Mondsee-Gruppe 1998: Unterschied zwischen den Versionen

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Ruttkay handelt in der Folge ausführlich (über 2 Seiten) zur Keramik der Mondsee-Gruppe im Vergleich zu anderen Gruppierungen, ohne zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.
 
Ruttkay handelt in der Folge ausführlich (über 2 Seiten) zur Keramik der Mondsee-Gruppe im Vergleich zu anderen Gruppierungen, ohne zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.
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[[Datei: Gilot Mahieu.jpeg|thumb|320px| <sup>14</sup>C-Daten und Kalibrierung nach Gilot Mahieu 1987]]
  
 
In einer Tabelle zeigt sie 21 Radiokarbondaten der Stationen Abtsdorf I und III, Attersee, Kammer, 3 von Misling II, Misling I, 4 von Mooswinkel, 4 von Scharfling, 3 von See/Mondsee und 2 von Weiregg I, die auch nach Gilot und Mahieu kalibriert sind.
 
In einer Tabelle zeigt sie 21 Radiokarbondaten der Stationen Abtsdorf I und III, Attersee, Kammer, 3 von Misling II, Misling I, 4 von Mooswinkel, 4 von Scharfling, 3 von See/Mondsee und 2 von Weiregg I, die auch nach Gilot und Mahieu kalibriert sind.

Aktuelle Version vom 25. Mai 2024, 16:29 Uhr

Ruttkay 1998, Elisabeth: Die Mondseegruppe (S. 344–350). 4. Abschnitt im Kapitel IX: Älteres Jungneolithikum im Gebiet der östlichen Ausläufer der Alpen.

4. Die Mondsee-Gruppe

4.1 Materielle Kultur und chronologische Einordnung

Die Mondsee-Gruppe Ist die erste neolithische Kultur im Salzkammergut. Die östliche Linienbandkeramik gelangte nur bis zum Raum Linz; später machte sich auch die Lengyel-Kultur (auch nur) bis zu dieser Gegend bemerkbar. Vom Westen her erreichte die bayerische Oberlauterbach-Gruppe die Salzach und weiter nach Osten den Umkreis von Linz. Erst zur Epilengyelzeit wird die unmittelbare Nachbarschaft der Salzkammergutseen entlang der Traun und im Raum Salzburg von einer einheitlichen Kulturformung, der bayerischen Münchshöfener Gruppe, besiedelt. Münchshöfener Elemente konnten in der Keramiktypologie der voll ausgeprägten Mondsee-Keramik noch nicht ausfindig gemacht werden.

Ruttkay fasst die Ideen Willvonseders zusammen: auf ein hypothetisches einheimisches Münchshöfener Substrat traf ein Impuls aus der mährisch-österreichischen Trichterbecherkultur (mährisch-österreichische Baalberger Gruppe). Er vermittelte eine Mobilität, deren Ausgangspunkt in dem kupferreichen Karpatenbecken zu suchen ist. Durch diesen Impuls gelangte, wahrscheinlich auf dem Weg entlang der Donau, Ostkupfer nach Westen – ein auch heute denkbares Modell.

Nach Diskussion von Driehaus, und Menghin kommt sie zum Schluss, dass die Mondsee-Gruppe „nicht durch ihre verzierte Ware, sondern vielmehr durch ihre Gebrauchskeramik charakterisiert werden soll.

In der Gebrauchskeramik des Nordalpinen Kreises verdienen der große Topf mit oder ohne Randleiste, mitunter mit Schlickrauhung – „Pfahlbautopf“ – als nordischer Beitrag, und Kanne/Krug als Lengyel-Erbe, hervorgehoben zu werden. Als wichtige Komponente des Nordalpinen Kreises müssen auch die Streitäxte aus Felsgestein gelten. Die Michelsberger Kultur besitzt zwar auch die oben aufgezählten Qualitäten, setzt sich aber durch ihre kennzeichnende Rundbogigkeit von den Gruppen des Nordalpinen Kreises ab.

Wenngleich Driehaus Mondsee jünger einstufte, kann heute als sicher gelten, „dass die Anfänge der Mondsee-Gruppe viel älter anzusetzen sind und Mondsee nicht als eine endneolithische Gruppe anzusprechen ist“, weil typologische Untersuchungen ebenso wie die 14C-Daten es eindeutig verlangen.

Ruttkay handelt in der Folge ausführlich (über 2 Seiten) zur Keramik der Mondsee-Gruppe im Vergleich zu anderen Gruppierungen, ohne zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.

14C-Daten und Kalibrierung nach Gilot Mahieu 1987

In einer Tabelle zeigt sie 21 Radiokarbondaten der Stationen Abtsdorf I und III, Attersee, Kammer, 3 von Misling II, Misling I, 4 von Mooswinkel, 4 von Scharfling, 3 von See/Mondsee und 2 von Weiregg I, die auch nach Gilot und Mahieu kalibriert sind.

In der Folge präsentiert sie eine graphische Gruppen-Kalibration der 14C-Daten anhand von Berechnungen von Peter Stadler des NHM Wien.

Die Siedlungen brechen im Endneolithikum ab, bis das Gebiet in der Zeit der entwickelten Frühbronzezeit wieder durch die „Attersee-Gruppe“ besiedelt wird. Dieser Hiatus in der Besiedlung der Seeuferpartien wurde nicht nur für die Salzkammergutseen' Österreichs, sondern auch für die Feuchtbodensiedlungen Südwestdeutschlands festgestellt (Schlichtherle 1984, Becker, Strahm 1987).

4.2 Frühe Metallurgie

Über die Baubestandteile der Stationen, die Wirtschaftsbasis der Mondsee-Gruppe, über die Pflanzen- und Tierreste aus den Siedlungen hat unlängst J. Offenberger ausführlich referiert (Offenberger 1981). Ein Aspekt des Wirtschaftslebens, die frühe Metallurgie, muss jedoch noch diskutiert werden, da sie in der kulturgeschichtlichen Einstufung der Mondsee-Gruppe besondere Wichtigkeit besitzt. Es sind zunächst aus den Seestationen solche jungneolithischen/kupferzeitlichen Kupferfunde zu registrieren, die aus Ostkupfer oder Gediegenkupfer bestehen und sich als Handelsgut aus dem Osten ansprechen lassen, wie die längeren Flachbeile und die Dolche mit Mittelrippe (Willvonseder 1963/68, Taf. 9, 20,2 und 21,7). Sie besitzen datierbare Gegenstücke im Osten (Novotná 1970, Taf. 148,B,1; 1982). Die Drahtspiralen und das Messerchen mit konvexer Schneide (Willvonseder 1963/69, Taf. 24,30 und 26,6) sind anscheinend im Bereich der Mondsee-Gruppe aus eingehandeltem Ostkupfer hergestellte einheimische Produkte, wie möglicherweise auch noch weitere einfachere Typen, z.B. Angelhaken und Ahlen.

Den größten Bestand an Kupfergeräten besitzt die Mondsee-Gruppe in Form kleiner trapezförmiger Flachbeile Typus Altheim. B. Ottaway (1982, 300 f.) konnte aus den Stationen der Salzkammergutseen 30 Stück listenmäßig erfassen. Es liegen auch spektralanalytische Untersuchungen vor: die in Wien vorgenommenen ergaben nebeneinander Ostkupfer und ostalpines Kupfer als Material. Da für die Flachbeile aus den Seestationen auch Gussformen bekannt geworden sind, können sie als einheimische Produkte betrachtet werden (Mayer 1977, Nr. 169, 170 u. 171).

Diese Tatsache bedeutet, dass die ostalpinen Abbaustellen bereits in der Zeit der Mondsee-Gruppe als Rohstofflieferanten wirkten, obwohl nach wie vor die Bergbaugeschichte in den Alpen nur bis an den Anfang der mittleren Bronzezeit zurückzuverfolgen ist (Eibner 1982).

Metallurgische Untersuchungen der Stuttgarter Arbeitsgruppe und von B. Ottaway (1982, 192) haben Kupfer mit Spuren von Arsen bei einer großen Anzahl dieser Beile feststellen können, somit ein Kupfer, das dem vom Typus Mitterberg entspricht (Mayer 1977, 57, Anm. 11). Diese Kupferart mit Spuren von von Arsen (E01) wurde in den Kupferfunden aus der Siedlung der böhmischen Baalberger Gruppe von Makoreasy registriert (Mastalka/Frana 1985).

Die Analyse von 150 Flachbeilen Zentraleuropas, darunter auch Mondsee-Beile, durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft für Metallurgie des Altertums am Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, erbrachte 31 Stück mit Zinn (Spindler 1971a, 208). Aus dem Bestand der Stationen der Mondsee-Gruppe können noch weitere spätneolithische Metalltypen namhaft gemacht werden, wie der Griffplattendolch mit Mittelgrat (Willvonseder 1963/68, Taf. 21,8) und das Messerchen mit konvexer Schneide (Willvonseder 1963/68, Taf. 21,3), die aus zinnhaltigem Kupfer bestehen; ein Hinweis, dass in den Stationen nicht ausschließlich Ostkupfer bzw. Ostalpinkupfer, Typus Mitterberg, sondern auch andere Kupferarten verarbeitet wurden. Dass Metallguss und sonstige metallurgische Arbeiten in den Pfahlbausiedlungen stattgefunden haben, ist anhand von Gusskuchen, Gusstropfen, Metallschlacken und Gusstiegeln ersichtlich (Willvonseder 1963/68, 238).