischen und technologischen Standards der CMP vollständig vorherrschen. Diese zweite Phase umfasst das gesamte 3. Jahrtausend v. Chr.

In beiden Phasen ihres Bestehens zeichnet sich die riesige CMP durch eine Reihe von bemerkenswerten Merkmalen aus. Das erste und wahrscheinlich wesentlichste Merkmal sind die neuen technologischen und morphologischen Standards der Metallverarbeitung, die sich stark von den Hauptmerkmalen des sich auflösenden CBMP-Systems unterscheiden. Dies betrifft nicht nur die Arten und Formen der Werkzeuge und Waffen, sondern auch die erste breite Verwendung von arsenhaltigen Bronzen.

Ein weiteres wichtiges Merkmal der CMP, das schon in den frühesten Stadien vorhanden ist, ist ihre Aufteilung in zwei gegensätzliche Blöcke archäologischer Kulturen: einen südlichen Block, der aus sesshaften Bauernkulturen und -gemeinschaften besteht, und einen nördlichen Block, der durch die so genannten Kurgan-Steppenkulturen repräsentiert wird.

Als drittes Merkmal ist schließlich zu erwähnen, dass die Steppenwelt innerhalb dieses enormen Spektrums unterschiedlicher Kulturen eine äußerst wichtige Rolle zu spielen beginnt, die sich von jener der früheren CBMP-Kupferzeit völlig unterscheidet. Der während der Kupferzeit ausgeprägte Randcharakter der Steppen-Viehzüchter-Kulturen gegenüber dem zentralen Block der CBMP-Kulturen aber auch den Tripol'ye-Gemeinschaften ist überwunden.

Die erste (Proto-)CMP-Phase: das Maikop-Phänomen

Frühe CMP. Mk-Rl – Maikop-Kultur; Mk-St – "Steppen- Maikop"; Ku-Ar: Kura-Araxes-Kultur; Ur-L: Spätes Nord-Uruk.
Frühe Cirkumpontische Metallurgische Provinz arsenhaltige Bronzen der Maikop-Kultur
Summenwahrscheinlichkeiten: 14C-Radiokarbondaten der CMP

Die berühmte Maikop-Kultur muss in den Vordergrund der CMP-Bildung gestellt werden. Das Maikop-Phänomen ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und paradox zugleich. Das Metall der Maikop-Leute (in den Kurgan-Bestattungen) hat deren Kultur fast ein Jahrtausend lang geprägt und ist zweifellos ihr wichtigstes Attribut.

Nirgendwo im südlichen Bereich der frühen CMP, in keiner der zahlreichen frühbronzezeitlichen Kulturen und Stätten des Nahen Ostens, finden wir etwas, das der Bronze-, Gold- und Silberproduktion der "königlichen" Komplexe von Maikop qualitativ oder quantitativ gleichkommt (vgl. Abb.). Jede Interpretation der prächtigen Metallkomplexe von Maikop als lokale Reaktion auf entscheidende nahöstliche/vorderasiatische Einflüsse stößt auf das unüberwindliche Hindernis, nämlich dem Fehlen von etwas in der südlichen Provinz-Zone, das Maikop-Metalle überträfe oder ihnen überhaupt nahe käme.

Die Maikop-Kurgane wurden von den aufstrebenden Viehzüchter-Kulturen der nördlichen Zone der zirkumpontischen Provinz errichtet. Aufgrund ihrer Komplexität und ihres großen Umfangs ist die Maikop-Kultur zweifellos die beeindruckendste aller Steppen-Kurgan-Gemeinschaften Osteuropas.

Gleichzeitig besetzte die Maikop-Gemeinschaft von allen Kurgan-Kulturen ein recht eigenartiges Grenzgebiet, als ob sie an den Ausläufern des Großen Kaukasus "klebte". Andere CMP-Gemeinschaften, die sich um die Gebirgsgipfel des Kaukasus erstreckten, unterschieden sich stark von den Kurgan-Kulturen (vgl. obige Abb.). Die Maikop-Kultur unterscheidet sich aber auch von den anderen, älteren und weiter nördlich gelegenen Kurgan-Gemeinschaften deutlich.

[Anm.: Mit "Steppen-Maikop" sind die Kurgan-Grabkomplexe gemeint, die in der Steppenzone nördlich des Kuban- und des Terek-Beckens zwischen dem Asowschen und dem Kaspischen Meer liegen, d. h. außerhalb des von der "einheimischen" Maikop-Kultur besetzten Gebiets (Abb. 4). Das Inventar dieser Komplexe enthält aber Gegenstände (hauptsächlich Keramik), die aus Maikop stammen].

Weitere Analysen des Maikop-Phänomens führen uns zu paradoxen, widersprüchlichen Aspekten.

Es gibt einen scharfen Kontrast zwischen der Pracht der Kurgan-Grabstätten und dem bescheidenen (ja, manchmal sogar ärmlichen [IVANOVA 2013 offen]) Charakter der mit ihnen verbundenen Siedlungen. Selbst die bemerkenswerteste Maikop-Siedlung – Mešoko, südlich des Kuban mit ihrer steinernen Verteidigungsmauer – kann kaum in dieselbe hierarchische Reihe wie die berühmten Kurgane gestellt werden. Andere Siedlungen dieser Kultur sind viel weniger aussagekräftig.

Ein weiteres Paradoxon: Die Grab- und Siedlungsfunde von Maikop-Stätten lieferten keine Hinweise darauf, dass sich die Träger dieser Kultur mit Bergbau, metallurgischer Produktion, Metallurgie oder gar Metallverarbeitung befassten. Dieser Kontrast ist besonders auffällig, wenn man die Menge, die Vielfalt und die Qualität der Metallfunde aus den Kurgan-Gräbern betrachtet.

An dieser Stelle muss auf eine überraschende Besonderheit der Funde aus Maikop hingewiesen werden. Der Konfidenzbereich von 68 % für die 37 14C-Daten aus Maikop-Kontexten weist auf eine chronologische Spanne von 4.050–3.050 v. Chr. hin (vgl. nebenstehende Abb). Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die 19 14C-Daten für "Steppen-Maikop"-Stätten – außerhalb der "einheimischen" Maikop-Kultur – praktisch in denselben Zeitbereich fallen, nämlich 4.000-3.000 v. Chr. (Abb.).

Darüber hinaus ist es erstaunlich, dass das absolute Alter der Maikop-Kultur älter ist als das vieler anderer frühbronzezeitlicher Gemeinschaften, Kulturen und Siedlungen (Kura-Araxes, Ezero, Arslantepe, Troia) im südlichen Block der CMP (vgl. Abb. mit den kalibrierten Daten).

Nur die Fundstellen des so genannten späten "Nord-Uruk" (d.h. der bekannten Uruk-Nordexpansion) kommen in die Nähe des Maikop-Komplexes. Hier ist aber zu berücksichtigen, dass die Fundstellen des Uruk-Typs extrem arm an Metall sind.

Dass die Fundstellen der Kura-Araxes-Kultur jünger sind als Maikop (vgl. Abb.), passt auch nicht zu früheren Ansichten.

Das Paradoxe liegt nun darin, dass die Maikop-Kultur gegenüber Uruk und Kura-Araxes immer als zweitrangig angesehen wurde, zumindest bezüglich Metallurgie und Metallverarbeitung. Es ist aber in der südlichen Zone der CMP fast unmöglich, Metallobjekte zu finden, die mit denen der Maikop-Kultur vergleichbar sind.

Die Maikop-Kultur ist auch älter als der Block der Steppenkulturen und -gemeinschaften im östlichen Europa. Dies unterstreicht noch einmal den ungewöhnlichen Charakter der großen Kurgane von Maikop, wo die Gräber wirklich reich an verschiedenen Metallen waren – Gold, Silber, Bronze.

Chernykh (2014) beschreibt auch eine besondere Situation, die eng mit dem Proto-CMP verbunden war. Ursprünglich lagen praktisch alle Schwerpunkte von Bergbau, Metallurgie und Metallverarbeitung südlich des Kaukasus, die von sesshaften Bauerngemeinschaften besetzt waren: das späte Uruk sowie seine synchronen Kulturen und Fundorte in Anatolien und Kura-Araxes. Er stellt jedoch fest, dass der Löwenanteil der verschiedenen Metallartefakte in den Gräbern der berühmten und reichen Elite der nördlichen Maikop-Kurgan-Gemeinschaft konzentriert war. Generell übertraf die Sammlung von Metallen in den Kurganen der nördlichen Proto-CMP-Zone den Süden um mehr als das 15fache. Dies spiegelt sich besonders in den Edelmetallen Gold und Silber wider. Er stellt noch einen recht bemerkenswerten Unterschied zum früheren Karpaten-Balkan-System fest: im CBMP übertraf die Masse der Metalle in den Fundstätten des zentralen produzierenden Blocks um das Zehnfache die Kupferartefakte in den peripheren Blöcken und vor allem in den Gräbern der viehzüchtenden Steppengemeinschaften, was bei den späteren Maikop-Gruppen nicht mehr der Fall war.

Die zweite CMP-Phase: die Steppen-Kurgan-Kulturen der Jamnaja

Kupfer- und Arsen-Bronze-Werkzeuge/-waffen Jamnaja
Summenwahrscheinlichkeiten der Radiokarbondaten von Maikop und der Jamnaja- (= Pit-Grave-) Kulturen

Die Jamnaja- (= Grubengrab-) Gemeinschaft ist im Wesentlichen nur aus Materialien aus Kurgan-Gräbern bekannt (Siedlungen sind hier äußerst selten). In den Friedhöfen der Steppengemeinden wurden in erheblichem Umfang Kupfer- und Arsenbronzen gefunden (vgl. die Abb.).

Die Entstehung der Jamnaja-Gemeinschaft fällt in das Ende des vierten Jahrtausends oder in die ersten Jahrhunderte des dritten Jahrtausends v. Chr.

Dabei ist es eher merkwürdig, dass die frühesten Daten (3.300 bis 3.000 v. Chr.) von Stätten in den beiden geografisch peripheren Regionen der Gemeinschaft stammen (vgl. die Abb.), sowohl im Osten (Wolga-Ural-Gebiet) als auch im Westen (nordwestliche Schwarzmeerküste).

In den zentralen Regionen der Gemeinschaft (Becken des Dnieper, südlicher Bug, Don, Donez und in Kalmückien) liegt das frühe Ende des 68,2-%-Wahrscheinlichkeitsbereichs der summierten Radiokohlenstoffverteilungen bei 2650 v. Chr., etwa drei oder vier Jahrhunderte später als die der peripheren Komplexe.

Es ist hier darauf hinzuweisen, dass die Chronologie der Radiokohlenstoffanalysen den früheren Vorstellungen über das zeitliche Auftreten der wichtigsten osteuropäischen Steppenvölker widerspricht. Darüber hinaus korrigieren die Radiokarbondaten die Beziehung der Steppenkulturen (vgl. die Abb.) zu denen der nordkaukasischen archäologischen Gemeinschaft, einschließlich der späteren Kurgan-Kulturen des Bedeni-Martkopi-Typs am Kaukasus, der auf die Maikop-Kultur folgt. Diagramme der Summen-Wahrscheinlichkeiten zeigen, dass diese Komplexe zeitgleich mit den Jamnaja-Gemeinschaften existierten.

Die Verbreitung der Jamnaja-Gemeinschaften

In einem ziemlich ausgedehnten Gebiet Südosteuropas, das nicht weniger als 0,7 Millionen km² umfasst (Abb.), existierte die große Gemeinschaft der Jamnaja, der die Katakomben-Kultur folgte. Die Jamnaja-Gemeinschaft hatte aber im Gegensatz zu den Katakomben – die weiterhin von Maikop-Metallen abhängig blieben – ihre eigenen Kupfererzquellen.

Die folgende Karte macht deutlich, dass die geografische Ausdehnung der miteinander verwandten Jamnaja-Gemeinschaften riesig ist. Die Breitenausdehnung der Jamnaja-Kultur reicht von Pannonien bis zum südlichen Trans-Ural, also mehr als 3000 km.

Eine einheitliche Kultur über derart große Entfernungen setzt dauerhaft entsprechend enge Kontakte voraus, die wohl entsprechende Kommunikations- und Reisemittel benötigten; Pferde wären eine solche Möglichkeit, die aber von Archäologen in letzter Zeit nicht in Betracht gezogen wird.

Karte der Grubengräber (Jamnaja-Kultur) und Altai-Region (Afanasievo-Kultur). Verteilung der Varianten der Grubengräber: 1 – Wolga-Ural; 2 – Wolga-Ural; 3 – Kalmückien und Don-Donets-Becken; 4 – Dnieper- und Süd-Bug-Becken; 5 – Nordwest-Schwarzmeergebiet.

In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam darauf hinzuweisen, dass der räumliche Bereich der Jamnaja weit nach Osten bis in den Altai (vgl. die Abb.) reicht.

In der frühen Bronzezeit entstand in der Altai-Region um 3.000 v. Chr. die Afanasievo-Kultur von mit den Jamnaja verwandten Gruppen, die 3.000 km aus den westlichen Steppen über die zentral-asiatische Steppe einwanderten und als Vorfahren der indoeuropäisch-sprachigen Tocharer im Nordwesten Chinas des 1. Jt. v. Chr. angesehen werden (Damgaard 2018).

Dort, im Sayan-Altai-Gebirge, entwickelte die Afanasievo-Kultur auch eine Metallverarbeitung, die die spätere Metallproduktion der spätbronzezeitlichen Kulturen des asiatischen Steppengürtels stark beeinflusste.

Dass sich von dem Jamnaja-Kern nicht nur die Afanasievo in das extrem weit entfernte Altai-Gebirge – ohne Zwischenstationen – abspaltete kann auch mit dem „Exodus“ der Schnurkeramiker nach Westen, aber auch mit der Abspaltung indoeuropäischer Sprecher nach Anatolien („Hethitisch“) möglicherweise gleiche Gründe haben.

"Plötzliches" Erscheinen der Maikop-Kultur (4. Jt. v.Chr.): Herkunfts-Hypothesen

"Klassische", überholte Herkunfts-Hypothesen

Ivanova-Brig (2008) schreibt: "Aus Gräbern und Siedlungen des 5. Jahrtausends v. Chr. im Nordkaukasus ist eine materielle Kultur bekannt, die mit gleichzeitigen archäologischen Komplexen im nördlichen und westlichen Schwarzmeergebiet verwandt war. Scheinbar unvermittelt wurde sie zu Beginn 4. Jahrtausend v. Chr. jedoch durch eine Hochkultur ersetzt. In allen Bereichen zeigt diese nach dem großen Kurgan von Maikop genannte archäologische Kultur Innovationen ohne lokale Vorbilder, die auch nicht aus der Tradition der balkanisch-anatolischen Kupferzeit abgeleitet werden könne." Ivanova schreibt weiters, dass für die Entstehung der Maikop-Kultur von der russischen Forschung eine Migration aus dem Süden angenommen wurde, mit Ursprung im syro-anatolischen Raum, die oft mit der sog. „Uruk-Expansion“ in Verbindung gebracht werde. Allerdings seien ernsthafte Zweifel an einem Zusammenhang zwischen Maikop und dem syro-anatolischen Raum angebracht. So zeigen die Fremdobjekte im Nordkaukasus keine Verbindung zum Oberlauf des Euphrat und Tigris und den Schwemmebenen Mesopotamiens. Ivanova sieht 2008 vielmehr eine Verbindung zum Iranischen Plateau und dem südlichen Zentralasien.


Ivanova → (2012) geht dabei aber von veralteten absolutchronologischen Daten aus, in denen Maikop aber rund ein halbes Jahrtausend zu spät erscheint. Damit passen aber die Chronologien der einzelnen Gesellschaften nicht mehr zusammen.

Vergleich von Metallformen von (A) Iran / Zentralasien mit dem (B) Nord-Kaukasus

Ivanova leitet dabei ihre Ansicht aus dem Vergleich von Metallformen aus dem Iran und Zentralasien mit kaukasischen Metallformen her, die aber bzgl. Nord-Iran/Zentralasien qualitativ nicht überzeugen kann (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung: Ivanova 2012, S. 405):

  • A Metallformen in Iran und Zentralasien (4. Jt. v.Chr.): 1 West-Iran; 2 Nord-Iran; 3 Süd-Afghanistan; 4 Aserbaidschan.
  • B. Metallformen im Nord-Kaukasus (4. Jt. v.Chr.): 5, 6 Krasnogvardejskoe; 7 Novosvobodnaja; 8 Nalchik; 9 Gussform Unterer Don.

S. 407: „. Mit dem Aufkommen der Fundkomplexe der Maikop-Kultur um die Mitte des 4. Jt. v.Chr. erscheinen auch die uns interessierenden Metallformen. Die Maikop-Kultur weist nicht nur in der Metallurgie, sondern in vielen anderen Bereichen Innovationen ohne lokale Vorbilder auf.

S. 408: „Das wahrscheinliche Ursprungsgebiet der uns interessierenden Metallformen liegt im iranisch-zentralasiatischen Raum. Der früheste ihr bekannte Beleg für die Schaftlochaxt aus einem gesicherten archäologischen Kontext ist eine Gussform aus dem im Kura-Tal (Aserbaidschan) aus dem zweiten Viertel des 4. Jt. v.Chr. (Abb., #4 rechts oben).“
„Die bislang ältesten Meißel mit Hohlschneide und pyramidenartig verjüngtem Nackenteil stammen in der Tat aus Gräbern im Nordkaukasus. Zu den frühesten Exemplaren gehört der Meißel des Maikop-Kurgan, der in das zweite Viertel oder die Mitte des 4. Jt. datieren dürfte (Ivanova 2012).“

S. 412: Zusammenfassend sei festzuhalten, "dass die untersuchten Metallgeräte ursprünglich aus dem Iran, Zentralasien und dem Südost-Kaukasus stammen; im 4. Jt. v. Chr. erreichen sie den Nordkaukasus und erlangen dort in den Grabkomplexen der Maikop-Kultur eine bemerkenswerte Verbreitung.“
[Anm.: Wieso Ivanova in ihrer Zusammenfassung zu gesicherten Erkenntnissen aufgrund ihrer vorher geäußerten Vermutungen kommt, bleibt von ihr nicht nachgewiesen und ist auch nicht einsichtig.]

Iranisches Zentralplateau (scheidet aus)

Karte bzgl. Vorkommen und Technik der Kupfer-Verarbeitung in später Kupferzeit (4000-3300 v.Chr.)

Helwing (2021) schreibt: Wenn wir diese frühesten bezeugten Vorkommen von geschmolzenem Kupfer im Südosten Irans und der Hochebene vergleichen, wird eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Südosten und den zentralen und nordwestlichen Teilen Irans deutlich, da Objekte aus geschmolzenem Kupfer erst nach 4000 v.Chr. an Fundorten auf der Hochebene auftauchen.
Mit dem Beginn des 4. Jt. v.Chr. wird das Schmelzen von Kupfer zu einer regelmäßigen handwerklichen Tätigkeit des iranischen Hochlands. In den ersten Jahrhunderten des 4. Jt. v.Chr. werden die Siedlungen größer und eine interne Differenzierung zwischen den einzelnen Gebäuden wird deutlicher. In dieser Zeit stellt die Kupferverhüttung ein regelmäßiges "Heim-Gewerbe" dar. Barrenformen und offene Formen für den Guss von schweren Doppel-Schaftlochäxten sind typische Formen dieser Zeit.

Desset (2018) schreibt: Um 4.000-3.700 v. Chr. gibt es Kupfermetallurgie im iranischen Zentralplateau, aber vor allem nur im häuslichen Bereich. Erst um 3.700-3.400 wird die Verhüttung von arsenhaltigem Kupfer Standard, wobei die Kupfererze unterschiedlicher Bergbaugebiete verarbeitet werden. Der vorherrschende Produktionskontext ist der "häusliche". Silber ist erst ab der Mitte des 4. Jt. v.Chr. gefragt. Es gibt keine zentrale gesellschaftliche Organisation, sondern verteilte Dorfgemeinschaften sind vorherrschend.
Perlen, die bei den Bestattungen hochgestellter Personen vorkommen, werden importiert und nicht lokal hergestellt.

Kura-Araxes (Transkaukasus; kommt viel zu spät)

Metallfunde Spätkupferzeit und Kura-Araxes-Stätten
Kalibrierte 14C-Daten der Kura-Araxes

Courcier (2010) schreibt in seiner Dissertation: „Die Kura-Araxes-Kultur erschien in der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends v. Chr. (ca. 3.400/3.300 v. Chr.) und dauerte bis zum Ende des dritten Jahrtausends v. Chr.“

Rova (2014) berichtet zur Chronologie der Kura-Araxes auf S. 65 ff.: „Die Phase "Proto-Kura-Araxes (KA)" kann wahrscheinlich auf das erste oder zweite Viertel des 4. Jahrtausends v. Chr. datiert werden, wie die jüngsten Daten für die zeitgenössischen Horizonte Leilatepe in den Regionen Aserbaidschans und Ober-Mesopotamiens bestätigen, während ein Datum zwischen 3.600 und vielleicht 3.200 v. Chr. für die erste Phase der Kura-Araxes als angemessen angesehen werden.

Die Daten der früheren KA-II-Phase bieten ein etwas widersprüchliches Bild; die jüngsten Daten vom heutigen KA-Niveau bei Natsargora scheinen sich jedoch um das 30. Jh. v. Chr. zu häufen. Der Rest der KA-II-Phase kann somit in das erste Viertel des 3. Jahrtausends eingegliedert werden. Für die KA-III- und die KA/Early-Kurgan-Übergangsphasen sind nur sehr wenige Daten verfügbar und widersprüchlich. Es wird ein Datum zwischen 2.600 und 2.500 v. Chr. für das Verschwinden der KA-Kultur in Betracht gezogen.“

Es ist auffällig, dass im Transkaukasus Metalle nach einer Phase geringer Verwendung erst um 3.000 v.Chr. plötzlich wieder als Gebrauchsgegenstände in Verwendung kamen. Die Funde deuten darauf hin, dass erst durch die Kura-Araxes-Gemeinschaften die Metallproduktion in Bergbau- und Metallurgieprozesse intensiviert wurde. Das kann auf eine radikale Veränderung der externen Austauschbeziehungen in einer Zeit hindeuten, in der transkaukasische Gruppen in größerem Umfang nach Ost- und Südostanatolien und in den nördlichen Iran migrierten.

Transkaukasus oder Uruk-Expansion (aus Mesopotamien)

Die Uruk-Expansion macht sich erst um 3.300 v. Chr. im südlichen Kaukasus mit der Kura-Araxes-Kultur bemerkbar (Lyonnet 2019) und kommt damit für die Bildung von Maikop zu spät.

Stöllner (2021) schreibt, dass die eurasische Sichtweise bezüglich der Metallurgie im Transkaukasus oft die Bedeutung der Nord-Süd-Verbindungen betonte, beispielsweise im Hinblick auf das Maikop-Phänomen und seine späteren Phasen während der Novosvobodnaja-Phase ab der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends (vgl. Ivanova 2012: Kaukasus und Orient); allerdings hat sich die chronologische Perspektive in den letzten 20 Jahren erheblich verändert. Frühe Forscher sahen die Abhängigkeit von den mesopotamischen Kulturen, insbesondere von der Ubaid- und Uruk-Phase. Die Suche nach metallurgischen Produkten, Aspekte der Ikonographie, wie die der berühmten Maikop-Gräber selbst, aber auch Aspekte des Keramikstils wurden zu wichtigen Pfeilern der Argumentation. Es gab eine gewisse Tendenz zu "ex oriente lux", die dies antrieben. In einer älteren Sichtweise wurde sogar die ähnliche Maikop-Keramik als Zeuge solcher Migrationen herangezogen. Seither hat sich herausgestellt, dass das Keramikspektrum der Maikop- und Novosvobodnaja-Phase zwar in formalen Aspekten der nordmesopotamischen und transkaukasischen Keramik ähnelt, sich aber dennoch technisch unterscheidet und nicht häckseltemperiert ist. Sogar die nordmesopotamische Herkunft wurde in Frage gestellt und stattdessen ein größerer Kulturverbund zwischen Nordiran, Transkaukasien und Ostanatolien behauptet. Was die metallurgischen Innovationen betrifft, so ist inzwischen klar, dass zahlreiche neue Aspekte zu beobachten sind, wie der Guss größerer Objekte wie Schaftlochgeräte und das erste Auftreten von Prestigemetallen wie Gold und Silber (Hansen 2011, 2016). Ähnlich wie bei den keramischen Techniken ist sicherlich zu diskutieren, ob diese Innovationen eher von den Hochlandvölkern als von den mesopotamischen Ubaid/Uruk-Welten angeregt wurden.

Eine gegenteilige Sichtweise wurde von Forschern vertreten, die die Siedlungsdynamik und den frühen Urbanismus in Südmesopotamien analysierten: Uruk und Südmesopotamien wurden als zentrale und hochentwickelte vor- oder frühstädtische Sphäre betrachtet, die sich zumindest auf fruchtbare Zonen in der Susa-Ebene, aber auch mit Hilfe von "Kolonien" und "Außenposten" nach Norden und Osten ausdehnte. Funde aus Arslantepe deuten eindeutig auf die Entwicklung eines zentralisierten Umverteilungssystems um die Mitte des 4. Jt. hin. Es ist naheliegend, die Entwicklung von Bergbauunternehmen im Kaukasus sowie die technische und unternehmerische Rolle der Rohstoffverarbeitung als einen Prozess zu verstehen, der die Innovationen der Hochlandbevölkerung im südkaukasischen Raum positiv beeinflusste. Es besteht kein Zweifel daran, dass erste größere Veränderungen des metallurgischen Wissens bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jt. stattgefunden haben, aber eine große Verbreitung der kaukasischen Metalle ist frühestens im späteren 4. Jahrtausend im Rahmen der Kura-Araxes-Gemeinschaften zu sehen.

THESE: Balkan-Metallurgen gehen Ende 5. Jt. v.Chr. zum Kaukasus

Wie den obigen Studien zu entnehmen ist, kommen die metallurgischen Fähigkeiten des südlichen Kaukasus (Kura-Araxes, Uruk) oder der Iranischen Hochebene für die früh hoch entwickelten Fähigkeiten der Maikop-Kultur (vgl. das Fürstengrab im Maikop-Kurgan weiter unten) deutlich zu spät. Die metallurgischen und gesellschaftlich-organisatorischen Fähigkeiten müssen also einen anderen Ursprung haben. Eine autochthone Entwicklung der herausragenden metallurgischen Fähigkeiten im nördlichen Kaukasus / Vorkaukasus ist aber ohne extern eingebrachtes Know how kaum vorstellbar.

Die metallurgische Provinz Karpaten-Balkan funktioniert nicht mehr

Kohl (2007) schreibt: Ebenfalls in der Mitte des 4. Jahrtausends kam es zu einer großen Verschiebung in den interkulturellen Beziehungen. Dies ist das Aufkommen der Maikop-Kultur im nördlichen Kaukasus. Damit kommt es zu einem Wechsel von der Metallurgie reinen Kupfers zur arsenhaltigen Kupfer/Bronze-Metallurgie. Die zirkumpontische metallurgische Provinz ersetzt nun die nicht mehr funktionierende metallurgische Provinz Karpaten-Balkan (S. 376).

Verbreitung der Silberfunde vom 6. bis Ende 4. Jts.v.Chr. (Quelle: Hansen 2014)

Hansen (2013) berichtet, dass um 4250/4200 v. Chr. die Siedlungen in Bulgarien und an der unteren Donau aufgegeben wurden. Mehrere hundert Jahre lang wurden danach offenbar keine weiteren Siedlungen mehr errichtet. Neue Kupfererzvorkommen in den metallhaltigen Karpaten müssen ausgebeutet worden sein, wofür es aber kaum Belege gibt.

Auch im nördlichen Alpenraum ist ab 3.800 v. Chr. eine deutliche Zunahme der Metallfunde zu verzeichnen. Von Oberösterreich bis in die Zentralschweiz sind rund 80 Kupferobjekte dokumentiert, darunter Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus arsenhaltigem Kupfer. Nach Pernicka (2010) stammt aber das arsenhaltige sogenannte „Mondseekupfernicht vom Mitterberg, nicht aus den Alpen und auch nicht aus Südost-Europa: kam es vom Kaukasus?

Das enorme Potenzial des Arsen-Kupfer-Gusses wurde von den Mächtigen schnell erkannt und eröffnete nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für stabile Bronzewerkzeuge. Im Gegensatz zu Dolchen aus Knochen waren diese ersten Metallklingen jedoch nicht nur als Stichwaffen gedacht. Mit ihrer geschliffenen Schneide konnten sie auch schwere Schnitte und Hiebe zufügen. Die bedeutende technische Neuerung war, dass zum Ende des 5. Jt. und zu Beginn des 4. Jt. v.Chr. arsenhaltiges Kupfer (bis zu 10 % Arsen) eingesetzt wurde. Dadurch konnten die Blasenbildung beim Gießen und damit Fehler in der Klinge vermindert werden. Kleinere Löcher sind in den Klingen von Dolchen ein großes Problem. Wenn nämlich eine Klinge nachgeschliffen wird, werden die Blasen aufgeschnitten, mit dem Ergebnis, dass die Klinge zwar immer noch eingekerbt, aber nicht geglättet und geschärft ist.

Dolche waren sehr begehrt und wurden über große Entfernungen ausgetauscht. Dass die Arsen-Dolch-Produktion im 4. Jt. v.Chr. im Maikop-Bereich im Nordkaukasus, nicht aber im Transkaukasus oder Iran vorkam, ist der illustrativen Abbildung von → Hansen (2013) S. 152: Verteilung von Kupfer- und Bronzedolchen, die in Europa häufiger, aber nur am Nord-Kaukasus vorkommen, zu entnehmen. Vergleiche auch die Verteilung der seltenen Silberfunde bis Ende des 4. Jt. v.Chr. am Nordkaukasus und in Europa in der obigen Abbildung.

Vorteile kaukasischen Arsenkupfers gegenüber Balkan-Reinkupfer

Der Metallurg Pernicka (1998) beschreibt den Umschwung von Kupfer zu Arsen-Bronze als wichtigstem Rohstoff für Geräte und Waffen: Arsen-Bronze ist leichter zu verarbeiten, vor allem zu gießen, als Kupfer. Die Legierung hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Kupfer (1085 °C) und sie neigt beim Guss weniger zur Blasenbildung. Denn Kupfer hat die für den Gießer unangenehme Eigenschaft, im geschmolzenen Zustand Sauerstoff aufzunehmen und beim Erkalten in Form von Blasen im Guss wieder abzugeben. Es ist deshalb nützlich, dem geschmolzenen Kupfer sogenannte Antioxidantien beizugeben, die den Sauerstoff binden. Arsen ist ein solches Material. Der Arsenanteil härtet aber auch das Metall, sowohl im gegossenen Zustand als auch nach der Bearbeitung. Durch Kaltdeformation kann sogar die Härte von normalem Stahl (nicht abgeschreckt) erreicht werden. Diese Eigenschaft hat zur Herstellung von wesentlich verbesserten Werkzeugen und Waffen geführt. Es gibt also gute Gründe, um Arsen-Kupfer zu verwenden.

Viele natürliche Kupferlagerstätten enthalten Arsen als Begleitelemente, die bei der Verhüttung zumindest teilweise ins Kupfer gelangen. Es ist deshalb auch unklar, ob es sich bei Arsenkupfer um absichtliche Legierungen handelt oder um reine Zufallsprodukte, die durch die Erzbasis vorgegeben waren. Reines Arsen oder Arsenverbindungen kommen zwar in der Natur vor, sind aber recht selten. Deshalb ist die absichtliche Herstellung von Arsenkupfer aus zwei verschiedenen Materialien unwahrscheinlich. Eher ist an eine mehr oder weniger gezielte Auswahl von arsenhaltigen Kupfererzen zu denken. Eine Erzauswahl dürfte in gewissem Umfang zwar möglich gewesen sein, aber es war nicht vorherzusehen, welche Zusammensetzung das Metall haben würde. Außerdem ist es aber wegen der Flüchtigkeit des Arsens schwierig, Kupfer mit mehr als etwa 5 % Arsen herzustellen, so dass die erreichbare Härte der Legierung unter der der späteren Zinn-Bronze mit 10 % Zinnanteil liegt.

(Anm. von Pernicka: Nur ein Prozent der analysierten prähistorischen Metallfunde in der Stuttgarter Datenbank enthalten mehr als 5 % Arsen und nur drei Prozent mehr als 3 % Arsen. Besonders arsenreiche Kupferobjekte treten vorwiegend in Vorderasien auf.)

Wenn also mit Arsenkupfer ein wesentlich härteres Metall als reines Kupfer zur Verfügung stand, ist der rasche Ersatz des Kupfers durch Arsen-Kupfer für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen leicht einsichtig.

Die Verwendung von Arsenkupfer-Bronzen beginnt – rund tausend Jahre vor Einführung der Zinn-Bronze – bereits am Beginn des 4. Jt. nahezu zeitgleich in einem sehr großen Gebiet, das vom Iran über den Kaukasus und rund um das Schwarze Meer reicht.

Unterstützende Argumente für die These

Goldperlen aus Varna-Grab Nr. 43, 43. Jh. v.Chr.
Gold-Collier aus Maikop-Kurgan, 37. Jh. v.Chr.
  • Es gab seit etwa 4.600 v.Chr. dauerhafte Beziehungen der Karpaten-Balkan-Schmiede zu Abnehmern weit in die Steppen hinein und auch zum Kaukasus (Mešoko-Kultur) und das Wissen um kaukasische, für Metallprodukte günstige Arsen-Kupfer-Erzvorkommen.
  • Die Suvorovo-Invasion beendete das CBMP-Geschäftsmodell; der zentrale Block der CBMP ging zugrunde und damit wurde auch deren Kupfer-Wirtschaft für sich selbst, aber auch für die Cucuteni-Tripolje-Kultur und die Steppen-Gruppen beendet.
  • Manche der CBMP-Metall-Schmiede gingen vielleicht nach Serbien, wofür es aber kaum Belege (Hansen) gibt; manche sahen dort aber nur geringes Zukunftspotential.
  • Nur die Karpaten-Balkan-Schmiede hatten das Know-how, um eine entsprechende chaîne opératoire im Kuban-Gebiet für ein neues Metall-Zentrum aufzubauen.
  • Der Beginn der 14C-Daten für den Maikop-Komplex rund um 4.000 v. Chr. passt mit dem Ende der Karpaten-Balkan-Metallprovinz zusammen.
  • Jedenfalls erscheint der Maikop-Komplex um 4.000 v. Chr. genau im Gebiet der Mešoko-Kultur; die Mešoko gehen in der Maikop-Kultur auf und diese verbleibt dort über viele Jahrhunderte; sie vermischen sich auch nicht mit den Jäger/Sammler-Kulturen in der nördlichen Maikop-Steppe und auch nicht mit den späteren Jamnaja der pontisch-kaspischen Steppen.
  • Vergleicht man die Spitzenleistungen der Gold-Metallurgie am Balkan (z.B. Varna) mit jenen des Oshad-Kurgans, erkennt man in Maikop eine gleiche Qualität (vgl. die nebenstehenden Abbildungen).
  • Die im Maikop-Kurgan bereits im 37. Jh. v. Chr. gegenüber der CBMP erkennbaren Fortschritte sind: Silberproduktion mit komplexem Kupellationsverfahren, Silber-Bleche für Becher, viele spezialisierte Holzbearbeitungs-Werkzeuge, Nasenringe für Ochsen, weltweit längste Dolche usw.)

Courcier (2014) und Lyonnet (2007, S. 134) von der Pariser Universität gehören zu den wenigen, die sich mit dem "plötzlichen" Entstehen des Maikop-Komplexes auseinandersetzen und kommen zum Schluss: "Das Ende der Mešoko-Kultur im späten fünften/frühen vierten Jahrtausend v. Chr. fällt mit den Anfängen der "Maikop-Komponente" zusammen, und es scheint eine chronologische Überschneidung zwischen diesen Kulturgruppen (Mešoko und Maikop) gegeben zu haben. Lyonnet (2007, S. 134) schreibt: Die "Maikop-Komponente" wurde auf den kulturellen Hintergrund der Mešoko aufgepfropft, aber mit fremden Einflüssen vermischt.

Courcier (Dissertation 2010, 2014): "Unsere eigenen Forschungen unterstützen die Idee einer lokalen Metallindustrie in der Maikop-Kultur. Die höchstwahrscheinlich aus dem Karpaten-Balkan-Raum stammenden metallurgischen Verfahren, die bereits in der vorangegangenen Mešoko-Kultur bekannt waren, wurden wahrscheinlich von der Maikop-Kultur weiterentwickelt. Es scheint, dass dieser westliche Einfluss bis zum Beginn der Maikop-Phase anhielt, wie die Einführung des Tüllenbeils und der Spitzhacke nahelegt."

Courcier (2014) "Wir können jedoch nicht ausschließen, dass die metallurgischen Technologien der Maikop-Kultur auch durch den Austausch mit dem südlichen Kaukasus beeinflusst wurden, da die Maikop-Kultur Beziehungen zu mehreren Gebieten (Transkaukasien, Nordwest-Iran und Ostanatolien) unterhielt, in denen die Metallurgie bereits begonnen hatte."

Seit Beginn des vierten Jahrtausends v. Chr. ist die Metallurgie mit dem Aufstieg der Maikop- Kultur verbunden, später gefolgt von den Novosvobodnaja- und Kura-Araxes-Kulturen. Diese kulturelle Abfolge ist gekennzeichnet durch eine Intensivierung der mineralgewinnenden Metallurgie, eine Diversifizierung der verwendeten Metalltypen (d. h. Edelmetalle und Arsen-Kupfer-Legierungen), die Entwicklung neuer Technologien (z. B. Schmelzen komplexer Erze, Legierung, Ummantelung, Gießen in geteilten Gussformen, Wachsausschmelzverfahren, Bronzewaren), die Erfindung neuer Arten von Metallgegenständen (z. B. Gabeln, Spieße, Flachäxte, Spitzhacken, Speerspitzen, Sicheln, Geschirr, Langdolche, Schwerter) und die Erhöhung der Quantität der produzierten Metallgegenstände.

Das Fürstengrab im Kurgan von Maikop (37. Jh. v.Chr.) (27.3.2023)

Originalbericht der Ausgrabung des Kurgans von Veselovskij (1897)

Hier wird der Originalbericht von Nikolaj Ivanovich Veselovskij über die → Ausgrabung des Grabhügels von Maikop im Jahr 1897 samt seinen Lageskizzen und der umfassenden Fundliste in deutscher Übersetzung vonDaria A. Stigler zur Verfügung gestellt.

Ausgrabung und die Funde im Fürstengrab

Figur eines Stiers. Gold. Guss. Maikop-Grabhügel Foto: Russische Föderation, Staatliche Eremitage, St. Petersburg, Foto: J.J. Piotrovskij; (Скульптурная фигурка быка. Золото; литье. Майкопский курган)
Becher mit Rosette. Silber; gehämmert. Maikop; Foto: Russische Föderation, Staatliche Eremitage, St. Petersburg
Becher mit Rosette. Silber; Meißel; Maikop; Foto: Russische Föderation, Staatliche Eremitage, St. Petersburg

[Anmerkung: Die nebenstehenden drei Abbildungen entstammen der Ankündigung einer gemeinsamen Ausstellung von russischen und deutschen Museen, in der Reihe von "Europa ohne Grenzen"-Projekten, zum Thema → „Die Bronzezeit. Europa ohne Grenzen. 4.-1. Jt. v. Chr.“ Ort: Generalstabsgebäude der Eremitage, St. Petersburg, 21.6.–8.9.2013.]

Zur Bequemlichkeit des Lesers wird die damalige → Ankündigung der Ausstellung in deutscher Übersetzung gebracht.]


Nikolaj Ivanovich Veselovskij grub 1897 den großen Grabhügel in der Stadt Maikop – im Einzugsgebiet des Flusses Kuban im Nordwesten des Kaukasus – aus, dessen Grab nach wie vor das reichste und spektakulärste Grab der nach ihm benannten „Maikop-Kultur“ ist (Tallgren 1926, Ivanova 2012).

Der Grabhügel („Kurgan“ - russ.: курган) hatte eine Höhe von 10,65 m, einen Durchmesser von rd. 100 m und bestand aus Lehm. Im Inneren des Kurgans befand sich ein Schachtgrab mit 5,5 m Länge, 3,75 m Breite und einer Höhe von 1,45 m. Der Boden war mit Geröllsteinen gepflastert. Das Grab bildete ursprünglich eine hölzerne Kammer, mit Wänden und einem Giebeldach aus Holz und war in drei Abteilungen eingeteilt. In den drei Kammern befand sich jeweils eine erwachsene Person (zwei Männer und eine Frau) in Rückenlage mit angezogenen Knien.

Das Skelett des Fürsten in der südlichen Hauptkammer war mit Ocker bestreut. Das bestattete Individuum trug Halsketten aus 5671 Goldperlen (1036 Gramm), 961 Silber-Perlen, 58 Türkis-Perlen und 1266 Karneol-Perlen in verschiedenen Formen und Größen, darunter auch fünf sehr große Goldperlen von 3–4 cm Länge. Die Kleidung des Verstorbenen war verziert mit 135 Goldapplikationen in Form von 68 Löwen, 19 Stieren, 38 Ringen und 10 Rosetten. Auf dem Kopf war eine Kopfbedeckung, die mit zwei Goldstreifen und mehreren kleineren Goldapplikationen versehen war. Unter dem Schädel lagen goldene Diademe und unter dem Körper goldene Rosetten.

Weiters gab es mehrere ca. 1 m lange goldene und silberne Röhren mit goldenen und silbernen Endstücken. Die zwei goldenen Endstücke waren auf goldene Stiere aufgesteckt, die zwei silbernen Endstücke auf silberne Stiere.

Weiters gab es: drei steinerne Beigaben (ein großes sichelförmiges Szepter, ein Wetzstein und eine Flachaxt) und zehn aus Arsenkupfer: eine Schaftlochaxt, ein Griffplattendolch und eine flache Klinge; und als Werkzeuge: eine Axt-Dechsel, zwei Flachäxte, eine Hacke, zwei Meißel und eine Ahle.

An der Seitenwand lagen vierzehn Silbergefäße und zwei Goldgefäße (Töpfe, Becher und Schalen). Zwei der Silbergefäße hatten eine Reliefverzierung: die eine mit Tieren, die andere offenbar eine Darstellung der Herrschaft des Fürsten.

Auf der gegenüberliegenden Wand befanden sich mehrere Tongefäße mit großen Töpfen und kleinen Bechern. In der Kammer befanden sich auch zwölf rautenförmige Feuerstein-Pfeilspitzen und siebzehn 1–2 cm lange Mikrolithen.

Die beiden anderen Toten in den Nordkammern waren ebenfalls mit Ocker bedeckt und besaßen Schmuck aus Gold- und Karneolperlen und hatten Kupfergefäße als Beigaben.

Abbildungen der gefundenen Schätze und Links


Hier gehts zu → 49 Abbildungen der Schätze aus Maikop im Hermitage-Museum in St. Petersburg.

Mit diesem → Facebook-Video (5 min) wird die Opulenz der Maikop-Kultur in der Pracht der Eremitage in St. Petersburg präsentiert. Zitat des Direktors der Eremitage Michail Piotrowski: "Mit der Schatzkammer von Maikop wurde die neue Ausstellung des berühmten Goldsaals des Museums sehr passend wiedereröffnet."

Weitere Abbildungen der prachtvollen Schätze des Fürstengrabs im Maikop-Kurgan werden mit

zur Verfügung gestellt.

Aus dem Kurgan ersichtliche kulturelle Maikop-Errungenschaften (37. Jh. v.Chr.)

Was nahm der Fürst mit in das "nächste Leben"?

Zwillingsgipfel des Elbrus, dem höchsten Berg im Kaukasus (5600 m) (Credit: Sabine Reinhold 2019)
  • Persönliche Bedürfnisse (Nahrung in Krügen) und Geschirr für Feste mit Untertanen
  • Frau und Diener
  • Abbild seiner Herrschaft
  • Insignien und Demonstration seiner Macht (Gold, Silber, Schmuck, Repräsentation ...)
  • Symbole für seine Macht:
    • politische und religiöse Führung
    • Waffen (wohl auch Krieger)
    • wirtschaftliche Verfügung über Ressourcen wie Metalle, Werkzeuge zur Holzbearbeitung usw.
    • imposanter Grabhügel als sichtbarer Nachweis seiner Verfügung über die Arbeitskraft vieler Leute

Umfang seiner Herrschaft

Die Herrschaft und Tiere des Fürsten von Maikop

Demonstration der Herrschaft des Fürsten auf einem silbernen Trinkbecher:

  • Herrschafts-Grenzen: Großer Kaukasus, zwei Flüsse, Schwarzmeerküste
  • Kaukasus als Quelle für das begehrte Arsen-Kupfer
  • Bäume für das Holz für die Metallurgie (Holzkohle) und den Wagenbau
  • die zwei Flüsse, die in das Schwarze Meer münden
  • Löwe als mächtigstes Raubtier steht für den Fürsten
  • Pferde des Fürsten in seinem engeren, inneren Bereich
  • Ochsen für Fuhrwerke, Wagen
  • Haustiere
  • Jagdwild

Umfassendes Metallurgie-Know-how und Produkte

Beispiel für den großen Aufwand der Aufbereitung von Kupfer am Mitterberg (nach Stöllner 2019)

Arsen-Kupfer und Kupfer

  • Bergbau auf Arsenkupfer-Erz
  • Aufbereitung des Erzes (Trennung, Zerkleinerung, Waschen, Sieben, Konzentrieren; kein Rösten, da dadurch Arsen entweichen würde): → vgl. dazu die beispielhafte nebenstehende Abbildung
  • Transport zu Verarbeitungsstätten
  • Schmelzöfen (Brennholz- und Holzkohle-Verfügbarkeit, Blasebälge zur Erreichung hoher Temperaturen)
  • Herstellung der Gussformen
  • Gießen
  • Endbearbeitung (Entgraten, Schmieden, Glätten, Schärfen)
  • Schäftung für Geräte

Produkte aus Arsen-Kupfer

Ochsen-Nasenringe für Wagen aus Maikop-Kurgan
  • Waffen (Lanzenspitzen, Streitäxte, Messer, Dolche – bis 37 cm Länge!)
  • Holzbearbeitungs-Werkzeuge: Schaftloch-Axt (zum Bäumefällen, aber auch als Waffe), Dechsel, Hämmer, Stemmeisen, Meißel und Hohleisen; sowie die dafür benötigten Wetzsteine und Schärfsteine
  • Geräte für den Bergbau selbst
  • Nasenringe für Ochsenfuhrwerke (siehe nebenstehende Abbildung)
  • Gebrauchsartikel: Eimer mit Henkel, Schalen, Kochgeräte usw.

Gold

  • Erzbergbau auf Gold
  • Verarbeitungstechniken: Wachsausschmelzverfahren, Blechherstellung, Krüge, Dekorierung
  • Schmuckstücke: Löwen, Stiere, Ringe, Perlen, Rosetten, Flachbänder, Röhren, Krüge, Pokale

Silber

  • Erzbergbau auf Silber
  • komplexes Kupellationsverfahren (Oxidierung der unedlen Bestandteile des Erzes) zur Gewinnung von reinem Silber erforderlich
  • Verarbeitungstechniken: Wachsausschmelzverfahren, Blechherstellung, Krüge, Dekorierung
  • Silberprodukte: Stiere, Spiralringe, Röhren, Platten, Krüge mit Tierdarstellungen und Herrschaftsbereich

Verarbeitung von Edelmineralien und -steinen

  • Türkis-Perlen (neben Goldperlen-Collier)
  • Karneol-Perlen: Schleifen, Bohren des Lochs

Längster Dolch der damaligen Welt aus Arsenbronze

Außergewöhnlich langer 35-cm-Arsenbronzedolch aus Maikop-Kurgan, Griff mit 2 Silber-Nieten befestigt

(Hansen 2021) berichtet über das berühmte Maikop-Grab im Kaukasus, das eine ganze Reihe von arsenhaltigen Bronzen zeigt. Es kam auch zu einem Durchbruch zu längeren Klingen, wofür der 34,7 cm lange Dolch aus dem Kurgan von Maikop, dessen Griff mit zwei Silbernieten befestigt war, ein herausragendes Beispiel ist (vgl. die Abb.). Es handelt sich um die längste Dolchklinge dieser Zeitperiode und veranschaulicht das Potenzial dieser Arsenbronze, obwohl er wegen des Fehlens der metallischen Substanz nicht genau bestimmt werden konnte. Alle anderen Werkzeuge aus dem Maikop-Grab wurden aus arsenhaltiger Bronze hergestellt (2,03 bis 9,08 %). Die Entwicklung der Äxte im vierten Jahrtausend im Kaukasus zeigt einen plausiblen typologischen Weg von den Kupferäxten der Tradition des 5. Jt. zum "modernen" Schaftlochbeil des 37./36. Jahrhunderts. Dies ist ein zusätzliches typologisches Argument für die Datierung des Maikop-Grabes in diesen Zeitraum. Für die frühe Entwicklung arsenhaltiger Bronzen ist Maikop ein Schlüsselort, da in Mesopotamien dieser Zeit keine Metalle in Gräbern oder Heiligtümern deponiert wurden.

Grab 31/5 in Novosvobodnaya (Klady-Friedhof) der Maikop-Kultur, das einige Jahrhunderte jünger ist, enthielt eine Reihe von Dolchen und, besonders spektakulär, ein rd. 60 cm langes Schwert, eines der frühesten Schwerter der Welt. Der hohe Arsenanteil in den Dolchen steht in Gegensatz zu dem geringeren Arsenanteil in den Äxten. Dies deutet darauf hin, dass die Manipulation des arsenhaltigen Kupfers in den Händen der Metallhandwerker lag.

Werkzeuge für Holzbearbeitung: Hohleisen, scharfe Stemmeisen

Der Fürst verfügt über die Werkzeuge zur Holzbearbeitung

Erst das harte Arsen-Kupfer ermöglicht die Herstellung von Werkzeugen für die Holzbearbeitung.

Neben den hier nebenan abgebildeten Hohleisen (die oben eine hölzerne Schäftung hatten) und Stemmeisen gab es auch Hämmer, Dechsel (mit Querschneide) und Meißel sowie die dafür benötigten Wetzsteine und Schärfsteine.

Der Holzreichtum des Kuban-Gebiets - im Gegensatz zur Steppe - ist die Voraussetzung für das Schmelzen und Gießen bronzener Geräte und Werkzeuge und damit auch zur Herstellung von Holz-Produkten. Zum Bäumefällen wurden die Schaftlochäxte verwendet.

Der Erz-Transport erfolgte ursprünglich auf Schlitten/Schleifen mit Ochsen; später führte das zur Herstellung von Wägen, die dann auch zur Eroberung der Steppe verwendet wurden.

Errichtung des Maikop-Kurgans (OшаД – „Oshad“) selbst

Abschätzung des Errichtungsaufwands des Kurgans OшаД – „Oshad“

Der Maikop-Kurgan hat einen Durchmesser von 100 m und eine Höhe von 10,6 m. Das Volumen beträgt damit fast 30.000 m³.

Nimmt man an, dass 1 Mann 1 m³ Lehm (rund 2 Tonnen Gewicht) pro Tag zum und auf den Kurgan transportiert, wären 100 Männer ein ganzes Jahr damit beschäftigt. Da der Kurgan sicher rascher errichtet wurde, mussten wohl mehr Leute daran arbeiten. Diese Männer mussten herbeigeholt, mit Nahrung versorgt, untergebracht, deren Arbeit wohl in Partien organisiert und beaufsichtigt werden.

Ein Kurgan muss auch statische Anforderungen erfüllen, damit er stabil bleibt. Dazu wurde zumeist am äußeren Radius eine Steinschichtung aus großen Steinen rings um den Kurgan angelegt. Die in Maikop besonders große Grabkammer musste konstruiert und aus Holz hergestellt werden.

Insgesamt war damit die Errichtung des Kurgans eine intensive logistische und managementintensive Aufgabenstellung, die eine wohlorganisierte gesellschaftliche Struktur voraussetzte.

Gleichzeitig war die Errichtung wohl auch eine besondere mythologische Aufgabenstellung, die bestimmten Anforderungen genügen musste – vor allem die Beisetzung des Fürsten und die korrekte Ausstattung der Grabkammer, wie auch an den symbolträchtigen Grabbeigaben zu erkennen ist.

Die meisten Kurgane haben einen flachen Kegelstumpf, der bei der Zeremonie der Bestattung genutzt wurde.

Als Ergebnis stand der Kurgan an besonderer Stelle und erinnerte an den Fürsten und dessen Macht – und deren Übergang auf seinen Nachfolger.

Auflistung und Dimensionen der größten Kurgane

Der Kurgan von Aleksandropol: Stich des 19. Jhs.
Kurgan: Maikop-Epoche (Credit: Wolfgang Haak)
Dimensionen der Kurgane
Name Höhe (m) Durchmesser (m) Volumen (m³)
ältere Kurgane
Urvan 28 142 147.810
Ust.Dzheguta 16 102 43.580
Maikop-Oshad 11 100 28.796
Ust-Dzheguta K41 11 48 6.635
Zamakul 1 6 61 6.038
Brut 8 53 5.663
Ust-Dzheguta K 32 7 52 4.955
jüngere Kurgane
Kishpeg 12 158 78.427
Klady K11 12 146 66.966
Kubina 10 100 26.180
Zamakul 2 7 110 22.174
Marfa 10 90 21.208
Inosemcevo 13 56 10.673
Klady K31 5 78 7.964

Die hier gebrachten Volumina der Kurgane wurden unter Verwendung der Radius- und Höhen-Daten von Reinhold (2019) ermittelt.

Häufig wird angegeben, dass die Kurgane oben flach und damit also Kegelstümpfe sind, was mit Feierplätzen usw. begründet wird. Dies kann man auch bei den hier beigefügten Abbildungen erkennen.

Es ist aber eher davon auszugehen, dass die geräumigen Grabkammern unter der Spitze im Laufe der Zeit einstürzten und damit gerade unter der Spitze das Material in den Grab-Raum absackte und damit die ursprüngliche Höhe größer gewesen ist. Das wäre aber in der Realität genauer zu überprüfen. Damit wären die hier ermittelten Volumina auf Basis der mathematischen Kegel-Formel (V = 1/3.r2.π.h) zu niedrig.

Verlockend: "Erfindung" der Ochsenfuhrwerke zur Kurgan-Errichtung?

Bei der Errichtung der späteren Kurgane – als bereits die Wagen in der Steppe fuhren – wurden sicher Ochsen-Fuhrwerke zum Transport des schweren Baumaterials auf die Kurgane verwendet.

Beim Urvan-Kurgan – also noch vor der Einführung der Ochsenfuhrwerke – lag das Gewicht bei knapp einer Drittel-Million Tonnen für den Antransport und den Transport auf eine durchschnittliche Höhe von 9 Metern.

Wann der Einsatz von Ochsen-Fuhrwerken zum ersten Mal erfolgte, wurde bisher nicht untersucht. Bisher gibt es nur Abschätzungen des Arbeitsaufwands durch menschliche Träger.

Maikop, "Maikop-Steppe" und Jamnaja-Steppen

Die genomische Evidenz

Maikop (Mk-Ri) und davor Maikop-Steppe (Mk-St)
ab 3.900 v. Chr.: Maikop, Maikop-Steppe, Jamnaja

Ein internationales Forscherteam um Wang (2019)Ancient human genome-wide data from a 3000-year interval in the Caucasus corresponds with eco-geographic regions (6.500–3.500 v.Chr.), das vom Max-Planck-Institut für die Erforschung der Menschheitsgeschichte und der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts koordiniert wurde, hat erstmals systematische genetische Untersuchungen in der Kaukasusregion durchgeführt.

Der Kaukasus hat sowohl genetisch als auch kulturell wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung Europas. Die Menschen aus dem Kaukasus haben zu den genetischen Komponenten der heutigen Europäer entscheidend beigetragen. Während der Bronzezeit gelangten von dort auch wichtige technologische Innovationen nach Europa wie z. B. das Rad und der Wagen und auch die ersten hochwirksamen Metallwaffen – aber auch die indoeuropäische Sprache.

Die menschlichen Überreste, die zwischen 6.500 und 3.500 Jahre alt sind, zeigen, dass die in der gesamten Region nördlich und südlich des Kaukasus lebenden Gruppen trotz des rauen Gebirgsgeländes genetisch sehr ähnlich waren.

Die genetischen Ergebnisse unterstützen nicht das Szenario einer großen Migration aus dem Süden während der Maikop-Periode.

Genetische Anteile von Maikop, Steppe-Maikop und Jamnaja orange: frühe anatolische Bauern, blau: Eastern-Jäger/Sammler (nördl. Steppen und Eurasier), grün: Kaukasus-Jäger/Sammler; sortiert nach genetischen Clustern und archäologischem Alter

Wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen ist, unterscheiden sich die ursprünglichen, "eneolithischen Caucasus"-Bewohner (Mešoko-Kultur) nicht von den auf sie folgenden Maikop- und den nachfolgenden Maikop-Novosvobodnaja-Leuten; auch die späten Maikop-Menschen behalten die gleiche genetische Abstammung.

Mit der engeren Maikop-Bevölkerung (im Kuban-Gebiet) waren die Bewohner der Kaukasus-Vorgebirge (Piedmont), der vorgelagerten "Maikop-Steppe" und der nördlich anschließenden pontisch-kaspischen Steppen (Jamnaja) nur weitschichtig über die ursprünglichen kaukasischen Jäger/Sammler verwandt. Dieser genetische Unterschied zeigt sich dauerhaft als scharfe Grenze. Sie waren aber von den Maikop-Leuten wirtschaftlich (Bronze-Gerätschaften, Wagen, Zugtiere) und auch kulturell stark abhängig.

Den Menschen in den Kaukasus-Vorgebirgen (Piedmont) und der Maikop-Steppe fehlt die anatolische Bauern-Abstammung völlig (vgl. die Abbildung) und sie entstammen einer Vermischung zu ⅔ von aus dem Kaukasus stammenden CHG (Caucasian Hunter/Gatherer - Jäger/Sammler) und zu ⅓ von aus dem Uralgebiet und weiter östlichen EHG (Eastern Hunter/Gatherer - östliche Jäger/Sammler).

Auch die späteren Jamnaja-Leute (ab 3.300 v. Chr.) weisen die gleiche Abstammung von ⅔ CHG und ⅓ EHG auf.

Die Individuen aus den nordöstlichen Trockensteppen (Steppe-Maikop) weisen zusätzliche genetische Spuren auf, die eine weit in die Vergangenheit reichende genetische Verbindung zu Menschen in Sibirien, Nordostasien und auch den – während der letzten Eiszeit emigrierten – Ureinwohnern Amerikas zeigen. (Anm.: Damit gibt es auch eine genetische Verwandtschaft von uns Lesern mit den Indianern.)

Arsenkupfer und gesellschaftliche Entwicklungen in Maikop

(Hansen 2013) schreibt: "Die Entwicklung metallurgischer Techniken, die im 5. und 4. Jahrtausend v. Chr. als Innovationen identifiziert werden können, erscheinen eher als Ergebnis denn als Voraussetzung zentraler Herrschaft.
Die Nachfrage nach Qualitätsprodukten und das natürliche Vorkommen von arsenhaltigem Kupfer im Kaukasus regte das Experimentieren mit verschiedenen Metallen und mit unterschiedlichen Gussverfahren und Techniken der Metallverarbeitung an. Die metallurgischen Innovationen, die durch dieses Experimentieren entwickelt wurden, wurden von weiteren grundlegenden Techniken begleitet, die in der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. vorkommen. Dazu gehören insbesondere das Rad und der Wagen sowie der Pflug und die Domestizierung des Pferdes und des Wollschafes, allesamt Schlüsseltechnologien, die für die Ausweitung des Ackerbaus und der Weidewirtschaft, für den Transport und die Kommunikation von unermesslicher Bedeutung waren.
So ist es nicht verwunderlich, dass diese Entwicklung mit einer Veränderung der sozialen Organisation einherging, die sich beispielsweise in der Bestattung eines einzelnen Individuums unter einem Grabhügel ausdrückt. Es handelte sich um den Übergang eines regionalen Machttyps wie in Varna zu einem neuen Stil der Machtrepräsentation vom Kaukasus bis nach Westeuropa."

Voraussetzungen für die "Eroberung" der Maikop- und der Jamnaja-Steppen

In diesem Abschnitt wird vor allem auf die Veröffentlichungen von: Burmeister (2004); Trifonov (2004); Reinhold (2017) und Klimscha (2017) (vgl. das Literaturverzeichnis) Bezug genommen.

Vor der Entwicklung der Ochsen-Fuhrwerke waren die vorgelagerten Maikop-Steppen nicht „leer“: die Besiedlung auch mit Viehzucht erfolgte aber nur in geringer Entfernung von und in den Flussniederungen.

Ochsengezogene Wagen ermöglichten erst die Nutzung von bis zu 7-stelligen km²-Flächen in den nördlichen Steppen, indem mit den Fuhrwerken weit in die Steppen hinein alles Wesentliche mittransportiert werden konnte. Dadurch erschloss sich diese eigene Art von Subsistenz-Wirtschaft, indem Tiere mit dem Vermögen, Zellulose von Gräsern zu verdauen, in großen Herden gezüchtet werden konnten.

Die Voraussetzungen für Ochsenfuhrwerke sind

  • einerseits die Herstellung von vierrädrigen Wagen: hierfür sind Knowhow der Wagnerei und vor allem geeignete, harte Werkzeuge für die Holzbearbeitung erforderlich – die durch die Arsen-Bronze-Metallurgie bereitgestellt wurden.
  • andererseits die Nutzung tierischer Zugkraft durch Ochsengespanne („mastering the beast“). Dass die Kastration von Stieren deren ungestümes Verhalten mildert, wird wohl bekannt gewesen sein. Nasenringe stellen eine Möglichkeit dar, Ochsen lenkbar zu machen. Ein Ochsengespann bestand zumeist aus einem älteren und einem jüngeren Ochsen, sodass die „Führigkeit“ vom älteren auf den jüngeren Ochsen anerzogen wurde.

Erste Wagen: Alt-Europa, Maikop, Maikop-Steppe, Jamnaja-Steppen

Wie dem „Atlas der Innovationen“ (initiiert von Svend Hansen) zu entnehmen ist, tauchen die ersten Funde von Wagen – und hier vor allem von Wagenrädern – vor 3.500 v. Chr. in Alt-Europa auf. Es ist davon auszugehen, dass die Erfindung von Rädern und Wagen schon deutlich früher erfolgte. Die Zeit zwischen der „Erfindung“ und der breiten Einführung, der eigentlichen „Innovation“, könnte einige wenige Jahrhunderte gebraucht haben – bevor sie auch in Grabhügeln auftauchen.

Zwischen 3.500 und 3.400 v. Chr. erscheinen erstmals Wagen in Kurganen im Maikop-Gebiet und in der vorgelagerten Maikop-Steppe. Die Entwicklung der Kaukasus-Wagen dürfte demnach um zwei bis drei Jahrhunderte früher erfolgt sein. Dazu war auch die erstmalige Beherrschung und die folgende Einführung tierischer Zugkraft wesentliche Voraussetzung (vgl. den nachfolgenden Abschnitt zu den Nasenringen für die Ochsen).

Wagen, die ja die wesentlichen Instrumente für die Eroberung der Steppen waren, wurden vor allem in den Kurganen der vorgelagerten Kaukasus-Ausläufer (Maikop-Steppe) und den erstmals eroberten nördlicheren Steppen gefunden (Trifonov 2004).

Im engeren Maikop-Gebiet findet man nur wenige Wagen in den Kurganen, sondern vermehrt Nasenringe für die Ochsen, die die Wagen in die Steppen zogen.

Es ist also davon auszugehen, dass in Maikop zwar die Wagen mit den neuen Bronze-Werkzeugen produziert und den Viehhirten der Steppen zur Verfügung gestellt wurden; die Wagen in Maikop selbst hatten wegen der eigenen Landwirtschaft aber weniger Bedeutung – mit Ausnahme für die Errichtung der riesigen Kurgane für die Fürsten.

Das Vorkommen der Ochsen-Nasenringe in den Kurganen des inneren Maikop-Gebietes weist darauf hin, dass damit wohl die beherrschende Bedeutung der tierischen Zugkraft für die Fuhrwerke unterstrichen wurde.

In den folgenden Jahrhunderten bis 3.000 v. Chr. kommt es zur weiträumigeren Ausweitung der Wagenverwendung in die pontisch-kaspischen Steppen, was mit der Entstehung des Jamnaja-Komplexes ab etwa dem 33. Jh. v. Chr. konform geht. Die in den Grafiken dargestellten Funde zeigen bei weitem nicht die wirkliche Anzahl der Wagen-Funde, die tatsächlich zu hunderten in Kurganen der Steppen gefunden wurden. Bisher wurden 260–280 Wagen in Kurganen ausgegraben (Reinhold 2017).

Die Jahrhunderte zwischen 3.000 und 2.800 v. Chr. zeigen die rasche Ausbreitung in den pontischen und kaspischen Steppen während der Jamnaja-Expansion in den Westen – mit den Schnurkeramikern auch nach Deutschland und bis nach Jütland.

Erste tierische Zugkraft: Ochsengespanne (~ Mitte 4. Jt. v. Chr.)

Ochsen-Nasenringe aus Bronze in Grab 25, Maryinskaya 5

2013 wurde von A.P. Канторович der Grabhügel Nr.1 von Maryinskaya-5 der Maikop-Kultur ausgegraben. In der südwestlichen Seite der geräumigen Grabkammer dieser hochrangigen Bestattung wurden zwei Ochsenschädel gefunden. Der größere hatte einen Hornspitzenabstand von 80 cm; der zweite eine deutlich kleinere Statur. Vor deren Schädeln lag jeweils ein schlaufenförmiges Geschirrelement aus Bronze mit abstehenden stabförmigen Spitzen (vgl. Abb.). Diese Nasenringe wiesen Spuren von dünnen Lederriemen auf. Es war das erste Mal, dass solche expliziten Werkzeuge der Kontrolle des Viehtriebs gefunden wurden. Die Radiokarbonanalyse der Maikop-Bestattung im Gräberfeld Maryinskaya-5 widerspricht nicht den stratigraphischen Beobachtungen und liegt knapp nach der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr.

In der Abbildung werden die beiden Nasenringe Maryinskaya-5 jeweils in der Vorder- und Rückansicht gezeigt. Die Befestigung der ledernen Schnüre diente auch dazu, den Ring vor dem Ochsen zu stabilisieren und gleichzeitig von dort Zug auf den Ochsen ausüben zu können.

Das von der italienischen Archäologin Marcella Frangipane gebrachte illustrative Bild aus dem Korridor-Raum A796 des Palastes von Arslantepe ("mastering the beast") zeigt weltweit erstmals in gezeichneter Darstellung, wie Ochsen mit Zügeln kontrolliert wurden (vgl. hier wegen © nur die → verlinkte Abbildung). Die ehemalige Abbildung im Palast stammt aus der Periode VI-A von Arslantepe und damit aus dem Zeitraum 3.300-3.000 v. Chr. und liegt damit deutlich nach dem Entstehen der Ochsenwagen von Maikop.

Die spätere Maikop-Phase: Novosvobodnaja

Darstellung von Bogen und Köcher auf Steinplatte in Novosvobodnaja (Klady); Wang nach Rezepkin

B. Lyonnet unterscheidet die beiden "Komponenten" der Maikop-Kultur: Maikop-Phase (Oshad-Kurgan) 3.900-3.500 v.Chr. in der heutigen Stadt Maikop selbst und die nachfolgende Maikop-Novosvobodnaja-Phase (Klady-Kurgan) 3.300-2.600 v.Chr.

Technologische Innovationen kulminieren in der fortgeschrittenen Phase von Maikop und umfassen Belege für den Transport auf Rädern und damit verbundene Technologien, hochwertige Textilien, einschließlich Wolle, und eine technisch fortgeschrittene Metallurgie. Die Metallurgie wird verfeinert und vermehrt in zwei Stilen professionalisiert (Gießen und Kaltschmieden).

Während dieser zweiten Maikop-Phase wurden einige neue Werkzeuge wie Räder mit 4 Speichen, Nadeln, Hacken, Gabeln und größere Kupferkessel sowie dreizackige Lanzen und Pfeilspitzen eingeführt. Schmuckgegenstände waren Perlen, Anhänger, Ohrringe, Ringe, Armbänder; Gold- und Silberobjekte sowie Perlen aus Bergkristall und Lapislazuli.

Importe wie Lapislazuli und Türkis aus Afghanistan zeigen, dass die Maikop-Novosvobodnaja-Gemeinschaften an einem weitreichenden Austauschnetz beteiligt waren.

Mit Ausnahme der Schrift, der Verwendung ikonographischer Siegel oder der monumentalen Hausarchitektur finden sich alle technischen Innovationen des Vorderen Orients im 4. Jahrtausend v. Chr. auch im Kaukasus.

Die Bildung des Jamnaja-Komplexes

[Anm.: "Yamnaya" ist der Genitiv Plural von "yama", was "Grube" bedeutet. Die "Kultur der Gruben [oder Grubengräber]" ist "Yamnaya kul'tura". Über dem Grubengrab wurde ein Grabhügel ("курГан" = "Kurgan") aufgeschüttet.]

Zeitgleich mit der späteren Maikop-Phase treten die ersten Jamnaja-Komplexe in der Steppenzone kurz nach 3300 calBCE auf, während aus der kaspischen Steppe etwas jüngere Daten berichtet werden. Die nordkaukasischen Steppenkomplexe gehören wie die aus der Wolgaregion zu den frühesten Vertretern des Jamnaja-Phänomens in der eurasischen Steppe. Die Jamnaja-Bestattungen der südrussischen und nordkaukasischen Ebene teilen spezifische Bestattungspraktiken mit anderen regionalen Varianten dieses weitreichenden überregionalen kulturellen Netzwerks. Sie unterscheiden sich jedoch in der Menge der verwendeten Grabbeigaben. In Jamnaja- und verwandten Gräbern finden sich häufig vollständige oder zerlegte Holzwagen. Stabile Isotope und palynologische Befunde sprechen für eine mobile Lebensweise dieser Gruppen, die auf Weidewirtschaft basierte, aber mit eher begrenzten Mobilitätsradien.

nach 3000 v.Chr.: Jamnaja 33.-25.; Katakomben 27.; Kura-Araxes 28.; Kugelamphoren 28.; Schnurkeramiker 28. Jh.v.Chr.

Wang (2019) C.C. berichtet in: → Ancient human genome-wide data of the Caucasus, dass die Jamanaja-Leute (ab ~ 3.300 v. Chr.) eine Abstammung von ⅔ Caucasian Hunter-Gatherer (kaukasische Jäger-Sammler) und ⅓ Eastern HG (östliche Jäger-Sammler) aufweisen. Zusätzlich gibt es eine Abstammung von "frühen Bauern" im Ausmaß von bis zu ~ 13 % (davon etwa ein Fünftel WHG - westliche Jäger-Sammler). Es wird gemutmaßt, dass diese bäuerliche Komponente entweder von der Kugelamphoren-Kultur (Globular Amphora Culture) oder den Cucuteni-Trypillia aus der Ukraine beigesteuert sein könnte (vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung zu den einzelnen Kulturen und deren zeitliches Auftreten.)

Von besonderer Bedeutung ist auch die weiter oben gebrachte Abbildung zur unterschiedlichen genetischen Zusammensetzung von "Maikop", "Steppe-Maikop" und Jamnaja, aus der hervorgeht, dass sich diese drei Gruppierungen auch auf Dauer nicht miteinander vermischt haben.

Jamnaja-Entstehung entsprechend Anthony´s grundlegender Arbeit

Der herausragende Jamnaja-Kenner Anthony (2019) berichtet in Early Yamnaya chronology and origins from an archaeological perspective (Chronologie und Ursprünge der frühen Jamnaja aus archäologischer Sicht):

Vollnomadische Gemeinschaften waren bereits in den frühen Phasen in geringer Dichte über die pontisch-kaspischen Steppen vom Ural bis zu den Ostkarpaten verstreut – und hatten wahrscheinlich wenig gemeinsame Kultur und keine gemeinsame Sprache. Es gibt keine offensichtliche Häufung älterer Jamnaja-Genomdaten in einer einzelnen Region, die damit als "Heimatland" erscheinen könnte.

Die einzige heute besonders auffällige Tatsache ist die überraschende Homogenität der Jamnaja-Genome in den beprobten Regionen. Fast alle Jamnaja-Individuen in den pontisch-kaspischen Steppen weisen sehr ähnliche genetische Abstammung auf, die in erster Linie von den älteren neolithischen Steppenpopulationen stammt, mit einer zusätzlichen Beimischung von 5-15 % Abstammung von donauländischen Bauern. Fast alle männlichen Jamnaja-Proben gehörten der Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b an. Ältere Steppen-Gräberfelder aus dem Neolithikum erbrachten noch eine größere Vielfalt an Patrilinen (R1b, R1a, Q1a, J, Ia2a).

Die frühe gemeinsame materielle Kultur der Jamnaja und die damit verbundenen nomadischen Siedlungsmuster und Kurgan-Friedhöfe in den Steppen begannen bereits 3300 v. Chr., verbreiteten sich rasch, vielleicht zwischen 3200 und 3100 v. Chr., über den größten Teil der pontisch-kaspischen Steppen, und die Viehzüchter erfüllten in ihrer Spätphase ab 3000 v. Chr. alle Regionen in den zuvor unbesiedelten Steppen, während Jamnaja-Nomaden in benachbarte Regionen (Altai, Ungarn: siehe weiter unten) vordrangen.

Nach Anthony definiert sich die Jamnaja-Kultur in erster Linie durch ihre beispiellose Mobilität, neue Fähigkeiten, politische Institutionen und religiöse Ideologien, die zur Aufrechterhaltung dieser Innovationen notwendig waren. Zu den archäologischen Anzeichen der Jamnaja-Mobilität gehören: die Aufgabe Dutzender eneolithischer Siedlungen in den Flusstälern der pontisch-kaspischen Steppe, das Auftauchen von ersten Jamnaja-Kurgangräbern in den zuvor unerschlossenen Hochebenen zwischen den großen Flusstälern, das Auftauchen von Radfahrzeugen als Bestattungssymbole in ihren Gräbern und eine signifikante Verlagerung der Ernährung von Fluss- (Vieh, Jagd, Fisch) zu Grasland- und Milchressourcen (nur mehr Vieh). In deren Zähnen wurden reichlich Milchpeptide, einschließlich gattungsspezifischer Peptide aus Kuh-, Schaf-, Ziegen- und Pferdemilch, nachgewiesen. Milchprodukte waren in der Jamnaja-Zeit plötzlich allgegenwärtig.

Diese Veränderungen stehen im Einklang mit den Hypothesen, dass die Jamnaja-Kultur entweder: 1. das Hirtennomadentum erfunden hat oder 2. die erste war, die die Erfindung des Hirtennomadentums in den eurasischen Steppen in vollem Umfang genutzt hat.

Die neue nomadische Hirten-Wirtschaft wurde durch die Einführung von Ochsen-gezogenen Wagen ermöglicht, mit denen Wasser, Brennholz, Zelte, Lebensmittel und andere häusliche Bedürfnisse transportiert werden konnten, sowie durch das Reiten, das die Zahl der Tiere, die ein einzelner eurasischer Steppenhirte halten konnte, verdreifachte, was einen Überschuss an Rindern, Ziegen und Schafen ermöglichte, der für politische Zwecke genutzt werden konnte.

Der Vorteil bestand darin, dass sie die riesigen eurasischen Graslandschaften nutzten, indem sie deren Bioenergie mittels Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden in eine einfache menschliche Ernährung umwandelten, die sich auf Fleisch- und Milcheiweiß konzentrierte. Diese völlige Abhängigkeit von Fleisch und Milch einiger weniger domestizierter Tierarten in Verbindung mit der neuen Doppelrolle von Rindern und Pferden als Nahrungsquelle und Transporttiere veränderte auch den kulturellen Wert von domestizierten Tieren.

Die materielle Kultur der Jamnaja kann auch durch Innovationen in der Metallurgie definiert werden (Gussformen, arsenhaltige Bronze, Bergbau, Verhüttung, Dolche und Äxte), die sich bereits vor der Mobilitätsrevolution der Jamnaja über die Steppen zu verbreiten begannen und sich während der Jamnaja-Ära weiter intensivierten. Die Metallartefakte aus Jamnaja-Gräbern zeigen Ähnlichkeiten mit der Metallurgie von Maikop. In den 1970er Jahren zeigten Studien von Chernykh über Metalle und Metallurgie an Hunderten von Fundorten in der Steppe und im Nordkaukasus, dass die Metalle von Jamnaja und Maikop die gleiche Epoche und die gleiche Industrie waren und bezeichnete sie als „Circumpontic Metallurgical Province“ (CMP).

Zweiseitige Gussformen, dreizackige Spieße, flache Äxte und einschneidige Schaftlochäxte waren neue Metallwerkzeuge in der Steppe, die von der späten Maikop-Technologie (Klady-Phase) übernommen, später aber in eigenen Jamnaja-Formen hergestellt wurden und damit die Jamnaja-Kultur in der Steppe definieren. Die Metallurgen von Maikop führten auch arsenhaltige Bronze in die Steppen ein, wobei es auch in der Ukraine und westlich von Maikop arsenhaltige Bronze gab. In der Wolga-Ural-Steppe dagegen wurden die Jamnaja-Werkzeuge und -Waffen aus reinem Kupfererz hergestellt, die von Jamnaja-Bergleuten im Südural abgebaut wurden.

In der Steppenzone zwischen Jamnaja und Maikop lebte auch die Gruppe der "Steppen-Maikop", die eine hybride Mischung aus Maikop-Merkmalen in Keramik und Metall und Jamnaja-Merkmalen im Bestattungsritual aufweisen. Die aDNA dieser Gräber zeigt, dass sie einer dritten Population angehören mit westsibirischer genetischer Verwandtschaft wie der Botai-Population der zentralasiatischen Reiter aus dem späten 4. Jahrtausend v.Chr. Sie scheinen die materiellen Kulturen von Maikop und Jamnaja vermischt zu haben, während sie nur selten mit einer der beiden Populationen Partner austauschten.

Frühe Maikop-Gruppen expandierten etwa um 3500 v. Chr. nach Norden bis zum Don. Frühe Maikop-Keramikscherben und -Steinwaren wurden am unteren Don gefunden, so auch eine mit einer Töpferscheibe hergestellte frühe Maikop-Scherbe. Das älteste radiokarbondatierte Wagengrab in der Steppe befand sich in einem „Steppen-Maikop“-Grab (Reinhold 2017). Maikop-Innovationen könnten von Maikop-Leuten und ihren "Steppen-Maikop"-Nachahmern in die Steppen bis ins untere Don-Tal getragen worden sein. Späte Maikop-Technologien, wahrscheinlich auch von Radfahrzeugen, wurden dann eifrig übernommen und über die Steppen verbreitet, und diese Innovationen waren grundlegende Bestandteile der Jamnaja-Revolution.

Voraussetzungen für die einheitliche indoeuropäische Sprache (PIE)

Der Linguist Ringe (2009) führt in "The Linguistic Diversity of Aboriginal Europe (Die sprachliche Vielfalt der europäischen Ureinwohner) folgende Überlegungen vor:

Da sich alle Sprachen im Laufe der Zeit langsam aber stetig verändern, entstehen Dialekt-Unterschiede, außer es gibt „staatliche“ Einflüsse, die den gemeinsamen Dialekt fordern oder forcieren.

Es ist eine grundlegende Gegebenheit, dass keine einzelne Sprache über mehr als ein paar Jahrhunderte ein Gebiet besetzen kann, das zu groß ist, als dass alle Muttersprachler regelmäßig miteinander kommunizieren können. Wenn aber Teile der Sprachgemeinschaft ganz aufhören miteinander zu kommunizieren oder so selten kommunizieren, sodass sie keinen Anreiz haben, die Sprache der anderen zu imitieren, können sich Veränderungen nicht von einem zum anderen ausbreiten und verschiedene Veränderungen werden sich auf beiden Seiten der Sprachbarriere ansammeln, und so werden innerhalb weniger Jahrhunderte aus einer einzigen Sprache zwei oder mehr.

In vorstaatlichen Gemeinschaften führt also jede Sprachausbreitung automatisch zu einer Sprachfragmentierung. Die überlebenden Fragmente weichen dabei von Jahrhundert zu Jahrhundert weiter voneinander ab, bis die ursprünglichen Verbindungen zwischen ihnen nicht mehr festgestellt werden können. Das Ergebnis ist eine Vielfalt nicht nur von Sprachen, sondern auch von Sprachfamilien innerhalb eines vorstaatlichen geografischen Gebiets von erheblicher Größe.

Das Proto-Indoeuropäische (PIE) war eine Einzelsprache, für die eine komplexe Grammatik und ein umfangreicher Wortschatz rekonstruiert werden können. Daraus folgt, dass die Sprecher des PIE entweder ein vergleichsweise kleines Gebiet – das Gegenteil war aber der Fall – bewohnt haben müssen oder es gab einigende „staatliche“ Bänder zwischen den weit verstreuten Regionen.

Das muss vor rd. 3000 v. Chr. zugetroffen haben: Viel zu viele der offensichtlichen Familien und isolierteren Sprachen gehören zu einem einzigen Stamm, dem Indoeuropäischen. Die mehrfach verzweigte Struktur der IE-Familie ist damit sehr untypisch.

Daraus kann geschlossen werden, dass es für das riesige Gebiet des Indoeuropäischen (ca. 3.000 km vom westlichen Schwarzen Meer bis zum Ural) einigende Kräfte gab (hier ist vor allem an Maikop und Maikop-Novosvobodnaja mit ihrer Metallurgie und Wagenproduktion für die Jamnaja-Leute zu denken), aber auch an Kommunikationsmittel über weite Strecken, wofür sich Reitpferde (wenn auch keine heutigen DOM2-Pferde – siehe gleich im Anschluss) anbieten.

Exkurs: Abstammung und Domestizierung der modernen Hauspferde

Librado (2021) bringt in Nature → die umfassende Studie über die Ursprünge der modernen Hauspferde in den westeurasischen Steppen und deren weitere Ausbreitung.

In der Botai-Region in Zentralasien wurden erstmals Wildpferde gezähmt (DOM1-Pferde = DOMestikation1-Pferde) und vor allem als Fleischlieferanten gehalten. Es wird davon ausgegangen, dass diese Praxis nicht über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinausging und eine lokal begrenzte Praxis innerhalb eines sesshaften Siedlungssystems blieb. Die Botai-Pferde und auch die von ihnen abstammenden Przewalski-Pferde sind nicht mit den modernen Hauspferden verwandt.

Die Ursprünge der modernen DOM2-Pferde

Pferde-Abstammung: Botai, PRZE = Przewalski scheiden aus; C-PONT und TURG sind Vorläufer von DOM2 = „moderne Pferde“

Die C-PONT-Gruppe (= westlich untere Wolga-Don) war die erste Region, in der die typische DOM2-Abstammungskomponente (in der nebenstehenden Abbildung e, f orange gefärbt) im sechsten Jahrtausend v. Chr. dominant wurde. Weiters wurden drei Pferde aus der westlichen unteren Wolga-Don-Region als genetisch zu DOM2 am nächsten stehend identifiziert, die mit den steppenartigen Kontexten Maikop und Jamnaja (Repin) in Verbindung stehen und auf etwa 3500–2600 v. Chr. datiert werden. Darüber gibt es keinerlei genetische Kontinuität mit DOM2 bei allen anderen Pferdefunden vor etwa 2200 v. Chr. mit Ausnahme von zwei späten Jamnaja-Exemplaren aus der Zeit von etwa 2900–2600 v. Chr. (TURG: Turganik am Südural), die bei den Steppen der unteren Wolga-Don-Region liegen. Diese könnten daher einige der direkten Vorfahren der DOM2-Pferde geliefert haben. Die Modellierung der DOM2-Population zeigt einen genetischen Beitrag von etwa 95% von C-PONT- und TURG-Pferden. Die Abstammungs-Kombinationen bestätigten DOM2 als Schwesterpopulation der C-PONT-Pferde.

Es gibt keine DOM2-Vorfahren östlich der unteren Wolga-Don-Region und Turganik (TURG). Eine ähnliche Grenze gibt es westlich von C-PONT, wo die typische DOM2-Abstammungskomponente in der Dniepr-Steppe, in Polen und in Ungarn während des 5. bis 3. Jt. v. Chr. stetig abnimmt. Die räumlichen Korrelationen der genetischen Daten zeigen die westeurasischen Steppen als den wahrscheinlichsten geografischen Standort der DOM2-Vorfahren, die während des späten vierten und frühen dritten Jahrtausend v. Chr. in den westeurasischen Steppen lebten.

Als Züchter dieser ersten DOM2-Pferde ist ein "innerer" Bereich der Jamnaja-Leute zu sehen, die neben den ursprünglichen Maikop-Pferden diese zweite Pferde-Linie hervorbrachten.

Die Pferde der Schnurkeramiker

Pferde der Schnurkeramiker (Przewalski-Verwandte)
Zum Vergleich: das Maikop-Pferd 3.700 Jahre v. Chr.

Analysen alter menschlicher Genome zeigen eine massive Expansion aus den westeurasischen Steppen nach Mittel- und Osteuropa während des dritten Jahrtausends v. Chr., die mit der Jamnaja-Kultur in Verbindung stehen. Diese Expansion trug zw. 2900 bis 2300 v. Chr. mindestens zwei Drittel der steppenbezogenen Abstammung zu den Populationen des Schnurkeramik-Komplexes (CWC) bei. Die Rolle der Pferde bei dieser Expansion ist unklar, da ja Ochsen die schweren mit festen Rädern versehenen Wagen gezogen haben. Das genetische Profil von Pferden aus CWC-Kontexten zeigt jedenfalls fast keine der bei DOM2- und Jamnaja-Pferden (TURG und Repin) maximierten Abstammung und keine direkte Verbindung sowohl zu C-PONT- als auch zu TURG-Pferden des Jamnaja-Komplexes.

Betrachtet man die Abstammung der Schnurkeramiker-Pferde in der obigen Abstammungs-Abbildung (Eintrag "CWC" = Corded Ware Culture; rechts oben), scheinen deren Pferde eine Mischung aus Pferden von Ural- und Przewalski- Pferden (den Nachkommen der 3.500 v. Chr. in der Wald-Steppe von Nord-Kasachstan domestizierten Botai-Pferde (Gaunitz, 2018) gewesen zu sein (nebenstehende Abbildung).

Frappierend ist die Ähnlichkeit dieser Pferde mit der Pferde-Abbildung aus dem Maikop-Kurgan Oshad, die hier als nächste Abbildung gebracht wird.

Es ist schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass das nicht dieselbe Pferderasse sein sollte.

Falls dies zutrifft, dann könnten die Viehherden in den der Maikop-Gruppe vorgelagerten Steppen von berittenen Viehhirten auf frühen Maikop-Pferden gehütet worden sein, was deutlich größere Viehherden und damit verstärktes Bevölkerungswachstum ermöglicht hätte.

Die sich aufdrängende Frage ist natürlich, warum die Schnurkeramiker eine andere Pferderasse gehabt haben sollen als die „innere“ Gruppe der Jamnaja mit frühen DOM2-Pferden. Darauf gibt der Jamnaja-Kenner Anthony (20xx) eine bemerkenswerte Antwort, indem er große Spannungen zwischen der „inneren“ Jamnaja-Gruppe und den Schnurkeramikern trotz ihrer gemeinsamen Abstammung aufzeigt, die letztlich ja auch zur Abspaltung dieser Gruppe führte (vgl. gleich weiter unten). Das könnte auch den Unterschied bei den Pferdelinien dieser beiden Gruppen erklären.

Eine typische DOM2-Abstammung ist auch später bei den Pferden in Dänemark, Polen und Tschechien, die mit der Trichterbecherkultur und der frühen Grübchenkeramischen Kultur Südskandinaviens assoziiert sind, recht begrenzt. Zusammen mit dem Fehlen einer verstärkten Ausbreitung von Pferden während des frühen 3. Jt. v. Chr. nach Mittel- und Nordeuropa deutet dies darauf hin, dass keine DOM2-Pferde mit der Ausbreitung der Steppen-Viehzüchter nördlich der Karpaten und weiter nach Mittel- und Westeuropa beteiligt waren.

DOM2-Pferde ersetzen 2.200 –2.000 v.Chr. alle anderen Pferdelinien

Zum Vergleich: heutiges Hauspferd in Nominatform

Um 2.200–2.000 v. Chr. taucht das typische DOM2-Profil überall auch außerhalb der westeurasischen Steppen in Böhmen, der unteren Donau und in der Folge in ganz Westeuropa und auch in Zentralanatolien auf und verbreitete sich kurz darauf über ganz Eurasien bis zur Mongolei.

Diese Variante verdrängte schließlich um 1.500–1.000 v. Chr. alle vorher existierenden lokalen Pferde-Linien.

An diesem Prozess waren sowohl Hengste (Y-Chromosomen) als auch Stuten (mtDNA) beteiligt. Frühe Züchter produzierten große Bestände von DOM2-Pferden, um die Nachfrage nach pferdegestützter Mobilität ab etwa 2.200 v. Chr. zu decken.

Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch zwei Mutationen. Einerseits verstärkte sich der Rücken der Pferde, was sie für das Reiten geeigneter machten. Andererseits gab es eine Veränderung bei serotonergenen Neuronen, die an der Stimmungsregulierung und aggressivem Verhalten beteiligt sind.

Diese Selektionen deuten darauf hin, dass die Nutzung schnell auf Pferde verlagert wurde, die fügsamer und stressresistenter waren und neue Bewegungsabläufe, einschließlich Ausdauerlauf und Gewichtsbelastung, zuließen.

Jamnaja-Abspaltungen: Afanasievo (Altai), Schnurkeramiker, Hethiter, Indien/Iran

Bronzezeitliche Ausbreitung der Jamnaja: Tortendiagramme zeigen Anteil der Jamnaja-Abstammung bei frühest verfügbarer antiker DNA

Verwendete Literatur: Vagheesh (2019); Damgaard (2018); Kristiansen (2018); Kroonen (2018); Lyonnet (2019).

Das Kern-Gebiet der Jamnaja erstreckte sich über ein riesiges Gebiet vom westlichen Schwarzen Meer über die pontisch-kaspischen Steppen bis zum Ural und damit über insgesamt 3.000 km.

  • Die erste Abspaltung erfolgte um ~3.000 v.Chr. durch die späteren Afanasievo zum 3.000 km entfernten Altai-Gebirge. Sie geben ihre Sprache an die Tocharer weiter.
  • Die Schnurkeramiker hatten rund 70 % Jamnaja-Gene und siedelten bis ~2.700 v.Chr. etwa in Südpolen und waren Nachbarn der alteuropäischen Kugelamphoren-Kultur und setzten sich dann Richtung West- und nördliches Europa in Bewegung.
  • Etwa um ~2.500 v.Chr. verdrängten „reine“ Maikop-Leute (also ohne die EHG-Abstammung der Steppen-Leute) die Kura-Araxes im südlichen Kaukasus und wurden wohl die Vorläufer der späteren Hethiter, die ja auch eine indoeuropäische Sprache hatten.
  • Um ~2.000/1.700 v.Chr. setzten sich Jamnaja-Leute vom Ural/Baltikum in Bewegung und migrierten nach Indien und den Iran – und brachten ihren Satem-Dialekt in diese Weltregion.

Mögliche Gründe für die Abspaltungen

Über die Abtrennung der Afanasievo zum innerasiatischen Altai ist wenig bekannt. Es ist aber eine Tatsache, dass sie offensichtlich bewusst den riesigen Abstand von 3.000 km zwischen sich und den östlichen Siedlungsgebieten der Jamnaja schufen. Ihre Abwanderung ist auch deshalb umso erstaunlicher, da sie dabei die unwirtlichen zentralasiatischen Steppen durchqueren mussten. Man kann nur mutmaßen, dass sie mit den politischen Gegebenheiten bzw. der Ausübung von Macht durch die Führung der Jamnaja nicht einverstanden waren.

Die Schnurkeramiker stammten zwar von Jamnaja-Vorfahren mit der Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b ab, hatten selbst aber größtenteils die Haplogruppe R1a. Offenbar wurden sie von der politischen Führung der Jamnaja-Clans ferngehalten. Mit ihrer Abwanderung hielten sie auch einen großen Abstand zu ihren Vorfahren in Ungarn und unterschieden sich von ihnen deutlich. Auch die Schnurkeramiker lehnten sich offenbar um 3.000 v. Chr. gegen Jamnaja auf und siedelten ab.

~ 3.000 BC: Afanasievo ziehen zum Altai

Die Afanasievo-Kultur gehört (wie die Jamnaja) derselben genetisch homogenen Population an, die in erster Linie auf osteuropäische Jäger/Sammler (EHG) und kaukasische Jäger/Sammler (CHG) des Mesolithikums zurückgeführt wird.

Damgaard (2018): In der frühen Bronzezeit, um 3000 v. Chr., wurde die Afanasievo-Kultur in der Altai-Region von Menschen gegründet, die mit den Jamnaja verwandt waren und die 3000 km von der westlichen Steppe über die zentrale Steppe wanderten. Die Afanasievo vermischten sich nicht mit den umwohnenden Jägern und Sammlern, auch nicht mit den frühesten Pferde-züchtenden Gruppen am Botai. In der Folge löste die Okunevo-Kultur die Afanasievo-Kultur ab. Die Afanasievo werden als Vorfahren der Indoeuropäisch-sprechenden Tocharer im Nordwesten Chinas – deren Schrifttum bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. reicht – angesehen.

Tocharisch ist eine indogermanische Sprache ohne enge Beziehung zu den räumlich benachbarten indogermanischen Sprachen in Indien oder dem Iran. Erstaunlicherweise handelt es sich um eine sogenannte Kentum-Sprache, die sonst nur für die westlichen Zweige des Indoeuropäischen bekannt sind. Das Tocharische wird oft als eine recht altertümliche indogermanische Sprache angesehen, die sich nach dem Hethitischen von der gemeinsamen indogermanischen Sprachfamilie gelöst haben soll.

Dies passt mit der Transferierung des Indoeuropäischen zu den Hethitern nur dann zusammen, wenn diese ihre Sprache nur über mehrere „Stationen“ – die die altertümlichere Form länger bewahrt hätten – bekommen haben.

~ 3.000/2.900 BC: Die Schnurkeramiker trennen sich

Wie unmittelbar oberhalb in den „möglichen Gründen für die Abspaltung“ beschrieben, hatten die Schnurkeramiker gute Gründe, sich von den Kern-Jamnaja zu trennen, was sie zwischen 3.000 und 2.900 v. Chr. auch sehr konsequent betrieben. Sie zogen von Ungarn kommend in ein nördlicheres Gebiet, in dem die neolithische Kugelamphoren-Kultur eine semi-nomadiche, kleinräumigere Weidewirtschaft betrieb. Offenbar kamen sich diese beiden Gruppierungen jahrhundertelang nicht in die Quere, sodass sich die Population unter ihrer neuen Führung (mit R1a-Haplo-Gruppe) rasch zur Schnurkeramik entwickeln konnte.

In den folgenden Abschnitten wird die weitere Entwicklung der Schnurkeramiker kulturell eingehender dargestellt und in der Folge auch deren zeitliche Ausbreitung anhand genomischer Nachweise detailliert beschrieben.

~ 2.500 BC: Kura Araxes von PIE-Sprechern verdrängt: "Proto-Hethiter" (?)

Lyonnet (2019) schreibt, dass es ab 3300 v. Chr. im Süd-Kaukasus zu einem bedeutenden kulturellen Wandel kam und neue Siedlungen gegründet wurden, insbesondere in gemäßigten Höhenlagen. Die Töpferwaren waren nun sehr unterschiedlich, bräunlich oder schwarz poliert, und etwas später tauchten sehr spezielle Feuerstellen auf. Die so entstandene neue Kultur trägt den Namen Kuro-Araxes, da sie hauptsächlich zwischen diesen beiden Flüssen verbreitet ist. Ihre Ursprünge sind unklar, aber es ist sicher, dass sie aus dem Uruk-Phänomen hervorgegangen ist, auch wenn es keinen direkten Kontakt zwischen den beiden Entitäten gab.

Um die Mitte des dritten Jahrtausends (~ 2.500 v. Chr.) tauchte eine neue kleine Bevölkerungsgruppe im Südkaukasus auf, vor allem entlang des Flusses Kura, in Georgien und Aserbaidschan. Sie lebte Seite an Seite mit der alten einheimischen Bevölkerung und übernahm von ihr einige ihrer kulturellen Elemente, insbesondere die Töpferei. Die ersten Überreste, die man ihr zuordnen kann, sind reiche Kurgane über Grabkammern aus Holzstämmen, in denen meist ein oder zwei vierrädrige Holzkarren standen. Obwohl die meisten dieser Kurgane geplündert wurden, zeugen alle von der Anwesenheit von Prestigeobjekten aus weit entfernten Gegenden (Bernsteinperlen aus der Ostsee, konusförmige Muscheln aus den warmen Meeren, aus Zentralasien bekannte eingekerbte Perlen usw.). Man kann diese Grabbauten eher Handelsgruppen aus den nördlichen eurasischen Steppen zuordnen als Kriegern, wie ursprünglich behauptet wurde. Diese Neuankömmlinge und die Veränderungen, die sie mit sich bringen, werden die Kultur der Kura-Araxes nach und nach zum Erliegen bringen.

Die von den neuen Gruppen – die offenbar ein frühes Indoeuropäisch sprachen – übernommene Siedlung Arslantepe gehörte später zum Hethiter-Reich. (Vgl. hierzu auch: Kura-Araxes → Hethiter in Wikipedia: → "Arslantepe").

Damgaard (2018) berichtet, dass seine aDNA-Proben in Anatolien, unter anderem auch aus hethitisch sprechenden Siedlungen, die mit den ersten schriftlichen Belegen für die Indoeuropäische Sprache in Verbindung gebracht werden, genetisch nicht zwischen Hethitern und anderen bronzezeitlichen Anatoliern und einer früheren kupferzeitlichen Probe (~3943-3708 v. Chr.) unterscheiden. Alle diese Proben enthalten ein ähnliches Maß an CHG-Abstammung, aber keine EHG (Eastern Hunter-Gatherer)-Abstammung.

THESE: Aus all diesen Gegebenheiten ist wohl zu folgern: Die um 2.500 v. Chr. einwandernden Gruppen aus dem Nordkaukasus gehörten zu den späten Maikop-Novosvobodnaja und deren Nachkommen (vgl. die oben gebrachte "Genomische Evidenz") – und nicht zu den späten Jamnaja-Gruppen mit viel EHG-Abstammung – und auf diese Weise kam ein frühes Proto-Indoeuopäisch zu den Hethitern.

~ 2.000/1.700 BC: Iran/Indien

EXKURS OFFEN: Detailliertere Darstellung
Vagheesh M. Narasimhan et al.: → Die Entstehung menschlicher Populationen in Süd- und Zentralasien. Science 365, 999 (2019).


Vagheesh (2019) berichtet: Die Steppenhirten tauchen – vom westlichen Ural/Baltikum stammend – um die Wende des zweiten Jahrtausends v. Chr. in der südlichen Steppe auf und werden in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. weiter nach Süden integriert und tragen bis zu 30 % zur Abstammung moderner Gruppen in Südasien bei. Die Steppen-Abstammung weist in Südasien dasselbe Profil auf wie die im bronzezeitlichen Osteuropa, was auf eine Völkerwanderung von dort hindeutet. Das liefert auch eine plausible genetische Erklärung für die sprachlichen Ähnlichkeiten zwischen den balto-slawischen und den indo-iranischen Unterfamilien des Indoeuropäischen, die trotz ihrer großen geographischen Entfernung die Satem-Innovation und die Ruki-Lautgesetze (zu "Ruki" vgl. → Wikipedia) gemeinsam haben.

Der größte Anteil an Steppenvorfahren in Südasien stammt von Männern, was auf eine asymmetrische soziale Interaktion zwischen Steppenhirten-Nachkommen und den lokalen Gruppen der Indus-Peripherie hinweist. Gruppen, die sich selbst als traditionell priesterlich betrachten, einschließlich der traditionellen Bewahrer liturgischer Texte in der frühen indoeuropäischen Sprache Sanskrit (Brahmanen), tendieren dazu, mehr Steppen-Vorfahren zu haben als zu erwarten wäre. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Zustrom von Steppen-Vorfahren eine Meta-Bevölkerung mit höheren Anteilen an Steppen-Abstammung geschaffen hat und diese tendenziell stärker mit der indoeuropäischen Kultur verbunden sind. Aufgrund von Endogamie, die diese Gruppen über Tausende von Jahren von ihren Nachbarn isolierte, besteht dieser Teil der Bevölkerung in Südasien unter den heutigen Bewahrern indoeuropäischer Texte weiterhin. Dies stellt einen unabhängigen Nachweis für den Steppen-Ursprung – und damit keinen indischen – der indoeuropäischen Sprachen Südasiens dar.

Vagheesh (2019) verweist auch auf: Ein deutlicher Unterschied ist der in Südasien im Vergleich zu Europa geringere Anteil von Steppen-Vorfahren (Jamnaja) (maximal 30 % in Indien gegenüber bis zu 60 % in Westeuropa) und deren um ~ 500–1000 Jahre spätere Ankunft sowie ein geringerer männlicher Anteil an der Vermischung (ausgenommen Brahmanen). Das sind Faktoren, die den größeren Anteil von nicht-indoeuropäischen Sprechern im heutigen Südasien erklären. Die Situation in Südasien erinnert an das mediterrane Europa, wo der Anteil der Steppenvorfahren deutlich geringer ist als in Nord- und Mitteleuropa und bis in die Antike viele nicht-indoeuropäische Sprachen belegt sind.

Die Schnurkeramiker (~3.000-2.400) und ihre Nachbarn

Anthony (2021) und Heyd (2019) berichten: Fast alle männlichen Jamnaja-Proben gehörten der Y-Chromosom-Haplo-Gruppe R1b an. Die späteren Schnurkeramik-Populationen stammten zwar von Jamnaja-Vorfahren ab, waren aber größtenteils der Y-Chromosom-Haplogruppe R1a zuzuordnen, die während des Neolithikums in der Steppe vorkam und in der Jamnaja-Ära zwar präsent geblieben, aber aus den Kurganen verdrängt wurde und erst in der Schnurkeramik-Population als dominante männliche Linie wieder auftauchte.

Diese Verschiebung der männlichen Abstammungslinien innerhalb einer weitgehend verwandten Gruppe von aus der Steppe stammenden Populationen deutet auf eine Abfolge von begrenzten, von Männern definierten Clans, hin, die Zugang zu politischer Macht und zu Gedenkstätten unter prominenten Grabhügeln erhielten, während andere Männer von solchen Positionen ausgeschlossen wurden.

Die regional unterdrückten Patri-Linien, die den R1a-Haplotyp geerbt haben, wurden aufgrund ihres Ausschlusses aus den Jamnaja-Kurgan-Gräbern in der Steppe archäologisch fast unsichtbar, tauchten dann aber als Migranten in Mitteleuropa wieder auf. Der soziale und politische Wettbewerb zwischen den Patri-Linen könnte die Migration in neue Regionen gefördert haben. Wenn aber die Bestattung unter einem Kurgan auf diese Weise eingeschränkt war, dann erfasst die aDNA nur die dominante Elite, nicht die gesamte Bevölkerung.

Einer der bemerkenswerten Aspekte der Jamnaja-Migrationen nach Mitteleuropa war, dass die Menschen der größtenteils von Einwanderern abstammenden Schnurkeramik-Kultur und der größtenteils einheimischen, neolithischen Kugelamphoren-Kultur über Jahrhunderte genetisch recht unterschiedlich blieben, obwohl sie verschiedene Teile derselben Landschaft bewohnten. Die Abneigung, über die soziale Kluft zwischen Migranten und Einheimischen hinweg zu heiraten, wäre mit feindlichen Beziehungen vereinbar, jedoch deuten artefaktische und stilistische Gemeinsamkeiten auf ein gewisses Maß an Integration hin. Politische Allianzen könnten zwischen den beiden Gruppen bestanden haben, insbesondere während der kurzen Zeit, in der das Schnurkeramik-Paket geformt wurde. Die Rekombination von materiellen kulturellen Typen und Bräuchen, die in diesem Transformationsmoment stattfand, schuf eine materielle Kultur und eine Reihe von Bestattungspraktiken, die gegenüber den Jamnaja so unterschiedlich waren, dass Archäologen die zugrundeliegenden genetischen Verbindungen zwischen der Schnurkeramik- und der Jamnaja-Bevölkerung lange Zeit nicht erkennen konnten.

Der materielle Übergang von der Jamnaja- zur Schnurkeramikkultur erfolgte wahrscheinlich innerhalb eines Jahrhunderts (3000-2900 v. Chr.) zu Beginn der besonderen Ausdehnung des Jamnaja-Verbreitungsgebiets.

Die häufigsten Waffentypen der Jamnaja (gegossene Kupferaxt, gegossener Kupferdolch, Pfeilspitzen aus Feuerstein) unterschieden sich von den üblichen Waffentypen der Schnurkeramik ("Streitaxt" aus Stein, Pfeilspitzen aus Feuerstein). In die materielle Kultur der Schnurkeramik wurden bestimmte Artefakttypen (Kugelamphoren, Hammeräxte aus poliertem Stein) aufgenommen, die von einheimischen Kulturen des Mittelneolithikums in Nordeuropa kopiert wurden (Kugelamphoren- und Trichterbecherkultur), ein materielles Signal der Integration, das aber nicht durch Eheschließungen in nennenswertem Umfang ergänzt wird.

Diese neuen Artefakttypen können als materieller Hinweis der Schnurkeramik-Migranten gegenüber ihren Jamnaja-Eltern und -Großeltern (in Ungarn) angesehen werden, die vor ihren neuen politischen Allianzen mit der lokalen Bevölkerung (Kugelamphoren) warnten – ein aktives materielles Statement der politischen Trennung, die deutliche Hinweise auf neue Verbündete enthielt, zur gleichen Zeit, als die dominante männliche Patri-Line von R1b zu R1a wechselte.

Die Migranten brachten auch eine neue Wirtschaft mit. Es gab einen höheren Grad an Siedlungsmobilität gegenüber der Kugelamphoren-Kultur, die die Landschaft mit den Schnurkeramik-Viehzüchtern teilte. Die Menschen der Schnurkeramik-Kultur ernährten sich proteinreicher als die früheren Populationen, was wahrscheinlich auf einen höheren Anteil an Milch- und Fleischprodukten und einen geringeren Anteil an angebautem Getreide zurückzuführen ist. Ihre Weidewirtschaft war jedoch in Mitteleuropa ungewöhnlich. Die Kugelamphoren praktizierte eine lokal begrenzte Mobilität. Ihre saisonalen Siedlungen konzentrierten sich auf einen festen Ahnenfriedhof, der in der Regel in einer für die Landwirtschaft geeigneten, gut bewässerten Niederung oder Talsohle lag. Die frühesten Schnurkeramik-Kurgane waren oft isolierte Monumente, die auf hohen Bergkämmen lagen. Die Schnurkeramik-Bevölkerung war genetisch unterschiedlich, sie führte ein neues Maß an mobiler Viehwirtschaft in diese Region Polens ein, sie beanspruchte einen anderen Teil der Topografie und blieb während des frühen dritten Jahrtausends v. Chr. jahrhundertelang weitgehend von den meisten lokalen Gemeinschaften getrennt.

Die Entstehung des Schnurkeramikpakets war ein aktiver und kreativer Gebrauch der materiellen Kultur, um eine neue kulturelle Identität der mobilen, viehzüchtenden Migranten sowohl zu repräsentieren und als auch aktiv zu formen. Sie trennten sich geografisch von ihrer Jamnaja-Elterngruppe, indem sie in die Berge der Slowakei und der Tschechischen Republik nördlich des Karpatenbeckens auswanderten, wo sie schnell ein neues Paket von Bräuchen schufen, das mehr Anleihen bei lokalen Praktiken aufnahm, als es ihre Jamnaja-Eltern in Ungarn getan hatten. Gesamt-Genome zeugen davon, dass die Paarungsnetze der eingewanderten Schnurkeramiker und der einheimischen Kugelamphoren 500 Jahre lang weitgehend getrennt blieben, obwohl sie dieselben Landschaften teilten. Die Integration lokaler mittelneolithischer Waffen- und Keramikstile in die materielle Kultur der Schnurkeramikmigranten war also nicht gleichzusetzen mit einer gleichwertigen Integration des Paarungsverhaltens oder der verwandtschaftlichen Netzwerke. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Schnurkeramiker während des Migrationsprozesses sehr schnell eine neue materielle Migrantenkultur schufen, so dass die materielle und typologische Verbindung zur Elternkultur und -region schnell verdeckt wurde durch Innovation und den Wunsch, eine separate Identität zu bilden mit der neuen sozialen oder verwandtschaftlichen Gruppe (R1a) an der Spitze der Hierarchie.

Mögliche Gründe für Ausbreitung der Schnurkeramiker nach West-/Nord-Europa

Bevölkerungseinbruch im neolithischen Westeuropa im 3. Jahrtausend

Populationseinbruch 3.000–2.000 v.Chr. in Westeuropa

Shennan (2013) berichtet in Nature über einen regionalen Bevölkerungs-Einbruch in Westeuropa im 3. Jahrtausend v. Chr. (vgl. die nebenstehende Abbildung). Die angestellten Untersuchungen ergaben keinerlei Zusammenhänge mit den damaligen klimatischen Gegebenheiten. Der Autor erörtert aber andere mögliche Ursachen und zeigt, dass die Ursachen für die synchronen demografischen Entwicklungen in praktisch allen Regionen wahrscheinlich endogene Gründe haben.

Für den Autor bleibt eine Reihe von möglichen Ursachen offen. Eine Möglichkeit sind Krankheiten, aber auch andere endogene Ursachen wie z. B. ein zu schnelles Bevölkerungswachstum, durch das die Landwirtschaft auf ein nicht nachhaltiges Niveau getrieben wurde, die Erschöpfung oder Erosion des Bodens infolge früherer landwirtschaftlicher Praktiken oder einfach das Risiko, das sich aus der Abhängigkeit von einer kleinen Anzahl nutzbarer Arten (Pflanzen, Tiere) ergibt.

Diese Vermutungen bleiben jedoch spekulativ, und eine Autokorrelationsanalyse der demografischen Daten ergab keinen Hinweis auf ein zyklisches Muster, was ein Indikator für das Bestehen endogener Prozesse wäre. Unabhängig von der Ursache muss der Kollaps der neolithischen Populationen erhebliche Auswirkungen auf die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Prozesse gehabt haben.

Auftreten der Lungen-Pest in Eurasien und Westeuropa

Rasmussen (2015): "Aus unseren genetischen Analysen schließen wir, dass der Vorfahre der heutigen Yersinia pestis-Stämme Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. auftrat und mindestens seit dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. in ganz Eurasien verbreitet war. Das Auftreten der Pest bei den untersuchten eurasischen Individuen aus der Bronzezeit deutet darauf hin, dass Pestinfektionen mindestens 3.000 Jahre früher verbreitet waren als die in der Antike belegten drei Pandemien. Im Gegensatz zu den späteren Yersinia pestis-Stämmen, die für die erste bis dritte Pandemie verantwortlich waren, verfügten diese älteren Yersinia pestis-Stämme jedoch aufgrund des Fehlens entscheidender Virulenzgene wahrscheinlich nicht über die Fähigkeit, die Beulenpest, sondern nur die Lungenpest und die septische Pest zu verursachen und wurden durch Tröpfchen-Infektion übertragen. Diese frühen Seuchen könnten nach seiner Meinung für den vermuteten Bevölkerungsrückgang im späten 4. Jahrtausend und im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. verantwortlich gewesen sein" und er verweist auf Shennan 2013 (vgl. die vorige Abbildung oben).

Krause u. Trappe (2019) berichten, dass dieser frühe Pest-Erreger etwa um 1.500 v. Chr. ausstarb. Erst die spätere Mutation, die dem Bakterium das Überleben in den ihn übertragenden Flöhen ermöglichte, entstand der Beulenpest-Erreger. Diese Mutation brachte auch die Flöhe dazu, nicht mehr nur Blut zu saugen, sondern auch die Bakterien in großer Menge in das Opfer zu injizieren. Ratten als Wirte der Flöhe kommen schon wegen der Produktion und Lagerung von Getreide immer in der Nähe von Menschen vor – was die drei späteren Pest-Pandemien begünstigte.

Krause verweist auch auf den enormen und raschen Sprung der genetischen Zusammensetzung der Westeuropäer vor/nach dem Eindringen der Steppen-Leute und meint, dass für diesen so raschen Übergang des Gen-Pools bei natürlicher Vermischung ein kurzfristig vorhandenes und mehrfaches Übergewicht von Jamnaja-Menschen in Westeuropa erforderlich gewesen wäre – was aber nicht der Fall war.

Eine mögliche Erklärung für den genetischen Sprung könnte darin gefunden werden, dass die Menschen aus den Steppen – schon wegen des Kontakts mit dem Lungenpest-Erreger über rund 20 Generationen – eine erhöhte Immunität gegen ihn aufwiesen als die alteuropäischen Bauern. Wenn die Sterblichkeit der Alteuropäer höher war und gemeinsame Kinder mit Jamnaja-Genen bessere Überlebenschancen hatten, ist eine rasche Vermischung mit den Neuankömmlingen verständlich.

Auch Valtuena, Hansen u. Reinhold (2017) weisen darauf hin, dass "das Auftauchen der Krankheit in Europa eine Rolle bei den Prozessen gespielt haben könnte, die zu dem in den westeuropäischen Populationen beobachteten raschen genetischen Wandel führten, die möglicherweise unterschiedlich stark gegen diese Krankheit immun waren."

Keine Ausbreitung durch Eroberungskriege gegen die Neolithiker

Immer wieder wird von Archäologen (zuletzt Heyd (2019)) eine kriegerische Unterwerfung der Neolithiker durch die Schnurkeramiker ins Spiel gebracht.

Anhand des jahrhundertelangen friedlichen Zusammenlebens der Schnurkeramiker mit den Kugelamphoren-Leuten – sogar im gleichen Gebiet – scheint es aber nicht denkbar, dass die Ausbreitung der Schnurkeramiker über rd. zwei Jahrhunderte nach Mittel-/West-/Nord-Europa auf kriegerische Weise erfolgt wäre.

Falls eine solche "kriegerische" Verhaltenseinstellung bei den Schnurkeramikern vorhanden gewesen wäre, hätte sie sich wohl auch gegenüber den Kugelamphoren-Leuten viel früher auch gezeigt - was aber nicht der Fall war.

Die Evidenz der Gen-Vermischung

Zeitliche Änderung Gen-Anteile in Europa: Frühe Neolithiker (orange), WHG (blau), Jamnaja (grün)
Gen-Übergänge in der Schweiz: Westliche Jäger/ Sammler (blau), Neolithiker (orange), Jamnaja (grün)

Wie dem unteren Teil der Abbildung in Haak (2015): "Massive migration from the steppe is a source for Indo-European languages in Europe" zu entnehmen ist, sind aufsteigend von älteren zu jüngeren Individuen die frühen anatolischen, neolithischen Bauern nur wenig mit den indigenen Jägern und Sammlern vermischt. Der Iceman – "Ötzi" hat von diesen nur ca. 20 % in seinen Genen, die restlichen 80 % von den frühen Neolithikern.

Mit dem Auftreten der Schnurkeramiker ("Corded Ware"; grüne Balkenanteile), die eine direkte Abstammung von den Jamnaja-Leuten (aus der pontisch-kaspischen Steppe) im Ausmaß von rund 80 % haben, erfolgt das Eindringen indoeuropäischer Jamnaja-Gene rasch und intensiv nach ganz Europa.

Im oberen Teil der Abbildung sind die heutigen Genom-Verteilungen in einzelnen europäischen Ländern – aufsteigend geordnet nach dem Anteil der Jamnaja-Gene – dargestellt, der zwischen 20 % und maximal 60 % variiert.

Dieser Abbildung ist insbesondere auch zu entnehmen, dass der Durchschnitt der ehemaligen Gen-Anteile von Jamnaja und Neolithikern (unterer Teil der Abbildung, zeitlich ab „Corded Ware“ aufwärts) sich nicht wesentlich vom Durchschnitt der heutigen Gen-Anteile in Europa (oberer Teil der Abbildung) unterscheidet – obwohl mittlerweile fast 5.000 Jahre für intensivere Vermischung vorhanden waren.

Offenbar gab es also kein „schleichendes“ Einsickern von Steppen-Genen nach Europa, sondern eine einzelne rasche Vermischung von etwa gleichen Anteilen der Gene der indigenen Neolithiker und der Gene der zuwandernden Schnurkeramiker.

Diese Zusammenhänge treten am Beispiel der Schweiz (Haak, Hafner: 2020) besonders deutlich zutage, wenn die Ankunft der Schnurkeramiker an der genetischen Zusammensetzung mit etwa gleichen Anteilen der vorigen indigenen Bevölkerung und der Immigranten zu erkennen ist. Dass sich daran in der Folgezeit nicht mehr viel geändert hat, erkennt man an den Anteilen in der heutigen Schweizer Bevölkerung im obersten Balken der Abbildung.

Die Sicht der Linguistik

Ringe (2009) schreibt in "Die sprachliche Vielfalt der europäischen Ureinwohner": "Das frühe Auftreten von indoeuropäischen Sprachen in weiten Teilen Europas ist auf eine beträchtliche Ausbreitung der IE-Sprachen von ihrem Ursprungsort aus zurückzuführen. Viele Kommentatoren würden aus den unterschiedlichsten Gründen gerne glauben, dass diese Ausbreitung ohne nennenswerte Bevölkerungsbewegungen stattgefunden hat.

Dabei ist aber zu bedenken, dass sich diese indoeuropäischen Sprachen nicht als Handelssprachen für einen speziellen Gebrauch, sondern als Muttersprachen ausbreiteten; und alle unsere heutigen Erfahrungen zeigen, dass eine Sprache nur dann neue Populationen von Muttersprachlern gewinnen kann, wenn die bereits vorhandenen Muttersprachler in engem Kontakt mit Gemeinschaften stehen, die andere Sprachen sprechen.

Man kann sich vorstellen, dass sich eine IE-Sprache durch Heirat von Dorf zu Dorf ausbreitete, aber wenn das der Fall war, muss die Ausbreitung langsam gewesen sein; die Grenze des IE-sprachigen Gebiets könnte durch einen solchen Prozess um etwa sechs Dörfer pro Jahrhundert vorgerückt sein - und in der Zwischenzeit hätte sich die IE-Sprache, die sich in diesem Gebiet ausbreitete, in Dialekte diversifiziert und wäre schließlich in zwei oder mehr Sprachen zerfallen. In einigen Gebieten könnte genau das geschehen sein.

Es ist jedoch ausgeschlossen, dass ein solcher Prozess dazu geführt hat, dass in einem großen zusammenhängenden Gebiet von der Atlantikküste bis nach Böhmen und darüber hinaus einige wenige eng verwandte keltische Dialekte oder Sprachen gesprochen wurden - eine Situation, die um 500 v. Chr. eindeutig gegeben war.

Wir kommen nicht umhin, daraus zu schließen, dass es in der prähistorischen Periode erhebliche Migrationen von Menschen, die IE-Sprachen sprechen, nach Europa gab. Andererseits scheint es unmöglich zu sein, dass die Völker, die IE-Sprachen sprechen, plötzlich so groß werden konnten, dass sie große Gebiete überrannten und die früheren Bewohner verdrängten."

Verbreitung der Schnurkeramiker-Gene ab 2.900 v.Chr. nach Europa

2.780 v.Chr. Schnurkeramiker in Baiern/Böhmen-NÖ, 2.725 in Schweiz Schnurkeramiker (rot), Baden-Gruppe (gelb), rechts Jamnaja (orange)

Im kurzen Zeitraum von zwei Jahrhunderten (2.850–2.650 v. Chr.) besiedeln gemeinsame Schnurkeramiker-Neolithiker-Nachkommen auf Basis der genomischen Evidenz Mittel-, West- und Nordeuropa.

Eine solche genomische Expansion kann schwerlich mit einer kriegerischen Übernahme erfolgt sein – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass damit der Genpool dieses riesigen Gebiets von Grund auf und dauerhaft bis heute geändert wurde.

Letztlich sind hier Populationsgenetiker gefragt, auf welche Art und Weise so gravierende Genomveränderungen in derart kurzer Zeit zustande kommen können.

Aufgrund des so raschen genomischen Übergangs hat es den Anschein, dass vor allem die neolithischen Frauen schnurkeramische Partner hatten – die aber auch nicht über beliebig große Bevölkerungsüberschüsse im Vergleich zu den Neolithikern verfügten.



3000 v. Chr. beginnen sich erste Niederlassungen von Schnurkeramikern in polnischem Gebiet zu etablieren.
Die Jamnaja-Gruppierung - mit denen die Schnurkeramiker verwandt sind - befindet sich damals in den pontisch-kaspischen Steppen und dehnte sich westlich des Schwarzen Meeres bis nach Bulgarien und auch entlang der Donau bis Ungarn aus – und hier auch im Gebiet der Baden-Kultur.

2.950 v. Chr. hat sich ein kompakter Schnurkeramik-Komplex im südwestlichen Polen gebildet, denen der große Bereich der Kugelamphorenkultur gegenübersteht. Die Schnurkeramiker grenzen sich dabei deutlich von den Jamnaja-Verwandten in Ungarn ab.

2.900 v. Chr. gibt es vereinzelte Enklaven von Schnurkeramikern (Corded Ware Culture – "CWC") im Gebiet der Kugelamphoren-Kultur (Globular Amphorae Culture – "GAC").

2.850–2.800 v. Chr. gab es eine deutliche Expansion der Schnurkeramiker nach Westen Richtung Deutschland und Dänemark.

2.780 v. Chr. kommt es zu einer weiteren Bewegung Richtung Mitteleuropa nördlich der Donau nach Böhmen, das nördliche Niederösterreich und Baiern sowie in das Rheingebiet.

2.750 v. Chr. werden Gebiete von Holland und Belgien schnurkeramisch besiedelt.

2.725 v. Chr. wird Schweizer Gebiet vom Zürich-See bis Bieler-See/Neuenburger-See/Genfer-See erreicht.

2.700 v. Chr. verschwindet die Baden-Kultur im östlichen Österreich/Ungarn und südlich davon.

2.650 v. Chr. besiedeln Schnurkeramiker ganz Skandinavien (Dänemark, Schweden, Norwegen).

2.600 v. Chr. zieht sich das Gebiet der Kugelamphoren aus Deutschland ostwärts nach Polen zurück.

2.600 v. Chr. Die Siedlungsgebiete der Jamnaja westlich des Schwarzen Meeres bis Ungarn werden aufgegeben. Sie besiedeln nur mehr das Gebiet um das Asowsche Meer; östlich davon entwickelt sich aus ihnen die sogenannte Katakomben-Kultur.

2.550 v. Chr. gibt es eine Gegenbewegung zur Expansion der Schnurkeramiker durch die aufkommende Glockenbecher-Kultur (Bell Beaker – "BB") von Spanien ausgehend nach Frankreich, die dort alle Regionen besetzt und auch nach England sowie Irland übersetzt.

2.450 v. Chr. erreicht die Glockenbecher-Kultur das Gebiet der Kugelamphoren-Kultur in Polen und breitet sich auch dort aus.



Grafische Darstellungen der Expansionen der Schnurkeramiker (Corded Ware – "CW") nach Europa


Nachfolge der Schnurkeramiker in unserem Raum

Aunjetitzer-Kultur (2300-1600 BC): Tschechoslowakei, Polen, Deutschland (eng verwandt mit Jamnaja, Schnurkeramikern - CWC und Glockenbechern - BB)

https://en.wikipedia.org/wiki/%C3%9An%C4%9Btice_culture


Schnurkeramik-Kultur endet (bis 2000/1900 BC)

  • Schnurkeramiker enden 2000 BC im nördlichen Niederösterreich und Böhmen
  • Schnurkeramiker enden 1900 BC in Baiern, Baden-Württemberg

https://en.wikipedia.org/wiki/Corded_Ware_culture


Hügelgräber-Kultur (1600–1300 BC)

  • Wolle-Fund in Mühlbach/Hochkönig; Kupfer-Mine (1600–1500 BC) Bronzezeit BzA3
  • Wolle-Bast-Fund in Hallstatt-Grünerwerk 1300 BC (1500–1245 BC)
  • Wolle-Fund in Kufstein ~ 1300 BC (1400–1200 BC)

https://en.wikipedia.org/wiki/Tumulus_culture


Urnenfelder-Kultur (1300-750 BC): späte Bronzezeit und HallstattA-HallstattaB

https://en.wikipedia.org/wiki/Urnfield_culture


Hallstatt-Kultur ((1200) HaC/D 800–400 BC)

  • Hallstatt HaA: Wolle Grab 2 in Vösendorf (1250–1050 BC)
    • "Nordalpine Kultur" in Schweiz (1100–750 BC): Hallstatt HaB – Siedlung Zürich-Alpenquai (1050–800 BC)
  • Hallstatt (früh, HaC: 800–650 BC)
  • Hallstatt (spät, HaD: 650–400 BC)

https://en.wikipedia.org/wiki/Hallstatt_culture (HQ)

s.a.: Celts: https://en.wikipedia.org/wiki/Celts#Society und: https://en.wikipedia.org/wiki/Celt_(disambiguation)


La Tène-Kultur (400–16 BC)

https://en.wikipedia.org/wiki/La_T%C3%A8ne_culture


Noricum (400–16 BC)

https://en.wikipedia.org/wiki/Noricum

Die zeitliche Entwicklung der Kulturen (2 dynamische Karten 50.000–1.960 v.Chr.)

dynamische Karte: 8.200-1 v.Chr.; Neolithiker um 5.380 v.Chr.

Quelle:The Homeland: In the footprints of the early Indo-Europeans (8.200–1 v.Chr.): detaillierte interaktive zeitliche Entwicklung für Eurasien

Es wurde enorm umfangreiche, thematische Literatur verarbeitet; die Karte ist bei den einzelnen genomischen Funden anklickbar und gibt weitere Hinweise und Literaturstellen.

In der zeitlichen Entwicklung werden dargestellt ("Kulturen" anklicken!):

  • Daten des zeitlichen Auftretens unterschiedlicher Menschen (aDNA-sequenziert)
  • zugehörige Kulturen (und auftretende Innovationen wie Rad, Wolle usw.)
  • Sprachen

Ancient Genomes (50.000 v.–1.960 n.Chr.) → 3.900 v.Chr. – Maikop

Neuere Version:Ancient Genomes (50.000–1.960 v. Chr.)

Diese Ressource wurde von Mikkel Nørtoft and Hannes Schroeder in Zusammenarbeit mit dem Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology mit Finanzierung von HERA (Humanities in the European Research Area) und der Carlsberg Foundation erstellt.

Instruktion: Den Schieber auf der Zeitleiste bewegen oder die Pfeiltasten rechts verwenden, um zum nächsten Ereignis (Genom-Sequenzierung) zu springen. Die ältesten Genome erscheinen etwa um 45.000 v. Chr., sind aber bis ca. 8.000 v. Chr. recht selten.

Anleitung:

  1. Filter (Cultures, Languages, Events) wählen
  2. linker Button: automatischer Ablauf mit Stop/Go-Funktion
  3. rechte Buttons: kleine Zeitschritte zwischen Genom-Events

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