Aktuelle Pfahlbau-Forschungen am Attersee und Mondsee

Aus atterpedia
Version vom 22. November 2024, 15:48 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (→‎Kompakte Darstellung der Prospektion 2022)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Inhaltsverzeichnis

KulturEXPO 2027: Mondsee/Attersee

Amt der Oö. Landesreg., Dir. Kultur und Gesellschaft, Abt. Kultur, Promenade 37; 4021 Linz; 0732 7720 14875; veranstaltungen.k.post@ooe.gv.at

Das bisherige Format „Landesausstellung“ wurde im Auftrag von LH Stelzer unter Federführung der Abteilung Kultur und in Einbeziehung der Kultureinrichtungen des Landes überarbeitet. Statt „einer Landesausstellung“ gibt es → künftig zwei neue Formate: die communale oö und die OÖ KulturEXPO. Bei beiden neuen Formaten steht ein interdisziplinäres Programm künstlerischer und kultureller Aktivitäten im Mittelpunkt. Das Konzept einer zentralen, halbjährigen Ausstellung wird ersetzt durch unterschiedliche Veranstaltungen bzw. „Veranstaltungsreihen“, die über flexible Zeiträume kuratiert und organisiert werden.


OÖ schafft seine Landesausstellungen ab und ersetzt sie durch zwei zeitgemäße Formate communale OÖ und OÖ KulturEXPO. "Und auch die bereits für 2027 fixierte Landesausstellung Attersee/Mondsee/Seewalchen zu den Pfahlbauten wird in das neue Format übergehen und zwischen 2025 und 2027 stattfinden." (apa 4.2.2022)


Die Welterbekonvention wurde 1972 von der Generalkonferenz der UNESCO verabschiedet und 1992 in Österreich ratifiziert. Die nächste OÖ KulturEXPO im Jahr 2027 wird anlässlich dieses 55- bzw. 35-jährigen Jubiläums das UNESCO-Welterbe in den Mittelpunk stellen. Neueste Forschungsergebnisse sollen vor allem die Pfahlbaukultur bzw. das prähistorische Siedlungswesen in Attersee und Mondsee beleuchten und dieses UNESCO Welterbe sichtbar machen. Darüber hinaus sind mit dem Donaulimes, der Region Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut und den alte Buchenwäldern im Nationalpark Kalkalpen drei weitere Kultur- und Naturwelterbestätten in Oberösterreich vertreten.

„Dabei verharren diese Themen jedoch nicht in der Vergangenheit, sondern werden mittels künstlerischer Auseinandersetzung und kreativer Vermittlung in die Gegenwart und sogar darüber hinaus gebracht“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. (Oberösterreichisches Volksblatt, 14. Juli 2024)



Informationen zur Landesausstellung 2027„versunken – aufgetaucht“ - Pfahlbaukultur am Attersee und Mondsee in Mondsee, Attersee und Seewalchen.

Juni 2012: Die Bewerbung für eine Landesaustellung unter dem Titel „versunken – aufgetaucht“, Pfahlbaukultur am Attersee und Mondsee wird abgegeben.
8. Juli 2013: Es gibt die Zusage zur Abhaltung einer Landesausstellung im Zeitraum 2020-2028. Ein großer Erfolg für das Team aus Seewalchen, Attersee und Mondsee – eine Ehre, Herausforderung und Chance für die gesamte Region!
23.12.2013: Landeshauptmann Pühringer gibt das Ausstellungsjahr 2020 bekannt.
Sept. 2017: Das Ausstellungsjahr wird von 2020 auf 2027 verschoben.

  • Seewalchen – "Leben im Pfahlbau“

Es wird den Besuchern die Möglichkeit geboten, Einblicke in den Ablauf eines Tages am See, der gar nicht so wilden Menschen der Stein-und Bronzezeit zu nehmen. Es werden ein Pfahlbaudorf an der Promenade sowie die Seearena als Veranstaltungs- und Ausstellungszentrum errichtet werden.

  • Attersee – „Architektur, Kultur- und Siedlungsgeschichte“

Architektur der letzten 6000 Jahre, mit einem Blick in die Zukunft. Rundblick auf die urgeschichtliche Landschaft und das Leben in vier Jahreszeiten. Aus der Sicht der Menschen aus dieser Zeit kann das Umfeld erforscht werden. Es werden noch Ausstellungsräume errichtet, die nach der Landesausstellung als Gemeindeamt genutzt werden.

  • Mondsee – „Funde und Forschung“

Das Pfahlbaumuseum wird auf einen zeitgemäßen Stand gebracht. Im Almeida-Park entstehen moderne Informationspavillons.



«5000 Jahre. Abgetaucht – Aufgetaucht. 1984–2004.» Ausstellung des Kantons Bern 2004
Hafner 2004 Albert und Suter, Peter: → Begleitschrift zur Ausstellung des Kantons Bern; 56 Seiten.

"Mit der Ausstellung «5000 Jahre. Abgetaucht» sollen die Ergebnisse von 20 Jahren Unterwasser-Archäologie der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie bietet Einsichten in den Alltag vor 5000 Jahren. Einerseits sollen die archäologischen Fundstellen geschützt und künftigen Generationen überliefert werden. Andererseits müssen, wo dies nicht möglich ist, eine wissenschaftliche Dokumentation erstellt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse publik gemacht werden. Die Ausstellung «5000 Jahre. Abgetaucht» und die Begleitschrift «Aufgetaucht. 1984–2004» führen diesen Auftrag aus."



Wiederaufnahme der Unterwasserforschungen Ende der 90er-Jahre

Generell wird diesbezüglich auf die Literaturliste vonCyril Dworsky 1998-2023 (seit 2012 Leiter des Kuratoriums Pfahlbauten im NHM) sowie auf das → Kuratorium Pfahlbauten -Weiterführende Literatur zum Thema Pfahlbauten mit vielen verfügbaren Downloads hingewiesen.

Arbeitskreis Unterwasserarchäologie der Österr. Ges. für Ur- und Frühgeschichte ab 1994

Am Beginn des Wintersemesters 1994/95 wurde der → „Arbeitskreis Unterwasserarchäologie der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte“ unter der Leitung von F. Schipper gegründet. Der Interessentenkreis betrug rund ein Dutzend Studeierende archäologischer Institute. Der AK-UWA plante neben Vorträgen auch intensives Training zur Verbesserung der allgemeinen Tauchkenntnisse der Studeierenden und organisierte einen ersten Tauchkurs, an dem acht Studierende teilnahmen.
Im Sommersemester 1995 fand ein Vortrag von Johann Offenberger zum Thema "Pfahlbauforschung in Österreich" statt, der einen Querschnitt seiner Arbeit in den oberösterreichischen Seen brachte.

1998 übernahm Christian Stradal die Leitung des Arbeitskreises. Vorträge befassten sich mit Pfahlbaustationen und antiken Brücken.

Ab 1999 fanden die Sitzungen des AK-UWA gemeinsam mit der neu grgründeten "Österreichischen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton" (siehe gleich weiter unten) im „Universitätsbräu“ statt. Wiederum wurde ein Besuch des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen ins Auge gefasst.

2002 organisierten die Universität Innsbruck (Th. Reitmaier) und triton (C. Dworsky) die 9. Jahrestagung des AK für Unterwasserarchäologie vom 18.-20.10.2002 in Mondsee, bei dem die Ergebnisse der unterwasserarchäologischen Kollegen präsentiert wurden.
[Anm.: Bei dieser Tagung wurde die Idee eines an das Vorbild Unteruhldingen angelehnten Pfahlbau-Freilichtmuseums Mondsee geboren.]

2005 berichtet der nunmehrige AK-Leiter Cyril Dworsky von Untersuchungen einer Brunnenanlage aus 1540 n. Chr. in Wien durch triton-Taucher. Das Jahr 2005 stand im Zeichen des Culture-2000-Projekts „From Underwater to Public Attention“. Weitere Berichte beziehen sich auf Aktivitäten von „triton“ bzgl. deren „Tages der Unterwasserarchäologie“ in Asparn an der Zaya und dessen internationaler Sichtbarkeit.

2009-11 übernahmen die AK-Leitung D. Neubauer und M. Konrad, die gleichzeitig (mit V. Jansa) Gründer des neuen "Tauchvereins für Unterwasserarchologie" waren. Der AK-UWA selbst konzentrierte sich weiter auf die Tauchausbildung der Mitglieder. Bereits 2011 nahmen Mitglieder des Arbeitskreises an einem Survey des Tauchvereins TUWA am Attersee teil. Im November 2011 hielt Mag. Henrik Pohl einen Vortrag zur "Schiffsarchäologie zwischen Mittelmeer und Ostsee".

Mit der Übergabe der AK-Leitung im Wintersemester 2014/15 an C. Lozic und F. Brandstätter und einer Informationsveranstaltung des Kuratoriums Pfahlbauten mit Mag. C. Dworsky, Helena Novak, Mag. H. Pohl und Ass.-Prof. A. Krenn-Leeb über die „Mitarbeit und Ausbildung in der Pfahlbauforschung und der Unterwasserarchäologie“ enden die Jahresberichte des „AK Unterwasserarchäologie“.

Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie "triton" 1999

Ab etwa 1999/2000 begann sich eine Gruppe mit Cyril Dworsky, Christian Stradal, Thomas Reitmaier, Friedrich Schipper u. a. wieder intensiver mit Unterwasserarchäologie zu befassen.

Anfang 1999 erfolgte auf Betreiben von Christian Stradal und Cyril Dworsky → Die Gründung einer neuen Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie - triton.

Auf Einladung von Johann Offenberger wurden Anfang Oktober 1999 durch vier triton-Taucher die Station Weyregg und die seit 1981 als urgeschichtlich bekannte neolithische bzw. hallstattzeitliche Siedlung östlich von Traunkirchen betaucht. Siehe hierzu den Kurz-Bericht → Triton newsline 1/2000: Kontrolltauchgänge in Weyregg & Traunkirchen.

In der → Zeitschrift für klassische Archäologie 15/VI/2000 wird von "Triton" angekündigt:

  • "Für das Jahr 2000 hat triton das ehrgeizige Ziel, die archäologischen Reste in den Salzkammergutseen weiter zu erforschen.
    Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird das östliche Atterseeufer erforscht."
  • "Fundstellendokumentation, Detailvermessungen und Probenentnahmen sind dabei die Hauptziele. Begleitend werden technische Weiterentwicklungen getestet, neue Methoden optimiert und Erkenntnisse aus dem internationalen Kontext mit der österreichischen Situation verglichen."

Bereits im Frühjahr und nochmals im November 2000 wurden weitere → Prospektionstauchgänge in der Pfahlbaustation Kammerl/Schörfling durchgeführt. Die Autoren Stradal und Dworsky kommen zum Schluss, dass "alles darauf hindeutet, dass sich im abgesuchten und beprobten Bereich zwar eine jungneolithische Siedlung befunden hatte, diese aber aufgrund verschiedenster Einflüsse bereits zerstört ist."

Breitwieser, R. und Stradal, Chr. berichten viel ausführlicher mit Neues zur neolithischen Pfahlbaustation Kammerl/Attersee im JBOÖMV 146/I, 2001:87–95: "Auf Initiative und unter Mithilfe des „Vereines für Heimatforschung und Urgeschichte“ in Schörfling wurden im Frühjahr 2000 durch triton-Taucher mehrere Prospektionstauchgänge durchgeführt. Etwa 30 m vom Ufer entfernt konnte ein kleines Pfahlfeld wiederentdeckt und neolithische Keramik geborgen werden. Deshalb wurde im Herbst eine mehrtägige Aktion unter Leitung des Inst. für Alte Geschichte der Univ. Salzburg durch triton durchgeführt. Finanziert wurde die Kampagne durch den Schörflinger Heimatverein und die Gemeinde Schörfling. Während im Frühjahr noch größere Keramikfragmente angetroffen wurden, konnten im Herbst nur mehr vereinzelte kleine Bruchstücke angetroffen werden. Die Kulturschicht im Bereich der Pfahlbaustation Kammerl ist weitestgehend zerstört."


Das Projekt einer "Erlebniswelt Seeufersiedlung" um 2000/01

Aus Anlass einer damals geplanten Landesausstellung wurde um 2000 eine „Erlebniswelt Seeufersiedlung“ als Alternative zu einer – durch den damaligen Forschungsstand nicht gerechtfertigten – „Pfahlbau“-Rekonstruktion entworfen und im Jahr 2000 einem Gmundner Planungskomitee und der Abteilung für Bodendenkmale des BDA vorgelegt. Auch die Gemeinde Mondsee war 2001 kurzfristig an dem Projekt „Erlebniswelt Seeufersiedlung“ interessiert. Beide Projekte wurden nicht realisiert.

[Anm.: In Österreich war es damals - wie auch heute - mangels dendrochronologisch-synchronosierbarer Baum-Fällungsdaten nicht möglich, aus dem vorliegenden Planmaterial Grundrisse von Gebäuden zu erarbeiten, da hierfür altersgleiche Pfähle bekannt sein müssen.]

Das Projekt des "Pfahlbau-Freilichtmuseums Mondsee" 2002

Trotzdem reifte in Mondsee der touristisch fundierte Wunsch nach einem „Pfahlbau-Freilichtmuseum Mondsee“ -– vergleichbar mit jenem von Unteruhldingen.

Angelehnt an das Vorbild Unteruhldingen sollten am Mondseeufer auf Basis neuer wissenschaftlicher Forschungen eine möglichst „naturgetreue“ Rekonstruktion eines jungneolithischen Pfahlbaudorfes einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Dazu gab es 2003 auch eine "Feasibility-Studie" von Wolfgang Lobisser vom VIAS der Univ. Wien hinsichtlich „Museale Aspekte, Entwicklung der Freilichtmuseen, Potentiale, Erfahrungen“ im Buch "Visibility Study zum Themenpark Mondsee", Salzburg 2003:114-125. (Buch existiert leider nicht)

Nun ohne Einbindung des BDA, aber unter der Patronanz des oö Landesmuseums erreichte der Verein zur Regionalförderung Mondseeland eine LEADER+ Projektfinanzierung und zusätzlich eine solche durch die beteiligten Gemeinden.

Beauftragung der Unterwasserarchäologen Cyril Dworsky und Thomas Reitmaier

In der Folge wurden die jungen Unterwasserarchäologen

  • Cyril Dworsky (triton; Dipl.-Arb. 2005 Uni Wien: "Römische Brückengründungen") und
  • Thomas Reitmaier (*1977; ab 2003 UW-Archäologie Stadt Zürich; Dipl.-Arb. 2005/06 Uni Innsbruck: "Schiffwracks in der Schweiz")

mit der Erarbeitung der erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen für eine Erstellung von Hausgrundrissen und Dorfstrukturen beauftragt.

Exkurs: Völlige Umorientierung der Pfahlbauforschung im Dienste des Tourismus

Damit kam es zu einer tiefschürfenden Umorientierung der österreichischen Pfahlbauforschung und die in Fortsetzung von Offenberger beabsichtigten Arbeiten der Gesellschaft „Triton“ (siehe oben) wurden über den Haufen geworfen und auch nicht wieder aufgenommen.

Cyril Dworsky und Thomas Reitmaier beschreiben 2004 diese Neuausrichtung in ihrem Artikel → "Die Seeufersiedlungen im Salzkammergut – Die Verbindung von Wissenschaft und Tourismus als Auftrag zur Forschung."



Erarbeitung der erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen 2003/04

Transkript mit Hervorhebungen und eingearbeiteten Fußnoten von Dworsky, Cyril und Reitmair, Thomas: → Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. Archäologie Österreichs 15/2 2004:4–15.


Maßgebliche Triebkraft für die Untersuchungen unter dem Patronat des OÖ Landesmuseums war die Vision des Projektes „Pfahlbau-Freilichtmuseum Mondsee“. Nach dem Vorbild von Unteruhldingen am Bodensee sollten in einigen Jahren am Mondseeufer die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die breite Öffentlichkeit in einem jungneolithischen Dorf erschließbar sein, dies in einer möglichst „naturgetreuen“ Rekonstruktion.

Die Kurzinventarisation Frühjahr 2003

Dazu sollten 2003 im Rahmen einer Bestandsaufnahme nur die damals bereits bekannten Fundplätze des Mond- und Attersees ohne Eingriff in deren Struktur inventarisiert werden.

Es wurden alle publizierten Berichte über die einzelnen Pfahlbaustationen zusammengestellt. Damit wurden bereits vor den eigentlichen Taucharbeiten jede Station auf Detailkarten ausfindig gemacht, um während des Projektes eine langwierige Suche vom Land bzw. vom Wasser/Boot aus zu vermeiden.

  • Dabei wurden aber alle unveröffentlichten, nicht zugänglichen Detailunterlagen zu den Siedlungen, mehrheitlich aus den Untersuchungen des BDA unter Johann Offenberger nicht berücksichtigt. [ Sehr wohl aber alle veröffentlichten Unterlagen.]
  • Anm.: Offenbar wurde der damals 69-jährige Offenberger – von diesem wohl schmerzlich empfunden – überhaupt nicht konsultiert, aber alle seine maßgeblichen Veröffentlichungen (1976a, 1976b, 1980, 1981, 1986) verwendet.
  • Anm.: Ob dies den Intentionen der Auftraggeber ob der ablehnenden Haltung Offenbergers hinsichtlich der Erstellung von Gebäudegrundrissen geschuldet war, wissen nur die Auftraggeber oder die Auftragnehmer.

Zitat: "Es standen vor allem grundlegende Arbeiten zur (dendro-)chronologischen Einordnung der Siedlungen im Vordergrund, um die zeitliche und kulturelle Entwicklung und Verflechtung der Mondsee-Gruppe besser verstehen zu lernen. Weitgehend unberücksichtigt blieb auch die wesentliche Problematik von Ausbau- und Erneuerungsphasen eines Dorfes sowie der mehrmaligen Nutzung desselben Siedlungsplatzes. Letztere spiegeln sich derzeit lediglich ansatzweise im zeitlich differenzierten Kleinfundmaterial wider, jedoch sollten im Idealfall auch einzelne Haus-/Dorfstrukturen bzw. sogar die spannende Dynamik einer Siedlungsevolution lesbar werden."

"Schließlich ist den jungneolithischen Menschen der Mondsee-Gruppe an den Ufern der Salzkammergutseen und darüber hinaus gerade auch in Hinblick auf die mitteleuropäische Kupfermetallurgie des 4. Jahrtausends eine überregionale Mittlerrolle zuzuschreiben."

Die Publikation dieser Kurzinventarisierung erfolgte mit: Cyril Dworsky, Thomas Reitmaier: “Salzkammergut Reloaded” - Ein Arbeitsbericht zur Kurzinventarisation der prähistorischen Seeufersiedlungen im Mond- und Attersee 2003; In: Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 10, 2003:51-56.

  • Anm.: Der Inhalt der Publikation aus 2003 ist zur Gänze in der Publikation von 2004 - größtenteils wortident - enthalten.
  • Überraschender, erhellender Nebensatz S. 52: „… am Attersee stand den in der Regel selbständig unter Wasser arbeitenden TaucherInnen ein Boot mit Aufsichtsperson zur Verfügung.“ [Anm.: Am Mondsee noch nicht? Jedenfalls kritisierte Offenberger die mangelnde Sicherheit bei den Taucheinsätzen in "See".]
  • "Maßgebliche Triebkräfte für die Durchführung und Finanzierung dieses Projektes war und ist neben der vom 18.-20. Oktober 2002 in Mondsee abgehaltenen Tagung des Arbeitskreises für Unterwasserarchäologie insbesondere die Vision eines touristischen Themenparks „Pfahlbaudorf Mondseeland“."
  • Danksagung: „Unser besonderer Dank gilt der Gemeinde Mondsee; den Gemeinden, dem Regionalentwicklungsverein und dem Tourismusverband Mondseeland; REGATTA; dem Oö Landesmuseum; dem Pfahlbaumuseum Mondsee, Tauchsport Pacher/Unterach, Tauchsport Nautilus/Weyregg, dem Inst. f. Alte Geschichte/Salzburg, dem Inst. f. Ur- und Frühgeschichte/Innsbruck, der Ges. f. Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie triton/Wien und der Tauchequipe vom Amt für Städtebau Zürich / Unterwasserarchäologie."

Die Detailinventarisierung 2004 mit ersten vielversprechenden Ergebnissen

"In Weyregg II/Attersee, im Ausflussbereich des Attersees bei Seewalchen bzw. Kammer und in Scharling/Mondsee konnten durch systematische Sondierungen mit einem Handbohrer und durch zwei, lediglich einen halben Quadratmeter große Grabungsschnitte erstmals äußerst wertvolle Aufschlüsse zur Schichterhaltung und Stratigraphie gewonnen werden. Gut dokumentierte Profile aus den jungneolithischen Seeufersiedlungen Österreichs lagen bislang nur von Weyregg I und der Siedlung See vor; alle übrigen Beobachtungen zur Schichtausdehnung und -mächtigkeit beruhten überwiegend auf Abschwimmaktionen, Handsondierungen und den Umriss- bzw. Detailvermessungen aus den Tauchuntersuchungen des Bundesdenkmalamtes. Vor allem in Bezug auf diese darf man die Ergebnisse der vergleichsweise kurzen Einsätze von 2004 als positive Überraschung bewerten."

"Durch diese mit sehr einfachen Mitteln und in geringer Zeit erarbeiteten Befunde wird sowohl der komplexe Aufbau der in der Jungsteinzeit mehrmals (!) bewohnten Strandplatten deutlich, was früher schon chronologisch trennbares Fundmaterial, aber auch die zum Teil riesigen Pfahlfelder und die hohe Pfahldichte veranschaulicht hätten."

"So zeigte sich in Aufschlüssen bzw. Bohrungen eine mächtige Abfolge von ausgezeichnet konservierten, übereinander gelagerten Kulturschichtpaketen. Unterbrochen sind diese Siedlungsreste von sterilen Seekreidelagen bzw. dünnen Schwemmschichten, welche als Anzeiger für eine zwischenzeitliche Transgression des Mond- bzw. Attersees zu beurteilen sind."

Dendrochronologische Grundlagenforschung

"Aus den Siedlungen Weyregg II, Seewalchen und Scharfling wurden insgesamt 44 Pfahlproben entnommen. Bereits unter Wasser wurde darauf geachtet, dass nur Pfähle beprobt werden, deren Holzart (Eiche, Fichte, Tanne, Esche), regelmäßiges Wachstum und ausreichende Jahrringanzahl sich für die dendrochronologische Untersuchung eignet.

Im Ideal würde die Dendrochronologie auch das Herausarbeiten von Hausgrundrissen und Dorfstrukturen ermöglichen, was Grundbedingung für eine wissenschaftlich vertretbare Rekonstruktion wie dem geplanten Freilichtmuseum „Pfahlbaudorf Mondseeland“ wäre."

"Die analysierten Hölzer, die bereits im Labor für Dendrochronologie in Zürich bearbeitet wurden, ließen sich untereinander nicht synchronisieren, weshalb keine Mittelkurve aufgebaut und keine absolute Datierung anhand des Vergleichs mit den bekannten Standardchronologien vorgenommen werden konnte. Ein Datierungsversuch anhand der Korrelation mit mitteleuropäischen Eichenchronologien (Schweiz und Deutschland) ergab daher sehr unterschiedliche Möglichkeiten – keine davon konnte als sichere Dendrodatierung verifiziert werden."

Exkurs a: Frühe dendrochronologische Arbeiten von Offenberger/Cichocki

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen: Abschn. 2. Pfahlbausiedlung See am Mondsee. Fines Transire 22, 2013:25–26.

Im Jahr 1986 wurde der Autor von Offenberger, Abt. Bodendenkmale des BDA, damals einziger Motor der österreichischen Pfahlbauforschung, eingeladen, an der Kampagne zur Vermessung und Holzartenbestimmung der Pfähle eines Teils der Siedlung See am Mondsee teilzunehmen. In dieser Kampagne wurden 449 Pfähle und sonstige Holzreste (Zweige, Holzreste) beprobt. Die Holzarten verteilen sich auf Fichte (45%), Pappel (21%), Tanne (10%), Erle (7%), Buche (2%), Esche (1%) und Sonstige (12%). Bemerkenswert ist der relativ geringe Durchmesser der meisten Pfähle und meist breiten Jahresringen, sodass jedenfalls die Proben des Jahres 1986 maximal 29 Ringe aufwiesen und für dendrochronologische Vermessungen nicht verwendbar waren. Dies besonders deshalb, weil erst eine gut belegte schwimmende Chronologie mit mehr als 100 Jahren daran denken lässt, eine Sequenz zu datieren. Die Konservierung größerer Nassholzmengen ist arbeitsaufwendig und kostenintensiv und war mit dem damaligen Budget nicht zu leisten. 1986 sollte die letzte Kampagne des Bundesdenkmalamtes gewesen sein und auch im anschließenden FWF- Pfahlbauprojekt unter E. Ruttkay-Hanak war keine Feldforschung zur Gewinnung neuer Proben möglich.

Dazu schreibt Offenberger 2012: "Dr. Otto Cichocki wurden rund 300 Holzproben aus See für dendrochronologische Untersuchungen übergeben" und er zitiert Cichocki: „Dendrochronologische Untersuchungen waren wegen des Holzartenspektrums (vor allem Weide, Pappel, Erle, Fichte) und der durchwegs geringen Ringzahl nicht möglich.“ Offenberger dazu: "54% der Pfähle stammen von Fichte und Tanne und für diese gäbe es dendrochronologische Kurven. Entgegen der getroffenen Vereinbarung wurden die Proben vernichtet." Offenberger schlussfolgert, da die Proben aus See ebenso systematisch (räumlich und Durchmesser) entnommen wurden wie jene aus Scharfling und Misling II: „Stimmen die von Cichocki vorgegebenen Kriterien, ist eine Aufschlüsselung von Gebäudegrundrissen durch Dendrochronologie in den Seeufersiedlungen kaum möglich.“'

Exkurs b: Gründe gegen dendrochronologische Ergebnisse vglb. zur Schweiz

In der Schweiz (z. B. Kleiner Hafner, Bielersee) gibt es durchwegs mehrere durch Seekreide voneinander getrennte Siedlungsschichten, sodass die Pfähle, die einzelnen Schichten zugeordnet werden können, von vornherein zeitlich nahe beieinander liegen.

Demgegenüber siedelten die Pfahlbauer am Mond- und Attersee dauerhaft, kontinuierlich und es gab nach heutigem Stand nur einmal eine Unterbrechung. Damit kommen in einer Kulturschicht Pfähle eines viel längeren Zeitraums vor – was sich auch in der enorm großen Zahl der vorgefundenen Pfähle zeigt. Damit wäre das Auffinden von zeitgleich geschlagenen Pfählen – die Voraussetzung für die Erstellung von Hausgrundrissen – purer Zufall. Die 2004 aus den Siedlungen Weyregg II und Scharfling entnommenen 44 Pfahlproben waren jedenfalls viel zu wenige und ließen sich untereinander auch nicht synchronisieren.

Exkurs 1: Haltung Dworsky/Reitmaier 2003 vs. 2004 zu Offenbergers Arbeiten

In der Veröffentlichung Dworsky/Reitmaier aus 2003

  • „Salzkammergut reloaded“ – Ein Arbeitsbericht zur Kurzinventarisation der prähistorischen Seeufersiedlungen in Mond- und Attersee 2003.

findet man bzgl. Offenbergers Arbeiten ausschließlich Anerkennendes: (4)

  • „Seit dem beklagenswerten Ende einer fasst zwei Jahrzehnte dauernden fruchtbarer unterwasserarchäologischer Aufbauarbeit im Jahr 1986 sind vor allem in den vergangenen vier Jahren verstärkt Bemühungen unternommen worden, diesen verwaisten Bereich österreichischer Urgeschichtsforschung zu reaktivieren und wenn möglich langfristig zu installieren.“
  • Die Arbeiten Offenbergers werden durchwegs als positiv und verdienstvoll hervorgehoben. Im Literaturverzeichnis werden fünf wesentliche Veröffentlichungen Offenbergers (1976a, 1976b, 1980, 1981, 1986) angeführt – neben zwei von Ruttkay (1981, 1999) und jener von Willvonseder (1963–68); einer von Strahm (1994–97) und einer von Eberschweiler (1996).
  • „Grundsätzlich sei festgehalten, dass der Bestandsaufnahme des BDA in den 1970er und 1980er Jahren eine überwiegend hohe, laufend gewachsene Qualität zugesprochen werden kann, die als sehr wichtige und vor allem brauchbare Basis für die Durchführung der Kurzinventarisation in einer derartig kurzen Zeit erst möglich machte.“
  • „Die Schadensbilder in "den Pfahlbauten sind bereits seit Jahrzehnten bekannt und propagiert (Offenberger 1976; 1980; 1986). Sie wurden durch die Kurzinventarisation 2003 [Zitat] "lediglich bestätigt".
  • „Schließlich ist den jungneolithischen Dörfern an den Ufern der Salzkammergutseen gerade in Hinblick auf die mitteleuropäische Metallurgie des 4. Jahrtausends v. Chr. eine überregionale Schlüsselrolle zuzuschreiben (Strahm 1994–97).“

Demgegenüber werden nachfolgend die in der Veröffentlichung Dworsky/Reitmaier aus 2004 ("Moment, da war noch was") beinhaltete

Link: → Anerkennung und Kritik von Dworsky/Reitmaier an Offenbergers Arbeiten herausgearbeitet,

  • die zwar einige (3 von 4) der 2003 angeführten Anerkennungen wiederholt,
  • aber nun unvermittelt 7 (sieben) grundsätzliche Kritiken an den Arbeiten Offenbergers formuliert.

Exkurs 2: Offenberger (erst) 2015 zur Veröffentlichung Dworsky/Reitmaier 2004

Offenberger nimmt (erst) aus Sicht des Jahres 2015 in „Das Pfahlbauerbe“ (S. 289 f.) auf die Veröffentlichung Dworsky/Reitmaier 2004 Bezug:

„Du schreibst 2004 in einem Artikel, meine Untersuchungen hätten kaum wissenschaftliche Ergebnisse gebracht; eine Bemerkung, die bei vielen Fachleuten nur Kopfschütteln hervorgerufen hat. Vor allem zielt sie an der Aufgabenstellung vorbei. Mein Auftrag lautete nicht wissenschaftliche Forschung zu betreiben, sondern ausschließlich Unterlagen für den Denkmalschutz zu erarbeiten (MR Dr. Helfgott: „Wir sind kein wissenschaftliches Forschungsinstitut. Sie sind Denkmalpfleger. Halten Sie sich daran.“ HR Dr. Berg: “Vergiss diese ganze interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dazu haben wir weder Zeit noch Geld. Konzentriere Dich auf Deine archäologische Arbeit.“) Das zum „offiziellen Hintergrund“ meiner Arbeit.“

„Du schreibst u. a., dass bei der Detailvermessung die „originale Fundsituation“ zerstört wurde. Was ist die „originale Fundsituation“ bei flächigen Baggerungen und einer massiven Abrasion, die teilweise mehrere Dezimeter beträgt? Man findet sie vielleicht noch, falls man an geeigneter Stelle in einer bisher nicht dokumentierten Siedlung in die Tiefe gräbt.
Die „angetroffene“ Fundsituation (Oberflächensituation) wurde von uns präzise dokumentiert, vom gebrannten Hüttenlehm über die Rindenbahnen bis zu den Tierknochen. Ein Blick in den Pfahlplan, in den Plan der Störungen und in die diversen Fundverteilungspläne wäre vielleicht zur korrekten Beurteilung der Befundsiaus tuation nützlich gewesen.“

Dworsky 2009 zur Pfahlbauforschung und das Verhältnis zu Offenberger

Nachfolgend wird aus wissenschaftshistorischen Beleggründen – im wissenschaftlichen Sinn gem. § 42 f (1) Z 1 u. 3 UrhG – ein mit entsprechenden Hervorhebungen versehenes Transkript der Veröffentlichung von
Dworsky 2009, Cyril: Die Pfahlbauten im Attersee – mehr Fragen als Antworten?
gebracht, das einerseits die Mitwirkung von Johann Offenberger bei der Wiederaufnahme der Bestandsaufnahme der Pfahlbauten 1999 bestätigt, andererseits die Bedeutung der Mondseekultur bezüglich des "Mondseekupfers" in Mitteleuropa wiederum ventiliert.

Dworsky schreibt auf Seite 22 wörtlich: "Die von Christian Stradal und dem Autor dieser Zeilen gegründete "Österreichische Gesellschaft für Feuchtboden- und Unterwasserarchäologie TRITON" nahm sich mit Unterstützung von Johann Offenberger die Fortführung der Bestandsaufnahme der Seeufersiedlungen in Österreich zum Ziel."

Offenbergers spätes Verhältnis zu Pfahlbauforschung und Kuratorium Pfahlbauten

Im Vorigen zeigt sich das für das künftige wechselseitige Verhältnis so unglückselige und tragische Missverständnis Offenbergers: Er war 1999 der Meinung, dass TRITON seine Arbeiten der Bestandsaufnahme der Seeufersiedlungen in Österreich fortführen würde, um die Unterschutzstellung der Pfahlbaustationen unter das Denkmalschutzgesetz – von der er beseelt war – zu ermöglichen. Deshalb unterstützte er diese Gruppe mit seinem Know-how, seinen lokalen Kenntnissen usw.

Offenberger in „Das Pfahlbauerbe“ 2015:269: „Dann gibt es [neben TUWA] noch Triton, einst mein Hoffnungsträger für die Fortführung der Bestandsaufnahme und der Detailvermessung. Ich weiß nicht, was schief gelaufen ist, denn es kam nie dazu."

Offenberger in „Welkulturerbe „See“ – ein Forschungsbericht“ 2012:95: „Ein Hoffnungsschimmer tat sich auf, als Vertreter des Vereins „Triton“, Gesellschaft für Feuchtboden- und UW-Archäologie, ambitionierte Studenten, die die Pfahlbauforschung wieder aufnehmen wollten, an mich herantraten. Sehr bald stellte sich jedoch heraus – die Gründe entziehen sich der Beurteilung des Schreibers – dass sie nicht bereit oder auch nicht in der Lage waren, den Faden dort aufzunehmen, wo er 1987 abgetrennt worden war. Hochfliegende Pläne gegen sture und mühsame Kleinarbeit: es bedarf keiner Frage, was dabei auf der Strecke blieb.“

Offenberger verbrachte 1 ½ Jahrzehnte in einer engagierten Welt von Tauchsport-Clubs, die selbstlos und ohne finanzielle Anforderungen die Bestandaufnahme und Kartierung der Pfahlbau-Stationen als Voraussetzung für eine Unterschutzstellung durch das BDA – und damit deren Sicherung – ermöglichten.

Offenberger war offensichtlich nicht klar, dass TRITON keine öffentliche Finanzierung zu einer „Bestandsaufnahme von Seeufersiedlungen“ für Zwecke einer Unterschutzstellung durch das BDA hatte – im Gegenteil wurden sogar die weiteren Arbeiten 2003/04 unter Aussparung des BDA geführt.

Die Beauftragung von TRITON mit den Forschungen für das Projekt des "Pfahlbau-Freilichtmuseums Mondsee" 2002 änderte die Situation vollends.


Aus Brief von Offenberger an Dworsky vom 13.4.2014; veröffentlicht in: "Das Pfahlbauerbe", Historica-Austria 2015:288–290.

„Nun zum heiklen Teil meiner Kritiken, die anscheinend als persönliche Anfechtungen missverstanden werden; etwas, das keinesfalls in meiner Absicht liegt. Aber ich hasse „Schönfärbereit“. Nichts schadet einer Sache mehr, als ständig zu behaupten, alles wäre in bester Ordnung, wenn das Gegenteil der Fall ist. Falls mein Ton manchmal etwas „harsch“ ist, soll er zur Diskussion aufrütteln. Schließlich gilt meine Sorge immer noch dem Erhalt unseres Kulturerbes.“

  • „Mein Vorwurf: Durch Kontaktnahme und persönliche Aussprachen hätten sich viele „Reibungsflächen“ vermeiden lassen.“
  • „Der „Umgang“ mit mir brach sehr rasch ab, als meine Kritik am ungenügenden Ausbildungsstand diverser UW-Forscher und an einem sehr oberflächlichen Zugang zur Pfahlbauforschung einsetzte. Auch im Rückblick muss ich feststellen, dass die Taucher, die ich persönlich [wahrscheinlich 2003] beobachten konnte, für einen Arbeitseinsatz z. B. in der Station „See“ nicht in Frage gekommen wären, zu groß die Gefahr eines Tauchunfalles. Ein derartiger Vorfall hätte sofort die Einstellung der UW-Forschung nach sich gezogen.“
  • „In diesem Zusammenhang abermals die provokante Frage: Was ist seit der Einstellung der Pfahlbauuntersuchungen 1986/87 auf dem Gebiet der Denkmalpflege – Prospektion – Vermessung – Erhaltung – weiter gegangen? Oder ist mir etwas entgangen?“
  • „Über Deine „einsam“ getroffenen Entscheidungen bei der Auswahl der Weltkulturerbestätten sind berechtigte Zweifel angebracht. Es mutet doch seltsam an, dass zwei Männer [wohl gemeint: Offenberger und Czech], die fast zwanzig Jahre lang die Pfahlbauforschung aufgebaut haben und die besten Kenner der österreichischen Pfahlbaulandschaft sind, eher durch Zufall aus der Zeitung von der Selektion von Siedlungen „mit hohem archäologischem Potential“ (Na ja!) zum Welterbe erfahren. Das spricht nicht gerade für eine vertiefte Kommunikation. Aber was soll´s, die Entscheidungen sind gefallen. Die Verantwortung wirst Du dafür tragen müssen.“
  • Offenberger beklagt, dass eine größere Anzahl Kassettenproben aus der Kulturschicht des Schnittes in der Station „See“ zur paläobotanischen Untersuchung verschwunden sind; dass die Hälfte der Originalpläne der Station „See“ "verschollen" sind; dass unser Otto C. fast 300 für Dendro-Bestimmung unter seiner Leitung entnommene Holzproben aus der Station „See“ wegwarf, dass die Originaltagebücher der Station „See“ im Depot des BDA verloren gingen; "...merkwürdige Zufälle? Ein Schelm, der Böses denkt!"

Offenberger wurde bzgl. seiner Einbindung in den Wiss. Beirat „hingehalten“

MinRat Dr. Bruno Maldoner vom BMUKK an Offenberger, 23.5.2012: „Der Verein Kuratorium Pfahlbauten wünscht (einstimmig) Sie in den Wissenschaftlichen Beirat einzubeziehen."

Schreiben Mag. C. Dworsky an Offenberger, 25.4.2014: Dworsky weist alle Kritiken und Vorwürfe in Offenbergers Schreiben vom 13.4.2014 (siehe oben) zurück und schreibt weiter:
„Zu guter Letzt möchte ich noch kurz auf den Beirat des Kuratoriums Pfahlbauten eingehen. Derzeit hat sich dieses Gremium noch nicht konstituiert, da es sich dabei um einen wissenschaftlichen Beirat handeln soll, der anstehende Forschungen begleiten wird. Einige wichtige Schritte in Richtung verstärkter Forschung konnten nun bereits unternommen werden und im Zuge dessen wollen wir auch die Konstituierung des Beirates durchführen. […] Abschließend möchte ich betonen, dass für mich von Anfang an außer Frage stand, dass Du Teil unseres Beirates sein solltest, falls Du dich für eine weitere gedeihliche Entwicklung der Erforschung der österreichischen Seeufersiedlungen engagieren möchtest.“

  • Wie der Formulierung beim aktuellen → Organigramm des Kuratoriums Pfahlbauten (letzter Satz): „Zusätzlich wird bei Bedarf ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet.“ zu entnehmen ist, wurde bis heute kein „Wissenschaftlicher Beirat“ eingerichtet.

Elisabeth Ruttkay würde Offenberger und seine Leistungen „rehabilitieren“

Die fruchtbare Zusammenarbeit der Prähistorikerin (PA-NHM) Ruttkay und dem Archäologen Offenberger (BDA) begann 1981, als sie ihre Veröffentlichungen für die Landesausstellung in Mondsee, die aufeinander abgestimmt die prähistorische Sicht („Typologie und Chronologie der Mondsee-Gruppe“) und die denkmalpflegerisch-archäologische Seite („Die „Pfahlbauten“ der Salzkammergutseen“) formulierten.

Auch nach Beendigung der österreichischen Pfahlbauforschung 1986/87 durch das BDA stellte Offenberger dem FWF-ÖNB-Pfahlbauprojekt Ruttkays (1989–1995) weiterhin seine Ergebnisse uneingeschränkt zur Verfügung.

Nach Ende des Pfahlbauprojekts veröffentlichte Ruttkay 1997 gemeinsam mit Offenberger – auf Einladung von Schlichtherle – in der renommierten Zeitschrift Archäologie in Deutschland zur → Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen. In: Schlichtherle, Helmut (Hrsg.): Pfahlbau rund um die Alpen. Sonderheft 1997:76–80.

Noch 2008 informierte Ruttkay ihren Kollegen Offenberger, dass seine verschollenen Kassettenproben aus der Station "See" im NHM wieder gefunden wurden.

Offenberger in Weltkulturerbe "See" 2012:95: „Die geplante zusammenfassende Darstellung der UW-Forschung in den Salzkammergutseen, gedacht als Gemeinschaftsarbeit mit Elisabeth Ruttkay kam auf Grund ihres unerwarteten Ablebens [† 2009] nicht mehr zustande.“

Mit dem Ableben der `Grande Dame of Austrian Neolithic research´ Elisabeth Ruttkay – die die Aufklärung der "Herkunft der Mondsee-Gruppe als Lebenszweck ihrer späten Jahre" ansah – verlor Offenberger in den folgenden Jahren auch rasch ihre schützende Hand in der scientific community der Pfahlbauforschung.

Es gilt aber schon immer: → "De mortuis nihil nisi bene."<

Forschungen von Kuratorium Pfahlbauten und Site Management OÖ

Die Fundberichte aus Österreich (FÖ; ohne Site-Management OÖ)

Anm.: Ab dem Band Nr. 50 sind die → Fundberichte aus Österreich (Jahrgang 2011 – aktuell 2024) online im Internet verfügbar. Mit dem folgenden Link wird das → Register der Bände 1-50 der Fundberichte aus Österreich. verfügbar gemacht.

  • Vymazal 1975, Kurt: Holzartenbestimmung von Pfahlproben aus der neolithischen Pfahlbaustation Misling II, Gemeinde Unterach am Attersee, FÖ 14, 1975, 31–36.
  • Czech 1977-1979, Karl: Pfahlbausuche und Lokalisierung der Pfahlbauten im Attersee, 1. Bericht, FÖ 15, 1976, 29–40.; 2. Bericht, FÖ 16, 1977, 83–94; 3. Bericht. Die Insel Litzlberg, FÖ 17, 1978, 9–18; 4. Bericht, FÖ 18, 1979, 61–72.
  • Czech 1980, Karl; Offenberger, Johann: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 5. Bericht, FÖ 19, 1980, 55–82.
  • Czech 1981-1989, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 6. Bericht, FÖ 20, 1981, 21–28; 7. Bericht, FÖ 21, 1982, 7–18; 8. Bericht, FÖ 22, 1983, 13–18; 9. Bericht, FÖ 23, 1984, 25–30; 10. Bericht, FÖ 24/25, 1985/86, 7–12; 11. Bericht, FÖ 24/25, 1985/86, 13–18; 12. Bericht, FÖ 28, 1989, 27–32.

Pollak 2011, Marianne: → Unterschutzstellung der Pfahlbaustationen Abtsdorf I–III und Litzlberg Süd: FÖ Bd. 50, 2011; S. 37.

Gruber 2013, Heinz: → Unterschutzstellung der Pfahlbaustation Nußdorf am Attersee. FÖ 52, 2013; S. 19

Neubauer 2011, Daniel: Beschreibung der → Umrisslinien der Stationen Seewalchen und Kammer: FÖ Bd. 50, 2011; S. 350.

Gruber 2017, Heinz: → Projekt »Denkmalgerechte Bojen im Attersee« und Projekt "Pfahlbaustation Seewalchen I–II", Sicherung Sprungturmgrube Strandbad Seewalchen«; Weyregg II. FÖ 56, 2017, S. 31 und 32; S. 398

Hebert 2020, Bernhard: → Setzen der Ankerverbotsschilder vor der Pfahlbaustation Abtsdorf. FÖ 59, 2020; S. 14.


Kuratorium Pfahlbauten und Site Management OÖ

LiteraturlisteCyril Dworsky 1998-2023 (ab 2012 Leiter des Kuratoriums Pfahlbauten im NHM)

Dworsky 2004, Cyril u. Reitmaier, Thomas:Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee. 1854–2004: 150 Jahre Entdeckung der Pfahlbauten. Archäologie Österreichs 15/2 2004. S. 4–15.

Dworsky 2013, Cyril: → Ein UNESCO-Weltkulturerbe vor dem UYCAs – Die prähistorischen Pfahlbauten des Attersees - Verankert in der Geschichte. In: Logbuch 2013 - Union Yacht-Club Attersee. S. 29–35.

Dworsky 2015, Cyril: → Die urgeschichtlichen Pfahlbauten in Österreich. In: Mitt. der Ges. für Landeskunde und Denkmalpflege OÖ. H. 1, 2015. Seite 6.

Dworsky 2023, Cyril: → Versunkene Landschaften und Siedlungsgebiete. Zur Rückeroberung von archäologischen Unterwasserstätten Internet Archaeology 62. → Übersetzung des englischen Artikels von C. Dworsky

  • Dworsky sieht aktuell die Pfahlbauten bedroht durch Seeeinbauten, den Tourismus und „invasive Arten, die erhebliche Schäden verursachen. Inzwischen müssen wir eine Vielzahl von Neozoen (gebietsfremde Tiere) und Neophyten (gebietsfremde Pflanzen) als potenzielle Feinde unseres Unterwassererbes betrachten.“ So identifiziert er auch den Zander, den Europäischen Edelkrebs und die Dreikantmuschel im Keutschacher See. Aber auch der Biber und das Schweizer Laichkraut und die heimischen Armleuchteralgen stellten Bedrohungen dar.

Forschungen des Site-Management OÖ in den Fundberichten aus Österreich

14. Oktober 2015: Link zur Ankündigung der Pressekonferenz: → Neustart der Pfahlbauforschung in Oberösterreich.

  • Zitat: "In Vorbereitung der Landesausstellung 2020 „Versunken – Aufgetaucht“ wird die Pfahlbauforschung in OÖ neu gestartet. Zu den Forschungen, die sich seit Beginn dieses Jahres der 6000-jährigen Siedlungskultur in der Seeregion widmen, zählen "Zeitensprung" mit der ersten umfassenden unterwasser-archäologischen Grabung in Österreich seit fast 30 Jahren, das Projekt "Jenseits der Seeufersiedlungen", eine internationale Forschungsinitiative zu den Pfahlbausiedlungen und ihrer Umwelt, sowie das Sparkling-Science-Projekt "Doing Welterbe – Welterbe begreifen". An dem Projekt sind die drei Partner: OÖ Landesmuseum, Universität Wien und Kuratorium Pfahlbauten beteiligt."

Pohl 2006, Henrik: → Einbaumfunde aus dem Salzburger Land. Archaeologia Austriaca, 2006. 31 S. Bezug zu See/Mondsee; viele tolle Bilder.

Pohl 2013, Henrik: → Bericht unterwasserarchäologische Prospektion Station See 2013; 20 Seiten mit Bildern. FÖ 2013.

Pohl 2014, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station See, Mondsee 2014. MNR 50106.14.01

Pohl 2014, Henrik: → Monitoring Seewalchen; viele angekündigte Maßnahmen! FÖ 53, 2014; S. 1; S. 299–300.

Pohl 2015, Henrik: → Abtsdorf I (bronzezeitlich: 1700 v.Chr.); Litzlberg-Süd FÖ 54, 2015. S. 294–296. S. 305–306.

Pohl 2016, Henrik → Seewalchen, Sprungturm, UW-Archäologie; und Weyregg II; Planung genauerer Untersuchung bekannter Seeufersiedlungen nächste vier Jahre; FÖ 55, 2016, S. 398–401; 407–409.

Pohl 2016, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Ausgrabung Sprungturmgrube Seewalchen/Attersee 2015. MNR. 50319.15.01. FÖ 55, 2016; 27 Seiten.

Pohl 2016, Henrik: → Drei Jahre unterwasserarchäologisches Monitoring an den österr. UNESCO-Welterbestätten „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Archäologie Österreichs 27/1, 2016:29–35.
Darin sind auch Altersdatierungen enthalten:

  1. See (Mondsee): Sedimentkernprobe KP-III-30; Datierungen 3.10.2014 (2-Sigma-Kalibrierung): A: 3655/3630 – 3580/3530 cal BC; B: 3650/3625 – 3580/3525 cal BC; C. 3735 – 3655 cal BC; 3755 – 3655 cal BC
  2. Litzlberg-Süd: Sedimentkernprobe KP-II-50; Datierungen 13.7.2015 (2-Sigma-Kalibrierung): A: 3655/3630 – 3555/3535 cal BC; B: 3640/3515 – 3395/3385 cal BC; C: 3640 – 3520 cal BC
  3. Aufham III (Probe 2013): zwischen ca. 3.690 und 3.540 v.Chr.

Pohl 2016, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II / Attersee 2016, MNR 50329.16.01. FÖ. 27 Seiten.

Pohl 2017, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II / Attersee 2017, MNR 50329.17.01; FÖ 2018, 47 Seiten.


  • Pohl 2017, Henrik - Zitat: "Für die inhaltliche Gestaltung der OÖ Landesausstellung 2020 zum Thema Pfahlbauten werden dringend neue Forschungsergebnisse benötigt, die eine moderne Sicht auf das Phänomen Pfahlbauten ermöglichen. Parallel zu den Vorbereitungen zur Landesausstellung wurde deshalb ein 5-jähriger Forschungsplan mit dem Namen „Zeitensprung“ zu den prähistorischen Seeufersiedlungen initiiert, der gleichzeitig Forschungslücken schließen wird und eine interdisziplinäre Forschungsinitiative für das Land OÖ darstellt. Dieser Forschungsplan umfasst ein Pilotprojekt im Jahr 2015 und nachfolgend von 2016 bis 2019 die genauere Untersuchung bekannter Seeufersiedlungen zu den Themen: Dorfstrukturen, Umwelt, historische Abfolge." (aus: Einleitung zu Grabung Weyregg II; FÖ 2017; s.o.)

Pohl 2018, Henrik: Fundstelle Mooswinkel; und Weyregg II. FÖ 57, 2018, S. 337–339 und 341–345.

Pohl 2019, H. u. Seidl da Fonesca, H.: → Fundstelle Mooswinkel; Liste der höchstrangigen archäologischen Denkmale Österreichs (Stand 2020) Attersee a.A.: Stationen Attersee, Abtsdorf I und III; FÖ 58, 2019, S. 271–273.

Pohl 2019, H. und Seidl da Fonseca, H.: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Mooswinkel / Mondsee 2019, 45 Seiten.

Pohl 2020, H. und Seidl da Fonseca, H.: → Unterwasserarchäologische Grabung Mooswinkel/Mondsee. FÖ 2020, 35 Seiten

Pohl 2020, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station See / Mondsee 2020. 10 Seiten.

Pohl 2021, Henrik: → Unterwasserarchäologische Prospektion Station See/Mondsee. FÖ 2021, 11 S.

Pohl 2021, H., Seidl da Fonseca, H.: → Prospektionen, Forschung und Schutzmaßnahmen - Die unterwasserarchäologischen Aktivitäten des Kuratoriums Pfahlbauten 2021. 1-34.

Pohl 2022, H.: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Nussdorf 2022, MNR 50020.22.01. Bericht Teil B. FÖ 61, 2022.

Pohl 2022, H.; Dworsky, C.: → Prospektionen, Forschung und Schutzmaßnahmen - Die unterwasserarchäologischen Aktivitäten des Kuratoriums Pfahlbauten 2022. 1-29.

Pohl 2023, H.; Seidl da Fonseca, H.: Bericht zur archäologischen Grabung unter Wasser Abtsdorf/Attersee 2023, MNR 50001.23.02. Bericht Teil B. FÖ 62, 2023. In Druck.

Pohl 2023, H.; Dworsky, C.; Seidl da Fonseca, H.: Prospektionen, Forschung und Schutzmaßnahmen - Die unterwasserarchäologischen Aktivitäten des Kuratoriums Pfahlbauten 2023. Unpublizierter Monitoringbericht, 1-30.

Geologische Situation Wolfgangseegebiet

Geologische → Karte des Wolfgangseegebietes ((Salzburg, OÖ: Benno Plöchinger; 1:25.000; 1973)

Geologische Karte des Wolfgangseegebietes: → Erläuterungen (Salzburg, OÖ: Benno Plöchinger; 92 S., 16 Abb., 2 Tafeln)

Archäologische Forschungen von Prof. Timothy Taylor (Univ. Wien) zu Pfahlbauten

Timothy Taylor: Hauptträger universitärer Pfahlbau-Forschung 2013–2020

Timothy Taylor ist 1960 in Norwich, England, geboren. Bis 2012 war er Senior Lecturer für Archäologie an der University of Bradford (UK). Ab November 2012 bis 2020 war er Professor für Urgeschichte des Menschen (Prehistory of Humanity) an der Histor.-Kulturwiss. Fak. der Univ. Wien. Ab 2013 auch Direktor des Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS). Hier geht es zum → CVI Timothy Taylors

Es sei Taylor gegönnt, dass er nunmehr Jan-Eisner-Professor für Archäologie an der Comenius-Universität in Bratislava, Slowakei sein kann. Er ist auch weiterhin Chefredakteur des Journal of World Prehistory.

In seiner akademischen Arbeit befasste er sich zunächst mit ornamentalen Metallarbeiten auf dem Balkan und in Westasien. Seitdem hat sich sein Schwerpunkt verlagert und er hat sich intensiv mit der Archäologie des Kannibalismus, der Sexualität und der Theorie der materiellen Kultur befasst. Er hat auch mehrere populäre Bücher über Archäologie geschrieben. In den 1980er und 1990er Jahren präsentierte er seine Arbeit häufig im Fernsehen. Eine Folge von „Down to Earth“, in der er auftrat, wurde 1991 mit dem British Archaeological Award für die „beste populäre Archäologie im Fernsehen“ ausgezeichnet. Taylor ist bekannt für seine durchdachten und provokativen Ideen und für seine Fähigkeit, ein breites Publikum von Lesern und Zuschauern anzusprechen.

Seine Forschungsschwerpunkte sind: Archäologische Forschungsgeschichte und Theorie, u.a. Materialitätstheorie, Gender, Identitätsstudien; Ritual- und Todesverhalten, Ästhetik und Symbolismus urgeschichtlicher Gesellschaften Eurasiens

Seine Bücher:



Erforschung des "Hinterlandes der Seeufersiedlungen" (2013–2018)

Jakob Maurers Auswahl passender Grabungsstellen

Maurer 2019, Jakob: → Zur Suche nach kupferzeitlichen Siedlungen im Hinterland des Mond- und Attersees im oö Voralpenland. Ein Arbeitsbericht aus der Praxis. Tagung AG Neolithikum 2016. In: Varia neolithica IX. Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 2019:83–97.

Jakob Maurer war mit der Suche nach passenden Grabungsstellen bzgl. des „Hinterlandes“ der Seeufersiedlungen beauftragt.

Im angeführten Artikel schildert er die verschiedenen Versuche, Methoden und Vorgehensweisen, mit denen bei der Fundstellensuche experimentiert wurde.

  • Es wurden Archivrecherchen bzgl. bereits vorhandener neolithischer Funde durchgeführt.
  • Weiters wurden mittels Geländehöhenmodellen Verdachtsfälle definiert, wobei v.a. Geländesporne berücksichtigt wurden. In der Folge mussten Studenten ihre persönlichen Verdachtsflächen auf dem Geländehöhenmodell der Atterseeregion einzeichnen. Weiters wurden Fachkollegen aus der Steiermark (Artner, Obendorfer) um eine Kartierung gebeten.
  • Daraufhin wurden kursorische Surveys mittels Besichtigung der Verdachtsflächen vor Ort und Absuche nach Oberflächenfunden durchgeführt ("das Ergebnis war ernüchternd").
  • Es folgte ein intensiverer Survey auf vier ausgewählten Flächen; „das Auffinden von Fundstellen in der Atterseeregion scheint damit möglich zu sein, aussagekräftiges Material wurde aber nur sehr wenig gefunden.“
  • Schließlich wurde eine „Geophysikalische (geomagnetische) Prospektion“ durchgeführt. Zusätzlich wurde in Lenzing auch mit Georadar prospektiert, mit dem aber nur der geologische Aufbau des Untergrunds und keine archäologischen Strukturen erfasst wurden.

Bereits im Herbst 2013 wurden 20 Verdachtsplätze im Hinterland der Seen ausgewählt. Nach Besichtigung im Frühjahr 2014 kristallisierten sich drei Orte – jeweils auf Geländespornen – heraus, bei denen eine Grabung im Sommer 2014 am ehesten Erfolg haben könnte: Lenzing-Burgstall, St. Georgen-Johanneskapelle und Seewalchen-Wasserwerk.

Nach Arbeitsbeginn in Lenzing-Burgstall zeigten sich keine archäologischen Spuren, sodass sich die Arbeiten auf die Johanniskapelle bei St. Georgen konzentrierten, wo allerdings hauptsächlich mittelalterliche Reste zum Vorschein kamen. Ähnlich wie daraufhin in Seewalchen-Wasserwerk, wo es schien, dass urgeschichtliche Siedlungsreste Wind, Wetter und Erosion zum Opfer gefallen wären.


Archäologische Grabungen in Lenzing-Burgstall

Heiß 2014, Katharina; Maurer, Jakob; Herzog, A.: → Archäologische Ausgrabung Lenzing-Burgstall: Neues aus der Vergangenheit. In: Nachrichtenblatt der Marktgemeinde Lenzing 32/2014:16–18.

  • Bereits vor der Grabung wurde in Lenzing eine Voruntersuchung mit Georadar und Geomagnetik durchgeführt. Mit einem Bagger wurde ein 50 m langer Grabungsschnitt angelegt. Es zeigten sich wenige archäologischen Spuren. Gefunden wurde aus der Zeit um 3.000 v. Chr. ein Steinbeil-Fragment, ein Klopfstein, ein Stück eines Webstuhlgewichtes, ein Kratzer und eine Pfeilspitze.

Maurer 2015, Jakob und A. Herzog: → Archäologie in Lenzing-Burgstall: Zahlreiche Neuentdeckungen bei der Ausgrabung 2015. In: Nachrichtenblatt der Marktgemeinde Lenzing 28/2015:8–9.

  • Gefunden wurden Hüttenlehm, Webgewichte und ein Steinbeil-Fragment aus Amphibolit.

Taylor 2016, Timothy; Maurer, J.; Herzog, Anna: → Die kupferzeitliche Spornsiedlung von Lenzing-Burgstall 2016 OÖ. Jahresschrift NGÖ 5, 2016, 50–54.

  • Gefunden wurde ein Abschnittsgraben aus der Kupferzeit oder dem frühen Mittelalter; weiters viele Gruben zur Lagerung von Saatgetreide. Neben Webstuhlgewichten wurden fragmentierte Beilklingen und Mahlsteine gefunden und eine Pfeilspitze.

Maurer 2020, Jakob: → Lenzing-Burgstall: Eine kupferzeitliche Spornsiedlung im Hinterland des Attersees in OÖ. In: Beiträge zur Kupferzeit am Rande der Südostalpen. VML 2020:211–222.

  • Aufgefunden wurden 15 kupferzeitliche Grubenbefunde und ein wahrscheinlich furchenstichverziertes Krugfragment. Die Datierung weist ins 37./36. Jh. sowie um 2.900 v. Chr.

Archäologische Grabung St. Georgen-Johanneskapelle

Offenberger 1996, Johann; Geischläger, A.: Die Johanneskapelle am Ahberg. Erste Ergebnisse archäologischer Untersuchungen. Mitt. Heimatverein Attergau Sondernummer Aug. 1996:3–5.

  • Im Hochmittelalter stand eine mit 16 m Länge überraschend große, einschiffige Kirche. Ein erster Umbau erfolgte zu Beginn der Gotik. 1910 wurde auf den Fundamenten des Chors und der Apsis der ältesten Kirche die heutige Kapelle errichtet. Es wurden auch eindeutige Nachweise von ehemaligen Holzbauten gefunden.
    Offenberger: „Neben mittelalterlicher Keramik wurden Fragmente aufgefunden, die der Urgeschichte, der Zeit um etwa 1.800 bis 2.000 v. Chr., der Zeit der Pfahlbauten, zuzuordnen sind. … Eines ist sicher: bereits in der späten Steinzeit besiedelten Menschen den Berg.“

Taylor 2014, T.; Heiß, K.; Maurer, J.: → Johanneskapelle Grabungsjahr 2014; St. Georgen im Attergau; Mnr. 50011.14.02. Bericht Teil B. FÖ 53, 2014.

  • Es wurden 6 Grabungsschnitte angelegt. Es wurde hauptsächlich mittelalterliches und neuzeitliches Fundmaterial angetroffen. Urgeschichtliche Keramikfragmente wurden nur in sehr geringer Zahl gefunden, die wahrscheinlich bronze- oder eisenzeitlich datieren.

Archäologische Grabung in Seewalchen-Wasserwerk

Taylor 2014, T.; Bochatz, Dominik; J. Maurer: → Seewalchen-Wasserwerk Grabung 2014; KG Seewalchen, MG Seewalchen am Attersee. Mnr. 50319.14.03. Bericht Teil B. Fundberichte aus Österreich 53, 2014, 5 Seiten.

  • Es wurde nichts gefunden.

Archäologische Grabung in Lenzing-Unterachmann

Taylor 2014, T.; Herzog, Anna; J. Maurer: → Unterachmann Grabung 2014; KG Lenzing, MG Lenzing. Mnr. 50313.14.02. Bericht Teil A & Teil B. Fundberichte aus Österreich 53, 2014:293–294. (Forschung zum besseren Verständnis des ›Hinterlandes‹ der prähistorischen Seeufersiedlungen an Attersee und Mondsee.)

  • Es wurden ein Erdkeller und zwei Speicher-Silos gefunden mit Keramikfragmenten, Hüttenlehmstücken und Holzkohleresten; weiters Silexabschläge, Kratzer, Pfeilspitze, Klopfstein, Flachbeil sowie die Fragmente zweier Webgewichte. „Denkbar wäre eine Datierung ab der Mitte des 4 Jahrtausends, möglich wäre aber auch eine Datierung in das 3. Jahrtausend v. Chr.“

Archäologische Grabung St. Georgen-Kronberg

Taylor 2018, T.; Bochatz, Dominik;, J. Maurer: → Bericht zur Ausgrabung Kronberg 2018. Mnr. 50001.18.01. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 57, 2018: 34 Seiten.

  • S. 24: Außer einem mittelalterlichen Gefäßboden auf dem Wallversturz, der als Streufund zu bewerten ist, wurden keine Keramikfragmente oder Kleinfunde entdeckt. C14-Analysen ergaben 16./15. Jh. v. Chr. für eine Befestigungsanlage. Weiters wurde die Absturzstelle eines Flugzeuges des Zweiten Weltkriegs gefunden: ein Bomber des Typs B-17G, der am 24. Februar 1944 abgeschossen wurde.

Archäologische Grabungen am Buchberg

Taylor 2015, Timothy; Maurer, Jakob; Bochatz, Dominik: → Bericht zur Ausgrabung Buchberg im Attergau 2015; Forschungsgrabung des Inst. f. Urgeschichte und Historische Archäologie der Univ. Wien; Fundberichte aus Österreich 54, 2015. ("Forschungen zum besseren Verständnis des Hinterlandes der prähistorischen Seeufersiedlungen")

  • Fundspektrum: Es lässt sich zu den Funden lediglich sagen, dass es sich um urgeschichtliches Material handelt. Ein Randbruchstück dürfte am ehesten in die Bronzezeit oder Hallstattzeit datieren. Ein Bodenbruckstück gehört vermutlich in die Urnenfelder- oder Hallstattzeit. Weiters wurde ein Fragment gefunden, das in die ältere Urnenfelderzeit gehören könnte.

Maurer 2015, Jakob; T. Loitfelder und C. Schaffner: Bericht zum Survey Berg 2015; KG Berg, OG Berg im Attergau. Mnr. 50003.15.01. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 54, 2015.

  • Auf dem höchsten Punkt einer markanten, weithin sichtbaren Hügelkuppe befindet sich ein einzelner Grabhügel. Denkbar wäre ein Zusammenhang mit der vielphasigen urgeschichtlichen Siedlung auf dem Buchberg, der sich etwa 1,8 km südlich davon befindet.

Taylor 2016, T.; Maurer, Jakob: → Geophysikalische Prospektion Buchberg im Attergau 2016. Mnr. 50002.16.01. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 56, 2017:1–5.

  • Es wurde am 21.6.2016 eine Georadarmessung mit zwei Messprofilen über jeweils rd. 30 m durchgeführt.

Taylor 2016, T.; Bochatz 2016, Dominik; J. Maurer: → Bericht zur Ausgrabung Buchberg im Attergau 2016. Mnr. 50002.16.02. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 56, 2017:1–15.

  • Bereits 1974 wurden am westlichen Ringwall (Größe 550 x 140 m) von Eibner Funde der Bronzezeit, Urnenfelder-, Hallstatt-, Latenezeit und des 10. Jh. ergraben. Nun wurde am östlichen und später auch wieder am westlichen Ringwall gegraben. Getreidereste datieren in das 15./14. Jh. v. Chr.; es wurde eine allgemein in die Urgeschichte zu datierende Mulde mit Keramikresten angetroffen.

Taylor 2017, Timothy; Maurer, Jakob: → Bericht zur Ausgrabung Buchberg-Nordwest 2017; Forschungsgrabung des Inst. f. Urgeschichte und Historische Archäologie der Univ. Wien Fundberichte aus Österreich 56, 2017 ("Forschungen zum besseren Verständnis des Hinterlandes der prähistorischen Seeufersiedlungen")

  • Fundspektrum: Das Fundspektrum ist ähnlich wie im Vorjahr eher spärlich. Ein Spinnwirtel ist bronze- oder eisenzeitlich. Das gefundene keramische Material lässt sich von der Machart her nur allgemein in die Urgeschichte datieren. Für den Großteil der übrigen Keramik ist eine urgeschichtliche oder mittelalterliche Datierung möglich. Sicher in das Hochmittelalter (12./13. Jh.) datiert ein Gefäßboden mit Töpfermarke.

Archäologischer Survey Bierbaum-Gampern

Maurer 2015, Jakob; T. Loitfelder und C. Schaffner: → Bericht zum Survey Bierbaum-Gampern 2015, KG Gampern, MG Gampern. Mnr. 50306.15.01. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 54, 2015.

  • Der Platz wurde wahrscheinlich im Neolithikum / in der Kupferzeit, eventuell in der Bronzezeit und Hallstattzeit, sowie mit Sicherheit in der La Tene-Zeit genutzt. Keramikreste sind nur allgemein in die Urgeschichte zu datieren.

Archäologischer Survey Unterregau

Maurer 2015, Jakob; T. Loitfelder und C. Schaffner: → Bericht zum Survey Unterregau 2015; KG Unterregau, MG Regau. Mnr. 50324.15.01. Bericht Teil B, Fundberichte aus Österreich 54, 2015.

  • Obertägige Befestigungen sind mittelalterlich/neuzeitlich; es wurde jedoch auch urgeschichtliche Keramik entdeckt, sodass auch von einer älteren Nutzung des Geländes auszugehen ist.

Ergebnis: leider kein zeitgleiches "Hinterland der Seeufersiedlungen"

Nur entlang der Ager gibt es Hinweise auf neolithische Besiedlung in:

  • Lenzing-Burgstall: insgesamt 15 kupferzeitliche Grubenfunde (darunter auch Webgewichte); Datierungen in 37./36. Jh. sowie um 2.900 v. Chr.
  • Lenzing-Unterachmann: neolithische Abfälle; Datierung Mitte 4. Jt. oder 3. Jt. v. Chr.

Die Grabungen in Seewalchen–Wasserwerk, St. Georgen–Johanneskapelle und St- Georgen–Kronberg zeitigten keine Ergebnisse. Die Grabungen am Buchberg lieferten keine neolithischen Funde. Die Surveys in Bierbaum–Gampern und Unterregau erbrachten keine Ergebnisse.



FWF-Projekt „Beyond lake villages" - Jenseits der Seerandsiedlungen

FWF-Project I-1693:Homepage – Beyond Lake Villages »Jenseits der Seerandsiedlungen«; Austrian projectpart: € 491.159,51.

Taylor 2017, Timothy, Kerstin Kowarik, Immo Trinks (Univ. of Vienna), Jean Nicolas Haas (Univ. of Innsbruck), Jakob Maurer, Henrik Pohl, Cyril Dworsky, Jutta Leskovar, Klaus Löcker, Helena Seidl da Fonseca, Julia Klammer, Christoph Daxer, Michael Strasser, Marie-Claire Ries, Benjamin Dietre: → Beyond Lake Villages in the Neolithic of Austria; PAST - The Newsletter of the Prehistoric Society 85, Spring 2017:1–3.


Projekt "Archäologische Prospektion der oö Pfahlbauten"

304 km Fächerecholot- und Sedimentsonarmessungen interessant: die Flachstellen bei See und Scharfling wurden ausgespart, die Station Mooswinkel gänzlich ausgelassen

Taylor 2018, Timothy; Daxer, Chr.; Moernaut J.; Haas, J.; Strasser, M.:et al.: → Late Glacial and Holocene sedimentary infill of Lake Mondsee (Eastern Alps, Austria) and historical rockfall activity revealed by reflection seismics and sediment core analysis. Austrian Journal of Earth Sciences 2018:111–134. CC-BY-NC-ND 4.0 License. (Im Rahmen des internationalen Projekts:Beyond lake settlements: Studying Neolithic environmental changes and human impact at small lakes in Switzerland, Germany and Austria.; Study was supported by the FWF–DACH Project "Beyond lake villages", FWF Project No. I-1693: CHF 614.594,-)

Timothy Taylor und Team führten 2018 im Rahmen des Projekts "Archäologische Prospektion oö Pfahlbauten" hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektionen in oö Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar durch. Leider konnten ausgerechnet die Uferstreifen mit potentiellen Pfahlbauresten (vgl. See, Scharfling, Mooswinkel) wegen Niedrigwasser nicht gescannt werden.

Vorläufige Ergebnisse und Ausblick: "Seit Mai 2018 ist der Seeboden des Mondsees fast vollständig mit Fächerecholotmessungen (vgl. Abb.) kartiert worden, mit Ausnahme der extrem flachen Uferbereiche [Anm.: also der Pfahlbaustationen See, Mooswinkel und Scharfling] aufgrund des niedrigen Wasserstandes im Sommer 2018. Die bathymetrischen Daten sind nicht nur aus archäologischer und historischer Sicht von großem Interesse, sondern auch hinsichtlich der Seemorphologie, Sedimentologie und Geologie. Die Multibeam-Sonar-Datenschwaden des Mondsees, die eine Gesamtfläche von mehr als 13 km² abdecken, werden verarbeitet, um ein optimiertes dreidimensionales Modell des Seebodens zu erstellen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien wird die Software OPALS (Orientation and Processing of Airborne Laser scanning data), die für die Verarbeitung und Streifenanpassung von Airborne-Laserscanning-Daten entwickelt wurde, für die Anwendung auf Multibeam-Sonardaten angepasst. Die Multibeam- und Sedimentsonardatenerfassung wird 2019 am Mondsee und Attersee fortgesetzt. Mit diesem Projekt werden wesentliche Grundlagendaten für die wissenschaftliche Erforschung dieser Seen, für Umweltmonitoringprojekte und gezielte unterwasserarchäologische Untersuchungen sowie geologische und limnologische Forschungen generiert."

Folge-Veröffentlichungen 2019 mit einigen ersten Auswerte-Bildern: "Der extreme Föhnsturm in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2018 hat bedauerlicherweise zum Sinken des Messbootes wie auch der Havarie zahlreicher anderer Boote am Attersee geführt. Es wird derzeit daran gearbeitet ein Ersatzboot zu beschaffen und nach abgeschlossener Befundung der Messgeräte mit der Vermessung der Seen fortzusetzen. Die Daten sollen nach erfolgter Bearbeitung im Rahmen des Projekts „Archäologische Prospektion oö Pfahlbauten“ publiziert und im Rahmen der geplanten Landesausstellung der Öffentlichkeit anschaulich präsentiert werden."

Taylor (2019), Timothy, Trinks, I., Neubauer, W., Leskovar, J., Wallner, M., Loecker, Kl.: → High-resolution underwater archaeological prospection of Upper Austrian pile dwellings and lakes using multi-beam and sediment sonar. 13th Conf. on Archaeological Prospection. Irland 2019:21–23.

Trinks (2019), Immo; Neubauer, W.; Taylor, T.; Wallner, M.; Löcker, Kl.; Leskovar, Jutta: → Hochauflösende unterwasserarchäologische Prospektion oö Pfahlbauten und Seen mit Fächerecholot und Sediment-Sonar. Dreiländertagung der DGPF, der OVG und der SGPF in Wien; Publ. der DGPF, Bd. 28, 2019:234–240.


Lenzing-Burgstall im Forschungsprojekt „Beyond Lake Villages“

Taylor 2020, Timothy; Maurer, Jakob: → Lenzing-Burgstall: Eine kupferzeitliche Spornsiedlung im Hinterland des Attersees in OÖ. In: Beiträge zur Kupferzeit der Südostalpen. VML 2020:211–222.
Aufgefunden wurden etwa 15 kupferzeitliche Funde aus dem 37./36. Jh. und um 2.900 v. Chr.: Kleinbruchstücke aus Keramik und 1 Pfeilspitze.

Jakobitsch 2022, Thorsten; Heiss, Andreas; Kowarik, Kerstin; Maurer, Jakob; Trebsche, Peter; Taylor, Timothy: → Food and farming beyond the Alpine lake zone: the archaeobotany of the Copper Age settlements of Lenzing-Burgstall and Ansfelden-Burgwiese in Upper Austria, and an early occurrence of Triticum spelta (spelt). Vegetation History and Archaeobotany, 2022:123–136. (Zitat: "Lenzing hat einen generell schlechten Erhaltungszustand.")



Landnutzung im Simulationsjahr 10. Dauerhafte Kultivierung angenommen.
Legende Landnutzung von Weyregg

Internationale D-A-CH-Studie: Neolithische Landnutzung in Weyregg

Taylor (2020), Timothy et al.: → How many, how far? Quantitative models of Neolithic land use for six wetland sites on the northern Alpine forelands between 4300 and 3700 BC. Vegetation History and Archaeobotany, Springer 2020:621–639. (Schweiz, Schwaben, Österreich: Weyregg); → Supplementary file2 (DOCX 38 kb) – Daten und Modell, Literatur

  • S. 632, Fig. 7: Weyregger Subsistenz-Verhalten: gute Äcker mit 1 km², viele Weiden, Sammeln über 5 km², Jagen im gesamten Bergraum, Fischen mit 1 km Radius im See.

Zugrundeliegende Annahmen zu Weyregg II:

Zeitraum ca. 3.750 cal. BC; frühe lokale Pollen- oder archäobotanische Daten fehlen; Niederschlag 1.318 mm/Jahr; besonders wirtschaftsungünstig wegen überwiegend großer Handneigung; es verbleiben nur 17% Agrarflächenanteil mit Hangneigung unter 25%.

Bedarf je Modell-Haushalt:

6 Mitglieder je Haushalt; Kalorienbedarf 2000 kcal/Tag, Person; jährlicher Kalorienbedarf je Haushalt: 4,39 Gcal/Jahr; Holzbedarf je Haushalt 1,5 cbm/Jahr für Hauserhaltung; Brennholzbedarf je Haushalt 6 cbm/Jahr (= 13 kg Brennholz/Haushalt, Tag); Weidefläche je Großvieheinheit 1,4–12 ha/Jahr.

60–90 % Anteil von pflanzlichen Kalorien gegenüber 10-40 % Nicht-Pflanzen-Kalorien:
relative Bedeutung von: Jagd 10 %, Sammeln 60 %, Fischerei 10 % und Viehzucht 20 %.


Kumulierte Sichtbereich-Analyse ("Accumulated Viewshed Analyses")

Taylor (2014 -2019), Timothy: Case Study - Accumulate Viewshed Analyses As A Method To Value - → The Impact Of Dominating Landscape Features On Prehistoric Societies. (DACH-FWF-Project I-1693: Beyond Lake Villages - »Jenseits der Seerandsiedlungen«)

Taylor (2019), Timothy; Julia Klammer, Kerstin Kowarik: Accumulated Vieiwshed Analyses: → Grafik und Überblick zu den Pfahlbauten an Attersee und Mondsee. FWF- und BDA-Projekt; Intern. Coll. on Digital Archaeology; Bern 4.–6.2.2019: © Beyond Lake Villages (FWF I-1693)

Taylor (2019), Timothy; Julia Klammer: PosterLake View Has Always Been An Issue; Digital Archaeology Bern 4.–6.2.2019


Taylor (2022), Timothy; Kowarik, Kerstin; Klammer, Julia; Seidl da Fonseca, Helena; Maurer, Jakob: → From lakeshore to hilltop. Investigating Copper Age landuse in the Attersee-Mondsee region; 2022:233–250. (FWF project number FWF-I-1693.) In: Hafner et al. (Ed.) Settling Waterscapes in Europe. The Archaeology of Neolithic and Bronze Age Pile-Dwellings.Sidestone Press 2022, 290 p. Journal: Open Series in Prehistoric Archaeology 1. (CC BY-SA 4.0)

[Inhalt: S. 233-236: Historie der Pfahlbauforschung in Österreich; S. 236-239: Forschungsgegend; S. 239-246: Landschaft, Sichtbarkeit, Wegbarkeit, Stationswahl; S. 247-250: Literatur.]

Die wesentlichen Ergebnisse werden (inklusive 6 illustrierenden Abbildungen) dargestellt auf:

  • S. 240: "Gemeinsame (Landschafts-)Aussichten"-Karte der Stationen am Attersee und Mondsee.
  • S. 242: Gehzeiten-Karte der Seenstandorte; berechnet vom Ufer von Attersee und Mondsee.
  • S. 243: Gehgeschwindigkeits-Karte um die einzelnen Stationen.
  • S. 245: Einzugsgebiete bei Gehzeiten von 30 min und 60 min für die Stationen am Mondsee.
  • S. 246: (Landschafts-)Aussichts- und Gehzeiten-Karten für das Siedlungsgebiet Abtsdorf I-III.

Schlussfolgerungen (s. 246): "Indem wir auf visuelle Muster, Landschaftsverbindungen und Standortwahl abzielen, arbeiten wir daran, die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt im 4. Jahrtausend durch eine "räumliche Brille" zu charakterisieren. Die von uns angewendeten Methoden stellen ein leistungsfähiges Instrument zur Erforschung der vergangenen menschlichen Landnutzung dar, zumal sie die Kombination verschiedener Perspektiven ermöglichen, z. B. auf Standort- und Landschaftsebene. Durch die Anwendung der beschriebenen Analyse sind Gebiete mit besonderen topographischen Eigenschaften in den Blickpunkt gerückt. Diese müssen im Feld und durch diachrone [Anm.: "zur geschichtlichen Entwicklung gehörend"] Analysen weiter untersucht werden."

Universitäre Forschungen innert des FWF-Projekts „Beyond Lake Villages“

Längauer (2019), Julia Maria: → Eine archäologische Landschaftsanalyse zweier Voralpenseen im Vergleich - die prähistorischen Fundstellen der nördlichen Attersee-Region, Oberösterreich und des Tegernsees. Masterarbeit; Universität Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2019. (105 Seiten, 69 MB; Neolithikum, Bronzezeit, Eisenzeit, Hügelgräber) Betreuer: Timothy Taylor.

  • Abstract: Die ersten Pfahlbauten am Attersee wurden 1870 entdeckt. Im Zuge des darauf einsetzenden „Pfahlbaufiebers“ konzentrierte sich die Forschung über lange Zeit fast ausschließlich auf die Seeufersiedlungen. Erst seit kurzem wird durch das internationale Projekt: „Beyond Lake Villages“ auch das Hinterland einiger Seen erforscht, sowie Lehrgrabungen der Universität Wien durch Timothy Taylor im Hinterland des Attersees durchgeführt. Ziele dieser Masterarbeit sind zum einen eine landschaftsarchäologische Analyse anhand ausgesuchter, geeignet erscheinender Geofaktoren, um potenzielle, diachron unterschiedliche, Siedlungssystematiken aufzuzeigen, zum anderen, die Möglichkeit, diese Ergebnisse auf einen bisher unerforschten See, den Tegernsee in Bayern zu übertragen. Es zeigt sich, dass im Hinterland des Attersees für das ausgewählte Gebiet ein deutlich unterschiedliches Siedlungsverhalten zumindest für das Spätneolithikum und die mittlere Bronzezeit festgestellt werden kann. Die Siedlungen der Mittelbronzezeit liegen im Schnitt höher im Gelände und näher am Attersee als die spätneolithischen. Ebenso wurden die großteils undatierten Hügelgräber bearbeitet, um mögliche Bezüge zueinander aufzuzeigen. Die Sichtachsen könnten hier eine chronologische Abfolge der Erbauung implizieren. Streufunde im ausgewählten Gebiet erwiesen sich nur als bedingt aussagekräftig und wurden nur bearbeitet, wenn sie durch ihre Lage und Bezug zu Siedlungen sinnvoll erschienen. Dabei konnte für die Urnenfelderkultur eine regelhafte Deponierung im Attersee mit Bezug auf die Siedlung am Buchberg herausgearbeitet werden. Ein Umlegen der Ergebnisse auf den Tegernsee stellte sich als schwierig heraus und ist nur bei gleicher Datenmenge und Qualität möglich. Dennoch konnten durch Begehungen rund um den Tegernsee einige potenzielle Siedlungsstellen entdeckt werden. Wünschenswert wäre, diese in Zukunft durch noninvasive Methoden wie geomagnetische Messungen zu untersuchen.

Lane 2020, Dominik: → Der Hortfund "Attersee I" im Kontext des Zentralortes Buchberg im Attergau. (FWF-Projekt) 221 Seiten, Masterarbeit, Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fakultät: Betreuer: Timothy Taylor.

  • Abstract: Im Zuge der Grabungskampagne 2019 am Buchberg im Attergau, im Rahmen des „Beyond Lake Villages“ Projekt, wurden vier bronzezeitliche Hortfunde entdeckt. Einer dieser Horte, nämlich der Hortfund „Attersee I“, ist Gegenstand dieser Arbeit. Die Fundstelle Buchberg zeigt mehrere Hinweise auf eine Rolle als Zentralort für die Region bzw. das Umland. Der Fund erfolgte durch einen beauftragten Sondengänger und die anschließende Bergung und Nachgrabung wurde nach den bestmöglichen Grabungs- und Dokumentationsstandards durchgeführt. Im Grabungsschnitt konnte eine flächige Steinlage nachgewiesen werden, die eine mögliche Interpretation als Gebäudestruktur eröffnet, jedoch sind weitere Untersuchungen zur Verifzierung nötig. Aufgrund der Zusammensetzung handelt es sich beim Hortfund „Attersee I“ um einen spätbronzezeitlichen/urnenfelderzeitlichen Brucherzhort. Die Datierung basiert auf der Typochronologie der Fundobjekte, eine chronometrische Datierung durch C14-Analysen ist noch ausstehend aber schon in Planung. Der Hortfund „Attersee I“ fügt sich nahtlos in das Bild der zentraleuropäischen Hortlandschaft ein, obwohl sich auch die Sonderstellung Oberösterreichs als Überschneidungsgebiet westlicher und östlicher, urnenfelderzeitlicher Einflüsse im Fundbild widerspiegeln.

(Leider noch) keine Volltext-Freigabe für die folgenden Masterarbeiten durch die Verfasser*innen:

Mayr (2017), Andreas: → Kupferzeitliche Fundstellen im Umfeld von Attersee und Mondsee - Modellierung und Entdeckung. Masterarbeit, Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2017. 249 Seiten. Betreuer: Timothy Taylor

  • Abstract: In dieser Arbeit geht es darum, das Hinterland der neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen (Pfahlbaustationen) der Mondseekultur im oberösterreichischen Seengebiet des Attersees und Mondsees nach weiteren Aktivitätszonen des Menschen, zu untersuchen. Als Grundlage diente die Erarbeitung eines Merkmalkataloges von bereits bekannten Landsiedlungen der Mondseekultur in Salzburg, Oberösterreich, der Steiermark und Niederösterreich. Die typischen Merkmale, die für diese Landsiedlungen der Mondseekultur herausgearbeitet wurden, betreffen im Besonderen naturräumliche Faktoren. Der 220 m2 [km²] große Untersuchungsraum wurde mit Hilfe von Luftbildern und insbesondere von ALS (Airborne Laser scanning) Bildern abgesucht, und Verdachtsflächen, die eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine menschliche Nutzung darstellen, ermittelt. In der Folge wurden die Verdachtsflächen begangen, die Topographie und Umweltbedingungen genauer untersucht, als auch Oberflächenfunde (Keramik, Steingeräte etc.) dokumentiert. Die Verdachtsflächen wurden beschrieben, ein tabellarischer Merkmalkatalog erstellt, indem alle Daten erfasst wurden, und die Verdachtsflächen sind weiters in einem Katalog digitaler Karten zusammengestellt. An acht der 65 untersuchten Verdachtsflächen konnten neolithische bzw. bronzezeitliche Artefakte oberflächlich festgestellt werden. Der in dieser Arbeit ermittelte Verdachtsflächenkatalog bietet eine gute Grundlage für in der Folge geophysikalische Prospektionen und archäologische Ausgrabungen, um den Forschungsstand des Hinterlandes der Seeufersiedlungen zu erhöhen. Interaktionen der Pfahlbaustationen, von denen drei in Oberösterreich und eine in Kärnten am Keutschacher See seit 2011 Weltkulturerbe sind, mit dessen Umfeld können dadurch besser evaluiert werden.

Seidl Da Fonseca (6.5.2019), Helena: → Prehistoric lakeshore settlements’ landscape analysis - the cases of Attersee and Mondsee, Upper Austria. (Eine Landschaftsanalyse der urgeschichtlichen Seeufersiedlungen am Attersee und Mondsee in OÖ)) Masterarbeit Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2019. 171 Seiten; Betreuer: Timothy Taylor

  • Abstract: "Die vorliegende Master-Arbeit ist ein Beitrag zur Aufarbeitung der vorhergegangenen Forschungen in Oberösterreich und behandelt die bereits bekannten Seeufersiedlungen im Raum Attersee und Mondsee mit Hilfe aktueller Techniken in einem neuen Licht. Die Durchführung einer archäologischen Landschaftsanalyse setzt die Unterwasserfundstellen in Verbindung mit ihrem Hinterland. Mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS/Arcmap) wurden bestimmte Geofaktoren innerhalb der direkten Einzugsgebiete der bekannten Fundstellen untersucht. Mittels solcher Umfeld-Analysen konnte die Landschaft in Verbindung mit Seeufersiedlungen statisch ausgewertet werden. Die Ergebnisse bieten Input für verschiedene Forschungsfragen im Bezug auf die Mensch-Umwelt Beziehung im Neolithikum und der Bronzezeit. Zudem führten die Analysen zu einer Definition von Siedlungstypen deren Standorte ähnliche Landschaftsmerkmale aufweisen. Die Eigenschaften des am häufigsten vertretenen Typs wurden als Parameter für die Erstellung eines Vorhersagemodells herangezogen das zukünftiger Forschungen dienlich sein soll. Die präsentierte Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam des internationalen D-A-CH Forschungsprojekts „Beyond lake villages: Studying Neolithic Environmental changes and human impact at small lakes in Switzerland, Germany and Austria“ (FWF - I 1693)."

Holzer (7.11.2019), Laura Montana: → Das Salzkammergut zwischen Mesolithikum und Neolithikum. In: Brüche – Schnitte – Narben. Zur Periodisierung in der Archäologie hinsichtlich der neolithischen Mobilität. Masterarbeit Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2019. 139 Seiten; Betreuer: Timothy Taylor

  • Abstract: Diesen Fragen wird sich anhand des Übergangs vom Mesolithikum zum Neolithikum gewidmet. Das Fallbeispiel beleuchtet das Salzkammergut zwischen den Zeitscheiben „Mesolithikum" und „Neolithikum"; mobilitätsspezifische Befunde und Funde aus dieser Landschaft und nahe gelegenen Orten werden miteinander verglichen und auf ihre Epochenrelevanz untersucht. Spezielles Augenmerk liegt auf verschiedenen Artefakten, Hausbefunden und der Landschaft als Lebensraum und Mobilitätsfaktor. Als menschliche Akteure „ihrer" jeweiligen Zeiten werden die „Mesolithiker", die Linearbandkeramische Kultur (LBK) und die Mondseekultur (MSK) in Kontrast gestellt, um mit ihnen die zeitlichen und prozessualen Stufen des Mesolithikums, der Neolithisierung und des Neolithikums in ihrer scheinbar klar umrissenen Grenzziehung zu hinterfragen. [Anm.: Timothy Taylor stellte wohl seine Bibliothek zur Verfügung.]
  • Holzer schreibt auf S. 74 im Abschnitt ´5.2 Die Mesolithiker´: „Für das Mesolithikum und das frühe Neolithikum in Oberösterreich ergibt sich eine sehr schlechte Quellenlage. Deswegen wird hier auf vergleichsfähige Befunde ausgewichen, die im nahest möglichen Umfeld des Salzkammergutes verortet sind. Ein nahes Fundgebiet ist Bayern, für das ebenfalls nur wenige mesolithische Fundstellen bekannt sind.“

Universitäre Forschungen mit Beteiligung der Universität Innsbruck

Ries (16.8.2018), Marie-Claire: Analyses and interpretation of human-environment interactions at the lacustrine Neolithic settlement of Weyregg II, Lake Attersee, Upper Austria: palaeoecology and archaeology. Masterarbeit Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2018, 97 Seiten Text (und zusätzlich viele Untersuchungen, Tabellen, Grafiken und Diagramme). Betreuer: Jean Nicolas Haas (Univ. Innsbruck) und Timothy Taylor (Univ. Wien)
[Anm.: Eine Aufhebung der Sperre dieser ausgezeichneten Diplomarbeit wäre wünschenswert.)

  • Abstract: Prähistorische Siedlungen in Seen und Mooren des circumalpinen Raums gehören zu den herausragenden archäologischen Archiven in Mitteleuropa. Die Konservierung der anthropogenen Ablagerungen unter anoxischen Verhältnissen bietet besonderes Potential für die naturwissenschaftliche Forschung. Im Rahmen der Masterarbeit werden erstmals Sedimente aus Bohrkernen einer österreichischen Seeufersiedlung des Neolithikums durch einen interdisziplinären Ansatz analysiert. Paläoökologische, archäobotanische, sedimentologische und archäologische Methoden kommen dabei zum Einsatz. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung von sogenannten Non-Pollen Palynomorphs, mikroskopischen Objekten wie Algen oder Pilzsporen, welche wertvolle Zusatzinformationen zu vergangenen ökologischen Verhältnissen liefern. Ziel der Arbeit ist es, detaillierte Kenntnisse zur prähistorischen Mensch-Umwelt Beziehung zu erlangen. Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt konzentriert sich auf die lokalen Sedimentationsverhältnisse. Zudem wird versucht die Siedlung Weyregg II in einen paläoklimatischen Kontext einzuordnen.
  • Ries 2018, Marie-Claire: → Von Pollen, Pilzsporen und Parasiteneiern - Paläoökologische Analysen in oö Seeufersiedlungen (= Weyregg II); Fines Transire 28, 2018:201–219.
    Bei der Station Weyregg II sollen nebem den archäologischen viele weitere Untersuchungen unternommen werden: Dendrochronologie und Holzartenbestimmungen (BOKU), Pflanzliche Makroreste (ÖAI), Paläoparasitologie (Univ. Franche-Comté), Pflanzen in Dungproben (Univ. Basel), Archäometallurgie (VIAS), Archäozoologie (NHM), Archäozoolog. Untersuchungen von Fischknochen (ÖAI). Konservierung und Restaurierung (OÖ Landesmuseen).
    Teilnehmer E-Mails

Sehrt (12.6.2019), Melissa: → Palynological, Palaeoecologicel, Sedimentological and Geochemical (XRF) Multi-proxy Study of the Late-Glacial to Holocene Lake Basin Development and Vegetation History at Gerlhamer Moor (Upper Austria, Austria). Master thesis, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 71 Seiten. Betreuer: Jean Nicolas Haas. (leider gesperrte DA)

  • Abstract (aus Diplomarbeit): Die Region der Seen Mondsee und Attersee im Salzkammergut (Oberösterreich) ist bekannt für die intensive Erforschung der prähistorischen, neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen, die unter Wasserabschluss außergewöhnlich gut erhalten sind. Neben den Seeufersiedlungen finden derzeit auch archäologische Fundstellen im Hinterland der Seen große Beachtung, um zu klären, ob und in welchem Ausmaß prähistorische Siedler die Umgebung der Seen für Ackerbau und Viehzucht genutzt haben. Gleichzeitig gibt es für die Region bisher nur wenige Informationen mit gut datierter Vegetationsdynamik und menschlichen Einfluss auf die ehemalige Vegetation. Die Verlandung des ehemaligen Gerlhamer Sees zu einem Torfmoor erfolgte um 5.200 cal. BP. Die Ablagerung der Makrofossilien begann um 16.800 cal. BP, was auf eine erste Fauna im See hindeutet, und die palynologische Aufzeichnung begann während der ältesten Dryas-Chronozone um 15.400 cal. BP und zeigt eine typische Steppenvegetation (Beifuß, Sonnenröschen, Weide, Wacholder – Artemisia, Helianthemum, Salix, Juniperus) nach Ende der Vergletscherung.
    Die erste Waldbildung durch Kiefern (Pinus) und Birken (Betula) wird auf etwa 14.000 cal. BP datiert, die bestand bis zur Ausbreitung von Hasel- (Corylus avellana) und Ulmenmischwäldern ab etwa 11.200 cal. BP als Reaktion auf die Klimaerwärmung und möglicherweise aufgrund von durch den (mesolithischen) Menschen verursachten Feuerereignissen.
    Um 4.150 kal. v.Chr. führte die Einwanderung und Ausbreitung von Rotbuche (Fagus sylvatica) und Weißtanne (Abies alba) zu einer Verdrängung der lichtliebenden (heliophilen) Baumgattungen wie Ulme (Ulmus), Linde (Tilia), Eiche (Quercus), Ahorn (Acer) und Esche (Fraxinus excelsior), was auch durch den Wechsel zu einem feuchteren und weniger kontinentalen Klima begünstigt wurde.
    Spätneolithische landwirtschaftliche Aktivitäten wurden erst für 2.200 cal. v.Chr. mit dem ersten Auftreten von Getreide-(Cerealia}-Pollen und damit zusammenhängenden Funden von Pollen von Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Brennesseln (Urtica) und anderen Unkräutern.

Jakob Maurers umfangreiche "Mondsee-Gruppe"

Seine "Mondsee-Gruppe" = "Keramikstil" ≠ "soziokulturell zus.-gehörige Personengruppe"

Maurer 2019, Jakob: → „Kulturgruppen“ in der Kupferzeitforschung – Das Archäologie-Lexikon SONIPEDIA. In: SONIUS Nr. 25, 2019:6.

"In „Kulturgruppen“ werden in der Archäologie Fundstellen und Funde eingeordnet, die in den materiellen Hinterlassenschaften räumlich und zeitlich abgrenzbar Gemeinsamkeiten aufweisen. Für die Kupferzeit wird dazu hauptsächlich nach Ähnlichkeiten der Keramik gesucht. Meist könnte statt „Kulturgruppe“ daher auch von „Keramikstil“ gesprochen werden. Häufig werden einzelne auffällige Merkmale bzw. Kombinationen davon besonders stark beachtet: Im Fall der sogenannten „Mondsee-Gruppe“ zum Beispiel weiß gefüllte Furchenstichverzierungen, im Fall der „Chamer Kultur“ unter anderem reichhaltige Leistenverzierungen (Abb. 3 und 4 im Beitrag).

Wichtig ist der Hinweis, dass die Definition von „Kulturgruppen“ eine Jahrtausende später entwickelte Klassifikation ist, die stark von der Merkmalsauswahl, den Erhaltungsbedingungen und der Forschungsgeschichte abhängig ist, und der zumindest in der Kupferzeitforschung auch kein einheitliches System zugrunde liegt. „Kulturgruppen“ sind fachinterne Hilfsbegriffe (zum Beispiel für chronologische Diskussionen). Würden im Einzelfall andere Merkmale für die Kartierung ausgewählt, würde die Verbreitung mancher „Kulturgruppen“ ganz anders aussehen.

Trotzdem ist davon auszugehen, dass das Verbreitungsbild von „Kulturgruppen“ zumeist auch urgeschichtliche Netzwerke, Kontakte und gemeinsame Traditionen widerspiegelt. Unter anderem aufgrund des beträchtlich ausgedehnten Verbreitungsgebiets vieler Keramikstile ist es im Allgemeinen nicht sehr wahrscheinlich, dass die Verbreitung von „Kulturgruppen“ mit der von "soziokulturell zusammengehörigen Personengruppen" der Kupferzeit übereinstimmt, wie aufgrund der Begrifflichkeit oft angenommen wird."



Jakob Maurers umfangreiche Forschungsbasis

Link zur Liste der → Veröffentlichungen von Jakob Maurer'

  • beinhaltet viele der „Hinterland-Forschungen“ mit Timothy Taylor zur Vorbereitung der oö Landesausstellung 2020.

Jakob Maurr stellt auf der Homepage → Endnote-Gesamt (12.10.2018) eine umfangreiche Literatur-Zusammenstellung zur Verfügung.
Eine Suche ergibt 92 x „Ruttkay“; 47 x „Hell“; 31 x "Offenberger"; 28 x „Pittioni“; 14 x „Willvonseder“; 11 x „Much“; 9 x „Beninger“; 7 x „Driehaus“; 6 x „Reinecke“; 3 x "Mitterkalkgruber"; 1 x "Morgan".



Jakob Maurers Veröffentlichungen zu seiner "Mondsee-Gruppe"

Maurer 2005, Jakob: KG Schwaig, Fundberichte aus Österreich 44, 2005:472.

Maurer 2006, Jakob: → Das Neolithikum im Bezirk Amstetten. Die jungsteinzeitliche Höhensiedlung auf dem Plattenberg bei Kürnberg (Marktgemeinde Weistrach). Unpubl. Fachbereichsarbeit BORG Linz 2006. 117 Seiten (es fehlt das Kap. 9:62–95)
[Anm.: Eine Suche gibt 13 x "Mondsee"; 44 x „Schmitsberger“; 16 x „Mitterkalkgruber“ (1992)]

  • hierfür Auszeichnung: Kurier: Niederösterreicher des Monats (für Matura-Fachbereichsarbeit)

Maurer 2008, Jakob: Jungneolithischer Abfall von der Schweighofer Mauer, KG Ertl. Abschlussarbeit 1. Studienabschnitt, 2008.

Maurer 2010, Jakob: → Jungneolithischer Abfall von der Schweighofer Mauer, KG Ertl. Fundberichte aus Österreich 49, 2010:47-99.

  • Der Aufsatz befasst sich mit Streufunden seiner "Mondsee-Gruppe" aus dem Schutthang unterhalb einer Höhensiedlung im westlichen NÖ. Der kupferne Fundstoff (1 Löffel-Randbruchstück, 1 Plättchen, 1 Drahtstück, 1 Klümpchen, 1 ringförmiger Draht, 1 Pfriem-Fragment (3,4 cm lang) und 1 Spirale.) wurde 2007 aus modern umgelagertem Erdmaterial geborgen.
    [Anm.: Suche bringt 53 x „Mondsee“; 39 x „Schmitsberger“; 30 x „Mitterkalkgruber“; 16 x Willvonseder; 5 x Beninger]

Maurer 2010, Jakob: → Eine Schutthalde mit Funden der Mondsee-Gruppe im Mostviertel. (betrifft ebenfalls Schweighofer Mauer) ArchA 21/1, 2010:26–28.

Maurer 2012, Jakob: → Steyregg-Windegg – Eine Siedlung der Chamer Kultur - Struktur und Fundmaterial. Diplomarbeit Univ. Wien; 2012: 278 Seiten. („Mondsee-Gruppe“: 31 Treffer.)
Die typologische Datierung von Windegg (und Pulgarn) ergibt das 31./30. bzw. das späte 30./29. Jh. v. Chr. Es wurde Keramik aus der Jevišovice-Kultur und auch der späten badischen Kultur gefunden. Die Verarbeitung dieser Keramik ist teils ortstypisch, teils fremd und besonders gut gearbeitet, was auf direkte oder indirekte Kontakte oder einen Personentransfer hinweisen könnte. Die metrische Analyse der flachen Steinbeile zeigt im Vergleich zu Äxten der Mondsee-Gruppe eine Tendenz zu geraderen Schneiden und etwas rechteckigeren Grundformen. Obwohl Maurer die Abfolge der Kulturen mit Mondsee – Altheim – Cham angibt, verknüpft er seine „Mondseegruppe mit Höhensiedlungen“ mit der Chamer-Kultur.
[Anm.: Die „verzierte“ Mondseekeramik endet wohl um 3.300 v. Chr.]


Maurer 2012, Jakob: → Landsiedlungen der Mondsee‐Gruppe – eine kupferzeitliche Forschungslücke in den nordöstlichen Voralpen. Internat. Arbeitstreffen “Das Inntal als Drehscheibe zw. Kulturen nördlich und südlich des Alpenhauptkammes” in Innsbruck (17.02.2012), Publikation abgesagt. 25 S., 25 Abb.
(Suche ergibt: 14 x „Schmitsberger“; 8 x „Mitterkalkgruber“; 8 x „Ruttkay“; 6 x „Artner“ (Steiermark); 4 x „Binsteiner“; 3 x „Beninger“; 3 x „Willvonseder“; 3 x „Hell/Koblitz“ (Rainberg))

Jakob Maurers Ausdehnung der Mondsee-Gruppe

Jakob Maurer weist seinen „Landsiedlungen der Mondsee-Gruppe“ zu:

  • ganz sicher die Schweighofer Mauer in Ertl (Mostviertel in NÖ; < 350 m² Fläche);
  • Höhensiedlungen in der Laussa und im Mostviertel (Rebensteiner Mauer [< 40 m² Fläche!], Prückler Mauer und Langensteiner Wand) mit ähnlichem Fundmaterial wie Schweighofer Mauer;
  • einzelne Straten in Ansfelden-Burgwiese (ohne Mondsee II-Phase);
  • die Paura in Stadl-Paura (trotz „Hiatus der Mondsee-II-Phase“);
  • die Salzburger und niederbayrischen Siedlungen zählt er eher zur Altheimer Gruppe mit Importen aus Mondsee;
  • den Rainberg in Salzburg (S. 10) für eine – eventuell eher frühe? – Phase der Mondsee-Gruppe (vgl. hierzu aber die Anm. weiter unten)
  • „am Götschenberg bei Bischofshofen ist der typische Mondsee-II-Furchenstich vorhanden“; [Anm.: J. Maurer übersieht hier den Beitrag Ottaways, der die Mondseekeramik als Import nachweist.]
  • weitere Trockenbodensiedlungen im Raum Graz und
  • Funde von der Krautinsel im Chiemsee.

Maurer bezieht sich in seinen Zuweisungen zu Landsiedlungen der „Mondsee-Gruppe“ auf Mitterkalkgruber 1992 (Rebensteiner und Prückler Mauer, Langensteiner Wand) und Maurer 2006 (Kürnberg), Maurer 2010 (Konradsheim) und Schwammenhöfer (Ginning-Staudenkogel; in: Archäologische Denkmale. Viertel ober dem Wienerwald. Lehrbehelf für das "Archäologische Praktikum"); Artner 2008 (Großraum Graz); Trebsche 2008 (Ansfelden-Burgwiese – ohne Mondsee II-Material); Beninger 1961 (Stadl-Paura – ohne Mondsee II-Phase); Hell 1918 (Rainberg); Pflederer 2009 (Krautinsel im Chiemsee). Als wichtigsten Fundpunkt mit typischem Mondsee-II-Furchenstich bezeichnet Maurer den Götschenberg bei Bischofshofen (obwohl er diesen eine Seite davor als "nachgewiesenen Mondsee-Import" anführt).

Maurer bringt zum Abschluss seines Artikels aber zum Ausdruck, „dass aufgrund der nach wie vor äußerst geringen Anzahl von geschlossenen Fundkomplexen viele topografische und typologische Überlegungen zur Mondsee-Gruppe als reine Arbeitshypothesen zu betrachten sind, die bereits mit dem nächsten Befund wieder stürzen könnten.“

Lochner 1997 Mooswinkel 1971, Taf. 5/5
  • Anm.: Maurer schreibt, dass auch der Rainberg in Salzburg (Hell / Koblitz 1918, 27) wegen eines furchenstichverzierten Stücks mit einem Spiralmotiv zu nennen ist, ... "das nicht nur aus den Seeufersiedlungen (Lochner 1997, 56/6; "See" 1982–86), sondern auch aus der Steiermark (Artner 2011) bekannt ist."
  • In der Arbeit von Michaela Lochner 1997 kommt bzgl. der Bergung Offenbergers [„See“ 1982–1986] kein Spiralmotiv vor; gar nicht unter 56/6.
  • Im Werk Lochners 1997 ist nur ein einziges entfernt an ein Spiralmotiv erinnerndes Dekor unter [Mooswinkel 1971, Taf. 5/5] zu finden: vgl. die nebenstehende Abbildung und auch die fotographische Abbildung auf [Mooswinkel 1971, Taf. 10/5].
    Die Zeitstellung für Mooswinkel liegt bei 68,2%-Summenkalibrierung: 3.350–2.750 BC.

Maurer 2013, Jakob: → Das Mostviertel und die Mondsee-Gruppe – Felsklippen und Bärenzähne. In: Tag der NÖ Landesarchäologie 2013. Katalog des nö Landesmuseums 2013:28–35.

Einleitung: Dass das Hauptverbreitungsgebiet der kupferzeitlichen Mondsee-Gruppe bis in das südwestliche Niederösterreich reicht und sich keineswegs auf die oberösterreichischen Seeufer beschränkt, ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Ähnlich wie die Feuchtbodensiedlungen am Mond- und Attersee (UNESCO-Weltkulturerbe seit 2011!) verdienen aber auch die Trockenbodensiedlungen der "Mondsee-Gruppe" im Ennstal und im Mostviertel eine intensive Betrachtung.

Zur Mondsee-Gruppe: Welche gesellschaftliche Situation sich hinter dem Erscheinungsbild der Mondsee-Gruppe verbirgt und ob sich die dahinter stehenden Menschen als Teil einer gemeinsamen Identitätengemeinschaft betrachteten, können wir derzeit nicht mit Sicherheit einschätzen. Eine zentrale politische Führung ist nicht nachweisbar, und beim aktuellen Forschungsstand liegen auch keine Hinweise auf die Existenz von besonders bedeutenden Zentralorten vor. Vielleicht handelt es sich eher um ein loses Netzwerk oder eine Gruppierung verschiedener Stämme, Großfamilien oder Dorfgemeinschaften? Wir wissen es nicht. Das archäologische Fundmaterial und die Ähnlichkeit der Gefäßverzierungen auf den verschiedenen Fundplätzen weisen aber jedenfalls auf vergleichbare stilistische Vorlieben und auf persönliche Kontakte hin, beispielsweise durch die Verheiratung von Personen.


Maurer 2014a, Jakob: → Das Mostviertel im 4. Jahrtausend v. Chr. In: Spurensuche in der Mostviertler Geschichte. Hrsg.: Verein zur Erforschung des westlichen Mostviertels, 2014:70–84.

Keramikgefäße mit großen Ähnlichkeiten in mehreren Fundstellen werden einer gemeinsamen „Kulturgruppe“ zugewiesen. Eine solche ist die Mondsee-Gruppe, die vor allem aufgrund ihrer Seeufersiedlungen am Mond- und Attersee bekannt ist. Das Hauptverbreitungsgebiet der Mondsee-Gruppe befindet sich nach heutigem Wissen im nordöstlichen Alpenvorland und erstreckt sich von Oberösterreich bis ins Mostviertel. Weitere Funde sind aber auch zahlreich aus Salzburg und vereinzelt aus Niederbayern sowie aus dem Traisental bekannt. In Höhensiedlungen im Großraum Graz ist neuerdings Keramik der Mondsee-Gruppe zum Vorschein gekommen. Über die gesellschaftliche Situation wissen wir nichts. Wir haben eigentlich keine Ahnung!

Im Mostviertel ist die Schweighofer Mauer in Ertl mit Sicherheit der Mondsee-Gruppe zuzuweisen; wahrscheinlich auch die Höhensiedlungen im Reingruber-Steinbruch bei Kürnberg und dem Schießkogel in Konradsheim. Weitere sind aus der Laussa und dem Ennstal bekannt (Langensteiner Wand, Rebensteiner Mauer, Prückler Mauer).

Jedenfalls führt J. Maurer 5 Stationen im Ennstal/Mostviertel als sicher der Mondsee-Gruppe zugehörig an und 2 Stationen im Mostviertel als möglich/unsicher. Maurer: "Bei genaueren Forschungen würde sich ihre Anzahl vermutlich noch stark erhöhen."


Maurer 2014b, Jakob, → Die Mondsee-Gruppe: Gibt es Neuigkeiten? Ein allgemeiner Überblick zum Stand der Forschung. Vorträge des 32. Niederbayerischen Archäologentages 2014:45-90.
(Eine Suche ergibt: 55 x „Ruttkay“; 35 x „Offenberger“; 20 x „Artner“ (Steiermark); 17 x „Schmitsberger“; 13 x „Binsteiner“; 12 x „Obereder“ (Kanzel); 11 x „Mitterkalkgruber“; 11 x „Willvonseder“; 6 x „Pflederer“ (Krautinsel); 4 x „Beninger“ (Paura); 3 x „Hell/Koblitz“ (Rainberg); 1 x „Lippert“ (Götschenberg))

Rebensteiner Mauer: Mitterkalkgruber 1992, Taf. 18/4
„Kanzel“ (Graz); "Volutenmuster" nicht von Mondsee

Einleitung: Die derzeit bekannten Fundstellen mit Keramik der Mondsee-Gruppe konzentrieren sich in voralpinen Bereichen Österreichs und befinden sich damit südöstlich des Verbreitungsgebiets der Altheimer Gruppe, die hauptsächlich in Süddeutschland auftritt. In zeitlicher Hinsicht sind die beiden Kulturerscheinungen zu parallelisieren und dem 4. Jt. v. Chr. zuzuordnen.

Unter Bezugnahme auf Willvonseder 1963-68 weist er stilistisch ähnliche Fundbestände der „Mondsee-Gruppe“ zu. Die Abgrenzung zur Altheimer Gruppe durch Driehaus sieht er nur als einen Versuch; „eine aktuelle systematische Ausarbeitung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu benachbarten Kulturgruppen und Regionen ist nicht verfügbar.“

Seine Formulierung „Gibt es Neuigkeiten?“ war nur rhetorisch: „Seit den letzten Überblicksarbeiten (Franz/Weninger 1927; Willvonseder 1963–68; Ruttkay 1981; Ruttkay 1990; Ruttkay 1998; Ruttkay u. a. 2004) wurden von verschiedener Seite zwar etliche wichtige Forschungsarbeiten durchgeführt, besonders „sensationelle Würfe" sind jedoch ausgeblieben. Mittels der „Schweighofer Mauer“ als „rotem Faden und den Erkenntnissen anderer Autorinnen und Autoren [gestaltet er] eine Collage aus verschiedenen Teilaspekten der Mondsee-Gruppe.

Seine „Mondseer Fundstellen“ sind nach Mitterkalkgruber (1992, 1954) die Langensteiner Wand, die Prückler und die Rebensteiner Mauer; weiters führt er an: den Götschenberg (Lippert 1992), den Rainberg in Salzburg (Hell 1918) und den Hausstein am Schneeberg (Daim 1981). Weniger extrem gelegene Fundstellen gibt es auf ebenem Geländesporn in Obergrünburg in OÖ (Hofer 1997, Nikolaus FÖ 36, 1997:597–605). Die Paura nach Beninger 1961 fügt er trotz Fehlens von Mondsee II dazu. Pflederer 2009 vermutet die Krautinsel am Chiemsee zur Altheimer, Maurer ordnet diese aber zur Mondseer Kultur. Transalpine Fundorte sieht Maurer in Keramik mit dem typischen Dekor der Mondsee-Gruppe in Steiermark; zuletzt etwa auf der „Kanzel“ in Gratkorn (Artner 2011:Die kupferzeitliche Höhensiedlung auf der »Kanzel« bei Graz. FÖ 50, 2011:43–66: Seite 49: mit für Mondsee völlig ungewöhnlicher Inkrustierung des Henkels (vgl. die Abb.)) entdeckt, mit dem Lethkogel bei Stainz ist darüber hinaus sogar ein Fundort mit einer aussagekräftigen Stratigraphie bekannt. Die Funde des Lethkogels sind gut zu vergleichen mit dem Material der Pfahlbaustation Hočevarica des Laibacher Moors in Slowenien (Artner 2008: „Stainz in der Vergangenheit“. Verl. Gem. Stainz 2008).
[s.a.: Artner 2010, Wolfgang & Gutjahr, Christoph: → Der „Kanzelkogel” bei Gratkorn – Eine archäologische Grabung des Kulturparks Hengist. Hengist-Archäologie 2010:8–11.]

  • Anm. zu Mitterkalkgruber (1992) und Artner (2011): In Band 2 der Dissertation von Margit Bachner (2002) "Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee - Slg. Much" ist auf den Tafeln 6–9 und 114–127 keine Verzierung mit Volutenmuster (Spiralmuster) vorhanden – sondern nur solche mit in sich geschlossenen Kreisen.
  • Anm. 2: Ein zur abgebildeten Spiral-Verzierung von der Rebensteiner Mauer recht ähnlicher Krug findet sich auch im Keutschacher See: in Samonigg Bertram: Materialien II - Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees; Verlag der Österr. AdW 2003: Tafel 1, Abb. 6 „Typ K2“.

Maurer 2019, Jakob: → Felsklippen und Bärenjagd – Die Mondsee-Kultur abseits der Seeufer. Vortrag bei „Freunde der Archäologie an den Ufern des Attersees“; Attersee, GH Oberndorfer, 24.5.2019.

"Die sogenannte „Mondsee-Kultur“ ist hauptsächlich aufgrund der Pfahlbauten des Salzkammerguts mit ihren spektakulären Erhaltungsbedingungen berühmt. Die zeitgleichen Fundplätze auf trockenem Boden sind jedoch ähnlich faszinierend.
Reichhaltige Fundmaterialien, außergewöhnliche Siedlungsplätze und auffallende Funde sowohl südlich der Alpen als auch in Mähren – im Vortrag werden die Seeufersiedlungen des 4. Jt. v. Chr. in einen größeren Kontext eingeordnet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf bereits länger bekannten Felsklippen im Ennstal, auf denen neue Forschungen wünschenswert wären."


Timothy, T.; Maurer 2020, Jakob; Kowarik, K.; Klammer, J.; Seidl da Fonseca, H.: → From lakeshore to hilltop. Investigating Copper Age landuse in the Attersee-Mondsee region. In Hafner et al. (eds.): The Archaeology of Neolithic & Bronze Age Pile-Dwellings. Open Series in Prehistoric Archaeology. Vol. 1, 2020:233–250.

Die geografische Verbreitung der Mondseegruppe ist eher begrenzt. Die Fundstellen befinden sich im nördlichen Alpenvorland Oberösterreichs südlich der Donau zwischen dem Salzachtal im Westen und dem Ennstal im Osten. Das Kerngebiet der Mondseegruppe besteht aus 22 Fundstellen an den Ufern von Attersee und Mondsee. Standorte mit der charakteristischen Mondseekeramik sind über ein größeres Gebiet von Ostbayern über Niederösterreich bis zum südlichen Alpenvorland in der Steiermark verteilt (Buchvaldek 2007, Maurer 2014). Es gibt Hinweise darauf, dass sich Fundstellen der älteren Phase (Mondsee 1) vor allem auf Trockengebiet, während sich jene der jüngeren Phase (Mondsee 2) im Uferbereich von Attersee und Mondsee befinden (Maurer 2014).

Betrachtet man die Standortwahl der Mondsee-Siedlungen, so zeigt sich eine gewisse Variabilität, die von Seeufern über Flusseinmündungen bis hin zu erhöhten Positionen auf Hügelkuppen (und kleinen Felsen reicht. Jakob Maurer hat eine kleine Gruppe von Fundstellen 20 bis 25 km östlich des Ennstals neu bewertet (Maurer 2014, S. 147-52). Eines der auffälligsten Merkmale dieser Gruppe von Kleinsiedlungen ist eine deutliche Präferenz für kleine und steile Felsen, die nur sehr wenig Siedlungsfläche (40 m2 bis 500 m2) bieten.


Maurer 2022, Jakob: → Bauern und Bärenjäger – Ertl in der Jungsteinzeit. In: 100 Jahre Gemeinde Ertl. Ein Heimatbuch. 1922–2022, Ertl 2022:169–176.

S. 171: „Da die Keramik ähnlich aussieht wie die aus den berühmten Seeufersiedlungen am Attersee und Mondsee in Oberösterreich, wird sie von den Wissenschaftlern dem Stil der sogenannten Mondsee-Kultur zugewiesen. Auch in der Laussa und in der Steiermark gibt es Fundstellen mit derartiger Keramik, was darauf hindeutet, dass manche der dort lebenden Menschen direkt oder indirekt Kontakt zueinander hatten, beispielsweise durch Handel oder aufgrund von Heiratsbeziehungen.“

S. 172: „Auf der Schweighofer Mauer handelt es sich um Henkelkrüge, auf deren Außenseite zumeist mit einer weißen Kalkpaste ausgefüllte Einstiche angebracht wurden, was für die Mondsee-Kultur typisch ist. Vorhanden ist aber auch ein Krug mit einer Verzierung der weiter im Osten verbreiteten Badener Kultur, der aufgrund des Rohmaterials eindeutig nicht in Ertl hergestellt, sondern von einem anderen Ort dorthin gebracht wurde.“



Maurers "Mondsee-Gruppe"-Kriterium und Ruttkays differenzierte Position

Jakob Maurer (* 8. Jan. 1988 in Steyr) ist seit seiner Gymnasialzeit hoch engagierter Erforscher neolithischer Fundstellen in Ober- und Niederösterreich. Bereits in seinen frühen Arbeiten ab 2005 – siehe unten – bezeichnet er sie als „Mondsee-Gruppe“. Daraufhin sieht er sich verstärkt im Gefolge von Willvonseder, Hell, Reinecke, Beninger, Mitterkalkgruber, Pittioni usw. und weitet seine "Landsiedlungen der Mondsee-Gruppe" immer weiter aus – über Oberösterreich, das westliche Niederösterreich bis zum Chiemsee, nach Mähren, Steiermark und Laibacher Moor.

Seine Frage, → "was die Mondsee-Gruppe ist", beantwortet sich Maurer 2014b wie folgt:
„Für die Typisierung sind nach K. Willvonseder die "charakteristischen Formenkombinationen" des kupferzeitlichen Fundmaterials vom Attersee- und Mondseeufer in Oberösterreich ausschlaggebend, an denen die "tiefstichverzierte und weiß inkrustierte Keramik" besonderen Anteil hat. Diesem Zitat aus den 1960er-Jahren folgend wird auch heute noch für die Zuweisung von Fundbeständen zur "Mondsee-Gruppe" hauptsächlich eine enge stilistische Ähnlichkeit zum Material der Seeufersiedlungen, beziehungsweise die Existenz dementsprechender furchenstichverzierter Gefäßformen als Kriterium vorausgesetzt.“

- x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x -

In deutlichem Unterschied zu dieser Position schreibt Elisabeth Ruttkay 1990 und auch 1991:
Das Wesentliche für die Mondsee-Gruppe ist die unverzierte Keramik, da sie ihren Verwandtschaftskreis bestimmt; die verzierte Ware ist ein „Fremdkörper. Auch in Baalberger Siedlungen in Südmähren und im norddanubischen NÖ erscheint die furchenstichverzierte Keramik als „Fremdkörper“. Diese Verzierungstechnik kam nicht schlagartig, sondern zögernd im östlichen Mitteleuropa im Lengyel-Milieu auf.
Ruttkay 1997 (Furchenstichkeramik): "Eine der den Archäologen gestellten Fragen lautet: Wie ist die gesamte Mondsee-Gruppe entstanden?"

Wenn laut Ruttkay der „verzierte Krug“ aus SO-Europa aber vorerst zu den Epi-Lengyel-Leuten (und erst in der Folge nach Mondsee) kam, ist eine ähnliche Verzierung auch bei anderen Gruppen sowohl nördlich als auch südlich der Ostalpen einfach möglich. Das impliziert aber nicht, dass solche Ähnlichkeiten die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Mondsee-Gruppe bedeuten (müssen).

- x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x - x -

Es wirkt ein wenig überraschend, dass sich Jakob Maurer mit der eigentlichen, engeren Mondsee-Gruppe (an Mond- und Attersee) nicht auseinandersetzt, sondern nur mit anderen Gruppen mit „ähnlich verzierter Keramik“.

Insbesondere nach Ruttkay/Pernicka/Pucher 2004: "Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes" ist es jedenfalls notwendig, mit „Mondsee“ etwas völlig anderes als eine “typische Pfahlbaugruppe anzusprechen und die herausragende Rolle der Mondsee-Gruppe als Arsenkupferzentrum Mitteleuropas herauszustellen.


Folgerungen für die Erforschung der "soziokulturellen Mondsee-Gruppe(n)" OFFEN

Relevanter Neolithik-Autor (nomen scio): "... meine These über die westliche Herkunft unserer Pfahlbauern ist unter Prähistorikern noch immer nicht auf allgemeine Akzeptanz gestoßen, da sie zumeist weiterhin (fast dogmatisch) an die Untrennbarkeit von Keramik und Volk glauben."

OFFEN: Lenneis: nicht Donauländische!!!

Pernicka 2004: Die Seeufersiedlungen zeigen eine ausgeprägte "Industrialisierung" der Kupferverarbeitung. Die metallurgischen Aktivitäten in den Pfahlbausiedlungen sind kein improvisiertes Nebengewerbe der einheimischen Bauern, was insbesondere für die Mondseegruppe gilt. Hier sind 160 Gusstiegel dokumentiert. Pernicka erkannte mittels 70 Analysen das arsenhältige und sonst reine „Mondseekupfer“. Die Kupfer-Verarbeitung durch die Mondseer scheint besonders profitabel gewesen zu sein. Mondseer Kupfer wurde auf Gusstiegelfragmenten in der Umgebung von Prag und Mittelmähren gefunden. Erhebliche Mengen arsenhaltigen Kupfers erreichten die Trichterbecherkultur zwischen 3800/3700 und 3300 cal. BC.

Betrachtet man den gesamten Komplex der neolithischen Funde aus den Pfahlbausiedlungen der Salzkammergutseen, so war der allgemeine Wohlstand der Bewohner unübersehbar. Dies wird durch den Reichtum an Kupferäxten und Kupferdolchen (es sind 37 Äxte und 11 Dolche dokumentiert) eindrucksvoll belegt. Um dies richtig einzuschätzen, sollte ein Vergleich mit dem Fundkorpus der typologisch verwandten Altheimer Gruppe angestellt werden.

Die Pfahlbau-Leute werden oft als "Pfahlbauern" bezeichnet. Am Mondsee trifft dies nicht ganz zu. Die auffälligsten Elemente der archäologischen Mondseer Überlieferung sind die Metallfunde und die lokale Kupferverarbeitung. In der Sozialstruktur deutet dies auf eine funktionale "Kupfergießerzunft" hin. Es muss jedoch betont werden, dass die Kupferverarbeitung im 4. Jt. v. Chr. in Mitteleuropa nicht ohne eine Ausbreitung der Metallurgie aus dem Balkan und den Karpaten denkbar ist.

Es gibt zwei regionale Konzentrationen von Metallfunden: im Salzkammergut mit dem Mondsee und in der Ostschweiz v.a. um den Bodensee und den Zürichsee, also den Gebieten der Mondsee-Gruppe und der Pfyner Kultur. Die Metallzusammensetzung dieses Horizonts ist ziemlich einheitlich: arsenhältiges Kupfer ohne andere Nebenelemente. Diese Kupferart ist während dieser Periode auch im Karpatenbecken ebenso wie rund um das Schwarze Meer sehr häufig. Da kein größeres alpines Kupfervorkommen bekannt ist, das nur mit Arsen vergesellschaftet ist, ist die Herkunft des Erzes, aus dem das Mondseekupfer gewonnen wurde, ungewiss.

[Anm.: Pernicka sieht Mondsee als Kupferzentrums Mitteleuropas mit einer „Kupfergießerzunft“, die vom Balkan/Karpaten stammt. 2012 stellt er fest, dass es in Europa kein entsprechendes Erz gibt und weist in Richtung Kaukasus.]


  • Das Wesentliche für die Mondsee-Gruppe ist nach Ruttkay die „unverzierte Keramik“, da sie ihren Verwandtschaftskreis bestimmt. Viele andere Hinweise zeigen in eine westliche Richtung, in der archäologische Forschungen zielführend wären.
  • Nach Ruttkay ist die „verzierte Mondseekeramik“ ein „Fremdkörper“ – dessen Ursprung sie mehrmals in Südosteuropa verortet. Hier wären weitere Forschungen im Gefolge von Ruttkay durchzuführen.

Die Forschungen Ruttkays zur Herkunft "inkrustierter, tiefstichverzierter Keramik"

Zusammenstellung ihrer diesbezüglichen Veröffentlichungen

Vergleiche hierzu auch den Abschnitt: → Ruttkay erforschte die Herkunft des einhenkeligen inkrustierten Kruges 1981 bis 2006.

Ruttkay hat der Herkunft der verzierten Keramik – offenbar in zielführender Richtung – erfolgreich nachgeforscht. Von 1981 bis 2006 – über ein halbes Jahrhundert – befasste sie sich mit der Herkunft der verzierten, inkrustrierten Keramik. Sie kommt zwar zu klaren Formulierungen zur Herkunft aus Südost-Europa, sie scheut aber überraschenderweise auch noch 2004 vor einer solchen expliziten Aussage hinsichtlich des konkreten Mondseekruges zurück.

Ruttkay 1981 in „Periodisierung des Neolithikums“: Der mit Epi-Lengyel fassbare südöstliche Impuls, ist mit den Namen Salcuta, Karanovo verbunden. Gleichzeitig taucht die Furchenstichkeramik – auch in Mondsee auf. Dieser südöstliche Impuls brachte auch die bedeutendste Errungenschaft – die Kupferbearbeitung – mit sich; ebenso den „Pfahlbautopf“."

Ruttkay 1985 in: „Fernbeziehungen im neolithischen Europa“: Sie untersucht hier die Beziehungen zwischen mittlerer und unterer Donau und sieht eine enge Zusammengehörigkeit von Epi-Lengyel mit Salcuta, Vinca usw.

Ruttkay 1990 in: „Beiträge zu Typologie und Chronologie der Salzkammergut-Stationen“. Sie trennt hier strikt die Keramik in verzierte (= Fremdkörper) und unverzierte Keramik mit anderem Verwandtschaftskreis. Die Herkunft der verzierten Keramik lässt sie offen. Die furchenstichverzierte Keramik ist auch in NÖ, Mähren usw. ein Fremdkörper.

Ruttkay 1991 in: „Ende der Donauländischen Welt und SO-Europa“:

  • S. 166/9: Es erscheinen in der Epilengyel-Zeit des östlichen Alpenvorlandes Typologien, die sich aus der einheimischen Entwicklung nicht ableiten lassen. Die deutlichsten Typen, die aus der Fremde kamen, sind die zweihenkelige Tasse und der Becher mit asymmetrischem Henkel. Dazu kommen als „Fremdlinge“ – unter anderem – eine lineare Verzierung der Schüsselränder, sowie umlaufende Halsverzierung, Flechtmuster und schräge, alternierend angebrachte Linienbündel.
  • S. 169: "Da nicht nur die zweihenkelige Tasse, sondern auch der seltene Becher mit asymmetrischem Henkel zu den Neuerungen des epilengyelzeitlichen östlichen Alpenvorlandes gehört und der in Siedlungen des Salcuta-Komplexes nachgewiesen ist, bestimmt dies in großen Zügen die Richtung, wo man das Ursprungsgebiet der zweihenkeligen Tasse suchen sollte. Die zweihenkeligen Tassen des östlichen Alpenvorlandes haben ihre besten Entsprechungen in den zweihenkeligen Tassen der graphitbemalten Keramik."
  • Da das Verbreitungsgebiet des Salcuta-Komplexes sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft des östlichen Alpenvorlandes befindet, sind diese Neuerungen kein „Durchsickern“. Es bleibt daher nur die Möglichkeit, die in der Keramik festgestellten Fremdelemente auf Handels-Mobilität zurückzuführen. Da die Epilengyel-Zeit gegenüber der ganzen vorangehenden Entwicklung durch reiche Kupferverwendung gekennzeichnet ist, war es wohl der Handel mit Kupfer.

Ruttkay 1997 in: „Jungneolithische Furchenstichkeramik im östlichen Mitteleuropa“ (FS B. Hänsel; Espelkamp-Berlin, 1997:165–180.):

  • S. 165 „Einleitung“: Das Ende der Donauländischen Welt (im Sinne von Pittioni 1954) mit dem Einsetzen des Jungneolithikums ist durch eine Vielfalt von Strukturänderungen gekennzeichnet. So verhält es sich im Einklang mit den unmittelbaren Nachbarn auch auf unserem Untersuchungsgebiet. Typologisch faßbar sind im östlichen Mitteleuropa die frühe Kupfermetallurgie und die allgemeine Benutzung einhenkeligen Trinkgeschirrs (Henkelschale, Krug). Beides ist wohl auf andauernde Beeinflussung von außen zurückzuführen. Die Verfasserin hat bereits Gedanken über frühes Kupfer in Ostmitteleuropa zur Diskussion gestellt und den definitiven Nachweis einheimischer Kupfergießerei in der Epilengyelzeit erbracht (Ruttkay 1985, 1991). Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der an die Epilengyelzeit unmittelbar anschließende Periode, bei der die Donauländische Welt immer noch deutlich spürbar ist. Das mit Furchenstich verzierte Krüglein ist das „Leitfossil“ der Zeit [FN 3].“
    • Fußnote 3: „Seit 1989 beschäftigt sich ein interdisziplinäres FWF-Projekt mit den jungneolithischen Pfahlbausiedlungen der Mondsee-Gruppe. Eine der den Archäologen gestellten Fragen lautet: Wie ist die gesamte Gruppe entstanden? Um diese Frage beantworten zu können, sind chronologische Untersuchungen der Mondsee-Ware und auch der ihr verwandten Keramiken erforderlich. Dieser Beitrag ist Teil des Forschungsvorhabens.“
  • S. 175: „Der Keramikstil Gajary dürfte einen älteren Abschnitt der Gemischten Gruppe darstellen. Ein wichtiger Aspekt der Zeit ist die frühe Kupfermetallurgie, die in Verbindung mit Gajary-Keramik nachgewiesen ist. Die Hakenspirale, das Flachbeil und Gusstropfen sind wichtige Belege für die Kupferverarbeitung. Sie ist ein Erbe des einheimischen Epilengyelsubstrates, somit muß sie in Zusammenhang mit dem balkanisch-karpatischen metallurgischen Bereich gesehen werden.“ ... „Die Furchenstichkeramik in der Gemischten Gruppe ist einheimischen Ursprungs […] sie ist jünger als Epilengyel, besitzt jedoch mehrfach noch Elemente aus der ihr unmittelbar vorangehenden Zeit.“

–→ Relevante Lit.-Zitate in „Jungneolithische Furchenstichkeramik im östlichen Mitteleuropa“ (1997) ** Studia Praehistorica 11/12, Sofia 1992: zweihenkelige Krüge S. 256; detto S. 351 und 355; ** Dobel 1992: Die Beziehungen der Kupferindustrie Böhmens und Mährens zu dem Balkan zur Zeit des ältesten Kupferhorizontes. Studia Praehistorica *11/12, 1992:334–338.

    • Kalicz 1980, N.: The Balaton-Lasinja culture groups in Western Hungary, Austria and Northwestern Yugoslavia concerning their distribution and *origin. Journal of Indo-European Studies 8, 1980:245–271.
    • Kalicz 1991 N.: Beiträge zur Kenntnis der Kupferzeit im ungarischen Transdanubien. In Lichardus (Hrsg.): Die Kupferzeit als historische Epoche. *Saarbrücker Beiträge Altkde. 55, 1991:347–387.
    • Kalicz 1992, N.: Die Balaton-Lasinja-Kultur und ihre südlichen Beziehungen. Sofia; Studia Praehistorica 11/12, 1992:313–333.
    • Nemejcová-Pavuková: Kulturhistorische Verhältnisse in Südosteuropa zu Beginn des Horizontes Ezero – Baden und die möglichen Wege von Kontakten *mit dem ägäisch-anatolischen Gebiet. Sofia; Studia Praehistorica 11/12, 1992:362 – 384.
    • Reindl 1937, R. Die Donauländische Kultur in Niederösterreich. Diss. Univ. Wien 1937.
    • Roman 1971, R.; Dodd-Opritescu, A.: Strukturänderungen des Endäneolithikums im Donau-Karpaten-Raum. Dacia N.S. 15, 1971:31–169.
    • Strahm 1994, Christian: Die Anfänge der Metallurgie in Mitteleuropa. Helvetia Archaeologica, Bd. 25, 97–100, 1994:1–39.
    • Süß 1976, L.: Zur Münchshöfener Gruppe in Bayern. In: Schwabedissen, H. (Hrsg.), Die Anfänge des Neolithikums vom Orient bis Nordeuropa. *Fundamenta Reihe A3, Teil Vb: 1-121.
    • Zápotocký 2000, M.: Keramika s brázdĕným vpichem a synchronizace Čech, Moravy a Středního Podunaji ve staršem eneolitu. – Die Furchenstichkeramik und die Synchronisierung Böhmen, Mähren und des Mittleren Donaugebietes im älteren Äneolithikum. – Arch. Rozhledy, 52: 595–622. – Praha.

Ruttkay 1998 in: „Die Mondseegruppe“: Die Mondsee-Gruppe ist die erste neolithische Kultur im Salzkammergut. Die östliche Linienbandkeramik und auch die spätere Lengyel-Kultur gelangten nur bis zum Raum Linz. Vom Westen her erreichte die bayerische Oberlauterbach-Gruppe die Salzach und den Umkreis von Linz. Erst zur Epilengyelzeit wird die Nachbarschaft der Salzkammergutseen bei der Traun und im Raum Salzburg von der bayerischen Münchshöfener Gruppe besiedelt. Münchshöfener Elemente kommen aber in der Keramik der Mondsee-Gruppe nicht vor. Die Mondsee-Gruppe soll „nicht durch ihre verzierte Ware, sondern durch ihre Gebrauchskeramik charakterisiert werden.“

Ruttkay 1999 in: „Das Neolithikum in Mitteleuropa“: „Die jungneolithische Mondsee-Gruppe ist eng verwandt mit der Pfyner Kultur, der Altheimer Kultur und anderen Gruppen des Nordalpinen Kreises nach Driehaus. Pfyn und die Mondsee-Gruppe sind durch die frühe Kupferverwendung und Kupfererzeugung ausgezeichnet. Als Erbauer von Pfahlbausiedlungen (Feuchtbodensiedlungen) gehört die Mondsee-Gruppe zu einem zirkumalpinen Kreis von jungneolithischen Kulturen wie die Pfyner Kultur, der Cortaillod-Chassey-Lagozza-Komplex, die späte Cultura di vasi a bocca quadrata und frühes Laibach. Diese sind nicht nur durch ähnliche Siedlungsgewohnheiten, sondern durch eine allgemeine kulturmorphologische Verwandtschaft miteinander verbunden. Der Ursprung der kennzeichnenden reichen Verzierung der Mondsee-Keramik ist noch unbekannt.[Anm.: Wie aus dem Wort „noch“ zu entnehmen ist, ging Ruttkay 1999 davon aus, den Ursprung der verzierten Mondseer Ware in absehbarer Zeit zeigen zu können.]

Ruttkay 2004 in: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes – Past and recent research developments: „Die Kleinräumigkeit des Verbreitungsgebietes lässt nur die Bezeichnung "Gruppe" zu.“ "Das Vorhandensein von für Mondsee charakteristisch erscheinenden Waren an einem anderem jungneolithischen Fundplatz bestätigt nicht die Zugehörigkeit des Fundplatzes zur Mondsee-Gruppe." Bei den (verzierten) Mondseer Waren am Götschenberg handelt es sich trotz der Nähe zum Mondseer Gebiet um Importkeramik. Diese Entwicklung stellt einige Karten der Mondsee-Gruppe stark in Frage."

Ruttkay 2006: → Eine Siedlungsgrube mit jungneolithischer inkrustierter Keramik aus Puch-Scheibenfeld: Neue Beiträge zur Furchenstichkeramik und zum Scheibenhenkel. Annalen NHM 107A; 2006:267–304.

S. 287: „Die Scheibenhenkelgefäße dieser Gruppe [„Gemischte Gruppe“) sind ja keine Importe, sondern Nachahmungen innerhalb der eigenen Keramikherstellung. Übernahmen wie die hier diskutierten „Neuerungen“ im vorliegenden Fundgut aus Puch-Scheibenfeld. Es stellt sich somit die Frage: Ist die Gemischte Gruppe letztendlich als eine „Scheibenhenkelgruppe“ zu qualifizieren und als ein Glied dieser Kulturen und Kulturgruppen dem bis zur unteren Donau reichenden Verbreitungsgebiet mit Laznany, Hunyadihalom, Vajska, Episalcuta anzuschließen? (Karten: Ruttkay 1985: Taf. 2; Dies. 1997: Abb. 8). Nicht nur die Scheibenhenkel zeigen Verbindungen dem Osten an, sondern sämtliche (!) anhand des Fundes von Puch-Scheibenfeld diskutierten östlichen Elemente. Ihre Benutzung in der Gemischten Gruppe ist mehrfach belegbar und bis ins rumänische Banat zu der von Petre Roman präsentierten klassischen Stratigraphie der Kupferzeit des östlichen Karpathenbeckens […] und weiter nach Oltenien zu verfolgen. […] Wie die verzierte inkrustierte Ware in der Gemischten Gruppe entstanden sein kann (ebenfalls ein Ostimpuls), wurde bereits früher an anderer Stelle diskutiert (Ruttkay 1997).

S. 287: "Fassen wir zusammen: Auf ein Bündel von ausschließlichen Lengyelmerkmalen in der Keramik der Südwestslowakei und im anschließenden Österreich traf ein Ostimpuls aus dem Theißgebiet, der sich durch vorher unbekannte Qualitäten in der Keramikherstellung (daher „Neuerungen“) zu erkennen gibt. Die markanteste Neuerung ist, unter anderem, der mit scheibenförmigen Haftstellen angebrachte Henkel (Scheibenhenkel) auf gruppenspezifischem Geschirr. Diese Berührung zweier ausgedehnter, souveräner Kulturkomplexe (Epilengyel, Kulturen und Kulturgruppen mit Scheibenhenkel) auf dem genannten Gebiet signalisiert die Entstehung der Gemischten Gruppe mit inkrustierter Keramik, zugleich damit auch die Anfänge eines bedeutenden Kulturwandels, der zur frühen Badener Kultur führt."

Henrieta Todorova – Schweineplastik und Krug ähnlich zu Mondsee

  • Todorova 1994, Henrieta et Vajsov, Ivan: → Neolithic cultures in Bulgaria In: H. Todorova and I. Vajsov. Novokamennata epoha v Bulgaria. (Die Jungsteinzeit in Bulgarien); Sofia 1993, 320 Seiten. (Abbildungen S. 113 und S. 320)

Link zum Text der → Beschreibung der Schweineplastik in Todorova (1993)


Henrieta Todorova – "Winkelhaken" aus Durankulak und Vergleich mit Mondsee

Winkelhaken Hamangia-Kultur

Link zu Henrieta Todorova, der Grande Dame der bulgarischen Archäologieauf Researchgate (Durankulak etc.; Stud. Praehistoriva 14, 2011; Klimawandel und Kulturkollaps 2016 usw.)

  • Anm.: Todorova schwenkt im Laufe ihrer Studien immer mehr auf enorme Klimaänderungen als Ursache des Kulturkollapses ein.

  • Todorova 1989, Henrieta: Durankulak 1; Sofija, 1989; 311 S.
    • Erstes Buch von Todorova zu Durankulak; ist bei DAI Eurasien-Abteilung verfügbar
  • Todorova 2002, Henrieta: → Durankulak: Bd. II, Teil 1 Textteil; Dt. Arch. Inst.; Sofia 2002, 359 Seiten.
    • Abb. 117 (S. 102): Die Gefäßformen und Verzierungen der Hamangia-Kultur, Stufe III. (mit "Winkelhaken" vergleichbar zu Mondseer Verzierungen - vgl. hierzu die nebenstehende Abbildung)
    • Ausgezeichnete Darstellungen zu Lebensalter, Sozialstruktur, Jenseitsvorstellungen, Hamangia-Kultur in der Dobrudscha und im Varnabereich uvam.
  • Todorova 2002, Henrieta: → Durankulak: Bd. II, Teil 2 Katalogteil; Dt. Arch. Inst.; Sofia 2002, 162 Seiten.
    • S. 153 f.: Archäometallurgische Datenbank (meist Reinkupfer; manchmal auch etwas Arsen)

  • Todorova 2002, Henrieta; → Durankulak, Bd. II, Teil 2 Katalog, Farbabbildungen, Verzeichnisse, Tableaus, Faltpläne; Dt. Arch. Inst.; Sofia 2002, 237 Seiten.

Zusammenstellung von "Winkelhaken" aus Durankulak

hieraus Beispiele von Durankulak-Grabbeigaben mit "Winkelhaken" ähnlich zu Mondsee-Verzierungen



Zusammenstellung von "Winkelhaken" auf Mondsee-Krügen

"Winkelhaken": typische Mondseer Verzierung

Zum Vergleich: Die „Winkelhaken“-Verzierung in Mondseer Siedlungen in:

Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee – Sammlung Much. Dissertation Univ. Wien 2002.

  • Abschnitt 6.2.1.2.8.2.3 „Winkelhaken der Mondseeverzierungen“: "Das Motiv aus ineinanderstehenden Winkelhaken, die aus drei- oder fünfreihigen Linienbändern zusammengesetzt sind Taf. 6/1, Taf. 114/6, Taf. 124/15 und mit Einzelstichen an den Außenlinien Taf. 127/1, ist im vorliegenden Material in Kombination mit waagrechen Linienbändern und waagrechten Linienbändern mit hängenden schraffierten Dreiecken, vertreten."



Zusammenstellung unter Verwendung von: Much 1872 und 1893 (2 x) – Munro 1890 – Franz-Weninger 1927 (2 x) – Ruttkay 1990 (2 x) – Ruttkay/Offenberger 1997 – Ruttkay 1997 – Ruttkay 1999 – Lochner 1997 (5 x) – Bachner 2002 (4x)

  • Zeitstellung bei 68,2%-Summenkalibrierung für Scharfling: 3.780–3.370 BC; für „See“: 3.690–3.370 BC.




Pătroi Nicolae Cătălin und Georgieva Petya zu Sălcuţa

Link zu → Pătroi, Cătălin Nicolae auf Researchgate

  • Pătroi 2013, Cătălin Nicolae: → About the Sălcuţa Eneolithic culture. Valahia University Press, TOME XV, Numéro 1, 2013
    • 2-henkelige Krüge (S. 128, 129);
    • External sources of ore in the Krivodol (Bulgaria) area was in the Bor and Maidanpek region, the deposit from Rudna Glava, in Plakalnitsa region (Vraca district).

  • Georgieva 2012, Petya: → The Pottery of the Krivodol-Salcuta Culture. Sofia 2012, 246 p.
    • S. 107 f.: Abb. 13/14. Gefäße der Gruppe II – Spätneolithikum: 2-henkelige Krüge
    • S. 118: Abb. 24: Gefäße der Gruppe II – Spätneolithikum: auch ein 1-henkeliger Krug
    • S. 130 f.: Abb. 30–33. Gefäße der Gruppe III – Spätneolithikum: 2- und 1-henkelige Krüge
    • S.202: Tafel 10; S. 211: Tafel 19; S. 227–229: Tafel 35 – 37
  • Georgieva 2007, Petya: → On the Late Stages of the Krivodol-Sălcuţa Culture. In: The Struma river valley in prehistory. Vol. 2; Sofia 2007:329–337. (S. 332, 333: 2-henkelige Krüge; S. 334: auch 1-henkelige Krüge)
    • Synchronisierung von Krivodol-Sălcuţa mit benachbarten Kulturen. Die frühen Stadien sind zeitgleich mit den Phasen I-III der Kulturen Kodžadermen-Gumelniţa-Karanovo VI und Varna. Siedlungen der späteren Phasen wurden in einem viel größeren Gebiet gefunden - in Westbulgarien und im Rhodopi-Gebirge, in Muntenia, Serbien und Mazedonien. Dies ist auch die maximale territoriale Ausdehnung der Krivodol-Sălcuţa-Kultur, die auch Gebiete der Vinča-Kultur umfasst. Nach H. Todorova werden spätere Stadien als Phase IV des Spätneolithikums abgegrenzt, die sich stufenweise entwickelte und chronologisch dem Endstadium der benachbarten Kulturen Kodžadermen-Gumelniţa- Karanovo VI und Varna folgte. Die Kulturen Varna und Kodžadermen-Gumelniţa-Karanovo VI beenden ihre Entwicklung mit der Krivodol-Sălcuţa.


Klärung der Herkunft der "unverzierten Gebrauchs-Keramik" vom Mondsee/Attersee OFFEN

Elisabeth Ruttkay hat sich mit vielen Arbeiten und Veröffentlichungen mit der Herkunft der „verzierten“ Keramik – insbes. dem Mondseekrug – befasst. Der Gebrauchskeramik (wohl der einfachen Leute) ist sie weniger nachgegangen, wobei auch diese einen (zweiten) Schlüssel für das Entstehen der Mondsee/Attersee-Gruppe darstellt.

Ruttkay schreibt dementsprechend 1998 in „Die Mondsee-Gruppe“ sehr bestimmt: "Die Mondsee-Gruppe soll „nicht durch ihre verzierte Ware, sondern durch ihre Gebrauchskeramik charakterisiert werden.“

Ruttkay und andere verorten die Herkunft der verzierten Keramik im Südosten

Ruttkay schreibt 1990 in "Beiträge zur Typologie und Cronologie der Siedlungen in den Salzkammergutseen":

„Bei neueren Grabungen (Kunze in See), bei denen alle Scherben aufgehoben wurden, zeigt sich klar, dass die Menge der unverzierten Gefäße die der verzierten mehrfach übertrifft. Das Wesentliche für die Mondsee-Gruppe ist die unverzierte Keramik, da sie ihren Verwandtschaftskreis bestimmt; die verzierte Ware ist ein „Fremdkörper“. Auch in Baalberger Siedlungen in Südmähren und im norddanubischen NÖ erscheint die furchenstichverzierte Keramik als „Fremdkörper“. Diese Verzierungstechnik kam nicht schlagartig, sondern zögernd im östlichen Mitteleuropa im Lengyel-Milieu auf; der Ursprung dieser Technik konnte noch nicht bestimmt werden.

Ruttkay formuliert 1991 dazu in "Das Ende der Donauländischen Welt und Südosteuropa" (S. 169):

„Da nicht nur die zweihenkelige Tasse, sondern auch der seltene Becher mit asymmetrischem Henkel zu den Neuerungen des epilengyelzeitlichen östlichen Alpenvorlandes gehört, der in Siedlungen des Salcuta-Komplexes nachgewiesen ist, bestimmt dies die Richtung, wo man das Ursprungsgebiet der zweihenkeligen Tasse suchen sollte. Die zweihenkeligen Tassen des östlichen Alpenvorlandes haben ihre besten Entsprechungen in den zweihenkeligen Tassen der graphitbemalten Keramik. Da das Verbreitungsgebiet des Salcuta-Komplexes sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft des östlichen Alpenvorlandes befindet, sind diese Neuerungen kein „Durchsickern“. Die in der Keramik festgestellten Fremdelemente sind auf Handels-Mobilität zurückzuführen. Da die Epilengyel-Zeit gegenüber früher durch reiche Kupferverwendung gekennzeichnet ist, war es wohl der Handel mit Kupfer.

Ruttkay schreibt 1998 in „Die Mondsee-Gruppe“ sehr bestimmt:

"Die Mondsee-Gruppe soll „nicht durch ihre verzierte Ware, sondern durch ihre Gebrauchskeramik charakterisiert werden.“


Henkelbecher aus Pfahlbau des Mondsees
  • Hoops 1915-16, Johannes: → Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Dritter Band, K – Ro. Verlag Trübner; Straßburg 1915–16.
    "Die westliche Gruppe der Schweizer Pfahlbauten ist älter. Die östliche Gruppe, genannt nach den Funden im Atter- und Mondsee, gehört in die Stein-Kupferzeit und ist in Formen und Verzierungen reicher. Sie schließt sich an Erscheinungen an, die man südöstlich bis in die Balkanländer … verfolgen kann. (Abb. 5.)"
  • Franz, Leonhard und Weninger, Josef: Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee.
    Die verzierte Keramik stammt aus östlichen und südöstlichen Gegenden, die unverzierte Keramik ist ausgesprochen nordisch und hat ihre „schlagendsten Parallelen zu den Mondseefunden ergeben, nicht nur an Keramik, auch an Steingeräten verschiedenster Art und an Kupfersachen.“
  • Kyrle Georg (1927) in: “ Reallexikon der Vorgeschichte“: „Mondsee-Typus":
    S. 283: „Die Dekorationsidee [der verzierten Keramik] baut auf der Kontrastwirkung der dunklen Gefäßfarbe mit den vertieften Verzierungsfiguren, die mit weißer Masse ausgefüllt wurden, auf. Die Zierfiguren sind entweder im tiefen Furchenstich hergestellt, oder sie wurden mit spatelförmigen Instrumenten gestochen. Auch vertiefte Punkte und Punktlinien kommen vor. … Die Verzierungsweise ist roh und derb, offenkundig von südlichen und südöstlichen Stilen stark beeinflusst, die gelegentlich nicht mehr verstanden wurden.“
  • Todorova Henrieta (1975) in: „Die äneolithische Pfahlbausiedlung bei Ezerovo im Varnasee.“ Germania 53, Berlin 1975:30–46.: „… häufigste Verzierungsart ist eingeschnittenes Muster, in denen beim Gefäßbauch Spuren von weißer Inkrustation erkennbar ist“.

Die unterschiedlichen Keramiken zeigen unterschiedliche sozio-ökonomische Herkünfte

Die Anzahl der Tafeln zur Keramik in Lochner (1997): "Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees" zeigt folgendes Bild:

  • zur verzierten, inkrustierten Keramik: 15 Tafeln
  • unverzierte (Gebrauchs-) Keramik : 189 Tafeln
  • Die von Ruttkay mit der Grabung Kunze 1960–63 angesprochenen unterschiedlichen Menge von verzierten zu unverzierten Gefäßen ist ebenfalls Locher mit 6 verzierten zu 109 unverzierten Tafeln zu entnehmen.

Die Anzahl der Tafeln zur Keramik in Bachner (2002): "Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee – Sammlung Much" zeigt folgendes Bild:

  • zur verzierten, inkrustierten Keramik: 17 Tafeln
  • unverzierte (Gebrauchs-) Keramik : 128 Tafeln

Anm.: Wahrscheinlich ist davon auszugehen, dass der Anteil der verzierten, inkrustierten Keramik gegenüber der unverzierten Ware am Attersee aufgrund der anderen ökonomischen Ausrichtung der Stationen ein noch deutlicheres Ungleichgewicht aufweist.

Unter Berücksichtigung der diesbezüglich recht klaren Aussagen in der Veröffentlichung von Ruttkay, Pernicka und Pucher aus 2004 sollten mit entsprechenden archäologischen Forschungen die Fragen zur Entstehung der Mondsee/Attersee-Kultur endgültigen Antworten näher gebracht werden können.

Keramik der Mondsee/Attersee-Gruppe

Im Folgenden wird relevante Literatur zur Keramik der Mondsee/Attersee-Gruppe angeführt.

  • Franz 1927, Leonhard und Weninger, Josef: → Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee. Materialien zur Urgeschichte Österreichs, hrsg. von der Anthrop. Ges. Wien und der Prähistor. Ges. 3. Heft. 114 Seiten mit 10 Abb. im Text und 376 Abb. auf XLII Tafeln.
    Weninger-Fotos 28.3.2029 frei
  • Pittioni 1954, Richard: Die Mondsee-Gruppe (S. 210–232). In: Pittioni: Urgeschichte des Österreichischen Raumes. Verl. Franz Deuticke, Wien 1954. 854 Seiten mit 12 Karten und 536 Abbildungen.
    • Anm.: Pittioni ordnet die mährisch-niederösterreichisch-burgenländische Gruppe (S. 144), die Badener Gruppe (S. 189) und Ossarn (S. 202) vor Mondsee (S. 210) ein, was - wie heute bekannt - chronologisch unrichtig ist, auf Ruttkay 1981 aber wohl einen bedeutenden Einfluss ausgeübt haben wird, da Pittioni ja Doktor-Vater von Ruttkay gewesen ist.
  • Willvonseder 1963–1968, Kurt: → "Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in OÖ", Mitt. Prähistor. Komm., 1963–1968, XI. u. XII. Bd.; (Graz 1963, Wien 1968), 453 S., 34 Tafeln, 5 Abb.
  • Ruttkay 1978, Elisabeth: Das Neolithikum mit bemalter Keramik in Österreich. Eine chronologisch-kulturhistorische Untersuchung. Dissertation Univ. Wien 1978. 2 Bände (Textteil 329 Seiten; 2. Band mit 27 Tafeln und 2 Karten).
  • Ruttkay 1981, Elisabeth: Typologie und Chronologie der Mondseegruppe. In: Das Mondseeland - Geschichte und Kultur. OÖ Landesausstellung 1981 in Mondsee. Linz 1981:269-294.
  • Kunze 1981, Walter: Keramik der Pfahlbauern, Schriftreihe des OÖ Musealvereins – Ges. für Landeskunde Bd. 11. Linz 1981. 13 Tafeln.
  • Lochner 1997, Michaela: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien I – Die Pfahlbaustationen des Mondsees: Keramik. Mitt. d. Prähistor. Kommiss. Bd. 32, Öst. AdW 1997, 395 Seiten
  • Bachner 2002, Margit: Die Keramik der Seeuferstation See/Mondsee – Sammlung Much, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte, Wien. Unpubl. Diss. Univ. Wien, 2002. 3 Bände (Textband 112 Seiten; Bd. 2: detailreicher Katalog; Bd. 3: 133 Tafeln)

Keramik Südosteuropas – sich anbietende Literatur

  • Ruttkay 1991, E.: Das Ende der Donauländischen Welt und Südosteuropa. Mitt. Anthr. Ges. 121, Wien, 1991:159–181.
    • Ruttkay findet hier eine mögliche Herkunft für die verzierte Keramik und Krüge des Epi-Lengyel (und Mondsees?)
    • Ruttkay: Das Wesentliche für die Mondsee-Gruppe ist die unverzierte Keramik, da sie ihren Verwandtschaftskreis bestimmt; die verzierte Ware ist ein „Fremdkörper“.
  • Ruttkay 1997, E.: Jungneolithische Furchenstichkeramik im östlichen Mitteleuropa (FS B. Hänsel). Espelkamp-Berlin, 1997:165–180.
    • Fußnote 3: „Seit 1989 beschäftigt sich ein interdisziplinäres FWF-Projekt mit den jungneolithischen Pfahlbausiedlungen der Mondsee-Gruppe. Eine der den Archäologen gestellten Fragen lautet: Wie ist die gesamte Gruppe entstanden? Um diese Frage beantworten zu können, sind chronologische Untersuchungen der Mondsee-Ware und auch der ihr verwandten Keramiken erforderlich. Dieser Beitrag ist Teil des Forschungsvorhabens.“
  • Todorova 2002, Henrieta; → Durankulak, Bd, 2, Teil 2 Katalog, Farbabbildungen, Verzeichnisse, Tableaus, Faltpläne; Dt. Arch. Inst.; Sofia 2002, 237 Seiten.

Keramik der Schweiz – sich anbietende Literatur

  • Hafner 2005, Albert; Suter, Peter: → Raum/Zeit-Ordnung und neue Denkmodelle. Archäologie im Kanton Bern, Band 6B, Bern 2005:431–498. mit umfassendstem, detailliertem Katalog und umfassendem Literaturverzeichnis.
    • Gliederung des umfassenden Katalogs in Regionen (West-, Zentral-, Ostschweiz / Bodensee, oberes Rhonetal und Alpenrheintal) und diese in Zeitperioden sowie nach Keramik-Typologien (und Textilherstellung, Beile, Lochäxte, Pfeilspitzen, Fischfanggeräte, Geweih-/Knochen-/Silexartefakte; Messer/Erntemesser; Zahn-/Knochenschmuck; Hirschgeweihschmuck; Stein-/Muschel-/Schneckenschalenschmuck Weiters Beilschäftungen (S. 455: bereits in Egolzwil), Getreidearten, Viehhaltung und Jagd, Siedlungswesen usw.)
  • Hafner 2022, Albert & Hostettler, M. (Hg.): → Burgäschisee 5000–3000 v. Chr. sidestone press Leiden: OSPA 2: 2022, 502 S.
    • Seiten 387–469: Katalog und Tafeln von typologisch signifikanten Fundstücken vom Burgäschisee (Keramik, Steinbeile und Netzsenker, Silices, Knochen- und Hirschgeweihgeräte)
  • Stöckli 2009, Werner: → Chronologie und Regionalität des jüngeren Neolithikums im Schweizer Mittelland, Süddeutschland und Ostfrankreich (4.300–2.400 v. Chr.). Antiqua 45, Archäologie Schweiz, Basel 2009. 412 Seiten. (v.a. Keramik; frühe Schweizer Siedlungen, bairische Kulturen; bis Schnurkeramik) S. 201 Verteilung der Henkelkrüge
    • Kap. 9. Regionalität und Entwicklung im Schweizer Mittelland, in Süddeutschland und in Ostfrankreich von 4300 bis 2400 v. Chr. (S. 195 ff.) S. 199: In der Ost- und Zentralschweiz hat sich der Henkelkrug mit der Pfyner und der zentralschweizerischen Pfyner Kultur verbreitet.
    • Kap. 10. Geschichte des Neolithikums im Schweizer Mittelland, in Süddeutschland und in Ostfrankreich von 4300 bis 2400 v. Chr. (S. 203ff.) S. 203: Mit dem Kulturblock Egolzwil/Frühes zentralschweizerisches Cortaillod kommen wir in den Sog der mittelmeerischen Kulturen, der am besten durch das Chasséen classique repräsentiert ist. In der Egolzwiler Kultur, die formärmer als ihre südwestlichen Nachbarn ist, fasst man mit den sogenannten Wauwiler Bechern auch einen starken mitteleuropäischen Einfluss.
      Im Vallon des Vaux fassen wir das Cortaillod ancien [um den Bielersee], welches den fast gleichen Formenreichtum aufweist wie das Chasséen classique [Ostfrankreich] und sich als eindeutig zum Mittelmeer orientierte Kultur zu erkennen gibt.

Keramiken von Mondsee, Altheim/Bayern, Wauwil/Schweiz



Aktuelle Forschungen in See, Mooswinkel, Weyregg II, Seewalchen, Nußdorf

Henrik Pohl gibt als Site Manager OÖ des Kuratoriums Pfahlbauten auf Researchgate einen umfassenden Überblick über die → Monitoring-, Prospektions- und Forschungs-Aktivitäten.

See am Mondsee

Kompakte Darstellung der Station

ausgezeichnete Abbildung der Weltkulturerbestätte See

Nach: Block 2017, M.; Dworsky, C.; Löw, C.; Seidl da Fonseca, H.; Gehmlich, B.; Wittchen, D.; Görsch, N.; Suchowska, P.; Ducke, B.: → Underwater Videogrammetry with Adaptive Feature Detection at “See am Mondsee”. In: Studies in Digital Heritage, 2017:547–565.

Die Pfahlbausiedlung "See am Mondsee" ist vielleicht die bekannteste kupferzeitliche Fundstelle Österreichs. Sie stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. [Ruttkay et al. 2004]. Die Fundstelle wurde 1872 von Matthäus Much entdeckt. Er untersuchte sie in den 1880er-Jahren und etablierte den Begriff "Mondseekultur". Elisabeth Ruttkay (✝2009), eine der bedeutendsten Forscherinnen des europäischen Neolithikums in Österreich, untersuchte die Mondseekultur ab den 1990er-Jahren und kam zu der Überzeugung, dass es sich bei dem Mondseematerial um eine Untergruppe der neolithischen Trichterbecherkultur handelt und nicht um eine eigenständige lokale Kultur. Daher wurde der Begriff "Mondseekultur" im wissenschaftlichen Diskurs durch die treffendere Bezeichnung "Mondseegruppe" ersetzt.

Mondseekeramik mit Kalkinkrustination; Sonnensymbole

Ähnliche wie die von Much entdeckten Artefakte (vgl. die Abb.) wurden auch an etwa zwanzig weiteren Unterwasserfundstellen am Attersee und Mondsee sowie an Landfundstellen in den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich, Salzburg und – auf der Alpensüdseite – in der Steiermark gefunden [Maurer 2014]. Das Material der Mondseegruppe ist charakteristisch für die neolithischen Pfahlbausiedlungen des österreichischen Salzkammergutes [Ruttkay 1981].

Das reiche Fundinventar, darunter auch gut erhaltenes organisches Material, der Siedlung "See am Mondsee" stellt die bisher umfassendste Quelle zur wissenschaftlichen Erforschung neolithischer Pfahlbaukulturen in Österreich dar. Nach Muchs Sammeltätigkeit untersuchten L. Franz und R. Bernhart 1938 den Fundplatz. 1951 unternahmen K. Willvonseder und K. Schaefer die ersten Tauchuntersuchungen, 1961 erfolgten die Bergungen durch den Mondseer Heimatbund unter W. Kunze. In den Jahren 1967/68 begutachtete das Bundesdenkmalamt die Station und von 1982-86 unternahm J. Offenberger eine Oberflächendokumentation und Fundbergungen [Hirmann 1999].

Seit 1989 unterstützt der österreichische Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung FWF interdisziplinäre Projekte zu den prähistorischen Ufersiedlungen in Oberösterreich. Dies hat die Erforschung von Handelskontakten und den Vergleich mit zeitgenössischen Pfahlbaukulturen ermöglicht. So wurden beispielsweise Objekte aus dem sogenannten "Mondseekupfer", das einen hohen Anteil an Arsen enthält, überall in Europa gefunden [Dworsky 2016]. Die Station erhielt 2011 den Status als UNESCO-Weltkulturerbe.

Lage und Ausdehnung der Welterbestätte See/Mondsee
Pfahlfeld und prähistorisches Material auf dem Seegrund

Im Jahr 2013 begann das Kuratorium Pfahlbauten mit der Einführung eines Monitoringsystems in jeder der österreichischen Weltkulturerbestätten. Die Ergebnisse zeigen sehr unterschiedliche topografische und hydrographische Situationen bei den fünf Stätten und damit unterschiedliche Erhaltungszustände. Die Ufersiedlung "See am Mondsee" liegt am östlichen Ende des Mondsees, in einer kleinen Bucht nahe dem Seeabfluss (Abb. 3).

Der Abfluss des Mondsees, die Seeache, mündet in das südliche Ende des Attersees. Die ständige Strömung des Abflusses bewirkt im Bereich der prähistorischen Siedlung Erosion, vor allem in Zeiten starker Regenfälle und hoher Wasserstände [Pohl 2014]. Daher und im Gegensatz zu besser erhaltenen Ufersiedlungen liegt "See am Mondsee" in einem sehr dynamischen und sich beständig verändernden Umfeld von Sedimentationsprozessen und damit unter schwierigen Erhaltungsbedingungen; prähistorische Pfähle sind sichtbar und Kulturschichten mit prähistorischem Material liegen frei an der Oberfläche (Abb. 4). Trotz dieser schwierigen Umstände sind prähistorische Kulturschichten in einigen Bereichen noch bis zu einer Mächtigkeit von etwa 50 Zentimetern erhalten [Pohl 2016].

Um künftige Schutzmaßnahmen zu fördern und zu verbessern, muss mehr Nachdruck auf ein detailliertes Oberflächenmodell des Seebodens, eine präzise Dokumentation der Erosions- und Sedimentationsprozesse und die Ermittlung der genauen Lage der am stärksten gefährdeten Bereiche des Gebiets gelegt werden.

Unterwasser-Forschungen

Pohl 2013, Henrik: → Bericht unterwasserarchäologische Prospektion Station See 2013; 20 Seiten mit Bildern. FÖ 2013.

Pohl 2014, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station See, Mondsee 2014. MNR 50106.14.01

Pohl 2016, Henrik: → Drei Jahre unterwasserarchäologisches Monitoring an den österreichischen UNESCO-Welterbestätten „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Archäologie Österreichs 27/1, 2016; S. 29–35. Darin sind auch drei Altersdatierungen von Litzlberg-Süd enthalten; Datierungen 3.10.2014 (2-Sigma-Kalibrierung):

  • Beta-Report 56688: Probe 50310.15.01.KPII-50-1, Beta – 414098, 2σ calibration: cal BC 3655–3630 (cal BP 5605–5580) and cal BC 3555–3535 (cal BP 5505–5485); Probe 50310.15.01. KPII-50-2, Beta – 414099, 2σ calibration: cal BC 3640–3515 (cal BP 5590–5465) and cal BC 3395–3385 (cal BP 5345–5335); Probe 50310.15.01.KPII-50-3, Beta – 414100, 2σ calibration: cal BC 3640–3520 (cal BP 5590–5470).

Pohl 2018, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station See/Mondsee 2018 MNR 50106.18.04

Pohl 2020, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station See / Mondsee 2020. 10 Seiten.

Pohl 2021, Henrik: → Unterwasserarchäologische Prospektion Station See / Mondsee. FÖ 2021, 11 Seiten.

Literatur (Bearbeitung OFFEN)

Akyurt 2021, Elvan: → The paleoenvironment of the Mondsee region and lateglacial developments of the catchment. Masterarbeit, Uni _Graz; 73 S. (HQ: Geologie; frühere Uferlinie usw.)

Block 2017, M.; Dworsky, C.; Löw, C.; Seidl da Fonsexa, H.; Gehmlich, B.; Wittchen, D.; Görsch, N.; Suchowska, P.; Ducke, B.: → Underwater Videogrammetry with Adaptive Feature Detection at “See am Mondsee”, Austria. In: Studies in Digital Heritage, Vol. 1, No. 2, Dec. 2017, 547-565

Der "Mondsee-Tsumami"

Breitwieser 2010, Rupert: → Der „Mondsee-Tsunami“ – Fakt oder Mediengag? Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie NAU 16, 2010:85–91


Mooswinkel

Fische, Frösche und Muscheln

Link zur Langfassung → Fische, Frösche und Muscheln in Mooswinkel

Verteilung der Fischarten und Fundanzahl in Mooswinkel

Nikolaidou und Galik berichten 2021: Neben wichtiger pflanzlicher Nahrung nutzten die prähistorischen Bewohner der Seeufersiedlungen auch das tierische Protein ihrer Haustiere. Daneben spielte die Jagd sicher eine gewisse Rolle für die Ernährung. Wenn man an einem Gewässer lebt, dann nutzt man, sofern man über die technischen Fertigkeiten verfügt, auch die in Gewässern vorkommenden Lebewesen für die Ernährung so gut es geht. Das Projekt „Zeitensprung“ ermöglicht Antworten auf die Frage, welche Fische in prähistorischer Zeit im Mondsee gefangen wurden. Dadurch erkennt man die damaligen Fischbestände und kann auch herausfinden, wie gefischt wurde und welche Fische für die Nahrung der Menschen eine Rolle spielten.

Die Bestimmungen der Fischknochen ergaben viele verschiedene Fischarten. Hauptsächlich wurden aber Karpfenartige/Weißfische, Hechte und Salmonidenartige (Forellen, Renken) gefunden. Flussbarsch, Zander, Bartgrundel, Aalrute und Perlfisch konnten dagegen nur in recht geringem Umfang nachgewiesen werden.

Schon bei der groben Durchsicht des sorgfältig geborgenen Fundmateriales fiel auf, dass darin auch außerordentlich viele Froschknochen (ca. 2.500 Stück) vorhanden sind.

Daneben wurden auch viele Überreste von Flussmuscheln gefunden

Vieh und Pflanzen in Mooswinkel

Gefundene Samen von Pflanzenarten in Mooswinkel

Jakobitsch 2023, Thorsten; Dworsky, C.; Heiss, A.; Kühn, M.; Rosner, S.; Leskovar, Jutta: → How animal dung can help to reconstruct past forest use: a late Neolithic case study from the Mooswinkel pile dwelling (Austria) - (Wie Tierdung zur Rekonstruktion der früheren Waldnutzung beitragen kann: eine spätneolithische Fallstudie aus dem Pfahlbau Mooswinkel). Archaeological and Anthropological Sciences, Feb. 2023. 18 pages. CC-Attribution 4.0.

Legende zu nebenstehender Abbildung: Ausgewählte geborgene Samen aus Düngerschichten und Dung. 1 Hänge-Segge (Carex pendula); 2 Fuchsschwanzgras (Alopecurus cf. Aequalis), von Kuhdung; 3 Sumpf-Rispengras (Poa cf. Palustris); 4 Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus); 5 Holzapfel (Malus sylvestris); 6 Kratzbeere (Rubus caesius); 7 Wilde Brombeere (Rubus fruticosus); 8 Himbeere (Rubus idaeus); 9 Brennnessel (Urtica dioica); 10 Sauerampfer (Rumex conglomeratus); 11 Leimkraut (Silene cretica); 12 Oregano (Origanum vulgare); 13 Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris); 14 Schafgarbe (Achillea millefolium); 15 Klette (Arctium nemorosum lappa); 16 Löwenzahn (Taraxacum officinale); 17 Wilde Karotte (Daucus carota), von Kuhdung; 18 Petersilienwurzel (Pastinaca sativa); 19 Klettenkerbel (Torilis japonica). Der jeweils angeführte Vergleichs-Maßstab beträgt 1 mm.

Abstract des Artkels: In dieser Fallstudie untersuchen wir die Auswirkungen der spätneolithischen Viehhaltung auf den Wald um den Pfahlbau "Mooswinkel" am österreichischen Mondsee durch die Analyse von botanischen Makroresten, Insektenresten sowie mikrohistologischen Analysen von botanischen Resten im Tierdung. Saisonale Pflanzenteile im Dung weisen darauf hin, dass Rinder, Ziegen und/oder Schafe im Winter offensichtlich zum Schutz innerhalb der Siedlung gehalten wurden. Tagsüber durften sie in der Umgebung der Siedlung auf Nahrungssuche gehen. Das Winterfutter bestand aus getrocknetem Laubheu, Heu von Gräsern und Kräutern, Blüten von früh blühenden Sträuchern und frischen Zweigen immergrüner Arten wie Tanne (Abies alba), Efeu (Hedera helix) und Mistel (Viscum album).
("Diese Forschung ist einzigartig, und eine vergleichbare, eingehende Analyse wie die hier vorgestellte wurde in Österreich bisher nur an der Pfahlbausiedlung Weyregg 2 am Attersee durchgeführt (Kühn et al. in Vorbereitung)").

Grundlage dieser Veröffentlichung zu Vieh und Pflanzen:

Jakobitsch 2020-2023, Thorsten: Dissertation 2020-2/2023 an BOKU Wien: „Maintenance or cultivation? Woodland management strategies in the late Neolithic pile dwellings of Lakes Mondsee and Attersee and in surrounding settlements.“; 73 Seiten. Es wurden die Kulturschichten der Seeufersiedlung Mooswinkel am Mondsee untersucht. Das Ziel war, die Art und Intensität der Waldnutzung im Spätneolithikum zu erforschen. Dazu wurden an der Pfahlbausiedlung Mooswinkel Kulturpflanzenreste, Sämereien, Hölzer und Pflanzenreste aus Tierexkrementen archäobotanisch untersucht. Zusätzlich wurden mit der Universität Wien Pollenanalysen an den Kulturschichten vorgenommen. (Anm.: an BOKU kein Abstract der Dissertation verfügbar.)

Jakobitsch 2021, Thorsten: Youtube-Video → Maintenance or Cultivation? Woodland Management Stategies in Late Neolithic Pile Dwellings., Jan. 2021

Unterwasserarchäologie

Pohl 2020, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Mooswinkel / Mondsee 2019, MNR 50329.19.01

  • Es wurden drei Kulturschichten gefunden, die durch Erosionsschichten getrennt sind.

Pohl 2019, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Mooswinkel / Mondsee 2019, MNR 50329.19.01

Pohl 2018, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Mooswinkel / Mondsee 2018, MNR 50329.18.02


Verwendete Literatur


Weyregg II

Seidl da Fonseca: Link zur ©–Darstellung der → beiden Hälften des Bohrkerns 7 der Station Weyregg II; zeigt die Kulturschichten, auch Holzbauelemente sind erkennbar (Foto: Kuratorium Pfahlbauten/Helena Seidl da Fonseca). [Anm.: Die Kulturschichten erscheinen schwarz aufgrund ihres hohen Anteils an organischen Resten.]

ÖAI (Österr. Archäolog. Inst.) 2019:Umwelt und Landwirtschaft der Seeufersiedlungen am Attersee (Weyregg II), S. 129 f. sowie auch → ÖAI 2017, S. 97 f.; Österreichisches Archäologisches Institut 2017 und 2019: Alle Kulturschichten liegen im 36. Jh. v. Chr., wobei die älteste aus 3.600 v. Chr. stammt. Zwischen den Schichten gibt es eine Besiedlungslücke. An Kulturpflanzen kommen vor: Einkorn, Emmer und Brotweizen, aber auch Sanduri-Weizen, der in Europa vom Neolithikum bis zur Eisenzeit immer wieder erscheint, dann aber verschwindet und der heute nur mehr im Kaukasus vorkommt. Gerste ist selten. Lein/Flachs konnte als Öl- und Faserpflanze nachgewiesen werden; es wurden auch die ölreichen Samen des Schlafmohns gefunden. Es gibt Samen von Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren, aber auch die Schalen von Haselnüssen und sehr viele Reste von Wildäpfeln. Anhand von Exkrementen konnten Schafe/Ziegen nachgewiesen werden.

Paläoökologische Analysen

Ries (16.8.2018), Marie-Claire: → Analyses and interpretation of human-environment interactions at the lacustrine Neolithic settlement of Weyregg II, Lake Attersee, Upper Austria: palaeoecology and archaeology. gesperrte Masterarbeit, Univ. Wien, Histor.-Kulturwiss. Fak., 2018. Betreuer: Jean Nicolas Haas (Univ. Innsbruck) und Timothy Taylor (Univ. Wien); und Link zum → CVI Marie-Claire Ries
[Anm.: Eine Aufhebung der Sperre dieser ausgezeichneten Diplomarbeit wäre wünschenswert.)

  • Abstract: "In der Masterarbeit werden erstmals Sedimente aus Bohrkernen von Weyregg II interdisziplinär analysiert. Es werden paläoökologische, archäobotanische, sedimentologische und archäologische Methoden eingesetzt. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Untersuchung von sogenannten Non-Pollen Palynomorphs, mikroskopischen Objekten wie Algen oder Pilzsporen. Es ist Ziel der Arbeit, detaillierte Kenntnisse zur prähistorischen Mensch-Umwelt-Beziehung zu erlangen. Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt sind die lokalen Sedimentationsverhältnisse. Zudem wird versucht die Siedlung paläoklimatisch einzuordnen."
Je Station: Zahl gezählter Parasiten-Eier; N = Zahl der untersuchten Proben
Link zur Liste der hier angeführten → Darmparasiten und deren Pathologien

Maicher 2019, Celine:Mensch und Parasiten wd. des Neolithikums in Weyregg: Die Menschen und Tiere in Weyregg II hatten vergleichsweise zu anderen – und vor allem späteren – Stationen wenig Befall mit Parasiten (vgl. z.B. ZPO = Zürich-Parkhaus-Opera; Serteya/RUS, ZR = Zug-Riedmatt/CH, Passel/F, La Draga/ESP). Sie litten ansonsten vor allem unter dem Peitschenwurm (Trichuris) und dem Fisch-Bandwurm (Diphyllobothrium). Der erste wurde durch Eier in den ausgeschiedenen menschlichen Fäkalien, die als Dung verwendet wurden, übertragen; der andere durch den Verzehr von rohem, schlecht gegartem oder unzureichend geräuchertem Fisch. Der erste Parasit führte bei starkem Befall zu Bauchschmerzen, der zweite konnte zu Zwölffingerdarm-Entzündung, Anämie und einen Vitamin B12-Mangel führen, da der Parasit im Darm vor allem das Vitamin B12 aufnimmt. Der Peitschenwurm kommt auch in spezifischen Arten von Schwein, Ziege/Schaf und Hund vor und löst bei diesen Schmerzen, Durchfall und Krämpfe aus.

Maicher identifiziert anhand der Parasiten das Vorhandensein von Hund, Schwein, Rind sowie Schaf und Ziege. Sie kommt zum Ergebnis, dass die Jagd neben der Landwirtschaft und Viehzucht von größerer Bedeutung war, sodass die Ansteckung der Einwohner und Tiere mit Darmparasiten nur recht begrenzt war.

Sie stuft die Schichten SE4 und SE6 als trocken ein, jene von SE5 aber als überschwemmt. Dazu schreibt sie: "Die Schicht SE5 (3670 cal. BC) entspricht einer Ablagerung von Seekreide. Die Beschaffenheit der Sedimente deutet auf eine Periode mit hohem Seepegel hin, was dann einer Phase entsprechen könnte, in der die Stätte verlassen wurde."

Unterwasserarchäologie

Pohl 2016, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II / Attersee 2016, MNR 50329.16.01

Pohl 2017, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Grabung Weyregg II / Attersee 2017, MNR 50329.17.01

Literatur

Maicher 2019, Céline: → Évolution des relations homme/parasite/environnement au Néolithique: approche intégrée et premiers essais de spatialisation sur les sites lacustres européens (Entwicklung der Beziehungen zwischen Mensch, Parasiten und Umwelt während des Neolithikums: integrierter Ansatz und erste Verortungstests an europäischen Seenstandorten.) → Dissertation: Sociologie. Université Bourgogne Franche-Comté Paris 2019; 293 S. HAL open science. S. 47 f.

Sechs stratigraphische Schichten konnten ausgemacht werden, darunter zwei Kulturschichten (US 4 und US 6), getrennt von einer Siedlungsunterbrechung (US 5):

  • US 4: Das Sediment besteht aus einer organischen Mischung aus Holzkohle, Pflanzenmakroresten, aber auch keramischen Anteilen, das typologisch der Mondsee-Gruppe zuzuordnen ist. Die Schicht ist zwischen 5 und 22 cm dick und zeigt eine starke Erosion. Sie entspricht der zweiten, jüngeren Besiedlungsphase und wurde mit Radiokarbon auf 3550 v. Chr. datiert;
  • US 5: Diese ca. 5 cm dicke Schicht besteht aus Seekreide mit Tonlinsen und organischen Einschlüssen von Holz und Holzkohle sowie aus Überresten von weißen Krebsen. Die Datierungen der in dieser Schicht gefundenen Pfähle ergaben 3670 v. Chr.
  • US 6: Diese Schicht besteht hauptsächlich aus organischem Material, Holzkohle und Keramikfragmenten und weist eine Dicke von 5 bis 11 cm auf. Sie entspricht der ältesten Besiedlungsphase, die auf 3750 v. Chr. datiert wird.

Maicher 2019, Céline & Le Bailly Matthieu. Gastrointestinal parasite markers as evidence for waste management and dietary: the site of Weyregg II. Journée scientifique Projet « Zeitensprung ». Linz, 27 mai 2019. (Communication orale).

OFFEN Kühn M, Ismail-Meyer K, Wick L (in preparation): Mikromorphologische und archäobotanische Untersuchungen (Makroreste und Pollen) einer potentiellen Dungprobe von der jungneolithischen Fundstelle Weyregg II, Attersee, OÖ. In: Leskovar J, Dworsky C. (eds): Die Pfahlbaustationen Seewalchen und Weyregg im Attersee. OÖ - Projekt “Zeitensprung” 2015–2017. OÖ Landesmuseum, Linz


Seewalchen

Archäologische Untersuchungen

Pohl 2014, Henrik: → Monitoring Seewalchen; viele angekündigte Maßnahmen! FÖ 53, 2014; S. 1; S. 299–300.

Die Prospektionsfläche zeigte eine Überdeckung SE 1 durch Steine und Sand in einer Stärke von 0,05 m bis 0,10 m. Unter dieser sehr dünnen Deckschicht trat überall Kulturschicht 1 SE 2 zutage. Erkennbar waren einzelne Pfähle, Keramikbruchstücke, Holzkohlen und Haselnussschalen. Unter dieser folgen Seekreide 1 SE 3, Kulturschicht 2 SE 4, Seekreide 2 SE 5, Sand SE 6 sowie Ton SE 7. Es zeichnet sich das Vorhandensein zweier Kulturschichten, die durch ein Seekreidepaket getrennt sind, deutlich ab. Die Kulturschicht 1 SE 2 besteht aus einer Detritusschicht, die mit Holzkohle, Holzstücken, Haselnussschalen, Hüttenlehmfragmenten, Keramik und Steinen versetzt ist. Die Kulturschicht 2 SE 4 besteht nur aus einer dünnen, schwarzbraunen Detritusschicht mit Holzkohle, kleinen Steinen und Holzstückchen. Es lassen sich also zwei Besiedlungsphasen erkennen, die – nach den bisherigen Funden zu urteilen – wohl bronzezeitlich (Kulturschicht 1 SE 2) und neolithisch (Kulturschicht 2 SE 4) datiert werden können. Dazwischen befindet sich eine Schicht aus stark verbraunter Seekreide SE 3. Diese Verbraunung, also Durchmischung mit organischen Materialien und Holzkohleflitter, zeigt eine Siedlungstätigkeit in der Nähe an.

Pohl 2015, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Ausgrabung Sprungturmgrube Seewalchen/Attersee 2015. MNR. 50319.15.01. Fundberichte aus Österreich 55, 2016; 27 Seiten. (Anm.: Die Kulturschichten sind durch Seekreide voneinander getrennt.) Altersangaben:

  • SE2 … 3.800–3.500 v. Chr.
  • SE3 … 4.400–4.100 v. Chr. („erste Siedlungsperiode“; ist aber kein „Pfahlbau“)
  • SE3 … 6.045–5.980 kal. v. Chr. (Eschen-Halbstamm)
    • Stehender Pfahl P 125: 6.222–6.051 calBC (S. 21; "wäre noch vor Ausbreitung der Neolithiker; „mesolithische“ Fischfangstation?")

Pohl 2016, Henrik → Seewalchen, Sprungturm, UW-Archäologie; und Weyregg II; Planung genauerer Untersuchung bekannter Seeufersiedlungen nächste vier Jahre; FÖ 55, 2016, S. 398–401; 407–409.

ÖAI (Österr. Archäolog. Inst.) 2016: → Pflanzenreste aus der Seeufersiedlung Seewalchen. Österreichisches Archäologisches Institut 2016: S. 87 f.: Es wurde verkohltes Korn der Spelzgerste (Hordeum vulgare) sowie nicht-verkohlt erhaltener Leinsame (Linum usitatissimum) gefunden.

Pohl 2022, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Bergung Holzkonstruktion Kammer. Mnr. 50309.22.01.
Eine entnommene Holzprobe ergab durch eine C14-Analyse eine ungewöhnliche Zeitstellung um 5000 v. Chr. (VERA-7462: 5215 BC (93.7%) 4985 BC). Laut Dr. W. Lobisser handelt es sich dabei um keine Konstruktion, also um kein aus verschiedenen Teilen zusammengefügtes Objekt. Die besondere Form ist höchstwahrscheinlich durch eine starke Abrasion des Holzteiles zustande gekommen. Denkbar wäre ein natürliches Schwemmholz, das während sehr langer Zeiträume einer starken Erosion am Seegrund ausgesetzt war. Nach Dr. Lobisser spricht aber einiges dafür, dass es sich um eine Spaltbohle gehandelt haben könnte. Damit wäre dies ein durch Menschen aus einem Baumstamm abgespaltenes dickes Brett gewesen. Insgesamt ist die Frage nach dem Artefaktcharakter bisher nicht eindeutig beantwortet.

Pohl 2023, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Notbergung Steganlage Kammer-Seewalchen, Attersee. 8 Seiten.

Das Kuratorium Pfahlbauten führte eine Notbergung im Zeitraum vom 09. bis 10.05. 2023 durch.
Die von Erosion betroffene Fläche in der Gefährdungszone 2 (345 m2) am Stegkopf hat sich gegenüber den Vorjahren stark vergrößert. Dieser Bereich weist erhebliche Störungen auf und zeigt massive Materialbewegungen an. Diese lassen sich nur durch ein Befahren dieses Gebietes mit größeren Schiffen erklären. Vom Stegkopf bis zu den weit im See befindlichen Erosionsmarkern 5-90 und 6-90 sind inzwischen ganze Pfahlfelder sichtbar heraus erodiert, wo sich 2014 noch schützende Deckschichten befanden.

Literatur

Leskovar J., Dworsky C. (eds) (in preparation): Die Pfahlbaustationen Seewalchen und Weyregg im Attersee. OÖ - Projekt “Zeitensprung” 2015–2017. OÖ Landesmuseum, Linz


Station Nußdorf

Vorbemerkung: Die Texte und Abbildungen der „Fundberichte aus Österreich“ werden im wissenschaftlichen Sinn gem. § 42 f (1) Z 1 u. 3 UrhG gebracht. Dies deswegen, weil die Angaben zur landseitigen Erstreckung der Siedlungsareale schon aufgrund der Wirkung von Wellen recht hinterfragenswert sind: und das besonders für die Station Nußdorf (v.a. nach ihrer Auflassung), die zwar selten aber doch extremen Südstürmen mit bis zu 11 Beaufort – die letzten am 23.12.1972 sowie 29./30.10.2018 – ausgesetzt gewesen ist (vgl. hierzu die erarbeitete → Wellenkunde mit Wirkungen auf Pfahlbau-Überreste auf dieser Homepage).

Auffinden einer Station Nußdorf-Nord in der Latzl-Bucht 1870 (?)

Gundaker v. Wurmbrand Schreiben an Sectionsrath Ritter v. Hauer; ddo. Graz, 28. November 1870: → Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut. In: Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band X, 1871.

S. 149, unten: „Ausser diesem Pfahlbau (Seewalchen), der nahe dem Ausflusse des See´s, der Ager, 40 Klafter vom nördlichen Seeufer entfernt, beiläufig 1600 Quadrat Klafter einnimmt, konnte ich keinen anderen nachweisen. Unterhalb Nussdorf jedoch dürfte wahrscheinlich auch ein zweiter zu finden sein, wenigstens kommen dort Pfähle ähnlicher Beschaffenheit vor, wie mir Kopp, der diese Stelle untersuchte, berichtete."

Anm.: Hensli Kopp aus Niedau am Bieler See war ein Fischer mit Erfahrungen zu Pfahlbaufunden, der an den Attersee eine Baggerschaufel und eine Zange mitgebracht hatte.

S. 150: „So wäre denn ausser bei Seewalchen und vielleicht bei Nussdorf am Attersee, vorläufig kein Pfahlbau von mir gefunden wurden [sic].“


14C-Datum VRI-300 1971: Latzlbucht Nußdorf a.A.

Obwohl Offenberger nicht über Pfahlbau-Fehlsuchen in den offiziellen „Fundberichten aus Österreich“ berichtet, gibt es doch einen indirekten Nachweis dafür, dass er 1971 in der Latzl-Bucht eine Pfahlbaustation annahm: vgl. hierzu die beigefügte Radiokarbondatierung eines Pfahles durch das Vienna Radium Institute (VRI) mit der niedrigen Nummer 300. (VRI-Kommentar: "Das Datum widerspricht der Annahme eines neolithischen Pfahlbaus.") Diese VRI-Zeitbestimmung war erst die zweite vom Attersee – nach jener der Pfahlbaustation Misling. Offenberger suchte 1971 – also noch vor Einsatz der Tauchergruppen – etwas nördlich von Nußdorf in der sogenannten „Latzl-Bucht“ und folgte damit der Ortsangabe von Kopp („unterhalb Nussdorf“ – also in Fließrichtung des Attersees).


Prospektion einer möglichen Station Nußdorf-Nord 1983

Czech 1983, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 8. Bericht, FÖ 22, 1983:15.

An der Südseite der Landzunge vor der Dickaumühle bedecken Schlamm und Seekreide den Seeboden, der bis in etwa 2 m Wassertiefe flach und dann sehr steil abfällt. In der Nähe der Bachmündung lagert Schwemmmaterial, wie Laub und Holz, in Schlamm und Seekreide. Der in den See vorspringende Schotterkegel des Dickaubaches [Anm.: eig. „Ackerlingbach“] ist mit Laub und Schwemmholz bedeckt und vermengt. Südlich davon liegen im festen Seegrund eingebettet vereinzelt mächtige Baumstämme und feines organisches Schwemmmaterial, zugedeckt von einer unterschiedlich dicken Schlammschicht.

In der im Süden anschließenden ("Latzl"-)Bucht wird der Seeboden ganz flach. Der steile Abhang beginnt erst in etwa 4 m Wassertiefe, der Hangboden besteht aus Seekreide, in der oftmals Schwemmholz eingelagert ist, darüber liegt etwas Schlamm. Im flachen, seichten Uferbereich der Bucht liegt etwas Schlamm über der Seekreide. Die Ausläufer der Bucht waren ehemals mit Schilf stark bewachsen, da eine starke Wurzelschicht in etwa 1 m Wassertiefe den Boden bedeckt. Heute säumt nur noch ein schmaler Schilfgürtel die Nordseite der Bucht. In 1 bis 2 m Tiefe liegen in der ganzen Bucht mehrere 20 bis 40 cm starke Baumstämme im Seeboden, auch mehrere Gruppen von Pfählen mit einem Durchmesser von 10–12 cm ragen meist etwa 0,15 m hoch aus der Seekreide. Im Schilfgürtel an der Nordseite steht eine gerade Reihe von kleinen Pfählen mit 8 cm Durchmesser, welche etwa 0,10 m über den Boden ragen und in einem regelmäßigen Abstand von etwa 0,75 m stehen. In der gesamten Bucht ist sehr viel kleines, organischen Material teilweise unter der Seekreide abgelagert. In etwa 1,5 m Wassertiefe konnten in der Mitte der Bucht mehrere Steinhaufen beobachtet werden. Etwa 10 bis 30 cm große Steine wurden auf einer etwa 1 m² großen Fläche rund 25 cm hoch aufgeschichtet. Mehrere Gruppen von Fischerstecken stehen in etwa 2 bis 2,5 m Wassertiefe und ragen etwa 1 m über den Seeboden. Die oben beschriebenen in nur 1 m Wassertiefe und noch seichter gelegenen Pfähle und Balken stammen sicherlich von ehemaligen Bootshütten und Stegen. Im franziszeischen Kataster der KG Nußdorf sind in dieser Bucht kleine Schiffshütten oder Wirtschaftsgebäude angegeben, die angrenzenden Grundstücke wurden durchwegs als Wiesen und Äcker genutzt.

Am südlichen Ende der Bucht, etwa 400 m nördlich der Schiffsstation Nußdorf, fällt der Seeboden wieder steiler ab. In der flachen, ufernahen Zone bis 2 m Wassertiefe besteht der Seeboden aus Schotter und Steinen, teilweise mit Sand verfestigt und mit etwas Schlamm bedeckt. Am Steilabfall bis zur Schiffsstation liegt etwas Schwemmholz in der Seekreide, darüber eine etwa 5 cm dicke Schlammschicht.


Hierzu ist anzumerken, dass in der Latzl-Bucht ein möglicher, "übersehener" Pfahlbau durch eine besonders dicke Geröllschicht überdeckt wäre, da das dortige Ufermaterial eines heute mehrere Meter hohen Kliffs durch die erodierende Wirkung des sog. "Rosenwinds" – ganz analog zur Situation bei Aufham – seewärts abgetragen worden ist.

Auffinden der Station Nußdorf-Süd 1983

Czech 1983, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 8. Bericht, FÖ 22, 1983:15.

In der kleinen Bucht südlich der Schiffsstation fällt der Seeboden mäßig flach ab. Die Erdbewegungen durch die Verlegung der Zuleitung zum Pumpwerk des Ringkanals sind deutlich erkennbar. Gleich anschließend an die Schiffsstation bedeckt aufgeschütteter Schotter den Seeboden. In der Bucht liegen sehr viel Holz, Späne, Abfall und auch Holzkohle (Schiffskohle) in der Seekreide eingebettet.

Etwa 450 m südlich der Schiffsstation, der Seeboden fällt noch immer ganz flach ab, fanden die Taucher in 1 bis 2 m Tiefe Relikte einer neolithischen Siedlung. Nach vorläufigen Beobachtungen liegt sie im wesentlichen vor den Grundstücken 138, 137/2 und 137/3 der KG Nußdorf, nach der auch die Siedlung benannt wird. Die geschätzte Länge beträgt etwa 150 m. Die Siedlung liegt zur Gänze unter einer bis zu 0,60 m dicken Seekreideschicht, in Ufernähe bedeckt eine dicke, undurchdringliche, verfilzte Schicht aus Schilfwurzeln die Siedlungsrelikte. Bisher konnten nur im Zentrum der Siedlungsfläche zwei Pfahlkuppen, die über die Oberfläche ragen, gesichtet werden. Eine bis zu 0,20 m dicke Kulturschicht wurde festgestellt, und neben Pfählen wurden auch Holzkohle und einige Keramikbruchstücke gefunden. Ein Pfahl wurde entnommen und zwecks C-14 Datierung an das Institut für Theoretische Physik, Universität Wien, weitergeleitet. Weiters wurden verschiedene Keramikbruchstücke geborgen: zwei Mundsaumstücke und zwei Wandbodenfragmente, die an das Museum Mondsee weitergegeben wurden, weitere Untersuchungen werden im Rahmen der geplanten Umrißvermessung durchgeführt werden.

In südlicher Richtung bleibt der Seegrund weiter sehr flach abfallend. Während eine bis zu 0,30 m dicke Sandsteinschicht mit Steinen den ufernahen harten Seeboden bildet, bedecken Schlamm und Seekreide den stark bewachsenen, tiefer gelegenen Grund. In 2 bis 5 m Wassertiefe liegt teilweise viel Schwemmholz in der Seekreide. Vor der Ortschaft Raith fällt der Seeboden bis in größere Tiefen nur flach ab. Dicht stehende Pflanzen wachsen auf der schlammbedeckten Seekreide. In etwa 2 m Tiefe stehen mehrere Gruppen von Fischerstecken.

Weiter südlich, etwa ab dem öffentlichen Badestrand, der zwischen Raith und Zell einen einen kleinen Vorsprung in den See bildet, wird der Seegrund steiler, die Abbruchkante liegt etwa 2 m unter Wasser. Ab hier, zunehmend bis in die kleine Bucht nördlich der Mündung des Zellerbaches, liegt in allen untersuchten Tiefen sehr viel Schwemmholz in der Seekreide. Darüber ist etwas Schlamm und ein sehr starker, fast undurchdringlicher Pflanzenbewuchs. Nur in Ufernähe, etwa bis zur Abbruchkante in 2 m Tiefe, liegen Sand und Steine über dem Schwemmholz.

Umriss-Vermessung und Querschnitte der Station Nußdorf-Süd 1985

Czech 1985/86, Karl: Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen. 10. Bericht; In: FÖ 24/25, 1985/1986:7-10.

Umriss-Vermessung der Station Nußdorf Okt. 1985

„Am Westufer des Attersees waren bis in die siebziger Jahre des 20. Jhs. zwischen Aufham und Misling keine weiteren Seeufersiedlungen bekannt. In den Jahren 1977 und 1979 entdeckten die Taucher des UTC-Wels in diesem Bereich die Stationen Aufham II, Abtsdorf I sowie Abtsdorf II und III. 1983 fanden die Taucher im Zuge der systematischen Absuche der Uferzone des Attersees im Bereich der KG Nußdorf Pfähle, Keramikbruchstücke, Holzkohle und eine mächtige Kulturschicht.

Mit der Fund-Nr. 231/2-1983 wurde damals ein Pfahl zur Datierung entnommen und an das Inst. f. Theoretische Physik d. Univ. Wien weitergeleitet. Die unkalibrierte Radiocarbondatierung der Probe VRI-825 ergab ein Alter von 4.310 ± 90 Jahren. Die neolithische Seeufersiedlung „Nußdorf“ war demnach (unkalibriert) um 2360 v. Chr. besiedelt. [Anm.: Eine Kalibrierung würde rd. 3.200 kal. v. Chr. erbringen.]

Die Umrißvermessung wurde 1985 durchgeführt werden. An 14 Tagen wurden in 42 Tauchstunden und 88 Arbeitsstunden über Wasser die erforderlichen Unterlagen für die Erstellung des Lageplanes (Abb. 1) und der Querschnitte (Abb. 2) erarbeitet.
(Anm.: Die Umrissvermessung erfolgte erst 1985, da die Absuche von Litzlberg bis Seewalchen wegen der dortigen Verlegung der Ringkanalleitung vorgezogen wurde.)

Die Station Nußdorf erstreckt sich gemäß dem heutigen Uferverlauf von SW in NO-Richtung. Sie liegt im Süden vor dem Grundstück 137/3, verläuft vor den Grundstücken 137/2, 138, 153/3 und 152/3 und endet vor dem Grundstück 153/1 der KG Nußdorf. Die Gesamtlänge beträgt somit etwa 200 m. Die seeseitige Umrißlinie wurde mit der erprobten und bewährten Methode fixiert: Die Taucher gruben mit der Hand Löcher in den Seeboden bis zum Auffinden einer Kulturschicht. Die Bohrtiefe beträgt dabei maximal 100 cm. Bis in diese Tiefe wurden auch Relikte aus der Jungsteinzeit gefunden. An zwei Stellen gruben die Taucher 2 m außerhalb des festgestellten Umrißverlaufs durch Vergrößern der Bohrlöcher in der Seekreide bis in 1,2 m Tiefe, konnten aber keine Kulturschicht feststellen. Die eruierte seeseitige Umrißlinie stellt mit größter Wahrscheinlichkeit den tatsächlichen Verlauf der seeseitigen Siedlungsgrenze dar. Die Entfernung vom heutigen Ufer beträgt zwischen 40 und 70 m.

Eine uferseitige Begrenzung der neolithischen Siedlungsfläche konnte nicht festgelegt werden. Am nördlichen Ende der Siedlung wurde das Ufer durch Aufschüttung in den See hinaus verlegt und mit einer Betonmauer befestigt. Hier liegt zumindest ein Teil der ehemaligen Siedlung unter dem Ufer. Auch am südlichen Ende ist das Ufer aufgeschüttet und mit einer Betonmauer befestigt, anscheinend ist aber davon das ehemalige Siedlungsgebiet nicht betroffen. Dazwischen wurde das Ufer zwar ebenfalls mit Steinen befestigt, dürfte aber zumindest in der Neuzeit nicht verändert worden sein.

Auf der gesamten Länge der Siedlung besteht der Seeboden in Ufernähe aus Steinen und Schotter und ist dadurch hart und undurchdringlich. Aufgrund der Untersuchungen an der Umrißlinie und der Vermessung von drei Querschnitten kann der wahrscheinliche Verlauf der uferseitigen Grenze der Siedlung wie folgt angenommen werden: Von SW nach NO verläuft die uferseitige Umrißlinie etwa 10 m vor dem heutigen Ufer. Sie nähert sich dem Ufer vor dem Grundstück153/3 und liegt nördlich davon sicher unter dem heutigen Ufer. Die Breite der ehemaligen Seeufersiedlung kann somit mit etwa 30 bis 50 m angenommen werden. Das Siedlungsareal umfaßt etwa 8000 m². Nußdorf zählt damit zu den größten urzeitlichen Seeufersiedlungen Österreichs.

Drei Querschnitte der Station Nußdorf Okt. 1985

Die Tiefenlage der Siedlungsebene wurde in drei Suchschnitten ermittelt. Dazu wurden vom Ufer weg am Boden Leinen mit Markierungen in Abständen von 5 m gespannt. Neben diesen Markierungen wurde mit der Hand bis zur Kultur- oder Fundschicht gegraben und die Art und Dicke der verschiedenen Schichten an Ort und Stelle unter Wasser notiert. In der Darstellung der Querschnitte (Abb. 2) sind die Tiefen im Verhältnis zu den Längen etwa 3,3fach überhöht gezeichnet.

Der Seeboden über der neolithischen Siedlung fällt flach ab, wobei mit zunehmender Tiefe auch das Gefälle größer wird. Eine deutliche Abbruchkante ist nicht vorhanden.

Im südlichen Teil der Station, im Bereich von Querschnitt I, erreicht das Siedlungsgebiet die größte Breite. Etwa 15 m vom Ufer entfernt, wurde unter einer 10–30 cm dicken Lage aus Steinen eine dünne Kulturschicht festgestellt. Näher zum Ufer wird die Steinauflage massiver und undurchdringlich. Aufgrund der nur noch dünnen und mageren Kulturschicht kann man aber annehmen, daß das Siedlungsgebiet etwa 13–15 m vom Ufer entfernt beginnt. Weiter seewärts, entlang Querschnitt I, nimmt die Steinauflage ab und verschwindet zur Gänze. Bis zur Mitte des ehemaligen Siedlungsgebietes bedeckt nun eine feste, ohne Hilfsmittel undurchdringliche, 20–30 cm dicke Schicht aus Sand, Schotter und Schilfwurzeln die Kulturschicht. Der Schilfbewuchs ist hier wahrscheinlich erst in den letzten Jahren zurückgegangen, denn es treiben auch heute noch einzelne Schilfpflanzen aus (Beobachtung Ende Oktober). Ab etwa 2 m Wassertiefe endet der ehemalige Schilfgürtel, und nur Schlamm und Seekreide lagern über der Kulturschicht, die im Zentrum der Siedlung auf einer Breite von etwa 30 m sehr mächtig und ausgeprägt ist. Viele Tonscherben, Holzkohlestücke, Knochen, Pfähle und liegende Balken wurden in der oft über 60 cm dicken Kulturschicht festgestellt. Weiter seewärts nimmt die aufliegende Seekreide an Mächtigkeit zu, während die Kulturschicht abnimmt. An der seeseitigen Grenze des neolithischen Siedlungsareals, in etwa 2,8 m Wassertiefe, wurden Reste der dünnen Kulturschicht etwa 90 cm unter dem Seeboden gefunden. Bei Querschnitt I liegt die Oberfläche der Kulturschicht in Ufernähe etwa 1,3 m, seeseitig etwa 3,7 m unter dem heutigen Seespiegel.

Querschnitt II verläuft etwas nördlich der Siedlungsmitte, etwa 20 m südlich des Bootshauses. Zirka 7–8 m vom Ufer entfernt und 30 cm unter Schlamm und sandiger Seekreide, sind organische Teilchen fein verteilt und färben die Seekreide bräunlich. Da dieses organische Material mit zunehmender Entfernung vom Ufer verdichtet auftritt und zu einer kompakten organischen Schicht in gleicher Tiefenlage wird, könnte es sich um umgelagertes Kulturschicht-Material handeln. In der Mitte von Querschnitt II beträgt die Schlamm- und Seekreideauflage nur noch etwa 20 cm, die Kulturschicht ist über 60 cm dick und wie in Querschnitt I mit neolithischen Artefakten durchsetzt. In Richtung zur seeseitigen Umrißlinie wird die überlagernde Seekreide wieder mächtiger, und die Kulturschichtstärke nimmt ab. In 25 cm Bodentiefe ist eine schüttere Lage aus Schwemmholz in die Seekreide eingebettet. Die Kulturschicht endet in 2,5 m Wassertiefe unter einer etwa 80 cm dicken Seekreideauflage. Die Oberfläche der Kulturschicht verläuft in Querschnitt II in Ufernähe rund 1,3 m und an der seeseitigen Grenze etwa 3,2 m unter dem Normalwasserstand.

Die Leine für den Querschnitt III wurde etwa 35 m südlich des nördlichen Endes der Seeufersiedlung verlegt. Ein kleiner Bach mündet hier in den See und schiebt vom Ufer weg einen undurchdringlichen Schotterkegel vor sich her. Die uferseitige Grenze des Siedlungsgebietes ist dadurch nicht zu fixieren. Erst 7 m vom Ufer entfernt konnte die 30 cm dicke Lage aus Steinen und Sand durchdrungen werden. Doch die Kulturschicht ist hier bereits 30 cm dick, die Grenze der neolithischen Siedlung verläuft daher wahrscheinlich im Bereich des heutigen Ufers. Bis zur Mitte des Querschnitt III liegt 20 cm dick ein Gemenge aus Sand, Steinen und Seekreide über der Kulturschicht. Weiter seewärts wird die Seekreideauflage mächtiger, Steine und Schwemmholz sind eingelagert. Die Kulturschicht ist 30 bis 60 cm dick und wird in Richtung seewärts dünner. Mit der erprobten Methode, mit der Hand Löcher zu bohren, konnte die Kulturschicht noch an der seeseitigen Umrißlinie, etwa 1 m tief unter dem Seeboden, nachgewiesen werden. Die Kulturschicht ist noch mehrere Zentimeter dick. Die Vermutung, daß sie noch weiter in den See hinausreicht, liegt nahe, doch weitere Bohrungne außerhalb der gezeichneten Umrißlinie brachten bis in 1,2 m Bodentiefe nur Seekreide zutage. Die nachgewiesene Kulturschicht entlang Querschnitt III liegt mit der Oberfläche in Ufernähe etwa 1,2 m und an der seeseitigen Umrißlinie rund 3,0 m unter dem heutigen Seespiegel.

Das neolithische Siedlungsareal von Nußdorf ist zur Gänze von einer Auflage bedeckt. Dies erklärt, warum diese Station mit der früher üblichen Methode der Absuche vom Boot aus bei klarem Wasser nicht entdeckt worden ist. Nur einzelne Pfähle ragen aus dem Boden, die aber von Schlamm und Pflanzenwuchs bedeckt und dadurch von Steinen kaum zu unterscheiden sind. Die Siedlung war auch bisher von Raubtauchern verschont geblieben, weil die Auflage entweder aus einer festen Schicht aus Schotter und Steinen besteht oder die Seekreideschicht bis zu 90 cm dick ist.

Dennoch ist „Nußdorf“ nicht völlig ungestört, ein großes Bootshaus steht mitten im Siedlungsgebiet. Laut Parzellenplan stand am gleichen Platz vorher ein noch größerer Vorgängerbau. Durch das Einschlagen unzähliger Pfähle ist in diesem Bereich sicherlich mit Zerstörungen zu rechnen, die aber derzeit wegen der dicken Schlammauflage nicht abschätzbar sind. Auch die seeseitige Verbreiterung des Ufers besonders im N der Seeufersiedlung und die Errichtung der Betonmauer vor dem Grundstück 153/1 haben die neolithische Schicht zerstört oder zumindest umgelagert.

Die Siedlungsebene (Oberfläche der Kulturschicht liegt heute zwischen 465,5 und 468,0 m ü. A. bzw. etwa 3,6 m bis 1,2 m unter Normalwasserstand.

An Funden wurde im Zuge der Umrißvermessung nur ein Hüttenlehmfragment (Abb. 3) entnommen. Es lag im Bereich der seeseitigen Umrißlinie südlich vom Querschnitt I. Der Fund Nr. 258/1, wurde ebenso wie die Funde aus dem Entdeckungsjahr 1983 (8. Bericht, FÖ 22, 1983:15) dem Museum Mondsee übergeben.

Die Arbeiten des UTC-Wels zur Lokalisierung von „Nußdorf“ wurden im Oktober 1985 abgeschlossen.“

Kompakte Darstellung der Prospektion 2022

Pohl 2022, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Nussdorf 2022, MNR 50020.22.01. Bericht Teil B. FÖ 61, 2022.

Die Pfahlbausiedlung Nußdorf liegt hauptsächlich vor der Ransonnet-Villa. Die Siedlungsfläche erstreckt sich ca. 200 m entlang des Sees vom Badeplatz Aichinger bis etwa 60 m südlich der Ransonnet-Villa. Die maximale Breite seewärts mit 55 m Breite tritt etwas südwestlich der Ransonnet-Villa auf. Im Norden der Siedlungsfläche befinden sich die Reste eines Baches, der die Siedlung mit Frischwasser versorgt hat. Die Siedlungsreste liegen auf einer Strandplatte in einer Wassertiefe von 0,9 bis 3,5 m. Seeseits ist die Strandplatte dicht mit Makrophyten („Seegras“) bewachsen. Uferseitig besteht der Seeboden wegen der Wellenwirkung aus gröberem Schotter.

Senkrecht zum Ufer wurden zwei Bohrfluchten für die Erstellung von Kernbohrungen in südwestlicher Richtung angelegt; jeweils beginnend etwa 30 m nördlich und südlich der Ransonnet-Villa. In manchen Kernproben zeigten sich zwei unterschiedliche Kulturschichten, die durch Seekreide voneinander getrennt sind. Diese „Zwischen-Seekreide“ (Stärke zw. 5–15 cm) bedeutet, dass es nach der ersten Besiedlung für eine längere Zeit einen hohen Seespiegel gegeben hat, sodass sich diese bilden konnte. Danach kam es wiederum zu einer Absenkung des Seespiegels, sodass die Kulturschicht der zweiten Siedlung gebildet werden konnte. Die Kulturschichten zeigen in den zwei Bohrfluchten ziemlich unterschiedliche Verteilungen und teils ziemlich unterschiedliche Mächtigkeiten sowohl für Kulturschicht 1 als auch 2.

Eine ehemals entnommene Pfahlholzprobe (VRI-825) entstammte wohl der zweiten, jüngeren Besiedlungsperiode und wurde mittels 14C-Analyse auf 4310 ± 90 BP (before present) datiert, was nach Kalibrierung 3.371–2636 v. Chr. entspricht. Das mit den nunmehr entnommenen Kernproben verfügbare biologische Material ist noch nicht untersucht bzw. wurde noch nicht veröffentlicht.

Abtsdorf I

Pohl 2013, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologische Prospektion Station Abtsdorf 1/Attersee 2013.

Pohl 2015, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologische Prospektion Station Abtsdorf 1/Attersee 2015. MNR 50001.15.01


Abtsdorf III

Pohl 2013, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologische Prospektion Station Abtsdorf III/Attersee 2013.

Pohl 2015, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Abtsdorf III, MNR 50001.15.01


Litzlberg-Süd

Pohl 2013, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station Litzlberg-Süd/ Attersee. 2013; MNR 50310.15.01

Pohl 2015, Henrik: → Bericht zur unterwasserarchäologischen Prospektion Station Litzlberg-Süd/ Attersee. MNR 50310.15.01


Absuche Litzlberg bis Seewalchen 1984

Ursprünglich war die Umrißvermessung der Station Nußdorf für das Jahr 1984 geplant. Doch aus aktuellem Anlaß wird 1984 vorerst die Strecke zwischen Litzlberg und Seewalchen abgesucht. In diesem Bereich sind nach bisherigen Annahmen mindestens drei neolithische Seeufersiedlungen vorhanden, deren Ausmaße und teilweise sogar die Lage unbekannt sind. Da jedoch geplant wird, einen Teil der Ringkanalleitung hier im Uferbereich zu verlegen und die Arbeiten dazu nicht verzögert werden sollen, ist die systematische Absuche dieses Gebietes vordringlich, und die Umrißvermessung von Nußdorf muß auf einen späteren Termin verschoben werden.



Knapper Forschungsstand zur Pflanzen-Wirtschaft

Ranseder 2016, Bärbel: → Die Pflanzenfunde der Pfahlbauten in See / Keutschach / Abtsdorf I / Seewalchen I im Tabellenvergleich zu Robenhausen (CH) und Federsee (D). Abschlussarbeit Univ. Zürich. CAS-Lehrgang Ethnobotanik und Ethnomedizin Frühjahr 2016. 54 Seiten.

Antolin 2020, Ferran; Jacomet, St.; Brombacher, Chr.; Kühn, M.; Steiner, B.; Bleicher, N.: → Late Neolithic plant economy north of the Alps. In: Albert Hafner et al. (Eds.) Settling Waterscapes in Europe. 2020:157–159. Open Series in Prehistoric Archaeology, sidestonepress. (CC BY SA 4.0)

  • "Wir werden uns in unseren Ausführungen auf die Westalpen konzentrieren, da (S. 157) die "Forschung nördlich der österreichischen Alpen noch nicht in einem guten Zustand" ist (Jacomet, 2006), obwohl von laufenden Projekten deutliche Verbesserungen erwartet werden."

Jacomet 2006, Stefani: → Plant economy of the northern Alpine lake dwellings - 3500-2400 cal. BC. Environm. Arch. Vol. 11, Issue 1; 2006:65–85.

  • Einleitung: "Die hier behandelte Region erstreckt sich von den Westalpen über den französischen Jura bis nach Ost(nieder)bayern. Die wenigen Fundstellen mit quantitativen archäobotanischen Daten aus dem österreichischen Voralpenraum am Mondsee und Attersee, werden nicht berücksichtigt, da eine genaue Datierung dieser Fundstellen nicht möglich ist und außerdem eine Überarbeitung der Getreide-Identifikationen erforderlich ist, wie eine kürzlich durchgeführte Überprüfung dieser Funde ergab (Kohler-Schneider, im Druck)."
  • Kohler-Schneider 2007, M.: → Early agriculture and subsistence in Austria—a review of Neolithic plant records. In: Colledge & Conolly (eds): The origins and spread of domestic plants in southwest Asia and Europe. Left Coast Press, California.

Hofmann 1924, E.: → Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten. Si.-Berichte der AdW Wien (Math.-Naturwiss. Klasse) 133, 379–409.

Hofmann 1927, E.: Die pflanzlichen Reste aus der Station See. In L. Franz and J. Weninger (Eds.), Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee, Mat. Urgesch. Öst 3:87–97.

Kral 1976, F.: Erste Ergebnisse palynologischer und karpologischer Untersuchungen von Proben aus den Pfahlbausiedlungen im Mondsee und Attersee. In Mitscha-Märheim: Festschrift Richard Pittioni zum 70. Geburtstag, Arch. Austriaca, Beih. 13, 277–278. Franz Deuticke Wien.

Schmidt 1982, Roland: Pollen und Großreste aus der neolithischen Station Weyregg I am Attersee, Oberösterreich, FÖ 21, 1982:157–170.

Schmidt 1986, R.: Palynologie, Stratigraphie und Großreste von Profilen der neolithischen Station See am Mondsee. Arch. Austriaca 70:227–235.

Pawlik 1993, B.: Die botanische Untersuchung der jungneolithischen Feuchtbodensiedlung See am Mondsee, OÖ. Unpublizierter FWF-Projektbericht für das NHM Wien (Projektleiter E. Ruttkay).

Verlorene/überzählige Ufersiedlungen am Attersee?

Johann Offenberger (BDA) berichtet 1997 gemeinsam mit Elisabeth Ruttkay (NHM) in → "Pfahlbauforschung in den österreichischen Salzkammergutseen" von 23 Ufersiedlungen am Attersee; insgesamt für Österreich von 29 Ufersiedlungen. [Quelle: Schlichtherle, Helmut (Hrsg.): Pfahlbauten rund um die Alpen. Sonderheft 1997 der Zs. Archäologie in Deutschland; Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1997; S. 76–80.]

Auch Karl Czech, der Leiter der operativen Tauchergruppe UTC Wels, schreibt 2013 in seinem abschließenden → 13. Bericht zur Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes: "Im Attersee sind 23 Siedlungen bekannt, von denen erst 13 vermessen sind."


Das "Kuratorium Pfahlbauten" gibt in seinem → Fact Sheet als derzeit wissenschaftlich gesichert eine Anzahl von 27 derzeit bekannten prähistorischen Pfahlbaustätten in Österreich an und teilt diese wie folgt auf: Attersee 21, Mondsee 3, Keutschacher See 1, Hafnersee 1 und Traunsee 1. Demgegenüber zählt Seidl da Fonseca in ihrer → Master Thesis 22 Stationen am Attersee namentlich auf.

Timothy Taylor et al. zeichnen in der Grafik → "Beyond Lake Villages" gezählte 18 Ufersiedlungen für den Attersee ein.

Damit zählen Offenberger und auch Czech für den Attersee um 2 Stationen mehr als das "Kuratorium Pfahlbauten", und um 5 Stationen mehr als "Timothy Taylor".


Offenberger führt (S. 79 f.) weiters zu den einzelnen Stationen aus, dass "von den 29 Siedlungen 11 als zerstört gelten und für eine wissenschaftliche Auswertung nicht oder kaum mehr heranzuziehen sind. Weitere 11 Siedlungen sind verhältnismäßig stark beeinträchtigt, nur 7 Objekte anähernd gut erhalten."