Übersetzten Exzerpt dieser Arbeit
Ruttkay 2004, E.; Pernicka, E.; Pucher, E.: Prehistoric lacustrine villages on the Austrian lakes – Past and recent research developments. In: Menotti 2004, Francesco: Living on the Lake in Prehistoric Europe – 150 years of lake-dwelling research. Routledge 2004:50–68.
DL-Sicherung: → Living on the Lake in Prehistoric Europe: 150 Years of Lake-Dwelling Research.
Individual chapters © the contributors. Genehmigung zur Aufnahme eines übersetzten Exzerpts in die Homepage durch Dr. Erich Pucher per E-Mail vom 17.4.2025; 10:38 Uhr.
Elisabeth Ruttkay; Ernst Pernicka; Erich Pucher: Prähistorische Seeufersiedlungen an den österreichischen Seen – Frühere und aktuelle Entwicklungen der Forschung.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Prähistorische Pfahlbauten finden sich in zwei österreichischen Bundesländern: Oberösterreich und Kärnten. In Oberösterreich liegen sie am Ufer zweier Salzkammergut-Seen: Mondsee und Attersee, in Kärnten am Keutschacher See. Siedlungen mit Pfahlbauten wurden an allen drei genannten Seen um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gefunden. Die erste und ungewöhnlichste Siedlung wurde 1864 auf einer Insel mitten im Keutschacher See entdeckt. Dendro-Datierungen bestätigten diese Siedlung als die älteste neolithische Pfahlbausiedlung Österreichs. Die Salzkammergut-Seen erbrachten ungewöhnlich hohe Mengen an Keramik- und Metallfunden. Insbesondere die Station See am Mondsee stand im Mittelpunkt eines kontinuierlichen Forschungsinteresses.
Die Pfahlbauten in den Salzkammergut-Seen
Lage und Struktur der Siedlungen
Etwa 23 Fundstellen an den Salzkammergut-Seen wurden mit der Radiokarbonmethode auf das 4. Jt. v. Chr. datiert; zwei Fundstellen (Abtsdorf 1 und Seewalchen 1 am Attersee) in die Mitte des 2. Jt. v. Chr. Entgegen den Annahmen früherer Forschungen bestanden sie also nicht kontinuierlich. Die Siedlungen aus der Bronzezeit sind seltener, und vereinzelte Funde, einschließlich Keramik, deuten darauf hin, dass diese Siedlungen oft viel dichter waren als bisher angenommen. Es scheint, dass der Seespiegel des Attersees im 2. Jt. v. Chr. deutlich niedriger war als im 4. Jt. v. Chr., ja sogar niedriger als heute. Darüber hinaus scheinen die Standorte der bronzezeitlichen Hütten in flacherem Wasser gestanden zu sein als jene des Neolithikums.
Vgl. z. B. den Standort Seewalchen 1 am Attersee, der 130 m vor dem Ufer liegt (Willvonseder 1963–8:88–9). Die Siedlung Abtsdorf 1 am Attersee – mit ausschließlich frühbronzezeitlicher Keramik –, wurde ebenfalls 200 m vor dem Ufer gefunden, im Gegensatz zu den benachbarten neolithischen Stationen Abtsdorf 2 und Abtsdorf 3, die 60 m bzw. 80 m vom Ufer entfernt liegen (Czech 1977:89–94; Czech 1982; Ruttkay 1982). Der Großteil der Pfahlkomplexe stammt aus dem Neolithikum. Offenberger leitete von 1970 bis 1986 für das Bundesdenkmalamt die Dokumentation der österreichischen Seeufersiedlungen. Er berichtete, dass nur 13 der 23 Siedlungen am Attersee vermessen und kartographisch dokumentiert worden sind (Offenberger und Ruttkay 1997). Am Mondsee wurden zwar die Fundstellen Scharfling, See und Mooswinkel vermessen, allerdings erst in jüngerer Zeit (Lochner 1997).
Offenberger konnte nicht nur die wiederkehrend erneuerten, ähnlich gelegenen Standorte neolithischer Siedlungen räumlich bestimmen, sondern auch die Baumethoden einzelner Hütten. Die Böden der Häuser wurden auf einem Stützgerüst errichtet, das mit Pflöcken im Seeboden befestigt wurde. An einigen Stellen war es offensichtlich, dass die Böden um rund 20 bis 30 cm angehoben worden sind. Verschiedene Kombinationen der gefundenen Holzbauelemente ermöglichen eine Vielzahl von Rekonstruktionsmöglichkeiten. An drei Standorten (Scharfling, Misling 2 und Weyregg-Landungssteg) lassen die Befunde vermuten, dass mit Pflöcken im Boden verankerte Blockfachwerke als Fundamente für die Hütten dienten. Diese Fundament-Struktur sollte die Instabilität des Seebodens (Kalkschlamm) ausgleichen. Es wurden viele Querbalken mit Aussparungen gefunden, die auf rechteckige Hütten mit Flechtwänden von durchschnittlich 3–4 Metern Länge hindeuteten (Offenberger 1981).
In der Siedlung See am Mondsee wurden durch Sieben der Sedimente wertvolle makrobotanische Proben bei den Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes gewonnen. Bemerkenswert war der hohe Tannenanteil. Dass Tannenzweige absichtlich ausgewählt wurden, scheint sicher. Nach der Botanikerin Pawlik kann argumentiert werden, dass die Tannenzweige als Isolierung auf den Hüttenböden und in den Wänden verwendet wurden (Pawlik 1993).
Leider ist trotz konzertierter zelldiagnostischer Untersuchungen durch Cichocki in See am Mondsee die Anordnung der Hütten/Häuser innerhalb der Siedlungen noch nicht geklärt. Bisher wurden in Österreich keine Stätten entdeckt, die früher unter Wasser standen und sich nun auf dem Trockenen befinden. Eine solche Station würde eine ideale Gelegenheit bieten, um eine Lösung für diese Frage zu finden. Unsere Pfahlkonstruktionen liegen mit einer Ausnahme (Mooswinkel am Mondsee) auf seewärts verlaufenden Strandplatten in 3-4 m Tiefe unter Wasser. Mooswinkel wird mit 8 m Tiefe als Sonderfall gedeutet: eine Fähranlegestelle.
Weitere organische Proben
Ein besonderer Vorteil der Pfahlbausiedlungen ist die Erhaltung der Funde in einem Ausmaß, wie man es sonst nur selten findet. Dabei handelt es sich um Funde organischer Substanzen wie Körbe, Säcke, Flechtwaren und Stoffe sowie Werkzeuge und Gefäße aus Holz. Solche Funde aus der neolithischen Siedlung See am Mondsee (100 Flecht- und Kordelkomplexe) und aus Scharfling (Gabelholz) wurden von Holzer und O. Cichocki ausführlich diskutiert (Antl-Weiser und Holzer 1995; Cichocki 2002).
Was die Makrobotanik betrifft, enthielten die Pfahlbausiedlungen eine große Menge an Samen-, Moos- und Blattproben, die eine objektive Datenbasis für die Rekonstruktion der Umgebung liefern. Basierend auf den Großpflanzenresten, die aus den Sedimentproben der von Offenberger in See am Mondsee (1982–6) durchgeführten Ausgrabung gewonnen wurden, und nach Pollenanalysen aus diesem Gebiet (Schmidt 1986; Pawlik 1993) war das Gebiet von Mischwäldern geprägt, die von Tannen und Buchen mit einigen Eiben dominiert wurden. Die Reste von Kulturpflanzen und gesammelten Wildpflanzen geben Aufschluss über den Anteil der Ernährung, den die neolithischen Bewohner aus Pflanzen bezogen. Die quantitativ bedeutendste Kulturpflanze war Leinsamen oder Flachs (eine Ölquelle) und das wichtigste Getreide war Emmer. Kleinere Mengen an Gerste, Einkorn und Schlafmohn (eine Quelle für Öl und Fasern) wurden ebenfalls identifiziert. Unter den gesammelten Wildpflanzen sind Haselnuss, Wildapfel, Walderdbeere, Himbeere, Brombeere und schwarzer Holunder am wichtigsten.
Archäologische Funde
Seit der Entdeckung der oberösterreichischen Pfahlbaustationen Mitte des 19. Jh. (die ersten waren 1870 Seewalchen am Attersee und 1872 die Station See am Mondsee) haben sich die Funde aus den Seen beträchtlich vermehrt. Anfangs finanzierten Wiener wissenschaftliche Einrichtungen wie die Akademie der Wissenschaften, die Anthropologische Gesellschaft und sogar ein privater Gelehrter, der Fabrikant Matthäus Much, Expeditionen, um mit Baggerschaufeln eine große Anzahl von Funden an die Oberfläche zu bringen. Der Großteil der Funde gelangte in öffentliche Sammlungen. Vor allem vor dem Ersten Weltkrieg ergrub Theodor Wang, ein Bewohner von Seewalchen am Attersee, neben dem Sand, den er im Attersee abbaute, prähistorische Funde. Die meisten davon verkaufte er an österreichische Museen (vor allem an das Naturhistorische Museum in Wien) sowie an einen Privatsammler, Max Schmidt aus Wien-Budapest. Die Fundorte wurden nicht immer eindeutig bestimmt, jedoch beschäftigen sich zwei Monographien ausführlich mit den Funden (Franz und Weninger 1927; Willvonseder 1963–8). Kürzlich wurde ein Katalog von Keramik und Steinwerkzeugen der Sammlung Much als Dissertation in Wien eingereicht (Bachner 2002).
Zu Beginn der 1960er Jahre wurden durch örtliche oberösterreichische Museen Aktivitäten bei den Stationen begonnen. Anzugtaucher untersuchten die Fundstelle von See am Mondsee und bargen eine große Anzahl restaurierbarer Keramikgefäße. Sie bestanden hauptsächlich aus unverzierten Gefäßen: ein besonders wichtiger Beitrag zur prähistorischen Forschung (Kunze 1981). Ihre Typologie deutet auf überregionale Kontakte hin.
Eine systematische Dokumentation der österreichischen Seeufersiedlungen durch Taucher wurde zwischen 1970 und 1986 vom Bundesdenkmalamt organisiert. Funde in ausreichender Menge wurden gesammelt, um eine Datierung dieser Fundstellen zu ermöglichen. Eine Ausnahme bildete die Station von Misling 2 am Attersee, wo eine umfangreiche informative Fundgruppe geborgen werden konnte. Nach 16 Jahren erfolgreicher Vermessung und Lokalisierung mussten diese Arbeiten aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Betroffen war auch die archäologische Untersuchung der Station See am Mondsee durch Offenberger (1982–6). Nichtsdestotrotz brachten diese modernen Grabungen eine beachtliche Menge an Funden zutage, darunter eine große Anzahl von Proben, die sich für interdisziplinäre Untersuchungen eignen. Dazu gehörten: die systematische Beprobung aller dokumentierten Pfähle für die Holzklassifizierung; Sedimentproben für makrobotanische Untersuchungen und Tierknochen für archäozoologische Bestimmungen. Diese wurden im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und des Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderten Pfahlbau-Forschungsprojekts "Bestandsaufnahme und interdisziplinäre Erforschung der Feuchtbodensiedlungen in Österreich" über einen Zeitraum von sechs Jahren von Fachleuten des Naturhistorischen Museums Wien untersucht. Die Ergebnisse der archäologisch-zoologischen Studien (Pucher und Engl 1997) und ein umfangreicher Keramikkatalog der Mondsee-Stationen (Lochner 1997) wurden vor einigen Jahren veröffentlicht.
Archäologische Datierung
Der Bestand älterer Forschung kann nur typologisch sortiert oder durch Radiokohlenstoffdatierung lose datiert werden. Es gibt aber auch aktuelle Informationen: zwei aufeinanderfolgende, gut dokumentierte Schichten der Station See am Mondsee aus Offenbergers Ausgrabung (1982–6) (Offenberger 1986: 213–16). Leider ist das Material aus dieser Ausgrabung, einschließlich der geborgenen Funde, noch nicht ausgewertet worden.
Im Jahr 1981 wurde das umfangreiche Keramikinventar aus den Pfahlbausiedlungen durch eine Stichprobe der Keramiktypen in drei neolithische (Mondsee 1–3) und zwei bronzezeitliche (Attersee 1–2) Stufen eingeteilt (Ruttkay 1981). Dies gelang durch einen Vergleich mit überregionalen Keramiksequenzen und unter Berücksichtigung der drei von Willvonseder aufgestellten Gruppen von Metallfunden (Gruppe 1: Kupferzeit; 2: Frühe bis mittlere Bronzezeit; 3: Urnenfeldkultur) (Willvonseder 1963–8: 240–1). Die Urnenfeldkultur wurde in der neuen Studie nicht berücksichtigt.
Die Mondsee-Gruppe
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ursprünglich als Mondsee-Gruppe bezeichnet, ist sie heute als Gruppe im Randbereich der Trichterbecherkultur anerkannt. Dies beruht auf der großen Vielfalt der verwendeten Trichterhalsgefäße (Abbildung 4.2) und der Streitäxte, die aus der Flachhammeraxt, der Knaufaxt und der Rundspitzaxt bestehen (Ruttkay 1998: 344–9; Ruttkay 1999; Zápotocky 1992) (Abbildung 4.2). Einige Forscher verwenden die falsche Bezeichnung "Mondsee-Kultur" anstelle von "Mondsee-Gruppe". Nach der keramischen Klassifikation der archäologischen Gruppierungen durch Lüning (Typ – Gruppe – Kultur) stellt Lüning fest, dass es sich bei Mondsee nicht um eine Kultur handelt, obwohl er Fundstadien identifizieren kann. Aufgrund des geringen Umfangs des Verbreitungsgebietes bleibt "Gruppe" als einzig geeignete Bezeichnung übrig (Lüning 1976: 149; Preuß 1996: Karte 5). Das Vorkommen von Waren, die charakteristisch für Mondsee zu sein scheinen, in einer jungen neolithischen Fundstelle bestätigt nicht, dass die Fundstelle zur Mondseegruppe gehört. B. Ottaway bewies dies eindeutig mit der Neutronenaktivierungsanalyse von Proben aus der Hügelsiedlung auf dem Götschenberg bei Bischofshofen im Bundesland Salzburg. Die Tone der unverzierten heimischen Waren (Alpines Altheim) unterschieden sich deutlich von denen der verzierten Mondseer Scherben (Lippert 1992: 43). Bei den Mondseer Waren am Götschenberg handelte es sich trotz der Nähe zum Mondseer Gebiet um importierte Keramik. Diese Entwicklung stellt einige Karten der Mondsee-Gruppe stark in Frage.
Sozio-ökonomische Aspekte der Mondsee-Gruppe
Die östlichen Gruppen der zirkumalpinen Seesiedlungssphäre zeichneten sich durch eine entwickelte "Industrialisierung" in Form einer frühen Kupferverarbeitung aus. Fragmente von Gusstiegeln, Tropfen vom Gießen und Steinartefakte mit Spuren von Kupfer sind ein eindeutiger Nachweis für solche Aktivitäten in den Pfahlbausiedlungen. Im Spätneolithikum haben wir Nachweise für diese Aktivität von Oberösterreich bis Oberschwaben, sowie in der Mittel- und Ostschweiz. Diese bilden nach Matuschik die nordalpine metallurgische Sphäre (Matuschik 1998). Westlich des Zugersees wurden bisher keine Tiegelfragmente gefunden (Hafner und Suter 2000:202–5). Die metallurgischen Aktivitäten in den Pfahlbausiedlungen scheinen für die einheimischen Bauern kein improvisierter Nebenerwerb zu sein. Dies gilt insbesondere für die Mondsee-Gruppe. Hier sind 160 Gusstiegel, darunter viele Fragmente, dokumentiert. Weitere 81 Tiegelfragmente aus der Zeit stammen aus der Ostschweiz und Südwestdeutschland (Matuschik 1998). 121 Steinartefakte mit Kupferspuren sind aus Arbon-Bleiche 3 bekannt (Leuzinger 1997). Ernst Pernicka erkannte im Rahmen des Pfahlbauprojekts durch die Analyse von 70 Artefakten am Mondsee eine bestimmte Kupferart und nannte sie "Mondseekupfer" (wird im nächsten Abschnitt dieses Artikels behandelt). Es ist arsenreich, aber ansonsten ganz rein (Obereder et al. 1993). Die Verarbeitung von Kupfer durch die Mondsee-Leute scheint besonders profitabel gewesen zu sein. Mondseekupfer wurde auf Gusstiegelfragmenten in der Umgebung von Prag (Makotrasy) und in Mittelmähren (Námest'na Hané, Bezirk Olmütz und Laskow, Bezirk Prostejov) sowie in lokalen Metalltypen der Trichterbecherkltur gefunden (Pleslová-Stiková 1985; Smíd 1998). Beträchtliche Mengen an Arsenkupfer aus dem östlichen Alpenraum gelangten zwischen 3800/3700 und 3300 cal. BC in die nördliche Gruppe der Trichterbecherkultur (Klassen 2000: 235–8). Betrachtet man den gesamten Komplex an neolithischen Funden aus den Pfahlbausiedlungen in den Salzkammergutseen, so war der allgemeine Wohlstand der Bewohner außergewöhnlich. Dies wird durch den Reichtum an Kupferäxten und Kupferdolchen überzeugend belegt – im Pfahlbauprojekt wurden 37 ganze oder fragmentierte Äxte sowie 11 Dolche dokumentiert (Obereder et al. 1993). Um dies richtig einschätzen zu können, sollte ein Vergleich mit dem Fundbestand der typologisch verwandten und zeitgleichen Altheim-Gruppe angestellt werden.
Die Mondseer Viehwirtschaft kam gewiss nicht über ein sehr primitives Niveau hinaus. Die Haustiere waren verhältnismäßig klein. Ähnliche Daten liefern auch andere Gebiete mit Pfahlbausiedlungen. Die Mondsee-Leute mussten ihren Fleischbedarf in den Wintermonaten durch Jagd aufbessern. Darauf deutet nicht nur der relativ hohe Anteil an Wild (30 Prozent) in den Knochenabfällen der Siedlung See am Mondsee hin, sondern auch der hohe Anteil an Pfeilspitzen (40 Prozent) unter den 1.125 Feuersteinartefakten dieser Station (Antl-Weiser und Holzer 1995; Pucher und Engl 1997). Die Bewohner der Pfahlbausiedlungen werden allgemein als "Pfahlbauern" bezeichnet. In Mondsee ist das nicht ganz richtig. Das prominenteste Element der archäologischen Befundung sind die Metallfunde, insbesondere die Zeugnisse der lokalen Kupferverarbeitung. Diese Fähigkeiten sind charakteristisch für die Bevölkerung von Mondsee. In der Sozialstruktur deutet dies auf einen Platz einer funktionierende "Kupfergießer-Zunft" hin (ähnlich Matuschik 1998: 244f.). Es muss jedoch betont werden, dass die Kupferverarbeitung im 4. Jt. v. Chr. in Mitteleuropa ohne eine Ausbreitung der Metallurgie vom Balkan und den Karpaten nicht denkbar ist (Strahm 1994: Abb. 4,27; Matuschik 1997, 1998:239–45).
Die Mondseegruppe und die Entstehung der Metallurgie in Mitteleuropa
Dank neuerer Forschungen sind Belege für die Metallurgie und die früheste Verwendung von Metallen in Mitteleuropa aus wesentlich früheren Zeiten aufgetaucht. In den 1970er Jahren wurden die ersten Metallgegenstände aus dem späten 5. Jt. v. Chr. im Zusammenhang mit dem Horizont der frühen Münchshöfener Gruppe veröffentlicht. Dazu gehören eine Ahle und ein Spiralring aus Schernau in Unterfranken und eine runde, leicht konkave Kupferscheibe aus Hornstaad-Hörnle am Bodenseeufer, die auf 3917 v. Chr. datiert wird. Von besonderem Interesse im Zusammenhang mit der Metallproduktion ist die Fundstelle Mariahilfbergl in Brixlegg, Tirol, Österreich, wo Belege für die Verhüttung von Kupfererzen mit einem Radiokarbonalter von 3960-3650 cal. BC (Bartelheim et al. 2002). In Südosteuropa ist dies natürlich die Zeit einer blühenden Kupfermetallurgie mit Kupferbergbau, der in Rudna Glava in Serbien und Ai Bunar in Bulgarien nachgewiesen ist. Die Kupferverhüttung wurde jedoch nie eindeutig vor Ort dokumentiert, obwohl die Kupferproduktion in Ai Bunar und Majdanpek, einer weiteren großen Kupferlagerstätte in Serbien, indirekt durch Kupferartefakte nachgewiesen wurde (Pernicka et al. 1997).
Das Metallinventar des Mondsee-Altheim-Pfyn-Horizontes (ab 3800 v. Chr.) im Alpenraum ist wesentlich größer als in der Vorperiode und typologisch weitaus vielfältiger. Leider handelt es sich bei den meisten Metallen um Einzelfunde, und nur wenige lassen sich durch zugehörige Keramikfunde datieren. Es gibt jedoch einige sichere Kontexte, wie die Kupferperlen und ein Meißel aus Burgäschisee-Süd in der Schweiz sowie ein Stück Kupferdraht und ein Dolch aus Reute in der Nähe des Bodensees. Zwei regionale Konzentrationen von Metallfunden sind zu beobachten, nämlich nordöstlich der Alpen im Salzkammergut mit dem namensgebenden Mondsee und in der Ostschweiz, vor allem um den Bodensee und den Zürichsee. Es wurden Fundlisten mit Tiegeln und Gussresten veröffentlicht und laufend aktualisiert (Bartelheim et al. 2002). Diese Regionen decken sich in etwa mit den Siedlungsgebieten der Mondsee-Gruppe und der Pfyner-Kultur. Die dazwischen liegende Altheimer Gruppe wird gelegentlich als metallverweigernd beschrieben, was aber entweder auf einen sozialen Filter wie unterschiedliche Ablagerungsgewohnheiten oder einfach auf den derzeitigen Forschungsstand zurückzuführen sein kann.
Die Metallzusammensetzung in diesem Horizont ist ziemlich einheitlich, insbesondere in der Mondseegruppe. Die meisten Artefakte bestehen aus arsenhaltigem Kupfer ohne andere Nebenelemente (Ottaway 1982; Obereder et al. 1993; Matuschik 1998). Diese Art von Kupfer ist in dieser Zeit auch im Karpatenbecken und in der Schwarzmeerregion sehr verbreitet. Dieser Zusammenhang scheint durch die Keramik der Mondseegruppe, die Ähnlichkeiten mit der späten Trichterbecherkultur aufweist, und dem Bajc-Retz-Gajary-Horizont der allerjüngsten donauländischen Traditionen bestätigt zu werden. Über die Herkunft dieses Kupfertyps lässt sich wenig mit Sicherheit sagen. Die beeindruckende Zahl der Funde und die Tatsache, dass zahlreiche Tiegel die lokale Herstellung von Kupfergeräten belegen, haben viele Forscher zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass das Metall vor Ort hergestellt wurde.
In den nahe gelegenen Bergwerken am Mitterberg scheint die Kupferproduktion jedoch bereits in der frühen Bronzezeit begonnen zu haben. Der Großteil der Metallproduktion dürfte nicht vor 1800 v. Chr. liegen, d. h. in der Spätphase der Frühbronzezeit, die ihren Höhepunkt in der Mittelbronzezeit und der Frühphase der Spätbronzezeit erreicht (Eibner 1982). Außerdem liegen die Mitterberger Gruben in der Grauwackenzone, einer geologischen Einheit der Nordalpen, die sich von der Ostschweiz bis fast nach Wien erstreckt. Sie enthält viele Kupferlagerstätten und kleine Vorkommen, die meist durch das Vorhandensein von Nickel und Fahl-Erzen in Verbindung mit Chalkopyrit, dem Haupterz des Kupfers, gekennzeichnet sind. Daher enthalten die Kupferprodukte neben Arsen auch Antimon und Nickel, wie die Rippenbarren aus der frühen Bronzezeit, die möglicherweise aus dieser Region stammen. Die einzigen anderen größeren Kupfervorkommen in den Ostalpen sind die Fahlerzvorkommen des Inntals (wo sich auch Brixlegg befindet) in einem Dolomitgestein. Aus diesen Erzen wird gebundenes Kupfer mit hohen Arsen-, Antimon- und Silberkonzentrationen gewonnen. Das Endprodukt ist das so genannte „Ösenring“-Kupfer, das auch am Mariahilfbergl entstanden sein muss. Da kein größeres alpines Kupfervorkommen bekannt ist, das nur mit Arsen verbunden ist, ist die Herkunft des Erzes, aus dem das Mondseekupfer gewonnen wurde, ungewiss.
Für die Verhüttung von Kupfererzen in dieser Zeit gibt es bisher keine eindeutigen Belege. Zwar wird behauptet, dass unterhalb des Mitterberger Bergbaureviers am Götschenberg bei Bischofshofen verhüttet wurde (Moesta 1992), doch können die Funde auch als Gussreste interpretiert werden (Bartelheim et al. 2002). Das anhaftende Kupfer im dortigen Tiegel ähnelt übrigens auch dem Mondseer Kupfer und dürfte daher nicht vom Mitterberg stammen.
Absolute Chronologie von Mondsee
Von den neolithischen Pfahlbaustationen am Mondsee und Attersee wurden 24 Pfahlproben mit 14C datiert. Sie ergaben Gruppenkalibrierungswerte von 3700–3100 cal. BC mit einer Wahrscheinlichkeit von 68,2 Prozent (Ruttkay 1998: Tab. 30). Dieser Zeitraum umfasst sowohl die jungneolithische Mondseegruppe (Mondsee 1 und 2) als auch die Anfänge einer endneolithischen Besiedlung eines Teils der Stationen (Mondsee 3). Mondsee 3 kann man der bayerischen Chamer Kultur zurechnen, die auch im Salzkammergut vorkommt. Ihre Anwesenheit in den Pfahlbaustationen wurde durch eine Stichprobenuntersuchung einer Auswahl endneolithischer Keramik bestätigt (Ruttkay 1998, 2001:78 und Abb. 11). Mondseescherben in fremden Regionen ergaben typologische Verknüpfungen mit dem Horizont der Gemischten Gruppe/Baalberge (auch Bajc-Retz-Gajary-Horizont genannt) in Niederösterreich (Ossarn-Rosenbühel) und mit dem Horizont der späten mährischen Trichterbecherkultur/spätem Boleráz in Mittelmähren (Laskov-Nakruse: auch hier wurde Mondseekupfer gefunden). Der erste Horizont markiert den Beginn von Mondsee 1 im achtunddreißigsten Jahrhundert v. Chr.; der zweite Horizont markiert die Blütezeit von Mondsee 2 in der Mitte des vierten Jahrtausends v. Chr. (Ruttkay 1981: Abb. 7,8; Smíd 1996: Abb. 18/1, 1998:135-6; Matuschik 2001: Abb. 3).
Die einheimische Fauna der österreichischen Pfahlbauten und ihre Verwandtschaft
Bisher wurden nur wenige archäozoologische Untersuchungen der Pfahlbauten in Österreich durchgeführt. Lediglich die Fundstellen Scharfling und See am Mondsee sowie die Fundstelle im Keutschacher See in Kärnten wurden eingehend behandelt. Die neue Faunengruppe aus der spätneolithischen Fundstelle Mondsee-See, die 1982–5 geborgen wurde, wurde von Pucher und Engl (1997) in Fortsetzung der vorangegangenen Arbeiten von Wolff (1977) untersucht. In diesem neuen Material wurden mehr als 5.000 Tierknochen identifiziert. Etwa ein Drittel davon waren Wildtierknochen, wobei ein vergleichsweise hoher Anteil an Gämsen-Knochen eine bemerkenswerte Besonderheit dieser alpinen Knochenansammlung darstellt. Darüber hinaus war es notwendig, ausreichende Kriterien für die Identifizierung von Gämsen-Knochen aufzustellen, da dies bisher nicht geschehen war.
Die Tierhaltung des Fundortes ähnelt in den meisten Punkten den kürzlich gut untersuchten und etwa zeitgleichen Schweizer Seenufersiedlungen. Die Kühe wurden überwiegend im frühen Reifestadium geschlachtet und die meisten Stierkälber kurz nach der Geburt. Nur wenige Rinder überlebten bis ins höhere Alter. Die Kühe produzierten wahrscheinlich wenig Milch, da die Fleischproduktion ihr Hauptzweck war. Die Altersverteilung der Schafe und Ziegen sowie die Bevorzugung der weiblichen Tiere deuten dagegen auf eine sekundäre Nutzung hin, die wahrscheinlich eher auf Milch als auf Wolle ausgerichtet war. Bei den Schafen handelte es sich wahrscheinlich noch um keine Wolle-Rasse. Schweine wurden in der Regel jung geschlachtet. Eine Reihe von Beobachtungen deutet darauf hin, dass die Tierhaltung nicht den gesamten Fleischbedarf decken konnte. Zusätzliche Jagd auf Rot- und Gämsen-Wild war daher notwendig, vor allem im Spätherbst und Winter, um die Mangelzeiten zwischen den entsprechenden Schlachtsaisonen auszugleichen. Gelegentlich wurden auch Hunde verzehrt.
Die Rinder der Mondsee-Fauna waren im Vergleich zur zeitgenössischen Fauna des angrenzenden Donauraums oder der nördlichen Teile Mitteleuropas auffallend klein. Sie hatten auch etwas kürzere und stärker gebogene Hornkerne. Nicht nur waren die Rinder seit dem Aufkommen der Bandkeramik im Donauraum größer, sondern traten spätestens im Spätneolithikum auch Schweine mit deutlich erhöhter Widerristhöhe auf. Die ausgeprägten faunistischen Unterschiede scheinen daher die Mondsee-Fauna in ihrem ostalpinen Randbereich zu isolieren. Eine ähnliche Haustierfauna ist jedoch auch aus dem schweizerischen Cortaillod und dem italienischen Lagozza bekannt.
Die möglichen Gründe für diese Größenunterschiede wurden zu verschiedenen Anlässen diskutiert. Obwohl einige Autoren lokale ökologische Ursachen hervorgehoben haben, konnte außer einer allgemeinen geographischen und zeitlichen Verteilung kein konstantes Muster beobachtet werden. Außerdem scheint die behauptete modifizierende Wirkung lokaler ökologischer Faktoren während der Frühbronzezeit, als die Rinder im selben ostalpinen Gebiet mindestens so groß waren wie die zeitgenössischen Rinder an der Donau, vernachlässigbar zu sein. Die weit verbreitete Praxis, Größenunterschiede stets auf ökologische Umstände zurückzuführen, berücksichtigt (außerhalb der Grenzen von Labors) nicht, dass das Ausmaß der durch chronische Unterernährung verursachten Größenreduktion durch den daraus resultierenden Einbruch der Reproduktion streng begrenzt ist. Daher wurde in jüngster Zeit der nachfolgenden Diversifizierung der Haltungsgemeinschaften während ihrer frühneolithischen Ausbreitung über Europa mehr Aufmerksamkeit geschenkt (Higham 1968:17; Clason 1973; Bökönyi 1974; Chaix 1976; Stampfli 1992; Benecke 1994:101). Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es sinnvoller, die Größenunterschiede zwischen Donau- und Alpenrind auf die Existenz von mindestens zwei verschiedenen Rassen zurückzuführen und nicht auf lokale Gegebenheiten (Benecke 1994; Pucher 2001). Trotz der typologischen Zugehörigkeit der Mondseekeramik zum angrenzenden Trichterbecherhorizont scheint es angemessener, das Mondseer Hausvieh auf die (süd)westliche Zuchtgemeinschaft zurückzuführen, die in den meisten Fundorten der Chassey-Cortaillod-Lagozza-Gruppe und einigen südalpinen/norditalischen/slowenischen Gruppen auftritt, als auf nördliche oder östliche Einflüsse. Ähnlich verhält es sich wahrscheinlich bei einigen anderen Gruppen des schweizerischen und deutschen Alpenvorlandes, wie z. B. der Pfyner-Kultur. Es besteht keine Notwendigkeit, die vollständige Isomorphie von Wirtschaftssystemen und archäologischen Einheiten zu postulieren (Glass 1991:23).
Zur Untersuchung der Einfuhr-/Handelsroute für Hausvieh aus dem Süden oder Westen war es sinnvoll, die Knochenansammlung aus der etwas älteren Pfahlbausiedlung am Keutschacher See in Kärnten zu untersuchen, die mit Keramik des südalpinen Lasinja-Typs assoziiert ist. Dieses Material, das zwischen 1983 und 1994 in kleinen Mengen geborgen wurde, lieferte etwa tausend diagnostizierbare Knochen. Fast drei Viertel der Knochen stammen von Wildtieren, vor allem von Hirschen, aber auch von vierzehn anderen Wildtierarten, darunter Gämsenknochen. Die verbleibenden Knochenproben von Haustieren waren begrenzt, und ihre wirtschaftliche Interpretation war daher schwierig. Die mäßige Größe von Rindern und Schweinen war jedoch deutlich sichtbar und unterschied sich kaum von der Mondsee-Fauna. Vielleicht sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass die Variationsbreite bei den Schweinen durch einige wenige Individuen erweitert wurde, die aus gelegentlichen Kreuzungen mit Wildschweinen stammen. Auch hier gab es mehr Parallelen nach Süden oder Westen als nach Osten oder Norden, mit Ausnahme der Mondsee-Assemblage.
Die Viehzucht am Mondsee und am Keutschacher See war die früheste dokumentierte landwirtschaftliche Tätigkeit in diesem ostalpinen Gebiet, aber auf welchem Weg kamen die Haustiere zu den Seen? Brachten die neolithischen Bauern ihr Vieh aus dem benachbarten Flachland nach und nach in die Alpentäler, wie die unterschiedliche Keramik vermuten lässt?
Oder sind sie über weite Strecken durch die Hauptalpentäler gewandert, wie ihre Haustierfauna vermuten lässt? Vielleicht übernahmen einige indigene Gruppen einige Merkmale aus den umliegenden neolithischen Kulturen. Letzteres würde den Widerspruch zwischen einigen gemeinsamen Merkmalen der Seeufersiedlungen wie ihre gemeinsame Fauna und andere Übereinstimmungen, und den bemerkenswerten Unterschieden in Teilen ihrer Keramik erklären, die diverse Einflüsse von außerhalb ihres alpinen Lebensraums widerspiegeln. Vielleicht waren die kleineren Hausrinder der etwas früheren westlichen Gemeinschaften für die engen Seen- Lebensräume besser geeignet als die schweren und schwerfälligen Rinder der donauländischen Züchter und wurden daher bevorzugt.
Warum ist gerade die heimische Fauna relativ so einheitlich? Das ist weniger eine Frage der Kulturgeschichte als eine Frage der Biologie. Eine erfolgreiche Landwirtschaft erfordert Tierrassen, die unter den lokalen Bedingungen nicht leiden, sondern sich ihnen gut anpassen. Diese Anpassung konnte von den Bauern nicht in einem kurzen Zeitraum erreicht werden. Sie war das Ergebnis eines Selektionsprozesses, der damals mehr durch die Natur als durch gezielte Züchtung bestimmt war. Mit der Art der Fauna musste sich auch die Erfahrung in ihrer Haltung entwickeln. Dieses besondere biologische Wissen entwickelt sich unter vorindustriellen Bedingungen in der Regel als Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dies erklärt, warum die Fauna weit weniger im Mittelpunkt von Handel und Austausch stand als andere Gegenstände wie Töpferwaren und andere kurzlebige Modeaccessoires. Einmal übernommen, blieb die Fauna in der Regel jahrhundertelang in einem Gebiet und entwickelte sich nur allmählich weiter.
Schlussfolgerungen
Die Pfahlbauforschung in Österreich hat seit der groß angelegten Zusammenfassung des Forschungsstandes durch Willvonseder Mitte der 1960er Jahre eine erfreuliche Entwicklung genommen. Zwei neue Aspekte kennzeichnen diesen Zeitraum: die Anwendung moderner Technik in der Feldforschung (Unterwasserarchäologie) und die verstärkte Unterstützung durch die Naturwissenschaften, wie die Kernphysik (Radiokarbondatierung, Neutronenaktivierungsanalyse) und die Dendrochronologie. Hervorzuheben ist, dass wir heute die Hälfte der bekannten neolithischen Siedlungen am Mondsee und Attersee – durch Unterwasservermessungen – besser kennen. Auch die Rolle der frühen Metallurgie im Leben der Pfahlbauer des 4. Jt. v. Chr. ist nun viel besser nachvollziehbar. 24 14C-Datierungen (Pfahlproben) begleiten nun die typologische Einordnung der neolithischen Funde vom Mondsee und Attersee. Der deutlich vergrößerte Fundkorpus, aber auch Altfunde wurden zum Teil durch wissenschaftliche Veröffentlichungen zugänglich gemacht. Die Prähistorische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ermöglichte dies durch die Herausgabe der Reihe: „Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich.“ Drei Bände dieser Reihe sind bereits erschienen, einige weitere sind in Vorbereitung. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt wurde über einen Zeitraum von sechs Jahren von zwei Forschungsfonds unterstützt, und tatsächlich ist von einem Fundort (Keutschacher See) die erste dendrodatierte Chronologie für das Neolithikum in Österreich entstanden.
Eines der wichtigsten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte betrifft die Sozialstruktur der Pfahlbaubevölkerung am Rande der Ostalpen. Sie zeigt eine funktionierende „Kupfergießerzunft“ ab dem ersten Drittel des 4. Jt. v. Chr. Das Versorgungsniveau für ihren Lebensunterhalt (Nachweis von Kulturpflanzen und Haustieren) war offenbar ausreichend. Der Beginn der frühen Arsenkupfer-Nutzung lässt sich nach absoluten chronologischen Daten in den Südostalpen (Keutschacher See) verorten. Sein Höhepunkt wurde jedoch etwas später am Nordostrand der Alpen im Salzkammergut am Mondsee und Attersee erreicht.