Systematik und Methodik zur Pfahlbauern-Kultur: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Salzbedarf des Menschen''' beträgt zumindest '''3 - 5 (WHO) Gramm pro Tag''', wenn man schwitzt mehr.  
 
Der '''Salzbedarf des Menschen''' beträgt zumindest '''3 - 5 (WHO) Gramm pro Tag''', wenn man schwitzt mehr.  
  
'''Unzulänglicher Salzgehalt in neolithischen Nahrungsmitteln:'''
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===Wenig Salzgehalt in neolithischer Nahrung – außer in Fleisch===
  
 
* Getreide hat 0,02 g je 100 g; Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Äpfel 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.
 
* Getreide hat 0,02 g je 100 g; Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Äpfel 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.
  
*Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml. Der Salzgehalt beträgt bei Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; bei Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g, bei Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml; Fisch 0,16 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g.
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* '''''Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml.'''''
  
Fansa 2006, Mamoun: → ''[http://www.monumente-online.de/06/06/leitartikel/03_experimentelle_archaeologie.php Wie baute man ein Haus vor 6.000 Jahren?]'' In: Monumente Online; Landesmuseum Oldenburg. ('''''Archäolog. Experiment der Salzgewinnung mit Briquettes''''')
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* Der '''''Salzgehalt von Fleisch''''' beträgt bei Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; bei Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g, bei Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml; Fisch 0,16 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g.
  
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Fansa 2006, Mamoun: → ''[http://www.monumente-online.de/06/06/leitartikel/03_experimentelle_archaeologie.php Wie baute man ein Haus vor 6.000 Jahren?]'' In: Monumente Online; Landesmuseum Oldenburg. ('''''Archäolog. Experiment der Salzgewinnung mit Briquettes''''')
  
 
===Physische Symptome eines Natriummangels===
 
===Physische Symptome eines Natriummangels===
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'''''Wikipedia''''': Bei chronischem Natriummangel führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen. Zudem kommt es unter Natriummangel zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, Zellen, die Knochensubstanz abbauen. Die Folge ist eine Neigung zu Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen
 
'''''Wikipedia''''': Bei chronischem Natriummangel führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen. Zudem kommt es unter Natriummangel zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, Zellen, die Knochensubstanz abbauen. Die Folge ist eine Neigung zu Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen
  
===Salzversorgung der Schweizer Neolithiker===
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===Salzversorgung der Schweizer und Mondseer/Atterseer Neolithiker===
  
 
Historisches Lexikon Schweiz: ''[https://hls-dhs.ch/de/articles/008012/2010-09-07/ Neolithikum der Schweiz.]'': Ein wichtiger Rohstoff war Salz, das sich aber nicht nachweisen lässt. Die nächstgelegenen Salzquellen, die schon neolithisch genutzt wurden, befinden sich im '''''französischen Jura''''', mit in der Tethys entstandenen bedeutenden Steinsalzlagern.
 
Historisches Lexikon Schweiz: ''[https://hls-dhs.ch/de/articles/008012/2010-09-07/ Neolithikum der Schweiz.]'': Ein wichtiger Rohstoff war Salz, das sich aber nicht nachweisen lässt. Die nächstgelegenen Salzquellen, die schon neolithisch genutzt wurden, befinden sich im '''''französischen Jura''''', mit in der Tethys entstandenen bedeutenden Steinsalzlagern.
 
===Salzversorgung der Mondseer/Atterseer Neolithiker===
 
  
 
In Pfandl nahe Bad Ischl gab es die nächste Salzquelle für unsere Pfahlbauern.
 
In Pfandl nahe Bad Ischl gab es die nächste Salzquelle für unsere Pfahlbauern.
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*Das Restwasser wurde in tönernen Gefäßen („Briquetage“-Technik: Brique = franz. Ziegel) durch Holzbefeuerung entfernt. Es gab auch Briquetage in Kelchform, die auf Tonröhren im Feuer standen. Ein Nachbau des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg erbrachte bei einer Temperatur von etwas mehr als 100 Grad Celsius und einer Siedezeit von zehn bis zwölf Stunden eine Ausbeute von 325 Gramm festem Salzkuchen pro Tiegel.
 
*Das Restwasser wurde in tönernen Gefäßen („Briquetage“-Technik: Brique = franz. Ziegel) durch Holzbefeuerung entfernt. Es gab auch Briquetage in Kelchform, die auf Tonröhren im Feuer standen. Ein Nachbau des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg erbrachte bei einer Temperatur von etwas mehr als 100 Grad Celsius und einer Siedezeit von zehn bis zwölf Stunden eine Ausbeute von 325 Gramm festem Salzkuchen pro Tiegel.
  
==Erste Chronologisierung der Kulturen und die erstmalige "lange Chronologie"==
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==Die Baumarten der Pfähle in See, Misling, Attersee==
  
[[Datei: Gross 2.jpeg|thumb|290px| Vergleich von "'''''langer'''''" mit '''''kurzer''''' Chronologie]]
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'''''Vymazal 1975,''''' Kurt (Tauchgruppe Haag): &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_121a_0105-0138.pdf Holzartenbestimmung einiger Pfähle aus der neolithischen Station '''Attersee/Landungssteg''']''. JBOÖMV 121a, 1976:131–138. <br /> (Ø Pfahldurchmesser 9–11 cm; 44% Esche, 14% Schwarzerle, 6% Weißerle, 6% Birke, 6% Weißpappel, 6% Weide, 2% Rotbuche, 2% Feldahorn, 2% Bergahorn, 2% Haselstrauch, 2% Tanne, 4% Weide/Pappel, 2% Fichte)
  
&rarr; '''''[https://edagross.academia.edu/ Gross 1991]''''', Eda; Ruoff, Ulrich: &rarr; ''[https://www.academia.edu/3838499/E_Gross_U_Ruoff_Die_Bedeutung_der_absoluten_Datierung_der_jungsteinzeitlichen_Kulturen_in_der_Schweiz_f%C3%BCr_die_Urgeschichte_Europas Die Bedeutung der absoluten Datierung der jungsteinzeitlichen Kulturen in der Schweiz für die Urgeschichte Europas]''. In: Lichardus, J. (ed.): Die Kupferzeit als historische Epoche. Symposium Saarbrücken und Otzenhausen, Saarbr. Beitr. zur Altertumskunde 55, Bd. 1, 1991:401–420.
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'''''Vymazal 1975,''''' Kurt: Holzartenbestimmung einiger Pfahlproben aus der neolithischen Pfahlbaustation '''Misling II'''. Fundberichte aus Österreich, 1975. <br /> (22% Fichte, 20% Pappel, 17% Weide, 13% Schwarzerle, 10% Birke, 6% Esche, 3% Rotbuche, 3% Feldahorn, 2% Tanne, 1% Weide/Pappel)
  
===Die erstmalige „lange Chronologie“ von Eda Gross 1991===
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'''''Schoch 1978,''''' W., Schweingruber F. (Schweizer Biologen): &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/JOM_123a_0223-0227.pdf Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee.]'' JBOÖMV 123a, 1978: 223–227. <br /> (Haselnuss, Wildapfel, Himbeere, Brombeere, Walderdbeere, Mohn, Saat-Lein)
  
Die hier gebrachte Arbeit von &rarr; '''''[https://unibas.academia.edu/EdaGross Eda Gross]''''' hat besondere '''''forschungsgeschichtliche Relevanz''''', da sie mit dieser ihrer Arbeit '''''<u>erstmals</u>''''' – in einem damals noch durch und durch ablehnenden Milieu (v.a. Lichardus, Kossack) – die Sichtweise der '''''langen Chronologie''''' vertreten hat.
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'''''Cichocki 2013,''''' Otto: &rarr; ''[https://vias.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_vias_dendro/publikationen_downloads/Nassholzfunde_aus_o__sterreichischen_Seen_-_Cichocki_2013_1_.pdf Nassholzfunde aus österreichischen Seen.]'' Fines Transire 2013:25–50.
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* '''''449 Pfähle und Holzreste im Pfahlbau See/Mondsee''''' (61% < 10 cm; 33% 10–15 cm; 6% >15 cm). <br /> Waldgehölze: 45% Fichte (Picea), 10% Tanne (Abies), 7% Ahorn (Acer), 2% Buche (Fagus). <br /> Auhölzer: 21% Pappel (Populus); 7% Erle (Alnus); 2% Weide (Salix); 1% Esche (Fraxinus); 5% Sonstige (Äste, Zweige…)
  
Dabei hat sie erstmals vorhandene <sup>14</sup>C-Daten mit den dendrochronologischen Daten der Schweizer Pfahlbauten miteinander verknüpft und damit eine Umrechnung von <sup>14</sup>C-Daten in die Absolutchronologie der Baumringalter ermöglicht – und damit erstmals eine realitätsnahe Kalibrierung der Radiokohlenstoffmethode geschaffen.
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'''''Ries'''''  Weyregg: es fehlen die Eichen!
  
Diese Sichtweise stieß bei damaligen ''"Autoritäten"'' auf heftigen Widerstand, da dadurch viele chronologische Annahmen um Jahrtausende verschoben wurden und damit Lehrmeinungen geändert und Lehrbücher umgeschrieben werden mussten.
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'''''Oeggl 1997,''''' K; Patzelt, G; Schäfer, D.:  &rarr; ''[https://www.academia.edu/7571630/Oeggl_Patzelt_Schaefer_1997_Alpine_Vorzeit_in_Tirol_Alpine_Prehistory_in_Tyrol_Ausstellungsf%C3%BChrer_Exhibition_Guide Alpine Vorzeit in Tirol ('''''Mesolithikum, Neolithikum''''')]'': a) Die Waldgrenze in den Zentralalpenwährend des '''''Mesolithikums''''' (S. 29–44); b) Die Ötztalstudie – Entwicklung der Landnutzung (S. 46–62) <br /> (viele '''''Fichten verhindern''''' wohl die schnelle '''''Ausbreitung der Eichen:''''' auch wenn sie über den Brenner gekommen sein sollten; Ötzi)
  
Die Abbildung zeigt die enormen Auswirkungen der „langen Chronologie“ gegenüber der „kurzen Chronologie“, wenn man allgemein bis zu dieser Veröffentlichung davon ausgegangen ist, dass Egolzwil zeitgleich mit der 1. Dynastie Ägyptens (3000 v. Chr.) gewesen sei. Die Frühdynastie I in Mesopotamien und Troja Ia (2700 v. Chr.) hätten dem jüngeren Cortaillod entsprochen. Das Frühminoisch I von Kreta und das Frühhelladisch I von Griechenland (um 2600 v. Chr.) hätten parallel zum Pfyn der Schweiz bestanden.
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==Eichen und deren Wachstum==
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Hannes Mayer: Waldbau auf soziologisch-ökologischer Grundlage; Gustav Fischer-Verlag 1977, 513 S.
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'''''Mátyás 1999,''''' Gabor: &rarr; ''[https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiH5bm_mov7AhVG_aQKHT9lCuoQFnoECBYQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.research-collection.ethz.ch%2Fmapping%2Feserv%2Feth%3A23172%2Feth-23172-02.pdf&usg=AOvVaw2qzcvns1V-5h2K663Gy8fM  Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Einwanderung der Eichen in der Schweiz anhand ihrer Chloroplasten-DNA.]'' Dissertation ETHZ 1999 (vgl. insbesondere auf Seite 12 die Abb. 1: „Pollenhinweise zur postglazialen Einwanderung der Eichen in die Schweiz“ mit der dortigen Isochore (9.000 Jahre vor heute)).
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* Exzerpt zur &rarr; '''''[[Rückwanderung der Eichen]]''''' in die Schweiz
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ad Schindlers Grafik: (Anm.: Z. B. hätten die Pfähle enorme Längen aufweisen müssen, wenn er auf seinem minimalen Seespiegel (403,5 m) beharrte: Pfahlfundierung ~ 1 m in Seekreide auf Kote 400 m (lt. der Abb.) plus seine Schätzung für Seehochstände von ~ 407,5 m (S. 310) plus 1 m "Freibord" der Fußböden ergäben ~ 10 m lange – sich nicht wesentlich verjüngende – Pfähle bis zur Fußbodenhöhe. Auf Fragen, wie damit die Pfähle im 3,5 m tiefen Wasser – auf Flößen mit zumindest 5 m hohem Aufbau – zielgerichtet eingerammt werden und mechanisch stabil (Sturmwellen) zu errichten wären, geht er nicht ein.)
  
Demgegenüber bestand '''''Egolzwil 1.300 Jahre vor der 1. Dynastie Ägyptens''''', 1.600 Jahre vor Mesopotamien und Troja und 1.700 Jahre vor Kreta und Hellas. Die Kulturen von '''''<u>Cortaillod und Mondsee/Attersee</u>''''' blühten ein '''''Jahrtausend vor der 1. Dynastie Ägyptens, 1.300 Jahre vor Mesopotamien und Troja Ia und 1.400 Jahre vor Kreta und Hellas.'''''
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&rarr; vgl. hierzu auch --> LÜDI !!!   
  
===Die Mondsee-Kultur blüht ein Jahrtausend vor Ägypten===
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&rarr; [https://www.wsl.ch/forest/waldman/vorlesung/ww_tk0.ehtml Skriptum Waldwachstum] Professur Forsteinrichtung und Waldwachstum ETH Zürich
  
[[Datei: Gross 1.jpeg|thumb|250px| erstmals kalibrierte neolithische Daten in CH, BRD, DDR, CSSR, PL und Österreich]]
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&rarr; [https://www.lko.at/media.php?filename=download%3D%2F2012.11.05%2F1352122233485277.pdf Eichenbewirtschaftung im Alpenvorland OÖ] LWKa OÖ  BOKU  HQ BILDER
  
Die nächste Abbildung rückt mehrere frühere – und zeitlich zumeist zu "kurze" – Chronologien in ein völlig neues und realitätsnäheres Bild.  
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BUCH: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Broschueren/Eichenkonzept_Wald_und_Holz_NRW_022015.pdf
  
Eda Gross hat mit dieser Arbeit erstmals realistische chronologische Daten zu den einzelnen Kulturen sowohl von Schweiz, Deutschland, DDR, CSSR, Polen und Österreich sowie von den südöstlichen Ländern Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland auf eine gemeinsame Basis gestellt und diese sogar mit den bis dahin „ältesten Kulturen“ Ägypten, Mesopotamien, Troja, Kreta, Griechenland in einen neuen, einheitlichen Zeitrahmen gestellt.
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&rarr; [https://www.fswood.com/deutsch/detail/eiche_form.htm Eiche - Baum- und Stammform]
  
Der von Eda Gross im Jahre 1991 eingeführte wissenschaftlich fundierte Ansatz zur Kalibrierung von <sup>14</sup>C-Daten besteht bis heute weiter und wird für die Kalibrierung von <sup>14</sup>C-Daten weiterhin intensiv eingesetzt.
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WACHSEN EICHEN in SOLCHE HÖHEN ?  Stangenholz: Bestände mit einem durchschnittlichen BHD von 7 bis 14 cm
  
Damit wurden viele grundlegende österreichische Arbeiten (Pittioni 1954, Ruttkay 1981 usw.) zu den Pfahlbauten an den Salzkammergutseen und die daran beteiligten Kulturen in einen neuen Zeitrahmen gestellt und viele Annahmen wurden ''"über den Haufen"'' geworfen.
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&rarr; [https://www.mr-pflanzenvertrieb.de/eiche-deutsche-eiche.html Deutsche Eiche]  HQ  BILDER    5m Stammumfang 20-25 cm; = 8 cm Durchmesser
  
So beginnt die Epi-Lengyel-Gruppe in Österreich um etwa 4.100 v.Chr. – was mit dem Abbruch der Kulturen in Bulgarien, Rumänien und Jugoslawien um 4.200 v. Chr. gut zusammenpasst. Mondsee I startet um 3.900 v. Chr. und läuft bis 2.600 v. Chr. Die Baden-Kultur beginnt erst um 3.400 v. Chr.
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&rarr; [https://idw-online.de/de/news46379 Schlankheit als Risiko]  Kriterium für das Versagen von Bäumen entdeckt Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft 
  
In der Schweiz liegt die Egolzwiler Gruppe um 4.300 v. Chr. ziemlich richtig; die Cortaillod-Gruppierung folgt gleich auf Egolzwil; parallel zu dieser entwickelt sich die Pfyn-Gruppe etwas zeitverzögert, gefolgt von Horgen ab etwa 3.700 v. Chr.
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https://www.plantopedia.de/eiche-wachstum/ junge Eichen wachsen schneller als ältere; 40 bis 70 mm pro Jahr sind möglich; 2 m Höhe erreicht das Jungbäumchen nach etwa 4-5 Jahren; nach zehn Jahren liegt die Höhe zwischen 4 und 7 m; mit jedem Jahr verlangsamt sich das Wachstumstempo (Endgröße 15 - 35 m)
  
<gallery>
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&rarr; [https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/waldwachstum/eichenwachstum Das Wachstum von Eichen und Roteichen]: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
Gross 3.jpeg|<sup>14</sup>C<sub>cal</sub> / Dendrochr. (CH)  <sup>14</sup>C<sub>cal</sub> / histor.data Egypt|alt=alt language
 
Gross 4.jpeg |<sup>14</sup>C<sub>cal</sub>-Daten der Länder CH, DDR, CSSR, PL, AT|alt=alt language
 
Gross 5.jpeg |<sup>14</sup>C<sub>cal</sub>-Daten der Länder HU, JU, BG, RU, EG, TR|alt=alt language
 
</gallery>
 
  
Die erste Abbildung bringt den Vergleich der kalibrierten <sup>14</sup>C-Daten mit der dendrochronologischen Datierung des schweizerischen Neolithikums (linke Spalte) und den Vergleich der kalibrierten <sup>14</sup>C-Daten aus historisch datierten Komplexen Ägyptens mit der historischen Chronologie (rechte Spalte).
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https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/eichenarten-in-oesterreich  WACHSTUMs-BILD
  
Die mittlere Abbildung bringt kalibrierte <sup>14</sup>C-Daten der neolithischen Kulturen in Schweiz, BRD, DDR, CSSR, Polen und Österreich; die rechte Abbildung jene von Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Anatolien und Ägypten.
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https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/bestandespflege/eichepflege-und-qualitaet-der-baeume  STANGENHOLZ
  
 
==Das zu Ende gehende Mesolithikum der Jäger und Sammler==
 
==Das zu Ende gehende Mesolithikum der Jäger und Sammler==
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==(Seltene) kriegerische Auseinandersetzungen um 5000 v. Chr.==
 
==(Seltene) kriegerische Auseinandersetzungen um 5000 v. Chr.==
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[[Datei: Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile.jpg|thumb|300px|Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile]]
  
 
Etwa 500 Jahre nach Ankunft der Neolithiker (5.500 v. Chr.) in den fruchtbaren Lössgebieten gab es offenbar – wenn auch seltene – kriegerische Auseinandersetzungen, wobei nicht klar ist, ob mit '''''anderen neolithischen Gruppen''''' oder mit den ursprünglichen '''''mesolithischen Jägern und Sammlern'''''.
 
Etwa 500 Jahre nach Ankunft der Neolithiker (5.500 v. Chr.) in den fruchtbaren Lössgebieten gab es offenbar – wenn auch seltene – kriegerische Auseinandersetzungen, wobei nicht klar ist, ob mit '''''anderen neolithischen Gruppen''''' oder mit den ursprünglichen '''''mesolithischen Jägern und Sammlern'''''.
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==Keutschacher See und Hafner See==
 
==Keutschacher See und Hafner See==
  
Dworsky 2021, Cyril; Meyer, Lieselore: &rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_28_WEB.pdf Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten]''. Sonius 2021, S. 3–8.
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'''''Klemun 1995,''''' Marianne: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/CAR_185_105_0215-0238.pdf Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" – ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864)]''. Carinthia II, Klagenfurt. S. 215–238.
  
Meyer 2020, Lieselore: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/blog/der-hafnersee-unbekannte-pfahlbauten Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten]''.
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'''''Offenberger 2014,''''' Johann: &rarr; ''[https://oeab.ac.at/wp-content/uploads/2017/02/Historica-Bd-12-Johann-Offenberger-Die-neolithische-Inselsiedlung-im-Keutschacher-See-745x1024.jpg Die neolithische „Inselsiedlung“ im Keutschacher See (Kärnten) – Eine kritische Betrachtung]''. ÖAB; Historica – Austria, Band 12, Jg. 2014. 55 Seiten.
 
 
Kleine Zeitung Kärnten: &rarr; ''[https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20210107/281741272049729 Verborgener Schatz im Hafnersee]''; 7.1.2021
 
 
 
Offenberger 2014, Johann: &rarr; ''[https://oeab.ac.at/wp-content/uploads/2017/02/Historica-Bd-12-Johann-Offenberger-Die-neolithische-Inselsiedlung-im-Keutschacher-See-745x1024.jpg Die neolithische „Inselsiedlung“ im Keutschacher See (Kärnten) – Eine kritische Betrachtung]''. ÖAB; Historica – Austria, Band 12, Jg. 2014. 55 Seiten.
 
 
 
Klemun 1995, Marianne: &rarr; ''[https://www.zobodat.at/pdf/CAR_185_105_0215-0238.pdf Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" – ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864)]''. Carinthia II, Klagenfurt. S. 215–238.
 
  
 
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Diese Deutung sah der Geologe Fritz Brandtner (Wien, Untersuchung von Moor- und Seeböden) durch das '''''Auffinden eines Bachbettes im südöstlichen Seebereich''''' bestätigt. Das Bachbett mit Holz- und Holzkohleeinschwemmungen lag '''''ca. 1,5 m unter dem heutigen Wasserspiegel'''''. Für Brandtner ist dies ein Beweis für starke Seespiegelschwankungen. Seiner Meinung nach wurde der Pfahlbau in einer Trockenperiode angelegt. Beim Wiederansteigen des Seespiegels sind Hölzer und Holzkohlestücke aus der Siedlung in das Bachbett eingeschwemmt und durch Torfbildung überdeckt worden. Wenn das zutrifft, befand sich der Pfahlbau zur einen Hälfte im Wasser, da Pfähle bis in sechs Meter Tiefe vorhanden sind, und zur anderen Hälfte auf festem Untergrund (Anm.: Diese zweite Vermutung von Brandtner trifft höchstwahrscheinlich zu, wie neue Untersuchungen von Cichocki im August 2001 ergaben. Lt. Mündl. Mitt. von O. Cichocki.)
 
Diese Deutung sah der Geologe Fritz Brandtner (Wien, Untersuchung von Moor- und Seeböden) durch das '''''Auffinden eines Bachbettes im südöstlichen Seebereich''''' bestätigt. Das Bachbett mit Holz- und Holzkohleeinschwemmungen lag '''''ca. 1,5 m unter dem heutigen Wasserspiegel'''''. Für Brandtner ist dies ein Beweis für starke Seespiegelschwankungen. Seiner Meinung nach wurde der Pfahlbau in einer Trockenperiode angelegt. Beim Wiederansteigen des Seespiegels sind Hölzer und Holzkohlestücke aus der Siedlung in das Bachbett eingeschwemmt und durch Torfbildung überdeckt worden. Wenn das zutrifft, befand sich der Pfahlbau zur einen Hälfte im Wasser, da Pfähle bis in sechs Meter Tiefe vorhanden sind, und zur anderen Hälfte auf festem Untergrund (Anm.: Diese zweite Vermutung von Brandtner trifft höchstwahrscheinlich zu, wie neue Untersuchungen von Cichocki im August 2001 ergaben. Lt. Mündl. Mitt. von O. Cichocki.)
  
==Aktuelle IntCal20 Kalibrationskurve für die nördliche Hemisphäre==
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Artikel: The IntCal20 Northern Hemisphere Radiocarbon Age Calibration Curve (0–55 cal kBP) Zs. Radiocarbon 62. doi: 10.1017/RDC.2020.41. Download des Artikels: &rarr; ''[https://www.cambridge.org/core/journals/radiocarbon/article/intcal20-northern-hemisphere-radiocarbon-age-calibration-curve-055-cal-kbp/83257B63DC3AF9CFA6243F59D7503EFF als HTML]'' und &rarr; ''[https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/83257B63DC3AF9CFA6243F59D7503EFF/S0033822220000417a.pdf/the-intcal20-northern-hemisphere-radiocarbon-age-calibration-curve-055-cal-kbp.pdf als PDF]''
 
 
 
Datenquelle für die Kalibrationskurve: ''https://www.intcal.org/'' &rarr; ''https://www.intcal.org/data.html''  &rarr; ''https://www.intcal.org/curves.html &rarr; <u>https://www.intcal.org/curves/intcal20.14c</u>''. 
 
 
 
[[Datei: C14-CalBP2.png|thumb|390px|IntCal20-Daten von 6.500 bis 4.500 <sub>cal</sub>BP ≈ 4.500 bis 2.500 v. Chr.]]
 
  
[[Datei: Normalverteilung.png|thumb|390px|Normalverteilung: 68,3 % der Werte im Intervall [X ± 1σ]; 95,4 % der Werte im Intervall [X ± 2σ]; mit σ (Sigma) als Standardabweichung]]
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'''''Dworsky 2021,''''' Cyril; Meyer, Lieselore: &rarr; ''[http://sonius.at/pdf/Sonius_28_WEB.pdf Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten]''. Sonius 2021, S. 3–8.
  
Die weiter unten auszugsweise angegebenen Daten der IntCal20-Kalibrationskurve werden in der Grafik für die Jahre 6.500 bis 4.500 Jahre vor heute dargestellt. Dabei erkennt man einerseits, dass die <sup>14</sup>C-Daten ein um 600 - 850 Jahre zu geringes Alter gegenüber dem kalendarischen Alter ausweisen, andererseits dass es zu jedem <sup>14</sup>C-Alter mehrere kalendarische Alter gibt.
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'''''Meyer 2020,''''' Lieselore: &rarr; ''[https://www.pfahlbauten.at/blog/der-hafnersee-unbekannte-pfahlbauten Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten]''.
  
Den unten angegebenen <sup>14</sup>C-Daten von IntCal20 kann ebenfalls entnommen werden, dass diese Daten nicht für einen bestimmten Zeitpunkt X (den wahrscheinlichen Erwartungswert) sondern nur für einen bestimmten Zeitraum angegeben werden können. Diese Abweichungen vom physikalisch ermittelten Zeitpunkt X werden mittels Standardabweichung um diesen Wert (X ± σ = X ± Sigma) angegeben.
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'''''Kleine Zeitung 2021.''''' Kärnten: &rarr; ''[https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20210107/281741272049729 Verborgener Schatz im Hafnersee]''; 7.1.2021
 
 
<u>Beispiel aus dem IntCal20-Datensatz:</u> ''(mit: 0-Punkt <sub>cal</sub>BP = 1950 n. Chr.)''
 
 
 
<sub>cal</sub>BP, <sup>14</sup>C age, Sigma, Delta <sup>14</sup>C, Sigma ''(Daten durch Beistriche getrennt)''
 
 
 
6000,5276,17,71.4,2.3
 
 
 
5995,5248,16,74.5,2.2
 
 
 
5990,5228,16,76.6,2.2
 
 
 
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==Curiosa==
 
==Curiosa==
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Rucker, Christian: Untersuchung des energetischen Potentials einer verzögerten Hochwasserabgabe aus dem Attersee. Diplomarbeit 2007, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TU Graz
 
Rucker, Christian: Untersuchung des energetischen Potentials einer verzögerten Hochwasserabgabe aus dem Attersee. Diplomarbeit 2007, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TU Graz
 
==Eichen und deren Wachstum==
 
 
Hannes Mayer: Waldbau auf soziologisch-ökologischer Grundlage; Gustav Fischer-Verlag 1977, 513 S.
 
 
Mátyás, Gabor: &rarr; ''[https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiH5bm_mov7AhVG_aQKHT9lCuoQFnoECBYQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.research-collection.ethz.ch%2Fmapping%2Feserv%2Feth%3A23172%2Feth-23172-02.pdf&usg=AOvVaw2qzcvns1V-5h2K663Gy8fM  Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Einwanderung der Eichen in der Schweiz anhand ihrer Chloroplasten-DNA.]'' (vgl. insbesondere auf Seite 12 die Abb. 1: „Pollenhinweise zur postglazialen Einwanderung der Eichen in die Schweiz“ mit der dortigen Isochore (9.000 Jahre vor heute)).
 
 
ad Schindlers Grafik: (Anm.: Z. B. hätten die Pfähle enorme Längen aufweisen müssen, wenn er auf seinem minimalen Seespiegel (403,5 m) beharrte: Pfahlfundierung ~ 1 m in Seekreide auf Kote 400 m (lt. der Abb.) plus seine Schätzung für Seehochstände von ~ 407,5 m (S. 310) plus 1 m "Freibord" der Fußböden ergäben ~ 10 m lange – sich nicht wesentlich verjüngende – Pfähle bis zur Fußbodenhöhe. Auf Fragen, wie damit die Pfähle im 3,5 m tiefen Wasser – auf Flößen mit zumindest 5 m hohem Aufbau – zielgerichtet eingerammt werden und mechanisch stabil (Sturmwellen) zu errichten wären, geht er nicht ein.)
 
 
&rarr; vgl. hierzu auch --> LÜDI !!!   
 
 
&rarr; [https://www.wsl.ch/forest/waldman/vorlesung/ww_tk0.ehtml Skriptum Waldwachstum] Professur Forsteinrichtung und Waldwachstum ETH Zürich
 
 
&rarr; [https://www.lko.at/media.php?filename=download%3D%2F2012.11.05%2F1352122233485277.pdf Eichenbewirtschaftung im Alpenvorland OÖ] LWKa OÖ  BOKU  HQ BILDER
 
 
BUCH: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Broschueren/Eichenkonzept_Wald_und_Holz_NRW_022015.pdf
 
 
&rarr; [https://www.fswood.com/deutsch/detail/eiche_form.htm Eiche - Baum- und Stammform]
 
 
WACHSEN EICHEN in SOLCHE HÖHEN ?  Stangenholz: Bestände mit einem durchschnittlichen BHD von 7 bis 14 cm
 
 
&rarr; [https://www.mr-pflanzenvertrieb.de/eiche-deutsche-eiche.html Deutsche Eiche]  HQ  BILDER    5m Stammumfang 20-25 cm; = 4 cm Durchmesser
 
 
&rarr; [https://idw-online.de/de/news46379 Schlankheit als Risiko]  Kriterium für das Versagen von Bäumen entdeckt Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft 
 
 
https://www.plantopedia.de/eiche-wachstum/ junge Eichen wachsen schneller als ältere; 40 bis 70 mm pro Jahr sind möglich; 2 m Höhe erreicht das Jungbäumchen nach etwa 4-5 Jahren; nach zehn Jahren liegt die Höhe zwischen 4 und 7 m; mit jedem Jahr verlangsamt sich das Wachstumstempo (Endgröße 15 - 35 m)
 
 
&rarr; [https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/waldwachstum/eichenwachstum Das Wachstum von Eichen und Roteichen]: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
 
 
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/eichenarten-in-oesterreich  WACHSTUMs-BILD
 
 
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/bestandespflege/eichepflege-und-qualitaet-der-baeume  STANGENHOLZ
 
  
 
==Literatur-Sammlung==
 
==Literatur-Sammlung==

Aktuelle Version vom 21. Mai 2024, 16:44 Uhr

Das "Salz des Lebens" für die Neolithiker

Die existentielle Bedeutung des Salzes für den Menschen erkennt man insbesondere daran, dass „salzig“ eine eigene Geschmacksrichtung darstellt. Jäger/Sammler aßen gebratenes Fleisch, sodass das Salz im Fleisch beim Kochen nicht verloren ging. In pflanzlicher Nahrung ist kein Salz enthalten. Infolgedessen waren unsere Pfahlbauern zunehmend auf Kochsalz angewiesen, als sie immer mehr von der Jagd auf den Anbau von Kulturpflanzen übergingen.

Der Salzbedarf des Menschen beträgt zumindest 3 - 5 (WHO) Gramm pro Tag, wenn man schwitzt mehr.

Wenig Salzgehalt in neolithischer Nahrung – außer in Fleisch

  • Getreide hat 0,02 g je 100 g; Erbsen haben 0,015 g Salz je 100 g, Äpfel 0,003 g je 100 g; Kirschen 0,01 g je 100 g.
  • Blut enthält rd. 1 g Salz je 100 ml.
  • Der Salzgehalt von Fleisch beträgt bei Hirsch und Wildschwein 0,2 g je 100 g; bei Schaf, Ziege und Rind 0,18 g je 100 g, bei Reh 0,12 g Salz je 100 g Fleisch; rohe Milch enthält 0,12 g Salz je 100 ml; Fisch 0,16 g je 100 g; Hase, Fasan und Ente 0,1 g je 100 g.

Fansa 2006, Mamoun: → Wie baute man ein Haus vor 6.000 Jahren? In: Monumente Online; Landesmuseum Oldenburg. (Archäolog. Experiment der Salzgewinnung mit Briquettes)

Physische Symptome eines Natriummangels

Symptome eines Natriummangels sind: Unwohlsein, Kopf- und Muskelschmerzen, Erbrechen, Benommenheit und Verwirrtheit, Schwindel, Krämpfe.

Wikipedia: Bei chronischem Natriummangel führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen. Zudem kommt es unter Natriummangel zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, Zellen, die Knochensubstanz abbauen. Die Folge ist eine Neigung zu Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen

Salzversorgung der Schweizer und Mondseer/Atterseer Neolithiker

Historisches Lexikon Schweiz: Neolithikum der Schweiz.: Ein wichtiger Rohstoff war Salz, das sich aber nicht nachweisen lässt. Die nächstgelegenen Salzquellen, die schon neolithisch genutzt wurden, befinden sich im französischen Jura, mit in der Tethys entstandenen bedeutenden Steinsalzlagern.

In Pfandl nahe Bad Ischl gab es die nächste Salzquelle für unsere Pfahlbauern.

Link zu → Literatur zur Salzversorgung der Neolithiker

Barta Claus: → Salzabbau in Europa (6.000 v.Chr.–500 n.Chr.); → Startseite

  • Anzeichen für die Nassgewinnung (Nutzung von mit Wasser ausgelaugten Salzschichten) und die damit verbundene Salzsiedetechnik findet man ab dem 6. Jt. v. Chr. in Mittel- und Osteuropa.
  • Das Restwasser wurde in tönernen Gefäßen („Briquetage“-Technik: Brique = franz. Ziegel) durch Holzbefeuerung entfernt. Es gab auch Briquetage in Kelchform, die auf Tonröhren im Feuer standen. Ein Nachbau des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg erbrachte bei einer Temperatur von etwas mehr als 100 Grad Celsius und einer Siedezeit von zehn bis zwölf Stunden eine Ausbeute von 325 Gramm festem Salzkuchen pro Tiegel.

Die Baumarten der Pfähle in See, Misling, Attersee

Vymazal 1975, Kurt (Tauchgruppe Haag): → Holzartenbestimmung einiger Pfähle aus der neolithischen Station Attersee/Landungssteg. JBOÖMV 121a, 1976:131–138.
(Ø Pfahldurchmesser 9–11 cm; 44% Esche, 14% Schwarzerle, 6% Weißerle, 6% Birke, 6% Weißpappel, 6% Weide, 2% Rotbuche, 2% Feldahorn, 2% Bergahorn, 2% Haselstrauch, 2% Tanne, 4% Weide/Pappel, 2% Fichte)

Vymazal 1975, Kurt: Holzartenbestimmung einiger Pfahlproben aus der neolithischen Pfahlbaustation Misling II. Fundberichte aus Österreich, 1975.
(22% Fichte, 20% Pappel, 17% Weide, 13% Schwarzerle, 10% Birke, 6% Esche, 3% Rotbuche, 3% Feldahorn, 2% Tanne, 1% Weide/Pappel)

Schoch 1978, W., Schweingruber F. (Schweizer Biologen): → Hölzer und Samen aus der neolithischen Seeufersiedlung Misling am Attersee. JBOÖMV 123a, 1978: 223–227.
(Haselnuss, Wildapfel, Himbeere, Brombeere, Walderdbeere, Mohn, Saat-Lein)

Cichocki 2013, Otto: → Nassholzfunde aus österreichischen Seen. Fines Transire 2013:25–50.

  • 449 Pfähle und Holzreste im Pfahlbau See/Mondsee (61% < 10 cm; 33% 10–15 cm; 6% >15 cm).
    Waldgehölze: 45% Fichte (Picea), 10% Tanne (Abies), 7% Ahorn (Acer), 2% Buche (Fagus).
    Auhölzer: 21% Pappel (Populus); 7% Erle (Alnus); 2% Weide (Salix); 1% Esche (Fraxinus); 5% Sonstige (Äste, Zweige…)

Ries Weyregg: es fehlen die Eichen!

Oeggl 1997, K; Patzelt, G; Schäfer, D.: → Alpine Vorzeit in Tirol (Mesolithikum, Neolithikum): a) Die Waldgrenze in den Zentralalpenwährend des Mesolithikums (S. 29–44); b) Die Ötztalstudie – Entwicklung der Landnutzung (S. 46–62)
(viele Fichten – verhindern wohl die schnelle Ausbreitung der Eichen: auch wenn sie über den Brenner gekommen sein sollten; Ötzi)

Eichen und deren Wachstum

Hannes Mayer: Waldbau auf soziologisch-ökologischer Grundlage; Gustav Fischer-Verlag 1977, 513 S.

Mátyás 1999, Gabor: → Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Einwanderung der Eichen in der Schweiz anhand ihrer Chloroplasten-DNA. Dissertation ETHZ 1999 (vgl. insbesondere auf Seite 12 die Abb. 1: „Pollenhinweise zur postglazialen Einwanderung der Eichen in die Schweiz“ mit der dortigen Isochore (9.000 Jahre vor heute)).

ad Schindlers Grafik: (Anm.: Z. B. hätten die Pfähle enorme Längen aufweisen müssen, wenn er auf seinem minimalen Seespiegel (403,5 m) beharrte: Pfahlfundierung ~ 1 m in Seekreide auf Kote 400 m (lt. der Abb.) plus seine Schätzung für Seehochstände von ~ 407,5 m (S. 310) plus 1 m "Freibord" der Fußböden ergäben ~ 10 m lange – sich nicht wesentlich verjüngende – Pfähle bis zur Fußbodenhöhe. Auf Fragen, wie damit die Pfähle im 3,5 m tiefen Wasser – auf Flößen mit zumindest 5 m hohem Aufbau – zielgerichtet eingerammt werden und mechanisch stabil (Sturmwellen) zu errichten wären, geht er nicht ein.)

→ vgl. hierzu auch --> LÜDI !!!

Skriptum Waldwachstum Professur Forsteinrichtung und Waldwachstum ETH Zürich

Eichenbewirtschaftung im Alpenvorland OÖ LWKa OÖ BOKU HQ BILDER

BUCH: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Broschueren/Eichenkonzept_Wald_und_Holz_NRW_022015.pdf

Eiche - Baum- und Stammform

WACHSEN EICHEN in SOLCHE HÖHEN ? Stangenholz: Bestände mit einem durchschnittlichen BHD von 7 bis 14 cm

Deutsche Eiche HQ BILDER 5m Stammumfang 20-25 cm; = 8 cm Durchmesser

Schlankheit als Risiko Kriterium für das Versagen von Bäumen entdeckt Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

https://www.plantopedia.de/eiche-wachstum/ junge Eichen wachsen schneller als ältere; 40 bis 70 mm pro Jahr sind möglich; 2 m Höhe erreicht das Jungbäumchen nach etwa 4-5 Jahren; nach zehn Jahren liegt die Höhe zwischen 4 und 7 m; mit jedem Jahr verlangsamt sich das Wachstumstempo (Endgröße 15 - 35 m)

Das Wachstum von Eichen und Roteichen: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/eichenarten-in-oesterreich WACHSTUMs-BILD

https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/bestandespflege/eichepflege-und-qualitaet-der-baeume STANGENHOLZ

Das zu Ende gehende Mesolithikum der Jäger und Sammler

Kind 2016, Claus-Joachim: → Die letzten Jäger und Sammler – Das Mesolithikum in Baden-Württemberg. Denkmalpflege in Baden-Württemberg Ausgabe 35.1, 2016. 7 Seiten.
Diese Broschüre bringt eine recht erhellende Darstellung zu den letzten Jägern und Sammlern, ihrer Umwelt und dem Leben im Mesolithikum; mit Gliederung in der Jagdperiode in Haupt- und Außenlager.

Stäuble 2013, Harald; Wolfram, Sabine: → Bandkeramik und Mesolithikum: Abfolge oder Koexistenz. Conf. Paper 2013.

Stäuble bringt auf S. 121 eine recht erhellende Darstellung eines Schemas von möglichen Kontakten zwischen mesolithischen Jägern/Sammlern und neolithischen Bauern/Viehzüchtern und ihren Folgen. Nach dem dargestellten Schema wird in drei grundsätzlich mögliche Entwicklungen zwischen den Jägern/Sammlern und den Ackerbauern/Viehzüchtern unterschieden:

a) Verdrängung/Konflikt (Vernichtung, Vertreibung, Isolation)
b) Toleranz und/oder Vermeidung und
c) Integration/Assimilation (Einsickern, Kommerzialisierung, Aneignung, Übernahme/Assimilation).

Diese Möglichkeiten sind wohl in einzelnen Gebieten Mitteleuropas unterschiedlich zum Zuge gekommen. Es gab sicher Unterschiede in den flachen Lössgebieten Polens, Deutschlands und Nordfrankreichs und den eher bergigen Gebieten der Alpen und dem Alpenvorland. So endete das Mesolithikum in der Schweiz z. T. erst um etwa 4.000 v. Chr., wobei die Jäger und Sammler in den bergigen Gebieten unbehelligt blieben.

Ähnliches ist auch für den uns interessierenden Raum in Oberösterreich anzunehmen, der ja von den neolithischen Ackerbauern und Viehzüchtern eher gemieden denn angestrebt wurde. In den Gebieten südlich der Donau gab es zu Beginn der Pfahlbauernzeit an den oberösterreichischen Seen sicher noch immer mesolithische Jäger und Sammler. Ob sich das Verhältnis zwischen den ehemals „Einheimischen“ und den „Zuwanderern“ friedlich oder konfliktreich gestaltete kann heute nicht mehr beurteilt werden.

(Seltene) kriegerische Auseinandersetzungen um 5000 v. Chr.

Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile

Etwa 500 Jahre nach Ankunft der Neolithiker (5.500 v. Chr.) in den fruchtbaren Lössgebieten gab es offenbar – wenn auch seltene – kriegerische Auseinandersetzungen, wobei nicht klar ist, ob mit anderen neolithischen Gruppen oder mit den ursprünglichen mesolithischen Jägern und Sammlern.

Biermann 2012, Eric: → Krieg in der Vorgeschichte: Die Interpretation archäologischer Funde und Befunde im interkulturellen Vergleich am Beispiel steinerner Keulenköpfe des Mesolithikums bis Mittelneolithikums. In: Mitteleuropa im 5. Jt. v. Chr. Neolithikum und ältere Metallzeiten.
(Karten ab S. 345 ff. zeigen eine Häufung der Keulenköpfe im mittel- und norddeutschen Raum, aber keine Keulenköpfe im zentralen österreichischen Raum; jedoch einige an der Salzach und doch mehrere im Gebiet der Altheimer Kultur.)

Christensen 2004, Jonas: → Warfare in the European Neolithic. Acta Archaeologica, vol. 75, 2004:129–156. HQ Überblick; schlechtes Verhältnis von LBK mit Jägern/Sammlern … Befestigungen

Meyer 2018,, Chr. et al.: Patterns of Collective Violence in the Early Neolithic of Central Europe. In: A. Dolini et al. (eds.), Prehistoric Warfare and Violence, Quantitative Methods in the Humanities and Social Sciences (2018) Überblick zu den 3 Massakern (~5.000 v.Chr.)

Frayer 1997, David: OFNET (Bavaria): → Evidence for a Mesolithic Massacre. In: Troubled Times: Violence and Warfare in the Past (1997) Volltext: sind mesolithische Jäger/Sammler um 5.500 v.Chr. (14C: 7.560–7.360 BP); und → Google book mit high quality pictures

Peter-Röcher 2002, Heidi: → Krieg und Gewalt: Zu den Kopfdepositionen in der Großen Ofnet-Höhle und der Diskussion um kriegerische Konflikte in prähistorischer Zeit, 2002. Prähistorische Zeitschrift 77, 2002:1–28. Sie sieht in Ofnet kein Massaker, sondern ein besonderes "Kopfbestattungs-Ritual".


Schletz (Niederösterreich; ~5200 v.Chr.)

Die befestigte neolithische Siedlung Schletz bei Asparn in NÖ wurde 1983 ausgegraben. Im Laufe der systematischen Untersuchungen ergaben sich völlig unerwartete Ergebnisse. Es wurden 67 Individuen auf dem Grund eines ovalen Grabens gefunden. Ohne Ausnahme weisen deren Überreste multiple traumatische Schädel-Läsionen aber auch Bissspuren von Carnivoren auf. Die demographischen Analysen zeigen, dass die gesamte Bevölkerung dieser frühen bäuerlichen Siedlung vollständig ausgelöscht und über Monate unbeerdigt liegen gelassen wurde. Die Befunde legen nahe, dass dieses Genozid-Szenario für das endgültige Verlassen dieser Siedlung verantwortlich war. Die Alters- und Geschlechterverteilung weist auf ein Fehlen junger Frauen hin, was als eine Entführung bzw. Frauenraub durch die Angreifer interpretiert wird. Es gibt keine direkten Skelett-Nachweise auf die Angreifer am Platz; demgegenüber weist die Gleichförmigkeit der Strontium-Verhältnisse alle 67 Individuen als Einheimische aus.

Herxheim – 1000 rituelle Menschenopfer (Rheinland-Pfalz; 5100 v.Chr.)

Die Ausgrabungen zeigen, dass in Herxheim knapp vor 5000 v. Chr. ganz außergewöhnliche Rituale stattfanden, in deren Verlauf insgesamt mehr als 1000 Menschen getötet und dann zerlegt wurden. Man entfernte akribisch alles Fleisch, alle Sehnen und das übrige Weichgewebe von den Knochen, die danach klein zerschlagen wurden. Die Schädel erfuhren eine Sonderbehandlung: die Akteure der Ritualhandlungen schlugen mit gezielten Steinbeilschlägen Gesichtsschädel und Schädelbasis ab, so dass nur noch das Schädeldach (Kalotte) übrig blieb. Von diesen schalenartigen Schädelkalotten fanden sich in den Ausgrabungen etwa 500, dazu noch zahlreiche Fragmente von weiteren Schädeldächern, was die Zahl der Toten weiter erhöht. Die menschlichen Überreste wurden mit anderen wertvollen Artefakten in größeren oder kleineren Fundkonzentrationen in die offenstehenden Grabenanlagen deponiert. Strontiumisotopen-Analysen erbrachten überraschende Ergebnisse: Von fast 100 menschlichen Individuen erwiesen sind rund 90 als „Fremde“, d. h., nicht in Herxheim oder Umgebung geborene oder aufgewachsene Opfer. Bei den Analysen fielen hohe Strontium-Anteile auf: Die Personen wuchsen offenbar in höheren Mittelgebirgsgegenden mit Granit- bzw. Gneissuntergrund auf. Dies ist erstaunlich, da bisher Belege einer Besiedlung der Mittelgebirge durch Bandkeramiker fehlen. Die Vermutung, es handle sich bei den Opfern von Herxheim also um Mesolithiker, die als Gefangene in Herxheim bei Ritualhandlungen getötet wurden, widerlegen DNA-Analysen. Diese belegen, dass sich die DNA der Opfer gut in das Spektrum bandkeramischer Menschen einfügt. Damit gibt es eine ungeklärte Diskrepanz zwischen den Strontiumisotopen-Analysen und den genetischen Untersuchungen – die Identität der Toten von Herxheim ist bislang unbekannt.

Talheim (Baden-Württemberg; ~ 5000 v. Chr.)

Das Massengrab, das nahe Talheim in Baden-Württemberg gefunden wurde, datiert in einen Zeitraum, der etwa 7000 Jahre zurückliegt. Es enthielt die Skelettreste von 34 Individuen des frühen Neolithikums, das durch die Kultur der Linearbandkeramik repräsentiert wird. Diese Menschen scheinen die Opfer eines Massakers geworden zu sein, wie es die zahlreichen tödlichen Kopfverletzungen, ernsten Pfeilschusswunden und die Niederlegung aller Toten in der gleichen Grabgrube andeuten. Es wird angenommen, dass das Grab Mitglieder der gleichen Gemeinschaft enthält, die von einer anderen Gruppe angegriffen und getötet wurden.

Kilianstädten (Rhein-Main; ~ 5000 v. Chr.)

Christian Meyer, Christian Lohr, Detlef Gronenborn, Kurt W. Alt: → The massacre mass grave of Schöneck-Kilianstädten reveals new insights into collective violence in Early Neolithic Central Europe. PNAS | September 8, 2015 | vol. 112 | no. 36 | 11217–11222

Mit dem untersuchten linearbandkeramischen Massengrab von Kilianstädten in Baden-Württember werden neue schlüssige und unbestreitbare Nachweise für ein Massaker vorgelegt. Mindestens 26 Personen wurden gewaltsam durch stumpfe Gewalteinwirkung auf den Schädel und Pfeilverletzungen getötet, bevor sie in einem Massengrab wild zusammengewürfelt verscharrt wurden. Die Unterrepräsentation von getöteten Frauen auf eine mögliche Entführung jüngerer Frauen hindeuten, wie auch an anderen Fundorten vermutet wurde. Ebenso könnte die geringe Anzahl von Teenagern unter den Opfern auf ihre höheren Fluchtchancen im Vergleich zu jüngeren Kindern oder älteren Erwachsenen zurückzuführen sein, da diese das flinkste demografische Segment darstellen und nicht durch Kinderbetreuung oder körperliche Gebrechen belastet sind. Alternativ könnten sie auch gefangen genommen worden sein, um sie in die Gemeinschaft des Angreifers zu integrieren. Interessanterweise fällt diese Alterslücke in Kilianstädten mit jener Periode der Linearbandkeramiker zusammen, in der Kinder im mittleren Alter anscheinend viel aktivere und anerkanntere Mitglieder ihrer Gemeinschaften wurden und daher, wie die jüngeren Frauen im reproduktiven Alter, als ein bevorzugtes Bevölkerungssegment für die Gefangennahme betrachtet worden sein könnten. In Kilianstädten wurde auch ein völlig neues Gewaltmuster festgestellt: das absichtliche und systematische Brechen der unteren Gliedmaßen (Schien- und Wadenbeine). Die Häufigkeit dieser festgestellten Perimortem-Frakturen deutet entweder auf Folter und/oder Verstümmelung der Toten hin. Es wird vermutet, dass damit eine Verfolgung der Angreifer auch durch Geister der Getöteten verhindert werden sollte.

Halberstadt (Sachsen-Anhalt; ~5000 v. Chr.)

Meyer, Chr. et al.: → Early Neolithic executions indicated by clustered cranial trauma in the mass grave of Halberstadt. Nature Communications vol. 9, 2018.

Ein jungsteinzeitliches Massengrab im Süden von Halberstadt gibt Rätsel auf: Die neun enthaltenen Leichen stammen von 7 erwachsenen Männern zwischen 25 und 40 Jahren, einem 16-20 Jahre jüngeren Mann und einer Frau zwischen 21 und 26 Jahren, die vermutlich brutal hingerichtet wurden. Alle Opfer wurden durch einen gezielten Schlag meist auf den Hinterkopf getötet und anschließend verscharrt. Die Strontium-Isotopen-Analyse der Skelette aus Halberstadt weist sie einem völlig anderen Lebensraum zu, das heißt, dass die Aggressoren offenbar von den Verteidigern überwältigt und hingerichtet worden sind.

Keutschacher See und Hafner See

Klemun 1995, Marianne: → Die Erforschung des vorgeschichtlichen „Pfahlbaus" – ein kontroversielles Kapitel der internationalen prähistorischen Forschung des 19. Jahrhunderts und Ferdinand Hochstetters Entdeckung der Keutschacher „Pfahlbauten" (1864). Carinthia II, Klagenfurt. S. 215–238.

Offenberger 2014, Johann: → Die neolithische „Inselsiedlung“ im Keutschacher See (Kärnten) – Eine kritische Betrachtung. ÖAB; Historica – Austria, Band 12, Jg. 2014. 55 Seiten.


Samonig 2003, Bertram: → Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission: Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II; 260 Seiten. ÖAW 203 Online Edition. [Anm.: Die einzelnen Kapitel sindals PDF downloadbar: u.a.: → 60 Tafeln mit Abbildungen; 96 Seiten → Katalog. OPEN ACCESS

S. 27: … dass in einem bestimmten Zeitabschnitt die Seeuntiefe trocken fiel und in Form einer kleinen, flachen Insel aus dem See ragte. Bei den jahreszeitlich bedingten Hochständen wurde sie überspült, wobei es zu sandigen Absätzen kam. Mit einem geringen Anstieg des Wasserspiegels kam es zur Bildung von Radizellentorf, bis eine neuerliche Auffüllung des Seebeckens eine Überflutung verursachte, in deren Folge dann die bislang gebildeten Ablagerungen durch Wellenschlag bis auf geringe Reste zerstört und abgetragen wurden (Mossler 1954, 92).

Diese Deutung sah der Geologe Fritz Brandtner (Wien, Untersuchung von Moor- und Seeböden) durch das Auffinden eines Bachbettes im südöstlichen Seebereich bestätigt. Das Bachbett mit Holz- und Holzkohleeinschwemmungen lag ca. 1,5 m unter dem heutigen Wasserspiegel. Für Brandtner ist dies ein Beweis für starke Seespiegelschwankungen. Seiner Meinung nach wurde der Pfahlbau in einer Trockenperiode angelegt. Beim Wiederansteigen des Seespiegels sind Hölzer und Holzkohlestücke aus der Siedlung in das Bachbett eingeschwemmt und durch Torfbildung überdeckt worden. Wenn das zutrifft, befand sich der Pfahlbau zur einen Hälfte im Wasser, da Pfähle bis in sechs Meter Tiefe vorhanden sind, und zur anderen Hälfte auf festem Untergrund (Anm.: Diese zweite Vermutung von Brandtner trifft höchstwahrscheinlich zu, wie neue Untersuchungen von Cichocki im August 2001 ergaben. Lt. Mündl. Mitt. von O. Cichocki.)


Dworsky 2021, Cyril; Meyer, Lieselore: → Die jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in Kärnten. Sonius 2021, S. 3–8.

Meyer 2020, Lieselore: → Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten.

Kleine Zeitung 2021. Kärnten: → Verborgener Schatz im Hafnersee; 7.1.2021

Curiosa

"Pfahlbauten" - Monopol

Der beschreibende Begriff „Pfahlbauten“ ist seit dem 4. Juni 2004 (nun verlängert bis 31.10.2033) eine eingetragene Marke [= ein immaterielles Monopolrecht] beim Deutschen Patent- und Markenamt. Inhaber der Wortmarke → „Pfahlbauten“ mit der Registernummer 30355957 ist der Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde e. V. [= "Unteruhldingen"].


"Geheime" Gesetze?

Wie den nachstehenden offiziellen Informationen zu entnehmen ist gibt es ein - sehr sinnvolles - gesetzliches Tauchverbot zum Schutz von Pfahlbauten. Die diesbezügliche Regelung ist aber nicht auffindbar (weder RIS noch Oberösterreich noch BH-Bescheid).

Pohl 2022, Henrik: → Welterbetag 2022: Pfahlbauten hautnah – Eine Tauchexkursion zur Siedlung See am Mondsee: „Die Fundstellen der Pfahlbauten in den österreichischen Seen unter Wasser sind nicht nur verborgen und damit so unsichtbar wie unzugänglich, auch gehört zu den Schutzmaßnahmen der Welterbestätten ein allgemeines Tauchverbot. Dies kann durch personalisierte Ausnahmegenehmigungen (z.B. zur Erforschung und Kontrolle der Fundstellen) aufgehoben werden und dient dazu, den unkontrollierten Zugang zu den empfindlichen Siedlungsresten einzuschränken.“

Dworsky 2018, Cyril: „… wäre es schon möglich zu einer der unter Wasser gelegenen prähistorischen Siedlungen, die Teil des UNESCO-Welterbes sind, in den Attersee, Mondsee oder Keutschacher See zu tauchen. Wirklich praktikabel ist das aber nicht. Schon alleine, weil die → Pfahlbauten in Österreich alle in Tauchverbotszonen liegen.“

Auskunft der → Oö Landesregierung vom 26.2.2013: „… teilen wir Ihnen mit, dass im Jahr 2012 insgesamt 3 Ausnahmegenehmigungen vom Tauchverbot im Attersee/Mondsee erteilt wurden. Zweck dieser Ausnahmen vom Tauchverbot waren: Entfernung von Müll, Monitoring unterwasserarchäologischer Fundstellen bzw. fotograph. Dokumentation von Arealen für Pfahlbauten.“


Der (logische) Test-Prüfer zum Pfahlbauproblem

Der Test-Prüfer: Lüdi, Werner: → Pfahlbauprobleme; In: "Bericht über das Geobotanische Forschungsinstitut Rübel in Zürich" 1950:108-139; v.a. S. 126 ff.

S. 134: „Angesichts der vielen gegen Zersetzung empfindlichen Fundstücke, wie Gewebe, bearbeitete Hölzer, Samen und andere Pflanzenreste, ist eine Häufung der Kulturschicht auf trockenem Boden kaum erklärlich, vermutlich am ehesten, wenn man annimmt, die ganze Siedlung sei durch plötzliche Überschwemmung zerstört worden und dabei dauernd unter das Wasser gekommen.“

Rucker, Christian: Untersuchung des energetischen Potentials einer verzögerten Hochwasserabgabe aus dem Attersee. Diplomarbeit 2007, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TU Graz

Literatur-Sammlung

ETHZ-Suche

Jungsteinsite.de: http://www.jungsteinsite.de/

Univ. Würzburg: Vorlesung: → Neolithikum 1 – Literaturliste

Univ. Würzburg: Vorlesung: → Neolithikum 2 – Literaturliste – alle Kulturen in Mitteleuropa

Plattform – Zeitschrift des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde e.V. 23/24, 2014/15. (Gunter Schoebel) → Der Südwesten – Zur Situation während des Nationalsozialismus; S. 54–71.


Matthias Hardt: → Seen und Kulturlandschaftsentwicklung in Mitteleuropa - Von den Feuchtbodensiedlungen des Neolithikums bis zu den modernen Tagebaufolgelandschaften. In: Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie 27, 2009, S. 7–30. (Überblick zu Pfahlbauten)

Staudacher-Buchau, W.: Gab es in vorgeschichtlicher Zeit am Federsee wirklich Pfahlbauten?; Praehistor. Zs. 1925, 16(1), p. 45-58.

Reinerth, Hans: Die Pfahlbauten des Federseemoores. Praehistor. Zs. 1927

Reinerth, Hans: Zur Pfahlbaufrage. PrHistor. Zs. 1927. Die Pfahlbauten standen seit der Eiszeit wg. TROCKENHEIT auf dem TROCKENEN.
«Wir müssen deshalb für alle bisher ohne Unterschied als Pfahlbauten bezeichneten Steinzeitdörfer am See annehmen, daß sie nicht im Wasser, sondern an dessen Ufer errichtet waren, so daß die Hauptmasse der Häuser auf trockenen Boden ohne Pfahlrost errichtet werden konnte und nur die äußersten Häuser, die den Verkehr mit dem See vermittelten und bei Hochwasser unter Wasser kamen, Pfahlbauten waren.»

Ischer, Theophil: → Waren die Pfahlbauten der Schweizer Seen Land- oder Wassersiedlungen? Anzeiger für schweizerische Altertumskunde 1928 VERSUCH: "VERNICHTUNG von REINERTH"

Lüning, Jens: → Zum Kulturbegriff im Neolithikum Prähist. Zeitschr. 47, 1972, 145-173.

Schier, Wolfram: → Extensiver Brandfeldbau und die Ausbreitung der neolithischen Wirtschaftsweise in Mitteleuropa und Südskandinavien am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. Prähistorische Zs., 2009.

Schier, Wolfram, Ehrmann, Otto u. Rösch, Manfred: → Experimentelle Rekonstruktion eines jungneolithischen Wald-Feldbaus mit Feuereinsatz – ein multidisziplinäres Forschungsprojekt zur Wirtschaftsarchäologie und Landschaftsökologie, Prähistorische Zs., 2009.

KULTURELLES:

Dusseldorp, Gerrit L., Amkreutz, Luc: → Foraging for Farmers? An evolutionary perspective on the process of Neolithisation in NW Europe – A case study from the Low Countries Prähitorische Zs. 2015

Przybyła, Marcin: → Mating systems in prehistoric populations. An evolutionary approach and archaeological evidence Prähistorische Zs. 2013

RESEARCHGATE-Quelle zu JACOMET

Jacomet, St.: → Plant economy and village life in Neolithic lake dwellings at the time of the Alpine Iceman (--> Arbeiten wd. des Jahres …) Zs. Vegetation History and Archaeobotany · January 2009

Jacomet, St. et al.: → Archäobotanik am Zürichsee. Ackerbau, Sammelwirtschaft und Umwelt von neolitischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen im Raum Zürich. Ergebnisse von Untersuchungen pflanzlicher Makroreste der Jahre 1979-1988. ZUSAMMENFASSUNG

Jacomet, St.: → Soziale Verhältnisse vor 5400 Jahren (betrifft: Spezialisierungen in Arbon Bleiche; Zuwanderer vom Wr. Becken)

Jacomet et al.: → Bauern, Fischerinnen und Jäger: Unterschiedliche Ressourcen- und Landschaftsnutzung in der neolithischen Siedlung Arbon Bleiche 3 (Thurgau, Schweiz)?

Jacomet et al.: → Archäobiologie als sozialgeschichtliche Informationsquelle: ein bislang vernachlässigtes Forschungspotential

Jacomet, St. et al.: → Bauern, Fischerinnen und Jäger: Unterschiedliche Ressourcen- und Landschaftsnutzung in der neolithischen Siedlung Arbon Bleiche 3 (Thurgau, Schweiz)?

Jacomet, St., Leuzinger, Urs u. Schibler, Jörg: → Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon I Bleiche; Teil 3 Umwelt und Wirtschaft (2004)

Jacomet, St. et al.: → Neolithic Lake Dwellings in the Alpine Region (HQ allgem. Darstellg.)

Jacomet, St. u.Schibler, Jörg: → Subsistenzwirtschaft aus archäo(bio)logischer Sicht (2010)
... jedoch ist nicht mit einer häufigen Verlegung der bewirtschafteten Flächen zu rechnen: Diese müssen einen großen Wert dargestellt haben, hatte man sie einmal dem Wald abgerungen. Mit traditionellen Methoden (Pflanzensoziologie, ökologische Zeigerwerte, Arealkunde) ausgewertete Unkrautspektren, mindestens des Jung- und Endneolithikums, deuten jedenfalls auf dauerhaft bewirtschaftete Flächen hin (zusammenfassend etwa Hosch & Jacomet 2004, 128 ff.).