Das Werden von Alteuropa und dessen Untergang

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Die erste Hochkultur Alteuropas im Südosten

Die folgende kompakte Darstellung orientiert sich an den Arbeiten von Marija Gimbutas, David Waller Anthony und auch Harald Haarmann.

Überblick zur ersten Hochkultur von Alteuropa

Im Jahr 4.500 v. Chr., vor der Erfindung von Rad oder Schrift, bevor die ersten Städte in Mesopotamien und Ägypten gebaut wurden, gehörte das alte Europa zu den am höchsten entwickelten und technologisch fortschrittlichsten Orten der Welt. Diese Kultur bezieht sich auf Kulturkreise, die vor allem in Südosteuropa zwischen etwa 6.200 und 4.300 v. Chr. blühten und dort in der Folge anscheinend einen plötzlichen Kollaps erlitten. Alteuropäische Bräuche wurden in einigen Regionen bis etwa 3.500-3.300 v. Chr. fortgeführt, bis es zu einem letzten Zusammenbruch kam. Auf seinem Höhepunkt zwischen etwa 5.000 bis 3.500 v. Chr. entwickelte das „Alteuropa“ im Sinne von Marija Gimbutas viele der technologischen und soziologischen Kennzeichen von Zivilisation. Einige Dörfer wuchsen zu stadtähnlichen Größen heran, größer als die frühesten Städte Mesopotamiens. Einige Häuptlinge trugen atemberaubende Kleider, die mit Gold-, Kupfer- und Muschelornamenten glänzten – eine Zurschaustellung von Reichtum, den es aber bei den Häusern nicht gab. Die Metallschmiede gehörten zu ihrer Zeit zu den fortschrittlichsten Metallhandwerkern der Welt und waren sicherlich die aktivsten. Die von Archäologen geborgenen Metallgegenstände dieser Zeit umfassen insgesamt etwa 4.700 Kilogramm Kupfer und mehr als 6 Kilogramm Gold – weitaus mehr Metall als in irgendeinem anderen Teil der antiken Welt aus der Zeit vor 3500 v. Chr. Die Nachfrage nach Kupfer, Gold, ägäischen Spondylus-Muscheln und anderen Wertgegenständen schuf Handelsnetze über hunderte von Kilometern. Töpferwaren, Figurinen und sogar Häuser wurden mit auffälligen Mustern verziert. Weibliche Figuren, die sich in fast jeder Siedlung finden, haben intensive Debatten über die rituelle und soziale Macht der Frauen ausgelöst. In Ton eingeschriebene Zeichen lassen auf ein einfaches Notationssystem, wenn nicht gar auf Schrift, schließen (Haarmann).

Hier wird „Alteuropa“ im Sinne von Marija Gimbutas (entsprechend ihrem Buch aus 1974: „Götter und Göttinnen von Alteuropa“) verwendet. Es bezieht sich auf die Kulturen Südosteuropas mit Schwerpunkten in Bulgarien und Rumänien während des Neolithikums und der Kupferzeit, die etwa 6.200 v. Chr. begann und in zwei Phasen zwischen 4.300 und 3.300 v. Chr. endete.

Die materiellen Merkmale, die Alteuropa kennzeichneten, waren:

erstens: massiv gebaute Häuser mit Holzrahmen, Strohdächern und Wänden, die in der Regel aus Lehmverputz auf einem Kern aus geflochtenen Zweigen bestanden, die in zusammenhängenden Dörfern angeordnet waren;
zweitens: technisch hochentwickelte Töpferwaren aus feinem Ton;
drittens: weibliche Figurinen, die häufig in Häusern gefunden wurden und
viertens: die Teilnahme an einem Fernhandel, der mit dem Austausch von ägäischen Spondylus-Muscheln begann und sich auf Kupfer- und Goldschmuck sowie gegossene Kupferwerkzeuge und -waffen ausweitete.

Drei dieser Merkmale – große Häuser, Dutzende verschiedener Töpferwaren (Schüsseln, Krüge, Töpfe, Topfständer, Vorratsgefäße usw.) und Figurinen, die mit häuslichen Ritualen verbunden waren – unterstrichen die Bedeutung des Hauses als Zentrum des familiären, sozialen und rituellen Lebens. Das Haus und sein Haushalt waren also von zentraler Bedeutung.

Zwei der aufgeführten Merkmale – gut gebrannte Töpferwaren und der Kupferhandel – sind auf die gleiche hochentwickelte Pyrotechnik zurückzuführen. Ein Merkmal – der Fernhandel – wurde durch die Erfindung und Ausarbeitung der Metallurgie und des Bergbaus stark stimuliert. Alteuropa unterschied sich von anderen Teilen Europas durch die Neukombination und Wechselbeziehung dieser vier Merkmale.

Der Beginn Alteuropa (6.200-5.500 v. Chr.)

Pionierbauern drangen um 6.200 v. Chr. (vielleicht etwas früher) erstmals in die Gegenden des klimatisch gemäßigten Europas auf dem Balkan und im Karpatenbecken ein und gründeten die ersten Siedlungen, aus denen sich schließlich das Alteuropa entwickeln sollte. Diese Bauern kamen aus Griechenland und Mazedonien und davor aus Anatolien (Türkei). Sie brachten Samen von Emmer und Einkorn, Gerste, Erbsen sowie Ziegen, Schafe und Rinder mit, die Jahrtausende zuvor im Nahen Osten domestiziert worden waren und nun erstmals nach Europa eingeführt wurden. Genetische Untersuchungen zeigen, dass die domestizierten Kühe von Müttern abstammten, die aus Anatolien kommen.

Die ersten neolithischen Siedlungen in Griechenland wurden um 6.700 v. Chr. in Thessalien von westanatolischen Bauern gegründet, die Saatgut, landwirtschaftliche Geräte sowie Ziehen, Schafe und Rinder mitbrachten. Zu den materiellen Merkmalen gehörten anatolisch anmutende Töpferwaren, Werkzeuge aus Feuerstein, Ornamente, Gürtelhaken aus Knochen, breithüftige weibliche Figurinen aus Ton, Roll-Stempel zum Aufpressen von geometrischen Mustern auf Textilien, Brot, menschliche Haut usw. Viele dieser Bräuche wurden von Griechenland nach Alteuropa gebracht.

Um 6.200 v. Chr. gab es rund 120 frühneolithische Siedlungen in Thessalien und einige hatten sich entlang der Ägäis bis nach Mazedonien verbreitet. Die Nordgrenze der Ausbreitung endete an der klimatischen Grenze zwischen mediterranem Klima und griechischer bzw. mazedonischer Flora und dem kälteren, feuchteren Klima von Südosteuropa.


Etwa um 6.200 v. Chr. überschritt eine zweite Welle von Pionieren diese Grenze. Die kolonisierenden Bauern brachten zum ersten Mal domestizierte Schafe und Rinder, Weizen und Gerste, frauenzentrierte häusliche Rituale, Stempel, Lippen-Stifte und Schmuck aus ägäischen Spondylus-Muscheln in das kältere, feuchtere Klima des gemäßigten Alteuropas. Sie „hüpften“ (wie Frösche) von einem günstigen Ort zum anderen und drangen schnell durch Griechenland und Mazedonien in das mittlere Donautal vor. Ihre kleinen bäuerlichen Siedlungen im heutigen Nordserbien und Südwestrumänien werden der frühneolithischen Starčevo- und Criş-Kultur zugeordnet. Dieser Siedlungsschwerpunkt an der Mitteldonau war Ausgangspunkt für zwei Ströme von Migranten, die einerseits donauabwärts in Richtung Ost-Rumänien und Bulgarien und andererseits flussaufwärts entlang des Mureş und des Körös in Richtung Nordosten von Transsilvanien gingen. Beide Migrationsströme brachten ähnliche Keramik- und Werkzeugtypen hervor, die heute der Criş-Kultur zugeordnet werden.

Nach 7.000 v. Chr. gibt es nur wenig Funde von spätmesolithischen Jägern und Sammlern. Einer dieser Orte befand sich am „Eisernen Tor“, wo es große Fischbestände gab. Die einheimischen Fischer-Jäger-Sammler am Eisernen Tor interagierten mit den neolithischen Einwanderern, wurde aber schließlich durch die Wirtschaft und materielle Kultur der Starčevo- und Criş-Einwanderer ersetzt wurde.

Sobald sie sich etabliert hatten, diversifizierten sich die neolithischen Bauerngemeinschaften des mittleren und unteren Donautals und entwickelten sich zu unterschiedlichen regionalen Kulturen. Südlich der Donau, auf der Hochebene im Balkangebirge, entstand in Karanovo eine Siedlung. Dieses Bauerndorf, das inmitten einer Ansammlung benachbarter neolithischer Siedlungen gegründet wurde, war während des Balkan-Neolithikums und der Kupferzeit (6.200-4.300 v. Chr.) fast durchgehend bewohnt. Karanovo I wurde um 6.200-6.100 v. Chr. gegründet, und Karanovo VI, das den Höhepunkt der Kultur Alteuropas darstellt, endete um 4.300-4.200 v. Chr.


Wie zuvor von Griechenland nach Südosteuropa ging die Ausbreitung der bäuerlichen Gemeinschaften nur bis zu einem gewissen Punkt und kam dann zum Stehen. Auf die anfängliche Phase schneller, weiträumiger Siedlungsbewegungen folgte eine Konsolidierungsphase. In Ungarn ergab sich südlich des Plattensees eine Grenze, die mindestens fünfhundert Jahre lang von etwa 6100 bis 5600 v. Chr. Bestand hatte. Der nun nach dieser Grenze stattfindende Ansiedlungsprozess war wahrscheinlich der historische Prozess, der später für die kulturelle Besonderheit von Alteuropa verantwortlich war.

Als um 5.600-5.500 v. Chr. eine weitere Kolonisierungswelle einsetzte, die den Ackerbau und die Viehzucht über die Karpaten hinaus nach Polen, Deutschland, Schweiz und Frankreich trug, waren die Dörfer Südosteuropas bereits alt und eingesessen und verfügten über viele alte, gegenseitige Beziehungen. Die neuen Pioniere, die nun Mittel- und Nordeuropa kolonisierten, die sogenannten Linearbandkeramiker'', schätzten weiterhin den Spondylus-Muschelschmuck, was einen intensiven Muschelhandel befeuerte, der sich zwischen 5.500 und 5.000 v. Chr. von Griechenland bis nach Deutschland und Nordfrankreich erstreckte. In vielen Gegebenheiten begannen sie aber, sich zunehmend von den Kulturen Südosteuropas zu abzugrenzen und zu unterscheiden.

Das Alte Europa in seiner Blütezeit

Um 5.000 v. Chr. hatten sich die verstreuten Bauerndörfer Bulgariens und Südrumäniens zu immer größeren und solide gebauten landwirtschaftlichen Dörfern mit mehrstöckigen Häusern mit gerodeten und kultivierten Landschaften entwickelt, umgeben von Rinder-, Schweine- und Schafherden; möglicherweise wurden bereits Rinder zum Ziehen primitiver Kratzpflüge auf den Feldern eingesetzt. Fragmente von bemaltem Putz deuten darauf hin, dass Hauswände mit denselben wirbelnden, kurvigen Mustern verziert waren, die auch auf Töpfen zu sehen sind. Auf dem Balkan und im unteren Donautal wurden die Dörfer von Generation zu Generation an der gleichen Stelle immer wieder neu aufgebaut, so dass Schichtungen entstanden, die bis zu zehn, fünfzehn Meter hoch wurden (sogenannte „Tell“) und sich das Dorf so über die umliegenden Felder erhob. Marija Gimbutas machte Alteuropa für seine Göttinnen berühmt. Haushaltskulte, die durch breithüftige weibliche Figurinen symbolisiert wurden, waren im gesamten Alteuropa verbreitet, wenn es auch (wenige) männliche Figuren und auch Tierfiguren gab. Auf Figurinen und Töpfen eingeritzte Zeichen deuten auch auf ein Notationssystem hin, das im Spätneolithikum ihren Höhepunkt erreichte aber in der Kupferzeit wieder abnahm (Haarmann). Die Töpfer erfanden Brennöfen, die Temperaturen von 800 bis 1.100 °C erreichten. In einer sauerstoffarmen Atmosphäre entstanden schwarze Keramikoberflächen, die mit Graphit bemalt wurden, um silberne Muster zu erzeugen; alternativ entstand in einer Blasebalg-unterstützten, sauerstoffreichen Atmosphäre eine rote oder orangefarbene Oberfläche, die manchmal auch weiß, schwarz oder rot bemalt wurde.

Die Töpferöfen führten auch direkt zur Metallurgie. Kupfer wurde aus Stein gewonnen oder verhüttet, indem man pulverisierte grün-blaue Azurit- oder Malachitmineralien (die vielleicht als Farb-Pigmente für Töpferwaren verwendet wurden) mit pulverisierter Holzkohle mischte und das Gemisch in einer reduzierenden Atmosphäre – vielleicht zunächst zufällig – brannte. Bei 800 °C löst sich das Kupfer zu winzigen, glänzenden Kügelchen. Diese konnten herausgelöst und von der Abfallschlacke getrennt werden. Das Kupfer wurde wieder erhitzt, zu Blechen gehämmert, geschmiedet, geschweißt, geglüht und zu einer Vielzahl von Werkzeugen (Haken, Ahlen und Klingen) und Schmuckstücken wie Perlen, Ringen und anderen Anhängern verarbeitet. Gold wurde im östlichen Balkan abgebaut und begann in denselben Handelsnetzen zu zirkulieren.


Schon vor 5.000 v. Chr. lernten die Schmiede des Balkan, dass sich Kupfer bei einer Temperatur von 1.083 °C in eine zähe Flüssigkeit verwandelt und dann in Formen gegossen werden kann. Um diese Temperatur zu erreichen, war aber ein Brennofen mit Blasebalg erforderlich; solche Öfen wurden aber bereits von den Töpfern verwendet. Die Arbeit mit geschmolzenem Kupfer war aber schwierig, weil es richtig gerührt, abgeschöpft und gegossen werden musste, da es ansonsten zu einem spröden Gegenstand voller Unvollkommenheiten abkühlte.

Gut gefertigte gegossene Kupferwerkzeuge wurden zwischen 4.800 und 4.300 v. Chr. in ganz Südosteuropa verwendet und getauscht: in Ostungarn, Serbien, Westrumänien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und Ostrumänien, was dieser Kulturstufe die Bezeichnung „Kupferzeit“ brachte. Der magische Aspekt der Kupfergewinnung (aus einem grünen Stein) zeichnete die Metallarbeiter aus und die Nachfrage nach Kupfergegenständen förderte den Handel. Das Schürfen, der Bergbau und der Fernhandel mit Erzen und Fertigprodukten leiteten eine neue Ära zwischen-regionaler Politik und gegenseitiger Abhängigkeit ein, die sich schnell auf das gesamte Alteuropa und sogar auf die Steppengebiete nördlich des Schwarzen und Kaspischen Meeres ausdehnte, angestoßen wahrscheinlich durch den Austausch von Geschenken zwischen lokalen Eliten.

Handel und Macht

Der älteste Fernhandel im europäischen Neolithikum war der Austausch von Obsidian, einem vulkanischen Glas, das zu schönen und messerscharfen Steinwerkzeugen verarbeitet wurde. Obsidian von der ägäischen Insel Melos wurde mit Booten über das Ägäische Meer transportiert. Obsidian scheint jedoch nur ein nützliches und attraktives Material gewesen zu sein, kein Symbol für Status oder Macht. Eine andere ägäische Pretiose, die Schale der Molluske "Spondylus gaederopus", wurde über noch größere Entfernungen gehandelt und hatte eine erhebliche symbolische Bedeutung für Sozialprestige und Macht.

Spondylus-Muscheln gedeihen in der Ägäis und im Adriatischen Meer aber nicht im Schwarzen Meer. Taucher mussten die stacheligen Muscheln in mehr als vier Meter Tiefe von Unterwasser-Felsen abreißen, an denen die untere Schale angewachsen ist. In den griechischen Dörfern des Neolithikums wurden die Muscheln zu verschiedenen Arten von Schmuck verarbeitet: Perlen, Armbänder und Ringe. Der Spondylus-Schmuck wurde bereits von Griechenland nach Südosteuropa gebracht, als die ersten Bauern in das Donautal einwanderten. Sporadischer Handel versorgte die Bauern an der Donau während des gesamten Frühneolithikums (6.200-5.500 v. Chr.) mit diesen Symbolen ihrer ägäischen Herkunft. Der Handel mit Spondylus nahm zwischen 5.500 und 5.000 v. Chr. erheblich zu, als die zweite Migrationswelle die bäuerliche Wirtschaft aus dem mittleren Donautal über die Karpaten nach Polen, Deutschland, Schweiz und Frankreich brachte. Nördlich der Karpaten erlangten die Muscheln eine größere symbolische Bedeutung und tauchten vor allem in den Gräbern erwachsener Männer auf, wahrscheinlich als Statusindikatoren in den Gemeinschaften der "Linearbandkeramik". Während dieses halben Jahrtausends wurden in den ägäischen Werkstätten jährlich tausende von Muscheln verarbeitet und über das Donautal und die Karpaten bis in die Dörfer der Linearbandkeramiker transportiert, eine Entfernung von mehr als dreitausend Kilometern. Aber nach etwa fünfhundert Jahren scheinen die Geschichten über die ägäische Abstammung verblasst zu sein, und die Nachfrage nach Spondylus in Mittel- und Nordeuropa endete etwa 5.000-4.900 v. Chr. Der Spondylus-Handel schrumpfte auf Südosteuropa, aber gleichzeitig begann er, dort die Nachahmung und Variation zu befruchten, die das Alteuropa in seiner Blütezeit prägten. In Alteuropa wurde Spondylus in noch nie dagewesenen Mengen angehäuft und gehortet, zusammen mit neuartigen, spektakulären Prestigegütern aus Kupfer und Gold.

Die Kupfermetallurgie wurde in Südosteuropa etwa zur gleichen Zeit erfunden, als der Spondylus-Handel nach Mitteleuropa abebbte. Geschmolzenes Kupfer war ein neues Material und regte den Fernhandel generell stark an. Nach Richtung Mitteleuropa, wo das Metallzeitalter um 4.000 v. Chr. erst tausend Jahre später richtig begann, waren jedoch die Handelsbeziehungen nicht mehr sehr rege; auch nach Griechenland oder Anatolien wurde nicht mehr viel Kupfer gehandelt.

Metallornamente wurden nun aber intensiv in Handelsnetze aufgenommen, die sich nach Osten in die Steppen nördlich des Schwarzen und des Kaspischen Meeres bis in die Wolga-Ural-Region erstreckten und damit mehr als achthundert Kilometer von den bulgarischen Kupferminen. In einem Gräberfeld an der mittleren Wolga, das auf etwa 4.700 v. Chr. datiert wird, wurden 320 Kupferschmuckstücke in 201 Gräbern gefunden. Wenige Objekte wurden dort lokal hergestellt oder repariert, die meisten bestanden jedoch aus bulgarischem Kupfer. Ringe und Spiralarmbänder wurden auf die gleiche Weise hergestellt wie die in Varna gefundenen und waren wahrscheinlich aus Bulgarien importiert.

Die Handelsroute von Bulgarien zur Wolga führte wahrscheinlich durch die Alteuropäischen Grenzstädte und Dörfer der Cucuteni-Tripol'ye-Kultur; in der Siedlung Karbuna, die etwa 4.500-4.400 v. Chr. bewohnt war, wurde ein Hort von 444 Kupferobjekten in einem Topf mit 254 Perlen, Plaketten und Armbändern aus Spondylus-Muscheln in einer Grube unter einem Hausboden versteckt. In den Osten wurde zwar Kupfer aus dem Balkan zu den Steppengemeinschaften gehandelt, aber nicht die Spondylus-Muscheln, die in Alteuropa blieben. Seltsamerweise begannen Steppen-Chiefs um 5.000 v. Chr., Schmuck aus kleinen Eberhauer-Plaketten zu tragen, die in Größe und Form den Spondylus-Plaketten in den alteuropäischen Horten entsprachen. Diese Plaketten aus Wildschwein-Hauern können als Nachahmungen von Spondylus-Ornamenten angesehen werden.

Kupfer und Spondylus sind in Hortfunden Alteuropas häufig kombiniert. Sie traten z.B. in einem Hort in einer Cucuteni-Siedlung mit mehr als 450 Objekten und in einem weiteren großen Hort in Siebenbürgen mit 2.034 Objekten auf. Diese Horte sind Ansammlungen von Prestigeobjekten – Spondylus-Ornamente, Kupfer- und Goldschmuck, Hammeräxte aus gegossenem Kupfer und Hammeräxte aus poliertem Stein –, die über weit verzweigte Tauschnetze gehandelt und erworben wurden. Ähnliche Objektgruppen wurden in den reichen Gräbern von Varna in Bulgarien gefunden. Ein mit Gold überzogener Spondylus-Armreif wurde von einem erwachsenen Mann getragen, der zusammen mit 990 Goldobjekten in Grab 43 auf dem Friedhof von Varna bestattet wurde, dem “reichsten Einzelgrab aus Alteuropa“, das auf etwa 4.600-4.500 v. Chr. datiert wird.

Die Gräber des Friedhofs der Varna-Kultur um 4.600-4.400 v. Chr. waren zum Teil mit Gold gefüllt und sind ein Beweis für eine klar abgegrenzte und ausgeprägte obere soziale und politische Schicht, wahrscheinlich Chiefs und ihre Familien. Die in anderen Siedlungen gefundenen Hortfunde ähnlicher Objekte dokumentieren die Ausdehnung dieses hauptsächlich auf Prestigehandel ausgerichteten Systems auf andere Teile von Alteuropa. Weniger reiche Gräber deuten auf die Bestattungen von Chiefs der unteren Ebene hin. Die alteuropäische Gesellschaft war in Mächtige unterteilt, die Metalle und ägäische Muscheln (die exotischen Insignien des Fernhandels) besaßen und diese Wertgegenstände bei öffentlichen Anlässen am Körper trugen, und solche, die dies nicht taten. Diese Ungleichheit erstreckte sich jedoch nicht auf die Häuser, die sich weder in Bauweise noch Ausstattung unterscheiden. Die Menschen, die bei öffentlichen Veranstaltungen goldene Kleider anlegten, kehrten in ganz gewöhnliche Häuser zurück.

Die Faszination der Figurinen

Einer der bedeutendsten Aspekte von Alteuropa, den Marija Gimbutas unter anderem in den Mittelpunkt ihrer umfangreichen Forschungen gestellt hat, ist die Überfülle an Figurinen, von denen die meisten weiblich sind. Die rätselhaften Frauenkulte von Alteuropa haben unter Archäologen, Historikern und Feministen zu heftigen Meinungsverschiedenheiten geführt. Manche der Figurinen wurden in Gruppen gefunden wurden, die wie in einer Versammlung auf Stühlen saßen, andere waren in Keramikhäuser-Modellen platziert. Aber was bedeuteten sie?

Gimbutas vertrat die Ansicht, dass einzelne Formen und Stile von Figurinen mit einzelnen Gottheiten in einem alteuropäischen Pantheon identifiziert werden können. Eine weibliche Figur könnte die generative Herrin der Natur oder die bäuerliche, schwangere Göttin der Fruchtbarkeit darstellen; die Vogel- und Schlangengöttinnen könnten Inkarnationen der Lebenskraft repräsentieren; oder das alte Weib die Göttin des Todes. Dass überwiegend weibliche Darstellungen zu finden waren, deutete für sie darauf hin, dass sie die matrilineare und matrifokale Gesellschaftsstruktur des Alteuropa widerspiegelten. Dekorativer Motive auf Körperteilen wurden mit Motiven wie die Raute oder Rauten mit dem Bauch und insbesondere mit schwanger aussehenden Bäuchen in Verbindung gebracht. Nach Gimbutas waren es die patriarchalischen Indoeuropäer, die in einem Krieg der Geschlechter die Göttinnen-zentrierten Gesellschaften des Alteuropa zerstörten und ersetzten. Osteuropäische Wissenschafter neigen dazu, alt-europäische Figurinen auf ähnliche Weise zu interpretieren, indem sie davon ausgehen, dass sie irgendwie mit der Verehrung einer Großen Muttergöttin verbunden sind, und bestimmten Figurinen bestimmte kultische Aktivitäten oder Identitäten zuordnen.

Ein Aspekt von Gimbutas' Analyse, der wahrscheinlich die alteuropäische Realität widerspiegelt, ist ihre Erkenntnis, dass die Figurinen des Alteuropa eine Vielzahl verschiedener Arten und Varianten rituellen Verhaltens und religiöser Symbolik aufweisen. Die Figurinen hatten eine Vielzahl unterschiedlicher kultischer Verwendungszwecke. Trotz der Schwierigkeiten, die die Variabilität bei der Interpretation der Figurinen mit sich bringt, bleiben die Figurinen eine der eindrucksvollsten und überzeugendsten Aspekte von Alteuropa.


Der Untergang von Alteuropa

Um 4.300-4.100 v. Chr. wurden mehr als sechshundert Tellsiedlungen im unteren Donautal und in Ostbulgarien verbrannt und dauerhaft verlassen. Einige ihrer Bewohner verstreuten sich vorübergehend in kleinere Dörfer mit nur fünf bis sechs Häusern. Ein Dorf wurde offenbar plötzlich niedergebrannt, wobei ganze Töpfe und viele andere Artefakte zurückblieben. Die Menschen zerstreuten sich und wurden viel mobiler, da sie sich von Schaf- und Rinderherden ernährten und nicht mehr von Getreidefeldern. Pollendiagramme zeigen, dass die Landschaft noch offener und entwaldeter wurde.

Danach ist das Balkanhochland leer und es lassen sich zwischen 3.900 und 3.300 v. Chr. keine dauerhaften Siedlungen mehr nachweisen. In einer Siedlung in Nord-Bulgarien enthielten die verbrannten Häuser der letzten kupferzeitlichen Besiedlung menschliche Skelette, die als massakrierte Bewohner interpretiert werden. Die letzte kupferzeitliche Zerstörungsebene bei Karanovo enthielt sechsundvierzig menschliche Skelette, die ebenfalls als Massaker gedeutet werden. Die Kupferminen auf dem Balkan stellten ihre Produktion abrupt ein. Die kupferverarbeitenden Kulturen in Mitteleuropa und den Karpaten wechselten um 4.000 v. Chr. zu serbischen Erzen. Metallgegenstände wurden nun aus neuen arsenhaltigen Bronzelegierungen hergestellt und wiesen neue Typen auf, darunter auch neue Waffen und hier vor allem Dolche. Wahrscheinlich lebten noch Menschen auf dem Balkan, aber auf den verlassenen Tells weideten Schafherden.

Im unteren Donautal hingegen gibt es viele Fundstellen, aber die Menschen der Cernavoda-Kultur (4.000-3.800 v. Chr.) hinterließen nur mehr wenige weibliche Figurinen, verwendeten keine Kupferspiralarmbänder oder Spondylus-Muschelornamente mehr, stellten relativ schlichte Keramik in einer begrenzten Anzahl von Formen her, lebten nicht mehr auf Tellen und waren neben der Landwirtschaft auch von der Viehzucht abhängig. Die Metallurgie, der Bergbau und die keramische Technologie nahmen im Umfang und der technischen Fertigkeit drastisch ab. Der Stil von Keramik und Metallgegenständen änderte sich deutlich. "Wir haben es mit der vollständigen Ersetzung einer Kultur zu tun" sagt ein führender Experte für kupferzeitliche Metallurgie. Es war "eine Katastrophe von kolossalem Ausmaß ... eine vollständige kulturelle Zäsur", so eine bulgarische Archäologin.

Was genau mit Alteuropa geschah, ist Gegenstand einer intensiven Diskussion. Eine Möglichkeit ist, dass Alteuropa wegen verstärkter Raubzüge und Kriege zusammenbrach, die durch die Einwanderung mobiler, berittener Hirten aus den Steppengebieten der Ukraine in das untere Donautal verursacht wurde. Eine Migration aus den Steppen hat zur gleichen Zeit wie der Zusammenbruch stattgefunden, aber ob sie den Zusammenbruch verursacht hat, ist umstritten.

Die eindringende Gruppe wird wegen derer Gräber als Suvorovo-Kultur bezeichnet, nach einem Grab in Suvorovo (Ukraine) nördlich des Donaudeltas, in dem ein Mann mit einem steinernen Keulenkopf in Form eines Pferdes (Pferdekopf-Szepter) bestattet wurde. Diese Invasion aus der Steppe ist nur durch Gräber gekennzeichnet, da die Suvorovo-Einwanderern keine Siedlungen hatten. Einer der reichsten dieser Invasions-Friedhöfe wurde an der Südspitze von Moldawien nördlich des Donaudeltas entdeckt. Über dem Grab eines erwachsenen Mannes wurde ein Pferd geopfert (4.490-4.330 v. Chr.). Ein weiteres Grab mit einer Pferdekopfkeule wurde in der Dobrudscha südlich des Donaudeltas gefunden. Die Gras-Ebenen nördlich des Deltas und die felsige Dobrudscha südlich davon scheinen die Mehrzahl der Invasions-Gräber zu beherbergen, doch gibt es eine weitere Gruppe von Invasions-Gräbern aus der Steppe in Siebenbürgen (4.330-4.050 v. Chr.), eine dritte Gruppe taucht in der Prut-Dniester-Wasserscheide auf (4.455-4.355 v. Chr.). Die Beziehungen zwischen den Alteuropäischen Kulturen und den Eindringlingen erstreckten sich über viele Generationen. In diesen Jahrhunderten (vielleicht 4.400-4.200 v. Chr.) wurden viel Kupferschmuck und Kupferwaffen aus Balkan-Kupfer in die ukrainische Steppe am unteren Dniepr gebracht, die sich in kupferreichen Gräbern ansammeln. Importiertes Balkan-Kupfer spielte eine kurze, wichtige Rolle im Prestigedenken der Steppe.

Hunderte von Stätten wurden aufgegeben und viele langdauernde Traditionen bei Handwerk, häusliche Rituale, Dekor, Körperschmuck, Wohnformen, Lebensgestaltung, Bestattungsbräuche, Bergbau und Metallurgie wurden plötzlich beendet. Diese gleichzeitigen Abbrüche deuten auf ein katastrophales Ereignis und nicht auf eine allmähliche Entwicklung hin. Die neuen Siedlungen enthalten Keramik, die eine Mischung aus Steppentechnologie und einheimischen donauländischen Formen aufweist und werden einer gemischten Bevölkerung aus Steppeneinwanderern und Tell-Bewohnern zugeschrieben. Es sieht so aus, dass die Tell-Städte von Alteuropa durch Kriege zerstört wurden und die Einwanderer aus der Steppe daran beteiligt waren.

Die letzte Blüte von Alteuropa

Die Krise betraf nicht sofort das gesamte Alteuropa. Um 4.300-4.100 v. Chr. kam es im unteren Donautal, Nordostbulgarien, Ostbulgarien (Varna und verwandte Kulturen), den Gebirgstälern des Balkans und in Rumänien zu großflächigen Siedlungsauflösungen. Die aufgegebene Region war genau der Ort, an dem sich viele Hunderte von Tell-Siedlungen konzentrierten, die Jahrtausende in einer stabilen, festen Agrarlandschaft verankert waren. Das Muster der Landnutzung und des gemeinschaftlichen Lebens der Tells verschwand.

Die Traditionen des Alteuropa überlebten bis etwa 3.500 v. Chr. in Westbulgarien und Westrumänien. Hier war das Siedlungssystem schon immer flexibler und weniger verwurzelt – die Fundstellen Westbulgariens bildeten deshalb zumeist keine hohen Tells. Alte europäische Keramiktypen, Haustypen und Figurinentypen wurden 4.000-3.500 v. Chr. allmählich aufgegeben. Die in dieser letzten Kupferzeit besiedelten Orte zogen auf hohe, steil abfallende Vorgebirge, behielten aber die Lehmziegelarchitektur, zweistöckige Häuser sowie Kult- und Tempelbauten bei. Viele Höhlen in der Region wurden neu besiedelt, und da Hirten häufig Höhlen im Hochland als Unterschlupf nutzen, könnte dies auf eine Zunahme der saisonalen Wanderungen der Hirten zwischen Hoch- und Tiefland hindeuten.

Auch die Alteuropäischen Traditionen der Cucuteni-Tripol'ye-Kultur haben zwischen 4.000 und 3.500 v. Chr. überlebt. Sie schienen sogar auf merkwürdige Weise wiederbelebt zu werden. Nach 4.000 v. Chr. dehnte sich die Tripol'ye-Kultur nach Osten in Richtung Dniepr-Tal aus und gründete immer größere landwirtschaftliche Städte. Es wurden neue Beziehungen zu den kupferverarbeitenden Kulturen Ostungarns und Siebenbürgens im Westen und zu den Stämmen der Steppe im Osten aufgebaut. In den häuslichen Kulten wurden noch immer weibliche Figurinen verwendet, und die Töpfer stellten noch immer feine, bunt bemalte Deckeltöpfe und meterhohe Vorratsgefäße her. In den Gemeinden entstanden spezialisierte Handwerkszentren für die Herstellung von Feuersteinwerkzeugen, Webereien und Keramik. Bemalte Feinkeramik wurde von spezialisierten Töpfern in den größten Städten (Varvarovka) industriell hergestellt. Die Siedlungen hatten drei Größenklassen: kleine mit 10 Hektar, mittlere mit unter 50 Hektar und große Siedlungen bis zu 450 Hektar. Die Cucuteni/Tripol'ye-Siedlung wie Veseli Kut hatte 150 Hektar und wurde von 4.200-3.800 v. Chr. besiedelt und bestand aus hunderten von Häusern. Zwischen etwa 3.700 und 3.400 v. Chr. hatten Tripol'ye-Städten in dieser Region eine Größe von 250 bis 450 Hektar und waren damit zwei- bis viermal so groß wie die ersten Städte Mesopotamiens, die sich zur gleichen Zeit entwickelten. Diese Megastädte befanden sich in den Hügeln östlich des Flusses Süd-Bug, nahe der Steppengrenze in der südlichen Waldsteppen-Ökozone. Sie waren mit 5.500-7.700 Menschen die größten Gemeinschaften nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt.


Diese Megastädte werden als defensive Bevölkerungskonzentrationen wegen verstärkter Konflikte interpretiert. Ausgrabungen in mehreren Megastädten haben gezeigt, dass alle Häuser gleichzeitig verbrannt wurden, wenn die jeweilige Megastadt aufgegeben wurde. Die Archäologen meinen, dass die Entwicklung und Ausbreitung einer neuen Art von Hirtenwirtschaft in der benachbarten Steppenregion mit den zunehmenden Konflikten und dem Ende der Megastädte zusammenhängt, aber es besteht keine Einigkeit über die Details, wer wem was angetan hat und warum.

Als Kasenovka 3.400-3.300 v. Chr. niedergebrannt und verlassen wurde, verschwanden die Tripol'ye-Städte und die mit ihnen verbundenen Bräuche aus dem größten Teil des Südbug-Tals, einer großen Region, die mehr als tausend Jahre lang dicht von Tripol'ye-Bauern besiedelt gewesen ist. In Rumänien und Moldawien endet die archäologische Typologie der Cucuteni etwa um diese Zeit in den meisten Gebieten des östlichen Karpatenvorlands. Dekorierte Keramik wurde nicht mehr hergestellt. Obwohl einige Traditionen des bemalten Töpferhandwerks noch einige Jahrhunderte im Dniestr-Tal und um Kiew im mittleren Dniepr-Tal überlebten, war dies das eigentliche Ende von Alteuropa.

Mobile Hirtenvölker der Jamnaja-Kultur, die eine neue und revolutionäre Hirtenwirtschaft praktizierten, die auf Wagen und Pferden basierte, breiteten sich im südlichen Bug-Tal aus und errichteten Kurgane (Grabhügel) auf den grasbewachsenen Flächen, auf denen sich die Megastädte befunden hatten; ihre Vettern wanderten das Donautal hinauf nach Bulgarien und sogar Ungarn und hinterließen einen größeren und sichtbareren archäologischen Fußabdruck als die kleinere Suvorovo-Wanderung aus den Steppen tausend Jahre zuvor. (Zweite Wanderung)

Das Erbe des Alten Europa

Alteuropa hat uns ein beeindruckendes Material an überraschend modern aussehender Keramikkunst, eine erstaunliche Menge an innovativer Metallurgie und rätselhafte Ritualfiguren hinterlassen, die zu einer modernen spirituellen Wiederbelebung der Verehrung von Göttinnen beigetragen haben. Marija Gimbutas geht davon aus, dass der alteuropäische Glaube als gemeinsamer Kult der Bevölkerung dazu diente, eine Vielzahl "vager, irrationaler und hauptsächlich bösartiger Geister, Gespenster und Kobolde" zu besänftigen.

Die Bedeutung von Alteuropa ist viel größer, als diese kleinen Fragmente von Bräuchen vermuten lassen. Das bronzezeitliche Griechenland wird im Allgemeinen als die erste europäische Zivilisation angesehen, aber als das erste Fundament der ersten Zitadelle von Troja ausgehoben wurde, waren die mit Gold gefüllten Gräber in Varna bereits fünfzehnhundert Jahre alt. Viel früher als allgemein anerkannt, erreichte Südosteuropa ein Niveau an technischem Können, künstlerischer Kreativität und sozialer Komplexität. Wie heute aufgrund von DNA-Analysen klar wird, stammen wir Europäer zu gleichen Teilen ab von Alteuropäern und der indoeuropäischen Kurgan-Kultur, die die ersteren besiegt und überlagert hat.

Die Erforschung Europas konzentriert sich vor allem auf die „siegreichen“ Indo-Europäer, da es ja viel Material aus den Sprachen gibt, was bei den Alteuropäern fehlt. Es wäre wesentlich, wenn wir uns auch damit beschäftigen, dass unsere materielle Kultur (Landwirtschaft usw.) von den Alteuropäern stammt und vieles unserer gesellschaftlichen Verhaltenskultur von den kriegerischen Kurganern.