Archäologische Untersuchung Weyregg I

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Offenberger: Archäologische Untersuchung von Weyregg I

Siedlungslage

  • Es gibt nur wenige Gunstlagen für landwirtschaftliche Nutzung. Die Ausdehnung der Siedlungsareale steht in direkter Relation zu den landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Hinterlandes. Großflächige Siedlungen entwickelten sich nur dort, wo das Vorhandensein entsprechender Anbauflächen die Versorgung sicherte (Beispiel Aufham mit 420 m Länge und 15.000 m²; Scharfling weist viel Jagd auf).
  • Grundsätzlich fällt auf, dass die Seeufersiedlungen anscheinend immer an Bacheinmündungen oder Seeausflüssen errichtet wurden.
  • Die seeseitigen Begrenzungen neolithischer Seeufersiedlungen am Attersee liegen heute in rund 3,0 bis 3,5 m Wassertiefe.

Die Seeufersiedlung Weyregg I

  • Die ehemaligen Funde befinden sich neben Museen auch in den Schulen Nußdorf und Weyregg.
  • Durch den Dampferverkehr wurde ein etwa 5 m breiter und 0,7 bis 0,8 m tiefer Graben freigelegt und die Kulturschicht tritt offen zutage, wodurch ohne sonstigen Eingriff ein Einblick in die Siedlungsstratigraphie möglich wird.
  • Bereits 1975 wurde eine mächtige Grundschwelle von 6 m Länge und 0,4 m Stärke freigeschwemmt. Diese hatte Ausnehmungen zur Befestigung mit Pflöcken am Boden. In Bohrungen an der Oberfläche des Balkens waren senkrechte Steher eingezapft.
  • Anlässlich der Bergung dieses Balkens wurden in der Wand des Dampfergrabens zwei durch eine Seekreideschicht getrennte Kulturschichten beobachtet, was auf zwei Siedlungsperioden – ebenso wie in Aufham – hinweist.

Lage der Kulturschichten und Profilgewinnung

  • Der erste Suchschnitt wurde 1,2 m breit, 1,0 m tief und 1,0 m hoch vorgetrieben. Vor den Profilwänden wurden 1 m² große Plexiglastafeln befestigt und die Profile mit stark fettendem Lippenstift im Maßstab 1 : 1 abgezeichnet. Es ergab sich die folgende Schichtabfolge (Abb. 4):
    • Kulturschicht der Siedlung II (2,3 m unter der Wasseroberfläche; 15–20 cm stark)
    • Seekreide, z. T. vermischt mit wenig organischem Material (20–25 cm)
    • Kulturschicht der Siedlung I (10–15 cm stark)
    • Schwemmschicht aus Seekreide und organischem Material (30 cm)
    • Seekreide (steril; nach unten offen)
  • Beim Suchschnitt II (Abb. 6) fand sich in 2 m Wassertiefe 25 cm unter dem Seeboden eine 10 cm dicke Kulturschicht, die kaum von Seekreide durchsetzt war aber große Holzkohlerest aufwies. Darauf folgte eine 15 cm dicke Seekreideschicht. Darunter folgte eine 15 cm mächtige Kulturschicht, die auch mit Seekreide und dickeren Holzstückchen durchsetzt war, Die Keramikfunde lagen im unteren Bereich der Kulturschicht; auf der Oberfläche der Kulturschicht lagen vereinzelt kleine Rindenbahnen. Die Kulturschicht lagert unmittelbar auf der fast sterilen Seekreide.
  • Die Köpfe der vorgefundenen Pfähle enden fast eben mit der Oberfläche der die obere Kulturschicht überlagernden Steinschüttung. Zwei Pfähle durchschlagen sämtliche Straten. Ein dritter Pfosten setzt an der Unterkante der oberen Kulturschicht an und durchschlägt die untere Kulturschicht. Die ergrabenen Pfähle enden durchwegs in der Seekreide.
  • Zwei C-14 Daten ergaben für beide Kulturschichten keinen nennenswerten Unterschied:
    • Weyregg I, Schnitt I, obere Kulturschicht (VRI-732): 4640 ± 110 = 2690 BC,
    • Weyregg I, Schnitt II, untere Kulturschicht (VRI-733): 4660 ± 110 = 2710 BC.

Überlegungen Offenbergers zur Wasserabdeckung der Siedlungen (S. 202):

  • „Die Pfahlköpfe der älteren Siedlung reichen durch das Seekreidestratum bis an die Unterkante der Kulturschicht der jüngeren Siedlung heran. Die Pfähle wurden durch das steigende Wasser und die einstzende Sedimentation vor dem Abmorschen geschützt und blieben über die Siedlungsebene hinaus erhalten. Dies würde für einen relativ rasch steigenden Wasserstand in dieser Zeit sprechen.
    Die Pfahlköpfe der jüngeren Siedlungsphase enden durchwegs eben mit der Oberfläche der Kulturschicht, auch dann, wenn die Kulturschicht durch anderes Material überlagert wurde. Der Seespiegelanstieg ging in dieser Phase langsam vor sich, die Pfähle morschten an der Oberfläche ab und blieben nur im feuchten Milieu erhalten.“
  • „Einen ähnlichen Schluss lässt die Verteilung verschwemmten Bauholzes in der Siedlung Misling II zu. Die aus der Siedlung stammenden Hüttenhölzer wurden in einem breiten Saum in der vermuteten ehemaligen Uferzone knapp außerhalb der Siedlung abgelagert. Im landseitigen Siedlungsbereich sind aufgehende Bauelemente kaum oder überhaupt nicht aufzufinden. Sie sind vermutlich an der Luft vermorscht und vergangen. Nur die im Uferbereich zusammenbrechenden Bauteile kamen direkt mit Wasser in Berührung, sogen sich voll und blieben im Brandungsbereich liegen. Hätte ein langsam, aber kontinuierlich steigender Wasserstand zum Auflassen der Siedlung geführt, wären auch Bauelemente im Siedlungsbereich erhalten geblieben. Schnell steigende Hochwässer hingegen hätten alle schwimmfähigen Hölzer aus der Siedlung weggeschwemmt. All dies spricht dafür, dass die Siedlung schon vor dem Seespiegelanstieg aufgegeben worden sein musss.“