Die Gründung einer neuen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie - triton
Lit.: Dworsky 1999, Cyril und Stradal Christian: triton – Die Gründung einer neuen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie. Archäologie Österreichs 10/1, 1999:35–36.
Anfang 1999 wurde auf Betreiben von Cyril Dworsky und Christian Stradal die „Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton“ aus der Taufe gehoben. Nach einer ersten Einführung der Gesellschaft auf dem IKUWA-Kongress auf Rügen [1] konstituierte sich triton im April 1999 um ein ambitioniertes Team der Universitäten von Innsbruck, Salzburg und Wien am Mondsee, einer der Wiegen der österreichischen Pfahlbauforschung.
- [1] Der Internationale Kongress für Unterwasserarchäologie (IKUWA) unter dem Motto „Schutz des Kulturerbes unter Wasser“ fand vom 18.-21.2.1999 in Sassnitz auf Rügen statt. Der AK Unterwasserarchäologie der ÖGUF wurde dort durch Irene Kucera und die Autoren vertreten.
Ziel von triton ist es, der Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie in Österreich einen institutionellen Rahmen geben zu können; in der Zukunft sind darüber hinaus Projekte in Kooperation mit anderen Organisationen auch außerhalb Österreichs geplant. Die guten internationalen Kontakte hierfür wurden schon durch den Arbeitskreis Unterwasserarchäologie der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte aufgebaut.
Die Geschichte zeigt, dass es immer wieder Ansätze für die Etablierung der Unterwasserarchäologie in Österreich gegeben hat, die allerdings aus den unterschiedlichsten Gründen nie zu der dauerhaften Einrichtung einer Forschungsinstitution geführt haben. [2] Mit triton existiert nun eine Gesellschaft, die sich sowohl der transdisziplinären Wissenschaft verpflichtet hat, als auch durch Offenheit und Sendungsbewusstsein Kreise außerhalb der Fachwelt ansprechen will. Der seriöse Informationsaustausch wird in den Mittelpunkt gesetzt und stellt ein adäquates Mittel dar, eine Identifikation mit unserem kulturellen Erbe hervorzurufen. Diese Kommunikation, die Öffentlichkeitsarbeit sowie eine professionelle Struktur machen triton auch für Sponsoren interessant, wie unsere ersten Kooperationen deutlich zeigen, und erlauben so einen erweiterten wirtschaftlichen Rahmen.
- [2] Siehe auch zu diesem Thema: J. Offenberger et al., Pfahlbau – über die verhinderten Möglichkeiten eines vielversprechenden Forschungsbereichs. Arche 10, 1995.
Essentiell ist die enge Zusammenarbeit mit den Universitäten und dem Bundesdenkmalamt in Wien.
Die langjährige Erfahrung und Entwicklungsarbeit von J. Offenberger (Bundesdenkmalamt Wien) und die von ihm ins Leben gerufenen Tauchsportvereinigungen bilden wertvolle Grundsteine im Aufbau von triton, so dass unterwasserarchäologische Methoden, vielfach in Österreich zum ersten Mal erprobt, nicht von jeder Generation neu erfunden werden müssen. Vielmehr kann auf den bewährten Methoden aufgebaut und Energie für die intensive Projektarbeit gespart werden.
Ziele und Inhalte
Die Weiterführung der Bestandsaufnahme der archäologischen Fundstellen in den österreichischen Gewässern, wie sie beispielgebend in den siebziger und achtziger Jahren unter der Leitung J. Offenbergers in Zusammenarbeit mit ambitionierten Sporttauchern durchgeführt wurde, stellt sowohl eine große Herausforderung als auch eine große Verantwortung dar.
Die schon kartierten und unter Schutz gestellten Fundstellen sollen betaucht und etwaige Veränderungen dokumentiert werden. Gewässer, die noch nicht besucht wurden, werden in Erkundungstauchgängen erstmals erforscht.
Durch verschiedene Aktionen und gezielte Information sollen bewusstseinsbildende und sensibilisierende Maßnahmen gesetzt werden, denn ein wirksamer Schutz unseres kulturellen Erbes kann nur Hand in Hand mit einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung und dem öffentlichen Interesse an der Materie funktionieren.
Des Problems der illegalen und zerstörerischen, auf Gewinn ausgerichteten Raubgräberei ist sich triton in diesem Zusammenhang wohl bewusst.
Ebenso können Konzepte für den Schutz und die Erhaltung der historischen Güter unter Wasser in Zusammenarbeit mit den dafür zuständigen Stellen erarbeitet werden. Zuviel ist schon Zerstörungen preisgegeben worden und steht der Forschung nicht mehr als Quelle zur Verfügung.
Forschungslücken der Archäologie im Ostalpenraum können durch triton sukzessive geschlossen, neue Fragen formuliert und beantwortet werden.
Triton stellt die Möglichkeit dar, am Ende dieses Jahrtausends der österreichischen Unterwasserarchäologie eine institutionalisierte Form zu geben. Die engagierten Mitarbeiter und die Einbindung der Denkmalämter, Universitäten sowie anderer Institutionen stellen die solide wissenschaftliche Grundlage dar.
Die Etablierung der Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie in Österreich ist als Gebot der Zeit zu sehen.
Aktuelle Projekte und Aktivitäten
Im Juli 1999 nehmen mehrere Mitglieder von triton im Rahmen des Österreichischen Pfahlbauprojektes an der Erforschung einer Pfahlbaustation im Keutschacher See unter Leitung von Dr. O. Cichocki, IDEA, teil.
Im Oktober 1999 ist die Untersuchung der Reste einer in der Forschung als römisch geltenden Brücke in der Enns geplant. [3]
- [3] Gast und Mitinitiator des Projektes ist Dr. Marcus Prell, der vergleichbare Projekte für die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie durchgeführt hat. M. Prell, die römische Donaubrücke bei Steppberg. Neuburger Kollektaneenblatt 145, 1997 5-80.
Parallel dazu findet die Fortführung der Bestandsaufnahme der österreichischen Gewässer statt.
Die Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton organisiert für ihre Mitglieder regelmäßig Tauchexkursionen. Den tauchenden Mitgliedern von triton wird so die Möglichkeit geboten, Praxis im Tauchen an sich zu gewinnen und an speziell gestellten Aufgaben ihre Teamfähigkeit und archäologischen Dokumentationsmethoden zu schulen.
Als Einführung in die Thematik und in die Methoden der Unterwasserarchäologie bietet triton den NAS-Kurs Stufe I + II an. Dieses von der Nautical Archaeology Society entwickelte Kursprogramm besteht aus vier Stufen und stellt eine mögliche Ausbildung zum Unterwasserarchäologen dar. [4] Da das Schema eigentlich auf maritime Archäologie und eine breite Zielgruppe zugeschnitten ist, wurde es von triton nach Rücksprache mit der NAS für den österreichischen Raum modifiziert und kann so individuell auf die Teilnehmer abgestimmt werden. Primäre Zielgruppe bilden hier Archäologen, wobei auch Sporttaucher die Teilnahme nicht verschlossen sein soll. Ihr Interesse und ihre Seriosität muss für triton aus den oben erwähnten Gründen nachvollziehbar sein. Voraussichtlich nächster Kurstermin ist der Herbst 1999.
- [4] Siehe auch F. Schipper, Unterwasserarchäologisches Training. Arch Österreichs 8/1, 1997, 80-86. – C. Dworsky und F. Schipper, 4. UWA-Workshop: Archäologie im Swimmingpool. Arch. Österreichs 9/1, 1998, 45-46.